Der weite Weg – Teil 3

Jetzt saßen wir schon fast eine Stunde auf der Wache. Karo saß dich an mir, sie zitterte immer noch.

„Ich frag mich, wo Paps solange bleibt“, meinte Christian ungeduldig.

„Weiß ich auch nicht, ich verstehe eh nicht, warum die uns hier solange festhalten, wir haben doch gar nichts getan“, meinte ich und drückte Karo noch ein wenig mehr an mich.

Die Tür ging auf und ein Mann und eine Frau traten herein. Ich konnte die Unterhaltung nicht verfolgen, die sie mit einem Beamten am Tresen führten, aber ich bekam mit, dass es sich um die Eltern von Andreas Handelten.

Sie wurden an uns vorbei geführt und verschwanden in einer anderen Tür, durch die, einige Zeit früher schon Andreas geführt wurde. Wieder wurde die Eingangstür geöffnet, nur das es diesmal Barbara und Reinhard waren.

„Kinder ist euch auch nichts passiert?“, Barbara stürmte gleich auf uns zu.

Karo sprang auf und fiel in die Arme ihrer Mutter und begann zu weinen. Zärtlich strich Barbara Karo über den Kopf.

„Sind sie her und Frau Lohmeier?“, fragte der Beamte hinter den Tresen.

„Ja, sind wir“, sagte Reinhard und trat zu ihm.

„Wir haben die Aussagen, der Kinder aufgenommen und wollten, dass sie die Drei abholen, die Kleine scheint wirklich fertig zu sein“, sagte der Beamte.

„Was ist eigentlich genau passiert?“, fragte Reinhard.

„Eine Junge, hat mit einem Messer rumgespielt und dabei jemanden verletzt, ihre Kinder standen dabei und waren Zeuge.“

Reinhard bedankte sich nochmals bei dem beamten und gemeinsam verließen wir das Revier. Draußen machte Reinhard abrupt halt und stellte sich vor mich hin.

„Eure Version?“, fragte Reinhard.

Barbara mit Karo im Arm schaute genauso interessiert.

„Das war Andreas aus dem Schwimmverein und der hat Marvin mit dem Messer erwischt“, kam es von Chris.

„Langsam der Reihe nach“, meinte Reinhard und so erzählte ich ausführlich was geschehen war.

Barbara nahm ihr Handy heraus und wählte eine Nummer.

„Marvin hat sich also schützend vor dich gestellt?“, fragte Reinhard.

Ich nickte.

„Marvin liegt im Städtischen, seine Eltern sind bei ihm“. Kam es von Barbara, die gerade hier Handy wegsteckte.

„Gut, dann fahr ich mit Sven dort hin und du nimmst die anderen Zwei mit nach Hause“, meinte Reinhard und gab Barbara noch einen Kuss zum Abschied.

Ohne was zu sagen folgten Chris und Karo ihrer Mum. Ich dagegen schaute Reinhard an.

„Was soll das jetzt?“, fragte ich.

„Willst du nicht zu Marvin?“

„Doch schon, aber ich….“

„Also los, worauf wartest du noch, steig ein.“

* *

Den Weg ins Krankenhaus kannte ich noch vom ersten tag in Karlsruhe, als ich Reinhard und Barbara nach ihrem Unfall besuchte. Reinhard hatte ich sich an der Pforte erkundigt und lief jetzt zielsicher auf einen der Gebäudekomplexe zu.

Mir war es etwas komisch, die Bilder mit den blutroten Tshirt auf Marvin waren noch frisch in meinem Gedächnis. Ich konnte die ganze Zeit an nichts andere denken und das erste Mal kullerten mir die Tränen.

„Was ist, Sven?“

Reinhard schaute mich an und war stehen geblieben.

„Marvin hat sich vor mich gestellt…er wollte mich vor Andreas schützen… er kennt mich doch noch gar nicht richtig…. warum hat er dass gemacht…überall das Blut.“

Ich hatte einen Absturz. Reinhard nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich spürte seine Hand auf meinem Rücken, wie sie sanft auf und abstrich.

„Hör mal zu Sven, wir gehen jetzt da rein und schauen erst mal wie es Marvin geht, okay?“

Ich nickte und wischte mir die Tränen aus den Augen. Mich störte nicht, dass Reinhard mich an der Handgenommen hatte und neben mir her lief, es tat einfach nur gut. Drinnen angekommen, fanden wir im Flur Marvins Eltern vor. Ich stand einwenig abseits und hörte auch dem Gespräch nicht richtig zu.

„Ihm ist wohl gerade bewusst geworden, was Marvin für ihn getan hat“, meinte Reinhard zu Marvins Mutter.

„Hauptsache es ist nicht mehr passiert“, sagte sie, „nach der Untersuchung darf er mit nach Hause.“

Die Tür ging auf und ein Arzt trat heraus.

„Herr und Frau Gmelich, es ist alles in Ordnung. Marvin soll morgen noch mal vorbeikommen um den Verband wechseln zu lassen. Der Schnitt ist wirklich haarfein und wird von selbst heilen, die Narbe wird aber bleiben.“

Im Hintergrund sah ich Marvin da sitzen, mit dem kärglichen Versuch seine Turnschuhe zu binden. Ich ging an den Erwachsenen vorbei zu Marvin. Er sah auf, aber sagte wie ich kein Wort. Ich ging zu ihm hin und band ihm die Schuhe zu.

