Traumschiff – Teil 8

Die beiden Hauptpersonen suchen unabhängig voneinander nach Liebe, Beziehung und natürlich auch nach ersten sexuellen Erfahrungen mit einem anderen jungen Mann. Jerome fühlt sich zu Sergej hingezogen und Ole hat sich in Frank verliebt. Ob Torsten wohl auch eine Rolle spielt im Werben für einen festen Partner?

*-*-*

Jerome

Als ich mit Martin wieder in der Cafeteria ankomme, hat der Betrieb dort nach gelassen. Sergej ist aber noch mit Abräumen beschäftigt, also setze ich mich am Fenster an einen Vierertisch. Es steht noch gebrauchtes Geschirr auf dem Tisch, das stelle ich an einem Platz zusammen.

„Martin, ich wäre dir dankbar, wenn du mal im Park nach Ole Jensen gucken könntest“, sage ich, einen Hundeblick auf setzend. Martin lacht und sagt: „Ich fahre lieber mal schnell tanken, das ist jetzt wichtiger, dann komme ich wieder her. Ich muss auch gerade noch einen Termin für eine Inspektion machen, der Audi ist fällig“, und weg ist er auch schon.

Sergej kommt jetzt mit einem freundlichen, ja eher lieben Lächeln auf mich zu. Ich freue mich echt ganz doll, ihn so zu sehen und der Gedanke, dass ihm ja doch mehr an mir liegen könnte, macht mir ein warmes Kribbeln in den Bauch. Ein solches Gefühl ist vollkommen neu für mich, ungewohnt, aufregend, ja, richtig gut fühlt sich das an oder einfach geil.

„Hallo, Jerome, schön, dass du da bist. Ich habe auch gleich etwas mehr Zeit für dich. Was möchtest du denn haben?“, begrüßt er mich. „Hallo, Sergej, ich freu mich auch, dich zu sehen. Bring mir bitte einen Latte und ein Käsesandwich“, antworte ich und lege schnell mal meine Hand auf seinen Arm und drücke ihn.

Er räumt geschickt das Geschirr auf ein rundes Tablett, dann legt er seine Hand auf meine und streicht kurz über meinen Handrücken. „Bin gleich wieder da“, sagt er und läuft dann mit dem vollen Tablett zurück zum Buffet. Warm ist die Stelle, die seine Hand berührt hat und meine Herzfrequenz hat sich deutlich erhöht. Bin ich verliebt? Verliebt in Sergej? Fühlt sich das so an, wenn man einen Menschen mehr als gern hat?

Meine Augen sind immer noch auf meinen warmen Handrücken gerichtet, als eine Hand mit einer großen Tasse in mein gerade etwas eingeschränktes Sichtfeld eindringt. Der Duft des dampfenden Getränks ruft mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität. Sergej ist schon wieder zurück und hat die bestellten Sachen vor mir abgestellt.

Für sich hat er wohl einen Kakao plus Sahne mit gebracht und er setzt ich auf den Stuhl zu meiner Rechten, mit dem Rücken zum Fenster, nachdem er den Stuhl etwas dichter an mich heran gerückt hat. „Seid ihr gut nach Hause gekommen gestern Nacht und konntest du gut schlafen“, fragt er mich und legt wieder eine Hand auf meinen Handrücken.

Eine leichte Röte überzieht mein Gesicht und ich kann mir ein Grinsen nicht verbeißen, wenn ich an mein Aufwachen und meine nasse Shorts heute Morgen denken muss. „Einen Dollar für deine Gedanken“, sagt Sergej, als er mein Minenspiel betrachtet. „Ja, wir sind gut nach Hause gekommen, knapp 10 Minuten hat Martin gebraucht und gut geschlafen habe ich auch. Allerdings konnte ich nicht direkt einschlafen aber dafür habe ich dann später schön geträumt“, sag ich, immer noch leicht grinsend, „und wie war deine Nacht?“

„Ich habe auch gut geschlafen und wenn ich ehrlich sein will und das bin ich eigentlich immer, dann hab ich auch geträumt“, antwortet er und schaut mir in die Augen. Seine Augen sind blau und um die Mitte herum sind kleine hellere Sprenkel zu sehen. Schöne Augen und ich habe das Gefühl, das er bis in meine Gedanken hinein sehen kann.

„Willst du mir auch verraten, was du geträumt hast?“, frage ich ihn und halte seinem Blick stand. „Ich sag es dir, wenn du mir versprichst, auch von deinem Traum zu erzählen“, gibt er mir zur Antwort und sein Daumen zeichnet kleine Kreise auf meinen Handrücken. Wieder schleicht sich ein leichtes Rot auf meine Wangen und etwas verlegen nuschele ich „OK“. Die Kreise kribbeln warm und angenehm auf meiner Hand.

„Ich habe geträumt, dass ich mit dir auf einem großen, weißen Kreuzfahrtschiff gefahren bin. Während der Zeit an Bord sind wir uns immer näher gekommen und auf der Rückfahrt in Amsterdam, wir haben am Abend beim Abschlussdiner einiges getrunken, bin ich in deinem Bett aufgewacht. Du wolltest mich küssen, aber in dem Moment bin ich wach geworden“, erzählt er seinen Traum und jetzt ist er es, der rot geworden ist.

„Hat es dir gefallen, dass ich dich küssen wollte, Sergej?“, frag ich leise und sehe wieder fest in seine blauen Augen. „Dass du es wolltest, hat mir schon gefallen, aber wie es ist, habe ich ja nicht erfahren, weil ich aufgewacht bin“, sagt er mit einem leisen Lächeln. „Willst du es denn wissen, wie es ist, wenn ich dich küsse?“, rutscht es mir heraus und wieder werde ich rot, diesmal aber richtig.

„Bis gestern wusste ich noch nicht, ob ich das wissen will, aber der Traum hat mich wohl neugierig gemacht und jetzt weiß ich, dass ich das mal gerne ausprobieren möchte, wie das ist, mit dir zu küssen. Ich habe vorher noch nie das Bedürfnis gehabt, andere Männer zu küssen und die Küsse mit Mädchen kann ich auch an zwei Händen abzählen. Aber komischerweise, bei dir möchte ich es mal probieren“, sagt er

Wir sind während des Gesprächs beide immer mehr mit dem Kopf auf den anderen zugegangen und unsere Gesichter trennen nur noch etwa 20cm, als ich aus den Augenwinkeln jemanden dicht an unserem Tisch wahrnehmen kann.

Erschrocken setze ich mich auf und sehe Sergejs Arbeitskollegin, die von uns unbemerkt heran gekommen ist. Auch Sergej hat sich gleich wieder normal hingesetzt und schaut die junge Frau an. „Deine Pause ist schon 10 Minuten vorbei und du wirst gebraucht, Sergej. Es wäre schön, wenn du jetzt kommen kannst, ich schaff das nicht allein“, sagt sie und dreht sich dann wieder um und geht zu einem anderen Tisch.

Wir sind beide etwas rot geworden und seine Arbeitskollegin wünsche ich gerade auf den Mond, aber was er eben gesagt hat, hat sich wie ein warmer Klumpen in meinem Herz eingenistet und strahlt eine Wärme aus, die mich sehr glücklich macht in diesem Moment.

Sergej

Oh Gott, fast hätte ich jetzt Jerome geküsst, es war fast wie ein Zwang, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Gut, das die Anne uns früh genug gestört hat, wer weiß denn was die Leute und vor allem die Chefin dazu gesagt hätten. Aber das war schon aufregend und wenn wir allein sind, will ich das mal richtig probieren.

Ich weiß jetzt auch im Moment nicht so richtig, was ich von der ganzen Sache halten soll. Bin ich jetzt echt schwul oder was bin ich? Wie soll ich denn das jetzt einordnen in mein bisheriges Leben. Ich habe noch nie für einen Mann geschwärmt.

„Sergej“, meine Chefin ruft mich, „Schläfst du oder träumst du?“ Ich zucke zusammen und schau zu ihr rüber. „Mach hin, räum mal Tisch zwölf und vierzehn ab, aber gib Gas, träumen kannst du heut Abend, “ fährt sie fort, mit mir zu meckern. Jetzt muss ich drauf halten, sonst gibt’s Ärger.

Ist ja leider auch gerade viel los hier, ganz schlecht zum träumen von Jerome.

Der scheint weg zu sein, jedenfalls ist er nicht mehr an Tisch neun und meine Augen können ihn auch sonst nicht erblicken. Wir sehen uns ja auch fast das gesamte Wochenende, da kann ich noch genug probieren, ob das jetzt wirklich so ist, das ich auf Jerome abfahre. Der Gedanke ist mir jedenfalls nicht unangenehm.

Jerome

Nachdem die Tussi unseren ersten Kuss noch vor dem Berühren unserer Lippen zu Nichte gemacht hat, bin ich im ersten Schock erst mal raus und auf den Flur. Erst mal raus aus der Gefahrenzone, ich will nicht der Grund für Ärger mit seiner Chefin sein.

Von außen betrachte ich Sergej, wie er sinnend an der Theke steht. Offensichtlich macht ihm seine Chefin irgendwelche Vorhaltungen, in bezug auf seine Arbeit. Jetzt geht er rüber in die Ecke und räumt die beiden Tische ab. Dabei suchen seine Augen offensichtlich nach mir. Jetzt hat er mich entdeckt, lacht mich lieb an und winkt kurz, bevor er sich wieder seiner Arbeit widmet.

Sein Lachen macht mich irgendwie froh, es kribbelt in meinem Bauch und ich denke, ich habe mich total in ihn verknallt. „Na, du strahlst ja mehr als ein Atomkraftwerk“, kommt es neben mir aus Martins Mund. Von mir unbemerkt hat er sich an mich ran geschlichen. „He, du hast mich erschreckt“, sag ich und bin schon wieder etwas rot geworden.

