Markus – Teil 8

MARKUS

Die Musik hier war wirklich klasse und das Tanzen mit Kai machte mir viel Freude. Seit einiger Zeit beobachtete ich amüsiert, wie Torben Kais Schwester Anke über die Tanzfläche scheuchte. Das Zusammenspiel zwischen den beiden klappte echt super.

„Oh nein!“, stieß Kai hervor als er Anke und Torben ebenfalls entdeckt hatte.

„Was denn? Ist doch cool!“

„Na ja, da haben sich ja jetzt die richtigen gefunden“, brummelte Kai weiter vor sich hin und trat mir auf den Fuß.

„Au.“

„Oh, entschuldige. Soll ich den Notarzt rufen?“

Ich musste lachen, da Kai mich jetzt bis über beide Ohren grinste.

„Nein, lass mal, so schlimm war es dann auch wieder nicht.“

Ich nahm Kais Gesicht in meine Hände und küsste ihn zärtlich auf seine Lippen. Kai erwiderte den Kuss und schon fand seine Zunge den Weg in meinen Mund. Nach ein paar Minuten beendete ich unser Zungenspiel, um nach Luft zu schnappen.

Er unterhielt sich mit Anke und kurz darauf verließ sie das Wohnzimmer. Torben blieb alleine auf der Tanzfläche zurück, machte sich dann aber auf den Weg zur Theke. Anschließend setzte er sich auf einen Sessel, seitlich der Terrassentür und nippte an seinem vollen Glas. Er schaute irgendwie etwas missmutig drein.

„Kommst du eben mit zu Torben? Der sitzt dort ganz alleine uns verlassen“, sagte ich zu Kai.

„Nee, lieber nicht. Aber geh du ruhig, ich gucke solange mal was draußen so los ist.“

„Okay, aber schön artig bleiben.“ Mit diesen Worten piekste ich Kai in den Bauch, was er mit einem kurzen Auflachen quittierte. Dann ging er an Torben vorbei raus in den Garten, würdigte ihn jedoch keines Blickes. Ich ließ mich, bei Torben angekommen, über die Sessellehne auf dessen Schoß fallen.

„Uff.“

„Na süßer.“

„Na.“

„Brauchst du etwa ´ne Pause von deiner Vorstellung mit Anke?“

„Wieso, wolltest mich auffordern?“, fragte er mich grinsend.

„Nee, bei deinem Tempo komm ich nicht mit. Außerdem kannst du jetzt nicht tanzen.“

„Wieso?“

„Wirst gerade als Sessel gebraucht.“

„Mhhh, ich merk´s.“

Torben schlang seinen freien Arm um mich und zog mich an sich heran.

„Wenn du dein Glas wegstellst, könntest du mich ganz umarmen.“

„Das brauche ich aber noch, Schatzi.“

Ich kicherte, Torben hatte mich so weit ich mich erinnerte noch nie ´Schatzi´ genannt.

„Du solltest nicht so viel trinken“, sprach ich in Torbens Ohr.

„Und du solltest nicht soviel mit dem Typen rummachen.“, erwiderte er und streckte mir die Zunge raus.

Ich machte einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Mal im Ernst, Markus, der ist einfach nichts für dich.“

„Ach und woher will der Herr das wissen?“

„Ich habe einen gesunden Menschenverstand, und mein Gefühl sagt´s mir auch…na ja, und Anke.“

„Wie jetzt, ihr hattet beim Tanzen nichts besseres zu tun, als über Kai herzuziehen?“ Ich stütze mich auf Torbens Oberschenkel ab und versuchte aufzustehen. Das musste ich mir nicht anhören. Torben hielt mich jedoch fest.

„Lass mich los, ich habe keinen Bock auf solche Gespräche.“

Doch Torben ließ mich immer noch nicht los. Im Gegenteil: er schlang den Arm sogar noch fester um mich. Gegen diese Kraft konnte ich einfach nichts aussetzen.

„Ich sag schon nichts mehr. Komm setz dich wieder hin. Bitte.“ Mit einem unendlich süßen Blick schaute er mir genau in die Augen. Sofort brach mein ganzer Widerstand in sich zusammen. In diesen Augen könnte ich ertrinken, so schön waren sie. Etwas machte mich jedoch stutzig. Ich konnte keine Fröhlichkeit darin sehen, sie wirkten eher traurig und resigniert.

