Eine Karre rumpelte über den Feldweg, gezogen wurde dieser von einem ärmlich gekleideten Jungen. Der Karren war schwer beladen mit Getreidesäcken, so das der Junge ziemliche mühe hatte, diesen vorwärts zu bewegen.
Karl so hieß der Junge, hielt kurz an um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Danach begann er den Karren weiter zu ziehen. Er hatte den Auftrag erhalten für seinen Vater das Getreide zur Mühle zu bringen um es dort vom Müller zu Mehl mahlen zu lassen.
Karl zog in Gedanken den Karren weiter, als er hinter sich das Geräusch eines sich nähernden Pferdes hörte.
Man musste das jetzt sein wo er fast bei der Mühle war und zog den Karren an die Seite des Weges um dem Reiter platz zu machen. Als der Karren endlich am Rand des Weges stand, drehte sich Karl in die Richtung aus der das Pferd zu hören war. Er sah in der Ferne eine Staubwolke die schnell näher kam. Langsam tauchten aus der Staubwolke das Pferd und sein Reiter auf. Als der Reiter Karl fast erreicht hatte, zügelte dieser das Pferd und brachte es vor Karl zum stehen.
Karl sah den Reiter kurz an und blickte dann zu Boden.
„Guten Morgen Junge, kannst Du mir sagen ob es noch weit ist bis zur Burg vom Landgrafen Weinheim?“
„Die Burg ist nicht mehr weit, Herr. Hinter dem Hügel könnt ihr sie schon sehen.“
„Danke Junge, wie ich sehe hast Du ganz schön zu tun mit der Ladung. Da ich ja fast da bin, ist wohl nichts einzuwenden wenn ich eine kurze Rast einlege. Willst Du mir dabei etwas Gesellschaft leisten?“
Karl sah verwundert zu dem Reiter auf.
Obwohl die Kleidung des Reiters ziemlich verdreckt war, konnte man doch erkennen, dass es sich um teure Kleidung handelte. Zudem hing ein Schwert an der Seite des Reiters.
„Herr ich glaube kaum, dass ich die richtige Unterhaltung für euch bin.“ Dabei sah Karl schnell wieder auf den Boden.
„Na das lass mich mal entscheiden.“ Mit diesen Worten sprang der Reiter vom Pferd und löste einen Beutel, der am Sattel hing.
„Na komm schon, alleine macht es keinen Spaß.“ Dabei setzte der Reiter sich an den Rand des Feldweges und sah Karl von der Seite an.
Karl setzte sich in respektvoller Entfernung hin und sah den Reiter an.
Karl schätzte das Alter des Reiters auf knapp 18 Jahre. Als dieser lächelnd zu Karl sah, wandte dieser sich schnell ab und sah zu dem Pferd des Reiters. Dieses hatte sich auf der anderen Seite des Feldweges begeben und hatte angefangen zu grasen.
„Wie ist dein Name?“
„Ich heiße Karl.“
„Mein Name ist Rudolf.“ Dabei reichte der Reiter Karl ein Stück Brot.
Karl nahm es ihm ab und bedankte sich.
„Und wie weit musst Du noch mit Deiner Ladung?“
„Nicht mehr weit, die Mühle kann man von hier aus schon sehen.“ Dabei zeigte Karl in die Richtung. In der Ferne konnte man schon die Flügel der Mühle erkennen.
„MMMHH na das ist aber trotzdem noch eine ganz schöne Strecke.“
Karl nickte und sah vorsichtig zu dem Reiter wieder hin. Dieser sah immer noch in die Richtung, wo die Mühle stand.
Das Gesicht des Reiters war schmal und wurde von halblangen braunen Haaren umrahmt.
„Bist Du ein Ritter?“ kaum war die Frage Karl aus dem Mund entschlüpft, bereute er diese schon wieder.
Der Reiter aber drehte sich zu Karl und lachte.
„Ja das bin ich und ich komme direkt vom Hof des Markgrafen von Meißen.“
„Oh das ist aber ein ganz schöner Weg den ihr da hinter euch habt.“
„Stimmt. Ich bin jetzt vier Tage unterwegs. Aber nun habe ich es ja fast geschafft.“
Karl sah den Ritter wieder an, dieser lächelte ihm aufmunternd zu.
„Na und wie alt bist Du?“ fragte Rudolf Karl.
„Ich bin jetzt 16 Sommer alt. Sagt meine Mutter.“ fügte Karl noch hinzu.
„Dann bist Du ja bestimmt schon verheiratet?“
„Nein Herr bin ich nicht.“
„Wieso das denn nicht?“
„Es hat sich noch nicht ergeben und da mein ältester Bruder den Bauernhof übernimmt, habe ich nicht viel zu bieten, außer meiner Arbeitskraft.“
Der Ritter sah Karl dabei an und zog seine Stirn kraus als ob er über etwas nachdachte.
„Na dann Karl ich muss dann weiter. Wo liegt eigentlich euer Bauernhof?“
„Ihr müsst nur dem Feldweg folgen und an der nächsten Gabelung rechts abbiegen, dann kommt ihr direkt zum Hof.“
„Na dann vielleicht sieht man sich wieder.“ Daraufhin schwang der Ritter sich auf sein Pferd und trabte los.
Karl sah verblüfft dem Ritter hinterher. Das würde ihm zu Hause niemand glauben, dass er mit einem echten Ritter gesprochen hatte. Mit diesen Gedanken machte sich Karl auf und zog den Karren weiter zur Mühle.
§
Rudolf ritt nun der Burg des Landgrafen entgegen. Als er den Hügel erreichte, von wo aus man die Burg sehen konnte, wie der junge Bauer es ihm gesagt hatte, hielt Rudolf sein Pferd an. Er sah zu der Burg die man nun sehen konnte. Was er sah gefiel ihm gar nicht. Die Burg sah eher wie eine Ruine aus. Der Wehrturm war halb eingestürzt und die Mauern die die Burg umgaben, waren halb zerfallen. Einige ärmliche Katen sowie halb abgebrannte Häuser standen in der Nähe der Burg.
Er zügelte sein Pferd und gab ihm die Sporen und ritt zur Burg.
Nachdem er am Burgtor angekommen war, kam ihm die Wache entgegen.
„Ich habe eine wichtige Nachricht für euren Herrn.“ sagte Rudolf der Wache, bevor diese ihn fragen konnte was er wollte.
Daraufhin gaben die beiden Wachleute den Weg frei und Rudolf ritt in den Burghof. Dort angekommen, kam ihm ein junger Bursche entgegen und nahm die Zügel des Pferdes in die Hand, nachdem Rudolf abgestiegen war.
„Wo ist der Landgraf, ich muss ihn sofort sprechen.“ dabei sah Rudolf den Burschen an.“
„Der Herr ist im Rittersaal.“ stammelte der Bursche verängstigt.
Rudolf ging daraufhin zum Eingang des Hauptgebäudes der Burg und öffnete die Tür. Nachdem er durch die Tür getreten war, stand er im Rittersaal. Rudolf sah sich suchend nach dem Burgherrn um. Diesen sah er dann auch. Der Landgraf saß in einem großen Stuhl am Kamin und sah Rudolf fragend entgegen.
„Wer will mich sprechen?“ kam es dann auch von dem Landgrafen. Rudolf ging daraufhin auf den Landgrafen zu und verneigte sich kurz.
„Ich habe Nachrichten vom Markgrafen von Meißen für euch.“ Dabei übergab Rudolf dem Landgrafen die Botschaft.
