You are not alone – Teil 1

Wo hänge ich nur die Bilder auf. Ich stand inmitten der Umzugskisten, und betrachtete mir mein neues Heim sehr genau.

Ja, endlich hatte ich ein eigenes Zuhause. Vorher lebte ich sieben Jahre in einem Heim, wohin ich nach dem Tod meiner Eltern gebracht wurde. Da war ich gerade mal elf. Meine Mutter hatte keine Verwandtschaft und mein Vater stammte aus Amerika, aber von dort kannte ich auch niemand.

Und jetzt war ich achtzehn Jahre alt geworden. Ach so, ich heiße Christopher, hatte ich ganz vergessen zu sagen! Ich habe vom Jugendamt eine eigene Bleibe bekommen. Einmal in der Woche würde zwar ein Betreuer kommen, um nach mir zu schauen, aber das würde nur am Anfang so sein, hatte mir Julius mein Sozialbetreuer gesagt.

Julius ist in den Jahren meines Aufenthaltes im Heim mein Freund geworden, er war immer da, wenn ich ihn brauchte und achtete darauf, das aus mir, wie man so schön sagt, was Anständiges wurde.

Noch ein halbes Jahr und ich kann mich endlich Schreiner schimpfen. Es macht mir Spaß mit Holz umzugehen, und vor allem, habe ich mir einige meiner Möbel für die neue Wohnung auch schon im Vorfeld selber gebaut.

Und nun stand ich hier, unschlüssig, wo ich was hinstellen sollte oder so wie jetzt, wohin die Bilder kamen. Ich hatte ein Wohnzimmer mit Balkon, ein Schlafzimmer, einen weiteren Raum über dessen Benutzung ich mir aber noch nicht sicher war. Dann waren da noch die  Küche und mein ganzer Stolz, ich hatte endlich ein Badezimmer für mich.

Im Heim lief da vieles anders. Es gab Duschräume. Ich teilte mein Zimmer noch mit zwei weiteren Jungen meines Alters und gegessen wurde immer gemeinsam, jeder hatte mal Küchendienst.

Ich beschloss im Schlafzimmer anzufangen, irgendwo musste ich ja heute Nacht schlafen. Also fing ich an die Teile für mein Bett ins Zimmer zu tragen. All mein Hab und Gut wurde von einem LKW des Amtes vom Heim in meine neue Wohnung gebracht und alles stand im Augenblick im wilden Durcheinander im Wohnzimmer.

So baute ich die Einzelteile meines Bettes zusammen. Ich habe mir extra ein größeres Bett herausgesucht, man weiß ja nie was kommen würde. Nein, eine Freundin hatte ich keine. Wie denn auch. Tagsüber war ich in der Schreinerei und meine Abende verbrachte ich im Heim und weggehen war eh nicht so mein Ding.

Ich schraubte das letzte Seitenteil an und… oh nein, ich hatte keinen Rost. Das hatte ich ganz vergessen. Ich ging in den Flur und suchte mein Telefon. Ich wählte die Nummer von Julius.

 

„Sozialamt Abteilung Jugend Julius Brecht Guten Tag.“

 

„Hallo Julius, hier ist Christopher.“

 

„Hallo Christopher, ich warte schon die ganze Zeit auf deinen Anruf.“

 

„Wieso denn das?“

 

„Ich dachte, du hättest vielleicht schon Heimweh.“

 

„Nach dem Heim, dem ollen Schuppen? Nein, bestimmt nicht!“

 

„Was beehrt mich dann deiner Aufmerksamkeit?“

 

„Du, ich hab aus dem Lager etwas vergessen mitzunehmen.“

 

„Etwas Lebensnotwendiges?“

 

„Würde ich schon sagen, mir fehlt der Rost zu meinem Bett.“

 

„Oje, kannst du mir die Maße durchgeben?“

 

„Ja natürlich, 2,00 x 1,60.“

 

„Okay, ich mach hier inner halben Stunde Schluss, fahre mit dem Transit ins Lager und hole das Ding für dich. Es dauert aber noch ein bisschen, bis ich dann bei dir bin. Muss meinen Sohnemann noch vom Volleyballtraining abholen.“

 

Ich wusste dass Julius verheiratet war und ein Kind hatte, aber mehr nicht, weil er Privates und Amtliches eigentlich immer strickt trennte.

 

„Geht in Ordnung, Julius. Ich bau in der Zwischenzeit noch andere Sachen auf und räume ein. Danke!“

 

„Nichts zu danken, dafür bin ich da Christopher. Also, bis später.“

 

„Cu Julius, bis nachher.“

 

Ich legte den Hörer auf und holte den ersten Karton mit Kleidungsstücken. Einige Möbel waren schon in der Wohnung bereits vom Amt aufgestellt worden. So auch der Schrank im Schlafzimmer. Natürlich auch die Küche und einen Teil im Wohnzimmer.

Sogar eine eigene Waschmaschine hatte ich jetzt. Mit ihr musste ich mich aber erst noch anfreunden. Schnell hatte ich sämtliche Klamotten im Schrank eingeräumt, faltete die Kartons auseinander, und legte sie auf meinen Balkon. Meine zwei kleinen selbstgebauten Nachttischchen stellte ich jeweils rechts und links neben das Bett.

Noch die Kommode für die Unterwäsche und das Schlafzimmer war so weit fertig. Doch eins musste ich noch unbedingt ins Zimmer tun. Ein riesiges Bild mit einem Sonnenuntergang, bei dem man im Vordergrund ein umarmtes Pärchen sah, das wollte ich am Kopfende des Bettes aufhängen.

So noch einen Stuhl, wo ich abends meine Klamotten drüber werfen konnte. Fertig! Ich ging ins Wohnzimmer zurück und öffnete die nächste Kiste. Aha, für das Bad. Ich nahm den Karton und trug ihn ins Bad und stellte ihn auf der Waschmaschine ab.

Dann begann ich die Handtücher in den Hochschrank einzuräumen, als es an der Tür klingelte.

 

„Die Tür ist offen, einfach aufdrücken“, in der Annahme es wäre Julius, jemand anderen kannte ich hier ja nicht. Eine Jungenstimme ließ mich aufschrecken und herumwirbeln.

 

„Hallo, du musst Christopher sein, mein Vater wartet unten, wir sollen ihm beim Hochtragen helfen.“

 

Ein blonder Junge ungefähr in meinem Alter, stand vor mir.

 

„Ich bin der Michael“, sagte er und streckte mir höfflich die Hand entgegen.

 

„Ja, bin der Christopher. Dann wollen wir deinen Vater mal nicht länger warten lassen.“

 

Wir liefen gemeinsam die Treppe hinunter, und vor dem Haus stand Julius. Er wartete schon am Wagen und hatte bereits die Hecktüren geöffnet.

 

„Hallo Christopher“, rief er mir mit seinem bekannten frechen Grinsen entgegen.

 

„Hast den Weg gleich gefunden?“

 

„War ja nicht so schwer, hab schließlich geholfen die Wohnung auszusuchen.“

 

„Was hast du denn da alles noch im Wagen“, fragte ich erstaunt und zeigte auf das Grünzeug das in einer Ecke in einer Kiste stand.

 

„Du hast doch bestimmt keine Pflanzen, oder?“

 

„Nein, daran habe ich bis jetzt noch nicht gedacht.“

 

„Also, und als Raucher sind Pflanzen immer gut für die Wohnung, die verbessern nachts die Luft.”

 

„Du rauchst?“, fragte mich Michael.

 

Ich nickte Michael zu und wandte mich wieder an seinen Vater.

 

„Aha, gut zu wissen. Dann lass uns mal die Sachen in die Wohnung schaffen“, sagte ich und zog am Rost.

 

Julius stieg in den Wagen und schob den Rost nach vorne, gemeinsam mit Michael zog ich das Monstrum heraus. Julius nahm die Kiste mir dem Grünen und verließ den Wagen wieder.

 

„Und, könnt ihr das beide hoch tragen oder muss ich helfen?“

 

„Mein alter Herr denkt wohl wir sind zu schwach“, kam es von Michael.

 

„Pass auf Kleiner, was du von dir gibst“, erwiderte Julius grinsend.

 

Auch ich musste lachen, wobei ich fast den Rost fallen ließ.

 

„Soviel zum Thema die starke Jugend!“, meinte Julius und folgte uns ins Haus

 

 

***

 

„Nicht schlecht, dein Schlafzimmer“, kam es von Michael, als ich mein Bett endlich fertig bezogen hatte“, vor allem das Bett ist so unheimlich groß, würde mir auch gefallen.“

 

„Und warum hast du keins?“

 

„Weil er kein Geld und kein Platz dafür hat“, kam es von der Tür, in der Julius stand.

 

„Du Micha, ich bring jetzt den Wagen zurück, muss aber noch mal im Büro vorbei, hat anscheinend einen Notfall gegeben, wäre gut, wenn du mit fährst.“

 

„Wieder ein schwuler Junge?“, fragte Michael, sein Vater nickte.

 

Ich sah sie beide fragend an.

 

„Ach so Christopher, mein Sohn ist schwul, und er hilft mir immer, wenn wir schwierige Fälle im Amt haben“, sagte Julius.

 

Ich starrte Michael mit großen Augen an.

 

„Probleme?“ sagte Michael ein wenig gereizt.

 

„Michael bitte“, sagte Julius beschwichtigend.

 

„Nein“, bekam ich nur raus, jetzt war ich doch ein bisschen durch den Wind.

 

„Dann ist ja gut. Komm Paps, dein Fall wartet nicht, lass uns gehen. Also, bis irgendwann Christopher, man sieht sich“, meinte Michael und hob mir seine Hand entgegen.

 

Ich schüttelte sie und schon war er weg.

 

„Nicht krumm nehmen, aber wir können ja jederzeit darüber reden“, sagte Julius und schüttelte mir ebenso die Hand und verließ die Wohnung.

 

 

***

 

Es musste schon eine Stunde vergangen sein. Ich saß immer noch auf dem Bettrand. Ich bekam einfach Michael nicht mehr aus dem Kopf. Immer noch sah ich ihn vor mir stehen, wie er eine leichte Abwehrhaltung angenommen hatte.

Meine Gefühlswelt stand Kopf. Dieses Gesicht, diese Augen waren in meine Gedächnis eingebrannt. Meinen Mund zierte ein kleines Lächeln und ich erwischte mich dabei, wie ich ins Träumen verfiel.

Ich hatte plötzlich Interesse in näher kennen zulernen. Immer noch total in Gedanken versunken, lief ich in die Küche und kochte mir einen Kaffee. Ich ging ins Wohnzimmer und suchte den Karton mit dem Geschirr. Es dauerte eine Weile, aber dann fand ihn schließlich bei den hinteren Kartons.

Langsam zog ich ihn heraus und trug den Karton in die Küche. Immer wieder hielt ich inne, unterbrach das Einräumen und starrte Löcher in die Luft. Immer wieder Michael, der sich in meinen Gedanken breit machte.

Ich hatte den größten Teil schon eingeräumt, da klingelte mein Telefon.  Ich lief in den Flur und nahm ab.

 

„Christopher Miller.“

 

Eine kleine Pause entstand.

 

„Hallo Chris, hier ist Michael.“

 

Jetzt war ich doch total von den Socken. Den ganzen Mittag ließ er mich nicht mehr los, und jetzt war er auch noch am Telefon.

 

„Hallo Michael.“

 

„Du, ich wollte mich bei dir entschuldigen.“

 

„Für was?“, fragte ich ein wenig entgeistert.

 

„Das ich heut Mittag ein bisschen schroff zu dir war. Mein Vater hat mich regelrecht zu recht gestutzt als wir ins Amt gefahren sind.“

 

„Das war doch nicht so schlimm, hätte er nicht tun sollen“, sagte ich und fand endlich meine Fassung wieder.

 

„Du nimmst meine Entschuldigung an?“, fragte er leise.

 

„Natürlich ich war…, bin dir nicht böse.“

 

„Gut! Danke!“

 

Ein tiefes Schnaufen war an dem anderen Ende zu hören.

 

„Ist noch was?“, fragte ich, als mir die Pause doch zu lang wurde.

 

„Ähm… nein, also noch einen schönen Abend. Bis dann. Bye Christopher.“

 

„Bye.“

 

Und schon hatte er aufgelegt. Ich ließ langsam den Hörer sinken und legte ebenfalls auf. Was sollte das nun sein. Jetzt dachte ich nur noch mehr über Michael nach, und erschrak über mich selbst, dass ich über den Gedanken, bei ihm sein zu wollen.

 

2.

 

Ich öffnete die Augen und musste mich erst mal zu Recht finden. Meine erste Nacht in meiner eigenen Wohnung und ich hatte herrlich geschlafen. Langsam stand ich auf und lief in die Küche um die Kaffeemaschine einschalten.

Schmiss meine Boxer in die Wäschebox und stieg erst mal unter die Dusche. Das heiße Wasser rann an meinem Körper herunter. Langsam kam ich richtig zu mir. Und plötzlich war es da. Alle Gedanken von gestern spukten wieder in meinem Kopf.

Michael – Michael – Michael. Was war nur mit mir los. Michael hatte mein ganzes Hirn eingenommen. Die Bilder von gestern liefen wieder in mir ab. Immer wieder sah ich seine Augen vor mir die mich bei der ersten Begegnung so anstrahlten.

Ich nahm das Shampoo und wollte mir gerade die Haare einseifen, als ich bemerkte, das mein Kleiner steif nach oben ragte… konnte es sein, dass ich auch… nein… dass kann nicht sein…, oh Mann.

Ich war total neben der Kappe und stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und zog mich an. Meine Haare ließ ich so nass wie sie waren. Zu sehr war ich in meinen Gedanken verstrickt, als dass ich einen klaren Gedanken fassen konnte.

Ich goss mir einen Kaffee ein und steckte mir eine Zigarette an. Total an meine Gedanken gefesselt, saß ich da und starrte zum Küchenfenster hinaus. Der Türgong ging. Aus den Gedanken gerissen, lief ich an meine Wohnungstür und öffnete sie.

 

„Hallo Herr Miller, ich bin Frau Bender eine Kollegin von Julius.“

 

„Werde ich schon heute kontrolliert“, versuchte ich mit einem Lächeln zu sagen.

 

„Herr Miller wir kontrollieren sie nicht, wir sind nur da um ihnen zu helfen.“

 

„Dann kommen sie mal rein und sie können ruhig Christopher und du sagen, wie es fast alle aus ihrer Abteilung tun. Sind sie neu, ich habe sie noch nie gesehen?“

 

„Nein, ich war vorher in der Abteilung für Misshandlungen und das ist mir irgendwie über den Kopf gewachsen.“

 

Ich nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn über meine provisorische Gardarobe. Ich bat sie ins Wohnzimmer.

 

„Möchten sie einen Kaffee? Ich habe gerade einen gekocht, nur mit Milch kann ich noch nicht dienen, ich muss erst mal meinen Kühlschrank füllen.“

 

„Gerne Christopher, ich trinke meinen Kaffee sowieso schwarz, da ist das nicht schlimm. Aber sag du auch Susanne und du zu mir, so alt bin ich ja auch noch nicht.“

 

„Okay Susanne und warum hast du gewechselt?“

 

„Ich weiß auch nicht, ich habe mir das ganz anders vorgestellt.“

 

„Aber bei Julius gibt es doch auch Fälle von Misshandlungen.“

 

„Schon aber nicht fortwährend.“

 

„Weißt du etwas über den Jungen von gestern?“, fragte ich und setzte mich zu ihr, nach dem ich eine Tasse Kaffee geholt hatte.

 

„Du bist gut unterrichtet. Ich hab ihn kurz gesehen, er sah fürchterlich aus.“

 

„Ich habe nur mitbekommen das Julius wegen einem neuen Fall ins Amt zurückmusste, zusammen mit seinem Sohn.“

 

„Ach ja Michael, ein lieber Junge. Er hat sich dem Jungen sehr angenommen. Er ist die ganze Zeit bei ihm sitzen geblieben und hat ihm die Hand gehoben.“

 

„Und du hast nichts dagegen, dass Julius Sohn schwul ist?“

 

Ich war selber erstaunt über meine Frage und dass ich das Wort schwul einfach so über die Lippen brachte.

 

„Aber nein, ich habe viele Schwule in meinem Bekanntenkreis, bringt auch irgendwie meine Arbeit mit sich. Aber eigentlich wollte ich ja mit dir über dich reden. Ich weiß nur soviel, dass du die ganze Zeit im Heim warst und seit gestern hier deine eigene Wohnung hast.“

 

„Und was willst du von mir wissen?“

 

„Dass mit deinen Eltern weiß ich, tut mir auch leid, aber was machst du so, arbeitest du?“

 

„Ich mache eine Lehre als Schreiner, und hab mir für den Umzug jetzt eine Woche Urlaub genommen.“

 

„Ich wunderte mich schon weil hier soviel Möbel und andere Dinge aus Holz stehen, keine normale Einrichtung für einen Jungen in deinem Alter.“

 

„Ich liebe eben Holz. Für mich ist das halt ein lebender Werkstoff, dem ich eine Form geben kann!“

 

Ich fuhr mit der Hand über ein Regal für meine Bücher, das ich ebenfalls selbst gebaut habe.

 

„Und was ist mit deiner Anlage und deinem Fernseher, warum hast du dafür noch nichts gebaut?“

 

„Das habe ich mir für mein Gesellenstück aufgehoben, geplant habe ich es schon und muss in einem Monat damit anfangen, es zu bauen.“

 

„Da bin ich ja mal gespannt. Fehlt dir denn sonst noch was in der Wohnung, wo ich dir weiterhelfen könnte?“

 

„Im Augenblick fällt mir da nur meine Waschmaschine ein, ich weiß nicht wie sie funktioniert.“

 

„Dann lass mich mal das gute Stück sehen, wäre doch gelacht, wenn wir sie nicht zum Laufen bringen würden.“

 

Ich ging also mit ihr in mein Bad.

 

„Hast du schon etwas zum Waschen?“

 

„Ja einiges, ich habe mich beim Einziehen doch recht dreckig gemacht.“

 

Ich zog meine Wäschebox hervor. Susanne griff hinein und zog meine Boxer aus der Box. Ich wurde rot.

 

„Das braucht dir nicht peinlich zu sein. Ich trage selber Unterwäsche“, versuchte Susanne die Stimmung zu lockern.

 

Es half, denn wir fingen beide gleichzeitig an zu lachen.

 

„Du musst dir halt nur eins merken, immer deine Wäsche nach Kochwäsche und Farbwäsche zu sortieren, dann kann eigentlich nichts schief gehen.“

 

Sie schloss die Tür der Waschmaschine stellte das Waschprogramm ein und die Maschine fing an zu arbeiten.

