Mann mit Hund sucht Freund – letzter Teil

Schlüter war bei der Hausverwaltung, während wir alle draußen saßen. Chris hatte mich in den Arm genommen, weil ich weinte.

„Wenn er ihm jetzt etwas antut…“, meinte ich weinerlich.

„Jetzt hör schon auf, den Teufel an die Wand zu malen“, fuhr mich Sybille an.

Ich wischte mir die Tränen aus den Augen, als ein Polizeiwagen auf den Flur fuhr.

„Mir ist egal, was Schlüter gesagt hat. Der Kioskverkäufer hat gesagt, dass sie da den Wanderweg hinuntergelaufen sind.“

„Patrick, dass kannst du nicht machen“, meinte Sybille und ließ mich los.

„Sybille hat Recht Patrick, da kommt doch auch schon die Polizei“, kam es von Georg.

„Ich kann hier nicht herum sitzen, während Lukas irgendwo da im Wald was passiert!“

Ich stand auf, aber Sybille griff erneut nach meiner Hand. Deutlich spürte ich wie sie zitterte.

„Patrick, sei doch vernünftig.“

„Du hörst dich gerade an wie mein Vater! Ist euch Lukas egal?“

Betretenes Schweigen machte sich breit.

„Also ich geh jetzt los und suche ihn.“

Meine Hand entglitt Sybille und ich rannte zu der Stelle an den Wald, wo Lukas mit seinem Vater, das letzte Mal gesehen wurde.

*-*-*

Gunnar

„Danke, dass du fährst…“, meinte ich zu Frank.

Frau Heger saß abwesend auf der Rückbank und schaute nach draußen. Frank hatte die Überholspur seit langen nicht mehr verlassen.

„Kein Problem. Hast du Patrick schon erreicht?“

„Nein, sein Handy ist abgeschaltet oder er hat keinen Empfang.“

„Wo müssen wir von der Autobahn?“

„Moment, ich schaue nach… noch zwei Ausfahrten.“

Von hinten kam ein leichtes Schluchzen nach vorne. Frank schaute mich kurz an.

„Ähm… Frau Heger…“

„Gundula… mein Name ist Gundula. Ich denke, wo unsere Söhne zusammen sind…, können wir uns ruhig mit Vornamen anreden.“

„Öhm…, danke. Mein Name ist Gunnar und das ist…“

Frank schüttelte seinen Kopf.

„… Frank Niebsen… ein Freund…, der Familie.“

Sie putzte sich die Nase.

„Ich hätte nie so reagieren dürfen und Lukas alleine lassen. Aber ich war so leer gebrannt…“

„Im Nachhinein sieht man vieles klarer, Frau Heger“, meinte Frank und wechselte die Spur, weil sich die Ausfahrt per Straßenschild ankündigte.

Es war so still im Auto, das man nur den leisen Kontrollton des Blinkers hörte. Ich drehte mich leicht um, soweit mir das mit dem Sicherheitsgurt möglich war und schaute auf die Rückbank.

„… Gundula…, es macht keinen Sinn sich verrückt zu machen, oder zu denken, was wäre wenn.“

„Das sagt sich so leicht…“, erwiderte sie und atmete tief durch.

„Ich weiß und glauben sie mir, es macht mir und Frank mindestens genauso zu schaffen, dass Lukas etwas passieren könnte. Wir haben ihn in den letzten Wochen sehr lieb gewonnen.“

Patrick

Mir war es egal, ob jemand mitkam, oder nicht. Ich wollte nur zu Lukas. Aber spätestens nach der nächsten Biegung des kleinen Trampelpfades kam das erste Problem. Er gabelte sich. Plötzlich hörte ich Stimmen hinter mir und drehte mich herum.

Fast die halbe Klasse kam angetrabt.

„Und wie geht es weiter?“, hörte ich Chris rufen.

„Moment“, rief Robert, was mich nun sehr wunderte.

Seit unserem Gespräch in der Klasse war er sehr ruhig geworden.

