Fotostudio Plange – Teil 26 – Sesamöl

Ich bitte Euch auch um Verzeihung, dass es so lange gedauert hat, diesen Teil zu vollenden; Asche über mein Haupt. Aber Stress auf der Arbeit, Korrektur von zwei Büchern, deren Drucktermin unmittelbar bevorstand, und ein paar Tage Urlaub können diese Verspätung wohl erklären, nicht aber entschuldigen. Dann, als ich mich wieder ans Schreiben machte, stellte ich mit Schrecken fest, dass ich vergessen hatte, eine für die weitere Handlung wichtige Person in die Geschichte zu integrieren.

An einer Passage dieses Teils habe ich über vier Wochen gesessen und gebrütet. Mindestens 30 Anläufe waren nötig, um diese Klippe wohlbehalten zu umschiffen. Ich hoffe, ihr seid mit dem Ergebnis, was schlussendlich raus kam, einverstanden.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen!

Euer
DariusvB

Für MaikelDN

Tja, lieber Leser, mit solchen Reaktionen auf die „silberne Episode“ hätte ich nicht gerechnet. Ich bedanke mich herzlich bei all denjenigen, die sich entweder mit ihren Anmerkungen unter der Geschichte verewigt oder mir eine persönliche Mail dazu geschrieben haben. Ich habe mich riesig gefreut oder, um es im Sinne eines Konrad Peckenbergs zu sagen, ich hatte einen inneren „Reichsparteitag“.

Nur durch die Kommentare werde ich ja mehr oder minder gezwungen, meine Abende nicht bei meinem Russen, sondern am Schreibtisch zu verbringen. Es liegt somit an euch, wie schnell die Geschichte weitergehen wird. Aber da wir gerade beim Gehen sind: Das Leben geht weiter und die Geschichte auch. Also ab zum Wesentlichen!

Die Beerdigung hatte ich, trotz Schneeregens, überlebt und auch die Diskussion mit Marvin bezüglich seiner Kostümierung zu Karneval. Er wollte doch tatsächlich als Wasserballer nur in Schwimmshorts und Bademantel am Rosenmontagszug in unserem Städtchen teilnehmen. Wären wir in Brasilien, ich hätte nichts dagegen gehabt, aber hier? Wir waren schließlich in Mitteleuropa und Rosenmontag war am ersten Montag im Februar. Ich konnte ihn schlussendlich überreden oder überzeugen, sich als Scheich mit Strumpfhose unter dem Kaftan zu verkleiden. Aber ich greife wieder einmal vor, man möge mir verzeihen.

Am Freitagabend rief Tim, unser neuer Bekannter aus der alten Hansestadt, an und machte mich mehr oder minder zur Schnecke. Er hätte, nach dem Austausch der Visitenkarten, mehr über mich im Internet erfahren, als ich ihm persönlich mitgeteilt hatte. Was konnte ich denn dafür, dass er sich im Moment des Kennenlernens mehr für meinen Arsch als für meinen Lebenslauf interessiert hatte?

„Aber mal was anderes, mein Lieber: Rob und ich wollen zum Karneval nach Köln. Da dachte ich mir, dass wir euch auf dem Rückweg mal Hallo sagen könnten, wenn ihr Lust habt.“

„Kein Thema, wir liegen ja auf dem Weg. Aber schaut doch besser auf dem Hinweg vorbei, denn Rosenmontag startet hier der Karneval im Abbruchhaus, da hätten wir kaum Zeit füreinander.“

„Äh, Karneval im Abbruchhaus? Hört sich irgendwie schräg an.“

„Na ja, seitdem Marvin hier wohnt …“

„Marvin? Moment mal … ich dachte, dein Freund heißt Igor?“ Er wirkte verwundert.

Ich lachte ins Telefon. „Heißt er auch, Marvin ist mein Neffe und wohnt auch hier bei uns.“ In den nächsten Minuten klärte ich ihn über die familiären Gegebenheiten und die daraus resultierenden Platzprobleme auf. „… und jetzt hab ich das Nachbarhaus gekauft. Das wird im nächsten Monat abgerissen und wir bauen neu. Deshalb auch Karneval im Abbruchhaus mit Kostümzwang: alle in Bauarbeiterkluft!“

Er lachte. „Nicht schlecht, Herr Specht! Aber ein Besuch auf dem Hinweg wird nicht klappen. Ich will am Sonntag meine Eltern in Osnabrück besuchen und von da aus dann am Montag nach Köln fahren, Rob kommt mit dem Zug nach, er muss ja Sonntag noch arbeiten. Wir treffen uns dann am Dom.“

Klang irgendwie logisch, aber der Unterton, mit dem er das sagte, hatte etwas Störendes. „Na ja, du kannst auch gerne hier übernachten. Einen Schlafplatz wird sich noch finden lassen.“

Man konnte sein Grinsen fast sehen. „Das wäre auch ‘ne Möglichkeit. Ich sag dir aber dann noch rechtzeitig Bescheid, ob es klappt.“

„Mache er das, wir würden uns freuen …“ Ich konnte mir denken, wie die Antwort ausfallen würde.

„Ach Quatsch, machen wir gleich Nägel mit Köpfen: ich schlag dann so gegen acht bei euch auf. Also, grüß mir deinen Igor und Marvin unbekannterweise. Wir sehen uns dann am Dritten.“

„Mache ich und … geile Grüße an Rob.“

Den Samstag verbrachte ich fast nur am Schreibtisch: Monatsabschluss. Ich liebe diese Zahlenwerke wie Zähneziehen, aber das sagte ich ja schon, oder? Deshalb war ich auch nicht gerade betrübt, als Igor am späten Nachmittag zu mir ins Büro stürmte und mich vom meinem Platz vor dem Rechner vertrieb. Er startete den Internetexplorer, tippte eine ziemlich bekannte Adresse ein und meinte nur: „Kennst du den?“

Ich schob ihn beiseite, der russische Hintern versperrte mir die Sicht, und sah ein Profil auf den blauen Seiten. Der Name sagte mir nichts, wer nennt sich schon ‚Opelschrauber‘? „Aber, das ist doch … Moment, ich komm gleich drauf …“ Das Bild zeigte einen ziemlich jungen Typen, leichter Rotstich in den Haaren, irgendwie kam er mir bekannt vor. Aber woher? Das war die Frage. Ich las mir sein Profil durch, bei der Berufsangabe machte es Klick. „Das ist doch der Azubi aus dem Autohaus, der Probleme hatte, die Reifen in den Corsa zu kriegen.“

Igor grinste mich an. „Genau! Das ist Daniel, die kleine Ölkanne.“

Ich schüttelte den Kopf. „Igor, Igor! Ich dachte, du sitzt brav am Schreibtisch und lernst fleißig, aber anscheinend treibst du dich lieber in den Weiten des Webs herum. Wo soll das nur enden? Und … aber sag mal: Was willst du mit dem Jüngelchen? Doch nicht etwa …?“

„Schatz, keine Angst, der ist selbst mir zu jung. Aber …“ Irgendwas hatte er, soviel war klar.

„Aber was?“ Ich war neugierig geworden.

Ein Räusperer folgte. „Na ja, er hat mich angeschrieben und gefragt, wer die Bilder in meinem Profil gemacht hätte. Mehr nicht!“

„Und?“ Das konnte doch nicht alles sein.

„Hab ihm gesagt, mein Freund. Wenn er auch welche haben wollte, soll er dich anschreiben.“ Ganz glauben wollte ich ihm das nicht.

„Dann logg mich mal ein. Dann sehen wir es ja, ob er es getan hat.“ Irgendwas führte er im Schilde.

Er klapperte auf der Tastatur und mein Profil tauche auf. Ich hatte drei Nachrichten in meinem Postfach, auch eine von besagtem Opelschrauber. Die Anfrage nach den Bildern war ziemlich höflich formuliert und er fragte im Schlusssatz nach eventuellen Kosten. Bis hierhin stimmte also die Geschichte meines Mannes. Aber etwas musste noch dahinter stecken!

Mein Russe blickte mich treuherzig an. „Und? Machst du die Aufnahmen?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Warum sollte ich?“

Er räusperte sich erneut. „Na ja, zum einen würdest du ein gutes Werk tun, zum anderen, du würdest bei irgendwelchen Reparaturen nicht mehr über den Tisch gezogen werden können, denn der Knabe arbeitet in der Werkstatt. Und vielleicht…“

„Igor, nun spuck‘ es schon aus! Worauf willst du hinaus?“ Ich hasse es, wenn man zu lange um den heißen Brei herum redet.

„Ich dachte eigentlich an Marv. Er sucht doch immer noch nach seinem Traumprinzen …“

Nun war es raus, mein Russe wollte also meinen Neffen verkuppeln. Ich schmunzelte leicht. Gut, altersmäßig mochte es zwar passen, aber zu einer Beziehung gehören immerhin Zwei. Diesen Daniel kannte ich ja nur von der kurzen Begegnung aus dem Autohaus und da machte er nicht gerade den auf gewecktesten Eindruck auf mich. Würde er zu Marvin passen? Bei der Wahl seiner Gefährten ließ unser Schwimmstar ja keine eindeutige Geschmacksrichtung erkennen: Erst dieser Parfümverkäufer, dann den Verlegererbe und jetzt diese immerwährende Episode mit Benny; zugegeben, die war auch nichts Halbes und nichts Ganzes. Von seinem Schwarm, diesem ominösen Jonas, war auch seit vier Wochen nichts mehr zu vernehmen. „Du meinst also, ich soll den Kleinen ablichten, damit Marvin ihn kennenlernt?“

Er druckste herum. „So in der Richtung!“

„Igor Reichenbach! Du tickst linksrum!“ Ich kratzte mich am Kopf.

„Wieso?“ Diese Unschuld in seinem Gesicht!

„Erstens laufen solche Shootings eher privat ab, also out of public! Wieso sollte Marv da plötzlich auftauchen? Als Best-Boy, der sich um die Versorgung kümmert? Oder als Fluffer, falls dieser Daniel keinen hochbekommen sollte?“

Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, du hast dich doch mit Benny und Marvin vor deren Shooting doch auch unterhalten. Da dachte ich, der Kleine kann dazu stoßen, wenn ihr beim Kaffee die Einzelheiten besprecht.“

„Engelchen! Du kommst auf Ideen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Soll ich etwa sagen: ‚Hallo Marvin, das ist Daniel, der sich gleich vor mir ausziehen wird, um sich ablichten zu lassen. Willst du nachher nicht noch mit ihm in die Kiste springen?‘ … oder wie hast du dir das Ganze gedacht?“

Er wirkte leicht ratlos. „Stimmt auch wieder … Aber bei David uns Lars haben unsere Kuppelversuche ja auch geklappt.“

„Da war die Situation … , sagen wir es mal so, etwas anders. Wir haben zwar leicht nachgeholfen, aber die haben sich eher zwanglos kennengelernt. Aber … warte mal … du bringst mich auf eine Idee!“

„Auf welche?“

„Lass mich mal an den Rechner!“ Er trat beiseite und ich tippte die Antwort in den Rechner. ‚Hallo Daniel, kein Thema, die Bilder kannst Du kriegen. Um die Bezahlung mach Dir mal keine Sorgen, dass regeln wir später. Sei bitte morgen um 16:30 Uhr bei mir, Ludwigstraße 123, einfach klingeln. Bin zwar mit meinem Igor zum Kaffee bei meinen Schwiegereltern, müsste dann aber wieder da sein. LG Stefan Plange‘

Igor war erstaunt. „Ich wusste gar nicht, dass Mama uns eingeladen hat.“

Ich blickte ihm in die Augen. „Hat sie auch nicht! Aber wir brauchen aber eh noch euer Familienbuch und ich muss ja eine Ausrede haben, damit Marvin und Daniel eine halbe Stunde alleine sind, um sich zu beschnuppern. Aber, wenn ich ehrlich sein soll, ich glaube nicht, dass dein Unterfangen von großem Erfolg gekrönt sein wird.“

Die Fragezeichen in seinen Augen waren deutlich zu erkennen. „Wie meinst du das denn jetzt?“

„Ganz einfach! Es soll Typen geben, die auf Ältere stehen …“ Ich grinste ihn an. „… und der Knabe ist 18 und sagt dir, der du über 30 bist, du hast tolle Bilder im Profil. Wieso sollte er dein Profil öffnen? Normalerweise bleibt die Jugend ja lieber unter sich, es sei denn, man hat einen etwas anderen Geschmack, oder?“

Eine gewisse Gereiztheit lag in seiner Stimme. „Schon, aber vielleicht textete er mich auch an, weil ich Dank dir so tolle Bilder habe. Habe gestern meine Galerie komplett neu gestaltet.“

Der letzte Satz ließ mich aufhorchen. „Dann nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil!“

„Wie?“ Nun wirkte er verdutzt.

