Kriegskinder – Teil 5 – Das andere Geschlecht

Auf den Weg zur Sammelstelle ging Jan der letzte Tag nicht aus dem Kopf. Würde Kurt bei so einer Sache auch mitmachen? Sie hatten zwar schon zusammen gewichst, aber das war im Wasser und er hatte ihn noch nicht einmal mit einem Steifen gesehen.

Wie würde er es anstellen können, dass er ihn so sieht? Er hatte ja schon mal vorgehabt, sich mit einem Steifen vor Kurt zu zeigen, aber würde der wirklich darauf anspringen, es auch machen? Tausende Gedanken gingen ihm durch den Kopf, aber er fand keine Lösung für dieses Problem.

An der Sammelstelle war er heute der erste. Er würde warten, bis Kurt kam. Aber eine Neuigkeit hatte der Krämer ihm schon mitgeteilt. Familie Neumann war wieder auf den Hof zurückgekehrt.

Die Neumanns hatten zwei Töchter, Zwillinge, die jetzt fünfzehn oder sechzehn Jahre alt sein müssten. Er sah die Gesichter vor sich. Sie hätten nicht unterschiedlicher sein können. Die eine blond, mit, zum Zopf geflochtenen Haar, groß und schlank, die andere kleiner, etwas pummelig und schwarze, zu einem Dutt gesteckte Haare, was sie noch älter aussehen ließ.

Hilde, die etwas pummelige hat schon zu Schulzeiten immer ein Auge auf Jan geworfen. Zu dieser Zeit hat er sich noch gar nicht für Mädchen interessiert. Machte er es jetzt überhaupt? Gerda, die blonde Schönheit, wie sie genannt wurde, hätte jeden haben können. Sie war die begehrteste in der Schule, alle Jungen schwärmten von ihr. Alle, bis auf die, denen es noch nicht interessierte.

Er saß auf der staubigen Stufe vor dem Krämer und hörte schon von weitem, den Wagen von Kurt die Straße hinaufrumpeln. Sie begrüßten sich freudig, Kurt entschuldigte sich noch einmal, dass er Jan so oft hat sitzengelassen und sie verabredeten sich für den Abend zum Baden.

Glücklich lief Jan nach Haus. Dann blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Mist! Vor lauter Freude hat er gar nicht dran gedacht, dass auch Reiner kommen wollte. Aber es war nun zu spät. Er konnte es nicht mehr ändern.

Die Arbeit auf dem Feld war bei der Hitze sehr anstrengend. Jan lief der Schweiß vom Körper herunter. Schweigend arbeiteten er und der Großvater. „Na, die Hitze macht einen aber auch zu schaffen. Noch eine halbe Stunde, dann machen wir wieder Schluss“, der Großvater wedelte sich mit dem Strohhut Luft zu und grinste Jan an.

Der hatte die Nachricht natürlich erfreut aufgenommen. Den ganzen Tag kreisten seine Gedanken schon um den Abend. Immer wieder wurde er erregt, als er die Bilder vor sich sah. Und in diese Bilder webte er auch Kurt mit ein.

Würden sich die beiden überhaupt verstehen? Was, wenn sie sich nicht ausstehen konnten? Und wie soll das laufen? Kommt Kurt zuerst, müsste Jan sagen, dass sie noch Besuch bekämen. Also würde sich Kurt niemals ganz ausziehen. Das wollte er aber nicht.

Käme hingegen Reiner zuerst, dann würde Jan ihn überreden müssen auch ganz ohne zu baden, schließlich hatte er ja auch Kurt schon nackt aus seinem Versteck beobachtet. Würde sich dann Kurt auch trauen? Jan war sich unsicher. Zu oft wogen die Gedanken zuerst in die eine, dann wieder in die andere Richtung.

Er hoffte, dass Reiner zuerst da sein würde. Das wäre die einfachste Lösung. Aber nun hieß es warten. Er wurde wieder vom Großvater mitgenommen und an bekannter Stelle abgesetzt. Jan schlenderte zum Badestrand.

Er war allein. Auch nicht schlecht, dann sollte der Zufall entscheiden. Er zog sich aus und rannte ins Wasser. Es war nach dem schweißtreibenden Tag herrlich, den Körper zu reinigen. Die Kräfte kamen wieder in seine Glieder. Er fühlte sich wieder frisch und munter. Auch die Gedanken schienen klarer zu werden.

