Fotostudio Plange – Teil 25 – 3-2-1-meins

Tja, lieber Leser, ursprünglich hatte ich ja gedacht, dass die Geschichte schon längst beendet wäre, auf soviel Teile war sie wirklich nicht angelegt. Aber, ich muss es zugeben, die Sprünge, die bei nur fünf oder sechs Teilen notwendig gewesen wären, wären wirklich zu groß gewesen, um sie einfach überbrücken zu können.

Auch gestehe ich freimütig, dass es mir mittlerweile unheimlich viel Spaß macht, die Erinnerungen, von Marvins Einzug bis hin zum Telefonat im ersten Teil, einmal in schriftlicher Form zu fixieren und sie so für die Nachwelt zu erhalten. Es ist zwar ganz sicher kein literarisches Meisterwerk, ich heiße ja weder Böll noch Grass, es sind eher die Irrungen und Wirrungen des Alltags, die ich plump und stümperhaft zu beschreiben versuche. Aber augenscheinlich gefallen sie nicht nur mir. Von daher habt Dank für Eure Anregungen, für Lob und Kritik.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wir hatten die neuen Wagen abgeholt, aber das Cabrio blieb, allein des Wetters wegen, erst einmal brav in der Garage stehen. In den folgenden Tagen passierte eigentlich nicht viel: Igor lernte fleißig wie immer, Marvin nahm seine ersten Fahrstunden und ich arbeitete, wenn auch widerwillig, artig im Studio.

Das Nachbarhaus überließ ich erst einmal Pascal und Günther, meinen Ausräumern. Die zwei haben mir ja schon gute Dienste geleistet, als sie vor einem halben Jahr den Dachboden entrümpelt hatten. Viel war aber aus dem alten Gemäuer nicht heraus zu holen, die Küche hatte ich ja schon Servet und Gürkan versprochen. Die verbliebenen Möbelstücke waren, bis auf zwei Kristalllüster, allesamt eher ein Fall für die Müllverbrennungsanlage. Die Bibliothek der Peckenbergs brachten, obwohl die Regale von bedrucktem Papier fast überquollen, auch keine Reichtümer ein, wer interessiert sich heute schon für alte Kursbücher der Bahn und Reisebeschreibungen der Uckermark aus der Kaiserzeit?

Das Ergebnis war mehr als kärglich, weniger als 1000 Euro spülten die Sachen, die zum Antiquar oder zum Flohmarkt getragen wurden, in die Kasse. Ich wollte den beiden Hartz-IV-Empfängern schon den gesamten Erlös übergeben, als sie im Keller hinter einer Regalwand eine Art geheimen Lagerraum entdeckten. Der Inhalt war, ich gebe es zu, atemberaubend. Ich hätte nie gedacht, dass vier Bücher, eins davon mit Widmung für den lieben Parteigenossen Konrad, zwei Ölgemälde und ein paar alte Orden und Ehrenzeichen bei einigen Abnehmern so hoch im Kurs stehen. Der Schrott brachte so knappe 20.000 Euronen ein.

Mit Thilo hatte ich abgemacht, dass er alles notwendige für die Versteigerung vorbereiten sollte. Ich holte ihn am Donnerstagmorgen um kurz vor zehn von der Bank ab, er begleitete mich zum Termin. Als wir die paar Schritte zum Gericht schlenderten, druckste er etwas herum. „Stefan, ich muss dir was sagen … ich habe vorgestern von deinem Konto 40.400 Euro an die Gerichtskasse überwiesen. Das ist die Sicherheitsgebühr, die verlangt werden kann. Falls du das Haus nicht kriegen solltest, was ich nicht glaube, kriegst du es wieder. Ich … ich hoffe, dass ging in Ordnung?“

Ich schaute ihn fragend an, aber er war ja der Fachmann und der Auftrag, er solle alles in die Wege leiten, ließ sich ja weit auslegen. „Kein Thema! Dann drück uns mal die Daumen!“

Wir warteten auf dem Flur zusammen mit sechs anderen Personen, die allesamt nicht gerade fröhlich aussahen. „Das da hinten ist mein Vermieter und sein Bruder, die haben wohl was ausgekungelt. Aber keine Angst, ich hab mir heute noch mal die Schufa der Beiden angesehen, dass müsste für dich eigentlich gut ausgehen. Warst du schon mal bei einer Versteigerung?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das ist heute mein erstes Mal!“

Er grinste. „Wenn gleich die Bietstunde eröffnet wird, nennst du nur dein Bargebot, dazu kommt dann das Mindestgebot, das gleich der Rechtspfleger verkünden wird.“

Ich verstand nur Bahnhof. „Thilo, du vergisst, ich bin Künstler! Also das Ganze bitte noch mal langsam für Fotographen.“

„Also, kurzer Crashkurs.“ Er atmete tief durch. „Die Verfahrenskosten und alles, was bestehen bleibt, also Hypotheken oder Grundschulden, werden als geringstes Gebot bezeichnet. Die Kosten müssen mindestens erzielt werden. Wenn der Rechtspfleger gleich die Zahl verkündet, heißt es aufpassen, denn die Summe kommt immer oben drauf. Wenn der gute Grasshoff, das ist der Rechtspfleger, der die Versteigerung leiten wird, also sagt, das Mindestgebot liegt bei 50.000 und du dann da drinnen 60.000 sagst, zahlst du …“

„110! Schon verstanden!“ Ich grinste ihn an, so dumm bin ich ja auch nicht.

Er war anscheinend mit mir zufrieden. „Ich sehe, du hast es.“

Eine Tür ging auf und ein grauhaariger Brillenträger Mitte 50 trat in den Flur und rief die Beteiligten in den Saal. Wir setzten uns in die letzte der drei Reihen und lauschten erneut. „Das Mindestgebot liegt bei 52.500 Euro. Ich eröffne die Bietstunde!“

Ich wollte schon etwas sagen, aber Thilo hielt mich zurück. „Langsam.“

Der Schwager stand auf und räusperte sich theatralisch. „Ich biete 30.000.“

„Dann kommen sie mal nach vorne.“ Er tat, wie ihm geheißen und zückte seinen Personalausweis. Also wurde die Identität überprüft. Der Bariton notierte die Daten und wandte sich an die Ex-Eheleute. „Wird Sicherheitsleistung beantragt?“ Der Exmann schüttelte energisch den Kopf, die Exfrau zuckte mit den Schultern. „Das heißt dann wohl Nein!“

Thilo gab mir ein Zeichen. „Jetzt du! Aber nicht zu hoch!“

Umständlich stand ich auf. Meine Stimme war unsicher. „32.500!“

Scharfe Blicke trafen mich. „Ist notiert, wenn ich dann auch um die Personalien bitten darf?“

Ich ging zum Schreibtisch und wies mich aus. Er verglich mein Konterfail mit dem auf dem Ausweis und nickte nur. An mir vorbeiblickend fragte er erneut nach der Sicherheitsleistung. Diesmal meinte der Ex. „Selbstverständlich.“ Ich stand einsam wie Luther seinerzeit vor dem Reichstag und blickte hilfesuchend nach Thilo. Was wollte er von mir? Da war doch was …

Der Banker erhob sich und griff in seine Innentasche. „Die Sicherheitsleistung von 10% ist vorgestern auf das Konto der Gerichtskasse überwiesen worden.“

Der Brillenträger legte seine Augengläser ab. „Was macht denn die Volksbank hier?“ Man kannte sich augenscheinlich.

„Aktive Kundenberatung, Herr Grasshoff. Ich habe die Überweisung selbst ausgeführt, wenn Sie …“ Er wedelte mit dem Überweisungsschein.

Der Herr des Verfahrens winkte ab. „Ich glaube ihnen zwar, aber Moment.“ Er griff zum Telefon und ließ sich die Angaben bestätigen. „Geht in Ordnung. Das Gebot ist angenommen, Sicherheitsleistung ist erfolgt.“

Ich setzte mich wieder und beugte mich zu Thilo. „Und nun?“

Er grinste. „Nun gehen wir Kaffeetrinken! Die sollen schwitzen. Wir haben noch mindestens 20 Minuten, dann wird es erst richtig lustig.“

Er war der Fachmann. „Na dann auf, ich könnte eine Zigarette gebrauchen …“

Leise verließen wir das Amtszimmer und ließen die Anwesenden wohl etwas ratlos zurück. Das Amtsgericht verfügte, Gott sei Dank, über einen Innenhof, man konnte sich also in aller Ruhe ein Lungenbrötchen gönnen. „Was passiert jetzt da drinnen?“

„Na ja, die werden jetzt stufenweise bieten. Aber keine Angst, neben dem Bruder ist nur mit zwei anderen Bietern zu rechnen, einmal der Typ neben ihr, scheint wohl ihr Neuer zu sein, über den kann ich leider nichts sagen…“ Er zuckte mit den Schultern. „… und der Typ im braunen Mantel, der kommt von Delta Immobilien, die sind immer hinter Schnäppchen her, aber der wird wohl bei 80 oder 90 bar aussteigen.“

„Bist du dir sicher?“ Ich war verunsichert, wie locker er das ganze sah.

„Stefan, ich bin mir mehr als sicher, ich kenne deren Kreditrahmen. Sind ja auch unsere Kunden!“ Er grinste mich frech an.

„Und der andere Mann?“ Es war ja noch eine sechste Person im Flur anwesend.

„Das ist Gustav Gans, so nenne ich ihn jedenfalls. Ist ein Profizuschauer. Der kommt regelmäßig zu Versteigerungen und tut immer sehr interessiert. Manchmal wird er bestochen, nicht an der Auktion teilzunehmen. Schnell verdientes Geld, wenn du mich fragst, zwar nicht ganz legal, aber immerhin steuerfrei!“ Er klopfte mir ermunternd auf die Schulter. „Wir sollten so langsam wieder hoch!“

Ich nickte, rauchte auf und folgte ihm in die erste Etage. Vor dem Amtszimmer erklärte er mir noch einiges über Versteigerungen, aber zugegeben, ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Als wir uns wieder setzten, sah uns der Rechtspfleger freundlich an. „Das letzte Gebot lag bei 90.000. Werden weitere Gebote abgegeben?“

Thilo nickte mir zu. „95 … tausend!“ Diesmal ohne Kloß im Hals.

