Margie 53 – Spannungsfelder

Die junge Frau starrte uns an. Gut, ich mein, wann passiert einem schon sowas?
»Ich helf Ihnen«, ergriff Roland dann Initiative und nahm ihr das Tablett ab, dessen von uns angenommene Köstlichkeiten unter ein paar Geschirrtüchern verdeckt war. Ich nahm die Flasche Rotwein aus ihrer anderen Hand an mich.

»Das ist aber.. sehr aufmerksam.. hätte doch nicht sein müssen.. Aber bitte, kommen Sie doch rein…«, forderte Angelo unsere Besucherin auf.

»Na ja, ich weiß was so ein Umzug für eine Arbeit ist.. es hat mir nichts ausgemacht, ehrlich. Und zudem, es war ja an der Zeit dass hier mal wieder jemand vernünftiges einzieht. Wenn ich an den Vormieter denk..«

»Ja, aber ich glaube, das sollten wir in Ruhe besprechen«, unterbrach mein Hase ihren Wortschwall und schob sie sachte in die Wohnung. »Angesichts der Temperaturen und des einzig vernünftigen Platzangebots würd ich vorschlagen, wir setzen uns auf den Balkon.«

Gut, im Augenblick waren wir drei etwas verwirrt, weil die ursprüngliche Planung im Eimer war. Aber wirklich schaden konnte das nicht, zumal sich das Essen auf dem Tablett als äußerst verlockend herausstellte. Viel Zeit und Geld steckte da drin, mir tat die Frau fast ein bisschen leid. Aber immerhin, sie musste damit nicht unverrichteter Dinge abziehen, denn so wie die Sache aussah würde nicht viel von dem Lachs, Kaviar, Schinken, kaltem Braten und Käse nebst Obst übrigbleiben.

Rasch organisierte Angelo ein paar Gläser und so machten wir uns alle über den reich gedeckten Tisch her. Die Gespräche drehten sich natürlich um den Umstand dieses ominösen Umzugs, den Vormieter samt seinen Eskapaden, was ihm Haus ansonsten so ablief und später irgendwann um Angelo. Ja, der war dann der Mittelpunkt, was aber nicht darüber hinwegtäuschte, dass Ronald damit begann, sich etwas näher mit der jungen Dame zu beschäftigen. Obwohl ich es ihm von Herzen gönnte, irgendwie fand ich’s richtig schade. Also ich mein, dass er nicht schwul ist.

Nach zwei Gläsern Rotwein war mir allerdings sehr danach, mich ebenso intensiv mit meinem Hasen abzugeben. Ich streichelte sein Bein mit meinem Fuß unter dem Tisch und erntete ein unglaubliches Leuchten aus Angelos Augen. War es der beginnende Sonnenuntergang der sich darin wiederspiegelte oder kam das von innen? Mir egal, ich fand es unheimlich erotisch und zudem, irgendwie stand da ja auch noch eine laue Sommernacht auf dem Programm. Nicht auf der Couch, die war belegt mit Kisten und Kasten. Auf Bettzeug konnte getrost verzichtet werden, wenn man nicht gar werden wollte bei den 30 Grad da drin. Komisch, woran man da immer gleich denkt..
Also freute ich mich innerlich schon mal richtig mächtig auf diese Nacht. Ob Angelo bereit war für die? Sicher. Unter der Dusche hatte er sich doch auch nur deswegen zurück gehalten. Das nahm ich einfach mal an, basta.
Irgendwann, so mitten im Gespräch, spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Er redete dabei völlig normal mit Ronald und ich fand das sehr, sehr spannend. Zum Ausdruck meines Wohlwollens legte ich meine Hand auf seine und drückte sie.
Tja, das war dann wohl irgendwie der Auslöser, warum er mich plötzlich ansah und ohne Vorwarnung einen Kuss gab.
Ohne C hinten, nur mit K rollte mit den Augen. Angelo begann aufs Neue, seine Ängste zu besiegen. Damals im Dorf, vor der Bäckerei und unter Manskes Augen, da hatte er wohl noch nicht geglaubt dass es ihm später Schwierigkeiten machen würde.

»Ähm.. Ralf und ich.. wir sind Freunde musst du wissen«, sagte er dann ganz leicht lallend zu unserem Besuch. Ehrlich gesagt, sie tat mir da schon wieder leid. Richtig sogar, denn sogar ein Blinder mit Krückstock hätte gemerkt, wie sie meinen Hasen anhimmelte. Allerdings, sämtliche Chancen hatte sie doch bei Ronald. Der machte ihr den Hof ohne Ende, aber sie merkte das scheinbar gar nicht. Ob sie jetzt immer noch auf Du mit uns getrunken hätte, wie wenige Minuten zuvor geschehen? Wohl kaum. Jedenfalls wusste sie jetzt wie der Hase läuft, und das absolut im Sinne des Wortes. Aber noch war gar nichts verloren, Ronny wohnte nur um die Ecke und somit dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein.
Dennoch fühlte sich die junge Frau scheinbar fehl am Platze.

