Unterdrückung der Gefühle – Teil 10

Hätte ich doch meine verdammte Klappe gehalten. Kurze Zeit später geht die Tür auf und der behandelnde Arzt kommt herein. Er redet mit mir und untersucht mich, doch ich zeige keine Reaktion, viel zu sehr kreisen meine Gedanken um Dominic.

Bevor der Arzt geht, meint er noch ich solle versuchen etwas zu schlafen, schließlich bräuchte mein Körper etwas Zeit sich an alles zu gewöhnen. Sobald die Tür wieder zu ist, schließe ich die Augen und drifte tatsächlich ins Land der Träume.

*-*-*

Warme Sonnenstrahlen kitzeln mich im Gesicht, ist es tatsächlich schon Morgen? Ich blinzle der Sonne entgegen und erblicke einen Strauß Sonnenblumen, welche die karge Krankenhausatmosphäre freundlich und warm erscheinen lassen.

Ich muss tatsächlich lächeln, auch wenn sich gleichzeitig wieder Tränen ihren Weg bahnen. Domi…

Er ist der einzige, der weiß wie sehr ich Sonnenblumen liebe, weil ich die Kälte nicht mag. Sie spiegeln für mich den Sommer in all seiner Pracht wieder.

Aber wieso schenkt er mir Blumen? Ich versteh das nicht und wische mir mit den Händen über die Wangen, um meine Tränen zu trocknen. Da fällt mir plötzlich auf, dass da jemand mit dem Oberkörper  auf meiner Bettdecke ruht.

Domi! Er schläft tief und fest, sein Gesicht sieht so friedlich aus, als wäre es gemalt. Sein Atem geht ganz ruhig und der Körper hebt und senkt sich in einem langsamen, entspannenden Rhythmus. Als ich seinen Unterarm berühre, merke ich wie kalt er ist.

Er muss wohl schon eine ganze Weile so gelegen haben. Vorsichtig pelle ich mich aus meiner Bettdecke, die ich anschließend um Domi schlage. Erschrocken zuckt dieser zusammen und schlägt die Augen auf.

Ein Gähnen verzieht sein Gesicht und verschlafen reibt er sich die Augen: „Wie spät haben wir es denn?“

Ist das seine einzige Sorge, hat er mich gestern etwa nicht richtig verstanden, habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Aber wieso ist er denn dann so plötzlich gegangen? Ich schaue durch den Raum und erblicke tatsächlich eine Uhr.

„Es ist viertel nach sieben“, stelle ich fest.

Wieder ein gähnen und dann meint Domi: „Ich bin doch tatsächlich eingeschlafen, dabei hatte ich schon wieder Angst, dass du nicht mehr aufwachst. Du hast ja so was von friedlich geschlafen.“

Das hört sich ja glatt so an, als wäre er die ganze Nacht hier gewesen.

„Heißt das, du warst die ganze Nacht hier?“ frage ich skeptisch.

„Sicher, wie jede Nacht“, antwortet Domi.

„Und die Sonnenblumen?“ will ich wissen.

„Eine Entschuldigung weil ich gestern ohne ein Wort weg bin“, kommt es kurz und knapp von ihm.

Wie jetzt, nur eine Entschuldigung? Und ich hatte mir schon wieder falsche Hoffnungen gemacht.

„Es ist okay, wenn du meine Gefühle nicht erwidern kannst, aber ich möchte auf gar keinen Fall, dass unsere Freundschaft darunter leidet. Ich komme schon damit klar, bin ich ja die ganzen Jahre schon“, sage ich ernst zu Domi und versuche zu lächeln.

„Jahre? Wie lange liebst du mich denn schon?“ will Domi schon fast schreiend wissen.

„Keine Ahnung, irgendwie schon ewig. Ich glaube so habe ich gemerkt, dass ich auf Männer stehe“, versuche ich zu erklären.

Domi nickt schmunzelnd.

„Mann gut, dass das bei mir noch nicht so lange geht. Ich glaube so lange hätte ich das nicht verheimlichen können“, kommt es von Dominic, wobei  sein schmunzeln in ein lächeln übergeht. Wie jetzt?

„Wie meinst du das denn?“ stutze ich.

„Ich habe nie gesagt, dass ich deine Liebe nicht erwidern würde“, stellt Domi klar.

„Okay……“, mehr kriege ich nicht raus.

„Ich bin gestern nur schnell raus, weil das viel zu überraschend kam. Ich habe immer versucht mich zu beherrschen. Seit du bei mir eingezogen bist, wurde mir immer mehr bewusst, dass ich am Liebsten noch ganz andere Sachen mit dir anstellen möchte und dann kommst du plötzlich und erfüllst meine größten Erwartungen. Das war einfach zu viel“, platzt es aus Dominic raus.

Ein Lächeln schleicht sich in mein Gesicht und ich füge zu Domis Worten hinzu: „Und dann kommst du wieder und ich schlafe tief und fest.“

„Genau“, brummt Domi.