Herr Grasshoff lächelte. „Das dachte ich mir schon, Herr Plange. Ist notiert.“

Der Mantelträger erhöhte, um dann selbst vom Bruder wieder überboten zu werden. Resignierend zuckte er mit den Schultern und verließ den Saal. Thilos Mund kam an mein Ohr. „So, jetzt wird es spaßig. Mal sehen, wie weit er geht. Mach einen größeren Sprung, aber nicht zu hoch.“

Bei was waren wir eigentlich? Ich hatte den Überblick verloren. „120.000 Euro!“

Stille, dann wurde in der ersten Reihe zwischen den Brüdern etwas lauter getuschelt. Irgendwie schien der eine Bruder nicht so zu wollen, wie der andere es wohl gerne hätte. „Klaus, mehr als 125 kann ich nicht!“

„War das ein Gebot?“ Lag da etwas Ironie in der Stimme des Staatsdieners?

„Ja …“ Es fehlte wirklich nur das verdammt dahinter.

Ich grinste. „127.500 oder geht es jetzt nur noch in 5000er Schritten?“

„Herr Plange, Sprungstufen hätte ich vorher bekannt gegeben. Sie können so hoch bieten, wie sie wollen, theoretisch auch nur einen Euro mehr, aber … zwei Nullen am Ende sind mir schon lieber.“ Er schaute mich freundlich an und notierte mein Gebot.

Die Brüder gingen noch mal in sich und legten nach zwei Minuten, wohl schweren Herzens, 500 Taler drauf. Ich konnte nur müde grinsen. „Ich liebe glatte Summen … 130.000 … also vier Nullen!“

Danach herrschte, mehr oder weniger, eisiges Schweigen. In den nächsten Minuten konnte man die Anspannung förmlich spüren. Dann plötzlich ein Räuspern. Der Rechtspfleger wiederholte erneut mein letztes Gebot, allerdings packte er diesmal die üblichen Worte, die man von jeder Auktion her kennt, dahinter. „Zum Ersten!“ Er blickte in die Runde, trank einen Schluck. „Das letzte Gebot lag bei 130.000 Euro, zum Zweiten!“ Ich glaube, mir blieb das Herz stehen. „Das letzte Gebot lag bei 130.000 Euro, zum Dritten!“ Erst dann erfolgte der Hammerschlag.

Die innere Spannung war aber nicht gewichen, noch war das Ganze ja nicht zu Ende. „Den Zuschlag erhält der Kaufmann Stefan Plange, wohnhaft ebenda. Versagungsgründe liegen nicht vor. Hiermit ist die Bietstunde geschlossen.“ Er blickte in meine Richtung. „Herr Plange, herzlichen Glückwunsch zur neuen Immobilie!“

„Äh, Danke!“ Erst jetzt plumpsten Gebirge von meinem Herzen, ich blickte auf meine Begleitung. Der sich zwar freute, das konnte man seinem Gesichtsausdruck entnehmen, aber gleichzeitig wirkte er irgendwie geschäftsmäßig. Thilo öffnete seine kleine Aktentasche, die er die ganze Zeit bei sich gehabt hatte, und füllte einige Papier aus.

Er reichte mir drei Schriftstücke, zwei Din A 4 Zettel und einen Scheck. „Unterschreib bitte die Sachen jeweils auf der Linie.“ Was war das denn nun wieder? Aber der Füller wanderte wie automatisch über das Papier.

Der Brillenträger am Schreibtisch hatte inzwischen seine eigenen Notizen beendet und blickte erneut in die Runde. „Wir sehen uns dann in sechs Wochen zum Verteilungstermin wieder. Schönen Tag noch!“

Thilo erhob sich. „Herr Grasshoff. Darf ich …“

Der grauhaarige Mann blickte etwas irritiert. „Bitte…“

„Ich habe hier einen beglaubigten Bankscheck über das Bargebot abzüglich bereits überwiesener Sicherheitsleistung. Zum zweiten habe ich einen Übernahmeantrag von Herrn Plange für die bisher auf die … ehemalige … Ehefrau eingetragene persönliche Eigentümergrundschuld über 45.000 Euro für das Objekt. Wenn Frau Goldmann zustimmt, brauche ich nur noch ihre Kontonummer, dann gebe ich die Überweisung heute noch in Auftrag. Drittens habe ich hier einen Löschungsantrag auf besagte Grundschuld und zum Schluss …“

„Herr Langenbach, machen wir es kurz. Sie brauchen jetzt von mir also nur noch den Bescheid über die Zuschlagsgebühr und die Bescheinigung für die Grunderwerbssteuer. Mir soll es recht sein … dann bereinigen wir auch gleich das Grundbuch in einem Zug. Wir sehen uns dann …“ Er blätterte in seinem Kalender. „… am Montag, den 28.ten zur endgültigen Verteilung. Sämtliche Unterlagen gehen also an Herrn Langenbach?“ Er blickte mich an und ich konnte nur nicken. „Dann sei es so und nun wünsche ich guten Appetit, ich habe nämlich Hunger.“

Mit diesen Worten hatte er die vormittägliche Show endgültig geschlossen und mein Begleiter beeilte sich, zur Exfrau zu kommen. Er bekam leicht ihre Unterschriften unter die Dokumente, sie hatte eindeutig die Euro-Zeichen in den Augen und keinen Blick für ihren Ex. Thilo gab ihr zwei weitere Schriftstücke. Welche das waren, konnte ich leider nicht sehen.

Als wir, für mich nach gefühlten Stunden, endlich auf dem Parkplatz des Amtsgerichtes standen, war ich zwar erleichtert, hatte aber eine Menge Fragen an den leicht hinkenden Bankmenschen. „Thilo! Was habe ich da gerade eigentlich unterschrieben? Zweitens, … wieso was du hinter der Ex her wie der Teufel hinter der armen Seele? Drittens, wie geht es jetzt weiter?“

Sein Dauergrinsen wich nicht von seinem Gesicht. „Also, normalerweise ist es so: du hättest jetzt sechs Wochen Zeit, dir das Geld zu besorgen und alles Notwendige in die Wege zu leiten, aber ….“ Er holte tief Luft. „Durch deine Unterschrift auf dem Bankscheck über 89.600 Euro, das ist die Differenz zwischen deinem Gebot und der bereits geleisteten Sicherheitszahlung, hast du die Summe auf einmal hinterlegt, sie wird also nicht mehr verzinst. Zweitens: Die Exfrau hätte ab heute 12 % Zinsen auf ihre Grundschuld von dir verlangen können, sie hat aber unterschrieben, also keine Zinsen mehr. Der Freiumschlag war für die Bestätigung, dass sie das Geld erhalten hat.“ Er gab mir zwischenzeitlich Feuer. „Und zum Schluss, die Gebühren für deine Eintragung als Eigentümer im Grundbuch wären sowieso angefallen. Hätte die Ex erst später zugestimmt, hättest du also noch mal zahlen müssen, damit sie rauskommt und dann ein weiteres Mal, wenn die Bank mit ihrer Hypothek ins Grundbuch will. Aber dadurch, dass nun alles auf einmal erfolgt, werden auch nur einmal Grundbuchgebühren fällig.“

So langsam dämmert es mir, durch seine geschickten Handlungen hatte er mir wohl mehrere 1000 Euro erspart. Ich griff ihn an die Schulter. „Ich könnte dich knutschen!“

„Dann mach das doch.“ Und wieder dieses Dauergrinsen.

Unsere Lippen trafen sich, wenn auch nur kurz, aber ich spürte keinen Widerstand, eher eine leichte Öffnung derselben. Zu einem Zungenkuss hatte ich in der Öffentlichkeit wirklich nicht den Mut, obwohl es mich – ich gebe es ja zu – gereizt hätte. Zum einen war gerade Mittagszeit, der Platz also voller Menschen und die Polizeiwache lag unmittelbar um die Ecke, zum anderen, viel wichtigeren Grund, ich kannte zu dem Zeitpunkt seine sexuelle Ausrichtung noch nicht. Gut, ich konnte mir zwar einiges denken, aber ob diese Gedanken auch tatsächlich den Tatsachen entsprachen, konnte ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wissen.

Er räusperte sich. War es ihm unangenehm? Augenscheinlich zwar nicht, aber wer kann schon hinter die Gehirnwindungen eines Anderen schauen? „Ich brauche so schnell wie möglich die Pläne deines Architekten. Wir sollten baldmöglichst Phase Zwei einleiten, die Sanierungsdarlehen und dann den Umbau.“

„Hast du heute Abend schon etwas vor?“ Ich blickte ihn direkt an.

Er schüttelte mit dem Kopf. „Nein, … was sollte ich schon für Pläne haben?“

„Heute um Sieben kommt Magnus, mein Architekt. Wir treffen uns bei meinem Stamm-Griechen zum Essen, eine Art Baubesprechung. Du stößt einfach dazu, …“

Wir tauschten noch die notwendigen Informationen aus und verabschiedeten uns, diesmal nur mit Handschlag, voneinander. Jeder machte sich auf seinen Weg, er zurück zur Arbeit, ich hingegen in heimische Gefilde.

Im Flur stolperte ich erst einmal über zwei dort nicht erwartete Koffer. Mein Schatz begrüßte mich, nachdem ich reichlich ob meiner eigenen Ungeschicktheit geflucht hatte, mit einer geflöteten Entschuldigung. Er hätte besagte Reiseutensilien schon vom Dachboden geholt, er müsse ja für unseren Trip noch packen.

Wir wollten unser privates Weihnachtsgeschenk endlich in die Tat umsetzen, ein Liebeswochenende in Hamburg. Ich blickte ihm tief in die Augen. „Igor, wir sind nur zwei Tage weg. Wieso also zwei Koffer? Was brauchen wir schon großartig?“

Er schüttelte sein weises Haupt. „Na ja, wir fahren hin, Samstag über Tag, dann zwei Anzüge für das Musical und die Nacht, und dann für die Rückfahrt. Meinst du, ich will in Sack und Asche gehen?“

„Da reicht aber ein Koffer!“

Er drehte seinen wunderbaren Arsch in meine Richtung. „Männer! Wollen immer gut aussehen, haben aber ja keine Ahnung!“

Der Abend begann mit einer Überraschung. Marvin, der eigentlich mit uns zum Essen sollte, sagte kurzfristig ab. Man würde morgen einen Vokabeltest in Spanisch schreiben und er wollte noch etwas lernen. Gut, er hatte Manuels Muttersprache zu Beginn des Schuljahres in seinen Fächerkanon aufgenommen, die genauen Gründe hierfür blieben mir zwar verschlossen, sprachlich war er ja nicht so die Naturleuchte, aber ehe er Stricken lernt, sollte er lieber eine Fremdsprache büffeln.

