Der Andrang war groß. Immer mehr Leute strömten zum Deich. Morgen fing wieder die Schule an und auch das Wetter schien heute noch mal die letzten Kräfte in seine Sonnenstrahlen zulegen. Jeder wollte wohl den letzten Tag genießen.
Der Wind aber, hatte schon einiges zugelegt. Unsere bunten Fahnen mit dem Zeichen für Dithmarschen flatterten wie wild. Auch sonst war hier bei mir viel Betrieb, seit ich am Mittag den Dienst angetreten hatte, hatte ich einiges zutun.
Ältere Herrschaften, die ein Mitbringsel oder ein Andenken vom Urlaubsort haben wollte, oder genervte Eltern, die ihren Kindern irgendwelches Spielzeug kauften, damit sie vor den Schreihälsen Ruhe hatten.
Letztes Jahr dachte ich eigentlich, ein kleiner Ferienjob, ja, könnte mir gut tun. Nun war eine Festanstellung daraus geworden. Seither arbeitete ich mehrere Male in der Woche für Cora. Sie war die Chefin des Ladens.
„Na Tim, läuft alles?“
Cora war gekommen, um nach dem Rechten zu sehen.
„Oh Cora, dich schickt der Himmel, kannst du mir kurz helfen, ich muss dringend Ware auffüllen, komm aber nicht von der Kasse weg“, meinte ich.
Sie lächelte mich an.
„Natürlich Kleiner, ich seh schon es läuft gut“, antwortete sie.
Kleiner war gut. Ich war mit meinen fast Eins Neunzig der Größte im Team, doch es hatte sich durchgesetzt, weil ich eben mit meinen achtzehn Jahren der Jüngste hier war, sozusagen, das Nesthäkchen.
Also übernahm Cora meinen Part an der Kasse und ich verschwand im Lager um Ware zu holen. Leuchttürme waren dieses Jahr der Renner, also lud ich gleich die Kiste voll um das Regal wieder damit zu befüllen.
Das gleiche Spiel mit den Bechern, Gläsern, Tellern und anderen Andenken, die wir so führten.
„Tim, draußen musst du auch noch auffüllen, hier am Regal, kann ich den Rest neben her machen“, rief Cora.
Ich nickte ihr zu und ging nach draußen, um nachzuschauen, welche Ware ich hier auffüllen musste. Es war doch ordentlich warm geworden und ich genoss die Sonne auf meinen Armen und im Gesicht.
Wieder im Lager, zog ich neue Fahnen aus dem Karton und nahm auch noch ein paar Lenkdrachen mit, die bei dem Wind schnell wieder verkauft waren. Ich war gerade damit beschäftigt, die Fahnen auszurollen und in den Halter zu stecken, als mir ein Typ an den Drachen auffiel.
Er schien vom Alter her, so in meiner Richtung zu liegen. Ebenso von der Größe her. Der Wind spielte mit seinen braunen Haaren, die er sich fortwährend aus dem Gesicht strich. Ich blickte kurz zu Cora, der meine Beobachtung nicht entgangen war.
Sie fing an zu grinsen und ermutigte mich mit wilden Gesten, den Typ anzusprechen. Ich stellte den Karton mit Fahnen zur Seite und ging auf ihn zu. Mir fiel der schöne Silberring, an seiner Hand auf, während er die Strähnen des Haares zurückstrich.
„Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?“, fragte ich.
„Ja, ich suche schöne Teelichthalter“, antwortete er, ohne mich dabei anzusehen.
„Drinnen haben wir auch noch eine sehr große Auswahl“, meinte ich zu ihm.
„Auch Leuchttürme?“
Ich musste grinsen, da ich sie ja gerade aufgefüllt hatte.
„Ja, natürlich. Verschiedene Größen, Ausführungen und Farben“, antwortete ich.
Diesmal schaute er auf und ich konnte direkt in seine großen, braunen Augen schauen.
„Zeigst du sie mir?“, fragte er.
Noch immer war ich von diesem Blick in den Bann gezogen.
„Ähm, was… aber ja… mach ich doch gerne“, stotterte ich.
Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Ich zeigte Richtung Laden und er folgte mir. Cora grinste mir immer noch frech entgegen, als wir den Laden betraten, was bei mir einen genervten Augendreher hervorrief.
Der Typ folgte mir zu den Leuchttürmen.
„He cool! Was für eine Auswahl!“, meinte er mit Begeisterung.
Ich nickte ihm zu und ließ ihn alleine. Wieder draußen verräumte ich noch die letzten Flaggen und verteilte die Drachen. Ich sah Richtung Deich, der mit Menschen besiedelt war. Die Flut war wieder gekommen und auch die letzten Wattläufer zurückgekehrt.
Hier und da konnte ich einige Drachen in der Luft erkennen. Wenn die Ferien vorüber waren, würde es wieder ruhig in Friedrichskoog werden, alleine die Rentner, die auch sonst das ganze Jahr, den Ort besiedelten, waren dann Vorort.
Dorfjugend gab es schon hier, aber wenn man etwas erleben wollte, war man auf Verkehrsmittel angewiesen. Das Problem hatte ich nicht mehr, denn ich konnte ein Auto mein Eigen nennen. Ich packte die restlichen Kartonagen zusammen und verstaute sie im Müllcontainer.
„So geschafft, danke für deine Hilfe Cora“, meinte ich als ich wieder den Laden betrat.
„Kein Problem, solange der Umsatz stimmt, jederzeit“, meinte sie und zwinkerte mir zu.
Sie hob noch einmal die Hand zum Gruß und dann war sie auch schon wieder verschwunden. Ich nippte kurz an meiner Cola und zeichnete noch ein paar Figuren mit Preisen aus, bevor ich sie in ihr Regal stellte.
„Könnte mir der junge Mann vielleicht bei einem Problem helfen?“, hörte ich jemanden hinter mir sagen.
Ich drehte mich um und eine etwas ältere Dame stand hinter mir, die unbemerkt den laden betreten hatte.
„Moin, moin, kann ich ihnen helfen?“, fragte ich freundlich.
Ich bin auf Urlaub hier in Friedrichskoog und möchte meiner Freundin ein Andenken von hier mitbringen“, antwortete sie.
„Haben sie da etwas bestimmtes im Sinn?“
„Nein, deswegen frage ich sie ja.“
„Soll der Name des Ortes darauf stehen, oder es was mit der Nordsee, dem Wattmeer zutun haben?“
„Gibt es etwas mit beidem?“
„Ja natürlich. Wir haben hier verschiedenen Tassen mit Motiven und Schriftzügen der Gegend.“
Ich bemerkte gleich, dass die Dame nicht von meinem Vorschlag begeistert schien, sie war wohl anspruchvolleres gewöhnt.
„Es gibt aber auch noch eine Möglichkeit, ihnen eine Glasschale zusammenzustellen“, meinte ich dann noch.
„Das ist eine gute Idee, haben sie etwas hier, wo ich mir das anschauen kann?“
„Ja, kommen sie“, sagte ich und zog meinen Schlüssel von der Kasse.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Typ immer noch in den Regalen stöberte und mittlerweile einen Einkaufskorb vor sich stehen hatte. Ich zeigte der Dame, die gewünschten Schalen. Sie war hellauf begeistert und suchte sich sogar direkt eine heraus.
