Manny 4 -Türchen 23

„Da will dich jemand sprechen“, sagte ich als Mike sich meldete.

„Wer?“

Ich hatte die Lauttaste gedrückt und hielt es Finley hin.

„Mike altes Haus, wo treibst du dich herum?“

Von Mike kam kein Ton.

„Mike, bist du noch dran?“, fragte nun ich.

„Ja… Finley bist du das wirklich?“

„Wer sonst? Robert mit Stimmbruch?“

Nun mussten alle grinsen.

„Ich glaube es nicht…, auf diesen Augenblick warte ich schon acht Jahre…! Deine Stimme ist unverkennbar!“

„Tut mir leid, mir ist da ein kleines Missgeschick dazwischen gekommen.“

Kleines Missgeschick, Finley hatte wirklich Humor. Dieses Missgeschick, wie er es nannte, rannte irgendwo da draußen herum und leider wusste niemand, was er als nächstes vor hatte.

„Wenn du nichts dagegen hast, komme ich dich heute Abend besuchen“, kam es aus dem Handy.

„Wird dir das nicht zu viel?“

Diese Frage kam von Robert.

„Mike, mein kleiner Bruder hat Recht. Ich bin gerade mal sechs Stunden wach und ha einiges zu verdaue…, können wir das auf morgen verschieben?“

„Kein Problem, Alter ich bring dann och jemand mit, der dich auch sehr vermisst hat.“

„Mich vermisst? Das haben wohl einige.“

„Okay, ich mach dann mal Schluss, mein Freund und ich wollen noch ein bisschen rutschen gehen!“

„Freund… Rutschen…?“, fragte Finley verwirrt.

„Lass das meinen Bruder erklären…, bis morgen, Bye!“

Und schon war das Gespräch unterbrochen.

„Mike war mit uns und deinem Bruder schwimmen…, wir haben Robert direkt hier her gebracht“, erklärte ich.

„Und warum betont er das Freund so?“

„Ja… Mike hat da jemanden kennen gelernt…“, grinste nun Levi.

„Ach so!“

War da eine gewisse Enttäuschung, dies ich da in Finleys Gesicht entdecken konnte?

*-*-*

„Über was denkst du nach?“, fragte Levi.

Wir lagen eng aneinander gekuschelt in seinem Bett. Natürlich endete der Tag nicht mit dem Krankenhausbesuch, am Abend forderte Oma Frida unsere Aufmerksamkeit. All das ließ uns heute recht früh ins Bett gehen, wir waren einfach müde.

„Das heute…, war crazy.“

„Ein weiterer Crazy-Day in unseren noch frischen Beziehung…?“

„… und ich befürchte, es wird nicht der letzte sein.“

„Eine Frage liegt mir schon seit heute Mittag auf der Zunge…,, als du Finley erzählt hast, Mike habe einen Freund, habe ich da Enttäuschung auf seinem Gesicht gesehen, oder war das Einbildung?.“

„Das hast du also auch bemerkt?“

„Ja!“

„Das ist verwirrend…“

„Wieso?“

„Wenn man das Gehörte alles zusammen nimmt, würde ich vermuten, das Charlotte und Finley ein angehendes Paar waren, aber Finley in Mike verliebt war…“

„… und der hat durch seinen Selbstfindungsprozess es nicht mitbekommen…“

„Genau!“

„Was willst du tun?“, grinste Levi.

„Ich…, gar nichts! Das geht mich nichts an… zudem hat Mike ja jemand kennen gelernt!“

„Ja Jordan, ein wirklich leckeres Kerlchen, was sich da Michael heraus gesucht hat.“

„Ich habe noch immer nicht die Sprüche meiner Brüder verdaut, da halse ich mir noch etwas Neues auf!“

„Was genau haben sie denn gesagt, dass du dich so verschluckt hast?“

„Oliver ist sich nicht sicher, ob er für seinen Ex-besten Freund Gefühle hegte und William ist neidisch auf uns, weil wir so glücklich sind… nun überlegt er, ob er sich vielleicht einen Freund zulegen soll.“

„Was? Wäre das keine herbe Enttäuschung, wenn dein alter Herr vier schwule Söhne hätte?“

Ich konnte nicht anders und begann zu lachen, weil mir dieser Gedanke noch nie gekommen war.