Egal wer zuerst hier auftaucht, ich bleibe bei beiden an der Wahrheit, aber ich ziehe mir auf keinen Fall eine Hose an! Wir sind doch alle Jungen, wer sollte uns schon was abgucken? Und er wusste, dass sie alle dicht davorstanden, einen Steifen zu bekommen.

Er kletterte auf den Baum und machte einen Kopfsprung. Der war gut, nun noch mal den Salto versuchen. Er steckte beim Absprung alle Kraft in seine Beine und drückte sich ab. Er war nicht ganz perfekt, er hatte zu viel Kraft, so dass er etwas mehr als eine Drehung machte und leicht mit dem Rücken aufkam.

Als er wieder aus dem Wasser auftauchte, stand ein klatschender Kurt am Ufer. „Komm rein, es ist herrlich das Wasser.“ Jan winkte ihn und machte eine einladende Bewegung.

Kurt ließ sich das nicht zwei Mal sagen und schon flogen die Sachen im hohen Bogen und er rannte ins Wasser. Ein Schritt, noch einer und weg war er. Er kam lachend und prustend wieder mit dem Kopf aus dem Wasser und grinste Jan an.

„Mann, ist das herrlich! Das hab ich heute gebraucht! War ja auch irre warm, den ganzen Tag über.“ Sie schwammen zum Baum und kletterten rauf. Kurt versuchte wieder einen Kopfsprung. Er wurde immer besser, aber Jans Salto daraufhin, war perfekt.

Sie tobten und sprangen noch eine Weile, dann setzten sie sich auf den Baumstamm und ließen die Füße baumeln. Jan ließ den Blick über seinen Freund gleiten. Er hatte die Beine zusammengepresst, er sah nur die wenigen blonden Haare an seinem Schoß. Er glitt mit dem Blick höher und sah ihn von der Seite.

Seine Haut war glatt und makellos, im Gesicht konnte man auch keine Haare sehen. Sein Freund schaute in die Ferne und schien zu träumen. „Kurt, nachher kommt noch ein Freund vorbei, ich hab ihn gestern getroffen.“

Er machte keine Regung. Jan schien es, als ob er nichts gesagt hätte. „Hast du verstanden, es kommt sicher gleich noch einer aus meiner ehemaligen Schule vorbei.“ Jetzt schien es gewirkt zu haben. Kurt schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

„Es kommt noch einer her? Das sagst du erst jetzt?“ Er richtete sich auf dem Baumstamm auf und Jan sah aus der Position von unten, dass sich der Schwanz von Kurt schon etwas gefüllt hatte, aber noch nicht steif war. Er musste es auch sehen, schließlich hing das Ding keine fünfzig Zentimeter vor seinem Gesicht.

Es hatte etwas Schönes, Unberührtes an sich. So dicht hatte Jan ihn noch nie gesehen. Kurt sprang, oder fiel eher unkontrolliert in den Kanal. Jan bekam die Wasserspritzer ab und ließ sich vom Stamm gleiten.

Kurt schaute sich hektisch um. „Das hättest du mir auch früher sagen können“, raunzte er Jan an. Sein Kopf flog immer noch hektisch hin und her und er machte sich auf den Weg zum Ufer. Dort stieg er aus dem Wasser und zog sich die Unterhose an.

Erleichtert sah er dann zu Jan. „Wer ist es denn, der gleich kommt?“ Jan war bis ans Ufer gekommen, stand aber mit den wichtigsten Teilen noch im Wasser. „Das ist jemand aus meiner früheren Schule. Er ist etwas älter als ich.“

Nun, etwas war „etwas“ untertrieben. Sie waren fast zwei Jahre auseinander, aber wenn man das Alter von Reiner nicht kannte, hätte er auch glatt für vierzehneinhalb durchgehen können. „Das hättest du mir auch früher sagen können, dass noch jemand hier auftaucht. Willst du dir keine Hose anziehen?“

Jan schaute zu Kurt und schüttelte verneinend den Kopf. „Ist doch egal, er badet vielleicht auch ohne. Und ich fühl mich halt besser, wenn ich keine nassen Sachen auf dem Leib hab.“ Das war nur ein schwaches Argument. Er wusste, dass Reiner auch ohne baden würde, hoffte es zumindest.

