Manny 4 – Türchen 13

„Woher kennt ihr euch?“, rutschte es mir heraus.

Meine Neugier war mal wieder nicht zu bremsen. Levi schaute mich mit großen Augen an, obwohl ich wusste, dass ihm die gleiche Frage auf der Zunge lag. Mike Fröhlichkeit wich etwas.

„… über Finley…“, antwortete Mike etwas betroffen.

„Wollt ihr euch nicht setzten“, meinte Levi.

„Oh sorry, ich wollte eigentlich nicht stören…“

„Du störst doch nie“, grinste Levi ihn an.

Man setzte sich und ich servierte die Getränke.

„Mike, auch etwas?“

„Kaffee“, grinste mein Bruder nun wieder.

„Kann es sein, dass das dein kleiner Bruder Marcus ist? Sein Gesicht kam mir gleich so bekannt vor.“

„Sie kennen mich“, fragte ich entsetzt.

„Kennen nicht direkt, aber Michael hat viel von ihnen erzählt. Sie kamen mir an der Haustür, gleich so bekannt vor.“

So, hat er das. Levi grinste nun noch breiter. Ich düste schnell in Küche und kam wenige Augenblicke später mit Mikes Kaffee zurück.

„… tätigt unsere Firma den Ausbau von Levis Dachgeschoss.“

„Du bist also in der Firma deines Vaters geblieben?“

Mike nickte und ich stellte seinen Kaffee ab. Fragend schaute ich Mike an und ließ mich neben Levi nieder.

„… ähm…, davon weiß niemand was, als ich damals Finley und später auch Charlotte und die anderen kennen lernte, war das eine total neue Welt für mich. Da habe ich überlegt, ob ich nicht hier her ziehen soll, mir was Neues oder Eigenes zu suchen.“

„Also hast du mit diesem Gedanken doch schon gespielt!“, sagte ich.

„Und was hat dich daran gehindert?“, wollte Levi nun wissen.

„Das plötzliche Verschwinden von Finley und seiner Familie…“

„Stimmt, …irgendwie ist danach alles auseinander gebrochen…“, sinnierte Mrs. Nelson.

Es herrschte kurz Schweigen am Tisch.

„Oh, entschuldigen sie bitte Mr. Scott, wir sind total vom Thema abgekommen… ihre Klimaanlage“, meinte Mrs. Nelson verlegen.

„Kein Problem! Es ist interessant, dies alles zu erfahren. Schließlich lebe ich auch schon lange in diesem Viertel und habe Finley auch gekannt.“

„Du hast das Geschäft deines Vaters übernommen?“, fragte Mike.

„Nicht ganz…, wir sind Partner…, mein alter Herr hält immer noch die Fäden in der Hand.“

Kam mir bekannt vor.

„So wie bei mir, meine beiden Brüder und ich arbeiten ebenso als „Partner“ in der Firma.“

Mike malte dazu Anführungsstriche in die Luft.

„Dann seid ihr beide hier bei Mr. Scott beschäftigt.

„Ja. So kann man es nennen“, antwortete Mike grinsend.

Verwirrt schaute Mrs. Nelson zwischen uns hin und her.

„Marcus ist meine Manny und kümmert sich um meine jüngeren Geschwister und den Haushalt“, meinte Levi amüsiert.

Mit großen Augen schaute mich Mrs. Nelson an.

„Manny…“, blabberte sie meinem Freund nach und Levi und Mike fingen laut an zu lachen.

„Ja, unser jüngster hat sich für einen anderen Berufszweig entschieden“, setzte mein Bruder noch als Erklärung eins oben drauf.

„Ich …ich habe noch nie von einem Manny gehört, geschweige denn, dass es überhaupt welche gibt.“

„Wie ich schon zu meinem Chef sagte, nicht viele, aber es gibt uns!“

Mit großen Augen schaute mich die Frau an.

„Ich habe übrigens hier unsere Unterlagen, über die Anlage…“, riss alle aus dem Gedanken und schob einen Hefter Richtung Mrs. Nelson.

„Ich habe mir zu Hause am Computer schon ihre Daten der Klimaanlage angeschaut. Zum letzten Mal gereinigt würde sie vor fünf Jahren, außer sie haben eine andere Firma beauftragt, Mr. Scott.“

„Mrs. Nelson, hätten sie etwas dagegen, wenn wir uns mit Vornamen anreden, Michael kennen sie ja bereits und Marcus hat sicher nichts dagegen, mit ihm werden sie hauptsächlich zu tun haben, wie gesagt, er kümmert sich um das Häusliche und ich habe keine andere Firma beauftragt“, meinte Levi.

„Gerne!“, lächelte Charlotte, „wenn sie aber fünf Jahre nicht gereinigt wurde, büßt sie sicher an Leistung ein, außerdem würde ich vorschlagen, die Basistechnik zu erneuern, damit sie zum Beispiel, das Ganze auch vom Handy ansteuern können.“

Ich schaute Levi an, aber der nickte nur.

„Wo hängt dieses Ding überhaupt?“, kam es von Mike.