„Ich packe ihnen die Gegenstände einzeln ein, weil sie eine längere Fahrt nicht gut überstehen würden“, meinte ich zu der älteren Frau.
„Das ist nett, ich hoffe, ich bekomme das so schön wie sie hin.“
„Das geht ganz leicht. Einfach als erstes den blauen Sand einfüllen, und dann den Rest darauf verteilen“, sagte ich.
Ich zeigte es anhand einer anderen Schale und sie nickte mir lächelnd zu. Ich packte alles in einen Karton und verklebte ihn gut. Danach stellte ich den Karton in eine Tüte und reichte ihn der Kundin, nach dem sie bezahlt hatte.
Überglücklich verließ sie wieder den Laden.
„Könntest du mir ebenso helfen?“, kam es diesmal von dem Jungen.
„Und bei was kann ich dir helfen?“, fragte ich in meiner freundlichen Art.
„Ich kann mich nicht entscheiden. Soll ich diesen süßen Bären oder die Robbe nehmen?“, fragte er.
Er stellte beides auf meine Theke.
„Für wen soll es den sein?“ Freundin?“
Ich musste innerlich schmunzeln. Legte man diese Gewohnheit, seinen Gegenüber abzuchecken, denn nie ab?
„Nein ich habe keine Freundin. Das ist für mich, besser gesagt, für meine neue Wohnung, die ich nach dem Urlaub beziehen werde.“
„Dann nimm die Robbe, Bären kannst du überall kaufen“, sagte ich.
Er stellte den Bären zurück.
„Du machst also Urlaub hier?“, fragte ich.
„Du frägst, das in so einem komischen Ton“, meinte er leise.
„Liegt daran, das unsere Altersklasse hier nicht so häufig Urlaub macht.“
„Ja, meine Eltern dachten, sie tun mir was Gutes und schleppten mich mit hierher.“
„Brauchst du noch etwas?“, fragte ich.
„Nein, dass wäre alles, aber kannst du mir das einpacken?“
„Sicherlich“, meinte ich und nahm den Korb entgegen.
Ich tippte erst die Preise ein und packte jedes einzelne Teil danach fein säuberlich ein.
„So, das macht Siebenundzwanzig Achtzig zusammen“, sagte ich.
„Kann ich mit Karte bezahlen?“, fragte mich der Typ.
Ich nickte und er gab mir seine Karte. Nachdem ich sie durch die Kasse gezogen und unsere Pinnummer eingeben hatte, ließ ich einen kurzen Blick über den Namen schweifen. „Björn Gerstner“ lass ich und gab sie ihm zurück.
Etwas nervös spielte ich mit dem Kugelschreiber in der Hand und wartete darauf, dass der Bon ausgedruckt wurde.
„Hier steht der Betrag und hier bitte unterschreiben“, sagte ich und hob den Bon hin.
Er unterschrieb und gab mir den Bon zurück. Ich nahm die Tüte und reichte sie ihm.
„Etwas unfair, finde ich“, kam es plötzlich von ihm.
„Bitte?“, fragte ich erstaunt.
„Na, du weißt jetzt meinen Namen und ich deinen nicht“, antwortete er.
„Ach so!“, sagte ich.
Ich streckte ihm meine Hand entgegen.
„Tim Classen ist mein Name.“
„Freut mich und wann hast du Feierabend? Also, ich meine… ich kenne hier noch niemand und du scheinst sehr nett zu sein.“
„Schon in Ordnung, ich weiß, wie du das meinst.“
Ach wie süß, er wurde ja rot im Gesicht.
„Eigentlich habe ich gleich Feierabend, du bist für heute mein letzter Kunde. Und wenn du nicht weißt, was anfangen, in ungefähr einer halben Stunde bin ich hier fertig und können los ziehen“, meinte ich und schloss die Kasse wieder.
„He cool, und was machen wir?“, fragte Björn.
„Nach was steht dir denn der Sinn? Etwas lautes, wie Disse oder Kneipe, oder eher etwas ruhigeres, wie ein Sparziergang am Deich?“
„Wenn es dir nichts ausmacht, würd ich heute lieber spazieren gehen.“
„Kein Problem, soll ich dich abholen?“, fragte ich.
Mir schien, als würde sich plötzlich etwas trauriges in seinem Blick zeigen. Er zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche und ich konnte einen Regenbogenanhänger daran erkennen.
„Habe ich etwas falsches gesagt?“, fragte ich leise.
„Nein ist schon gut. Ich bewohne mit meinen Eltern ein Ferienhaus im Buchenweg, weißt du wo das ist?“
Ich fing an zu lachen.
„Du vergisst, ich komme von hier. Ich bin in einer dreiviertel Stunde bei dir und zieh dir etwas Warmes an!“, sagte ich.
„Warum?“, fragte Björn.
„Wir wollen auf den Deich, das bläst ein anderer Wind, als hier im Ort.“
„Okay, also dann bis gleich“, meinte Björn.
Ich folgte ihm nach draußen, schenkte ihm ein Lächeln und sah ihm nach, bis er Richtung Parkplatz verschwunden war. Ich ließ einen kurzen Schrei von mir und hüpfte dabei in die Luft. Durch Zufall, war mir dieser Junge über den Weg gelaufen und er war zudem auch noch schwul.
Besonders schnell schob ich alle Verkaufsständer in den Laden, kurbelte den großen Rollo vor dem Fenster herunter. Ich zählte schnell das Geld, trug es ins Kassenbuch ein und brachte es in den Tresor.
Am Hinterausgang setzte ich noch die Alarmanlage in Betrieb, bevor ich die Tür verschloss. Ich rannte zu meinem Auto und fuhr ziemlich zügig durch den Ort. Da ich, wie Björn im alten Ortsteil wohnte, musste ich erst ein großes Stück Felder hinter mir lassen, bevor ich mein zu Hause erreichte.
Friedrichskoog-Spitze wurde erst später und auch gleich Touristen gerecht bebaut. Neben den Kneipen, Restaurants und Imbissständen, gab es eben auch kleine Shops, in so Einem, wie ich auch arbeitete.
Der alte Ortteil, war um den Hafen herum gebaut, in dem heute auch noch kleiner Fischerkutter ankerten, die fast täglich bei Flut ausfuhren, um ihren Fang zu machen. Ich stellte mein Wagen in der Einfahrt ab und rannte ins Haus.
Beim Aufschließen der Haustür, hätte ich fast meine Oma über den Haufen gerannt.
„Wohin so schnell, mein Jung?“, fragte sie.
„Oma, ich muss noch wohin und mich dafür umziehen“, sagte ich zu ihr und rannte die Treppe hinauf in mein Zimmer.
„Ich halt dich nicht zurück“, meinte sie und verschwand wieder in der Küche.
Ich liebte meine Oma über alles. Sie hat mich eigentlich großgezogen, während meine Eltern, beide arbeiten waren. Sie war bisher immer für mich da gewesen und so was, wie eine gute Freundin für mich.
Ich schmiss meine Klamotten in die Ecke und öffnete meinen Kleiderschrank. Das alte Problem kam auf, was sollte ich anziehen. Ich schaute aus dem Fenster und sah auf die Wolken, die ich am Horizont aufkommen sah.
