Murmeltier – Tag 3

Ich wurde wieder durch ein Geräusch wach, öffnete meine Augen und sah etwas blitzen. Wird sicher eine Spiegelung gewesen sein. Aber dieses Blenden lies mich erst einige Male blinzeln, bevor ich wieder etwas sah. Ich saß wieder im Auto!

„Jo, wo bin ich?“, fragend schaute ich zu meinem Fotografen.

„Du bist…“, weiter kam er nicht. Hinter uns gab es einen Ohrenbetäubenden Krach, Jo trat aus Instinkt das Gas voll durch und der Wagen beschleunigte zunehmend. Erschrocken sah er in den Rückspiegel und ich sah wieder Angst in seinen Augen!

Sofort wusste ich wo ich war und was geschehen war! Das konnte doch nicht wahr sein, schon wieder begann der gleiche Tag! Ich konnte es nicht fassen! Was für ein schlechter Film lief hier?

Nachdem wir uns von der bekannten Lawine überzeugt hatten, ich Jo ein wenig beruhigen konnte, waren wir auch schon wieder auf dem Weg zur Feuerwache. Derselbe Ablauf, dieselben Worte, ich hätte sie mitsingen können. Es hing mir einfach zum Halse raus. Was sollte ich heute machen, wieso wurde ich so gestraft?

Da ich schon alles kannte, beobachtete ich in der Wache die Leute, die wieder jubelnd und Schulterklopfend auf uns zukamen. In der hintersten Ecke sah ich jemand sitzen, der mir zuvor noch nicht aufgefallen war. Er hielt mich mit seinem Blick gefangen.

Schlecht sah er nicht aus, was kamen mir da schon wieder für Gedanken in den Sinn? Er hatte kurzes, hellbraunes Haar, die Spitzen blond gefärbt und sein Blick war stechend. Ich beobachtete ihn, wie er seine Ausrüstung ablegte.

Vielleicht sollte ich einfach mal was anderes versuchen. Vielleicht sollte ich herausfinden, was es ständig mit meinen Gedanken auf sich hatte, in letzter Zeit Männern hinterherzusehen. Er schien mir der geeignetste Kandidat dafür zu sein. Von Karl einmal abgesehen.

Außerdem hatte ich keine Lust, in die Pension zu fahren und Katrin über den Weg zu laufen. Auch wenn sie sich an das, an mein gestern, nicht erinnern konnte. Also bewegte ich mich auf diesen Burschen zu und stellte mich vor ihm.

Er ließ mich nicht los mit seinem Blick. Von unten schaute er zu mir auf.

„Hallo, ich bin Ben“, und hielt ihm meine Hand hin.

Ich wusste nicht was mit mir los war. Das ist überhaupt nicht meine Art, Kontakte zu suchen.

Er griff meine Hand, „Kai“, sagte er nur knapp, aber ein Lächeln huschte in sein Gesicht.

„Kai, wollen wir uns nachher treffen, also, ich mein, wenn du noch nichts vorhast“, ich war echt mutig!

Lag es daran, dass mir alles scheiß egal war. Ich war mir sicher, dass ich morgen wieder von einem Blenden geweckt werde, alles wieder von vorn beginnt. Er schaute mich an, nachdenklich.

„Gut, ich bin gleich fertig, was willst du machen?“

„Du kennst dich sicher aus im Ort, also schlag du etwas vor.“

Mein Entschluss stand fest. Nach dem Debakel gestern mit Katrin, wollte ich eine andere Spielart der Liebe ausprobieren. Ich wollte mir Klarheit verschaffen, ob ich vielleicht doch auf Männer stand. Und nun war Kai mein Opfer.

„Wir könnten in eine Gaststätte“, sagte er  unsicher.

„Das hört sich gut an, aber bitte nicht zu Pension Aller.“

Er zog seine Augenbrauen hoch, „wieso da nicht?“

Hätte ich ihm erzählt, was ich dort schon alles erlebt hatte, er hätte mich für verrückt erklärt.

„Dort bin ich untergebracht, das sehe ich noch oft genug“, redete ich mich raus, was er auch zu verstehen schien.