„Dann kann er auch über die Bildersuche auf dich gestoßen sein. Aber egal, wir werden sehen, ob er morgen vor der Tür steht. Aber lass uns mal Schluss machen mit der Arbeit für heute, mir ist nach einem Bier im Casablanca.“

Mein Russe stutzte. „Du willst auf ein Bier ins Casablanca?“

„Ja!“ Ich war ganz brav.

Igor schüttelte seinen Kopf. „Stefan Plange, verkauf mich in doch bitte nicht für blöd: Der einzige Grund, warum du heute dahin willst, ist doch der, dass Jürgen heute seinen Darkroom eröffnet.“

Ich schaute überall hin, an die Decke, an die Wand, auf den Fußboden. „Schönes Wetter hatten wir heute, findest du nicht auch, mein Engel!“

Er grummelte zwar, aber richtig böse sein konnte er nicht. „Dann mach hier mal fertig, wir essen in zehn Minuten!“

„Sir! Zu Befehl, Sir!“ Ich salutierte noch, als er schon längst den Raum verlassen hatte.

Um kurz nach neun trafen wir am Ort der feierlichen Eröffnung ein. Der Laden war erheblich voller als sonst zu diesem Zeitpunkt üblich, die untere Ebene war voll gefüllt und an der Theke gab es auch kaum noch Platz. Wir standen mit Carsten und Thomas zusammen und Klaas konnte sich gerade noch an unseren Stehtisch zwängen. Nach den ersten beiden Runden zeigte die Uhr dann fast zehn, der große Moment war endlich gekommen.

Aber so feierlich war der Augenblick gar nicht. Jürgen bahnte sich seinen Weg durch die Massen zum Kellerabgang. Er stellte sich in die Tür des hell erleuchteten Kellers und die Musik stoppte. Nach ein paar salbungsvollen Worten schaltete er auf Notbeleuchtung um und ließ den Vorhang fallen, das war es schon. Wir stießen zu fünft auf dieses epochale Ereignis an.

„Meinst du, die Eröffnung des Spielzimmers wird dem Laden wieder zu altem Ruhm verhelfen?“ Erwartete Carsten von mir jetzt tatsächlich eine wirtschaftliche Analyse?

„Kann ich dir auch nicht sagen, aber eins ist sicher: unser kleines Städtchen ist von heute an um eine Attraktion reicher! Jedenfalls hat der Tingel am Kanal hat Konkurrenz bekommen, allein wegen der Temperaturen.“ Ich grinste.

„Da ist doch Ewigkeiten schon nichts mehr los. Seit dem Mord vor … Klaas, wann war der noch mal?“ Igor drehte sich um, aber hinter ihm stand niemand mehr.

Thomas lachte. „Die Presse sagt im Moment wohl gar nichts! Klaas ist gerade in die Rolle von Christof Kolumbus geschlüpft und entdeckt neue Welten hinter dem Vorhang. Vielleicht lesen wir ja seinen Erlebnisbericht Montag im Lokalteil.“

„Wollen wir das wirklich?“ Kann mein Igor sarkastisch sein!

„Besser nicht! Wenn ich daran denke, dass der zahnlose Peter da an mir in der Dunkelkammer …“ Carsten schüttelte sich, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

„Herr Baumann, wenn du da rein gehst, dann gehe ich auf der Stelle!“ Bahnte sich da ein Versicherungsstreit an?

Carsten küsste seinen Thomas sofort. „Herr Obermann … das war Spaß! Außerdem habe ich es gar nicht mehr nötig, in so etwas zu gehen: Ich ´habe ja dich, mein Schatz. Außerdem mach eh einen Bogen um solche Örtlichkeiten, habe mein Lehrgeld schon bezahlt.“

„Wo denn?“ Igor war mal wieder wissbegierig.

„Na ja, das war in Barcelona. Ich kam mal ziemlich erleichtert aus einer solchen Dunkelkammer … nicht nur der Druck auf den Eiern war weg, mein Portemonnaie auch!“ Mein Versicherungsmakler wirkte immer noch leicht konsterniert ob dieses Geschehnisses.

Den Rest des Abends versuchten wir ihm weitere Einzelheiten über sein Erlebnis in Katalonien aus der Nase zu zeihen, aber der gute Carsten gab sich ziemlich wortkarg, was ja sonst gar nicht so seine Art ist. Es wurde alles in allem ein recht amüsanter Abend und wir machten uns erst weit nach Mitternacht auf, heimische Gefilde zwecks Bettruhe aufzusuchen.

Als Igor gegen kurz vor fünf die Wohnungstür aufschloss, hörte ich ein Lachen aus der Küche. Die beiden, sprich Marvin und besagter Daniel, schienen sich köstlich zu amüsieren. Ich sprach den rotstichigen Jüngling an. „Entschuldige die Verspätung, aber meine Schwiegermutter in Spe fand das Familienbuch nicht.“ Igor und ich wollten am nächsten Tag tatsächlich das Aufgebot bestellen.

„Kein Problem! Hatte ja einen netten Gesprächspartner.“ Er blickte Marvin direkt an, sollte Igors Idee doch funktionieren?

„Na, dann ist ja gut. Falls noch ein Kaffee übrig sein sollte, können wir sofort ins Studio gehen, um dort die Einzelheiten für dein Shooting zu besprechen.“ Ich blickte Marvin an. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dir deinen Gast jetzt entführe …“

Marvin blickte mich irritiert an. „Eigentlich schon, aber ich muss eh noch Vokabeln pauken, wir schreiben morgen einen Test.“

Mit Kaffeetassen bewaffnet gingen wir in den Laden und ich bedeutete meinem jungen Gast, sich auf das rote Sofa zu setzen. Er begann ohne Aufforderung seine Kleidung abzulegen. Ich blickte ihn an und winkte ab, so schnell schießen die Preußen nun auch wieder nicht. Er war unsicher, wirkte leicht verkrampft. „So, du möchtest also ein paar Bilder von dir haben?“

„Ja! Sonst wäre ich ja nicht hier, oder?“ Sein Lächeln hatte etwas Anziehendes.

„Stimmt auch wieder! Hast du dir schon überlegt, wie du rüberkommen willst?“ Die Standardfrage, die ich bei solchen Angelegenheiten immer zu stellen pflege.

Der Gesichtsausdruck war irgendwie verstört. „Eigentlich will ich natürlich rüberkommen, nicht mehr …“

„Ein Akt ist immer natürlich, denn außer deiner Haut wird nicht viel anderes zu sehen sein. Aber es kommt immer auf den Blickwinkel an.“ Ich hantierte an der Musikanlage und legte eine CD mit Lounge-Musik ein, jazzige Töne erfüllten den Raum.

„Aber wie meinen sie das? Es kommt auf den Blickwinkel an.“ Er machte es sich auf dem Sofa etwas bequemer.

Ich grinste ihn an. „Erstens, ich bin der Stefan und wir bleiben besser beim Du. Denn die Frage: ‚Würden sie ihren Schwanz mal leicht anwichsen, damit er besser zur Geltung kommt.‘ ist doch irgendwie … irgendwie etwas daneben, oder findest du nicht?“

Er schmunzelte. „Stimmt auch wieder.“

„Und das mit dem Blickwinkel … na ja … jedes Bild erzählt seine eigene Geschichte, erweckt beim Betrachter gewisse Assoziationen. Du stehst nackt vor der Kamera, dein Teil ist leicht erregt …“

Er packte sich ungeniert in den Schritt und grinste. „Ist er auch!“

Seinen Einwand überging ich geflissentlich. „Also, der Focus, der Mittelpunkt des Bildes, ist dein Schwanz. Wenn ich ihn jetzt von unten ablichte, wirkt er bedrohlicher, größer, aktiver. Wenn ich ihn von oben knipse, wirkt er eher weicher, kleiner, passiver …“

Er nickte nur. „Aha … nie darüber nachgedacht. Ein schöner Schwanz ist doch ein schöner Schwanz, egal ob er von oben oder von unten aufgenommen wird, oder nicht?“

Da hatte er zwar Recht, aber gleichzeitig auch den Blick fürs Detail vergessen. Wenn ich jetzt noch die unterschiedlichen Lichtarten, harter Strahler oder weiches Softlicht, ins Spiel bringen würde, würde ich ihn wohl überfordern. Anstelle einer Antwort zuckte ich deshalb nur mit den Schultern. Es war das Vorrecht der Jugend, unbefangen an neue Sachen heranzugehen. Allerdings ist auch die Gefahr gegeben, hierbei die Grenze der Naivität zu überschreiten. „Na ja, dann zeig mal deinen.“

Er erhob sich umständlich und schälte sich langsam aus seinen restlichen Klamotten. Als er dann nackt vor mir stand, umrundete ich ihn und betrachtete den Lehrling genauer. Die Frisur war leicht verstrubbelt, der Oberkörper wohl definiert, die Brust haarlos, allerdings zeigten sich auch leichte Ansätze eines Wohlstandsbauches, wohl entweder zu wenig Bewegung oder zu viel Fast Food oder eine Mischung aus Beidem. Der Hintern war fest und glich eher einem Apfel als einer Birne. Die behaarten Beine waren ziemlich muskulös, anscheinend fuhr er oft Rad. Sein Lustspender hatte zwar etwas an Festigkeit verloren, aber derjenige, der ihn eines schönen Tages zu spüren bekommen würde, würde seine helle Freude daran haben. Ich schätze ihn so auf knappe 19 Zentimeter, eingerahmt von rotem Flau, allerdings war die Hecke gestutzt.

„Und?“ Er blickte mich fragend an.

Ich überlegte angestrengt, massierte mir mein Kinn. „Bist du eigentlich geoutet?“

Die Frage schien ihm sichtlich unangenehm zu sein, er zog die Schultern vor. „Na ja, Mama weiß Bescheid, aber Papa? Aber wieso wollen sie … äh … wieso willst du das wissen?“

„Mir kommt der gerade so eine Idee …“ Ich schaute ihn direkt an. „Wie viel Zeit hast du denn mitgebracht?“

Er druckste etwas herum. „Ich habe heute nichts mehr vor … muss nur um zehn spätestens zu Hause sein. Morgen ist ja wieder knechten angesagt.“

Ich räusperte mich. „Gut, von der Zeit her passt es … Daniel, ich könnte dich zwar jetzt sofort auf dem Sofa oder vor einem weißen Hintergrund auf einem Drehstuhl sitzend ablichten, … dann hättest du zwar die Bilder, die du dir gewünscht hattest, aber das wären dann 08/15-Aufnahmen, die gibt es zu Tausenden. Ich würde gerne was Anderes mit dir machen.“

Er blickte mich neugierig an. „Was denn?“

„Mir schwebt eine Fotoserie unter einem Motto vor. Ich nehme mal an, dass ist dein erstes erotische Shooting?“

Er nickte brav. „Stimmt!“

Ich blickte ihn direkt in die Augen. „Dann soll es ja auch etwas Besonderes werden! Zieh dich mal wieder an, wir wechseln die Örtlichkeiten.“

Während er sich wieder landfein machte, suchte ich die Utensilien zusammen, die gleich gebraucht werden würden. Ich entschied mich gegen eine Blitzanlage, denn deren Aufbau hätte nur unnötig Zeit gekostet; Zwei Softboxen als Dauerlicht würden für ausreichend weiches Licht sorgen. Falls ich, wider Erwarten, doch etwas härteres Licht brauchen würde, um eventuell mit Schatten spielen zu können, würde ich einfach die weichzeichnenden Boxen von den Lampen ziehen.

„Kann ich dir was helfen?“ Er riss mich aus meinen Gedanken.

„Äh, ja, nimm mal die beiden Verlängerungskabel und wenn du die Boxen da tragen könntest, wäre ich dir sehr verbunden.“ Ich deutete auf die zwei, fast einen Quadratmeter großen, schwarzen Lichtquellen und grinste ihn an, er konnte ruhig den Packesel spielen, es waren ja schlussendlich seine Bilder, die es gleich zu machen galt.

„Ok, mach ich.“ Er griff sich die Sachen und wartete.

„Dann folge mir mal.“ Ich griff mir die Stative und die Kamera und ging voran.