 

„So einfach geht das?“

 

„Ja so einfach“, sagte Susanne mit einem Lächeln.

 

„Danke.“

 

„Bitte. Und fällt dir noch etwas ein?“, fragte sie und verlies mit mir das Bad.

 

„Also, mein Schlafzimmer ist fertig, in der Küche kann man ja eh nichts machen bliebe nur noch das Wohnzimmer.“

 

„Darf ich dein Schlafzimmer mal sehen?“

 

„Ich habe zwar noch nicht mein Bett gemacht, aber natürlich kannst du es sehen.“

 

„Du ich schlage morgens auch nur meine Decke zurück. Es jeden morgen zu machen, wäre mir so früh zu mühselig.“

 

Ich öffnete die Tür und lies sie eintreten.

 

„Wow, ist echt toll eingerichtet und das Bild über deinem Bett gefällt mir auch. Und wie sieht es mit Vorhängen aus?“

 

„Mit Vorhängen? Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Eigentlich mag ich die Dinger nicht, aber man kann bestimmt vom gegenüberliegenden Haus rein schauen.“

 

Und was hältst du von Jalousien? Die kannst du jederzeit runter lassen und hast doch genug Licht in deinem Zimmer.“

 

„Das wäre eine gute Idee. Danke.“

 

Susanne schaute auf die Uhr.

 

„Oje, ich wollte dir heute nur einen Kurzbesuch abstatten, damit du weißt wer ich bin, ich müsste eigentlich schon wieder im Amt sein.“

 

„Kann ich dich begleiten, ich wollte sowieso noch zu Julius, und danach noch einkaufen gehen.“

 

„Natürlich, ich bin mit dem Wagen da. Hast du eigentlich schon ein Auto?“

 

„Den Führerschein habe ich gemacht, aber für ein Auto reicht mir mein Geld noch nicht.“

 

„Mal sehen ob wir da was drehen können.“

 

Ich half ihr in den Mantel zog mir meine dicke Daunenjacke über, griff nach meinen Zigaretten und meinem Schlüssel und schon ging es los. Ich musste ein paar mal grinsen, während der Fahrt.

Nein, Susanne konnte sehr gut fahren, ich fand es nur lustig, wenn sie wegen anderer Fahrer zu fluchen begann. Im Amt angekommen, lief ich mit ihr zusammen die Treppe hinauf.

 

„Hier ist mein Zimmer, würde mich freuen, wenn du mich dann auch irgendwann besuchen kommen würdest, wie den Julius.“

 

„Geht klar Susanne, bis dann und danke noch mal.“

 

Sie nickte mit einem Lächeln und verschwand in ihrem Zimmer.

 

***

 

Ich klopfte gerade an Julius`s Tür, als ich von drinnen seine Stimme hörte.

 

„Thomas ganz ruhig es wird dir hier nichts passieren… herein.“

 

Ich öffnete langsam die Tür und erschrak ein wenig, als ich einen Jungen in meinem Alter auf dem Sofa neben Julius sitzen saß. Er hatte ein fettes blaue Auge und verschiedene Kratzer im Gesicht. Sein Arm war verbunden und ich bemerkte jetzt erst, wie er zitterte.

 

„Störe ich?“, fragte ich leise.

 

„Nein du störst nie“, sagte Julius und stand auf.

 

Der Junge der anscheinend Thomas hieß, bekam einen ängstlichen Blick. Ich nahm meinen Mut zusammen und schritt auf ihn zu.

 

„Hallo ich bin Christopher, schön dich kennen zu lernen.“

 

Er nickte nur einwenig, aber sein ängstlicher Gesichtsausdruck blieb.

 

„Darf ich mich ein wenig zu dir setzen?“

 

Wieder nickte er, doch diesmal entspannten sich seine Gesichtzüge.

 

„Na besser so, du brauchst vor mir wirklich keine Angst zu haben, ich tue dir wirklich nichts. Bin selber ein Findelkind von Julius, wenn auch aus einem anderen Grund.

 

„Ja stimmt wir kennen uns jetzt schon… sieben Jahre, oder?“ kam es von Julius.

 

„Stimmt ich war elf.“

 

Ich merkte wie Thomas ein wenig ruhiger wurde und sich leicht an mich lehnte. Ich blieb so sitzen, ich wollte ihn auf keinen Fall jetzt beunruhigen.

 

„Christopher ich denke du hast den falschen Beruf gewählt“, sagte Julius wieder mit seinem frechen Grinsen.“

 

Bevor ich antworten konnte, machte sich Thomas neben mir bemerkbar.

 

„Was für einen Beruf hast du denn?“

 

Er sprach mit ganz leiser und zittriger Stimme.

 

„Ich lerne Schreiner, bin im Juli fertig damit. Wenn du willst kannst du mich ja mal besuchen, ich habe jetzt eine eigene Wohnung, da stehen ein paar Möbel, die ich selber gebaut habe.“

 

„Wirklich? Und du hast eine eigene Wohnung?“

 

Thomas schaute mich mit seinen großen Augen an. Erst jetzt sah ich, dass er braune Augen hatte, ein wenig gerötet, vom vielen Weinen denke ich, aber sie waren wunderschön. Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder.

 

„Wenn du willst kannst du ja mal mit Julius zu einem Kaffee zu mir kommen.“

 

Ich schaute zu Julius und er nickte und hob seinen Daumen nach oben.

 

„Darf ich euch beiden kurz alleine lassen, ich muss kurz zu einer Kollegin, einige Unterlagen  besorgen. Kann ich dich bei Christopher lassen Thomas?“

 

Thomas nickte.

 

„Na geh schon ich, pass auf den Kleinen hier schon auf“, was mir einen Knuffer in die Seite einbrachte.

 

„He, ich bin nicht klein, bin fast so groß, wie du!“

 

„Das werden wir irgendwann mal ausmessen müssen.“

 

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

 

„Ich merke schon, ich kann beruhigt gehen, ich werde hier nicht mehr gebraucht“, sagte Julius und verlies das Zimmer.

 

Mir wurde ganz anders, ich saß neben einem absolut süßen Jungen und war total verwirrt über meine Gefühle. Thomas schien das zu bemerken, er schaute mir tief in meine Augen.

 

„Was ist mit dir, Chris?“

 

Chris hatte mich noch keiner genannt, aber bei Thomas hörte sich dass so liebevoll an.

 

„Ich weiß es selber nicht.“

 

Ich merkte wie meine Augen nass wurden. Ich stand auf und lief zu einem Bürofenster und schaute nach draußen.

 

„Dich bedrückt doch irgendwas, ich merke das ganz genau.“

 

„Du hast schon genug Probleme, da brauch ich dich jetzt nicht auch noch mit meinem kleinen Problem zu nerven.“

 

„So klein kann das aber nicht sein, sonst würdest du keine Tränen in den Augen haben. Komm setz dich zu mir und lass es einfach raus.“

 

Ich schaute ihn an. Die Tränen abgewischt, setzte ich mich wieder zu ihm.

 

„Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.“

 

„Am besten von vorne.“

 

„Du bist gut, von vorne anfangen. Mir ist ja erst gestern klar geworden, das was mit mir nicht stimmt. Aber der Auslöser warst indirekt du.“

 

„Ich? Aber wir kennen uns doch erst seit einer halben Stunde.“

 

Thomas sah mich fragend an.

 

„Ja, ich merke, ich muss wohl doch von Vorne anfangen. Also, gestern bin ich in meine Wohnung gezogen. Ich hatte den Lattenrost für mein Bett vergessen auszusuchen, und so habe ich Julius um Hilfe gebeten. Er sagte mir zu, mir nach der Arbeit einen passenden Rost zu bringen. Als er später kam, brachte er seinen Sohn mit, den Michael.“

 

„Ja, den habe ich gestern auch kennen gelernt, ein cooler Typ.“

 

„Genau und damit fing auch dann alles an. Julius wurde von Amt hier informiert, dass es sich um einen Notfall handle, wo du mit gemeint warst, denke ich, und er doch bitte sofort kommen solle. Er erzählte es mir und bat seinen Sohn mitzukommen, der darauf fragte“, ich stockte ein wenig… „ein schwuler Junge? Und Julius bejahte das mit einem Nicken.“

 

Thomas hing förmlich an meinen Lippen, so erzählte ich weiter.

 

„Sie haben sicherlich gemerkt, dass ich ein wenig verwirrt guckte und Julius sagte mir, dass Michael schwul wäre. Und weil ich nicht gleich eine Antwort gab, dachte Michael wohl ich hätte was gegen Schwule.“

 

„Und hast du was gegen sie?“

 

„Mann Thomas, wenn das so wäre würde ich dann noch hier sitzen und dir etwas von mir erzählen?“

 

Thomas nickte zu stimmend.

 

„Ich denke ganz im Gegenteil, seit gestern Michael meine Wohnung verlassen hatte, geht er nicht mehr aus meinen Kopf, sogar heute morgen nach dem Aufstehen, waren meine Gedanken bei ihm.“

 

Ich machte eine kleine Pause. Mein Mund wurde trocken und ich bekam feuchte Hände.

 

„Und weiter?“, fragte Thomas mich.

 

„Ich bin dann hier her gefahren und wollte mit Julius eigentlich reden…..“

 

„Aber?“

 

„Aber… dann habe ich dich kennen gelernt und jetzt…“

 

“Und weißt nicht mehr weiter, weil dir deine Gefühle einen Streich spielen. Du hast Angst, du könntest auch… >schwul< sein.“

 

Ich sah Thomas erschrocken in die Augen.

 

„Wo.. woher weißt du?“

 

„Ach Chris, weil ich denke, dass hat unsereiner alles schon durch gemacht.“

 

„Du auch?“

 

„Natürlich“, sagte Thomas und nahm meine Hand in Seine.

 

Ich begann plötzlich zu zittern.

 

„He Großer nicht zittern, du brauchst auch vor mir keine Angst zu haben.“

 

„Es ist halt alles noch so neu, ich dachte, ich wäre immer ein ganz normaler Junge.“

 

„Bist du doch!“

 

„Ja aber bin ich ein Spätzünder, weil ich jetzt erst solche Gefühle entwickele?“

 

„Nein Chris, du wirst dir jetzt nur klar darüber.“

 

Ich hatte mir die Schuhe ausgezogen und es mir auf der Couch neben Thomas bequem gemacht. Plötzlich wurde es vor der Tür im Flur laut.

 

„Wo ist dieser kleine Scheißkerl, ich nehme ihn wieder mit nach Hause und werde ihm diese Dummheiten schon austreiben.“

 

Thomas drückte sich ganz dicht an mich und begann regelrecht, sehr stark zu zittern. Dicke Tränen liefen über seine Wangen. Leise fing er an zu wimmern.

 

„Ich will nicht zurück, nein ich will nicht…“

 

Ich nahm ihn fest in den Arm und drückte ihn fest an mich.

 

„Du musst nirgends hin, Thomas“, sagte ich leise, „ ich bin doch da, ich bleibe bei dir.“

 

Die Stimmen wurden lauter und plötzlich öffnete sich die Tür. Susanne schob sich herein und schloss die Tür hinter sich gleich wieder und drehte den Schlüssel herum.

 

„Ihr zwei verhaltet euch schön ruhig“, sagte sie und begann zu Grinsen.

 

„Was ist?“ fragte ich leicht säuerlich.

 

„Ihr zwei würdet super zueinander passen“, kam es leise von ihr.

 

Thomas schaute zu mir auf und musste lächeln.

 

„Besteht da eine Möglichkeit?“, fragte er mich leise.

 

„Thomas, ich will nicht ja und nicht nein sagen, lass mir einfach ein bisschen Zeit, ich sagte schon, es ist alles noch so neu für mich.“

 

„Hey Chris, ich will dich zu nichts drängen, du hast alle Zeit der Welt.“

 

Die Türklinke wurde heruntergedrückt, Thomas fuhr zusammen.

 

„Susanne lass mich rein ich bin es, Julius.“

 

Susanne drehte den Schlüssel um und öffnete die Tür.

 

„Und ist er weg?“

 

„Ja die Polizei hat ihn mitgenommen. Wir müssen dass unbedingt mit unserer Pforte ändern, es kann jeder gerade herein spazieren, wie er will.“

 

„Bei der nächsten Konferenz morgen, werden wir es zur Sprache bringen“, sagte Susanne und verlies das Zimmer wieder.

 

„So und was mach ich jetzt mit dir?“, fragte Julius und schaute Thomas dabei an.

 

„Ich will nicht noch eine Nacht in diesem Heim schlafen, da waren alle so komisch zu mir.“

 

„He! Vorsicht, ich habe dort sieben Jahre gelebt!“

 

„Du bist ganz anders.“

 

„Anders?“

 

„Ja du bist viel zu lieb.“

 

„Ihr zwei habt aber schnell zueinander gefunden, dass überrascht jetzt sogar mich“, sagte Julius und setzte sich zu uns an den Tisch.

 

„Du weißt Bescheid?“ sagte ich erstaunt zu Julius.

 

„Christopher ich kenne dich nun schon lange genug. Es war Absicht gestern von mir dich mit Michael bekannt zu machen. Ich wollte nur sehen wie du reagierst. Und so, jetzt zurück zu dir Thomas, was machen wir dann mit dir?“

 

Er schaute erst zu Julius und dann zu mir. Er legte wohl den treudoofsten Dackelblick auf, den ich je zu sehen bekommen habe.

 

„Du willst zu mir?“

 

„Wenn es dir nichts ausmacht und Julius damit einverstanden ist natürlich.“

 

Ich sah ihn total entrückt an. Wir kannten uns nicht mal eine Stunde und schon wollte er mit mir gehen.

 

„Also, ich habe nichts einzuwenden, wäre sogar eine gute Lösung fände ich“, gab Julius von sich.

 

Thomas Augen wanderten wieder zu mir.

 

„Also, gut, ich kann ja eh nicht nein sagen. Und wie kriegen wir ihn jetzt in meine Wohnung? Ich muss ja auch noch was einkaufen, ich habe noch nichts zuhause, außer Kaffee.“

 

„Ich darf wirklich mit zu dir?“

 

„Sieht wohl so aus“, sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht.

 

2.

 

„Komm einfach herein, und such dir irgendwo einen Platz zu sitzen, Thomas.“

 

Ich stellte die Tüten vom Einkaufen, in der Küche ab. Thomas humpelte mit seiner Tasche in der Hand durch den Flur und schaute sich neugierig um. Ich nahm ihm seine Sporttasche ab und stellte sie erst einmal ins Schlafzimmer.

 

„Schön hast du es hier“, kam es leise von ihm.

 

Er hatte sicherlich Schmerzen dachte ich, wie ich ihn mir so ansah.

 

„Komm, mach es dir auf dem Sofa bequem, leg dich ein bisschen hin, du bist ganz weiß im Gesicht.“

 

„Ja stimmt. Mir ist auch ein wenig schwindelig.“

 

„Dann leg dich hin und ich koche uns einen Kaffee.“

 

Ich machte meinen CD- Player an und legte Celine Dion ein, danach ging ich in die Küche. Nach dem ich meine Kaffeemaschine angeworfen hatte, holte ich zwei Tassen aus dem Schrank und brachte sie ins Wohnzimmer.

Thomas lag da und war eingeschlafen. Er machte einen zufriedenen Gesichtsausdruck und war wohl an Erschöpfung eingeschlafen. Also machte ich kehrt, brachte die Tassen in die Küche zurück und ging ins Schlafzimmer.

Mit einer Wolldecke beladen, lief ich leise zurück zu Thomas. Ich deckte ihn vorsichtig zu. Danach entschloss ich mich erst einmal meine Einkäufe zu verräumen. Julius hatte den Berater gespielt und jetzt erst merkte ich wie viele Sachen ich da in den Einkaufstüten hatte. Ich versuchte mir ein System auszudenken, wie ich die Sachen am Besten einsortierte, um später nicht lange danach suchen zu müssen.

Als ich bei der letzten Tüte angekommen war, hörte ich plötzlich einen Schrei aus dem Wohnzimmer. Ich lies alles fallen und stehen und rannt zu Thomas. Er saß auf dem Sofa total verschwitzt mit weit aufgerissen Augen.

 

„Thomas was ist passiert?“

 

Er schaute mich mit ängstlichen Augen an.

 

„Ich habe einen schlimmen Traum, entschuldige.“

 

„Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen.“

 

Ich setzte mich zu ihm und nahm ihn in den Arm. Deutlich spürte ich sein Zittern.

 

„Willst du mir davon erzählen?“

 

„Von was?“ kam es von ihm.

 

„Was du geträumt hast“, antwortete ich leise, „aber ich finde, du solltest erst mal duschen, du bist total verschwitzt.“

 

„Ich weiß nicht ob ich so lange unter der Dusche stehen kann.“

 

„Dann lass ich dir ein Bad ein“, sagte ich und lief Richtung Bad.

 

***

 

„Christopher, ich möchte dir ja nicht auf die Nerven fallen… “

 

„Was ist Thomas, sag es ruhig.“

 

„Könntest du mir beim Ausziehen helfen?“

 

„Klar doch“, sagte ich ohne groß zu überlegen, was ich später gleich bereute.

 

Unter dem T-Shirt von Thomas kamen noch mehr blaue Flecke und Striemen zum Vorschein. Ich wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, wo Thomas das alles herhatte. Aber immer mehr Blessuren kamen zu Vorschein. Bis er endlich nur noch in Shorts da stand.

 

„Wenn du willst, kann ich dann raus gehen.“

 

„Ähm Christopher, würdest du bei mir bleiben… ich will nicht alleine sein.“

 

„Wenn es dir nichts ausmacht, gerne.“

 

So holte ich mir einen Hocker aus der Küche und setzte mich zu ihm an die Badewanne. Und er fing an zu erzählen, woher die Verletzungen an seinem Körper stammten.

 

„Es war mein bester Freund, wir kannten uns schon seit dem Sandkasten. Andreas und ich hingen immer zusammen wie zwei Kletten. Das unzertrennliche Duo. Wo einer von uns auftauchte, war der andere nicht weit. Das ganze fing vor einem Monat an. Wir erzählten uns immer alles, na ja das einzigste was ich ihm nicht erzählte, war, dass ich eben auf Jungs stand.

Er hatte immerhin schon zwei Freundinnen und ich noch keine. Immer wieder bohrte er an mir herum. Bis ich ihm vor zwei Wochen sagte, dass ich schwul bin. Anfänglich glaubte ich, dass er dies gut verkraftete, es änderte sich zwischen uns nichts. Dachte ich.“

 

Er schaute starr auf seine Füße, während er mir das jetzt erzählte. Nicht einmal schaute er auf in Richtung meiner Augen.

