Markus – Teil 7

MARKUS

Am nächsten Tag war nicht besonders viel los. Wir gingen alle fleißig zur Schule, am Nachmittag traf ich mich mit Kai und am Abend guckten Torben und ich einen Film, und schliefen wie immer eng aneinander gekuschelt ein. Er fragte mittlerweile nicht mehr, wie es bei Kai war und was wir machten und ich erzählte auch nichts davon, um ihn nicht wieder aufzuregen. Ich wusste, dass Torben nach wie vor nicht mit der Beziehung einverstanden war. Das machte mich irgendwie traurig, weil ich eigentlich eine Menge auf Torbens Meinung gab und in diesem Fall verstand ich einfach nicht, wieso er so bockig war.

Am Freitag, nach dem Abendbrot, suchten Torben und ich uns die Klamotten für die Party heraus. Während Torben zum Duschen verschwand, hatte ich meine Auswahl aufs Bett geschmissen. Ich stand nackt vor meiner Liegewiese und wollte gerade anfangen mich anzuziehen, als sich von hinten etwas Nasses an mich schmiegte.

„Sehr verführerisch dieser Anblick, wirklich!“, säuselte Torben mir ins Ohr und blickte über meine Schulter.

Er schlang seine Arme um mich, streichelte erst meine Brust und dann meinen Bauch. Durch das Handtuch, was er sich um die Hüfte geschlungen hatte, konnte ich seine Erregung spüren. Ich merkte, wie sich auch mein bestes Stück zu regen anfing. Mein Herz schlug wie wild, als Torbens Hand immer tiefer wanderte und dann kurz vor meinem Schwanz halt machte. Er ließ mich los und sein Handtuch fallen. Dann begann er sich langsam anzuziehen. Ich schluckte, weil er wieder einmal so nackt vor mir stand.

„Schade, dass du schon vergeben bist!“, sagte Torben, als er gerade damit beschäftigt war sich die Shorts über sein immer noch steifes Glied zu ziehen. Er zwinkerte mir neckisch zu.

„Du bist ja so gemein!“, krächzte ich. Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals. Torben lachte. Oh man ich liebte sein Lachen!

„Markus, zieh dich an, wir kommen noch zu spät.“

„Äh, ja sicher!“

Ich langte nach meinen Shorts auf dem Bett, doch Torben riss sie mir aus der Hand.

„Die willst du ja wohl nicht anziehen… warte mal.“

Torben begutachtete meine Klamottenauswahl für heute Abend nun genauer und schüttelte den Kopf. Dann verschwand er halb in meinem Kleiderschrank und hielt mir kurz darauf eine Retro hin, die ich zwar mal gekauft, aber noch nie angehabt hatte.

„Anziehen!“

Bei so einem Befehlston konnte ich natürlich nicht widersprechen und so ging es weiter, bis ich komplett angezogen war. Den Abschluss machte ein schwarzes Hemd, welches mir Torben reichte. Ich zog es über das Shirt und sah ihn fragend an.

„Wow“, sagte dieser, „du siehst heiß aus.“

„Du aber auch“, sagte ich todernst.

Torben schaute an sich runter, er hatte ja bis auf seine Shorts noch nichts weiter an. Wir sahen uns an und prusteten gleichzeitig los.

TORBEN

Eine halbe Stunde später waren wir alle bei Sandra versammelt. Zu meinem Leid war auch Kai bereits dort und tänzelte die ganze Zeit um Markus rum. Zerknirscht trank ich das Bier, was Sandra gerade zum Vorglühen an alle verteilt hatte. Eigentlich mochte ich Bier nicht besonders. Ich trank es zwar, wenn es nichts Besseres gab, aber ansonsten bevorzugte ich doch härteres. Allerdings übertrieb ich es nie. Es war bisher erst einmal vorgekommen, dass ich einen Filmriss hatte. Davon wusste hier allerdings niemand was. Als Betty mit mir Schluss gemacht hatte, war ich in einer Kneipe versackt und am nächsten Morgen im Park aufgewacht. Ich hatte bis heute keine Ahnung, wie ich dahin kam.

