Manny 4 – Türchen 16

Endlich Freitag und endlich Wochenende. Mir war noch nie bewusst geworden, dass ich mich so über ein Wochenende freuen könnte. Wie jeden Freitag um diese Zeit stand ich mit Noah, vor der Schule, um Ella abzuholen.

Sie wusste nicht von unserer abendlichen Aktion, wie Noah, wollte levi sie auch damit überraschen. Da Noah neben mir anfing zu winken, musste Ella das Schulgebäude verlassen haben.

Wenig später tauchte sie mit ihren Freunden vor uns auf.

„Hallo Marcus, meinst du mein Bruder lässt mich heute Abend mit dem Anderen Film schauen gehen?

„Ähm… da solltest du wirklich mit deinem Bruder drüber reden…“

Fragend schaute mich Ella an. Na sauber, ich konnte nur hoffen, dass dies nicht zu einem weiteren Familienkrach führen würde. Verlegen lächelte ich zurück. Das war wirklich Levis Sache, nicht meine.

Es war meine Idee gewesen, aber hauptsächlich wegen Noah, dass er mal etwas anderes sieht. Das Ella eventuell andere Pläne hatte, daran hatte ich nicht gedacht. Sie war ein normaler Teenager, die außer ihrer Schule keine anderen Aktivitäten hatte.

So war es nur natürlich, dass sie den Wunsch äußerte sich mit Freunden zu treffen. Wie Levi das Ganze sah, war eine andere Sache. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er darauf bestand, dass Ella mitgehen würde.

Levi hatte selbst auf vieles verzichten müssen, seit er die Vormundschaft für seine Geschwister hatte übernehmen müssen. Dann noch der Ärger mit dem Großvater.

„Du bist so schweigsam“, riss mich Ella aus dem Gedanken.

„…oh sorry, ich war einfach nur im Gedanken.“

Das schien ihr zu genügen, denn sie führte ihr Gespräch mit Evelyn über Klamotten weiter. Kurzzeitig trafen sich Roberts und mein Blick. Verschüchtert schaute er weg. Noch so einer, dessen Gedankenwelt ich nicht erfassen konnte.

„Ist Levi schon zu Hause?“, fragte nun Noah.

„Weiß ich nicht Noah, aber er hat versprochen sich zu beeilen“, beantwortete ich die Frage des Jungen.

Die Anwesenheit von Levi war notwendig gewesen, so war er direkt nach dem Essen in die Firma gefahren. Mittlerweile hatten wir das Haus erreicht, man verabschiedete sich und macht aus, in Kontakt zu bleiben, wegen der bevorstehenden Party.

War mein Vorschlag Oma Frida vom Flughafen abzuholen, doch keine gute Idee gewesen. Als ich die Treppe zur Haustür hinauflief, bemerkte ich auf der Straße Levis Wagen, der sich uns schnell näherte.

Er parkte in einer der freien Parknischen und lief wenige Sekunden später auf uns zu.

„Hallo zusammen!“, rief er lächelnd.

Ob diese gute Laune noch lange anhalten würde, war fraglich. Mit gemischten Gefühlen, betrat ich das Haus und entledigte mich meiner Jacke. Noah war schon vorgegangen und im Wohnzimmer verschwunden, denn dahin waren wir nach dem Mittagessen miit den Malsachen umgezogen.

Er hatte angefangen, alles mit Farbe auszumalen.

„Wie war die Schule?“, hörte ich hinter mir Levi fragen.

„Eigentlich wie immer, das heißt, in Mathematik haben wir einen neuen Lehrer bekommen“, war Ellas Antwort.

„Gut nicht gut?“, fragte Levi und verschloss die Haustür.

„Kann ich dir nicht sagen, er scheint aber sehr streng zu sein ,hat die Klasse ein paar Mal ermahnt, sich doch besser auf die Aufgabe zu konzentrieren.“

„…ich wollte eigentlich fragen…“, diesen Satz hatten die Geschwister fast gleichzeitig gesagt.

„Erst du…!“, grinste Levi.

Ich war im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen geblieben und beobachtete die beiden.

„Ich wollte fragen, ob ich heute Abend mit Evelyn und Elijah zu Robert darf, wir wollen gemeinsam einen Film schauen?“

„Heute Abend?“

Das fröhliche Gesicht von Levi war verschwunden. Würde er jetzt laut werden?

„Warum gerade heute Abend?“, kam Levis Rückfrage etwas harsch.

Ella wich etwas zurück.