Im Nachbarhaus angekommen gingen wir ins ehemalige Schlafzimmer im ersten Stock, dort hatte ich die Motive, die ich brauchte. Als erstes wollte ich die Szenerie an der Balkontür ablichten, der Garten lag in einem wunderbaren Zwielicht. Viel sehen konnte man zwar nicht mehr, aber die Bäume im Hintergrund waren immer noch als solche erkennbar. Das Einleuchten ging schneller als ich dachte.

„So, jetzt stell dich bitte mal vor das Fenster und blicke leicht sehnsüchtig in die Ferne.“

Er schaute mich an und wirkte verwundert. „Soll ich mich nicht erst ausziehen?“

Ich grinste ihn an. „Das machen wir gleich. Ich will erst mal sehen, ob das Licht stimmt. Stütz dich mit deiner Linken an der Wand ab und lass deine rechte Hand über den Körper wandern. Ungefähr so …“ Seine Verwirrung hielt nicht lange an und er wiederholte die Bewegung, die ich ihm vorgemacht hatte. Ich stand rechts von ihm und drückte auf den Auslöser, die ersten Bilder waren im Kasten.

„So, und jetzt müssen wir an deinem Gesichtsausdruck arbeiten, etwas mehr Melancholie bitte. Dein Liebhaber dich gerade verlassen, du bist traurig, wütend auf diese Welt …“ Daniel hatte eine ziemlich schneller Auffassungsgabe, er lieferte direkt das gewünschte Ergebnis. Die zweite Bilderstaffel war auf dem Chip.

„Alles klar, mein Lieber! Und jetzt mach dich mal frei.“ Der kleine Automechaniker reagierte sofort und warf seine Sachen achtlos auf den Boden. Als er so nackt vor mir stand, wirkte er richtig abgeklärt, als ob er ein alter Hase in diesem Geschäft wäre. Offensichtlich fröstelte ihm etwas, man sah eine leichte Gänsehaut, genau die Regung, die ich haben wollte. Auch dieses Motiv war schnell abgefrühstückt. „Danke!“

Er hatte Fragezeichen in den Augen. „Das war es schon?“

Ich grinste ihn an. „Nein! Wir fangen jetzt erst richtig an. Ich hoffe mal, du bist abgehärtet, den gleich könnte es etwas kalt werden.“

„Wie meinst du das?“ Er wirkte wieder leicht verunsichert.

„Na ja, du machst jetzt die Tür auf, dann gehst auf den Balkon hinaus. Du blickst in die Welt hinaus, stützt dich von der Brüstung ab, reckst mir deinen Hintern entgegen. Deine Hände sind auf der Wanderschaft, überall und nirgends. Dann setzt du dich auf die Brüstung und schaust einfach zurück ins Zimmer und kreuzt die Arme über deiner Brust.“

„Alles klar!“

Kalter Wind strömte in den Raum, aber es schien ihm nichts auszumachen, tapfer betrat er den Balkon und ich konnte gar nicht schnell genug hinterher kommen, um die Aufnahmen zu machen. Er bewegte sich genau so, wie ich es ihm gesagt hatte. Augenscheinlich hatte ich ein Naturtalent vor der Linse.

Ich bedeutete ihm wieder hineinzukommen, die obligatorische Balkonszene (Romeo und Julia lassen grüßen!) war abgehakt. Als er das Zimmer wieder betrat, reichte ich ihm sein Hemd, seine Gänsehaut war deutlich stärker geworden. „So, am besten, du ziehst dir auch die Hose wieder über, denn verfrorene Beine will ich gleich nicht mehr sehen. Hüpf am besten erst mal etwas herum, während ich das Licht anders arrangiere.“

Nach einem gemurmelten OK griff er sich seine Beinkleider und zog sie über. Dann fing er an, sich warm zu machen, trabte auf der Stelle. Die zwei Lichtquellen waren schnell umgestellt. „Daniel, geh jetzt mal bitte in den Wandschrank, ich muss das Licht richtig einstellen.“ Er tat, wie ihm geheißen. Die Einlegeböden hatten Pascal und Günther schon längst als Brennmaterial verkauft, man konnte also aufrechten Hauptes im Schrank stehen. „Ist dir wieder warm?“

„Äh, ja, so einigermaßen …“ Er wirkte irgendwie gelassen.

„Gut, dann mach dich mal wieder frei. Ich will, dass du gleich versuchst, aus dem Wandschrank zu treten, aber irgendetwas hindert dich daran, den letzten, entscheidenden Schritt zu tun. Ich will die Angst, die Scheu … ich will das Zögern, das Hadern, das Zaudern in deinen Augen sehen. Alles klar?“

Das Hemd flog mir entgegen. „Ja, nema problema!“ Kannte ein Junge in seinem Alter tatsächlich Alf, den katzenfressenden Besucher von Melmac? Oder wurde die Serie auf einem der unzähligen TV-Kanäle mal wieder abgenudelt?

Es war wirklich phänomenal! Nachdem mir auch die Hose vor die Füße geworfen worden war, war das Schauspiel, was sich mir bot, eigentlich nicht zu überbieten. Wenn ich jemals wieder einen erotischen Fotoband verfassen würde, Daniel wäre sicher eins meiner Lieblingsmodelle, er schien mit der gewissen Begabung für die Sache ausgestattet zu sein. „So, und jetzt ab in die Ecke.“

„Äh, wohin?“

Ich deutete auf die Zimmerecke. Die beiden Ausräumer hatten doch tatsächlich auf der Suche nach Verwertbarem Teile der Tapeten abgerissen, ehe sie den Bodentresor entdeckt hatten. „Dahin sollst du deinen hübschen Arsch bewegen! Ich bau derweil das Licht um.“

„Alles klar, Chef!“ Er stand, wie bestellt und nicht abgeholt, in der Ecke und lächelte mich an.

Den einen Strahler richtete ich auf die Decke, den anderen auf die Seitenwand. Ich hatte ihn gut im Visier. „So, jetzt versuch mal, Spiderman nachzumachen und kletter‘ die Wand rauf, dann drehst du dich langsam mit dem Oberkörper zu mir, dann erst folgt der Kopf.“ Das Bild hatte etwas Surreales an sich. „Danke! Und jetzt hock dich mal in die Ecke und mach dich so klein wie möglich. Zieh die Knie an und den Kopf dazwischen, deine Hände umklammern deine Unterschenkel.“

„Gut.“ Mehr sagte er nicht und er agierte wie aufgezogen. Als ich das Bild in meinem Kopf tatsächlich auch im Kasten hatte, streckte er mir plötzlich seine Arme entgegen, so als wolle er etwas Imaginäres greifen. Seine Beine gingen im Zeitlupentempo auseinander, sein Rücken rutschte etwas nach unten, seine Hände wanderten zu seinen Lustspender, der sich mir lustvoll entgegen streckte. Er spielte mit sich und offensichtlich auch mit mir, denn sein Blick war immer auf die Kamera gerichtet, wenn auch nie direkt, ich schoss ein Bild nach dem anderen.

Er rückte etwas von der Wand ab, ich schätzte mal, es war so knapp ein halber Meter. Er lag flach auf dem Boden, bis auf seinen Fahnenmast, der sich in die Höhe streckte. Plötzlich ging er mit seinem Oberkörper nach oben, um dann pfeilschnell wieder zurück auf den Rücken zu kommen, aber seine Beine waren plötzlich über ihm, sein Prügel schwebte dabei halb über seinem Gesicht. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach drauf halten und abdrücken.

Seine Augen suchten die Kamera, als er begann, sich selber zu befriedigen oder zu blasen oder was auch immer. Seine Zunge erreichte seine Eichel und begann, sie zu lecken, ein Einsaugen war wohl nicht möglich.

Mir wurde es mehr als eng in meiner Hose. Ich umrundete ihn, mit seinen Füßen stützte er sich von der Wand ab, seine Rechte spielte mit seinem Spielzeug, die Finger der linken Hand hantierten an seinem Ausgang. Das Loch war mehr als offen, sein Ringfinger steckte in ihm. Er atmete deutlich schneller und seine Bewegungen wurden immer hektischer. Ich ging wieder in die Ausgangsposition und erwartete die Eruption seines Vulkans. Würde er sich selber schlucken oder sich in seinem Gesicht sich entladen?

Es dauerte keine Minute mehr und seine Sahne landete sch(l)ussendlich auf seinem Gesicht, Zielen konnte er wohl nicht richtig, aber egal. Nachdem er wieder zu Atem gekommen war, grinste er mich mit seinem verschmierten Gesicht an. „Sorry, aber das musste jetzt sein!“

„Bleib mal so und jetzt will ich die Zunge sehen!“ Das Bild war spitze, seine Zunge reichte fast bis zur Nasenspitze.

Verschmitzt blickte er mich an. „Sag einmal, machst du auch Actionbilder?“

Ich konnte mir denken, was er meinte und grinste zurück. „Nicht mehr! Aber ich gebe zu, wenn es bei einer erotischen Session zur Eruption kommt … so wie bei dir gerade … dann halte ich natürlich drauf. Aber wenn du Bilder haben willst, wo du deinen Schwanz in irgendeinen Arsch versenkst oder sich jemand in dir austobt, dann nimm die Digi aus dem Aldi und mach die Bilder selber.“

Leichte Resignation lag in seinen Worten. „Das ist ja Mist!“

Ich schüttelte den Kopf. „Na ja, so schlimm ist das ja nun auch wieder nicht, denn Sex sollte immer seine Natürlichkeit behalten und da ist der dritte Mann mit der Kamera nur ein Störfaktor. Außerdem wirken solche Bilder immer … irgendwie gestellt. Die Akteure schauen zu 95% in die Linse und nicht dahin, wohin sie normalerweise beim Ficken blicken, nämlich auf ihren Partner.“

Er wirkte plötzlich ziemlich kleinlaut. „Na ja, so oft habe ich bisher auch nicht …“

Ich grinste ihn an. „Na ja, wirst noch genug vögeln in deinem Leben. Aktshootings wie gerade machen mir ja Spaß, aber Pornos? Porno ist richtig harte Arbeit … und das für alle Beteiligte!“

„Sieht man aber gar nicht.“ Leichte Naivität lag in seiner Stimme.

Ich zuckte mit den Schultern. „Na ja, glaub es mir einfach. Ich hab als Set-Fotograf gearbeitet, da gingst du noch in den Kindergarten. Seitdem hat sich zwar einiges geändert, aber eins ist in all den Jahren immer gleich geblieben.“

„Was denn?“

„Nach dem Schuss sollte man sich immer für die nächste Szene saubermachen.“ Ich grinste ihn an und reichte ihm ein Taschentusch. Erst wirkte er irritiert, fing dann aber an, lauthals zu lachen.

Der Abbau war schneller als der Aufbau. Während der Schrauber sich anzog, packte ich die Sachen zusammen und wir marschierten, wie wir gekommen waren, wieder in die 123. Ich schloss die Tür zum Studio auf und drehte mich zu ihm um, eigentlich wollte ich mich jetzt verabschieden.

„Meine Jacke ist noch oben bei euch in der Küche.“

„Na, dann mal hoch.“ Er stürmte die Treppe voran und klingelte hörbar, ich betrat derweil meinen Laden und räumte die Sachen weg. Nach einigen Minuten, das Werk war getan, folgte ich ihm und entdeckte ihn und meinen Neffen in vertrautem Gespräch auf dem Sofa in Marvins Chill-Out-Zone. Anscheinend verstanden sie sich, denn, so sah es jedenfalls aus, ihre Hände lagen aufeinander. Ob sich da zwei gefunden hatten?

Ich klopfte, obwohl die Tür nur angelehnt war, an den Rahmen und räusperte mich. „Ich will euch nicht lange stören. Daniel, du kannst die Bilder Mittwoch abholen, etwas Zeit brauche ich … und … Leute … macht nicht mehr so lange.“

„Alles klar, und nochmals Danke.“

„Kein Thema.“ Ich ließ die beiden allein und machte es mir beim abendlichen Krimi in der ersten Reihe im Wohnzimmer auf der Couch mit einer Flasche Pino Noir gemütlich. Lange blieb ich aber auch nicht alleine, nach einer halben Stunde kam mein Gatte angedackelt und kuschelte sich an mich.

Etwas Erwartungsvolles lag in seinem Blick. „Na, sag schon! Wie ist er?“

„Der Wein, der Krimi oder Daniel vor der Linse?“ Eine gewisse Ironie lag in meiner Stimme. „Aber um deine Neugierde zu befriedigen: der Rebensaft ist köstlich, der Mörder ist der Ehemann der Leiche und die kleine Ölkanne agiert vor der Linse, als ob sie in ihrem Leben noch nichts anderes gemacht hätte, einfach phänomenal! … Und ehe du weiter rätselst, die Zwei sitzen auf Marvins Sofa und quatschen. Ob mehr daraus wird? Warten wir Mittwoch ab!“

„Wieso Mittwoch?“ Er wirkte verwundert.