„Laut Unterlagen hinter dem Haus unter dem Dach“, antwortete Charlotte, „und wenn keine weitere Fragen bestehen, lasse ich ihnen Marcus den Kostenvoranschlag mit Arbeitsplan gegen morgen Mittag zu kommen“

„Kein Problem…“, sagte ich nur.

Sie fing an, ihrer Unterlagen zusammen zupacken.

„Michael, es wäre schön, wenn man sich mal wieder treffen könnte, über alte Zeiten plaudern und so.“

„Ich bin jeden Tag hier, also leicht zu finden.“

„Und du hast nie wieder etwas von Finley gehört?“

Betroffen sahen wir anderen uns an.

„Doch…“, antwortete Mike zögernd, „… und auch nur zufällig… Er hatte vor acht Jahren einen schweren Unfall und liegt seitdem in Koma…!“

„Mein Gott!“, kam es entsetzt von Charlotte.

*-*-*

„So klein ist die Welt“, meinte Levi zu mir, als die beiden gegangen waren.

„Ich werde mich schnell um das Essen kümmern, die Kids haben sicherlich schon Hunger.“

„Mich wundert eh, dass Noah sich noch nicht gemeldet hat.“

„Da hast du Recht!“

„Er saß in seinem Zimmer, als ich vorhin herunter kam.“

Neugierig wie wir waren, liefen Levi und ich nach oben. Noah fanden wir im Zimmer seiner Schwester, er lag auf dem Boden und malte. Ella schaute uns erstaunt an.

„Was ist?“, fragte sie.

„Ich habe mich nur gewundert, wo Noah steckt“, antworte Levi.

„Noah liegt auf dem Boden und malt Bilder für Ella!“, kam es vom jüngsten Spross der Familie.

Ich musste grinsen.

„Könnte der für Ella malende Noah Marcus helfen, den Tisch zu decken, damit wir essen können?“, fragte Levi.

Erst jetzt setzt sich Noah auf und schaute zu uns.

„Will aber Bild fertig malen!“, kam es postwendend von Noah.

„Lass mal, das schaffe ich gerade noch alleine“, meinte ich zu Levi.

Während Levi nach oben lief, begab ich hinunter in die Küche, die noch so aussah, wie ich sie verlassen hatte.. Ich stellte das Gas an und warf alles in die große Pfanne und solange das Ganze vor sich hin brutzelte, deckte ich den Tisch und verteilte die Gläser.

Gerade, als ich den Inhalt der Pfanne in eine Form umfüllte, machte sich der Rest der Hausbewohner bemerkbar, in dem sie die Treppe herunter polterten. Ella und Noah setzten sich und Levi holte die Getränke aus dem Kühlschrank. Ich stellte die Pasta auf den Tisch und ließ mich ebenso nieder.

Und schon konnte die Fütterung der wilden Tiere beginnen.

„Ella, darf ich dich etwas fragen?“

Sie schaute mich an.

„Um was geht es?“

„Robert…, wie geht es ihm?“

Sie hielt kurz inne.

„Das kann ich dir nicht einmal sagen, er ist sehr ruhig geworden.“

„Denkst du, er fühlt sie uns gegenüber irgendwie schuldig?“

Diese Frage hatte Levi gestellt.

„Wieso sollte er sich schuldig fühlen?“, fragte Ella verwirrt.

„… das was passiert ist, er hat ja auch erzählt, dass sich seine Mutter Vorwürfe macht.“

„Denkst du nicht nach dem Gespräch mit ihnen, hat sich das geklärt?“

„Mir ist halt nur aufgefallen, dass Robert uns gegenüber, sehr still geworden ist“, meinte ich.

Ella kaute nachdenklich auf ihrem Essen herum.

„Ach ich weiß auch nicht, den anderen ist auch schon aufgefallen, dass sich Robert komisch benimmt. Selbst die Lehrer fragten, ob etwas nicht stimmt, weil er sich am Unterricht nicht mehr beteiligt.“

Ich schaute zu Levi.

„Sollten wir vielleicht Levis Eltern auch zu dem Geburtstag einladen“, schlug ich vor.

„Nein“, kam es sofort von Ella.

Verwundert schaute ich sie an.

„Ella hat Recht, eigentlich sind es Fremde für uns“, sagte Levi.

„Stimmt, so gut kenne ich Robert jetzt auch nicht“, meinte Ella.

„War nur ein Vorschlag…, dass die Familie sieht, dass ihr keinen Groll gegen sie habt“, erklärte ich.

Nun waren beide still und am überlegen. Was Noah dachte, wusste ich nicht. Er starrte ins Leere, aber grinste dabei. Die Teller leerten sich und der Tisch wurde wieder abgeräumt. Ohne etwas groß zu sagen, verschwanden die drei wieder in die oberen Stockwerke.

War es falsch, dieses Thema anzuschneiden? Ich seufzte und begann mit der Reinigung der Küche.

*-*-*

Als ich später in Levis Schlafzimmer kam, lag er bereits im Bett. Ich löschte das Licht im Flur und gesellte mich zu ihm.