„Hast du wegen mir geweint?“, fragte er leise.

Ich nickte.

„Keine Sorge, Hase, es wird alles wieder gut“, kam es von ihm.

Ich sah ihm ins Gesicht, seine grünen Augen strahlten mich an.

„Hase?“, war das Einzigste, was ich heraus bekam.

„Dummerchen komm her“, meinte Marvin und hob seine Arme.

Ich fiel ihm um den Hals und begann wieder zu weinen.

„Drück nicht zu fest, dass tut weh.“

Erschrocken ließ ich ab, aber er zog mich wieder an sich heran.

„Ich hab mich in dich verliebt, Sven und deinen Augen nach zu urteilen, du auch in mich.“

Ich schluckte und brachte nur ein krächzendes >Ja< heraus.

Ein Strahlen ging über Marvins Gesicht. Ich fuhr sacht über den Verband.

„Tut es sehr weh?“

„Es geht“, meinte er und strich meine Haare aus dem Gesicht.

„Du hast dich schützend vor mich gestellt, er hätte dich…“

„Hat er aber nicht!“

Ich wusste nicht, weinte ich weil wegen Marvin glücklich war, oder weil mir traurig bewusst wurde, was Marvin für mich getan hatte.

„He Kleiner, hör auf zu weinen, ich möchte wieder dieses Lachen sehen, in dass ich mich verliebt habe.“

„Nur in mein Lachen?“, fragte ich und meine Mundwinkel wanderten wieder höher.

„Ich hab mich in alles an dir verliebt.“

„Du kennst doch noch gar nicht alles“, meinte ich und zupfte nervös an seinem Verband herum.

„Darf ich alles kennen lernen?“, fragte er und legte ein Blick auf, der meine Knie weich werden ließ.

„Ja“, hauchte ich und küsste ihn sanft auf den Mund.

„Und wer bestellt das Aufgebot?“

Mein Dad und Marvins Eltern standen am Türrahmen und grinsten sich eins.

* *

Meiki fing an zu Knurren und ich schrak zusammen, als es an meiner Terrassentür klopfte. Ich ging zu ihr und Marvin stand draußen.

„Was willst du denn hier?“, fragte ich erstaunt.

Ich war bei Marvins Eltern mitgefahren und mit Marvin hinten auf der Rückbank gesessen, die ganze Zeit hielt er meine Hand und gab mir ab und zu einen Kuss, aber sonst schwiegen wir. Das war mal grad ne Stunde her.

„Ich habe dich vermisst…“, sagte er leise.

Er zog mich an sich und gab mir einen Kuss.

„Meine Mutter meinte, ich bräuchte nicht anrufen, wenn ich heut Nacht nicht heim kommen würde, sie wüsste wo ich wäre“, sagte er mit einem frechen Grinsen.

Ich war sprachlos und zog ihn in mein Zimmer.

„Du bist so süß“, sprach er weiter und streichelte mit seiner Hand über meine Wange.

Meinen Kopf neigend, genoss ich diese Streicheleinheiten und schloss die Augen. Ich spürte seine Lippen, wie sie sanft gegen meine stießen. Mein Verstand schien auszusetzen, alles um mich herum war mir egal.

„Darf ich bleiben?“, fragte Marvin.

„Ja“, antwortete ich, der Sprache wieder mächtig.

Draußen blitzte es, ich führ zusammen.

„Keine Angst, ich bin doch jetzt da“, sagte Marvin und legte wieder seine Arme um mich.

„Für Chris auch?“, fragte ich grinsend.

Ein großes Fragezeichen, erschien in Marvins Gesicht.

„Chris hat Angst vor Gewitter und hat das letzte Mal bei mir geschlafen.“

Ein lautes Donnern war zu hören, was nach und nach verhalte.

„Ich geh kurz hoch und sag Bescheid, dass ich nicht alleine bin“, meinte ich und entzog mich Marvins Umarmung.

Auf dem Flur traf ich auf Chris mit seinem Kopfkissen im Arm. Unweigerlich fing ich an zu Grinsen.

„Was?, fragte Chris.

„Du musst dir heut Nacht ein anderes Bett suchen, meins ist belegt“, sagte ich, an ihm vorbei laufend.

„Belegt?“, fragte er.

Ich drehte mich um.

„Ja, ich hab schon jemand im Bett liegen.“

„Karo?“

„Nein“, meine ich und lief grinsen weiter.

Als ich später in mein Zimmer zurück kam, hatte es sich Marvin auf meinem Bett bequem gemacht. Er lächelte mir entgegen.

„Schläfst du immer in voller Montur?“, fragte ich.

„Nein, ich schlafe meistens nackt“, antwortete er.

„Das trifft sich gut, ich auch“, gab ich von mir und zog mein Tshirt aus.

* *

Irgendwie war es heute Morgen kuscheliger und wärmer in meinem Bett als sonst. Es war das gleiche Gefühl, als wenn Christian, eng an mich geschmiegt im Bett lag. Nur das es diesmal Marvin war.

Mit einem breiten Grinsen streckte ich mich.

„Ui, es ist aufgewacht“, hörte ich Marvin sagen.

„Noch nicht so richtig“, brummelte ich.

„Das kann man ändern“, meinte Marvin und ich spürte seine weichen Lippen auf den Meinen.

