Die Sonne hatte sich schon den ganzen Tag nicht richtig blicken lassen, dafür huschten viele Wolken, die zum Abend hin immer dunkler und dichter wurden, über das Firmament. Mehr hatte Roland Hollerbach vom Wettergeschehen des ganzen Tages nicht mitbekommen, dazu war er zu sehr in seine Arbeit vertieft. Der Fachanwalt für Erbrecht vertrat seit Kurzem Claudia Wessels, die älteste Tochter des unlängst verstorbenen Helmuth von Barkenau. Die Dame meinte, ihre vier Geschwister hätten sie beim Erbe übervorteilt.
Dem alten Barkenau gehörte neben der Brauerei noch so Einiges in der Stadt, allein die Familienvilla samt fünf Hektar großem Park hatte einen Verkehrswert von über drei Millionen. Allerdings verstand der Verblichene es ziemlich meisterhaft, seine umfangreichen finanziellen Transaktionen und seine Beteiligungen in einem derartigen Ausmaß zu verschleiern, dass der Verdacht, dem Fiskus seinen Anteil vorenthalten zu wollen, Betrug ist wirklich ein hartes Wort, mehr als gegeben war.
Die Sache war ganz gewiss nicht einfach, aber der 38 Jahre alte Brillenträger war sich sicher, so er denn einen Erfolg bei Gericht für seine Mandantin erzielen würde, endlich vom angestellten Anwalt zum Partner in der altehrwürdigen Kanzlei Grus, Fundus und Müller aufsteigen zu können. Sein Name würde zwar nicht auf dem Firmenschild prangen, aber er wollte Friedemann Ritter beerben, der zum Jahresende seinen Posten als Partner aufgeben wollte, um in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er wollte dieses Ziel erreichen, koste es, was es wolle! Und diesem Meilenstein seiner Karriere ordnete er alles, aber auch wirklich alles unter: Sein Privatleben hatte er fast komplett aufgegeben, selbst die Pausen zum Zwecke der Nahrungsaufnahme waren auf ein Minimum reduziert.
Er blickte von seinem Schreibtisch auf und sah in das leere Vorzimmer. Alle anderen Angestellten, seien es Anwälte oder Schreibkräfte, ja sogar der Bürobote, sonst der Mensch, der immer abschloss, waren schon vor Stunden verschwunden, hatte ihn mit seinen Akten alleine zurückgelassen. Er griff zum Telefon, dachte an Robin, den Mann, mit dem er seit fast sieben Jahren Tisch und Bett teilte. Er sollte ihn wirklich anrufen und sagen, er würde bald nach Hause kommen. Bald!
Aber war das nicht schon der dritte Abend in Folge, den er am Schreibtisch hier im Büro anstatt auf dem heimischen Sofa verbrachte? Er überlegte kurz und schüttelte den Kopf: Es war bereits die vierte Nachtschicht, die ihn in der Innenstadt festhielt. Letzten Freitag hatte er das millionenschwere Mandat übernommen und war sofort voll eingestiegen. Selbst am Wochenende saß er mit Laptop und Unterlagen am heimischen Esszimmertisch und arbeitete verbissen an dem Fall; die einzige Unterbrechung war ein kurzer Besuch seiner Mutter am Samstagnachmittag, die auf ihrer Rückreise vom Nordkap auf einen Kaffee in der Domstadt vorbeischaute.
Es war einfach noch so viel zu tun und so wenig Zeit, es zu tun. Er wollte die Partnerschaft in der Kanzlei. Seine Hand lag immer noch auf dem Telefon. Aber was würde ein Anruf auch schon großartig bringen? Nur einen weiteren Vortrag seines Liebsten, wie wenig Zeit man in letzter Zeit miteinander verbringen würde. Der lebensfrohe Bibliothekar mit den festen Arbeitszeiten und den Sicherheiten eines Beamten hatte gut Lachen, er war keinem internen Konkurrenzdruck ausgesetzt, denn neben Roland machten sich noch zwei seiner Kollegen Hoffnung auf den bald vakanten Posten als Partner.