Dieser nahm sie entgegen und öffnete die Nachricht mit zitternden Händen. Beim lesen der Nachricht runzelte der Landgraf die Stirn. Rudolf wusste was in dem Schreiben stand. Der Landgraf von Weinheim war mittlerweile zwei Jahre mit seinen Abgaben im Verzug und der Markgraf von Meißen gab ihm eine letzte Frist um seine Schulden zu tilgen. Sollte er bis Ende des Monats diese nicht aufbringen, würde der Markgraf ihn seines Titels entheben und ihn von der Länderei jagen. Rudolf wusste was dies bedeutete, der Landgraf würde in den Schuldnerturm geworfen und seine Familie musste das Land verlassen.
„Wie soll ich das Geld denn aufbringen. Wir hatten zwei schlechte Erntejahre und dieses Jahr ist sie endlich wieder gut ausgefallen und das hier ist der Dank für meine Treue.“
Der Landgraf stand plötzlich auf und zerknüllte den Brief in seiner Hand.
§
Karl war gerade mit dem Karren beim Müller angekommen, als eine Reiterschar auf den Hof des Müllers eintraf. Karl erkannte sofort die beiden Söhne des Landgrafen. Er wusste sofort, dass es Ärger geben wird. Der Müller der auf Karl zugekommen war, sah ziemlich verängstigt auf die Reiter und blieb stehen.
„Ach wen haben wir denn da!“ kam es auch sofort, nachdem die Reiter abgesessen waren.
„Ist das nicht der Karl vom Hardenberghof. Oder sollte ich sagen vom ehemaligen Hardenberghof!“ kam es von Kuno dem ältesten Sohn des Landgrafen.
Karl blieb wie erstarrt am Karren stehen. In seinem Kopf schwirrten nur so die Gedanken. Nur langsam drangen die Worte zu ihm vor.
„Hat`s Dir die Sprache verschlagen? Hungerleider!“
Kuno ging auf Karl zu und schlug ihn mit der Faust nieder.
„Also hier versteckt ihr euer Getreide vor uns!“ kam es von Kuno. „Na gut dann wirst Du zusehen müssen, was wir mit Helfern wie dem Müller machen!“
Daraufhin winkte Kuno seinem jüngeren Bruder Heinrich zu. Dieser ging mit einem der anderen auf dem Müller zu. Dieser stand immer noch ängstlich da und verstand nicht was hier vor sich ging. Als er erkannte, dass Heinrich und der andere in sein Haus wollten und sank vor den beiden auf die Knie.
„Bitte Herr, wir haben doch schon unsere Steuern bezahlt.“
Heinrich trat auf den Müller zu und sah ihn geringschätzig an.
„Ach wir wollten uns nur davon überzeugen, dass du auch wirklich die Wahrheit sagst. Und so wie ich das sehe, sagst du nicht die Wahrheit.“ Bei diesen Worten holte Heinrich mit seinem Fuss aus und rammte diesen dem Müller mit voller Wucht in den Bauch. Dieser sackte in sich zusammen und versuchte krampfhaft nach Luft zu schnappen. In dem Augenblick ging die Tür vom Wohnhaus des Müllers auf und die Müllersfrau erschien.
Jammernd rannte sie zu dem am Boden liegenden Müller hin und kniete sich neben diesem nieder.
Karl sah wie Heinrich die Müllerin anzüglich anschaute, dann seinen Blick auf seinen Bruder richtete und in seinem Gesicht ein lüsternes Grinsen breitmachte. Dann bückte er sich und griff in die Haare der Müllerin und zog sie mit einem ruck vom Müller weg in Richtung Haus. Im gleichen Moment fing die Müllerin an zu schreien und versuchte mit ihren Händen die Hand von Heinrich zu lösen, doch dieser zog sie immer weiter zum Haus und verschwand mit der schreienden Müllerin im Haus.
„So du Bastard jetzt zu dir.“ Damit wandte sich Kuno Karl wieder zu und zog diesen an den Haaren nach oben.
Karl sah im gleichen Moment wieder die Faust von Kuno auf sich zukommen. Als die Faust ihn traf wurde es schwarz vor seinen Augen.
§
Als Karl wieder zu sich kam, konnte er sich vor Schmerzen kaum bewegen. Langsam versuchte er aufzustehen, das ihm dann auch gelang. Das erste was er sah war der Müller. Dieser lag etwas entfernt von ihm auf dem Boden und rührte sich nicht. Karl ging stolpernd auf den Müller zu. Als er bei dem am Boden liegenden Müller ankam, sah er das Blut. Karl erkannte, dass der Müller nicht mehr lebte. Mit gebrochenen Augen starrte dieser in den Himmel. Karl sah sich langsam um und sah zu der offenen Tür vom Wohnhaus. Langsam und vorsichtig ging er auf die offene Tür zu. Nachdem er an der Tür angekommen war, sah er in den Wohnraum hinein.
Kuno und sein Bruder hatten mit Ihren Freunden ganze Arbeit geleistet. Die spärliche Einrichtung war vollkommen zertrümmert. In dem Chaos sah er die Beine der Müllerin herausragen. Langsam ging Karl in das Haus um nach der Müllerin zu sehen. Was er zu sehen bekam, sollte er sein ganzes Leben nicht vergessen. Die Müllerin lag mit verrenkten Gliedern am Boden. Den Rock hatte man ihr gewaltsam heruntergerissen, und der Unterleib war vom Bauch bis zu ihrem Geschlechtsteil aufgeschlitzt. Karl schluckte und wankte aus dem Haus. Draußen angekommen erbrach er sich. Was sollte er jetzt nur machen. Plötzlich erinnerte er sich an die Worte von Kuno. Was hatte er gesagt, und in seinem Kopf dröhnten die Worte von Kuno: „Ist das nicht der Karl vom Hardenberghof. Oder sollte ich sagen vom ehemaligen Hardenberghof!“
Erschrocken sah Karl sich um.
`Nicht meine Familie, oh mein Gott bitte lass ihnen nichts passiert sein. `
Trotz der Schmerzen wandte sich Karl um und schwankte den Weg zurück zum Bauernhof seiner Familie.
§
Rudolf schüttelte den Kopf und sah den Landgrafen an. Dieser verzog keine Miene und schaute nur vor sich hin.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine johlende Gruppe von Männern kam in den Saal.
„Man haben wir es den gegeben und dann das blöde Gesicht des Weibs, als sie merkte das ihr letztes Stündlein geschlagen hat.“ Dabei krümmten die anderen sich vor lachen.
Der Landgraf straffte seine Schultern und wandte sich den Männern zu.
„Kuno, Heinrich ich muss mit euch sprechen.“ Kam es von ihm barsch, dann wandte er sich an Rudolf.
„Verzeiht mir aber ich muss mit meinen Söhnen sprechen.“ Und zu einem der Männer die den Saal mit seinen Söhnen betreten hatte befahl er, Rudolf zur Küche zu bringen.
Rudolf verneigte sich kurz und ging hinter dem Mann her. Die anderen aus der Gruppe sahen ihn abschätzend nach.
Kurz nachdem Rudolf den Saal verlassen hatte, befahl der Landgraf das alle außer seinen Söhnen den Saal verlassen sollten. Nachdem sie alleine unter sich waren, schilderte der Landgraf seinen Söhnen den Sachverhalt, warum der Ritter auf ihrer Burg war.
„So dankt der Markgraf von Meißen dir deine Treue.“ sagte Kuno aufgebracht.
„Halt Deinen Mund.“ kam es kurz vom Landgrafen.
„Aber….“ Kuno war sprachlos.
„Du und Dein Bruder habt doch nichts anderes im Sinn als die Leute zu schikanieren und zu bestehlen. Wo wart ihr heute?“ lauernd schaute der Landgraf seine Söhne an.
„Wir wa…“ ein warnender Blick traf Heinrich von seinem Bruder.