„Wär ja gelacht, dass meine fünf Jahre bei den Pfadfindern umsonst gewesen wären.“

Er lief an mir vorbei und nahm den rechten Pfad und untersuchte die Gräser am Rand ganz genau. Dann kam er zu mir zurück und ging in den linken Pfad.

„Hier ist ein frischer Zweig abgebrochen“, rief er plötzlich.

Der Pulk hinter mir schob mich regelrecht hinter Robert her, der mir stolz entgegen lächelte.

An der Jugendherberge

„Meine Klasse sitzt draußen, aber von den Schülern hat niemand gesehen, wie Lukas von seinem Vater fort geführt wurde.“

„Entschuldigen sie…“, wurde Schlüter vom Kioskverkäufer unterbrochen, „draußen ist niemand mehr, die Schüler sind alle in den Wald gerannt.“

Entsetzt schaute Schlüter erst den jungen Mann, dann die Polizisten an.

„Verflixte Rasselbande!“

Gunnar

„Da vorne musst du rechts einbiegen, dann geht es nur noch den Berg hinauf“, meinte ich zu Frank und wies in die Richtung.

„Hast du Patrick erreicht?“

„Nein, aber so wie die Gegend hier aussieht, hat man auch fast kein Empfang.“

Frank fuhr auch hier zügig den Berg hoch. Die Straße war sehr schmal und ich fragte mich, ob der Bus der Schüler hier hoch gefahren war, oder die Jungs und Mädels ihr Gepäck hochtragen mussten.

„Sind dass da vorne nicht Schüler“, schreckte mich Frank aus meinen Gedanken.

Ich sah nach vorne und sah einen Pulk Schüler über die Straße rennen und um wieder im Wald zu verschwinden.

„Ich weiß nicht, ob es Patricks Klasse ist“, erwiderte ich.

„Das ist zu weit weg…“, hörte ich Gundulas Stimme von hinten.

Patrick

Robert hatte vollends die Führung übernommen. Eben hatte die wir die Straße überquert, die wir mit dem bus herauf gefahren waren. Ich überlegte noch, ob ich ihn etwas bremsten sollte, denn irgendwo konnte ja jederzeit das Auto von Lukas Vater auftauchen.

Dabei wurde mir bewusst, dass ich nicht mal wusste, was für ein Auto Lukas‘ Vater fuhr.

„Robert“, rief ich, der auch abrupt stehen blieb, was zur Folge hatte, dass seine Verfolger alle auf ihn aufliefen und er im Gras landete.

Ein wildes Gelächter begann. Als ich Robert einholte und er gerade wieder aufgestanden war, verstummte alles um ihn herum.

„Ich find es toll, dass ihr alle helfen wollt, aber meint ihr nicht bei unserer Lautstärke entdeckt uns Lukas‘ Vater eher als wir ihn?“

Betroffenes Nicken ging reihum.

„Ich habe auf der Straße ein Auto gesehen“, meinte Sybille.

„Das war nicht Lukas‘ Vater. Der hat einen schwarzen Mercedes“, kam es von Georg.

„Hat es überhaupt einen Sinn weiter zu gehen. Wenn Lukas‘ Vater seinen Wagen an der Straße geparkt hat, dann ist er schon längst weg…“, sagte Chris.

Ich atmete tief durch. Die Erklärung war denkbar logisch. Ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Ich spürte wie sich die Angst, Lukas könnte etwas Schlimmes passieren, immer mehr in mir breit machte.

„Ach was“, kam es von Robert, „hier ist jemand gelaufen, die Spuren sind doch noch ganz frisch. Das sieht aus wie Turnschuhe, das andere wie Stiefel.“

„Lukas hatte Turnschuhe an“, sagte Katja, was ich nickend bestätigte.

„Also ich würde vorschlagen, dass wir leise weiterlaufen“, sprach Robert und lief ohne eine Antwort abzuwarten einfach weiter.

Natürlich blieb es nicht aus, dass ab und zu jemand kicherte oder sich leise unterhielt. Auch das Knacken zertretener Äste war überdeutlich zu hören.

„Dachtest du, du kommst damit durch?“, hörten wir es plötzlich durch den Wald schreien.