Aber nun? Kurt kam wieder ins Wasser und schwamm zum Baum. Er setzte sich wie vorher hin und starrte schon wieder in die Weite, seinen Mund umschloss ein Lächeln. „Jan, ich habe heute ein Mädchen gesehen. Die sieht einfach toll aus. Sie hat blondes Engelshaar und so ein… Jan, ich glaub, ich hab mich verliebt.“

Rums! Und gleich nochmal Rums! In Jan brach eine Welt zusammen. Aber wieso? Zuerst stand fest, dass Kurt sich für Mädchen interessierte. Das war nicht weiter schlimm. Aber ihm wurde bewusst, dass er ihn aus seinen Gedankenspielen entfernen musste. Kurt würde das nie mitmachen, was er und Reiner gemacht hatten.

Aber Jan wollte so etwas machen. Er wollte… Scheisse! Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er nichts mit Mädchen anfangen konnte! Er war anders! Er war… ihm wurde schwindlig. Er glitt vom Baum und tauchte ins Wasser ein. Danach wurde es dunkel um ihn.

Er spürte kräftige Hände, die ihn griffen. Zwei unter den Achseln und zwei in den Kniebeugen. Er schlug verwundert die Augen auf und kniff sie gleich wieder zusammen. Über seinem Kopf konnte er bekannte Gesichter sehen. Das eine gehörte Kurt, dass andere Reiner.

Er spürte das Gras an seinem Rücken und wieder glitt er mit den Gedanken weg. Nach einer Weile schlug er die Augen wieder auf. Wie viel Zeit war wohl inzwischen vergangen? Er fühlte sich hilflos und kurz durchzuckte ihn der Gedanke, dass er vollkommen nackt vor beiden lag.

Aber er konnte sich nicht bewegen, um seine Blöße zu bedecken. „He, was ist denn los?“ Kurt klang verängstigt. Jan blickte in das Gesicht von Kurt und Reiner. „Ich, ich…. Ich weiß nicht. Was ist passiert?“

Beide schauten sich an und ein kleines Lächeln huschte durch ihre Gesichter. „Jan, du wurdest auf einmal weiß wie eine Wand und dann bist du ins Wasser gefallen. Nur gut, dass Reiner gerade kam, allein hätte ich dich niemals aus dem Fluss bekommen.“

Jan schaute zu Reiner und sah die nassen Sachen, die er anhatte. Er schloss die Augen wieder. „Ich weiß nicht, aber mir wurde plötzlich übel“, und das entsprach auch der Wahrheit. Aber den Auslöser der Übelkeit konnte und wollte er nicht sagen.

Er richtete sich auf und setzte sich ins Gras, seinen Schwanz versuchte er so gut wie möglich zwischen den Beinen zu verstecken. „He, nur weil ich dir gesagt hab, dass ich mich verliebt hab, brauch dir doch nicht schlecht zu werden. Ich bleib doch dein Freund“, und Kurt grinste ihn schief an.

Was er aber nicht wissen konnte: Genau das war der Grund. Kurt sagte, es aus voller Überzeugung einen Witz gemacht zu haben, aber er war der wirklichen Ursache nah, nein, er hatte sie zu hundert Prozent getroffen.

Er beobachtete, wie halb rechts von ihm Reiner stand und sich auszog. Die Sachen hängte er an einen Baum zum Trocknen und dann setzte er sich völlig nackt neben Jan.

Aber auf eins konnte man sich bei Reiner verlassen: Das waren seine Reflexe, wie er gestern schon bewiesen hatte. Bevor er ins Wasser stürmte, hat er sich die Schachtel Zigaretten und die Streichhölzer aus der Tasche gerissen und ins Gras geworfen.

Er hielt die Schachtel in die Runde und jeder nahm sich eine. Das Streichholz reichte auch, um alle zu entzünden. „Ich denke, dass ich meine Hose auch trocknen muss“, Kurt stand auf, zog sich die Unterhose hinunter und hängte sie auch in den Baum, der schon Reiners Sachen trug.