„Wenn er nur kommt, um seine Bilder abzuholen, dann hat dein Plan leider nicht funktioniert, mein Engel. Besucht er aber Marvin und holt nur nebenbei die Aufnahmen ab, dann scheint doch mehr als Händchen halten daraus zu werden, dass machen die beiden nämlich gerade. Und jetzt hol dir ein Glas und halt die Klappe, es wird gerade spannend.“

Der Termin bei Gericht, die endgültige Verteilung musste ja noch geklärt werden, verlief ZZ: ziemlich zügig und dauerte keine halbe Stunde. Thilo hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, das Grundbuch wurde in einem Rutsch bereinigt. Nur die letzte Bemerkung von Rechtspfleger Grasshoff ließ mich etwas aufhorchen. Was meinte der bebrillte Herr noch? „Ach, Herr Langenbach, das ist das Exposé, um das sie mich gebeten haben. Wir hatten ja letzte Woche darüber gesprochen, diese leidige Erbschaftsangelegenheit in der Marburger Straße.“

Thilo nahm die Mappe an sich und bedankte sich artig, augenscheinlich wusste er nichts von diesem Gespräch. Während wir die Treppen heruntergingen, musste ich ihn zweimal stützen, er war so in die Papiere vertieft und achtete nicht auf die Stufen. „Das scheint aber interessant zu sein.“

„Ist es auch.“ Wir waren ohne größere Unfälle auf dem Vorplatz angekommen. „Sag mal, wie viel Geld hast du noch von dem Gewinn übrig und noch nicht verplant?“

Was sollte diese Frage? „Äh, wenn ihr das Geld für die Hypothek schon angewiesen habt, dann sind es noch über 620.000, aber du kennst doch eh meine Kontoauszüge.“ Er arbeitete schließlich bei meiner Haus- und Hofbank und bisher hatte ich alle Anlagetipps meines alten Mitschülers Holger Wildeshausen, seines Vorgesetzten, in den Wind geschlagen.

„Dann hätte ich hier was für dich!“ Er tippte auf die Akte in seinen Händen.

„Schon wieder ein Haus?“ Ich kam mir langsam vor wie beim Monopoly – da kaufe ich auch immer ein Haus nach dem anderen.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, kein Haus, diesmal ist es ein Straßenzug: Vier Häuser, 32 Wohnungen, fast Vollvermietung, mit etwas Glück müsstest du es für 320 kriegen, die Jahreseinnahmen liegen bei knapp 80.000, also ein wirklich gutes Renditeobjekt.“ Er war wieder ganz der Immobilienmensch, den ich kannte und schätzte.

„Wenn du das sagst, … aber das Ganze kommt mir etwas spanisch vor.“

„Wieso?“

„Na ja, du warst ebenso überrascht wie ich, als Grasshoff dir das Pamphlet gab. Daraus schließe ich einfach, dass irgendetwas an der Sache nicht ganz koscher ist. Wieso sollte er dir ein Gutachten in die Hand drücken, dass du nicht angefordert hast?“ Ich blickte ihn fragend an.

Er zuckte ratlos mit den Schultern. „Das kann ich auch nicht sagen, aber wir können ja mal einen Lokaltermin machen, die Häuser liegen gerade einmal zwei Straßen weiter.“ Er deutete in Richtung Süden.

Am zweiten Hauseingang, den wir uns näher betrachten, fanden wir des Rätsels Lösung: Auf einem Klingelschild war der Name Frank Grasshoff mit dem Zusatz Hausmeister zu lesen. Thilo und ich grinsten uns an, da wollte wohl der Senior den Job des Juniors retten. Mir sollte es egal sein, denn wenn ich das Objekt wirklich ersteigern würde, bräuchte ich einen technisch versierten Mann in meinen Reihen.

Das alte Sprichwort, wonach Tunten und Technik nicht zusammen passen, traf zwar nicht zu 100% auf mich zu, denn eine Tunte bin ich beim besten Willen nicht, aber einen gewissen Wahrheitsgehalt hatte der Spruch auch bei mir, leider. „Dann prüf mal das Angebot auf Herz und Nieren! Wenn du sicher bist, dann leite alles in die Wege.“

Der Banker grinste mich an. „Wird gemacht, Stefan. Ich sag dir dann heute Abend, ob es sich lohnt oder nicht. Wir sehen uns dann um acht im Mahlbergs.“ Die Cocktailbar hatte den „blauen Montag“ eingeführt, alle Cocktails zum halben Preis.“

Es wurde ein lustiger Abend, aber nach zwei dieser nicht gerade kalorienarmen Mixgetränke war für mich Schicht im Schacht. Nein, ich wurde ob des Gewinns nicht geizig, es kostete ja sowieso nur die Hälfte, aber erstens waren sie ziemlich mächtig und zweitens, für meinen Geschmack, erheblich zu süß; ich bin da doch eher der Pilstrinker, wenn man das so sagen kann.

Aber dieser Abend, und deshalb erwähne ich ihn, brachte eine Wendung in meinem Leben. Thilo, der Bankmensch, war nicht alleine, als er den Laden betrat, er hatte jemanden mitgebracht. Dieser fremdländisch aussehende Mann, der Hautfarbe und dem Gesicht nach vermutlich Inder, war augenscheinlich ein ruhiger Zeitgenosse, denn aus dem Augenwinkel konnte ich beobachten, dass er die nonverbale Art der Kommunikation bevorzugte, er gestikulierte nur leicht, während der Banker auf ihn einredete.

Als ich schon auf längst auf Bier umgestiegen war, bat Herr Langenbach mich zu sich und wir zogen uns an einen Tisch zurück. Er hatte, wie versprochen, das Exposé auf Herz und Nieren geprüft und eigene Berechnungen angestellt. Allerdings druckste er herum, als er die Botschaft verkündete. „Na ja, wenn es klappt, dann …“

„Was?“ Ich blickte irritiert ihn an.

Er atmete tief durch. „Stefan, wenn du die Offerte von Grasshoff ablehnst, dann bist du mehr als dumm, denn so eine Rendite? Die kriegst du von keiner Bank oder irgendeinem Fond! Das ist eine reine Goldgrube, eine Gelddruckmaschine, aber wenn du den Zuschlag kriegst, dann … dann …“

Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte. „Thilo! Ich bin Künstler, ein kleiner Fotograph! Was willst du mir sagen?“

Er blickte mir direkt in die Augen. „Also, deine bisherigen Wohnungen könnte ich gerade noch so nebenbei verwalten, … aber mit den Objekten an der Marburger Straße? Das wird zu viel für mich allein, ich hab ja noch meinen Job in der Bank, den ich nicht aufgeben darf.“

Ich stutzte. „Wie? Nicht aufgeben darf? Ich dachte bisher immer, dass das Grundgesetz die Freiheit der Berufswahl garantiert.“

Er lachte, wenn auch nicht aus tiefstem Herzen. „In der Verfassung mag das ja so stehen, aber die Bestimmungen für eine Scheidung sagen leider etwas anderes, mein Lieber! Wenn ich jetzt meinen Job bei einer Bank kündigen und mich künftig nur noch um deine Wohnungen kümmern würde, also quasi freiwillig auf mehr als die Hälfte meines Gehalts verzichten würde, denn mehr Geld könntest du mir aus wirtschaftlichen Gründen eh nicht zahlen, dann könnte mir meine geliebte Ex das als selbstprovozierte Schlechterstellung ihrerseits auslegen! Das Ende vom Lied wäre, ich verdiene zwar nur die Hälfte, aber der Unterhalt für die alte Schlampe bemisst sich nach dem, was ich bei der Bank verdienen könnte. So sind die Regeln!“

„Bitte? Es wird das fiktive Einkommen angerechnet?“ Ich schüttelte mein Haupt, denn diese Logik war zu hoch für mich.

Der Bankmensch nickte. „Genau! Aber das ist ja noch nicht alles. Ich habe es zwar schwarz auf weiß, dass meine Kinder nicht von mir sein können, aber sie sind ehelich geboren, gelten also sind sie meine leiblichen Abkömmlinge. Der Vaterschaftstest muss vom Gericht angeordnet werden, private Nachforschungen haben keinerlei Stellenwert. Es wird wohl zu einer Schlammschlacht kommen, aber meine Anwältin ist da eher …“ Er zuckte mit den Schultern.

„Harmoniebedürftig?“

Thilo nickte. „Ja, leider.“

„Ich hatte dir doch die Adresse von meinen Anwälten gegeben. Hast du denn mit denen schon einmal gesprochen?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Außerdem … ist das eine Frage der Kosten. Ich müsste meine Anwältin erst komplett bezahlen und dann deinen Leuten eine Anzahlung geben. Das kann ich mir im Moment aber nicht leisten.“

Ich blickte ihn direkt an. „Mach dir mal um das Geld keine Sorgen. Die Sache mit Markus und Olaf regel ich, du musst sie nur anrufen. Und … was sollen wir in der anderen Sache machen?“

Er räusperte sich. „Wenn ich das Ganze mal bildlich ausdrücken darf … du stehst im Moment an einer Kreuzung und suchst den richtigen Weg. Entweder, du nimmst die Häuser, die du jetzt hast, und hast ein gutes Nebeneinkommen neben deinem Fotostudio, oder …“ Er trank einen Schluck. „… oder du schlägst bei den Häusern an der Marburger zu. Dann jedoch ist der weitere Weg vorgezeichnet.“

Ich war erstaunt. „Wie soll der denn aussehen?“

„Nun … wenn du bei der Erbschaftssache mitbietest, und dazu rate ich dir dringend, dann wäre es das Beste, du gründest eine eigene Firma dafür, Plange Wohnen oder Plange Immobilien oder so was in der Art. Über die Gesellschaftsform muss man noch nachdenken, aber …“

Eine eigene Firma? Für 60 Wohnungen? Meiner Ansicht nach wäre das übertrieben, so, als ob man mit Kanonen auf Spatzen zielen würde. „Und was ist, wenn ich es mache wie der alte Peckenberg, die Wohnungen einfach verwalten lasse?“

„Stefan, der Alte hatte nur läppische sechzehn Wohnungen und war im Altersheim, da lohnt sich eine Fremdverwaltung. Du hast jetzt schon mehr als die doppelte Anzahl, wenn dann die Marburger dazukommt, dann …“

„Was dann?“

„Dann kannst du das Geld auch in einen Angestellten investieren.“ Er stellte sein Glas ab.

Ich stutzte. „Warte mal, selbst wenn das mit den vier Mietshäusern klappen sollte und ich den Höchstsatz nehme, von dem du mal gesprochen hasst, dann komm ich aber im Leben nie auf das Gehalt eines Fachmanns, denn der arbeitet ja wohl nicht für Gotteslohn, oder?“

Er lachte. „Das wohl nicht, aber Geld ist ja genug da!“

„Wieso? Auch die Taler von meinem Gewinn sind endlich! Wenn ich zuschlage, dann bleiben mir nur 300.000 Euro, oder?“ Ich blickte ihn fragend an.

Thilo schüttelte den Kopf. „Denk an die Hypothek, die du kriegen kannst. Du musst nur 20 – 30.000 eigenes Geld einsetzen, den Rest mache ich, also die Bank. Dir bleiben also fast 600.000.“

Mir war etwas unwohl bei dem Gedanken, auch wenn man die neuen Häuser beleihen könnte, ich bin nicht gerne von fremdem Geld abhängig. Ich atmete tief durch. „Was schlägst du vor?“

„Du gründest Plange Wohnen und investierst den Rest auch in Immobilien. Es gibt ja immer wieder Schnäppchen in Versteigerungen oder aus Insolvenzen.“

Ich schluckte. „Und wer macht die Arbeit? Du kannst ja nicht und ich habe keine Ahnung.“

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Können kann ich, nur dürfen darf ich nicht! Außerdem … in der Bank kann ich dir als Abteilungsleiter für den Bereich Immobilienfinanzierung besser helfen als der Geschäftsführer deiner Firma. Einen passenden Mann für den Posten hätte ich übrigens …“

Was war das denn? Was hatte er geplant? „Wen?“

„Ravi. Er wird dir gefallen, denn … er ist auch … verzaubert.“ Er winkte seinen fremdländischen Begleiter heran. „Stefan, darf ich dir Ravanan vorstellen?“

Nach dem, bei solchen Angelegenheiten üblichen, Austausch von Floskeln und dem obligatorischen Händeschütteln, setzten wir uns wieder. Wie alt mochte er sein? Einschätzen vermochte ich ihn, ob seiner dunkeln Haut, nicht wirklich, aber die 30 hatte er bestimmt noch nicht überschritten, da war ich mir sicher. Der dritte Mann am Tisch blickte Thilo fragend an. „Und? Was sagt Herr Plange dazu, dass ihm 600.000 bleiben?“ Thilo, du alte Plaudertasche!