„Dann gehen wir in den Goldenen Hirsch“, sagte er mit einem Grinsen im Gesicht.

„Gut, wann können wir los?“

„Warte noch fünf Minuten, dann bin ich soweit“, er stand auf und zum ersten Mal sah ich ihn in voller Größe.

In etwa waren wir gleich groß, aber er hatte ein breiteres Kreuz, auch einige Kilo mehr als ich. Aber er wirkte durchtrainiert. Ich drehte mich um und ging zu Jo, der noch immer mit Hanns sprach.

„Jo, entschuldige, dass ich deine Unterhaltung störe“, sprach ich ihn von der Seite an, „du musst allein zur Pension, ich fahre mit jemand anderen mit.“

Er sah mich fragend an.

„Du willst nicht mitkommen?“

„Nein, ich habe gerade einen kennengelernt, mit dem ich ein Bier trinken will. Also sei so gut und lade mein Gepäck aus und lass es in mein Zimmer bringen“, fast hätte ich noch gesagt, von Karl ins Zimmer bringen.

Jo hob die Schultern und nickte nur.

„Gut, wir treffen uns ja dann. Willst du schon Recherchen betreiben?“

„Ja“, und musste grinsen, „ich lass mir schon mal was über den Ort erzählen.“

Was für eine gute Ausrede hatte mir da Jo selbst in den Mund gelegt! Ich verließ die Wache und kurz darauf erschien Kai. Er lachte mich schon von weiten an. Also, wenn das nichts werden sollte mit uns zwei, dachte ich bei mir.

Er winkte mich zu sich und steuerte auf sein Auto zu. Gut, das Beste war es nicht, aber Hauptsache es fuhr.

„Und du darfst einfach so gehen. Sagt dein Vater nichts dazu?“

Ich war wieder einmal bei dem Thema angekommen!

„Kai, ich bin vierundzwanzig Jahre alt und Jo ist mein Kollege. Ich arbeite bei einer Zeitung und soll einen Reisebericht über euren Ort schreiben.“

Er schaute mich erstaunt an, sagte aber nichts.

„Und du kannst mir sicher dabei helfen“, innerlich musste ich über sein erstauntes Gesicht lachen.

„Gut, soweit ich kann helfe ich dir, aber hier gibt es sicher Leute, die das besser können.“

„Nein Kai, ich will mit dir reden.“

Eigentlich wollte ich noch zufügen, dass die anderen bestimmt nicht so gut aussahen wie er, aber ich verkniff es mir. Er stellte das Auto ab, jedoch nicht vor einer Gaststätte.

„Ich dachte wir wollten in den Goldenen Hirsch“, fragte ich etwas verwirrt.

„Das ist mein Haus, also das von meinen Eltern“, sprach er und zeigte auf ein großes, gepflegtes Haus.

„Die Gaststätte ist gleich um die Ecke, da können wir zu Fuß hin laufen, wenn es dir nichts ausmacht.“

„Das ist gut, dann kann ich dich wenigstens zu einem Bier einladen, wenn du möchtest.“

Er strahlte mich an und verschloss das Auto. Es dauerte wirklich nur fünf Minuten und wir saßen an der Bar. Ich bestellte zwei Bier.

„Möchtest du auch einen doppelten Klaren?“

Kai überlegte kurz und nickte.

„Heute passiert eh nichts mehr. Der Ort ist von der Außenwelt abgeschlossen und brennen wird es wohl auch nicht mehr.“

Also wurden zu unserem Bier noch zwei doppelte geliefert. Wir prosteten uns zu und eine Unterhaltung entstand. Diesmal hörte ich aufmerksamer zu, schon allein um ihn in sein Gesicht zu schauen.

Ich hörte wieder von den Lawinen, die den Ort regelmäßig von der Außenwelt abschnitten. Er erwähnte die Sehenswürdigkeiten und was man alles zu den verschiedensten Jahreszeiten im Ort und Umgebung machen konnte.

Nach zwei weiteren Runden wurden unsere Zungen auch lockerer.

„Kai, wie alt bist du eigentlich“, ich wollte das Gespräch nun eine persönliche Wendung geben.

