Der Junge aus der Anstalt – Teil 2

NICO

Nun wohnte Sven schon zwei Wochen bei uns und er lebte langsam richtig auf. Ich musste weiterhin zur Schule gehen, wobei ich lieber bei meinem Schnuckel geblieben wäre. Aber meine Eltern blieben in dieser Hinsicht hart.

Dies ist nun die Fortsetzung von Giannas Geschichte „Der Junge aus der Anstalt“, geschrieben von Joerschi.

Sven hatte in dieser Zeit mal gute und mal weniger gute Tage. Ich merkte, dass er mit der gesamten Geschichte noch nicht abgeschlossen hatte und über sein früheres Leben hatte er mir noch nicht viel erzählt. Als ich meine Mutter mal auf Svens Eltern ansprach, seufzte sie nur und erklärte mir, dass Sven keinen Kontakt zu ihnen haben wollte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da noch viel mehr hinter steckte und ich sollte damit Recht behalten.

Ich kam gerade von der Schule zurück und schloss die Haustür auf. Komisch kein Sven erwartete mich an der Tür, was sonst immer der Fall war. „Sven?“, rief ich daher von der Tür aus.

Es kam keine Antwort. Im gesamten Haus war es ziemlich still. Ich schmiss meine Jacke auf den Boden und rannte in mein Zimmer. Auch hier war Sven nicht. Auf meinem Schreibtisch lag aber dafür ein beschriebenes Blatt. Ich nahm das Blatt in die Hand und fing an zu lesen.

Lieber Nico,

wenn Du diese Zeilen liest, bin ich auf dem Weg nach Hause, wenn man das so bezeichnen kann. Meine Eltern haben sich bei deiner Mutter in der Anstalt gemeldet und wollen mich sprechen. Ich habe lange mit mir gehadert, aber ich möchte das hinter mich bringen. Zum anderen muss ich jemanden treffen der mir damals sehr wichtig war, bevor das alles geschah.

Ich weiß noch nicht wie lange ich bleiben werde und ob ich wieder zurückkomme. Sei jetzt nicht traurig ich habe dich sehr lieb, aber es gab ein Leben vor Dir, das ich ordnen muss.

In Liebe Dein Sven

Mir kamen die Tränen und ich setzte mich auf mein Bett. Sven war weg, vielleicht für immer. Eine Welt brach für mich zusammen. Ich fing an zu weinen wie noch nie in meinem Leben.

Irgendwann schlief ich ein. Wie lange ich geschlafen hatte, wusste ich nicht. Ich wurde geweckt durch meine Mutter, die sich auf mein Bett gesetzt hatte und mich streichelte.

„Es tut mir leid Nico, aber Sven wollte nicht, dass du es vorher erfährst. Seine Eltern hatten sich vor zwei Tagen bei mir gemeldet und baten um ein Gespräch mit ihm.“

„Mama er wird nicht wieder kommen. Ich weiß es!“ Wieder fing ich an zu weinen. „Junge er muss sein Leben wieder in den Griff bekommen und dazu ist es wichtig, dass er sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Glaub mir es ist ihm nicht leicht gefallen.“

„Ich vermisse ihn und, und..“

„Pscht Nico. es ist gut. Er hat versprochen sich zu melden, sobald er kann!“

Ich setzte mich Bett auf und meine Mutter nahm mich in den Arm. Wie lange wir so da saßen, kann ich heute nicht mehr sagen. Jedenfalls die nächsten zwei Tage waren für mich ein Martyrium, in der Schule funktionierte ich wie ein Roboter und Sven meldete sich die ganze Zeit nicht bei uns.

SVEN

Den Brief an Nico zu schreiben, fiel mir nicht leicht. Ich hatte den Kleinen sehr lieb gewonnen und es tat mir in der Seele weh, zu gehen. Meine Eltern hatten sich bei Nicos Mutter gemeldet und baten darum mit mir sprechen zu können. Erst wollte ich nicht, sie hatten mich, ihren einzigen Sohn einfach fallen gelassen. Hatten nicht zu mir gehalten, sondern sich sofort von mir abgewandt, nachdem raus kam, dass ihr einziger Sohn schwul ist und obendrein noch Leute erschossen hat.

Was aber meine Meinung änderte war Mario. Er war damals mein bester Freund in der Schule und mein heimlicher Schwarm, bis ich ihm gestand, dass ich auf Jungs stehe. Er hatte nichts Besseres zu tun, als diese Tatsache am schwarzen Brett in der Schule für alle sichtbar in Form eines Zettels anzubringen.

Vor zwei Tagen klingelte das Telefon vormittags und da Nico und seine Eltern nicht da waren, nahm ich den Hörer ab.

„Ja bitte?“

„Sven bist du das?“

Ich stockte, die Stimme kannte ich doch. Das war definitiv Mario.

„Was willst du?“, meine Stimme zitterte bei der Frage.

„Sven, ich wollte mit dir reden. Es tut mir alles leid, was passiert ist. Ich habe damals den Zettel nicht geschrieben.“

„Wer dann? Und wenn du es nicht warst, wer konnte dann davon wissen?“

„Mike war es. Er hat damals unser Gespräch belauscht und für seine Rachepläne ausgenutzt. So konnte er dir die Schuld für das alles in die Schuhe schieben.“

„Hat ja auch geklappt, wie man sieht. Du hast aber nicht zu mir gehalten, sondern genau wie die anderen mir den Rücken zugedreht. Schöner Freund und jetzt soll ich all das vergessen?“

„Sven bitte, es tut mir doch leid! Bitte glaub mir!“

„Was soll nun dein Anruf? Komm auf den Punkt.“

„Hier ist, seitdem raus kam wer der eigentliche Täter war, die Hölle los. Deine Eltern waren hier, um mit mir zu sprechen, wegen dir. Sie wollen mit dir reden und ich möchte es auch. Bitte komm erst mal her. Du kannst auch bei mir unterkommen. Es wollen sehr viele, auch aus der Schule, mit dir reden! Gib ihnen eine Chance, deinen Eltern und auch mir. Bitte!“

Ich war sprachlos. Erst wurde ich als Schwuchtel beschimpft und verachtet. Dann als Mörder verurteilt und jetzt wo raus kam, dass ich es nicht war, meldeten sich in kurzer Zeit erst meine Eltern und jetzt auch noch Mario.

„Sven bist du noch am Telefon?“

„Ja verdammt noch mal. Mario ich muss darüber nachdenken. Bitte gib mir etwas Zeit.“

„OK. Ich rufe dich in zwei Tagen noch mal an. Bis dann.“

Ich hörte wie der Hörer auf der anderen Seite aufgelegt wurde und auch ich legte langsam den Hörer auf.

SVEN

Nun saß ich im Zug und fuhr in mein früheres Leben. Nicos Mutter hatte meine Eltern informiert, dass ich bereit sei mit ihnen zu reden, und dass ich bei Mario erst einmal wohnen würde.

„Die Fahrkarten bitte!“

Ich schrak aus meinen Gedanken und suchte aus meinem Rucksack das Ticket raus.

„Bitteschön.“, dabei reichte ich der Schaffnerin die Fahrkarte.

„Sag mal du kommst mir irgendwie bekannt vor.“, sprach die Schaffnerin mich dabei an.

„Ich kenne sie jedenfalls nicht.“, gab ich schnippisch zurück.