„Hey, Torben, träumst du? Wir wollen los.“ Martin stand vor mir und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich nickte und trank den Rest des Bieres mit einem Zug aus. Dann machten wir uns auf den Weg.

Schon bevor wir Niklas Haus sahen, hörten wir die Musik. Ich fragte mich, wieso die Nachbarn sich das gefallen ließen. Wahrscheinlich waren sie alle schon schwerhörig und bekamen nichts mehr mit. Ich grinste über meine Gedanken.

„Was grinst du so?“ Markus ging nun neben mir, Hand in Hand mit Kai! Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf, als ich das sah.

„Hab nur an was Lustiges gedacht. Du weißt schon, dass bisher noch keiner weiter, weiß, dass du schwul bist oder?“

Markus sah runter auf Kais und seine Hand und wenn ich das bei den derzeitigen Lichtverhältnissen richtig sah, wurde er sogar etwas rot.

„Ich weiß, aber ich denke, irgendwann müssen sie es ja mal mitkriegen.“

„Du musst ja wissen was du tust“, entgegnete ich vielleicht eine Spur zu giftig.

Markus guckte mich ärgerlich an, doch das war mir egal. Ich schloss zu Martin und Sandra auf.

„Wieso hast du uns nichts gesagt?“, fragte Sandra.

„Weil es nicht meine Aufgabe war“, ich zuckte mit den Schultern.

„Stimmt“, gab Martin mir Recht, „Markus muss selber wissen wann und wem er es sagt.“

„Hey da seid ihr ja endlich“, wurden wir lauthals von Niklas begrüßt, als wir sein Heim erreicht hatten.

Ich begrüßte ihn mit Handschlag und schon zehn Sekunden später drückte mir jemand ein weiteres Bier in der Hand. Niklas nahm es mir jedoch gleich wieder ab und gab es an Martin weiter.

„Torben trink doch kein Bier, wenn es was Besseres gibt!“ Er grinste mich an und ich grinste zurück. Wir machten uns zusammen auf den Weg zur „Theke“, dem Stubentisch, und mixten uns was Nettes zusammen.

„Und, wie geht’s dir? Bist wieder fit?“, fragte mich Niklas.

„Ja, alles wieder im grünen Bereich.“

„Sehr gut, wird Zeit, dass du wieder zum Schwimmtraining kommst.“

„Ach, ich lass es erst einmal langsam angehen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich die Ausfälle unseres Trainers nicht sonderlich vermisst.“

Niklas lachte, klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken und mischte sich wieder unters Volk. Es war wirklich schon mächtig was los hier und das, obwohl es gerade mal 21 Uhr war. Ich sah mich in dem geräumigen Wohnzimmer um. Die Möbel waren weitestgehend ausgeräumt worden und die einzige Beleuchtung im Raum erfolgte über ein paar Lavalampen und zwei Schwarzlichtröhren. Es war eine tolle Atmosphäre. In der Mitte des Raumes wurde zum Teil wild getanzt. An den Wänden entlang gab es Sitzgelegenheiten, auf dem Boden verteilte Kissen, ein paar Sessel und eine große Couch. Auf dieser hatten es sich Martin und Sandra gemütlich gemacht. Ich schenkte mir noch einen Drink ein, da mein Glas schon wieder leer war und gesellte mich zu ihnen.

MARKUS

Die Party war bereits in vollem Gange als wir ankamen und mein Ärger über Torben war schnell verflogen. Ich hatte kleine Lust mir von seiner Zickerei die Laune verderben zu lassen. Ich wollte den Abend genießen. Es lief tolle Musik. Ich nahm an, dass Marek wieder auflegte. Er war über die Jahre irgendwie zu unserem Schul-DJ mutiert. Wenn er auflegte ging es immer ab. Er hatte es einfach drauf, die Leute mitzureißen und zum Tanzen zu animieren.