Ich staunte über mich, begann ich mich doch langsam für meine Mitmenschen zu interessieren.

„Ich bin zweiundzwanzig. Stimmt es wirklich, dass du schon vierundzwanzig bist?“

Ich musste lachen, „willst du meinen Ausweis sehen?“

„Nein, so hab ich das nicht gemeint, aber du siehst viel jünger aus“, sagte Kai und musste nun auch lachen.

„Eigentlich hab ich mich schon gewundert, dass mich der Wirt noch nicht danach gefragt hat“, ich lachte immer noch.

„Wie bist du eigentlich darauf gekommen, mich zu fragen?“, Kai wurde ernst.

„Weist du, ich hab mich umgesehen und du bist mir aufgefallen“, sagte ich jetzt ebenfalls ernst.

Wir sahen uns tief in die Augen. Man konnte es knistern hören. Es lag eine erotische Spannung in der Luft, die wir beide genossen.

„Willst du noch einen“, ich wollte ganz normal klingen, aber man hörte das Zittern in meiner Stimme.

„Einen noch, dann geh ich aber nach Hause“, auch in seiner Stimme hörte man ein zittern.

Wir prosteten uns ein letztes Mal zu und verließen dann die Gaststätte. Die frische Luft tat gut, ich sog die Luft in meine Lungen.

„Du gehst jetzt in deine Pension?“, er schaute mich traurig an.

„Muss ich ja. Es ist außerdem bald Mittag und ich bekomme langsam Hunger“, sprach ich leise.

Er schaute mich an und ein Lächeln kam in sein Gesicht.

„Sehen wir uns nachher? Ich meine in der Pension?“

Ich schaute überrascht auf. „Kommst du hin?“

„Wenn du willst komme ich“, in seinen Augen sah man, dass er es ernst meinte.

„Ich freu mich darauf, darf ich dich zum Abendessen einladen?“, hoffnungsvoll erwartete ich seine Antwort.

„Ich bin um achtzehn Uhr da, verlass dich  drauf“, schon hatte er sich umgedreht und ist die Auffahrt zu seinem Haus hochgelaufen.

Ich drehte mich noch einmal um, konnte ihn aber nicht mehr sehen. Also stiefelte ich zur Pension. Den Weg kannte ich in etwa. In meinen Kopf wirbelten die Gedanken umher. Sollte es doch sein, dass ich mehr auf Männer stand?

Diese erotische Spannung vorhin, die ich gespürt hatte war echt! Und sie war schön! Ich wusste nicht, wie ich das alles einordnen sollte. In meinen Gedanken kreisten Karl und Kai. Alles drehte sich nur noch um die beiden.

Ich betrat die Pension und die freundliche Frau, von der ich immer noch nicht den Namen wusste, stand hinter der Rezeption.

„Guten Tag, mein Name ist Ben Krause, mein Kollege Joachim Schneider hat sicher schon eingecheckt.“

„Ach der Herr Krause. Guten Tag. Ihre Sachen sind schon auf dem Zimmer und hier ist ihr Schlüssel“, sie drehte sich zum Schlüssel Bort und reichte mir die Nummer dreizehn, wie gehabt, musste ich grinsen.

„Dankeschön“, sagte ich artig,

„Frau?“

„Aller, wie auch die Pension heißt, aber sag ruhig Rosi zu mir. Ich darf dich doch duzten?“

Sie schaute mich fragend an.

„Sicher dürfen sie“, und war überrascht von ihrer freundlich offenen Art.

„Sag ruhig Rosi zu mir.“

Ich nickte ihr zu und drehte mich um, ins Zimmer zu gehen.

„Weißt du, wo du hinmusst?“, fragte sie.

„Ach, das werde ich sicher finden, dort entlang?“

Ich zeigte mit meinen Arm in die Richtung, wo es zu den Zimmern ging. Schließlich kannte ich den Weg. Sie nickte nur und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Ich ging nach oben, öffnete mein Zimmer und schnappte mir meinen Koffer.