Robin war – dank seines Parteibuches – mit 35 Jahren schon Leiter des Stadtarchivs und würde das auch wohl bis zu seinem Dienstzeitende bleiben, es sei denn, eine entsprechende Stelle im Landesarchiv würde frei werden, er sich darauf bewerben und – bei entsprechender Couleur der Landesregierung – dann genommen werden. Aber auch in diesem ziemlich unwahrscheinlichen Fall würde sich nicht viel an den Gesamtumständen ändern: Das Landesarchiv lag nur zwei Straßen neben seinem städtischen Pendant und man teilte sich sowieso schon mit der Oberfinanzdirektion ein und dieselbe Kantine. Seine Finger rutschten vom Hörer.
Roland streckte seine müden Glieder, versuchte, die Verkrampfung zu lösen, indem er eine Runde um seinen Schreibtisch spazierte. Wenn doch alles nicht so kompliziert wäre! Wie gerne würde er mit seinem Mann, Hand in Hand wie ein frisch verliebtes Paar, durch die Natur schlendern, mal wieder zum Schwimmen an ihren Badesee fahren, dort ein Lagerfeuer entzünden, Wein trinken, lachen und scherzen, um dann später, im Schein der Flammen, das Wort Begehen zu buchstabieren. Wie lange war es jetzt her, dass sie sich zuletzt mit all ihrer Intensität geliebt hatten? Zwei Wochen? Einen Monat? Der Robenträger schüttelte mit einem mitleidigen Lächeln den Kopf und ging zurück zu seiner Arbeit, vergaß alles um Robin.
Regen hatte eingesetzt und trommelte in immer stärkerem Rhythmus gegen das Glas des Fensters. Roland rieb sich die Augen, blickte auf die Uhr. Seit seinem letzten Rundgang war fast eine Stunde vergangen. Die Thermoskanne, die ihm seine Sekretärin vor deren Feierabend noch hingestellt hatte, war fast leer, wie er beim Anheben des Edelstahlbehälters feststellen musste. Aber der Kaffee, den er sich den ganzen Abend über schon einverleibt hatte, verlangte nach Auslass.
Auf dem Rückweg stoppte er kurz an der kleinen Teeküche: Jetzt ein frischen Türkentrank! Er wusste zwar, welchen Knopf er auf der hochmodernen Maschine drücken musste, um an Koffein in heißer und flüssiger Form zu kommen, aber er wusste nicht, wie er den Kaffeezubereiter italienischer Bauart später wieder hätte reinigen sollte; die Seniorpartner legten größten Wert auf Hygiene. Er zuckte mit den Schultern und setzte seinen Weg fort, er würde sich mit der Neige in der Kanne begnügen.
Er rieb sich den Rücken, als er am dunkelgetönten Fenster stand und aus dem zweiten Stock des Bürogebäudes hinaus in die Nacht blickte. Das Kopfsteinpflaster der Fahrbahn schimmerte nassglänzend im fast gelblichen Licht der Straßenlaternen. Die Neonröhre der Bushaltestelle, die der Kanzlei schräg gegenüberlag, schien bald ihren Geist aufzugeben, ab und an flackerte sie auf, als ob sie noch ein Lebenszeichen von sich geben wollte. Der Regen schien nachgelassen zu haben, die Tropfen prasselten kaum noch hörbar an die Scheibe, dafür war wohl Wind aufgekommen, die Bäume im Vorgarten der Kanzlei wogen unrhythmisch hin und her.
Die Straße war leer, kein Wagen fuhr. Auf dem Bürgersteig eilte ein Paar, Hand in Hand, die jeweils freie Hand leicht über den Kopf erhoben, wohl um sich vor dem Regen zu schützen, in Richtung des Unterstandes, der sonst dem öffentlichen Nahverkehr als Ein- und Auslasspunkt dient. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Roland erkannte zwei Männer, der eine stieß den anderen an die gläserne Rückwand des Unterstandes und küsste ihn. Der Anwalt schmunzelte: zwei Liebende im Regen!
Wie in Trance ging er zu seinem Schreibtisch, löschte die Schreibtischlampe, die einzige Lichtquelle, um dann sofort wieder zum Ausgangspunkt seiner Beobachtungen zurückzukehren: Aus dem Dunkel seines Büros hatte er jetzt einen besseren Ausblick in die Dunkelheit und das Treiben in derselben.