„Können wir los, Jerome, ich soll später deinen Vater noch abholen“, sagt Martin und als ich nicke, wendet er sich dem Ausgang zu. Einen letzten Blick auf Sergej, dann folge ich ihm und ich laufe hinter ihm her zum Parkplatz. Meine Gedanken und viele unbekannte Gefühle stellen mich gerade vor neue Herausforderungen. Plötzlich freue ich mich noch mehr auf morgen Mittag, wenn wir Sergej von der Arbeit abholen.

„Ich war noch kurz ein paar Sachen für dich besorgen“, sagt Martin und deutet auf eine Rossmann-Tüte, die im Fußraum vor dem Beifahrersitz liegt, „ich möchte, das du auf alles vorbereitet bist und das ihr keine Dummheiten macht. Da du nicht so viel Ahnung hast von diesen Dingen, habe ich ein paar Sachen gekauft“.

Mir schwant Peinliches und richtig, als ich die Tüte vom Boden nehme und hinein schaue, werde ich sofort wieder rot. „Das sind verschiedene Kondome, unterschiedliche Größen und Farben und auch welche mit Geschmack“, fährt er fort und grinst spitzbübisch dabei, „ich weiß ja nicht so genau, wie groß die für euch sein müssen, also habe ich mal verschiedene eingepackt“.

„Martin, du bist unmöglich, so was können wir auch selber besorgen, das ist doch unsere Sache“, sag ich jetzt und er kann schon raus hören, dass mir seine Aktion nicht so gut gefällt.

„Jerome, du hast in deinem Leben noch nicht so viel eingekauft und Kondome schon mal gar nicht, denk ich. Ich kenne mich mit der Materie besser aus und es muss dir auch nicht peinlich sein. Sex ist etwas Natürliches und etwas sehr, sehr schönes und auch gerade aus meiner Sicht dann, wenn es zwischen zwei Männern stattfindet“, sagt Martin.

„Was ich da jetzt gekauft habe, hat nichts damit zu tun, was ihr letztendlich damit macht, aber wenn ihr etwas tun wollt, dann habt ihr wenigstens alles, was man dazu braucht. Zuerst wollte ich ja noch ein paar rosa Plüschhandschellen dazu kaufen, damit dir Sergej auch nicht weglaufen kann, aber ich denke, so wie der heute geguckt hat, wird er schon über Nacht bleiben“, setzt er noch einen drauf und grinst dabei.

„Du bist heute ein Arsch, Martin, aber ein netter“, sag ich und jetzt muss ich auch grinsen. Er ist halt besorgt um mich und wohl auch um Sergej und ich bin schon froh, dass er jetzt diese Sachen besorgt hat. Das muss ich dann, wenn ich alles genauer betrachtet habe, in meinem Schlafzimmer verstauen, so in Bett nähe, damit man nicht lange suchen muss, wenn’s dann doch gebraucht wird.

Eigentlich glaube ich nicht daran, dass wir an diesem Wochenende schon Kondome brauchen werden. Ich will ja das jetzt nicht überstürzen, sondern Sergej erst mal besser kennen lernen und wenn es im Laufe des Wochenendes zu ein paar Streicheleinheiten zwischen und käme, wäre das schon mehr, als ich zu hoffen wage. Wenn wir wirklich zusammen kommen, dann ist immer noch genügend Zeit, den Sex ein wenig oder auch ein wenig mehr zu vertiefen.

Mir fällt ein, das ich in der Küche Bescheid geben muss, das ich einen Gast habe und das sie uns was zum knabbern und zu trinken vor die Sauna und auch in mein Zimmer stellen. Ein bisschen Obst wäre auch nicht schlecht und vielleicht noch ein paar Küsschen und Roger, die von Ferrero mein ich natürlich.

Vielleicht gehen wir nach dem Kino auch einfach wieder zu uns und probieren das mit dem Küssen ein bisschen.

Meine Suche im Net nach schwulen Bars oder Kneipen war nicht so prickelnd verlaufen. In Bremerhaven gibt’s nicht so viel und ob es was für jüngere gibt, das hab ich nicht heraus gefunden. Martin soll sich da mal was überlegen, er und Kai sollen nach Papas Willen aber auch, weil ich das möchte, mit uns gehen und uns Küken ein bisschen beglucken, damit wir nicht unter die Räder kommen. Wir sind ja beide, Sergej und ich, die totalen Newcomer in der schwulen Welt Bremerhavens und auch in dem Rest der Republik.

Jedenfalls bin ich schon ein wenig aufgeregt und kann bestimmt nicht gut schlafen heute Nacht. Unser Beinahekuss kommt mir wieder in den Sinn und die Tatsache, dass Sergej mir genau so entgegen kam wie ich ihm, der lässt mein Herz gleich wieder schneller schlagen. Vielleicht empfindet er ja doch mehr für mich als nur Freundschaft.

„Wir sind da, aufwachen“, unterbricht Martin meine Träume und stupst mich an, „vergess die Tüte nicht“. „Wenn ich sie vergesse, kannst du ja mit Kai den Inhalt verbrauchen“, kontere ich frech. „Kai und ich sind aus dem Kondomalter heraus“, sagt Martin, „da wir treu sind und gesund, haben wir schon vor geraumer Zeit den Kondomkauf eingestellt. Du solltest das aber vorerst nicht tun und erst, wenn man fest mit jemanden zusammen ist und getestet ist, kann man auf Gummis verzichten.“

Mit der Tüte in der Hand fahr ich hoch in meine Wohnung und verstaue das Zeug erst einmal in einer Schublade an meinem Bett. Jetzt geh ich erst mal runter zur Küche und sag Bescheid und dann werde ich was zu Mittag essen. Heute Nachmittag will ich dann noch ein wenig laufen draußen und anschließend werde ich wohl noch schwimmen.

Ein bisschen lernen muss ich später auch noch, denn morgen früh kommt der Englischlehrer um Neun Uhr. Spätestens im September werde ich meine Abi-Prüfungen schreiben und zum Jahresende werde ich dann wohl mit allem fertig sein.

Was ich dann studieren will, ist mir noch nicht ganz klar. Papa hofft ja, dass ich später seinen Posten übernehme. Dann wären Jura und BWL eine Möglichkeit. Beides nebeneinander wäre schon sehr viel Stress und würde auch viel Organisation und wenig Freizeit bedeuten. Als Alternative käme zur Jura auch noch in Richtung IT, Computer oder ähnliches in Frage.

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Ich werde mal ein Gespräch mit Papa und Mama führen, wie wir das letztendlich machen mit dem Studium. Wenn ich wirklich bei Papa einsteige, muss ich die ersten Jahre in den verschiedenen Bereichen unserer Firmengruppe Aufgaben übernehmen und die Strukturen und Abläufe kennenlernen.

Das heißt dann auch, in verschiedenen Ländern in großen Hotels verschiedene Positionen zu bekleiden und auf den zur Firmengruppe gehörenden Luxuslinern und auch innerhalb der Reederei Erfahrungen sammeln. Da wir auch noch Import und Export betreiben und Anteile am Bremer Weinkontor haben, gibt es auch da noch einiges, was ich dann lernen sollte.

Die vielfältigen Aufgabenbereiche lassen vermuten, dass ein stressfreies Leben wohl eher zu den Wunschvorstellungen in der Familie Remmers gehört. Allerdings ist Stress nicht unbedingt negativ und Arbeit nichts, was nicht auch Spaß machen kann.

Aber im Moment ist das ja noch ein bisschen hin und meine Schwester wird da wohl dann auch später mit eingebunden werden.

Nachdem ich das mit der Küche und dem Essen geregelt habe, gehe ich auf die Piste. Ich nehme mir vor, 12 Runden um den Park zu gehen und wenn keine Probleme auftreten, will ich zwischendurch auch mal versuchen, ein Stück zu laufen, langsam, versteht sich. Es ist ein bisschen bewölkt und auch kühl, aber trocken und so ziehe ich dann meine Runden durch.

Als ich in die sechste Runde gehe, forciere ich das Tempo und fange an, langsam und vorsichtig zu laufen. Nach anfänglichen Unsicherheiten geht es aber ganz gut und so laufe ich die ganze Runde durch. Wesentlich wärmer und schwitzend verfalle ich in einen Zuckeltrapp, so ein Zwischending zwischen gehen und rennen, ähnlich wie ein gemütlicher Dauerlauf.

Am Ende der zehnten Runde bin ich gut durch geschwitzt und finde, das es reicht für heute. Jetzt nichts wie unter die Dusche und Max und Moritz fühlen sich feucht an von innen, die werde ich wohl gut trocken machen müssen. Martin ist offensichtlich wieder zurück, denn der Audi steht vor der Garage. Vorm Lift wartet er wohl schon auf mich und meint: „Du siehst ein bisschen abgekämpft aus, soll ich mich um die Prothesen kümmern?“

„Wenn du es gerne machst, wäre ich dir dankbar. Du musst dann nur mit hoch kommen und sie mitnehmen, wenn ich im Rollstuhl sitze. Ich muss Papa mal fragen, ob wir ein zweites Paar anschaffen können, diese hier sind jetzt innen total feucht und die kann ich so wohl nicht mehr anziehen, bevor sie nicht trocken sind. Das neue Modell soll übrigens in drei Wochen raus kommen und Schmelzer hat für schon ein Paar für mich geordert“, sag ich, während wir den Lift besteigen und nach oben fahren.

Oben hilft Martin kurz beim ausziehen von Max und Moritz und geht dann mit den beiden Prothesen wieder nach unten. Ich sitze mittlerweile im Rolli und roll ins Bad, nicht ohne vorher noch frische Sachen aufs Bett zu legen. Ausziehen und Duschen ist angesagt und so sitze ich unter den heißen Strahlen und denk,- na an was wohl?

An Sergej natürlich und die Gedanken an den morgigen Tag lassen nicht nur die Freude wachsen, nein, auch mein kleiner Freund meint, er müsse sich bei den Gedanken erheben und auf sich aufmerksam machen.