Hm, ausräumen wird keinen Sinn haben, dachte ich. Also zog ich nur einige frische Sachen raus und ging duschen. Wie herrlich es war, das Wasser auf der Haut zu spüren. Mein kleiner meldete sich, aber heute hatte ich noch anderes vor!

Ich wollte versuchen, Kai zu vernaschen. Allein dieser Gedanke brachte mich fast zum Wahnsinn. Also, die Dusche auf eiskalt gestellt! Das half! Und wie! Zitternd trocknete ich mich ab und schlüpfte in die frischen Sachen.

Es war noch Zeit, also machte ich es mir auf dem Bett bequem. Meine Lieder wurden schwer und ich ließ mich in einen leichten Schlaf gleiten. In meinen Traum sah ich Kai vor mir, auch Karl spielte eine Rolle, doch ich konnte mich nach dem Aufwachen nicht daran erinnern, welche.

Aber zum ersten Mal, seit ich in dieser Zeitschleife hing, hatte ich überhaupt etwas geträumt. Hatte das eine Bedeutung? Bisher bin ich einfach nur eingeschlafen und dann wieder im Auto erwacht.

Aber es war keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Ich hatte ein „Date“ und es war nicht mehr viel Zeit. Ich ging noch mal ins Bad und richtete meine Haare. Gut, ein wenig kürzer wäre nicht schlecht, dachte ich gerade, als es an der Tür klopfte.

„Jo, was ist?“, sagte ich beim Öffnen, als ich meinen Kollegen erblickte.

„Schön, dass du auch da bist.“

Man konnte seine Erleichterung förmlich spüren.

„Sicher Jo, bin ich da. Danke nochmals, dass du an mein Gepäck gedacht hast. Wollen wir in die Gaststube gehen?“

„Deshalb bin ich gekommen.“

„Gut, ich bin fertig, lass uns gehen. Außerdem hab ich noch Kai eingeladen, der müsste auch gleich kommen.“

Jo sah mich fragend an.

„Etwa der, mit dem du vormittags los bist?“

„Ja, genau der. Hat mir viel erzählt über den Ort, deshalb hab ich ihn zum Essen eingeladen. Es stört dich doch nicht, oder?“

Jo lächelte und schüttelte den Kopf.

„Ich dachte schon, du lernst nie neue Leute kennen.“

Der Gastraum war nur schwach besetzt. Wir setzten uns an den Tresen und Katrin erschien aus der Tür dahinter.

„Guten Abend Herr Schneider“, sagte sie zu meinem Kollegen, „ihr Sohn“, und deutete mit dem Kopf auf mich, nicht ohne ein Grinsen im Gesicht zu haben.

Jo und ich mussten Lachen.

„Nein, Katrin, nicht mein Sohn, sondern mein Kollege“, sagte er zu ihr.

Sie zog die Augenbrauen hoch und musterte mich. Ihr Ausdruck ließ sie wie die Unschuld vom Lande wirken. Aber so war es nicht, ich kannte sie besser. Und genau das war es, was mich rot werden ließ. Mir war es unangenehm.

„Der junge Mann neben mir heißt Ben und ist Reporter unserer Zeitung“, brach Jo das Schweigen.

„Darf es etwas zu trinken sein die Herren?“

Jo und ich sahen uns an und nickten nur.

„Ja, gern ein Bier für jeden von uns“, sprach Jo und Katrin machte sich an das zapfen des edlen Gebräus.

Die Tür zum Gastraum wurde geöffnet und Kai trat ein. Ich winkte ihm zum Tresen und er setzte sich neben mir.

„Hallo Katrin“, und er errötete.

„Guten Abend Ben“, sagte er nach einer Weile, als er es fertigbrachte, den Blick von Katrin zu lösen.

„Guten Abend Kai, darf ich vorstellen: mein Kollege Jo, Jo, dass ist Ben“, und zeigte neben mir. Jo und Kai gaben sich die Hand.

Ich konnte die Blicke zwischen Kai und Katrin nicht ignorieren. War da etwas zwischen den beiden? Wie Kai sie anstarrt! War er etwa gar nicht schwul. Aber ich war mir doch sicher, dass es zwischen uns geknistert hatte!

