Prolog
Diese Geschichte verfasste ich vor sehr langer Zeit, als ich noch nicht allzu viel Ahnung vom Schreiben hatte. Ich habe sie nun neu überarbeitet… eigentlich fast schon neu geschrieben… aber ich hoffe sie gefällt euch ein wenig.
Etwaige bekannte Namen, Personen und Ereignisse sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Worum es hier geht werde ich im Vorfeld nicht beschreiben, da ich der Meinung bin, dass ihr ja selber lesen könnt. ^_^
Außerdem wo bliebe denn der Spaß, würde ich alles vorher verraten…
*-*-*
Wie jeden Morgen erwachte der sechzehn jährige Dane, schlug seine wunderschönen stahlblauen Augen auf und hatte eigentlich gar keine Lust aufzustehen. Denn auch heute würde es den Ärger und Stress an der Schule geben… eben auch wie immer. Ihm graute es regelrecht wenn er an die Schule dachte, und das obwohl ihm das Lernen eigentlich großen Spaß machte.
Aber da musste er durch. Seit sich sein siebzehnjähriger Geliebter Kaine und er als schwul geoutet hatten, wurde er von einer Gruppe, ebenfalls siebzehnjähriger, Mitschüler gehänselt und gemobbt. Andere Mitschüler hingegen nahmen davon gar keine Notiz und ließen ihn somit in Ruhe und wieder andere sahen ihn nur schief an oder behandelten ihn als hätte er eine ansteckende Krankheit.
Kurzum seither war die Schule für Dane die Hölle. Nur sein Freund und Geliebter Kaine blieb ruhig und machte sich nichts aus diesen paar Idioten, die doch eh nichts im Kopf hatten. Allerdings verteidigte er Dane, denn an Kaine trauten sie sich nicht heran. Sie tuschelten und lästerten zwar hinter seinem Rücken über ihn, aber er wurde weder gehänselt noch gemobbt.
Er hatte sich schon vor Jahren Respekt an der Schule verschafft, so dass es niemand wagte ihn auch nur schief anzusehen.
Der Schlimmste von allen war jedoch Fabian. Er stand meist mit seinen Freunden Jack, Sandro und Ben vor der Schule. Gemeinsam rauchten und beleidigen oder beschimpften vorbeigehende Mitschüler… meist Jüngere… denn an ältere Mitschüler trauten sie sich eher nicht heran.
Fabian war zudem der Kopf der Clique. Was er sagte wurde getan und wenn er etwas tat, was meist nichts Gutes war, wurde er von seinen “Freunden” bejubelt.
Dane stand also auf duschte, zog sich anschließend an, kämmte seine schulterlangen roten Haare und band diese nach hinten zusammen, dann packte er seine Unterlagen und was er noch so brauchte, in seinen Rucksack und ging in die Küche. Obgleich er keinen Hunger hatte, aß er dennoch etwas und trank ein Glas Orangensaft dazu.
Schon fast zu spät verließ er nach dem Frühstück das Haus seiner Eltern, um sich auf den Weg in die Schule, einem Londoner Gymnasium, zu machen. Je näher er der Schule kam, umso schwerer wurden seine Schritte, denn er wusste schon was ihn gleich erwartete…
Fabian tat gerade einen Zug von seiner Zigarette, als er Dane erblickte und spottete:
„Sieh mal einer an, da ist ja die kleine Schwuchtel. Dass DER sich noch hierher traut.“ und seine Kumpanen begannen sogleich zu lachen und ihn zu bejubeln.
„Hey, du Schwuchtel, du gehst als hättest du Kaines Schwanz immer noch in deinem Arsch!“, rief Fabian Dane verächtlich nach, während seine Freunde wiederum lachten.
Dane hielt sich an das, was Kaine ihm gesagt hatte… einfach nicht reagieren, dann würde Fabian Ruhe geben. Erhobenen Hauptes ging er also an der Clique vorbei und versuchte nicht auf das Gesagte zu reagieren… was ihm natürlich sehr schwer fiel. Aber er tat zumindest jetzt so, als würde es ihm nichts ausmachen.
Das Schulgebäude endlich betreten, eilte er in den Klassenraum, wo er auch schon auf Kaine traf, der ihn liebevoll begrüßte.
“Guten Morgen, mein Schöner.”
“Guten Morgen, Kaine“, erwiderte Fabian leicht genervt, ging auf Kaine zu und beide küssten sich kurz aber sanft.
Kaine merkte natürlich, dass Dane genervt war und fragte ihn:
“Was ist denn los?”
“Ach, nichts… es ist nur jeden Morgen das gleiche grausame Spiel.”
“Du meinst Fabian und die Anderen?”
“Ja, wen denn sonst?”
“Grrr… diese Idioten… lassen die dich denn immer noch nicht in Ruhe?!”
“Nein, natürlich nicht. Ich hab doch gesagt, dass es eine blöde Idee war… uns zu outen.”
“Nein, es war sicher keine blöde Idee. Denn, wie ich dir schon sagte, es ist nichts schlimmes am Schwulsein. Das ist keine ansteckende Krankheit, oder so. Wir sind auch keine anderen Menschen.”
“Ja, ja, ich weiß… aber mach denen das klar.”
“So ganz überzeugt scheinst du davon aber auch nicht zu sein, hm.”
“Doch, aber es war einfach keine gute Idee uns hier, in der Schule, zu outen.”
“Ich verstehe dich ja, aber du zeigst ihnen auch immer noch, dass sie es mit dir machen können. Du gehst da einfach nicht selbstbewusst genug ran.”
“Ganz ehrlich, das fällt mir sehr schwer“, antwortete Dane noch etwas genervter.
Er mochte jetzt gar nicht daran denken, dass sie heute noch Sport hatten und welchen perfiden Plan Fabian sicher wieder verfolgte.
Schließlich setzte er sich auf seinen Platz und schwieg. Kaine setzte sich neben ihn und schwieg nun ebenfalls.
Die Klasse füllte sich so nach und nach… auch Fabian und seine “Freunde” betraten die Klasse. Natürlich trauten sie sich nichts zu sagen, denn Kaine saß ja bei Dane und um Kaine machten sie einen großen Bogen… mit Kaine legte man sich nicht ungestraft an… das wussten die Vier ganz genau.
So setzten sie sich “brav” auf ihre Plätze und hielten die Klappe.
Anschließend betrat der Lehrer den Raum und eröffnete den Erdkundeunterricht.
*-*-*
Dane war sein sehr guter und intelligenter Schüler, den der Unterricht hier nur langweilte. Der gesamte Lehrstoff bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, aber er versuchte wenigstens nicht einzuschlafen.
Er hatte sich ein Ziel gesetzt… er wollte unbedingt Lehrer werden und dafür lernte er in fast jeder freien Zeit…. wenn er sich nicht gerade mit Kaine traf.
*-*-*
Seit etwa einem halben Jahr waren er und Kaine jetzt zusammen. Es war niemandem aufgefallen, bis Kaine eben meinte, dass sie sich outen sollten.
Danes Vater hatte es ganz gut aufgenommen, denn er war sehr aufgeschlossen und tolerant allem gegenüber. Eine Mutter hatte Dane nicht mehr, diese war vor vier Jahren nach einem Autounfall, im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Seitdem wurde Dane von seinem Vater allein erzogen, der sich rührend um ihn kümmerte.
Für Dane war es damals die Hölle gewesen, als er seine Mutter… von jetzt auf gleich… verloren hatte. Er hatte seine Mutter sehr geliebt und war ihr deshalb immer näher als seinem Vater gewesen. Aufgrund dessen war es ihm dann so schwer gefallen sich seinem Vater anzunähern.
Es hatte schon etwas gedauert, aber schließlich wurden sein Vater und er gute Freunde.
Kaines Eltern hatten die Homosexualität ihres Sohnes Anfangs nicht ganz so gut aufgenommen, aber auch sie fanden sich mit der Zeit damit ab. Was nicht zuletzt in der Tatsache begründet lag, dass sie Dane so gut leiden konnten und ihn wirklich gern hatten.
Er war, für ihren Geschmack zwar etwas zu schüchtern und in sich gekehrt, aber er hatte sehr gute Manieren und wusste sich zu benehmen… was sie von Kaine nun wahrlich nicht immer behaupten konnten.
Als sich das Pärchen dann vor einigen früheren Freunden outeten, wandten sich diese angewidert von ihnen ab, danach begann für Dane die Hölle. Denn diese angeblichen Freunde hatten es blitzschnell in der Schule verbreitet.
Während sich Kaine nun aber Respekt verschaffte und sich nichts gefallen ließ, konnte sich Dane, ob seiner Verschlossenheit, nicht wirklich zur Wehr setzen und sah sich nun hilflos der Attacken seiner Mitschüler ausgesetzt.
Kaine war immer für ihn da und half ihm, aber besser machte es die Sache nicht, denn er konnte nicht ständig bei Dane sein, was dann auch dazu führte, dass Fabian und seine Clique ihm nach der Schule auflauerten… ihn aufs Übelste beschimpften und auf jede erdenkliche Art und Weise demütigten.
Zunächst hatte er Kaine nichts davon erzählt, aber irgendwann war es einfach aus ihm heraus geplatzt, denn er konnte nicht mehr darüber schweigen, was man ihm antat, nur weil sie schwul waren und sich geoutet hatten.
Kaine hatte ihm natürlich geholfen und sich Fabian und seine Clique vorgenommen, aber es hatte eben nicht viel gebracht. Dane hätte sich selbst Respekt verschaffen müssen, aber das konnte er nicht. Immer wieder hatte Kaine ihm gesagt was er tun müsste… aber gebracht hatte ihm auch das nicht viel.
Fabian und seine Bande wussten einfach wie sie Dane ärgern und mobben konnten und das taten sie auch immer wieder aufs Neue…
*-*-*
Die ersten beiden Unterrichtsstunden gingen vorbei und Dane hatte mal wieder mit jeder Menge Wissen glänzen können, wofür ihn Kaine und auch andere Mitschüler der Klasse ehrlich bewunderten… na ja, bis auf einige eben.
Und nun stand eben der Sportunterricht auf dem Stundenplan und Dane war versucht den Unterricht einfach zu schwänzen. Aber auch hier war es Kaine, der ihn davon abhielt… eben auch wie immer.
Diesmal jedoch hatten sich Fabian und seine Freunde einen schlimmen Plan zurecht gelegt, den sie nun auszuführen gedachten.
Die Pause genossen Dane und Kaine in aller Ruhe und ohne, dass sie von jemandem gehänselt wurden. Klar, wurden sie immer wieder von vorbeigehenden Mitschülern… oder auch Lehrern komisch angesehen, aber das sahen die Beiden gar nicht… viel zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt.
Fabian und seine Freunde besprachen noch letzte Details ihres Plans bevor sich die Pause dem Ende neigte und sie sich in die Sporthalle begaben.
Auch Dane und Kaine und der Rest der Klasse zogen sich in der Umkleide um und fanden sich dann in der Turnhalle ein.
Wie nicht anders zu erwarten versuchten Fabian und die anderen Drei alles, um Dane in seinen Bemühungen den Sportunterricht einigermaßen gut hinter sich zu bringen, zu sabotieren. Sie schafften es aber nicht, denn Kaine blieb meist in Danes Nähe, so dass sie keine Gelegenheit bekamen… was die Vier selbstverständlich sehr verärgerte.
Kaine brauchte die Vier nur mit seinem bösen Blick anzusehen und sie kuschten halbwegs und zogen sich zurück.
Kurz vor dem Ende des Sportunterrichts verschwanden zwei der vier “Freunde” in der Umkleide.
“Los mach schon, die Stunde ist gleich vorbei”, mahnte Ben Fabian zur Eile.
“Ja, ja, ich mach ja schon. Pass du lieber auf, dass keiner kommt“, erwiderte Fabian leicht gereizt.
Er suchte sich Danes Badetuch heraus. Dann holte er aus seiner Hosentasche ein kleines, sehr dünnes Päckchen heraus und präparierte mit dem weißlichen chemischen Pulver aus dem Päckchen das Badetuch.
Er freute sich schon diebisch auf die Wirkung, die es auf Dane haben würde und grinste gemein.
“Mach schneller… es kommt wer..“, hetzte Ben und machte eine entsprechende Handbewegung.
“Bin ja schon fertig“, grummelte Fabian und ließ das Päckchen sehr schnell im Abfalleimer verschwinden.
Er setzte sich dann schnell auf die Bank und tat als würde es ihm nicht gut gehen und als würde sich Ben um ihn kümmern müssen, dann kamen auch schon die anderen Mitschüler und unterhielten sich teilweise sehr lautstark.
Nur Kaine und Dane waren eher ruhiger und unterhielten sich nur sehr leise. Sie zogen sich die verschwitzten Sportsachen aus, schnappten sich das Duschbad und ihre Badetücher, um dann in die Dusche zu gehen.
Fabian und Ben verfolgten die Beiden mit ihren Blicken und kicherten gemein vor sich hin. Jedoch taten sie so als sei nichts geschehen. Auch sie gingen zum Duschen und ließen sich weiterhin nichts anmerken.
Dane und Kaine waren fertig mit dem Duschen, wickelten sich ihr Badetuch um die Hüfte und gingen wieder in die Umkleide.
Wie immer trocknete sich Dane sehr gründlich ab… auch das Gesicht usw. und kleidete sich dann wieder an… genau wie Kaine auch. Dane kämmte sich noch seine langen feuerroten Haare und band sie wieder nach hinten zusammen. Kaine wuschelte sich nur schnell über seine recht kurzen braunen Haare, dann verschwanden die Sportsachen in den Sporttaschen und beide verließen dann die Umkleide und anschließend auch die Sporthalle.
Auf dem Weg zum Klassenraum bemerkte Dane, das es an seinem Körper zu brennen begann auch begann er teilweise sehr verschwommen zu sehen. Kaine bemerkte es zunächst nicht, bis Dane stehen blieb und sich panisch umzusehen schien.
“Was hast du denn?”, wollte Kaine wissen und ging auf Dane zu.
“Irgendwie brennt es mich am ganzen Körper… und… ich… sehe alles so… verschwommen…”
Kaine runzelte misstrauisch die Stirn und sah sich seinen Liebling an.
“Aber… da ist nichts. Komm mal mit, wir gehen auf die Toilette und spülen die Augen aus, vielleicht hast du nur ein Staubkorn in die Augen bekommen.”
“Nein… das kann doch nicht sein..“, schrie Dane Kaine an und versuchte noch immer sich panisch umzusehen.
Kaine blickte Dane etwas hilflos an und konnte sich irgendwie keinen Reim drauf machen. Er dachte nach, doch kam er zu keinem vernünftigen Ergebnis.
“Na, komm, dann bring ich dich erst mal ins Sekretariat und die holen dann vielleicht einen Arzt, okay.”
Dane nickte zunächst, doch dann hielt er Kaine auf und meinte:
“Nein, warte… ich glaub… es geht wieder.”
“Wirklich? Ist alles okay?”
“Ja, ja, es geht schon.”
“Du kannst wieder richtig sehen?”
Dane nickte, doch spürte er immer noch das Brennen auf seiner Haut. Dies bemerkte nun auch Kaine und meinte:
“Irgendwas stimmt doch mit dir nicht.”