 

„Als er heraus bekam, dass ich schon seit langem in ihn verliebt war, wurde er langsam komisch. Irgendwann abends im Chat war er dann auch da. Er fing an mich wüst zu beschimpfen und meinte er wolle mit mir nichts mehr zu tun haben. Alle unsere gemeinsamen Freunde mieden mich plötzlich.“

 

Über Thomas Wangen kullerten Tränen. Ich nahm vorsichtig seine Hand und streichelte sie zärtlich.

 

„Und dann, kam der bewusste Abend. Er und einige seiner Kumpel lauerten mir auf. Sie waren zu sechst und gingen auf mich los. Sie schlugen mich, traten auf mich ein, ich betete nur noch, dass ich sterben möchte. In der Notaufnahme wurde ich dann halbwegs zusammen geflickt.

 

Dann…“ Thomas fing an zu heulen.

 

„He Tom, wenn es dir so schwer fällt, höre bitte auf. Du quälst dich nur wegen mir, dass möchte ich nicht.“

 

„Schon gut Chris. Ich will es so haben, du sollst ruhig alles erfahren. Also sind natürlich auch meine Eltern erschienen, erst waren sie total besorgt um mich. Bis dann dieser Polizist auftauchte. Er erzählte meinen Eltern was geschehen war und fragte ob sie anzeige gegen die Jungs erheben wollten.

Nach einem kurzen Schock meines Vaters, begann er auszuflippen. Meinte den Jungen sollte man eine Belohnung geben, und dass das Stück Scheiße auf dem Bett da nicht mehr sein Sohn sei. Meine Mutter rannte heulend hinaus.“

 

Ich merkte wie schwer es dem Kleinen fiel, mir das alles zu erzählen, aber ich wollte ihn nicht unterbrechen.

 

„Bei mir lief das alles ab, wie ein schlechter Film. Eine nette Schwester nahm sich dann meiner an. Sie rief beim Jugendamt an, weil sie anscheinend schon mit mehreren solcher Fälle zu tun hatte. Tja und dann kam Julius und den Rest kennst du ja.“

 

Jetzt erst hob sich sein Kopf und er schaute mir in die Augen.

 

„Thomas es ist vorbei, jetzt bist du erst mal bei mir, okay?“

 

„Und wie lange, sei mir bitte nicht böse, aber ich habe etwas gegen Mitleidtouren.“

 

„Meinst du wirklich ich habe dich aus Mitleid mitgenommen?“

 

An Thomas Gesichtsausdruck merkte man, dass ihm bewusst war, was er gerade verletzendes los gelassen hatte.

 

„Tut mir leid Christopher. Aber im Augenblick sehe ich nur noch einen Trümmerhaufen vor mir. Ich weiß jetzt einfach nicht was werden soll. Ob ich meine Lehre als Elektriker fortführen soll, ob ich jetzt ins Heim muss, ich werde doch erst in einem halben Jahr achtzehn. Ob ich meine Eltern überhaupt noch mal zu Gesicht bekomme. Von meinem älteren Bruder ganz zu schweigen.“

 

„Du hast noch einen älteren Bruder?“

 

„Ja Konrad, aber ich nenne ihn nur Kenny, er mag seinen Namen nicht.“

 

„Und du hast ihn bisher noch nicht gesehen?“

 

„Nein, er wohnt ja auch nicht mehr zu Hause, seit er letztes Jahr zwanzig geworden ist. Aber ich denke auch meine Eltern haben ihm nicht mal Bescheid gesagt.“

 

Thomas fing schon wieder an zu weinen und schaute verschämt gegen die Wand.

 

„He, nicht doch, komm schau mich an. Wie ist dein Verhältnis zu deinem Bruder?“

 

„Eigentlich… gut, er ist auch… der Einzigste der wusste, dass ich schwul bin, er meinte er liebe mich genauso, und es wäre ihm egal, mit wem ich mal glücklich werden würde.“

 

„Soll ich ihn für dich anrufen?“

 

„Das würdest du für mich tun?“

 

„Natürlich, gib mir seine Nummer. Ich rufe ihn sofort an, und dann holen wir dich mal aus dem Wasser, du fängst ja schon an zu schrumpeln“, sagte ich mit einem Lächeln zu ihm.

 

Er erwiderte das Lächeln.

 

***

 

„Kenny hier.“

 

Hallo Kenny, hier ist Christopher, ein Freund deines Bruders.“

 

„Und warum rufst du an, ist dem Kleinen was passiert?“

 

Sofort merke ich, wie Kennys Stimme auf einmal besorgt klang.

 

„Dir hat also noch niemand Bescheid gegeben?“

 

„Nein, jetzt sag schon was ist los, wo ist mein Bruder, ich habe seit vier Tagen nichts mehr von ihm gehört.“

 

Ich erzählte ihm in Stichworten kurz was passiert war. Es folgte Schweigen.

 

„Kenny bist du noch dran?“

 

„Ja… “

 

Seine Stimme hörte sich an, als hätte er geweint. Oh Mann, wo bin ich da nur reingeraten?

 

„Möchtest du her kommen, dein Bruder ist nämlich bei mir, weil er nicht in ein Heim wollte.“

 

„Warum hat mich denn niemand schon früher verständigt, ich versteh das nicht.“

 

„Das solltest du mal deine Eltern fragen“, sagte ich leise.

 

„Wo wohnst du?“

 

Ich nannte ihm meine Adresse und gab ihm eine kurze Wegbeschreibung.

 

„Gut ich bin in zwanzig Minuten bei euch.“

 

Ohne mein Tschüss abzuwarten, hatte er aufgelegt.

 

***

 

„So jetzt raus aus dem Wasser dein Bruder ist in zwanzig Minuten da.“

 

„Er kommt wirklich hierher?“

 

„Was dachtest du denn. Meine Vermutung, dass ihm niemand etwas gesteckt hat, war übrigens vollkommen richtig.“

 

„Er wusste von nichts?“

 

„Nicht die Bohne. So raus mit dir.“

 

Thomas hangelte sich langsam aus dem Wasser und stand nun völlig nackt und tropfend vor mir. Ich nahm ein Badetuch und fing gerade an ihn abzurubbeln, als ich bemerkte, dass sein Glied steif von ihm abstand. Ich sah ihm in die Augen. Thomas wurde rot.

 

„Tut mir leid, aber deine Nähe erregt mich.“

 

„Na ja daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen.“

 

„Wie meinst du das jetzt?“

 

„Das erkläre ich dir später“, sagte ich ihm und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

 

Er packte mich und gab mir einen Kuss auf den Mund. Unsere Münder öffneten sich und unsere Zungen trafen sich. Sie spielten miteinander wie zwei Schlangen. Plötzlich lies Thomas von mir ab.

 

„Was ist denn?“, fragte ich erstaunt.

 

„Entschuldigung, das ist jetzt einfach so über mich gekommen.“

 

„Also, wenn sich das jedes Mal so wunderschön anfühlt, kannst du das ab sofort immer machen“, sagte ich mit einen Lächeln auf meinen Lippen.

 

„Gerne“, und er wollte schon ansetzten, ich hielt ihn aber zurück.

 

„Dein Bruder steht gleich an der Tür und du stehst hier nackt und aufgeheizt da, was soll er nur denken“, sagte ich mit einem frechen Grinsen.

 

„Schon gut.“

 

„Hier ich hab dir ein paar Sachen von mir rausgelegt, müssten dir passen, soviel kleiner als ich, bist du ja wirklich nicht.“

 

„Okay, gib schon her.“

 

Ich verließ das Bad und wollte mir endlich eine Tasse Kaffee einschenken. Da klingelte es an der Tür. Ich lief zu ihr hin und lugte wie mir Julius empfohlen hatte erst mal durch meinen Spion. Draußen stand ein junger Mann, der meinem Thomas verdammt ähnlich sah. Jetzt dachte ich schon „mein“ Thomas. Halt Christopher, nichts überstürzen. Ich öffnete vorsichtig die Tür.

 

„Christopher?“

 

„Ja.“

 

„Ich bin Kenny, darf ich rein?“

 

„Ja natürlich, dein Bruder ist noch im Bad, er kommt aber gleich. Komm einfach mit und setz dich kurz zu mir in die Küche.“

 

Ich wollte Thomas ersparen, dass sein Bruder gleich alle Wunden an seinem Körper sah. Kenny folgte mir in die Küche und setzte sich nur widerwillig auf einen Stuhl. Ich wiederum öffnet das Bad und schaute ob Thomas schon fertig war. Er stand völlig hilflos da und versuchte sich das T-Shirt über zu ziehen.

 

„Soll ich dir helfen Tom?“

 

„Wäre nett von dir, ist er schon da?“

 

„Ja, er sitzt in der Küche.“

 

Thomas stürmte an mir vorbei. In der Küche angekommen, blieb er einfach stehen. Sein Bruder stand auf und sah ihn nur an.

 

„Mein Gott, was haben sie dir nur angetan?“

 

Kenny fing an zu weinen und nahm Thomas vorsichtig in die Arme. Zärtlich strich er seinem Bruder über den Rücken und streichelte seine Kopf. Für mich war dies ein Zeichen eine Fliege zu machen, und die zwei alleine zu lassen. Also, ging ich ins Bad zurück. Ich ließ das Badewasser ab, steckte Thomas seine Sachen in die Waschmaschine. Wie war das noch mal, was hatte Susanne mir alles erklärt. Ach egal, ich drehte den Knopf auf sechzig Grad und lies das Programm starten. Ich spülte gerade die Wanne aus, als Thomas im Türrahmen erschien.

 

„Kommst du wieder in die Küche bitte?“

 

„Ja gleich, ich muss nur noch kurz ein Telefonat machen, dann komm ich zu euch. Du kannst mir ja schon ein Kaffee einschenken, ich versuch das jetzt schon seit drei Stunden.“

 

Thomas grinste.

 

„Geht in Ordnung“, meinte er und war wieder verschwunden.

 

Ich nahm mein Telefon und verschwand in meinem Schlafzimmer. Ich wählte die Privatnummer von Julius.

 

***

 

„Julius Brecht.“

 

„Hallo Julius, hier ist Christopher.“

 

„Ist etwas passiert?“

 

„Nein es ist alles in Ordnung. Thomas ist in Ordnung, sein Bruder ist grad bei ihm.“

 

„Sein Bruder? Oh Mann, warum bin ich nicht auf die Idee gekommen.“

 

„Du wirst langsam alt, Julius“, sagte ich mit einem lauten Lachen.

 

„Nicht frech werden. Warum rufst du eigentlich an?“

 

„Ich wollte fragen, ob es möglich wäre, das Kenny, der Bruder von Thomas die Vormundschaft für das halbe Jahr bis Thomas achtzehn wird übernehmen kann.“

 

„Das ginge schon, was hast du denn vor?“

 

„Ich habe mir einiges durch den Kopf gehen lassen. Ihr ward die letzten sieben Jahre für mich da und seit es auch jetzt noch. Und ich möchte mich dafür irgendwie erkenntlich zeigen. Kann Thomas bei mir bleiben?

 

„Bei dir?“

 

„Ja ich möchte mich um ihn kümmern, ich kann ihn morgens zu seiner Lehrstelle bringen und auch abends wieder holen. Wenn irgendetwas ansteht, kann ich ihm immer behilflich sein. Außerdem kommt ja Susanne einmal die Woche vorbei und kann dann auch noch nach dem Rechten sehen.“

 

„Christopher, darf ich dir eine Frage stellen?“

 

„Ja, natürlich, was willst du wissen?“

 

„Hast du dir das genau überlegt?“

 

„Ja hab ich, ich möchte eine Aufgabe übernehmen. Du hast mir immer erzählt, wie viele von euren Zöglingen sich sozial engagiert haben und dass möchte ich jetzt einfach auch tun.“

 

„Steckt da nicht ein bisschen mehr dahinter?“

 

„Das ist aber schon eine zweite Frage“, sagte ich, denn ich wusste, worauf Julius hinauswollte.

 

„Na?“

 

„Ja ich glaub ich hab mich… “

 

„Verliebt? Man, das ging aber schnell Christopher“, kam es von Julius.

 

„Ja, stimmt.“

 

„Also, ich versuch was ich da machen kann, natürlich muss sein Bruder einverstanden sein, denn ich denke, die Richterin, stimmt immer gerne zu, wenn ein Kind nicht ins Heim muss.“

 

„Lass das Wort „Kind“ ja nicht Tom hören, sonst bist du fällig“, lachte ich in den Hörer.

 

„Okay, bin ja schon ruhig. Sag Thomas einen Gruß und meldet euch bitte morgen gegen elf  bei mir, geht das?“

 

„Wir werden da sein.“

 

„Du Christopher?“

 

„Ja, Julius?“

 

„Ich bin stolz auf dich.“

 

„Danke Julius.“

 

„So jetzt aber Tschüss, ich wollt grad was mit Michael unternehmen, der wartet schon.“

 

„Gut, richte ihm einen Gruß aus, bye Julius.“

 

„Bye Christopher.“

 

***

 

„Wo bleibst du denn, dein Kaffee ist ja fast kalt“, sagte Thomas als ich wieder in der Küche erschien.

 

„Bin ja schon da.“

 

„Und erfolgreich gewesen?“

 

„Das kommt darauf an.“

 

„Du sprichst in Rätseln, Christopher.“

 

„Ich bin erfolgreich gewesen, wenn dein Bruder Kenny, für ein halbes Jahr die Vormund-schaft von dir übernimmt.“

 

Eine kurze Pause entstand.

 

„Ich, wieso ich?“, fragte Kenny erstaunt.

 

„Dann muss unser Tom hier nicht ins Heim und kann bei mir wohnen bleiben.“

 

Thomas starrte mich mit großes Augen an.

 

„Ich darf bei…..“

 

„Ja darfst du, natürlich müssen wir erst das ganze Schriftzeug erledigen, aber nach Julius Worten, würde das mit aller Wahrscheinlichkeit gehen.“

 

„Jetzt bin ich platt.“

 

„Ich zwar auch, aber wenn es dir hilft, dann übernehme ich das gerne“, meinte Kenny und konnte sich fast nicht auf dem Stuhl halten, als ihn sein Bruder umarmte.

 

„Und du bist dir sicher, dass du mich haben willst…, du kennst mich doch erst zwei Tage“, meinte ein freudenstrahlender Thomas zu mir.

 

„Und wie soll ich den jungen Herrn denn anders kennen lernen, als nicht auf diese Art.“

Ich legte eine kleine Pause ein.

 

„Und wenn du meinst, du kannst hier nur rumlungern, dann haste dich in den Finger geschnitten. Ich bring dich jeden morgen auf deine Lehrstelle und hole dich auch wieder ab. Und bei anderen Dingen wirst du mich auch nicht los. Dass wirst du ein halbes Jahr ertragen müssen.“

 

„Kleiner Bruder, ich glaube der Christopher meint das ernst“, meinte Kenny und schenkte mir ein Lächeln.

 

„Das hört sich ja an wie ein Sklaventreiber“, versuchte Thomas noch scherzhaft zu sagen, aber da merkte er schon, dass es mir bitter ernst war.“

 

Er schaute zu mir und dann zu seinem Bruder.

 

„Weißt du jetzt, warum ich mich in diesen großen Helden verliebt hab, er ist zwar ein ganz Ruhiger, aber wenn es um wichtige Sachen geht, weiß er, wo es lang geht“, sprach mein Thomas und wuschelte mir übers Haar.

 

Er hat sich in mich verliebt… wow, jetzt war ich doch platt und das nach nur  einem Tag.

 

***

 

Kenny war noch etwas geblieben, aber dann doch gegangen, weil er am nächsten Morgen früh raus musste.

 

„So und nun?“, fragte Thomas.

 

Ich schaute auf meine Uhr, und entschied mich dann fürs Bett, denn müde war ich nach dem Tag ja sowieso.

 

„Ich wäre fürs Bett, würde ich sagen“, sagte ich zu ihm und räumte den Küchentisch ab.

 

„Hast ja recht, meine Knochen freuen sie da genauso drauf, mit tut eh wieder alles weh“, sagte Thomas.

 

„Dann geh du mal schon ins Bad, ich mach hier noch alles fertig“, sagte ich.

 

„Okay Chef“, sagte er mit einem frechen Grinsen und verschwand aus der Küche.

 

Ich zog mich im Schlafzimmer aus, und wartete, endlich in mein Bad zu kommen. Nur in Boxer lief ich ins Wohnzimmer, öffnete die Balkontür und steckte mir eine Zigarette an.

 

„Was überlegst du, Christopher?“

 

Eine Hand fuhr zärtlich über meinen Rücken, und ich drehte mich um.

 

„Ich? Ich lass den Tag an mir vorbeiziehen.“

 

„Und positiv?“

 

„Ja, schon, aber geh du mal jetzt schon vor, ich verschwind im Bad und komm dann zu dir ins Bett.

 

„Okay“, kam es von ihm, und taperte Richtung Schlafzimmer.

 

Als ich etwas später ins Schlafzimmer kam, war Thomas schon eingeschlafen. Ich legte mich neben ihn. Als ich das Licht löschte, merkte ich wie sich Thomas dicht an meinen Rücken kuschelte und das ohne aufzuwachen.

 

***

 

Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass mir mein Arm schrecklich wehtat. Der Grund hierfür  war schnell ausgemacht. Thomas lag friedlich auf meinem Arm, sein Gesicht auf meine Brust gekuschelt und schlief noch fest.

Oh Mann dachte ich, will ihn jetzt nicht grad wecken, aber mein Arm verlangte nach Befreiung und so zog ich langsam.

 

„Müssen wir schon aufstehen?“ brummelt da jemand total verschlafen neben mir.“

 

Ich stand auf, „nein mein Kleiner, ich muss nur auf die Toilette.“

 

„Und ich dachte, dein Kleiner freut sich mich zu sehen“, brummte er zurück und drehte sich um.

 

Da merkte ich erst, dass meine morgendliche Verspannung zu sehen war. Ich lief schnell ins Bad. Als ich zurückkam, lag Thomas halb aufgedeckt quer über dem Bett.

 

„Komm endlich wieder ins Bett, ich bin so alleine“, kam es von ihm ohne auch nur eine Bewegung zu machen.

 

„Schläfst du eigentlich immer nackt?“, fragte ich, als ich seine blanken Hintern zu Gesicht bekam.

 

„Ja eigentlich schon, stört dich das?“

 

Er hatte sich mittlerweile aufgesetzt und seine edlen Teile wieder zu gedeckt. Ich legte mich wieder zu ihm und sofort kuschelte er sich an mich. Ich nahm ihn in den Arm um einfach bequemer da zu liegen.

 

„Was geht grad in deinem Kopf vor, Großer?“, fragte er und hob den Kopf und schaute mir in die Augen.

 

„Oje… schwer zu sagen…“

 

„Versuch es einfach, lass mich teilhaben an deine Gedanken“, sagte Thomas in einen ruhigen Ton.

