A Never Ending Dream

Gonna Make A Difference

Endlich war der Tag gekommen. Sebastian freute sich schon seit Wochen auf das Volksfest. Er kam grade von der Schule. Mit einem Lächeln und einem fröhlichen Pfeifen öffnete er die Wohnungstür.

Wie konnte sich ein 19-jähriger Junge wie ein kleines Kind auf den Jahrmarkt freuen? Was war schon besonderes an so einem Tag auf dem Rummel? Achterbahn fahren, Autoskooter oder Süssigkeiten-Stände. Oder war er von was ganz anderem angetan?

Er warf die Schultasche in die Ecke und tänzelte erfreut durch die Wohnung. Würde ihn jemand sehn, er würde denken er hat sie nicht mehr alle. Er freute sich wie auf sein erstes Date. Die fröhliche Stimmung wurde plötzlich unterbrochen.

Das Telefon klingelte. Sebastian drehte sich erschrocken, wie aus seinen Träumen gerissen um und starrte auf das Telefon. Er verharrte einen Augenblick und lief dann in Richtung des klingelnden Apparates.

Er nahm den Hörer ab und sagte: „Ja, hallo?“

„Hallo, Seb!“

Es war seine beste Freundin Johanna.

„Was ist los? Ich freu mich schon voll auf dann.“

Ein lautes Seufzen erklang von der anderen Seite: „Tja, genau deswegen ruf ich an.“

Sebastian setzte einen fragenden Blick auf: „Was ist los?“

„Ich kann nicht!“

„Was?“

„Ich kann nicht!“

„Aber …“

„Es tut mir ja auch leid.“

Ohne zu fragen warum seine beste Freundin denn keine Zeit hat verabschiedete er sich leise und enttäuscht und legte den Hörer auf. Nun war die gute Stimmung wie weggeblasen. Sebastian ließ sich auf die Couch hinter sich sacken und blieb stumm sitzen.

Und was jetzt? War es das mit dem Volksfest? Würde er statt heute, morgen hingehen? Es war immerhin der erste Tag! Das Fest würde noch 10 Tage andauern. Plötzlich schüttelte Sebastian den Kopf. Er beschloss alleine hinzugehen.

Er schnappte sich seine Jacke und marschierte Richtung Tür. Was bewegte einen Jungen ganz alleine auf einen Jahrmarkt zu gehen? Wäre das nicht langweilig? Die Tür fiel zu. Man hörte die Musik schon von weitem.

Ein Mix aus Pop und Schlager. Man hörte einzelne Rufe von Verkäufern und ganz deutlich konnte man die Schreie von der Achterbahn hören. Es war das richtige Feeling eines Volksfestes. Sebastian lief vom Parkplatz immer näher auf das Fest zu.

Bunte Lichter blinkten. Sebastian blieb fasziniert stehen und beobachtete das Leben auf diesem Jahrmarkt ein wenig. Er setzte einen verträumten Blick auf und ein Lächeln huschte über seine Lippen. Seine tiefen brauen Augen leuchteten.

Er war begeistert, das sah man ihm an. Er blieb eine ganze Zeit so stehen, mitten auf dem Weg, vollkommen verträumt. Er lauschte und beobachtete ohne Abbruch. Dann, viel später, fiel sein Blick auf die Losbude. Sebastian wanderte wie in Trance in diese Richtung.

Aber er ging nicht zur Losbude um Lose zu kaufen, nein er stellte sich in weiter Entfernung zur Bude hin und verharrte jetzt da. Er beobachtete das Geschehen an der Losbude. Aber was war da schon besonderes?

Kuscheltiere und Spielzeug in Massen. Leute die ihre Lose öffneten und enttäuscht auf den Boden oder in die Mülltonne warfen. Ein Pult mit einer großen Schüssel, voll mit Losen. Auf einem Stuhl ein alter Mann mit Zigarre, der die Lose verkaufte. Nicht besonderes, eine ganz normale Losbude eben. Oder?

Nein, plötzlich ertönte durch ein Mikro eine tiefe, sehr Vertrauens erweckende, und nette Stimme, welche die Leute aufforderte Lose zu kaufen. Diese Stimme kam von einem süßen Jungen, der lächelnd auf der Lostribüne auf und abwanderte. Er fuchtelte voller Energie mit den Händen durch die Luft.