“Ich weiß auch nicht was das ist.”
“Jetzt reicht es… ich bringe dich jetzt Heim, okay.”
Wieder nickte Dane nur, dann machten sich Beide auf den Weg nach Hause. Natürlich hatten es auch Fabian und seine Clique mitbekommen und lachten sich ins Fäustchen… fanden es lustig…
Der Weg nach Hause wurde für Dane zur Hölle, denn dieses Brennen wurde für ihn unerträglich. Endlich zu Hause angekommen warf Dane seinen Schulrucksack in die nächste Ecke und verschwand im Bad.
Schnell zog er sich aus und duschte gründlich. Er seifte sich ein und spülte dann alles wieder ab… das tat er noch ein paar Mal, bis es endlich aufhörte zu brennen.
Im Anschluss daran trocknete er sich ab, wickelte das Badetuch um seine Hüfte und kleidete sich dann in seinem Zimmer an. Die anderen Sachen steckte er gleich in die Waschmaschine.
Zwischenzeitlich kam es immer wieder vor, dass er alles um sich herum nur sehr verschwommen sah und immer wieder ließ es nach.
Nachdem es ihm nun schon etwas besser ging, gönnten sich beide ein Glas Cola und philosophierten darüber wer es gewesen sein könnte. Natürlich kamen beide zum gleichen Ergebnis:
“Na klar, Fabian und seine drei hirnlosen Idioten waren das… wer denn sonst…”
“Ja, das denk ich auch“, stimmte Kaine zu und nahm sich vor Fabian fertig zu machen.
“Woran denkst du?”, wollte Dane wissen.
“Dass ich Fabian fertig machen werde… das war echt der Gipfel. Ganz ehrlich, das hat er nicht umsonst gemacht… dafür wird er bluten.”
“Bitte, Kaine… davon wird es doch eh nicht besser… ich denke dadurch wird es nur noch schlimmer… als es jetzt schon ist. Lass es sein, das bringt doch nichts. Und Gewalt ist eh keine Lösung… du weißt doch wie ich dazu stehe.”
“Hmm… ja, ich weiß, aber ich würde dieser miesen Ratte zu gern die Fresse polieren. Dane, wie viel willst du dir denn noch von denen gefallen lassen, hm?”
“Egal, da muss ich eben durch.”
“Mag sein, aber du könntest auch lernen, dich mal gegen diese Bande durchzusetzen.”
Dane nickte und schwieg.
“Verdammt, so kann das doch nicht weitergehen. Ich kann nicht ewig und immer bei dir sein und dich beschützen… das weißt du.”
“Egal, ich werde es schon irgendwie durchstehen. Was soll‘s.”
“Toll, du willst also einfach aufgeben, ja?!”, regte sich Kaine nun doch auf.
“Was soll ich denn sonst tun?”, fragte Dane resignierend.
“Das habe ich dir schon so oft gesagt.”
“Ich weiß… aber ich kann das eben nicht”, gab Dane zurück.
Kaine schüttelte den Kopf und blickte Dane nun auch resignierend an.
Beide beschlossen den Rest des Tages zu Hause zu verbringen und nicht mehr in die Schule zurückzukehren. Es hätte jetzt eh keinen Sinn mehr gehabt.
So machten sie sich einen schönen Tag und genossen ihre Zweisamkeit ein wenig.
Erst am späten Nachtmittag, und noch bevor Danes Vater nach Hause kam, verabschiedete sich Kaine von Dane und machte sich auf den Weg nach Hause.
Eine viertel Stunde später kam dann Danes Vater heim und begrüßte seinen Sohn.
“Hallo Dane.”
“Hallo Dad.”
“Wie war die Schule?”
“Ganz okay… eben wie immer… langweilig.”
Mike grinste.
“Ja, dir ist die Schule zu langweilig. Ich habe mir deshalb schon lange überlegt dich in eine andere Schule zu stecken. Was hältst du davon?”
“Nein, Dad… ich möchte dort bleiben.”
“Wirklich? Ich mein, du würdest dort vielleicht besser gefördert werden.”
“Aber dann kann ich doch Kaine nicht mehr sehen.”
“Warum solltest du ihn dann nicht mehr sehen können? Ihr könntet euch doch nach der Schule besuchen.”
“Ja, schon, aber… nein, ich will das nicht.”
“Was ist eigentlich mit den anderen? Ärgern sie dich noch?”
“Nein, nein, wir verstehen uns sehr gut“, log Dane munter drauf los und verschwieg seinem Vater wohlweislich, was heute vorgefallen war.
Er wollte seinem Vater doch nicht unnötig Sorgen bereiten und verschwieg ihm deshalb den Vorfall.
“Das freut mich, ehrlich. Gut, dann bleibst du eben auf der Schule, wenn es denn dein Wunsch ist“, willigte Mike ein.
Dane war zufrieden und ging in sein Zimmer, wo er die Tür schloss und sich an seine Hausaufgaben setzte, wobei er es nicht lassen konnte, laute Musik nebenbei zu hören.
Mike, Danes Vater, störte das nicht, er wusste, dass sein Sohn trotzdem gut lernte. Bei einer Tasse Kaffee und einer Zigarette erholte er sich etwas von der Arbeit und sah dabei fern.
Irgendwann latschte er in die Küche und bereitete das Abendessen für Dane und sich zu.
Anschließend rief er seinen Sohn, der sofort in die Küche kam und sich an den Tisch setzte. Beide aßen nun eine Kleinigkeit und unterhielten sich ein wenig über zumeist belanglose Dinge. Natürlich war Danes Mutter dabei nie ein Thema. Sie verdrängten es einfach… es tat zu weh darüber zu sprechen.
Eine Zeitlang hatten sie darüber gesprochen, aber Mike hatte recht schnell bemerkt, dass es Dane und ihm – Mike – nicht gut tat, also hatten sie abgemacht, nie wieder darüber zu reden.
Nach dem Abendessen machte sich Dane fertig fürs Bett, legte sich dann ins Bett und schaltete das Fernsehen an. Wie üblich schlief er während des Fernsehens ein. Er war einfach nur müde gewesen und im Moment war seine Welt auch wieder einigermaßen okay.
*-*-*
“DAD? DAD!!!!”, schrie es aus Danes Zimmer und ließ Mike erwachen.
So schnell er konnte, war Mike aufgesprungen und aus seinem Zimmer, in das Zimmer seines Sohnes geeilt. Er riss die Tür auf und fragte erschrocken… weil aus dem Tiefschlaf gerissen und noch ziemlich schlaftrunken…:
“Was ist denn los, Dane?”
Panisch und vor Angst zitternd versuchte sich Dane umzusehen und antwortete seinem Vater stotternd:
“E-es ist… so… d-dunkel hier… ich… kann nichts mehr s-sehen…”
“Aber es ist taghell..“, erwiderte Mike und sah seinen Sohn sorgenvoll an.
Mit vor Angst und Panik weit aufgerissenen Augen und hyperventilierend versuchte Dane was zu sehen und hörte nicht was Mike sagte.
“Dad? W-wo …b-bist du? Ich k-kann dich nicht…. s-sehen. H-hilf mir… b-bitte“, flehte Dane.
Mike packte Dane an den Schultern und sah ihn sich an. Danes Augen sahen so anders… so trübe aus. Was konnte denn nur passiert sein?, fragte sich Mike.
Zunächst einmal nahm Mike Dane in die Arme und versuchte ihn zu beruhigen, was nach einer kleinen Weile auch ganz gut gelang.
“Dane, hörst du mir jetzt mal bitte zu, ja?”, bat Mike.
Dane nickte, sah sich aber noch immer ein wenig panisch um.
“Gut, zunächst mal beruhigst du dich, okay. Ich werde dich jetzt zum Arzt fahren und dann wird alles wieder gut werden, einverstanden.”
“J-ja… o-okay…“, stotterte Dane noch immer zitternd.
“Gut, ich werde mich jetzt fertig machen und dir dann auch helfen dich fertig zu machen. Du bleibst hier sitzen, bis ich dich hole“, bat Mike seinen Sohn.
Er hatte schon Tränen in den Augen vor Sorge, denn er wollte seinen Sohn nicht auch noch verlieren.
Wieder nickte Dane nur ein wenig.
Erleichtert atmete Mike auf, eilte aus dem Zimmer und machte sich, so schnell es ihm möglich war, fertig. Anschließend holte er Dane, duschte ihn ab und half ihm dann beim Ankleiden.
Im Flur, des Hauses, angekommen, schnappte sich Mike seine Schlüssel und lief mit seinem Sohn zur Garage. Mit der Fernbedienung öffnete er die Garage, setzte erst Dane, dann sich ins Auto, startete den Motor und fuhr in Windeseile davon.
Eine halbe Stunde später erreichte Mike das Krankenhaus, parkte das Auto ein und half seinem Sohn den Wagen zu verlassen. Dann betrat er das Krankenhaus mit Dane und meldete ihn an der Rezeption an.
Nach einer kurzen Wartezeit wurden beide herein gebeten. Mike ließ Dane sich auf einen Stuhl setzen und erzählte dann dem Arzt was passiert war.
Der Arzt nickte und wand sich dann an Dane.
“Dane, was genau ist denn passiert?”
“Ich weiß nicht. Ich bin heute Morgen aufgewacht und konnte nichts mehr sehen“, erklärte Dane und Tränen liefen über sein Gesicht.
“Verstehe, aber was ist sonst noch gewesen, denn so einfach wacht man nicht auf und ist erblindet.”
Dane senkte seinen Kopf und erzählte dem Arzt was sich am gestrigen Tage in der Schule ereignet hatte. Auch Mike hörte genau zu und wusste nun, dass Dane ihn belogen hatte… nun, das würde er später noch mit ihm klären. Jetzt musste ihm erst einmal geholfen werden.
“Gut, Dane, ich werde deine Augen jetzt untersuchen. Hab keine Angst, es wird nicht weh tun.”
Dane nickte brav und schuldbewusst, denn er wusste genau, dass sein Vater jetzt sicher sehr enttäuscht von ihm war. Aber er schwor sich, dass er seinen Vater nie wieder belügen würde… das hatte er irgendwie nicht verdient.
Etwas später waren die Untersuchungen abgeschlossen und der Doktor teilte Mike und Dane das Ergebnis mit.
“Also, die Hornhaut scheint verätzt zu sein und ist schwer beschädigt. Auch die Augen sind leicht beschädigt worden. Wie schwer kann ich jetzt aber noch nicht genau sagen, dazu müssten wir noch genauere Untersuchungen durchführen. Wir können aber versuchen es zu operieren… einen Erfolg kann ich aber nicht versprechen.”
“Gut, ich bin einverstanden“, willigte Mike ein.
“Dann sollte dies aber schnell geschehen, damit die Augen nicht noch mehr geschädigt werden.”
Mike nickte, während Dane leicht unter Schock stand.
“Dann sollte Dane gleich hier bleiben und wir werden ihn dann morgen früh gleich operieren.”
“Einverstanden“, willigte Mike erneut ein.
“Okay, eine Schwester wird sie gleich in ein Zimmer bringen.”
Dane sagte nichts mehr und er nickte auch nicht mehr… er war einfach nur geschockt.
Mike brachte Dane mit der Krankenschwester in das Zimmer und füllte dann die Formulare aus, die notwendig waren.
“Hey, mein Kleiner, es wird alles gut, glaub mir. Ich werde jetzt nach Hause fahren und dir ein paar Sachen zusammenpacken, die du brauchst, okay. Ich bin bald wieder da. Ich lasse dich nicht allein, hab keine Angst.”
Dane reagierte nicht, aber er weinte unendlich viele Tränen.
Mike streichelte seinen Sohn über die Wangen, dann verabschiedete er sich von Dane und verließ das Zimmer anschließend, um nach Hause zu fahren und ein paar Sachen für seinen Sohn zu holen.
Dane saß unbeweglich auf einem Stuhl am Fenster, aber er konnte natürlich nicht hinaussehen.
Inzwischen hatte Mike das Haus erreicht und betrat es sogleich. Zunächst rief er auf seiner Arbeit an und ließ sich ein paar Tage Urlaub geben, nachdem er erklärt hatte, was geschehen war. Dann packte er einige Sachen für Dane ein, die er mit ins Krankenhaus zu nehmen gedachte.
Zu guter Letzt rief er noch bei Kaine an und sprach ihm auf den Anrufbeantworter. Nur ganz kurz erklärte er was los war, dann legte er auf.
Einige Minuten später saß er schon wieder im Auto und war auf dem Weg ins Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin, dachte er über die ganze Sache nach und hoffte wirklich, dass alles gut werden würde. In einem war er sich sicher, diesen Mistkerl Fabian und seine Clique würde er anzeigen, das hatten sie nicht umsonst gemacht.
Wieder im Krankenhaus angekommen, ging er auf direktem Wege zum Zimmer seines Sohnes und betrat es. Er begrüßte ihn, sich meldend, damit Dane wusste wer im Zimmer war.
“Hallo, mein Kleiner, ich bin es …Dad.”
Dane reagierte allerdings nicht und saß weiterhin bewegungslos auf dem Stuhl am Fenster.
Für Mike bot Dane ein Bild des Jammers und des Elends und er tat ihm einfach nur so unendlich leid. Warum konnte er ihm das nicht einfach abnehmen? Das wäre doch so viel einfacher.
Langsam ging Mike auf Dane zu, hockte sich vor ihm hin und sah ihm ins Gesicht. Na ja, zumindest hatte er aufgehört zu weinen, stattdessen starrte er nun, mit leerem Blick vor sich hin.
“Dane? Dane…! Jetzt komm schon, rede mit mir …bitte“, bat Mike verzweifelt.
Aber Dane reagierte auch weiterhin nicht, sondern starrte einfach nur ins Leere… mit einem Blick, der Traurigkeit und Verzweiflung widerspiegelte.
Noch ein paar Mal versuchte Mike mit ihm zu reden, aber es kam einfach nichts von Dane. So setzte sich Mike auf den anderen Stuhl, der ebenfalls am Fenster stand und sah aus dem Fenster. Er wollte so gern mit seinem Sohn reden, aber dieser schien einfach nichts mehr wahrzunehmen.
Es war bereits um die Mittagsstunde, als es an der Tür klopfte und jemand das Zimmer betrat. Mike wandte sich dem Besucher zu und begrüßte ihn:
“Hallo Kaine, schön, dass du da bist.”
“Hallo Mike, na ja, ich habe den Anrufbeantworter abgehört und bin sofort hierher gekommen.
Was ist denn eigentlich los?”
Mike erklärte Kaine kurz was der Arzt gesagt hatte, aber er klärte ihn auch über Danes derzeitigen Zustand auf.
Kaine bedankte sich nickend und ging auf Dane zu, während Mike das Zimmer, auf der Suche nach Nahrung, verließ… hatte er doch heute noch nichts gegessen.
Auch wollte sich Mike ein wenig frische Luft gönnen, um auf andere Gedanken zu kommen.
Den Stuhl auf dem Mike gesessen hatte, zog Kaine ganz nahe zu Dane heran und setzte sich. Behutsam nahm er dann die rechte Hand seines Lieblings in die seine und strich mit seiner anderen Hand zärtlich über dessen Handrücken.
“Dane, magst du vielleicht mit mir reden, hm?”, fragte Kaine flüsternd.
