Sunshine after the Rain – Teil 2

In diesem Augenblick hätte man eine Stecknadel fallen lassen können und sie gehört. Die Frage von Thomas hing im Raum.

„Reden wir jetzt über Schwulsein oder Freundschaft?“, fragte Nathalie, die, die Situation irgendwie retten wollte.

„Über beides“, sagte ich.

„Was hast du gegen mich, Thomas?“, fragte Robin.

Alles drehte sich erwartungsvoll Richtung Thomas und wieder diese fast unerträgliche Stille.

„Ich habe nichts gegen dich, aber ich finde Schwulsein widerwärtig und krank“, antwortete er.

„In welchem Jahrhundert lebst du denn?“, mischte sich jetzt auch Tomek ein.

„Wieso?“, fragte Thomas.

„Ganz einfach, entweder haben dich deine Eltern zu kirchlich erzogen, oder sie haben versäumt dir zusagen, dass da nichts krankhaftes oder widerliches dran ist.“

Brunner verschwand kurz ohne etwas zu sagen aus dem Raum.

„Was hat das mit seinen Eltern zu tun?“, fragte Leska.

Anscheinend traute sich nun auch der Rest der Klasse mitzumischen.

„Weil man bei solchen Sachen meistens die Meinung seiner Eltern übernimmt“, antwortete Tomek.

„Also ich bin nie einer Meinung mit meinen Eltern“, meinte Sabine.

Ein Grinsen ging durch die Runde.

„Ihr müsst doch zu geben, wenn euch auf der Strasse ein Ausländer begegnet, der ein bisschen verrucht aussieht, dann macht ihr doch einen Bogen um den?“, fragte Demet.

Einige Gesichter gingen betroffen nach unten.

„Seht ihr, und keiner kann mir weiß machen, dass ihr euch diese Meinung über andere selbst angeeignet habt, dass ist alles anerzogen.“

„Findest du deine Meinung nicht etwas überzogen“, kam es von Nathalie, „denn ich bild mir erst meine Meinung über Leute, wenn ich sie besser kennen gelernt habe.“

„Keine Vorurteile?“, fragte Demet.

„Ich versuch es zumindest“, sagte Nathalie ehrlich.

„Also werden Randgruppen, meist schon vorher ausgeklinkt“, sagte Julia.

Robin schien ärgerlich.

„Das ist so ein Schubladendenken, was soll das? Nur weil ich schwul bin, werde ich gleich zu meinesgleichen in die Lade gesteckt“, meinte er.

* *

Ging ja leichter mit dem Outen, als ich dachte. Fand es irgendwie süß, von Robin, dass er dachte ich sei mit Thilo zusammen. Er konnte ja nicht wissen, was sich die letzten zwei Wochen zwischen uns abspielte.

Schnell war mir klar, dass Thilo einfach nur den guten Freund suchte, und nicht irgendeine Lovestory beginnen wollte. Und um ehrlich zu sein, mir gefällt es so besser, mit Thilo meine Zeit abzuhängen.

Robin schien ebenso wie ich noch seine Schwierigkeiten mit seinem Schwulsein zu haben und ich denke mal, da wird noch mancher Wortwechsel zwischen uns stattfinden. Thomas schien genug zu haben von diesem Gespräch, er saß nur noch ruhig in seiner Ecke.

Aber die Klasse im Ganzen schien in Ordnung zu sein, jedenfalls der Teil, der sich nun an der Diskussion beteiligte.

In der großen Pause, saßen wir natürlich auch alle zusammen. Da es in den vergangenen Stunden sehr offen zuging, saß jeder ruhig da und verdaute das gehörte.

„Wollen wir heut Mittag Inliner fahrn?“, fragte mich Thilo.

„Bin dabei“, sagte ich.

„Wer noch?“ fragte Thilo und schaute den Rest der Meute an.

„Wieder am Waldweg?“, fragte Nathalie.

„Klaro.“

„Wann?“

„Gegen drei, würde ich mal sagen.“

„Okay, ich bin auch dabei.“

„Ich auch“, meinte nun Robin grinsend.

„Was haltet ihr von der Fahrt nach Rom, die Brunner erwähnt hat?“, fragte Demet.

„Viel Kultur, aber wenigstens keinen Unterricht“, sagte ich.

Einige lachten.

„Stimmt, würde bestimmt interessant und lustig, mit dem ganzen Haufen wegzufahren“, meinte Leska.

„Du denkst wohl an die Parties“, lachte Julia und zog Michael näher an sich.

„Und du an die Schäferstündchen mit deinem Lover“, gab Leska zurück.

„Könnten wir anschließend Eisessen gehen?“, fragte Nathalie, etwas im Gedanken versunken.

„In Rom?“, fragte Julia verwundert.

„Wie… ach so nein ich meine heute Mittag, nach dem Inlinern.“

„Du und deine Gedankensprünge, da soll jemand daraus schlau werden“, sagte Julia.

Ich schaute immer wieder zwischen Thilo und Nathalie hin und her. Verschüchtert warfen sie sich immer wieder kleine Blicke zu. Na wenn da sich nichts anbahnt. Mein Blick traf Robin, der mir ein Lächeln schenkte. Ich wurde unweigerlich rot.

* * *

„Wo bleibt ihr denn? Wir warten schon zehn Minuten auf euch“, rief Nathalie mir und Ronny entgegen.