Er war für diesen Job wie geboren und, dass er es gerne machte sah man ihm an. Der junge Losverkäufer, höchstens 19 Jahre jung, nun er war sehr schlank und hatte sehr enge Kleidung an, eine hautenge abgewaschene Jeans und ein ebenso enges glitzerndes T-Shirt.

Er hatte schöne schwarze Haare, sie waren kurz und glänzten durch das viele Gel. Am auffälligsten waren seine blauen, ozean-blauen, Augen. Sie luden zum Träumen ein. Er hatte ein bezauberndes Lächeln.

Seine Zähne waren elfenbeinweiß und fielen sofort auf. Seine Haut war leicht gebräunt. Er tänzelte noch immer auf dem Wagen herum und rief die Leute zusammen. Es war keine normale Losbude, das merkte man jetzt.

Der junge Losverkäufer tanzte zur Musik von Michael Jackson auf seiner schmalen „Bühne“ herum und motivierte die Leute ohne Unterlass. Er war einmalig. Aber … war es vielleicht er, weswegen Seb so verträumt da gegenüberstand.

Sein Mund öffnete sich und die Augen wurden immer größer. Er bewegte sich nicht vom Fleck. Sebastian verharrte und sein Blick sah wie versteinert aus, aber voller Begeisterung. Nun es ist ganz sicher nicht so, dass Sebastian heute zum allerersten Mal diesen hübschen Losverkäufer entdeckt hat.

Nein, Sebastian besucht ihn jedes Mal wenn er in der Stadt ist. Angefangen hat alles im Oktober letzten Jahres. Seit dem ist er fasziniert von diesem Boy. Seither gab es 3 weitere Feste in der Stadt, auch bei denen fand er wieder den Losverkäufer, oder besser den Losbuden-Tänzer.

Heute war das 5. Mal. Aber immer stellt sich Sebastian nur in einer weiten Entfernung zu der Losbude und beobachtet. War er etwa verliebt in diesen tanzenden Schönling? Nun seinem Blick war sicher so etwas zu entnehmen.

Aber warum geht er nicht einfach hin und spricht diesen Jungen an? Okay, leichter gesagt als getan. Oder warum kauft er nicht einmal Lose um ihn vielleicht einmal näher zu sehn. Warum immer diese Distanz? Nun Sebastian ist sehr schüchtern.

Er war ganz sicher verknallt, aber er war jung und er hatte noch nie einen Freund. Aber fiel es den Losbuden-Mitarbeitern nicht auf, dass da ab und zu ein Junge steht, der sie stundenlang beobachtet? Vermutlich schon, oder?

Obwohl, Sebastian, steht immer gegenüber auf der anderen Wegseite, an einem Süßwaren-Verkaufsstand. Der war etwa 7 Meter weg von der Losbude. Sebastian kommt jeden Tag auf das Fest. Jede Minute, die er Zeit hat kommt er um seinen Los-Tänzer zu beobachten. Und Johanna? Sie kam doch meistens mit.

Weiß sie davon? Hat sie sich auch stundenlang da dazugestellt? Warum hat sie Sebastian nicht geholfen diesen Mann kennenzulernen? Nun, klar weiß sie Bescheid über Sebs Beobachtungsaktionen.

Aber sie hat sicher nie dabei gestanden. Sie versuchte Sebastian gar zu motivieren um endlich zu seinem Schwarm zu gehen und ihn anzusprechen. Aber da scheiterte sie gnadenlos. Sie ließ ihn dann immer eine zeitlang da stehen und vergnügte sich mit anderen Freunden.

Über Sebastians Verhalten konnte sie immer nur den Kopf schütteln. Warum wollte Sebastian überhaupt, dass sie mitkommt? Sie würde eh nicht neben ihm stehen und mit beobachten. Allein war es da besser, oder?

Wohl war, aber Johanna ist für Sebastian so ein gewisser Halt, die einzigste Freundin, auch wenn sie grob sein kann. Er fühlte sich sicherer wenn sie irgendwo da um ihn auf dem Jahrmarkt war.

Aber was hatte er von dieser Sicherheit, er würde sich ja eh nie trauen da vor zu gehen um mit seinem Schwarm zu sprechen. Außerdem war er eh die meiste Zeit allein auf dem Jahrmarkt unterwegs.