Aber noch immer reagierte Dane nicht.
“Hey, jetzt komm schon, rede doch wenigstens mit mir. Ich bin immer für dich da, das weißt du, aber sprich doch bitte mit mir.”
Sein Blick ging noch immer ins Leere und Dane starrte noch immer einfach vor sich hin, dann giftete er Kaine an:
“Lass mich doch einfach in Ruhe, man! Hau ab… los verschwinde! Ich kann auf dein Mitleid verzichten… ich brauche dein Mitleid nicht! Los, man, verzieh dich!”
Kaine musste, bei diesen Worten, hart schlucken. Diese Worte waren für ihn wie brennende Pfeile. Sie brannten sich tief in sein Herz hinein und sie taten dort verdammt weh. Die Augen schließend versuchte er die Tränen zu unterdrücken, die seine Augen schon benetzten.
Danes Hand ließ er wieder los und legte diese wieder auf dessen Schoß ab.
Kaine kämpfte wie ein wahnsinniger gegen den immer mehr aufkommenden Schmerz an, aber letztlich verlor er den Kampf und die Tränen bahnten sich nun doch ihren Weg aus seinen Augen und liefen über sein Gesicht.
“Sag mal, denkst du das wirklich, dass ich nur aus Mitleid hier bei dir bin, hm?”, fragte Kaine, mit tränenerstickter Stimme und versuchte den aufkommenden Schmerz nicht überhand nehmen zu lassen.
“Verdammt! Verzieh dich aus meinem Zimmer!”, fauchte Dane Kaine an.
Erschrocken, weil er damit nicht gerechnet hatte, sah Kaine Dane an, stand dann vom Stuhl auf und ging auf die Tür zu. Das Gesicht zunächst zur Tür gewandt, schwieg er einen Moment, dann drehte er sich noch einmal um und erwiderte, so ruhig es ihm möglich war:
“Ist okay, Dane, ich verstehe dich und ich werde jetzt gehen, aber morgen komme ich wieder und werde mich um dich kümmern. Denn ich liebe dich und das weißt du auch ganz genau.”
Dann drehte sich Kaine wieder um, öffnete die Tür und entfernte sich aus dem Zimmer, die Tür leise hinter sich schließend.
Auf dem Flur angekommen kam ihm Mike entgegen, der ihn fragte:
“Was ist denn los? Warum gehst du schon?”
“Es ist nichts los. Mach dir keine Sorgen“, antwortete Kaine und sah sein Gegenüber mit traurigem, vollkommen verzweifeltem Blick an.
“Ach, komm, jetzt mach mir doch nichts vor. Was ist los?”
“Ich will nicht drüber reden.”
“Weißt du was, ich lade dich jetzt zum Kaffee ein und wenn du magst, dann reden wir über dein Problem, das du ja offensichtlich hast.”
“Okay.”
“Fein, dann komm. Die Cafeteria, hier, ist richtig klasse und da gehen wir jetzt hin“, versuchte Mike etwas aufgelockerter zu wirken, um seine eigenen Sorgen zu überspielen.
Kaine nickte und ging mit Mike in die Cafeteria.
Dort angekommen holte Mike für sich und Kaine einen Kaffee, bezahlte und beide gingen dann an einen Tisch und setzten sich… ihre Tassen vor sich auf den Tisch stellend.
Eine Weile schwiegen beide und sahen sich die anderen Leute an, die sich hier nach und nach einfanden.
Mike sah Kaine an und bat:
“So, und nun erzähl mal: Was ist passiert?”
“Du willst es wissen? Er hat mich recht unsanft “gebeten” das Zimmer zu verlassen. Man, der glaubt doch allen Ernstes, dass ich nur aus Mitleid bei ihm bin. Das hat schon ziemlich weh getan.”
“Was? Ehrlich?”, fragte Mike erstaunt und etwas erschrocken nach.
Kaine nickte bedächtig.
“Kaine, ich glaube nicht, dass er es ernst gemeint hat. Ich denke mir einfach, dass er sehr verzweifelt ist. Ich mein, es wäre sicher für jeden von uns ein Schock, wenn man aufwacht und nichts mehr sehen kann. Lass ihm Zeit, er kommt schon wieder zu sich.”
“Natürlich verstehe ich seine Situation. Ich würde das auch nicht toll finden. Aber ich kann doch nichts dafür.”
“Ich weiß, dass du nichts dafür kannst. Dennoch, lass ihn erst mal in Ruhe. Wir sollten auch erst mal die OP morgen abwarten und dann schauen, ob die hier das wieder hinkriegen. Ich hoffe es zumindest.”
“Ja, das hoffe ich auch“, stimmte Kaine nickend ein und nahm einen Schluck Kaffee zu sich.
Während sich Mike und Kaine unterhielten spielte sich in Danes Zimmer etwas ganz anderes ab.
*-*-*
Dane hatte sich von seinem Stuhl erhoben und versuchte sich in dem Zimmer zurecht zu finden. Die ganze Sache erwies sich für Dane schwieriger als gedacht, denn schon nach dem ersten Schritt, stolperte er und fiel der Länge nach hin.
“VERDAMMT!”, fluchte Dane laut.
Mit einer Faust schlug er auf den Boden und wieder liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Zunächst blieb er genau da liegen, wo er hingefallen war. Dann jedoch versuchte er es wieder, stand vorsichtig auf und versuchte das Zimmer irgendwie zu erkunden.
Diesmal ging er aber sehr langsam vor… kleine Schritte und immer mit vorgestreckten Händen… versuchte er nun seine Umgebung zu erkunden. So stieß er, nach einer Weile, auf einen Widerstand und begann diesen zu ertasten.
Es schien sich hierbei um einen Tisch zu handeln… irgendwas schien zudem gerade herunter gefallen zu sein. Dane kümmerte sich jedoch erst mal nicht darum, sondern versuchte weiter alles zu untersuchen.
Langsam drehte er sich vom Tisch weg und tastete sich langsam vorwärts… und wieder Schritt für Schritt.
Nach einigen sehr langsamen Schritten stieß er wiederum auf einen Widerstand. Abermals betastete er das Hindernis. Erst war es sehr hart, dann wurde es weicher und schien ein Bett zu sein. So vorsichtig, wie möglich, “krabbelte” er auf das Bett drauf, machte sich auf die Suche nach dem Kopfkissen und fand es schon bald. Dann legte er sich auf das Bett und schloss die Augen.
So war es für ihn sehr viel angenehmer, denn wenn man die Augen schließt, sieht man eh nichts… genauso dachte er. Dann schlief er, etwas erschöpft, ein.
*-*-*
Zwischenzeitlich hatten Mike und Kaine ihr “Kaffeekränzchen” beendet und wollten nun doch noch einmal nach Dane sehen… vielleicht hatte er sich inzwischen ja wieder beruhigt.
Wenig später hatten sie das Zimmer erreicht und betraten es sogleich. Kaine hielt sich stark im Hintergrund… er hatte einfach keine Lust auf Danes Aggressionen.
Mike ging langsam an das Bett heran und stellte fest, dass sein Sohn schlief.
“Gut, er schläft und scheint sich beruhigt zu haben.”
“Ja“, erwiderte Kaine: “und er scheint das Zimmer erkundet zu haben, wie man sieht.”
Mike sah zu Kaine und erblickte einige Zeitschriften, die auf dem Boden lagen.
“Ganz offensichtlich ist er auf einem guten Weg. Zumindest scheint er sich nicht aufgegeben zu haben.”
Kaine nickte und grinste stolz in Danes Richtung. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung… und diese war Kaine nicht bereit aufzugeben.
Da sie Dane nicht stören wollten, verließen sie das Zimmer leise wieder und schlossen ebenso leise die Tür. Draußen angekommen verabschiedeten sich beide und gingen bzw. fuhren jeder für sich nach Hause.
Mike hatte Kaine natürlich versprochen, dass er sich melden würde, wenn es etwas neues gäbe.
Der Rest des Tages verlief für Dane ohne besondere Vorkommnisse… außer dass er sich geweigert hatte zu essen und diese Weigerung seinerseits auch bis zum Abend anhielt… danach durfte er eh nichts mehr essen, wegen der bevorstehenden OP am nächsten Tag.
*-*-*
Die OP wurde am nächsten Tag durchgeführt, doch hatte man, trotz aller Bemühungen, wenig Hoffnung, dass Dane irgendwann wieder sehen könnte. Das Pulver war anscheinend mit irgendeiner Chemikalie versetzt worden, welche die Hornhaut der Augen ernsthaft geschädigt hatte.
Wieder in seinem Zimmer schlief Dane die Narkose aus.
Mike hatte im Krankenhaus angerufen und sich nach dem Befinden seines Sohnes erkundigt. Man bat ihn ins Krankenhaus zu kommen und mit dem behandelnden Arzt zu reden.
Selbstverständlich machte sich Mike gleich auf den Weg ins Krankenhaus und suchte den behandelnden Arzt auf.
“Guten Tag, Herr Doktor. Was ist denn nun mit Dane?”
“Guten Tag. Also, die OP ist gut verlaufen, aber wir haben dennoch wenig Hoffnung, dass Dane wieder sehen wird. In dem Pulver, womit sein Badetuch anscheinend versetzt worden war, muss eine Chemikalie gewesen, die die Hornhaut der Augen sehr geschädigt hat. Es tut mir leid.”
“Ja… und was wird nun mit ihm?”
“Ich schlage vor, dass Dane, nachdem er sich von der OP erholt hat, in ein Behindertenzentrum verlegt wird. Dort wird er lernen mit seiner Blindheit umzugehen.”
Mike konnte sich nur sehr schwer die Tränen verkneifen und er antwortete:
“Oh, mein Gott, was soll das alles? Warum er? Wissen sie, er wollte Lehrer werden…”
“Das kann er doch immer noch werden. Ich mein, vielleicht findet sich irgendwann ein Spender, und dann könnten wir eine Hornhauttransplantation durchführen. Aber derzeit ist dies leider nicht machbar. Das alles muss auch erst mal heilen und er muss sich erholen… sonst wird das nichts.”
Seufzend erwiderte Mike fragend:
“Wie soll ich ihm das nur beibringen?”
“Bringen sie es ihm behutsam bei und er sollte sich nicht aufregen.”
“Tze… das ist besser gesagt als getan.”
“Sie schaffen das. Also, ich muss dann mal weiter. Ihnen und Dane alles Gute.”
“Ja, danke“, antwortete Mike ein wenig resignierend.
Der Arzt ging wieder seiner Wege und Mike betrat das Zimmer seines Sohnes.
“Wer ist da?”, fragte Dane, der nun schon seit etwas längerer Zeit aus der Narkose erwacht war.
“Dane, ich bin es… Dad.”
“Hallo Dad.”
“Hallo, mein Kleiner“, begrüßte Mike seinen Sohn, ging auf das Bett zu und setzte sich zu Dane auf den Rand des Bettes.
Sacht strich er über Danes Kopf und lächelte ein wenig.
“Nun sag schon, Dad… was sagen die Ärzte?”
Die Hände seines Sohnes nun in den seinen haltend, erklärte Mike:
“Also, hör zu: Die OP ist gut verlaufen… aber..“, Mike holte tief Luft und sprach dann weiter:
“…sie denken, dass… du vielleicht… na ja…”
“…dass ich blind bleiben werde? Na toll… wirklich toll…!”, führte Dane den Satz seines Vater zuende.
“Ja… so ist es leider. Es tut mir leid.”
“Ist schon okay, ich habe so was ja erwartet. Dann kann ich wohl meinen Berufswunsch an den Nagel hängen… nicht“, meinte Dane deprimiert.
“Nein, Dane, das muss nicht sein. Sie meinten, wenn du dich von der OP erholt hast, könntest du lernen damit umzugehen. Und vielleicht… gibt es ja die Möglichkeit einer Transplantation, wenn sich ein passender Spender findet.”
“Ach, hör auf… ich will davon nichts hören. Wo soll ich eigentlich lernen… DAMIT umzugehen, hä?! Sprich es doch aus… ich bin ein Krüppel… ein verdammter Krüppel!”, begann sich Dane nun doch langsam aufzuregen.
“Nein, du bist kein… Krüppel. Hör auf, dir so was einzureden… bitte. Und in… einem… Behindertenzentrum… also, da könntest du… es lernen.”
“Natürlich… in einem Behindertenzentrum! Sag mal… für wie blöd hältst du mich eigentlich, Dad?!”
“Ich werde dir mal was sagen, Dane! Und jetzt hörst du mir mal gut zu! Wenn du es nicht tust, dann halte ich dich für sehr blöd! Ist das klar?! Ich verstehe sehr wohl, dass du im Moment sehr deprimiert und frustriert bist, aber nimm Hilfe an, wenn man sie dir anbietet!”, sprach Mike nun ein Machtwort mit seinem Sohn.
Nun stellte sich Dane stur und erwiderte, mit der Freundlichkeit einer Klapperschlange:
“Es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst… ich brauche meine Ruhe. Außerdem hat es sich bis jetzt immer wieder gezeigt, dass unerwünschte Hilfe… keine Hilfe ist.”
“Du willst, dass ich dich allein lasse… damit du nachher sagen kannst, dass keiner für dich da war… niemand dir geholfen hat… tze… vergiss es. Ich werde nicht gehen“, konterte Mike.
Dane schwieg und spielte nun den Beleidigten.
Mike schüttelte den Kopf, stand von dem Bett auf, ging zum Fenster und sah nachdenklich hinaus.
“Weißt du was ich mich gerade frage? Was hätte wohl deine Mutter gesagt, wenn …”
“Dad… nein… bitte… hör auf. Lass Mum aus dem Spiel..“, flehte Dane, den Tränen nahe.
Aber Mike hörte eben nicht auf und sprach nachdenklich weiter, auch wenn er wusste, dass es ihnen beiden weh tat, was er zu sagen hatte.
“…wenn sie gehört hätte was du hier so von dir gibst? Weißt du, Catherine… deine Mutter… sie war eine Kämpferin. Sie hat für uns und sich um ihr Leben gekämpft. Und was tust du? Du gibst einfach auf und spielst den Beleidigten. Ich glaube nicht, dass sie das verstanden hätte.
Weißt du, ich will damit nicht sagen, dass ich deine Situation nicht verstehe, aber aufgeben ist auch keine Lösung.”
Dane weinte, als Mike von Catherine sprach und er flehte seinen Vater an:
“Bitte… hör auf… bitte… ich vermisse sie so schrecklich…. bitte…”
Auf Danes Bett wieder zugehend, sprach er ruhig:
“Ich weiß, dass du sie sehr vermisst, aber gerade deswegen… darfst du nicht aufgeben… hörst du. Du musst kämpfen und lass dir helfen, auch wenn es dir noch so schwer fällt… kämpfe, mein Sohn.”
Dane nickte und suchte mit einer Hand den Kontakt zu seinem Vater.
Sich auf den Rand des Bettes setzend, nahm Mike die Hand seines Sohnes in die Seine und strich zunächst sanft über dessen Handrücken. Dann jedoch konnte er nicht anders, hob den Oberkörper seines Sohnes etwas an und drückte ihn lieb an sich.
“Schh… ist ja gut. Ich bin bei dir und ich werde dir helfen, okay. Wir schaffen das gemeinsam.”