»Ich werd.. dann mal gehen«, sagte sie wenig später und Ronald war schlau genug um erstens zu wissen warum sie das tat und zweitens, um seine noch nicht verlorene Chance zu nutzen.

»Ich komme mit, ich helf dir die Sachen runterbringen.«

Sie nickte artig und so standen die beiden auf.

»Ich melde mich morgen bei euch. Angelo, brauchst du mich noch?«, fragte Ronald.

Hase grinste. »Nein, ich glaube nicht. Aber wenn, lass ich es dich wissen.«

»Schön. Dann mal eine gute Nacht ihr beiden.«

Wir standen höflicherweise ebenfalls auf und begleiteten das Paar in Spe zur Tür.

»Vielen Dank für das köstliche Abendessen«, flötete Angelo und gab ihr sogar einen Handkuss. Ganz allerliebst, mein Hase. Ich bedankte mich natürlich ebenfalls ganz brav und damit verließen uns die beiden.

Angelo schloss die Tür hinter ihnen und lehnte sich dann gegen sie. Er betrachtete mich mit einem diabolischen Grinsen. »War doch lieb von der, oder?«

Ich ging auf ihn zu, bis er nur noch ein paar Zentimeter Abstand von mir hatte. »Ja, kann man sagen. Und am Ende – war das doch richtig Kostengünstig. Und ich glaube, zwischen den beiden entwickelt sich was.«

»Meinst du? Na ja, zusammenpassen würden sie ja. Aber was du so alles siehst..«

Das war ja bloß unwichtiges Geschwafel. Denn ich hörte ein leichtes Zittern in Angelos Stimme – der stand unter Strom, ich konnte das elektrische Feld um ihn förmlich spüren. Und riechen. Und schmecken. Alles auf diese kleine Distanz. Ob er meine innere Spannung auch merken würde? Wenn ja, würden wir künftig auf Worte in dieser Richtung verzichten können.

»Ich bin ziemlich müde«, meinte er dann, ohne jedoch sein Grinsen abzusetzen. „Er meint, er ist reif fürs Bett. Das hat er sagen wollen.“ „Hab ich längst gemerkt.“

»Ja, war immerhin ein langer Tag. Aber ein sehr erfolgreicher, nicht?«

Angelo nickte. »Das kann man sagen. Morgen noch mal der Trubel hier, dann die Sachen zu Hause wieder an seinen Platz.. ich hoffe das war für längere Zeit ein gewisser Höhepunkt.«

»Nun, dir ist aber schon klar, dass du dich sozusagen nach oben kämpfen musst.«

»Ja, Ralf, das weiß ich. Aber darauf freu ich mich. Stell dir vor.. wie es in einem Jahr aussieht.«

»Hab ich schon. Unter Kennern wirst du sehr schnell bekannt, da gibt’s ja nichts dran zu deuteln.«

Er bewegte sich langsam in die Wohnung. »Schade eigentlich. Hier hätt man’s bestimmt ausgehalten.«

Da gab ich ihm recht. »Aber ich denke, dieser Placzek wird dir schon was passendes suchen, wenn’s soweit ist.«

Angelo nickte und dann drehte er ab, Richtung Bad. »Noch mal duschen?… Nee, das reicht für heute«, nuschelte er so mehr in einem Selbstgespräch.

Mir war es echt egal. Ich hätte sowieso alles mitgemacht, was auch immer. »Dann wollen wir mal.. schlafen gehen«, gab ich leise von mir. Und ich war so aufgeregt wie selten zuvor. Immerhin, es gab etwas zu erwarten, da war ich mir sicher. Sollte Angelo allerdings zu müde für ein ausgedehntes Spielchen sein, würde ich wenigstens in seinen Armen einschlafen. Man soll ja nichts überstürzen. Ein Schäferstündchen, das auch gern länger dauern dürfte, prangte trotzdem erst mal ganz oben auf meiner Wunschliste für diesen Abend. Außerdem stand meine Hemmschwelle bereits ziemlich tief, der Alkohol war da dran schuld.