„Warum habe ich mir so etwas schon gedacht“, war Ellas trotzige Reaktion darauf.

Sie schnappte sich ihre Sachen und lief die Treppe hinauf.

„Stopp Ella, so habe ich das doch nicht gemeint!“

Auf der fünften Treppenstufe blieb sie stehen und drehte sich um.

„Hast du Angst, mir passiert etwas?“

„Nein Ella, ich habe nur etwas mit euch vor und es wäre wichtig, dass du dabei wärst… kannst du Robert nicht fragen, ob er das auf morgen verschieben kann?“

„Was ist so wichtig, dass du mich dabei haben willst?“

Nun schaute Levi zu mir. Er tat mir Leid, wollte er doch seine Geschwister überraschen. Etwas gedrückt lächelte ich und nickte ihm zu.

„… eigentlich wollte ich euch überraschen und zum Flughafen fahren…“

„Flughafen?“

„ja, Oma Frida kommt und ich wollte mich euch sie abholen.“

„Oma Frida kommt?“, fragte nun Ella lächelnd.

Sie war wieder drei Stufen weiter herunter gekommen.

„Ja, sie wollte uns besuchen, bei eurem Geburtstag dabei sein!“

Grinsend schaute ich Levi an. Das war nur die halbe Wahrheit. Laut Vanessa wollte sie wissen, wem ihr Enkel den Kopf so verdreht hat. Ella drehte sich auf der Treppe um und rannte nach oben.

„Ich ruf gleich Robert an, ob er das verschieben kann!“, rief sie noch, bevor sie im oberen Stockwerk verschwunden war.

Levi schaute zu mir und lächelte wieder.

„Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass sie so regiert‘“, meinte er und kam zu mir.

„Ich auch nicht“, entgegnete ich lächelnd, „sie kam aus der Schule und fragte, ob du sie heute Abend weglassen würdest.“

„Und was hast du gesagt?“

„Dass sie dass lieber mit dir direkt besprechen sollte.“

„Warum hast du ihr nicht gleich gesagt, was wir vorhaben?“

„Weil es deine Überraschung sein sollte!“

„Danke“, meinte Levi und gab mir einen Kuss.

*-*-*

Der JFK Flughafen war leicht für uns zu erreichen, dennoch fuhren wir etwas früher los, hauptsächlich wegen Noah. Er hatte sich anfangs gewehrt mitzugehen. Nur durch gutes ‚Zureden von Ella, war er überhaupt dazu zu bewegen, ins Auto einzusteigen.

Über die Futron Street ging es quer hinüber zu Howard Beach, auf dessen Areal der Flughafen lag. Der Verkehr war mäßig um diese Zeit, so kam Levi recht zügig voran. Wie vorher vermutet klebte Noah an der Scheibe und zog alles in sich auf.

Es war am Dunkel werden und die vielen Lichter draußen schienen ihn zu faszinieren. Als wir dann die 767 befuhren, die Zufahrt zum Flughafen, waren schon die ersten Flugzeuge zu sehen.

„Noah schau, da landet gerade ein Flugzeug“, meinte Levi und zeigte nach vorne.

Noahs Kopf erschein zwischen uns beiden.

„Ist da Oma Frida drin?“

„Nein, da noch nicht, Oma Frida kommt in einer halben Stunde!“

„Ist Tante Vanessa auch da?“, kam es von der Rückbank, wo Ella saß.

„Ja natürlich, wo sonst soll Oma Frieda denn wohnen?“, beantwortete Levi ihre Frage.

„Tante Vanessa ist da?“, fragte nun ein freudenstrahlender Noah.

„Ja!“, antwortete ich.

Es dauerte natürlich noch eine Weile, bis wir die geeignete Parkfläche erreichten, weswegen Noah leicht anfing zu nerven. Er fragte ständig, wann wir endlich da sind. Eine weitere Maschine, die im Landeanflug war, ließ ihn dann aber verstummen.

„Wo treffen wir Vanessa“, fragte ich bei Aussteigen.

„Sie meinte, sie wartete direkt am Eingang auf uns.“

Es dauerte noch eine Weile bis wir laufend den Eingang, des riesigen glasrunden Terminals erreichten.

„Da ist Tante Vanessa“, rief Ella und zeigte auf den Eingang.

Der Einlass war zwar gut beleuchtet, aber bei der Flut von Menschen, die ihn betraten oder verließen, war es schwierig Vanessa zu finden. Erst als sie uns wild zuwinkte, erkannte ich sie.