Ich blinzelte mit einem Augen und schaute direkt in Marvins Gesicht.

„Da ist wohl ein zweiter Kuss fällig, dass das zweite Augen auch noch aufgeht“, sagte er.

Und wieder spürte ich ihn noch drängender und doch so zärtlich. Seine Handstrich über meine Brust und Bauch. Wieder gab ich ein Brummen von mir.

„Ich habe wohl einen Bären im Bett liegen“, kicherte Marvin.

„Was bist du schon so früh so gut gelaunt und fit?“, fragte ich und öffnete endlich beide Augen.

„Weil ich so ein hinreisendes Geschöpf neben mir liegen habe.“

„Hinreisend? Morgenmuffel würd besser passen.“

Auf seinem Arm abgestützt lehnte Marvin neben mir, die Decke bis unter seinen Verband zurück gerutscht. Meine Blicke verharrten auf den Hügel, der sich darunter gebildet hatte und ich begann zu grinsen.

„Verwundert?“, fragte Marvin.

„Eigentlich nicht, mir geht es ja nicht anderst.“

„Möchtest du…..?“, fragte Marvin zögernd.

„Mein Verstand sagt mir, es ist zu schnell, aber mein Herz…..das schreit ich will dich.“

Marvin beugte sich nach vorne und begann mich wieder zu küssen. Seine Handwanderte dabei unter unsere Decke bis er meinen Schwanz erreicht hatte. Zärtlich fing er ihn zu streicheln an. Mein Herzschlag ging hoch und meine Atmung mit mir durch.

Küssend wanderte er über meine Brust, am Bauch vorbei direkt zu meinem Schwanz.

„Du musst nic…aaaaaaaaa“, weiter kam ich nicht mehr, er hatte ihn in den Mund genommen.

Alles um mich herum begann zu verschwimmen, ich spürte nur noch Marvins Lippen auf meinem Teil. In mir zog sich alles zusammen und mit einem leisen Schrei, entlud ich mich heftig in Marvins Mund.

Ich zuckte am ganzen Körper, der Orgasmus schien nicht aufhören zu wollen. Doch irgendwann flaute er dann doch ab. Schwer atmend lag ich da und öffnete die Augen wieder. Marvin war wieder direkt vor mir.

„Wie lange hast du denn aufgespart, mein Bär?“, fragte er mich mit einem Grinsen.

Ich konnte nicht anders und bekam nur einen Brummton heraus. Marvin fing an zu lachen.

„Du bist so ein süßes Bärchen“, grinste er immer noch.

Meine Hand wanderte ebenso unter die Decke und schnell hatte ich seinen Schwanz in der Hand.

„Das Bärchen hat jetzt Lust auf süßen Nektar“, meinte ich und beugte mich zu Marvin herunter.

Erst fuhr ich eine Weile mit der Zunge über seine Eichel. Ich schien richtig zu liegen, denn Marvin begann sich zu winden und leise zu stöhnen. Als ich ihn dann in den Mund nahm, stöhnte er um so lauter auf.

Es dauerte auch nicht lange und Marvin entlud sich ebenso in mir. So schnell konnte ich überhaupt nicht schlucken, wie es in mich hineinjagte. Ich streichelte seinen Schwanz weiter und Marvin zuckte jedesmal zusammen, wenn ich dabei seine Eichel berührte.

Plötzlich nahm er meine Hand.

„Nicht weitermachen, dass halte ich nicht aus“, sagte er noch immer nach Atem ringend.

Grinsend kuschelte ich mich neben ihn und beobachtete seinen Brustkorb, der sich immer noch schnell hob und senkte. Er drehte seinen Kopf zu mir.

„War das dein erstesmal?“, fragte er leise.

„Mit dem Mund?“

„Ja.“

„Ja, war es.“

„Wow, es war megagalaktisch“, meinte Marvin.

„Bei mir genauso.“

Irgendwie überkam es uns und wir schlummerten noch mal ein.

* *

Durch das Klopfen an meiner Tür wurde ich wieder wach. Marvin lag mit dem Kopf auf meiner Brust und schien noch zu schlafen. Zaghaft rief ich >Ja<. Die Tür wurde geöffnet, und Chris Kopf erschien.

„Kommt ihr zum Frühstück?“, fragte er.

„Ja, wenn mein Großer hier aufwacht“, meinte ich leise.

„Der Große ist schon wach“, kam es von Marvin.

„Gut, dann bis gleich“, meinte Chris und war wieder verschwunden.

Ich kicherte.

„Was ist?“, wollte Marvin wissen.

„Bisher hat Christian noch nie angeklopft“, gab ich zur Antwort.

„Der weiß, was sich gehört.“

„Du sprichst von meinem Bruder“, meinte ich und begann zu lachen.

„Ist ja schon gut“, meinte Marvin und streichelte über meinen Bauch.

„Duhu“, sagte ich leise.

„Marvin hob den Kopf und schaute mich an.

„Ja?“

„Ich liebe dich“, hauchte ich ihm entgegen.

„Ich dich auch mein kleiner Bär.“

Ich schaute Marvin in die Augen.

„Marvin, ist dir nicht gut, du bist so blass im Gesicht.“

„Nicht schlimm, vielleicht die Nachwirkung der Spritze, was weiß ich.“

Mit der Hand fühlte ich an seiner Stirn.