„Also, ich warte!“
„Vater wir waren beim Müller und haben ihn dabei erwischt wie er versuchte Getreidesäcke zu verstecken. Und wir haben ihn dafür bestraft.“ sagte Kuno.
„Wie bestraft?“ fragend sah der Landgraf in die Runde.
„Wir haben ihn gerichtet.“ antwortete Heinrich etwas leiser.
„Was habt ihr? Ich bin immer noch der Landgraf hier! Was erlaubt ihr euch. Oh mein Gott wenn der Ritter davon erfährt und das dem Markgrafen von Meißen berichtet, dann gnade uns Gott.“ der Landvogt war außer sich. Er lief aufgeregt hin und her und überlegte was sie unternehmen könnten. Dann kam ihm eine Idee und sah zu seinen Söhnen.
„Wir müssen so schnell wie möglich hier verschwinden. Wenn der Ritter unsere Burg verlassen hat, werden wir zu meinem Bruder in den Elsass fliehen. Bei ihm habe ich unser gesamtes Vermögen in Sicherheit gebracht. Ihr werdet euch darum kümmern, dass wir so schnell wie möglich uns aus dem Staube machen. Niemand darf etwas auf der Burg von unserem Plan erfahren. “ Kuno und Heinrich drehten sich um und liefen nach oben um ihre Habseligkeiten zu packen.
§
Karl stolperte den Feldweg entlang. Als er an der Weggabelung ankam sah er schon von weitem Rauch aufsteigen. Er ahnte schlimmes und begann schneller zu laufen, was ihm leidlich gelang. Je näher er dem Bauernhof kam umso mehr manifestierte sich bei ihm die Gewissheit, dass der Rauch von dem Bauernhof seiner Eltern aufstieg.
Nach endlosen Minuten stand er dann endlich vor dem Bauernhof. Die Scheune und das Haupthaus brannten lichterloh. Nirgends waren seine Geschwister und auch seine Eltern zu sehen. Er stolperte halb blind durch den Rauch. Tränen liefen ihm durch das Gesicht und er fing an nach seinen Eltern zu rufen, aber niemand antwortete ihm. Aus der brennenden Scheune hört er das Schreien der Tiere die in höchster Not waren. Karl stolperte weiter in die Richtung der Scheune. Vielleicht schaffte er es noch die Scheunentür zu öffnen um wenigstens die Kuh und die zwei Ziegen zu retten. Je näher er der Scheune kam umso heißer wurde die Luft. Das Atmen wurde immer quälender und so zog Karl seinen Kittel über die Nase um besser Atmen zu können. Als er das Tor erreicht hatte versuchte er dieses zu öffnen. Das Tor gab kurz nach und öffnete sich, sengende Hitze schlug ihm aus der Scheune entgegen. In der Scheune stand alles in Flammen und aus dieser Flammenhölle kamen ihm die beiden Ziegen entgegen gerannt. Plötzlich hörte er einen lauten Aufschrei und sah die Kuh die den Ziegen hinterher rannte.
Die Kuh rannte an Karl vorbei und wurde kurz darauf vom Rauch verschluckt. Nur noch das ängstliche brüllen von ihr war noch zu vernehmen, das aber immer leiser wurde.
Karl fingen die Augen an zu brennen und er bekam immer weniger Luft. Er torkelte mehr als das er lief aus dem Rauch heraus. Kaum das er aus dem Gefahrenbereich heraus war hörte er das bersten von Holz hinter sich. Er drehte sich im Laufen um und sah wie sein Elternhaus in sich zusammenfiel, dabei stolperte er über einen Stein und fiel hin. Dort blieb er liegen und fing an zu weinen. Die Hoffnung seine Eltern und die Geschwister lebend wieder zusehen hatte er bereits beim Anblick des brennenden Bauernhofes aufgegeben. Mit sich und seiner Trauer tief versunken, hörte er nicht das Pferd das sich dem Bauernhof näherte.
§
Rudolf saß an einem Tisch in der Burgküche und wollte gerade beginnen zu essen, als plötzlich die Tür aufging und eine junge Magd weinend in die Küche stolperte.
Die Köchin fuhr von der Kochstelle herum und sah die junge Frau erschrocken an.
„Margret was ist passiert?“ fragte die Köchin entsetzt, die wie es schien vergessen hatte dass der junge Ritter in der Küche saß.
„Oh bei Gott sie haben den Müller und die Müllerin erschlagen und Karl vom Hardenberghof haben sie zusammengeschlagen.“ jammerte die junge Magd.
Die Köchin schlug sich entsetzt die Hand vor dem Mund.
„OH heilige Jungfrau Maria!“ kam es entsetzt aus ihrem Mund und sie bekreuzigte sich schnell. Rudolf auf den keiner der Frauen achtete stand auf und ging zu der jungen Magd. Als er bei ihr war, wurde dem Mädchen erst gewahr das sie nicht alleine waren. Zitternd fiel sie vor dem Ritter auf die Knie “Oh bitte Herr tut mir nichts. Ich werde meinen Mund verschlossen halten und niemanden etwas erzählen.“
Rudolf bückte sich und zog das Mädchen nach oben.
„Hat dich jemand gesehen als du in die Burg gerannt bist?“ fragend sah Rudolf sie an.
„Nein Herr ich habe mich an der Wache vorbei geschlichen.“ ängstlich sah sie dabei Rudolf an.
„Was ist genau passiert?“ fragte Rudolf.
„Ich bin bei dem Müller als Magd angestellt und wollte Wasser holen, als ich die Söhne unseres Herrn Landgrafen auf den Hof reiten sah. Ich habe mich hinter der alten Scheune versteckt und gesehen wie sie erst Karl zusammenschlugen und dann den Müller. Die Müllerin die ihrem Mann zur Hilfe eilen wollte hat dann Heinrich an den Haaren in das Haus gezogen. Dann hörte ich nur noch ihre Schreie. Oh Herr ich hatte solche Angst, ich konnte mich nicht bewegen. Kuno hat dann den Müller mit dem Schwert erstochen und ist dann mit seinen Kumpanen Heinrich in das Haus gefolgt. Es war so entsetzlich. Ich höre die Müllerin immer noch schreien.“ Jammernd hatte sich die junge Magd die Hände vor das Gesicht gedrückt.
Die Köchin die während die Magd erzählte, an die Tür gegangen war, öffnete vorsichtig die Tür einen Spalt um sich zu vergewissern, dass niemand dem Mädchen gefolgt war.
Dann schloss sie die Tür und wandte sich um: „ Herr ihr seid in Gefahr, wenn der Landgraf erst mitbekommt das ihr von der Sache wissen, ist euer Leben keinen Pfifferling mehr wert.“
Rudolf nickte der Köchin zu.
„Was wird aus der Magd?“
„Das lasst meine Sorge sein, Herr. Ich werde sie verstecken.“
„Nun gut. Könnt ihr unbemerkt dem Stallburschen auftragen mein Pferd bereitzuhalten?“
Die Köchin nickte und machte sich auf, den Stallburschen zu suchen.
Kurze Zeit später erschien sie wieder.
„Herr euer Pferd steht im Stall bereit. Ihr solltet euch beeilen, es braut sich etwas zusammen auf der Burg. Die Söhne des Landgrafen, sind beim packen ihrer Sachen.“
Rudolf nickte und machte sich entschlossen auf den Weg zum Stall wo sein Pferd schon wartete.
Als er in den Stall kam, wartete der Stallbursche schon auf ihn.