Gunnar

Der Wald lichtete sich und die Jugendherberge kam in Sicht. Vor dem Haus stand ein Polizeiwagen und ich konnte Patricks Lehrer mit zwei Beamten erkennen.

„Haben die ihre Meinung geändert und sind doch hergefahren?“, fragte Frank, der seinen Wagen auf dem Parkplatz ausrollen ließ.

Fast gleichzeitig stiegen verließen wir drei den Wagen und liefen direkt zum Lehrer.

„Frau Heger…, Herr Hersflor… jetzt bin ich aber überrascht wie schnell sie zu uns gefunden haben“, begrüßte uns Herr Schlüter und schüttelte jedem die Hand.

„Sie sind die Mutter des Vermissten?“, fragte ein Beamter Gundula, die ihre Augen weit aufriss und zu schwanken begann.

„Vermisst… was?“, fragte ich entsetzt, während Frank hinter Gundula trat und sie stütze.

„Ja…, sind sie denn deswegen nicht hier?“, fragte Herr Schlüter verwundert.

„Nein…, wir wussten nicht einmal, dass Lukas vermisst wird, wir haben erst vor Kurzem erfahren, das Lukas‘ Vater wieder auf freien Fuß ist und sind sofort losgefahren.“

Aus den Augenwinkeln heraus sah ich wie Gundula anfing zu weinen.

„Mein… Lukas…“

„Das… das tut mir jetzt sehr Leid… ich dachte…“, stottertete Herr Schlüter.

„Dann haben sich die Vorfälle wohl überschlagen“, sprach der eine Beamte weiter, „Frau Heger, wir wurden telefonisch auch eben informiert, dass ihr Mann sich wieder auf freien Fuß befindet und wenige Minuten zuvor, dass eben dieser ihren Sohn aus der Jugendherberge abgeholt hat.“

„Wie kann… das sein…, ich habe doch…“, stammelte Gundula und begann erneut zu weinen.

„Herr Schlüter, ihnen ist doch die Geschichte von Lukas bekannt, warum haben sie nicht besser aufgepasst?“, warf ich dem Lehrer vor.

„Ich wusste nichts davon, dass sein Vater freigelassen wurde und ich kann leider nicht an allen Orten gleichzeitig sein. Ein gewisses Grundvertrauen sollte ich schon in meine Schüler haben, was sie in meiner Abwesenheit machen.“

„Und…, wo ist mein Sohn? Ich sehe niemanden aus seiner Klasse.“

„Die… die Schüler sind den Berg hinunter gelaufen…, sie wollen anscheinend Lukas selbst finden.“

Schlüter war immer leiser geworden.

„Was? Die ganze Klasse? Das ist doch verrückt! Herr Schlüter…, entschuldigen sie bitte, aber ich denke, sie haben ihre Aufsichtspflicht schwer verletzt“, meinte ich sauer.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf dem meinem Rücken.

„Das bringt nichts“, hörte ich Frank leise sagen.

Patrick

Alle blieben wie angewurzelt stehen, kein Laut war mehr zu hören. Auf einigen Gesichtern machte sich Angst oder sogar Panik breit. Keiner von hatte darüber nach gedacht, was wir tun würden, wenn wir die beiden wirklich finden.

Auch jetzt schaltete sich mein Hirn irgendwie nicht ein, ich wollte einfach nur zu Lukas. Leise schlich ich mich an den anderen vorbei, bis ich ganz vorne, wo Robert stand. Wie er lauschte ich in den Wald.

„Bürschchen, das zahl ich dir heim!“

Wieder diese Stimme, sie kam von links. Ohne darüber nachzudenken, lief ich langsam in Richtung stimme weiter. Ob mir jemand folgte, hörte ich nicht.

„Papa bitte…“, hörte ich Lukas flehen.

Was folgte war ein klatschen. Ich blieb entsetzt stehen. Es hatte sich angehört, als wurde Lukas von seinem Vater geschlagen. Ein kurzes Aufschluchzen seitens Lukas bestätigte mir das.

Da ich alles so genau hörte, musste ich sehr dicht dran sein. Noch vorsichtiger schlich ich mich weiter, bis ich plötzlich durch ein paar Zweige, eine Gestalt vor mir sah.

