Ich ruhte auf meinem Liegestuhl, als Oliver und William sich wieder blicken ließen.
„Wir sollten dass öfter machen, mir tun zwar alle Knochen weh, aber es tut auch gut.“, meinte William, der nach seinem Handtuch griff und sich abtrocknete.
„Wenn wir mehr Zeit hätten, aber Abends bin ich viel zu geschafft, mich irgendwo hinzubewegen“, sagte Oliver und ließ sich neben mir nieder.
„Du gehst aber oft einen Trinken“, widersprach William.
„Das war doch nur am Wochenende!“
„Die Sache mit Aiden war auch unter der Woche.“
Ich wunderte mich, warum Oliver jetzt schwieg.
„Aiden… Aiden ist ein Kapitel für sich…, darüber möchte ich nicht reden.“
„Geht dir das so nahe?“
„Was soll ich groß sagen, ich dachte er wäre mein bester Freund.“
„Und dann enttäuscht er dich so. Hat er sich denn noch einmal gemeldet?“
„Nein und ich will ihn auch nicht wieder sehen!“, kam es trotzig von Oliver.
„Auch wenn ich ewig an ihn erinnert werde!“, er zeigte auf seinen Arm, „ich hätte nie gedacht, dass er so ein homophobes Arschloch ist.“
„Du solltest endlich mit der Sache abschließen!“
„Leichter gesagt als getan…! Wenn ich mir meinen kleinen Bruder ansehe“, damit war wohl ich gemeint, „wie glücklich er ist und jetzt auch Mike…“
Beide schauten in das Becken, wo Mike und Jordan immer noch herum tollten. Ich nahm meine Wasserflasche und trank einen Schluck.
„… frage ich mich, ob da mehr war…, also ich meine… Aiden und ich verstanden uns so gut…“
„Du und Aiden? Sorry Bruder, dass glaube ich nicht!“Du magst zwar recht haben, denn seit ich Levi und Marcus ständig sehe, denke ich auch darüber nach wie es wäre, wenn ich einen Freund hätte.“
Hörte ich richtig? Ich verschluckte mich und spuckte das Wasser in einem Hustanfall wieder aus.
„Mensch Marcus, kannst du dich nicht benehmen?“, lachte Oliver.
„Was denn? Wenn ihr solche Brüller loslasst!“, meckerte ich, als ich mich etwas beruhigt hatte.
„Was ist denn hier los?“, fragte Levi, die nun auch endlich aus dem Wasser kamen.
Noah hatte schon blaue Lippen.
„Dein möchte-gern-Schwager Oliver überlegt, ob er nicht die Seiten wechseln soll“, sagte ich süffisant.
„Oliver?“, fragte Levi verwundert und begann seinen kleinen Bruder trocken zu rubbeln.
„Das habe ich nicht gesagt!“, kam es gleich von Oliver, „jedenfalls nicht so!“
„Robert… dein Handy blinkt“, hörte ich Ella sagen.
Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie Robert das Handy nahm, etwas lass und dann das Handy fallen ließ.
„Ist alles in Ordnung Robert?“, fragte Ella.
Der Junge ließ sich auf seine Liege fallen, oder zog es ihm die Beine weg? Seine Augen waren glasig. Ella hob das Handy auf und bekam große Augen.
„Seine Mutter schreibt ihm, dass er zu Hause niemand antrifft, sie sind alle im Krankenhaus.“
„Ist etwas passiert?“, fragte Levi besorgt.
„Finley ist aufgewacht“, sagte Robert leise.
*-*-*
Mit Engelszungen konnten wir meine drei Brüder überreden, doch im Schwimmcenter zu bleiben, während wir zum Krankenhaus fuhren. Das hätte noch gefehlt, wenn wir mit dem ganzen Trupp einfielen.
Alleine wir waren ja so zu sagen Fremde, auch wenn wir die Familie kannten und Levi einmal mit Finley befreundet war. Die ganze Fahrt über schwieg Robert, nur vereinzelt liefen Tränen über seine Wangen.