Oder war ich einfach nur verblendet? Konnte man sehen, ob einer schwul war? Ich sicher nicht.

„Kommt, lasst uns an den Tisch gehen“, ich wollte so schnell wie möglich mit Kai von Katrin weg!

Wir erhoben uns und setzten uns an einen Tisch, von dem aus man den Tresen beobachten konnte. Vielleicht keine so gute Idee, dachte ich, aber die beiden saßen schon. Kai schaute schon wieder dorthin! Na, der Abend würde sicher ein Reinfall werden!

„So, die zwei Bier für die Herren von der Zeitung“, und stellte die Gläser vor uns.

„Kai, möchtest du auch etwas?“

Kai wurde unruhig neben mir. Ich merkte förmlich seine Körperspannung. Da ist doch was zwischen den Beiden!

„Ja, auch ein Bier, bitte“, sagte er ganz leise.

Katrin drehte sich um und ging zurück.

„Sag mal, Kai, ist da was zwischen euch beide“, ich konnte meine Neugierde nicht unterdrücken. Kai sah mich mit entsetzt aufgerissenen Augen an.

„Nein!“

Das kam mir nun aber zu schnell und bestimmt.

„Kai, sei ehrlich. Das kann man doch sehen. Oder sollte ich mich so irren?“, bohrte ich weiter.

Kai sah mich an.

„Nein, da ist wirklich nichts zwischen uns beide, glaub es mir“, es hörte sich schon fast flehend an.

Katrin kam und stellte das Bier vor Kai.

„Darf es schon die Karte sein?“ Katrin schaute kurz zu Kai und errötete.

„Danke, ja“, Jo hatte gesprochen.

Ich kam mir wie ein Idiot vor. Wieso mussten wir uns unbedingt hier treffen? Aber ich konnte ja auch nicht ahnen, dass zwischen den beiden etwas ist. Oder doch nicht, wie es Kai mir versuchte Glauben zu machen?

Ich grübelte vor mich hin, habe gar nicht bemerkt, wie sich Jo und Kai unterhielten. Für mich war der Abend gelaufen! Statt mit Kai etwas anzustellen, hatte ich ihn in die Arme seiner heimlichen Geliebten geworfen.

Es kotzte mich alles nur noch an. Am liebsten wäre ich aufgestanden und in mein Zimmer gegangen um mich über die Minibar herzumachen. Aber das konnte ich Kai nicht antun. Schließlich hatte ich ihn zum Essen eingeladen.

„Und, haben die Herren schon gewählt?“, fragte Katrin, die neben unserem Tisch stand.

Ich hatte sie gar nicht mitbekommen. Der Reihe nach bestellten wir unser Essen, nicht ohne eine Runde Bier und einen klaren für uns zu ordern. Jo und Kai schienen sich wirklich gut zu verstehen.

Ihr Gespräch drehte sich um den Ort, Kai beschrieb die besten Standorte, um gute Fotos zu machen. Ich hielt mich aus dem Gespräch raus. Verfluchte mich selbst und hoffte, dass sich wenigstens Karl sehen lassen würde.

Plötzlich öffnete sich die Tür hinterm Tresen und Karl kam, mit unserem Essen beladen auf unseren Tisch zu. Zuerst sah er Kai kurz an und nickte. Dann hatten seine Augen mich fixiert und ließen mich nicht mehr los.

Ich hielt dem Blick stand, was ihm ganz aus dem Konzept brachte. Fast wäre mein Essen auf Jos Schoß gelandet. Mit einem beherzten hin greifen konnte er es grade noch so vermeiden.

„Oh, Entschuldigung“, stammelte er nur und stellte die Essen ab, machte auf den Hacken kehrt und verschwand wieder durch die Tür.

Jo schaute mich grinsend an. Kai hatte eher einen traurigen Ausdruck in den Augen. Sie hatten die Blicke zwischen Karl und mir auch mitbekommen, vor allen Karls Reaktion.

„Was ist, hab ich etwas gemacht?“, fragte ich nur und griff zum Besteck.

Jo schüttelte lächelnd mit dem Kopf und nahm sich ebenfalls sein Besteck. Nur Kai grübelte vor sich hin.