Es waren wirklich zwei Männer, er hatte sich also doch nicht getäuscht. Einer war groß und schlank und blond, der andere kleiner, kompakter, mit dunklen Haaren. Der Dunkelhaarige drückte den Blonden an die plakatierte Wand und übte sich in intensiver Mund-zu-Mund-Beatmung. Roland konnte zwar keine Gesichter erkennen, aber die Aktion der Zwei war eindeutig genug: Die beiden Männer dachten wahrscheinlich, sie hätten die ungemütliche Nacht ganz für sich allein, denn der Dunklere zog dem Blonden plötzlich das T-Shirt aus seiner Jeans und gab so die darunterliegende Brust dem Regen, aber auch den lüsternen Blicken des Mannes aus dem zweiten Stock, preis, aber Letzteres wohl eher unbeabsichtigt. Der Kopf des kleineren Mannes huschte nun über die Brust des Lehnenden, er schien ihn auf das Heftigste zu küssen und zu liebkosen. Was würde das geben?
Roland konnte sich noch gut an Zeiten erinnern, in denen Robin und er über keinen Ort verfügten, an denen sie sich zurückziehen konnten, um dort das zu machen, was Liebende normalerweise zu tun pflegen. Als er vor knapp einer Dekade in die Stadt kam und seine Stelle bei Grus, Fundus und Müller antrat, fand er Unterschlupf bei einer Cousine seiner Großmutter: Die Einliegerwohnung war groß und kostengünstig und er brauchte sich auch nicht Dinge wie Wäsche, Putzen und Einkäufe zu kümmern, aber der Familienanschluss hatte den enormen Nachteil der ständigen Beobachtung; zum damaligen Zeitpunkt war er ungeoutet, heute wusste jedenfalls seine Familie bescheid.
Diese Not wurde vor sieben Jahren größer, als er Robin erst kennen-und dann lieben gelernt hat. Der damalige Student lebte mit seiner Mutter auf 66 Quadratmeter. Aber in jenen Tagen war ihrer beiden Leidenschaft so heiß und das Feuer der Begierde loderte so hell, dass man immer einen Ort fand, an dem man improvisieren konnte, eben wie jene Liebenden unten auf der Straße.
Roland spürte, wie es langsam eng in seiner Hose wurde: Je länger und je intensiver der eine Mann die Brust des anderen Mannes bearbeitete, desto stärker wurde das Kribbeln in seinen Lenden und desto mehr Blut wurde in Justitias Schwert gepumpt. Die Brust, an der der kleinere Mann nuckelte, muss glatt und sanft gewesen sein, aber – vor allen Dingen – sie war heiß. Wären seine Nippel die Opfer dieser erotischen Zungenmassage, sie würden mehr als hart sein, fast so hart wie das Teil in seiner grauen Anzughose, deren Reißverschluss er nun langsam öffnete, um hineingreifen zu können.
Er zitterte am ganzen Körper, als seine Fingerspitzen die Konturen seines Schwanzes, der noch immer von der roten Retro, die er sich nach der morgendlichen Dusche übergestreift hatte, geschützt war, nachzeichneten. Mit seiner linken Hand hantierte er erst am Gürtel, dann am Hosenbund. Als der Weg frei war, fuhr er mit seiner Rechten durch das Bündchen des Produktes von Calvin Klein. Als Fleisch Fleisch spürte, pulsierte sein ganzer Körper vor Aufregung, er glühte regelrecht; sein Sahnespender war noch härter, als er erwartet hatte.
Es war lange her, wohl viel zu lange, dass er einem sexuellen Reiz so spontan nachgegeben hatte. Der sonst so auf Konventionen bedachte Jurist blickte hinter sich, sah durch die offene Tür in das Dunkel der sonst so geschäftigen Etage. Niemand war da, der ihn und seine Geilheit stören würde. Ein lautes Stöhnen drang aus seinem Mund, als er seine Kronjuwelen komplett freilegte und seine zittrigen Finger seine Erektion hautnah begrüßten.
Die beiden Typen an der Bushaltestelle küssten sich wieder, hatten die Hände um den Körper des anderen geschlungen, fast schienen sie langsam zu tanzen. Roland schlug kurz auf seine sabbernde Schwanzspitze und zitterte vor Vorfreude. Es war eine heiße Nacht, die der künftige Partner erlebte – trotz des Platzregens. Das Paar auf der anderen Straßenseite trug nur Jeans und T-Shirt und der Tanz der Arme wurde schneller und schneller.
