Welcome to Australia – Teil 42

Sie gab mir meinen Stift zurück und ließ mich wieder alleine. Mein Tischnachbar sah mich kurz an und vertiefte sich dann wieder in sein Bild. Das Gesicht kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht woher.

Seine braunen langen Haare verdeckten das Gesicht. Mit den Tipps von Mrs. Downhill sah Berry nicht mehr ganz so gruselig aus. Es läutetete.

„Wir sehen uns dann nächste Woche wieder“, rief Mrs Downhill und verließ den Raum.

Ich packte meine Sachen zusammen und verließ ebenfalls das Zimmer. Der Flur war voll und ich hatte Mühe mich zu meinem Spind vorzukämpfen. Angekommen verstaute ich meine Sachen und entnahm alles für die nächste Stunde.

„Hi.“

Ich drehte mich um und Joshua stand vor mir.

„Hi!“

„Wie geht es?“

„Gut…“

Er sah mich an.

„Hast du etwas auf dem Herzen?“, fragte ich, weil ich das Gefühl hatte, dass da etwas war.

„… ich wollte fragen…, habt ihr eventuell noch Platz in eurem Zimmer?“

Ich wusste jetzt nicht was er meinte und sah ihn fragend an.

„Also ich meine in Sidney, alle Zimmer sind belegt und ich hab noch kein Bett…“

„Ach so, du dass tut mir Leid, unser Zimmer ist schon voll.“

„Okay…, war nur eine Frage…“

Joshua drehte sich herum und ging. Ich sah ihm nach. Irgendwie tat er mir jetzt Leid.

„Hi Schatz“, riss mich Berry aus den Gedanken.

Ich drehte mich zu ihm.

„Hi Berry.“

„Und wie war Kunst?“

Ich musste grinsen.

„Du warst gruslig.“

„Was?“

„Thema war, jemanden zu zeichnen, der uns wichtig ist.“

„Aha und warum war ich gruselig.“

„Och ich hab dich nicht so hinbekommen… wie ich wollte.“

„Soso“, grinste Berry, „…sehen wir uns in der Pause?“

„Klar.“

„Okay, ich muss dann… bis später…“

Er gab mir einen Kuss auf die Nase und verschwand wieder.

*-*-*

Ich steuerte mit dem Rad die Einfahrt an. Wie immer standen einige Wagen auf dem Parkplatz. Also hatten Bob und Abby genug zu tun. Ich hörte ein Bellen und schon kam ein Schwall Hunde hinter dem Haus hervor gerannt.

Natürlich Gustav an der Spitze.

„He, alles klar mit dir?“, rief ich und musste ganz schön gegen stemmen, als Gustav auf die Hinterpfoten ging und sich gegen mich presste.

„Ist ja gut…, komm gehen wir hinein.“

Gustav folgte mir artig ins Haus, während der Rest der Meute anscheinend sich ein neues Opfer heraus gesucht hatten.

„Hallo Tom.“

„Hallo Darleen.“

„Hunger?“

„Aber immer!“, lächelte ich.

„Wo ist Molly?“

„Die müsste eigentlich auch gleich erscheinen.“

„Dann setz dich.“

„Gleich Darleen, ich bring nur noch meine Sachen ins Zimmer… Gustav!“

Er trottete brav neben mir her. Ich öffnete meine Zimmertür und Gustav huschte als erstes ins Zimmer. Wie immer machte er es sich vor meinem Bett gemütlich. Während ich meinen Rucksack neben den Schreibtisch abstellte, beobachtete er mich.

Ich musste lächeln und ging vor ihm in die Knie. Durchs Fell streichelnd rückte ich näher an Gustav heran.

„Was hältst du davon, wenn wir nachher einen Sparziergang machen.“

Er bellte mich an und ich musste kichern.

„Aber erst geh ich etwas essen und dann gehen wir hinaus. So du bleibst schön brav hier, bis gleich.“

Ich verließ mein Zimmer und betrat mein Bad. Schnell waren die Hände gewaschen und ich in der Küche bei Darleen. Dort saß schon Molly am Tisch und aß.

„Warum bist du so schnell abgehauen?“, fragte sie.

Ich setzte mich neben sie und bekam gleich einen Teller von Darleens leckerem Essen hingestellt.

„Ich hatte nicht das Gefühl, dass du dich von Lesley trennen wolltest“, grinste ich sie an und schob ein Stück Fleisch in den Mund.

Sie verzog das Gesicht und rollte mit den Augen.

„Hast du alles für die nächste Woche?“

Ich nickte.