»Ja. Bettzeug gibt’s allerdings keins, hab nur die Decke für drunter und das Kopfkissen.«

»Eins?« Ja klar, wozu brauchte er zwei? Das konnte er vor seinem Umzug ja nicht wissen.

Ich ließ Angelo vorgehen weil ich ja nicht wusste, auf welcher Seite er schlafen wollte. Sicher mehr am Fenster, was mir aber auch nichts ausmachen würde.
Ich löschte die Lichter in der Wohnung, einzig eine trübe Glühbirne, die in eine an zwei Drähten hängende Fassung an der Schlafzimmerdecke geschraubt war, spendete dann noch ein spärliches Licht.
Angelo ließ sich laut seufzend auf das Bett fallen und streckte alle Viere von sich. Er schloss die Augen und flüsterte »Komm her.«

Au fein. Nichts mit Müdigkeit. Ich knipste die trübe Funzel auch noch aus und konnte meinen Hasen grade noch so wahrnehmen, die Straßenbeleuchtung sorgte für einen schwachen Schimmer in dem Raum.
Angelo rückte etwas beiseite und machte mir damit Platz. Wie lange hatte ich auf diesen Moment warten müssen? War es auch wirklich kein Traum? Diese Solokarriere, dass er wieder zurückkam nach Hause, dass er jetzt hier lag und auf mich wartete? Ja, das tat er, sonst hätte er sich ja nicht gerührt. Er ließ seinen Arm so über dem Bett liegen, dass ich mich irgendwie drauflegen musste. Und wie gern ich das tat..
Langsam ließ ich mich neben Angelo nieder, meinen Kopf auf seinen Arm legend. Es war so unfassbar kribbelnd. Die Luft um uns herum vibrierte förmlich. Ob ich schnell aufstehen und die Klingel abstellen sollte? Hier konnte man ja einfach nie wissen.. Aber es war gegen Elf, niemand kam jetzt mehr zu Besuch.
Ich blieb ganz ruhig so liegen, genoss jeden Augenblick. Wieder umhauchte mich ein leiser Duft nach Mandelblüten, aber auch nach etwas anderem. Der Geruch, an dem ich meinen Hasen unter Tausenden mit verbundenen Augen herausfinden würde. Und der mich unbeschreiblich anmacht.
Ich rückte meinen Körper etwas näher zu ihm hin. Unproblematisch war es nicht, bei der Sauhitze war man im Grunde froh wenn einem keine Fliege zu nahe kam. Trotzdem, ich blieb erst ruhig liegen, als ich seinen Körper an meinem spürte und dann legte ich meine Hand auf seine Brust. Sie war kühl und ein bisschen klebrig durch den verdunstenden Schweiß, aber das störte mich nicht. Es ist ja schön wenn man seinen Körper pflegt, aber irgendwo find ich es viel anregender wenn man statt Seife oder Deo den ganz speziellen Geruch seines Partners aufschnappen kann. Mir fiel jener Dichter oder Denker ein, der vor Steinzeiten in einem Brief an seine Liebste darin bat: Frau, wasch dich nicht, ich komme. Was immer er damit meinte, ich nahm an dass es genau darum ging. Nunja, ein bisschen umändern musste ich den Text aber schon..

Angelo kraulte mit seiner Hand meine Haare. »Schön, mal seine Ruhe zu haben. Die letzte Zeit war ja schrecklich.«

Wem sagte er das? Aber in diesen Minuten nahm ich mir vor, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Nichts mehr von meinen Ängsten, Träumen und Taten. Wichtig war, was ab jetzt passieren würde. Ich strich auch die Zukunft bis zu einem gewissen Umfang aus meinem Kopf. Was nun passieren würde, egal wie, durfte uns nicht mehr trennen.
»Angel, wir lassen es mit Ruhe auf uns zukommen, okay?«

»Wie meinst du das?«

»Ich mein, dass wir jetzt.. an der Stelle nicht darüber nachdenken sollten was kommt und wie.«