„Marvin du hast Fieber, das gefällt mir überhaupt nicht. Komm zieh dir was an, ich hole meine Mutter.“

„Jetzt mach halb lang, ich…. mir wird schlecht, Sven.“

Marvin stand auf und rannte ins Bad. Ich konnte noch hören, wie er sich übergab.

Im Bad an gekommen, kniete Marvin vor der Toilettenschüssel. Langsam bekam ich ein mulmiges Gefühl.

„Geht es wieder?“, fragte ich besorgt.

Er schüttelte den Kopf. Ich half ihm auf und auch ihm seine Shorts anzuziehen. Danach rannte ich in die Küche hinauf.

„Mum könntest du schnell kommen, Marvin hat eben gebrochen und seine Stirn ist glühend heiß.“

„Das hört sich gar nicht gut an, ruf du bitte seine Eltern an, ich schau nach Marvin“, sagte Barbara.

Wie geheißen informierte ich Marvins Eltern und folgte danach meiner Mutter in den Keller. Ich fand sie in meinem Zimmer, Marvin lag wieder in meinem Bett.

„Ich bin zwar kein Arzt, aber das sieht mir nach einer Blutvergiftung aus“, sagte meine Mum.

„Aber er hat doch Spritzen bekommen“, meinte ich.

„Das weiß ich auch Sven, ruf trotzdem bitte den Notarzt, damit ist nicht zu spaßen. Und zieh dir bitte etwas an.“

Wie von der Tarantel gestochen raste ich wieder hinauf und rief den Notarzt an. Zurück in meinem Zimmer zog ich mir kurze Hosen an und ein Tshirt drüber, als es oben an der Tür klingelte.

„Lass, ich mach schon auf“, rief Christian, der mittlerweile das ganze Treiben mitbekommen hatte.

Wenig später stand nun auch Marvins Mutter in meinem Zimmer.

„Schatz, was machst du für Sachen“, sagte sie und kniete sich zu ihm an Bett.

„Mir ist so kalt, Mum,“ kam es leise von Marvin.

Draußen war das Martinshorn zu hören. Ich rannte hinauf um die Tür zu öffne, aber Chris stand bereits draußen und winkte wie wild, dem Notarzt. Schnell waren neugierige nachbarn herbei gelaufen, aber das kümmerte mich wenig.

Chris und ich folgten dem Notarzt, die Treppe runter in mein Zimmer. Meine Mutter jedoch, schob uns wieder aus dem Zimmer, nur Marvins Mutter blieb bei ihm.

„Mum bitte, ich möchte bei Marvin bleiben“, sagte ich traurig.

„Du hast jetzt erst mal Sendepause, junger Mann. Lass den Arzt seinen Job machen“, kam es von Barbara.

Sie blieb vor uns stehen und hinderte uns daran, wieder ins Zimmer zu gehen.

„Was ist denn hier los?“, fragte Karo, die aus ihrem Zimmer gelaufen kam.

„Marvin geht es schlecht, wir mussten den Notarzt rufen“, meinte Chris und legte seinen Arm um die Schulter.

„Dann hab ich das Tatü ja doch nicht geträumt“, meinte sie und verschwand im Bad.

Einer der Sanis kam zu meiner Mutter.

„Gibt es noch einen Durchgang zur Straße über den Garten, wir können den Jungen nicht durchs enge Treppenhaus hoch befördern“, sagte er.

„Ja, Moment, ….Christian schließ den Herren das Gartentor auf“, kam es von ihr.

Christian rannte die Treppe hinauf, der Sani folgte ihm.

Ich schaute zu Marvin, der gerade vom Arzt eine Infusion angelegt bekam. Mir stiegen die Tränen in die Augen. O Gott, ich will ihn nicht verlieren, ich hab ihn doch gerade erst gefunden… dachte ich.

Meine Mutter nahm mich in den Arm.

„Es wird schon wider werden“, sagte sie.

Christian öffnete von außen meine Terrassentür und hielt Meiki zurück, der in mein Zimmer wollte. Marvin wurde vorsichtig auf die Trage gehoben und schon war er zum Zimmer draußen, gefolgt vom Arzt und seiner Mutter.

Meine Mutter machte sich auch auf den Weg nach oben. Ich dagegen ging in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen, wo eben noch Marvin gelegen hatte. An der Seite lag noch sein Tshirt. Ich nahm es und vergrub mein Gesicht darin und fing an zu weinen, während draußen sich der Lärm des Martinshorn wieder entfernte.

Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich eine Hand auf meinen Haaren spürte, die sanft darüber strich. Ich schaute auf und sah Kora in die Augen.

„Zwei oder drei Tage, dann geht es ihm wieder besser“, meinte sie.

„Woher weißt du?“, fragte ich mit zittriger Stimme.

„Weil ich schon selbst mit Blutvergiftung im Krankenhaus gelegen bin, ich hatte mir beim Spielen einen rostigen Nagel in die Handgerammt, und weil es nicht sehr blutete, schenke ich ihm nicht sonderlich Achtung.“

„Du bist hart im nehmen, merke ich.“

„Man wird so, wenn man auf sich selbst gestellt ist.“

„War, Karo, war!“

„Okay, als ich noch auf mich selbst gestellt war.“

Sie verließ lächelnd mein Zimmer. Um mich abzulenken, räumte ich ein wenig mein Zimmer auf, doch so richtig half es mir dann doch nicht. Ich setzte mich an meinem Schreibtisch und starrte in den Garten hinaus.