„Du wagst es mich noch Papa zu nennen? Du kleine Dreckschwuchtel! Wenn ich mit dir fertig bin… egal.“

Ich sah durch die Zweige etwas aufblitzen. Ein Messer!

Gunnar

„Du meinst, das funktioniert wirklich?“

Fragend schaute ich Frank an.

„Bruno ist in deinen Patrick verschossen. Gib mir etwas was nach Patrick riecht und er findet ihn… sicher!“

„Patricks Zimmer ist ganz da oben…“, meldete sich Schlüter.

Der Herr hatte wohl wieder sein Gehirn angeschaltet und dachte mit, denn ich hatte nichts von Patrick im Wagen. Wenig später hielt Frank seinem Hund ein Patricks Tshirt und die Nase, der neugierig daran schnüffelte.

„Wo ist Patrick… wo isser?“, sagte Frank zu Bruno.

Der bellte kurz auf und rannte Richtung Wald, wo laut Herbergsangestellter die Klasse vorhin entschwunden war. Frank nickte mir beruhigend zu. Mit der Polizei im Gefolge nahmen wir die Verfolgung auf.

Patrick

Bei mir brannten die Sicherungen durch. Mit einem Urschrei stieß ich die letzten Zweige zur Seite und warf mich auf die Gestalt, was zur Folge hatte, dass wir beide auf dem Waldboden landeten.

„… Patrick…“, hörte ich Lukas‘ wimmernde Stimme.

So schnell ich konnte richtete ich mich wieder auf. Auch Lukas` Vater, zwar etwas benommen, stand schnell wieder auf den Beinen und zu meinem Pech, hatte er das Messer immer noch in der Hand.

Ein lautes Fluchen folgte, bis er erfasste, was ihn da umgestoßen hatte. Patrick saß an einem Baum gelehnt. Nein, nicht gelehnt, ich sah, dass seine Hände auf den Rücken gebunden waren. Er blutete im Gesicht.

„Ist dass dein Stecher… auch so eine dreckige Schwuchtel?“, schrie sein Vater und fuchtelte mit dem Messer vor mir herum.

„… bitte… hör auf…“, hörte ich Lukas leise Stimme.

„Aufhören…?“, sein Vater fing laut an zu Lachen, „… du hast alles kaputt gemacht…, alles ruiniert…, warum sollte ich jetzt aufhören?“

Der Mann gehörte wirklich in die Klapse. Immer noch stand ich unsicher zwischen Lukas und seinem Vater. Von irgendwoher war Gebell zu hören.

„Ob einer mehr oder weniger…, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an…, ich tu der Welt eh nur ein Gefallen.“

Ich musste mir irgendetwas überlegen, der Mann war zu allem bereit. Ein zerbrechender Ast ließ mich zusammen fahren. Auch Lukas Vater fuhr herum, in die Richtung, woher das Geräusch kam.

Ich traute meinen Augen nicht. Mit leicht erhobenen Händen trat Robert aus dem Gebüsch, gefolgt von Chris, Georg und anderen aus der Klasse.

„Was soll der Scheiß“, brüllte Lukas Vater und fuchtelte mit dem Messer wie wild um sich.

Sogar ein paar Mädchen kamen aus dem Gebüsch.

„Der Scheiß?“, brüllte nun Robert genauso laut zurück.

Spinnt der, was hatte der vor? Aber es schien zu wirken, Lukas Vater torkelte unsicher ein paar Schritte zurück. Chris und Georg kamen zu Lukas und mir gerannt und lösten seine Fesseln.

Ich traute mich nicht, Lukas zu helfen und behielt sein Vater im Auge, aus Angst, er könnte doch noch angreifen.

„Wir nehmen… Lukas jetzt mit…, ob es ihnen passt oder nicht“, schrie Robert drohend weiter.

„Einen Scheiß werdet ihr“, kam es ebenso laut von Herr Heger zurück und zeigte mit dem Messer Richtung Robert, der dies aber anscheinend gelassen nahm.