„Schade, dass wir nicht mehr erfahren konnten, es geht leider keiner ans Handy“, meinte Levi
„Du wirst es schon früh genug erfahren, wie es deinem Finley geht“, meinte ich grinsend.
„Wieso meinem Finley, bist du jetzt eifersüchtig oder was?“
„Schreitet nicht!“, kam es von Ella, „findet ihr nicht, dass ist jetzt unpassend?“
„Sorry Ella! Ich habe mich falsch ausgedrückt und bin auch nicht eifersüchtig.“
Levi warf mir einen sauren Blick zu. Aber er schwieg! Kein Sterbens Wörtchen kam mehr über seine Lippen und es dauerte schon eine Weile, bis wir wieder Brooklyn erreichten. Der Schuss ging wohl nach hinten los, so hatte ich das wirklich nicht gemeint.
Das Krankenhaus selbst, befand sich auf der anderen Seite von Brooklyn. Als wir das Brooklyn Medicalcenter dann schließlich erreichten, wollten die anderen schon aussteigen.
„Findet ihr nicht, Robert sollte da alleine hin eingehen? Es ist seine Familie!“, sagte ich.
„Also ich lass Robert jetzt nicht alleine“, kam es von Ella und schon war sie draußen.
Noah hatte von all dem nichts mitbekommen, saß in der Mitte und schlief.
„Gut, dann geht, ich bleibe bei Noah, bis er aufwacht!“
Nun stieg auch Levi aus, immer noch schweigsam. Hatte ich ihn jetzt so verärgert? Noah rührte sich nicht, auch als Levi die Tür zu warf. Ich seufzte und schaute Levi hinter her, wie er den Kids folgte.
*-*-*
Irgendwann entschloss ich mich dann doch Noah zu wecken. Levi und Ella waren immer noch nicht zurück gekommen. Der Junge war echt im Tiefschlaf, denn ich hatte meine Mühe ihn zu wecken.
Das Schwimmen musste ihn wohl sehr geschafft haben. Mein Handy fippte. Mike.
„Hallo Mike…“
„… Hi! Wie geht es Finley?“
„Weiß ich nicht, sitze im Auto.“
„Wieso sitzt du im Auto?“
„Weil Noah bis jetzt geschlafen hat, ich kann ihn ja schlecht alleine hier lassen!“
„Dann geh gefälligst rein und teile mir dann mit, wie es Finley geht!“
„Sag mal, bin ich dein Privatsekretär, oder was?“
„Nein, mein mich liebender Bruder, der Informationen für mich einholt“, hört ich Mikes kichernde Stimme in der Leitung.
„Okay ich geh hinein, aber ich kann dir nicht versprechen, irgendwelche Informationen zu bekommen!“
„Mir egal wie du das anstellst! Ich rufe Charlotte jetzt noch an, die sollte es auch wissen!“
„Wie kommst du jetzt auf Charlotte?“
„Das erkläre ich dir später…“
Was wusste er, was ich nicht wusste?“
„… ich denke aber, sie hat ein Recht es zu erfahren!“
„Wie du meinst, dann bis später!“
Ich drückte das Gespräch weg.
„Marcus, wo ist Levi?“, machte sich Noah plötzlich bemerkbar.
„Da drinnen!“
Noch leicht angesäuert, hatte ich mich wohl im Ton vergriffen. Noah zuckte etwas zurück. Ich atmete tief durch.
„Sollen wir Levi suchen gehen?“, fragte ich ein paar Töne liebevoller.
Noah nickte.
„Komm dann lass uns aussteigen, aber schön bei mir bleiben!“
Ich zog den Schlüssel ab, denn Levi hatte stecken lassen, stieg aus und schloss den Wagen. Noah schnappte sich meine Hand. Gemeinsam betraten wir das Krankenhaus.
„Wo ist Levi?“, fragte Noah.
„Gute Frage, ich denke, wir müssen nachfragen!“
So lief ich mit Noah an der Hand an den Empfang.
„Was kann ich für sie tun?“, fragte eine freundliche Schwester hinter dem Schalter.
