Liebe auf den ersten Klick – Teil 16

Nachdem Isaak gegangen war, hatte ich beschlossen, noch etwas meine Wohnung aufzuräumen, man wusste ja nie, was für Besuch man noch bekam. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, bei mir sah es eigentlich immer ordentlich aus, aber ich fühlte mich danach besser.

Die Bilder hatte ich natürlich auch bei mir beschriftet. Riley hatte angerufen, ob es mir gut ginge, weil ich nicht wie jeden Morgen bei ihm zum Frühstück erschien und gestern Abend ja der Laden brummte.

Ich machte ihm glaubhaft klar, dass es mir gut ging, während er mir noch mitteilte, dass er die Lösung für Bild eins gefunden hatte, dass wir beide nicht kennen konnten, da es sich um einen Erith Yacht Club handelte, der sich außerhalb von London an der Themse befand.

Also absolut nicht meine Gegend und segeln schon gar nicht, auch wenn da immer schmucke Jungs auf den Booten herum liefen. Aber es hatte mit Sport zu tun, man war an der frischen Luft und an der Sonne. Wenn sie mal schien im Sommer.

Ob Mr. Smith eine natürliche Bräune hatte, oder rannte er in ein Solarium? Ich fuhr den PC hoch, weil ich wieder mal neugierig war. Bist du denn nie neugierig, also ich schon, dass liegt doch in der Natur des Mannes, sagt man.

Ich gab London und Solarium ein und schon prangten mir einige Adressen mit Bildern entgegen. Ich stand auf, lief zur Pinnwand und schaute nach den Bildern. HA! Zurück am PC war fast das gleiche Bild, wie Mr. Smith fotografiert hatte.

Gelegen am Hydepark, in der Draycott Avenue lag ein Club mit Solarium und Sauna. Ich schnappte mir mein Handy und wählte Isaaks Nummer. Es tutete.

„Anwaltskanzlei Isaak Ainsworth, guten Tag. Leider rufen sie außerhalb der Sprechzeiten an. Bitte hinterlassen sie eine kurze Nachricht mit Namen und Telefonnummer nach dem Piepton. >Piep<“

Mist, ich hatte nur seine Geschäftsnummer.

„Hallo Isaak, hier ist Jack, ich wollte fragen ob wir uns heute Mittag etwas Gutes tun wollen und uns im KX Gym treffen, melde dich, ich werde gegen fünfzehn Uhr dort sein.“

Ich musste ihn unbedingt fragen, ob es auch eine Privatnummer gab? Ich lächelte. So viel war ich eigentlich noch nie mit Isaak wegewesen oder unterwegs durch London. Es machte Spaß mit ihm.

*-*-*

Er hatte nicht angerufen und irgendwie war ich etwas enttäuscht. Ich hatte die wieder die Untergrundbahn genommen und an der Knightbridge Station ausgestiegen. Nach fünf Minuten Fußmarsch in Eiseskälte stand ich vor dem Gebäude.

Ich ging die zwei Stufen hinauf und drückte die Eingangstür auf. Warme Luft schlug mir entgegen. Ich lief zur Rezeption und war erstaunt, wer da stand.

„Hallo Connor…“

„Mr.… ähm Jack, hallo.“

“Du arbeitest hier?”, fragte ich verwundert.

„Ja, irgendwie möchte ich schon mein eigenes Geld haben. Das Studium zahlen meine Eltern.“

„Noble Gesinnung. …ähm ich habe gebucht, per Mail.“

„Moment…“, meinte er und tippte auf der Tastatur herum.

„Ah ja hier Jack Colborn, zwei Personen.“

„Ja, ich dachte eigentlich ein Freund kommt mit und…“

„Wenn du Mr. Ainsworth meinst, der ist schon da, er wartet an der Bar.“

„Oh… echt?“

„Ja echt!“, lächelte mich Connor an.

In den schwarzen eng anliegenden Klamotten, die er trug sah er richtig schnuckelig aus.

„Wenn ich dich begleiten darf“, meinte er und kam hinter der Rezeption vor und wies mir den Weg zu einen Gang.

Ich folgte ihm nickend. Wenig später betraten wir einen Raum, der etwas von einem Cafe und einem Nachtclub hatte.

„Isaak!“, rief ich, als ich ihn an der Theke entdeckte.

Er drehte sich um und lächelte. Conner verabschiedete sich und ließ uns alleine. Isaak stand auf und umarmte mich zur Begrüßung.

„Hallo Jack, du musst entschuldigen. Als ich den Anrufbeantworter abhörte und ich bei dir anrief, war es wohl schon zu spät und du warst weg. Und peinlicherweise muss ich zugeben, dass ich deine Handynummer nicht besitze.“

Ich fing an zu lachen.

„Lachst du mich jetzt aus, dass kann doch jedem mal passieren.“

„Nein ich lache dich nicht aus, mir ist es ja auch passiert, ich habe anscheinend nur deine Nummer von der Kanzlei.“

„Ach so, lass uns diesen Missstand gleich beheben.“

Er zog sein Handy hervor, gab meinen Namen und ich diktierte ihm meine Nummer, das gleiche dann bei mir.

„So und jetzt sag mir, wie bist du hier auf diesen Laden gekommen?“

„Ganz einfach. Riley rief mich an, dass er ein Bild gelöst hatte, dass wir niemals erraten hätten.“

„Dieser Club hier? Ich kenne den…“

„Nein, ein Segelclub, der außerhalb südlich von London liegt.“

„Und wie kommst du dann auf ein Solarium?“

Ich wurde leicht verlegen.