Wie nicht anders zu erwarten, versuche ich ihn durch gezielte Streicheleinheiten wieder auf sein normales Maß zurück zu bringen, was mir mit den Gedanken an Sergej und rhythmischen Auf und Abbewegungen auch nach kurzer Zeit gelingt. Die dabei auftretenden, sehr entspannenden und schönen Gefühle machen mich für den Moment total zufrieden.

Nach einer kurzen Verschnaufpause beginne ich dann endlich, mich mit gut duftendem Gel intensiv vom Schweißgeruch und den Spuren des aufmüpfigen Teils zwischen meinen Beinen zu trennen und zurück bleibt ein sauberer und gut duftender Jerome, der sich jetzt nur noch abzutrocknen braucht, um sich dann auf dem Bett liegend, frisch anzuziehen. Das dabei noch eine Lustträne eine Schleimspur in der frischen Pants hinterlässt, lässt sich nicht vermeiden. Was soll’s, Hauptsache, es war schön.

Nach dem das Anziehen bewerkstelligt ist, finde ich, kann ich auch noch ein paar Minuten liegen bleiben und die guten Gefühle in mir genießen. So gut wie jetzt gerade habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mein Leben gefällt mir wieder und die Aussichten auf ein schönes und aufregendes Wochenende lassen viele der negativen Gedanken und Gefühle der Vergangenheit noch weiter in den Hintergrund treten.

Es ist gut so, wie es jetzt gerade ist und die Aussichten sind auch, finde ich ganz gut. Ich verspüre Lust auf einen Kakao und den werde ich bei Oma trinken, Frau Jensen macht den am besten. Also los, aufstehen, den Hintern in den Rollstuhl und los geht’s. Bei Oma angekommen, öffnet Frau Jensen.

„Oh, hallo Jerome, schön das du mal vorbeischaust. Möchtest du einen Kakao trinken?“, fragt sie gleich und lächelt mich freundlich an. „Guten Tag, Frau Jensen, und ja, einen Kakao hätt ich schon gern, das war mit ein Grund, hier her zu kommen, macht doch keiner besser als sie“, schmeichel ich ein bisschen und lächle zurück. „Dann komm herein, die Damen sitzen im Wohnzimmer und spielen Rommé“, sagt sie und macht Platz für mich und den Rollstuhl.

„Warum hast du deine Prothesen nicht an, wir haben dich doch vorhin noch damit gesehen, wie du so toll durch den Park gelaufen bist?“, fragt sie mich und schließt hinter mir die Tür. „Die sind ganz feucht vom Schweiß und Martin hat sie mit genommen, um sie zu trocknen und wieder in Ordnung zu bringen“, erkläre ich die Abwesenheit von Max und Moritz.

Oma und Frieda freuen sich ganz Doll, als sie mich sehen. „Da kommt ja unser Rennläufer“, uzt Oma und drückt mir einen Kuss auf die Stirn und auch Frieda begrüßt mich auf die gleiche Weise. „Schön, das du uns besuchst, wie geht es dir denn nach deinem Dauerlauf, ist alles in Ordnung mit dir und den Prothesen?“, will sie wissen.

„Mir geht’s blendend“, sag ich, „und Max und Moritz sind halt durch das Schwitzen etwas nass von innen. Martin ist gerade dabei, sie wieder trocken zu machen“. Ich fahr meinen Rolli dicht an den Tisch, denn Frau Jensen bringt gerade meinen Kakao. „Lass ihn dir gut schmecken und wenn du mehr möchtest, dann melde dich einfach“, sagt sie beim Abstellen der großen Tasse.

„Martin und ich wollten heute, kurz vor Mittag Ole besuchen“, sag ich zu ihr, „aber er war gerade nicht auf seinem Zimmer. Der andere Junge sagte, er wäre in den Park gegangen, weil sie einen kleinen Streit oder so was gehabt haben. Jetzt wollte ich ihn mal kennenlernen, aber es hat leider nicht geklappt.“

„Das kann nichts Ernstes gewesen sein, um das sie sich gestritten haben. Eigentlich versteht er sich mit Torsten ganz gut, obwohl der fast 3 Jahre jünger ist“, meint Frau Jensen, „ihr werdet euch bestimmt noch mal kennen lernen, er muss ja noch ein paar Tage dort bleiben. Vielleicht klappt es ja bei deinem nächsten Termin im Krankenhaus.“

Nachdem sie wieder raus ist, wende ich mich Oma und Frieda zu. Erwartungsvolle Augen blicken mich an und Oma fragt: „ Und, Junge, bist du aufgeregt wegen morgen?“ „Ja, Oma ein wenig schon, aber wir haben uns heute Morgen schon getroffen und wir verstehen uns glaub ich, immer besser. Ich glaube, er mag mich auch ein bisschen und es wird Zeit, das wir uns besser kennen lernen.“

„Lass es nur langsam angehen, Jerome, nicht das du ihn mit deinen Gefühlen überfährst“, meint Oma, „lernt euch mal erst richtig kennen, dann siehst du ja und er natürlich auch, ob es das ist, was ihr erwartet. Du musst einfach ein wenig Geduld haben, schließlich geht es ja darum, ob man sich gern hat, ob man sich liebt. Das kann man nicht vom Zaun brechen.“

„Ich weiß, Oma, und ich werde auch nicht mit der Türe ins Haus fallen, das habe ich nicht vor, aber ich bin halt schon neugierig, was sich alles so entwickeln kann aus unserem gemeinsamen Wochenende. Sergej ist ein toller Junge und ich mag ihn einfach sehr. Ich will schon wissen, ob er mich auch mag, aber seit heute Morgen bin ich mir fast sicher, dass ich ihm nicht so ganz gleichgültig bin“, sag ich und erzähle den beiden dann von unserem Beinahekuss.

„Das sind doch gute Nachrichten“, meint Frieda, „mich würde das sehr freuen, wenn das klappen würde mit euch beiden, obwohl wir ihn ja noch gar nicht kennen“. Auf diesen Wink mit dem Zaunpfahl, was Sergej betrifft, erzähle ich den beiden alles, was ich über Sergej weiß, auch, wie ich ihn kennen gelernt habe und von unserem ersten Abend in der Hotelbar.

Sichtlich zufrieden und in ihrer verständlichen Neugier befriedigt, meint Oma: „Wenn es eure Zeit zulässt, dann kommt doch am Sonntag zum Kaffee, Frau Jensen kann einen Schwarzwälder machen und wir können den jungen Mann und er uns natürlich auch, etwas besser kennenlernen. Wenn ihr wirklich zusammen kommt, wird er uns mit dir zusammen ehe öfter mal besuchen müssen.“

„Ja, Oma, aber bis es soweit ist, vergehen wohl noch ein paar Tage und seid uns nicht böse, wenn es am Sonntag nicht klappt mit dem Kennenlernen. Wenn wir zusammen kommen, dann wird auch Zeit dafür sein. Das müsst ihr jetzt einfach mal abwarten“, bremse ich ein bisschen ihre Neugier.

Frau Jensen kommt nach einem kurzen Anklopfen rein zu uns und stellt mir noch einen frischen Kakao hin während Frida und Oma einen Tee bekommen. „Jetzt fehlt nur noch ein Genever“, sagt Frieda und geht an den Schrank, um die Schnapsflasche zu holen. „Willst du auch, Jerome“, fragt sie mich aber ich will keinen Schnaps jetzt und sag ihr das auch. Oma und Frieda kippen jeder einen Schnaps in den Tee, den sie dann mit braunem Kandiszucker süßen.

„Watt mut, dat mut“, sagt Frieda im schönsten Bremer Slang. Ich muss grinsen, die zwei sind einfach Klasse und ich hoffe, dass sie mir noch lange erhalten bleiben. Nachdem ich meinen zweiten Kakao verzehrt habe, verabschiede ich mich von den beiden Damen und rolle in Richtung meiner Wohnung davon, nicht, ohne mich vorher bei Frau Jensen zu bedanken und zu verabschieden.

Da bis zum Abendbrot noch gut Zeit ist, beschließe ich, was für mein Abitur zu tun und stürze mich auf die Mathematik.

Ole

Als ich nach meinem Spaziergang wieder aufs Zimmer komme, spielt Torsten zunächst die beleidigte Leberwurst. Er hat sich auf die Seite gelegt, mit dem Gesicht zum Fenster. Dabei streckt er mir seinen Hintern entgegen, der von der Hose nur halb verdeckt ist. Ich muss grinsen und überlege, wie ich ihn wohl ein bisschen ärgern könnte.

Für meine blau angelaufene Schulter hatte ich eine Tube Heparin-Gel bekommen, um den Bluterguss aufzulösen. Gleichzeitig kühlte das Gel auch stark. Leise nehm ich die Tube und schleich mich tief geduckt an Torstens Rückseite an. Dabei habe ich den Verschluss der Tube schon abgedreht. Nachdem ich die Tube nun etwas über den blanken Hintern halte, drücke ich und lasse einen guten Strang des Gels in seine freiliegende Spalte tropfen.

„iiihh“, schreit er auf und kneift reflexartig die Pobacken zusammen, was dazu führt, das sich das Gel noch weiter über seinen Po verteilt. „Was machst du Ferkel da mit mir?“, will er lautstark wissen. Ich halte mir den Bauch vor Lachen und als er noch mit der Hand an seinen Hintern fährt und damit alles noch mehr verreibt, platz ich bald vor Lachen.

Gerade, als er das Gel verreibt, geht die Tür auf und Frank kommt mit dem Essen. Als er Torsten sieht, wie der sich das Gel noch mehr auf dem Hintern verteilt fragt er: „ Was geht denn hier ab, warum reibst du Gel auf deinen Po, was habt ihr zwei denn hier vor?“ Es dauert einen Moment, bis Torsten die Zweideutigkeit von Franks Worten bewusst wird und jetzt wird er wohl so richtig sauer.