„Kai iss, sonst wird es kalt“, mahnte ich ihn, in einem freundlichen Ton.

Er griff sich nun ebenfalls sein Besteck und es wurde schweigend gegessen. Katrin räumte unser Geschirr ab, von Karl war nichts mehr zu sehen. Nach dem Essen stellte sich wieder eine leichte Unterhaltung ein, der ich mehr recht als schlecht folgte, aber auch hin und wieder etwas beisteuerte.

Ich bemerkte aber auch die verstohlenen Blicke, die sich Kai und Katrin immer wieder zuwarfen. Mir reichte es nun endlich!

„Kai, Jo, entschuldigt wenn ich mich nun dünne mache, aber es war ein langer Tag.“

Sie schauten mich erstaunt an. Damit hatten sie nun nicht gerechnet.

„Kai, dein Essen geht auf meine Rechnung, Jo, lass es bitte anschreiben.“

Ich stand auf, reichte zuerst Jo, dann Kai die Hand und verließ die Gaststube. In meinem Zimmer ließ ich mich aufs Bett fallen. Ich war leer. Mein Kopf war einfach leer. So ein Scheiß Tag, ging es mir immer wieder durch den Schädel.

Am liebsten hätte ich geheult, aber warum eigentlich? Weil ich keine Freunde hatte? Keine Freundin? Ich war doch selbst daran schuld! Hatte immer nur meine Arbeit im Kopf! Es klopfte leise an der Tür.

Sollte ich aufmachen? Gestern, also in meinem Gestern kam um diese Zeit Katrin. Nein, die wollte ich nicht sehen, soll sie doch zu Kai rennen. Die beiden haben etwas miteinander, da war ich mir sicher. So, wie die sich immerzu anschauten.

Wieder klopfte es, diesmal etwas lauter, fordernder. Mit Schwung stand ich auf und riss die Tür förmlich auf. Wollte schon losschreien, das mich Katrin mal könne, aber da stand Kai vor mir!

Die Worte blieben mir im Hals stecken. Mir klappte einfach nur der Unterkiefer runter.

„Darf ich reinkommen“, fragte er leise.

Ich deutete ihm mit der Hand einzutreten. Unschlüssig stand er im Zimmer und sah sich um. Was sollte ich machen? Wieso war er hier? Wieder machte sich die Leere in meinem Kopf breit. Ich ging einen Schritt auf ihm zu.

Er fixierte mich mit seinen Augen, machte auch einen Schritt auf mich zu. Wir standen dicht voreinander, als er mich mit seinen Händen griff und in eine Umarmung zog, seinen Kopf auf meine Schulter gelegt.

Was war das? Es fühlte sich richtig gut an! Ich merkte sein zittern, schließlich umarmte ich ihn auch. So standen wir eine Weile. Keiner von uns beiden bewegte sich. Wir wussten beide nicht, was wir machen sollten, wie es weiter gehen sollte.

Er begann mich mit den Händen auf dem Rücken zu streicheln. Ich machte es ihm nach. Seine Hände suchten den Weg unter mein Hemd, spürte nun seine Wärme auf meinen Rücken. Sollte sich doch noch was ergeben?

Ich konnte es nicht fassen, damit hatte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet! Auch meine Hände suchten den Weg unter sein Shirt. Aber ich griff den unteren Saum und zog es ihm über den Kopf.

Er stand mit freiem Oberkörper vor mir und sah einfach umwerfend aus! Ich wollte es, jetzt und hier! Ich zog mich obenrum auch aus und er begriff was ich wollte. Wir waren beide erregt, was uns die Beulen in unseren Hosen deutlich zeigten.

Wieder umarmten wir uns und mit kleinen Schritten führte ich ihm zu meinem Bett. Dort ließen wir uns fallen und meine Hand suchte den Eingang zu seiner Hose. Ich übernahm nun die Initiative. Ich öffnete seinen Hosenknopf und zog den Reißverschluss nach unten.