„Herr ihr könnt nicht durch das Burgtor. Die Wachen wurden dort verdoppelt und so wie ich ein Gespräch zwischen zwei Wachen mitbekommen habe, will man euch eine Falle stellen um eure Rückkehr zum Markgrafen zu verhindern. Kommt ich kenne einen anderen Weg hinaus aus der Burg.“
Rudolf nickte dankbar und folgte dem Stallburschen der mit dem Pferd durch den Stall zum anderen Ende lief. Dort sah Rudolf eine Tür die der Stallbursche öffnete und mit dem Pferd dahinter verschwand. Als Rudolf die Tür erreichte sah er, dass der Ausgang zu einer kleinen Wiese führte. Auf der gegenüberliegenden Seite war die Burgmauer zu sehen. Diese war an dieser Stelle zum Teil zusammengebrochen so dass man die Burg hier verlassen konnte. Dankbar wendete sich Rudolf an den Stallburschen und nahm ihm die Zügel des Pferdes aus der Hand.
„So Herr von hier aus kommt ihr ungesehen aus der Burg.“
„Ich Danke dir für deine Hilfe und pass auf Dich auf!“ Rudolf schwang sich daraufhin auf sein Pferd und ritt vorsichtig durch die Öffnung in der Mauer. Als er auf der anderen Seite war, gab er dem Pferd die Sporen und ritt in den angrenzenden Wald. Als er meinte weit genug von der Burg entfernt zu sein, zügelte er das Pferd so dass es stehen blieb.
„So mein guter jetzt werden wir so schnell wie möglich zum Markgrafen reiten und ihm berichten. Vorher werden wir nach diesem Bauernjungen sehen.“ er schnalzte mit der Zunge und das Pferd machte sich auf den Weg.
§
Als Rudolf den Feldweg entlang ritt, sah er sich suchend nach der von Karl beschriebenen Weggabelung um. Kurze Zeit später sah er diese. Nachdem an der Weggabelung rechts eingebogen war, sah er schon von weitem den Rauch. Er gab dem Pferd die Sporen. Als er dem Rauch immer näher kam, konnte er sehen dass ein Bauernhof in Flammen stand. Der Rauch wurde immer dichter und sein Pferd begann unruhig zu werden, so dass er ziemliche Mühe hatte das Pferd ruhig zu halten.
Plötzlich sah er auf dem Weg vor ihm eine Gestalt liegen. Er hielt sein Pferd an und stieg ab. Dann band er das Pferd an einem Baum der am Weg stand. Dann lief er auf die liegende Gestalt zu. Als er nah genug war um zu erkennen das es sich um Karl den Bauernjungen handelte, rannte er zu ihm und beugte sich über den Jungen.
Rudolf drehte Karl zu sich um, dieser wimmerte leise vor sich hin. Rudolf sah kurz auf und überlegte was er machen sollte. Hier bleiben konnte keiner von beiden. Da er befürchtete das wenn die Leute von der Burg feststellten, dass er sich nicht mehr in der Burg befand, ihn verfolgen würde. Also hob er Karl vorsichtig auf und ging zu seinem Pferd. Er sah dabei Karl kurz an. Das Gesicht des Jungen war blutig und voller blauer Flecken. Erbittert dachte er daran, was sie dem Jungen noch angetan haben könnten. Nachdem er den Jungen vorne über das Pferd gelegt hatte, band er das Pferd ab und bestieg das Pferd. Nachdem er aufgesessen war, nahm er Karl vorsichtig in seine Arme und ritt los.
Karl der immer noch wimmerte, schien von dem was um ihn geschah nichts mitzubekommen.
Rudolf sah nach vorne, bald schon hatten sie den grauenhaften Ort hinter sich gelassen.
Karl war in seinen Armen eingeschlafen und Rudolf genoss es den Jungen in seinen Armen zu halten.
Er konnte sich nicht erklären warum ihn Karl schon beim ersten Treffen so faszinierte. Seine blauen Augen waren ihm sofort aufgefallen und vor allen Dingen sein Gesicht das eine blonde Mähne umrahmte. Er schaute kurz auf Karl, der sich an ihn gelehnt hatte und ruhig atmete.
Rudolf musste dabei lächeln und streichelte Karl mit seiner Hand über deren blonde Haare.
§
Als es anfing dunkel zu werden erreichte Rudolf einen Bauernhof. Der Bauer der ihn von weitem kommen sah, sah ihn misstrauisch entgegen.
Als er aber Karl erkannte wurde er etwas blass.
„Was ist passiert Herr? Das ist doch der Karl vom Hardenberghof.“
Rudolf nickte und erzählte kurz wie er Karl gefunden hatte.
„Dieser Menschenschinder von Landgraf. Wenn ihr wüsstet wie viele Menschen der und seine Teufelsbrut schon auf dem Gewissen haben. Aber was stehe ich hier und erzähle euch das, ihr müsst ja hungrig sein und dann müssen wir uns erst einmal um den Jungen kümmern.“ der Bauer ging daraufhin auf Rudolf zu und nahm ihm Karl ab, damit dieser vom Pferd absteigen konnte. Der Bauer lief mit Karl in seinen Armen zum Haus und schickte einen seiner Söhne zu Rudolf, der sich um das Pferd des Ritters kümmern sollte. Als Rudolf das Bauernhaus betrat, das nur aus einem großen Raum bestand, sah er dass sich die Bäuerin bereits um Karl kümmerte.
Der Bauer kam auf Rudolf zu und bat ihn sich an den Tisch zusetzen. Nachdem Rudolf sich an den Tisch gesetzt hatte, brachte der Bauer zwei Krüge die mit Bier gefüllt waren.
„Nun denn erzählt mir was hier in der Grafschaft genau vor sich geht!“ Rudolf sah dabei gespannt auf den Bauer.
„Herr ihr könnt euch nicht vorstellen wie das Volk unter dem Grafen leidet. Die Steuern wurden immer höher und wer nicht bezahlte, bekam Besuch von seinen Söhnen. Was diese mit denjenigen machten, brauch ich euch nicht zu erzählen. Ihr habt es ja sehen können.“
„Ich war heute beim Grafen in der Burg, er sagte mir dass es in den letzten zwei Jahren zu Missernten kam. Stimmt das?“ fragend sah Rudolf zum Bauern.
„Pahh das ich nicht lache. Die Ernten waren gut und sein Säckel hat nur so geklingelt. Kein Wunder bei dem was wir an Abgaben zahlen müssen.“
Als der Bauer gerade weiter erzählen wollte, kam seine Frau an den Tisch.
„Herr, Karl ist eben zu sich gekommen.“
Rudolf stand rasch auf und lief zu Karl der auf einem Haufen Stroh lag.
„Na wie geht es Dir?“
Schwach kam es von Karl:“Es geht so. Aber habt ihr mich hierher gebracht?“
Rudolf nickte und Karl sah ihn dankbar an.
„Was ist mit meiner Familie?“ Karl traten bei der Frage Tränen in die Augen.
Rudolf lächelte schwach:“ Ich weiß es nicht! Wenn Du möchtest kannst Du mich nach Meißen begleiten und dann sehen wir weiter!“
Karl nickte dankbar.
„Komm Karl hier hast du etwas Suppe.“ Mit diesen Worten war die Bauersfrau hinzugetreten und hielt Karl eine Holzschüssel mit Suppe hin. Dankbar ergriff Karl diese.
Rudolf erhob sich wieder und ging zu dem Bauern zurück. Was Rudolf an diesem Abend von dem Bauern erfuhr, konnte er nicht fassen.
Der Landgraf und seine Söhne hatten die Grafschaft buchstäblich zugrunde gewirtschaftet. Viele Bauern hatten entweder die Grafschaft verlassen, oder waren durch die Hände der Söhne des Grafen getötet worden. Was Rudolf da hörte, gefiel ihm gar nicht und der Verdacht lag nahe das der Graf die Güter und das eingenommene Geld zur Seite geschafft haben musste.