„Nein warte mal, mir fällt es gleich ein. Stimmt in der Zeitung habe ich dein Bild gesehen. Du warst doch unschuldig verurteilt und hast über ein Jahr lang gesessen!“

Ich nickte nur. Mein Gott, in der Zeitung hat der Mist auch noch gestanden, na super.

„Ich wünsche dir alles Gute Junge und viel Glück.“ Damit verließ die nette Dame das Abteil, um sich dem nächsten zu widmen.

Den Rest der Fahrt dachte ich an Nico und wie er das ganze wohl aufnehmen würde. Ich liebte diesen Kerl wahnsinnig, aber mein früheres Leben hatte mich eingeholt und ich musste mich dem ganzen stellen.

Am Bahnhof angekommen, erkannte ich Mario, der auf dem Bahnsteig stand und nach mir Ausschau hielt. Als er mich entdeckte, rannte er auf mich zu und drückte mich an sich.

„Super, ich freue mich so dich wieder zu sehen. Ich hab dir eine ganze Menge zu erzählen, was alles passiert ist als herauskam, dass du unschuldig bist. Los komm, wir fahren erst mal zu uns nach Hause.“

Nicht weit von uns entfernt stand Marios Mutter, die mich genauso herzlich begrüßte.

NICO

Sven meldete sich auch am nächsten Tag nicht. Mir ging es immer schlechter. So schnell hatte er mich also vergessen, ging es mir durch den Kopf. Meinen Eltern entging natürlich nicht, wie es in mir aussah. Sie versuchten mich mit allem möglichen abzulenken, aber es gelang ihnen nicht.

Ich saß gerade an meinem Schreibtisch und machte meine Hausarbeiten, als es an meine Zimmertür klopfte.

„Ja bitte?“

„Sohnemann Telefon für dich!“ dabei reichte mir mein Vater beim eintreten in mein Zimmer das Telefon.

Ich schluckte und nahm ihm das besagte Teil aus der Hand.

„Ja?“

„Hi, hier ist Mario, du kennst mich zwar nicht, aber Sven hat von dir erzählt.“

„Sven wo ist er? Kann ich ihn sprechen?“

„Nein er ist nicht da. Sven ist gerade mit meinen Eltern unterwegs. Du wirst dich bestimmt fragen, warum ich dich anrufe. Also ich wollte mich bei dir ganz doll bedanken, wie du Sven beigestanden hast und da ist noch etwas….“

„Ja danke aber wie geht es ihm und warum ruft er nicht mal an?“, unterbrach ich diesen Mario.

„Nico es geht ihm gut. Also ich wollte dich fragen ob du am Wochenende hierher kommen möchtest. Sven weiß von der Aktion nichts. Ich wollte ihn überraschen.“ „Ja super, aber wo soll ich denn schlafen?“

„Keine Bange, meine Eltern haben ein großes Haus und Platz genug.“

„Kann ich dich zurückrufen?“

„Nee besser nicht, sonst bekommt Sven noch was mit. Ich melde mich morgen bei dir, dann kannst du mir sagen ob es klappt. OK?“

„Ja mach ich. Also bis morgen.“

Nachdem ich das Telefon ausgeschaltet hatte, rannte ich runter zu meinen Eltern. „Ma, Dad, Mario hat angerufen, ein Freund von Sven. Er hat mich gefragt ob ich am Wochenende zu ihm komme. Es soll eine Überraschung für Sven sein.“

„Nico jetzt mal ruhig, möchtest du wirklich zu Sven fahren?“

„Ma, ich vermisse ihn doch so und jetzt habe ich die Gelegenheit ihn zu überraschen.“

„Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Sven muss für sich einiges dort in die Reihe bringen und wenn du da auftauchst…“

„Ma, BITTE!“

„Nico er ist erst zwei Tage dort. Lass ihm Zeit. Ich denke es ist nicht gut, wenn du hinfährst.“

„Aber Mario hat gesagt, dass er ihn überraschen will!“

„Also geliebte Ehefrau, ich denke du solltest ihn fahren lassen. Ansonsten wird unser Sohn mit uns kein Wort mehr reden.“

„Na super, was soll ich bloß machen. Gut Nico, du kannst fahren. Aber du bist am Sonntagabend wieder hier und das pünktlich.“

„Versprochen Ma. Ihr seid die besten.“

Ich rannte wieder rauf in mein Zimmer und fing schon mal an meine Sachen zu

packen. Morgen war ja schon Freitag.

SVEN

Nun saß ich mit Mario in seinem Zimmer. Ich kannte es von früher und es hatte sich nichts verändert in diesem Raum. Selbst der uralte Schreibtisch von seinem Opa stand noch genauso am Fenster, wie ich es in Erinnerung hatte.

„Na, nun sag schon wie geht es dir?“ unterbrach Mario das Schweigen.

„Wie soll es mir gehen. Mir geht es nicht so gut und wenn ich daran denke, dass meine Eltern mit mir reden wollen, dann ist mir jetzt schon schlecht.“

„Glaub mir denen tut es so leid, wie sie mit dir umgegangen sind. Als raus kam das Mike das war, haben deine Eltern hier angerufen und mit meinen gesprochen.“

„Mario erzähl mir einfach warum du damals nichts gesagt hast, als dieser Zettel am schwarzen Brett hing. Du hast mich ignoriert und nicht mit mir geredet. Warum jetzt auf einmal?“

„Sven ich habe mich damals nicht getraut und nach dem wie dich alle behandelt haben, hatte ich nur Angst, dass die mit mir das gleiche machen, wenn ich zu dir gestanden hätte.“

„Schlechte Ausrede Mario, sehr schlechte!“

„Es tut mir leid. Als ich meinen Eltern das alles von dir erzählt habe und wie du mir deine Liebe gestanden hast, haben die mich hier echt fertig gemacht. Was meinst du was ich mir anhören musste.“

„Mehr als gerecht, finde ich. Aber egal es ist Vergangenheit.“

„Nein, es ist nicht egal. Ich habe mich scheiße benommen und es tut mir wirklich leid.“

Es klopfte an Marios Tür.

„Ja bitte!“

Die Tür ging auf und Marios Mutter guckte herein.

„Jungs ihr habt Besuch. Benjamin ist mit seinen Eltern unten im Wohnzimmer. Er möchte euch sprechen.“

Wir standen beide auf und ich trabte nervös hinter Mario nach unten. Vom Wohnzimmer her, hörten wir die Stimmen von mehreren Leuten. Mario drehte sich zu mir um und nahm meine Hand.

„Komm Sven. Es wird alles wieder gut! Glaub mir.“

Wir gingen gemeinsam in das Wohnzimmer, wo uns zehn Augenpaare neugierig ansahen.

Benjamin und seine Eltern saßen auf der Couch mit Marios Eltern zusammen. „Sven, toll dich zu sehen.“ dabei stand Benjamin etwas wackelig auf und nahm zwei Krückstöcke in die Hand. Langsam kam er auf uns zu und als er vor mir stand, sah er mir in die Augen.