 

„Einfach soviel neue Eindrücke. Vor einer Woche, wohnte ich noch in einem Heim, hatte meinen Alltag. Und jetzt stürmt soviel Neues auf mich ein.“

 

„Und? Hab ich da auch einen Platz gefunden?“

 

Ich zog Thomas näher an mich heran. Ich spürte die Wärme seiner nackten Haut auf meiner eigenen und ein herrliches Gefühl machte sich in meinem Körper breit.

 

„Natürlich Thomas, es ist zwar alles so neu für mich, aber langsam wird mir vieles klar, was mich die letzten Monate alles beschäftigt hat und ich darauf keine Antwort wusste.

 

„Und jetzt hast du welche?“

 

„Na ja, nicht so recht, ich weiß nur das ich einen total bezaubernden Jungen im Arm hab und das unheimlich toll finde.“

 

„Dann ist ja gut“, meinte Thomas und gab mir vorsichtig einen Kuss auf die Lippen.

 

„Darf ich?“, fragte er fordernd.

 

„Ich hab so was noch nie gemacht… “ sagte ich unsicher.

 

„Ich mach nichts, was du nicht willst Christopher.“

 

„Okay…“

 

***

 

Hast du eigentlich deinen Ausweis?“, fragte ich Thomas, als wir uns zu Julius auf den Weg machten.

 

„Ja, aber  dass ist das Einzigste, was ich habe. Mein Sparbuch, alle Unterlagen von mir liegen noch bei meinen Eltern, wie soll ich da nur ran kommen?“, fragte mich Thomas.

 

„Da werden wir irgendwie schon eine Möglichkeit finden“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

 

Im Sozialamt angekommen liefen wir sofort zu Julius, weil wir schon ein bisschen spät dran waren.

 

„Ah, seid ihr endlich da. Halt! Ihr braucht euch nicht setzten, wir müssen gleich weiter“, kam es uns von Julius als Begrüßung entgegen

 

„Wohin denn?“ wollte Thomas wissen.

 

„Zum Gericht und vorher noch zu deinem Bruder“, bekam er als Antwort.

 

„Muss ich das jetzt verstehen?“ meinte darauf Thomas.

 

„Von deinem Bruder benötigen wir die Unterschrift für die Vormundschaft und zum Gericht müssen wir, weil die Richterin erst noch mit euch reden will“, sagte Julius.

 

„Worauf warten wir dann noch“, sagte ich mit einem Grinsen auf den Lippen.

 

„Ach übrigens, ich soll euch einen schönen Gruß von Michael sagen“, sagte Julius im hinausgehen.

 

„Danke“, kam es gleichzeitig von uns.

 

Das mit der Unterschrift ging schneller, als ich dachte. Julius sprintete einfach in Kennys Arbeitsstelle holte sich die Unterschrift und kam wieder heraus. Das ganze dauerte keine fünf Minuten.

Vor dem Gericht wurde ich dann doch etwas nervös und suchte Thomas Hand. Er nahm sie und streichelte beruhigend mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

 

„So ihr zwei, setzt euch und wartet kurz hier, ich hole euch sofort“, sagte Julius und verschwand hinter einer Tür.

 

Es dauerte nicht lange und er winkte Thomas zu sich herein. Die darauffolgenden Minuten kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich stand auf und lief nervös den langen Flur auf und ab. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich die Plakate las, die an der Wand hingen.

Doch es gelang mir nicht. Leute liefen an mir vorbei, ein kurzer Blickwechsel und sie waren wieder verschwunden.  Die Angst überkam mich, einen neuen Freund den ich gefunden hatte, wieder zu verlieren. Freund? Na ja, so konnte ich das nicht mehr nennen.

Inzwischen merkte ich, dass ich mehr  für Thomas empfand, wie man es normalerweise zu einem guten Freund spürte.

 

„Christopher kommst du?“

 

Ich wurde aus meine Gedanken gerissen, und drehte mich um. Julius stand an der Tür und winkte mich herbei. Thomas saß bereits wieder auf der Bank neben der Tür. Ich ging zu Julius. Ich konnte nichts in Thomas seinen Augen erkennen, weder Freude, noch Verbitterung. Einzig alleine ein Lächeln war auf seinen Lippen.

 

„Nun komm schon, es reist dir hier schon keiner den Kopf herunter“, sagte Julius zu mir.

 

Er führte mich durch ein Zimmer, wo eine junge Dame am PC saß und irgendetwas tippte. Dann klopfte er an eine weitere Tür.

 

„Herein“, kam es von drinnen.

 

Julius schob mich durch die offene Tür in das Innere. Eine Frau mittleren Alters stand auf und kam hinter ihrem riesigen Schreibtisch hervor, wo sich Unterlagen nur so stapelten.

 

„So Monika, hier ist Christoper“, sagte Julius.

 

Diese Frau streckte mir ihre Hand entgegen und artig wie ich war schüttelte ich sie.

 

„Danke Julius, lässt du uns dann alleine. Christopher.. ich darf dich doch so nennen?“

Ich nickte.

 

„Setzten wir uns doch einwenig auf die Sessel.“

 

Julius verlies den Raum und schloss hinter sich die Tür.

 

„Du brauchst keine Angst zu haben, dies hier gibt kein Verhör, ich möchte mir einfach ein Bild von dir machen, dich besser kennen lernen“, kam es von Monika, „und wenn es dir das leichter macht, darfst du ruhig Monika sagen.“

 

„Danke“, sagte ich und setzte mich auf einen der Sessel.

 

„Möchtest du eine rauchen?“ kam es von ihr und streckte mir eine Zigarettenschachtel entgegen.

 

„Ja danke“, sagte ich erstaunt, dass man hier rauchen durfte.

 

Sie stand auf und holte einen Aschenbecher von der Fensterbank und stellte ihn zwischen uns auf den kleinen Couchtisch. Sie setzte sich und stecke sich selber eine an.

 

„Aber ja nicht Julius verraten, er kann es nicht leiden, wenn ich hier in den Amtsräumen mal eine rauche“, sagte sie, und ab da war das Eis zwischen uns gebrochen.

 

„Und, wie gefällt dir deine neue Wohnung?“

 

„Toll, es ist nur ungewohnt, weil ich plötzlich alles für mich alleine habe.“

 

„Na ja, so alleine bist du ja jetzt nicht mehr. Warum machst du das?“, fragte sie mich.

 

„Warum mache ich was?“ kam es von mir, anscheinend auf einer langen Leitung sitzend.

 

„Das mit Thomas, warum hast du ihn aufgenommen?“

 

„Ach so. Das hat mich Julius auch schon gefragt.“

 

„Und was hast du ihm gesagt?“

 

„Das ich eben jetzt sieben Jahre im Heim wohnte, er immer für mich da war, nicht nur er aber hauptsächlich er. Es hat mir viel geholfen über den Verlust meiner Eltern hinweg zu kommen. Und ich denke einfach, ich möchte jetzt irgendwie etwas zurückgeben, was mir die letzten Jahre zu Teil wurde.“

 

„Noble Gesinnung.“

 

„Aber ehrlich. Julius hat mir schon oft erzählt, dass seine Findelkinder, wie er sie immer nennt, sich meist irgendwie hinterher sozial engagieren. Und ich habe einfach Lust dazu auch so etwas zu machen.“

 

„Aber bei Thomas doch wohl auch noch aus einem anderen Grund?“ sagte sie mit einem frechen Grinsen.

 

Ich wurde feuerrot im Gesicht.

 

„Keine Angst, Julius hat mich schon aufgeklärt und dass Thomas bei dir wohnen bleiben darf, ist sowieso schon geregelt, ich habe dich aus einem anderen Grund zu mir gebeten.“

 

Mir fiel ein Stein vom Herzen, hörbar atmete ich tief aus.

 

„Dir scheint jetzt wohler zu sein. Ich dachte Julius hat dir, das schon beim reinbringen gesagt.“

 

„Nein hat er nicht.“

 

„Jetzt ist ja alles gut. Ich wollte dich hier haben, weil Julius und ich schon lange einen Plan hegen. Das Haus, dass du bewohnst, gehört dem Sozialamt.“

 

„Ich weiß und im Augenblick wohne ich dort alleine, hat das einen bestimmten Grund?“

 

„Ja, hat es Christopher. Was hältst du von betreuten Wohnen?“

 

„Mit alten Leuten und so?“

 

„Nein, dass meine ich nicht. Ich dachte da eher an Fälle so wie du oder auch so wie der Thomas.“

 

„Mmh, darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein. Gut ich werde ja auch betreut, aber ich dachte das schreibt das Gesetz so vor.“

 

Ich drückte meine Zigarette im Ascher aus, und lehnte mich in meinen Sessel zurück.

 

„Tut es auch“, meinte Monika, „ was denkst du über eine Patenschaft?“

 

„Patenschaft?“, fragte ich jetzt doch ein wenig verwirrt.

 

„Ja, im Grunde hast du jetzt ja schon eine übernommen, indem Thomas bei dir wohnen darf.

 

Unser Plan war es einfach, junge Leute wie dich oder Thomas, wo anders unterzubringen als in einem Heim, oder auf sich alleine gestellt zu lassen, wenn sie volljährig werden..“

 

„Ja aber… ich meine…“

 

„Du meinst sicherlich, wie soll das gehen, du und Thomas seid so was wie ein Paar?“

 

Ich nickte.

 

„Christopher, weißt du wie viele Fälle wie Thomas ich im Jahr verhandeln muss? Es geht in den dreistelligen Bereich. Und von vielen weiß ich eben, dass sie danach abgerutscht oder auf die schiefe Bahn gekommen sind.

Es gibt so viele homosexuelle Jugendliche oder junge Erwachsene, die ein ähnliches Schicksal wie Thomas erlitten haben. Wir wollten dich einfach fragen ob du uns hilfst ein Zuhause zu schaffen, wo man solche Menschen unterbringen kann.“

 

„Würde ich ja gerne, aber brauche ich da nicht eine Ausbildung  oder so was?“

 

„Nein Christopher, für therapeutische Sachen sind immer noch wir zuständig. Ich meine damit, du bist in einem Heim groß geworden, dadurch sehr selbstständig geworden, wie mir Julius berichtete. Du bist ab Ende Juli ein gelernter Schreiner, was für dich nur noch ein Pluspunkt ist.“

 

„Das versteh ich jetzt nicht ganz“, sagte ich zu Monika.

 

„Ganz einfach Christopher. In dieses Haus, werden nach und nach mehr junge Leute einziehen und wir haben uns gedacht, ob du die Rolle, der ersten Anlaufstelle übernehmen willst.“

 

Sie machte eine kleine Pause, um mir Zeit zu geben, darüber nachzudenken.

 

„Du musst dich nicht sofort entscheiden, aber einen Anreiz hätten wir natürlich auch für dich.“

 

„Einen Anreiz?“, fragte ich verwundert.

 

„Ja. Da wir beide wissen, dass du in deinem Betrieb leider nicht übernommen werden kannst, haben wir die Möglichkeit geschaffen, eine neue Stelle einzurichten. Wie wir sie nennen wissen wir nicht, aber du wärst beim Staat angestellt, bei einem Gehalt, etwa etwas mehr, wie du als Schreinergeselle verdienen würdest.“

 

„Wow, dass ist wirklich ein tolles Angebot“, kam es über meine Lippen.

 

„Ja, fand ich auch. Christopher hast du heute Mittag schon etwas vor, bist du zu Hause?“

 

„Nein, ich bin zu Hause.“

 

„Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich heute Mittag bei euch vorbeikommen und auch noch ein paar Einzelheiten besprechen, wenn es dir recht wäre.“

 

„Natürlich ist… Entschuldigung, aber jetzt bin ich ein wenig durch den Wind, dass muss ich jetzt erst mal auf mich wirken lassen.“

 

„Ist mir klar, schon gut. Heute Mittag so gegen halb drei?“

 

„Ja, dass wäre mir recht.“

 

Wir verabschiedeten uns von einander und sie brachte mich noch zu ihrer Tür.

Draußen fiel ich erst mal Julius um den Hals.

 

„Danke!“

 

„Schon gut“, erwiderte Julius.

 

„Umarmt mich auch jemand, oder geh ich leer aus?“, fragte Thomas mit einem verschmitzten Lächeln auf seinen Lippen.

 

3.

 

„Und wann kommen sie?“ wollte Thomas wissen.

 

„Gegen halb drei hat sie gesagt“, antwortete ich ihm.

 

„Und du willst das echt machen.. du weißt was für eine Verantwortung du da übernimmst. Ich wüsste nicht, ob ich das könnte.“

 

„Thomas, ich habe schon mit dir Verantwortung übernommen.“

 

„Und bereust du es?“ sagte Thomas grinsend.

 

„Ja und wie!“

 

Thomas verlor im selben Augenblick sein Grinsen.

 

„Weil du mir seit einer viertel Stunde keine Kuss mehr gegeben hast“, sagte ich.

 

Man sah deutlich, wie Thomas ein Stein vom Herzen viel.

 

„Man du …“, er verkniff sich das Wort, „erschreck mich doch nicht so.“

 

„War nicht meine Absicht.“

 

„Du Christopher….“

 

„Ja?“

 

„Ich bin so verliebt in dich“, sagte er und kam auf mich zu.

 

Er legte seine Arme um mich. Langsam kamen sich unsere Lippen näher.. berührten sich zärtlich. Ich öffnete meinen Mund und lies seiner Zunge Einlass. Er ließ leicht schwer atmend von mir ab.

 

„Man im Küssen bist du ein Naturtalent“, sagte er.

 

„So? Wusste ich gar nicht. Soll ich dir beibringen, wie das geht?“, fragte ich lachend

 

„Nicht nötig, kann das sel…“

 

Weiter lies ich ihn gar nicht kommen. Ich küsste ihn erneut, und ich merkte wie sich Thomas meinem Kuss völlig hingab. Seine Hand wanderte unter mein Hemd, und strich zärtlich über meinen Rücken. Ein wohliges Schauergefühl überfiel mich.

 

„Hör auf Thomas, du machst mich schwach.“

 

„Das ist auch meine Absicht“, und küsste mich weiter.

 

Der Türgong ging.

 

„Meine Rettung naht…“, sagte ich und lies von ihm ab. Ich zupfte mein Hemd zu Recht und öffnete meine Wohnungstür.

 

„Hallo Christoper, da sind wir“, kam es von Monika.

 

Sie trug ihr Haar jetzt offen und sah nicht mehr so streng aus wie am Morgen. Sie reichte mir ihre Hand und trat ein. Julius folgte ihr und nickte mir grinsend zu. Thomas wurde begrüßt und wir setzen uns in das Wohnzimmer.

 

„Von welchen Einzelheiten wolltet ihr mich denn in Kenntnis setzten?“, fragte ich gleich zu Anfang.

 

„Also fang ich mal mit dem Technischen an“, meinte Julius.

 

„Technischen?“, fragte mein Thomas.

 

„Ja, Christopher du hast doch einen Pc?“, fragte Julius.

 

„Den habe ich.“

 

„Du bekommst von uns einen Internetanschluss mit direkter Verbindung ins Amt. Damit du wenn es Probleme gibt uns per Mail auch erreichen kannst, oder Daten Abfragen möchtest.“

 

„Was den für Daten?“, fragte ich.

 

„Über jeden Neuzugang in diesem Haus, legen wir eine Akte für dich an. Da kannst du dann wissenswertes über die Person abfragen, oder sogar eigene Einträge tätigen, so sind wir beide immer auf dem Laufenden.

 

„Nicht schlecht, eine Frage.. bekommt unser Haus hier dann auch eine eigene Homepage mit Emailadresse? Im Falle, jemand möchte sich von draußen direkt an uns hier wenden“, fragte ich den Gedanken weitergeführt.

 

„Das ist eine super Idee, es gibt viele die sich nicht trauen bei uns im Amt anzurufen, da wäre so eine Mailstadion nicht schlecht“, sagte Monika.

 

Julius nickte ihr zu und wandte sich wieder zu mir.

 

„Da kannst du dich mit einem unserer Computerspeziallisten zusammensetzten, der hilft dir dann, eine Homepage nach deinen Ideen zu entwerfen“, sagte er zu mir.

 

„Du Christopher, wird dir dass dann nicht zuviel? Ich meine Die Homepage, Anlaufstelle für die Mitbewohner und der Job“, fragte Thomas besorgt.

 

„Mein Job ist es dann, hier tätig zu sein, nicht in einer Schreierei zu stehen und Möbel zu reparieren“, sagte ich um ihn zu beruhigen.

 

„Deine Job kannst du wenn du willst weiterführen“, sagte Julius.

 

„Und wie soll ich das bewerkstelligen?“, fragte ich zurück.

 

„Komm mal mit“, sagte Julius und alle standen wir auf und folgten ihm. Er lief mit uns in den Keller.

 

„Schau her, wir haben hier unten ein wenig ausgebaut, wie du siehst. Hier auf der rechten Seite haben wir kleine Kammern aufgebaut, so dass jede Einheit ihren eigenen kleinen Keller hat. Hier auf der linken Seite haben wir drei große Räume. Der eine davon ist der Heizungsraum da kann man seine Wäsche auch reinhängen und wir dachten uns einen Trockner wäre auch nicht schlecht.“

 

Meine Bewunderung für den Plan, den sich die Zwei ausgeheckt hatten, stieg immer mehr.

 

„So einen Raum“, er öffnete die Tür zu diesem, „würde ich vorschlagen, könnte man als Partyraum gestalten.“

 

„Und den letzten Raum?“, fragte Thomas neugierig.

 

„Da kommen wir auf das Gespräch von vorhin zurück. Was hältst du davon, wenn wir hier eine komplette Werkstatt einsetzten. Also nicht nur zum Schreiner, auch Werkbänke, dass Thomas hier später vielleicht auch helfen kann.“

 

„Man, ihr seid verrückt, dass gibt ja regelrecht ein Paradies für mich“, sagte ich kaum eines Gedanken noch fähig.

 

„Wir haben jedenfalls ein halbes Jahr dafür Zeit, bis du ausgelernt hast und Thomas dann achtzehn ist. Dann wollen wir das Programm erst starten“, sagte Julius.

 

„Und weil du meintest, ob du keinerlei Ausbildung für diesen Job brauchst, Christopher, denk ich die Leute von Julius Abteilung sind jederzeit zur Hilfe bereit, wenn du Probleme mit einem Mitbewohner bekommen solltest“, sagte Monika.

 

„So langsam, finde ich das hier auch interessant, da würde ich auch gern einsteigen“, sagte Thomas.

 

„Kannst du, aber erst wirst du achtzehn und machst deine Lehre fertig“, gab ich ihm zur Antwort.

 

„Ja Herr Sklaventreiber“, sagte er und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.

 

„Wie ich sehe, brauchen wir uns um Thomas Wohlergehen keine Sorgen mehr zu machen“, sagte Monika und grinste zu Julius.