Nachdem es ziemlich spät geworden war ging Rudolf in die Scheune und legte sich in das Heu neben seinem Pferd. Als er so dalag und über das was er gehört hatte nachdachte, hörte er plötzlich leise Schritte, die sich der Scheune näherten. Rudolf ergriff sein Schwert und wartete. Er hörte wie das Scheunentor leise geöffnet wurde und sah durch den Spalt den das Mondlicht erhellte eine Gestalt in die Scheune schlüpfen. Er erkannte die Gestalt sofort und sagte leise:“ Karl solltest Du nicht schlafen?“
„Ja Herr. Darf ich bei euch schlafen?“ kam es leise von Karl.
„Na komm her und leg dich hin.“ Rudolf musste dabei in sich hineingrinsen. Dann raschelte es neben ihm im Stroh.
„Gute Nacht Karl!“
„Ich wünsch euch auch eine gute Nacht Herr!“
Rudolf schlief kurz darauf ein.
§
Am nächsten Morgen erwachte Rudolf durch ein taubes Gefühl im linken Arm. Als er versuchte seinen Arm zu bewegen, merkte er, dass irgendetwas auf diesem lag. Er drehte vorsichtig den Kopf und sah die Ursache dafür. Karl lag auf seinem Arm und hielt seine Hand in seinen Händen. Rudolf musste grinsen, aber dann befreite er seine Hand und seinen Arm aus dem griff von Karl und stand leise auf.
Als Rudolf aus der Scheune trat, wurde es bereits hell. Der Himmel strahlte in einem herrlichen rosarot und die ersten Sonnenstrahlen trafen auf das Dach des Bauernhauses. Rudolf streckte sich, in dem Moment ging die Tür vom Bauernhaus auf und der Bauer trat heraus. Als er Rudolf sah lief er auf ihn zu.
„Guten Morgen Herr, das Frühstück wartet schon.“ Dabei sah der Bauer Rudolf an.
Rudolf nickte und ging kurz in die Scheune um Karl zu wecken. Kurz darauf saßen sie im Haus des Bauern und aßen ihre Milchsuppe. Nachdem sie fertig waren bedankten sie sich bei dem Bauern und seiner Frau und verabschiedeten sich.
Karl sprang, nachdem Rudolf auf dem Pferd saß hinter ihm auf den Rücken des Pferdes und hielt sich an Rudolf fest. So machten die zwei sich auf dem Weg.
§
Karl hatte sich ganz dicht an Rudolfs Rücken gepresst, so dass Rudolf grinsen musste.
„He hast Du Angst runter zu fallen.“
„Nein.“ nuschelte Karl leise und wurde rot im Gesicht.
Rudolf hätte gerne sein Gesicht dabei gesehen. Aber er tat so als ob er Karl nicht verstanden hatte und meinte nur: „ Na Hauptsache Du lässt meine Rippen ganz.“ und lachte.
Da Karl noch alles wehtat, machten sie auf dem Weg nach Meißen öfters Pausen.
Bei einer Pause fragte Rudolf, was Karl nun nachdem seine Familie nicht mehr lebte machen wollte.
„ Ich weiß nicht Herr! Hab mir noch keine Gedanken gemacht!“
„Was hältst Du davon mein Knappe zu werden und ich bringe Dir alles bei was ein Ritter wissen muss.“
Karl blickte mit strahlenden Augen zu Rudolf: „ Oh ja, das wäre was! Dann könnte ich auch irgendwann die Söhne des Landgrafen herausfordern und Ihnen es heimzahlen, was sie meiner Familie angetan haben.“
Rudolf runzelte die Stirn: „ Na nicht so voreilig und Rache ist auch nicht immer das Beste, es trübt den Sinn und Du kannst an nichts anderes denken. Solche Rachegedanken bringen nur eins, dass man Fehler macht die einem das Leben Losten können.“
„MMMhh verstehe Herr. Aber ist es so schlimm sich ausmalen zu können, denen es heimzuzahlen.“
„ Der wahre Ritter vergibt, wenn der Feind sich reumütig zeigt und seine Fehler einsieht. Das heißt wenn Du die Gelegenheit hättest und sie Dich um Verzeihung betteln, dann musst Du edelmütig und eines Ritters würdig sein und ihnen verzeihen können.“
Da die Sonne langsam unterging machten sie es sich unter einem Baum gemütlich.
Karl der nicht schlafen konnte, lehnte am Baumstamm und sah zu den Sternen hoch.
Er freute sich riesig über das Angebot vom Ritter. Eins aber machte ihn zu schaffen, er fühlte sich zu dem Ritter hingezogen und er wusste, dass die Kirche dies als Teufelswerk verdammte.
Er grübelte weiter und merkte nicht, dass Rudolf sich neben ihn gesetzt hatte.
„Na können wir nicht schlafen, oder möchtest du mir etwas sagen.“ kam es leise von Rudolf.
Karl schrak aus seinen Gedanken: „ Was habt ihr gesagt?“
Gelassen wiederholte Rudolf seine Frage.
„ Ich… ich freu mich so, dass ihr mich als Knappen haben wollt.“ dabei biss er sich auf die Lippe, damit nicht noch etwas aus ihnen heraussprudelte.
„Na gut dann komm wir müssen morgen früh los und die Nacht ist kurz.“
Sie standen auf und legten sich ans Feuer. Karl deckte sich mit einer der Decken zu und schlief alsbald ein. Rudolf dagegen lag noch lange wach und dachte nach.
Am nächsten Morgen ritten sie weiter.
§
Drei Tage später kamen sie in Meißen an. Karl der noch nie eine richtige Stadt gesehen hatte, konnte nur staunen. Die Häuser waren teils aus Stein gebaut, was er bis jetzt nur aus Erzählungen von Wanderern her wusste. Rudolf musste ständig irgendwelche Fragen von Karl beantworten. Auf einem großen Platz war ein Markt, wo die Marktschreier ihre Waren lautstark anboten. So viele Menschen an einem Ort hatte Karl noch nie gesehen und auch die Waren die hier angeboten wurden. Es wurden Stoffe angepriesen, die in der Sonne nur so funkelten. Musikanten spielten vor einem Wirtshaus auf und einige Kinder tanzten dazu. Nachdem sie an der Burg angekommen waren, ritt Rudolf hinein. Die Torwache begrüßte ihn, sobald sie Rudolf erkannt hatten und ließen sie passieren. Als Rudolf vom Pferd abgesessen war, gab er kurz einem Knecht den Befehl Karl in die Burgküche zu bringen und ihm etwas zu essen zu geben. Er selbst machte sich auf den Weg zum Markgrafen, um ihm zu berichten. Der Markgraf saß in seinem Arbeitszimmer und diktierte gerade seinem Schreiber einen Brief als Rudolf nachdem er aufgefordert war einzutreten, den Raum betrat.
„Oh Ritter Rudolf, was für Neuigkeiten bringt ihr mir?“ fragend schaute der Markgraf auf.
Rudolf schilderte das was er gesehen hatte und von dem was auf der Burg des Landgrafen geschehen war. Der Markgraf runzelte seine Stirn, man sah ihm an das ihm das gehörte nicht gefiel. Nachdem Rudolf geendet hatte, schlug der Markgraf voller Wut auf den Tisch und stand auf.
„Dieser Bastard und seine Familie. Wenn das stimmt, dass er die Einnahmen unterschlagen hat, dann Gnade ihm Gott. Ich hatte es geahnt, dieser Hund Weinheim wird mir dafür mit seinem Blut bezahlen.“
Bei diesen Worten ging der Markgraf im Raum hin und her.