Dane nickte und flüsterte:
“Okay….”
“Gut so“, flüsterte Mike zurück und legte Dane wieder ins Bett zurück.
“Schlaf ein bisschen, ich sehe später wieder nach dir.”
“Danke, Dad.”
Noch einmal strich Mike über Danes Kopf und verließ dann das Zimmer.
Derweil versuchte Dane ein wenig zu schlafen…
*-*-*
Einige Wochen später:
Dane war aus dem Krankenhaus entlassen worden und befand sich nun in einem Zentrum für Behinderte, das sich in einem kleinen idyllischen Ort, am Stadtrand von London befand.
Alle Hoffnungen, dass Dane nach der OP zumindest ein wenig sehen könnte, hatten sich zerschlagen und waren wie eine Seifenblase zerplatzt.
Er war und blieb blind.
Zunächst hatte sich Dane noch einmal gesträubt und wollte nicht in das Zentrum gehen, aber letztlich hatten es Kaine und Mike geschafft und ihn überredet.
Seit nun mehr einer Woche befand sich Dane in dem Zentrum und weigerte sich standhaft irgendwas zu lernen oder auf irgendwas einzugehen. Es ging einfach immer wieder alles schief… er schaffte es einfach nicht.
Wie immer klopfte es an die Tür und jemand betrat das Zimmer.
“Hallo, ich soll mich ein bisschen um dich..“, dem Pfleger blieb ganz plötzlich jedes Wort im Halse stecken, als er Dane sah…
*-*-*
Mike hatte seine Drohung wahrgemacht und Fabian und seine Clique wegen Körperverletzung angezeigt. In der Gerichtsverhandlung sagte neben Dane auch Kaine aus. Es dauerte nicht lange und der Richter befand Fabian und seine “Bande” für schuldig.
Ben, Sandro und Jack wurden jeweils zu sechzig Sozialstunden verurteilt.
Fabian wurde, wegen Anstiftung zur Körperverletzung, Mobbing und Körperverletzung zu zwei Wochen Freizeitarrest und einhundert Sozialstunden verurteilt.
Vor Gericht waren den Vieren das Scherzen und alles andere vergangen. Sie waren richtig kleinlaut geworden und wagten es nicht, auch nur noch einen Ton zu sagen… Feiglinge eben…
*-*-*
Sich in die Richtung der Stimme wendend sprach Dane:
“Ja, was sollen sie?”
“Ich soll mich ein bisschen… um dich… kümmern… ich… ähm… also mein Name ist Alex und du bist?”
“Tze… machen sie mir nichts vor… sie kennen meinen Namen sicher ganz genau. Das ist doch der arme blinde Junge… der nichts lernen will! Stimmt’s?!”, giftete Dane den Pfleger an.
“Ähm… ja, na gut… du bist… Dane, richtig?”
“Ja, man und jetzt verziehen sie sich, bevor ich mich vergesse!”
“Nein, ich werde nicht gehen. Ich möchte dir helfen, kapiert?!”
“Mir doch egal“, gab Dane zurück und machte keine Anstalten auch nur ansatzweise einzulenken.
“Gut, du bist stur, das kann ich auch“, sprach der Pfleger und ging auf Dane zu, der am Boden, gegen eine Wand gelehnt, saß.
Er hob ihn hoch und brachte ihn, mehr oder weniger schleifend, zum Tisch, wo er ihn auf einen Stuhl setzte.
“So, und hier bleibst du jetzt sitzen und ich werde dir jetzt was beibringen, klar?!”
Dane stellte sich weiterhin stur und schwieg zudem.
Der Pfleger stellte ein Glas auf den Tisch und eine Flasche Wasser, dann setzte er sich auf den anderen Stuhl, der am Tisch stand und bat Dane:
“Jetzt tastest du bitte nach der Flasche und versuchst sie zu öffnen.”
Dane verschränkte die Arme vor der Brust und wand seinen Kopf von dem Pfleger weg.
“Hast du mich nicht verstanden, oder rede ich einfach nur zu undeutlich, hm?”, fragte der Pfleger scherzend.
Danes Gedanken:
Irgendwie kenne ich die Stimme doch… das ist doch… nein, das kann nicht sein… nein… das ist unmöglich…
“Lass mich in Ruhe, verdammt!”
“Ach ja, und wozu bist du dann hier, wenn du eh nichts lernen willst, hm?”
“Das geht dich gar nichts an.”
“Du bist wohl sehr stur, wie mir scheint, gut, dann eben anders“, konterte der Pfleger und stand dann auf.
Er stellte sich hinter Dane, nahm dessen Hand und führte diese dann langsam an die Flasche heran.
“Lass mich los!”, fauchte Dane.
“Nein, du tust jetzt was ich dir sage, kapiert?! Oder gefällt dir die Rolle des Bemitleideten so sehr? Willst du echt immer auf die Hilfe anderer angewiesen sein?”
“Ja, man, ist ja schon gut..“, gab sich Dane geschlagen.
“Gut, dann bitte.”
Nur widerwillig machte Dane mit. Er tastete nach der Flasche und hatte sie bald erreicht.
“Sehr gut, weiter so“, versuchte der Pfleger Dane zu motivieren.
Dane nahm die Flasche an sich, stellte sie auf seinen Schoß und tastete dann nach dem Verschluss der Flasche.
“Weiter, ja genau und noch weiter hoch… so ist es gut.”
Den Flaschenhals erreicht, hatte Dane es geschafft und den Verschluss ebenfalls erreicht, dann öffnete er die Flasche.
“Sehr gut. Und jetzt stellst du die Flasche wieder auf den Tisch und versuchst das Glas zu ertasten.”
Dane fügte sich weiter, schwieg jedoch. Vorsichtig stellte er die Flasche auf den Tisch und versuchte das Glas zu ertasten.
Es war nicht einfach für ihn und letztlich fiel das Glas scheppernd zu Boden.
“Ich habe es doch gewusst… ich kann das nicht… das schaffe ich NIE!”, blaffte Dane den Pfleger verzweifelt an.
“Ist doch okay. Das kann nun mal nicht gleich gelingen. Bleib bitte sitzen. Ich fege das schnell weg und bringe dir ein neues Glas, okay.”
“Ich will aber nicht… verzieh dich einfach und lass mich gefälligst in Ruhe!”, schrie Dane den Pfleger an, sprang irgendwie von dem Stuhl auf und versuchte sich in eine Ecke zu flüchten.
Aber der Pfleger hielt ihn auf und am Arm fest.
“Ich sagte, du sollst auf dem Stuhl sitzen bleiben, okay. Denn ich will nicht, dass du dich verletzt. Hast du mich verstanden?!”
Dane nickte, blieb sitzen und schwieg mal wieder.
Der Pfleger entfernte sich aus dem Zimmer und lehnte sich zunächst an die Wand neben dem Zimmer an.
Seine Gedanken:
Au man, warum ich? Hoffentlich erkennt er mich nicht… womöglich an meiner Stimme. Dane ist nicht dumm, irgendwann wird er es herausfinden.
Konnte er doch nicht wissen, dass Dane ihm schon auf der Spur war und ahnte, dass es sich bei dem “Pfleger” um Fabian, seinen “Erzfeind”, handeln musste… sich jedoch nicht sicher war und es zu verdrängen suchte.
Fabian war nämlich dazu verdonnert worden, in dem Zentrum für Behinderte zu arbeiten, natürlich hatte er bis zuletzt nicht gewusst, dass sich Dane ebenfalls hier befand.
Schließlich riss sich Fabian zusammen holte was er brauchte und ging dann zurück in das Zimmer. Er fegte die Glasscherben gründlich auf, brachte dann alles weg und kam anschließend mit einem neuen Glas zurück.
Eigentlich wollte er den Chef bitten ihn woanders einzuteilen, überlegte es sich dann aber doch anders… irgendwie hatte er nun das Bedürfnis an Dane etwas wieder gut zu machen, was er ihm angetan hatte.
Jetzt wollte er ihm wirklich helfen.
Er stellte das Glas auf den Tisch und bat Dane:
“So, Dane, es geht weiter. Du versuchst jetzt bitte vorsichtig das Glas zu nehmen.”
“Nein, ich will aber nicht. Ich mach doch eh alles verkehrt!”, weigerte Dane erneut.
“Hey, du machst nichts verkehrt und das vorhin… hey, das kann doch jedem mal passieren.”
“Okay, du gibst ja eh nicht auf..“, meinte Dane genervt.
Langsam tastete er sich vor und suchte mit seiner Hand nach dem Glas. Etwas später hatte er das Glas erreicht und umfasste es mit seiner Hand.
“Sehr gut. Jetzt nimmst du dir die Flasche, hältst einen Finger in das Glas und versuchst etwas Wasser in das Glas zu füllen. Wenn du das Wasser an deinem Finger spürst, dann stellst du die Flasche wieder hin.”
Dane nickte und tat wie ihm geheißen. Aber er zitterte dabei… wollte er doch nicht schon wieder was falsch machen.
Fabian merkte es und flüsterte ihm zu:
“Ganz ruhig. Keine Angst, du schaffst das“, stand auf, stellte sich hinter ihn und hielt Danes Hand ruhig.
Dane goss das Wasser in das Glas und hörte auf, als er das Wasser an seinem Finger spürte. Fabian half ihm und stellte, mit ihm zusammen, die Flasche wieder auf den Tisch zurück.
“Na, siehst du, das war doch schon sehr gut. Soll ich dir jetzt beim Trinken helfen?”
“Nein, ich… möchte das jetzt auch allein schaffen.”
“Sehr gut“, lobte Fabian Dane.
Dane tastete sich an das Glas heran, umfasste es mit beiden Händen und führte es langsam an seinen Mund heran. Dann trank er einen Schluck und stellte das Glas vorsichtig wieder auf den Tisch zurück.
“Super!”, lobte Fabian Dane abermals und freute sich ehrlich mit ihm.
Dane wandte seinen Kopf zur Stimme hin und fragte:
“Wie war noch mal dein Name?”
“Alex“, log Fabian abermals, obgleich ihn jetzt das schlechte Gewissen überfiel.
“Hmm… irgendwie kommt mir deine Stimme bekannt vor“, meinte Dane.
“Na ja, viele haben sicher so eine Stimme… könnte ich mir jedenfalls denken.”
“Wie lange arbeitest du schon hier? Ähm… ich darf doch du sagen, oder?”
“Sicher darfst du mich duzen. Ich… arbeite noch nicht lange hier… eigentlich erst seit knapp einer Woche.”
“Du lernst hier, oder?”
“Ähm… nein… ich ähm… muss hier Sozialstunden ableisten.”
“Sozialstunden? Was hast du denn getan? Ich kenne auch jemanden, der ebenfalls Sozialstunden ableisten muss.”
“Na ja… ich habe jemanden versehentlich verletzt, aber man hat mir nicht geglaubt und mich verurteilt.”
“Das ist aber ungerecht. Ich mein, kannst du da nicht in Berufung gehen? Du bist doch so lieb… also… zumindest zu mir.”
“Nein, es ist schon okay.”
“Ehrlich? Mensch, das tut mir leid für dich. Wie viele Stunden musst du denn machen?”
“Einhundert.”
“Wow, das ist aber sehr viel. Und was machst du, wenn du fertig damit bist?”
“Ich weiß es nicht. Ich muss ja auch noch zur Schule und mein Abi machen.”
“Hmm… schade… ich würde mich nämlich freuen, wenn du mich dann ab und zu besuchen würdest.”
“Natürlich, wenn du magst… gern.”
“Ich freue mich drauf.”
“Ich mich auch.”
Dane lächelte Fabian an… wusste er doch nicht so wirklich, wen er da vor sich hatte.
“Also, ich geh dann mal, ich hab ja noch andere Sachen zu tun. Kann ich dir noch etwas helfen?”
“Nein, ist schon okay. Danke, du hast mir schon sehr geholfen.”
“Ist schon gut. Ich bin morgen wieder bei dir.”
“Okay, dann bis morgen“, erwiderte Dane, während Fabian das Zimmer verließ.
Dane stand vorsichtig auf und tastete sich langsam vorwärts, bis er an seinem Bett ankam. Er “krabbelte” auf das Bett drauf und legte sich hin.
Inzwischen hatte Fabian mehr Glück als Verstand, denn kaum war er in einem anderen Zimmer verschwunden, betrat Kaine den Flur und ging zum Zimmer von Dane.
Er klopfte nur kurz an und betrat das Zimmer anschließend.
“Hallo, mein Liebling.”
“Hallo Kaine“, freute sich Dane und lächelte.
Sogleich ging Kaine auf seinen Liebling zu, setzte sich auf das Bett und küsste Dane sanft.
“Wie geht es dir?”
“Ganz gut. Ich hab heute viel gelernt.”
“Ehrlich? Hey, das ist toll. Ich freue mich für dich.”
Dane erzählte dann was er gelernt hatte, verschwieg aber, dass er sich anfangs geweigert hatte.
“Ich hab dir doch gesagt, dass du hier viel lernen kannst.”
“Ja, schon, aber ich will auch wieder nach Hause. Ich will hier nicht bleiben.”
“Ein wenig wirst du noch hier bleiben müssen. Hab noch ein bisschen Geduld, hm.”
“NEIN! Verdammt, ich will nach Hause!”
“Hey, jetzt beruhig dich mal! Ich mein, eben erzählst du mir noch stolz, was du gelernt hast und jetzt machst du hier so einen Aufstand. Was soll das? Erkläre mir das bitte, ich verstehe das jetzt nämlich ganz und gar nicht.”
“War ja mal wieder so klar, dass du mich nicht verstehst… wie immer, eben!”, giftete Dane Kaine an.
“Na, danke… du bist also tatsächlich der Meinung, dass ich dich niemals verstanden habe!
Glaubst du nicht, dass mir das auch weh tut, dich so sehen zu müssen?! Ich habe dir immer zur Seite gestanden und habe versucht dir zu helfen… und was kommt von dir… nichts außer haltlosen Vorwürfen und einem möchte-gern-Aufstand“, entgegnete Kaine ziemlich sauer.
“Ja, man, dann geh doch… hau einfach ab!”, schrie Dane wütend.
Kaine sagte nichts mehr, stand auf und verließ das Zimmer, hinter sich die Tür zuschlagend.
Dane “krabbelte” von seinem Bett runter, suchte sich eine Ecke und kauerte sich dann hinein. Die Knie an seinen Körper herangezogen, legte er seinen Kopf auf die Knie und weinte.
Natürlich machte er keine Anstalten die Ecke, an diesem Tag, wieder zu verlassen. Niemand drang auch nur ansatzweise zu ihm durch. Er wollte auch nicht essen und trinken und verweigerte eben alles.
*-*-*
Obgleich alle wirklich viel Geduld mit Dane hatten, war das Personal in dem Zentrum schon ziemlich genervt von ihm. Erst als Fabian am nächsten Tag wieder ins Zentrum kam, wand sich die Leiterin an ihn:
“Sag mal, Fabian, du hast mir doch gestern erzählt, dass du mit Dane ganz gut klar kommst.”
“Ja. Wieso?”
“Weil Dane in einer Ecke kauert, weder isst noch trinkt und auch anderen Anweisungen unsererseits nicht folge leistet. Würdest du dich vielleicht weiter um ihn kümmern? Sonst müssen wir ihn demnächst leider bitten müssen das Zentrum zu verlassen.”