Ich wusste nicht wie, aber irgendwann lief im Garten umher. Das noch vom Tau feuchte Gras, ließ mir das bewusst werden, als ich barfuss darüber ging.

„Über was denkst du nach, Sohnemann?“

Ich drehte mich um, und es stand Reinhard in meiner Nähe, mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

„Über das Leben?“, fragte ich mich das jetzt selbst?

„Buh, solche schwierigen Gedanken zum Morgen“, meinte Reinhard und lehnte sich an einen Baum.

„Warum ist das Leben so schwierig, alles könnte doch so schön und einfach sein“, fragte ich blinzelnd in die Sonne.

„Wäre das nicht langweilig und fade?“, stellte Dad eine Gegenfrage.

Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und bewegte sich langsam dabei auf mich zu.

„Hör mal Sven, dein bisheriges Leben war nicht so rosig, ich weiß. Aber es hat sich doch einiges geändert, ist dein Leben nicht viel spannender geworden?“

„Doch schon..“

„Aber?“

Ich habe eine wahnsinnig, nette Familie geschenkt bekommen, ich darf wieder bei meiner Schwester sein und ich habe Marvin kennen gelernt…. und auch lieben.“

„Wo bleibt das aber?“, fragte mein Dad noch einmal.

„Kommt nicht irgendwann der Tag, wenn man soviel Glück hat, man einfach einen Dämpfer bekommt und nicht ganz abzuheben?“

„Du meinst das mit Marvin“, fragte Reinhard.

„Ja“, meinte ich leise und merkte wie mir die Tränen wieder kamen, bei den Gedanken an Marvin.

„Sven, Marvin geht es den Umständen entsprechend gut, seine Mutter hat eben angerufen.“

Über mein Gesicht huschte ein kurzes Lächeln.

„Und dein Leben ist mit einem langen Weg zu vergleichen, Sven. Es geht mal steil bergauf und auch wieder nach unten. Selten geht es eben gerade aus und das ist bei jedem so. Du wirst noch öfter down sein, aber auch wieder auf der Bergspitze stehen. Das nennt man Leben.“

Er lächelte mich an und nahm wieder ein Schluck vom Kaffee.

„So und nun zieh dir was vernünftiges an, ich fahre dich zu Marvin“, meinte er und lief zurück ins Haus.

Ich schaute in den blauen Himmel hinauf und dachte an die Worte von Reinhard.

* *

Montags hatte mich wieder der Alltag eingeholt. Ich saß in der Mathestunde und grübelte über einer Aufgabe. Doch meine Gedanken waren bei Marvin, bei dem ich den ganzen Sonntag Mittag verbracht hatte.

Die Ärzte hatten noch rechtzeitig die Blutvergiftung in den Griff bekommen, doch Marvin war noch sehr geschwächt und somit noch einige Tage außer Gefecht gesetzt. Was mich beeindruckte, dass sich die Eltern von Andreas blicken ließen und sich bei Marvins Eltern, mehrere Male entschuldigten, für dass, was ihr Sohn da angerichtet hatte.

Meine Wut auf Andreas, wurde dadurch nicht weniger, doch zu Gesicht bekam ich ihn wohl längere Zeit nicht, denn seine Mutter erzählte, das er in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche gebracht wurde.

Mit Heimen kannte ich mich ja zu genüge aus, und wusste nicht recht, ob dies eine gerechte Strafe für ihn sein würde. Der Gong riss mich aus den Gedanken, ich räumte meine Sachen zusammen. Christian zog mich zur großen Pause hinaus.

„Komm du Langweiler, ich hab besseres zu tun, als hier im Bau zu versauern“, kam es von ihm mit einem Grinsen.

Ich folgte ihm nach draußen, wo Markus schon mit ein paar anderen aus meiner Klasse stand.

„Und wie geht es Marvin?“, fragte er mich.

„So weit gut, er muss nur wieder kräftiger werden“, gab ich zur Antwort.

„Meinst du, er kann bei dem Wettkampf in vier Wochen teilnehmen?“

„Wettkampf?“

„Ach so, dass weißt du ja nicht, warst beim letzten Training nicht dabei. In vier Wochen fahren wir alle zu einem Wettkampf nach Stuttgart und Marvin ist einer unserer Besten in der Staffel.“

„Für Marvin kann ich noch nicht sprechen, aber mit mir könnt ihr fest rechnen“, sagte ich.

„Das freut mich Sven, na ja und Marvin, wird ja nicht ewig im Krankenhaus sein.“

„Ja, dass denke ich auch, ich geh ihn nachher besuchen.“

„Dann richte ihm einen schönen Gruß von mir aus.“

„Ja mach ich“, sagte ich und lief zurück ins Gebäude.

Zuvor schaute ich noch auf mein Handy, ob vielleicht eine SMS drauf wäre, aber mir fiel ein, dass Marvin im Krankenhaus ja kein Handy benutzen durfte.

* *

Etwas müde von der Schule traf ich Mittags im Krankenhaus ein. Es war schon wieder fürchterlich heiß und fast nicht auszuhalten. Als die Tür vom Eingang auseinander glitt, kam mir ein kühler Luftzug entgegen.