„Tut mir leid, lag an mir, musste eine Rolle nachziehen“, entschuldigte ich mich.

Außer Robin und Nathalie, hatte sich auch noch fast die ganze Gesprächsrunde von heute Morgen hier versammelt. Gemeinsam rollten wir los und fuhren gemächlich in den Nachbarort.

„Du interessierst dich wohl für Nathalie“, sagte Ronny zu mir.

Ich wäre vor Schreck fast hingefallen.

„Wie kommst du jetzt da drauf“, antwortete ich, als ich wieder gefangen hatte und das Gekicher der Anderen ertragen musste.

„Komm ich bin zwar schwul, aber nicht blind und blöd. So wie du sie die ganze Zeit anhimmelst…“

„Ist ja schon gut, wusste nicht, dass das noch jemand anderem aufgefallen ist.“

„Mir schon“, meinte Ronny mit einem frechen Grinsen.

„Und was ist mit dir und Robin?“, konterte ich.

„Was soll da sein?“

„Komm, erzähl mir nicht, er gefällt dir nicht, ich kenne mittlerweile deinen Geschmack.“

„Ja kennst du, schau in den Spiegel und du weißt auf wen ich scharf bin“, antwortete er mir, was mir schon wieder einen Faststurz, durch Unachtsamkeit einbrachte.

„Thilo, was ist los mit dir, kannst du nicht mehr fahren?“, rief Julia, die Hand in Hand mit Michael fuhr.

„Ich weiß auch nicht, irgendwie ist heute der Wurm drin“, gab ich zur Antwort.

„Und ich würd sagen der Wurm heißt Nathalie“, raunte mir Ronny grinsend zu.

„Das habe ich gehört, Ronny“, kam es von Nathalie.

Kann man die Farbe Rot im Gesicht noch weiter steigern?

Nach einer halben Stunde, waren wir im Nachbarort angekommen und bevölkerten die Eisdiele. Drei ältere Damen, begangen sich auf zuregen, weil wir uns hier breit machten. Nathalie, wie üblich, rollte zu ihnen hinüber.

„Haben wir ihnen vielleicht etwas getan?“, fragte sie im freundlichen Ton.

In unserer Truppe wurde es leiser.

„Jetzt spricht uns dieses unverschämte Gör auch noch an“, meinte eine der Damen.

„Sie hat sie nur etwas freundlich gefragt“, meinte ich und rollte ebenso zu diesen drei bemalten Diven.

„Stimmt“, kam es von Julia, und so langsam wurde es den Dreien unbehaglich.

„Was haben wir ihnen getan?“, fragte Nathalie noch mal.

„Ach verschwindet, lasst uns in Ruhe“, sagte eine andere der Drei.

Ronny mit Robin im Gefolge kam heran.

„Das hier ist doch ein öffentlicher Platz und wir haben ebenso für unser Eis gezahlt, wie sie auch?“, meinte Ronny.

„Stimmt“, kam es von Robin, der sich an Ronny anschmiegte.

Hatte ich in der Zwischenzeit etwas verpasst?

„Jetzt sieh dir das mal an“, fing die dritte Frau an zu geifern, „die haben nicht mal mehr Schamgefühl, ist ja widerwärtig.

„Gibt es irgendwelche Probleme?“

Unbemerkt hatte sich ein Polizist genähert.

„Gut dass sie kommen, könnten sie mal diese Gören maßregeln, sie belästigen uns schon die ganze Zeit“, fing die Eine wieder an.

Robin wollte schon aufbrausen, als Nathalie, ihm ein Zeichen zum Schweigen gab. Sie wandte sich an den Polizisten.

„Wir sind hier lediglich zum Eisessen, und nachdem sich diese Damen hier, über uns aufregten und sich auch noch lautstark äußerten, habe ich freundlich gefragt, was sie gegen uns hätten.“

„Jetzt hört euch doch dieses verlogene Miststück an“, kam es wider von einer der Drei.

Nathalie wollte schon ansetzten, da fiel ihr der Polizist ins Wort.

„Langsam gnädige Frau, nicht beleidigend werden“, sagte der Polizist.

„Was sie nehmen diesen Abschaum auch noch in Schutz? Die zwei Jungs fummeln hier ungeniert gegenseitig an sich herum, was sollen die Kinder hier denken, wenn sie so was sehen?“

„Gnädige Frau, Hitlers Zeit ist längst schon vorbei, und wenn diese zwei Jungs schwul sind, ist das nicht ihre Sache, und wenn sich hier jemand ungebührlich benimmt, sind sie das.“

Die drei Damen erhoben sich und wollten gehen. Eine Bedienung kam aus dem Cafe gerannt.

„Halt sie müssen noch bezahlen“, rief der junge Mann.

„Bezahlen? Dafür, dass man hier nur beleidigt wird und auch noch von einem Bullen“, sagte die eine Alte.

Der Polizist nahm sein Funkfernsprechgerät und forderte einen Wagen an.

„So meine Damen, sie bezahlen jetzt ihre Rechnung und dann kommen sie mit auf das Revier“, meinte er zu den Dreien.

„Jetzt hört sich doch alles auf“, fing die Eine an zuschreien, „erst wird man hier belästigt und beleidigt und dann soll man dafür auch noch auf das Revier. Ich werde mich bei ihrem Vorgesetzten beschweren.

Sie beglichen ihre Rechnungen und als der Polizeibus eintraf, stiegen sie unter Protest ein. Der Polizist wandte sich an Ronny und Robin.