„ Ich hab Garnichts vor, du Spinner“, gibt er lautstark von sich, „dein schwuchteliger Freund da hat mir das Gel auf den Arsch gespritzt. Vielleicht solltest du ihn ja mal ran lassen, dann braucht er nicht auf meinen Arsch ab zu fahren.“ Ich kann mich kaum noch halten vor Lachen und mach mir bald in die Hose. Auch Frank fällt in mein Gelächter mit ein. „ Schwule Bande, ihr wollt mich alle zwei vernaschen“, schimpft Torsten laut, aber auch er kann sich das Lachen kaum noch verkneifen.

Frank holt, nach dem er das Essen abgestellt hat, Toilettenpapier aus dem Bad und will Torsten den Hintern säubern. „Hände weg von meinem Arsch“, kreischt der jetzt, absichtlich tuntig und mit hoher Stimme und reißt Frank das Papier aus der Hand, „ihr kommt mir nicht an meinen Arsch, meine Unschuld kriegt ihr nicht, ihr Schwuchteln, die will ich behalten“.

Ich kann bald nicht mehr und tatsächlich finden ein paar Tropfen Urin den Weg in meine Hose vor lauter Lachen. Der Bauch tut mir weh und auch die Schulter leidet gerade unter meinen Lachkrämpfen. Frank kann ebenfalls kaum noch gerade stehen vor Lachen und letztendlich stimmt auch Torsten in das Gelächter mit ein.

Hugo kommt rein und fragt: „Alles OK bei euch? Kommst du Frank, wir sind noch nicht fertig“. Frank macht sich immer noch lachend wieder an seine Arbeit, während Torsten und vor allem ich so langsam wieder normal werde. Mann, war das lustig, so gelacht habe ich schon lange nicht mehr. Torsten, der sich inzwischen gesäubert hat, zieht die Hose wieder richtig hoch und entsorgt dann das Papier.

Langsam, mit Unterstützung einer Krücke, bringt er das Papier mit dem Gel in die Toilette und spült es weg. Ich habe in der Zeit mal nachgesehen, was es denn heute Mittag zum Essen gibt. Frikadelle, Kohlraben und Kartoffelbrei gibt es, riechen tut es ganz gut, dann wollen wir mal probieren. Es schmeckt nicht schlecht und auch Torsten ist ganz zufrieden mit dem Essen.

Während dem Essen muss ich wieder an Frank denken. Um zwei Uhr hat er Schluss und ich hoffe, dass er mit mir dann noch in die Cafeteria geht und etwas Zeit mit mir verbringt. Vielleicht können wir ja auch durch den Park gehen und uns irgendwo in eine stille Ecke setzten und vielleicht ein bisschen knutschen.

Der Gedanke macht mir schon ein Kribbeln im Bauch und Torstens Kommentar „Na denkste wieder an dein Schätzchen“, beweisen mir, das auch wieder ein verklärtes Lächeln auf meinem Gesicht liegen muss. Der Spitzbub beobachtet mich scheinbar ständig. „Bist eh nur eifersüchtig“, kommentiere ich nun meinerseits seinen Spruch, den er wiederum mit „Vergiss es“, abtut.

Nach dem Essen haben wir ein bisschen gedöst, aber als Frank um Zwei Uhr rein kommt bin ich sofort hell wach. „Komm, Ole, ich brauch jetzt erst mal einen Cappu und dann sehen wir weiter“, sagt er und ich stehe sofort auf, nehme meinen Geldbeutel und ziehe eine Trainingsjacke über. Dann machen wir beide uns auf den Weg zum Aufzug, um in die Cafeteria zu fahren.

Nachdem der Aufzug auf dem Weg nach unten ist, greift Frank ach mir und zieht mich an sich. „Komm her, mein Kleiner“, sagt er leise und dann küsst er mich einfach. Bevor ich überhaupt zurück küssen kann, bleibt der blöde Aufzug stehen und Frank lässt mich los. Die Türe geht auf und wir sind unten in der Halle und einige Leute stehen da und wollen nach oben.

Frank schiebt mich raus, ich bin immer noch etwas neben mir auf Grund der Kussattacke. Das war ja schon mal ein Anfang, auch wenn ich wohl ein bisschen auf der Leitung gestanden bin. Jedenfalls kribbeln meine Lippen und mein Bauch noch viel mehr. Wir gehen in die Cafeteria und bestellen bei der jungen Dame von neulich zwei Cappuccino.

Als wir unser Getränk haben und wir wieder allein sitzen am Tisch, sagt Frank leise: „Entschuldige, Ole, das ich dich eben so einfach überfallen habe, aber ich hatte meine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Ich mag dich halt jeden Tag mehr.“ „Ich fand das sehr schön Frank und natürlich mag ich dich auch sehr. Deswegen hoffe ich auch, dass der nächste Kuss etwas länger ausfällt als der im Aufzug“, erwidere ich, streichel seine Hand und grinse ihn dabei lieb an.

„Wenn wir den Cappu getrunken haben, können wir ja ein wenig durch den Park schlendern und im hinteren Bereich kannst du mir ja mal dann zeigen, wie man richtig gut küsst, du weißt ja, das ich damit so gut wie keine Erfahrung habe“, sage ich zu ihm, um ihm zu zeigen, dass ich mehr möchte von ihm als einen schnellen Kuss im Aufzug.

Klar, das unter diesen Umständen der Cappuccino nicht lange in der Tasse verbleibt und nach dem wir bezahlt haben, machen wir uns auf den Weg. Im Park sind so nach der Mittagszeit nur ganz wenige Leute unterwegs und Frank fragt mich: „Darf ich deine Hand nehmen oder stört dich das hier draußen, wenn wir so gesehen werden?“

Als Antwort greife ich einfach nach seiner Hand und ziehe ihn auch noch ein bisschen näher an mich ran. Seine strahlenden Augen sagen mir, dass meine Antwort richtig war und so spazieren wir Hand in Hand in Richtung hinteren Parkteil, wo sich derzeit offensichtlich keine Passanten oder Patienten befinden. Auf einer Bank nehmen wir Platz und rücken gleich dicht zusammen.

Franks Hand krault zart meinen Nacken, bevor sie mich sanft auf sein Gesicht zu zieht. Ich schließe meine Augen, als seine Lippen auf meine treffen. Warm und weich fühlt sich das an und mein Herz überschlägt sich fast. Vorsichtig streicht seine Zunge über meine Lippen. Neugierig öffne ich diese und Frank schiebt seine Zunge in meinen Mund.

Vorsichtig strecke ich ihm meine Zunge entgegen und kleine Stromschläge durchzucken meinen Mund, als ich auf seine Zunge treffe. Ein leises Stöhnen entringt sich meiner Brust und zwei Glückstränen stehlen sich aus meinen Augenwinkeln und ziehen eine feuchte Spur hinunter zu meinem Kinn. Man, bin ich so glücklich in diesen Sekunden. Nach gefühlten zehn Minuten lösen sich unsere Lippen voneinander und wir schauen uns tief in die Augen.

„Frank, ich glaube, ich habe mich total verknallt in dich“, sag ich leise. „Ich weiß, mein Kleiner, sagt er, „aber mir geht es nicht anders. Wenn ich bedenke, dass ich erst ein paar Tage von Paul los bin, und jetzt schon wieder so verknallt in dich. Das ist schon fast unheimlich, so schnell und so heftig. Du hast mich total verzaubert, meinen Kummer verdrängt und dein Kuss hat mich so froh gemacht“.

Wieder drückt er seine Lippen auf meine und diesmal komme ich ihm sofort entgegen und öffne meine Mund, um seiner Zunge Platz zu machen. Wir versinken in unserem Kuss und nehmen nichts um uns herum wahr. Wieder und wieder küssen wir uns und letztendlich sind wir beide sehr erregt. Als seine Hand über meine Trainingshose streicht und meine Beule drückt, stöhne ich laut auf. Dann aber schiebe ich seine Hand zurück.

Er sieht mich fragend an und ich schüttel leicht den Kopf. „Bitte, Frank, nicht hier“, sage ich, „meine ersten Sex mit einem Jungen, den ich mag, möchte ich nicht auf einer Parkbank haben. Das möchte ich ganz bewusst erleben, mit wachem Verstand, viel Gefühl und sehr romantisch, wenn’s geht, und auch ohne eventuelles Publikum.“

Er zieht mich wieder an sich und küsst mich erneut. „Wie du möchtest, mein kleiner Romantiker, du bestimmst ab jetzt das Tempo. Ich will dich nicht überfahren, auch wenn es mir schwer fällt, die Finger bei mir zu behalten“, sagt er, „du bist einfach so schön und begehrenswert, schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, ist mir deine Schönheit und deine für mich gerade zu perfekte Figur aufgefallen“.

„Du übertreibst jetzt aber maßlos, so toll bin ich jetzt auch wieder nicht und gerade du brauchst dich auch nicht zu verstecken. Warum Paul dich betrogen hat, werde ich nie verstehen, einen so tollen Freund findet er so schnell nicht wieder“, antworte ich ihm um ihn dann wieder zu küssen. Nachdem wir noch eine Weile geschmust und geknutscht haben, wird es Zeit, wieder auf Station zu gehen, weil ich um viertel vor vier noch zur Physiotherapie soll.

Frank bringt mich noch bis aufs Zimmer, wo ich mir ein Handtuch hole .Torsten schaut uns an und grinst: „Wenn ich eure dicken Lippen betrachte, dann nehm ich an, das ihr euch beinah auf gefressen habt. Muss Liebe schön sein.“ „Nur kein Neid, Kleiner“, sag ich, „wenn du groß bist, findest du bestimmt auch einen, der dich küsst, auch wenn ich mir das im Moment nur schwer vorstellen kann“.