Ich stutzte. „Äh, also wenn sie schon meinen Kontostand wissen, dann können wir auch beim Du bleiben! Ich bin der Stefan.“

Wir stießen erneut an und er blickte mich lächelnd an. „Angenehm, Ravanan, von Freunden auch Ravi genannt. Auf den Kuss verzichten wir hier wohl, ist ja keine Szenekneipe.“

Ich schmunzelte. „Wieso? Der Bruder des Wirts gehört auch zur Familie, also … küssende Männer sind hier zwar selten, aber absolut nichts Außergewöhnliches und kein Grund zum Rauswurf. Es sei denn, man will hier eine Knutschorgie veranstalten …“

Der schwarzhaarige Kinnbartträger schüttelte den Kopf und grinste. „Ich bin zwar Single, von daher dürfte ich, aber mit wem? Du bist ja vergeben, wie Thilo mir sagte.“ Was hatte er sonst noch über mich erzählt?

„Stimmt, ich habe Igor.“ Unsere Lippen trafen sich daher nur kurz, aber er küsste mit Zunge.

„Aber um auf das Thema zurück zu kommen, wenn ich richtig rechne, muss ich nur 10% eigenes Geld einsetzen. Aber dann ist meine Eigenkapitalquote … doch im Keller, oder? Ich versteh zwar nicht viel von Buchhaltung, aber ich kann die Häuser doch nur mit dem Kaufpreis aktivieren, oder?“

Der bebrillte Tamile nickte. „Stimmt, aber das ist zugleich auch ein erheblicher Vorteil für eine Plange Immobilien GmbH! Eine andere Gesellschaftsform sollte man zu Anfang erst mal nicht in Erwägung ziehen, zu kostenintensiv und zu kompliziert in der Gründungsphase.“

Ich war erstaunt. „Wieso sollte das denn ein Vorteil sein? Auch wenn das Haus das Doppelte wert ist, steht es aber nur mit der Hälfte in den Büchern und wenn davon 90% fremdfinanziert sind, …“

„… dann beträgt die offizielle Eigenkapitalquote zwar nur 1/10, das ist richtig, aber betrachtet man die tatsächlichen Werte, so liegt das Verhältnis bei 55 zu 45. Das Gesetz zwingt dich ja geradezu, stille Reserven zu bilden.“ Da hatte der dunkelhäutige Mann Recht.

Ich nickte zwar, aber so ganz einleuchten wollte mir das auch wieder nicht. „Aber, wenn ich jetzt eine Hypothek darauf aufnehme, … es gibt doch Beleihungsgrenzen.“

Thilo grinste. „Stefan, die Bank kann entscheiden, ob sie den tatsächlichen Wert nimmt oder den Buchwert. Wenn man den Kunden nicht kennt, dann kommt in der Regel der Buchwert in Betracht, ansonsten …“ Er ließ den Satz unvollendet.

„Ihr wollt mir also sagen, dass mein ein Unternehmen mit einer offiziellen Eigenkapitalquote von 10% erfolgreich führen kann?“

Aus dem Grinsen des Bankers wurde ein Lachen. „Na klar, denn mit 10% bist du besser als die große Deutsche Bank, die hat nur 8,6%, wenn man ihrem vorläufigen Geschäftsbericht Glauben schenkt.“

Der bebrillte Ravanan erkannte wohl meine Sorgen. „Aber ich kann dich beruhigen. Die Quote wird von Jahr zu Jahr besser, die Hypotheken werden ja zurückbezahlt und es gibt noch einige Tricks.“

Ich wurde neugierig. „Welche?“

„Zum Beispiel spielen wir etwas mit den verschiedenen Gesetzen und Regelungen zum Thema Modernisierung. Nehmen wir mal, als Beispiel, das Badezimmer von Thilos Nachbarin, der guten Frau Acker. Es sind immer noch die ersten Fliesen aus dem Jahre 1954 an der Wand. Sie ist zwar eine rüstige Rentnerin, aber wenn die Gute mal auszieht, muss zwangsläufig alles neu gemacht werden, um die Wohnung wieder vermieten zu können. Baue ich dann wieder eine normale Dusche ein, wäre es eine gewöhnliche Instandsetzung! Steigert zwar die Vermietbarkeit aber leider nicht den Wert der Wohnung. Nehme ich aber eine Tasse mit niedrigem Einstieg, kann ich die gesamten Kosten des Umbaus als Modernisierung zum barrierearmen Wohnen darstellen, somit steigt der Gesamtwert des Hauses.“ Ich war erstaunt, dass man den Wert eines Hauses gesetzeskonform aufblähen konnte.

„Na, ihr Hübschen! Was führt ihr denn so tief greifende Gespräche hier? Die anderen vermissen euch schon!“ Igor hatte sich von hinten angeschlichen und deutete auf den Tresen, wo Carsten und Thomas, Magnus und sein Ex standen.

„Wir kommen gleich, mein Engel. Darf ich dir Ravi vorstellen?“ Ich deutete auf meinen Nebenmann.

Er reichte ihm die Hand und griente. „Ich bin Igor, meinen Gatten kennst du ja schon! Ich hab euch beobachtet, aber keine Angst, ich bin nicht eifersüchtig.“

„Da bin ich aber froh!“ Er grinste ebenfalls verschmitzt.

„Schatz, bist du bitte mal so nett und bestellst für uns noch eine Runde? Wir sind in zehn Minuten hier fertig.“ Ich blickte ihn dankbar an.

„Wird gemacht, mein Süßer!“ Er gab mir einen Kuss auf die Wange, ging wieder zu den Anderen und winkte die Bedienung, die hinter dem Tresen stand, zu sich.

Ich blickte in die Runde. „Also, meine Herren, wenn ich euch richtig verstanden habe, soll ich eine eigene Firma gründen? Und Ravanan wäre der beste Mann für den Job als Geschäftsführer?“

Thilo nickte. „Genau, das wäre das Beste, was du machen könntest. Allein wegen des Risikos …“

Ich schüttelte den Kopf. „Leute, Leute, Leute! Ich bin zwar Künstler, aber ich bin kein kleiner dummer Junge! Was steckt wirklich dahinter?“

Thilo schaute mich irritiert an. „Was sollte denn nicht stimmen?“

„Um Haftungsrisiken zu begrenzen, gründet man normalerweise eine GmbH, aber anscheinend hast du vergessen, dass ich mit dem Fotostudio sowieso schon längst als eingetragener Kaufmann im Handelsregister stehe, also mit meinem gesamten Vermögen hafte. Und das ein e.K. bei der Kreditlinie besser dasteht als eine GmbH, mein Lieber, brauch ich dir ja wohl nicht zu erklären, oder?“

Er wirkte irgendwie verlegen. „Nein!“

„Das bringt mich zum zweiten Teil meiner Frage: Warum sollte Ravanan für einen Hungerlohn, denn mehr könnte ich ja, deinen eigenen Worten zufolge, eh nicht zahlen, für mich arbeiten wollen? Das macht keinen Sinn!“ Ich blickte ihn scharf an, es schien ihm anscheinend unangenehm zu sein.

Der Banker stammelte. „Äh …“

Der dunkelhäutige Mann beendete diese peinliche Vorstellung. „Thilo, ich habe dir gleich gesagt, dass dein Plan hirnrissig ist.“

Ich blickte erstaunt auf, sie hatten sich selber verraten. „Was für ein Plan?“

Ravi räusperte sich. „Ach, Thilo wollte mir eigentlich nur helfen.“

In diesem Moment kam die Bedienung und servierte die georderten Hopfenkaltschalen. Wir nickten höflich und sie verschwand wortlos. Ich blickte auf den schwarzhaarigen Brillenträger. „Wie? Weshalb brauchst du Hilfe?“

Er atmete tief durch. „Meine Eltern sind Tamilen und vor dem Bürgerkrieg in unserem Land vor knapp 30 Jahren geflohen, mein Vater war Arzt in einem Dorf nahe Jaffna … ihr Asylantrag wurde zwar abgelehnt, aber sie wurden immerhin geduldet, Jaffna war ja Kriegsgebiet, Gefahr für Leib und Leben und so weiter. Ihr Aufenthaltsstatus hat sich bis heute nicht geändert, sie wollten es so. Ich wurde dann hier geboren, bin hier aufgewachsen, hier zur Schule gegangen, habe meine Jugend hier verbracht, … und dann bei Hemland gelernt und da auch über sieben Jahre gearbeitet, bis der Alte auf die Idee kam, seinen Laden zu verkaufen. Da macht sich ein Angestellter nicht gut.“ Irgendwie klang er resigniert.

Mir fehlten die Worte und blickte in mitfühlend an. „Aber … aber was hat das mit dir zu tun?“

„Als Kind von Geduldeten bist du auch nur geduldet, ist leider so. Mein Vater will jetzt wieder zurück, er sucht mit meiner Mutter gerade nach einem Haus in seiner Heimat, einer Heimat, die ich mein Lebtag noch nie gesehen habe, deren Sitten und Gebräuche ich nicht kenne und deren Schrift ich nicht richtig lesen kann. Außerdem …“

„Außerdem?“

„Ich bin nun mal schwul und das ist in Sri Lanka – den Briten sei Dank – strafbar! Du riskierst bis zu 10 Jahren Knast, wenn du …“ Er wirkte lethargisch. „Die Lage hat sich zwar leicht gebessert, jedenfalls was den Krieg anbelangt, aber …“

„Aber was?“

„Meine Lage! Ich kann nur bleiben, wenn ich eine Arbeit vorweisen kann. Da der Alte mich entlassen hat, schwebe ich im Moment im luftleeren Raum. Mir droht die Abschiebung in ein Land, das ich noch nie gesehen habe und dessen Gesetze mir die Art meiner Liebe verbietet! Die Minderheitenproblematik mit uns Tamilen lasse ich mal außen vor.“ Er blickte mich mit seinen fast schwarzen Augen verzweifelt an. „Tja, und dann kam Thilo und meinte, ich sollte für dich arbeiten, auch für wenig Geld, denn Arbeit ist Arbeit und nur durch die kann ich hier bleiben.“

Ich war erschüttert. „Das darf es doch nicht geben!“

„Doch! Das ist durchaus praktizierte Politik in diesem Land.“ Er wirkte niedergeschlagen,

Ich machte mir eine Notiz in meinem Hinterkopf, ich sollte Markus und Olaf, meine Rechtsanwälte, auf diesen Fall ansetzen. Sie hatten es schließlich geschafft, Servet, den Lebensgefährten meines Webmasters Sebastian Mahlberg, aus türkischer Haft freizukriegen. Er würde bei den Beiden wohl gut aufgehoben sein. Ich schüttelte mich kurz. „Ich soll also eine GmbH gründen?“

Der Bankmensch zuckte mit den Schultern. „Ja und nein. Die Gründung ist einfach, die Buchführung auch, mit der Steuer gibt es auch kaum Probleme, aber …“

„Aber was?“

Thilo holte mit einer großen Geste aus, aber Ravi fuhr ihm in die Parade. „Besser noch wäre die Form einer GmbH & Co. KG. Als Personengesellschaft hat die ein besseres Standing bei den Banken, zwar etwas komplizierter wegen der komplexeren Buchführung, aber im Erbfall eindeutig besser als ein eingetragener Kaufmann.“

Mein Erstaunen über Ravi wuchs immer mehr. „Ich hoffe, du hast etwas Zeit mitgebracht, …“

„Stefan, wenn ich alles so viel hätte wie Zeit, dann wäre mir wohler. Wieso fragst du?“

Ich grinste den Tamilen an „Wir müssen gleich noch die genauen Bedingungen aushandeln.“

Er blickte mich erstaunt an. „Welche Bedingungen?“

„Die deines Arbeitsvertrages!“

„Was?“ Ich blickte in verwunderte Augen.

„Oder willst du nicht für die Plange Immobilien arbeiten?“ Ich kniff ihm ein Auge zu.