Als er sich seine Brote schmierte, verließen wir zu Dritt die Ludwigstraße.

Wir saßen noch keine fünf Minuten bei Costas, da tauchte auch schon Thilo, der Überraschungsgast, auf. Ich machte alle Anwesenden miteinander bekannt, es wurde gelacht, gescherzt, Witze gerissen. Er blickte zwar erst etwas erstaunt, er war ja der Neue in unserer Runde, aber der Sachbearbeiter für Immobilien der Volksbank hatte augenscheinlich keine Schwierigkeiten, sich in unseren illustren Kreis einzureihen. Er musterte des Öfteren Igor und mich, wir saßen ihm gegenüber, aber sein Blick war meistens auf Magnus gerichtet, mal irritiert, mal fragend, mal lächelnd, mal schmollend, aber das war eher auf das Gesprächsthema zurückzuführen, dachte ich jedenfalls.

Der bisherige Kenntnisstand wurde zur Gänze ausgetauscht und auch durchaus kontrovers diskutiert, aber das tat unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Wir waren mitten im Hauptgang, da wurde die Diskussion bezüglich Wohnungsgrößen zwischen dem kühlen Rechner von der Bank und dem künstlerischen Freigeist vom Amt etwas heftiger. Igor und ich schauten uns nur an, zuckten mit den Schultern und beschlossen, ohne große Worte, einfach nur unser Mahl zu genießen.

Mein Göttergatte schüttelte sich plötzlich, denn der Disput ging in gleicher Lautstärke weiter, wir waren mittlerweile beim griechischen Jogurt mit Honig. „Leute! Ich bitte euch! Bei uns Russen gibt es nur zwei Möglichkeiten ins Schwitzen zu geraten: entweder, man arbeitet hart an der Errichtung einer Lenin-Statue, was wir ja offensichtlich nicht tun, oder, die zweite Alternative, wir sitzen in einer finnischen Errungenschaft, nämlich in der Sauna! Hier ist jetzt erst mal Ruhe!“ Konnte er resolut sein!

Die beiden waren sofort still und damit war der weitere Verlauf des Abends mehr oder minder vorgezeichnet. Ich zahlte die Zeche und Igor fuhr mit Magnus in unserem Wagen vor, Thilo und ich folgten. Auf der Fahrt unterband ich jedwedes Gespräch über Ausbaumöglichkeiten oder Sonstiges, dass sollten die Fachleute unter sich ausmachen.

Er parkte seinen Wagen in der Einfahrt, wir stiegen aus, im Flur war niemand zu sehen. Ich deutete auf die Kellertür. „Gehen wir schon mal runter.“

Er folgte mir. Ich deutete ihm den Weg in den Partykeller, während ich mich um die Schwitzanstalt kümmerte. Als ich den Raum wieder betrat stand er immer noch leicht verloren da. Ich begann mich auszuziehen und bedeutete ihm, das Gleiche zu machen. Er war augenscheinlich mehr als irritiert. Der Angestellte der Volksbank war gerade dabei, sich das Hemd zu öffnen, als er mich räuspernd an blickte. „Stefan, was soll das denn jetzt werden?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Was meinst du? Mein Gatte hat sich ja klar genügt ausgedrückt: Wir gehen jetzt in die Sauna, um dort gemeinsam zu schwitzen.“ Ich legte meine Hose auf das Sofa.

„Dein Gatte?“ Die Stimme ging eindeutig nach oben.

„Ja, mein Gatte! Igor und ich sind ein Paar! Was denkst du denn?“ War das nicht offensichtlich?

„Du bist …“ Er wirkte fast hilflos.

„Was? Verzaubert? Schwul? Homosexuell? Ein Warmduscher? Auf alle diese Fragen kann ich nur eins antworten: Ja!“ Ich blickte ihm in die Augen, er zuckte leicht zusammen.

Er stotterte. „Und … Magnus? Der Architekt?“

Was sollte das? Ich war irritiert, schaute ihn fragend an. „Magnus? Magnus ist ein sehr, sehr guter Freund von Igor und mir. Wieso fragst du?“

Er wirkte hilflos. „Ist er … auch …“

In diesem Moment stürmte ein Sturmtrupp, bestehend aus zwei Personen und bewaffnet mit vier Handtüchern in den Händen, in unser Refugium. „Frag ihn das doch selber.“

„Was soll er mich fragen?“ Der Bauamtsbeamte blickte den Bankmenschen an.

Er öffnete zwar den Mund, aber es drang kein Ton heraus. Der Banker starrte den städtischen Bediensteten regelrecht an. „Äh, kann es sein, dass du Motorrad fährst?“

Was sollte diese Frage? Wollte er mich etwas anderes wissen? Magnus zuckte mit den Schultern. „Stimmt, aber nur im Sommer. Ist ein toller Ausgleich zu dem Büro, indem ich arbeite.“

Mein Engel warf mir eines der Handtücher zu. „Hier, damit du dich nicht verkühlst. Wie weit ist die Sauna?“

Ich knotete mir das Laken um die Hüfte. „Bis jetzt ist sie hier noch nicht vorbeigekommen. Aber ich schau gerne mal auf dem Flur nach.“

„Hahaha, selten so gelacht!“ Er schmollte so süß.

Ich blickte auf die Uhr. „Aber sie dürfte aufgeheizt sein, wenn wir vier mit der Dusche fertig sind, mein Schatz. Wieder gut?“ Ich hauchte einen Kuss in seine Richtung.

Er grummelte zwar etwas, aber lachte mich im nächsten Augenblick schon wieder an, lange böse sein konnte er nicht. „Ja, aber nur, wenn du mir gleich den Nacken massierst! Ich hasse das Sitzen am Schreibtisch!“

„Nur den Nacken?“ Magnus mischte sich leicht schmunzelnd ein.

„Nur den Nacken! Alles andere wird am Wochenende massiert, wenn wir in Hamburg sind.“

„Ihr wollt nach Hamburg?“

„Ja, am Wochenende. Wir haben Karten für den ‚König der Löwen‘.

Während wir uns der Vorreinigung unterzogen, berichteten wir von den Plänen, die wir für die kommenden zwei Tage hatten, ich wollte unbedingt ins MiWuLa, das Miniaturwunderland in der alten Speicherstadt. Wehe, einer nennt mich jetzt Spielkind, nur weil ich mit der Eisenbahn spiele!

Diesmal setzte sich Magnus gleich auf das Handtuch und gab so sein bestes Stück zur Ansicht frei. Wir fingen wieder an, über den Bau zu reden, und waren ziemlich schnell an der Stelle angelangt, an der wir beim Essen unterbrochen hatten. Allerdings, Thilo nahm nur sehr sporadisch an diesem verbalen Schlagabtausch teil, obwohl er ja die Grundlage hierfür mit gesetzt hatte.

Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, er ließ seinen Blick immer in der Körpermitte seines Gegenübers verweilen. Sollte er vielleicht doch? Aber nein, diesen Gedanken verwarf ich gleich wieder, denn schließlich war es da erste Mal für ihn, dass er, der vermeintliche Familienvater, mit drei Schwuppen auf 10m² finnischer Kiefer zusammen saß und aus alles Poren schwitzte. Aber auch unser Stararchitekt war nicht ganz so richtig bei der Sache, seine Argumente wiederholten sich teilweise und immer, wenn er Thilo ansah, stockte sein Redefluss. Gut, es hätte auch die Narbe sein können, die ihn irritierte, sie zog sich über fast den ganzen Oberschenkel bis hin zur Hälfte des Unterschenkels. Man konnte erahnen, wie schwer der Unfall damals gewesen sein musste. Die Beine waren zwar muskulös, aber irgendwie … unproportional, man sah, dass ihm ein Stück Fleisch fehlte.

„Magnus, die Idee mit dem Laubengang ist ja wirklich gut, aber warum brauchen wir dafür ein komplett neues Treppenhaus?“ Der Sinn dieser baulichen Maßnahme wollte mir nicht ganz einleuchten.

Er blickte mich ernst an. „Wegen der Rettungswege, ich hab das schon alles mit der Feuerwehr ausgekaspert. Das muss so groß sein, da es für die 121 und die 123 gemeinsam ist.“ Er blickte auf Thilo, schlug sich mit der Hand vor den Kopf. „Sag mal, fährst du eigentlich Rad? Ich meine Rennrad?“

Was sollte diese Frage? Aber ehe ich intensiver darüber nachdenken konnte, wurde sie auch schon durch den Bankmenschen beantwortet. „Ja, wieso?“

Der Bauamtsmensch grinste plötzlich über beide Backen. „Bingo! Jetzt weiß ich endlich, wo ich dich hinstecken muss. Ich habe mich den ganzen Abend schon über gefragt, woher ich dich kenne, aber es wollte mir nicht einfallen.“

Igor und ich blickten erst auf ihn und dann auf den Banker. „Äh …“

„Du hast mich im letzten Sommer auf dem Parkplatz beobachtet, … Klaas und ich waren auf dem Rastplatz, die Sau hat mich an einem Baum festgebunden und angeboten. Du standst direkt vor mir … roter Radlerdress.“ Er blickte ihn direkt an. „Hast dir nur einen gewichst, mindestens eine halbe Stunde lang ohne zu spritzen. Als ich dich dann rief, bist du ab durch die Mitte.“ Er wirkte irgendwie enttäuscht.

Thilo wurde erst weiß, dann rot, um wieder die Blässe anzunehmen. „Äh …“

„Aber Magnus, wie … wie kommst du jetzt ausgerechnet auf Fahrrad?“ Diese Logik konnte ich nicht so recht nachvollziehen, schließlich kann man der Berufskleidung eines Jan Ulrich einen gewissen Fetisch-Charakter nicht absprechen.

„Na ja, ich sah dann kurze Zeit später einen Typen auf einem Rennrad auf dem Wirtschaftsweg hinter dem Rastplatz … im gleichen Dress … ich konnte mich ja nicht viel bewegen. Du warst das dann also, oder?“ Er lachte ihn an.