Also, etwas Warmes. Ich zog meinen Lieblingstroijer aus dem Schrank und zog ihn über. Frisch gestriegelt, rannte ich wieder nach unten in die Küche.
„Oma, ich weiß noch nicht, wann ich zurück bin, sagst du bitte Paps und Mum Bescheid?“
„In Ordnung, mein Jung“, kam nur von ihr, ohne aufzusehen.
Ich sprang wieder in meinen Wagen und rollte aus der Ausfahrt. Fast hätte ich den Nachbarjungen auf dem Rad übersehen und konnte noch bremsen. Ruhig Tim, sonst kommst du nicht heil an, dachte ich mir.
Als ich wenig später in den Buchenweg einbog, stand Björn bereits auf der Strasse und winkte mir zu. Ich hielt neben ihm an.
„Hi du, wartest du schon lange?“, fragte ich.
„Nein, ich bin eben erst rausgekommen.“
„Gut, dann mal los, schnall dich bitte aber an.“
Björn schloss die Tür und schnallte sich an. Ich startete die Tür und drehte in der Einfahrt, des gegenüberliegenden Hauses. Es war nicht zu übersehen, das Björn sich unbehaglich hier im Auto fühlte.
Er klammerte sich an den Griff der Wagentür und sah ein wenig hilflos aus. Also, beschloss ich, gegen meine Gewohnheiten, recht langsam zum Deich zu fahren. Es dauerte ja auch nicht lange, so steuerte ich den Randstreifen an und machte den Motor aus.
Wir stiegen beide aus und ich schoss meinen Wagen ab.
„Du hattest recht, es ist doch ziemlich frisch hier“, meinte Björn und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Kannst du den Kragen deiner Jacke nicht höher machen?“, fragte ich.
„Nein geht nicht, dafür fehlt ein Knopf.“
„Oh, ich hab da was, Moment.“
Ich schloss den Kofferraum auf und zog aus meiner Tasche, ein Halstuch heraus. Nachdem ich das Auto wieder geschlossen hatte, ging ich zu Björn hin und band ihm einfach das Halstuch um, ohne groß zu fragen.
„Danke, lieb von dir“, meinte Björn.
Dabei sah er mich schon ein wenig verwundert an. Ich grinste und ging an das Tor zur Treppe, welches eingerichtet war, die Schafe, die den Deich besiedelten, nicht entwischen konnten. Das Tor aufhaltend, beobachtete ich Björn, wie er problemlos die Stufen zum Deich hinauf nahm.
Oben angekommen, blieb ich hinter ihm stehen, weil ich merkte, dass er sich erst mal umsah.
„Wow, ist das geil“, kam es von ihm.
„Ich wusste, das gefällt dir“, sagte ich.
„Was ist das für ein Turm?“, fragte er mich und zeigte auf einen, hinter dem Deich.
„Das ist der Aussichtsturm unserer Seehundauffangstation“, antwortete ich.
„Auffangstation?“
„Du hast doch bestimmt schon einmal „Hallo Robbi“ im Fernseh gesehen. Das wird hier gedreht. Alle gestrandeten Tiere werden hier her gebracht und wieder fit gemacht.“
„Kann man sich das auch angucken?“, fragte Björn.
„Natürlich, wenn du willst können wir morgen zusammen reingehen, ich zeig dir dann alles“, antwortete ich.
„Können wir ein bisschen laufen?“
Ich nickte und wir liefen auf der Deichkrone Richtung Spitze. Die ganze Zeit lief ich neben ihm schweigend her. Ab und zu hob er den Kopf und schaute über die Gegend, aber meistens hatte er den Kopf gesenkt.
„Darf ich dich was fragen?“, begann ich.
Er schaute mich kurz an und nickte.
„Ich weiß, wir kennen uns erst ein paar Stunden, aber mir ist aufgefallen, dass dich irgendetwas bedrückt. Auch, dass du vor dem Autofahren Angst hast.“
Björn atmete tief durch.
„Das liegt daran…, dass ich… ich habe vor einem halben Jahr meinen Freund, bei einem Autounfall verloren. Er meinte er holt mich ab und… er kam nie bei mir an.“
Jetzt wurde mir einiges klar, auch das ich gerade eben ganz schön ins Fettnäpfchen getreten war. Björn liefen Tränen über die Wangen.
„Es tut mir leid, dass ich dich mit meiner Frage, an das erinnert habe“, meinte ich leise.
„Du hast mich nicht daran erinnert, ich denke da die ganze Zeit daran.“
„Du hast ihn wohl sehr geliebt?“
„Ja, wir waren zwei Jahre zusammen, und er wollte mit mir unseren zweiten Jahrestag feiern.“
Ich hielt Björn ein Papiertaschentuch hin, das er nahm und sich die Nase putze.
„Deswegen haben meine Eltern mich hier hergenommen, weil mich zu Hause zu viel an ihn erinnert“, sagte Björn.
„Tut mir echt leid Björn, dass ich davon angefangen habe!“
„Schon gut Tim, zu Hause, habe ich eigentlich niemand zum Reden.“
„Willst du mir von ihm erzählen?“
„Wenn es dir nichts ausmacht?“
„Nein, tut es nicht! Wie habt ihr euch den kennengelernt?“
Björn fing an zu Lachen, anscheinend hatte er daran eine gute Erinnerung.
„Ich konnte mich nicht für ein Stofftier entscheiden“, meinte er.
„War dein Freund auch Verkäufer?“
„Nein, Nick war nur zur gleichen Zeit, wie ich im Laden und nahm sich gerade dann das Stofftier, als ich mich endlich dafür entschieden hatte.“
„Hat es nicht mehrere davon gegeben?“, fragte ich.
„Es war das Letzte. Aber ich konnte es nach vier Stunden dann doch mein Eigen nennen.“
„Wieso das?“
„Nick schien bemerkt zu haben, das ich traurig darüber war, dass er ausgerecht das Stofftier sich geholt hatte, welches ich wollte. Er begann ganz unbezwungen ein Gespräch und lud mich zu einem Kaffee ein.“
„Und da hast du es ihm abgeschwatzt?“
„Nein, nach drei Stunden wusste ich, den und kein anderen und zum Abschied hat er mir den Affen dann geschenkt.“
„Wow, wie romantisch“, meinte ich und ließ einen langen Seufzer hinter her klingen.
„Gell? Nach zwei Wochen waren wir dann fest zusammen.“
Wieder schwiegen wir, aber irgendwie hatte sich Björns Laune gebessert.
„Hast du einen Freund?“, fragte mich Björn plötzlich.
„Ähm, nein habe ich nicht.“
„Warum?“
„Wieso warum? Die Auswahl hier ist nicht so groß, die meisten kenne ich schon seit dem Kindergarten, und mein Traumtyp ist eben nicht dabei.“
Ich hatte dies anscheinend ein wenig zu stroff gesagt, denn Björn sagte darauf nichts mehr.
„Tut mir leid, ich habe es nicht so gemeint“, sagte ich.
„Schon gut.“
Eine ganze Weile schwiegen wir uns wieder an.
„Wie soll denn dein Traumtyp sein?“, fragte Björn, um anscheinend das Gespräch aufrecht zu halten.
