Ableitungen und ähnliche Unfälle 2 – Teil 6

Alexander

Peter saß mit einem seltsamen Lächeln vor mir und hatte schon seit fast 10 Minuten kein Wort mehr gesagt. Es schien mir ein gutes Zeichen zu sein, Dominik hatte bei ihm einen mächtigen Eindruck hinterlassen. Er war ziemlich forsch und hitzig, vielleicht genau das Richtige für unseren schüchternen Peter. Nicht so wie Joshua, der zwar nun ebenfalls schwul war, aber eher zur zurückhaltenden Fraktion gehörte.

Ich bekam nicht mit, wie das Auto meiner Ma in die Einfahrt rollte. Erst ihr gerufenes ‚Ich bin wieder da!’ schreckte uns aus unseren Gedankenwelten. Peter stürmte plötzlich an mir vorbei nach unten und ich folgte ihm.

In der Küche half Peter schon eifrig beim Verstauen und Mum sah mich irritiert an. Ich zuckte nur mit den Schultern und formte mit meinen Lippen ein ‚Später’. Mein ‚Bruder’ war wie ausgewechselt. Als meine Mum nach einem Freiwilligen zum Gemüse schneiden fragte, war er natürlich sofort dabei. Sie nickte mir zu und deutete auf die Tür.

„Wir sind sofort wieder da, ich muss kurz was mit Alex bereden.”

Peter nickte nur und schnippelte fröhlich weiter.

Im Wohnzimmer setzten wir uns dann hin.

„Okay, was ist hier los?”

„Mum, du hast bestimmt vorhin jemanden hereingelassen, oder?”

„Ja, vor der Tür stand ein angeblicher Freund von Peter, Dominik.” Sie grinste mich so komisch an.

„Naja, angeblich trifft es ganz gut. Das war nicht wirklich die Wahrheit. Peter kennt ihn vom Revier.”

„Ich weiß.” Dieses Grinsen schien nicht aus ihrem Gesicht weichen zu wollen.

„Woher weißt du das? Kennst du ihn?”

Sie lachte kurz auf. „Nein, bisher nicht. Aber ich habe seinen Vater beim Einkaufen getroffen.” Ihr Grinsen verwandelte sich in ein Lächeln. „Und durch Zufall hab ich es dann herausgefunden. Manfred erwähnte seinen Sohn, Dominik, und ich fragte ihn, ob sein Sohn zufälligerweise eine etwas grelle Haarfarbe hat. Damit war dann alles klar. Einen cleveren Sohn hat er.”

„Offensichtlich. Und Peter scheint hin und weg zu sein. Aber irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht. Er zieht eine ziemliche Show ab, macht einen auf tough, aber da ist noch was anderes. Nachdem Peter seine Geschichte erzählt hatte, da war er kurz wie ausgewechselt. Aber nicht sehr lang.”

Mama nickte bedächtig. „Ja, ich glaube auch zu wissen warum. Dominiks Mutter ist vor knapp 10 Jahren gestorben. Ich glaube, er hat es nie richtig verarbeitet und benimmt sich seither etwas auffällig.”

„Ihr Psychologen seid furchtbar”, grinste ich. „Aber das würde natürlich einiges erklären. Domi ist 17, und wenn das vor 10 Jahren war… der arme Kerl.”

„Sehe ich auch so. Aber nun lass uns mal Peter helfen, er muss ja nicht alles alleine machen.”

Luka

Meine Hände ballten sich zu Fäusten, und gerade als ich aufspringen wollte, da legte Dominik seine Hand auf meinen Unterarm und schüttelte den Kopf. In mir kochte es. Klar, Dominik zeigte sich nicht immer von der besten Seite und war auch alles andere als monogam, aber dieses Arschloch hatte nicht das Recht ihn als Schlampe zu bezeichnen.

„Wonderboy und Schlampe also. Ach Simon, vor nicht sehr langer Zeit hast du mich noch angebettelt, dass ich dich kommen lasse, nachdem du mich ziemlich heftig genommen hast.”

Simon kochte vor Wut und Dominik sprach nicht unbedingt leise. Die ersten Gäste drehten sich bereits in unsere Richtung. Die Situation war mir unangenehm und die Wut wich einer peinlichen Anspannung. Dominik ging mal wieder den berühmten kleinen Schritt zu weit.