Sie saßen im Kreis, rauchten und Reiner und Kurt unterhielten sich, als ob sie sich schon eine Ewigkeit kennen würden. Jan beobachtete die beiden. Sie hatten gleich einen guten Draht zueinander gefunden. Also, waren seine Ängste im Vorfeld nicht berechtigt gewesen.

Schade, denn ihm war ganz klar, dass solche Sachen wie zwischen Reiner und ihm nicht laufen würden, aber er war trotz allem glücklich. Alle drei gingen dann noch ins Wasser, sprangen unbeeindruckt ob ihrer Nacktheit vom Baum und es wurde noch ein herrlicher Abend.

Sie versprachen sich, am nächsten Abend wieder zu kommen, dann trennten sich ihre Wege. Jan lag in seinem Bett und grübelte noch immer. Bin ich wirklich…? Aber es musste so sein, schließlich hat allein die Erkenntnis, dass Kurt auf Mädchen abfuhr seinen Aussetzer hervorgerufen.

Er schlief in dieser Nacht schlecht, sah immer blonde und rote Haare, die er nicht greifen konnte, die sich von ihm schnell entfernten und dann wieder mit ihm spielten.

Am nächsten Tag an der Sammelstelle sah er die Russen wieder. Freudestrahlend ging er zu Igor und erzählte ihm aufgeregt, dass er den Salto jetzt konnte. Der war überrascht, freute sich aber auch von ganzen Herzen mit ihm.

Und dann sah er sie: Die Zwillinge! Sie schleppten auch eine Milchkanne. Aber etwas war anders. Das pummelige Mädchen gab es nicht mehr. Sie schien ein Stück gewachsen, fast so groß wie die Schwester und hatte die Haare kurz geschnitten. Es stand ihr auf jeden Fall besser, als der Dutt.

Er stand noch bei den Russen und hörte nur mit einem Ohr hin, was Igor erzählte. Er musste immer wieder zu  Hilde, der schwarzen schauen. Sie erkannte ihn und nickte ihm lächelnd zu.

Jan schaute immer noch verblüfft, er schaute zu lange, er wurde missverstanden. Missverstanden von Hilde, die in seinem Blick etwas anderes sah. Sie lächelte und war sehr glücklich.

Beide Mädchen gingen an ihm vorbei, grüßten und Hilde drehte sich noch einmal um, sie hatte ihm kurz zugezwinkert. Igor schubste ihn an. „Nettes Mädchen. Solltest mal einladen, zum Baden vielleicht?“ Jan hörte es nicht richtig, aber grinste Igor an, als er ihm die Hand auf die Schulter legte und ihn damit etwas schüttelte.

Kaum hatte Igor die Hand von Jans Schulter genommen, sah er Kurt mit dem Wagen kommen. Er winkte aufgeregt. Was hatte er denn? Er schien sich zu freuen. Kaum war er vor ihnen zum Stehen gekommen, ging die Tür des Krämerladens auf und die Zwillinge traten heraus.

Zuerst kam Hilde, die einen flüchtigen Blick auf Kurt warf, dann folgte Gerda, die Jan kurz ansah, dann aber mit ihrem Blick an Kurt hängenblieb. Sie lief weiter, aber mit den Augen sah sie Kurt fest an.

Igor lachte, trat auf Jan zu und flüsterte ihm ins Ohr. “Nu, mach, Liebe ist schön.“ Jan stand wie angewurzelt. Aber er konnte sich dem Anblick von Hilde nicht entziehen. Und Kurt sah wie versteinert Gerda hinterher.

Als die Mädchen hinter einer Ecke verschwanden, schauten sie einander an und mussten lachen. Igor klopfte den beiden noch auf die Schultern und machte sich zusammen mit dem Kommandanten auf den Weg.

„Jan, das ist sie. Sieht sie nicht toll aus?“ Kurt schwärmte und fast wär ihm der Sabber aus dem Mund gelaufen. „Das ist eine von den Neumanns. Hab ich dir doch gestern erzählt, dass sie wieder auf dem Hof sind. Die Blonde ist Gerda, die andere heißt Hilde.“

„Kannst du uns nicht mal bekanntmachen“, fragte er und nahm eine Kanne vom Wagen. Jan schnappte sich die andere. „Kann ich, morgen vielleicht?“ Kurt schaute ihn glücklich an und nickte.

