Unterdrückung der Gefühle – Teil 6

Nachdem Dominic das Zimmer verlassen hat, bemerke ich dass auch Leon lächelt. Unsere Blicke haften förmlich aneinander. Ob es ihm genauso  geht wie mir? Es ist jedenfalls eine knisternde Spannung im Raum.

Ich versuche diese ein wenig zu unterbrechen: „Dann zeig mal was du angezogen hast.“

Das waren wohl nicht ganz die passenden Worte, um die Spannung zu lockern, denn ich habe eher das Gefühl alles nur noch schlimmer gemacht zu haben. Leon reagiert schnell und zieht seine weite Daunenjacke aus. Wie ich es mir gedacht habe, ein schlabber T-Shirt und eine viel zu weite Jeans.

Das Knistern ist weg, bei so einem Outfit. Ich schüttle den Kopf. Leon zieht die Augenbrauen hoch und macht eine Schnute.

„Tut mir Leid, aber das geht gar nicht“, sage ich tröstend zu ihm.

„So schlimm?“ fragt Leon.

Dabei macht er so ein trauriges Gesicht, dass ich ihn erst einmal umarmen muss. Irgendwie zieht er mich magisch an.

„Halb so wild. Aber ich hab bestimmt etwas Besseres. Mal schauen ob es dir passt“, sage ich zu Leon während ich die Umarmung löse und mich auf der Suche nach der Richtigen Kombination mache.

Kurz darauf reiche ich Leon ein stylischen Hemd. Er zieht auch gleich sein T-Shirt aus, wo mir doch glatt die Spucke weg bleibt. Habe ich gerade gemeint, dass die knisternde Spannung futsch ist? Dann ist sie spätestens jetzt wieder in vollem Gange.

Wahnsinn, solche Bauchmuskeln hätte ich auch gern. Ich merke erst, dass mein Blick zu lange verweilt, als Leon einen kleinen Kommentar abgibt: „Ich kann auch so gehen?“

Dabei grinst er so, als würde er gleich über mich her fallen.

„Nein, nein, schon gut. Zieh das Hemd an. Es ist eh viel zu kalt draußen“, versuche ich mich der Situation zu entziehen.

Doch Leon denkt gar nicht daran die Sache abzuhacken und kommt mir gefährlich nahe.

„Wir müssen nicht gehen. Wir können auch hier bleiben’“ kommt es spitzbübisch von ihm.

Für einen Moment weiß ich nicht, wie ich reagieren soll. Schließlich habe ich es mir ja irgendwie schon gewünscht. Aber nicht so.

Ich drücke Leon jetzt auch die Hose in die Hand und verlasse geschwind den Raum, mit den Worten: „Wenn ich wieder komm, bist du angezogen!“

Puh, das war knapp. Ich atme auf, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt. Wovor habe ich eigentlich Angst? Ich benehme mich ja so, als hätte ich so etwas noch nie gemacht. Wie ein Gott verdammte Jungfrau.

Um einen klaren Verstand zu bekommen, schüttle ich erstmal kräftig den Kopf, um mich anschließend erst einmal in die Küche zu begeben. Dort will ich schauen, was noch an Alkohol da ist.

Dort sitzt Domi am Tisch und telefoniert. Er hat sich bereits am Alkoholvorrat bedient, was ich daran sehe, dass ein volles Glas direkt neben ihm steht. Er nickt mir kurz zu und widmet sich dann wieder seinem Gespräch.

Okay, viel ist ja nicht mehr da. Aber halb so wild. Vielleicht auch besser so, schließlich lässt Alkohol bekanntlich Hemmungen fallen. Nachdem ich ein Tablett mit zwei Gläsern und den fast leeren Flaschen vorbereitet habe, genehmige ich mir noch einen Schluck aus Domis Glas.

Domis Blick ist mir sicher und er beendet rasch sein Telefonat.

„Dir ist schon klar, dass das mein Glas ist“, zischt er zähneknirschend.

„Steht da irgendwo dein Name“, scherze ich zurück.

„Sehr witzig. Was ist wenn ich jetzt Herpes kriege?“, fragt Domi mich mit gespielt ernster Miene.

„Dann weist du ja, wer Schuld ist. Und kannst mich zur Strafe anstecken“, necke ich ihn.

„Gut, dann erledigen wir das aber gleich“, kommt es zurück.

Er nimmt einen großen Schluck aus dem Glas, steht von seinem Stuhl auf und kommt mit Kussmund direkt auf mich zu. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und laufe vor Domi weg. Erst rundherum um den Küchentisch.