 

„Ja, ja, verschwört euch doch alle gegen mich“, kam es im gespielt beleidigten Ton von Thomas.

 

Wir saßen noch eine Weile in meiner Wohnung zusammen, tranken eine Tasse Kaffee bevor sich Monika und Julius wieder verabschiedeten. Ein Auto aus Werbemitteln gesponsert, sollte mir auch noch zur Verfügung gestellt werden.

Innerhalb weniger Tage hatte sich mein Leben total umgekrempelt. Endlich hatte ich wieder Ziele im Kopf und vor allem Träume. Die paar Tage, die ich mit Thomas verbringen durfte, machten irgendwie einen neuen Menschen aus mir. So langsam gewöhnte ich mich auch daran, morgens mit Thomas im Arm aufzuwachen. Um ehrlich zu sein wollte ich dies auch nicht mehr missen.

Die Wochen vergingen. Ich steuerte langsam auf meine Prüfung zu. Thomas Verletzungen waren soweit abgeklungen, nur eine kleine Narbe auf der Wange war zurück geblieben. Sein Freund Andreas wurde für dies nie belangt, Thomas hatte auch keine Lust, diesen Typen noch einmal zu begegnen.

Was wir natürlich nicht wussten, dass die Sache doch ans Tageslicht kam, und Andreas von seinen Eltern vor die Tür gesetzt wurde. Da er noch ein halbes Jahr jünger als Thomas war, wurde er natürlich vom Jugendamt in ein Heim für schwer Erziehbare gesteckt. Doch dies alles, sollten wir erst viel später erfahren.

Meine Prüfung stand an und mit gemischten Gefühlen trat ich sie an. Meine schriftliche bereits absolviert, kam heute die praktische dran. Noch ein paar Handgriffe und meine TV – Center aus Holz war fertig. In Wirklichkeit war es ein Schrank mit einem ausgeklügelten Regal- und Aufbewahrungssystem für meine Anlage und Fernseher.

Die Prüfer kamen und nahmen es genau unter die Lupe. Besonders angetan waren sie von den alten Holzverbindungen, die ich verwendet hatte, die mir der alte Vater meines Chefs beigebracht hatte, Aus diesem Grund handelte ich mir auch die Bestnote ein.

Total glücklich fuhr ich zu Thomas, der in einer halben Stunde ebenfalls Feierabend hatte. Er kam aus seinem Metall verarbeitenden Betrieb heraus. Als er mich sah rannte er zum Auto.

 

„Und?“

 

„Natürlich bestanden, was denkst du denn.“

 

„Wow, Mensch hab ich gezittert wegen dir mein Schatz.“

 

„Hast du, ist ja süß von dir, hättest aber nicht brauchen, hab sogar eine Belobigung bekommen.“

 

„Muss ich jetzt stolz sein auf dich?“, fragte er mich mit seinem hämischen Grinsen.

 

„Dann halt nicht“, sagte ich und zog gespielt einen Schmollmund.

 

„Jetzt fang hier nicht an herum zuzicken“, kam es von ihm.

 

Ich legte den traurigsten Blick auf, den ich hatte und konnte mir das Lachen fast nicht mehr verkneifen.

 

„Man du Oberzicke, fahr endlich los, ich will nach Hause habe einen Mords Kohldampf.“

 

„Ja, ja, als Chauffeur oder Hausmädchen bin ich dir wieder recht…“, sagte ich mit einem leichten Grinsen.

 

„Als was anderes bist du mir lieber!“ sagte Thomas und gab mir einen Kuss.

 

Ich setzte den Wagen in Gang und fuhr mit Thomas nach Hause. Zuhause angekommen, erwartete mich erst mal eine Überraschung, da standen schon jede Menge Leute und hießen mich herzlich willkommen. Sogar Susanne stand mit einem riesigen Geschenk dabei. Ich schloss auf und alles strömte in unsere Wohnung. Susanne machte sich gleich an der Kaffeemaschine zu schaffen, Julius Sohn Michael, suchte nach einem geeigneten Messer um den Kuchen anzuschneiden.

 

„Hast du etwas davon gewusst?“, fragte ich Thomas.

 

„Nein, ich bin genauso überrascht wie du“, entgegnete er mir.

 

Das Handy von Julius klingelte, er verließ die Küche und ging ins Schlafzimmer. Nach etwa fünf Minuten kam er wieder mit einem ernsten Gesicht raus.

 

„So schlimm?“, fragte ich.

 

„Nicht direkt, könnte es aber werden“, meinte Julius und steckte sein Handy weg.

 

Monika schaute auf, „warum könnte es werden?“

 

„Ich will jetzt hier niemand die Feierlaune verderben“, sagte Julius und nahm sich eine Tasse Kaffee.

 

„Du Julius, wir können das gerne am Wochenende nachholen. Wenn es wieder um einen Jugendlichen geht, hat das Vorrang“, sagte ich.

 

„Deswegen lieb ich meinen Großen auch so, immer ein Herz für andere“, sagte Thomas und nahm mich in den Arm.

 

„Na ja, dann kann er mal beweisen, wie groß sein Herz ist“, meinte Julius.

 

„Wieso“, fragte mein Thomas.

 

Julius druckste herum.

 

„Es handelt sich …. um den Freund von Thomas …Andreas…“

Thomas ließ mich plötzlich los. Sein Gesicht wurde feuerrot. Ich nahm  ihn in den Arm.

 

„Thomas ganz ruhig, du bist bei mir völlig sicher.“

 

„Das meinte ich nicht, Christopher“, fing Julius an weiter zusprechen, „Andreas wurde anscheinend von den selben Typen zusammen geschlagen, die er vorher auf Thomas hetzte.“

 

„Geschieht im ganz Recht, dem Arsch…“,  kam es von Thomas.

 

„Thomas bitte, Andreas liegt auf der Intensivstation, er hat sein Bewusstsein noch nicht erlangt“, sagte Julius.

 

„Nein, so etwas wünsch ich nicht mal meinem ärgsten Feind“, erwiderte Thomas und schaute betreten zu Boden.

 

„Sind seine Eltern schon unterrichtet“, fragte Monika.

 

„Ja, aber die haben gesagt sie haben ihn vor zwei Monaten vor die Tür gesetzt und wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben,“ sagte Julius.

 

„Weiß man schon warum sie ihn zusammengeschlagen haben“, fragte Thomas besorgt.

 

„Aus dem gleichen Grund wie dich Thomas, die Bande wurde gefasst und der Jüngste hat bereits gesungen.“

 

„Wie, dass gleiche wie bei mir“, fragte Thomas erstaunt.

 

„Thomas, Andreas ist ebenfalls schwul. Als er es seinen Kumpeln erzählte mit dir, sind die ausgerastet und haben dir aufgelauert, den Rest kennst du ja. Nur Andreas war gar nicht dabei. Erst später kam es zu einem Riesenkrach zischen denen, weil Andreas meinte sie wären braune Säue, weil sie das mit dir angestellt hatten. Er tauchte für einige Wochen unter.. und na ja, heute müssen sie ihn irgendwo doch erwischt haben.“

 

„Können wir zu ihm?“, fragte Thomas, und ich sah ihn erstaunt an.

 

„Bist du wirklich mein Thomas. Eben noch der größte Hasser und nun die Fürsorge in Person“, gab ich zum besten.

 

„Christopher du hast gehört, dass er nicht dabei war. Andreas war mein bester Freund, ich möchte ihn jetzt nicht einfach im Stich lassen.“

 

„Bist du dir wirklich sicher, Thomas?“ meinte ich und die Bilder an unseren ersten Tag kam mir in Erinnerung, wo er total grün und blau vor mir saß.

 

„Susanne und ich kochen uns ein Abendessen und ihr fahrt mal geschwind ins Krankenhaus“, sagte Monika und Susanne nickte ihr zu.

 

Wir machten uns grad auf, als Monika rief, „Michael du kannst ruhig auch da bleiben und uns helfen, kannst eh nicht mit hinein in die Intensiv.“

 

Alle mussten wir lachen, als wir Michaels Grimasse sahen, der eigentlich auf Küchenarbeit keine Lust hatte, aber was blieb ihm anderes übrig, die Richterin hatte gesprochen und er hatte zu folgen.

 

„Stell dich nicht so an, wenn du später mal mit deinem Freund zusammen wohnst, bist du froh wenn du kochen kannst“, sagte Susanne frech grinsend.

 

***

 

Julius fuhr ruhig durch die Innenstadt, wo jetzt der Feierabendverkehr, voll im Gange war. Thomas saß vorne bei Julius, ich hatte es mir hinten bequem gemacht. Ich schaute zum Fenster hinaus und war in meinen Gedanken versunken,

Was wäre, wenn er jetzt mit Andreas zusammen sein will. Würde ich Thomas an ihn verlieren. Mein Herz krampfte sich bei diesem Gedanken zusammen. Unweigerlich stiegen mir Tränen in die Augen. Ich versuchte es zu verbergen, denn Julius konnte mich im Rückspiegel sehen.

Jedoch ohne Erfolg. Er schaute mir in die Augen und dann wieder hinaus um sich weiter auf den Verkehr zu konzentrieren. Julius kannte mich gut, und ich dachte, er wusste was mich beschäftigt.

Julius lies uns aussteigen, und parkte seinen Wagen in der hinteren Reihe. Gemeinsam betraten wir das Krankenhaus. Julius wies mit einem Ausweis sich aus, und wir durften in die Intensivstation. Ein Arzt kam und informierte uns über die Verletzungen, die Andreas erlitten hatte.

 

„Die haben ganze Arbeit geleistet“, meinte der Arzt, „Unterschenkelhalsbruch, Armbruch, schwere Gehirnerschütterung, Rippen geprellt und zwei davon gebrochen, aber er ist wieder bei vollem Bewusstsein, ich denke morgen können wir ihn wieder aus der Intensiv herausnehmen.“

 

Ich sah wie Thomas Augen feucht wurden, aber ich tat, als bemerkte ich von all dem nichts. Julius wendete sich zu ihm.

 

„Willst du zu ihm rein, Thomas?“, fragte er.

 

Thomas nickte. Julius half ihm den grünen Kittel anzuziehen. Und schon war Thomas bei Andreas und aus meinem Blickfeld.

 

„Und  jetzt zu dir, was ist los?“, fragte Julius, kaum war Thomas verschwunden.

 

Wieder merkte ich wie es um meine Augen feucht wurde.

 

„Meinst du, er wird mich verlassen?“, fragte ich leise.

 

„Wie verlassen?“

 

„Ich merke doch, wie er seinen Andreas immer noch liebt, er hat es die ganze Zeit getan, und wird es auch in Zukunft tun.“

 

„Und du meinst wirklich, er verlässt dich wegen Andreas.“

 

„Ja, aber ich werde ihn auch nicht halten. Mir war bewusst, dass er insgeheim seinen Andreas immer noch liebte, so etwas schüttelt man nicht so einfach ab. Thomas hat es durch seinen Hass auf ihn, einfach nur verdrängt.“

 

Julius nahm mich in den Arm.

 

„Wenn ich wüsste, wie ich dir helfen könnte. Wie weh das tut, kann ich verstehen, ich habe es an meinem Sohn selbst erlebt.“

 

„Michael ist solo?“, fragte ich und wischte meine Tränen aus den Augen.

 

***

 

Währenddessen bei Andreas im Krankenzimmer

 

Thomas setzte sich vorsichtig auf den Bettrand. Andreas öffnete die Augen sah ihn, und wendete seine Kopf gleich wieder ab.

 

„Was willst du denn hier?“ kam es im verbitterten Ton.

 

„Meinen besten Freund besuchen.“

 

„Deinen besten Freund? Nach allem, was ich dir angetan hab?“

 

Immer noch schaute Andreas in eine andere Richtung. Er vermied den Augenkontakt.

 

„Ja, gerade darum. Aber ich habe nur eine Frage.“

 

„Die wäre?“

 

„Warum…, warum du es gemacht hast?“

 

Andreas fing leise an zu weinen.

 

„Mensch Thomas…, ich hab… als du mir gesagt hast, du bist in mich verliebt..“, Andreas drehte seinen Kopf und schaute Thomas tief in die Augen, „ich dachte im ersten Augenblick… Mist, du hat es rausgefunden… meine Gefühle für dich… und im nächsten Augenblick rastete ich vor Angst aus… ich dachte, du willst mich verarschen…“

 

„Dann hätten wir uns das alles ersparen können, auch dass wir beide zu Hause rausgeflogen sind, nur weil dein Vertrauen zu mir plötzlich einen Knacks bekommen hat“, sagte Thomas in einem traurigen Ton.

 

„Oh Scheiße, ich hab so ziemlich alles vermasselt und habe kein Fettnäpfchen ausgelassen. Und jetzt ist alles zu spät.“

 

„Wer sagt, dass alles zu spät ist, Andreas?“

 

„Thomas ich weiß, dass du eine festen Freund hast, ich habe dich gesehen mit ihm, wie glücklich du mit ihm bist.“

 

„Ja Christopher ist was besonderes, er war für mich da, ohne darüber nach zudenken, ob es für ihn irgendwelche Folgen hat oder nicht.“

 

„Du liebst ihn?“

 

„Ich bin mir, ehrlich gesagt nicht sicher.“

 

„Wie nicht sicher, dass verstehe ich jetzt nicht.“

 

„Ähm… bis jetzt hat nur einer so mein Herz im festen Griff gehabt und es ist nicht Christopher.“

 

„Noch jemanden anders?“

 

„Niemanden anders, Andreas… du, du bist derjenige der mein Herz geklaut hat, in dich habe ich mich schon vor zwei Jahren verliebt, und genoss jede Sekunden, die ich in deiner Nähe war.“

 

„Und Christopher? Ich will mich nicht in was reindrängen, was schon Bestand hat. Wo ist er überhaupt?“

 

„Er hat mich herbegleitet und steht draußen vor der Tür.“

 

„Wie willst du es ihm denn beibringen, dass du zu deinem besten Freund, der dich zusammen hat schlagen lassen, zurück willst?“

 

„Gar nicht, ich denke er weiß das schon.“

 

„Du scheinst Christopher sehr gut zu kennen.“

 

„Wenn du so fragst, ja. Wie schon gesagt Christopher ist etwas Besonderes und wird es auch immer bleiben. Ich sage dass nur, damit du weißt, was ich von meinem Großen halte.“

 

„Und wird er mich akzeptieren?“

 

„Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Ich bin sein erster Freund, ich war der Erste mit dem er sein Bett geteilt hat. Ich weiß nicht wie er reagieren wird.“

 

***

 

„Ja, seit einem viertel Jahr.“

 

„Das wusste ich nicht.“

 

„Na, ich denke euer Verhältnis zueinander ist auch nicht das Beste. Seit ihr euch kennen gelernt habt, geht ihr euch eigentlich aus dem Weg“, meinte Julius und versuchte meinen Blickkontakt zu bekommen.

 

„Ich weiß.“

 

„Und warum, wenn ich fragen darf, oder hast du wirklich was gegen meinen Michael?“

 

Ich lief zum Fenster und stütze mich an der Fensterbank ab.

 

„Eher das Gegenteil, Julius.“

 

„Man, warum muss bei euch Jungs alles immer so verzwickt sein? Ich verstehe das nicht. Du liebst Michael, Thomas seinen Andreas. Müsst ihr immer alles auf Umwegen erledigen, ist der einfache Weg euch…, wie soll ich sagen, zu Problemlos?“

 

„Ich weiß es doch selber nicht, nur das ich Thomas als Freund nicht verlieren möchte, er ist der erste richtige Freund, den ich je gehabt habe. Ich brauche keine Sex mit ihm, ich will nur dass er für mich da ist, wenn ich ihn mal brauche…“

 

Ich konnte nicht anders und lies meinen Gefühlen freien Lauf.

 

„He Großer, ich werde immer dein Freund bleiben, ich bin immer da wenn du mich brauchst, ich liebe dich zwar…, aber auf eine andere Art als Andreas.“

 

Erschrocken fuhr ich herum. Thomas stand vor mir. Ich fiel in seine Arme und musste nur noch mehr weinen.

 

„He, ist doch gut, du wirst mich nie verlieren. Bin immer für dich da… Kommst du rein, mit zu Andreas?“

 

Ich nickte. Thomas half mir den grünen Umhang anzulegen und gemeinsam gingen wir hinein zu Andreas. Julius schaute mich an und wies mit seinem Daumen nach oben.

 

***

 

„Hallo wir sind zurück, ist das Essen schon fertig?“ rief Julius durch meine Wohnung.

 

„Ja, noch eine viertel Stunde länger, und es wäre alles angebrannt gewesen“, antwortete Michael, der mit einem Handtuch um den Bauch gewickelt dastand.“

 

„Unser großer Kochmeister hat gesprochen“, kam es lachend von Monika, die ihm aus der Küche folgte.

 

Sie schaute mir in die Augen und dann wieder zu Julius.

 

„Ist etwas passiert, von dem ich wissen sollte?“, fragte Monika.

 

Susanne kam ebenfalls aus der Küche und stellte sich neben Monika.

 

„Warum müsst ihr Mädels denn immer so neugierig sein?“ sagte Julius lachend und schloss hinter sich die Tür. Er legte seinen Arm über meine Schulter, und zog mich ins Wohnzimmer.

 

„Heute war nur der Tag der Wahrheiten, mehr nicht“, setze er nach.

 

„Das soll jetzt einer verstehen Paps, du sprichst wie immer in Rätseln…“ meinte Michael.

 

„Kommt Zeit – kommt Erklärung, alles löst sich auf und findet sich wieder“, sagte Julius.

 

„Thomas, haben die im Krankenhaus, meinem Vater etwas gegeben?“

 

Thomas schüttelte den Kopf und musste anfangen zu grinsen. Er schaute mich an und dann Michael.

 

„Das wird noch sehr lustig, Julius“, meinte er und setzte sich an den gedeckten Tisch.

 

Michael schaute verwirrt zwischen uns dreien her, sogar ich musste jetzt grinsen.

 

„Oh man, daraus soll einer klug werden, ich geh jetzt in die Küche und hole meine Tomatensoße.“

 

„Deine?“, fragte Julius verwundert.

 

„Ja seine, Michael hat sie mit unserer Hilfe zubereitet“, kam es von Susanne.

 

„Das darf ich deiner Mutter aber nicht erzählen, du der die Küche am meisten meidest“, lachte Julius.

 

„Kann man ja ändern…“, kam es über meine Lippen und alle schauten mich erstaunt an.

 

*-*-*

 

In den nächsten zwei Wochen half ich Thomas, die Wohnung gegenüber einzurichten. Kenny war auch oft da und abends verfielen wir meist in Streichwahn. Thomas hatte seltsame Vorstellung über Farben, aber wir machten es so wie er es wollte ohne unsere Verwunderung zu zeigen.