„Ja, war ich … Schlimm?“ Er wirkte wie ein Schüler, den man beim Schummeln erwischt hatte.

„Ach wo! Ist doch nur natürlich …“ Igor war mal wieder ganz jovial.

Den Großteil der Lebensgeschichte meines künftigen Immobilienverwalters kannte ich ja schon, aber nun erfuhr ich auch die sexuelle Komponente seines Lebens. Während der nächsten zwei Runden in der Sauna war nicht mehr von Wohnungsgrößen, Laubengängen und Fluchtwegen die Rede, Thilo schüttete uns sein Herz aus.

Als er bei seiner, ihn ach so liebenden Frau, seinen Mann nicht mehr stehen konnte, versuchte er an die pubertären Spielchen anzuknüpfen, die wohl jeder männliche Teenager mal gemacht hat: Zeigst du mir deinen, zeig ich dir meinen! Allerdings nicht auf die direkte Art der Jugend, er genoss lieber von Ferne. Das Zusehen im Wald, wenn er andere bei ihrem Treiben bespannte, bereitete ihm Spaß; er und sein ansehnliches Anhängsel genossen es augenscheinlich, denn der kleine Thilo zeigte dort im finsteren Forst ein weinig mehr an Einsatzfreude als im heimischen Ehebett. Aber er konnte oder wollte nicht so richtig aus seiner Haut, denn er war ja Vater und Ehemann! Er hatte somit andere, wichtigere, Pflichten zu erfüllen, als sich um seinen eigenen, kleinen Spaß zu sorgen.

Als dann das Ergebnis der letzten OP kam, fiel er endgültig in einen tiefen Abgrund, er stand vor dem Scherbenhaufen seines Lebens. Wie heißt der alte Spruch? Falschheit, Dein Name ist Weib! Man hätte jetzt seine Beobachtungsausflüge als eine Art Kompensation abtun können, aber es war etwas anderes, was ihn immer wieder auf Beobachtungsposition zog: Das heimliche Beobachten reizte ihn, es war alles, was ihm übrig geblieben war, denn er fühlte sich als Krüppel und das nicht wegen seines kürzeren Beines.

Er hatte für seine Frau seine Murmeln geopfert, sie durch künstliche Bälle ersetzen lassen, um wieder seinen Mann stehen zu können. Als er es wieder konnte, wollte er mit seiner Frau nicht mehr. Als er seinem Häuschen Adieu gesagt hatte, war er ja wieder frei, aber mit anderen Frauen ging es auch nicht so, wie er es gerne gehabt hätte. Einen trockenen Orgasmus kann man ja haben, aber zwei oder drei nicht vorhandene Ergüsse hintereinander? Plastik erzeugt leider keine weiße, zähflüssige Flüssigkeit. Er zweifelte an sich selber! Was nutzt ein 19 Zentimeter hoher Vulkan, der zwar bis zum Bersten brodelt, aber aus dem kein kleines Rinnsal Lava sprudelt?

Während des letzten Ganges saßen er und Magnus dicht nebeneinander. Der Architekt hatte seinen Arm um ihn gelebt, versuchte wohl, ihn zu trösten. Aber so richtig gelingen wollte es ihm wohl nicht. Zwar ließ Thilo die Nähe zu, aber irgendwie war eine gewisse Spannung, oder sollte man sagen, eine mentale Distanz, zwischen den beiden auf der Holzbank zu spüren.

Diese legte sich zwar etwas, als wir bei einem Keki, einer Mischung aus Kefir und Kirschsaft, im Partykeller den Abend ausklingen ließen. So richtig wohl in seiner Haut schien er sich dennoch nicht zu fühlen, dass merkte man. Mein Russe und ich standen noch lange in der Haustür und blickten den beiden nach, als sie gegen elf das Haus verließen. Die Offenheit, die der Bankmensch in den letzten Stunden an den Tag gelegt hatte, war ein Vertrauensbeweis besonderer Güte, aber gleichzeitig auch ein erschreckendes Beispiel an menschlichen Abgründen.

Das Wochenende in Hamburg kann man nur mit einem Wort beschreiben: Spitze! Der Hinweg war, von einem kleineren Unfall kurz nach Osnabrück einmal abgesehen, wider Erwarten staufrei. Gut, wir brachen ja auch erst um kurz nach fünf auf, denn meine Steuerberaterin, die ja eigentlich von mir am Nachmittag nur eine Unterschrift für das Finanzamt haben wollte, nahm meinen mühsam erstellten Jahresabschluss komplett auseinander, um ihn dann wieder in eine ordentliche Bilanz zu verwandeln.

Die Pension, in der wir uns für das Wochenende eingemietet hatten, war klein und schnuckelig. Die Zimmer waren gemütlich und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, wenn man das so sagen kann. Zwar bin ich kein großer Freund von überladenem Interieur – gut, man hätte es auch als Paradebeispiel von Tuntenbarock bezeichnen können – aber Preis und Leistung stimmten und vor allem, dass Frühstück war eine Wucht: es wurde bis 15:00 Uhr serviert. Ich kannte die Herberge von früher her, als ich noch rastlos von einem Auftrag zum nächsten durch die Welt jettete, denn bei Werbeaufnahmen kann man nie wissen, wann (und mit wem) sie enden. Hier war man einfach nur ein Freund unter Freunden.

Die Agenda des Anreisetages sah eigentlich nur einen kurzen Imbiss an den Landungsbrücken vor, sonst war nichts geplant. Igor kam urplötzlich auf die Idee, mal etwas abseits zu gehen. Er wollte durch einschlägige Straßen flanieren, die sündige Meile mal unter die Lupe nehmen, nur so zum Spaß, wie er immer wieder betonte. Nach dem tieferen Sinn dieser Aktion fragte ich nicht, also wandelten wir irgendwann auch durch die Davidstraße.

Eine Dame des horizontalen Gewerbes hielt uns an. „Na, Jungs! Wollt ihr ’nen Dreier? Ich bedien Euch beide!“

Was machte mein Igor? „Kein Thema! Was zahlst du? An meine Haut lasse ich nur Wasser und meinen Mann hier! Wenn du was sehen willst … für ’nen Huni darfst du zuschauen!“ Ich weiß bis heute noch nicht, ob es ihr Grummeln war oder die Unmutsäußerungen von einer Gestalt im Hintergrund kamen, aber mein Schatz und ich nahmen die Beine in die Hand und sahen zu, dass wir Land gewannen.

Die Flucht führte uns allerdings nicht weit: Wir bogen nur kurz um die nächste Ecke und dann zog Igor mich in einen der vielen Sex-Shops in der Gegend. Er lachte mich an. „Schau mal, die haben hier einen schwulen Winter-Schluss-Verkauf!“

Ich zuckte mit den Schultern. „Na dann auf!“

Wir durchstreiften den Shop, es waren zwar viele Werbeschilder zu sehen, allerdings Angebote waren eher Mangelware oder lagerten gut getarnt in den Regalen. Gut, ich fand einen Strap-On zum halben Preis, aber was sollte ich damit? Ich habe meinen kleinen Stefan, mein Gatte seinen kleinen Igor, wieso sollten wir uns zusätzlich dann noch einen Gummischwanz überziehen?

Die Analkette im Angebot war auch so ein Spezialfall: Die sieben Zentimeter Durchmesser am unteren Ende konnte ich mir ja noch einigermaßen vorstellen, aber wie ich mir das über einen halben Meter lange Kunststoffteil einführen sollte, um in den Genuss der Breite zu kommen, stand leider nicht mit auf der Packung. Ebenso unsinnig fand ich das Leder-Kopfgeschirr mit eingebautem Dildo. Wäre der nach innen gerichtet gewesen, hätte ich es ja noch verstehen können, aber nach außen? Auch der Glasdildo in Form eines Korkenziehers war ja nett anzusehen, allerdings hätte ich das blaue Hartglas eher als Briefbeschwerer benutzt als als Stimulationsobjekt in meinem Inneren. Sachen gibt’s, die gibt es gar nicht, oder sollte es besser nicht geben.

Ich betrachtete gerade einen Dildo, ein lebensgroßes Abbild eines Bubo bubo, also eines Uhus, aus Vinyl, als Igor mich aus meinen Gedanken riss. „Engelchen, ich hab uns was gekauft!“

Bei all der Ansammlung von Obskuriositäten wagte ich gar nicht weiter zu denken, aber neugierig war ich schon. „Was denn?“

„Zeig ich dir sofort. Lass uns in eine Kabine gehen!“ Er zog mich in Richtung des angrenzenden visuellen Erleichterungstraktes. Die ersten zwei Kabinen waren besetzt, die dritte Box voll versifft, der übernächste Verschlag war frei, eine Doppelkabine. Wir also hinein. Er pellte sich aus seiner Jacke und machte sich die Hose auf. Was sollte das werden? „Schatz, du auch. Aber mach vorher mal ’nen Film an!“

„Wie du meinst!“ Wo war ich hier?

Ich hatte gerade den kleinsten Schein, der im Portemonnaie war, in dem Schlitz gesteckt, der Fernseher sprang an und gab das Bild auf eine SM-Szene frei. Als ich mich umdrehte, sah ich meinen Gatten, wie er dabei war, sich die Hose auszuziehen. Er stand mittlerweile auf seinen Schuhen. Seine Jeans samt Boxer landete auf seiner Jacke und er blickte mich erwartungsvoll an. „Und nun du!“

Ich wusste zwar immer noch nicht, was das Ganze sollte und worauf er hinaus wollte, aber … wir hatten ja Freizeit vom Alltag. Also legte ich meine Lederjacke ab und fing an, mich ebenfalls unten herum freizumachen. Sex auf einer Grundfläche von knapp zwei Quadratmetern kann ja auch Spaß machen.

Beim Ausziehen hatte ich ihm den Rücken zugewandt, ich sah ihn nicht, als er meine Hüften umfasste. Er muss wohl auf die Knie gegangen sein, denn plötzlich wurden meine beiden Backen auseinander gedrückt und etwas Feuchtes tauchte im Tal der Könige auf. Ich musste mich, ob dieses Überfalls, an der Wand abstützen und je mehr ich ihm meinen Hintern entgegen reckte, desto tiefer rutschte ich. Oups, was sahen meine braunen Augen? Ein Loch in der Holzwand, so zehn mal zehn Zentimeter: quadratisch, praktisch, gut.