Chris und Georg hatten Patrick mittlerweile auf die Füße gezogen. Seine Lippen bluteten, sein rechtes Auge war geschwollen.

Ein Rascheln im Busch ließ mich erneut zusammen fahren, ebenso die anderen und wie aus dem Nichts sprang da plötzlich Bruno heraus, direkt auf Lukas‘ Vater zu. Selbst dieser schien überrascht zu sein und viel vor Schreck nach hinten.

Bruno stand laut knurrend vor ihm.

„Tu doch jemand das Scheiß Viech weg“, brüllte er ängstlich und hielt sein Messer Richtung Bruno.

„Das ist kein Scheiß Viech, das ist mein Hund Bruno“, hörte ich plötzlich Franks Stimme, der mit zwei Polizisten im Gefolge, ebenso plötzlich auftauchte. Ich atmete tief durch und fiel auf meine Knie.

„Messer weg!“, rief der eine Polizist mit gezückter Waffe.

Nun erschien auch mein Vater und Herr Schlüter.

Gunnar

Das war ja der reinste Horrorfilm. Bruno stand knurrend vor einem Mann mit Messer in der Hand. Mein Sohn kniete, während ich Lukas in Armen zweier Jungs ausmachen konnte.

Der Mann ließ das Messer fallen und die zwei Polizisten stürzten zu ihm.

„Patrick… Lukas“, rief ich und schon fiel mir mein Sohn um den Hals.

„Papa…“, rief Patrick und fing an zu schluchzen.

Der Mann wurde weggeführt. Mittlerweile war auch der Rest der Klasse zusammen mit Gundula erschienen und da Herr Schlüter anscheinend immer noch fassungslos dastand und keine Worte fand, drückte ich Patrick sanft weg und drehte mich zur Klasse.

„Ihr habt hier echt voll den Vogel abgeschossen! Wenn der Mann euch mit dem Messer angegriffen hätte… habt ihr denn euch gar nichts dabei gedacht, was ihr hier tut?“

Ich hoffte recht vorwurfsvoll geklungen zu haben.

„Papa…, das war meine Schuld… die anderen wollten mir nur helfen“, kam es klein laut von meinem Sohnemann.

„Ich finde es ja toll, dass ihr so zusammen haltet…, aber das hätte auch verdammt schief gehen können…“

Ich schaute in betroffene Gesichter, aber auch in ein paar Grinsende.

„Dann…, dann werde ich mich mal darum kümmern… einen Bus zu ordern“, hörte ich Schlüter sagen.

Sofort waren einige Einwürfe seitens der Schüler zu hören und auch ich fragte, wieso. Herr Schlüter sah mich verwundert an.

„Wieso? Nach dem Vorfall hier, wäre es doch sicher besser, die Klassenfahrt abzubrechen.“

Lautstarker Protest machte sich unter den Schülern breit, sogar Lukas meldete sich zu Wort, der halb in den Armen seiner Mutter hing. Frank lächelte mich an, als wüsste er schon, was ich vorhatte.

„Wie ich von meinem Sohn weiß, plädierten sie doch, die Klassenfahrt wäre gut für den Zusammenhalt der Klasse… und sie jetzt abbrechen? Ein Vorschlag zur Güte. Sie rufen alle Eltern an und laden sie heute Abend zu einem Grifffest ein, wäre doch gelacht, wenn die Klasse und wir dies nicht zusammen organisieren könnten…“

„Aber…“, meldete sich Schlüter zu Wort, aber er ging in dem Gejohle unter.

*-*-*

Frank war mit Gundula und Lukas ins Dorf zu einem Arzt gefahren, während Herr Schlüter sich die Finger wund wählte. Der Chef des Hauses war sogar so freundlich uns Grillgut zu besorgen, so dass einem gemeinsam, gemütlichen Grillabend nichts mehr im Wege stand.

Patrick

„Er wird schon kommen“, hörte ich Katja hinter mir sagen, während sie den Arm um mich legte.

Ich saß an der Einfahrt und wartete auf Lukas.