„Sven es tut mir echt leid, was dir passiert ist. Als ich aus dem Koma erwacht bin und ich von meinen Eltern erfahren habe, dass du für den Mist verantwortlich gemacht wurdest, habe ich ihnen gleich die Wahrheit erzählt.“

„So Jungs nun setzt euch erstmal. Es gibt bestimmt noch so einiges zu bereden.“ Wie sich an diesem Abend herausstellte, waren Marios und auch Benjamins Eltern zuerst von meiner Schuld überzeugt gewesen. Aber als Benjamin aus dem Koma erwachte und seinen Eltern die wahre Geschichte erzählt hatte, hatten diese zuerst die Polizei informiert und danach die anderen Eltern aus der Klasse. Dabei kam natürlich die Geschichte mit dem Zettel am schwarzen Brett heraus und wie sich die Klasse gegenüber meiner Person danach verhalten hatte. Obwohl die Eltern alle Katholiken waren, schämten sie sich doch, wie meine Klassenkameraden und insbesondere die Lehrer mit mir umgegangen waren.

Die ganze Geschichte, war wohl dann auch durch die Presse gelaufen, so dass die Schule ziemlich schlecht davon kam. Tja und nun wollten alle mir helfen und das Unrecht wieder gut machen.

Mir blieb im Kopf nur eine Frage dabei hängen:

WIE WILL MAN ETWAS, DASS GESCHAH WIEDER GUT MACHEN?

Ziemlich müde stapften wir irgendwann spät nachts ins Bett. Ich hatte ja mein eigenes Gästezimmer, so dass ich kurz darauf in dem darin befindlichen Bett einschlief.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und sah auf die Uhr, die auf einem kleinen Tisch stand. Es war schon neun Uhr, also stand ich langsam auf und zog mir erst einmal ein Shirt an, um ins Bad zu gehen.

Ich ging auf den Flur und suchte dieses verfluchte neue Bad, von dem mir Mario vorgeschwärmt hatte. Wo das alte Bad war wusste ich ja, aber darin gab es nach dem Umbau nur noch Waschbecken und Klo. Und jetzt brauchte ich eben Eine Dusche. Ehe ich noch weiter suchte stapfte ich zum Zimmer von Mario und klopfte an.

„Ja“ kam es verschlafen von der anderen Seite der Tür.

Ich öffnete daraufhin die Tür und sah Mario in seinem Bett liegen.

„Du Mario sag mal wo ist denn bei euch das Bad?“

„Ach Mensch, hab ich ganz vergessen dir gestern zu zeigen.“ dabei stand Mario auf und ich musste heftig schlucken. Mario stand vor mir splitterfasernackt, nicht mal eine Short hatte er an.

Ich musste ihn wohl ziemlich blöde angestarrt haben, denn Marios Gesicht wurde plötzlich rot wie eine Tomate.

„Sorry Sven, aber ich schlafe immer nackt!“ dabei suchte er hektisch im Zimmer nach etwas zum anziehen.

„Keine Bange Mario ich bin zwar schwul, aber falle nicht jeden x beliebigen an, nur weil er nackt ist.“

„Man ich bin echt ein Blödmann. So war es jetzt nicht gemeint.“ dabei setzte sich Mario auf sein Bett und sah aus dem Fenster.

„Sven damals als du mir sagtest, dass du schwul bist und dich in mich verliebt hast, war ich wie vor dem Kopf geklatscht. Heute weiß ich das ich auch auf Jungs stehe!“

„Wie bitte, du bist auch schwul?“

„Mmmhh ja und ich habe auch einen Freund. Meine Eltern wissen davon nichts.“

„Aber warum hast du es mir gestern nicht schon gesagt?“

„Weil ich nicht dazu gekommen bin. Als ich dich gestern nach all der Zeit wieder sah, wollte ich nur wissen wie es dir ergangen war. Ich hätte es dir schon noch erzählt.“

„Und wer ist der Glückliche?“

„Peter heißt er und kennen gelernt haben wir uns im Supermarkt.“

„Wie das denn?“

„Na ja du weißt ja was für ein Tollpatsch ich bin. Da war im Supermarkt so eine Dosenpyramide aufgebaut und ich wollte eine Dose von der runter nehmen und dann machte sich diese Pyramide selbständig. Ja und wie es der Zufall so wollte, rettete mich Peter vor der Dosenlawine. Wir sahen uns an und da hat es peng gemacht.“

„Aber als ich dir damals meine Liebe gestand, hast du keinen Ton davon gesagt, dass du schwul bist. Warum nicht?“

„Ich war mir über meine Gefühle damals nicht im Klaren. Sven ich habe dich sehr gerne, schon damals gehabt, aber ich habe dich als Freund gesehen und nie als DEN Freund.“

Ich nickte verstehend. Dann fing ich von Nico an zu erzählen und was er für mich alles getan hatte und wie sehr ich ihn liebe.

„Du vermisst ihn sehr?“ fragte mich Mario. Ich konnte nur bejahend nicken, denn mir liefen bereits Tränen die Wangen hinunter.

Als ich mich etwas beruhigt hatte, erzählte Mario mir von Peter.

„Deine Eltern wissen nichts von dir und Peter?“

„Nein! Ich weiß auch nicht wie sie reagieren werden, wenn sie es erfahren würden.“

Ich verstand ihn, denn das beste Beispiel wie Eltern damit umgehen würden, sah man ja an meinen.

„So, los komm wir haben heute noch viel vor!“, sagte Mario und stand auf. Mario zeigte mir wo das Bad war und ich verschwand erst einmal in diesem. Eine halbe Stunde später stand ich wieder im Gästezimmer und zog mich an. Nachdem ich fertig war, stampfte ich die Treppe runter und ging zur Küche. Dort erwartete mich Marios Mutter.

„Na gut geschlafen Sven?“

„Jops es ging! War doch etwas anstrengend gestern.“

„Kann ich verstehen und heute kommen deine Eltern hierher.“

„Heute schon?“ mir wurde bei dem Gedanken richtig schlecht.

„Keine Angst Sven, es kommt eine Dame von der Jugendfürsorge mit dazu und wir. Also mit wir ist mein Mann und ich gemeint. Wir lassen dich nicht im Stich.“

„Warum tun Sie das für mich?“ kam es leise von mir.

„Weil wir dir erstens helfen wollen und zweitens damit Mario begreift, dass er keine Angst vor uns haben muss, wenn er uns seinen Freund Peter vorstellen möchte. Du weißt was ich damit sagen will!“ Dabei sah sie mir direkt in die Augen.

„Seit wann wissen Sie das über Mario und Peter?“

„Wir sind doch nicht von gestern und außerdem: ich heiße Renate und das Sie lassen wir ab sofort weg.“

„Ja, aber nun mal Klartext woher wissen sie… Entschuldigung.. weißt du das Mario schwul ist?“

„Ich habe ihn vor dem Kino Händchenhaltend mit einem Jungen gesehen. Na und dann brauchte man ja nur eins und eins zusammenzählen.“

„Er hat es mir auch vorhin erst erzählt, und dass er Peter heißt.“

Sie lachte kurz auf:“ Das war bei uns nicht anders. Seitdem er Peter kennengelernt hatte hieß es nur noch Peter hat dies, Peter hat das…“

„Renate wann kommen denn meine Eltern her?“

„So um Achtzehn Uhr sind sie hier. Ach und eh ich es vergesse die Frau von der Jugendfürsorge hat Nicos Mutter empfohlen. Sie meinte, sie wäre die richtige Person, um bei dem Gespräch dabei zu sein.“

„Sie hat mit dir gesprochen?“

„Natürlich hat sie das. Sofort nachdem Mario bei dir angerufen hatte, klingelte das Telefon und sie war dran. Sie war nicht begeistert, dass du deinen Eltern alleine gegenübertreten würdest. Ich hatte ihr aber dann gleich erklärt dass, wenn du sie sehen würdest, das nur in unserer Gegenwart stattfinden sollte. Daraufhin hat sie mir diese Dame vorgeschlagen und gemeint es wäre besser, wenn sie mit dabei ist. Ich habe die Frau angerufen und mit ihr diesen Termin für heute vereinbart.“

„Hi Mam wie ich höre, hast du Sven ja schon gesagt wann seine Eltern hier erscheinen.“

Ich drehte mich zur Tür, wo Mario stand und uns angrinste.