„Sagt wer? Unser Sex und Loveexperte und Jungfrau vom Dienst Ole Jensen“, kontert er frech und unverschämt grinsend. Frank zieht mich zur Tür, aber ich kann es mir nicht verkneifen, Torsten noch einen Stinkefinger zu zeigen. „Der ist nicht auf den Mund gefallen“, meint Frank und grinst dabei. Er bringt mich noch runter in den Keller, wo die Therapie stattfindet und verabschiedet sich dann.

„Ich rufe dich später an, mein Kleiner“, sagt er und küsst mich noch einmal, dann macht er sich auf den Weg nach Hause. Morgen zur Frühschicht ist er wieder da und ich freu mich schon darauf, von ihm geweckt zu werden. Nach der Physiotherapie gehe ich zurück auf Station. Ob heute noch jemand zu Besuch kommt?

Torsten ignorier ich zunächst mal, ich will mal sehen, wie lang er meine Nichtbeachtung erträgt, der Kleine. Bald gibt’s es Abendbrot und heute Abend kommt auch mal ein vernünftiger Film im Fernsehen. Morgen, am Freitag, kommt Mutsch mal wieder mit Kuchen, auf den freu ich mich echt schon riesig.

Torsten

Gerade ist Ole wieder gekommen. Er ignoriert mich offensichtlich ganz bewusst, aber das habe ich doch mal sofort geschnallt, was er da macht. Na ja, das mit der Jungfrau, das war ja auch ein bisschen heftig, aber wer austeilt, muss auch einstecken können und das Gel auf meinem Arsch, das habe ich auch noch nicht vergessen, obwohl das ja eigentlich sehr lustig geendet hat.

Am Sonntag kriege ich jetzt endlich auch mal Besuch und sogar mein Papa will mitkommen. Hoffentlich macht der hier nicht den Proll und blamiert mich bis auf die Knochen. Ich will vor Ole eigentlich nicht blöd da stehen. Irgendwie ist es mir wichtig, dass er nicht schlecht von mir denkt. Ich weiß zwar nicht warum das so ist, aber es ist halt so.

Ich möchte, dass er mich akzeptiert und für voll nimmt und mich nicht für einen kleinen Assi hält, der ich ja auch eigentlich gar nicht bin. Zwar hat die Art meines Vaters auf mich abgefärbt, aber seit ich hier mit Ole auf einem Zimmer liege, ist mir bewusst, dass ich nicht in allen Dingen so sein will, wie mein Papa ist.

Jerome

Mathe hat mich jetzt ein bisschen gestresst und so werde ich noch zum Schwimmen in den Keller fahren. Ich muss Martin mal an piepsen und fragen, ob Max und Moritz wieder trocken und brauchbar sind, dann könnte ich auf den Rolli verzichten, obwohl das ja eigentlich auch egal ist. Das kann ich auch nach dem Schwimmen noch machen.

Ich ziehe mich auf dem Bett aus, nach dem ich mir eine Schwimmshorts und einen Bademantel geholt habe und fahre dann nach unten. Handtücher und Duschgel sind immer unten ausreichend vorhanden, so dass ich da nichts mit runter nehmen muss. Unten haben wir eine Vorrichtung installiert, an der ich mich aus dem Rolli direkt in das Becken runterlassen kann, nach dem ich vorher duschen war.

Im Wasser fühl ich mich wohl, das war auch schon vor dem Unfall so und danach ist das Wasser ein Ort, wo der Verlust meiner Gliedmaßen am wenigsten stört oder auf fällt. Unser Bad und alles drum rum im Keller ist schon Klasse. Da kann man echt relaxen und auch was für die Fitness tun.

Ich hoffe, dass ich die Geräte auch mit Max und Moritz und deren potentiellen Nachfolgern tun kann. Ich bin zwar ziemlich schlank, aber die Muskulatur ist durchaus sichtbar und steht mir auch ganz gut, würde ich mal sagen. Also ich bin effektiv kein schmaler Twink, aber auch kein athletischer Muskelprotz, eher so in der Mitte dazwischen und ich bin, vom Fehlen der unteren Extremitäten eigentlich ganz zufrieden mit mir und mein Schwanz und das drum herum ist auch ok. Also, ich muss mich nicht verstecken.

Nachdem ich die Dusche ausgiebig genossen habe, lass ich mich ohne die Schwimmshorts einfach nackt ins dreißig Grad warme Wasser gleiten. Das Wasser wird mit Erdwärme auf Temperatur gebracht, mit Hilfe einer Wärmepumpe aufbereitet, die wiederum hauptsächlich mit Sonnenenergie gespeist wird. Papa ist da schon zukunftsorientiert und auch sehr umweltfreundlich eingestellt.

Ruhig schwimme ich meine Bahnen, fünfzehn Meter hin, Wende, fünfzehn Meter zurück. Das wird mir auch so schnell nicht langweilig, weil ich dabei immer an Sergej denke. Da ich, wie schon erwähnt keine Badehose trage, warum auch, ist doch eh keiner hier, könnt ich jetzt glatt als Segelboot durchgehen, bei dem harten Kiel, der da nach unten absteht.

Man, wie kann ich nur immer so spitz sein, wenn ich an Sergej denke. Das muss ich aber unbedingt ein bisschen besser steuern, ich kann doch nicht in seiner Gegenwart immer mit einer Beule rumlaufen.

Als ich nach dem Schwimmen wieder hoch komme in meine Wohnung, ist es Siebzehn Uhr und fünfzehn. Da mach ich mich am besten mal fertig für das Abendbrot, das gibt es zwar erst um achtzehn Uhr dreißig, aber nochmal umziehen, das will ich auch nicht. Ich piepe mal Martin an und fünf Minuten später ist der da und hat Max und Moritz dabei. Jetzt wo er da ist, kann er mir auch gerade beim eincremen und anziehen der beiden helfen.

Als wir fertig sind, gehe ich mit ihm zusammen nach unten. Er will auch noch mit Papa sprechen, wegen einer Wechselgarnitur Prothesen. Allerdings will er da wohl eher zwei paar von den neuen Modellen, die erst in drei Wochen verfügbar sein sollen. Vielleicht kann Papa mit seinen bundesweiten Beziehungen das ja beschleunigen.

Unten leiste ich meiner Mutter und meiner Schwester ein bisschen Gesellschaft. Die sitzen im Wohnzimmer und lesen Zeitung. Wir haben so einen Lesezirkel abonniert und haben da so etwa ein Dutzend verschiedene Zeitschriften jede Woche zum lesen. Da ist für alle was dabei, sogar für Oma und Frieda, die „Bunte“ und so was. Plötzlich und unerwartet klingelt mein Handy und im Display erscheint die Nummer von Sergej.

Sergej

Meine Schicht im Hilton zieht sich wie Gummi, es ist wenig Betrieb im Restaurant und in der Bar, das ist halt immer am Nachmittag so. Was Jerome jetzt wohl macht? Der lässt es sich bestimmt gerade gut gehen, arbeiten wie ich muss der ja wohl nicht. Und den Euro zweimal vor dem Ausgeben umdrehen, das kennt er auch mit Sicherheit nicht.

Aber ich will jetzt hier nicht neidisch werden, auch wenn manchmal solche Gedanken aufkommen. Auf der anderen Seite ist er ja genau wie ich in das Leben hinein geboren worden, ohne gefragt zu werden, ob das denn so recht ist, mit dem, was man angetroffen hat.

Gott sei Dank ist er nicht eingebildet sondern eher zurückhaltend und er geht so selbstverständlich mit seinem Leben und seinem Schicksal um, dass es mich schon wundert, dass ihm der Verlust seiner Füße offensichtlich so wenig ausmacht. Allerdings hat er am Anfang, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, viel trauriger ausgesehen. Vielleicht geht es ihm ja auch besser, weil er mich kennengelernt hat, das könnte ja sein.

Jetzt ist er immer total gut drauf, wenn wir uns sehen und dann gefällt er mir ganz besonders gut. Hoffentlich schraubt er seine Erwartungen nicht zu hoch, ich weiß ja noch gar nicht, ob ich ihm das geben kann, was er sucht. Diese Gedanken lassen mich wieder zu mir selbst zurück finden. Bin ich jetzt eigentlich schwul, weil ich so viel für ihn empfinde oder will ich einfach nur Freundschaft, ohne Sex und Liebe oder doch Liebe und dann auch Sex?

Ich bin mir immer noch nicht sicher und der Gedanke, schwul zu sein, beunruhigt mich doch schon irgendwo. Was wird meine Familie dazu sagen? Ich, ihr geliebter Sergej eine Schwuchtel, der auf Männer steht und somit auf Lutschen und Arschficken? Ich weiß nicht, ob das das ist, was ich will? Was will ich überhaupt? Was macht der Junge aus mir?

Wenn ich aber dann intensiv an Jerome denke, dann ist das plötzlich anders. Dann will ich mehr als nur Freundschaft, dann will ihn gerne nackt sehen und ihn überall streicheln, überall küssen ja, sogar sein Ding zu blasen kann ich mir vorstellen bei ihm. Also habe ich auf jeden Fall bei ihm eine schwule Ader, denn andere Männer haben mich noch nie gereizt und interessiert, oder doch?

Ich überlege krampfhaft, ob ich schon mal einem Mann oder Jungen hinter her geschaut habe, aber mir will nichts einfallen. Ich muss das alles erst mal auf mich einwirken lassen, vielleicht wird es ja nach diesem Wochenende besser, wenn wir uns den wirklich mal besser kennen.

Da fällt mir ein, wie ist denn das mit seiner, mit Jeromes Familie, wissen die denn schon, das er schwul ist? Dann meinen die ja auch, wenn ich dort übernachte, dass ich auch schwul bin. Aber bin ich denn schwul? Diese Unsicherheit ist total Schieße, aber ich kann wohl im Moment nichts machen außer mal für mich klären, ob ich denn überhaupt schwul sein will.

