Streit vorprogrammiert – Teil 2

Sport ist Mord oder…

Nach einer mehr oder weniger turbulenten Autofahrt, wobei ich meine kurzen Fingernägel in den Autositz gekrallt hatte, kamen wir endlich am  Ziel an. Meine Hände fühlten sich richtig taub an, nachdem ich sie langsam lösen konnte.

Ich musste wirklich lange nicht mehr hier gewesen sein. Im Studio hatte sich einiges verändern. Eine neue Eingangstür war eingebaut worden, die  viel leichter aufging, als die alte. Außerdem zierten viele grüne Pflanzen den Flur und auch das Personal war neu. Ich blickte in zwei schöne hellgrüne Augen, die mich ausdrucksstark anschauten.

Langsam aber sicher versank ich in ihnen und wusste gar nicht wie mir geschah.

Auf einmal pikste Frank mich in die Seite und zischte leise: ‚Er hat dich jetzt zum dritten Mal nach deiner Karte gefragt.‘

‚Ups‘, brachte ich irgendwie raus, was wohl nicht gerade helle erschien.

‚Meine Karte… ähm… ja…‘, kam noch aus meinem Mund, während ich in meiner Tasche herumkramte.

Unterdessen hörte ich den grünäugigen Schönling sagen: ‚Wenn sie ihre Karte vergessen haben, kann ich ihnen durchaus eine Ersatzkarte geben und sie reichen beim nächsten Mal ihre Karte nach und geben die Ersatzkarte wieder ab.‘

‚Bitte‘, fragte ich, da ich nur die Hälfte verstanden hatte und mein Gegenüber lächelte und wollte gerade neu ansetzen, als Frank seinen Arm auf meine Schulter legte und zu ihm sagte: ‚Wir nehmen die Ersatzkarte!‘

Für einen Moment hätte ich meinen besten Freund würgen wollen, doch die Erklärung kam, als wir mit dem Einchecken fertig und auf dem Weg zu den Umkleidekabinen waren.

‚Der Typ ist nichts für dich. Warum willst du dir schon wieder einen so jungen zulegen? Da hast du nur wieder den gleichen ärger.‘

Vermutlich hatte er recht, so dass ich auch keine Widerrede gab.

Schon in der Umkleidekabine liefen so viele heiße Typen herum, dass ich gar nicht wusste wo ich zuerst hinschauen sollte. Manche zogen sich gerade erst um, andere kamen von den Duschen, nur mit einem Handtuch um den Hüften.

Der eine oder andere Blick verfolgte mich, was mir sehr gefiel und mich merken ließ, dass ich noch begehrenswert war. Oder suchten diese Männer womöglich nur das eine?

Als ich dann an einen Spiegel vorbeikam, war ich mir eher sicher nicht wirklich zum Beuteschema dieser Männer zu gehören. Vermutlich schauten sie mir nur nach, weil sie sich fragten, was so jemand wie ich hier zu suchen hatte.

‚Jetzt zieh nicht so ein Gesicht‘, kam es von Frank, ‚Du wolltest schließlich hierher.‘

‚Ja, ich weiß‘, gab ich geknickt zurück.

‚Wir werden uns jetzt amüsieren! Hast du verstanden!‘, mit diesen Worten verschwand mein bester Freund in einer der Kabinen, um sich umzuziehen. Ich hingegen genierte mich nicht und entkleidete mich an Ort und Stelle. Dabei entging mir nicht, dass ein recht gutaussehender Mann sich direkt neben mir auch auszog.

‚Bist du heute zum ersten Mal hier?‘, flirtete dieser mich an, als er meine Blicke bemerkte, ‚Ich hab dich hier noch nie gesehen.‘

Was dümmeres fiel ihm wohl nicht ein, um mich anzugraben.

Und als hätte er meine Gedanken gelesen, fügte er noch hinzu: ‚Hört sich blöd an, oder? Das sollte jetzt keine Anmache sein, sondern nur eine Feststellung.‘

‚So?‘, fragte ich skeptisch nach.

‚Okay, hast mich erwischt‘, lächelten mich schneeweiße Zähne an, ‚Ich wollte einfach mit dir ins Gespräch kommen, weil du anders erscheinst, als die meisten hier.‘

Älter? Unsportlicher?

Ging es mir durch den Kopf.

Doch während ich noch halbnackt vor meinem Gesprächspartner stand, hatte sich dieser fertig angezogen und winkte mir kurz mit den Worten: ‚Man sieht sich sicher gleich noch beim Schwitzen.‘

Dann verschwand er Richtung Fitnessbereich und ließ mich noch einen Blick auf seinen knackigen Hintern erhaschen.

Während ein lautes Seufzen meinerseits den Raum erfüllte, kicherte neben mir bereits Frank vor sich hin.

‚Was war das denn bitte?‘, versuchte dieser sein Lachen in den Griff zu bekommen.

Ich hatte keine Ahnung, aber auch keine Lust mit Frank darüber zu reden, so wie er sich gerade benahm. Denn ich hätte das anstelle des Mannes von vorhin auch nicht viel besser hinbekommen und genau das machte ihn mir so sympathisch.

Also zog ich mich, Frank keines Blickes würdigend, an und ging immer den stöhnenden Geräuschen, der bereits sportlich Aktiven nach.