„So jetzt zu Dir Ritter Rudolf. Du bekommst von mir 30 Söldner und wirst die Grafschaft übernehmen als Lehen. Ich habe alles vorbereitet und Ihr müsst nur noch mir die Treue geloben.“
Rudolf konnte das eben gehörte noch gar nicht fassen, als der Markgraf weiter sprach.
„Ich vertraue Dir Rudolf!“ sprach er vertraulich weiter.
„Du wirst in den nächsten zwei Jahren keine Abgaben an mich entrichten müssen, damit Du Zeit hast die Grafschaft auf Vordermann zu bringen. Weiterhin bekommst Du die Erlaubnis Wochenmärkte abhalten zu dürfen, nur die Einnahmen dafür gehen zu einem drittel an mich.“
Der Markgraf sah Rudolf dabei scharf an.
„Wenn der räudige Weinheim mit seiner Sippe noch da sein sollte, wirst Du sie im Verließ einkerkern und mir zur gegebenen Zeit übergeben, damit ich meinen Urteilsspruch über sie aussprechen kann. Das was sie erwartet wird der Strang sein und nicht weniger.“
Der Markgraf wurde in seinem Wortschwall unterbrochen, da es an die Tür klopfte.
Unwirsch wandte er sich der Tür zu, die gerade geöffnet wurde. Die Person die den Raum betrat war keine andere als die Markgräfin persönlich. Das Gesicht des Markgrafen hellte sich auf, sobald er seine Gattin erkannte.
Der Markgraf hielt sehr viel von der Meinung seiner Gattin. Die Markgräfin hielt sich immer im Hintergrund, wenn es um politische Auseinandersetzungen ging. Rudolf wusste aber, dass sie mehr als einmal die Zügel in die Hand nahm und ihren Gatten in die richtige Richtung lenkte. Darüber munkelte man schon des öfteren am Hofe des Markgrafen. Und es gab einige die der Markgräfin nicht wohl gesonnen waren, besonders da es den Frauen nicht erlaubt war sich in die Machtspiele der Männer einzumischen.
Nachdem die Markgräfin die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah sie fragend ihren Gemahl an. Der berichtete ihr kurz was er von Rudolf erfahren hatte,
„War meine Ahnung doch gerechtfertigt. Aus sicherer Quelle weiß ich das sich der Lump mit seinen Söhnen schon aus dem Staub gemacht hat.“
„Wie das? Woher hast Du diese Information?“ dabei fuhr der Markgraf zornig auf.
„Mein Informant kam gerade eben erst an. Es handelt sich dabei um den Hauptmann der Burg des Landgrafen.“ Schmunzelnd nahm sie die Hand ihres Gatten.
„Oh verzeiht Ritter Rudolf, dass ich euch nicht begrüßt habe, aber ich musste meinem Gatten erst einmal diese Nachricht überbringen.“ Dabei ging sie auf Ritter Rudolf zu und sah ihn lächelnd an.
Rudolf verneigte sich vor der Markgräfin: „Es ist schön euch wieder zusehen Markgräfin. Ich kann es immer noch nicht glauben, das ich jetzt eine eigene Grafschaft unterhalten soll.“
„Na mein Mann wollte euch schon länger für eure Treue belohnen. Der einzige Makel ist, dass auf euch eine ganze Menge Arbeit wartet. Nun setzen wir uns erst einmal und bereden alles weitere, denn ihr braucht gewiss ein wenig Unterstützung beim Aufbau der Grafschaft.“ dabei sah die Markgräfin den Markgrafen streng an.
§
Karl saß derweil in der Burgküche vor einer Schüssel Suppe und aß mit einem Heißhunger.
„Na mein Junge das schmeckt Dir wohl!“
Dankbar sah Karl die Köchin an und nickte.
„Na erzähl mal, woher Du kommst.“ fragte daraufhin eine Magd die mit in der Küche arbeitete und sich gerade an einen großen Topf über dem Herd zu schaffen machte.
Karl schluckte kurz und erzählte stockend von dem was passiert war. Nachdem er geendet hatte sahen ihn die Köchin und die Magd groß an.
„Oh Gott da hast Du aber Glück gehabt das Dich der Ritter Rudolf gefunden hat.“ sagte die Köchin.
„Oh ja und er hat mir versprochen mich als seinen Knappen zu behalten und mich auszubilden.“
„Na da hast Du aber wirklich Glück im Unglück. Hoffentlich lebt noch einer aus deiner Familie.“ dabei blickte die Köchin Karl traurig an.
Kaum hatte die Köchin sich wieder ihrer Arbeit zugewandt, ging die Tür zur Burgküche auf und ein Junge kam herein.
„Ich soll einen Jungen namens Karl holen. Der Ritter Rudolf will ihn sehen.“
„Na nun lass den kleinen noch aufessen, Fritz.“ dabei sah die Köchin kurz zu Fritz und drehte sich wieder zum Herd um.
Der Junge der von der Köchin mit Fritz angeredet wurde ging darauf auf den Tisch zu an dem Karl saß.
„Dann bist Du wohl Karl. Der Ritter Rudolf schickt mich um Dich zu ihm zu bringen. Beeil Dich etwas mit dem Essen.“ dabei sah er Karl interessiert an und lächelte.
„Bin schon fertig!“ bei diesen Worten sprang Karl auf und sah Fritz an.
„Na dann los.“ Fritz drehte sich um und ging zur Tür.
„Habt vielen Dank für das Essen, es tat richtig gut.“
„Ja ja mein Junge nun aber ab, Ritter Rudolf wartet nicht gerne.“ lachend sah die Köchin dabei Karl hinterher.
Karl folgte Fritz der etwas vorausging, in den Burghof. Dort sah er schon von weitem Ritter Rudolf am Stall stehen.
Als er Rudolf erreicht hatte, sah dieser Karl an.
„Na und bist Du satt geworden?“
Karl nickte kurz und fragte dann: „Ich sollte zu euch kommen. Gibt es etwas für mich zu tun?“
„Wir haben eine ganze Menge zu tun. Erst einmal habe ich die Grafschaft von diesem Weinheim übergeben bekommen. Ich bin dann damit der neue Herr dieser Grafschaft. Wir bekommen vom Markgrafen einige Söldner gestellt und ein paar Karren mit diversen Waren. Tja und spätestens übermorgen müssen wir dann los um die Grafschaft auf Vordermann zu bringen.“
Karl bekam große Augen dabei und sah den Ritter an.
„Und was ist mit dem Grafen Weinheim und seinen Söhnen? Die werden doch nicht freiwillig die Grafschaft verlassen!“
„Na so wie ich es verstanden habe ist der Herr mit seinen Söhnen schon über alle Berge. Es ist schon recht spät Burg und… „ dabei sah Rudolf Karl kurz an „benötigst Du auch neue Kleidung! Die werde ich Dir erstmal besorgen. Fritz zeig Du ihm das Quartier, ich werde mal sehen was ich an Kleidung für Karl auftreiben kann.“
Fritz winkte daraufhin Karl zu, dass er ihm folgen sollte. Rudolf verschwand mit eiligen Schritten in die andere Richtung. Karl folgte Fritz, dabei schwirrten die Worte von Rudolf in seinem Kopf nur so rum. Dabei bemerkte er nicht, dass Fritz vor einer Tür stehen geblieben war, so dass Karl mit Fritz zusammen stieß.
„Man pass doch auf!“ dabei rieb sich Fritz den Hinterkopf mit dem er an die Tür geprallt war.
„Entschuldige“ sagte Karl zu Fritz. Dieser grummelte irgendetwas und öffnete dann die Tür.
„So das hier ist euer Quartier!“ mit diesen Worten drehte sich Fritz um und ging den Gang zurück und verschwand in der Finsternis.