Meine Überlegungen werden von meinem Vorgesetzten unterbrochen. „Sergej, kümmer dich mal um den Barbestand, da muss einiges auf gefüllt werden und Eis ist auch nicht genug vorhanden. Wenn du dann schon mal in der Küche bist, kannst du auch noch ein Dutzend Zitronen in dünne Scheiben schneiden, nimm den Behälter dafür gleich mit“, schickt er mich los.

Zuerst mal schauen, was in der Bar alles fehlt, dann erst das Eis und die Zitronen. Es braucht fast eine Stunde, bis die Bar wieder voll ausgestattet ist und nun geht’s in die Küche. Beim Küchenchef muss man sich immer zuerst anmelden und sagen, was man will. Wer das nicht tut, der fliegt achtkantig wieder raus, da ist der ganz konsequent.

„Hallo, Herr Meinle, ich soll Eis holen und ein duzend Zitronen schneiden für die Bar“, melde ich mich bei ihm an. „Schön, Sergej, du weißt ja, wo die Sachen sind, also tu dir keinen Zwang an und leg los“, sagt er und klapst mir leicht auf die Schulter. Ich komm ganz gut mit ihm aus und manche Leckerei hat er mir, warum auch immer, schon zu gesteckt.

Er ist so um die Vierzig und sieht ganz gut aus und da er keinen Ring trägt könnte er ja auch schwul sein, geht es mir durch den Kopf. Man, man, wieso denk ich denn auf einmal immer über das Schwul sein nach, jetzt auch schon bei anderen.

Jerome hat mich total verwirrt, aus dem Konzept gebracht und dafür gesorgt, dass ich jetzt auch noch andere Männer mit anderen Augen betrachte, als das vorher der Fall war. Hoffentlich geht das gut, ich möchte niemandem zu nahe treten mit meinen Betrachtungen und Vermutungen über ihre sexuelle Orientierung. Jedenfalls habe ich Herr Meinle früher nie so genau betrachtet, wie das heute der Fall ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen Köchen ist er nicht dick und mit circa einmeterneunzig auch ein paar Zentimeter größer als ich oder Jerome. Und, was mir früher nie eingefallen wäre, ich hab ihm auf den Arsch geguckt und fand den echt schön rund und knuffig.

Oh Mann, was geht denn in meinem Kopf ab heute. So langsam glaube ich, dass ich doch schwul sein könnte, wie anders sind denn solche Gedanken zu erklären? So abgelenkt ist Zitronenschneiden keine ungefährliche Beschäftigung und prompt passiert, was nicht passieren soll.

Ich rutsche ab und schneide mich mit Schwung zwischen dem ersten und zweiten Glied des linken Mittelfingers tief ins Fleisch bis auf den Knochen. Hier gibt es nur flammscharfe Messer und mit einem Schrei, fällt mir dieses jetzt aus der Hand. Weit klafft die Haut auseinander und es fängt sofort stark an zu bluten. Das hat mir gerade noch gefehlt.

Her Meinle eilt herbei und nimmt meine linken Arm, um sich die Wunde anzusehen. Kein Vorwurf und kein Gemecker kommt über seine Lippen. Er schiebt die Zitronen auf die Seite, legt meine Hand auf die Edelstahlplatte und sagt: „Bleib ruhig hier stehen, ich hol den Verbandskasten“. Dieser hängt keine acht Meter weiter an der Wand und so ist er gleich zurück.

Mittlerweile fängt es an zu schmerzen und die Zitronensäure, die am Messer war, erhöht den Schmerz zusätzlich. Schnell und sicher hat Herr Meinle eine Kompresse und eine Binde aus dem Kasten genommen und macht mir gekonnt einen Druckverband. „So“, sagt er, nachdem er fertig ist, „das muss auf jeden Fall genäht werden, so wie du da rein geschnitten hast“.

Er geht zum Haustelefon und ruft einen Mitarbeiter aus dem Service, der mich mit dem Auto zum Krankenhaus bringen soll. Dann informiert er meinen Vorgesetzten in der Bar und sagt dem, das ich wohl für ein paar Tage ausfalle, weil ich mich tief in die Hand geschnitten habe.

„Sergej, an was oder wen du auch immer gedacht hast beim Zitronenschneiden, es hat dich wohl zu sehr abgelenkt. Da ich das bisher nicht von dir kenne, muss es schon etwas sehr wesentliches sein, das dich abgelenkt hat. In Anbetracht deines Alters und wenn nichts Schlimmes in deinem Umfeld passiert ist, würde ich sagen, du bist verliebt“, kommt es jetzt mit einem leichten Grinsen von Herrn Meinle.

„Als ich mich das letzte Mal geschnitten habe, war ich auch im Zustand totaler Verliebtheit, also ist mir das alles nicht so fremd. Das ist zwar schon einige Jahre her, aber ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Wenn es also bei dir dieselben Ursachen hat, befindest du dich in guter Gesellschaft und ich hoffe, dass es sich so entwickelt, das du immer mit guten Gedanken an den Schnitt zurück denkst“, ergänzt er sein Statement und grinst dabei.

Er angerufene Fahrer kommt und nach einem „Danke „ an Herrn Meinle folge ich dem Fahrer zu m Auto, das vor dem Küchenausgang hält. „Ich muss noch schnell meine Sachen holen, ich brauch doch bestimmt meine Versicherungskarte“, sag ich zu dem Fahrer und gehe schnell in den Umkleideraum für Personal.

Schnell habe ich meine Sachen und meinen Rucksack gepackt und verabschiede mich kurz bei meinem Chef. Der wünscht mir gute Besserung und er ist auch nicht irgendwie sauer. Das ist sowieso mein erster Krankenschein, in den nun fast Drei Jahren, die ich hier arbeite. Die anderen Auszubildenden waren da nicht so zuverlässig und haben mehr Krankentage gehabt in der Zeit.

Die Hand zittert ein bisschen und es schmerzt jetzt schon ganz schön, als ich im Auto sitze. Es dauert nicht lang, dann haben wir die Klinik erreicht und ich bedanke mich bei dem Fahrer fürs bringen und er fährt dann auch ins Hotel zurück. In der Ambulanz ist es relativ ruhig und so komme ich nach etwa 15 Minuten an die Reihe.

Ein Chirurg schaut sich nach entfernen des Verbandes und nach dem obligatorischen Röntgen den Finger an und lässt mich den Finger bewegen. „Die Sehne ist nicht verletzt, es ist also nur eine Fleischwunde, die wir jetzt mit 3 Stichen nähen werden. Der Finger wird dann geschient und verbunden und sie können etwa acht Tage nicht arbeiten“, erklärt er sein Vorhaben.

Zunächst wird an drei Stellen im Bereich hinter dem letzten Fingerglied ein Betäubungsmittel gespritzt und nach ein paar Minuten ist die Hand ganz taub und ich habe keine Schmerzen mehr. Nun näht der Arzt die Wunde, nachdem er vorher alles gesäubert und desinfiziert hat. Das geht relativ zügig von statten und nach 20 Minuten ist der Finger geschient und sauber verbunden.

„So, fertig“, sagt der Doktor, „bei starken Schmerzen heute Nacht können sie ein oder zwei Ibuprofen oder Aspirin holen. Morgen dürfte das dann schon ohne gehen. Zum Duschen bitt eine Folie oder Tüte umwickeln, das der Verband nicht durch weicht. Holen sie sich dann in 7 Tagen bei ihrem Hausarzt einen Termin zum Fäden ziehen oder kommen sie hier in die Ambulanz. Gute Besserung und tschüss“.

Jetzt sitze ich im Vorraum der Ambulanz und überlege, wie ich nach Bremerhaven komme und ich komme gerade in Versuchung, Jerome anzurufen und ihm von meinem Unfall zu erzählen. Vielleicht kommt er mich ja dann mit Martin abholen, das wäre mir jetzt irgendwie gerade am liebsten. Ein paar Minuten kämpfe ich noch mit meinem Gewissen, wer weiß, was er gerade macht und ob er überhaupt Zeit hat für mich.

Es ist jetzt fast siebzehn Uhr dreißig, und mein Entschluss steht fest, jetzt rufe ich Jerome an. Es klingelt gerade zweimal durch, da ist er schon dran. „Hi, Sergej, hast du Langeweile oder Sehnsucht?“ fragt er und seine Stimme klingt nicht sauer oder so, nein eher das Gegenteil, ich glaube, er freut sich.

„Hallo, Jerome, ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich einen Arbeitsunfall hatte“, sag ich und bevor ich weiterreden kann, unterbricht er mich. „Was ist passiert, bist du verletzt, geht’s dir gut, Mann, rede doch“, kommt es aufgeregt aus dem Lautsprecher.

„Du lässt mich ja nicht zu Wort kommen“, sag ich, „also hör zu. Ich habe mir beim Zitronenschneiden in den Finger geschnitten und musste genäht werden. Jetzt habe ich einen Krankenschein und sitze in der Klinik in Bremen vor der Ambulanz und muss sehen, wie ich nach Bremerhaven komme.“

„Du bleibst bitte da sitzen, kauf dir eine Zeitung oder was. Martin und ich, wir holen dich ab, so schnell es geht und dann kommst du eben heute schon zu uns. Wir können ja noch bei dir vorbei fahren und deine Sachen holen für das Wochenende“, sprudelt es mir entgegen, „und keine Widerrede, du bist verletzt und ich möchte, das du hier bist“.

Obwohl es ja eigentlich mehr ist, als ich eigentlich wollte, ich hatte ja nur ans Abholen gedacht, willige ich sofort ein und freu mich auch darauf. „Ich warte auf euch und ich freu mich“, sage ich, „bis nachher und fahrt vorsichtig, es kommt auf ein paar Minuten mehr nicht an“. Dann leg ich auf und stelle fest, dass es in meinem Bauch anfängt, zu kribbeln.