„Ich fragte mich, ob Mr. Smith eine natürliche Bräune hatte oder ins Solarium ging. Hab dann den PC hochgefahren und nach vergleich mit den Bildern diesen Club hier gefunden.“

„Etwas umständlich, aber ich muss zugeben, dein Mr. Smith hat Geschmack, auch bei den anderen Dingen, die wir bisher gefunden haben.“

„Es ist nicht mein Mr. Smith!“

„Schon gut. So jetzt erzähle, was hast du gebucht?“

„Wellness…, Massage, Bäder und Sauna.“

„Kein Solarium?“

„Och ich dachte, wir bei haben genug Farbe“, grinste ich.

*-*-*

Die Massage tat gut, auch wenn sie an einigen Stellen weh tat. Isaak lag neben mir auf dem anderen Tisch und wurde dort von einem jungen Mann bearbeitet, während es bei mir eine Frau war, die meine Knochen verknotete und mit meinen Muskeln umwickelte.

So fühlte es sich nämlich irgendwann an. Etwas Erfreuliches war, dass ich Issak zum ersten Man fast ohne etwas an gesehen hatte. Er war wie ich leicht behaart und recht muskulös, was man unter seiner Kleidung nie vermutet hätte.

Geraume Zeit später lagen wir dann jeder für sich in einer Wanne, umhüllt von heißem Wasser, angereichert mit einer Algen-Thalasso-Packung, was ideal bei Stress, Abgespanntheit, Nervosität, Rückenschmerzen wirken sollte.. Es entschlackte, entspannte und stärkt das Immunsystem.

So hatte ich es auf alle Fälle nachgelesen.

„So etwas hätte ich mir viel früher schon leisten sollen“, hörte ich Issak aus der Nachbarwanne.

„Da gebe ich dir Recht, es fühlt sich unheimlich gut an.“

„Ich habe draußen übrigens diese Jüngelchen gesehen.“

„Du meinst Connor, mein Exschüler?“

„Ja, genau der. Hat er noch etwas zu dir gesagt, von wegen er aus dem Bistro rannte?“

„Nein, ich habe auch nichts deswegen gesagt und er benahm sich, als wäre nie etwas vorgefallen.“

„Komisch.“

„Wieso?“

„Du weißt wie neugierig ich bin.“

Ich musste grinsen.

„Du hast Interesse an Connor?“

„Nicht so wie du denkst. Wenn er Schwierigkeiten hat beim Outen, sollte man ihm doch Hilfeleistung geben, wo es nur geht, oder?“

„Ja, schon, mal sehen, ob wir noch mal deswegen ins Gespräch kommen.“

„Das kannst du ja nachher machen.“

„Du, ich bin hier zu entspannen und ein kleines Pläuschchen mit meinem Freund zu halten und nicht zu Arbeiten.“

„Freund?“

„Du weißt wie ich es meine!“

Seine Antwort kam in Form eines Kicherns.

*-*-*

„Hast du die Preise gesehen?“, flüsterte mir Isaak zu.

„Ja schon…, aber ist mir egal, ich will es mir heut gut gehen lassen und ich hab dich ja eingeladen.“

„Schon gut, ich sag ja schon nichts mehr. Was bestellst du dir?“

„Hm, ich überlege noch, es gibt so vieles verlockendes.“

„Stimmt!“

„Ich glaube, ich nehme diesen KX Salat, ließt sich lecker.“

„Ich schließe mich dir an, welches Dressing nimmst du?“

„Hm, gute Frage, Olivenöl mit Lemon oder Senf mit Honig, hört sich beides gut an.“

„Gut, dann nehm ich das Erste und du das Zweite, so können wir beide probieren.“

„Gute Idee.“

Wir bestellten und wurden natürlich nach den Getränken gefragt.

„Also ich wäre für einen Shake“, meinte Isaak, „ich nehme den Super Hero.“

Er klappte die Karte zu und kicherte.

„Okay, dann nehme ich den Get Ready.“

Die Bedienung nickte und nahm mir die Karte ab. Was wir wenig später serviert bekamen, konnte sich sehen lassen und es schmeckte vorzüglich. Wenn das so weiter ging, hatte ich bald schon meine Artikel für Januar zusammen.

„Obwohl dass jetzt völlig gesund war, schmeckte es gut und ich bin satt“, meinte Isaak und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab.

„Geht mir genauso. Möchtest du noch etwas bestellen?“

Er sah auf seine Uhr.

„Du nein, ich habe heute Abend noch einen Termin, wo ich pünktlich sein muss.“

„Okay“, meinte ich leicht enttäuscht, dachte ich doch mit ihm gemeinsam den Abend ausklingen lassen zu können.

„Soll ich dich nach Hause fahren?“

„Du nein, ich nehme wieder die Untergrundbahn, habe ja eine Monatskarte.“

„Wäre kein Problem gewesen, aber lass uns zahlen, denn ich muss mich langsam auf den Weg machen.“

*-*-*

Ich speicherte gerade den Artikel über das KX Gym ab, als es an meiner Tür klingelte. Da ich niemand erwartete, war ich doch ein wenig verwundert und schaute durch das Guckloch in der Wohnungstür.

Im Glauben nicht richtig hin geschaut zu haben, öffnete ich die Tür.

 

 

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