„Die zwei sollen sich schön ihre Freundinnen suchen und Mike… ein Thema für sich, er sagt ja selbst, er steht eigentlich auf Frauen!“

„Was für ein Wirrwarr!“

„Da hast du leider Recht! Aber wir sollten jetzt wirklich schlafen, morgen ist wieder ein langer Tag plus Oma Frida.“

„Wenn das so weiter geht, muss ich glaub ich mit Tante Vanessa reden, dass das nicht überhand nimmt.“

„Lass Oma Frida doch, ihr seid ihre einzigen Enkel…“

„Das stimmt schon, aber auch ich möchte meine Ruhe! Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, abends mit dir zusammen zu sein!“

„Warum hat Tante Vanessa nie geheiratet?“

„Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen!“, meinte Levi und löschte sein Licht.

Im Dunkeln bekam ich noch einen Kuss.

„Gute Nacht mein Schatz, schlaf gut!“

„Gut Nacht Levi!“

*-*-*

Ich stand wie jeden Morgen in der Küche bei Sofia und half das Frühstück richten.

„Bin wieder da!“, hörte ich Levis Stimme im Flur

Sofia grinste mich an.

„Ja, dann setzt dich zu deinem Bruder, dann können wir endlich frühstücken!“, sagte ich, ohne mich umzudrehen.

„Ja Mr. Manny!“, sagte Levi direkt hinter mir.

Sofia fing an zu kichern und ich zuckte zusammen, da ich nicht gesehen hatte, das Levi bereits in die Küche gekommen war.

„Kann ich einen Kaffee bekommen?“, fragte mein Freund und setzte sich.

„Klar Boss, wie sie wünschen!“, antwortete ich und zog eine Tasse aus dem Regal.

Sofia schüttelte lächelnd den Kopf.

„Nach dem Frühstück muss ich in die Firma.“

Ich drehte mich zu ihm.

„Du denkst daran, dass wir morgen einen Termin haben?“

„Auch deswegen fahre ich heute in die Firma, das ich morgen Zeit habe.“

„Okay, wollte nur noch einmal daran erinnern.“

„Steht noch etwas an, ist alles klar fürs Wochenende?“

Damit meinte Levi sicher den Geburtstag. Ich schnappte seinen Kaffee und lief zum Tisch.

„Soweit ja, kommt nichts mehr dazwischen, können wir einem herlichen Abend entgegen sehen.“

Levi schaute mich durchdringend an und ich konnte mir denken, über was er nachdachte.

„Außerdem laufe ich nachher mit Noah zur Post, er möchte noch unbedingt die Einladungen verschicken, die wir gebastelt haben.“

„Das sind aber ganz schön viele!“

„Noah hat sich auch sehr angestrengt.“

„Zweiundzwanzig und falls Onkel Jordan auch kommen soll, sogar dreiundzwanzig.“

Bei Onkel Jordan fing Levi an zu grinsen.

„Du hast ganz schon viele Onkel, junger Mann!“, sagte Levi und piekte seinen Bruder in die Seite, der aufjaulte.

„Noah mag Onkel Jordan, der kann gut schwimmen!“

„Du hast nichts dagegen?“, fragte ich Levi.

„Ach wo, auch wenn es vielleicht bisschen eng werden könnte, ich freue mich, dass Noah so aufgeschlossen ist. Bisher hatten wir immer nur kleine Geburtstage…“

„Mit Clown…“, kam es von Noah.

Also erinnerte sich Noah an seine Geburtstage.

„Ja mit Clown!“, sagte Levi und wuschelte seinem Bruder durchs Haar.