Karl sah sich in dem Raum um, den eine Kerze beleuchtete. In dem Raum standen zwei Betten und Karl merkte plötzlich wie Müde er war. Ohne weiter nachzudenken zog er seine Hose aus und legte sich in eines der Betten und schlief fast sofort ein. So bekam er nicht mehr mit, wie eine geraume Zeit später Rudolf den Raum betrat. Rudolf hatte ein paar Sachen im Arm die er nachdem er Karl in einem der Betten entdeckt hatte, diese vor das Bett legte. Dann zögerte Rudolf noch kurz und sah Karl zärtlich an und strich ihm mit der Hand sacht über die Wange.
§
Am nächsten Morgen wurde Karl durch ein Geräusch geweckt. Als er den Kopf hob um zu sehen woher das Geräusch kam, sah er Rudolf wie dieser gerade seine Hose anzog.
„Na ausgeschlafen?“ kam es von Rudolf.
„Ja hab ich!“ dabei entdeckte Karl den Kleiderhaufen vor seinem Bett.
„Oh sind die für mich?“
Rudolf drehte sich bei dieser Frage zu Karl um da er nur die Hose halb an hatte, stand er fast nackt vor Karl. Karl starrte nur auf den Körper von Rudolf und merkte dabei, dass sich bei ihm in der Lendengegend etwas sehr stark regte, so bekam er die Frage von Rudolf nicht mit.
„Hallo hörst Du mir zu?“ drang es nach einer geraumen Weile an Karls Ohr.
Diesem wurde erst jetzt richtig bewusst, dass er Rudolf immer noch anstarrte und merkte gleichzeitig wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
„Ja..aa.a. nnaa..tü..lich!“ stotterte Karl. Rudolf dem das nicht entging, ging langsam auf Karl zu. Als er bei ihm am Bett stand, setzte sich Rudolf auf die Bettkante und sah tief in Karls Augen.
„He was ist mit Dir denn?“ Rudolf entging dabei nicht die Beule die sich nun deutlich unter der Decke von Karl abzeichnete. Karl wurde noch röter im Gesicht und starrte unverwandt in Rudolfs Augen.
„Ähmm weiß nicht…“ kam es leise und zögernd von Karl.
Rudolf hob seine Hand und strich sanft über Karls Wange. Danach wanderte seine Hand weiter und strich ganz leicht über die Wölbung die sich unter der Decke immer noch abzeichnete. In dem Moment als Rudolf darüber strich, stöhnte Karl kurz auf und schloss die Augen. In dem Moment senkte sich Rudolf über Karls Gesicht und berührte vorsichtig seine Lippen. Wie ein Ertrinkender der um einen Atemzug rang, öffnete Karl seinen Mund. Kurz darauf versanken beide in einen innigen Kuss, der von Karl immer fordernder erwidert wurde.
Es dauerte nicht lange und Rudolfs Hand verschwand unter der Decke von Karl. Karl stöhnte kurz auf, nachdem Rudolfs Hand sanft anfing Karls Lendengegend zu streicheln und dabei sein Glied in die Hand nahm. Kurz darauf stöhnte Karl auf und kam. Sterne explodierten in seinem Kopf und er hielt sich an Rudolf fest.
Nachdem alles vorüber war, wurde Karl bewusst was gerade vorgefallen war und er traute sich nicht in Rudolfs Augen zu schauen.
„Was ist mit Dir?“ Rudolf der bemerkt hatte, dass Karl unruhig wurde.
„Herr es tut mir leid, dass wollte ich nicht!“ kam es daraufhin zaghaft von Karl.
„Karl hör mal zu, zu dem was hier eben passiert ist gehören immer noch zwei! Ich fand es schön.“
In Karl ging plötzlich eine Veränderung vor und seine Hand wanderte zielstrebig nach unten in die Lendengegend von Rudolf und fing an ihn dort zu streicheln. Etliche Zeit später lag Rudolf neben Karl und hielt diesen zärtlich in seinem Arm.
„Komm wir müssen uns anziehen, wir wollen heute die Sachen organisieren die ich benötige um die Grafschaft wieder aufbauen zu können. Vorher muss ich noch die Leute ansehen, die mit uns zur Grafschaft kommen wollen.“
„Welche Leute?“ fragend schaute Karl Rudolf an.
„Na es haben sich in etwa 30 Personen gemeldet, die gerne in der Grafschaft sesshaft werden wollen. Da ich aber nicht weiß, was das für Leute sind und was sie für Tätigkeiten ausüben, muss ich mir erst ein Bild machen.“
Gesagt getan standen beide auf und zogen sich an. Danach machten Sie sich auf den Weg in den Burghof wo die meisten der Leute, die mit Rudolf ziehen wollten, schon warteten.
§
Als Karl hinter Rudolf den Burghof betrat, sah er schon von weitem die Leute stehen.
Beim näher kommen besah sich Karl die Leute näher. Es war ein gemischter Haufen, einige ältere Männer bei denen auch vereinzelt Frauen standen, sahen erwartungsvoll in die Richtung des Ritters, der bereits vor ihnen stand. Karl blieb einige Schritte, hinter Rudolf stehen.
„Nun, mir wurde gesagt, dass ihr mit mir auf die mir übertragene Grafschaft kommen wollt. Zuerst muss ich sagen, dass dort einiges im Argen ist und das bedeutet, dass wir hart anpacken müssen. Die Grafschaft ist runtergewirtschaftet und wir fangen dort mit fast nichts an. Das heißt, ich benötige Leute die zufassen können.“ bei diesen Worten sah Rudolf die Leute direkt an.
„Herr entschuldigt, dass ich das Wort ergreife!“ dabei trat ein großer bärtiger Mann vor.
„Ich wurde als ihr Sprecher ausgewählt. Wir wissen davon wie es in der Grafschaft aussieht. Einige von uns, sind mit ihren Familien von dort geflohen. Als wir hörten das ihr die Grafschaft übernehmen sollt, haben wir uns entschlossen dorthin zurück zugehen. Einige gute Freunde wollen mit ihren Familien mit uns kommen, um dort neu anzufangen.“
Rudolf nickte und sah sich die Leute näher an und fragte dann als ersten den bärtigen Mann, der das Wort für die Gruppe geführt hatte.
„Wie ist Dein Name und was für einen Beruf führst du aus?“
„Ich heiße Matthis, das ist meine Frau Helga und das sind meine drei Söhne Helmut, Wiegand und Siegfried.“ dabei trat eine Frau an die Seite von Matthis und danach die drei Söhne.
„Ich bin Schmied und meine Söhne sind bei mir in der Ausbildung.“
„Ich freue mich, einen Schmied können wir gut gebrauchen.“ sagte Rudolf und dann traten die anderen einzeln hervor und stellten sich vor.
Nachdem sich alle vorgestellt hatten, ergriff Rudolf noch einmal das Wort:“ Wir werden in zwei Tagen aufbrechen, ich hoffe das ihr bis dahin eure Sachen gepackt habt!“
Die Leute nickten erfreut Rudolf zu und verabschiedeten sich um ihre Angelegenheiten vor der Abreise zu erledigen.
„Na das haben wir dann auch geschafft. Karl du gehst erst mal etwas essen. Ich werde in der Zwischenzeit die Söldner aufsuchen, die mit mir auf die Burg gehen werden.“
Rudolf grinste kurz Karl an und ging zu den Unterkünften, wo die Söldner zurzeit untergebracht waren.