Ole

Nach dem Abendbrot habe ich Torsten mal die Fernbedienung entwendet. Heute wird mal geguckt, was ich will. Ich weiß zwar noch nicht was kommt, aber donnerstags kommen ja meist ein paar Filme, so dass wir bestimmt was halbwegs Vernünftiges gucken können. Torsten hat sich auch nicht beschwert und ist offensichtlich froh, dass ich wieder mit im rede.

Um viertel nach sechs klingelt das Telefon, Frank ist dran und ich freu mich, dass er anruft. Er erzählt, dass Paul ihm einen Brief geschrieben hat und dass er Frank zurück will, weil er ja nur ihn liebt. Frank will aber nicht mehr, was wohl auch mit daran liegt, das er ja jetzt was mit mir angefangen hat und auch, weil Paul ihn betrogen und tief verletzt hat.

Pauls Eltern haben sich ebenfalls telefonisch bei ihm gemeldet und gebeten, dass er Paul noch eine Chance gibt, aber das hat er auch denen gegenüber ausgeschlossen. Aber noch etwas ist per Post gekommen, die Zuweisung eines Studienplatzes in München zum nächsten Semesterbeginn. Das bedeutet, falls er die Zuweisung wahr nimmt, dass er Mitte August spätestens nach München geht.

Der Gedanke daran, dass er dann so weit weg ist, der trifft mich hart und ich kann kaum noch zu hören, was er sagt. „Frank“, sage ich, „ das muss ich jetzt erst mal verdauen, das mit München. Vielleicht können wir morgen weiter reden.“ „Ole, es gibt bestimmt eine Lösung, mach dich jetzt ml nicht gleich verrückt. Noch bin ich ja nicht weg und vielleicht geh ich gar nicht nach München“, versucht er mich zu beruhigen.

„Ich kann jetzt einfach nicht weiterreden, Frank, ich muss das erst mal verdauen. Bis morgen früh“, sag ich und unterbreche das Gespräch. Torsten hat mich die ganze Zeit wohl beobachtet und fragt leise: „Kann ich dir irgendwie helfen Ole, du siehst furchtbar traurig aus?“ „Lass mal, Kleiner, das ist lieb gemeint von dir, aber das muss ich schon mit mir selber regeln“, sag ich, geb ihm die Fernbedienung und stehe dann auf.

Ich nehme meine Trainingsjacke und zieh sie an. „Ich muss mal ein bisschen allein sein, Torsten“, sag ich und verlass das Zimmer. Ich fahre runter und laufe in den Park, laufe auf die Bank, auf der wir heute Nachmittag noch gesessen sind. Dort setze ich mich, hin, allein in der Dämmerung, allein mit meinen Gedanken.

Eine Fernbeziehung will ich nicht, das heißt, wenn er nach München geht, dann kann ich nicht mit ihm zusammen sein. Ich will mich nicht verzehren nach einem Freund, der in München lebt und den ich alle sechs oder acht Wochen mal für Sechsundreißig Stunden sehen und lieben darf. Und das mindestens 4 Jahre lang, nein, das geht nicht. Und außerdem, in München ist Paul und auch wenn da jetzt nix ist, was wird denn, wenn sie an dieselbe Uni gehen, sich täglich sehen, Paul seine Chance wittert?

Ich weiß nicht genau, wie lang ich da gesessen bin aber irgendwann habe ich mich aufgerappelt und bin wieder hoch ins Zimmer. Torsten ist beim Fernsehen und schaut kurz zu mir rüber. Ich lege mich ins Bett, nachdem ich mich für die Nacht vorbereitet habe.

Vor ein paar Stunden habe ich mich noch darauf gefreut, von Frank geweckt zu werden, jetzt weiß ich nicht, ob ich mich noch darauf freuen kann. Ich weiß überhaupt nicht, was ich im Moment denken soll. Am liebsten wäre ich jetzt bei Mutsch, mit ihr könnte ich reden, aber ich liege ja hier in dieser Scheißklinik, allein mit meinen Gedanken.

Jerome

Als Sergej aufgelegt hat, ist es still im Zimmer und alle gucken mich fragend an. „Sergej hatte einen Arbeitsunfall und musste an der Hand genäht werden. Spricht irgendwas dagegen, das er heute schon zu uns kommt und bei mir schläft. Ich meine, auf den einen Tag kommt es ja nicht an und er ist verletzt und hat niemanden hier, der sich um ihn kümmert“, sage ich zu Mama.

Mama lächelt mich an. „Nimm Martin und hole Sergej ab und bring ihn hier her. Es ist in Ordnung, Jerome“. Ich weiß Martin in Vaters Büro und mach mich auf den Weg dorthin. Nach Vaters „Herein“ betrete ich das Büro und grüße meinen Papa und nehm ihn kurz in den Arm.

„Was gibt es denn Jerome?“ fragt er und ich erzähle schnell, was vorgefallen ist und was Mama dazu gesagt hat. „Na dann los Martin, dann bringt mal den Freund meines Sohnes heil von Bremen hierher“, sagt er zu Martin und ich sage im Rauslaufen noch: „Danke, Papa, ihr seid toll, Mama und du“. „Wir warten mit dem Abendbrot, bis ihr zurück seid und sage Sergej, dass die ganze Familie auf ihn wartet“, ruft mir Papa nach. Das kann ja Heiter werden.

Martin sitzt schon im Wagen und der Acht flüstert vor sich hin, bereit für eine schnelle Fahrt nach Bremen. Vierhundertzwanzig Pferde warten darauf, los gelassen zu werden. Nachdem ich angeschnallt bin, fährt Martin los. Nach ein paar Minuten sind wir auf der Autobahn 27 in Richtung Bremen unterwegs. Es ist Feierabendverkehr und es geht nicht so schnell voran, wie ich gehofft habe.

Martin fährt immer eher auf Sicherheit als auf Tempo und wie Sergej schon sagte, kommt es ja auf 10 Minuten wohl nicht an. So dauert es doch fast 30 Minuten, bis wir die Autobahn verlassen und in die Stadt Richtung Klinik fahren. Als wir auf dem Besucherparkplatz halten, bin ich so schnell es geht aus dem Auto in Richtung Ambulanz auf dem Weg. Martin folgt mir, allerdings wesentlich gemächlicher.

Als ich durch die Türe bin, sehe ich ihn da sitzen. Er hat tatsächlich eine Zeitung in der Hand, aus der er jetzt aufblickt, in meine Richtung. Sein Gesicht beginnt zu strahlen und er steht auf. Dann bin ich bei ihm und nehme ihn einfach vorsichtig in den Arm und freue mich, dass er mir entgegen kommt. Ich schau ihm in die Augen und mein Mund bewegt sich langsam auf seinen zu.

Er kommt mir entgegen und dann treffen sich unsere Lippen zu einem ersten, eher zaghaften Kuss. Sich lösen, in die Augen schauen und wieder, aber diesmal fester und intensiver zu küssen, das läuft wie automatisch ab und wird erst durch Martins dezentes Räuspern unterbrochen. Wir werden beide ein wenig rot, aber das ist mir hier vor Martin gerade so was von egal.

„Hey, was machst du denn für Sachen, deine Finger sind doch nicht zum Abschneiden da, die werden doch noch anderweitig gebraucht“, sag ich zu ihm, nach dem ich meine Umarmung beendet habe. Ich nehme die Verletzte Hand vorsichtig in meine und schau mir den Verband an. „Hast du Schmerzen?“, will ich wissen.

„Nein, im Moment nicht, die Spritzen wirken wohl noch, aber es werden wohl im Laufe des Abends und in der Nacht wohl noch Schmerzen kommen“, antwortet er, „lass uns gehen, ich muss noch kurz nach Hause, meine Sachen holen. Gut das ich das meiste schon gepackt habe. Es wird nicht lange dauern.“ Ich nehme seine gesunde Hand und zieh ihn hinter mir her, Martin geht neben uns.

„Ich habe noch ein gutes Schmerzmittel aus der Zeit der Reha, davon bekommst du ein paar Tropfen, wenn es anfängt weh zu tun. Du wirst sehen, die sind dann gleich weg, die Schmerzen“, sag ich und drücke seine Hand. Es fühlt sich alles so gut und richtig an, das hier mit Sergej. „Du, ich muss dir was sagen, Sergej. Wenn wir jetzt zu mir kommen, warten alle auf uns mit dem Abendbrot, “ sage ich.

„Oh, wie das, und wer sind denn Alle?“, fragt er. „Also, wie essen des Öfteren Abends mit der Familie zusammen und das ist auch für heute geplant. Dein Anruf erfolgte, al ich bereits unten war und meine Mutter und meine Schwester Natascha haben das dann auch mit bekommen, das etwas passiert ist.“ „Heißt das, das jetzt alle warten und erst essen, wenn wir dort sind?“, will er wissen.

„Genau das heißt es“, sag ich, „ und Alle, das sind Papa, Mama, Natascha, Oma und deren Schwester, Tante Frieda, ja und heute auch Kai und Martin, aber die kennst du ja schon und nicht zu vergessen, Jerome, der ist auch dabei und der freut sich am meisten, das du heute Abend neben ihm sitzen darfst und der dich auch gerne beim Essen unterstützt, so mit füttern und so“. Ich grinse in an.

Wir haben den Wagen erreicht und ich setze mich mit Sergej nach hinten und zwar rechts von ihm, damit ich nicht an die verletzte Hand komme. Ich rutsch gleich dicht an ihn ran und greif nach seiner gesunden Hand. Mein Daumen streichelt seinen Handrücken. „Ich freu mich, das du jetzt mitkommst, wenn du willst, geh ich noch mit hoch zu dir und nehme deine Tasche, und außerdem sehe ich dann mal, wo der Mann, den ich so mag, wohnt“, sag ich ihm ins Ohr.

Er dreht den Kopf zu mir und schaut mir tief in die Augen. Seine sind dunkel und die Pupillen sind ganz groß. Wie unter Zwang bewege ich meinen Mund auf seinen zu und sehr zu meiner Freude kommt er mir entgegen. Zärtlich legt er seine Lippen auf meine und ich erhöhe ein bisschen den Druck. Vorsichtig streicht meine Zunge über seine Lippen, darauf wartend, dass er seine öffnet. Als das geschieht, schieb ich meine Zunge langsam in seinen Mund.