Hier schien die Klimaanlage noch zu arbeiten. Ich rannte im Treppenhaus in den vierten Stock hinauf und betrat den Korridor auf dem auch Marvin lag. Am Zimmer angekommen klopfte ich leise und trat ein.

Marvin lag nicht mehr alleine, ein junger Mann, der aber schlief, befand sich im Nachbarbett.

„Hi Marvin“, sagte ich leise.

Marvin lächelte mir entgegen und versuchte sich ein wenig aufzurichten.

„Bleib liegen“, meinte ich und begrüßte ihn mit einem Kuss.

„Und, wie geht es dir?“, fragte ich.

„Besser, das Fieber ist nun ganz weg.“

„Das hört sich ja gut an und wann darfst du raus?“

„Zum Wochenende hat der Doc gesagt, wenn es keine weiteren Komplikationen gibt.“

Da werde ich dich wohl jeden Mittag besuchen müssen“, meinte ich.

„Wieso?“

„Bei der Konkurrenz im Nachbarbett, nicht dass du mir untreu wirst.“

„Du hast recht Kevin sieht wirklich gut aus.“

Mir fiel die Kinnlade runter und Marvin fing an zu grinsen.

„Du weißt also schon seinen Namen…“

„Natürlich, als er wegen seinem Blinddarm eingeliefert wurde, haben wir kurz gesprochen.“

Zu spät merkte ich, dass Marvin den Spieß umgedreht hatte und nun mich auf den Arm nehmen wollte.

„Ich werde mich schon nicht in Kevin verlieben, keine Sorge.“

„Und außerdem ist mir Marvin viel zu jung“, brummte es aus dem Nachbarbett.

Vor Schreck wäre ich fast vom Bett gefallen, meine Gesichtsfarbe wechselte ins tiefe Rot. Kevin dreht sich um und schaute mich an. Marvin fing laut an zu lachen hob sich aber gleich den Bauch, wo der Verband saß.

Ich schaute zwischen den beiden hin und her und schämte mich noch mehr.

„Hallo ich bin Kevin Bregga“, meinte er und hielt mir die Hand hin.

Ich stand auf und schüttelte sie.

„Sven Lohmeier..“, mehr brachte ich grad nicht raus.

„Keine Angst Sven ich mach deinem Hübschen schon nichts, ich bin glücklich verheiratet und werde es auch bleiben“, sagte Kevin.

Marvin kicherte immer noch.

„Du hast das absichtlich gemacht“, meinte ich einwenig sauer zu Marvin.

„Ja, ich wollte sehn wie schnell du eifersüchtig wirst“, antwortete er mit seinem ewigen Grinsen.

Mir blieb einfach die Worte weg, aber ich konnte nicht lange sauer sein. Der Blick seiner grünen Augen ließ mich schon wieder weich werden. Er zog mich zu sich herunter und gab mir einen Kuss.

„Soll ich raus gehen oder kann ich zu schauen?“

Wieder Kevin und Marvin lachte wieder los, was er sofort bereute.

„Hör auf Kevin, mir tut der Bauch schon weh, vom Lachen“, meinte Marvin.

Es klopfte und eine junge Frau betrat den Raum.

„Hallo Schatz, schon jemand unter die Erde gebracht?“, sagte sie und gab ihm einen Kuss.

„Hi, Gabrielle, wie du siehst sie leben alle noch.“

Verwirrt starrte ich die beiden an.

„Das scheint Sven zu sein“, meinte Gabrielle.

„Ja, das ist mein Svenni“, sagte Marvin und nahm meine Handganz fest in die Seine.

„Du hattest recht, er ist wirklich ganz süß“, meinte sie.

Wie tiefrot kann man eigentlich noch werden.

„Könntet ihr mal mit dem Fleischbeschau aufhören, dass ist ja schon peinlich“, kam es von Kevin, „oder steht Sven zum Verkauf?“

Jetzt musste ich sogar loslachen.

* *

Ein paar Tage später…..

„Mum, könntest du mich zum Schwimmtraining bringen, ich bin wegen den Hausaufgaben spät dran“, rief ich vom Flur aus, in die Küche.

„Moment Schatz, gib mir noch zwei Minuten, dann fahr ich dich“, bekam ich als Antwort.

„Okay, ich geh noch mal schnell runter und hole meine Sachen.“

Ich rannte die Treppe runter und stieß fast mit Christian zusammen, der gerade aus seinem Zimmer kam.

„So eilig?“, fragte Chris.

„Ja, ich muss ins Training, habs schon zweimal verpasst“, antwortete ich.

„Und Marvin?“

„Der wurde heute Mittag von seinen Eltern aus dem Krankenhaus abgeholt, den besuche ich später.“

Ich lief in mein Zimmer und packte meinen Rucksack, als beim rausgehen, Christian wieder im Weg stand.

„Was ist denn los mit dir?“, fragte ich, als ich Christians komischen Gesichtsausdruck sah.

„Ich wollte mit dir reden?“

„Probleme?“

Christian nickte mit dem Kopf.

„Heute Abend, hast du da Zeit?“, fragte ich.

Wieder nickte er.

„Gut ich werde da sein“, meinte ich und rannte wieder die Treppe hoch.

Barbara kam gerade aus der Küche.

„So fertig, wir können los“, meinte sie und schnappte sich die Wagenschlüssel.