Und ob er wollte! Wie von der Tarantel gestochen, sprang er auf, umarmte mich stürmisch, als ob wir uns Jahre nicht gesehen hätten, und küsste mich erneut. Seine Zunge war eroberungsbegierig wie seinerzeit die Spanier bei der Erkundung der Neuen Welt. Aber ein Räuspern von Thilo ließ das Expeditionsheer wieder den Rückzug antreten.

Auch wenn ich jetzt wieder einmal die Zeitlinie verlasse, man möge mir verzeihen, wir einigten uns auf einen Fünf-Jahres-Vertrag für den Anfang. Als Ausgleich für den Hungerlohn, denn mehr konnte ich ihm wirklich nicht zahlen, übernahm ich die Kosten für seine Fortbildung zum Immobilien-Fachwirt. Seit dem Sommer besucht er die Akademie in Bochum, arbeitet also quasi erst einmal nur in Teilzeit für mich.

Aber zurück zum Wesentlichen, dem eigentlichen Handlungsstrang, ehe ich mich wieder verzettele. Die genaueren Bedingungen für seinen Arbeitsvertrag besprachen wir jedoch nicht mehr an diesem Abend, dazu wäre ich zwar noch in der Lage gewesen, denn so viel hochgeistige Getränke hatte ich ja nicht zu mir genommen, aber es wäre unhöflich den anderen Teilnehmern an unserer Montagsrunde im Mahlbergs gewesen.

Wir verabredeten uns daher für die Feinheiten seines Kontraktes für den kommenden Nachmittag. Der Rest des Abends war gekennzeichnet vom Kennenlernen in lockererer Atmosphäre, dass das eine oder andere Gerstenkaltgetränk dabei konsumiert wurde, lasse ich mal unerwähnt.

Wie verabredet, stand der Tamile am Dienstag um vier auf der Matte. Wir unterhielten uns lang und ausgiebig im Büro, dass Marvin, nach langem Bitten und Betteln, in einem hellen Gelb gestrichen hatte, damit ich in dem Grau der Gipsplatten nicht umkam. Eines der Ergebnisse dieser Unterhaltung war, dass ich eigene Räumlichkeiten für die neue Immobilienfirma bräuchte. Es würde erstens nicht nur besser aussehen, potentielle Mieter nicht im Hinterzimmer zu empfangen, sondern in einem richtigen Ladenlokal, sondern es wäre auch als Geschäftsausgabe von der Steuer absetzbar. Das klang mehr als logisch.

Aber sollte ich Räume extra anmieten? Mir kam der Gedanke, da ja sowieso umgebaut werden sollte, könnte man doch auch die Pläne entsprechend ändern. Mein Haus- und Hofplaner war von der Idee zwar weniger angetan als meine Wenigkeit, das Genehmigungsverfahren hatte er ja schon in die Wege geleitet, aber Magnus wäre nicht Magnus gewesen, wenn er keine Lösung gefunden hätte: Das Lager des Fotostudios wurde kurzerhand in eine der neuen Garagen verlagert und auf das geplante Ankleidezimmer wurde zugunsten eines Büros gestrichen. Das es später zwar anders kam, gehört jetzt hier nicht her, ich will mich ja an der Chronologie entlang hangeln.

Marvin bekam am Mittwoch Besuch, Daniel stand vor der Tür. Hätte die kleine Ölkanne nicht kurz im Laden vorbeigeschaut, um seine Bilder abzuholen, ich hätte nichts von seiner nachmittäglichen Anwesenheit mitgekriegt. Igors Plan ging anscheinend auf, denn auf das gemeinsame Abendessen mit uns verzichtete Marvin, er bevorzugte wohl die Gegenwart des Schraubers und eine italienische Teigscheibe in der nahegelegenen Pizzeria. Das einzige, was wir später von ihm zu hören bekamen, war die Mitteilung, dass er Daniel zur Abbruchparty eingeladen hätte und er zugesagt hatte. Dann wünschte er uns eine Gute Nacht und wollte schon ab in sein Zimmer.

„Äh, Marv, ehe ich es vergesse, morgen ist Zapfenstreichverlängerung, ist ja Altweiber, falls du …“

Er grinste über beide Backen. „Ausgang bis zum Wecken?“

Ich schüttelte den Kopf. „Junger Mann! Übertreiben wollen wir es ja auch nicht, Freitag ist ja wieder Schule. Aber bis Mitternacht … dann kriegst du ja noch sechs Stunden Schlaf.“

Er grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. „Das hättest du mir ja auch früher sagen können, dann hätte ich mit Daniel was planen können.“

„Mit Daniel was planen? Läuft da was?“ Hoffte Igor, dass sein Plan aufging?

„Was soll schon laufen? Er ist ein netter Kerl, charmant, witzig, hat den gleichen Musikgeschmack wie ich, wir verstehen uns halt einfach gut! Ob was laufen wird?“ Er zuckte mit den Schultern. „Kann ich noch nicht sagen, ich hab ihn heute ja erst zum dritten Mal gesehen …“

Nun zog ich die Stirn in Falten. „Zum dritten Mal? Wann war denn die zweite Begegnung?“

Mit gewisser Schadenfreude sah ich, wie sich bei dem Kleinen die Gesichtsfarbe ins Rötliche änderte. „Äh … na ja … wir … äh … wir waren gestern nach meiner Fahrstunde noch im Cafe am Markt …“

„Na, das geht ja noch! Solange ihr nicht in der Klappe am Markt ward, ist ja alles in Ordnung.“ Konnte mein Gatte sarkastisch sein.

„Was du schon wieder denkst!“ Schmollte er etwa?

„Marv, also, wenn ihr miteinander … äh … wenn ihr also … äh … Spaß haben wollt, dann tu‘ mir einen Gefallen: bitte nicht auf der Klappe oder im Schwimmbad in der Umkleide oder so. Es gibt andere Orte, die besser dafür geeignet sind.“ Warum fiel es mir so schwer, das Wort Sex in seiner Gegenwart auszusprechen? Ich kam mir vor wie ein kleingeistiger Vater, der zum ersten Mal mit dem Spross seiner Lenden über das Thema von Bienchen und Blümchen sprach. Es war mir irgendwie … unangenehm.

Er wirkte plötzlich ganz keck. „Und? Wo sollen wir ficken?“

Igor schluckte. „Es gibt auch andere Wörter dafür! Sei doch nicht so vulgär.“

Der Schwimmer blickte seinen Trainer an und fasste sich an die Stirn. „Sorry, aber sagst du zu Stef im Bett: ‚Engelchen, würdest du mich mit deinem erigierten Phallus penetrieren und mir dabei meine Musculi sphincter ani internus et externus stimulieren?‘ Ich bitte dich! Da sag ich doch lieber: ‚Fick mich hart durch!‘ Ist doch erheblich einfacher, oder?“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, er hatte ja irgendwie Recht, aber trotzdem fühlte ich mich dadurch nicht viel wohler in meiner Haut. „Also, wenn ihr miteinander … dann könnt ihr das auch bei dir im Bett machen!“

Er blickte mich erstaunt an. „Was? Höre ich da richtig? Du hättest also nichts dagegen, wenn wir vögeln, während ihr nebenan schlaft?“

Da hatte er mich kalt erwischt! Natürlich war es nicht gerade eine angenehme Vorstellung, sich den Kleinen bei gewissen Aktivitäten vorzustellen, aber besser hier bei uns in der warmen Wohnung als draußen auf der kalten Klappe. „Nu‘ mach mal halblang! Ich möchte nicht wissen, wie oft du hier mit Benny … die Bettlaken waren ja oft genug in der Wäsche!“

Seine Gesichtsfarbe glich sich schlagartig den weißen Wänden an. „Äh, woher …?“

Ich grinste ihn an. „Du hast sie zwar gewaschen, aber du hättest sie wieder in den Schrank packen und nicht auf den Stapel mit der Bügelwäsche legen sollen. Swetlana hat sich letzte Woche etwas gewundert, dass schon wieder nur ein Betttuch in der Wäsche war, der Bezug allerdings fehlte.“

„Äh, …“ Suchte er nach Worten?

„Ist ja alles nur natürlich, wir machen ja nichts anderes im Bett.“ Mein Russe war mal wieder jovial.

„Aber falls es dir peinlich sein sollte, wenn wir hören können, was du da …, ich kann dich beruhigen, Igor und ich sind morgen ab sieben nicht mehr hier. Wir sind bei Ravi zum Abendessen eingeladen. Du hast also mindestens bis elf sturmfreie Bude, dass sollte für die eine oder andere Nummer doch reichen, oder?“ Ich lachte ihn an.

Er druckste herum, wusste wohl nicht, was er sagen sollte. „OK, dann simse ich Dani jetzt noch. Schlaft gut!“

Das Ravanan uns zum Essen gebeten hatte, war eigentlich Igor zu verdanken. Na ja, sagen wir es mal so: Mein Russe hatte sich eher selber eingeladen. Er wollte unbedingt wissen, wie die tamilische Küche schmeckt und hat am Tresen im Mahlbergs so lange gestichelt, bis Ravi nachgab und ihn und mich zum abendlichen Mahl einlud. Mit einer guten Flasche Merlot als Gastgeschenk bewaffnet, steigen wir um kurz nach sieben ins Auto.

Die Fahrt dauerte etwas über eine Viertelstunde und führte uns in einen der östlichen Vororte. Die Adresse, die mir der Tamile gegeben hatte, lag in einem Viertel, dass man durchaus als gutbürgerlich bezeichnen konnte. Das Haus im Buchenweg, vor dem wir standen, glich auch eher einem Anwesen als einer Flüchtlingsunterkunft, wie man sie sich im Allgemeinen so vorstellt. Ich schaute meinen Russen an. „Netter Schuppen.“

„Du sagst es! Wusstest du, dass Ravis Vater Arzt ist? Auf dem Schild steht Dr. med. Paskaran.“

Ich nickte. „Ja, er hatte was von einem Medizinmann gesagt. Dann mal auf!“

Ich klingelte und die schmiedeeiserne Gartenpforte öffnete sich wie von Geisterhand. An der Tür stand auch schon der Brillenträger, in einen weißen Jogginganzug gewandet, seine nackten Füße steckten in Birkenstocks. Die Begrüßung fiel herzlich aus, Igor wurde geküsst und auch meine Mundhöhle war mal wieder Besuchsobjekt des Gastgebers.

„Muss ich eifersüchtig werden?“ Ravi erschrak, aber der Unterton meines Russen war eindeutig nicht ernst.

„Sorry! Kommt doch erst einmal herein.“

Er führte uns in das Wohnzimmer, das ziemlich modern eingerichtet war. Das einzige, was es von einem normalen deutschen Wohnzimmer unterschied, war ein Schrein, der auf einer Seite aufgebaut war. Wie unser Gastgeber uns erklärte, war er der Hindu-Gottheit Murugan gewidmet oder geweiht oder was auch immer. Die genauen Erklärungen, welche Rolle dieser Sohn des Gottes Shiva spielt, waren zwar interessant, aber wiedergeben kann ich sie leider nicht, dazu war die Materie zu komplex und zu neu für mich.

Igor stand, mit einem Sektglas in der Hand, am Fenster und blickte in den großen Garten. „Du wohnst nicht schlecht.“

„Danke, aber ich wohne in der Einliegerwohnung im Keller, hier ist das Reich meiner Eltern. Da die im Moment nicht da sind, …“ Er machte eine ausladende Bewegung. „… habe ich das ganze Haus für mich.“

Igor schüttelte amüsiert den Kopf. „Und dann lädst du dir wildfremde Männer ein? Wenn das die Nachbarn sehen!“

Ravanan schaute ihn grinsend an. „Na und? Ich habe meinen neuen Chef und seine besser Hälfte zum Essen eingeladen! Aber das weiß Mama schon, ich musste sie ja schließlich bei einem der Currys um Rat fragen. Sie weiß also, dass ich Besuch kriege.“

„Dann ist ja gut!“ Versuchte mein Gatte, Gut-Wetter zu machen?

Plötzlich hörte man ein Zischen, als wäre etwas auf die heiße Herdplatte getropft. „Ich glaube, da kocht was über!“

Ravi lachte. „Das hoffe ich doch! Das ist Pongal und das muss überkochen, sonst bringt es Unglück!“

Ich stutzte etwas, aber wie heißt es doch? Andere Länder, andere Sitten! Wir gingen in die Küche, die voller Schüsseln, Töpfe und Pfannen stand, das Chaos ließ grüßen. Er rührte in einem roten Emailletopf, der gerade wohl das Geräusch verursacht hatte, und schien mit sich zufrieden. Der Inhalt sah wie eine Art Milchreis aus und so schmeckte er später auch. Dieses Pongal bestand aus Reis mit frischer Milch und Sirup aus Palmzucker. Eigentlich ist es ja ein Hauptgericht zum Erntedankfest, aber Ravi servierte es uns als Nachtisch.