„So genau habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Zumindest sollte er ehrlich sein…, Humor haben und auch für mich da sein, wenn ich ihn brauche.“
„Und sein Aussehen?“, kam es von ihm.
Ich atmete sehr laut aus.
„So wie du!“, flunkerte ich und lächelte dabei.
Björn wurde ein wenig rot im Gesicht. Er schaute mich verwirrt an.
„Ich meine das Ernst, du siehst sehr gut aus“, meinte ich.
„Danke, du aber auch.“
Jetzt war ich am Rot werden.
„Was machst du eigentlich beruflich?“, fragte ich um das Thema zu wechseln.
„Ich bin im dritten Lehrjahr, als Schreiner“, antwortete Björn.
„Auch ein interessanter Beruf…, mit Holz, macht sicher Spass?“
„Ja, macht es und du?“
„Ich gehe auf eine Berufsschule und werde wohl eine Lehre als Einzelhandelskaufmann beginnen.“
„Das Verkaufen gefällt dir also?“
„Ja, ich bin gerne mit Menschen zusammen, mir gefällt das wirklich.“
„Sollten wir nicht so langsam zurück laufen, es fängt an dunkel zu werden“, fragte Björn.
„Du hast recht, und morgen habe ich keinen Dienst, also wenn du willst, habe ich den ganzen Tage für dich Zeit.“
Björn schien zu überlegen.
„Wenn du nicht möchtest, ist nicht schlimm, ehrlich“, sagte ich.
„Doch ich möchte, ich habe nur bemerkt, das ich mich seit das mit Nick passiert ist, mich nicht mehr so wohl, wie heute Abend gefühlt habe, danke.“
„Nichts zu danken, Björn, tu ich doch gerne.“
Langsam liefen wir zum Wagen zurück. Wir sprachen nichts mehr, denn Björn war zu sehr im Gedanken. Ich genoss den Wind in meinem Gesicht, wie er mit meinen Haaren spielte. Draußen, auf dem Meer, sah man die Lichter großer Schiffe.
Sie zogen langsam ihre Bahn an der Küste entlang.
„Was ist das eigentlich für einen Stein da vorne?“, fragte Björn.
„Genau an dieser Stelle, verläuft der vierundfünfzigste Breitengrad“, antworte ich.
„Interessant, ich habe so was noch nie gesehen“, meinte Björn.
Wir liefen beide die Treppe des Deiches hinunter zur Strasse, wo sich mein Wagen befand. Nach dem wir das Tor hinter uns gelassen hatten, blieb Björn stehen. Er trat auf mich zu und nahm mich in den Arm.
Ich spürte einen sanften Kuss auf meiner Wange.
„Danke Tim, es war ein schöner Abend“, meinte er leise und ließ wieder los.
„Nichts zu danken, jederzeit wieder.“
Ich schloss den Wagen auf und öffnete meine Tür, während sich Björn vom Wagen entfernte.
„Willst du nicht einsteigen?“, fragte ich.
„Wenn du nichts dagegen hast, laufe ich das kurze Stück nach Hause“, antwortete er.
„Kein Problem, wann sehen wir uns morgen?“
„Hast du ein Handy?“
„Klar doch, warte ich gebe dir meine Nummer.“
Nach dem wir unsere Nummern ausgetauscht und uns verabschiedet hatten, stieg ich in meinen Wagen und fuhrt los. Ganz tief in mir spürte ich etwas, was ich bis dahin noch nicht kannte. Ich war mir sicher, dass ich für Björn mehr empfand, als ich mir eingestand.
***
Es war noch recht früh, als meine Mutter mich weckte.
„Also Tim, ich muss jetzt los, wenn du dich beeilst, kannst du noch mit Oma frühstücken“, sagte sie, als ich bei mir war.
„Mum, kann ich dich heute besuchen und jemanden mitbringen?“
„Warum fragst du, du kannst doch jederzeit kommen!“
„Ich weiß auch nicht, es erschien mir wichtig.“
„Hat mein Sohn etwas auf dem Herzen und traut es sich nicht zu sagen?“, meinte sie mit einem Lächeln.
„Ich glaube, nein ich weiß es… ich habe mich verliebt.“
Das Lächeln meiner Mutter wurde breiter.
„Und du willst ihn mitbringen?“
„Ja, möchte ich.“
„Gut, dann sehen wir uns später, ich freu mich schon, den kennen zulernen, der dir den Kopf verdreht hat.“
Ich verdrehte meine Augen.
„Schon gut, aber er weiß davon nichts.“
„Ich schweige wie ein Grab“, sagte sie immer noch lächelnd und verließ mein Zimmer.
Langsam kletterte ich aus meinem Bett und lief müde ins Bad. Unter der Dusche wurde ich dann doch richtig wach. Mit den Gedanken war ich aber die ganze Zeit bei Björn. Ich hatte mich wirklich in den Kerl verschossen.
Aber war es überhaupt gut, hatte es denn überhaupt einen Sinn? In zwei Wochen würde er wieder nach Hause fahren und dann die Sache mit Nick, die ihm doch sehr nachhing. Wieder in meinem Zimmer, zog ich mich an.
Unten angekommen, war meine Oma bereits verschwunden, also frühstückte ich eben alleine. Sie war sicher irgendwo draußen und stöberte wieder in ihrem Garten, den sie mit viel Liebe hegte und pflegte.
Als ich den Tisch abgeräumt hatte, nahm ich meine Schlüssel und ging ebenfalls in den Garten.
„Bist du zum Mittagessen da?“, fragte mich meine Oma, als sie mich kommen sah.
„Glaube nicht Oma, habe schon etwas vor.“
„Gut mein Jung, ich koche trotzdem für dich mit, falls du es dir doch anderst überlegst.“
„Danke Oma“, meinte ich und ging weiter zu meinem Auto.
Langsam im Gedanken fuhr ich zu Björn, ich hoffte ich war nicht zu früh da. Wieder kamen die Gedanken von vorhin in den Sinn. Was machte ich hier überhaupt? Ich rannte einem Jungen nach, den ich gerade einen Tag kannte und glaubte, dass ich in ihn verliebt war.
Wollte ich schon bei meiner ersten richtigen Liebe, mir einen Korb einfangen? Irgendwie war ich hin und hergerissen. Der Wunsch nach einem festen Freund, war größer, als nie zuvor. Doch ich hatte Angst, mich in etwas zu verrennen, was mir wahrscheinlich nicht gut tat.
Ich hatte nicht bemerkt, dass ich schon eine Weile vor dem Haus stand, dass Björn bewohnte. Die Rollos waren schon nach oben gezogen, so stieg ich aus und ging an die Haustür und klingelte. Es dauerte nicht lange und eine Frau öffnete vorsichtig die Tür.
„Ja?“
„Moin, moin, ich bin Tim und wollte fragen ob Björn da ist“, sagte ich zu der Frau.
„Oh, guten Morgen. Du bist also Tim?“ Björn hat uns schon von dir erzählt.“
Hat das jetzt etwas Gutes zu bedeuten oder nicht. Die Frau öffnete die Tür vollends und ließ mich herein.
„Björn ist auf seinem Zimmer, oben rechts“, sprach sie weiter.