Nicht ohne sich für den Abend an der Badestelle zu verabreden, trennten sie sich wieder und gingen nach Hause zurück. Für Jan folgte wieder ein langer Tag zusammen mit dem Großvater auf dem Feld. Wieder gingen ihm Bilder durch den Kopf, aber nur Bilder von Reiner.

Was hatte der mit ihm angestellt? Oder hat der Bauer den Grundstein schon gelegt. Beim Gedanken an ihn, musste er sich einen Moment setzen. Ihm wurde übel. Was hatte der Kerl mit mir angestellt? Er stand wieder auf und war sich sicher, dass er es richtig gemacht hatte, diesen Kerl an die Russen auszuliefern!

Nach der Mittagspause, die sie immer im Schatten eines Baumes am Feldrand einnahmen, wollten sie noch ein bisschen machen, sie hatten die Arbeit auch fast geschafft. In Jan kreisten wieder die Bilder von Reiner.

Würde er sich getrauen, auch Reiner in ihn zu lassen? Er dachte an das Gefühl, dass er hatte, als er in Reiner war. Es war unbeschreiblich. Schmerzhaft dachte er auch daran, wie es war, als der Bauer in ihn….

Aber er kniff die Augen fest zusammen und versuchte die Bilder zu löschen, er wollte sie nicht mehr sehen. Endlich schaffte er es wieder, nur noch an Reiner zu denken. Wirre Gedanken flogen ihm durch den Kopf und er wurde immer erregter.

Hoffentlich bot sich ihm heute die Chance, etwas Druck abzulassen, er konnte seine Erektion kaum noch vor dem Großvater verstecken.

Endlich war es soweit, die Arbeit hatte ein Ende und sein Hemd war auch total durchgeschwitzt. Das war bislang der wärmste Tag, den sie in diesem Jahr hatten. Er freute sich auf die Erfrischung, die nun folgen sollte!

Großvater ließ ihn vom Wagen und kaum wollte er den Weg zum Badeplatz einschlagen, sah er Kurt in der Ferne kommen. Er wartete auf seinen Freund, der schon ziemlich hippelig war. Sicher war ihm auch warm, was konnte es da schöneres geben, als in das Wasser zu springen.

„Los, lass uns schnell ins Wasser gehen, mir ist schon ganz dösig im Kopf“, sagte er und zog Jan hinter sich her. Sie kamen über den Wall und blieben wie angewurzelt stehen. An ihrer Badestelle war schon jemand! Sie sahen zwei Köpfe aus dem Wasser ragen, der eine Blond, der andere schwarz.

Kurt zog Jan rückwärts zurück und ging mit ihm gleichzeitig in die Hocke. „He, das sind die Mädels. Glaubst du, dass sie, ich meine, glaubst du…?“ Kurt stotterte und seine Hand, die Jan noch hielt zitterte. „Was meinst du denn?“ „Na, ob sie auch ohne…?“

Nun verstand Jan erst, was sein Freund meinte. „Ach so. Nein, glaub ich nicht. Wir sind früher nie ohne baden gegangen. Das traute sich keiner. Wieso sollten die es dann jetzt machen?“ Kurt überlegte. Seine Ohren waren wieder feuerrot.

„Früher war vielleicht alles anders. Jetzt ist der Krieg vorbei, vielleicht …“ Kurts Augen glänzten. Jan hätte gern gewusst, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen. „Los, komm, lass uns hinübergehen. Ich will endlich ins Wasser“, und Kurt stand auf und zog seinen verdutzten Freund hinter sich her.

Als sie am Wasserrand standen, hatten die Mädels sie noch nicht gesehen. Kurts Ohren leuchteten immer dunkler. Hoffentlich klappt er nicht ab, dachte sich Jan noch, als sie von den beiden entdeckt wurden.

Sie schauten zu den Jungen herüber und rissen die Augen auf. Jan wusste warum. Er sah den Wäscheberg der beiden und war sich sicher, dass sie im Moment ganz ungebetene Gäste waren.