Wir waren schon ein wenig unterwegs, als Mum das Radio lauter drehte. Ich verzog das Gesicht.

„Was ist denn das?“, fragte ich.

„Nur ein Lied aus den Achtzigern.“

„Schrill, für ne Girlband“, meinte ich.

„Die hießen Army of Lovers und zudem war da nur ein Girl dabei, die anderen zwei waren Männer.“

„Hört sich tuntig an“, sagte ich und musste grinsen.

„Du hast es erfasst, der eine zumindest, war immer sehr aufgetakelt in den Videos.“

Ich schaute Barbara länger an.

„Und ihr bemängelt unseren Musikgeschmack heute…“, sagte ich und schüttelte den Kopf.

Barbara drehte das Radio noch lauter und sang lachend, lauthals mit…. I’m crucified…..

* *

Ich rannte in die Umkleidekabinen.

„Da bist du ja endlich, dachte du kommst doch nicht mehr“, meinte Markus.

„Sorry, war ein bisschen im Verzug mit den Hausaufgaben“, gab ich von mir.

„Wie geht es Marvin?“

„Kommt heute nach Hause, werde ihn nach dem Training besuchen.“

Ich schloss den Spinnt ab und folgte Markus in die Dusche.

„Hallo Sven“, kam es von Oliver, der schon unter der Dusche stand.

Ich schickte ein >Hallo< zurück, denn was ich da sah, verschlug mir den Atem. Oliver hatte so gar nichts von seinem Bruder Markus. Er war muskulös, kein Gramm an der falschen Stelle. Beim Einseifen bewegte sich jeder Muskel Olivers.

Ich musste mich zusammenreisen, Oliver nicht laufend anzustarren. Ich war gerade fertig mit einseifen, als Oliver sein Handtuch schnappte und in die Halle an mir vorbei lief.

„Du gefällst mir auch sehr gut“, raunte er zu mir und verschwand, durch die Tür.

Ich dagegen hatte das Rot meiner Badehose angenommen und Markus neben mir musste sich an der Wand abstützen, vor Lachen. Oh Mann, war das jetzt peinlich. Ich packte ebenso meine Sachen zusammen und folgte Oliver.

Der Trainer hetzte uns durchs Wasser und so vergaß ich ganz schnell über diesen Vorfall nachzudenken. Total geschafft verließen ich und Markus nach zwei Stunden das Wasser.

„Noch fünf Minuten länger, und ich wäre abgesoffen“, meinte ich zu Markus.

„Keine Sorge, Fett schwimmt oben“, kam es von ihn zurück.

„Wo hab ich denn Fett?“, fragte ich schockiert.

Markus fing schallend laut an zu Lachen und verzog sich in die Dusche.

Etwas betreten schaute ich ihm hinterher.

„Hi Sven, du hast heute wieder prima Zeiten geschwommen, mit dir dabei in Stuttgart, haben wir richtige Chancen auf Medaillen.“

Oliver war hinter mich getreten und hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt. Sie fühlte sich weich und geschmeidig an und mir wurde ganz anderst.

„Danke“, sagte ich und schaute verlegen auf den Boden.

„Was ist los mit dir, Sven, seit du mich unter der Dusche gesehen hast, benimmst du dich ganz komisch.“

„Sorry, war nicht meine Absicht“, sagte ich und erfloh seiner Umarmung.

„Habe ich was falsch gemacht?“, fragte Oliver und versperrte mir den Weg zu den Duschen.

Ich schaute in seine braunen Augen und war schon fast am ertrinken.

„Nein Oliver, ist alleine mein Problem…“

Oliver trat nicht zur Seite.

„Mann, du siehst verdammt gut aus und ich bin schwul, was könnte da schon sein?“, fragte ich ihn und merkte nicht, dass ich laut geworden bin.

„Ui Sven, das ehrt mich, und ich bin noch solo“, meinte Oliver frech und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund.

„Ich aber nicht“, meinte ich ärgerlich und verschwand in den Duschen.

* *

Ich hatte mich schnell umgezogen um nicht noch mal Oliver zu begegnen. Barbara stand schon vor der Schwimmhalle und wartete auf mich.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte sie, als ich mich einfach ohne Begrüßung auf den Beifahrersitz fallen ließ.

„Ach nichts, ich bin nur total kaputt vom Training.

Zu Hause angekommen, versorgte ich meine nasse Sachen, sprich, ich hing alles in den Heizungsraum und machte mich gleich auf den Weg zu Marvin. Dort angekommen. klingelte ich. Seine Mutter öffnete.

„N’ Abend Frau Seeberger ist..“

„Hallo Sven. Ich heiße Anneliese und du kannst ruhig du sagen. Und wenn du zu Marvin willst, der sitzt ungeduldig in seinem Zimmer und wartet auf dich.“

„Danke“, meinte ich nur und sie weiß mir den Weg nach oben.

Oben angekommen wollte ich schon an Marvins Zimmertür klopfen, aber da drang mir laut Musik entgegen. Ich lauschte und konnte hören, das es sich um >When you kiss me< von Shania Twain handelte.

Ich öffnete die Tür und sah Marvin auf seinem Bürostuhl sitzen, mit einem großen Eisbären im Arm und verträumt der Musik verfallen.