Ich spähte hindurch und musste mich wundern, anscheinend war es hier en Vogue, unten ohne rumzulaufen, denn außer einem ordentlichen Schwanz mit ungerodetem Urwald und einem freien Knie konnte ich nicht viel erkennen. Mein Aufprall auf die Wand schien ihn wohl in seiner stillen Konzentration auf den Dokumentarfilm, der da oben auf seinem Bildschirm lief, etwas gestört zu haben, sein Teil zeigte eindeutig in meine Richtung.

Igors Hände begrabbelten meinen Oberkörper, er hantierte an meinem Hemd und knöpfte es schlussendlich ganz auf. Am Ende stand ich im Adamskostüm in der Wichskabine.

„Großer! Würdest du mich auch lecken?“ Was sollte das werden? Seine Zunge hatte meinen Eingang geöffnet, ich war bereit, meinen Gatten zu empfangen und, um ehrlich zu sein, ich hatte den Anstich schon erwartet. Aber bitte! Ich stellte mich wieder auf, um dann gleich wieder vor ihm auf die Knie zu gehen. Ehe ich mich allerdings seiner Kehrseite widmete, ließ ich meine Zunge erst einmal über seinen Schaft wandern. Er schmeckte herrlich.

Aber auch die andere Seite hatte ihre Reize. Als ich in die optimale Befeuchtungsstellung drehte, sah ich auf seiner Seite auch ein Loch, etwas größer als das in meiner Wand. Mit seiner Linken stütze er sich von der Wand ab, seine rechte Hand streckte sich durch das Loch, als ob er nach etwas greifen wollte. Ich konzentrierte mich jedoch auf die Öffnung direkt vor meiner Nase und ließ genüsslich meinen Waschlappen kreisen. Er ächzte vor Lust.

Das Stöhnen wandelte sich nach einigen Minuten in ein schmatzendes, nuckelndes Geräusch. Ich lugte an seinem Hinterteil vorbei, das Loch war mittlerweile gefüllt und der angehende Lehrer lutschte an einer fremden Zuckerstange. Wollte er einen Dreier mit einem Unbekannten? Anscheinend, denn er war so in das Saugen des dargebotenen Lollys vertieft, dass er nicht mitbekam, das ich meine Befeuchtungsaktion eingestellt hatte. „Äh, … Schatz! Was machst du denn da?“

„Arghh …“ Er entließ das fremde Anhängsel aus seiner Mundhöhle und flüsterte so etwas wie ‚nur lecken‘ in die Öffnung. Er zog mich hoch und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Sein Oberteil zog er sich über den Kopf und war jetzt ebenfalls nackt. Igor packte mich an die Hüften, drehte mich um 180° und drückte mich leicht runter. Siehe da, der ehemals sitzende Baumstamm hatte sich erhoben und vor die Öffnung gestellt. Was du kannst … Ich griff mir das Teil und vernahm nur eine wohliges Grunzen hinter der Holzwand.

Igors Hände auf meinem Rücken waren plötzlich verschwunden, dafür raschelte es an der Plastiktüte, ein Teil stellte er auf den Boden, dann wurde eine Verpackung aufgerissen und ein freudiger Ton war zu hören. Was hatte er da gekauft? Umdrehen und nachschauen konnte ich mich ja schlecht, mein Kopf war ja mit anderen Dingen beschäftigt. Das Gekaufte lagerte er wohl auf der Tüte. Ich erschrak, plötzlich wurde es kalt in meinem Tal. Eindeutig Gleitgel, was er da verrieb. Er weitete mich, erst mit einem, dann mit zwei Fingern, ich ging ins Hohlkreuz. Es war einfach nur rattenscharf: der Unbekannte vor und in und Igor hinter und ebenfalls in mir.

Durch das Strecken meines Allerwertesten musste mein Gatte wohl zurückweichen, er knallte gegen die Holzbegrenzung auf seiner Seite. Er ließ sich jedoch nicht beirren, fuhr mit seinem Weitungswerk unbeirrt fort. Ich spürte einen leichten Schlag auf den Rücken, etwas Hartes traf mich, aber wirklich schmerzhaft war es nicht. Er hatte offensichtlich das gekaufte Spielzeug in der Hand und fuhr damit meine Wirbelsäule entlang. Was war das? Erst als das Teil an meinem Eingang stoppte und es dort drehend verharrte, konnte ich ahnen, was es war. Er hatte wohl einen Dildo gekauft! Wir haben ja auch nur fünf Stück von der Sorte in unserer Spielkiste, wirklich eine tolle Anschaffung! Innerlich konnte ich nur mit dem Kopf schütteln, äußerlich war dies ja nicht möglich.

Aber trotzdem war es irgendwie geil. Zentimeter für Zentimeter schob er es mir in meinen Kanal, um es dann herauszuziehen und wieder einzuführen. Eine erneute Salbung folgte, dann wurde ich erneut gefüllt und bekam – so mir nichts, dir nichts – plötzlich einen harten Streich auf die rechte Backe. Das Schleusentor schloss sich automatisch und der Gegenstand in mir war eingekeilt. Ehe ich recht wusste, wie mir geschah, wurde das Teil erst hoch- und dann wieder nach unten gedrückt. Was, um alles in der Welt, machte er da?

Er musste sich bewegt haben, das konnte ich hören und spüren. Aber wie? In welche Richtung? Wo stand er jetzt? Dann war ein Stöhnen seinerseits zu vernehmen, nicht mehr. Igor atmete tief ein und entließ dann die Luft langsam wieder aus seinen Lungen. Was zum Teufel trieb er da hinter mir? Erst als sich unsere Backen trafen, wurde es mir schlagartig bewusst, was er da erstanden hatte: einen Doppeldildo!

Wir brauchten mehrere Augenblicke, aber dann gelang es uns, gemeinsamen einen entsprechenden Takt zu finden. Erst berührten sich nur unsere Backen, dann schlug Sack an Sack und zum Schluss stießen die Klöppel unserer Glocken an einander. Ein wirklich unbeschreibliches Gefühl! Wir bliesen die Unbekannten und fickten uns gegenseitig. Einfach nur göttlich und geil!

Igor Stimme drang plötzlich an mein Ohr. „Platzwechsel?“

„Versuchen wir es!“ Es war gar nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhören mag. Wir, die wir miteinander verbunden waren, mussten uns erst einmal über die Drehrichtung einig werden. Zwei Anläufe scheiterten, erst der dritte Versuch war von Erfolg gekrönt. Obwohl biegsam und flexibel, unser Verbindungsstück störte bei dieser Wende trotzdem.

Der neue Schwanz, den ich vor mir hatte, war fleischiger und beschnitten, auch stand er eher auf einer Lichtung als in einem Wald. Aber war erheblich keiner als das erste fremde Anhängsel, dass ich heute zu Gesicht bekam. Egal! Meine Lippen umschlossen ihn dessen trotz.

Nach einigen Augenblicken hatten wir auch wieder den richtigen Takt gefunden, um uns selber wieder in den siebten Himmel zu katapultieren und auch die Unbekannten hinter den Trennwänden an unserem Spaß teilhaben zu lassen. Sie genossen es scheinbar, dann Protestlaute drangen durch die Öffnungen nicht an unsere Ohren.

Mein Exemplar der Begierde entzog sich mir plötzlich, legte selber Hand an und spritzte mir seine Ladung mitten ins Gesicht. Ich hätte nicht gedacht, dass das kleine Teil zu einer solchen Produktion fähig gewesen wäre, erst nach fünf, sechs Schüben versiegte die Quelle und tröpfelte nur noch vor sich hin.

Auch bei Igor schien es so weit zu sein, denn plötzlich schnellte er hoch und stammelte nur noch. „Scheiße, das ging ins Auge“

Wir drehten uns zueinander, dass dadurch die untere Verbindung zwischen uns abriss und durch eine neue, nämlich Zunge an Zunge, abgelöst wurde, lasse ich einmal unerwähnt. Wir wühlten uns gegenseitig in den Haaren und waren einfach nur noch glücklich. Meine Hand wanderte wie seine auch nach unten und wir beschossen uns gegenseitig.

Die Flimmerkiste zeigte schon längst wieder Testbild, als wir uns mit der Küchenrolle, die neben der Tür hing, notdürftig reinigten. Gleich wäre wohl die Dusche angesagt, denn irgendwie fühlte ich mich nicht so ganz frisch im Schritt, Igor sollte weniger Gleitgel nehmen.

Wir standen gerade wieder auf der Straße, da grinste uns ein Typ an. „Scharfe Nummer. Macht ihr so was öfter?“ War das der Urwald oder die Lichtung?

Igor griente den Fremden an. „Wir ficken schon öfters, also fast täglich. Aber heute zum ersten Mal mit dem Doppeldildo, denn den hab ich ja gerade erst gekauft und der musste ja … eingeweiht werden.“

Die Jeansjacke lachte. „Stimmt auch wieder. Also seid ihr flexibel, oder?“ Worauf wollte er hinaus?

Ich nickte. „Sind wir, mal bin ich der Aktive und mein Süßer hier übernimmt den passiven Part, mal ist es umgekehrt. Wie heißt es so schön: veratio delectat?“

Irgendwie schaute der Pudelmützenträger plötzlich resigniert drein. „Ihr Glücklichen, bei meinem Robert muss ich immer hinhalten.“

Mein Gatte ging auf ihn zu und packte ihn mitfühlend an seine Schulter. „Das kenne ich aus der anderen Warte. In meiner letzten Beziehung musste ich immer ran … auch nicht immer einfach, kann ich dir sagen. Ich bin übrigens der Igor und das ist Stefan.“

„Bin der Tim.“ Wir reichten uns die Hände.

„Leute, mir wird langsam kalt. Sollen wir noch was trinken gehen?“ Es war ja Ende Januar und die Temperaturen luden nicht gerade zum langen Verweilen ein.

„Gerne, aber ich wohn hier gleich um die Ecke und Robert müsste eigentlich gleich von der Arbeit kommen. Wenn ihr wollt …“ Er wirkte etwas unentschlossen.