„Da Mum nachher noch in die Stadt fahren möchte, könnten wir mit.“

„Tut mir Leid, ich habe bereits ein Date.“

„Mit Berry?“

„Nein!“

Molly schaute mich mit großen Augen an.

„Einen absolut süßen Typen, mit großen braunen Augen und graubrauner wuscheliger Frisur.“

„Bitte? Und was ist mit Berry.“

Ich grinste sie breit an.

„Was soll mit Berry sein?“

„Ähm…“

Ich musste lachen und verschluckte mich am Essen.

„Ich will nachher mit Gustav eine Runde laufen.“

„Oh Tom, du bist ein Arsch. Warum veralb…“

„Molly, keine solche Ausdrücke in meiner Küche“, unterbrach sie Darleen.

„Aber wenn er mich doch…“

„Ich wusste gleich, dass er Gustav meint“, sagte Darleen grinsen, „und esst weiter, dass Essen wir kalt.

*-*-*

Ich warf den Stock und Gustav rannte los. Viel zu lange hatte ich schon keinen Ausflug mit Gustav gemacht. Die Stille tat mir gut. Ich beobachte ihn, wie er den Stock einholte und ihn aufnahm.

„Komm…, bring ihn her!“, rief ich.

Gemächlich trottete er zu mir zurück. Ich nahm ihm den Stock ab und warf ihn abermals weg. Wieder rannte Gustav wie von einer Tarantel gestochen davon. Ich blieb stehen und schaute ihm nach.

Seit dem vielen Regen, war hier einiges Grün geworden, wo sonst nur Sand und Steine zu sehen waren. Ich schaute auf meine Uhr und entschloss mich langsam auf den Rückweg zu machen.

Ich drehte mich um und entdeckte jemanden, der auf mich zu kam. Von der Statur recht klein, also niemand den ich näher kannte. Gustav rannte voraus. Langsam konnte ich braune Haare erkennen. Lange Haare.

Sofort fiel mir Janno ein, aber dafür war die Person zu klein. Gustav hatte mittlerweile mein Gegenüber erreicht und fing an, an ihm hochzuspringen. Ängstlich hielt der Junge die Arme hoch.

Ich ließ einen kurzen Pfiff los.

„Gustav aus!“, rief ich.

Mein Hund ließ von dem Jungen ab und kam zu mir zurück gerannt. Das Bild wurde langsam deutlicher und ich erkannte meinen Sitznachbarn aus Kunst.

„Du?“, fleuchte es mir über die Lippen.

„Hi…“

Ich sah die schwarze Lederjacke undplötzlich fiel mir es wieder ein.

„Du hast mein…“, meinte Stimme versagte plötzlich und mein gegenüber nickte.

Er hob die Hand.

„Ich bin Robin…, der Bruder von Janno und… wollte mich… bei dir… entschuldigen… und bedanken.“

Ich hob meine Augenbraun an und schüttelte dann seine Hand.

„Das hättest du schon in der Schule machen können…“, sagte ich und fragte mich wie alt Robin wohl war, wenn er den Kunstkurs mit mir belegte.

„Da habe ich mich nicht getraut.“

Gustav schwänzelte um mich herum.

„Du bist Jannos kleiner Bruder.

Robin nickte.

„Darf ich fragen, wie alt du bist…, du bist bei mir im Kurs und so wie Janno erzählte…, hielt ich dich für jünger.“

„… sechzehn… ich habe eine Klasse übersprungen.“

„Oh… wow. Ein gescheites Kerlchen also.“

„Ja…“, sagte Robin bedrückt.

„…ähm hab ich etwas Falsches gesagt?“

„Nein…“

„Aber?“

„… man zieht mich immer damit auf…“

„Sorry, so war das nicht gemeint.“

„Ich weiß.“

„Wollen wir zurück laufen, Gustav wird langsam ungeduldig.“

„Ist das dein Hund?“

„Sagen wir so, Gustav hat mich ausgesucht… ich bin sein Herrchen.“

Robin lächelte und als Gustav seinen Namen hörte kam er heran gesprungen. Robin wich leicht zurück.

„Du brauchst keine Angst vor ihm haben, er ist nur neugierig.“

Zaghaft streichelte er Gustav über den Kopf.

„Hol Stöckchen“, rief ich und warf Gustavs Stock nach vorne.

Wie ein Wilder heizte er davon. Robin lächelte und wir liefen ihm hinter her.

„Hat dir dein Bruder gesagt, wo ich wohne?“, fragte ich plötzlich in die Stille.

Robin nickte.

„Mein Bruder kümmert sich um mich, weil meine Eltern fast nie da sind.“

Ich hörte Gustav bellen und schaute in seine Richtung. Da stand Berry.

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