Ich lief also die Treppe hinauf und klopfte an die besagte Tür. Von drinnen war ein Ja zu hören. Langsam öffnete ich die Tür und steckte den Kopf ins Zimmer.
„He Tim, du bist ja schon da“, meinte Björn, der noch in seinem Bett lag.
„Sorry, wenn ich zu früh bin“, sagte ich und trat ein.
Björn schlug seine Decke zurück und stand auf. Nur in Shorts stand er nun vor mir und ich musste schlucken.
„Komm rein und mach die Tür zu“, sprach er.
Mein Gott, sah der süß aus. Am Liebsten hätte ich mich jetzt in seine Arme geworfen und ihm einen Kuss gegeben. Sein Haar stand wirr, in alle Richtungen.
„Einen Tag kennen und du siehst mich schon in Shorts, hast aber ein ganz schönes Tempo drauf“, meinte er und mir stieg das Blut in den Kopf.
„Ich wollte dir die Seehundstadion zeigen und so früh ist dort noch nicht so viel los“, sagte ich.
Björn schien mein Unwohlsein zu bemerken und grinste. Er legte seine Arme um mich und zog sich zu sich heran.
„Ich weiß nicht was es ist, aber ich fühl mich pudelwohl bei dir. Heute Nacht war die erste Nacht, die ich ohne schlimme Träume durchgeschlafen habe.“
„Echt?“
„Ja, so fit war ich morgens schon lange nicht mehr.“
Ich sah ihm genau in diese wundervollen, braunen Augen, die mich nun anlächelten. In meinem Bauch fing es an zu kribbeln und ich bekam weiche Knie. Er senkte leicht den Kopf und sprach leise weiter.
„Seit dem Tod von Nick, dachte ich immer, ich würde nie wieder jemanden kennen lernen, der mir mehr bedeuten könnte.“
„Du kennst mich doch noch gar nicht richtig“, sagte ich.
Björn ließ los und setzte sich auf sein Bett.
„Ich hatte heute Nacht einen Traum. Ich habe Nick getroffen und wir führten ein langes Gespräch“, begann er.
Ich schaute ihn verwirrt an und ließ mich auf einen Stuhl fallen.
„Ja, ein Gespräch. Über mich, auch über dich.“
„Und was ist dabei herausgekommen?“, fragte ich.
Björn schwieg erst und ich dachte jetzt kommt gleich die Hammerantwort. Nervös ruckelte ich auf meinem Stuhl hin und her.
„Jeder meiner Freunde meinte, ich solle endlich loslassen. Ich weiß, dass sie alle recht haben, aber das ist nicht einfach. Ich habe Nick sehr geliebt, nein ich tue es auch heute noch, aber ich darf mich eben nicht mehr an ihn klammern.“
„Stimmt, in deinem Herzen wird immer ein Platz sein“, meinte ich unsicher, denn ich wusste immer noch nicht, worauf er hinaus wollte.
„Zudem kriegt man nicht immer das Glück, zweimal jemand so liebes kennen zulernen“, meinte er und schaute mich dabei durchdringend an.
Ich saß da und starrte nur zurück.
„He, krieg dich wieder ein, ich habe dir noch keine Liebeserklärung gemacht“, sagte Björn und lachte.
Ich schluckte.
„Na ja, trotzdem hat mir noch nie einer so etwas Liebes gesagt“, erwiderte ich.
„Hast du noch nie irgendwelche Erfahrungen mit Jungs gehabt?“
Ich wurde immer mehr verlegen.
„Nein, vor dir sitzt die perfekte Jungfrau“, antwortete ich leise.
„Eher Jungmann und ein Süßer dazu.“
Wieder starrte ich ihn kurz an, bevor ich merkte, dass er mich nur aufheitern und auch die Situation auflockern wollte.
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Was hast du mit mir vor, heute morgen?“, fragte er.
Ich schaute über seine fast nackten Körper und begann frech zugrinsen.
„Das kann man auch anlangen, stell dir vor“, kam es von Björn, nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust.
Ich spürte die warme, weiche Haut auf meiner Handfläche und auch wie sein Herz schlug. Das war alles so neu für mich, ich begann am ganzern Körper an zu zittern.
„Tim, ganz ruhig, das ist was ganz Normales, ich meine Zärtlichkeiten austauschen.“
„Ich habe das eben noch nie gemacht“, sagte ich mit leiser Stimme.
„Man muss auch nichts überstürzen“, sprach Björn ebenso leise zurück und nahm wieder meine Hand von seiner Brust.
„Ich geh mal kurz ins Bad, dann bin ich auch gleich fertig“, sagte er im Rausgehen.
Ich saß immer noch bewegungslos auf meinem Stuhl neben dem Bett und blickte zur Tür, durch die gerade Björn verschwunden war. Mich hatte es eben irgendwie total erwischt. Ich spürte förmlich noch die Wärme von Björns Haut auf meiner Hand.
Ich schaute hinunter auf die Handfläche, die ebene noch auf Björns Brust lag.
„Wow“, sagte ich und begann zugrinsen.
Es klopfte an der Tür und seine Mutter streckte den Kopf herein.
„Nanu, wo ist den mein Sohnemann?“, fragte sie.
„Der ist ins Bad, sich anziehen.“
„Darf ich fragen, was ihr heute Morgen vor habt, ich sollte es wegen dem Mittagessen wissen.“
„Ich wollte mit Björn, zur Seehundstation, dort arbeitet meine Mutter“, antwortete ich.
„Oh, das ist eine gute Idee, Björn liebt Tiere.“
„Ob wir aber zu Mittagessen pünktlich da sind, weiß ich noch nicht, es gibt dort genug zu sehen“,
sagte ich.
„Gut, dann werde ich mal für ihn mitkochen, ansonsten kann er es heute Abend auch noch essen und ja Tim danke noch mal!“
„Für was?“, fragte ich verwirrt.
„Für die gute Laune meines Sohnes“, sagte sie, lächelte und verschwand wieder.
Kurz darauf ging nochmals die Tür auf und Björn kam zurück, fertig angezogen.
„Was wollte denn meine Mutter?“
„Fragen ob du zum Mittagessen wieder da bist“, antwortete ich.
„Und, bin ich?“
„Wahrscheinlich nicht“, meinte ich grinsend.
„Was hast du mit mir vor?“
„Du liebst Tiere, habe ich gesagt bekommen.“
„Ja, tue ich!“
„Dann mal los zur Seehundstation, dort arbeitet meine Mutter, da kannst du alles aus der Nähe betrachten.“
Björn schnappte sich seine Jacke.
„Worauf wartest du dann noch, heb deinen Hintern vom Stuhl“, meinte er und stürmte zum Zimmer hinaus.
Ich folgte ihm die Treppe hinunter und verabschiedete mich noch von seiner Mutter. Als ich raus kam, stand er bereits vor meinem Auto und wartete. Da es nur eine kurze Entfernung war, stand ich bereits fünf Minuten später, auf dem Parkplatz der Station.
„Die Anlage ist groß“, meinte Björn beim Aussteigen.
„Klar, einigen Platz nimmt auch das Museum und auch der Seminarraum weg, einen Shop gibt es auch noch“, sagte ich und schloss den Wagen ab.
Gemeinsam liefen wir an den Eingang.
„Moin, moin Tim, schon so früh da?“, kam es von der Frau hinter dem Schalter.