‚Okay, dann rede eben nicht mit mir‘, hörte ich Frank hinter mir, ‚Trotzdem sollten wir bereden, was genau wir machen wollen. Möchtest du etwas für die Arme tun oder…‘

Weiter ließ ich ihn nicht sprechen, da ich meinen kleinen Versuchsflirt von vorhin schon im Visier hatte und mich somit bereits für ein Gerät entschieden hatte.

Schnurstracks ging ich auf die Laufbänder zu, auch wenn mich der alleinige Gedanke ein bisschen abschreckte. Bei meiner Ausdauer sollte ich jetzt laufen?

Auch mein bester Freund schien überhaupt nicht begeistert zu sein, was er mir auch lautstark mitteilte: ‚Sport machen ist eine Sache, aber aufs Laufband bekommst du mich nicht!‘

Dann eben nicht. Um so besser, da er mir so nicht immer dazwischenquatschen konnte.

Frank ließ mich also allein vor den Laufbändern stehen und durch seinen lautstarken Abgang, hatte er die Blicke meines Verehrers auf mich gelenkt.

Wieder zeigte er mir sein schönes Lächeln und nun fielen mir auch seine tollen hellgrünen Augen auf.

Anscheinend schien heute mein Glückstag zu sein, denn neben ihm wurde gerade das Laufband frei und so nahm ich meine Chance war.

Natürlich lächelte ich zurück, während ich versuche meine Geschwindigkeit einzustellen.

‚Brauchst du Hilfe?‘, ertönte die sympathische Stimme neben mir.

Ich war mir nicht wirklich sicher, da eigentlich alles ganz gut erklärt wurde, durch den kleinen Computer am Gerät. Allerdings würde man sich so näher kommen und eine Ablehnung würde er vielleicht falsch auffassen.

‚Wenn du mir helfen magst?‘, fragte ich also zurück und setzte dabei mein charmantestes Lächeln auf.

Während das Objekt meiner Begierde sein eigenes Sportgerät abstellte, musterte ich seinen perfekt geformten Körper.

‚Darf ich?‘, hörte ich ihn plötzlich ganz dicht neben mir.

‚Oh… ja… sicher… natürlich‘, stotterte ich zurecht, da ich mich so hingestellt hatte, dass er unmöglich an mein Gerät rangekommen wäre.

Also ging ich einen Schritt beiseite, woraufhin ich auch gleich wieder dieses bezaubernde Lächeln zu sehen bekam.

Mit wenigen Handgriffen hatte er mir mein Laufband eingestellt und schon ging es schnellen Schrittes ans Werk. Während auch mein Nachbarn wieder an seinen Platz ging und das Laufen erneut begann.

‚Ich heiße übrigens Maximilian, aber alle nennen mich Max,‘ stellte er sich nun endlich vor.

‚Hannes‘, antwortete ich ihm, ‚Ich bin Hannes.‘

Mehr bekam ich auch beim besten Willen nicht raus, da ich meine Luft zum Laufen brauchte.

‚Schön dich kennenzulernen, Hannes‘, lächelte Max mich an.

Er sagte das so leicht, da merkte man gleich, dass er öfters trainierte.

‚Du bist aber nun wirklich nicht oft hier, oder?‘, wiederholte Max seine Frage von vorhin.

‚Nein‘, pustete ich, ‚Eher selten…‘

Was ich auch deutlich merkte, da mir ein unangenehmes Seitenstechen in die Quere kam.

Ich versuchte es zu ignorieren und halt in Maxs Augen zu finden. Doch plötzlich spürte ich wie meine Knie weich wurden und das lag gewiss nicht nur an meinem tollen Nachbarn.

Das Nächste was ich wieder mitbekam war, wie etwas nasse auf meine Stirn gelegt wurde und es langsam kalt meinen Kopf und Hals herunterlief. Krampfhaft versuchte ich meine Augen zu öffnen und schaute in ein mir sehr bekanntes Gesicht.

‚Geht es wieder?‘, fragte Frank piepsig, ‚Ich habe bereits Ralf angerufen, er ist gleich da.‘

‚Und was soll der hier‘, brummte ich genervt.

‚Nun ja, du solltest dich ruhig nach Hause bringen lassen,‘ kam es nun von Max, der zum Glück immernoch da war, ‚Wie es scheint hattest du einen kleinen Kreislaufkollaps und mit sowas ist nicht zu spaßen.‘

Okay, wenn er es sagt, dann werde ich mich meinem Schicksal fügen.

Also lächelte ich ihn an und nickte zustimmend.

Frank hingegen stand total neben sich, weshalb er wohl auch Ralf angerufen hatte. Schon klar, dass er nicht in der Lange war, so Auto zu fahren.

Es dauerte auch nicht lange und schon war der Retter in der Not da, um mich stützenderweise aus dem Fitnessstudio zu bringen. Sehnsüchtig schaute ich immer wieder zurück. Ich wollte so gerne noch einmal Maxs Blick erhaschen, doch der war leider viel zu schnell aus meinem Blickfeld verschwunden.

‚Nun mach dich nicht schwerer als wie du bist,‘ brummte Ralf mich an.

‚Sorry‘, kam es kleinlaut von mir.

Gedanklich war ich total bei Max und ich fragte mich natürlich ob und wann ich ihn wiedersehen würde.

This Post Has Been Viewed 122 Times

Rating: 5.00/5. From 4 votes.
Please wait...

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.