„Mit egal, aber kriegst du keine Schwierigkeiten, wenn da plötzlich zwei Fremde in eurer guten Stube sitzen?“ Ich hatte keine Lust, einem eifersüchtigen Mann zu begegnen, der uns prügelnd aus der Wohnung in die Kälte der Nacht treibt.

„Nein, keine Angst, ab und an … na ihr wisst schon …“ Er sah süß aus, wie er das so verlegen stand.

„Genau wie bei uns!“ Igor! Du sollst doch nicht immer aus dem Nähkästchen plaudern.

Die Wohnung lag tatsächlich nicht weit entfernt und ich musste schlucken. Design pur, wohin das Auge auch blickte! Der Innenarchitekt muss Unsummen gekostet haben, jeder Raum war bis ins i-Tüpfelchen durchgestylt.

„Was wollt ihr trinken? Bier, Wein, Sekt, Cognac, Wasser, Cola, Orangensaft, Milch … ist alles da!“

„Wenn es keine Umstände macht, Wein wäre nicht schlecht.“ Igor entwickelte sich langsam zu einem richtigen Genießer.

„Rot oder Weiß?“ Tim stand mittlerweile hinter der Hausbar.

„Rotwein aus Bordeaux ist das natürliche Getränk des Norddeutschen.“ Ich grinste ihn an.

„Der Spruch ist gut, den muss ich mir merken. Ist der von dir?“

Ich schüttelte den Kopf. „Der kommt von Bismarck …“

Wir plauderten eine Weile und während dieses Gespräches erfuhren wir auch, dass unser Gastgeber als Raumausstatter mit eigenem Laden sein Geld verdiente und sein Freund, der bisher unbekannte Robert, bei der Hamburgischen Staatsoper als Lichtmeister tätig war. Rob, wie er ihn nannte, war US-Amerikaner und das Produkt einer Liaison eines texanischen Viehbarons mit seinem mexikanischen Hausmädchen. Beide waren 36, seit vier Jahren ein Paar und sexuell zwar experimentierfreudig, aber auch irgendwie eingefahren, jedenfalls was die Rollenverteilung anbetraf.

Tim blickte auf die Uhr und erschrak fast. „Schon halb elf, ich sollte mich langsam fertig machen.“

Erstaunt blickte ich ihn an. „Sag bloß, du willst deinen Gatten nackt und empfangsbereit die Tür öffnen?“

„Nein, aber im Bademantel!“ Er grinste mich frech an, als er aufstand.

„Tim, wir sollten aber auch … die Aktion in der Kabine war ja nicht geplant … und das Gummiteil zeigt auch noch Gebrauchsspuren.“ Mein Gatte hatte den Sinn für das Praktische wohl von seiner Mutter geerbt.

„Na, dann mal auf ins Bad.“ Auch hier herrschten klare Linien und weißer und grauer Marmor.

Igor säuberte im Waschbecken den erstandenen Lustspender, Tim nutzte das Bidet zur Reinigung seines Kanals und ich schraubte den Duschkopf ab. Die Reinigungsprozedur verlief schweigend, aber jeder blickte jeden an. Tim war der Bewaldete, sein Schwanz gefiel mir schon einmal. Die Positionen wurden gewechselt, die Reinigung fortgesetzt.

Igor hatte gerade den Schlauch in sich, als die Tür aufging und der andere Hausherr eintrat. „Hallo Schatz! … Oh, wir haben Besuch.“

„Hallo Rob! Das sind Igor und Stefan, ich hab sie im Pornokino bei einer besonderen Vorstellung kennen gelernt.“ Die beiden küssten sich zärtlich.

Ich erhob mich vom Bidet, so etwas würde ich in das neue Badezimmer auch einbauen lassen, und ging, nackt wie ich war, auf den Glatzkopf zu. „Ich hoffe, unser Aufzug stört dich nicht?“

„Keineswegs!“ Er grinste und hielt mir seine Hand hin, die ich auch ergriff. Seine Linke tätschelte derweil machohaft die Hintern seines Freundes, der sich an seiner Hose zu schaffen machte.

Igor hatte sich abgetrocknet und wurde ebenfalls herzlich begrüßt. Er ging allerdings zusammen mit Tim auf die Knie und kümmerte sich um das freigelegte Teil des Bühnenbeleuchters. Ich staunte nicht schlecht, Robert musste bei der Verteilung wohl dreimal „Hier!“ gerufen haben. Ich schätzte seinen Schwengel auf mehr als 23 Zentimeter, dass würde lustig (oder auch schmerzhaft) werden.

„Leute, nun lass mich erst einmal ankommen. Ich brauch jetzt erst einmal was zu trinken, danach können wir gerne …“ Er drehte sich um und stolperte mehr als er ging in Richtung Wohnzimmer. Den Weg nutzte er aber, um sich zu entkleiden, an der Theke angekommen, war er ebenfalls nackt. Er sah nicht schlecht aus, ziemlich drahtig, fast wie ein Leichtathlet. Der leichte bräunliche Teint seiner Mutter schlug voll durch. Nur eins störte mich etwas, was er auf dem Kopf nicht hatte, hatte er meiner Ansicht nach zu viel auf Brust und Rücken. Ich liebe es halt haarlos.

Er hatte sich ebenfalls ein Glas eingeschüttet und schaute seinen Gatten erwartungsfroh an. „Nun erzähl‘ mal, bei was hast du die beiden kennen gelernt.“

Tim berichtete von unserem Auftritt im Pornokino, sein Gatte schmunzelte. Als wir beim Finale, den Gesichtsbesamungen, angekommen waren, konnte er sein Lachen nicht mehr unterdrücken. „Na, dann zeigt mal das Teil!“

Igor eilte mit wippendem Schwanz ins Bad und kam mit dem Gummiteil zurück. Stolz präsentierte er seinen Kauf. Auch ich sah ihn jetzt zum ersten Mal, gespürt hatte ich ihn ja schon vorher. Wenn mich nicht alles täuschte, war er knapp einen halben Meter lang und beim Durchmesser würde ich auf vier Zentimeter tippen.

„Schatz, räum‘ mal den Wohnzimmertisch beiseite, ich geh mal eben kurz für kleine Beleuchter, dann können wir anfangen.“ Der Reigen war offensichtlich eröffnet.

Als er wiederkam, räkelten wir drei uns eine ziemlich lasziv auf den vier mal vier Meter grauen Teppich. Robert legte die Sachen, die er mitgebracht hatte, auf das Sofa und setzte sich zu uns. Allerdings machte er es sich ziemlich bequemen, er stürzte sich an der Couch ab und winkte mich heran. „Stefan, komm mal mit deinem Arsch hierher, ich will dich lecken! Tim, du machst das gleiche mit Igor!“

Ich stellte mich in Positur und bot mein Loch an. Zwar riss er meine Backen gewaltsam auseinander, seine Zunge jedoch war sanft, als sie die Öffnung einspeichelte. Igor hatte es sich ebenfalls auf der Sitzgelegenheit gemütlich gemacht und Tims Gesicht klebte in seinem Tal. Die ganze Einspeichelung dauerte so drei, vier Minuten, dann wurde es dem Macho wohl zu viel. Er krabbelte unter mir hindurch und riss seinen Freund von meinem Freund. „Das reicht!“

Er griff mich und Igor und stellte uns, Rücken an Rücken, in die Mitte des Teppichs. Seine Dominanz war deutlich zu spüren, wir wagten beide nicht, etwas zu erwidern. Er drängte sich zwischen uns. „Das Spielzeug und das Gel! Aber dalli!“ Das war wohl an seinen Gatten gerichtet. Normalerweise gebe ich ja gerne den Ton an, aber die andere Seite war auch nicht zu verachten. Ich folgte ihm einfach und unterwarf mich seiner Führung.

Der Lichtmeister stellte zwei Barhocker vor uns hin und bedeutete uns, uns mit dem Bauch da rauf zu legen. Wir taten es. Er schmierte Igors Spielzeug mit reichlich Gel ein und rammte es erst meinem Gatten in den Arsch, der lustvoll aufstöhnte. Dann spielte er an meinem Eingang und ich wurde schlussendlich auch gepfählt. Igor und ich waren wieder verbunden.

„So! Jetzt fickt euch!“ Er zog die Sitzgelegenheiten fort und wir begannen tatsächlich, uns rhythmisch zu bewegen. Der Takt war schnell gefunden, die Glocken und die dazugehörigen Schwengel schlugen bald aneinander. Dieses Schauspiel schien die beiden wohl anzuheizen, sie umrundeten uns und kamen irgendwann zum Stehen. Ich weiß nicht, wie es meinem Igor erging, aber ich blies Tims Posaune nach allen Regeln der Kunst. Es war einfach nur geil!

„So, ihr Säue, jetzt geht mal auf die Knie.“ Wir versuchen zu machen, was von uns verlangt wurde. Es war gar nicht so einfach, wie es sich anhört, denn wir waren ja miteinander verbunden und diese Verbindung sollte ja wohl nicht unterbrochen werden. Wir schafften es irgendwann und Igors Unterschenkel lagen zwischen meinen. Wir stützten uns mit den Händen am Boden ab und setzten die rhythmische Sportgymnastik fort.

„So, Schatz! Jetzt leg dich auf die Ärsche und melk die beiden!“ Eine Schale wurde zwischen meine Knie gestellt und Tims Rechte umfasste den kleinen Stefan. Wir, Igor und ich, stellten unsere eigenen Bewegungen ein, bildeten quasi eine Auflage für unseren Gastgeber. Während ich genüsslich an Robs Riesenteil nuckelte, molk Tim uns und das ziemlich gut, wenn man das so sagen kann. Bei meinem Gatten war er damit ziemlich schnell erfolgreich, ich hörte es, wie sein Nektar in die Metallschüssel spritzte, und auch ich war kurz davor, die milchige Flüssigkeit in die Freiheit zu entlassen.

Doch dazu kam es leider nicht, denn kurz davor wurden sämtliche Aktivitäten eingestellt. Robert hatte anscheinend etwas anderes vor. Er stoppte die ganze Aktion und die Verbindung zwischen Igor und mir wurde gekappt. Er dirigierte uns in Richtung Sofa. Meine Hand tastete nach meinem Liebsten und unsere Hände verschränkten sich. Unsere Gastgeber setzten ihre Lanzen an und begannen ihre Eroberungstour in unsere inneren Gegenden. Sie waren wild und hemmungslos, aber nicht allzu brutal. Der Spaß stand uns im Gesicht geschrieben.