Das ist für uns beide eine ganz neue Erfahrung, Neuland und zuerst ist das nur ein vorsichtiges Erkunden, ich bei ihm und einen Moment später auch er bei mir. Mir gefällt das gut und es erregt mich auch etwas, Grund genug, es intensiver werden zu lassen. Auch Sergej wird mutiger und fester stupsen die Zungen an einander, fangen an, miteinander zu spielen.

Wollen sich im Mund des anderen behaupten, dominieren, um sich dann doch wieder auf eigenes Terrain zurück zu ziehen und das Feld dem anderen zu überlassen. Wir genießen das, durch die Nase atmend eine Zeit lang. Meine Hand hat längst seinen Nacken erobert und krault dort, ihn gleichzeitig festhaltend ihn unserem innigen Kuss. Oh Mann das ist so gut, so geil, das soll nie aufhören. Die Zeit fliegt förmlich an uns vorbei und wir lassen erst von einander ab, als Martin vor dem Haus hält, in dem Sergej wohnt.

Unsere Lippen sind rot und ein wenig dicker als sonst und wir beide schauen gerade richtig glücklich aus der Wäsche. „Darf ich euch daran erinnern, das wir erwartet werden, ihr solltet also mal in Gang kommen und Sergejs Sachen holen“, erinnert Martin uns an den Zweck unseres Besuchs in diesem Stadtteil von Bremerhaven.

Wir steigen aus und gehen auf das Haus zu, Sergej sperrt die Haustür auf und wir steigen über die Treppen in den vierten Stock, wo Sergej mit zwei Studenten eine WG hat. Als wir den Flur betreten, berennt licht in Küche und Wohnzimmer und Stimmen sind zu hören. „Sergej, bist du schon da, das ist aber früh“, hören wir eine Stimme und dann erscheint der dazu gehörige Mensch auch schon im Flur.

Sergejs Verband springt vor seiner dunklen Kleidung natürlich sofort ins Auge. Der junge Mann kommt näher, mustert mich kurz und fragt dann: „Was ist passiert, Sergej?“ „Ich habe mich auf der Arbeit geschnitten und war zum Nähen im Krankenhaus. Das ist Jerome Remmers, mein Freund. Eigentlich hatte ich ja vor, wegen der Arbeit erst morgen zu ihm zu gehen, aber jetzt holen wir meine Tasche und ich fahre heute schon mit zu ihm“, gibt Sergej Auskunft.

„Hallo, ich bin Jerome“, sage ich zu dem jungen Mann, der sich jetzt als Achim Lindner vorstellt und mir ebenfalls die Hand zum Gruß hin hält. „Wollt ihr noch auf einen Kaffee mit in die Küche kommen“, fragt er. „Martin, mein Chauffeur wartet unten im Wagen auf uns und zu Hause wartet die ganze Familie auf unsere Rückkehr. Ein anderes Mal gerne“, sag ich.

„Du hast echt einen eigenen Fahrer?“, fragt Achim erstaunt. „Ja, sag ich, aber ich kann nichts dafür, der war schon da als ich auf die Welt kam und dann hab ich ihn einfach behalten“, grinse ich und stupse dann Sergej an, „komm, die warten zu Hause, ein andermal haben wir mehr Zeit“.

Er geht voraus in sein Zimmer und ich folge ihm, noch einen Blick in die Küche werfend. Dort sitzt noch ein etwas kräftigerer junger Mann am Tisch, den ich kurz mit „Guten Abend begrüße, bevor ich Sergej folge.

„Wow, das Zimmer ist toll und total super aufgeräumt“, sag ich und schließ die Türe hinter mir. Bunte Bettwäsche, eine rote Wand und ein paar schöne Landschaftsfotos, extra groß lassen das Zimmer originell und doch gemütlich erscheinen. Ein Schreitisch mit Stuhl ein Sessel und ein mittlerer Fernseher sowie ein zweitüriger Kleiderschrank sind das Mobiliar.

Unter dem Schreibtisch steht ein Rechner und oben auf dem Schreibtisch der dazu gehörige Monitor. Zwei offene Regale hängen an der Wand und sind mit Büchern und einigen Familienfotos bestückt. Auf der Fensterbank stehen 3 Kakteen in bunten Übertöpfen und bilden einen Kontrast zu den sattgelben Stores, die rechts und links vom Fenster bis fast auf den Boden gehen. Scheibengardinen machen das ganze komplett.

Sergej hat eine Reisetasche aufs Bett gestellt und räumt noch ein paar Sachen rein. „Ich muss noch ins Bad, meinen Rasierapparat und meine Zahnbürste holen, dann können wir schon wieder los“, sagt er und verlässt kurz das Zimmer. Ich schaue mir in der Zeit die Fotos an und stelle fest, dass Sergej seinem Vater sehr ähnlich sieht. Die anderen Geschwister auf den Bildern gleichen überwiegend eher der Mutter.

Sergej kommt zurück und räumt die letzten Sachen in die Tasche. „So, wir können, auf in die Höhle des Löwen“, sagt er. Ich nehme ihn kurz in den Arm. „Es tut dir keiner was, sie sind alle sehr nett und du wirst sie mögen, mein Schatz“, sage ich und erst als ich es gesagt habe, wird es mir bewusst. „Wie hast du mich genannt, Jerome, sag es bitte noch einmal“, sagt er und schaut mir in die Augen.

„Es ist mir einfach so raus gerutscht, Sergej“, sag ich leise. „Ich will hören, was du gerade zu mir gesagt hast“, beharrt er auf seiner Forderung. „Mein Schatz, habe ich zu dir gesagt, oder besser mein Herz hat das gesagt“, sage ich und wage nicht, ihn anzusehen. Seine Hand legt sich in meinen Nacken und er zieht mich dicht an sich heran.

Ich hebe meinen Blick und versinke in seinen dunklen, fast schwarzen Augen und er sagt leise zu mir: „Ich wäre gerne dein Schatz, mein Kleiner, ich weiß nicht wieso, aber du hast mich total verzaubert, du hast mich schwul gemacht und verrückt, verrückt nach dir. Ich bin verliebt in dich und weiß noch nicht, wie ich richtig damit umgehen soll“.

„Vielleicht küsst mich mein Schatz einfach noch einmal und dann müssen wir aber gehen. Ich will mit dir am ersten Abend in unserem Haus nicht schon in Ungnade fallen, weil meine Familie während des Wartens vor Hunger gestorben ist“. Wir küssen uns, und unsere Zungen spielen miteinander, als plötzlich die Tür auf geht und Achim steht in der Tür.

Wir beenden abrupt den Kuss, obwohl es ja jetzt nichts mehr zu verbergen gibt. „Anklopfen wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen“, sag ich ein bisschen sauer und auch Sergej kann sich ein „Mensch, Achim, was soll das?“, nicht verkneifen,

„Sorry“, kommt es von Achim, „ich wollte euch nicht stören, Sergej. Es tut mir leid und ich werde es auch nicht weiter erzählen, dass du jetzt auf Männer stehst. Ich habe da kein Problem damit. Solange hier nicht jede Nacht ein anderer ein und aus geht, ist mir das egal.“

„Erstens ist Jerome der erste Mann, in den ich mich verliebt habe und wenn es nach mir geht, auch der Einzige. Ich habe nicht vor, die Klischees, die man Schwulen gegenüber hat, in irgendeiner Form zu erfüllen“, sagt Sergej nicht gerade freundlich. „Wir müssen jetzt los, Martin ist bestimmt schon ganz ungeduldig“, sag ich und nehme die Tasche.

Sergej schiebt Achim hinaus und schließt dann hinter mir das Zimmer zu. „Ich komme frühestens am Sonntag zurück, was von mir noch im Kühlschrank ist, könnt ihr mit verbrauchen. Falls jemand anruft für mich, sie sollen auf dem Handy probieren. Schönes Wochenende“ sagt er den Beiden in der Küche und auch ich sage den Beiden Tschüss.

Martin sagt, dass Papa angefragt hat, ob alles in Ordnung sei und er hat gesagt, dass wir bald da sind. Wir sind da, Martin hält und wir steigen aus. „Ich bringe die Tasche nach oben“, sagt Martin, „geht ruhig schon mal rein. Bis die Begrüßung zu Ende ist, bin ich wieder da.“

Papa hat dann gemeint, wenn wir noch länger bräuchten, hätten Oma und Frieda einen Schwips, sie wären schon beim zweiten Glas Wein. Ich muss lachen und kläre Sergej auf die Oma und Frida gerne mal einen trinken, aber besaufen werden sie sich nicht.

Martin ist gleich losgefahren und Sergej und ich halten uns an der Hand. Er scheint jetzt doch etwas nervös zu sein. „Wenn wir reingehen“, sage ich zu ihm, „möchte ich deine Hand halten, damit du das Gefühl hast, du bist nicht allein, aber nur, wenn es dir recht ist.“ „Bei Deiner Familie ist es mir recht, bei meiner würde ich mich das jetzt noch nicht trauen“, antwortet er und haucht mir einen Kuss auf die Wange, „ich fühle mich bestimmt sicherer an deiner Hand.“

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2 Kommentare

    • niffnase auf 19. November 2012 bei 20:24
    • Antworten

    Hallo Micha 834
    Nun, ob und wann sich Jerome und Ole treffen, das ist noch offen. Zunächst sind ja beide mal verliebt und wir schaun mal , was daraus wird. Die Entwicklung ist offen^^
    LG Niff und Danke fürs Feedback, das ist ja selten, das einer was da lässt.

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    • Micha 834 auf 18. November 2012 bei 17:34
    • Antworten

    Schön geschrieben wann geht es weiter wann treffen sie auf ole ?

    LG

    Micha834

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