Liebe auf den ersten Klick – Teil 17

„Hallo Amelia, was führt dich hier her, ist etwas passiert?“

„Bruderherz, brauche ich einen Grund, damit ich dich besuchen kann?“

Ich machte Platz und bat sie herein.

„Eigentlich nicht, aber du verirrst dich doch recht selten hier her“, meinte ich und schloss hinter ihr die Tür.

„Du weißt doch, mein Job, wie wenig Zeit ich habe. Aber du hast Recht, ich war schon lange nicht mehr bei dir.“

Sie zog ihren Pelzbesetzten Mantel aus und reichte ihn mir. Ob dieses Teil echt war? Gut leisten konnte sie es sich, aber ich dachte eigentlich, sie wäre gegen solche Kleidung. Sie lief vor ins Wohnzimmer.

„Wow, das sieht ja richtig gemütlich aus, hast du einen Ausstatter kommen lassen?“

„Nein liebste Schwester, dass ist alles auf meinem Mist gewachsen.“

Sie sah mich an und lächelte.

„Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.“

„Du kennst eben nicht viele meiner Talente.“

„Oh du schreibst gerade einer deiner Artikel, wo warst du denn?“

„Im KX Gym, am Hyde Park.“

„Das kenne ich, dass soll sehr gut sein.“

„Hat auch eine gute Kritik bekommen!“

„Sonst geht es dir gut?“

„Schwesterchen, wenn du schon so kommst, was ist los.“

„Deine Mutter…“

„Unsere Mutter!“

„Ja, Mutter meinte, dir ginge es nicht so gut, da dachte ich, ich schau einfach mal wieder bei dir vorbei und schaue, was mein kleiner Bruder so macht.“

„Deinem kleinen Bruder geht es gut…, ich kann mich nicht beklagen. Meine Artikel kommen an und sonst in meiner Freizeit arbeite ich noch in einem kleinen Bistro eines Freundes im Covent Garden.“

„Gott Jack, wenn du Geldprobleme hast, wieso hast du mich nicht angerufen?“

„Amelia, sieht es hier so aus, als hätte ich Geldprobleme?“

„Nein, aber warum in einem Bistro?“

„Weil es mir unheimlich Spaß macht.“

„Was macht die Liebe?“

„Nichts. Bei dir?“

„Jack, als hätte ich Zeit um mir einen Mann zu halten!“, lachte sie.

„Was ist das?“, fragte sie und zeigte auf die Pinnwand.

„Eine längere Geschichte und wenn du etwas Zeit mitbringst und mich uns eine Tee machen lässt, erzähle ich dir es sogar.“

„Du wirst staunen, ich habe heute Abend keinen Termin mehr.“

„Okay, der Tee kommt sofort. Einen besonderen Wunsch?“

„Hast du etwas Weihnachtliches?“

„Apfel… Zimt?“

„Hört sich gut an.“

*-*-*

„Du bist verrückt! Aber das warst du schon immer und du hast Recht er hat etwas und du sagst er ist ebenfalls schwul?“

„Ja!“

„Das solche Männer der Frauenwelt immer vorenthalten bleiben. Warum kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mir dieser Mann so bekannt vorkommt?“

„He, er ist ein Topmodell, du wirst ihn sicher schon auf einer, oder mehreren Fotografien gesehen haben.“

Ich grinste meine Schwester an. Sie war eigentlich die erste, die damals erfahren hatte, dass mir Männer oder besser gesagt, damals im Alter von sechzehn Jahren Jungs lieber waren als Mädchen.

Sie hatte es gut aufgenommen und war mir immer zur Seite gestanden, auch als ich den schwierigen Gang zu meinen Eltern hatte, wo mein Outing anstand. Dass mein Vater nicht begeistert war, wusste ich schon im Vorhinein, aber ich hatte diese ewigen Versteckspiele so satt.

So saßen Amelia und ich oft gemeinsam im Pub und philosophierten über Kerle. Es war eine Zeit an die ich mich gerne zurück erinnerte. Erst ihr Streben, eine hohe Stellung in ihrem Job zu erreichen, hatten uns mit der Zeit entfremdet.

Sie schaute auf die Uhr.

„Ich denke es wird langsam Zeit heim zu gehen. Morgen habe ich wieder einen anstrengenden Tag vor mir. Bruderherz, ich denke, solche Abende wie diesen müssen wir wiederholen. Es fehlt mir einfach, abends mit dir zusammen zu sitzen und über Gott und die Welt zu diskutieren.“

„Von meiner Seite aus kein Problem.“

„Und Jack, verrenne dich da nicht so sehr. Wenn es nichts wird, dann lass nicht zu sehr die Löffel hängen.“

„Keine Sorge!“

Sie richtete sich vom Sofa auf und zog ihre Stiefel an.

„Ruf einfach an, Schwesterherz, du bist jederzeit willkommen.“

„Ich weiß Jack!“, meinte sie und umarmte mich.

*-*-*

Ich hatte die Teller und Tassen in die Spülmaschine verräumt, als mein Handy laut gab. Wer schickte mir eine SMS? Ich öffnete die Mitteilung und sah, dass Isaak mir eine Nachricht geschickt hatte.