„Keine Sorge Jungs, mein Chef ist selbst schwul, also habt ihr volle Rückendeckung von uns.“

Nathalie und Julia fingen laut an zu lachen, der Rest stimmte mit ein.

* * *

Es war schon spät, als Thilo und ich nach Hause kamen. Ich war den ganzen Mittag mit Robin zusammen gehangen, eher gefahren, wir waren ja mit den Inlinern unterwegs. Er hatte mir viel von sich erzählt.

Seine ersten Gehversuche im Schwulsein, sein Outing bei der Familie, und auch die Schwierigkeiten, die er damit hatte. Unsere Clique ließ uns auch in Ruhe, hielten ein wenig Abstand von uns.

Vielleicht auch, weil sie dachten, zwischen mir und Robin könnte sich etwas anbahnen. Thilo drückte mich noch mal ganz herzlich, bevor er ins Haus seiner Eltern verschwand. Ich rollte bis zur Treppe unseres Hauses.

Ich fuhr zusammen, als jemand hinter einem Busch in unserem Vorgarten hervortrat. Vor mir stand Thomas.

„Hi Thomas, du hast mich vielleicht erschreckt“, meinte ich.

„Sorry, dass wollte ich nicht“, kam es leise von ihm.

„Warum stehst du hier in unserem Vorgarten?“

„Ich habe auf dich gewartet.“

„Und warum?“

„Ich wollte mit dir reden…“

„Warum bist du dann nicht heute Mittag mit Inlinern gewesen?“

„Ich habe keine, kriege keine von meinen Eltern gekauft.“

„Ach so, schade, es war nämlich voll lustig heute Mittag.“

„Du Ronny, könnte ich noch kurz mit dir rein gehen, ich will hier nicht gesehen werden… wegen meinen Eltern…“

Heute morgen noch, der Schwulenhasser und extrem giftig und jetzt stand er wie ein Häufchen Elend vor mir.

„Klar komm rein.“

Ich schloss die Haustür auf und meine Mutter kam mir entgegen, sie begrüßte Thomas und wir verschwanden in meinem Zimmer.

„Also, was liegt an?“, fragte ich.

Ich ließ mich auf meinem Bett nieder, Thomas hatte sich auf einen der beiden Sesseln niedergelassen.

„Ich wollte mich entschuldigen, wegen heute Morgen“, begann er.

„Kein Thema, Thomas, es verlangt niemand von dir, dass du Schwule magst.“

„Nein, das ist ein Missverständnis, ich habe das auf meinen Vater bezogen, der hasst Schwule… ich …“, er brach den Satz ab.

„Was willst du mir sagen?“

„Ronny, glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“

Thomas starrte mir direkt in die Augen, sie glänzten leicht.

„Oh, ich weiß nicht recht, dass kommt wohl auf die Situation an, warum fragst du?“

„Ich … ach ich weiß auch nicht, das ist alles so schwer.“

Thomas starrte zu Boden, draußen Blitze es plötzlich, wir fuhren beide zusammen. Es klopfte an der Tür, meinen Mum stand draußen. Ich erhob mich und öffnete.

„Du Ronny, ich denke, Thomas sollte hier bleiben, da kommt ein ganz schönes Unwetter auf uns zu“, sagte sie und schaute auf Thomas.

„Das kann ich nicht“, sagte dieser, „wenn mein Dad erfährt, dass ich hier bin, bringt er mich um.“

„Warum das denn?“, fragte meine Mum entsetzt.

„Der Dad von Thomas, scheint was gegen Schwule zu haben…“, meinte ich leise.

„Ach so, daher weht der Wind“, sagte Mum.

Sie schaute, ein wenig verstimmt, schien sich aber was zu überlegen.

„Ich kümmere mich darum, keine Sorge Thomas, dein Dad erfährt schon nichts davon, auch wenn ich jetzt gut Lust hätte ihm die Leviten zulesen.“

Thomas sah meine Mutter fragend an…

* * *

Das Telefon ging. Ich saß mit meinen Eltern vor dem Fernseher und mein Dad stand auf. Es dauerte nicht lange und er kam zurück. Meine Mum und ich schauten ihn fragen an.

„Das war Heike, sie hat mich darum gebeten, Thomas Eltern anzurufen und zu fragen, ob Thomas bei Thilo hier, übernachten dürfte, wegen dem Unwetter das gerade draußen wieder losgeht“, erzählte er.

„Wie hier übernachten?“, fragte ich.

„Von vorne zum Verstehen bitte“, meinte meine Mum.

Mein Vater grinste und setzte sich zu uns.

„Also, Thomas hat Ronny aufgesucht, er wollte anscheinend mit ihm reden.“

„Thomas bei Ronny? Dass soll jetzt einer verstehen“, unterbrach ich Dad.

„Was ist daran so ungewöhnlich?“, kam es von Mum.

„Mum, Ronny ist schwul, und heute Morgen faselte Thomas etwas davon, dass er Schwule hasst.“

„Das ist jetzt egal, Junior. Jedenfalls meinte Heike, dass Thomas Vater nicht erfahren dürfte, dass er sich bei Ronny befindet. Deswegen die Ausrede, dass er bei uns übernachtet.“

„Ach daher weht der Wind“, kam es von Mum, „gut, ich habe nichts dagegen.“

„Ich geh Rolf anrufen“, meinte Dad und verließ uns wieder.