„Ja mein Herr Sohn und nun los jetzt gibt es erst mal Frühstück.“ Sie zauberte sogleich frische Brötchen auf den Tisch.

„Lasst es euch schmecken. Ich muss schnell noch etwas besorgen.“

Sie war kaum aus der Küche raus und schon fing Mario mich an mit Fragen zu bombardieren, über was ich mit seiner Mutter sonst noch gesprochen habe.

„Jetzt halte doch mal deinen Mund, mein lieber Mario. Dein ach so gehütetes Geheimnis über deinen Peter, scheint gar kein Geheimnis zu sein!“

Die Bombe war geplatzt und Mario war kreideweiß im Gesicht.

„He, sie wissen es schon eine ganze Weile. Ich habe ihr nichts erzählt. Sie selbst hat mich gefragt ob du schon von Peter geschwärmt hättest. Und ganz nebenbei mal, wenn man schon vor einem Kino Händchenhaltend steht, sollte man trotzdem seine Umgebung genau im Blick behalten.“

„Wie jetzt?“ fragend sah Mario mich an.

„Deine liebe Mutter hat dich nämlich so mit Peter gesehen. Jetzt sag nicht das ist mit siebzehn Jahren normal, das zwei Jungs Hand in Hand gehen.“

„Oh man Sven was mach ich bloß?“

„Gar nichts. Ich würde eher vorschlagen, dass du deinen Eltern Peter vorstellst als deinen FREUND! Kapiert?“

„Ja hab es kapiert. So nun muss ich erst mal was futtern auf den Schreck.“ mit diesen Worten griff er sich ein Brötchen und schnitt es auf um es zu belegen.

„Mario du hast dich nicht geändert. Gibt es Stress dann futterst du was das Zeug hält.“

Wir mussten herzlich darüber lachen und ich vergaß für kurze Zeit, dass meine Eltern heute Abend hier auf der Matte stehen würden.

Nachdem wir mit dem Frühstück fertig waren, machten wir uns zu einem Stadtbummel auf. Kaum waren wir auf der Strasse, als auf uns ein Junge zu gerannt kam und wild mit seinen Armen in der Luft fuchtelte.

„Wer ist denn das?“

„Das ist Peter!“ kaum hatte Mario den Namen ausgesprochen, rannte er auch schon auf Peter zu. Ich stand total verdattert da und sah zu wie die beiden sich dann umarmten. In dem Augenblick wurde mir wieder bewusst, wie sehr mir Nico fehlte.

Nachdem die beiden sich ausgiebig begrüßt hatten, kamen sie auf mich zu.

„Hi, du musst Sven sein. Schön dich kennen zu lernen. Mein Name ist Peter, aber wie Mario mir sagte, hat er dir schon alles erzählt.“

„Hi, also du bist der Peter. MMHHH dann lass dich mal anschauen!“

Peter sah mich entsetzt an und ich besah mir ihn mit einem prüfenden Blick.

„Na ja Mario. er ist zwar etwas dünn aber ansonsten geht er durch.“

Ich musste mir dabei echt das lachen verkneifen, denn Peters Gesicht hatte die Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Ernst sah ich ihn an, aber dann konnte ich doch nicht mehr an mich halten und prustete los.

„Man Sven, das war echt gemein. Peter, das hat er früher auch immer mit mir gemacht.“

„Was gemacht?“ kam es fragend von Peter.

„Leute verarschen. War sein Steckenpferd.“

„Na warte Sven, ich werde mich irgendwann dafür revanchieren.“ dabei sah Peter mich grinsend an.

Wir gingen gemeinsam in die Stadt und bummelten durch die Läden. Peter war echt in Ordnung und er brachte mich öfters zum lachen. Mario lud uns zum Essen bei Mac Donalds ein und als wir fertig waren, schaute er auf die Uhr und meinte, dass wir nach Hause müssten. So gingen wir gemeinsam los und unterwegs verabschiedete sich Peter und wünschte mir für das Treffen mit meinen Eltern viel Glück.

Es war kurz vor achtzehn Uhr, als es an der Tür klingelte. Renate und ich saßen schon im Wohnzimmer und hatten nur darauf gewartet.

„Warte hier Sven, das wird die Dame von der Jungendfürsorge sein. Sie hatte gesagt, dass sie etwas früher kommen wird.“

Sie stand auf und ging dann aus dem Wohnzimmer. Ich hörte wie die Haustür geöffnet wurde und eine Frauenstimme Renate begrüßte. Kurz darauf ging die Tür auf und eine etwas ältere Frau betrat den Raum und kam direkt auf mich zu.

„Hi Sven, wir kennen uns zwar nicht aber mein Name ist Corinna. Renate hat mir bereits von dir erzählt und was du durchgemacht hast. Wie geht es dir?“

„Nicht so besonders. Ich hab ein ziemlich mulmiges Gefühl im Magen, wenn ich an meine Eltern denke.“

„Deshalb bin ich ja gekommen Sven, dass werden wir gemeinsam durchstehen.“

„Richtig, ich glaube mein Mann kommt nach Hause. Ihr könnt euch ja schon mal hinsetzen, ich hole nur die Kaffeekanne aus der Küche.“

Corinna setzte sich zu mir und fragte mich dann etwas aus, über die ganzen Dinge die passiert waren. So in das Gespräch vertieft, nahmen wir gar nicht wahr, dass Marios Vater ins Zimmer getreten war.

„Hallo Sven und wer ist die bezaubernde Dame an deiner Seite?“

„Das ist Corinna von der Jugendfürsorge!“

„Dann nehme ich mal an, dass wir soweit vollzählig sind und nur noch auf deine Eltern warten.“

Bei diesen Worten wurde mir speiübel.

„Sven wir sind dabei und wenn es nicht anders geht werfen wir sie wieder raus.“ Marios Vater war bei diesen Worten auf mich zugekommen und kniete sich vor mich hin. „Ich und meine Frau werden dich nicht hängen lassen.“ er drückte mich kurz an sich und stand wieder auf.

Als die Türglocke wieder läutete, wurde mir richtig kalt. Nun konnte ich nicht mehr zurück, meine Erzeuger waren im Anmarsch.

Ich hörte wie Renate die Tür öffnete und sie eintreten ließ.

„Wo ist er?“, hörte ich meine Mutter fragen.

„Er ist im Wohnzimmer und wartet auf sie. Ehe ich es vergesse: auch eine Dame von der Jugendfürsorge ist da.“

Kurz darauf hörte ich Schritte die sich dem Wohnzimmer näherten. Dann standen meine Eltern in der Tür und blickten mich an. Ich stand auf und sah ihnen entgegen. Die erste Person die etwas sagte war meine Mutter.