„Oder stört es dich, dass ich mich nicht mehr gemeldet hab? Sorry, aber ich dachte du wüsstest, dass ich mich mit Ärschen wie dir nicht treffe. Und dass du ein Arsch bist, das hast du mir ja dann gezeigt. Leider einen Tag zu spät. Ich bin weder dein Eigentum, noch dein Laufbursche.”

Dominik grinste und drehte sich von Simon weg, was sich dann als kleiner Fehler herausstellte. Simon griff nach Domis Oberteil und drehte den Kragen herum. Dieser zog sich natürlich dicht um den Hals und Dominik bekam plötzlich keine Luft mehr. Diesmal hielt er mich nicht zurück und ich bewegte mich auf Simon zu, der natürlich sofort losließ und seine Hände hob.

„Fass ihn noch einmal an, und du lernst mich kennen”, zischte ich wütend.

Simon ballte seine Hand zur Faust und sah mich an. Scheinbar rechnete er sich gerade seine Chancen aus und kam zu dem Schluss, dass er nun besser das Weite suchen sollte. Natürlich nicht ohne Simon-Show. Er stieß ein halb arrogant-hysterisches Lachen aus.

„An dir Ratte mach ich mir nicht die Finger schmutzig. Wir sehen uns!”

Ich machte einen kleinen Schritt in seine Richtung und er wich hektisch zurück.

„Na sicher, Simon. Verpiss dich!”, knurrte ich zurück.

Dominik beobachtete mich während der ganzen Zeit, noch immer zum Teil erschrocken und zum Teil auch wieder amüsiert. Plötzlich sprang er auf und hing an meinem Hals.

„Danke, mein großer starker Held!”, fiepte er übertrieben hoch in mein Ohr.

Sein Gesicht war meinem ganz nah und ich spürte seinen warmen Atem am Hals. Ich sah seine Lippen, die schon immer eine große Anziehungskraft auf mich hatten. Langsam näherte ich mich ihnen. Ich kämpfte verzweifelt gegen dieses Verlangen an, konzentrierte mich auf Hendrik und glaubte den Kampf zu verlieren. Doch dann sah mich Domi ganz ungewohnt ernst an und ließ von mir ab.

„Tu das nicht. Mein Liebesleben ist verkorkst, aber du solltest dein Glück genießen können.”

Ich lächelte ihn dankbar an. Diesen Kuss hätte ich mir niemals verziehen.

„So, jetzt hab ich was gut bei dir”, grinste er mich an.

Ich stöhnte auf. „Was hast du vor?” Sein unternehmungslustiges Blinzeln verhieß nichts Gutes.

„Nichts schlimmes, Luke. Ich brauche einen persönlichen Assistenten in Stylingfragen.”

Peter

Das gestrige Gespräch mit Doro hatte mir gut getan und meine Wut gegenüber meinen Eltern wich einer gewissen Resignation, in Bezug auf Dominik. Er hatte seine Mutter auf eine schreckliche Art verloren. Dafür blieb ihm ein liebender Vater. Und meine Eltern? Wie es um ihre Liebe zu mir stand, wusste ich ja nun. Ich beneidete Dominik um seinen Vater. Auch wie dieser mit Alex umging, tat mir gut. Der Kommissar war auf unserer Seite und offensichtlich an Doro interessiert. Ihre Augen leuchteten jedes Mal, wenn der Name ‘Grüner’ fiel.

Ich dachte mit einem merkwürdigen Kribbeln an Dominik. Okay, sein Äußeres war ‘krass’, wie mein ‘Bruderherz’ zu sagen pflegte. Vielleicht auch eine Spur zu aufdringlich für meinen Geschmack, auf das Aussehen bezogen, denn seine freche Art gefiel mir absolut. Vermutlich konnte er auch ganz anders aussehen, denn sein Gesicht war, schlicht und ergreifend, hübsch. Und was war mit Josh? Der schmerzhafte Stich hatte nachgelassen. Josh war in jedem Fall unerreichbar, im Gegensatz zu Dominik. Ein leichtes Grinsen stahl sich auf meine Lippen und Alex, dem ich gerade bei den Hausaufgaben half, sah mich fragend an.

„Woran denkst du?”

„An einen ziemlich krassen Typen.”