Jetzt verstand ich nichts mehr.

„Kann mir einer mal erklären, was da läuft?“, fragte ich.

„Wie wäre es, wenn du einfach schnell zu Ronny rübergehst, bevor es richtig anfängt zu schütten und das selbst heraus bekommst“, sagte meine Mum mit einem komischen Grinsen auf den Lippen.

Muss ich jetzt blöde sterben? Aber, wenn ich schon die Erlaubnis hatte so spät zu Ronny zu dürfen, nutzte ich das gleich aus. Ich lief an Dad vorbei, zog meine Schuhe an und schon war ich auf dem Weg.

Die ersten schweren Tropfen fielen bereits, und ich rannte was das Zeug hält, um nicht nass zu werden.

* * *

Wieder klopfte es an meiner Tür, und ich rief herein.

„Also ihr zwei. Geht alles klar, Thomas kann hier bleiben“, sagte meine Mum.

„Wie hast du das jetzt geschafft?“, wollte ich wissen, doch es klingelte an der Haustür.

Thomas fuhr zusammen, doch meine Mutter beruhigte ihn und verschwand nach unten. Es dauerte nicht lange und ich hörte jemand die Treppe hoch rennen und plötzlich stand Thilo in meiner Tür.

„Hallo ihr Zwei“, kam es von ihm.

„Was willst du denn jetzt hier?“, fragte ich erstaunt.

„Wenn ich schon das Alibi für Thomas bin, möchte ich auch wissen, was hier los ist“, antwortete er.

„Beide schauten wir ihn fragend an, und er ließ sich einfach neben mich aufs Bett fallen und kuschelte sich an mich.

„Ich dachte… ihr zwei seid nicht zusammen“, kam es leise von Thomas.

„Sind wir auch nicht“, meinte ich.

„Ja, stimmt, es ist einfach nur schön mit Ronny so zusammenzuhängen“, kam es von Thilo.

Draußen blitze es wieder und der Donner der folgte, ließ mich derart zusammenfahren, dass mich Thilo in seinen Arm nahm.

„Brauchst keine Angst zu haben, Kleiner. Mit Thomas haste jetzt sogar Verstärkung bekommen“, meinte Thilo.

„Hast du so Angst vor Gewittern?“, fragte mich Thomas und da krachte es schon wieder.

Das erstemal, seit Thomas hier war, grinste er, als er mich ansah, wie ich zusammengekauert in Thilos Armen lag.

„Wisst ihr, wie gut ihr zwei zusammen passt, sieht richtig goldig aus“, meinte Thomas.

„Ich muss dich enttäuschen Thomas, ich habe bei Thilo null Chancen, der hat jemand anderen auserkoren“, sagte ich, was ich aber gleich bereute, denn Thilos Finger bohrte sich in meine Seite.

„Verrate doch nicht alles“, meckerte Thilo.

„Und wer ist die Glückliche? Weiß sie es denn überhaupt schon?“, fragte Thomas neugierig.

Wieder blitzte es, mit dem Effekt, das der Strom mal wieder ausfiel. Der Donner kam unmittelbar hinterher.

„Da hat es wohl, wo eingeschlagen, wo hast du deine Kerzen noch mal stehen?“, fragte Thilo.

„In der Kommode“, antwortete ich, und Thilo stand auf, holte zwei Kerzen heraus und zündete sie an.

Nachdem er sich wieder zu mir gesetzt hatte schaute er Thomas durchdringend an.

„So! Aber bitte behalte das für dich. Nathalie und ich gehen zusammen“, meinte Thilo.

Thomas grinste.

„Dann will ich auch mal ehrlich sein… ich hab mich in Robin verliebt“, sagte Thomas leise.

„Wie bitte… autsch…“

Ich hatte etwas ungünstig gesessen und war vor Schreck von meinem Bett runtergerutscht und unsanft gelandet. Thilo und Thomas fingen laut an zu lachen.

„Ich versteh das nicht, heute morgen dachte ich noch du hasst Schwule und jetzt machst du uns so ein Geständnis“, meinte Thilo.

„Ja, ich weiß, aber… ich weiß einfach nicht mehr weiter“.

Sein Blick senkte sich.

„Dein Vater?“, fragte Ronny besorgt.

Und auf einmal sprudelte es aus Thomas nur so heraus.

„Mein Vater war mit seinen Kegelbrüdern auf einem Ausflug, und da hatten sie ordentlich gebechert. Und da haben sie anscheinend ein schwules Pärchen getroffen und sie verprügelt. Er bekam eine Anzeige wegen Körperverletzung und musste Einiges blechen.“

„Du bist schwul, und hast jetzt Angst vor deinem Vater?“, fragte ich.

„Wenn er heraus bekommt, dass ich auf Jungs stehe, bringt er mich um“, kam es verzweifelt von Thomas.

Er nickte.

„Das ist wirklich ein Problem“, meinte Thilo.

Das Gewitter dauerte noch eine Weile an, doch ich hatte es irgendwie vergessen, jedenfalls zuckte ich beim Donnern nicht mehr zusammen, Thomas war jetzt wichtiger.

„Deswegen hast du dich heute morgen so geäußert?“, fragte ich.

„Ja. Wenn mein Dad mitbekommt, was in der Schule gelaufen ist, soll er wenigstens meinen, ich habe auch etwas gegen Schwule.“

„Aber dich ewig verstecken, ist doch auch keine Lösung. Und was wird aus Robin?“, fragte Thilo.