„Wieder ein ereignisreicher Tag vorüber“, meinte Levi und legte sein Buch zur Seite.

„Stimmt, ich freue mich schon aufs Wochenende und es wieder ruhiger im Haus ist.“

„Da gebe ich dir Recht!“

Ich legte mich ins Bett.

„War es falsch heute Abend beim Essen, das Thema Robert anzuschneiden?“

„Ich weiß es nicht! Mir ist das zwar auch aufgefallen, aber ich habe mir leider nicht so viele Gedanken darüber gemacht, wie du.“

Ich kuschelte mich in Levis Arm.

„Habe ich auch nicht, ich möchte nur nicht, dass der Junge irgendwie darunter leidet.“

„Hat er das nicht eh schon, wegen seiner Familie.“

Icxh zuckte mit den Schultern.“

„Du kannst nicht auf allen Baustellen gleichzeitig arbeiten“, meinte Levi leise.

Ich drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte.

„Wie meinst du das?“, wollte ich wissen.

„…, dass du genug Baustellen hier im Haus und in den zwei Familien hast! Du brauchst dich nicht noch um eine weitere Familie zu kümmern.“

Baustellen, so gesehen hatte er Recht, ich hatte genug um die Ohren, da sollte ich mir nicht noch mehr aufhalsen.

„… ich kann nichts dafür…, ich bin halt so.“

„Das liebe ich auch so an dir, aber du solltest auch etwas an dich denken, denn irgendwann könnte dir das alles über den Kopf wachsen.“

Levi sagte dies mit einer Ruhe, die mir eine Gänsehaut verpasste.

„Ich verspreche hoch und heilig auf mich aufzupassen!“, grinste ich ihn an.

Er gab mir einen Kuss.

„Ich werde dich daran erinnern! So und jetzt schlafen wir, morgen kommt der nächste ereignisreiche Tag“, meinte Levi und löschte sein Licht.

Dann kuschelte er sich dich an mich.

*-*-*

Der nächste Morgen begann wie immer. Joggen, bevor das Leben im Haus erwachte, Ella in die Schule bringen, mit Noah frühstücken. Wie gewohnt trafen mit Levis Rückkehr auch die ersten Bauarbeiter ein und der Lärm war vorprogrammiert.

Der Garten war fertig, die Firma hatte sich richtig ins Zeug gelegt. So stand dem Geburtstag der Zwillinge nichts mehr im Wege. Heute sollte nur noch alles entsorgt werden, was nicht in den Garten gehörte.

Mikes Trupp lag auch in den letzten Zügen. Das zweite Zimmer war auch fast fertig, bald konnte der Maler beginnen und der Fliesenleger kommen. Wenn alles so weiter lief, war zum Geburtstag alles fertig und Ella konnte ihr neues Zimmer beziehen.

Aber damit würde keine Ruhe einkehren, denn dann standen Noahs Zimmer auf dem Programm und die Renovierung seines Bades.

„Über was denkst du nach?“, riss mich Levi aus dem Gedanken, der mit mir wie immer am Küchentisch saß.

„Was noch alles ansteht.“

„Ich hoffe, du hast dir das gestern Abend nicht zu sehr zu Herzen genommen?“

„Nein, sicher nicht! Ich sagte ja schon gestern, ich sehne mich nach etwas Ruhe‘“, grinste ich ihn an.

„Sofie, ich glaube wir müssen dir eine neue Haushaltshilfe suchen, deine Küche ist Marcus zu laut!“

Sofia fing an zu lachen. Ich schreckte Levi die Zunge heraus und Noah fing an zu kichern.

„Hast du heute schon etwas geplant?“, wollte Levi wissen.

„Mit Noah sparzieren gehen und mich später um sein Lernmatrial kümmern und natürlicvh die übliche Hausarbeiten, die du mir aufbrummst!“

„Hausarbeiten… aha… soso! Noah, hol mal etwas zum Schreiben, damit wir für Marcus eine Liste schreiben können.“

Wieder fing Sofia an zu kichern.

Noah wollte schon aufstehen, aber Levi hielt ihn zurück.

„Bleib sitzen Noah, das war nur Spaß!“

Ich zog eine Schnute und nahm einen weiteren Schluck meines Kaffees.

„Guten Morgen Familie Scott!“, hörte ich Mike Stimme im Flur rufen.

Ich atmete tief durch. Aus war es mit der Ruhe, mein bruder war gekommen.

„Morgen Onkel Mike“, sagte Noah neben mir, als dieser die Küche betrat.

„Was für Überraschung hat mein kleiner Bruder heute parat?“, fragte Mike und legte seine hand auf meine Schulter.

„Überraschung? Hatten wir davon nicht genug?“, meinte ich leicht gefrustet.

Sofia reichte Mike seinen Kaffee.

„Danke Sofia!“, sagte Mike und ließ sich neben mir nieder.

„Ach Brüderchen, nimm es doch nicht so schwer!“, grinste er mich an.

„Du bist heute Morgen so gut gelaunt… ein bestimmter Grund.“

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