„Junge es tut mir alles so leid. Wir hätten zu dir stehen sollen aber stattdessen haben wir dir den Rücken zugedreht.“

Mein Vater stand neben ihr, sagte aber kein einziges Wort. Das einzige was er tat, war wohl sich das Teppichmuster einzuprägen. Ich selbst merkte jetzt erst wie viel Wut sich bei mir angestaut hatte, denn ich fing an zu zittern und setzte mich wieder hin, damit niemand merkte wie erregt ich war.

„Kommen Sie doch und setzen sich, ich habe frischen Kaffee gebrüht.“, kam es von Renate.

Meine Eltern setzten sich auf die beiden für sie bereitgestellten Sessel und sahen etwas zerknirscht zu Boden.

„Hast du gar nichts zu sagen?“, fragend sah ich meinen Vater an, um keine Geste von ihm zu verpassen.

Mein Vater hob daraufhin seinen Blick und sah mich an.

„Haben sie dich wenigsten in der Anstalt geheilt?“

Was? wie bitte? Hatte ich mich verhört. Mein Vater fragt mich ob sie mich geheilt hätten. Von was?

„Wovon sprichst du?“, fragte ich.

„Na von dieser abartigen Sache!“

Eh ich was sagen konnte, schaltete sich Corinna ein.

„Sagen Sie mal Herr Brabach, ich dachte, Sie wollten sich mit ihrem Sohn aussprechen. Aber das was sie eben von sich gelassen haben, ist ja das aller letzte.“

Ich sah zu meiner Mutter, die stur auf ihre Handtasche sah und sie arg mit ihren Händen bearbeitete. Kein Ton kam von ihr und mein Vater sah Corinna wütend an.

„Herr Brabach, wir sind wie Sie Eltern und haben auch nur ein Kind, aber glauben Sie mir eins, wenn mein Kind schwul wäre, würde ich zu ihm stehen. Denn ich liebe mein Kind.“ sagte Renate zu meinem Vater gewandt.

„So etwas abartiges lieben? Also ich glaube Sie sind leicht durchgedreht.“, kam es als Antwort von meinem Vater. Renate zuckte bei diesen Worten zusammen und schüttelte nur den Kopf.

„Also ich glaube wir brauchen an dieser Stelle das Gespräch nicht weiter fortsetzen. Herr und Frau Brabach sie würden uns allen einen Gefallen tun, wenn sie jetzt gehen.“ Wütend war Corinna aufgestanden und sah meinen Vater an.

Die beiden erhoben sich aus ihren Sesseln und gingen zur Tür. Bevor mein Vater den Raum verließ, drehte er sich nochmals in meine Richtung und sagte: „ Du bist ein Stück Dreck und wirst es immer bleiben!“

Er sagte es mit soviel Verachtung in der Stimme, das sich in meinem Kopf anfing alles zu drehen. Ich hörte noch wie meine Eltern gingen und die Haustür geschlossen wurde. Dann wurde es dunkel um mich.

NICO

Ich saß gerade mit meinen Eltern im Wohnzimmer, als unser Telefon läutete. Mein Vater ging dran und sprach mit jemandem. Dabei merkte ich, wie die Stimme meines Vaters immer besorgter wurde.

„Barbara kommst Du bitte mal?“

Meine Mutter stand auf und mein Vater ging mit ihr aus der Wohnstube raus, wobei das Telefon mitgenommen wurde. Kurze Zeit später stand meine Mutter wieder im Wohnzimmer und sah mich besorgt an.

„Nico jetzt ganz ruhig. Sven hatte einen Zusammenbruch. Hol deine Tasche, die du für morgen gepackt hast, wir fahren zu ihm.“

Erschrocken fuhr ich auf: „Wie geht’s ihm?“

„Er liegt im Krankenhaus und ist stabil. Renate, Marios Mutter hat angerufen, der leitende Arzt hat gemeint es wäre besser wenn ein Psychiater sich um ihn kümmert. Daher fahre ich mit. Nun los beeil dich!“

Ich rannte wie ein verrückter los nach oben in mein Zimmer, schnappte mir meine Tasche und rannte wieder runter. Mein Vater hatte derweil schon das Auto aus der Garage geholt. Ich schmiss meine Tasche hinten in den Kofferraum und stieg ein.

„Wie geht es Dir Nico?“

„Nicht gut. Ich frage mich die ganze Zeit, was passiert ist.“

„Wir werden es spätestens hören, wenn wir im Krankenhaus sind.“

Endlich kam meine Mutter mit einer Tasche bewaffnet aus dem Haus. Nachdem meine Mutter im Auto saß, fuhr mein Vater los. Ich weiß nicht wie lange wir fuhren, irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn meine Mutter weckte mich.

„Nico wir sind da! Komm wir gehen erst einmal rein.“

Ich setzte mich sofort in meinem Sitz auf und öffnete die Autotür. Wie ich erkannte, stand unser Auto vor einem Krankenhaus. Meine Mutter war schon ausgestiegen und ging gerade zum Eingang des Krankenhauses. So schnell ich konnte, folgte ich ihr in das Gebäude. Dort angekommen, sah ich sie an der Auskunft stehen und mit einer Schwester sprechen.

Eine Frau kam plötzlich aus einer der Türen auf meine Mutter zu gestürmt. Die Frau sprach sie an und Mutti zeigte auf mich. Ich ging zügig zu den beiden hin und als ich vor ihnen stand, stellte mir meine Mutter die Frau vor.

„Nico, das ist Renate, die Mutter von Mario.“

„Hallo Nico ich habe schon einiges gehört über dich, aber nun komm erst mal. Wir gehen zu Mario er sitzt vor dem Zimmer, wo Sven liegt. Zurzeit können wir noch nicht zu ihm, aber er ist stabil.“ Renate lächelte mich an und nahm meine Hand.

Sie zog mich zu der Tür, aus der sie kurz zuvor gekommen war. Als wir den Gang dahinter betreten hatten, sah ich einen Jungen, der auf einem Stuhl saß und auf den Boden starrte.

„Das ist mein Sohn. Mario und Sven sein bester Freund“ erklärte mir Renate leise.

Der Junge hob seinen Kopf und sah in unsere Richtung. Zögernd stand er auf und wartete auf uns. Nachdem ich vor ihm stand, hielt er mir seine Hand entgegen.

„Hallo ich bin Mario und du bist bestimmt Nico?“ Mit rot verweinten Augen sah er mich an.

„Hi Mario, wie geht es Sven?“

„Nicht so gut, er hatte einen Zusammenbruch nachdem sein Vater ihm erklärt hat, dass er nur ein Stück Dreck sei.“

Oh mein Gott, dann war das Treffen nicht so ausgefallen, wie Sven es sich erhofft hatte. Tränen traten in meine Augen und ich fing leise an zu weinen.

„Komm Junge setz dich erstmal. Es wird alles wieder gut, glaub mir.“, kam es leise von Renate, dabei drückte sie mich auf einen der Stühle die im Gang standen.

Wir saßen zu dritt dort und warteten Ich merkte nicht, dass meine Eltern irgendwann auch bei uns saßen. Erst als sie sich leise mit Renate unterhielten, bekam ich mit das sie hier waren.

Plötzlich ging die Tür zu Svens Zimmer auf und ein Arzt trat heraus. Meine Mutter unterbrach sofort das Gespräch und stand auf, um den Arzt anzusprechen. Leise unterhielten sie sich, ich bekam nur einige Bruchstücke des Gesprächs mit. Der Arzt und meine Mutter gingen dann gemeinsam in das Zimmer von Sven.