„Wird mal vorerst ein Traum bleiben“, meinte Thomas und fing leise an zu weinen.

Ich stand auf und nahm Thomas in den Arm. Er schmiegte sich eng an mich und weinte leise weiter. Hilflos sah ich Thilo an, der nur mit den Schultern zuckte.

* * *

Am nächsten Morgen, war ich hundemüde, als ich in der Schule ankam. Es war tief in der Nacht, als Ronny, Thomas und ich irgendwann einschliefen. Mein Vater fuhr heute Morgen wie versprochen, Thomas nach Hause, damit er seine Schulsachen holen konnte.

Anscheinend hatte es auch keinen Ärger gegeben, denn gerade lief Thomas sehr gut gelaunt, das Schultor herein. Ihm folgten Nathalie und Robin, sie fuhren ja auch mit demselben Bus.

Ich hatte den Vorzug genossen meinen Privatchauffeur, sprich Mum, zu haben.

„Morgen Thilo, gut geschlafen?“, fragte mich Nathalie und setzte sich neben mich.

„Einfach himmlisch“, gab ich mit einem teuflischen Grinsen von mir, worüber auch Thomas grinsen musste.

„Habe ich was verpasst?“, fragte Nathalie, die nervös ihr Top zurecht zog.

„Nein hast du nicht“, antwortete ich und lehnte mich ein wenig gegen sie.

Sie schmunzelte mich an.

Robin schaute zwischen mir und Nathalie hin und her und fing ebenfalls an zu grinsen.

„Ich muss mir dringend auch jemand suchen, wenn wir auf Klassenfahrt gehen, sitze ich am Ende noch alleine da“, meinte er.

„Das kann man ja ändern“, meinte Thomas und drückte Robin einen Kuss auf die Wange, bevor er seine Sachen nahm und in der Schule verschwand.

„Was war das jetzt“, kam es von Robin total verwirrt.

Ich musste anfangen zu lachen.

„Weißt du mehr als wir, Thilo?“, fragte mich Nathalie.

„Ich bin zum Schweigen verdonnert, aus mir bekommt ihr nichts heraus.“

„Was sollen wir aus dir heraus bekommen?“

Ronny war angekommen.

„Thomas hat mir grad einen Kuss auf die Wange gedrückt“, kam es von Robin, der immer noch ganz fassungslos da stand.

„Es geschehen also doch noch Zeichen und Wunder“, meinte ich lachend und zog Nathalie in die Schule.

* * *

Brunner kam herein und schaute die Klasse an. Er bemerkte, dass die Klasse anderst saß. Nathalie saß neben Thilo, dafür saß Michael jetzt neben Julia. Was ihn besonderst wunderte, er schaute ein wenig verwirrt, Thomas saß nun bei Robin.

Nur ich saß alleine, na ja nicht gerade alleine neben mir saß immer noch Thilo, und auf der anderen Seite war Tomek.

„So meine Herrschaften, ich habe eine nicht so gute Nachricht für euch“, begann Brunner.

Augenblick verebbte das Getuschel im Raum, alle sahen sich fragen an.

„Unser lieber Rektor wollte uns nicht auf Klassenfahrt lassen“, sprach er weiter.

Verärgerung machte sich in der Klasse breit.

„Jetzt wartet doch mal, er hat gesagt „wollte lassen“, dann fahren wir doch, Herr Brunner, oder?“, rief Nathalie.

„Ja, wir fahren, aber wir müssen unsere Parallelklasse mitnehmen, damit der Lehrerausfall gering bleibt“, meinte Brunner und breitete seine Sachen auf dem Pult aus.

„Das ist ja noch zu verkraften“, meinte Nathalie laut.

Der Rest der Klasse nickte und Brunner begann mit seinem Unterricht.

In der Pause.

„Jetzt zieht nicht so ein Gesicht, wir fahren ja trotzdem“, meinte Robin.

„Hast ja Recht und so wie Brunner es hat durchblicken lassen, haben die ein ganz anderes Programm als wir“, meinte Julia, „aber es ist doch immer das gleiche mit dem ollen Siegfried, immer kurz vor beginn noch etwas kippen zu wollen.“

„Pass auf wie du von unserem Rektor redest, hier haben sogar die Steine Ohren“, meinte ich und zog Nathalie noch ein wenig enger an mich heran.

„Ihr zwei seid jetzt also zusammen?“, fragte Leska uns beide.

„Öhm ja“, meinte ich und fing mit Nathalie an zu kichern.

„Das kann ja heiter werden, auf der Klassenfahrt“, meinte Tomek und rollte mit den Augen.

Ich beobachtete Robin, der laufend nervös zu Thomas hinüberschaute, der mit einigen seiner Fußballkameraden aus der Parallelklasse zusammen stand. Der Kuss heute morgen, schien ihn doch mehr zu verwirren, als ich vermutet hatte.

„Du Thilo, wer ist dieser schwarzhaarige Junge der bei Thomas steht“, fragte Ronny, der wohl ebenso Thomas beobachtete, wie Robin auch.

Robin sah grinsend zu Ronny.

„Das ist Chris, der absolute Mädchenschwarm unserer Stufe, also auch keine Chance für dich“, meinte Leska zu Ronny.

„Habe ich gesagt, ich hätte Interesse an ihm?“, fragte Ronny scheinheilig.