“Ist okay, ich mach das schon“, willigte Fabian ein, auch wenn ihn nun wieder das schlechte Gewissen plagte.
“Danke Fabian. Und bitte versuche, dass er was isst, sonst müssen wir andere Maßnahmen einleiten.”
“Natürlich, ich werde mich bemühen.”
“Ich bin sicher, du schaffst das. Du kannst mir ja dann Bericht erstatten, okay.”
“Mach ich.”
Die Leiterin nickte lächelnd und ging dann ihrer Wege, während Fabian ihr kurz nachsah und sich dann zu Danes Zimmer begab.
Fabians Gedanken:
Na dann… ab ins Raubtiergehege…
Er kam sich bei Dane eh schon vor, als müsste er eine Raubkatze bändigen.
Das Zimmer erreicht, klopfte er kurz an und betrat das Zimmer dann. Nur kurz sah er sich um und sah dann Dane wieder in einer Ecke sitzen.
“Hallo Dane, ich bin es, Alex.”
“Verschwinde… lass mich allein“, motzte Dane.
Grinsend ging Fabian auf Dane zu und meinte:
“Das hatten wir doch gestern schon mal. Erinnerst du dich? Du weißt, dass ich nicht gehen und aufgeben werde. Komm schon aus der Ecke raus, oder muss ich dich erst da raus schleifen, hm?”
“Man, hau einfach ab… verpiss dich!”, fauchte Dane.
“Vergiss es, Dane“, blieb Fabian standhaft.
Noch etwas näher ging Fabian an Dane heran, packte ihn an den Armen und zog ihn hoch.
“Lass mich los!”, forderte Dane.
“Und ich sagte NEIN… kapiert!? Ich werde dich jetzt auf den Stuhl setzen und dann wirst du mir zuhören.”
Dane schwieg mal wieder, wie üblich.
Fabian setzte Dane auf den Stuhl, in der Nähe des Fensters, und setzte sich dann auf den anderen, achtete jedoch darauf, dass Dane ihm nicht entwischen konnte.
“Und jetzt hörst du mir mal zu, okay. Du musst was essen und trinken, sonst legen die dich an einen Tropf und dann wirst du zwangsernährt… das willst du doch nicht, oder. Ich sags dir, das ist echt scheußlich. Außerdem, wenn du den Anweisungen hier nicht folge leistest, kannst du hier nicht mehr bleiben“, versuchte Fabian Dane zur Vernunft zu bringen.
“N-nein… i-ich… will d-das so n-nicht..“, stotterte Dane und begann leise zu weinen.
“Gut. Wirst du also essen?”
Dane nickte heftig.
Fabian grinste, als er merkte, dass er es geschafft hatte und sprach dann ruhig, aber eindringlich:
“Ich werde dir jetzt was zu Essen holen und du bleibst schön hier sitzen. Hörst du?”
Wieder nickte Dane brav.
“Gut, ich bin gleich wieder da“, mit diesen Worten stand Fabian auf, verließ das Zimmer und ging in die Küche, um das Tablett für Dane zu holen.
Dane blieb tatsächlich auf seinem Stuhl sitzen.
Einige Minuten später betrat Fabian das Zimmer wieder und hatte ein Tablett dabei. Das Tablett stellte er auf dem Tisch ab und setzte sich zu Dane.
“Möchtest du ein Brötchen essen?”
Dane nickte brav und wagte es nicht “Alex” zu widersprechen.
Fabian tat etwas Nougatcreme auf das Brötchen und schnitt es dann in kleine, mundgerechte Stücke.
“Magst du allein essen, oder soll ich dich füttern, hm?”
“Ich… esse allein…”
“Gut, aber ich helfe dir ein wenig, okay.”
Dane nickte.
Mit einer Hand nahm Fabian Danes rechte Hand und führte diese.
“Ja, gut so. Möchtest du was trinken?”
“Ja.”
Fabian gab Dane die Tasse in die Hände und er trank einen Schluck.
“Das ist gut und besser als zu hungern, nicht.”
“J-ja…“, stotterte Dane.
Irgendwann hatte Dane wirklich alles aufgegessen und getrunken.
“Hey, du hast das richtig gut gemacht. Ich bringe nur schnell das Tablett weg, ja und dann gehen wir ein bisschen an die frische Luft, einverstanden.”
“Ja, gern“, freute sich Dane und blieb erst mal sitzen.
Fabian verließ das Zimmer wieder, brachte das Tablett in die Küche, wo man natürlich staunte, dass alles weg war.
“Fabian“, sprach die Köchin: “ich glaube, so einen wie dich, können sie hier öfter brauchen.”
Fabian grinste nur bei ihren Worten, dann verließ er die Küche und suchte einen der Pfleger auf.
Er fand einen und fragte diesen:
“Ich würde gern mit Dane ein wenig rausgehen. Ist er denn schon fertig?”
“Nein, ist er nicht, aber warte, ich hab grad eh nichts zu tun und komme gleich mit dir mit“, erwiderte der Pfleger und ging tatsächlich mit Fabian mit zu Dane.
Gemeinsam betraten sie das Zimmer und Fabian sprach zu Dane:
“Dane, der Pfleger wird dir jetzt beibringen dich zu Duschen, danach gehen wir raus, in den Park. Und ich will keine Beschwerden hören, okay.”
Dane nickte wieder nur brav, dann verließ Fabian das Zimmer, leise hinter sich die Tür schließend.
Tatsächlich machte Dane keine Zicken und der Pfleger atmete erleichtert auf. Fabian schien tatsächlich gut hierher zu passen und er schien zumindest Dane gut im Griff zu haben.
Schließlich war Dane frisch geduscht und fertig angezogen. Der Pfleger verließ nun den Raum und ließ Fabian wieder eintreten.
“Na, was ist, gehen wir jetzt raus, hm?”
“Ja, okay“, willigte Dane ein.
“Gut, komm, ich führe dich“, bot Fabian Dane an.
Dane nickte und Fabian nahm seine Hand, legte sich diese auf seine Schulter und ging mit Dane hinaus. Im Park angekommen, fragte Fabian:
“Soll ich dir beschreiben, wie es hier aussieht?”
“Ja.”
Fabian beschrieb alles, so gut er konnte und ging mit Dane langsam durch den Park. Dane hörte “Alex” gern zu, denn er konnte alles sehr gut beschreiben und er hatte eine angenehmen Stimme.
Schließlich setzte sich Fabian mit Dane auf eine Bank und überlegte angestrengt, ob er ihm jetzt nicht doch die Wahrheit sagen sollte. Er wollte dieser Lüge ein Ende bereiten… egal was dann passieren würde.
“Dane… ich muss mit dir reden.”
“Ja, was ist denn los?”
“Höre mir bitte erst mal zu, okay.”
Dane nickte.
“Also, mein Name ist nicht Alex… mein Name ist… Fabian und ich… es tut… mit leid, was… ich…”
Dane wurde leichenblass… Tränen rannen ihm aus den Augen… und er rückte von Fabian weg.
“NEIN! Geh weg… hast du mir nicht schon… genug angetan?!”, rief Dane panisch und versuchte zu fliehen, stolperte jedoch und fiel hin.
Eine Pflegerin, die das mitangesehen hatte, kam herbei geeilt und fragte, während sie Dane aufhob:
“Fabian, was ist passiert?”
Fabian erklärte ihr, wahrheitsgemäß, was passiert war und sie antwortete dann:
“Darüber unterhalten wir uns später. Ich bringe Dane jetzt auf sein Zimmer.”
Fabian nickte schuldbewusst und sah der Pflegerin nach, wie sie Dane weg brachte.
Nun, das hatte er ja wohl gründlich vergeigt. Aber zumindest hatte er jetzt die Wahrheit gesagt und nur das war ihm wichtig. Ob er allerdings noch einmal an Dane heran kommen würde… das wagte er zu bezweifeln.
Zunächst ging er nun anderen Aufgaben nach und hoffte noch immer, dass er irgendwann wieder mit Dane arbeiten konnte.
Sicher, Fabian hatte in der Vergangenheit viel Mist gebaut und er hatte Dane und auch vielen anderen sehr oft weh getan. Aber die Sache mit dem Gericht, und dass er verurteilt worden war, hatten ihn umdenken lassen und es war ihm eine Lehre gewesen.
Jetzt wollte er Dane wirklich helfen und er wollte niemandem mehr weh tun.
*-*-*
Dane war wieder in seinem Zimmer, die Pflegerin hatte das Zimmer verlassen und Dane hatte nichts anderes zu tun gehabt, als sich wieder eine Ecke zu suchen und sich hinein zu kauern. Er war enttäuscht… so sehr enttäuscht… gerade hatte begonnen “Alex” zu mögen… hatte ihm vertraut… und nun… war alles wieder kaputt… einfach nur kaputt…
Dane weinte bitterlich…
*-*-*
Nachdem Fabian seine Arbeit erledigt hatte, meldete er sich bei der Pflegerin, die ihn zu der Leiterin brachte, und diese wiederum dann mit ihm sprach:
“Fabian, was hast du dir denn dabei gedacht? Warum hast du ihn belogen?”
“Es tut mir leid. Ich habe ihn belogen, weil er mich sonst niemals an sich heran gelassen hätte. Ich… bin doch schuld, dass er blind ist. Ich wollte einfach nur… ein bisschen, von dem was ich ihm angetan habe… wieder gut machen.”
“Ich verstehe dich, aber das war eindeutig der falsche Weg. Mensch Fabian, du hast wirklich so gute Arbeit geleistet… insbesondere im Bezug auf Dane. Ich war und bin wirklich stolz auf dich. Und …ich erwarte von dir, dass du das wieder gerade biegst. Rede mit ihm… versuche ihm klar zu machen, warum du das getan hast. Denn wie mir scheint… seid ihr keine Feinde mehr. Oder irre ich mich da?”
“Nein, er ist nicht mein Feind, das war er eigentlich nie… ich habe ihn gern und ich würde wirklich alles geben… auch meine Augen… wenn ich ihm damit helfen könnte.”
“Ist schon gut, Fabian. Ich erlaube dir, dich weiter um Dane zu kümmern, aber keine Lügen mehr, okay. Ich mach das nur, weil du bis jetzt wirklich gute Arbeit geleistet und dir viel Mühe gegeben hast. Aber sag mal, warum hast du ihn dann geärgert und gemobbt, wenn er nie dein Feind war?”
“Okay… und… danke schön. Na ja, ich wollte einfach nicht als Außenseiter da stehen. Ich habe ihn immer bewundert, aber als ich sah, dass er von anderen geärgert wurde, wollte ich nicht das selbe durchmachen und habe mich deshalb der Clique angeschlossen. Als Tarnung habe ich dann eben mitgemacht.”
“Ich kann dich zwar verstehen, aber es war definitiv falsch was getan hast. Weißt du was mutig gewesen wäre? Wenn du Dane beigestanden und ihn vor den anderen verteidigt hättest. Ich kann nur hoffen, dass du was draus gelernt hast. Und… Fabian… wenn was sein sollte… kommst du zu mir und redest mit mir. Tu bitte nichts Unüberlegtes mehr.”
“Nein, werde ich nicht… versprochen. Und… danke.”
“Nichts zu danken, du kannst jetzt gehen.”
Fabian nickte und verließ das Büro.
*-*-*
Zwischenzeitlich hatte Dane Besuch von seinem Vater bekommen, der sich wunderte warum sein Sohn in einer Ecke saß.
“Hey, mein Kleiner, was ist denn los?”, fragte Mike, nachdem er seinen Sohn begrüßt hatte.
“Dad..“, weinte Dane.
“Was ist denn passiert?”
Nun brach alles aus Dane heraus und er erzählte Mike alles was vorgefallen war… der Streit mit Kaine und die Lüge von Fabian.
“Das mit Kaine wird sicher wieder, du weißt doch, dass er dir nie lange böse sein kann. Aber du hättest auch nicht so reagieren dürfen. Das war nicht okay.
Und was Fabian angeht… warum hörst du dir nicht wenigstens an was er zu sagen hat? Ich mein, er wird doch sicher einen Grund gehabt haben, dass er dich belogen hat.
Ich könnte mir auch denken, dass er genau diese… deine Reaktion voraussah und dich deshalb belog. Sprich mit ihm… frage ihn nach seinen Gründen.”
“Nein… nein… ich will nicht… bitte.. er will mir doch eh nur wieder weh tun“, weinte Dane weiter.
“Lass Fabian sein wie er will, aber das glaube ich nicht. Hat er dir denn, in der Zeit, in der er sich um dich kümmerte, weh getan?”
Dane schüttelte den Kopf.
“Er hat dir also geholfen, richtig.”
“Ja, und ich hatte ihn wirklich schon voll gern gehabt… und nun… ist alles kaputt. Hilf mir bitte, Dad.”
Dane weinte noch immer bitterlich. Er fühlte sich einfach nur noch einsam, verlassen… verraten und zu nichts mehr nutze.
Mike nahm Dane in den Arm und versuchte ihn zu trösten.
“Schhh… ist ja gut. Dane… jetzt höre mal bitte auf zu weinen… und hör mir zu. Tust du das für mich, ja.”
Schluchzend nickte Dane und wischte sich die Tränen mit den Ärmeln seines Pullovers ab.
Mike sah Dane an und sprach ruhig:
“Ich schlage vor, du redest ganz in Ruhe mit ihm und hörst dir an, was er zu sagen hat und dann kannst du dich immer noch gegen ihn entscheiden, wenn du meinst, dass er dir was Böses will. Einverstanden?”
Dane überlegte kurz, dann nickte er einwilligend.
“Soll ich mal schauen, ob ich Fabian hier irgendwo finde?”
“Nein… nicht… bitte…”
“Dane… jetzt ist gut“, mahnte Mike, mit etwas Strenge in seiner Stimme.
Schweigend ließ Dane den Kopf hängen, während sich Mike langsam wieder erhob. Dann klopfte es an der Tür und kurz darauf betrat jemand das Zimmer.
“Oh… ähm… Entschuldigung…”
“Ah, Fabian… bitte, komm ruhig rein.”
“Danke… ähm… ich wollte nur… na ja… mit Dane sprechen.”
“Ist okay, du kannst ruhig mit ihm reden. Ich weiß was passiert ist. Und es war mit Sicherheit nicht okay, dass du gelogen hast, aber jetzt wüsste ich gern deine Gründe… weshalb du Dane belogen hast.”
“Na ja… ich wollte einfach etwas, von dem was ich ihm angetan habe, an ihm wieder gut machen. Aber das hätte ich nicht gekonnt, wenn ich ihm meinen Namen gesagt hätte… weil… er mich ja dann sicher abgewiesen hätte. Aber ich will es wieder gut machen… ich würde ihm auch meine Augen geben… wenn er dadurch nur wieder sehen könnte und es ihm nur besser gehen würde.”
Mike grinste in sich hinein, als er die Worte von Fabian hörte und entgegnete.
“Ich verstehe dich, aber okay, war es nicht. Das weißt du ja sicher.”
“Ja, natürlich und ich werde ihn nie wieder belügen.”
Mike nickte und wand sich dann an seinen Sohn:
“Dane, hast du gehört, was Fabian gesagt hat?”