Ich bekam meinen Gesellenbrief mit Belobigung ausgehändigt, und war somit auch dann ohne Arbeit. Nicht lange. Tags drauf, unterschrieb ich den Vertrag für meinen neuen Arbeitsplatz. Alles war so eingerichtet worden, wie es Monika versprochen hatte. Danach bat mich Julius noch in sein Büro.

 

„Du es gibt Arbeit für uns. Außer Andreas bekommst du noch zwei neue Kandidaten dazu.“, kam es von ihm, als wir sein Büro betraten.

 

„Das geht aber fix. Um wen handelt es sich denn?“, fragte ich.

 

„Kirstin und dann noch Dennis.“

 

„Ein Pärchen?“

 

„Nein, jeder für sich.“

 

„Dann sollen sie die zwei Wohnungen eins über mir beziehen, oder?“

 

„Du bist der Chef Christopher, handle du, wie du es für richtig hältst.“

 

Irgendwie war ich stolz über mein neues Aufgabengebiet. Ich setzte mich zu Julius an den Schreibtisch und er gab mir zwei Akten in die Hand.

 

„Ich denke mit Kirstin wirst du keine Probleme haben, sie ist eher ein ruhiges Mädchen, fällt kaum auf. Umso schwieriger denk ich, hast du es mit Dennis.“

 

„Warum?“

 

„Dennis… wie soll ich es sagen… er ist auf den Strich gegangen. Wir haben ihn da zwar rausgeholt, aber so richtig hat noch niemand den Weg zu ihm gefunden. Ist auch nicht verwunderlich, nach vier Jahren Strich.“

 

„Er ist mit vierzehn auf den Strich gegangen“, fragte ich, nachdem ich seine Akte ein wenig studiert hatte.

 

„Ja ich weiß sehr früh, aber irgendwas musste ihn ja über Wasser halten.“

 

„Wie sieht es aus mit Drogen?“

 

„Sie sind beide clean.“

 

„Gut, da hätte ich nämlich wirklich Schwierigkeiten, mit so was umzugehen, muss ich erst noch lernen.“

 

„Ich denke, du wirst das schon machen. Siehst du heute Michael noch?“

 

„Julius hör auf uns verkuppeln zu wollen“, sagte ich und versuchte streng drein zu schauen, was mir aber so halbwegs nicht gelang.

 

„Schon gut, ich mein ja nur, bevor dir jemand ihn noch weg schnappt.“

 

„Julius lass das meine Sorge sein, ich mach das schon.“

 

„Wir sprechen von meinem Sohn.“

 

„Ich weiß“, sagte ich, stand auf schüttelte ihm die Hand und verließ lächelnd das Zimmer.

 

***

 

Ich ging einen Stock höher und klopfte an Susannes Tür.

 

„Herein.“

 

Ich öffnete die Tür, und ging hinein.

 

„Oh Christopher, was für eine Überraschung. Was führt dich zu mir?“

 

„Hallo Susanne. Du kannst mir bei meinem ersten Auftrag behilflich sein.“

 

 

„Um welchen handelt es sich?“

 

„Kirstin ist dir zugeteilt, soviel ich weiß.“

 

„Ja ist sie, sie wird in einer Woche achtzehn und muss ihren Heimplatz somit räumen.“

 

„Könntest du ein Treffen organisieren?“

 

„Mache ich, wollte sie eh heute Mittag besuchen, weil sie ein bisschen verzweifelt ist.“

 

„Warum das?“

 

„Weil sie noch nicht weiß, wie es weiter geht. Sie ist mit ihrer Lehre als Bankkauffrau zwar fast fertig und wird auch übernommen, aber ohne Wohnung, aber das wird sich ja jetzt ändern.“

 

„Hoffe ich, ruf mich einfach an übers Handy. Ich muss dann los. Habe Thomas versprochen, mit ihm gemeinsam Andreas vom Krankenhaus abzuholen.“

 

„Christopher, du hast alle Hochachtung von mir, weil du Thomas einfach so ziehen hast lassen.“

 

„Wer sagt denn, dass ich nicht auch jemanden anderen im Blickwinkel habe.“

Susanne lachte, ebenso ich.

 

„Das ihr Männer immer solche Geheimnisse draus machen müsst. Also ich ruf dich nachher an. Ich werde Kirstin noch nicht soviel erzählen, das überlasse ich dann dir.“

 

„Gut Susanne, danke. Bis später.“

 

„Ja, bis später.“

 

***

 

Ich musste mich sputen, Thomas wartete bestimmt schon vor seiner Lehrstelle. Er hatte sich den Mittag extra frei genommen um Andreas vom Krankenhaus abzuholen. Er stand schon auf dem Gehweg,

 

„Wo bleibst du denn, ich warte schon eine Ewigkeit auf dich“, sagte er und stieg ins Auto.

 

„So lange kann das ja noch nicht sein, du hast ja erst vor drei Minuten Feierabend gehabt.“

Thomas grinste.

 

„Und gibt es etwas Neues auf dem Amt, ach ja stimmt ja, du bist ja seit heute offizieller neuer Mitarbeiter des Amtes.“

 

„Stimmt, habe vorhin meinen Vertrag unterschrieben. Ja, es gibt etwas Neues, nicht etwas, sondern jemanden Neues. Wir bekommen zwei Neuzugänge, aber lass uns nachher darüber reden, wir müssen ins Krankenhaus.“

 

„Ja gut, in Ordnung, dann heiz deine Kiste mal auf und lass uns rüber donnern.“

 

„Ei, ei Kapitän, mit Volldampf voraus.“

 

Wir waren tatsächlich schneller am Krankenhaus als sonst, schnell hatte ich auch einen Parkplatz in Nähe des Haupteinganges gefunden. Wir liefen zu Andreas Zimmer und waren angenehm überrascht, Andreas mit seiner Mutter dort aufzufinden.

 

„Hallo ihr beiden, darf ich euch vorstellen, meine Mutter“, rief uns Andreas freudestrahlend zu.

 

„Deine Mutter, ja aber ich dachte…“, stammelte Thomas.

 

„Nein schon in Ordnung, sie hat mir nur noch meine restlichen Klamotten gebracht. Mein Vater weiß nichts davon.“

 

Andreas’ Mutter stand auf und reichte uns die Hand.

 

„Sie sind der junge Mann, der sich um meinen Sohn ab sofort kümmert?“, fragte sie mit schüchterner Stimme.

 

„Ja Frau von Gutendorf. Na ja kümmern, ich schau halt, dass alles richtig läuft“, erwiderte ich.“

 

„Hallo Thomas, schön dich zu sehen.“

 

„Hallo Gerlinde, schön dich hier zu sehen, freut mich, dass du gekommen bist.“

 

„Ich werde auch gleich wieder verschwinden, bevor mein Mann etwas merkt. Andreas seine Sachen werde ich nach und nach aus dem Haus schmuggeln, ich sehe nicht ein, warum er darauf verzichten sollte.“

 

„Danke Gerlinde!“

 

„Kann ich meinen Sohn ab und zu besuchen?“

 

Die Frage war an mich gewendet.

 

„Von mir aus natürlich, aber da müssen sie die beiden Herren da fragen, ich werde inzwischen mal die ersten Sachen hinaus ins Auto tragen und mich dann um das Schriftzeugs kümmern, also auf Wiedersehen Frau von Gutendorf.“

 

„Gerlinde bitte!“

 

„Danke, Christopher“, meinte ich und schüttelte ihre Hand nochmals.

 

Ich verließ mit zwei schweren Taschen das Zimmer.

 

„Jetzt weiß ich, warum du Christopher für was besonderes hältst“, sagte Andreas und versuchte sich aufzurichten.

 

„Du bleibst so lange liegen bis Christopher grünes Licht gibt, verstanden?“

 

„Ja, ist ja schon gut.“

 

„Ich sehe schon, du bist in guten Händen, Andreas ich werde dann jetzt gehen“, sagte Gerlinde und gab Andreas noch einen Kuss auf die Stirn, bevor sie das Zimmer mit Tränen in den Augen verlies.

 

„Sie hat es nicht leicht“, meinte Thomas zu Andreas.

 

„Dafür hat sie wieder ihren Sohn und ich wieder eine Mutter.“

 

„Da hast du recht“, meinte Thomas und gab ihm erst mal einen Kuss.

 

„Mmh, darauf habe ich schon den ganzen Morgen gewartet“, sagte dieser mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

 

4.

 

Thomas schloss die Wohnungstür auf.

 

„So Augen zu und rein mit dir.“

 

Er schob Andreas mit dem Rollstuhl in die gemeinsame Wohnung.

 

„So, du kannst die Augen wieder aufmachen“, sagte Thomas zu Andreas.

 

„Wow, ist das cool, das gehört alles uns?“

 

„Ja, das ist unsere erste eigene Wohnung.“

 

„Und wo ist mein Zimmer?“

 

„Was, du willst ein eigenes Zimmer“, fragte ich, als ich mit den Taschen die Wohnung betrat, du glaubst doch selber nicht, dass du eine Nacht ohne deinen Thomas auskommst“, ich musste grinsen.

 

„Ich dachte nur…“, Thomas fiel seinem Andreas ins Wort.

 

„Nichts denken, ab ins Bett mit dir, du weißt was der Arzt gesagt hat.“

 

„Ist ja schon gut.“

Thomas schob Andreas in das Schlafzimmer und ich half ihm, Andreas ins Bett zu verfrachten.

 

„Hast du zugenommen, früher kamst du mir nicht so schwer vor“, meinte Thomas.

 

„Du wirst schwächer geworden sein“, grinste Andreas.

 

„Ich sehe schon, ihr zwei braucht mich nicht mehr, ich bin drüben in meiner Wohnung, ich erwarte noch einen Anruf von Susanne“, sagte ich und lies die beiden alleine.

 

In meiner Wohnung goss ich mir erst mal einen Sprudel ein und trank es mit einem Zug hinunter. Das brauchte ich jetzt, dachte ich mir. Das Handy klingelte.

 

„Ja, Christopher hier.“

 

„Hallo Christopher, hier ist Susanne.“

 

„Und hast du dich mit Kirstin getroffen?“

 

„Ja habe ich, und sie ist immer noch bei mir. Meinst du, wir könnten gleich bei dir vorbei schauen? Natürlich nur, wenn du Zeit hast.“

 

„Natürlich habe ich Zeit, für dich doch immer.“

 

Ein lautes Lachen drang durch das Handy.

 

„Gut dann sind wir in zehn Minuten bei dir. Schmeiß schon mal die Kaffeemaschine an.“

 

„Ja, mache ich, bis gleich.“

 

Ich richtete die Kaffeemaschine, und lief zur Wohnungstür hinaus und klopfte gegenüber.

 

„Es ist noch offen!“ kam es von drinnen.

 

Ich öffnete und sah wie Thomas dabei war die Taschen auszuräumen.

 

„Hast du was vergessen, Christopher?“

 

„Nein Thomas, nur eine Frage an euch beide.“

 

Ich trat zu Andreas ins Schlafzimmer, das aussah, als hätte die Bombe drin eingeschlagen.

 

„Was ist denn hier los?“

 

„Wir versuchen gerade Andreas seine Klamotten zu sortieren“, sagte Thomas.

 

„Dann sortier mal schneller, wir bekommen bald hohen Besuch.“

 

„Hohen Besuch?“, fragte Andreas.

 

„Na ja, es ist nur Susanne, aber wenn sie das hier sieht…“, ich musste einfach loslachen.

 

„Ach so Susanne, na ja ich werde es ein bisschen zusammensetzten“, meinte Thomas.

 

„Außerdem bringt sie unseren weiblichen Neuzugang mit.“

 

„Weiblich? ..Ui, ui bekommen wir dann ne Putze für unsere Wohnung?“ sagte Andreas.

 

„Lass das Kirstin ja nicht hören. Außerdem überprüfe ich einmal wöchentlich den Zustand eurer Wohnung“, erwiderte ich.

 

„Wusste ich es doch. Er ist ein Sklavenhändler“, meinte Thomas.

 

„So!“, sagte ich und stürzte mich auf ihn und kitzelte ihn durch, dabei fielen wir aufs Bett zu Andreas.

 

Der fing an zu jammern.

 

„Ich habe nichts gegen einen flotten Dreier, könnten wir es aber verschieben, bis ich wieder beweglicher bin“ fragte er.

 

„Wieso die wichtigsten Stellen sind doch nicht eingegipst“, sagte ich mit einem lauten Lachen, während ich Thomas im Schwitzkasten hatte.

 

„Christopher“, sagte Thomas gespielt entsetzt.

 

Ich lies ihn los, zog meine Klamotten zu Recht und verlies die beide grinsend. In diesem Augenblick klingelte drüben mein Türgong. Ich sauste rüber, sah im vorbeihuschen zwei Personen durch das Milchglas der Haustür und betätigte den Öffner.

 

„Hallo, Christopher, was war das eben für ein Geschrei?“

 

„Das war nur Thomas, den ich im Schwitzkasten hatte“, gab ich Susanne zur Antwort.

 

„Das muss ich jetzt aber nicht verstehen oder?“

 

„Nein, musst du nicht“, sagte ich lachend.

 

„So das hier ist Kirstin“, sagte Susanne und schob Kirstin ein wenig nach vorne.

 

Ich hob die Hand, „hallo Kirstin, schön dich kennen zulernen, aber lasst uns reingehen.“

 

Sie nickte nur. Mit der Hand machte ich eine einladende Bewegung, Richtung meiner Wohnung. Susanne lief zum Wohnzimmer.

 

„Oh, es riecht schon nach Kaffee, ich schein wohl langsam süchtig zu werden“, kam es von ihr, „willst du auch einen Kirstin.

 

„Gerne“, war das erste Wort, dass ich überhaupt von ihr zu hören bekam.

 

„Setzt euch, ich hol dann nur schnell den Kaffee.“

 

Ich stellte alles auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer und setzte mich dann zu den zweien.

 

„So, was hast du Kirstin schon alles erzählt, Susanne?“

 

„Nicht viel, nur das wir uns um ihr Wohnungsproblem kümmern.“

 

„Gut. Also Kirstin, dieses Haus hier gehört dem Amt und ich bin hier so etwas Ähnliches wie der Verwalter. Eine Wohnung könntest du für dich haben. Das erste Jahr zahlst du noch keine Miete, erst ab dem Zweiten, falls du es so lange hier bei uns aushältst.“

 

Susanne musste lachen.

 

„Eine eigene Wohnung?“ kam es zaghaft von Kirstin.

 

Ein kleiner Freudenschimmer kam ihr über das Gesicht.

 

„Ja eine für dich alleine, oder wenn du jemanden später findest auch zu zweit.“

 

Kirstin errötete ein wenig.

 

„Außer mir wohnen noch zwei Jungen gegenüber, Thomas und Andreas, die werde ich dir nachher vorstellen, du kannst dann die Wohnung über mir beziehen, die werden wir uns aber später anschauen. Was hältst du davon?“

 

„Ich weiß jetzt nicht was ich sagen soll, dass geht jetzt ein bisschen schnell. Was ist mit Möbel… ich kann ja schlecht etwas aus dem Heim mitnehmen“, sagte sie.

 

„Da brauchst du dir keine Gedanken zu machen, wir haben ein großes Lager, wo du dir Möbel aussuchen kannst“, meinte Susanne zu ihr.

 

„So tolle Möbel wie hier?“, fragte Kirstin.

 

„Also, die Holzmöbel sind Marke Eigenbau, von Christopher hier, er ist Schreiner.“

 

„Ach so.“

 

„Wenn du welche haben willst, können wir sie selber bauen, die Möglichkeiten haben wir hier auch. Du entwirfst und dann bauen wir es gemeinsam“, sagte ich.

 

So langsam war das Eis zwischen uns gebrochen, die Unsicherheit von ihr gewichen.

 

„Was für eine Funktion hast du hier genau, Christopher?“, fragte sie mich.

 

„Als erstes bin ich mal Anlaufstelle für euch, wenn es Probleme gibt, egal mit was, oder auch wenn ihr einfach jemanden zum reden braucht.“

 

Es klopfte an der Wohnungstür, Thomas kam herein.

 

„Christopher kannst du mir Zucker leihen, Andreas möchte einen Kaffee und er will Zucker rein haben.“

 

„Wenn es nur eine Tasse Zucker ist“, sagte ich grinsend zu Kirstin und stand auf, „hol dir welchen du weißt ja wo er steht.“

 

„Hab schon, danke.“

 

Mit einer seiner Tassen kam er ins Wohnzimmer.

 

„Hallo Thomas“, sagte Susanne.

 

„Hallo Susanne, und du wirst sicher unser weiblicher neuer Mitbewohner?“ sagte Thomas zu Kirstin.“

 

„Denke schon, wenn hier lauter so nette Leute wohnen“, gab sie zur Antwort.

 

„Um Andreas meinen Freund kennen zu lernen, musst du aber mit rüber kommen, der ist gehunfähig und liegt im Bett“, sagte Thomas und bei dem Wort Freund schaute ich Susanne an.

 

„Keine Sorge Christopher, Kirstin weiß über euch Bescheid und…“

 

„Und ich habe nichts gegen Schwule, im Gegenteil wenn alle so nett wie ihr seid, kann’s ja richtig lustig werden“, sagte Kirstin, die jetzt völlig aufgetaut war.

 

„Gut wenn das alles geklärt ist, würde ich vorschlagen, wir gehen zu Andreas rüber und schauen dann deine Wohnung an“, meinte ich.

 

Alle liefen wir rüber zu Andreas.

 

„Schatz da kommt Besuch für dich“, warnte Thomas vor.

 

Alle schoben wir uns in das Schlafzimmer, wo es doch recht eng wurde.

 

„Hallo Andreas, ich bin Kirstin… mein Gott was ist dir passiert, bist du vor ein Auto gelaufen?“

 

„Nein, vor ein paar Herren, die etwas gegen mein Schwulsein hatten“, sagte Andreas und hob seine gesunde Hand zur Begrüßung.

 

„Und ihr zwei habt alles, oder schon was gefunden was fehlt?“, fragte Susanne.

 

„Zucker“, kam es wie im Chor von uns, und Thomas viel ein, dass er Andreas einen Kaffee bringen wollte.

 

„Du wirst hier einziehen?“, fragte Andreas und versuchte sich aufzurichten, wobei ich ihm aber dann helfen musste, weil sein Gipsarm in doch behinderte.

 

„Ja, die Wohnung über Christopher bekomm ich“, antwortete sie.

 

„Und was machst du so, gehst du noch zur Schule?“

 

„Nein, ich mache eine Lehre als Bankkauffrau, und du?“ Kirstin setzte sich aufs Bett zu Andreas.