Angelo sagte nichts darauf, sondern rückte nun selbst ganz dicht zu mir. Er kuschelte sich förmlich an meinen Körper und ich spürte sogar sein Herzklopfen. Bum bum, bum bum.. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig und er hatte seine Augen geschlossen.
Ich fuhr mit meiner Hand hoch zu seinem Hals und hob meinen Kopf. Mir war nach küssen, ohne Ende. Und das machte ich dann auch wahr. Todsicher hatte Angelo darauf gewartet, denn er rührte sich nicht; schien regelrecht gewartet zu haben, bis meine Lippen die seine trafen.
Nun spürte ich auch seine Hand auf meiner nackten Brust, wie sie auf und ab fuhr, währenddessen sich unsere Zungen umeinander schlängelten. Ich würde niemals genug davon kriegen. Vielleicht kommt das sogar noch vor dem Sex, denn immer wenn ich an Angelo dachte, waren es in erster Linie seine Küsse, die mir einfielen und nach denen ich mich so sehr sehnte.
Ganz automatisch, also ich mein richtig gesteuert hab ich’s echt nicht, wanderte meine Hand an den Bund seiner Shorts. Ich spürte den Haarstrich unter dem oberen Knopf, weiter ging ich erst Mal nicht. Alleine die Erwartung reizte mich dermaßen und selbstredend geriet mein kleiner Freund in höchste Verzückung. Es tat offengestanden schon fast weh, weil der so komisch eingeklemmt lag. Aber dieser Zustand würde eh nicht lange dauern und so hielt ich es aus.
Mein Hase blieb eher passiv, aber das störte mich nicht. Er musste ja auch überhaupt nichts machen. Meine Küsse weiteten sich auf seinen Hals aus, was Angelo mit einem leisen Schnurren quittierte.
Ich sah es als Auftakt, denn nun wollte ich all das tun, was mich bis dahin endlos schlaflose Nächte gekostet hatte. Die Vorstellungen, wo ich ihn küssen wollte und wie, waren ja nur der Anfang.

Langsam aber sicher kam ich in einen richtigen Taumel, vielleicht hätte man es auch unter Rausch einordnen können. Unter diesem Aspekt verlor sogar die brütende Hitze ihren Schrecken.
Die kleinen, festen Brustwarzen mit der Zunge zu umspielen, dabei spüren wie sich der Atem beschleunigt und das gelegentliche, tiefen Seufzen.. all das bestätigte mir, dass ich es richtig machte. Gut, ich musste freilich noch lernen. Beim ersten Mal konnte und durfte da was schief gehen, auch wenn ich mich nun bemühte gerade dies zu vermeiden. „Merk es dir gut. Es ist deine erste richtige Nacht mit einem Jungen und du wirst, egal was in Zukunft passiert, immer daran denken.“ Das war ja für einen Moment lang mein Problem. Wenn ich versagen würde.. oha, nicht auszudenken. Nein, das durfte nicht passieren. „Das ist es, was du immer liest: Der Leistungsdruck macht alles kaputt. Lass dir Zeit, ihr habt jede Menge davon.“

Na ja, schon. Aber so lange nur fummeln bis Angelo eingeschlafen war, das dürfte schließlich auch nicht das Richtige sein.
So wartete ich auf diverse Signale, die Angelos Körper senden würde. Ja, ich hab echt drauf gewartet. Ein Zucken hier, ein Seufzer da, plötzliches festkrallen in meinem Körper, wo auch immer. Und siehe da, es funktionierte.
Als ich mich ganz sachte an den oberen Hosenknopf seiner Shorts zu schaffen machte, räkelte sich Angelos ganzer Körper, begleitet von einem richtig lauten Luftholen. Zudem war da ja noch was, das mich in meiner Vorgehensweise bestätigte: Der Knopf stand schon ziemlich unter Spannung. Aber ich unterließ es, jetzt einfach seinen Steifen anzupacken. Das war mir einfach zu gewöhnlich. Nein, auch dem, der beim auspacken schöner Geschenke zusieht, wiederfährt bekanntermaßen eine gewisse Freude. Und die wollt ich meinem Hasen ja nicht grob fahrlässig zunichte machen.
Während sich meine Zunge inzwischen an seinem Oberbauch zu schaffen machte, kam der zweite Knopf an die Reihe. Allerdings musste ich zuvor in meine Hose greifen, um meinem Steifen mehr Bequemlichkeit einzuräumen. Hätte der nämlich fluchen können, oh weh..
Dieser allerliebste Bauchnabel war die nächste Station meiner Zunge, just zu dem Zeitpunkt, als der nächste Knopf geöffnet war. Natürlich konnte ich eine Berührung mit Angelos Schwanz nicht verhindern, denn er sprang mir ja förmlich entgegen. Trotzdem, ich vermied es immer noch, ihn richtig anzufassen. Er war ja sozusagen noch gar nicht an der Reihe.
Derweil hatten mich Angelos Hände frisurmäßig völlig verunstaltet, aber das nahm ich nur so weit am Rande zur Kenntnis. Ja, ich würde Angelo an den Rand der Raserei treiben, das setzte ich mir zum Ziel.
Am Bauchnabel war dann auch erst Mal Stopp angesagt, denn etwas tiefer wähnte ich bereits den Anfang meiner zweiten Zungenetappe.

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