Seinen Kopf abwendend, nickte er dennoch.
“Also, ich muss dann mal wieder los, denn ich habe noch sehr viel Arbeit. Ich komme dich aber nächste Woche wieder besuchen, okay“, verabschiedete sich Mike von seinem Sohn.
Dane nickte nur und dachte sich seinen Teil.
Mike verließ das Zimmer, nachdem er noch einmal über Danes Kopf gestreichelt hatte.
Fabian sah Mike nach, dann wand er sich Dane zu, der mal wieder in seiner Ecke saß und nicht bereit war diese zu verlassen.
“Dane, das mit der Ecke wird nun wirklich langsam langweilig, findest du nicht auch?”
“Lass mich in Ruhe… hau ab..“, giftete Dane Fabian wütend… ja verzweifelt… fast ängstlich… an.
“Ich denke gar nicht daran zu gehen. Du kommst jetzt aus der Ecke raus, oder ich schwöre dir, ich schleife dich da raus!”
Langsam tastete sich Dane aus der Ecke heraus, wobei Fabian ihm ein wenig half. Dann hob er Dane hoch und setzte ihn aufs Bett. Er selbst setzte sich dazu und sah Dane an.
“Magst du mir erzählen, was noch passiert ist, hm? Ich mein, das mit der Lüge war doch nicht das einzige was dich so bedrückt hat, oder.”
Dane schwieg zunächst, aber er merkte auch schon, dass es ihm gut tat, dass Fabian da war. Er ließ seinen Kopf hängen und erzählte wahrheitsgemäß, aber leise was sich zwischen ihm und Kaine ereignet hatte.
“Nun, mach dir mal keinen Kopf, hm. Ich denke, das wird sich schon wieder geben… Kaine liebt dich doch.”
“Ich weiß nicht… es war so schlimm und dann… dann… ist er einfach gegangen..“, antwortete Dane und begann wieder heftig zu weinen.
Fabian überlegte einen Moment, dann nahm er Dane tröstend in die Arme und streichelte sanft dessen Rücken.
Zunächst etwas überrascht, lehnte sich Dane schließlich an Fabian an und krallte seine Hände, noch immer schluchzend, in dessen T-Shirt.
Ganz langsam beruhigte sich Dane wieder und löste sich von Fabian.
“Sorry… ich… ähm… es tut mir leid“, entschuldigte sich Dane.
“Du musst dich nicht entschuldigen… es ist okay. Geht es dir denn jetzt etwas besser?”
“Ja, danke… dass… du da bist.”
“Nichts zu danken. Ich möchte dir nur helfen… so gut ich kann.”
“Trotzdem… ähm… danke. Ähm… können wir noch… ein bisschen… rausgehen… bitte?”
“Ja, natürlich. Warte, ich bring dir deine Schuhe.”
“Danke, das ist nett von dir.”
Fabian erwiderte nichts, holte Danes Schuhe und half ihm diese anzuziehen. Anschließend half er Dane das Bett zu verlassen.
Wie schon am Morgen, nahm Fabian Danes Hand, legte sich diese auf die Schulter und verließ mit ihm das Zimmer, auf dem Weg in den Park.
Langsam ging Fabian mit Dane durch den Park und wieder sollte er Dane alles beschreiben, während Dane Fabians Worten einfach nur lauschte.
Ewig lange liefen beide durch den großen Park und unterhielten sich einfach nur. Dabei kam natürlich auch noch einmal die Lüge von Fabian zur Sprache… so auch, was er ihm angetan hatte.
Schließlich setzten sie sich auf eine Bank und sprachen einfach weiter miteinander. Fabian erklärte Dane alles was er wissen wollte und beantwortete seine Fragen… offen und ehrlich.
Allerdings unterließ es Dane nun Fabian Vorwürfe zu machen, sondern hörte ihm einfach nur zu.
Nach Fabians Erklärung sprach Dane ruhig:
“Fabian, ich weiß nicht, ob ich dir das je verzeihen und vergessen kann, aber ich finde es gut, dass du mit mir über alles gesprochen und mir meine Fragen beantwortet hast. Na ja…. und ich hab… dich… irgendwie… gern… und ich find es gut, dass du… da bist.”
“Ich weiß, was ich dir angetan habe, ist unverzeihlich, aber ich möchte dir gern helfen… so gut ich kann. Ich bin gern bei dir und… na ja… ich hab ich auch gern.”
“Wirklich… echt?”, fragte Dane, mit einem sanften Lächeln.
“Ja“, entgegnete Fabian.
Es wurde schon langsam dunkel, als Fabian Dane wieder in sein Zimmer brachte und ihm auch noch mit dem Abendessen half… diesmal ohne, dass Dane herum zickte. Er brachte ihn dann noch ins Bett, deckte ihn zu und verabschiedete sich von Dane.
“Also, gute Nacht und schlaf schön. Ich bin morgen wieder bei dir, okay. Ach ja, was ich sagen wollte… du befolgst bitte auch die Anweisungen von dem Personal hier, einverstanden.”
Dane nickte und schenkte Fabian ein sanftes… dankbares Lächeln.
“Dir auch eine gute Nacht und komm gut nach Hause.”
“Danke. Tschüss, bis morgen“, erwiderte Fabian und entfernte sich aus dem Zimmer.
Dane schloss die Augen und schlief friedlich ein…
*-*-*
Tag für Tag und Woche für Woche ging es so weiter. Inzwischen hatte Kaine Dane noch einmal besucht… sie hatten sich wieder gestritten. Danach hatten sie sich, im Zuge des Streites, getrennt.
Aber sie waren sich zumindest darin einig, dass sie einfach nicht mehr zueinander passten.
Dagegen verstanden sich Dane und Fabian immer besser und wurden erstaunlicherweise sehr bald Freunde. Fabian hatte ihm sehr geholfen und Dane hatte letztlich gelernt mit seiner Blindheit besser umzugehen. Er hatte einen Blindenstock bekommen und gelernt auch damit umzugehen, so konnte er wenig später nach Hause entlassen werden.
Wieder daheim musste sich Dane natürlich erst mal wieder an die neue Umgebung gewöhnen. Auch hier half ihm Fabian, der ihn sehr oft besuchte. Mike hatte nur sehr selten Zeit für Dane, da ihn seine Arbeit fast ganz und gar vereinnahmte.
Dane ging nun in eine Blindenschule, wo er weiterhin sehr fleißig lernte.
Eines Tages hatten sich Dane und Fabian mit Kaine getroffen und wollten gemeinsam etwas unternehmen. Denn trotzdem sich Kaine und Dane getrennt hatten, blieben sie Freunde.
Sie waren auf dem Weg in ein Cafe, als ihnen Jack, Sandro und Ben entgegen kamen.
“Ach, sieh mal einer an… die Schwuchteln“, höhnte Ben und fügte fragend hinzu:
“Sag mal, Fabian, was hast du denn mit den Schwuchteln zu tun?”
Nun erhob Fabian seine Stimme:
“Erst mal, sind sie keine Schwuchteln… zum anderen, sind wir Freunde. Ich will, dass ihr aufhört mit dem Scheiß… klar?!”
“Was ist denn mit dir los, hä?!”, wollte Sandro wissen.
“Das sagte ich bereits… wir sind Freunde und ich will, dass das so bleibt.”
Jack hielt sich stark im Hintergrund.
“Man, das ist ja eklig… wie kannst du mit denen da befreundet sein?!”, fragte Ben Fabian verächtlich.
“Ich denke zwar nicht, dass es dich was angeht, aber ich sags dir dennoch… ich mag die Beiden und jetzt verzieht euch… bevor ich mich vergesse.”
“Oh… schon gut, bist wohl jetzt auch einer von …denen, was?!”, höhnte Ben weiter und drehte sich dann angewidert weg.
Auch Sandro kehrte den Dreien den Rücken zu und lief Ben nach, der sich von den Anderen entfernte.
Nur Jack blieb bei ihnen stehen, sah erst Fabian, dann Dane und schließlich Kaine an, während sein Gesicht puterrot anlief.
Fabian fiel das sofort auf und er fragte Jack:
“Was ist denn los, Jack? Geht es dir nicht gut?”
“Ich …ähm… ähm… also…“, stotterte Jack und brachte keinen vernünftigen Satz hervor.
“Na, nun sag es ihnen schon“, ermunterte Kaine Jack grinsend.
“Soll ich… wirklich?”, fragte Jack unsicher.
Kaine nickte.
“Was ist denn los? Hab ich was verpasst?”, mischte sich nun auch Dane ein.
“Wir haben beide scheinbar etwas verpasst“, meinte Fabian und sah abwechselnd Kaine und Jack an.
Da sich Jack scheinbar doch nicht traute, das auszusprechen was ohnehin offensichtlich war, übernahm Kaine das Wort und sprach es aus:
“Jack ist auch homosexuell und er ist es schon sehr lange… tja, und wir sind jetzt seit guten zwei Wochen zusammen.”
Fabian bekam große Augen, doch grinste er.
“So, so… das ist ja mal was ganz neues, Jack. Das wusste ich ja gar nicht. Ich wünsche euch beiden aber viel Glück.”
“Danke Fabian. Ich habe es mich damals nicht getraut zu sagen, weil ich ja gesehen hab, wie du mit… Dane und Kaine umgegangen bist und da hab ich lieber die Klappe gehalten.”
“Das verstehe ich nur zu gut.”
Dane sagte erst mal nichts mehr. Irgendwie tat es ihm schon weh, dass Kaine nun mit Jack zusammen war. Auch wenn sie sich einvernehmlich getrennt hatten und noch immer Freunde waren… war Dane doch noch nicht so ganz über die Trennung von Kaine hinweg.
Sich zusammennehmend entschuldigte er sich:
“Sorry, ich hab ganz vergessen, dass ich noch Hausaufgaben machen muss… ich ähm… geh dann mal besser… bis dann“, drehte sich dann um und machte sich auf den Heimweg.
Fabian, Jack und Kaine sahen Dane skeptisch nach. Sie kauften ihm seine Geschichte nicht ab. Aber nur Fabian lief ihm nach.
“Hey, jetzt warte doch mal!”, rief er und folgte Dane.
Kaine und Jack sahen sich grinsend an und nickten.
“Ganz ehrlich, da läuft mehr“, meinte Jack.
“Ja, zumindest was Fabian angeht… das ist doch offensichtlich“, stellte Kaine fest.
“Ich bin gespannt ob Dane ihn an sich heran lässt“, überlegte Jack.
“Das kannst du vergessen… glaub ich nicht. Ich kenne Dane gut genug..“, erwiderte Kaine zweifelnd.
“Aber ich kenne Fabian auch gut genug und weiß wozu er imstande ist. Überlege doch mal, wie viel er schon bei Dane ausrichten konnte.”
“Meinst du wirklich? Ich weiß nicht… außerdem würde das ja bedeuten, dass auch er… nein… das kann ich mir nicht vorstellen. Nicht jemand wie Fabian… auch wenn er sich mit Dane und mir angefreundet und deine Homosexualität akzeptiert hat… trotzdem kann ich mir das nicht vorstellen.”
“Na ja, wir werden sehen. Er sorgt sich sehr um ihn… mehr als man sich allgemein um einen… Freund sorgt.”
“Egal, komm, gehen wir allein ins Cafe.”
“Okay“, willigte Jack ein und beide gingen von dannen.
*-*-*
Derweil hatte Fabian Dane erreicht, packte ihn am Arm und hielt ihn fest.
“Jetzt bleib doch mal stehen“, bat Fabian seinen Freund, ein wenig genervt.
“Lass mich los!”, zickte Dane mal wieder herum.
“Was hast du denn, hm?”
“Nichts. Was soll ich denn haben? Ich muss nach Hause… Hausaufgaben machen.”
“Natürlich, das sagtest du ja. Aber ganz ehrlich, mir machst du nichts vor, denn ich kaufe dir deine Geschichte nicht ab. Also noch mal… was ist los mit dir?”
“Man, du nervt. Lass mich in Ruhe..“, antwortete Dane genervt.
“Fein, ich habe auch nicht vor aufzugeben. Du kennst mich… ich werde nicht aufgeben“, konterte Fabian.
Einen Augenblick dachte Fabian nach und stellte fragend fest:
“Kann es sein, dass es was mit Kaine und Jack zu tun hat?”
“Nein… sicher nicht. Tze… warum auch? Kaine und ich… wir haben uns doch eh getrennt.”
“Mag sein, dass ihr euch getrennt habt, aber du, mein Lieber bist noch lange nicht darüber hinweg. Hab ich Recht?”
Dane schwieg und senkte seinen Kopf.
“Dachte ich mir… ich habe also Recht.”
“Nein, hast du nicht und jetzt lass mich los! Ich will nach Hause!”
“Wow, da ist aber jemand sehr stur, was“, stellte Fabian fest, ließ Dane aber nicht los.
Er zog ihn zu sich heran, sah ihm ins Gesicht und streichelte zärtlich über Danes Wangen. Er zögerte einen Moment… legte seine Lippen dann aber sacht auf die weichen Lippen seines Gegenübers und küsste ihn sanft.
Dane… etwas überrumpelt… löste sich von Fabian, hob seine Hand, holte aus und wollte ihn ohrfeigen. Natürlich war Fabian sehr viel schneller, als Dane, da er gesehen hatte was Dane zu tun gedachte, und hielt dessen Hand nun fest.
“Nein, du schlägst mich nicht, okay. Ich habe dich auch nicht geschlagen… nur geküsst.”
“Solltest du es wagen… das noch einmal zu tun… kratze ich dir die Augen aus!”, wütete Dane.
“Ja, das glaube ich dir aufs Wort. Du würdest mir die Augen auskratzen, für die unverzeihliche Sünde, dass ich dich liebenswert finde. Denn du kannst es nämlich nicht ertragen, dass dich jemand liebenswert findet, nicht.
Du hüllst dich in die Einsamkeit ein, wie in einen heiligen Mantel und lässt niemanden an dich heran. Aber jetzt werde ich dir mal was sagen: Ich habe mich in dich verliebt, Dane.”
Dane schwieg nun. Diese Worte hatten ihn, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, getroffen. Seinen Kopf senkend wusste Dane nicht was er dazu sagen sollte.
“Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen, hm?”
“Lass mich los und… lass mich einfach nur in Ruhe..“, erwiderte Dane drohend, aber mit zitternder Stimme.
Fabian ließ ihn nun los und sah Dane mit sanften Blicken an. Dane jedoch ließ Fabian stehen und machte sich langsam auf den Weg nach Hause. Bloß nicht darüber nachdenken… am Liebsten alles verdrängen.
Natürlich war Fabian zunächst sehr traurig, aber er war auch nicht bereit aufzugeben. Er würde um seine Liebe zu Dane kämpfen und er wusste, dass er ihn irgendwann erobern würde…
*-*-*
Als Dane sein Elternhaus erreichte, kam ihm sein Vater freudestrahlend entgegen.
“Dane… Dane… ich habe eine wundervolle Nachricht für dich!”
“Dad, lass mich jetzt einfach in Ruhe, okay.”
“Dane? Was ist denn los? Sprich doch mit mir, bitte.”
“Ich will aber nicht darüber reden!”, fauchte Dane seinen Vater an und wollte in sein Zimmer gehen.