Links herum. Dann Rechts herum. Das alte Spiel. Zwischendurch schnappe ich mir noch einmal Domis Glas und trinke es fast leer.

Dominics Blick spricht Bände und er nickt mir kräftig zu: „Das bedeutet Krieg.“

Wir müssen beide Lachen und die Jagd geht weiter. Ich renne durch den Flur, wo mich Domi fast am Hemd erwischt, da ich wegen meiner Socken wegrutsche. Ich schaffe es, mich im letzten Moment zu fangen und hechte in Domis Zimmer, da meins ja belegt ist.

Kaum angekommen, hüpfte ich aufs frisch gemachte Bett.

„Du legst es wirklich drauf an Mein Kleiner“, wettert Domi.

Mir entlocken diese Worte nur ein Glucksen. So vergnügt war ich lange nicht mehr. Dominic macht sich bereit, um auf mich zu zuspringen. Und als ich gerade weg will, erwischt er mich doch glatt. Da liegen wir nun Mitten auf seinem Bett und Domi versucht mich krampfhaft zu küssen.

Bis auf einmal ein lautes Räuspern unser Tun unterbricht. Leon steht im Türrahmen. Erwischt! Wie sieht die Situation für einen Zuschauer wohl aus? Ich könnte mich Ohrfeigen, dass ich mich gerade jetzt dazu verleiten lassen habe.

Domi benimmt sich auch so, als hätten unsere Eltern, uns gerade bei wer weiß was erwischt. Er rutscht Wortlos von mir herunter und bleibt zerknittert auf der Bettkante sitzen.

Ich suche noch nach den passenden Worten, um alles zu erklären, als Leon das Wort erhebt: „Ihr scheint ja echt Spaß zu haben“, grinst er.

„Ist es besser so?“

Mit diesen Worten dreht er sich einmal um sich selbst und lächelt mich an. Wie jetzt? Das war`s?

„Ja…klar…! Viel besser“, stottere ich zurecht.

„Willst du jetzt noch weg gehen oder soll ich euch lieber allein lassen“, fragt mich Leon. Domi und ich schauen uns mit hochrotem Kopf an.

„Das war doch nur Spaß“, versucht Domi alles zu erklären.

„Sicher, das weiß ich doch“, grinst Leon.

Okay. Ich glaube, er hat da etwas falsch verstanden. Aber egal. Ich springe auf und versuche das Geschehene zu überspielen. Ich begebe mich in die Küche und hole das vorbereitete Tablett. Anschließend gehe ich  wieder in mein Zimmer.

Leon kommt mir nach und mixt schon gleich die Reste vom Alkohol zusammen. Und das soll schmecken? Na gut. Prost! Als wäre nichts gewesen klirren die Gläser zur Bruderschaft und wir setzen zum Kuss an.

Nur ein Bussi, wie sich das gehört. Dennoch kriege ich einen kleinen Vorgeschmack auf das, was vielleicht noch kommen mag. Leons Lippen sind weich und schmecken süß, so gar nicht nach dem, was wir getrunken haben.

Und vor allem nicht nach Zigaretten. Also doch kein Raucher. Ich lecke über meine Lippen und lechze nach mehr, beherrsche mich aber. Stattdessen presse ich meine Lippen fest aufeinander und nehme schnell noch einen Schluck von meinem Gesöff.

Anders kann man dieses Gebräu kaum bezeichnen.

Leon hat ein weiches Lächeln auf den Lippen und verfolgt jede meiner Bewegungen. Ich trinke nun auch den letzten Schluck aus meinem Glas und schüttle mich heftig, da dieser einen bitteren Nachgeschmack hat.

Igitt, da will ich lieber noch mehr von diesem süß schmeckenden Kuss.

Leon hat wohl ähnliche Gedanken und fragt mich frech: „Soll ich vielleicht noch mehr Klamotten ausprobieren?“

Dabei hat er so ein süßes Grinsen auf den Lippen, dass ich schon daran denke, diese Frage zu bejahen. Doch Domi unterbricht uns zum Glück. Er klopf an die nicht ganz geschlossene Tür, hat wohl Angst zu stören und kommt nach kurzem zögern ins Zimmer.

Er hat sich umgezogen, was verdammt gut aussieht. Ich liebe diese Jeans, die betont seinen knackigen Hintern. Oben rum trägt er eine weiße Sweat Jacke mit Kapuze. Hat er die neu? Wenn ich die Wahl hätte würde ich lieber Domi daten, aber dafür ist es jetzt wohl schon zu spät.

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