Mein Schatz tat mir schon eher leid, denn er hatte Rob in sich, ich nur den passiveren Tim. Aber auch der war nicht von schlechten Eltern. Er fickte mich nach allen Regeln der Kunst durch und brach, schlussendlich, über mir zusammen. Der Gute hatte sich augenscheinlich ausgepowert. Die Ruhe dauerte aber nicht allzu lange.

Die Stimme seines Herrn war zu vernehmen. „Melk ihn!“ Nicht mehr und nicht weniger! Tim kümmerte sich um mich, leckte und saugte an meinen Eiern während seine Hände zärtlich meinen Schwanz massieren. Ich konnte meine Sahne wirklich nicht länger zurückhalten und spritzte sie bereitwillig in die bereitstehende Schüssel.

Geschafft versuchte ich aufzustehen, was mir schließlich auch nach zwei Anläufen gelang. Rob blinzelte mich an. „Du siehst aus, als ob du eine Pause vertragen könntest.“

„Yepp und ein Lungenbrötchen wäre nicht schlecht.“

Wir gingen zum Tresen und zum Smalltalk über. Tim spielte derweil mit Igor und leckte ihn erneut. Er wollte doch nicht schon wieder? Der athletische Gastgeber grinste mich an. „Jaja, mein Tim hat einen Spielkameraden gefunden. Der wird nicht eher Ruhe geben, bis er deinen Igor auch gevögelt hat, das kannst du mir glauben.“

„Lass ihn doch, bei dir darf er ja nicht Schiffe-Versenken spielen.“

Er spielte mit der Milchschüssel. „Stimmt, mein Arsch bleibt zu! Aber er wird heute eh noch über den Leisten gespannt. Ich hab ja erst einmal und auf einem Bein kann man ja schlecht stehen, wenn du verstehst, was ich meine. Außerdem … er hat euch ja nicht umsonst gemolken, das Zeug hier will ich ja nicht wegwerfen.“

Meine Neugier siegte. „Was willst du denn damit machen?“

„Das wird gleich sein Gleitmittel werden.“ Eine gewisse Häme lag auf seinem Gesicht.

Ich blickte unseren Gastgeber schelmisch an, sein Gerät zeigte leichte Einsatzbereitschaft. „Du könntest es aber auch …“ Ich deutete auf mein Hinterteil.

„Du willst wirklich?“ Er spielte mit seinen Bällen und die Schlange nahm deutlichere Formen an.

Ich nickte. „Müsste mich zwar erst an die Größe gewöhnen, aber was Igor aufnehmen kann, …“

„… kannst du schon lange. Ich verstehe! Dann hat Tims Arsch heute mal Ruhe.“ Er grinste.

„Wer sagt das denn?“ Ich drückte meine Zigarette aus.

„Äh, was hast du vor?“

„Vier Mann in einer Reihe und wenn du am Ende stehst, muss einer ja in deinen Tim.“

Seine Augen leuchteten plötzlich. „Das hab ich noch nicht gemacht. Ob das klappen wird?“

„Versuch macht klug, oder wie heißt es?“ Ich ging auf Tauschstation und besah mit Robs Teil genauer. Ich hätte wirklich nicht so große Töne spucken sollen, der Schwanz war einfach nur gewaltig. Aber da musste ich jetzt durch.

Igor und Tim lagen mittlerweile in 69er-Stellung auf dem Sofa. Während mein Gatte die Stange des Hausherrn blies, leckte der andere seinen Eingang. Rob lotste mich zu den beiden, stellte die Schüssel griffbereit neben sich und ich ging auf die Knie. Meine Brust lagerte ich erst einmal auf der Sitzfläche. „Schatz, deine Zunge ist gefordert.“

Sofort ließ Tim von Igor ab und mit einem Grinsen auf den Lippen fing er an, mich für seinen Freund vorzubereiten. Mein Russe kriegte große Augen, er hatte ja schon das Vergnügen gehabt, den halben Mexikaner in sich zu haben. Er küsste mich leidenschaftlich und wuselte in meinen Haaren, ehe er Robs Teil in endgültige Einsatzbereitschaft versetzte.

„Das reicht jetzt!“ Die Zunge war verschwunden, dafür spürte ich das große Kaliber auf meiner Backe. Langsam zog er die Spitze durch meine Furche und stoppte am Talkessel. Wie in Zeitlupe bahnte sich sein Fleisch seinen Weg durch meinen Muskel. Ich zuckte zusammen. Rob strich mir über den Rücken, ganz sanft und liebevoll. Ich bekam wieder Luft und nickte, er konnte jetzt etwas tiefer in mich vordringen.

Es waren gefühlte Ewigkeiten, bis ich seine Haare an meinem Hintern spüren konnte. Bis jetzt war es ja nur ein stetiges Vorwärts gewesen, wie würde es werden, wenn er sich mir wieder entzog? Als er mit den Fickbewegungen begann, musste ich doch erst schlucken. Hatte ich mich übernommen? Aber Rob war wider Erwarten einfühlsam, er fickte nicht gleich wie ein Berserker drauf los, sondern war eher wie eine Dampflok, die langsam Fahrt aufnahm.

„Tim, komm her und leg dich unter ihn. Du bläst Stefan jetzt!“

Seine Hände umklammerten meine Hüften und ich wurde von der Couch in Richtung Teppichmitte umgelagert.

„Und ich?“ Igor war ja auch noch da.

„Du setzt dich auf Tim und reitest ihn. Aber vergiss nicht, ihn dabei zu fingern, das hat er gerne!“

Das Bild muss lustig ausgesehen haben, ich in Hundestellung auf dem Boden, der Lichtmeister hinter und in mir, der Dekorateur unter mir mit meinem Schwanz in seinem Mund und mein Gatte hockte breitbeinig auf Tims Becken und bestimmte selbst die Eindringtiefe. Mit einer Hand stützte er sich nach hinten ab, die andere führte wohl die ihm übertragene Aufgabe aus. Ich versuchte mir sein Teil zu schnappen und ab und an schaffte ich es auch, dass sich meine Zunge und seine Eichel Hallo sagten.

Ich war kurz vor dem Explodieren, so durchströmten mich die Reize. Lange durchhalten konnte ich nicht mehr, denn drei Stimulationen gleichzeitig sind eindeutig eine zu viel. Der Fick wurde härter und Rob immer fordernder, ebenso begierig saugte Tim am kleinen Stefan und Igor fing auch an, mit seiner freien Hand an meinen Brustwarzen zu spielen. Noch eine Minute und es würden Milch und Honig fließen. Daher war ich mehr als froh, als der Amerikaner einen Stellungswechsel forderte.

Er zog einen Barhocker heran und forderte Igor auf, sich daran festzuhalten. „Jetzt fickt ihr im Stehen! Verstanden?“ Es regte sich kein Widerspruch und wir beobachteten von der Seite, wie Tim erneut in meinen Gatten eindrang. Das Andockmanöver dauerte nicht lange, Igor war ja weit genug offen. Als der Dekorateur so richtig loslegen wollte, wurde unsanft gebremst. Rob hielt die beiden einfach fest. „Wieso darf ich ihn nicht …“

„Wirst du gleich sehen. Du bewegst dich jetzt keinen Zentimeter mehr, erst wenn ich es dir wieder erlaube. Haben wir uns verstanden?“ Die Schärfe in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Ja Rob.“ Es war klar, wer in der Beziehung die Hosen anhatte.

Rob bedachte seinen Freund mit einer reichlichen Portion Gleitgel, das Melkergebnis war ja bei mir verwendet worden. Eine leichte Öffnung war zu erkennen, ich setzte meine Kuppe an und stieß in unbekannte Gewässer. Der Junge war gut eingeritten, bei Robs Teil ja auch kein Wunder.

„Jetzt fickt euch mal!“ Die Bewegungen waren aber eher unkoordiniert oder falsch berechnet, die Kette drohte schon zu Anfang zu brechen. Plötzlich hatte ich eine Idee und griff an Tims Händen vorbei nach Igors Hüften und hielt sie fest umschlossen. Dadurch war der Bewegungsspielraum des Mittelmannes erheblich eingeschränkt und er machte nun für uns drei die eigentliche Arbeit: Vorwärts und Igor bekam seinen Stamm zu spüren, Rückwärts und pfählte er sich selber.

Rob schien das wohl zu gefallen, denn er klatschte im Takt oder vielmehr, er gab den Takt, in dem sich sein Freund zwischen Igor und mir hin- und her bewegte, an.

„So, dann wollen wir mal sehen, ob man das auch zu viert machen kann.“

Ich spürte Rob hinter mir, er ging wohl leicht in die Knie. Er ließ seine Rute ein paar Mal um mein Loch kreisen, ehe er dort verharrte. Gespannt wartete ich auf das Eindringen. Langsam aber sicher ging er wieder nach oben und schob mir so sein bestes Stück in meinen Kanal. Erst als er ganz in mir war, begannen wir uns wieder zu bewegen. Es war ein einzigartiges, unbeschreibliches Gefühl so in der Mitte zu sein.

Den Takt mussten jetzt Tim und ich finden und nach einigen Versuchen klappte es auch ganz gut. Vielleicht zu gut, denn plötzlich fing Tim an, immer schneller zu atmen und stieß auch immer heftiger zu. Igor konnte die ersten wilden Bewegungen wohl noch abfangen, aber irgendwann war die Wucht wohl doch zu groß, er kippte nach vorne weg und landete unsanft auf dem Teppich.

Er hatte sich gerade zu uns wieder umgedreht, da traf ihn Tims Sahneproduktion ein zweites Mal am heutigen Abend direkt ins Gesicht. Er grinste uns verschmiert von unten an und legte sich auf den Teppich, um aufs heftigste an sich zu rubbeln. Rob kappte die Verbindung zu mir und zog mich zu Igor runter, er rechts von seinem Kopf, ich links. Gemeinsam fingen wir an, unsere Lanzen zu polieren und er traf nach kurzer Zeit das Kinn und ich die Nase meines Russen.

„Bukkake! Hatte ich bisher auch noch nicht! GEIL!“ Dann stöhnte er auf und schoss sich selber auf die Brust.