Aber damit hätten sie doch rechnen müssen, dass sie hier auftauchen würden. Es war doch kein Geheimplatz. Aber die Mädels bekamen den Schreck unter Kontrolle und flüsterten sich etwas in die Ohren, schauten ab und zu rüber zu den Jungs.

„He, kommt doch auch ins Wasser, es ist schön.“ Das kam eindeutig von Hilde. Die Jungen schauten sich an und Kurt grinste übers ganze Gesicht. Er zog sich das Hemd aus und die Hose und wollte zum Wasser laufen. „Nein, du musst alles ausziehen! Wir haben auch nichts an“, und die blonde Gerda lächelte ihm an.

Ohne sich noch einmal zu seinem Freund umzudrehen zog er sich die Hose runter und rannte ins Wasser. Jan stand unschlüssig am Ufer. Er hatte in den letzten Tagen kein Problem mehr gehabt, sich nackt zu zeigen, aber das war vor Jungs gewesen.

Kurt war bei den Mädels angekommen und alberte schon mit Gerda herum. Hilde stand abseits und winkte ihn, dass er endlich kommen sollte. Ach, was soll schon passieren. Die Gefahr, dass er in diesem Moment erregt werden könnte, war nicht groß.

Also zog er sich die Sachen aus und rannte ins Wasser. Er war noch gar nicht bei den dreien angekommen, da rief Kurt schon etwas zum Ufer. Er drehte sich um und sah Reiner auf dem Fahrrad stehen. „Kommst du auch rein. Es ist herrlich“, und Jan schaute erwartungsvoll zu Reiner.

Der sah die Sachen auf dem Boden liegen und sah bedächtig wieder auf die vier Köpfe im Wasser. „Nein, ich wollte nur sagen, dass ich heute früh nach Haus muss. Wir bekommen eine Inspektion. Also, bis dann mal“, drehte sich rum und trat mit voller Kraft in die Pedale.

Jan hatte es in seiner Stimme gehört. Dieser enttäuschte Unterton ist ihm nicht entgangen. Schade, dass Reiner wieder wegmusste, hatte er sich doch den ganzen Tag schon ausgemalt… Nein! Das würde ja eh nichts werden, wenn die Mädels hier waren!

Oder war das nur eine Ausrede, die Sache mit der Inspektion? Jan schaute ihn traurig hinterher. Würde er jemals wiederkommen? Hat er das vielleicht falsch verstanden? Was war dabei, sie badeten alle nackt. Wieso ist er nicht mit reingekommen?

Jan wurde schwermütig ums Herz. Er schaute immer noch in die Richtung, in der Reiner schon vor einer Ewigkeit verschwunden war.

Plötzlich merkte er, wie sich zwei Arme um seine Brust legten. Er erstarrte zur Salzsäule. Hilde schmiegte sich an seinem Rücken und ihre Hände streichelten seine Brust. „Lass ihn doch. Er ist doch immer schon der seltsame gewesen. Wieso ist er eigentlich hier? Er kam doch sonst nie?“

Jan hatte keine Kraft zum Antworten und zuckte nur mit den Schultern. Er schaute einmal kurz nach rechts und links, konnte aber die anderen beiden nicht entdecken. Wo hin waren die denn verschwunden?

Aber er konnte den Gedanken nicht weiter verfolgen. Es löste sich eine Hand von seiner Brust und rutschte unmerklich tiefer. Hilde drückte sich immer fester an Jans Rücken und inzwischen hatte die Hand seinen Schwanz erreicht.

Seine Gedanken wirbelten durch den Kopf, war er eben noch bei Reiner, wurde sein bestes Stück gerade nach allen Regeln der Kunst massiert. Er konnte es nicht beeinflussen. Sein Schwanz richtete sich auf und in seinem Ohr hörte er so etwas, wie: Toll.

Hilde machte eine Drehung und stand nun vor Jan, den Schwanz hatte sie nicht losgelassen. Sie kam mit dem Kopf an seinen heran und drückte die Lippen auf seine. Es war anders, als bei Reiner, ganz anders. Als sich seine Lippen öffneten, drang eine Zunge fordernd ein. Stürmisch wühlte sie in seiner Mundhöhle. Es war nichts von Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und Gefühl zu spüren.