Alex lächelte wissend und tätschelte meine Hand. „Er mag dich auch, Pete.”

„Es ist so merkwürdig…”, murmelte ich leise vor mich hin.

„Was genau meinst du?”

„Ich weiß nicht, ob du die Wahrheit verträgst.”

Alex lächelte mir aufmunternd zu. „Ich vertrage einiges.”

„Weißt du, ich habe gerade mal nachgedacht, über Domi und Josh. Du weißt ja…, ach egal, jedenfalls wurde mir klar, dass ich mich immer nach Joshs Armen gesehnt hatte und ich von ihm gehalten werden wollte. Sein Aussehen und sein Charakter, das alles schlug mich in seinen Bann. Doch an mehr hab ich bisher nie gedacht.” Ich machte eine kurze Denkpause.

„Vermutlich kommt jetzt das große ‘Aber’?” Seine Augen funkelten leicht anzüglich.

„Ja, das große ‘Aber'”, ich machte wieder eine kurze Pause, doch diesmal aus Unsicherheit. Es fiel mir schwer, den letzten Gedanken auszusprechen. „Bei Domi ist es etwas anders. Ich spüre seine samtene Haut unter meinen Fingern, denke an dieses Kribbeln in den Fingerspitzen und wünsche mir mehr.”

Alex legte seinen Stift zur Seite und stand auf. Seinen Blick konnte ich nicht deuten und er drehte sich zum Fenster.

„Hab ich etwas Falsches gesagt?”

„Nein, Pete. Ich musste gerade an den Anfang mit Linda denken und auch an Josh, an meine Eifersucht und mein blödes Verhalten. Ich dachte damals ähnlich über sie wie du an Josh. Das Kribbeln ist ein tolles Gefühl, nicht wahr? Wenn sie meine Wange berührt, dann werden mir die Knie weich. Und das alles hätte ich viel früher haben können. Konnte ja keiner wissen, dass Josh keine Gef… Oh FUCK!” Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und mir drehte sich der Magen.

„Alex, keine was?”

Er schwieg und sah mich ziemlich verzweifelt an.

„Was verschweigst du mir? Keine Gef…ahr?”

Alex nickte zerknirscht.

„Pete, bitte sei mir nicht böse. Wir hätten es dir noch erzählt, aber wir wussten nicht ob du es schon verträgst.”

„Das ich WAS vertrage? Verdammt, ich bin kein rohes Ei!” Ich zitterte innerlich vor Wut.

„Josh und Jenny haben sich ja getrennt. Und er ist neu verliebt. Peter, er ist glücklich wie nie, man erkennt ihn kaum wieder.”

„Und was ist daran so schlimm? Für mich ändert sich ja nichts, nur weil er eine neue Freundin hat.”

Alex wurde plötzlich ganz kleinlaut. „Von einer Freundin habe ich nichts gesagt, Pete.”

Schlagartig kamen mir die Bilder aus dem Krankenhaus in den Sinn. Josh und Dietz, deren Blicke und dieses hässliche leere Gefühl, als ich allein in meinem Zimmer lag. Wie konnten die mir das alles verschweigen? Ich stand auf und wollte das Zimmer verlassen, als sich plötzlich alles um mich drehte. Alex rief meinen Namen und ich hörte seine Stimme nur ganz verzerrt. Dann wurde es schwarz um mich.

Joshua

Alex beendete die Sonderprobe mit einem zufriedenen Grinsen. Anfangs sah alles noch sehr nach Eskalation aus, als der eigentliche Sänger, Max, überraschend auftauchte. Die Band machte ihm klar, dass es sich für ihn erledigt hatte. Vor allem Hendrik, der sonst durchweg freundlich war, machte ihm Dampf. Max trollte sich, allerdings nicht ohne mir vorher noch einen giftigen Blick zu zu werfen. „Das wirst du bereuen”, raunte er mir noch zu. Als ob das alles meine Schuld gewesen wäre.

Die Band stellte mir die anderen Songs vor und die meisten kannte ich in- und auswendig. Den Rest würde ich schon noch lernen. Meine anfängliche Nervosität verflog schnell und ich gefiel mir auf der Bühne. Von der Truppe bekam ich am Ende ein anerkennendes Klopfen auf die Schulter.