Wir müssen nun beide lachen und dann fallen wir uns endlich in die Arme. Oder besser gesagt Domi fällt mir in die Arme, da ich ja immer noch im  Bett liege. Diese Umarmung ist ganz anders, als die Vorherigen, sie fühlt sich so warm und vertraut an, aber auch unendlich herzlich.

So fühlt sich Liebe an! Wir sind uns so nah, dass unsere Gesichter sich sanft berühren, unsere Nasen reiben leicht aneinander und dann ganz zaghaft tasten meine Lippen nach den Seinen. Ich kann und will nicht länger warten müssen, möchte ihn schmecken, ihn berühren dürfen.

Domis Lippen sind warm und weich, sie passen perfekt auf die meinen und schmecken so verdammt gut. Mein Kuss wird nur zu gerne erwidert, indem Domi mich noch näher an sich zieht und ganz vorsichtig seine Zunge über meine Lippen gleiten lässt.

Ich komme seiner Aufforderung nach und öffne meinen Mund, um seiner Zunge Einlass zu gewähren, damit sie auf die meine stoßen darf. Zu Anfang nur zögernd, dann immer heftiger entfacht ein regelrechter Kampf, zwischen ihnen.

Wie schön sich das anfühlt, viel zu perfekt, einfach himmlisch. Während unseres Zungenspiels, spüre ich wie Domis Hand auf Wanderschaft geht. Sie tastet sich vorsichtig unter meinen Krankenkittel, streichelt über meinen Rücken, krault mich und kitzelt über meine Haut.

Mehr, ich will viel mehr davon, es schmeckt eindeutig nach mehr. Ich zögere nicht lange und lege meine Hände an den Saum seines Shirts, um es ihm über den Kopf zu ziehen.

Doch so weit komme ich leider nicht, denn Domi unterbricht mich: „Bist du sicher dass wir das hier tun sollten?“ fragt er mich.

„Wieso nicht, willst du etwa nicht?“, will ich ganz zerknittert wissen.

„Klar will ich, aber ich denke dass das hier nicht der richtige Ort ist. Unser erstes Mal sollte doch romantisch sein“, versucht Domi zu erklären.

Ich bin enttäuscht und lasse nur ungern von ihm ab, schließlich haben mich seine Berührungen jetzt schon ganz wahnsinnig gemacht.

„Hey, mein Kleiner, denkst du etwa ich möchte nicht am Liebsten direkt über dich her fallen?“ mit diesen Worten bekomme ich von Domi einen zärtlichen Kuss.

„Ach, na gut“, lasse ich mich zufrieden stellen.

Doch wie lange muss ich wohl warten auf unser heißes Abenteuer? Das kommt ganz darauf an, wie lange ich hier drin bleiben muss.

„Aber sobald wir zu Hause sind, kann ich für nichts mehr garantieren“, schmolle ich noch etwas.

Doch als Antwort bekomme ich nur einen weiteren liebevollen Kuss und ein strahlendes Lächeln ziert Domis Gesicht. Aber ich glaube, dass auch ich nicht viel anders aussehe. Frisch verliebt eben.

Die nächsten Tage vergehen schleppend.

Die Polizei kommt noch ein, zwei mal vorbei, aber ansonsten sind Untersuchungen an der Tagesordnung, da die Ärzte auf Nummer sicher gehen wollen und mich ohne Komplettcheck nicht nach Hause lassen. Obwohl ich immer wieder bestätige, wie verdammt gut es mir geht.

Domi schläft mittlerweile wieder zu Hause, obwohl ich ihn abends ja nur ungern gehen lasse und er fiebert genauso wie ich den Tag meiner Entlassung entgegen. Es geht uns dabei natürlich nicht nur um den Sex, sondern auch um die Tatsache endlich mal wieder Zweisamkeit genießen zu dürfen.

Es ist wirklich schrecklich, wie oft man hier gestört wird.

Jedenfalls ist gleich Visite und normalerweise wäre Domi auch schon längst da. Ich versteh das nicht, gerade heute wo die restlichen Testergebnisse da sein sollen. Schon klopft es und im nächsten Augenblick ist mein ganzes Zimmer voll mit Ärzten, denen ich einen erwartungsvollen Blick schenke.

„Guten Tag, Herr Meyer“, sagt der Oberarzt zu mir.

„Guten Tag“, kriege ich irgendwie raus, mit zitternder Stimme, da ich endlich nach Hause möchte.

„Also, ihre Testergebnisse sind da…..also…sie sind ein kerngesunder junger Mann. Also können wir sie guten Gewissens entlassen“, stottert der Arzt sich zurecht.

Danach kommt er zu mir herum und schüttelt mir die Hand.

„Also, dann wünsche ich ihnen alles Gute.“

Dann verlassen mich die Ärzte und lassen mich mit offen stehenden Mund zurück. Was für ein komischer Arzt, zum Glück bin ich den jetzt los. Ich springe auf und packe meine Sachen zusammen. Jedoch verstehe ich nicht, wo Domi bleibt.

Ihm wird doch nichts passiert sein?

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