Wir bleiben eine Weile regungslos sitzen, dann kam Tim ganz beflissen mit Waschlappen und Handtuch, um Igor zu reinigen, er sollte ja schließlich den Teppich nicht ruinieren. Diesem kurzen Waschgang folgte noch ein etwas längerer in der Dusche und nach einem weiteren Glas Rotwein brachen wir in Richtung Pension auf.

Die beiden boten zwar an, uns ein Taxi zu rufen, aber für die paar Meter hätte es sich nicht gelohnt. Ermattet von des Tages Arbeit fielen wir engumschlungen ins Bett und schliefen den Schlaf der Gerechten.

Nach einem opulenten Frühstück verbrachten wir dann mehr als sieben Stunden in der Speicherstadt in der größten Mini-Eisenbahn-Anlage der Welt. Ob sie es ist? Für mich war sie es jedenfalls; die Modellbauer hatten wirklich eine hervorragende Arbeit geleistet. Die Züge traten in den Hintergrund, ich hatte eher Augen für die Szenerie, die dargestellt wurde. Man sah wirklich alles: ein Paar beim Liebesakt, einen LKW-Unfall, eine AKW-Demo, fast wie im richtigen Leben.

Igor war eher von der Zugtechnik fasziniert. Seine Augen glänzten und er bedauerte es offensichtlich, seine heimische Anlage damals gegen zwei Kisten flüssiger Kartoffelprodukte eingetauscht zu haben. Na ja, das waren die Sünden der Vergangenheit, wir waren ja alle mal jung.

Das Musical war zwar ziemlich gut, aber dass es mich vom Hocker haute, kann ich wirklich nicht sagen. Vielleicht bin ich zu sehr verwöhnt, denn während meiner Londoner Zeit hatte ich eine große Produktion nach der anderen geradezu verschlungen. Kein Wunder, einige Darsteller kannte ich In- und Auswendig!

Als wir das Theater verlassen hatten, wussten wir nicht so recht, was wir machen sollten. Einerseits wollten wir am Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe auf den Fischmarkt, andererseits … Großstadt … Nachtleben … Szene? Das Grübeln dauerte eine Zigarettenlänge, dann schlenderten wir durch die Straßen von St. Pauli und statteten der altehrwürdigen „Wunderbar“, wenn man den Gerüchten Glauben schenken will, eine der ältesten Szenekneipe der Welt, einen Besuch ab. Wie lange war ich nicht mehr hier gewesen? Sechs oder sieben Jahre?

Viel geändert hatte sich nicht, aber von der Ruhe unter der Woche, die ich kannte und besonders schätzte, war nichts zu spüren. Es war Disco angesagt und ich suchte das Schild ‚Wegen Überfüllung geschlossen‘. Ich fühlte mich wie eine Sardine in der Dose. Daran änderte auch die wirklich tolle Musik nichts. Ich habe zwar nichts gegen Enge und Körperkontakt, aber ich sehnte mich nach den Geschehnissen der letzten Tage nach Ruhe und Entspannung. Außerdem war mein Gatte angesagt, wir hatten endlich mal nur uns und niemand anderen um uns herum.

Igor sah es wohl ähnlich, denn nach nur einem Bier verließen wir eiligst das Etablissement in der Talstraße und schlenderten die Reeperbahn entlang in Richtung Planken und Bloomen. Das ich Igors starke Arme denen von Morpheus vorzog und wir erst einmal eine Runde Matratzengolf spielten, lasse ich mal unerwähnt.

Sport kann ja so anstrengend sein. Der Fischmarkt musste erst einmal ohne uns auskommen, ich hatte auch vergessen, den Wecker zu stellen, ich Schelm. Wer steht schon freiwillig am Sonntag um fünf Uhr auf? Von daher ließen wir es an diesem Morgen eher ruhig angehen: ausgiebiges Frühstück mit Blick auf die Elbe und dann, kurz bevor normale Familien sich um den heimischen Mittagstisch versammeln, einen Abstecher auf den Markt, der bereits wieder an Feierabend dachte.

Die Kaffeezeit dämmerte und, obwohl ich mit Engelszungen redete, aber mein Gatte ließ sich nicht zu einer Pause zwecks Einnahme des Türkentranks überreden. Er wollte nach Hause, sein Schreibtisch rief. Ich konnte es ja verstehen, sein Examen stand bevor. Eigentlich wollte ich ja auch wieder in die Heimat, aber ich hätte gern die Stunden mit meinem Liebsten noch verlängert. Die Zweisamkeit, die wir in den letzten Stunden gefühlt und gespürt hatten, würde zwangläufig wieder dem Alltagsleben mit all seinen Verpflichtungen weichen. Schade eigentlich, aber so ist nun einmal das Leben.

Das Haus stand noch, sowohl äußerlich als auch im Inneren der Wohnung waren keine Schäden zu erkennen. Igor stellte den Koffer, wir hatten uns dann doch nur auf einen Kleidungsbehälter geeinigt, im Flur und fiel mir um den Hals. Wir standen eng umschlungen da, als ein ziemlich verschlafen aussehender Schüler aus seinem Zimmer kam und uns herzlich begrüßte. „Leute! Ihr hättet ja auch anrufen können, dann wäre der Kaffee schon fertig!“

„Schau mal auf den Tacho! Eigentlich Zeit zum Abendbrot. Aber komm erst mal her und lass dich drücken, mein Kleiner!“

Den Kaffee ließen wir in der Dose und ging im gleich zum abendlichen Mahl über. Die Erlebnisse des Wochenendes wurden ausgetauscht, Igor redete wie ein Wasserfall. Der Schwimmer hingegen wirkte irgendwie stumm, jedenfalls nicht so redselig, wie ich ihn kannte. Etwas musste vorgefallen sein, soviel war klar, aber was?

Auf meine erneute Nachfrage reagierte er nur ungehalten. „Stefan! Ihr wart etwas mehr als 48 Stunden weg und wir haben fünfmal miteinander telefoniert. Es ist wirklich nichts Gravierendes passiert, was du nicht schön längst wüsstest, …“

„Und das Unwesentliche?“ Ich wollte es wissen.

„Wenn du es genau wissen willst, ich habe eine Orgie veranstaltet …“

Mir fiel das fast Glas aus der Hand. „Was???“

Er grinste mich frech an, seine Augen funkelten. „Quatsch! Nur Spaß … aber ich bin wirklich durch den Wind heute. Benny und ich waren ja gestern Abend im Kino und sind dann auf ein Bier ins Casablanca … übrigens schöne Grüße von Jürgen … viel war nicht los … alles nicht meine Altersklasse. Wir haben dann bis fünf Playstation gespielt. Um acht klingelte mich dieser Pascal aus dem Bett, er hätte den Schlüssel vergessen und sie wollten weiter ausräumen. Ich ließ sie rein und ging wieder schlafen. Dann stand Benny um halb zehn auf, der musste zu seiner Oma, Essen mit Family und so. Als ich gerade wieder eingepennt war, klingelte dieser Günther, sie hätten gerne Kaffee. Ich also die Kaffeemaschine angeworfen und die Thermoskanne rüber. Aber Ruhe? Vergiss es! Eine Stunde später klingelten sie erneut, sie hätten was entdeckt, was du dir morgen mal was anschauen sollst. Irgendwas im Schlafzimmer, aber frage mich bitte nicht was!“ Ist das die potente Jugend von heute?

Ich ließ die Überraschung Überraschung sein und den Abend vor dem Fernseher in Igors Armen ausklingen. Die Betten in Hamburg waren zwar nicht schlecht, aber im heimischen Lager schläft es sich doch immer noch am besten.

Pünktlich um acht kamen meine Ausräumer und zeigten mir ihren Fund. Unter dem Bett befand sich ein Bodentresor, der leider nicht zu öffnen war, man brauchte keinen Schlüssel sondern die richtige Kombination. Ich zermarterte mir mein Hirn und versuchte alle möglichen und unmöglichen Einstellungen, die mir einfielen. Ich war schon drauf und dran, einen Safe-Knacker engagieren, denn Gudrun konnte ich schlecht anrufen, sie hatte genug mit der Beerdigung zu tun, ihr Vater war am Samstag gestorben. Aber Marvin brachte mich beim Abendbrot auf den richtigen Trichter. Er meinte beiläufig, wenn der alte Peckenberg ein Nazi gewesen sei, dann sollte ich es doch mal mit Führers Geburtstag probieren.

Bei 20 – 4 – 18 – 89 sprang das Teil tatsächlich auf und gab seinen Inhalt frei. Neben Aktien einer Firma, die seit mehr als 50 Jahren „in Liquidation“ ist, fanden sich einige Papiere und fünf Barren Gold, Gewicht jemals ein Kilogramm. Hätte ich den Fund melden müssen? Er war ja in meinem Schlafzimmer in meinem Haus, gehörte also mir. Außerdem: Peckenberg Senior weilte mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden und die Schraders wollten mit dem Haus ja auch nichts mehr zu tun haben.

Aber irgendwie wollte ich mich erkenntlich zeigen, nur das Wie war die Frage! Ich würde mir was einfallen lassen müssen.

Die Beerdigung meines ehemaligen Nachbarn, die am Mittwoch stattfand, konnte man durchaus als großen Bahnhof bezeichnen. Die Trauerhalle auf dem Ost-Friedhof unseres Städtchens platzte aus fast allen Nähten. Seine Familie war ja nicht gerade klein, auch erkannte ich Teile der Nachbarschaft, die anwesend waren. Selbst einige Mitbewohner aus dem Pflegeheim schienen an seinem Heimgang teilnehmen zu wollen.

Was mich aber erheblich wunderte, waren die Fahnenträger, die um seinen Sarg gruppiert waren. Ich kam mir vor, wie bei einer Flaggenparade bei der Bundeswehr. Die Typen sahen in ihren Anzügen ziemlich lächerlich aus.

Tja, lieber Leser, das waren wieder einige Tage im Leben der Familie Plange. Ich weiß nicht, ob sie euch gefallen haben oder ob ihr sie eher abstoßend fandet, Gruppensex und Beerdigungen sind ja nicht jedermanns Geschmack. Wenn ihr jedoch wissen wollt, was weiterhin geschah, auch wie Mutters Sohn mit dem gefundenen Schatz, sprich den Goldbarren, umging, dann sagt doch bitte Bescheid, es würde mich freuen.

In diesem Sinne, man liest sich!

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