„Moin, moin Helga, ja ich möchte gern zu meiner Mutter“, meinte ich.
„Geht durch den Shop, die Tür ist offen“, sagte Helga.
Björn blieb dicht hinter mir und so betraten wir zusammen den kleinen Laden, der zur Station gehörte. Die Geschenkartikel, die hier verkauft werden, unterstützen ebenso die Station. Kaum waren wir drinnen, blieb Björn auch schon an den Regalen stehen.
„Komm Björn, einkaufen kannste später etwas“, meinte ich und zog ihn am Ärmel hinter mir her.
„Hallo Tim, hier bin ich“, rief es uns schon entgegen, als wir aus dem Laden traten.
„Da ist meine Mum, komm!“, sagte ich zu Björn.
„Man, sind die süß“, sagte er, als er die ersten Robben in einem Becken saß.
„Hinter der Absperrung sind die Kleinen“, erzählte ich ihm.
Er folgte mir wieder dicht auf. Wir durchliefen die Absperrung und waren bald bei meiner Mutter.
„Hallo Mum, dass hier ist Björn“.“
„Hallo Björn, schön dich kennen zulernen. Ihr kommt gerade richtig zum verladen.“
Björn schaute mich verwirrt an.
„Heute werden die gesunden Tiere wieder rausgebracht aufs Meer, dachte wäre interessant für dich, dass zu sehen“, erklärte ich ihm.
„Wow, dass ist ja cool und wie kann ich helfen?“
„Als erstes zieht ihr euch mal um, denke ich“, sagte Mum.
„Okay, wir sind gleich wieder da“, meinte ich und Björn hinter mir her.
Wir gingen ins Gebäude um uns wasserfeste Kleidung zu besorgen.
„Welche Schuhgröße hast du?“, fragte ich.
„Dreiundvierzig, wieso?“
„Gut, hier zieh das an“, meinte ich und gab ihm die Trockenhose.
Björn beobachtete wie ich in dieses Teil reinschlüpfte und machte es mir danach gleich.
„Ab und zu muss man eben ins Wasser, und damit dir nichts in die Schuhe läuft, gibt es diesen Trockenanzug“, erklärte ich.
„Normalerweise stehe ich nicht auf Gummizeugs“, lachte Björn .
Es dauerte etwas, bis ich ihn verstand und lachte mit. Wieder draußen liefen wir zu meiner Mum, die mit den anderen Mitarbeiter bereits begonnen hatte, Tiere in Kisten zu verladen.
„Tim, ihr könnt zusammen, den großen da drüben nehmen, aber aufpassen, dass er nicht beißen kann“, sagte sie.
„Okay Mum, machen wir.“
Björn sah mich mit großen Augen an.
„Ich darf den anlangen?“, fragte er erstaunt.
„Natürlich, oder meinst du, der hüpft alleine in die Kiste.
Ich musste Grinsen, bei dem Gedanken.
„Langsam auf ihn zugehen und ihn hinten an der Flosse packen“, sagte ich leise und zeigte auf die Robbe.
Björn ging langsam auf die Robbe zu, die sich natürlich sofort in Bewegung setzte. Gerade als Björn zugreifen wollte rutschte er aus und landete mit einem lauten Platscher im Wasser. Ich fing laut an zu lachen, wie ich Björn da am Rand im Wasser sitzen sah.
„Jetzt weiß ich, warum man den Trockenanzug braucht“, meinte Björn und stand wieder auf.
„So du kleiner Mistkäfer, dich krieg ich schon“, meinte er und startete den zweiten Versuch.
„Robbe Björn, kein Mistkäfer“, sagte ich und lachte weiter.
Diesmal bekam er das Tier zufassen.
„Und jetzt?“, fragte er nervös.
„Zieh es langsam zur Kiste“, sagte ich.
„Rückwärts?“
„Vorwärts müsstest du es schieben, klar ziehen, was sonst“, meinte ich und kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Bei der Kiste angekommen half ich Björn in die Kiste reinzuheben. Es machte Björn sichtlich Spass.
„Noch ein Tier?“, fragte er mich.
„Erst müssen wir die Kiste mal auf den Lader stellen“, meinte ich.
Also half mir Björn das Tier samt Kiste auf den Lader zustellen.
„Mit ihm werden die Tiere rüber an den Hafen gefahren, damit wir sie auf den Kutter verladen können. Bist du eigentlich Seetauglich?“, fragte ich.
„Wieso?“
„Weil ich dich mitnehmen möchte, damit du siehst, wie die Tiere freigelassen werden.“
„Echt? Das ist ja cool.“
„Komm, wir helfen den anderen noch die Kisten verladen.“
Nach einer halben Stunde waren alle Tiere verladen. Wir liefen mit den anderen rüber zum Hafen, während die Tiere per Lader dort hinkamen. Die Kisten wurden eine nach der Anderen auf den Kutter verladen.
„Hier deine Schwimmweste“, sagte meine Mum, „ wir wollen ja nicht, dass du untergehst, wen du so gerne baden gehst.“
Ich bekam mich fast nicht mehr ein, als Björn eine Grimasse zog. Nachdem ich ihm gezeigt hatte, wie man die Weste anlegte, zog ich meine ebenfalls an. Alle gingen an Bord und der Motor startete. Langsam fuhr der Kapitän Richtung Schleuse, die den Hafen davor schützte, bei Ebbe, nicht sämtliches Wasser zu verlieren, damit kein Boot im Trockenen lag.
Als wir die Schleuse passiert hatten, fuhren wir auf einem kleinen Kanal, Richtung Meer. Björn stand die ganze Zeit an der Reeling und schaute interessiert zu. Der Kanal floss an der Stelle ins Meer, wo auch die Elbe in die Nordsee mündete.
Björn machte große Augen, als in unsere Nähe, ein großes Containerschiff vorbei zog.
„Ich habe so etwas noch nie gesehen“, sagte er.
Ich lächelte und beobachtete ihn weiter. Es gab mir ein so gutes Gefühl, ihn so zu sehen. Er schien richtig glücklich, weit ab von traurigen Gedanken, die ihn sonst plagten. Sein braunes Haar im Wind wirbelte wie verrückt durcheinander und er hatte einwenig Mühe, sich bei dem Seegang, richtig fest zuhalten..
Meine Mum trat zu mir und legte ihren Arm um mich.
„Netter Junge“, sagte sie leise.
Ich lächelte sie an.
„Hast du dir überlegt, wie es weiter geht, ich meine, er wird irgendwann wieder heim fahren“, kam es von ihr.
Mein Lächeln verschwand wieder und ich atmete tief durch.
„Zu erst möchte ich ihn mal auf andere Gedanken bringen, er hat vor einem halben Jahr seinen Freund bei einem Unfall verloren. Ihn jetzt hier so glücklich zu sehen, ist mir schon genug.“
„Wenn du meinst!“, sagte sie und ging wieder zu den Tieren zurück.
Björn drehte mir den Kopf zu und lächelte. Ich erwiderte das Lächeln und trat zu ihm. Er war nicht wieder zu Erkennen. Mit der Begeisterung eines kleinen Kindes zog er alles in sich auf.
„Wo bringen wir die Tiere überhaupt hin?“, fragte er plötzlich.