Aber Mike hielt Dane auf und ihn am Arm fest.
“Nein, du redest jetzt mit mir. Was ist passiert?”
“Du willst es wirklich wissen, was?!”
“Ja, das würde ich gern.”
“Fabian hat mir seine Liebe gestanden… zufrieden?!”
Mike lächelte und entgegnete:
“Ganz ehrlich, ich habe das schon lange geahnt. Denn so, wie er sich um dich gekümmert hat und immer für dich da war… er war ja beinahe schon über besorgt, wenn es um dich ging… war es eigentlich offensichtlich.”
“Ach, und du hieltest es offensichtlich nicht für nötig mich zu warnen.”
“Nein, warum sollte ich? Ich hätte mich ja auch irren können und ich wollte dich ja auch nicht unnötig verunsichern. Außerdem ist Fabian, abgesehen von einigen Macken, ein feiner Kerl. Und wenn ich ehrlich bin, passt ihr beiden sehr gut zusammen.”
“Ihr seid also alle gegen mich, ja.”
“Ach, was hat denn das damit zu tun, hm?! Jetzt mach doch mal halblang! Ihr habt euch doch bis jetzt gut verstanden und du hast dich doch auch gefreut, wenn er dich besucht hat, oder. Aber lass mich raten… du hast ihn grob abgewiesen. Stimmt’s?”
“Davon kannst du ausgehen.”
“Gut, dann brauche ich dir ja nicht zu sagen, dass das Krankenhaus angerufen hat, oder“, stellte sich Mike nun auch stur.
“Ja, okay, was haben sie gesagt?”, fragte Dane schon recht genervt.
Mike konnte sich nicht mehr zurückhalten… er freute sich doch einfach nur und antwortete:
“Sie haben einen passenden Spender gefunden und würden gern eine Hornhauttransplantation an deinen Augen durchführen. Das heißt, du wirst irgendwann wieder sehen können.”
Dane begann, ob dieser Nachricht, zu weinen.
“Ehrlich? Wirklich echt?”
“Ja, ich soll dich heute noch ins Krankenhaus bringen.”
“Dad…“, flüsterte Dane und konnte es eigentlich noch gar nicht fassen.
Er streckte seinem Vater die Arme entgegen, der auch gleich wusste was Dane wollte und umarmte ihn.
Minutenlang lagen sie sich in den Armen und schwiegen. Dann löste sich Mike langsam von Dane und sagte leise:
“Komm, wir packen deine Sachen, dann fahre ich dich ins Krankenhaus.”
“Okay, Dad. Danke.”
“Ist schon gut“, erwiderte Mike, ging in das Zimmer seines Sohnes und packte dessen Sachen zusammen, die er brauchen würde.
Einige Minuten später hatte Mike Danes Sachen gepackt, ging mit ihm in die Garage, beide setzten sich ins Auto, dann fuhr Mike Dane ins Krankenhaus.
Dort meldete Mike seinen Sohn an, dann hieß es wieder warten.
Eine viertel Stunde später wurden Vater und Sohn ins Sprechzimmer gerufen, wo sie von dem Arzt schon erwartet wurden.
Nach der Begrüßung erklärte der Doktor, dass man einen Spender gefunden hatte usw.. Dann erklärte er was sie zu tun gedachten, so auch, dass die Chance, dass er danach wieder sehen könnte bei etwa achtzig Prozent lag.
Dane freute sich unglaublich, auch wenn die Chance nicht allzu groß war, dass er wieder würde sehen können… aber die Hoffnung, dass er es vielleicht wieder könnte… erfreute sein Herz.
Dane stimmte zu, so auch sein Vater, der sogleich das Formular ausfüllte und es unterschrieb. Nachdem alles geklärt war und sämtliche Fragen beantwortet waren, ließ der Doktor eine Schwester ins Sprechzimmer kommen, die Dane und Mike in das Krankenzimmer brachte.
Mike half Dane die Sachen in den Schrank zu legen und sich hier schon mal ein wenig “häuslich” einzurichten.
“Dad, ich habe schon ein bisschen Angst vor der OP“, gab Dane zu bedenken.
“Das verstehe ich. So eine OP ist nie angenehm, aber wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass du wieder sehen kannst… dann ist es leider unumgänglich.”
“Ich weiß und ich freue mich ja auch irgendwie drauf, aber ich hab halt so ein mulmiges Gefühl.”
“Das ist vollkommen normal, mach dir mal keine Gedanken.”
“Okay.”
“Kommst du dann jetzt allein klar? Ich muss leider auch wieder arbeiten, aber ich komme morgen wieder her.”
“Ist okay, Dad, ich weiß. Bis morgen dann und… arbeite nicht mehr so viel“, scherzte Dane und lachte.
“Ich muss ja leider. Also, bis morgen dann und sei tapfer, ja. Ich denk an dich und ich hab dich sehr lieb, Dane.”
“Ich hab dich auch lieb, Dad“, erwiderte Dane.
Dann verließ Mike das Zimmer und fuhr zunächst nach Hause, wo er sich umzog und dann zu seiner Zweitarbeit fahren wollte.
Plötzlich klingelte es an der Haustür und Mike öffnete, etwas gehetzt, die Tür.
“Hallo Fabian. Du ich habe es wirklich eilig. Kann ich dir irgendwie helfen?”
“Hallo Mike, also, ich wollte nur zu Dane.”
“Au, das tut mir leid, aber Dane ist im Krankenhaus.”
“Warum denn das? Was ist passiert?!”, fragte Fabian erschrocken und stand da wie vom Blitz getroffen.
Lächelnd erklärte Mike Fabian warum Dane im Krankenhaus war und Fabian freute sich für ihn.
“Bitte, darf ich ihn besuchen?”
“Hmm… du könntest schon, nur bin ich mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist. Er hat mir alles erzählt und war nicht gerade begeistert“, gab Mike zu bedenken.
“Das weiß ich. Aber ich möchte ihn dennoch besuchen. Bitte, darf ich?”, bat Fabian.
“Also gut, okay“, willigte Mike ein und verriet Fabian wo er Dane finden konnte.
Fabian bedankte und verabschiedete sich, dann machte er sich auf den Weg.
Mike fuhr derweil zur Arbeit…
*-*-*
Etwa eine halbe Stunde später erreichte Fabian das Krankenhaus und ging schnurstracks auf das Zimmer zu. Er klopfte kurz an, dann betrat er das Zimmer auch schon und begrüßte seinen Freund… von dem er hoffte, dass er noch sein Freund war.
“Hallo Dane.”
“Fabian…“, erwiderte Dane erstaunt.
“Dane, ich bin nur hier um dir für morgen viel Glück zu wünschen. Mike hat mir gesagt wo du bist… weil ich ihn darum bat“, erklärte Fabian, sich entschuldigend.
“Ist schon okay. Und… danke… das Glück kann ich wirklich brauchen.”
“Bist du schon ein wenig aufgeregt?”
“Wenn ich ehrlich bin… ja… ein wenig schon. Aber… ähm… was ich sagen wollte…”
“Ja?”
“Ich… habe es vorhin nicht böse gemeint. Bitte… kannst du mir verzeihen?”
“Ich wüsste nicht was ich dir verzeihen müsste. Es ist alles okay. Ich hätte dich ja auch nicht so überrumpeln dürfen. Es tut mir leid.”
Dane lächelte und entgegnete:
“Dann sind wir jetzt wohl Quitt, was.”
“Ja, das sind wir wohl“, antwortete Fabian lächelnd.
“Und… ähm… was ich noch sagen wollte… na ja… ich… also… hab dich auch sehr… gern und… ähm… würde es gern… mit dir… versuchen… ich mein… nur… wenn… du… willst“, stotterte Dane leise vor sich hin und senkte seinen Kopf.
Fabian sah Dane sehr erstaunt an, näherte sich ihm und ergriff sanft dessen Hände.
“Meinst du das wirklich ernst, hm?”
“Ja.”
“Was hat dich denn zum Umdenken bewegt?”
“Na ja, ich hab, mit meinem Dad gesprochen und er meinte halt, dass ich nicht richtig reagiert hab. Und da hab ich angefangen zu überlegen und es tut mir leid, dass… ich dich so angefahren hab. Und… und… dann… war da noch… der Kuss und… der hat.. schon was in mir… ähm… ausgelöst.”
Fabian grinste, als er Danes Worte hörte und sah, dass Danes Gesicht leicht errötete. Langsam legte Fabian seine Arme um Danes Hüfte, zog ihn sacht an sich heran und streichelte zunächst nur zärtlich das Gesicht seines “Freundes”.
Dane schloss genießend die Augen, während sein Gesicht nichts anderes mehr tat als im schönsten Rot zu leuchten.
Noch etwas mehr näherte sich Fabian seinem Angebeteten, wagte es und küsste Dane sehr sanft.
Diesmal erwiderte Dane den Kuss, ebenfalls sehr sanft, während er sich an Fabian heran tastete und ihn dann zärtlich umarmte.
Eine ganze Weile standen die Beiden so da und streichelten sich gegenseitig, dann lösten sie sich voneinander und Fabian führte Dane zum Bett, setzte erst ihn, dann sich drauf und hielt dessen Hände in den seinen.
Fabian blieb bis zum späten Abend bei ihm und sie unterhielten sich sehr lange über alles mögliche. Dann verabschiedete sich Fabian von Dane und versprach ihn morgen wieder zu besuchen.
“Viel Glück für morgen, mein Süßer“, flüsterte Fabian und küsste Dane noch einmal.
“Danke“, freute sich Dane und erwiderte den Kuss.
Fabian verließ das Zimmer und ging dann, mit einem wunderschönen Glücksgefühl, nach Hause.
Endlich hatte er Danes Herz erobert… etwas, das er sich schon so lange gewünscht hatte.
Dane machte sich derweil Bettfein, legte sich dann, mit einem Gedanken an Fabian, ins Bett und schlief sogleich ein…
*-*-*
Die OP am nächsten Tag verlief sehr gut und ohne Komplikationen. Nun hieß es abwarten, ob der Körper die Transplantate abstoßen oder annehmen würde.
Dane schlief noch die Narkose aus, als Mike und Fabian das Zimmer betraten und ihn besuchten. Zuvor hatte sich Mike bei dem Arzt erkundigt, wie die OP verlaufen war.
Der hatte ihm gesagt, dass alles gut gegangen wäre und man jetzt nur abwarten könnte. Mike hatte sich daraufhin bedankt und hoffte, dass nun wirklich alles gut werden würde. Er wollte einfach nicht, dass Dane weiterhin leiden musste.
Leise traten Mike und Fabian an das Bett heran und sahen Dane an. Danes Augen waren noch mit einem Verband verschlossen.
Auf Dane herab sehend, lächelten beide, dann sahen sie sich an und Mike flüsterte:
“Ich hoffe so sehr, dass jetzt alles gut wird.”
“Ich hoffe es nicht… ich weiß es. Weil er anderenfalls noch mehr leiden würde, und dass kann doch wirklich niemand wollen.”
Mike nickte zustimmend.
Derweil erwachte Dane und hörte ein Flüstern in seiner Nähe:
“Dad?”
“Ich bin da, Dane.”
Fabian hielt sich raus und schwieg, denn er wollte die Beiden nicht stören.
“Wie geht es dir denn?”
“Müde… und ich hab Durst..“, flüsterte Dane noch etwas schwach.
“Warte, ich geh mal fragen, ob du schon was trinken darfst.”
Dane nickte dankbar und Mike entfernte sich aus dem Zimmer, auf der Suche nach einer Schwester.
Mike hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als Fabian wieder etwas näher an das Bett heran trat und sacht, wie zufällig, Danes Handrücken berührte.
“Fabian?”, fragte Dane in die Stille hinein.
“Ja, mein Süßer, ich bin es.”
“Ich freue mich so, dass… du da bist.”
“Und ich bleibe bei dir… ich liebe dich“, erwiderte Fabian flüsternd und strich zärtlich über Danes rechte Wange.
“Ich… liebe dich… auch“, flüsterte Dane zurück und lächelte sanft in die Richtung der Stimme.
“Hey, hab ich dir schon gesagt, dass die Ärzte meinen, dass die OP gut ausgegangen ist und es gut aussieht.
“Wirklich echt?”
“Ja. Allerdings wirst du den Verband noch ein paar Tage ertragen müssen.”
“Den ertrage ich gern… wenn ich dich danach nur sehen kann.”
“Ich freue mich auch schon, wenn ich dir endlich in die Augen sehen darf.”
Beide schwiegen, als sich die Tür öffnete und Mike, gemeinsam mit einer Schwester, das Zimmer betrat.
“Wie geht es ihnen denn, junger Mann?”, fragte die Schwester.
“Müde… aber gut… und… ich habe Durst.”
“Sie dürfen ruhig schon etwas trinken und nachher bekommen sie etwas zu Essen“, antwortete die Schwester.
Sie nahm ein Glas und füllte etwas Mineralwasser ein, dann hob sie seinen Kopf ein wenig an und hielt das Glas an seinen Mund, so dass er trinken konnte. Danach stellte sie das Glas auf dem Nachttisch ab und ließ seinen Kopf vorsichtig wieder auf das Kissen gleiten.
“Dankeschön.”
“Nichts zu danken“, erwiderte die Schwester, sah nach dem Verband an Danes Augen und entfernte sich anschließend aus dem Zimmer.
Mike sprach noch ein paar Worte mit Dane und Fabian, dann musste er den Besuch leider beenden, denn er musste ja arbeiten und ließ die beiden Turteltäubchen somit allein.
Fabian blieb wirklich die ganze Zeit über bei Dane. Er hatte für ihn sogar das Rauchen aufgegeben, da er ja wusste, dass Dane Nichtraucher war.
Später, als es Zeit zum Essen war, fütterte Fabian Dane, der sich das jetzt nur allzu gern, von ihm gefallen ließ. Und Fabian seinerseits dies nur allzu gern tat.
*-*-*
So ging es ein paar Tage lang weiter und Fabian war wirklich in jeder freien Minute bei Dane. Dann kam der Tag an dem der Verband entfernt werden sollte.
Mike war sehr gespannt, Fabian kaute nervös an seiner Unterlippe herum und auch Dane war sehr angespannt, aber voller Hoffnung. Nur der Arzt war die Ruhe selbst und sehr konzentriert.
Die Vorhänge wurden zugezogen und das Zimmer somit etwas abgedunkelt, um Dane nicht gleich mit dem Tageslicht zu blenden. Nur eine kleine Tischlampe gab etwas Licht ab.
Mit einer Verbandsschere schnitt der Doktor vorsichtig einen Teil des Verbandes auf und wickelte den verbliebenen Rest, ebenfalls sehr vorsichtig, ab. Den Verband warf er in den Abfalleimer und bat Dane:
“Dane, wenn du soweit bist, öffnest du langsam deine Augen.”
Natürlich traute sich Dane erst mal nicht die Augen zu öffnen… zu viel Angst hatte er vor einer Enttäuschung.
“Was wird passieren, wenn ich die Augen öffne?”
“Nun ja, deine Augen werden sich erst mal wieder an das Sehen gewöhnen müssen, aber dann sollte es langsam heller werden.
“Okay… ich hab ein bisschen Angst davor… enttäuscht zu werden.”