This could be it, I think I’m in love, it’s love this time.
It just seems to fit, I think I’m in love, this love is mine,
I can see you with me when I’m older,
all my lonely nights are finally over.
You took the weight of the world off my shoulders,
(the world just goes away)

Oh, when you kiss me, I know you miss me,
and when you’re with me, the world just goes away.
The way you hold me, the way you show me,
that you adore me, oh, when you kiss me, oh, yeah.

I can see the two of us together,
I know I’m gonna be with you forever.
Love couldn’t be any Better,
(the world just goes away)

You are the one, I think I’m in love, life has begun

Oh, when you kiss me, I know you miss me,
and when you’re with me, the world just goes away.
The way you hold me, the way you show me,
that you adore me, oh, when you kiss me,

I can see you with me when I’m older,
all my lonely nights are finally over.
You took the weight of the world off my shoulders,
(the world just goes away)

Oh, when you kiss me, I know you miss me,
and when you’re with me, the world just goes away.
The way you hold me, the way you show me,
that you adore me, the world just goes away.
Oh, when you kiss me, I know you miss me,
oh, the world just goes away when you kiss me.

(Shania Twain – When you kiss me)

Leise bewegte ich mich auf ihn zu und küsste sanft seinen Nacken. Er fuhr zusammen und schaute mich erschrocken an.

„Boah du, hast mich jetzt ganz schön erschreckt“, meinte Marvin und lächelte schon wieder.

„Schöner Eisbär“, grinste ich.

Marvin wurde rot und war ihn auf sein Bett.

Reiche ich dir nicht mehr, als Kuscheltier“, meinte ich beleidigt gespielt.

„Jonathan hat mich schon über manches weggetröstet“, meinte Marvin und zog den Eisbären wieder zu sich.

„So was habe ich auch, nur das er Kalli heißt und ein großer grüner Frosch ist“, meinte ich und lehnte mich an seinen Schreibtisch.

Das Lied war zu Ende und wir schauten uns nur an.

„Könntest du das Lied nochmals laufen lassen und mich dann endlich küssen, ich werde eifersüchtig auf diesen Eisbären“, unterbrach ich grinsend die Stille.

Mit der Fernbedienung startete Marvin, noch mal das Lied, ließ den Bär zu Boden gleiten und zog mich zu sich.

* *

Es war fast drei Uhr, als ich zu Hause eintraf. Leise schlich ich mich in mein Zimmer um ja niemanden zu wecken. Ich schloss meine Tür und machte das Licht an. Ich zuckte zusammen, denn auf meinem Bett lag Christian.

Engumschlungen hatte er meinen Kalli im Arm. Ich zündete eine Kerze an und löschte das große Licht. Danach setzte ich mich an mein Bett und streichelte Christian übers Haar. Langsam öffnete er die Augen.

„Sorry, ich muss eingeschlafen sein. Wie spät haben wir es?“, fragte er und gähnte.

„Entschuldigung Chris, dass ich nicht mehr an dich dachte, wir haben schon drei Uhr.“

Ein wenig enttäuscht schaute er mich schon an. Ich zog mich schnell aus und nur mit Shorts wanderte ich wieder zu meinem Bett.

„Komm rutsch rüber und erzähl was los ist“, meinte ich und legte mich neben ihn.

Ich nahm ihn in den Arm, den Frosch aber behielt er bei sich.

„Es ist wegen Jasmin…“, fing er plötzlich leise an zu reden.

Ich schaute ihn an, aber ich sagte nichts.

„Ich glaub mich hat es erwischt“, erzählte er weiter.

„Und wo ist das Problem?“, fragte ich.

„Ich weiß nicht, ob sie für mich genauso empfindet.“

Ich musste mir ein Grinsen verbeißen, mein Bruder hatte Liebeskummer.

„Und wie soll ich dir jetzt helfen?“, fragte ich.

„Du hilfst mir schon, wenn du mir einfach zu hörst.“

Als wir nach dem Gespräch einschliefen, begann es draußen schon hell zu werden.

* *

Der Samstag barg einige Überraschungen für uns, die schönste jedoch war, das Marvins Eltern und Meine, ohne unseres Wissens einen Grillabend geplant hatten. Es wurde ein richtig schöner Abend. Von der Bowle recht angeheitert, beschlossen ich und Marvin irgendwann um Mitternacht ins Bett zu gehen.

Es dauerte nicht lange und wir waren engumschlungen eingeschlafen.

Am nächsten Morgen, wachte ich recht früh auf. Ich hatte vergessen meine Jalousie herunter zu lassen, so weckten mich die ersten Sonnenstrahlen. Marvins Gesicht, dass eng an mich gekuschelt lag, sah friedlich aus, mit einem Lächeln versehen.

Wie sagte ich damals zu Sandra in der Disco, als sie mich fragte, wie ich mir meinen Freund vorstelle? Die Liedzeile von Shania Twain fiel mir wieder ein.

>Wanna wake up every morning to your sweet face<

Nun lag dieses süße Gesicht neben mir und alle meine anderen Wünsche hatten sich ebenso erfüllt. Ich hatte die Familie gefunden, nach der ich mich Jahrelang gesehnt hatte, meine Schwester war wieder bei mir und ich hatte einen Freund.

Es war ein langer Weg bis hierher, dachte ich noch, aber er hat sich gelohnt. Ich schmiegte mich wieder an Marvin und schlief ein.

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