„Ziemlich weit draußen gibt es eine größere Sandbank, da werden sie alle ausgesetzt“, antwortete ich.
„Ist das eigentlich kein komisches Gefühl, wenn man die Tiere, die man einige Zeit gesund gepflegt hat wieder aus zusetzten?“
„Also meine Mutter hat schon öfters gesagt, das sie ein wenig darüber traurig ist, gerade bei speziellen Tieren zu denen man eine besondere Beziehung aufgebaut hat. Ich bin eben zu selten in der Station, ich kann da weniger mitreden.“
Björn sah wieder auf das Meer hinaus. Ich lief in die Kajüte um etwas zu trinken zu besorgen. Als ich zurück kam, stand meine Mutter bei Björn, sie schienen sich angeregt zu unterhalten und lachten viel.
Ich blieb ein wenig im Hintergrund und beobachtete die Beiden, nippte ab und zu an meiner Sprudelflasche.
Je länger ich mit Björn zusammen war, um so größer wurde der Wunsch ihn als Freund zu haben. Aber er lebte 500 km von mir weg, wie sollte das gehen? Ich spielte gedanklich jede Möglichkeit durch, wie es wäre ihn zu besuchen oder er mich.
Aber ich kam immer zu dem Punkt, das es einer Freundschaft nicht gerade zuträglich wäre, sie so zu führen. Etwas down, ging ich dann zu den Beiden zurück, ließ mir aber nichts anmerken.
„Du Tim, wenn du die Woche noch mal frei hast, könntest du mit Björn nach Brunsbüttel fahren, und ihm die Schleuse zeigen, die den Nord-Ostseekanal mit der Elbe verbindet“, rief mir meine Mum entgegen.
„Ja, können wir machen, gute Idee“, erwiderte ich.
Ich stellte mich neben die beide und sah hinaus. Der Wellengang war heute sehr ruhig, also ein guter Tag um die Tiere aus zusetzten. Es dauerte nicht mehr lange, dann waren wir auch schon da. Durch die geringe Tiefe des Kutters, konnte wir recht nahe an die Sandbank heran fahren.
Nacheinander wurden die Kisten ausgeladen und zur Sandbank getragen. Dort angekommen wurden die Robben aus den Behältnissen gehoben und frei gelassen. Etwas unbeholfen saßen sie erst dicht gedrängt beieinander, bis die ersten sich Richtung Wasser aufmachten und in das kühle Nass eintauchten.
Björn war die ganze Zeit hin und weg, zu viele Eindrücke, Dinge die er noch nie gesehen, so dicht miterlebt hatte. Ich half derweil wieder die Kisten an Bord zutragen. Kurz bevor wieder zurückfuhren, ging ich dann wieder zu ihm.
Wir müssen dann los, bevor die Ebbe einsetzt und wir nicht mehr in den Hafen kommen“, sagte ich.
„Ist gut, ich komme.“
Björn schien nachdenklich zu sein, denn er sagte kein weiteres Wort. Auch bei der Rückfahrt blieb er eher still. Ich überlegte, ob ich überhaupt etwas sagen sollte, so in sich gekehrt war er.
„Was ist los?“, fragte ich dann doch.
„Das Meer fasziniert mich“, antwortete er.
Er starrte hinaus aufs Wasser, lächelte ab und zu.
„Weißt du, so viele klare Gedanken hatte ich noch nie. Hier draußen fällt es einem leicht, mit sich ins Reine zu kommen. Ich denke, Nick hätte bestimmt nicht gewollt, das ich mich zermartere, weil ich ihn so vermisse.“
„Dass denke ich auch!“, sagte ich.
Björn drehte sich zu mir und lächelte. Er schaute mich durchdringend an, so das ich den Wunsch verspürte ihm einen Kuss zugeben. Natürlich war das Wunschdenken, getraut hätte ich mich das sowieso nicht.
„Du hast dich in mich verliebt, stimmt’s?“, fragte er.
Mein ganzen Blut schien in den Kopf zu strömen, ich spürte die Hitze an meinen Wangen.
„He, das ist doch nicht schlimm! Es ehrt mich sogar, dass so ein lieber Kerl wie du, sich in mich verliebt“, sprach er weiter.
Ich versuchte ein Lächeln, was aber eher gequält rüberkam. Er legte seine Hand auf meine Hand.
„Gib mir ein wenig Zeit, bitte“, sagte Björn.
„Dass hat doch eh keinen Sinn“, meinte ich und entzog ihm meine Hand.
Sein fröhlicher Gesichtsausdruck verschwand.
„Wieso das denn?“
„Björn, ja ich habe mich in dich verliebt, aber du wohnst über 500 km von hier weg, kannst du mir sagen wie das funktionieren soll. Du lernst sicher zu Hause jemanden besseres kennen und wirst dich in ihn verlieben.“
„Glaubst du das wirklich?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich denken soll!“
Ich ließ ihn stehen und lief an die Spitze des Kutters. Björn folgte mir.
„Willst du es nicht wenigstens versuchen?“, fragte er mich.
Ich spürte wie er dich hinter mir stand.
„Ich meine, wir kennen uns er sehr kurze Zeit, das stimmt. Aber ich spüre, wie wichtig du mir jetzt schon bist Tim, und ich möchte das nicht so einfach hergeben.
„Björn, seien wir doch mal ehrlich. In zwei Wochen fährst du wieder nach Hause, beziehst deine neue Wohnung und beginnst ein neues Leben. Wie soll ich in dieses neue Leben passen?“
„Tim, warum malst du so schwarz? Gut, 500 km sind ein Argument, aber das kann man doch ändern?“
„Ich will hier nicht weg, ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo ins Landesinnere zu ziehen, ich würde das alles hier sehr vermissen.“
„Wer hat gesagt, dass du hier alles aufgeben sollst?“
Ich schaute ihn an und spürte wie sich langsam einige Tränen in meinem Gesicht ihren Weg bahnten.
„Ich empfinde jetzt schon mehr für dich, als mir gut tut. Ja, ich weiß es ist ein Traum von mir, endlich auch einen Freund zu haben, aber mit den Perspektiven, ist doch alles zum scheitern verurteilt.“
„Tim ich verstehe dich, du willst nicht verletzt werden, schon gar nicht deinem Traum hinterher rennen. Aber du darfst auch nicht von vorneherein dich gegen etwas verschließen, also deinen Verstand benutzen, wo dein Herz dir was ganz anderes sagt!“
„Mein Herz sagt, ich will dich , aber mein verstand belehrt mich etwas besseres!“
Ich drehte mich wieder um und schaute auf die Gischt hinunter die der Kutter verursachte. Björns Hand machte sich auf meiner Schulter breit streichelte mit den Fingern durch mein Haar. Ich war total durch den Wind und wusste gar nichts mehr.
„Bei dem Einem verursacht das Meer klare Gedanken, bei dem Anderen verwirrt es sie“, hörte ich Björn sagen, „ gibt uns eine Chance!“
„Gibt es ein UNS?“, fragte ich weinerlich.
„Ich denke schon“, antwortete Björn sanft.
Bis wir in den Hafen einfuhren, sagte keiner mehr was von uns beiden. Wir standen beide nur dicht neben einander und schauten auf das Wasser.