Jan zog den Kopf zurück aber Hilde bemerkte es in ihrer Geilheit nicht, sondern drückte sich dicht an Jan und ihre Hand führte seinen Schwanz ganz dicht an ihren Körper. Sie fummelte ein wenig, dann versank er mit seinem Schwanz in einer heißen Höhle.

Das Gefühl war fast wie bei Reiner, als er in ihm steckte. Aber dann forderte sie wieder einen Kuss von ihm, den er abwimmelte. „Dann eben ohne“, sagte, nein hechelte sie fast und drückte ihren Körper auf und nieder.

Jan schaute in das Gesicht des Mädchens. Und plötzlich erfasste ihn ein Schauer. Ein Schauer des Ekels. Er riss sich von Hilde los und rannte aus dem Wasser. Sein Steifer war gänzlich verschwunden, schon bevor er sich von Hilde löste, hatte es angefangen.

Er schnappte sich die Unterhose und zog sie an. Dann erst begann er erst sich abzutrocknen. Hilde kam ihm hinterher und zog sich auch an. Jan beachtete sie nicht. Als er fertig war, setzte er sich ins Gras und spähte, ob er die beiden anderen irgendwo entdecken konnte.

Hilde setzte sich neben ihn und zog ein Päckchen Zigaretten aus einer Tasche. Sie hielt sie ihm hin und er griff zu. Sie reichte ihm noch Feuer und schaute ihn von der Seite an. „Hab ich etwas falsch gemacht?“

Sie klang so naiv. Sicher hatte sie etwas falsch gemacht, aber konnte Jan ihr sagen was es war? Sie hatte ihn überrumpelt, sich einfach genommen, was sie wollte. Aber hat er nicht auch Bereitschaft gezeigt? Schließlich war er erregt?

„Es tut mir leid, wenn ich dich so überfahren hab. Das wollte ich nicht“, sagte sie und es klang ehrlich. Er schaute sie wieder an und musste lächeln. Auch sie lächelte wieder. Sie sah recht hübsch aus, musste er feststellen.

Sie legte den Arm um seine Schulter und ließ ihn hängen, krabbelte mit den Fingern seinen Rücken. Er schloss die Augen und genoss es. Sie nahm ihm die Zigarette aus der Hand und drückte beide im Gras aus. Dann zog sie ihn mit dem Rücken auf den Rasen und gab ihm nun einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

Jan genoss es diesmal, aber sie konnte nicht wissen, dass hinter seinem Auge die Bilder von Reiner waren. Er bemerkte, wie sich eine Hand in seine Unterhose schob. Aus Reflex hob er seinen Hintern und die Hose wurde weiter heruntergestreift.

Zärtliche Hände umfassten seinen Schwanz und er sah immer noch Reiner, der vor ihm kniete und…

Plötzlich merkte er, wie sein Schwanz etwas nach oben gebogen wurde und er in eine heiße, feuchte Umgebung tauchte. Er sah Reiner auf sich sitzen und genoss es. Es begann in seinen Lenden zu ziehen, dann spürte er, dass er gleich kommen würde. Er öffnete die Augen und sah in das Gesicht von Hilde.

Sie hatte den Kopf in den Nacken geworfen und ritt auf ihm, so wie einst Reiner. Aber als er es sah, war es vorbei. Obwohl sie immer weitermachte, schlaffte seine Erregung ab. „Warst du schon soweit?“, fragte sie ungläubig. Er schaute sie nur an und machte keine Bewegung.

Sie erhob sich, sah an ihn herab und zog sich ihre Hose wortlos hoch. Beide sagten keinen Ton. Er stand auf und schnappte sich seine Sachen. Wortlos ging er über den Wall zur Straße und dann nach Hause.

Unterwegs dachte er immer an das erlebte. Er konnte nicht mit Mädchen, das war ihm klar. Es klappte nur so lang, wie er sich Reiner vorstellte, aber mit Hilde ging es nicht.

Er sah Reiner vor sich und wurde erregt. Wie schön war  es mit ihm. Das würde nun für immer vorbei sein. Jedenfalls konnten sie es nicht mehr am Badestrand machen. Sie müssten immer mit den Mädels rechnen. Und wo war eigentlich Kurt die ganze Zeit?