Noah hüpfte darauf hin auf und ab, blieb aber brav an der Hand seines Bruders. Bei Vanessa angekommen, ließ er sich aber lange umarmen. Auch wir anderen wurden begrüßt. Nun an der Hand von Vanessa, konnte es weiter gehen.

„Zu welchem Terminal müssen wir?“, fragte Ella, die auf das große Display der Ankunftszeiten schaute.

„Terminal Neun – 42!“

„Dann sollten wir uns auf den Weg machen“, sagte Levi.

Auf dem Weg wechselte Noah wieder zu Levi, ihm schienen es wohl doch zu viele Menschen, die hier um die Uhrzeit noch unterwegs waren. Als wir das Gate dann endlich erreicht hatten wurde Oma Fridas Maschine angekündigt.

„Noah schau“, meinte Ella und zeigte durch die Scheibe nach draußen.

Trotz der hereinbrechenden Dunkelheit konnte man die Maschine noch deutlich sehen.

„Ist die groß!“, meinte Noah.

Er klebte regelrecht an der Scheibe.

„Die wird noch größer!“, sagte ich, „warte bis sie hier her rollt.“

Mit großen Augen schaute Noah mich an, bevor er wieder den Kopf Richtung Scheibe drehte. Die Landung schien normal zu verlaufen und die Maschine rollte auf dem Rollfeld aus, bevor sie dann zum Terminal abbog.

Langsam kam sie näher und wurde wirklich größer. Das merkte man daran, dass Noah langsam zurück wich und irgendwann hinter seinem Bruder stand. Ich konnte nicht anders und lächelte.

Aber ich dachte, es hatte den gewünschten Effekt, dass Noah mal etwas anderes sieht.

„Sitz da Oma drin?“, sagte Noah leise und zeigte an Levi vorbei auf das Flugzeug, welches nun bedrohlich nahe vor uns zum Stehen kam. Ich schnappte mir seine Hand und zog ihn ans Fenster.

„Wenn deine Oma einen Fensterplatz hat, kann sie dich vielleicht schon sehen.“

„Wie kommt Oma da jetzt raus?“

Eine logische Frage, wenn man das noch nie gesehen hatte. Der Auslagearm setzte sich in Bewegung und fuhr mit seinem Kopfstück Richtung Tür.

„Siehst du, da fährt eine… Brücke hin“, anders wusste ich es nicht zu erklären, „… und wenn die am Flugzeug fest gemacht ist, können die Leute herrüber laufen und kommen dann da drüber hinter der Glasscheibe heraus.“

Ich zeigte auf den Ausgang der Gangway, wo bald viele Leute heraus kommen würden. Noah zitterte leicht, also hatte er Angst.

„Hat Oma gesagt, wie lange sie bleibt?“, wollte Ella von Vanessa wissen.

„Dazu hat sie sich noch nicht geäußert, aber ich denke, sie wird uns schon eine Weile erhalten bleiben, wo ihr euch doch so selten seht. Aber sie ist sicher nur wegen eurem Geburtstag gekommen.“

Dabei sah Vanessa Levi grinsend an, der doch tatsächlich etwas rot wurde.

„Egal, ich freu mich dass sie da ist!“, kam es von Ella.

Ich widmete mich wieder noch, der immer noch fasziniert auf die Maschine schaute.

„Siehst du den kleinen Wagen mit den vielen Hängern?“, fragte ich.

Noah nickte.

„Da kommt das Gepäck der Leute drauf, auch der Koffer von Oma.“

„Das ist hoch, werfen die das runter?“

Ich brauchte kurz, bis ich verstand, was er meinte.

„Nein, siehst du da hinten den LKW, mit dem komischen Ding oben drauf, das ist ein Förderband.“

„Noah hat kein LKW, der so aussieht… Marcus, was ist ein Förderband?“

„Du wirst es gleich sehen. Da schau, der LKW fährt nun auch an die Maschine. Dann machen die Leute hinten die Tür auf und legen dann die Koffer auf das Band. Das fährt dann alleine runter und unten können Leute das dann abladen.“

„Und dann?“

„Dann fährt der Wagen mit den vielen Anhängern voll mit Koffern, rüber zu dem Haus. Dann können wir den Koffer von deiner Oma dort abholen, aber jetzt gehen wir da rüber und warten, dass deine Oma heraus kommt.“

„Besser hätte ich das auch nicht erklären können“, hörte ich Vanessa zu Levi sagen.

So lief unsere kleine Gruppe zum Ausgang des Gates.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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