Schon war ich in seiner Unterhose und hielt seine Erregung in der Hand. Es fühlte sich gut an, hatte ich bisher doch nur meinen eigenen Schwanz in der Hand gehabt. Sein Stöhnen ließ darauf schließen, dass es ihm gefiel.

Auch er versuchte mit seiner Hand in meine Hose zu kommen. Aber das war nicht so einfach, da meine ziemlich eng waren. Er nestelte an meinem Hosenknopf, bekam ihn aber nicht auf. Fehlte ihm die Übung, oder war er einfach nur aufgeregt?

Ich hatte in solchen Sachen auch keine Erfahrung, war auch aufgeregt, hatte es aber bei ihm geschafft. Ich zog meine Hand aus seiner Unterhose und öffnete meinen Knopf und Reißverschluss.

Er schaute mir dabei zu, ich konnte aber nicht erkennen, was in ihm vorging. Also wendete ich mich wieder ihm zu und griff an den Bund seiner Hose, um sie mit samt Unterhose herunterzuziehen.

Da lag er nun vollkommen nackt vor mir! Seine Erregung schien nun noch größer zu sein, als sie es schon vorher war. Ich griff mir seinen Schwanz und zog die Vorhaut ganz langsam hinunter.

Ein Blick nach oben verriet mir, dass er seine Augen geschlossen hatte. Also machte ich weiter. Mein hammerharter war noch gefangen, Kai machte auch keine Anstalten, sich zu bewegen, oder ihn anzufassen. Er ließ sich einfach von mir bedienen.

Aber schlimm fand ich das nicht, im Gegenteil. Ich genoss es, wie er sich langsam unter meinen Bewegungen zu winden begann. Sein Stöhnen wurde lauter und seine Atmung wurde schneller. Ich grinste vor mich hin, gleich würde er soweit sein.

Sollte ich aufhören, oder mein Werk bis zum Schluss fortsetzen? Nüchtern analysierte ich die Situation und entschloss mich, einfach weiter zu machen. Und es dauerte nicht lange und er spritzte Schub um Schub aus sich heraus.

Es war schön, ihn so zu sehen, wie er wieder zu sich kam. Er schlug die Augen auf und sah mich an. Aber was war das? Sein Blick ließ nichts Gutes verheißen. Sah ich da etwa einen Anflug von Hass?

Wie konnte das sein? Ich hatte ihn doch bedient, weil er es zugelassen hatte. Er ist doch in mein Zimmer gekommen, nicht ich habe geklopft! Wortlos stand er auf, schnappte sich seine Sachen und verschwand im Bad.

Kurze Zeit später kam er wieder raus, sah mich mit einem verachtenden Blick an und verschwand aus meinem Apartment. Ich ließ mich aufs Bett fallen und konnte nicht glauben, was ich da grade erlebt hatte.

Was ist das nur für ein Typ gewesen? Ist der noch ganz dicht? Ich hatte ihm einen runtergeholt und er sagt noch nicht mal etwas zu mir! Ging ohne ein Wort! Okay, wir hatten die ganze Zeit kein Wort gewechselt, aber einfach so verschwinden?

Langsam zog ich mich aus und ging unter die Dusche. Zu viele Gedanken gingen in meinem Kopf rum, hatte noch nicht einmal das Bedürfnis mir Erleichterung zu schaffen. Einerseits hatte es mir gefallen, einen Schwanz in der Hand zu haben.

Andererseits war das Ende absolut nicht akzeptabel. Mir gingen die Blicke, die sich Kai und Katrin immer wieder zugeworfen hatten nicht aus dem Sinn. Er hatte bei mir nur gesucht, was er bei ihr nicht bekam, er hat mich benutzt.

Und wieder fühlte ich mich ausgenutzt. Hätte ich das nicht vorher erkennen können, oder müssen? Ich tröstete mich wieder mit Alkohol aus der Minibar.  Das ließ den Schmerz nicht vergessen, aber er machte ihn erträglicher.

Wie weit war ich gefallen, dass ich das machen musste? Sollte ich mich eigentlich noch um andere Menschen scheren? Sollte ich wirklich noch andere Beziehungen suchen? Irgendwann fiel ich auf mein Bett, in einen traumlosen Schlaf…

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