Aber er konnte nicht länger da bleiben. Zu peinlich war ihm die Situation. Hilde würde sicher bald überall herumerzählen, was er für ein Schlappschwanz war. Aber so war es nicht! Zuerst hatte sie ihn überrumpelt, hatte sich fast aufgezwungen. Und dann? Dann hat es nur so lange funktioniert, wie er an Reiner dachte.

Wieder sah er den Kerl vor sich. Er dachte, wie es war, als er in ihm steckte. Das fand er richtig, aber bei Hilde? Er ging mit immer wirrer werdenden Gedanken nach Haus, aß kaum zu Abend und legte sich in sein Bett.

Was hatte er in den letzten Tagen und Wochen alles erlebt. Zuerst zeigte ihm Igor, wie schön es war. Dann das kennenlernen von Kurt. Anschließend die Sache mit Reiner. Und da spritzte er auch schon ab. Er konnte gerade noch die Bettdecke zurückschlagen, als es kam. Die erste Ladung traf ihn im Gesicht, dann zog sich alles auf dem Bauch nach unten.

Er wischte sich die Tropfen aus dem Gesicht und schleckte es ab, wieder dachte er an Reiner. Der Kerl ging ihm nicht aus dem Kopf! Ich muss ihn wiedersehen! So schnell wie möglich!

Die Nacht war unruhig. Er sah Hilde auf sich sitzen, dann sah er Reiner, wie er beleidigt ging. Er wollte ihn fassen, aber er bekam ihn nicht. Er griff immer wieder ins Leere. Und Hilde hielt ihn am Boden fest.

Schweißgebadet stand er am nächsten Tag auf und machte sich unter der Hofpumpe frisch. Die Alpträume verblassten immer mehr, übrig blieb nur, der Wunsch Reiner zu treffen.

Er machte sich auf den Weg zur Sammelstelle. Kurt wartete vor dem Geschäft und rannte ihm entgegen. „Wo warst du denn gestern?“ Er war ganz außer Atem, Schweiß glitzerte auf seiner Stirn.

„Ich musste nach Hause“, sagte er neutral und setzte den Weg fort. Kurt hielt ihm am Arm fest und drehte ihn zu sich. „Von wegen. Hilde hat etwas anderes erzählt.“ Jan wollte sich losreißen, aber er konnte nicht.

„Jan, komm, erzähl, was ist los?“ Der Freund schaute ihm offen in die Augen. Sollte er es ihm sagen? Würde er es verstehen? Oder würde er ihm die Freundschaft kündigen? Er wusste es nicht, soweit konnte er Kurt noch nicht einschätzen, schließlich kannten sie sich erst einige Wochen.

Sie gingen ins Geschäft, gaben die Milch ab und Jan fuhr noch ein Stück auf dem Wagen von Kurt mit. Schließlich hielt er an und schaute auffordernd in die Augen von Jan.

„Kurt, ich weiß nicht. Ich kann es dir nicht sagen… wirklich“, brachte er gequält hervor. „Du kannst mir alles sagen, wirklich, ich bin dein Freund.“ Er legte demonstrativ den Arm um seine Schulter, um ihm das reden zu erleichtern.

Jan schaute auf. „Ich konnte nicht. Aber Hilde wollte. Sie hat… sie hat, oh mein Gott, das war fast schlimmer als beim Bauern“, die letzten Worte waren kaum zu verstehen. Aber Kurt verstand sie und jetzt begann er zu verstehen.

Jan begann langsam zu erzählen. Er erzählte seinem Freund alles, wirklich alles. Er ließ auch nicht aus, wie sehr er sich gewünscht hatte, ihn in voller Pracht zu sehen. Dann war es raus. Jan fühlte sich leicht wie eine Feder im Wind und Kurt hatte den Arm immer noch um Jan gelegt.

Der neigte sich zu Jan hin und gab ihm einen kleinen Schmatzer auf die Wange. Jan drehte sich zu ihm, beide lachten sich an und sie waren immer noch beste Freunde! Bevor Jan nach Haus ging, erzählte Kurt ihm noch, dass er auch keine Jungfrau mehr sei, griente von einem Ohr zum anderen und gab den Pferden den Abmarschbefehl.

Jan schüttelte lachend den Kopf, er sah Kurt und Gerda im Wald auf Ameisen liegen und… Er lachte befreit.

 

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