„Und wenn er ins Krankenhaus muss?“

„Klar und unseren Grillabend sich entgehen lassen!“

Sie schaute mich lächelnd an. Ich stand auf und umarmte sie.

„Na, na, na…, wenn das Lukas sieht“, hörte ich Roberts Stimme und ließ Katja los.

„Ja und?“, sagte ich und streckte ihm die Zunge heraus.

„Jetzt baggert er dich sogar noch an“, kam es von Chris, der ihm dicht folgte.

Selbst ich musste jetzt lachen.

„Öhm… Robert… ich wollte mich bei dir bedanken, weil…“

„Ja Patrick ist alles im grünen Bereich oder…?“

„Robert?“

Das kam von Katja.

„Was?“

„Eine Frage habe ich noch…, warum hast du plötzlich soviel Energie an den Tag gelegt… hattest du ein schlechtes Gewissen?“

Robert schaute nach oben, atmete tief durch und rieb sich über das Gesicht.

„Nein!“

Verwundert schaute ich ihn an, weil ich eigentlich das Gleiche dachte wie Katja. Dann sah er zu mir.

„Patrick…, du hast mich bei dem Gespräch in der Klasse gefragt, ob bei mir etwas nicht stimmt…, die Antwort bin ich dir schuldig geblieben. Grund dafür ist…“

Er brach ab und schaute verlegen in verschiedene Richtungen. Dann sah er wieder zu mir und Katja.

„Grund dafür ist…, meine Mutter ist Alkoholikerin. Ich habe Ähnliches durchgemacht wie Lukas.“

Ich wollte etwas sagen, aber er hob die Hand.

„Ich sagte Ähnliches… meine Mutter ist in ärztlicher Behandlung… ich bin mit meinem Vater alleine zu Hause.“

„Aber deswegen bringst du dich selbst in Gefahr…“, meinte Katja.

„Gefahr…, ich weiß nicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass, wenn wir als Gruppe auftreten, er nichts mehr machen würde…, wie ihn überwältigen…, darüber hatte ich auch nicht nach gedacht… ich wollte nur ihn von Patrick und Lukas fernhalten.“

„Du bist echt durch geknallt“, sagte Chris und klopfte Robert auf die Schulter.

„Warum hast du nie etwas gesagt?“, fragte ich direkt.

„Du weißt selbst…, wie es in der Klasse gelaufen ist… und der Gedanke ein Wort in der Schule zu verlieren… ist mir ehrlich gesagt nie gekommen, dazu hat ich dort keine Freunde.“

Ich nickte.

„Ich hoffe das ändert sich jetzt.“

Auch ihn umarmte ich. Hinter mir kam ein Auto gefahren. Es war Frank. Kaum hielt der Wagen, ging hinten die Tür auf und Lukas stieg aus. Sein Gesicht war immer noch leicht geschwollen, aber dafür blutete er nicht mehr an der Lippe.

„Kaum lässt man dich alleine, wirfst du dich einem anderen Kerl an den Hals…“, rief er mir lächelnd zu.

Ich ließ Robert los und rannte zu Lukas. Mit der Wucht meiner Umarmung hätte ich ihn fast umgeworfen.

„Diese Kinder…, woher die immer solche Kräfte haben“, hörte ich Lukas` Mutter sagen.

„Komm Gundula…, wir suchen Gunnar, wo er abgeblieben ist“, sagte Frank und hängte sich bei ihr unter.

Fragend schaute ich Lukas an.

„Habe ich etwas verpasst?“

„Öhm… nein… wieso?“

„Deine Mutter… und Frank.“

„Ja klasse, die verstehen sich prima.“

Strahlend schaute mich mein Schatz an.

„Aber du brauchst nicht vom Thema abzulenken…, warum wirfst du dich Robert an den Hals… gut ich geb zu, er sieht verdammt gut aus und…“

„Lukas!“, rief ich laut, während die anderen schon laut lachten.

„Ich lieb nur dich!“

„UUuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu“, kam es von den anderen.

„Ich seh verdammt gut aus?“, kam es von Robert.

Wieder lachten alle. Ich hatte meinen Lukas wieder und lachte ebenso.

*-* Ende *-*

 

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