Ich konnte nicht anders, als meine Arme um Torbens Hals zu schlingen und ihn fest zu drücken. Ich hörte, wie er seufzte. Dann stellte er endlich sein Gesöff weg, nahm mich ebenfalls in den Arm und streichelte mir immer wieder über den Rücken. Eine ganze Weile harrten wir so aus. Ich genoss das Gefühl von Torben gestreichelt und geknuddelt zu werden. Auf einmal jedoch spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. Das Neue daran war, dass zwischen meinem Rücken und dieser Hand kein Stoff mehr war. Was machte er da nur? Ich hob meinen Kopf von Torbens Schulter und sah ihm in die Augen.

„Was machst du da?“

„Ich guck nur ob du vernünftig angezogen bist.“

„Falsche Antwort“, kicherte ich.

„Na gut, ich zieh dich aus!“

Ich schluckte und wusste nicht, was ich darauf entgegnen sollte. Torben lachte über mein wohl doch ziemlich dummes Gesicht und schob seinen Kopf dann langsam vor. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden und seine Lippen berührten die meinen. Mit einer Hand umfasste er meinen Nacken und küsste mich intensiver. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper, denn erst jetzt wurde mir klar, wie erregt Torben war. Ich konnte es an meinem Hintern spüren. Da auch mich die ganze Situation gerade gar nicht kalt ließ, löste ich den Kuss und kämpfte mich von Torbens Schoß runter. Dieser guckte mich traurig an.

„Wäre nicht so toll, wenn Kai uns so sehen würde“, stammelte ich.

„Ich mag dich aber küssen“, sagte Torben so leise, dass ich ihn wegen der lauten Musik kaum verstand. Er griff nach meinem Arm und versuchte mich wieder zu sich runterzuziehen. Das wusste ich allerdings zu verhindern, indem ich mich mit beiden Armen auf der Rückenlehne des Sessels abstützte. In dieser Position schaute ich nun zu Torben hinunter und er schaute zu mir auf. Ich war schon wieder im Begriff, in seinen Augen zu ertrinken, al sich plötzlich seine Hand auf meinem Schritt spürte. Ich nahm sie dort weg.

„Torben, ich glaube du hast ein bisschen zu viel getrunken“, sagte ich und richtete mich wieder auf.

„Ja, das wird es wohl sein!“ antwortete Torben, nahm sein Glas wieder in die Hand und kippte den Inhalt auf einmal hinunter.

TORBEN

Ich achtete kaum darauf, dass Markus mich ärgerlich ansah, als ich auch dieses Glas wieder in einem Zug leerte. Ich hievte mich aus dem Sessel hoch, schob mich an ihm vorbei und lief Richtung Martin. Auf den hatte ich jetzt allerdings auch nicht wirklich Bock. Ich musste nur von Markus weg, sonst könnte ich mich wohl wirklich nicht mehr beherrschen. Er sah einfach zu gut aus heute und wie er sich dann einfach so bei mir auf den Schoß gesetzt hatte, oh man, ich hatte sofort eine Erektion bekommen. Und dann musste ich ihn einfach streicheln und küssen, wieso wusste ich auch nicht… Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch, als mich jemand unsanft in die Seite boxte.

„Au.“

„Hat doch gar nicht weh getan“, lachte Anke.

„Klar, noch so ein Ding und ich werde Wochenlang nicht laufen können“, grinste ich sie an.

Sie lachte. Dann hakte sie sich bei mir unter und führte mich zu der Liegewiese, sprich: den in der ecke verteilten Kissen. Wir machten es uns bequem und beobachteten wieder die tanzenden Leute in der Mitte des Wohnzimmers. Kai und Markus ließen auch schon wieder fleißig die Hüften schwingen.

„Du liebst ihn definitiv!“, hörte ich von ganz weit weg.

„Wie…?“

Ich sah Anke an und sie lachte schallend auf und legte mir dann zu meinem Entsetzen ihre Hand in den Schritt.

„Er macht dich an!“

„Wer?“, stammelte ich.

„Na, Markus!“

Sie nahm die Hand wieder von meiner immer noch ausgeprägten Beule und ich atmete erleichtert auf.

„Hast du mit ihm geredet?“, fragte mich Anke nun mit Blick auf Markus und Kai.

„Nein, bei dem Thema macht er total dicht“, sagte ich resigniert.

„Das dachte ich mir schon“, seufzte Kais Schwester neben mir.

Nach dieser kurzen Unterredung hingen wir unseren Gedanken nach und schauten Kai und Markus beim Tanzen zu.

Ich schreckte hoch, als ich stechender Schmerz durch meinen Fuß raste.