§
Die Zeit verging danach wie im Flug. Karl hatte etliche Aufgaben von Rudolf erhalten. So mussten Lebensmittel beschafft werden und genügend Fuhrwerke um die Sachen zu transportieren. Dann war es soweit und der Tross konnte losziehen. Zu diesem Anlass, waren der Markgraf und seine Gattin persönlich gekommen. Vor allen Leuten nahm der Markgraf den Lehenseid von Rudolf ab. Ein Priester weihte den Tross und die Leute.
Dann ging es auch schon los. Karl saß auf dem vordersten Fuhrwerk und hoffte wenn sie in der Grafschaft wieder ankamen, dass er etwas über seine Familie erfahren würde.
Rudolf stand noch bei dem Markgrafen und sprach mit diesem. Der Markgraf übergab Rudolf noch ein Schriftstück, in dem die Vereinbarung enthalten war die der Markgraf Rudolf zugestanden hatte.
„Nun denn Ritter Rudolf, ich hoffe ihr werdet euch als würdig erweisen und die Grafschaft wieder zum blühen bringen. Aber nehmt euch in acht, einige meiner Spione haben berichtet das dieser Verräter von Weinheim und seine Söhne Rache geschworen haben. Ich habe sie als vogelfrei in meinen Ländereien erklären lassen. Also sollten sie dir über den Weg laufen, kannst Du sie aufknüpfen.“
Rudolf verneigte sich danach vor dem Markgrafen und seiner Frau und versprach regelmäßig Nachricht zu geben wie es um die Grafschaft und dem wiederaufbau stand. Dann stieg er auf sein Pferd und folgte dem Tross der bereits die Stadt verlassen hatte.
§
Nach drei Tagen, kamen sie an dem Bauernhof vorbei, wo Rudolf und Karl übernachtet hatten.
„Kann ich schnell zum Bauern gehen,? Ich wollte ihn nur fragen ob er was von meiner Familie weiß!“ Rudolf nickte und Karl sprang vom Kutschbock runter und lief zum Gehöft.
Von weitem schon erkannte Karl den Bauern und rannte auf ihn zu.
Keuchend blieb Karl vor dem Bauern stehen.
„Guten Tag habt ihr etwas von meiner Familie gehört?“
Traurig sah der Bauer Karl an.
„Hmm ja sind alle Tod. Habe sie mit meinen Söhnen beim Hof begraben,“
Karls Blick verschleierte sich und die Tränen rannen sein Gesicht herunter. Er bekam nicht mit das Rudolf ihm auf seinem Pferd gefolgt war.
Rudolf stieg von seinem Pferd ab und nahm Karl vorsichtig in seine Arme, dabei blickte er zu dem Bauern.
„Keiner hat es überlebt?“ fragte Rudolf.
Der Bauer schüttelte den Kopf: „Keiner Herr. Sie sind alle verbrannt im Haus. Das was wir noch an Überresten fanden haben wir begraben.“
Rudolf nickte verstehend: „Habt Dank das ihr wenigstens das getan habt. Nun zu was anderem, ich bin der neue Herr dieser Grafschaft und wir wollen zur Burg. Gibt es noch etwas zu berichten?“
„Ohh Herr es ist entsetzlich. Die Söhne haben die paar Hütten vor der Burg angezündet und haben die Leute dort niedergemetzelt. Ein Bauer mit seiner Familie konnte sich bis zu uns retten. Er hat alles verloren.“
In diesem Augenblick ging die Tür von der Scheune auf und ein älterer Mann rannte auf sie zu.
„Was ist los Hubert?“ kam es von diesem, als er neben dem Bauern zum stehen kam.
„Das ist unser neuer Herr und der Junge ist Karl vom Hardenberghof.“
„Herr habt erbarmen meine Familie hat alles verloren.“ dabei sank der Mann auf die Knie und faltete die Hände zusammen.
„Wie ist dein Name?“ fragte Rudolf.
„Ich heiße Wolfram, Herr.“
„Gut Wolfram, hole Deine Familie und folgt mir. Wir haben viel zu tun um dieses Land wieder zum blühen zu bekommen.“
Kaum hatte Rudolf ausgesprochen, da rannte Wolfram schon los, um seine Familie zu holen.
Rudolf bedankte sich bei dem Bauern und Karl der sich wieder beruhigt hatte auch. Dann machten sie sich wieder zum Tross auf.
„Na geht’s wieder?“
Karl konnte nur nicken.
„Es wird schon wieder. Wir werden die Burg wieder aufbauen. Du wirst sehen, wir werden soviel zu tun haben, das wir kaum zum Nachdenken kommen werden.“
Am Abend erreichten sie die Burg. Im Licht der untergehenden Sonne konnte man nicht viel sehen. Aber man sah noch die abgebrannten Katen. Das Tor zur Burg stand offen. Als sie am Tor ankamen, rannten ihnen ein Mann und zwei Frauen entgegen.
„Gott sei Dank das ihr hier seid!“ kam es von der älteren Frau. Rudolf erkannte die Köchin, die ihn damals in der Burgküche bedient hatte.
Die andere Frau war diejenige, die beim Müller gearbeitet hatte und der Mann war der Stallbursche der ihn damals den Weg aus der Burg gezeigt hatte.
„Was ist hier geschehen?“ Rudolfs Stimme schallte dabei über den Burghof, auf dem sie jetzt standen.
„Ach die Söhne des Grafen haben alles niedergemacht, wir drei konnten uns noch verstecken, sonst hätte man uns auch den Garaus gemacht. Aber seid ihr nicht der Ritter den wir damals zur Flucht verhalfen?“
„Ja der bin ich und nun bin ich der neue Herr dieser Grafschaft.“ zu den anderen gewandt sagte Rudolf dann: „ So Leute dann baut erst einmal euer Nachtlager auf. Morgen werden wir viel Arbeit haben.“
Rudolf der indessen von seinem Pferd abgestiegen war, gab die Zügel dem Stallburschen. Der verschwand mit dem Pferd im Stall.
„Herr ich würde ja euch etwas zu essen machen, aber wir haben nichts. Der Graf hat alles mitgenommen.“
„Ist schon gut, wir haben genug Lebensmittel bei und so wie ihr ausseht habt ihr bestimmt Hunger.
Kurz darauf loderte im Hof ein helles Feuer und bald darauf saßen alle um dieses.
Die Frauen verteilten Brot und Käse und einige Verteilten Krüge mit Bier.
„So bevor wir uns zur Ruhe legen, wird der nächste Tag geplant. Also Matthis und sein Sohn Helmut werden die Burgschmiede wieder in Gang bringen. Wiegand, Siegfried, Wolfram und ein paar andere Männer werden in den Wald gehen und soviel Holz schlagen wie wir benötigen um Häuser bauen zu können. Die Frauen werden erst einmal die Burg säubern und versuchen sie einigermaßen herzurichten, damit wir bis die Häuser fertig sind ein festes Dach über den Kopf haben. Gerald da du hier ja der Burghauptmann warst, wirst diesen Posten weiterhin ausüben. Deine Leute werden die Überreste der Hütten vor der Burg entsorgen. Die Kinder aber werden das Vieh versorgen.“
Alle nickten und Rudolf gab noch mal eine extra Runde Bier aus, dabei hob sich die Stimmung und die Leute fingen an zu lachen.
§
Am nächsten Morgen wurde dann fest zugepackt. So wie Rudolf bestimmt hatte, machten sich der eine Teil der Männer auf dem Weg in den Wald um Bäume zu fällen. Matthis und Helmut begannen die Burgschmiede herzurichten und die Frauen fingen an die Burg zu säubern. Überall wurde bei der Arbeit gescherzt und gelacht. Rudolf selbst war mit Gerald und den Söldnern dabei die Überreste der Katen zu beseitigen. Karl war beim Schmied und half dessen Sohn beim aufräumen der Schmiede.