Ich sah durch den Raum und entdeckte Torben mit Niklas an der Theke. Sie schütteten sich etwas zu trinken ein. Irgendwas Hochprozentiges, nach der Flasche zu urteilen. Ich mochte so ein Zeug nicht. Bier und Sekt waren okay für mich, aber da hörte es dann auch auf. Torben tickte da allerdings etwas anders. Ich sah wie er sich kurz mit Niklas unterhielt, der verschwand dann jedoch in der Menge. Torben stürzte sein Glas hinunter und schenkte sich sofort noch einmal nach, was ich missbilligend zur Kenntnis nahm. Dann machte er sich auf den Weg zu Martin und Sandra, die es sich auf der Couch bequem gemacht hatten.

„Komm, wir holen uns auch was zu trinken“, brüllte Kai in mein Ohr.

Ich wandte meinen Blick von Torben ab und wir machten uns auf den Weg zur Theke. Kai schenkte uns einen Sekt ein und stieß mit mir an. Dabei sah er mir so süß in die Augen, dass ich beinahe dahingeschmolzen wäre. Kai lächelte mich an und küsste mich kurz auf die Wange. Anschließend zog mich mein Freund zu einer Gruppe, die zum Teil aus Schülern der Parallelklasse bestand.

„Hi, können wir uns zu euch setzen?“, fragte er einfach frei heraus.

„Aber sicher doch“, antwortete ein hübsches Mädchen mit so einer Haarpracht, dass jeder Löwe neidisch geworden wäre.

Kai setzte sich auf den letzten freien Platz und bevor ich überlegen konnte, wo ich mich denn nun niederlassen konnte, zog er mich auf seinen Schoß und legte seine Arme um mich.

„Ihr seid ein hübsches Paar“, sagte das Löwenköpfchen.

„Das find ich auch“, entgegnete Kai und ich stammelte nur ein leises ´Danke´, was bei der lauten Musik aber wahrscheinlich eh keiner gehört hatte.

Es begann ein angeregtes Gespräch zwischen uns und der Gruppe, was allerdings wegen der lauten Musik doch etwas anstrengend war. Ab und an ließ ich meinen Blick zu Torben schweifen. Er unterhielt sich wieder mit Niklas, der sich ebenfalls mit aufs Sofa gesetzt hatte. Niklas war ein ganz netter. Ich mochte ihn, allerdings übertrieb er es manchmal mit der Feierei und war schon so manches Mal abgestürzt. Jetzt ging er zur Theke und kam mit einer Flasche Hochprozentigem zurück. Er schüttete erst sein und dann Torbens Glas voll. Dieser nahm das Glas entgegen und schaute auf einmal genau in meine Richtung. Dann sah er wieder weg und kippte den Inhalt des Glases runter. Kaum war es leer schenkte Niklas auch schon wieder nach. Torben trank es dieses Mal jedoch nicht wieder in einem Zug aus, sondern stand samt Glas auf und machte sich auf den Weg nach draußen.

„Komm, lass uns tanzen gehen“, brüllte mir Kai entgegen und küsste noch mal meinen Nacken bevor wir aufstanden und uns in Richtung Tanzfläche durchkämpften.

TORBEN

Nachdem ich mein Glas zum dritten Mal in einem Zug geleert hatte, machte ich mich auf den Weg nach draußen, auf die Terrasse. Ich musste erst einmal von Niklas wegkommen, sonst wäre ich schneller voll, als ich piep sagen konnte. Ich merkte jetzt schon den Alkohol. Ich stellte mein volles Glas auf dem Terrassengeländer ab und sah mich um. Vereinzelt konnte ich Pärchen im Garten entdecken, die ganz mit sich selbst beschäftigt waren und alles um sich vergaßen. Ich musste grinsen, hatte ich doch selbst einmal mit Betty in diesem Garten gestanden und gefummelt. Komischer Weise machte es mir nichts mehr aus, an Betty zu denken. Es gab keinen Stich ins Herz und mir wurde auch nicht mehr mulmig.