„Oh, sorry, Torben?“

„Niklas?“

„Ja, die Sicherung ist rausgeflogen und ich hab dich nicht gesehen.“

„Schon okay, sieh zu, dass du die Sicherung wieder klar kriegst, sonst treffen die im Bad wieder die Schüsseln nicht und ich bin nicht verschärft darauf, so eine Sauerei noch mal wegzumachen.“

Niklas lachte. Wir kannten diese Probleme schon von der letzten Party. Also stolperte er weiter und nach kurzer Zeit war der Strom wieder da. Das Wohnzimmer war immer noch brechend voll. Hie und da saßen kleine Grüppchen in der Ecke und unterhielten sich, Pärchen knutschten.

Ich sah neben mich. Dort lag Anke, friedlich schlummern mit einem Kissen im Arm. Ich trug sie auf das freie Sofa, damit beim nächsten Stromausfall nicht noch auf ihr rumgetrampelt wurde.

Dann sah ich mich nach Markus um, konnte aber weder ihn noch Kai irgendwo entdecken. Bevor ich sie suchen wollte, musste ich allerdings erst einmal meine Blase leeren gehen. Ich bahnte mir also zum wiederholten Mal einen Weg durchs Wohnzimmer und steuerte das WC an.

Als ich die Tür auf und das WC Licht anmachte fiel mein Blick auf ein leicht bekleidetes Mädchen, was rittlings auf Thomas, einem weiterem Schwimmkumpel saß. Dieser wiederum saß auf dem Klodeckel und war in ein wildes Zungengefecht mit ihr verwickelt. Die zwei störten sich gar nicht daran, dass ich in der Tür stand.

„Ähm, okay ich nehme das Bad. Weitermachen!“

Thomas salutierte, ohne seine Zunge aus dem Mund der Gespielin zu nehmen und fing dann an, sie weiter auszuziehen. Lachend schüttelte ich den Kopf und schloss die Tür wieder. Auf Niklas´ Parties war wirklich immer was los! Ich wollte gar nicht wissen, welche Spielchen sich gerade in der einen oder anderen Ecke des Hauses abspielten.

Ich ging den dunklen Flur entlang und hoffte, dass ich mir wenigstens im Bad Erleichterung verschaffen konnte. Der Alkohol drückte nun doch ganz schön auf die Blase.

Ich drückte also die Tür der nächsten Nasszelle auf, ging einen Schritt hinein und blieb dann wie angewurzelt stehen, als ich sah was sich dort vor meinen Augen abspielte.

Auf dem Badvorleger hatte es sich ein Pärchen gemütlich gemacht, genau wie auf dem WC. Die beiden waren ins Knutschen vertieft und der blonde Junge schob gerade seine Hand über die Hose des anderen und nestelte an dessen Reißverschluss herum.

Ich merkte, wie meine Halsschlagader anschwoll und ich immer wütender wurde. Meine Hände hatten sich bereits zu Fäusten geballt.

„Verpiss dich endlich wieder, hier ist besetzt“, stöhnte Kai, der mit halb herunter gelassener Hose auf Markus lag und mir den Rücken zudrehte.

In dem Moment hakte es bei mir aus, ich stürmte auf Kai zu packte ihn an der Schulter und riss ihn von Markus herunter, der erst jetzt mitbekam, dass ich es war, der ins Bad gekommen war. Mit verständnislosem und angstvollem Blick sah er mich an.

Ich kochte vor Wut, zog Markus mit einem Ruck am Arm in die Senkrechte, machte seinen Hosenstall zu und zog ihn dann hinter mir her aus dem Bad. Markus, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, wurde ärgerlich und wehrte sich zunehmend.

„Torben, lass mich los. Man was ist denn in dich gefahren.“

„Die Frage ist, was IN dich GEFAHREN wäre, wenn ich nicht zufällig eben da rein geplatzt wäre“, brüllte ich ihn an und zog ihn weiter hinter mir her, bis ich mit Markus im dunklen Garten stand. So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen, aber auch ich war wütend und sauer! Wie konnte er sich nur so leicht rumkriegen lassen. Diese Frage stellte ich ihm dann auch.

„Was geht es dich an, wir sind nicht zusammen, verdammte scheiße! Wieso kannst du dich nicht einfach für mich freuen, wie es ein richtiger Freund machen würde.“

Noch bevor ich darauf was erwidern konnte drehte Markus sich um und rannte durch den Garten zurück ins Haus.

„Markus…“, ich rief ihm nach und wollte gerade hinterher, als mich jemand festhielt.

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