„Machs gut, Josh, wir sehen uns morgen.” Alex umarmte mich freundschaftlich und verschwand Richtung Ausgang.

Florian war noch in der Schule unterwegs, es gab eine gesonderte Lehrerkonferenz. Langsam schlenderte ich in Richtung Lehrerzimmer, schließlich musste er ja mit mir fahren.

„Hey Joshi-Baby!”

„Simon?” Was wollte der denn von mir. Simon war ein Schulphänomen. Eiskalt, versnobt ohne Ende und bei den meisten Leuten unbeliebt. Doch keiner zeigte es ihm wirklich, denn die Warnebrinks hatten Geld.

„Ja, der bin ich. Na, alles fit? Hab gehört du hast deine wahre Liebe gefunden?”

„Ich hab mich von Jenny getrennt. Sonst nichts.”

Ein böses Lächeln umspielte seine Lippen.

„Ja ja, natürlich. Und sonst ist da nichts, nicht wahr?”

Ich bekam ein verdammt mulmiges Gefühl.

„Ach, wo wir gerade so schön am Plauschen sind: wir haben doch nächste Woche eine Englischklausur. Und ich dachte mir: mein guter Freund Joshua wird mir doch bestimmt beim Lernen helfen, oder nicht?”

„Warum sollte ich das tun? Das bekommst du doch bestimmt alleine hin.”

Ich drehte mich um und wollte gehen.

„Wenn dein kleines Geheimnis nicht auffliegen soll, dann würde ich jetzt hier bleiben, Schwuchtelarsch.”

Ich blieb stehen. Er konnte doch nichts davon wissen.

„Simon, netter Versuch.”

Mit verstellter Stimme sagte er etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ:

„Bei deinem Lied hätte ich beinahe losgeheult, Schatz. In Zukunft musst du mir öfter mal was vorsingen.”
„ Übertreibt es mal nicht. Es war nur gut wegen Flo. Für ihn habe ich gesungen, sonst niemanden.”

Simons Blick senkte die Raumtemperatur.

„Du glaubst gar nicht wie sehr ich diese Handys mit Diktierfunktion liebe, Joshilein. Oder wie gern ich zufällig auf Raucherhöfen Geheimnisse erfahre. Und dann noch beides zusammen. Traumhaft. Jetzt stell dir mal vor, da würde ein mp3 plötzlich an den Schulverteiler geschickt. Das wäre ja nicht auszudenken. Und die Folgen für deinen ‚Flo’ erst.”

Verächtlich spuckte er seinen Namen aus.

„Das wollen wir doch nicht, oder, Joshilein?”

„Was willst du von mir.”

„Nur eine klitzekleine Gefälligkeit. Wie wäre es mit den Klausurfragen? Dein Flo kommt da doch bestimmt irgendwie ran.”

„Das ist Erpressung.”

„Ein böses Wort. Nenne es doch einen ‚Austausch von kleinen Gefälligkeiten’. Unter Freunden ist das doch normal, nicht wahr?”

Er ließ mich einfach stehen. Doch was sollten wir jetzt tun? Ich musste dringend mit Flo reden.

Dominik

Luka hatte Wort gehalten und kam direkt nach der Bandprobe zu mir. Gemeinsam zogen wir durch die Stadt und durchsuchten diverse Klamottenläden nach brauchbaren Sachen.

Die neuen Klamotten gefielen mir ziemlich gut und auch mein Begleiter war begeistert. Er stierte mir ungeniert auf den Arsch, welcher durch die knappe Schnittform wirklich wunderbar betont wurde. Der weiße, nicht zu weite Pullover ließ keinen Streifen meiner Haut durchblitzen. Die schlichte schwarze Winterjacke rundete das Bild ab. Ich kam mir plötzlich so normal vor und empfand es nicht einmal als etwas Schlechtes. Abschließend verbarg ich meine Haare unter einer einfachen Wollmütze.

„Du siehst toll aus. Der neue Look steht dir.”

„Findest du mich so nicht irgendwie langweilig?”

„Dir fehlt das Gen zum Langweilig sein.”

Der trockene Ton, in dem er das rüberbrachte, verursachte bei mir einen Lachanfall. Freudig schlang ich meinen Arm um seinen Rücken und hielt mich an seiner Hüfte fest. Luka versteifte schlagartig.