Nun welcher Freund oder welche Freundin würde das auch dauerhaft mitmachen? Plötzlich wurde Sebastian wie aus seinen Träumen gerissen. Die Stimme des Los-Tänzers ertönte laut und sein Blick fiel auf Seb. Dieser zuckte zusammen.

Der junge Losverkäufer trällerte: „Und wie wäre es mal mit uns, hübscher Junge? Ein Los und … jedes Los gewinnt!“

Er streckte nun seinen Arm im Rhythmus zur Musik aus und deutete auf Sebastian. Dieser erstarrte und wurde ganz rot. Er schaute erschrocken um sich und zeigte unsicher mit dem Zeigefinger auf sich.

Der Los-Tänzer, er heißt übrigens Richy, nickte und zwinkerte. Dann machte er eine Handbewegung, die andeuten sollte, dass Sebastian herkommen soll. Sebastian schüttelte leicht und unsicher den Kopf, ging dann aber doch langsam auf die Losbude zu. Alle Leute schauten auf ihn.

Es war Seb so peinlich. Er senkte den Kopf und blieb am Ziel stehen.

Da ertönte wieder die tiefe und vertraute Stimme von Richy: „Und jetzt zeigt uns der junge Mann wie man den Hauptgewinn abräumt!“

Sebastian fiel es schwer zu lächeln. Nun er zückte den Geldbeutel und reichte dem alten Mann an dem Lospult einen Zehner. Der ließ den Schein schnell in der Kasse verschwinden und hielt Seb die Losschüssel hin.

Sebastian zitterte leicht, aber er versuchte cool zu bleiben. Er zog 12 Lose und schaute verunsichert zu Richy auf. Der nickte nur lächelnd. Sebastian zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

Dann schritt er zur Seite und öffnete die Lose. Richy derweil tänzelte ohne Pause weiter zur Musik, aber ohne etwas zu sagen. Er beobachtete Sebastian. Dieser schaute traurig auf die Lose, denn wie erwartet hatte er fast nur Nieten.

Tja wieso sollte er auch Glück haben? Er würde einen kleinen Gewinn bekommen, vielleicht ein Feuerzeug, und dürfte wieder gehen. Was für ein Omen! Er würde nie mehr hier her zurückkommen. Es wäre ihm zu peinlich.

Jetzt kannte man ihn. Vielleicht wollten ihn die Losbuden-Mitarbeiter nur vorführen, weil er nur immer da stand. Klar wer wird schon gerne beobachtet?

Wieder die Stimme: „Ich sehe alle Lose sind geöffnet. Dann zeig mal her, Kleiner!“

Sebastian schritt unsicher an Richy heran und übereichte ihm die Lose. Richy ging in die Beuge und nahm die Lose. Das war der erste Kontakt! Er berührte seinen Schwarm. Ein Bitzeln war in seinem ganzen Körper zu fühlen.

Richy strich beim Entnehmen der Lose leicht und unauffällig über Sebastians Hand. Dieser spürte das und schaute verdutzt zu dem Los-Tänzer auf. Er lächelte, diesmal deutlich unverkrampfter.

Richy lächelte dagegen wie gewohnt aus voller Kraft und zwinkerte Seb zu. Richy begutachtete die 12 Lose und lächelte ins Publikum, dann rannte er, zum ersten Mal außerhalb des Taktes der Musik, zur großen Glocke und läutete!

Er schrie: „Hauptgewinn! Hauptgewinn!“

Sebastian schaute etwas verdutzt. Er blickte die Situation nicht mehr. Was war das? Ein Werbegag? Er blieb bewegungslos stehen und schaute Richy fragend an. Dieser ging jetzt wieder in Richtung Seb und sagte mit lockender Bewegung seiner Hand:

„Komm auf die Bühne, Kleiner, du hast gewonnen!“

Sebastian sträubte sich. Richy tanzte wie gewohnt zur Musik und betonte aber seine Handbewegung, die Seb auf die Bühne locken sollte. Sebastian schluckte, aber er wollte sich trauen. Was sollte schon passieren?

Immerhin es wäre noch peinlicher wenn er jetzt nicht da hochgehen würde. Also setzte er sich in Bewegung und schritt die Treppe vorsichtig nach oben in das Licht, zu den Preisen und zu Richy.