„Könnten sie mir vielleicht sagen, wo sich das Zimmer von Finley Parker befindet?“
„Einen Moment…“
Sie gab etwas am Computer ein, dann schaute sie wieder auf.
„Zimmer 316 im dritten Stock. Wenn sie den Aufzug nutzen wollen, da drüben rechts.“
„Vielen Dank!“
Noah gähnte neben mir. So zog ich ihn zum Aufzug.
„Weißt du wo Levi ist?“
„Ja und wir sind gleich bei ihm.“
Natürlich war mir aufgefallen, dass sich Noah unwohl fühlte, sonst würde auch nicht so nach Levi fragen. Ich wollte ihn den Knopf betätigen lassen, aber da wir nicht alleine im Aufzug waren, verfiel er seiner alten Angewohnheit und versteckte sich hinter mir.
So drückte ich den dritten Knopf und war froh, dass sich der Aufzug endlich in Bewegung setzt. Oben angekommen, versuchte ich mich an Hand der Schilder zu orientieren, in welche Richtung wir mussten.
Endlich angekommen, schaute ich erst durch das schmale Fenster der Tür. Levi und Ella standen etwas abseits, während die Familie am Bett war. Ein kleiner blonder saß auf dem Bett. Finley selbst war leider verdeckt.
So klopfte ich an und betrat mit Noah das Zimmer.
„Entschuldigung die Störung… Levi, dein Bruder will unbedingt zu dir!“
Ich nickte dem Ehepaar zu, während Noah zu Levi lief. Dann wollte ich das Zimmer verlassen.
„Bleib bitte!“, kam es von Levi.
Ich wäre lieber gegangen, denn ich war eindeutig fehl am Platz.
„Finley, das ist Marcus unsere Manny und mein… Freund.“
Langsam drehte ich mich wieder um und bemerkte, dass alle Augenpaare auf mich gerichtet waren.
„Was ist eine Manny?“, kam es vom Bett.
Der Mann, wohl der Vater, trat etwas zur Seite, dass ich etwas freie Sicht bekam.
„Eine männliche Nanny“, erklärte Robert grinsend.
Es war das erste Mal, dass ich Robert so sah und bemerkte, dass die gleiche Version, nur älter im Bett lag. Sie sahen sich sehr ähnlich.
„Hallo…“, war alles was ich heraus brachte.
Jetzt beneidete ich Noah, der sich wie immer hinter seinem Bruder versteckte.
„Dein Gesicht kommt mir bekannt vor…., kennen wir uns?“, fragte Finley.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich denke nicht, das heißt ich weiß es nicht, ich kann mich nicht erinnern…“, fing ich an los zu reden.
„Das ist der jüngere Bruder von Michael…“, unterbrach mich Levi.
„Michael Brown? Wirklich? Wie klein doch die Welt ist!“
Ich wusste nicht, was darauf sagen.
„Phillip, willst du eine heiße Schokolade?“, fragte plötzlich Mr. Parker.
Der Junge auf dem Bett nickte eifrig.
„Lassen wir die jungen Leute kurz alleine“, meinte sie zu ihrem Mann der zu nicken begann.
Erst jetzt bemerkte man die Behinderung des Jungen, der sich unbeweglich vom Bett heben ließ. Auf den Boden gesetzt sah man deutlich an den ungelenkigen Bewegungen, das er behindert war.
„Bis gleich!“, meinte Mrs. Parker und schon waren die drei draußen.
Langsam bewegte ich mich zu Levi.
„Wie geht es Mike, wie geht es ihm jetzt? Habe ich etwas verpasst?“, wollte Finley wissen.
Auch er hatte Mike gesagt, so waren die beiden doch recht gut befreundet.
„Gut, er wohnt noch zu Hause und arbeitet im Betrieb unserer Eltern…“
„… er ist immer noch dort?“
Das kam traurig herüber.
„Möchtest du ihn sprechen?“
„Geht das?“
Ich nickte und zog mein Handy hervor.