~ Hallo Jack, treffen wir uns morgen zum Frühstück gegen neun wieder bei Riley? Liebe Grüße dein Isaak ~

Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Eifrig tippte ich mein Einverständnis, verschickte die SMS und legte mein Handy wieder in die Konsole zurück. Schnell war ich durchs Bad und machte mich auf meinem Bett lang.

Die Massage vom Mittag machte sich bemerkbar, denn ich spürte jeden Muskel an meinem Körper. Aber so entspannt, wie ich war danach so schließ ich schnell ein.

*-*-*

„Morgen Jack“, sagte Riley, als ich es mir auf meinem Stammplatz bequem machte.

„Morgen Riley.“

„Du Jack, kann ich die etwas fragen?“

„Seit wann fragst du, wenn du eine Frage stellen willst?“, grinste ich ihn an.

Leicht verschüchtert, stellte er mir eine Tasse Tee hin.

„Naja… es da etwas zwischen Isaak und dir, also ich meine, ihr zwei seit sehr oft zusammen weg in letzter Zeit.“

Ich lachte.

„Stimmt, das könnte man meinen, aber ich kann dich beruhigen. Isaak und ich sind nur sehr gute Freunde und haben zurzeit sehr viel Spaß miteinander.“

„Ich habe gehört, er hat bei dir geschlafen.“

„Woher weißt du denn das schon wieder. Stehen wir schon in den Klatschspalten?“

Riley verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

„Du wirst es wohl nicht glauben, aber auch ich habe meine Quellen.“

„Ja, sogar gute! Stimmt, Isaak hat bei mir geschlafen, aber auch nur, weil er zu viel Alkohol intus hatte und nicht mehr nach Hause wollte. Und stell dir vor, wir haben sogar zusammen in einem Bett geschlafen.“

„Du machst dich über mich lustig!“

„Nein Riley, wie gesagt, Isaak und ich sind nur gute Freunde.“

„Wie auf Kommando öffnete sich die Eingangstür und Isaak kam herein.

„Guten Morgen zusammen“, rief er und entledigte sich seiner Jacke.

„Morgen Isaak“, rief Riley und machte sich wieder an seiner Kaffeemaschine zu schaffen.

Isaak steuerte mich direkt an und bevor er sich setzte, umarmte mich Isaak kurz zur Begrüßung.

„Morgen mein Lieber!“, meinte er und lächelte mich an.

Ein Blick zu Riley und ich fing an zu kichern, denn er starrte und beide an.

„Was ist?“, wollte Issak wissen.

„Riley wollte wissen, ob wir zwei etwas miteinander haben.“

Isaak setzte sich lachend und wandte sich zu Riley, der ihm gerade eine Tasse Kaffee hinstellte.

„Riley, sag mir, was soll ich mit so einem jungen Hüpfer?“

„Wieso junger Hüpfer?“

„Riley, Jack ist genau sechs Jahre jünger als ich.“

„Das merkte man euch beiden aber nicht an, ihr passt gut zusammen!“

Nun musste ich wie Isaak ebenfalls lachen.

„Jack, ich glaube Riley will uns verkuppeln!“

„Ja, macht euch beide nur lustig über mich.“

Riley schaute schon seit vorgestern so betrübt drein, aber bisher konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen, warum das so war. Mein Handy meldete sich wieder. Ich öffnete meine Mitteilungen und zog die Augenbrauen nach oben.

„Eine schlechte Nachricht?“

„Nein im Gegenteil, ist von meiner Schwester. Sie hat mich gestern Abend besucht und wir waren lange zusammen gesessen und haben bei einer Tasse Tee viel geredet, über alte Zeiten und so.“

„Beeindruckend, mein Bruder würde so etwas nie machen.“

„Du hast einen Bruder?“

Wie gesagt, bisher wusste ich nicht viel über Isaaks Leben, damit hatte er immer hinter dem Berg gehalten.

„Ja, fünf Jahre älter, verheiratet und drei Kinder. Jungs um genau zu sein und sein ältester, gerade mal siebzehn, spielt ebenfalls in unserer Liga.“

„Dein Neffe ist schwul?“

„Ja und mein Bruder machte mich anfangs auch noch dafür verantwortlich.“

„Hä. Lebt der denn noch im Mittelalter, von wegen ansteckende Krankheit und so?“

„Ich glaube, aber Aline, meine Schwägerin hat ihm voll den Kopf gewaschen und seitdem ist Ruhe, sie steht zu ihrem Ältesten.“

„Der Glückliche! Und dein Verhältnis zu deinem Bruder hat sich entspannt?“

„Im Bezug auf Jakob, so heißt mein Neffe, ja, aber zwischen uns herrscht seitdem ziemliche Funkstille.“

„Finde ich schade. Auch wenn meine Schwester viel um die Ohren hat, bisher konnte ich mich immer auf sie verlassen.“

„Hört, hört!“, mischte sich Riley ein der unser Frühstück brachte.

„Was?“

„Ich dachte, du bist von deiner Schwester als Powerfrau nicht so begeistert.“

„Das bezieht sich nur auf ihren Ehrgeiz. Sie geht reihenweise in ihrem Job über Männerleichen.“

Isaak kicherte.

„Eine mordende Powerfrau also und was schreibt sie dir, hat sie nach gestern Abend wieder Sehnsucht nach dir?“

„So in der Art. Sie hat mir gleich zwei Lösungen für die Bilder geschickt.“

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