 

„Bin mit der Schule fertig, wollte mich jetzt auch nach einer Lehre umschauen, aber so wie ich jetzt im Augenblick da hänge, geht das wohl nicht.“

 

„Verständlich, aber so wie ich verstanden habe, kann dir dann Christopher weiterhelfen.“

 

Ich war angenehm überrascht über Kirstin und wusste jetzt schon, dass sie mit ihrer Anwesendheit unsern kleinen Kreis bereicherte.

 

„Du wirst erst mal gesund, dann sehen wir weiter“, gab ich von mir.

 

„Hat Thomas nicht noch was von einem zweiten Neuzugang erzählt“, fragte Andreas.

 

„Doch bekommen wir, aber da muss ich mich noch mal mit euch zusammen setzten deswegen“, sagte ich.

 

„So schlimm?“

 

„Na ja, wie man es nimmt. Wir reden darüber, aber erst mal kümmern wir uns hier um Kirstin, sie hat nur noch eine Woche zum umziehen, dann wird sie achtzehn“, gab ich zur Antwort.

 

„Dann steht uns ja eine Party ins Haus“, kam es von Thomas der mit dem Kaffee zurückkam.

 

„Ja, könnte sein“, sagte Kirstin lächelnd.

 

Später zeigte ich Kirstin noch ihre Wohnung. Sofort fing sie an, Pläne zuschmieden wo sie was hinstellen könnte. Susanne zog mich zur Seite.

 

„Läuft ja besser, als ich dachte mit Kirstin.“

 

Ich nickte zustimmend.

 

„Bevor ich es vergesse, heute ist ein Brief für dich auf dem Amt angekommen.“

 

„Für mich?“, fragte ich erstaunt.

 

„Ja, von einer Kanzlei in New York.“

 

„Hä?“

 

Susanne gab mir den Umschlag den ich sofort öffnete. Ich lass ihn durch und war dann doch etwas von der Rolle.

 

„Was ist, etwas Schlimmes?“, fragte Kirstin.

 

„Nein….. ich hab nur ein kleines Vermögen geerbt.“

 

„Geerbt? Ich dachte, es gibt keine Verwandtschaft mehr, seit dem Tod deiner Eltern“, sagte Susanne.

 

Kirstin wurde ein wenig bleich um die Nase.

 

„Was ist mit dir, Kirstin?“, fragte ich sie.

 

„Entschuldige, ich wusste nicht, dass du keine Eltern mehr hast.“

 

„Nicht schlimm Kirstin, es ist auch schon eine Weile her, nur dass hier erstaunt mich eben jetzt ein wenig, da ist eine Stiefschwester von meinem Vater gestorben und hinterlässt mir jetzt einen Teil ihres Vermögens. Nach dem Tod meiner Eltern wurde nämlich keine Verwandtschaft von mir gefunden.“

 

„Das ist interessant, wie viel erbst du denn?“, fragte Susanne.

 

Ich hielt ihr den Brief unter die Nase und sie begann zu schlucken, als sie den Betrag lass.

 

„Doch soviel, hießen die Rockefeller mit Nachnamen?“ sagte sie.

 

„Ich weiß es nicht, irgendwie werde ich halt wohl mit dieser  Kanzlei in New York Kontakt aufnehmen müssen.“

 

Ein weiterer kleiner Umschlag fiel aus dem Brief, den ich übersehen hatte.

 

„Was ist das?, fragte Kirstin und hob den kleinen Umschlag auf.

 

Ich riss ihn auf und ein handgeschriebener Brief kam zum Vorschein und einen Bild mit einem Jungen drauf.

 

„Oh man, das kann ich nicht lesen, so gut englisch kann ich jetzt doch nicht.“

 

„Gib her, ich hab schon Nachhilfe gegeben, Englisch ist für mich keine Schwierigkeit“, sagte Kirstin.

 

Angenehm angetan gab ich ihr den Brief. Sie überflog ihn und schaute mich dann ernst an.

 

„Etwas Schlimmes?“, fragte ich.

 

„Na ja wie man es nimmt. Deine Stieftante hat einen Sohn, denke mal, dass dies der auf dem Foto sein soll. Sie war alleinerziehend. Nun steht er so wie du alleine da ohne Familie.“, bekam ich von ihr zur Antwort.

 

„Und nun?“

 

„Da du sowieso zur Testamentsvollstreckung in die Staaten musst, wirst du dich ,dem Kleinen wohl annehmen, oder?. Finanziell denke ich steht er ja gut da, aber so ohne Familie…“

 

„Ich kann ihn doch nicht einfach mit rübernehmen nach Deutschland wie ein Gepäckstück.“

 

„Das sehe ich auch so“, meinte Susanne.

 

„Ich werde mich wohl an Julius wenden, vielleicht weiß der auch einen Rat“, sagte ich.

 

Kirstin und Susanne verabschiedeten sich und ich versprach ihren Umzug hierher ins Rollen zu bringen. Ich lief zurück in meine Wohnung. Ich hatte also einen Cousin… wow und eine gutaussehenden dazu. Sofort verwarf ich alle aufkommenden Gedanken und schnappte mir das Telefon um Julius zu erreichen.

 

***

 

Im Amt sagte man mir, das er schon zu Hause wäre. Also wählte ich die Privatnummer. Es folgte der gewohnte Klingelton.

 

„Michael Brecht.“

 

„Hallo Michael, hier ist Christopher.“

 

„Hallo Chrisi, was für eine Überraschung.“

 

Ich bekam weiche Knie, als ich hörte, wie er meinen Namen aussprach.

 

„So, warum denn?“ antwortete ich keck.

 

Wenn ich eins wusste, dass Micha jetzt, auf der anderen Seite, mit einer roten Birne da stand. Eine kleine Pause entstand.

 

„Willst du meinen Dad sprechen?“

 

„Ja möchte ich, hat er Zeit?“

 

„Moment, ich frage.“

 

Der Hörer wurde beiseite gelegt und ich hörte im Hintergrund Stimmen.

 

„Du Chrisi, Dad meint, wenn es etwas wichtiges wäre komm doch einfach kurz vorbei, er ist grad an was reparieren.“

 

„Gut dann komm ich gleich vorbei, bis gleich, Micha.“

 

„Ja…“

 

„Ist noch was?“, fragte ich mit einem Grinsen.

 

„Später…“

 

„Okay, bin gleich bei euch.“

 

„Bye.“

 

„Bye.“

 

Ich legte auf, schnappte mir meine Jacke und Autoschlüssel und schon hatte ich das Haus verlassen. Julius wohnte am Stadtrand, eine Art Familiensiedlung. Lauter kleine Einfamilienhäuser mit Gärten außen herum. Fehlte nur noch der berühmte weiße Lattenzaun, dann wäre das Familienidyll perfekt.

Genauso ein Lattenzaun zierte das Nachbarhaus von Brechts. Unweigerlich musste ich lachen, als ich mein Auto in die Parkbucht vor das Haus einparkte. Ich stieg aus und schloss den Wagen ab, lief durch den wundervoll angelegten Vorgarten, wobei ich mich entschloss, dass an unserem Haus auch was Blumiges sein müsste.

Ich drückte die Klingel. Nach kurzer Pause wurde die Tür geöffnet. Vor mir stand Micha.

 

„Hallo Michael“, sagte ich.

 

„Dein Micha vorhin klang viel zärtlicher…“

 

Aha, war also doch was im Busch bei Micha, hatten sich meine feinen Sensoren doch nicht geirrt. Ich lief auf ihn zu drückte ihm unverschämt einen Kuss auf den Mund.

 

„Gefällt es dem Herrn so besser, oder muss es noch mehr sein?“, fragte ich frech.

 

Michael stand an der Tür, keines Wortes mehr mächtig.

 

„Dein Vater ist drinnen…, ich geh dann schon mal. Huhu, Erde an Michael.“

 

Er stand nur da und schaute mich mit weit aufgerissen Augen an. Ich musste grinsen und betrat das Haus und rief einwenig lauter nach Julius.

 

„Hier auf dem Balkon, komm ruhig hierher.“

 

Ich lief der Stimme nach durchs Wohnzimmer und ließ Michael an der Tür zurück. Innerlich triumphierte ich im Bezug auf Michael. Ich schritt durch die Balkontür und fand Julius vor einem Mauerwerk vor.

 

„Hallo Julius, was soll das für ein Ungetüm werden?“

 

„Dass wird mal ein Grill, oder sollte wenigstens danach aussehen wenn es mal fertig wird“, kam es von hinten. „hallo Christopher.“

 

Es war Julia, die Frau von Julius. Artig streckte ich meine Hand zur Begrüßung.

 

„Hallo Julia, kämpft dein Mann schon lange?“

 

„Macht euch nur witzig über mich, ihr zwei“, kam es von Julius missmutig.

 

Jetzt fingen wir erst recht an zu lachen.

 

„Warum kommst du hier her, Schwierigkeiten mit unseren zwei Frischverliebten?“, kam es von ihm und stand auf und mich erst mal zu per Handschlag zu begrüßen.

 

„Nee, ich hab einen Brief von einer New Yorker Kanzlei bekommen.“

 

„Und was wollen die von dir?“

 

„Ich habe geerbt.“

 

„Echt? Und wie viel?“

 

„Hier schau selber…“

 

Ich gab ihm den Brief, und er überflog ihn.

 

„Julia bringst du mir was zu trinken, ich glaub das brauch ich jetzt.“

 

„Wieso Schatz, was für eine Zahl steht da?“, fragte Julia.

 

„750,000 Dollar!“

 

„Wow das ist eine ganze Menge… und von wem kommt das?“

 

„Ich habe ein Stieftante und die ist gestorben.“

 

„Und deswegen bist du zu mir gekommen?“

 

„Nein aus einem anderen Grund.“

 

Ich zog das Bild raus und gab es ihm.

 

„Das ist mein Cousin, der Sohn meiner Tante…, er ist jetzt auch eine Vollwaise.“

 

„Und was hat, dass mit dir zu tun… ach nein, bist du vielleicht auf die…“

 

„Ja bin ich, wenn er will würde ich ihn gern zu mir holen.“

 

„Und wie stellst du dir das vor, der Junge ist in Amerika aufgewachsen und spricht auch nur die Sprache, du kannst ihn doch nicht aus seiner gewohnten Umgebung rausreisen.“

 

„Wird er doch eh schon, die Kanzlei hat geschrieben er kommt in ein Heim, und amerikanische Heime haben keinen guten Ruf, jedenfalls das nicht, wo sie ihn hinschicken wollen, weil die angeblich nur auf sein Geld aus sind.“

 

„Und wann willst du rüberfliegen?“

 

„Deswegen wollt ich mit dir reden… eigentlich schon morgen…“

 

„Was, schon, du hast es aber eilig!“

 

„Julius, da ist jemand der meine Hilfe braucht, praktisch jemand aus meiner Familie.“

 

Das Wort Familie kam mir plötzlich komisch vor, wo ich doch die ganze zeit niemand hatte.

 

„Wenn du willst,  geht das schon, muss ich für den Flug Geld vorschießen?“

 

„Nein Julius, danke. Ich habe genug auf dem Konto und bald wird noch einiges dazu kommen, denke ich.“

 

„Gut. Soll ich dich morgen zum Flughafen bringen?“

 

„Das wäre nett von dir.“

 

***

 

Zurück von Julius, setzte ich mich gleich ans Telefon und versuchte einen Flug zu buchen, was mir nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gelang. Ich suchte Sachen zum anziehen zusammen, packte meine Koffer.

Einen neuen gültigen Ausweis hatte ich ja und um den Rest des Schriftkrams, wollte sich die Kanzlei kümmern, der ich kurz per Telefon Bescheid gegeben hatte.

Thomas bat ich, sich ein wenig um Kirstin zu kümmern, das ihr Umzug in unser Haus reibungslos verlief, weil ich nicht wusste, wie lange ich in den Staaten sein würde. Am nächsten Morgen stand Julius, pünktlich da um mich abzuholen.

Er war nicht alleine, Michael saß auch im Wagen. Ich tat meine Koffer in den Kofferraum und setzte mich zu Julius nach vorne.

 

„So bereit, alles eingepackt?“, fragte mich Julius.

 

„Ja, soweit ich weiß ja“, gab ich ihm zur Antwort.

 

„Hier ist noch ein Schreiben von Monika, falls du wegen deines Alters Schwierigkeiten haben solltest.“

 

„Okay danke.“

 

Julius fuhr über die Autobahn und schnell hatten wir den Flughafen erreicht. Am Schalter wo ich meine Bordkarte abholte, verabschiedeten sich dann die Beiden von mir. Michael nahm mich in den Arm.

 

„He, ich warte hier auf dich“, flüsterte er mir ins Ohr und drückte mir einen Umschlag in die Hand, dann lief er mit seinem Vater davon.

 

Ich checkte ein und suchte mir meinen Platz. Noch während das Flugzeug abhob, hatte ich den Brief von Michael aufgerissen, weil ich ihn unbedingt lesen wollte.

 

Hallo Michael,

 

ich weiß, es ist jetzt ein blöder Zeitpunkt, dir zu schreiben. Aber nach dem Kuss gestern bei uns, bin ich total verwirrt. Ich glaube ich habe mich in dich verliebt. Ich weiß nicht was jetzt alles auf dich zu kommt, aber ich weiß das dein Leben sich mit Garantie verändern wird. Und ich möchte zu dieser Veränderung dazu gehören. Nach diesem Kuss denke ich, dass du genauso fühlst. Ich werde hier sein und auf dich warten, egal wie du dich entscheidest. Weil ich kein großer Briefschreiber bin, endet er hier auch schon. Ich habe dir noch ein kleines Bild beigelegt, für den Fall, das du mich sehen willst *g.

 

Bis dann dein Micha

 

Oh Mann, also doch. Mir standen die Tränen in den Augen. Am liebsten würde ich sofort umkehren, damit ich ihn in die Arme schließen konnte. Aber diese Sache hier war jetzt wichtiger.

Nach einigen Stunden Schlaf und Langeweile an Bord, landete die Maschine endlich in New York. Und ich wurde schon erwartet. Einen Mann mit einem Schild, auf dem mein Name stand, entdeckte ich beim Auschecken.

 

(Natürlich alles wieder in Deutsch geschrieben! *Der Autor)

 

„Hallo ich bin Christopher Miller“, sagte ich zu dem Mann.

 

„Hallo Mister Miller, einen guten Flug gehabt?“, fragte er.

 

„Ja, danke.“

 

„Ist das ihr ganzes Gepäck?“

 

„Ja“, antwortete ich.

 

„Gut dann bring ich sie erst mal ins Hotel, die Kanzlei öffnet erst in zwei Stunden.“

 

Ich nickte und folgte ihm. Stimmt ja, hier hatten wir ja eine ganz andere Zeit wie bei uns. Dadurch, dass ich fast den ganzen Flug geschlafen hatte, war es mir auch nicht aufgefallen. So ließ ich mich ins Hotel bringen, na ja Hotel, eher Palast.

Noch nie hatte ich so eine Nobelherberge von innen gesehen. Ich dachte nur immer, nichts anmerken lassen, egal was auf mich zukommt. Ich wurde auf mein Zimmer gebracht, für mich wäre es eine Wohnung gewesen.

Endlich alleine, zog ich mich aus und sprang schnell unter die Dusche. Der lange Flug hatte doch seine spuren bei mir hinterlassen. Ich beeilte mich mit allem, aus Angst der Fahrer von vorhin, könnte wieder da stehen und ich wäre noch nicht fertig.

Nach einer Dreiviertel Stunde stand ich frisch gestriegelt vor dem Spiegel. Ich nahm meine Jacke und sämtliche Papiere, die ich fein säuberlich in einer kleinen schwarzen Mappe untergebracht hatte, und verlies das Zimmer.

Mit dem Aufzug fuhr ich nach unten und machte es mir im Foyer bequem. Kaum saß ich bekam ich auch schon eine Tasse Kaffee angeboten. Ich nahm dankend an. Nach einer gewissen Zeit, kam auch der Fahrer wieder, um mich abzuholen.

Ich stieg also wieder in diese große Luxuslimousine und schon ging es los. Ich war fasziniert über die Größe hier. Die gigantischen Häuserschluchten, ich konnte oftmals nicht das Ende der Gebäude von meinem Platz aus sehen. Und vor einem dieser großen Gebäude hielten wir an.

 

„Wir sind da, Mister Miller.“

 

„Danke.“

 

Ich bekam die Tür offen gehalten und stieg aus.

 

„Ähm… wo muss ich jetzt hin?“

 

„In den dreiundsechzigsten Stock Mr. Miller.“

 

Ich bedanke mich freundlich, und betrat das Haus. Auf dem Schild im Eingangsbereich stellte ich erst fest, wie viele Firmen hier untergebracht waren. Auf Stock dreiundsechzig, lass ich Lukas & Armstrong.

Als ich aus dem Lift trat, kam ich an einen Empfang, hinter dem eine junge Dame saß.

 

„Kann ich ihnen irgendwie helfen?“, fragte sie mich mit einem aufgesetzten Lächeln.

 

„Ja, ich bin Christopher Miller und habe einen Termin.“

 

„Gut, sie werden schon erwartet, würden sie mir bitte folgen?“

 

Ich schritt ihr durch den langen Korridor hinterher. Am Ende des Ganges befand sich eine schwere Doppeltür. Sie klopfte kurz, und öffnete dann beide.

 

„Mister Lukas, Mister Miller ist soeben eingetroffen“, sagte sie und gab mir mit einer Hand-bewegung zu verstehen, dass ich eintreten sollte.

 

Der Angesprochene, ein älterer Herr erhob sich aus seinem Stuhl und kam auf mich zu.

 

„Hallo Mister Miller, freut mich dass sie es so schnell einrichten konnten, hierher zu kommen.“

 

„Na ja, bisher war ich der Meinung ich habe keine Familie, die Nachricht von ihnen die kam, ist zwar traurig, aber es freute mich, das ich wenigstens noch einen Verwandten habe.“

 

„Ja Patrick, ihm geht es zurzeit nicht so gut.“

 

„Denke ich mir, deswegen bin ich auch so schnell gekommen.“

 

„So ich denke, wir erledigen mal das Schriftliche, dann sehen wir weiter.“

 

Mir wurden verschiedene Dokumente zur Unterschrift vorgelegt, immer mit einem Beiblatt, wo alles auf Deutsch erklärt wurde.

 

„Mister Lukas, ich habe eine Frage an sie.“

 

„Ja.“

 

„Kann ich mit meinem Geld, ich meine einem Teil davon, hier einen Fond gründen?“

 

„Ja, klar kann man das, sie brauchen jedoch jemand der für sie bürgt, wegen ihres Alters, sie müssten einundzwanzig sein um so etwas problemlos zu machen. Um was für einen Fond handelt es sich denn?“

 

Ich erzählte ihm, was für eine Stelle ich jetzt in Deutschland begleitete, und unterbreitete ihm den Vorschlag, hier etwas Ähnliches aufzuziehen, oder ein schon bereits bestehendes Haus zu unterstützen.