Es vergingen zwei geschlagene Stunden, bis beide wieder aus dem Zimmer traten. Ich sah fragend meine Mutter an. Als ob meine Mutter Gedanken lesen konnte, kam sie auf uns zu.

„Sven ist wieder ansprechbar. Nico, er möchte dich kurz sprechen. Aber bitte bleib nicht länger als 5 Minuten bei ihm. Er braucht seine Ruhe!“

Ich nickte und stand langsam auf. Nachdem ich die Tür erreicht hatte, drückte ich die Türklinke runter und öffnete diese. Hinter der Tür sah ich ein Bett und in diesem lag mein Sven. Er sah erbärmlich aus. Kreideweiß war sein Gesicht und seine Augen waren vom weinen komplett rot. Ich ging langsam auf ihn zu und versuchte ihn dabei anzulächeln. Was mir leider nicht gelang.

„Hallo Sven, du siehst echt nicht gut aus.“, waren meine ersten Worte an Sven.

„Komm Nico setz dich bitte zu mir. Du hast mir so gefehlt….“

„Sven du mir auch!“ ich rannte fast zu ihm und nahm ihn in die Arme, nachdem ich auf seinem Bett saß.

Er drückte sich an mich und fing wieder an zu weinen. Ich konnte nicht anders und mir rollten auch ein paar Tränen das Gesicht runter.

„Sven es wird alles wieder gut. Du hast so viele Freunde und vor allem mich.“

„Nichts wird wieder gut. Heute haben meine Eltern ihr wahres Gesicht gezeigt…“

„Ich bin bei dir und werde immer zu dir stehen Sven!“

„Ich weiß Nico und es tut mir alles so leid. Das ich einfach ohne dir etwas zu sagen gefahren bin. Ich konnte aber nicht anders…“

Er fing wieder an zu weinen und ich drückte ihn fest an mich. Ich wollte ihn nie wieder los lassen. Meinen Sven. Wie lange ich Sven in den Armen hielt, kann ich nicht mehr sagen. Irgendwann kam meine Mutter in das Zimmer: “Komm Junge Sven ist eingeschlafen und wir müssen auch etwas Schlaf nachholen.“

Ich ließ langsam Sven los, der tief und fest in meinen Armen eingeschlafen war und küsste ihn zum Abschied auf die Stirn. Ich liebe Dich mein Stern, sagte ich in Gedanken zu ihm. Danach gingen wir zusammen aus dem Zimmer, zu den anderen, die schon auf uns warteten.

„Na, dann lasst uns zu uns nach Hause fahren.“, sagte Renate und wir gingen gemeinsam aus dem Krankenhaus.

„Wenn du möchtest, kannst du bei mir im Zimmer schlafen.“, flüsterte Mario mir ins Ohr.

Ich selber merkte erst jetzt wie müde ich war und als wir bei Marios Eltern zu Hause ankamen, wurde auch nicht mehr viel gesprochen.

„Wenn du möchtest kannst du auch mit in meinem Bett schlafen, ist groß genug.“, sagte Mario zu mir nachdem wir in seinem Zimmer waren.

Schnell zog ich mich aus und legte mich in sein Bett, kurz danach lag Mario neben mir und machte das Licht aus. Ich schlief in dieser Nacht recht schlecht, meine Gedanken kreisten nur um Sven.

Am nächsten Morgen war ich dann auch dementsprechend geschlaucht, nachdem ich wach wurde. Mario lag nicht mehr im Bett, so dass ich aufstand und zur Tür ging. Bevor ich sie aufmachen konnte, wurde die Tür von der anderen Seite geöffnet und Marios Kopf erschien.

„Ah du bist wach. Die anderen sind schon alle beim frühstücken.“

Ich gähnte herzhaft: „ Sag mal wo ist denn hier das Bad? Ich muss mich erstmal etwas frisch machen.“

„Komm ich zeig es dir.“

Ich trottete Mario hinterher. Er zeigte mir das Bad und sagte zu mir: “Ich werde mal wieder runter gehen und den anderen bescheid geben, das du wach bist“

Ich nickte und Mario verschwand nach unten. Nachdem ich fertig war und mich angezogen hatte, ging ich nach unten. Wo war jetzt die Küche? Gute Frage, nächste Frage dachte ich und sah mich suchend um. Als ob Mario meine Frage gehört hatte, kam dieser mir im Flur entgegen.

„Nun komm schon die anderen warten schon. Wir wollen gleich los zum Krankenhaus.“

Ich folgte Mario und kurz darauf standen wir in der Küche, wo meine und seine Eltern an einem großen Tisch saßen und sich unterhielten.

„Hallo Nico, na auch schon wach? Komm setz dich.“, sagte Renate zu mir und stand auf um mir Kaffee einzugießen. Ich setzte mich brav neben meine Eltern. „Na großer wie geht’s dir?“, fragte mein Vater.

„Ganz gut. Hab nur schlecht geschlafen.“

„Das kannste aber laut sagen. Ich hatte mehrmals deine Hand in meinem Gesicht.“, kam es daraufhin von Mario.

„Sorry tut mir echt leid.“

„Dir sei hiermit verziehen!“ dabei grinste Mario mich aufmunternd an.

Renate stellte mir derweil den Kaffee hin und reichte mir dann den Brotkorb rüber. Ich nahm mir erst einmal ein Brötchen und schnitt es auf. Kurz darauf knabberte ich etwas lustlos an diesem herum.

„Junge,l nun mach nicht so ein Gesicht. Ich habe schon im Krankenhaus angerufen. Sven geht es viel besser und wenn alles gut geht kommt er bald raus.“ sagte meine Muter zu mir und legte dabei ihre Hand auf meine Schulter.

„Echt? Dann muss ich mich jetzt wohl beeilen.“

Ich schlang das Brötchen so schnell ich konnte runter.

SVEN

Die Nacht war furchtbar gewesen und immer wieder hatte ich von meinem Vater geträumt, der auf mir lag und mit mir seltsame Dinge anstellte. Ich wusste einfach nicht, warum ich so etwas träumte und vor allen Dingen warum jetzt erst. Es klopfte an die Tür und der Arzt der mich gestern untersucht hatte kam herein.

„Na wie geht’s Dir heute?“ Ernst sah er mich an.

„Soweit ganz gut.“

„Ich darf dich doch duzen?“

Ich nickte, dabei zog der Arzt einen Stuhl heran und setzte sich.

„Sven ich muss dir jetzt einige Fragen stellen! Wenn du nicht antworten möchtest oder es dir zuviel wird dann sag es einfach.“

„Ja ist ok.“

„Als ich dich gestern untersucht habe, habe ich einige alte Verletzungen entdeckt. Es handelt sich dabei um alte Knochenbrüche. Zum Beispiel an deinen Rippen und Armen. Dazu kommen noch diverse Vernarbungen dazu, die eindeutig auf Gewaltanwendung hindeuten.“

„Was für Narben und Knochenbrüche. Ich weiß nichts davon.“

„Das ist das Problem Sven…“

Der Arzt verstummte und holte aus der Krankenakte, die er bei sich hatte, einige Röntgenbilder heraus.

„Ich weiß jetzt nicht wie ich es dir sagen soll, aber alles deutet darauf hin, dass du als Kind misshandelt wurdest.“

Die letzten Worte halten in meinen Kopf rum und mir wurde speiübel.