“Keine Angst… es ist alles okay. Öffne einfach deine Augen“, versuchte der Arzt Dane zu ermuntern.
Noch einmal holte Dane tief Luft, dann wagte er es und öffnete langsam seine Augen.
Wie erwartet war zunächst noch alles dunkel, aber dann begann er etwas Licht wahrzunehmen. Er sah sich um und schon bald konnte er etwas mehr Licht wahrnehmen. Ein Lächeln zierte seine Lippen nun.
“Und, was siehst du, Dane?”, wollte der Arzt wissen.
“Es wird langsam heller… ich sehe noch alles sehr verschwommen.”
“Ja, das ist normal. Wie viele Finger siehst du?”, fragte der Arzt und hielt ihm seine Hand vor die Augen.
Dane grinste und antwortete scherzend:
“Drei Finger und einen Daumen.” und musste herzlich lachen.
Mike atmete erleichtert auf. Fabian begann zu grinsen und freute sich.
Der Doktor musste nun auch grinsen.
Langsam gewöhnten sich Danes Augen an das Sehen und so konnte er alles wieder einigermaßen gut erkennen, was in dem Zimmer war. Er sah auch seinen Vater und seine Augen begann beinahe richtig zu strahlen.
Seinen Blick ließ Dane weiter durch das Zimmer schweifen und blieb dann an Fabian hängen. Sogleich begann sein Gesicht zu erröten und er lächelte ihn verliebt an.
Fabian ging auf Dane zu und lächelte in ebenfalls sehr verliebt an.
“Ich kann dich endlich sehen“, freute sich Dane.
Auch Fabian freute sich und nahm Dane sanft in die Arme.
Mike konnte seiner Freude kaum Ausdruck verleihen und streichelte den Kopf seines Sohnes liebevoll.
Nun mischte sich der Arzt ein und sagte:
“Dane, du wirst aber noch ein paar Tage hier bleiben müssen, damit wir den weiteren Heilungsprozess noch etwas zu überwachen können.”
“Ja, natürlich… das verstehe ich“, erwiderte Dane, hatte allerdings nur Augen für Fabian.
Beide sahen sich verliebt an und bekamen kaum genug voneinander.
Der Arzt und Mike sahen sich grinsend an, dann entfernten sich beide aus dem Zimmer und ließen die Liebenden allein.
Die Beiden hatten das gar nicht mitbekommen, dass sie nun allein in dem Zimmer waren. Aber sie begannen sich leidenschaftlich zu küssen, so als hätten sie sich Jahrelang nicht gesehen.
Nachdem sie sich endlich voneinander lösen konnten, sahen sie sich wieder in die Augen und Fabian fragte sanft flüsternd:
“Und… und… du kannst wirklich wieder sehen?”, so als könnte er es noch immer nicht glauben.
“Ja. Es ist alles noch etwas verschwommen, aber …ja… ich kann dich sehen“, antwortete Dane mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen.
“Ich kann dir nicht sagen, wie glücklich ich bin und wie sehr ich dich… liebe“, flüsterte Fabian seinem Liebsten zu, nahm ihn in die Arme und drückte ihn sanft an sich.
“Das weiß ich doch und ich liebe dich auch“, erwiderte Dane mit sanfter Stimme und lehnte sich, die Augen schließend, an Fabian an.
*-*-*
Wiederum vergingen zwei Wochen und Dane, inzwischen siebzehn Jahre jung, war zwischenzeitlich wieder nach Hause entlassen worden. Dane konnte nun wieder richtig sehen und ging auch wieder auf seine “alte” Schule. Natürlich hatte er eine Menge nachzuholen, aber das schaffte er, mit ein wenig Unterstützung seitens seiner Freunde und Fabian.
Er konnte sich jetzt auch schon sehr viel besser durchsetzen und das verdankte er nicht zuletzt Fabian, Kaine und Jack. Jetzt hatte er endlich Freunde und wurde kaum noch geärgert oder gemobbt.
Zuhause, bei seinem Vater, hielt er sich kaum noch auf… hatte es doch eh keinen Sinn, denn Mike war kaum noch Zuhause. Er hatte einfach zu viel Arbeit und war viel zu beschäftigt.
Sein zweites Zuhause befand sich nun bei, dem nunmehr achtzehn-jährigen, Fabian. So wie beinahe jeden Tag war Dane auch heute mit seinem Liebsten mitgegangen. Sie hatten erst zusammen was gegessen, dann waren sie in Fabians Zimmer gegangen und hatten sich den Schularbeiten gewidmet.
Alles lag auf dem Boden verteilt… wie immer eben, denn beide machten ihre Hausaufgaben gern auf dem Fußboden… sie fanden es einfach bequemer.
Gerade wollte sich Dane einen Bleistift nehmen, als auch Fabian eben diesen Stift brauchte und danach griff.
“Hey, lass das, den brauche ich jetzt“, beschwerte sich Dane, gespielt.
“Ich aber auch“, konterte Fabian, ebenfalls gespielt.
Dane pickte Fabian in die Seite, damit er den Stift los ließ. Der Überraschungseffekt war zwar auf Danes Seite und Fabian ließ den Stift los, aber Dane hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sich Fabian wehren würde.
Ganz klar, Fabian pickte Dane nun ebenfalls in die Seite… was dieser sich natürlich auch nicht gefallen ließ und so ein spielerisches Gerangel daraus entstand.
Aus dem Gerangel ging schließlich Fabian als Sieger hervor und hatte Dane am Boden “festgenagelt”, indem er nun halb auf ihm saß und ihn lachend an den Handgelenken fest hielt.
Erwartungsgemäß versuchte sich Dane noch einmal, aber ziemlich halbherzig, gegen Fabian zu wehren… und schaffte es natürlich nicht.
Beider Blicke trafen sich und jedes Lachen erstarb sofort. Fabian beugte sich ein wenig zu Dane herab und stupste mit seiner Nase, die seines Liebsten leicht an. Er küsste ihn erst sanft, dann leidenschaftlich werdend.
Dane erwiderte den Kuss und hing, wie ein Drogenabhängiger auf Entzug, an den Lippen seines Lieblings… so könnte er nicht genug bekommen.
Auch Fabian bekam kaum genug von Dane, ließ nun dessen Handgelenke los und begann, das erste Mal, Danes Körper behutsam zu erkunden.
So als könnte Dane nicht anders, tat er es Fabian nach und begann nun auch dessen Körper sacht zu erkunden.
Gegenseitig befreiten sie sich von den T-Shirts und begannen ihre Oberkörper zu liebkosen und sich gegenseitig zärtlich zu streicheln.
Ganz langsam wanderten Fabians Hände an Danes Körper herab und erreichten bald den Hosenbund. Noch etwas zaghaft knöpfte Fabian die Hose auf und legte dann seine rechte Hand in Danes Schritt.
Als Dane diese Aktion seines Liebsten bemerkte, flüsterte er leise seufzend:
“Nein… bitte nicht.”
“Was hast du denn? Du kennst das doch sicher schon, oder“, flüsterte Fabian zurück.
Dane schüttelte den Kopf und entgegnete flüsternd:
“Nein… i-ich… hab noch nie…”
“Du warst doch aber mit Kaine zusammen.”
“Er wollte mir nicht weh tun, deshalb haben wir nicht miteinander… also…”
Fabian grinste und hauchte Dane ins Ohr:
“Dann freut es mich der Erste sein zu dürfen. Keine Angst… ich werde dir nicht weh tun.”
Natürlich hatte Dane Angst, aber jetzt wollte er es und er vertraute Fabian, dass er ihm wirklich nicht weh tun würde.
Nachdem das nun “geklärt” war, machte sich Fabian weiter an der Hose zu schaffen, die schon bald Geschichte war und irgendwo in einer Ecke landete.
Sanft küsste Fabian Dane noch einmal auf die weichen Lippen, bevor er langsam seine Wanderung über Danes schönen Körper fortsetzte. Er bedeckte ihn mit sanften… hauchzarten Küssen, die Dane ein leises Seufzen entlockten.
Nur kurz hatte er sich den Brustwarzen seines Lieblings gewidmet… hatte sie mit der Zunge umrundet und an ihnen gesaugt, bevor er Dane weiterhin mit sanften Küssen bedeckte. Den Bauchnabel erreicht, umrundete er diesen ebenfalls mit seiner Zunge, während Dane leise aufstöhnte.
Freilich spürte Fabian, dass Dane wohl doch schon mehr wollte. Aber er wollte Dane nicht zu schnell seinen Willen geben und ihn noch etwas der süßen Folter aussetzen.
Erst nachdem er sich den Innenseiten der Oberschenkel und auch dem anderen Rest des Körpers ausgiebig gewidmet hatte, küsste und leckte er die Männlichkeit seines Lieblings sehr sanft.
Vorsichtig ließ er “den kleinen Dane” in seinen Mund gleiten und begann genussvoll an “ihm” zu saugen. Erst sehr sacht, dann immer gieriger werdend, bearbeitete er Danes Männlichkeit…
Derweil war Dane längst nicht mehr Herr seiner Sinne und stöhnte nur noch erregt auf. Diese Gefühle …die kein Ende mehr zu nehmen schienen …sie waren so …schön … sein Herz pochte so schnell, als könnte jeder Schlag der Letzte sein.
Schließlich konnte er sich nicht mehr beherrschen und ergoss sich, leider viel zu schnell, mit einem äußerst erregtem Stöhnen. Sein ganzer Körper zitterte …bebte und bäumte sich auf. Seine Hände suchten nach Halt in dem weichen Teppichboden und krallten sich hinein.
“Mhmm… Fabian…!”, stöhnte Dane laut auf.
Fabian streckte sich dann ein wenig… ein Griff in die untere Schublade, des Nachtschränkchens, und er hatte was er wollte… etwas, das es ihnen leichter machen würde… bei dem was er jetzt vor hatte.
Im Anschluss daran, tat er viel Gleitgel auf seine Finger, spreizte Danes Beine und führte erst einen dann zwei Finger behutsam in den Eingang des Jüngeren ein. Vorsichtig begann er ihn zu weiten und ihn auf das vorzubereiten, was er gleich mit ihm tun würde.
Seine Augen schließend kam Dane, trotzdem es ihm sehr unangenehm war und etwas schmerzte, nicht mehr aus dem Stöhnen heraus und seine Männlichkeit hatte sich schon wieder leicht aufgerichtet.
Dies war Fabian natürlich nicht entgangen. Er befeuchtete seine schon sehr erregte Männlichkeit mit viel Gleitgel und versuchte vorsichtig in Dane einzudringen.
Als Dane das bemerkte, verkrampfte er ein wenig und aus seinen Augen rann eine winzige Träne, so dass Fabian sein “Vorhaben” zunächst nicht fortführen konnte.
“Schh… nicht verkrampfen, mein Süßer, dann tut es auch nicht so weh, versprochen“, flüsterte Fabian Dane liebevoll zu und küsste ihn sanft.
Schließlich schaffte es Fabian in Dane einzudringen, aber er bewegte sich anfangs nicht, damit sich sein Schatz an ihn gewöhnen konnte. Erst als er spürte, dass sich Dane entspannte, bewegte er sich erst einmal sehr sacht in ihm.
Dane stöhnte erst vor Schmerz, dann vor Erregung laut auf, als Fabian in ihn eingedrungen war.
Diese Enge erregte Fabian so sehr, dass er sich eigentlich kaum noch beherrschen konnte. Lustvoll bog er seinen Oberkörper leicht nach hinten und stöhnte nun ebenfalls sehr erregt auf.
Nun stieß Fabian sehr hart zu, auch wenn er befürchtete Dane doch weh zu tun, aber er konnte sich kaum noch beherrschen. So brachte er sich und Dane zum wohlverdienten Höhepunkt.
Ihre Körper spannten sich lustvoll an und beide stöhnten laut auf …dann entspannten sie sich wieder und Fabian fiel dann, nach Atem ringend, neben Dane auf den weichen Teppich.
Fabian sah Dane liebevoll an und hauchte ihm ins Ohr:
“Ich liebe dich“, und streichelte seinen “Liebsten” zärtlich.
“Ich liebe doch auch“, erwiderte Dane mit sanfter Stimme…
*-*-*
Epilog
Dane machte sein Abitur und studierte anschließend. Sein Berufswunsch erfüllte sich… er wurde Lehrer für Mathematik.
Fabian machte ebenfalls sein Abitur und auch er studierte. Nach dem Studium ging er in die Lehre in dem Behindertenzentrum, in dem er Dane richtig kennen und lieben gelernt hatte. Nach der Lehre wurde er von dort übernommen.
Fabian und Dane blieben sich und ihrer Liebe zueinander treu und zogen irgendwann zusammen. Ihre Liebe verlor nie den Reiz und sie lebten in Harmonie miteinander.
Auch Kaine machte sein Abitur, hatte aber keine Lust zu studieren, sondern machte eine Lehre als Automechaniker. Von dem auszubildenden Betrieb wurde er später übernommen und arbeitete dann dort.
Jack schaffte sein Abitur leider nicht, aber er bekam dennoch eine Lehre als Gärtner. Auch er wurde von dem Ausbildungsbetrieb übernommen und arbeitete dort.
Leider blieben Kaine und Jack nicht zusammen. Kaine hing noch immer an Dane, aber Dane war für ihn unerreichbar geworden, denn er blieb Fabian treu… er liebte ihn einfach.
Zudem war Kaine ohnehin nur mit Jack zusammen gewesen, weil er hoffte Dane damit ein wenig eifersüchtig machen zu können… hoffte er doch, dass Dane dann zu ihm zurückkommen würde.
Jedoch stand ihm da Fabian im Weg, der Danes Herz langsam aber sicher erobert hatte. Somit war sein Plan, Dane zurück zu erobern, gründlich in die Hose gegangen.
So war Kaine allein geblieben und wollte keinen Partner mehr haben… denn er hatte die Trennung von Dane niemals überwunden. Am Stadtrand hatte er sich ein Haus gekauft und war dorthin gezogen.
Jack hatte sich irgendwann eine Frau genommen und eine Familie gegründet. Er wollte und konnte sich einfach nicht outen und sich seiner Homosexualität stellen. Lieber lebte er in Frieden mit seiner Familie zusammen… auch wenn er niemals wirklich glücklich wurde.
Allerdings lebte er seine Homosexualität heimlich aus. Aber niemals wurde es entdeckt, denn er verstand es, sich perfekt zu tarnen.
Ben und Sandro erreichten zwar auch das Abitur, aber sie studierten nicht. Ihre Lehre als Dachdecker bestanden sie und arbeiteten in dem Beruf.
Sie leisteten sich allerdings noch ein paar Exzesse und mussten natürlich dafür büßen.
Aber auch die Beiden wurden irgendwann vernünftig. Sie wanderten in ein anderes Land aus und begannen dort ein neues Leben. Sie blieben Freunde, gründeten aber niemals eine Familie oder hatten andere Partnerschaften…
Kaine, Dane, Fabian und Jack blieben weiterhin sehr gute Freunde. Einmal im Jahr trafen sie sich und unternahmen etwas zusammen. Auch wenn es Kaine immer wieder quälte, wenn er Dane zusammen mit Fabian sah… hoffte er doch noch immer, dass Dane zu ihm zurückkommen würde…
ENDE