Mister Lukas war erstaunt über mein soziales Auftreten, und bejahte meinen Plan und meinte er würde sich freuen, wenn seine Kanzlei, das übernehmen und mich hier in Amerika vertreten könnte. Ich gab ihm die erforderlichen Papiere zum Aufsetzen der Verträge und setzte eine Summe von 300.000 Dollar fest. Den Rest sollte auf mein Konto in Deutschland überwiesen werden.

Dann hatte ich ein jährliches Einkommen von 100.000 Dollar von irgendeiner Holding – Gruppe, was ich nicht ganz verstand, aber ich hier auch die Hälfte festlegen lies für den Fond.

 

„So, dass wäre jetzt geregelt. Wollen wir gemeinsam zu Patrick fahren?“

 

„Das geht?“

 

„Natürlich. Kommen Sie der Wagen wartet schon.“

 

***

 

Ich war total aufgeregt. Endlich sollte ich jemanden aus meiner Familie kennen lernen. Wie oft hatte ich davon geträumt, dass es vielleicht doch noch jemanden  gibt. Und heute war es endlich soweit. Patrick war in meinem Alter und ich hoffte, dass wir uns gut verstehen würden.

 

„Herr Lukas, wie kommt eigentlich meine Stieftante zu soviel Geld?“, fragte ich während der Fahrt.

 

„Das ist das Geld ihres Großvaters. Er hatte eine große Holding – Gruppe gegründet. Nach seinem frühen Tod, übernahm ihre Tante das Geschäft und führte es genauso erfolgreich weiter. Sie hat sogar nach dem Verschwinden ihres Mannes wieder den Namen Miller angenommen. So heißt Patrick auch Miller.“

 

„Deswegen bekomme ich jährlich dieses Geld?“

 

„Ja, so hat es ihr Großvater testamentarisch festlegen lasen, dass wenn sein Sohn oder einer seiner Nachkommen noch existierte, wird dieser Anteilig bedacht.“

 

„Und wer verwaltet jetzt die Holding – Gruppe?“

 

„Indirekt wir, im Interesse von Patrick, bis er voll geschäftsfähig ist.“

 

„Was habe ich nur für eine Familie“, sagte ich scherzend.

 

„Eine reiche!“ kam es von Mister Lukas.

 

***

 

Wir bogen mit dem Wagen auf das Firmengelände der Familie ein. In großen Lettern konnte ich >Miller – Holding – Group< lesen. An einem Nebengebäude machten wir halt. Mister Lukas steig aus ich folgte ihm. Ein Butler öffnete die große Tür.

 

„Ah, Mister Lukas, welch Freude sie zu sehen“, kam es von diesem.

 

„Danke Bob, könnten wir den Jungen besuchen?“

 

„Wir?“

 

„Ja, dass hier ist Christopher Miller, der Cousin aus Deutschland“, antwortete Mister Lukas und wies auf mich.“

 

„Mister Miller“, sagte der Butler und nickte mir zu, „der Junge ist nach wie vor auf seinem Zimmer. Er rührt kein Essen an, geschweige denn verlässt er das Zimmer.“

 

„Es hat ihn sehr hart getroffen“, sagte Mister Lukas leise.

 

„Entschuldigung“, unterbrach ich die beiden, „könnte ich vielleicht mal mein Glück versuchen?“

 

„Gerne Mister Miller, kommen sie, ich zeige ihnen das Zimmer des Jungen.“

 

Endlich durften wir eintreten. Das Haus war eher schlicht, aber doch mit teuren Möbeln eingerichtet. Mister Miller machte es sich in der Bibliothek bequem und ich folgte Bob. Wir gingen eine Stock höher und blieben vor einer Tür stehen. Bob klopfte.

 

„Patrick, es ist Besuch für sie da…, treten sie ruhig ein Mister Miller“, sagte Bob und lies mich alleine.

 

Ich öffnete die Tür und schaute in ein Jugendzimmer, das sich deutlich von den Möbeln des restlichen Hauses abhob.

 

„Wer stört“, sagte Patrick, der mit dem Gesicht in seinem Bett vergraben war.

 

„Ich!“

 

Patrick fuhr auf und schaute mich verwirrt an.

 

„Wer bist du denn?“, kam es im leisen Ton.

 

An seinen roten Augen sah ich, dass er geweint haben musste.

 

„Ich bin Christopher…“

 

„Christopher?“

 

„Christopher Miller aus Deutschland…. dein Cousin.“

 

„Du bist das?“

 

Er war aufgestanden, und lief langsam auf mich zu.

 

„Ja bin ich, und freu mich, endlich jemanden aus meiner Familie kennen zu lernen, auch wenn die Umstände dazu eher traurig sind…“

 

Patrick fing wieder leise an zu weinen. Ich ging zu ihm hin und nahm ihn in die Arme. Da brach es aus ihm heraus. Laut schluchzend hing er in meinen Armen, und ich hoffte, er würde sich bald beruhigen. Es ging eine ganze Weile und ich versuchte mit sanften Worten auf ihn ein zureden.

 

„Es tut so weh, ich vermisse sie so…“, sagte er leise.

 

„Ich weiß, wie weh das tut, und dass lässt nur langsam nach“, gab ich ihm zur Antwort.

 

Ich ging mit ihm hin zum Bett und gab ihm ein Taschentuch. Er wischte sich die Tränen ab. Er schaute mich lange an.

 

„ Und was soll jetzt werden?“

 

„Tja Patrick, darüber müssen wir reden. Deswegen bin ich zu dir gekommen!“

 

5.

 

„Wenn Christopher doch nur da wäre, man mir wäre viel wohler“, sagte Thomas zu Julius.

 

„Ich kann nichts daran ändern, Dennis zieht eine Woche früher ein wie geplant“, gab Julius von sich, „Susanne wird gleich mit ihm eintreffen, um ihm die Wohnung zu zeigen.“

 

Kaum gesagt, schloss jemand die Haustür auf. Susanne schob einen Jungen vor sich her.

 

„Hallo Dennis…, Susanne“, Julius nickte ihr zu.

 

„Hallo Julius! Hallo Thomas, wie geht es Andreas?“, sagte Susanne in ihrer fröhlichen Art.

 

„Och mein Schatz denkt, er kann mich den ganzen Tag herumscheuchen, aber in zwei Wochen kriegt er einen Gehgips, dann kann er sich selber bedienen“, antwortete Thomas.

 

„Was soll die Scheiße? Soll ich etwas zu den zwei Süßen ziehen, nein Leute, so war das nicht abgemacht“, brauste Dennis plötzlich auf.

 

Thomas Kopf wurde feuerrot, und wollte schon ansetzen, doch Julius hielt ihn zurück.

 

„Nein Dennis, du bekommst hier deine eigene Wohnung, ich dachte, das Thema wäre gegessen, dass hier auch Schwule wohnen“, meinte Julius, in einem doch strengeren Ton.

 

„Schon gut, schon gut, ich bin ja schon ruhig..“ kam es von Dennis.

 

„Das will ich hoffen“, sagte Julius.

 

„Entschuldige… Thomas.., oder?“ kam es von Dennis und streckte Thomas die Hand hin.

 

„Ja Thomas, ich weiß zwar nicht, was dir über die Leber gelaufen ist, aber ich hoffe wir werden in Zukunft miteinander auskommen“, sagte Thomas und gab ihm die Hand.

 

„Das wird sich mit der Zeit ergeben“, meinte Julius“, außerdem wenn Christopher wieder da ist, wird alles wieder seinen gewohnten Gang  gehen.“

 

„Wann kommt er wieder?“, fragte Susanne.

 

„Am Samstag hole ich ihn vom Flughafen ab.“

 

„Wer ist Christopher?“, fragte Dennis.

 

„Unser Sozialarbeiter vor Ort Dennis“, gab Julius zur Antwort.

 

Dennis verzog das Gesicht.

 

„Keine Angst Dennis, Christopher ist in Ordnung. Außerdem ist er in unserem Alter, oder dachtest du jetzt hier wohnt so ein älterer Herr, der den Anstandswauwau spielt?“

 

„Eigentlich schon…“, sagte Dennis.

 

„Nein, das entspricht Christopher ganz und gar nicht. Aber, wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich dir meinen Freund vorstellen, den Andreas. Er ist noch an sein Bett gefesselt, seit er… na ja eine Unfall hatte.“

 

„Sag ruhig, dass er zusammengeschlagen wurde, Thomas“, sagte Susanne.

 

Gemeinsam folgten sie Thomas in die Wohnung. Julius atmete tief durch.

 

***

 

„Und du meinst wirklich, ich soll ein paar Wochen mit dir nach Deutschland kommen?“, fragte Patrick mich.

 

Wir saßen mittlerweile in der Bibliothek bei Mister Lukas. Patrick hatte sich soweit beruhigt und nach langem Zureden meinerseits, sich sogar entschlossen, sein Zimmer einmal zu verlassen.

 

„Also Patrick, ich fände es eine gute Idee“, kam es von Mister Lukas, „sie würden endlich mal auf andere Gedanken kommen, was anderes sehen. Hier laufen die Geschäfte von alleine und aus der Privatschule können wir sie problemlos ein oder zwei Monate heraus nehmen.“

 

Ich nickte Mister Lukas zustimmend zu.

 

„Kann ich da noch eine Nacht drüber schlafen?“, fragte Patrick.

 

„Natürlich kannst du das“, antwortete ich ihm, „ich werd nun wieder aufbrechen. Mister Lukas, könnte sie mich beim Hotel absetzten?“

 

„Du willst nicht hier bleiben“, sagte Patrick und stand auf.

 

„Wenn du willst, dass ich bleibe, lasse ich dich nicht alleine.“

 

„Wäre mir Recht, wenn du da bleiben würdest“, kam es leise von ihm.

 

„Dann ist das auch geregelt, Christopher ich werde veranlassen, dass man ihr Gepäck hier her kommen lässt“, sagte Mister Lukas.

 

„Danke“,  ich gab ihm meine Hand zum Abschied.

 

„Wann wollen sie eigentlich zurückfliegen?“

 

„Am Freitagabend, warum?“

„Damit wir rechtzeitig eine zweite Flugkarte besorgen können“, meinte Mister Lukas, und lächelte dabei Patrick an, der es mit einen Grinsen erwiderte.

 

Und schon war er verschwunden.

 

„Patrick…, ich möchte dir noch etwas erzählen.“

 

„Nach dem Essen, Christopher, ich habe auf einmal Hunger.“

 

„Gut freut mich, also nach dem Essen.“

 

***

 

Ich hatte ein Glas Coke in der Hand und genoss das Prasseln des Kamins. Neben mir im seinem Sessel saß Patrik, auch er schaute starr ins Feuer und spielte mit seinem Siegelring am Finger.

 

„Das alles wird jetzt mir gehören, ich habe eine große Firma zu leiten“, sagte er vor sich hin.

 

„Na ja, erst mal machst du deine Schule fertig. Willst du danach studieren?“, fragte ich.

 

„Auf alle Fälle.“

 

Eine kleine Pause entstand.

 

„Wolltest du mir nicht vorhin etwas erzählen?“

 

„Ja wollte ich…“

 

„Jetzt nicht mehr?“

„Doch, aber es ist nicht so leicht für mich… weil ich nicht weiß wie du reagierst.“

 

„So schlimm?“

 

„Das ist eben Ansichtssache….. Patrick“, ich schaute auf und ihm in die Augen, „ich bin …schwul.“

 

„Und?“

 

„Wie und, ist das alles was du zu sagen hast, wenn dein einziger Verwandter schwul ist?“

 

„Ja, ist das was besonderes, gut ich bin es nicht, obwohl ich ab und zu denke, es wäre besser ich wäre es, wenn ich mir die Mädels von heute so anschaue, was da rumläuft.“

 

Erst jetzt merkte ich, dass Patrick die gespannte Atmosphäre auflockern wollte. Wir fingen beide an zu lachen. Ich erzählte ihm weiter von meinem Job, von Thomas und auch von Michael, zeigte ihm auch das Bild von ihm.

 

***

 

Thomas drehte den Schlüssel im Schloss um, und öffnete damit die Wohnungstür. Er legte seine Sachen an der Gardarobe ab und suchte Andreas.

 

„Andreas, ich bin wieder zu Hause!“

 

„War nicht zu überhören“, kam es aus dem Bad.

 

„Was tust du denn hier im Bad?“

 

„Spiegeleier braten, was sonst. Ich hab mich ein bisschen gewaschen, vor allem die Haare, mich juckt es überall.“

 

„Hättest warten können, damit ich dir helfen kann!“

 

„Och, da gibt es eine Stelle, die hab ich noch nicht gewaschen“, sagte Andreas frech grinsend.

 

„Da werde ich mich mal sorgfältig drum kümmern“, erwiderte Thomas und fing an zu lachen.

 

***

 

„Und du meinst wirklich ich bring das?“, fragte Dennis.

 

„Das schafft du schon und wenn Christopher zurück ist, wirst du schnell merken, dass du eine Freund hast der dir hilft“, antwortete Julius.

 

„Ihr haltet sehr große Stücke auf eueren Christopher“, meinte Dennis.

 

„Ja, tun wir! Er ist auch etwas Besonderes! Er hat vor ein paar Tagen erfahren, dass er doch Familie hat, zwar aus einem traurigen Grund, weil es einen Todesfall gab, aber es hinderte ihn nicht daran in die Staaten zu fliegen, weil er einem anderen Familienmitglied aus der Misere helfen wollte.“

 

„Alle Achtung, da bin ich gespannt.“

 

***

 

Der Freitagabend war da. Mister Lukas hatte alle Sachen erledigt und so konnte Patrick ungehindert mit mir nach Deutschland fliegen.

 

„Auf Wiedersehen Patrick.“

 

„Wiedersehen Bob und mach dir keine Sorgen, ich hab ja einen großen Aufpasser bei mir“, sagte Patrick und zeigte auf mich.

 

Ich gab Bob und Mister Lukas die Hand und verabschiedete mich. Dann machten wir uns auf den Weg und checkten ein. Wir verstauten unser Handgepäck und setzten uns.

 

„Und wie wird das jetzt mit deinem Michael?“, fragte mich Patrick.

 

„Ich weiß es doch selber nicht.“

 

„Liebst du ihn?“

 

„Ja.“

 

„Dann nutze die Gelegenheit Christopher, du weißt nicht, ob du noch mal so eine Chance bekommst. Sonst ist er auf einmal weg.“

 

„Na ja, ich lass es mal auf mich zukommen“, sagte ich und lehnte mich in meinen Sitz zurück.

 

Das Flugzeug startete.

 

***

 

„Wir können doch nicht alle zu Flughafen fahren“, sagte Julius verärgert.

 

„Warum denn nicht“, fragte Thomas, „er wird sich bestimmt freuen, wenn wir alle da stehen um ihn zu empfangen.“

 

„Finde ich auch, dann kann ich ihn gleich kennen lernen“, kam es von Dennis.

 

Alle saßen gemütlich bei einem Kaffee in Thomas und Andreas Wohnung.

 

„Wenn ihr meint meinetwegen, und Andreas, was ist mit dem?“

 

„Der bleibt wie immer in seinem Bett liegen und wartet bis ihr alle zurück kommt“, kam es von Andreas selbst.

 

„Bist lieb!“, sagte Thomas und gab ihm einen Kuss.

 

„Dann sollten wir langsam aufbrechen, Michael und Thomas fahren bei mir mit und Dennis und Kirstin, können bei Susanne mitfahren“, sagte Julius und stand auf.

 

„Wieso wir passen doch alle in dein Auto, sogar mit Christopher später“, sagte Thomas.

 

„Er bringt noch jemanden mit“, kam es leise von Michael.

 

„Wie mitbringen?“, fragte Thomas.

 

„Jetzt guck nicht so aus der Wäsche, Michael“, sagte Julius, „er bringt seinen Cousin mit, der wird eine Weile bei ihm wohnen.“

 

„Ach deswegen guckt Michael so“, meinte Thomas

 

„Du wirst ihn schon kriegen“, sagte Kirstin und legte einen Arm um Michael.

 

***

 

Ich war total aufgeregt. Ob Michael mit an den Flughafen gekommen ist. Fast hätte ich Patrick neben mir vergessen, während ich mich umschaute. Ich konnte aber nichts entdecken, nur einen Pulk von Leuten, der in der Nähe des Haupteinganges stand. Und dann traute ich meinen Augen nicht.

 

„Das gibt es doch nicht“, sagte ich erstaunt.

 

„Was denn?“, fragte Patrick.

 

„Siehst du  die Gruppe da vorne, die auf uns zu marschiert?“

 

„Ja, was ist mit denen?“

 

„Die kommen uns abholen.“

 

„Wow, was für ein Empfangskomitee.“

 

„Kannste laut sagen“,  sagte ich lachend, lies meine Tasche fallen und sprintete los.

 

Michael rannte mir entgegen. Wir fielen uns in die Arme.

 

„Wieso muss man immer erst merken, wie lieb man jemanden hat, wenn man ihn vermisst“, flüsterte Michael mir ins Ohr.

 

Ich gab ihm einen Kuss. Ein wildes Gejohle und Klatschen ging los. Wir ließen voneinander ab, denn der Rest hatte uns endlich erreicht.

 

„Wurde ja endlich Zeit, mit euch beiden“, kam es von Thomas, der mich ebenfalls stürmisch umarmte. Beide wurden wir rot.

 

„Ähm…, darf ich euch Patrick meinen Cousin vorstellen“, sagte ich um von dem Thema ab zulenken, „ so Patrick, dass ist Julius, Susanne, Thomas, Michael, Kirstin und…  oh, dich kenne ich ja gar nicht.“

 

„Ich bin Dennis, der zweite Neuzugang“, sagte dieser.

 

„Hallo Dennis, freut mich dich kennen zu lernen.“

 

„Tag, Christopher und ich erst, haben mir ja alle schon viel erzählt über dich!

 

„Ich hoffe nur Gutes“, was bei allen ein Lacher frei setzte und mich ne Grimasse ziehen lies.

 

So nun stand ich hier, und war erstaunt was innerhalb eines Monats passiert war. Vor allem mit mir selbst. Ich hatte endlich Freunde, die ich mir immer wünschte. Ich hatte einen Traumjob, und so wie es aussah, hatte ich endlich einen Freund und vor allem ein bisschen Familie… Was alles auf mich zukommen wird, weiß ich nicht, aber das ist dann eine andere Geschichte.

Denn jedes Ende hat einen Anfang und jeder Anfang irgendwann mal ein Ende. So auch dieser!

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