„Sven alles in Ordnung mit dir?“

„Oh Gott nicht auch noch das…“

Ich fing an zu weinen und konnte nicht mehr aufhören. Jetzt war mir auch klar, woher die Bilder kamen die ich letzte Nacht geträumt hatte.

„Aber…warum…jetzt..? WARUM?“

Ich bekam nicht mehr mit, dass der Arzt mir eine Spritze gab. Danach fiel ich in ein schwarzes Loch.

NICO

Wir waren gerade im Krankenhaus angekommen, als eine Krankenschwester auf meine Mutter zukam.

„Doktor Wegner möchte Sie gerne alleine sprechen, es ist sehr dringend!“

Meine Mutter sah uns besorgt an und ging dann mit der Schwester davon. Was war jetzt wieder los? Mario hob nur die Schultern als ich ihn fragend ansah.

„Kommt wir setzen uns erst einmal hin und warten auf deine Mutter.“, sagte Renate in die Runde und wir setzten uns in den Wartebereich des Krankenhauses. Es dauerte nicht lange und meine Mutter kam zurück.

„Nico und Mario, geht bitte schon mal zu unserem Auto, wir kommen gleich nach.“

Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Mir gefiel das ganze immer weniger. Nachdem ich und Mario am Auto standen, sahen wir uns kurz an.

„Nico, was ist da los?“

„Ich weiß es doch auch nicht. Wie es scheint werden wir das auch nicht so schnell erfahren, was mit Sven nicht stimmt. Denn, dass es was mit Sven zu tun hat, ist uns beiden doch klar.“

Mario nickte zustimmend.

Wir standen etwa zwanzig Minuten auf dem Parkplatz, als unsere Eltern endlich auf uns zukamen. Dass etwas vorgefallen war, sah ich an den Gesichtern meines Vaters und meiner Mutter. Sie machten ein Gesicht, als ob ihnen eine sehr große Laus über die Leber gelaufen sein musste.

„Kommt lasst uns einsteigen, wir fahren erst mal zurück.“, sagte meine Mutter.

Die gesamte Autofahrt über wurde kein Wort gesprochen und ich traute mich nicht zu fragen was eigentlich los ist. Bei Mario angekommen gingen wir alle schweigend in das Haus.

„Nico, Mario wir müssen mit euch reden!“ Ernst sah meine Mutter uns an und ging voran ins Wohnzimmer.

Nachdem wir unsere Schuhe und die Jacken ausgezogen hatten, folgten wir beide unseren Eltern, die bereits im Wohnzimmer auf uns warteten.

„Kommt Kinder setzt euch zu mir.“ Renate klopfte neben sich auf eine frei Stelle der Couch. Wir setzten uns nebeneinander hin und sahen auf meine Mutter.

„Also bevor ich anfange, möchte ich euch bitten gegenüber Sven und auch anderen Personen, den Mund über das was ich jetzt erzähle zu halten. Habt ihr verstanden?“ Der letzte Satz wurde dabei von meiner Mutter besonders betont. Wir nickten stumm und sagten keinen Ton.

„Also Sven wurde gestern nachdem er hier zusammengebrochen ist im Krankenhaus genau untersucht. Dabei… hat der leitende Arzt zahlreiche alte Verletzungen festgestellt…“ Meine Mutter sah man an, dass ihr das ganze sehr nahe ging.

„Also fest steht, aufgrund dieser Verletzungen, dass Sven misshandelt wurde.“

Es war plötzlich ganz still, ich musste schlucken und dann fing ich leise an zu weinen.

„Wer war das?“ fragte Mario leise.

„Herr Wegener der leitende Arzt hat gestern noch die Polizei gerufen. Die Polizei hat heute bei Sven seinen Eltern eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Sie haben so wie mir Herr Wegener sagte, eindeutige Bilder und Videos von Sven auf dem Rechner seines Vaters gefunden. Sven weiß noch nichts davon. Jedenfalls wird mir jetzt so einiges klar, über sein Verhalten damals in der Anstalt. Man kam nicht an ihn ran und immer wenn man dachte jetzt bricht die Mauer zusammen, wurde sie von ihm neu aufgebaut. Versteht ihr was ich meine?“

Alle nickten, aber keiner wagte meine Mutter zu unterbrechen.

„Deswegen war ich auch sehr erstaunt, nachdem Sven Nico kennen lernte, dass Sven selbst anfing seine Schutzmauer einzureißen. Ja Nico, du hast eine Wende bei ihm eingeleitet, aber jetzt durch das Treffen mit seinen Eltern ist bei ihm alles wieder hochgekommen. Und wie es aussieht sind Svens verdrängte Erinnerungen an seinen Vater und dem was dieser mit ihm gemacht hat, in seinem Gehirn wieder aktiviert worden.“

„Was machen wir jetzt?“ Die Frage von mir hing in der Luft, aber keiner antwortete darauf.

„Ich fahre nachher mit Nico zum Krankenhaus und ich werde, wenn Sven wieder ansprechbar ist, mit ihm reden!“

Meine Mutter sah mich an, stand auf und nahm mich in ihre Arme.

„Nico wir werden das schaffen und Sven helfen!“

SVEN

Als ich wach wurde war es dunkel im Zimmer. Eine kleine Lampe verbreitete etwas Licht. Ich hatte mächtigen Durst und sah mich nach etwas zum trinken um. Konnte aber nichts entdecken. Also setzte ich mich im Bett hoch und stand auf. Ich lief zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Auf dem Gang war niemand zu sehen, so dass ich diesen betrat und mich suchend nach einer Schwester umsah. Ich lief langsam den Gang runter. Plötzlich ging eine Tür auf und eine Schwester erschien. Erschrocken sah sie mich an.

„Was machen Sie denn hier?“

„Ich habe Durst!“, war meine Antwort auf die Frage der Schwester.

„Ach so. Na gehen Sie mal in ihr Zimmer, ich bringe Ihnen gleich was zum trinken.“

Ich lief wie mir befohlen in mein Zimmer zurück und legte mich wieder in das Bett. Kurz darauf ging die Tür auf und Nicos Mutter stand vor mir.

„Hallo Sven, hier erst mal das wonach du gesucht hast.“

Sie reichte mir eine Flasche Wasser und ein Glas. Ich öffnete die Flasche und goss etwas in das Glas, dabei schob Nicos Mutter ein Stuhl an mein Bett und setzte sich. Nachdem ich ausgetrunken hatte und das Glas auf den Abstelltisch gestellt hatte, fing Nicos Mutter an zu sprechen.

„Sven wir müssen miteinander reden. Du weißt noch, über was Doktor Wegener gestern mit dir gesprochen hat?“

Ich schluckte denn mein Hals war schon wieder zu einer staubigen Wüste geworden.

„Ja ich weiß und in mir kommen immer mehr Bilder hoch, die ich nicht mehr in meinem Kopf haben will.“ Ich fing dabei an schneller zu atmen. Die Bilder von meinem Vater nahmen immer mehr Konturen an.

„Sven ganz ruhig. Es ist niemand außer mir hier und wir müssen miteinander darüber sprechen! Ansonsten werden dich die Bilder ein Leben lang verfolgen.“

„Ich möchte es aber nicht! Ich möchte einfach vergessen, was dieses Schwein mit mir gemacht hat.“

„Dein Vater, Sven sitzt zurzeit im Gefängnis. Man hat heute früh die Wohnung deiner Eltern durchsucht und dabei etliches gefunden.“

„Was hat die Polizei gefunden?“ Tränen traten mir in die Augen. Verdammt warum konnte das alles hier nicht zu ende sein.