Als Hauptgericht gab es, wie zu vermuten war, Reis mit etlichen verschiedenen Beilagen, die es in sich hatten und deren exotische Namen bei mir leider nicht haften blieben. Aber die Pasten, Soßen und sonstigen Sachen boten ein Gewürzfestival erster Güte, ich konnte Knoblauch, Koriander, Ingwer, Chili, Pfeffer, Kreuzkümmel und Muskatnuss schmecken, aber auch weihnachtliche Gewürze wie Zimt, Gewürznelken oder Kardamom. Das letztgenanntes Gewürz auch Bestandteil von Curry-Pulver ist, war mir neu, aber man lernt ja nie aus. Neben der Schale mit dem etwas klumpigen Reis, man isst ja normalerweise mit den Fingern von Bananenblättern, stand ein Teller mit Dosai, einer Art dünnem Pfannkuchen aus Linsen- und Reismehl. Es schmeckte zwar fremd, aber gut.

Wie unser Gastgeber uns erklärte, ist die tamilische Küche eine der ältesten vegetarischen Küchen der Welt, aber durch die Art des Würzens schmeckte sie sogar mir und ich bin eher ein Fleischmagen. Auf alle Fälle, ich war mehr als gesättigt, als ich nach zwei Stunden versuchte, mich vom Tisch zu erheben. „Ich glaube, ich brauche jetzt eine Zigarette für die Verdauung.“

„Wenn du auch eine für mich hättest?“ Der tamilische Brillenträger blickte mich fragend an.

„Kein Thema!“ Ich hielt ihm die Schachtel hin und er nahm sich einen der Sargnägel.

„Aber lasst uns runtergehen, hier oben wird nicht geraucht, da hat Mama was dagegen. Wir gehen in meine Hütte, da darf man. Wenn ihr mir folgen wollt?“ Er wandte sich dem Ausgang zum Flur zu, dort öffnete er eine weitere Tür. Ein leichter Chlorgeruch schlug uns entgegen, als wir den Abgang zum Keller betraten.

Nach dem Rauchopfer, Igor genehmigte sich, was selten vorkommt, ebenfalls ein Lungenbrötchen, aber er paffte mehr als er rauchte, schaute er unseren Gastgeber fragend an. „Du Ravi, der Geruch gerade? Ihr habt einen eigenen Pool?“

„Ja, das Haus hat ein Schwimmbecken, ist zwar nicht groß, aber zum Hausgebrauch reicht es. Willst du es mal sehen?“

„Gerne!“ Die Frage war bei Igor überflüssig, war Wasser doch sein Metier.

Wir verließen das fast spartanisch anmutende Reich meines künftigen Angestellten und Ravi öffnete die am anderen Ende des Flurs gelegene Tür, tastete wohl nach dem Lichtschalter und bat uns hinein. Der komplett gekachelte Raum war riesig, allein das Becken schätzte ich auf fünf mal acht Meter. Zwar trafen die Fliesen in Himmelblau mit einer schwarzen Bordüre knapp einen halben Meter unter der Decke nicht so ganz meinen Geschmack, aber über den lässt sich ja bekanntlicherweise trefflich streiten.

Igor kniete sich an den Beckenrand, fuhr mit der Hand ein-, zweimal durch das Wasser und führte sie schlussendlich zur Nase, er roch an dem nassen Element. „Nicht schlecht, du schwimmst wohl viel?“

„Ab und an, mein Vater nutzt ihn öfter als ich, mal zur Entspannung von der Arbeit im Krankenhaus und mal zur Flucht vor seiner Frau.“ Er lachte. „Wenn ihr wollt, können wir gerne ‘ne Runde planschen.“

„Danke für die Einladung, aber wir haben doch keine Badesachen dabei, also …“ Als ich den Satz ausgesprochen hatte, hatte Igor nur noch seinen Slip an. Ich blickte ihn verwirrt an. „Schatz?!“

Auch die Unterhose segelte mir entgegen. „Was ist? Kommt ihr nicht mit ins Wasser?“ Er sprang in die Fluten.

„Igor Reichenbach! Du bist unmöglich!“ War ich geschockt? Leicht!

Ravi lachte. „Ich hole wenigstens ein paar Handtücher, auf die Badehosen verzichten wir wohl. Bin gleich wieder da.“

Igors Hand klatschte auf das Wasser. „Engelchen, wo bleibst du?“

Ich blickte auf meinen Russen, als ich begann, mich langsam aus meinen Kleidern zu schälen. Ich schüttelte zwar immer noch innerlich den Kopf, aber was sollte ich machen? Die Einladung war herzlich gemeint und Igor hatte sie für uns angenommen. Allerdings hätte man vorher fragen sollen, wie man im Hause Paskaran zu schwimmen pflegt und den Gastgeber nicht gleich mit nackten Tatsachen konfrontieren müssen.

Ich hielt meinen Zeh ins Wasser, um die Temperatur zu fühlen. Als ich da so einbeinig stand, umschlang mein Russe die freie Ferse und zog mich zu sich. Unfreiwillig landete ich in seinen Armen, aber anstatt mich aufzufangen, wie es sich für einen liebenden Ehemann gehören würde, ließ er mich einfach ins Wasser gleiten, dieser Schuft. Ich war jedenfalls nass wie ein begossener Pudel und rang nach Atem. Ich prustete mehr als ich sprach. „Du Schuft! Das schreit ja nach Rache!“

„Dann komm doch!“ Konnte Igor hämisch sein!

In diesem Moment wechselte die Beleuchtung des Raumes, die Deckenlichter erloschen, indirekte Beleuchtung trat an ihre Stelle, dazu war die schwarze Bordüre also da. Ich blickte zur Tür und sah Ravanan. Er hatte sich in seinem Zimmer  ausgezogen, denn außer nackter Haut trug er nur noch ein paar Handtücher in Höhe seines Schambeines. Als er sie auf einer Liege abgelegt hatte, blickte er uns kurz an und landete mittels Arschbombe neben uns.

Wir standen grinsend im Wasser, das mir fast bis zur Brust ging, ich schätze die Wassertiefe auf 1,40 oder 1,50 Meter. Igor tauchte plötzlich unter, um dann kurze Zeit später wieder hinter Ravi an die Oberfläche zu kommen. Er tippte ihn auf die Schulter, der Tamile reagierte entsprechend und drehte sich um. Mein Russe blickte ihn mit dicken Backen an und spie wie ein Springbrunnen das Wasser aus seinem Mund auf unseren Gastgeber. Der war im ersten Moment zwar perplex, aber reagierte sofort. Geschickt umfasste er die Hüften meines Gatten und hob ihn aus dem Wasser, um ihn gleich darauf wieder wegzuwerfen. Diesmal landete er halb auf mir und ich nutzte die Gelegenheit zur Rache: ich döppte ihn. Wie die kleinen Kinder begannen wir eine Wasserschlacht.

Das Schlachtenglück wog hin und her, niemand konnte für sich allein die Oberhand gewinnen, auch wenn mit allen erlaubten und unerlaubten Tricks gearbeitet wurde. Irgendeine Hand zog meinen Sack in die Länge, während eine andere mich unter Wasser drückte. Gerade wieder aufgetaucht und nach Atmen ringend, sprang mich von hinten jemand an und klammerte sich an meinen Rücken. Ich spürte einen Schwanz und wurde nach hinten gezogen, um dann wieder nach unten gedrückt zu werden. Ich tauchte zwischen Ravanans Beinen auf und hatte sein Teil im Gesicht. Dass ich ihn dadurch ins Wanken brachte, lasse ich mal unerwähnt.

Nach etlichen unfreiwilligen Taucheinlagen verbündeten Ravi und ich uns schließlich, es kam also zu einer Allianz der Amateure gegen den Profi. Damit hatte mein Russe wohl nicht gerechnet. Als er zum dritten Mal hintereinander in die Zange genommen wurde, gab er fast entnervt auf. „Schon gut, ihr habt gewonnen!“

Unser Gastgeber lachte mich an und wir schlugen uns ab. „Sieg!“

„Zwei auf Einen ist ja mädchenhaft und feige!“

„Ach ja? Wer von uns ist denn der Sportlehrer und Wasserballtrainer? Weder Ravi noch ich sind so viel im Wasser wie du.“

„Haha, normalerweise würde ich euch ja in Grund und Boden kämpfen, aber mir tut der Rücken weh vom ganzen Lernen. Ich bin also gehandikapt.“

Mir kamen fast die Tränen, der Ärmste! Davon hatte ich zu Anfang nichts mitbekommen. „Wo soll ich pusten?“

In diesem Augenblick hatte unser Gastgeber meinen Gatten umrundet und seine Hände lagen auf seinen Schultern. „Stopp! Ich hab doch schon aufgegeben, wenn du vergessen hast?“

„Habe ich nicht, ich wollte mir nur deinen Rücken ansehen. Beruhig dich also.“ Sanft fuhren seine Hände zwischen den Schulterblättern hin und her. „Du bist wirklich verspannt bis zum geht nicht mehr. Du brauchst dringend eine Massage!“

„Das sag ich ja die ganze Zeit, aber als Kassenpatient … da schreibt dir niemand mehr die Dinger auf.“

„Warte, komm mal mit.“ Er schwamm zum Beckenrand und stemmte sich aus dem Wasser. Igor ergriff seine Hand und ließ sich helfen. Sollte er wirklich angeschlagen sein? So ganz glauben, wollte ich ihm das nicht.

Ravi reichte ihm ein Handtuch und warf mir auch eins zu. „So, jetzt trockne dich mal ab und dann da ab auf die Liege. Ich bin sofort wieder da.“

Wie ein alter Mann legte er sich bäuchlings auf die mit Leder bespannte Liege. Ich dachte erst, das wäre ein Massagetisch, aber dazu war er zu breit und zu lang. So langsam fing ich an, mir wirklich Sorgen zu machen. „Igor, was hast du?“

„Nichts, nur bei eurem vorletzten Angriff …“ Er wirkte angespannt. „ … irgendwie tat mir danach mein Rücken weh. Wahrscheinlich nur eine falsche Bewegung. Werde schon daran nicht sterben.“

In diesem Moment trat Ravi wieder in den Raum, vor sich hielt er ein Stövchen, darauf ein Glasgefäß mit irgendeiner Flüssigkeit, das Teelicht brannte. „So, gleich wird es dir besser gehen! Du liegst ja schon richtig. Die Arme neben den Körper.“

Igor tat, wie ihm geheißen. Ich wunderte mich etwas. „Du kannst massieren?“

„Ja, hat mein Vater mir beigebracht. Er ist zwar Schulmediziner, aber als Dorfarzt in Sri Lanka musste er auch die alternative Behandlungsmethode beherrschen, denn ohne ayurvedische Heilkunde bist du da unten verloren, wie er immer sagte.“

„Und dazu gehört auch die Massage?“ Ich wurde neugierig.

„Ja, denn Ayurveda einen ganzheitlichen Anspruch. Igor? Liegst du bequem?“ Mein Russe nickte. „Gut, dann fangen wir mal an.“

Ich blickte ihn erstaunt an. „Wir?“

„Du musst mir etwas helfen, ab und an das Öl reichen und es warm halten!“

„Ok, du bist der Fachmann.“

„Das wäre zu viel, nur mein Vater wollte, dass ich ihm in der Praxis helfe, wenn er wieder zurückgeht. Irgendwann …“ Er grinste mich an und tunkte seine Fingerspitzen in das Glas, gab es mir und stellte sich neben den liegenden Russen. Sanft fing er an, seine Hand über Igors Körper gleiten zu lassen: Arme, Achseln, Schultern, Nacken. Danach musste ich ihm erneut Öl in die Hand träufeln, es roch nach Sesam. Es folgten das Kreuzbein, die Oberschenkel und die Kniekehlen, an den Fersen hörte er auf. Es kam mir vor, als ob er ihn marinieren würde, so bestrich er ihn mit diesem Öl.

„Fehlt nur noch etwas Pfeffer und er ist reif für den Grill.“ Ich grinste.

„Nein, Pfefferextrakt nie bei Rückenschmerzen. Das Glas bitte.“ Er ließ das Massageöl in seine hohle Hand laufen, dann legte er sie auf seine Wirbelsäule und ließ von dort aus hinauslaufen, es fand seinen Weg in den Lendenwirbelbereich meines Mannes. Er rieb ihn ein, vom Steißbein bis zum Nacken, dann zog er abwechselnd mit seinen Zeigefingern einen Strich von oben nach unten, immer und immer wieder.