„Da soll man noch aus den Männern schlau werden“, meinte Julia und alle fingen an zu lachen.

Der Tag in der Schule ging ohne weitere Ereignisse zu Ende, später wollte ich mich noch mit den anderen treffen. Ich saß über meinen Hausaufgaben, als mich meine Mum zum Essen rief.

„Was gibt es denn?“, fragte ich, als ich in die Küche kam.

„Heute nur eine Suppe, du weißt ich habe nicht soviel Zeit heute“, antwortete Mum.

Etwas enttäuscht setzte ich mich an den Küchentisch.

„Guck nicht so Thilo, ich habe Heike versprochen etwas zu helfen.“

Ohne großes Gespräch löffelten wir unsere Suppe und schon war meine Mum auch verschwunden.

Das Telefon ging los.

„Thilo Gerstner.“

„Hi Thilo, hier ist Nathalie.“

„Hi meine Kleine, wie geht es dir, schon fertig mit büffeln.“

„Ja, bin ich, aber ich hab ein anderes Problem.“

„Ist was passiert?“

„Das kann man wohl sagen.“

„Erzähl schon, spann mich nicht so auf die Folter.“

„Was ist zwischen Thomas und Robin?“

„Was soll da sein? Ich weiß nicht wo von du redest.“

„Thilo, erzähl mir nichts. Ich habe gerade durch mein Fenster gesehen, wie Thomas von seinem Vater eine gescheuert bekam und er ihn wüst beschimpft hat und da fiel auch das Wort schwul.“

Ich schluckte.

„Oh scheiße…“

„Das kannst du laut sagen… was ist nun.“

„Thomas hat uns gestern erzählt, er wäre schwul und in Robin verliebt, aber auch, dass sein Vater Schwule hasst.“

„Ups.“

„Ja, ups, und was machen wir jetzt?“, fragte ich Nathalie besorgt.

„Soll ich die Polizei rufen, im Nachbarhaus geht es ganz schön hoch her, ich hör Thomas Vater bis zu uns rüber. Ein paar Nachbarn stehen auch schon auf der Strasse.“

„Oh man, er hat wohl doch mitgekriegt, dass Thomas mit mir zusammen heute Nacht bei Ronny übernachtet hat.“

„Was habt ihr?“, fragte Nathalie erstaunt.

„Wir haben die halbe Nacht geredet, aber was sollen wir tun… ich glaub ich ruf meinen Dad an.“

„Ich auch, ich bekomme langsam Angst.“

„Ich rufe dich wieder an, Nathalie.“

„Okay, bis gleich.“

Ich drückte mein Gespräch zu Nathalie weg und wählte sofort die Nummer meines Vaters. Total aufgeregt erzählte ich ihm, was mir Nathalie gerade zugetragen hatte. Er meinte ich solle zu Hause bleiben, und er kümmere sich um alles Weitere.

Habe ich schon mal gesagt, was für einen duften Dad ich habe. Aber diesmal gehorchte ich nicht. Ich packte meine Schlüssel und rannte zu Ronny rüber, klingelte Sturm. Es dauerte auch nur Sekunden und die Tür wurde aufgerissen.

Bevor Ronny etwas sagen konnte, redete ich wie ein Wasserfall los und bat ihn mitzukommen. Er nickte geschockt, zog schnell seine Schuhe an und schon rannten wir los, bis der Bus kam, dauerte uns zu lange.

Ein paar Straßenzüge weiter hielten wir inne, weil wir Polizeisirenen hörten, aber auch weil uns die Luft ausgegangen war. Von der Angst getrieben, was alles passiert sein könnte, rannten wir weiter. In der Strasse angekommen, trauten wir unseren Augen kaum.

Ich hatte noch nie so ein Polizeiaufgebot gesehen. Ronny und ich hielten auch hier kurz inne, um wieder zu Luft zu kommen. Nathalie schien uns gesehen zu haben und rannte auf uns zu.

„Oh scheiße, hier läuft ja ein richtiger Krimi ab“, meinte sie und fiel mir um den Hals.

„Thilo“, rief jemand ziemlich scharf und laut, das ich zusammen zuckte.

Es war mein Vater.

„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst zu hause bleiben?“ fuhr er mich an.

Ich wollte schon etwas sagen, aber Ronny trat mir gegen das Bein.

„Aua“, entfleuchte es mir und schaute Ronny vorwurfsvoll an, „was ist denn jetzt überhaupt passiert.“

„Thomas Dad, hat eine Waffe…“, meinte Nathalie noch und da hörten wir auch schon einen Schuss.

Wir zogen die Köpfe ein, wie auch alle anderen Schaulustigen, die an der Absperrung standen.

„Oh Gott, scheiße, was macht der mit Thomas“, fragte ich verzweifelt.

„Keine Sorge Thilo, Thomas geht es gut, der sitzt in einem der Krankenwagen, dort drüben, er ist über die Terasse abgehauen“, meinte Nathalie.

„Und warum ballert der jetzt rum?“, fragte Ronny.

„Weil die Polizei ihn festnehmen wollte“, sagte mein Dad.

„Wo ist seine Mum?“, fragte ich.

„Das weiß niemand, bei der Arbeit ist sie jedenfalls nicht“, meinte Dad und zog sein Handy aus der Tasche.

Er wählte eine Nummer und stellte sich ein wenig abseits von uns.

„Ich würde gern zu Thomas“, meinte Ronny.