Als ich durch die Terrassentür wieder ins Innere des Wohnzimmers blickte, konnte ich Markus und Kai auf der Tanzfläche ausmachen, wie sie engumschlungen tanzten. Sofort kochte meine Wut wieder hoch. Was fand er bloß an diesem eingebildeten Schnösel. Ich schnappte mir mein Glas und stürzte den Inhalt hinunter. Ich überlegte ob ich mich nicht einfach hoffnungslos betrinken sollte. Ich grummelte vor mich hin und schickte immer wieder bitterböse Blicke in Kais Richtung.

„Alkohol ist keine Lösung. Vielleicht solltest du ihm einfach welche reinhauen.“ Ich erschrak, schaute neben mich und sah in das freundliche Gesicht eines jungen Mädchens. Sie schien allerdings schon etwas älter zu sein als ich.

„Äh…?“

„Meinem Bruder.“ Ihr Kopf nickte in Richtung Tanzfläche, wo Markus und Kai sich zu meinem Entsetzen gerade gegenseitig die Zungen in den Hals schoben.

„Anke?“

„Ja, genau. Scheint, als hättest du schon von mir gehört.“

„Jepp, Markus hat von dir erzählt. Ich bin Torben, sein bester Freund.“

Wir schüttelten Hände und sie musterte mich dabei sehr aufmerksam. „

„Es passt dir nicht, dass die beiden zusammen sind?“ Aus ihrem Mund klang das eher wie eine Feststellung statt eine Frage.

„Nein, nicht wirklich“, ich lächelte sie gequält an und sie nickte.

„Du liebst ihn, oder?“

Ich beschloss, diese Frage einfach zu überhören.

„Ich sehe es an der Art, wie du ihn ansiehst, Markus meine ich.“

„Hm…“

„Lust zu tanzen?“, wechselte sie das Thema.

Ich sah ihr ins Gesicht. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln und ihre Augen strahlten regelrecht.

„Gerne.“ Ich nahm sie bei der Hand und führte sie vor mir her auf die Tanzfläche.

Diese Frau war der absolute Wahnsinn. Wir wirbelten gemeinsam durch das Wohnzimmer, als gäbe es kein morgen mehr. Ich genoss es, denn ich konnte Tanzen und mochte es, wenn ich mit einer Person tanzen konnte, die es ebenfalls beherrschte. Ich sah, wie Markus und Kai ein paar Mal in unsere Richtung guckten. Markus sah ziemlich erstaunt aus, schien sich aber zu amüsieren, während Kai sich offenbar fürchterlich aufregte. Ich bekam mit, wie ihm die Gesichtszüge entglitten und schickte ihm einen bitterbösen Blick über die Tanzfläche und er schaute schnell wieder weg. Nach zwei weiteren Tänzen war ich fix und fertig.

„Puh, ich brauch ´ne Pause“, schnaufte ich Anke ins Ohr.

Die kicherte und meinte, sie müsse eh mal wohin.

„Vielen Dank für den Tanz. Hat Spaß gemacht mit dir.“ Sie wandte sich schon von mir ab und wollte Richtung Bad verschwinden, drehte sich dann aber doch noch einmal um: „Hör mal, Torben, pass ein bisschen auf Markus auf, okay?“

„Was meinst du damit?“

„Sagen wir mal, mein Bruder nimmt es mit Beziehungen nicht so genau. Man könnte auch sagen, er poppt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Ich möchte nicht, dass er das mit Markus auch macht, er scheint ein wirklich netter Junge zu sein.“

Sie lächelte mir noch mal zu, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand.

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