Er nickte mir zu, ich goss erneut Öl in seine Hände. Er nahm jetzt alle Finger und strich damit von der Wirbelsäule hin zur linken Körperseite, immer schneller werdend, von oben nach unten. „Ich wechsel jetzt die Seite.“ Er umrundete den Liegenden und nach einem erneuten Ölbad legte er los, wieder vom Nacken angefangen bis hinab zum Gesäß. Ein wohliges Stöhnen meines Mannes war zu vernehmen, aber Ravi ließ sich nicht in seiner Konzentration nicht stören.

Er nahm sich jetzt der Arme an. Er strich von den Schulterblättern über die Oberarme bis hin zu den Handflächen, erst die linke Seite, dann das gleiche auf der rechten Körperhälfte. Erst langsam, dann immer schneller.

„Ich brauch noch mehr Öl!“ Ich träufelte ihm etwas in die Hände und er massierte nun, nur mit den Fingerspitzen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger, in kleinen kreisenden Bewegungen den Rücken hinab, immer von der Wirbelsäule weg, vom Nacken zur Schulter hin, von der Rückenmitte zur Seite. Igor wurde dadurch fast synchron hin und her geschaukelt.

Plötzlich stoppte er die Bewegung und legte seine Handflächen fest auf Igors Schultern. Er fuhr mit den Handflächen nach unten, das Wegende waren die Halbkugeln meines Mannes. Das machte er mehrere Male, ehe er anfing, mit den Fingerspitzen nach außen zu streichen. Es kam mit vor, als würde er Krümel vom Tisch fegen, wenn man das so beschreiben kann. Dann legte er sein Gesicht auf den Rücken des Liegenden und seine Hände suchten die meines Gatten und drückten sie fest.

Ravi nickte mir zu und ich reichte ihm das Glas. Er nahm noch mehr Öl und knete beide Gesäßhälften kreisförmig mit beiden Händen bis zum Hüftgelenk hin durch. Die Kreuzbeinpunkte am Ende der Wirbelsäule traktierte er mit kräftigem Daumendruck, was wiederum von einem Stöhnen meines Gatten begleitet wurde. Von dort aus ging die Reise seiner Handflächen über Innenseite des linken Schenkels bis hinunter zur Fußsohle, bis das gesamte linke Bein eingeölt war. Nach einem Seitenwechsel und einer erneuten Ölung machte er es ebenso mit dem rechten Bein.

„Kannst du mal ein Stück nach oben rücken?“

Igor sagte nichts, er robbte sich an das Kopfende, vor dem ich immer noch stand. Seine leicht öligen Hände umfassten meine Schenkel und wanderten langsam nach oben. Er wollte doch wohl nicht?

Den freien Platz nutze unser Gastgeber und hockte sich mit dem Rücken zu mir über seinen Patienten. Er griff ihn am Hüftgelenk, zog ihn leicht hoch und schaukelte zwei-, dreimal das ganze Becken hin und her. Das wurde wiederholt, zunächst langsam, dann wurde der Schüttelrhythmus gesteigert. Igors Atem wurde heftiger, seine Zunge leckte mittlerweile meinen Stamm.

Ravi ließ langsam das Becken wieder auf die Liege gleiten und fing an, von den Hüftgelenken aus, die Beine auszustreichen. Er verharrte abschließend einen Moment mit den Handflächen in den Fußsohlen, ehe er mit einem Klaps auf den Hintern das Ende der Massage verkündete. „Du kannst dich umdrehen!“

Igor entließ den kleinen Stefan aus seiner Mundhöhle. „Das geht jetzt nicht?“

„Wieso?“

„Na, ich hab jetzt eine Versteifung der andren Art.“

„Meinst du, ich habe noch keinen Steifen gesehen? Nu mach schon!“

„Wenn du meinst, aber du musst erst runter von mir.“

„Wie du meinst.“ Während er von der Liege stieg, drehte mein Gatte sich um, das russische Seerohr war voll ausgefahren. Ravanan grinste, auch seine 16 Zentimeter waren alles andere als schlaff. „So, und nun wieder etwas nach unten, Stefan muss mit auf die Liege.“

Ich war verwirrt. „Wie meinst du das?“

„Du hockst dich im Schneidersitz an das Kopfende und Igors Kopf ruht in deiner Beinschere.“

„Alles klar!“ Klein-Stefan tanzte nach kurzer Zeit über Igors Augen.

Ravi goss reichlich Öl auf die Brust und verteilte es von dort in kreisenden Bewegungen, erst über die Brustwarzen bis hin zum Hals und dann nach unten, über die Hüften bis in die Lenden. Der Vorderseite seiner Beine wurde die gleiche Behandlung wie deren Rückseite zuteil, vom Schambein über die Kniescheiben bis hin zu den Fußsohlen.

Plötzlich hockte sich Ravi zwischen Igors Beine und massiere seine Kniescheiben, dass er dabei die Knie meines Mannes auseinander drückte, hatte ich erst gar nicht bemerkt. „Ich brauch noch mal etwas Öl.“

Ich drehte mich um und reichte es ihm. Groß bewegen konnte ich mich nicht, Igor hatte mein tanzendes Anhängsel wieder ganz eingesaugt.

Ravi goss erneut Öl in den Bauchnabel und ließ es verlaufen. Er verrieb es von dort mit beiden Händen über die Scham bis hin zur Speerspitze. Danach bearbeiteten seine Finger den Beutel meines Liebsten, während seine Daumen wohl den Damm massierten. Plötzlich umschlungen dunkelhäutige Hände die gesamten Kronjuwelen und drückten sie pulsierend immer wieder ab. Dann richtete Ravi seinen Focus wieder ganz auf das russische Zepter. Seine Fingerspitzen robbten sich langsam den Mast bis zum Schlitz hoch und zogen dann Igors Vorhaut stramm nach unten. Mein Gatte atmete immer schneller, Ravis Finger aber auch. Die Geschwindigkeit, mit der er sie von der Wurzel bis nach ganz oben führte, konnte man kaum noch mit der Stoppuhr messen. Es sah so aus, als wolle er ihn melken, denn abwärts fuhr er nie.

Plötzlich stoppte er und kümmerte sich wieder um die russischen Eier, aber nicht lange. Er spreizte Igors Beine noch weiter auseinander, um dann seine Hände unter das Hinterteil meines Liebsten zu schieben, ihn leicht anzuheben und am Becken zu schaukeln. Er rückte ein Stück nach hinten und ich konnte seine Hände nicht mehr sehen. Aber aus Igors wollüstigem Stöhnen konnte ich erahnen, was sie machten: Sie massierten seinen Ausgang, während meine mit den Brustwarzen beschäftigt waren.

Der Kopf unseres Gastgebers schoss plötzlich vor und seine Lippen umschlossen Igors immer noch freigelegte Kuppe. Igor wand sich unter uns wie ein Aal, lange konnte es nicht mehr dauern, da war ich mir sicher. Ravi ließ seine Zungenspitze plötzlich abwärts wandern. Als er den Schaft erreicht hatte, schaute er mich an. „Darf ich?“

„Was immer du willst!“

Er richtete seinen Oberkörper leicht auf und kroch noch ein Stück näher heran. Seine Hände suchten Igors Schenkel, fuhren an ihnen hinab. Im Zeitlupentempo griff er sich erst die rechte, dann die linke Ferse und führte die Beine langsam nach oben. Er übergab sie mir, ich griff sie und zog sie leicht an mich heran. Igor war eindeutig offen, soviel konnte ich sehen. Ravis Kuppe strich nun da durch das Tal, wo vor kurzem noch seine Hände ihr massierendes Werk taten. Er ließ sich nach vorn fallen und pfählte meinen Gatten in einem Zug. Ich umschlang den Rücken des Tamilen, versuchte ihm Halt zu geben, was gar nicht so einfach war, denn Igors Beine waren ja zwischen uns. Unsere Münder suchten und fanden sich. Während unsere Zungen tanzten, fing er an, meinen Gatten mit langen Stößen den Rest zu geben, denn eine Hand molk meinen Schatz immer noch während die andere mit seinen Brustwarzen spielte.

Während Igor eine Fontäne weißen Goldes nach der anderen abfeuerte, saugte er sich regelrecht an mir fest. Mein Bein fing an zu zittern, ich konnte es nicht mehr halten und pumpte Schwall um Schwall in seinen Rachen. Ravi ging ins Hohlkreuz, stieß tief in den Lustkanal und brach auf Igors Bauch zusammen.

Irgendwann kamen wir wieder zu Atem. Ravi blickte mich liebevoll an, dann sah er auf den immer noch mit seinen Beinen zwischen uns eingeklemmten Russen. Er ging langsam nach hinten, griff sich die Unterschenkel und führte sie nach unten. Als mein Gatte wieder ganz auf dem Rücken lag, massierte er erst die Sahne auf Igors Bauchdecke ein, dann leckte er den Freudenspender wieder sauber. Der schon zusammengefallene russische Speer erwachte zu neuem Leben. Konnte er schon wieder?

Igor versuchte, sich auf die Ellenbogen zu stützen. „Oh Mann, so einen Abgang hatte ich lange nicht mehr. Es war … so intensiv!“

Ravanan verließ seine Stellung zwischen Igors Beinen, setzte sich neben ihn auf die Liege, ließ seine Beine baumeln und grinste. „Na ja, es war deine erste Tantra-Massage …“

„Das war Tantra? Dann will ich das auch lernen! Das ist einfach nur … geil!“ Anscheinend hatte Igor sich wieder gefangen, von Schmerzen keine Spur mehr.

„Wenn ihr wollt, ich kann es euch beibringen. Dauert aber seine Zeit!“

„Das ist egal, solange man so … stimuliert wird! Wann fangen wir an?“ Igor hatte wohl ein neues Hobby gefunden. Ich sprang von der Lederfläche und stelle mich neben unseren Gastgeber, meine linke Hand lag auf seiner Schulter.

Der Tamile schüttelte lachend den Kopf. „Heute nicht mehr, … die Massage dient ja nur der Vorbereitung zum eigentlichen Akt. Es gibt noch unzählige Varianten, einige dauern zwei Stunden und länger! Außerdem …“

„Was?“ Igor blickte ihn an und konnte seine Neugier nicht zügeln.

„Die Rollen sollten vorher klar sein, wer wen … Der Masseur kann nehmen oder sich nehmen lassen. Als ich dein Loch massiert habe und es aufsprang wie eine Knospe, wusste ich, dass du geöffnet werden willst …“ Er stand auf.

Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Äh, Ravi, du hättest dich aber auch nehmen lassen können. Wir sind da nicht festgelegt.“

Erstaunen war in seinen Augen zu sehen. „Wie? Ihr seid doch ein Paar?“

Igor kam hoch und stützte sich mit den Händen ab. „Stimmt, aber wir sind beide flexibel, was das angeht. Mal ist der eine aktiv, mal der andere, wir haben sogar einen Doppeldildo, falls wir beide mal den passiven Part übernehmen wollen.“

„Das hättest du mir gleich sagen können!“ Er klang leicht gereizt.

Ich griente ihn an. „Nun weißt du es ja fürs nächste Mal.“

Er blickte mir in die Augen. „Fürs nächste Mal? Es wird also ein zweites Mal geben?“

„Was meinst du denn? Sogar ein drittes und viertes Mal, so oft du willst! Ich bin zwar Gönner, aber ich wäre heute gern an Igors Stelle gewesen, es schien ihm mehr als gefallen zu haben. Aber wir sollten jetzt duschen, es ist schon spät und ich muss morgen wegen der neuen Firma noch zum Anwalt.“

„Wir könnten doch noch eine Lektion …“ Igor konnte wohl nicht genug kriegen.

„Tut mir Leid, lieber Igor, aber mein Chef will sich um meinen Arbeitsplatz kümmern und ich muss die Küche wieder in Ordnung bringen, was auch schwer werden wird. Du musst ja morgen nur an den Schreibtisch …“

„Männer!“ War da einer wütend?

Ich musste lachen. „Schatz! Wir sehen Ravi ja spätestens am Montag wieder. Aber du kannst ihn ja auch vorher zum Kaffee einladen … Ich hätte nichts dagegen, wenn ich diesmal auf der Liege liege.“

„Egoist! Wir duschen jetzt!“

Was wir erlebten, als wir gegen kurz vor eins unsere Wohnung betraten und was alles bei der Abbruchparty passierte, ist ja wohl nicht von großem Interesse, oder? In diesem Sinne, bis die Tage!

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