„Sorry, Luke. Ich hab nicht nachgedacht”, brummelte ich entschuldigend.

Er seufzte nur. „Schon okay, du kannst ja nichts für dieses dämliche Chaos in mir.”

„Ist zwischen dir und dem süßen…” Ich überlegte kurz.

„Hendrik.”

„…dem süßen Hendrik alles okay?”

„Ja. Ach Domi, ich weiß es auch nicht. Ich liebe ihn, da bin ich mir sicher. Manchmal benimmt er sich aber auch ziemlich jung.”

„Er ist auch jung.”

„Schon… weißt du, es wechselt bei ihm ständig. Teilweise ist er erwachsener als ich, dann benimmt er sich total kindisch. Vor allem dann, wenn er eifersüchtig ist.”

Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Ich finde das nicht kindisch. Und Eifersucht ist bei dir durchaus angebracht. Ich will kein Salz in die Wunde streuen, aber dir ist bewusst, was ich mit dir alles treiben könnte, wenn ich es wollte.”

„Außer dir schafft das aber niemand.”

„Außer ihm sollte das aber auch sonst niemand schaffen. Mich eingeschlossen. Sei doch mal ehrlich: liebst du mich?”

„Ich bin eigentlich eher scharf auf dich und auf die Dinge die du mit mir anstellen kannst. Aber eigentlich liebe ich dich eher wie meinen kleinen Bruder.”

Ich konnte mir das Grinsen kaum verkneifen und setzte mein erschrockenstes Gesicht auf. „Du willst deinen kleinen Bruder ficken?”

Luka blickte sich panisch um. „Bist du wahnsinnig? Schreib es doch gleich im Kreisanzeiger!”

„Sorry. Wie geht Hendrik eigentlich mit deinem Versteckspiel um?”

„Er findet es zum Kotzen. Aber er versteht mich auch.”

„Man, Luke, fang doch endlich mal an, bei deinen Eltern vorsichtig nachzufragen, bring das Thema auf den Tisch. Meinetwegen mach ne negative Äußerung. Was weiß ich … ‘Die Schwulen sind überall, hab heute in der Stadt wieder einige von denen gesehen’. Dann siehste schon was Sache ist.”

„Ach ich weiß nicht…”

„Versuchs einfach, sonst verlierst du ihn vielleicht. So, jetzt aber zu etwas völlig anderem.’

Irritiert sah er erst mich an und dann den Frisörsalon, vor dem wir standen.

„Warte mal bitte kurz.” Ich dackelte zu dem Frisör vor, tuschelte kurz mit ihm und ging zu Luka zurück. „Du darfst mich in einer Stunde wieder abholen kommen.”

„Oka… sag mal, glaubst du eigentlich, ich hab den ganzen Tag Zeit? Ich muss auch was für die Schule machen!”

Ich setzte meinen Dackelblick auf und klimperte ihn an. Er seufzte seine Kapitulation heraus.

„Ich hasse dich, Domi. Manchmal hasse ich dich.”

Ich grinste und flüsterte ihm ins Ohr. „Und eben wolltest du noch deinen Bruder ficken.”

„60 Minuten, du kleines Monster”, grummelte er zurück.

„Danke, du bist ein Schatz.” Ich winkte ihm fröhlich zu und er zog brummend von dannen.

Nun folgte ‚Plan B’.

Epilog

„Schaaaahaaatz!”

Florian ließ seine Zeitung sinken.

„Ja, mein Kleiner?”

„Also, ist dir mal aufgefallen wie seltsam unsere Uhren laufen, wenn man sie mit denen da draußen vergleicht?” Ich deutete auf die Innenseite des Monitors.

„Da sind jetzt gute anderthalb Jahre vergangen, von eben bis jetzt. Wir sind immer noch hier, an derselben Stelle.”

„Hast du Fieber? Alles okay mit dir?” Er sah mich besorgt an.

„Nein, alles okay. Fällt das wirklich nur mir auf?”

„Josh, du solltest weniger Kaffee trinken.” Er stutzte. „Moment, das ist ja die Zeitung von Morgen! Wie geht denn das? Oha, Knuffelchen, du solltest dich morgen dick anziehen. Sehr dick. Haben wir noch Kevlar im Haus?”

Kevlar? Was hatte Simon denn jetzt noch vor?

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