„Fährst du mich nach Hause?“
„Du willst schon gehen?“
„Eigentlich nicht, aber ich weiß nicht, ob du mich bei dir haben willst“, sagte Björn.
„Bitte, nicht falsch verstehen, Björn. Ich weiß einfach nicht, wie ich mit allem umgehen soll. Es ist alles so neu für mich!“
„Ich würde dir gerne helfen Tim, aber du musst mich auch lassen“, sagte er, gab mir einen kleinen Kuss und stieg von Bord.
Ich schaute ihm nach, bis ich meine Mum hinter mir bemerkte.
„Probleme?“
„Das einzigste Problem das es gibt bin ich!“, sagte ich zu ihr und stieg ebenfalls von Bord.
An Land guckte ich sie noch mal an und zuckte kurz mit den Schultern. Björn stand ebenfalls da und schaute mich an.
„Wollen wir heute Mittag nach Brunsbüttel fahren?“, fragte ich leise.
„Willst du?“, kam es von Björn.
„Mein Herz will!“
Björn lächelte und nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Wir halfen den anderen die Kisten vom Kutter zu laden, zogen uns wieder um und verabschiedeten uns von allen, bevor wir zum Auto zurück gingen.
Am Mittag fuhr ich noch kurz an Friedrichskoog-Spitze, weil ich noch kurz bei Caro vorbei schauen wollte. Nun saß ich wieder im Auto und wollte Björn abholen. Ich war etwas im Gedanken und bemerkte zu spät, dass ein Auto des Gegenverkehrs sich auf meiner Seite befand.
Ausweichen konnte ich nicht mehr, es war zu spät. Ich riss meine Arme schützend hoch vors Gesicht, dann wurde alles dunkel um mich.
***
Von weit her konnte ich eine Melodie hören. Ich wusste nicht welche, also konzentrierte ich mich darauf. Mein Kopf tat höllisch weh, aber ich wollte erkennen was da lief.
So wie es ist und so wie du bist bin ich immer wieder für dich da ich lass dich nie mehr alleine das ist dir hoffentlich klar
In diesem Augenblick hat die Liebe uns genommen
und ist ohne uns zu fragen mit uns raus aufs Meer geschwommen
und ich lieg in deinen Armen und die Wellen wollen uns gerne tragen
und ich fühl mich so wie du und du fühlst dich so wie ich
wir sind da wo wir sind denn was andres wollen wir nicht
Ich geh mit dir wohin du willst
auch bis ans Ende dieser Welt
am Meer am Strand wo Sonne scheint
will ich mit dir alleine sein denn
So wie es ist und so wie du bist bin ich immer wieder für dich da ich lass dich nie mehr alleine das ist dir hoffentlich klar
Mit dir bin ich Zuhause angekommen ohne Ziel
was wir brauchen sind wir beide davon brauchen wir soviel
und wir geben uns neue Namen und ich schlaf so gerne mit dir ein und ich fühl mich so wie du und du fühlst dich so wie ich
und wir küssen uns bis immer denn was andres wollen wir nicht
Ich geh mit dir wohin du willst
auch bis ans Ende dieser Welt
am Meer am Strand wo Sonne scheint
will ich mit dir alleine sein denn
So wie es ist und so wie du bist bin ich immer wieder für dich da ich lass dich nie mehr alleine das ist dir hoffentlich klar
Leuchtturm – Nena
Ich spürte eine Hand auf meiner liegen, doch meine Augen ließen mich noch im Stich, ich hatte nicht die Kraft dazu.
„Ich glaube er kommt zu sich“, hörte ich eine Stimme sagen.
Ein Stöhnen entfleuchte meinem Mund.
„Tim, hörst du mich?“
Das war eindeutig Björns Stimme. Ich wollte antworten, aber es ging nicht.
„Tim, nicht sprechen, du hattest einen schweren Unfall und liegst im Krankenhaus“, hörte ich meine Mum sagen.
„Björn, ich geh meinen Mann anrufen, ich komme gleich wieder!“
„Okay Hanna, ich bleib bei Tim.“
Er duzte meine Mutter?, Was hatte ich nur verpasst?
„Ganz ruhig Tim, es wird alles wieder gut!“
Ich spürte, wie er sich über mich beugte und mir einen sanften Kuss auf den Mund gab, dann wurde alles wieder dunkel um mich herum.
***
Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber draußen schien es schon zu dämmern, als ich aufwachte, jedenfalls so wie ich das erkennen konnte. Langsam hob ich meinen Kopf, der immer noch höllisch weh tat.
Neben mir saß Björn, hatte den Kopf am Bettrand liegen und schlief. Wie ich erkennen konnte, hatte ich an einem Arm einen Gips, also versuchte ich mit der anderen Hand über seine Haare zu streicheln.
Björn schreckte auf.
„Wollte dich nicht erschrecken“, flüsterte ich heiser.
„He Kleiner, du bist ja wieder wach!“, sagte er und strahlte über das ganze Gesicht.
„Wie lange habe ich geschlafen?“
„Och, so zehn Tage, warst du schon weg“, antwortete Björn.
Verwirrt und fassungslos sah ich ihn an.
„Du bist, als du auf dem Weg zu mir warst, von einem überholenden Auto, von der Strasse gefegt worden. Der Typ war betrunken und es ist ihm nichts passiert. Dafür umso mehr dir. Du warst in deinem Auto eingeklemmt und hast allerhand Brüche.“
Mir wurde plötzlich klar, was Björn wegen mir durch machen musste, es wiederholte sich das gleiche bei mir, wie bei Nick, nur dass ich noch lebte. Björn schien meine Gedanken zu erraten.
„Mir geht es gut, keine Sorge Kleiner.“
„Zehn Tage? Musst du nicht zurück…?“
„Nein Tim, ich bleibe… Ich bleibe für immer!“
Wie verwirrt kann ein Mensch denn aussehen?
„Deine und meine Eltern haben alles in die Wege geleitet, dass ich meine Wohnung zu Hause wieder kündigen kann, dass ich meine Lehre hier bei eurem Schreiner fertig machen kann. Und eine kleine Wohnung habe ich auch schon für uns!“
„Uns?“
Ein Lächeln machte sich auf Björns Gesicht breit.
„Ja uns, ich will bei dir bleiben. Ich will nicht noch jemanden verlieren, der mir so lieb ist.“
Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen breit machten.
„Du wirst jetzt erst mal wieder gesund und dann sehen wir weiter!“
Das Bedürfnis ihn jetzt zu umarmen hatte Björn anscheinend auch bei mir, er stand wieder auf und umarmte mich sanft.
„Ich rufe deine Eltern jetzt an und sage dass du wach bist, okay?“
Ich nickte.
„Was war das mit dem Lied?“, fragte ich immer noch heiser, als er gehen wollte.
Er drehte sich wieder zu mir.
„Du lagst im Koma und die Ärzte wussten nicht warum du nicht aufgewacht bist. So kam mir die Idee mit dem Lied. Es drückt das aus, was ich für dich fühle! Ich ließ es immer wieder spielen und nach vier Tagen, bist du endlich aufgewacht!
Ich lächelte.
„Björn, ich liebe dich!“
„Ich weiß Tim! Ich dich auch!“, sagte er und verließ lächelnd das Zimmer.