„Ob wir nicht den Polizisten dort fragen, der kommt mir bekannt vor“, meinte ich.

Da stand, nämlich der Polizist vom Nachbarort, der uns geholfen hatte, bei diesen drei, ach so netten, Damen.

„Halt, wo wollt ihr denn hin?“, fragte er uns.

„Kennen sie uns nicht mehr?“, fragte Nathalie.

„Doch ich weiß wer ihr seid, aber trotzdem dürft ihr nicht hinter die Absperrung“, sagte er.

„Wir wollen doch nur zu unserem Freund Thomas, im Krankenwagen“, meinte Ronny.

„Nein, das geht jetzt nicht und bleibt bitte hinter der Absperrung, falls ihr es noch nicht gemerkt habt, da schießt einer scharf.“

„Ja Thomas Vater, wir wissen, ich wohne direkt daneben“, meinte Nathalie traurig.

Mittlerweile war Thomas Vater bis zu uns zuhören. Er schrie hysterisch rum, sie sollen alle verschwinden, das wäre sein Grund und Boden. Es wurden immer mehr Schaulustige und wir wurden an den Rand abgedrängt.

Mein Dad hatte etwas mit dem Polizisten zu bereden, der ihn durch die Absperrung zu einer Gruppe von Polizisten führte.

„Dein Dad ist besser im Überreden“, meinte Ronny zu mir.

„Glaube ich nicht, hat sicher etwas mit dem Gespräch am Handy zu tun, was er eben führte. He, dahinten kommt meine Mum gefahren“, sagte ich und sprang in ihre Richtung.

Im Auto saßen drei Personen. Als ich ankam, erkannte ich auch wer. Es waren Heike, meine Mum und die Mutter von Thomas, die sichtlich aufgelöst, bei Heike auf der Rückbank saß.

„Was tut ihr denn hier?“, fragte meine Mum, etwas giftig.

„Nathalie hat uns angerufen…“, wollte ich zu meiner Verteidigung sagen, aber weiter kam ich nicht.

„Das ist kein Grund, deinem Vater nicht zu gehorchen!“, meinte sie böse.

Heike schaute genauso böse zu Ronny. Etwas mies fühlend, schauten wir beide betroffen zu Boden.

„Und wie bekommen wir Ingrid jetzt da rein, ohne gleich die Aufmerksamkeit aller auf sie zuziehen?“, meinte Heike zu meiner Mum.

„Wir kennen da einen der Polizisten, Moment ich hole ihn.“

„Thilo bleibe hier!“, aber das hörte ich schon nicht mehr.

Ronny und ich waren schon wieder an der Absperrung und machten >PSST< in Richtung des Polizisten.

Der junge Mann drehte sich um und kam genervt auf mich zu.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er mich.

„Die Ehefrau, von dem da drinnen“, ich zeigte auf das Haus, „sitzt im Wagen meiner Mutter da drüben“, worauf nun Ronny zeigte, besser gesagt zeigen wollte, ich drückte seine Hand weg.

„Das es ja jeder sieht“, meinte ich genervt zu Ronny.

„Dann geht mal unauffällig zurück zum Wagen“, meinte der Polizist grinsend.

„Ach übrigens, ich bin der Ronny“, funkelte Ronny den Polizisten an.

„Sven“, gab der Polizist zurück und verschwand wieder.

„Was war denn das eben?“, fragte ich verwirrt.

„Noch nie mit einem Polizisten geflirtet?“, fragte Ronny und ließ mich stehen.

Ich wollte etwas sagen, schnappte nach Luft, aber ich bekam einfach nichts heraus. Es dauerte nicht lange und Sven kam mit einem Mann im dunklen Anzug zu uns. Er setzte sich neben meine Mum auf den Vordersitz.

Nach einer kurzen Unterhaltung startet Mum den Wagen und setzte zurück, bog ab, bis sie nicht mehr zu sehen waren.

„Sven, haben sie noch den ganzen Tag Dienst?“, fragte plötzlich Ronny.

Nathalie, die immer noch neben mir stand, sah mich fragend an.

„Zumindest solange, bis das hier fertig ist“, sagte Sven und verließ uns wieder.

Wir standen zu Dritt da und starten ihm nach.

„Könntest du mir mal was sagen, was das eben sollte? Thomas sitzt da drüben im Krankenwagen, sein Vater ballert wild durch die Gegend und du fängst an, mit diesem Sven zu flirten“, sagte ich erbost.

Nathalie verbiss sich das Lachen.

„Tut mir leid, ich kann da nicht mehr drüber lachen, ich denk im Augenblick nur an Thomas“, sprach ich weiter.

„Sorry“, kam es von beiden gleichzeitig.

Jetzt hieß es einfach nur warten, was passierte. Die Hoffnung, dass Thomas vielleicht zu uns kommen würde schwand. Ein Fahrrad bremste scharf hinter uns, wir drehten uns um. Vor uns stand Robin.

Er ließ sein Fahrrad fallen und wollte durch die Absperrung steigen. Ronny und ich hatte alle Mühe ihn davon abzuhalten.

* * *

Ich tat mir weh, als ich Robin zugreifen bekam. Thilo und ich drücken ihn gegen den Zaun.

„Robin, was soll das? Bist du verrückt, da ballert einer wie wild durch die Gegend“, meinte ich zu Robin.