Dieser legte nun seinen rechten Arm locker um ihn und lächelte ihn an: „Na, war das so schwer?“

Sebastian unsicher mit Blick auf das beobachtende Publikum: „Nein!“

„Wolltest du nicht immer schon mal hier oben sein?“

Sebastian strahlte: „Ja.“ Richy schaute stolz.

Dann wendete er sich kurz ab von Seb und deutete auf die Vielzahl von Preisen: „Tja, mein Bester, was darf denn sein? Was möchtest du haben? Du hast die freie Wahl!“

Tja es gab nur eine Sache, die Sebastian von diesem Loswagen wollte, nämlich Richy. Tja, aber er war wohl kaum der Hauptpreis. So fiel Sebastians Blick auf ein riesiges Plüschherz über Richy.

Richy schaute über sich und erblickte auch das Herz. Beide Jungs schauten einige Sekunden nach oben. Irgendwie ein magischer Augenblick.

Dann deutete Richy nach oben und fragte: „Das Herz? Willst du das Herz?“

Sebastian nickte. Richy sprang hoch und riss das Herz von der Befestigung. Er überreichte es dem Gewinner und lächelte. Dann schaute er auch schon wieder etwas ernster, eigentlich zum aller ersten Mal an diesem Abend.

Er verschränkte die Arme locker hinter dem Rücken und fragte: „Bist du mit diesem Herz zufrieden?“

Tja, Sebastian war es ja nicht. Aber das konnte er jetzt wohl kaum sagen. Hey es war der Hauptgewinn. Doch wie von selbst schüttelte er mit dem Kopf. Das Publikum setzte einen fragenden und erstaunten Blick auf.

Nur Richy lächelte.

Er setzte zu einer direkten Frage an, dabei musste selbst er kurz schlucken: „Willst du ein anderes Herz?“

Während diesen Worten nickte Sebastian. „… nun willst du, willst du mein Herz?“

Sebastian schossen Tränen in die Augen, so groß, war seine Freunde über diese Worte. Er war wie gelöst, als hätte man ihm eine große Last abgenommen. Er nickte mit einem unendlich glücklichen Lächeln.

Richy legte das Mikro auf die Ablage und legte seine Arme um Sebastian der sein Plüschherz krampfhaft festhielt. Doch just in dem Augenblick ließ er es los und schloss auch seine Arme um Richy.

Das Herz blieb zwischen den beiden Jungs. Es fiel nicht zu Boden. Sie drückten es fest zwischen sich.

Die beiden verharrten so ein kurze Weile, dann lockerte Richy die Umarmung leicht und schaute Sebastian tief in die Augen und sagte: „Du … ich hab mich in dich verliebt …“

Sebastian lächelte und konnte nur noch nicken. Richy drückte ihm einen dicken Kuss auf die Lippen und verfestigte seine Umarmung wieder. Sie küssten sich intensiver.

Der alte Losverkäufer erhob sich von seinem Pult und drehte die Musik lauter. Es lief „Man In The Mirror“ von Michael Jackson. Der alte Mann klatschte im Rhythmus der Musik. Das Publikum ließ sich schnell anstecken und klatschte energisch mit.

Ein fantastisches Bild: 2 sich küssende und liebende Jungs auf der schmalen Losbühne, die bunten Preise und Lichter, die laute und passende Musik und das im Rhythmus klatschende Publikum. Ein wahrer Traum. Alle lächelnden und freuten sich. Das gab es wahrlich noch nie.

“ … I’m Gonna Make A Change
For Once In My Life
It’s Gonna Feel Real Good
Gonna Make A Difference
Gonna Make It Right…“

Plötzlich ein lautes Klingeln. Sebastian zuckte auf. Es war sein Wecker. Aus seinen Träumen gerissen schaute er vorsichtig auf seine linke Bettseite. Da lag Richy. Sebastian lächelte erleichtert und küsste ihn auf die Wange.

Davon wurde auch Richy jetzt wach und öffnete die Augen.

Sebastian lächelte ihn an und sagte stolz: „Ich liebe dich. Ich liebe dich für immer, mein Los-Tänzer.“

Richy lächelte überglücklich.

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