*-*-*

Während ich mit Noah auf dem Weg zur Post war, fuhr Levi in die Firma. Über den Einbruch und was Jakob getan hatte, war kein Wort mehr gefallen. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, mich davon nicht beeinflussen zu lassen, fühlte ich mich dennoch etwas unwohl.

Noah schien dies zu spüren, denn er lief ganz eng an mir. Jedes Auto, das an uns vorbei fuhr, wurde genau angeschaut. Eigentlich war die Poststation einfach zu erreichen. Von der Henry Street über die Pierrepont Street bis zur großen Straße.

Die mussten wir überqueren, dann noch durch den Columbus Park und schon waren wir am Brooklyn Post Service Center. In dem großen alten Gebäude waren aber auch noch andere Dinge untergebracht, wie zum Beispiel das Brooklyn Postal Museum.

Noah schien hier auch noch nicht gewesen zu sein. Ängstlich schaute er sich um. Ich zog ihn zum Schalter. Erst als es daran ging, die Briefmarken drauf zu kleben, taute er etwas auf. Das Einwerfen der Brief dauert dann fast genauso lang, weil Noah darauf bestand, jeden einzeln einzuwerfen.

Ich war froh, dass da die Einladungen für Ellas Freunde nicht dabei waren, aber so waren es auch schon genug. Endlich fertig, verließen wir das Gebäude wieder. Im Park machten wir einen kurzen Zwischenhalt und Noah trank etwas, während er die Vögel beobachtete.

Dann überquerten wir wieder die breite Straße, bevor wir in die ruhigere Pierrepont Street bogen. Je weiter wir hineinliefen, umso kleiner wurden die Gebäude. Wo am Anfang noch achtstöckige Geschäftshäuser standen, waren hier nur noch drei oder vierstöckige Wohnhäuser, die ab und wann ein kleines Geschäft beherbergten.

Für mich gab es wahrscheinlich genauso viel zu sehen, wie für Noah, weil ich mich immer noch zu wenig auskannte. Der Junge selbst, war wieder etwas aufgetaut und lief nun locker an meiner Hand.

„Noah hat Hunger…“

„Es gibt bald Mittagessen. Sofia hat sicher wieder etwas Tolles gekocht.“

„Noah möchte auch kochen lernen.“

Das überraschte mich jetzt.

„Warum willst du kochen lernen?“

„Noah will für Levi und Ella und Marcus auch etwas Tolles kochen!“

Ich musste schmunzeln.

„Dann sollten wir dir aber eine eigene Schürze kaufen.“

„Noah gefällt Schürze von Sofia, da sind schöne Blumen drauf.“

„Also eine Schürze mit Blumen. Oder doch vielleicht mit Tieren, das jeder weiß, das ist deine Schürze.“

„Was für Tiere?“

„Das kannst du dir heraussuchen, welches Tier magst du?“

„Noah liebt Tiger!“

Stimmt im Zoo konnte ich ihn fast nicht von Tigergehege wegbewegen.

„Dann eine Schürze mit großen Tigerkopf?“

Noah nickte und lächelte dabei. Wir bogen wieder in die Henry Street ein und ich war froh, dass Noah bis jetzt noch nicht angefangen hatte zu nörgeln. Artig lief er neben mir her. Das Haus konnte man schon erkennen, weil dort Handwerk Sachen zum LKW trugen.

Mike schien wohl auch fertig zu sein. Wir überquerten die nächste Querstraße und dann sah ich ihn, der Typ mit dem  schwarzen Kapuzenshirt. Er stand hinter einer der großen Bäume und beobachtete das Haus,

Abrupt blieb ich stehen und zog mein Handy hervor.

„Mike?“, sagte ich als die Verbindung stand.

„Hi Brüderchen, was ist?“

„Mike, wir sind ungefähr noch fünfhundert Meter vom Haus entfernt und ich habe den Typ in schwarz entdeckt!“

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