„Ronny. Lass mich los, ich muss zu Thomas, dass ist alles meine Schuld“, kam es von Robin.

Nathalie stellte sich vor ihn und nahm sein Gesicht in ihre Hände.

„So jetzt ganz ruhig, erzähl langsam, vor allem von vorne“, meinte sie zu ihm gelassen.

Wo nahm dieses Mädchen nur die Gelassenheit her, dachte ich. Robin liefen Tränen, die Wangen runter. Langsam ließen wir ihn los und er rutsche zum Boden hinunter.

„Ihr habt doch selbst heut morgen mitbekommen, dass Thomas mir vor der Schule einen Kuss auf die Wange gedrückt hat.“

Wir nickten.

„Das ließ mir keine Ruhe und so fragte ich ihn in der großen Pause was das sollte.

Ich konnte mir denken, was jetzt kam und lächelte Thilo an.

„Na ja, da erzählte er mir, auf Thilos und Ronnys Rat , dass er auch schwul sei und sich in mich verliebt habe.“

„Und was hat das Alles jetzt mit dem hier zu tun?“, fragte Nathalie.

„Als ich zu Hause war, hielt ich es nicht mehr aus und rief ihn auf seinem Handy an. Er war wohl vors Haus gegangen, um ungestört telefonieren zu können. Dann fing im Hintergrund sein Dad an zu schreien und das Gespräch brach ab.“

Betroffen schauten wir zu dem Pulk von Polizeiautos und Krankenwagen. Nathalie faste sich als erstes wieder und drehte sich wieder zu Robin.

„Hör mal, Thomas, scheint es soweit gut zu gehen, er sitzt da drüben in Krankenwagen, aber wir dürfen nicht zu ihm.“

Thilo schaute mich an und grinste komisch.

„Was?“, fauchte ich ihn an.

„Könntest du nicht zu deinem Svenni gehen und ein gutes Wort für Robin einlegen?“, meinte er zu mir.

Robin schaut uns verwirrt an.

„Erklären wir dir später, Robin“, meinte Nathalie, „aber den Vorschlag find ich gut, Ronny“, zu mir gewandt.

Ich verdrehte die Augen und lief wieder zu Sven. Mit dem bezaubersten Lächeln und den unschuldigsten Dackelblick, erzählte ich ihm meine Bitte.

„Ich werde versuchen was ich kann… ach noch etwas, ich habe schon einen Freund“, sagte er und verschwand.

Etwas geschockt stand ich nun da und mir wurde bewusst, was ich gerade gemacht hatte. Sven kam mit einen großen, starken Polizisten zurück.

„Hallo, ich bin Hauptwachmann Schiller, du meinst also Thomas Freund ist hier?“

„Ja, er ist bei uns da drüben am Zaun“, sagte ich.

„Gut, Thomas geht es soweit gut, wenn ihr mir versprecht gut auf ihn aufzupassen, lass ich ihn zu euch rüber.“

„Wieso geht das auf einmal?“, fragte ich.

„Weil ich bei einem Dackelblick von Sven nichts abschlagen kann“, meinte Schiller, während Sven breit grinste.

Ich schaute erstaunt die beiden an und zeigte mit dem Finger zwischen den beiden hin und her. Beide nickten mir lächelnd zu, mir fiel die Kinnlade zu Boden.

„Mach den Mund wieder zu, die Leute starren schon“, meinte Sven und trottete Hauptwachmann Schiller wieder hinter her.

* * *

Ich weiß nicht was Ronny solange mit den Polizisten redete, aber er kam freudenstrahlend zurück.

„Und?“, fragte Nathalie.

„Er darf gleich zu uns“, antwortete Ronny.

„Ui, wie hast du das hingekriegt“, fragte ich.

„Ich habe meine Beziehungen spielen lassen“, meinte Ronny und fing zu kichern an.

Ich schüttelte den Kopf.

„Wohnt gerade mal sechs Wochen hier und hat schon Beziehungen.“

Robin stand langsam auf und schaute zur Absperrung. Wir erblickten Thomas fasst alle gleichzeitig, wie er sich langsam von den Fahrzeugen entfernte. Niemand schien Notiz von ihm zu nehmen oder ihn zu behelligen.

Als er Robin erblickte, sprintete er los und fiel ihm um den Hals. Ich sah zu Sven, der wieder grinsend an der Absperrung stand.

„Es tut mir so leid Thomas, dass ist alles meine Schuld“, hörten wir Robin sagen.

„Ach Quatsch Thomas, mein Vater ist selber schuld, dass es so weit gekommen ist, dass er eine Waffe besitzt, wusste ich allerdings nicht“, meinte Thomas.

„Du nimmst das sehr gefasst, Thomas“, sagte Nathalie.

„Wundert dich das bei dem Tyrannen? Seit dieser Anzeige, trank er viel und ließ seine Wut immer an mir oder meiner Mutter aus.“

„Und warum seid ihr nicht weg?“, fragte ich.

„Ihm alles überlassen, biste verrückt? Meine Mum hat genauso für diese Haus gearbeitet wie er auch.“

Thomas schmiegte sich weiter hin an Robin.

„So, ein weiteres Pärchen in unserer Klasse“, meinte Nathalie.

Ein kleines Lächeln huschte über die Gesichter der Beiden. Plötzlich fing die Ballerei wieder an. automatisch zogen wir unsere Köpfe ein. Eine Scheibe klirrte und wir sahen zum Haus hinüber.

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