„Fotos und Videos..“, antwortete sie stockend auf meine Frage.

„Ich… Wenn Nico das erfährt wird er mich nicht mehr wollen. Ich bin ein Stück Dreck, wie mein Vater gesagt hat…“, fing ich an zu schluchzen.

„Nico liebt dich und glaube mir so etwas würde er nie machen, dich im Stich lassen.“

„Weiß er es?“

„Nein nicht alles. Nur, dass du misshandelt wurdest.“ Ich fing an zu zittern und Barbara nahm mich in die Arme.

„Junge es wird alles wieder gut und ich hab dich sehr lieb. Wir schaffen das schon.“

Nach einiger Zeit ließ sie mich wieder los.

„Geht’s?“

„Ja es geht so!“

„Weißt du, ich habe mich nachdem Herr Wegener mir seine Untersuchungsergebnisse gezeigt hatte, gefragt, warum die anderen Ärzte das nicht gesehen haben.“

„Welche Ärzte?“

„Du wurdest doch damals in der Schule von diesem Mike wie wir ja jetzt wissen angeschossen. Die Ärzte die dich danach medizinisch versorgten, haben wirklich nur die Schussverletzung verarztet. Keiner hat dich richtig untersucht. Nachdem ich mir die Akte angefordert hatte, war mir klar: sie wollten dich damals, so schnell wie möglich los werden. Tja du warst für sie der Täter und nichts anderes.“ Traurig sah sie mich an.

„Wenn ich damals diese Untersuchungsergebnisse gehabt hätte, dann hätte ich auch gewusst warum du dich in der Anstalt so benommen hast.“

„Was wird nun aus mir?“

„Was soll aus dir werden? Sven du bleibst bei uns,. Das einzige was dir Kraft abverlangen wird ist die Therapie, die du so schnell wie möglich beginnen solltest.“

„Aber wenn Nico das erfährt und er wird es erfahren, dann wird er mich nicht mehr ansehen. Ich habe Angst davor, wieder einen lieben Menschen zu verlieren.“

„Hör zu, Nico steht zu dir. Hat er damals, als du bei uns in der Anstalt als verurteilter Mörder warst, dich verurteilt?“

„Nein hat er nicht. Eher das Gegenteil.“

„Siehst du und er liebt dich!“

„Ich liebe ihn auch.“, flüsterte ich.

„Ich weiß wie sehr du ihn liebst. Ich konnte es jeden Tag in deinen Augen sehen, wenn du Nico angesehen hast.“

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah Nicos Mutter an.

„Danke für alles.“

„Du musst mir nicht danken. Ich tu es für dich, weil ich dich auch sehr gerne habe!“

Sie nahm mich nochmals in die Arme und ließ mich dann los.

„Und soll ich Nico jetzt holen?“

„Was er ist hier?“

„Natürlich ist er hier. Schon vergessen, er liebt dich!“

„Ja ich weiß. Ich möchte gerne mit ihm sprechen.“

„Na, dann hol ich ihn mal.“ Barbara stand auf und ging aus dem Zimmer.

Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und Nico kam herein.

„Sven…“ Mit einem Aufschrei rannte er auf mich zu und fiel mir um den Hals. Wie gut das tat, Nico in meinen Armen zu halten. Ich genoss die Umarmung und mir wurde dabei bewusst wie blöd ich doch war. Zu zweifeln, ob Nico mich noch mochte, wenn er von meiner Vergangenheit erfuhr.

„Wie geht es dir Sven?“, flüsterte Nico in mein Ohr.

„Jetzt geht es mir wieder gut. Ich liebe dich!“, flüsterte ich zurück.

„Wir werden das schaffen, glaub mir. Und du musst mir nichts erzählen über das ganze, wenn du es nicht möchtest.“

„Ich möchte, aber ich kann noch nicht. Gib mir etwas Zeit!“

„Die gebe ich dir.“

Nico legte sich auf mein Bett und drückte mich an sich.

NICO

Ich saß mit Mario in seinem Zimmer und erzählte ihm gerade wie es Sven ging, als es an seine Zimmertür klopfte.

„Mario unten wartet Peter auf dich!“, kam es hinter der Tür von seiner Mutter. Marios Gesicht verzog sich zu einem grinsen.

„Meinst Du Nico es wird Zeit meinen Eltern zu sagen wer Peter ist?“

„Sven hat dir doch gesagt, dass sie es längst wissen.“

Mario sah mich an und nickte ernst.

„Ich werde es tun. Ich werde meinen Eltern es jetzt sagen!“

Er stand auf und ging nach unten zu Peter. Es dauerte e eine ganze Weile, bis die Tür sich wieder öffnete und Mario in Begleitung eines Jungen erschien.

„Und wie ist es gelaufen?“ fragte ich nun doch etwas neugierig.

„Du hattest Recht sie haben auf mich und Peter im Wohnzimmer gewartet.“

Der Junge musste also Peter sein. Er sah echt nett aus.

„Hi, du musst Nico sein.“

Ich nickte bejahend in seine Richtung.

„Und du musst, lass mich raten, Peter sein.“

Peter musste daraufhin grinsen: „Ja, der bin ich. Es tut mir echt leid mit deinem Freund.“

Wir setzten uns auf den Boden und sprachen dann über alles Mögliche. Peter war echt lustig und irgendwann kam Renate und holte uns zum Abendessen.

SECHS MONATE SPÄTER

NICO

Wir liefen zu unserem Lieblingsort. Sven war an meiner Seite und hielt meine Hand. Laub raschelte unter unseren Füßen. Es war Herbst geworden und es fiel auf uns herab wie Schnee. Die Sonne strahlte, aber es war schon ziemlich kühl.

Endlich an unserem Platz angekommen nahm mich Sven in die Arme. Gemeinsam sahen wir zu, wie langsam die Sonne unterging. Fiel hatten wir erreicht in diesen sechs Monaten. Sven ging es besser, dank der Therapie, die er bei meiner Mutter machte.

Er brauchte zu der Verhandlung seines Vaters nicht erscheinen, zu viele Beweismittel lagen gegen ihn vor. Die Wunden und Narben die Sven in sich trug, heilten langsam ab. Manches konnte er heute mit anderen Augen sehen, aber wenn nachts die Träume kamen, wachte ich an seiner Seite. Ich wusste gemeinsam schaffen wir es. Schritt für Schritt wie ein neugeborenes Kind, lernte Sven die Welt mit anderen Augen zu sehen.

„Ich liebe Dich!“ Sven nahm mich in die Arme und drückte mich an sich.

Ja wir hatten es bis hierher geschafft, wir würden auch alles andere schaffen. Die Sonne war fast untergegangen. Die letzten Strahlen spielten mit dem Laub in den Bäumen, bevor sie ganz unterging. Wir gingen zurück in die anbrechende Dunkelheit. Was uns die Zukunft bereithielt, wussten wir nicht.

Anmerkung des Autors:

Giannas Geschichte „Der Junge aus der Anstalt“ liebe ich über alles. Wie oft ich sie gelesen habe und mich gefragt habe wie es wohl weiter gehen könnte. Das konntet ihr hier nun lesen. Ich hatte Gianna gefragt, ob ich eine Fortsetzung zu dieser Geschichte schreiben darf. Nun ist sie fertig und ihr wisst dann auch was Gianna mir geantwortet hat. Danke Gianna!

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