Langsam, aber mit fester Hand, fuhr er Zentimeter um Zentimeter erst in Richtung Bauchdecke, nur damit seine Hand dann wieder die Flucht nach vorn antreten konnte. Der Kleinere hatte sich an seinem Oberteil zu schaffen gemacht, der Blonde zog es ihm nun endgültig über den Kopf, es landete auf der Sitzbank des Haltepunktes. Die Hände des größeren Mannes streichelten den nun nackten Rücken, nur um im nächsten Augenblick abrupt in die Höhe gestreckt zu werden. Diesmal zerrte der dunkelhaarige Typ am Stoff, er landete neben der Bank, riss aber das Shirt mit auf den Boden.
Der Fachanwalt für Erbrecht konnte sich gar nicht sattsehen, seine Hand wurde immer schneller und schneller, aber plötzlich erstarrte er mitten in der Bewegung, seine Hand blieb an seinem Schwanz regelrecht kleben. Die beiden Männer in der Bushaltestelle ließen – von jetzt auf gleich – urplötzlich voneinander ab, standen sich nur noch starr gegenüber. War das das Ende der nächtlichen Show?
Roland wollte schon wieder einpacken, aber dann sah er, wie das Paar – fast synchron – sich bückte, nach den durchfeuchteten Shirts griff und dann über die Straße rannte, auf das Bürogebäude zu. Wo wollten sie ihr Liebesspiel fortsetzen? Der Jurist stöhnte vor Freude, als er sah, dass der anwaltliche Vorgarten, durch eine hohe Mauer von der Straße getrennt, Ziel der Flucht war. Die beiden wollten wohl etwas mehr Privatsphäre in ihr privates Treiben bringen; ihm sollte es recht sein. Zwar war er durch den Platzwechsel seiner Frontalsicht beraubt, aber aus der Vogelperspektive konnte man noch genug erkennen.
Am Schluss war er sogar dankbar für die kurze Unterbrechung, denn die zwei Gespielen hatten es sich in der Ecke gemütlich gemacht. Es gab nun keine Störungen durch zuckende Neonröhren mehr, die 25 Meter entfernte Straßenlaterne sorgte für eine gleichmäßige Beleuchtung der Szenerie. Die Körper, die genau da weitermachten, wo sie auf der anderen Seite der Straße aufgehört hatten, wirkten durch die gelbliche Illumination sogar noch aktiver, noch dramatischer, fast wie in einem chinesischen Schattentheater; Roland konnte die Erotik unten fast körperlich spüren.
Die Hände tanzten wieder auf den Rücken, machten sich dann wohl an den Gürteln zu schaffen. Nach kurzer Zeit fiel erst die Jeans des Blonden, dann landete die Baumwollhose des Dunkelhaarigen auf den Shirts. Die beiden standen sich jetzt nur noch in ihren Unterhosen gegenüber, beäugten sich. Von seinem Fensterplatz aus meinte das Organ der Rechtspflege sogar, deutliche Ausbuchtungen der durchfeuchteten Unterkleidung erkennen zu können. Er leckte sich lasziv die Lippen und schluckte, seine Hand glitt wieder über seine Erektion, nur diesmal ein wenig schneller, ein wenig härter.
Der dunkelhaarige Mann drückte den Blonden nun gegen die Backsteinmauer, die fast nackten Körper schienen miteinander zu verschmelzen. Roland stöhnte, er konnte die pure Lust der beiden Kampfhähne, die, keine fünfzehn Meter von ihm entfernt, nicht nur ihre Männlichkeiten aneinander rieben, deutlich spüren, fast regelrecht fühlen. Sie küssten sich innig, leidenschaftlich, dann gingen die Köpfe etwas auseinander und die ausgestreckten Zungen umkreisten einander.
Der Anwalt lockerte seine Krawatte und knöpfte mit seiner freien Hand sein Hemd auf. Die zittrigen Finger fuhren erst den Ausschnitt seines Unterhändlers entlang, schlüpften dann durch den linken Träger und untersuchten die Brustmuskulatur, erst auf der linken, dann auf der rechten Körperhälfte. Am Ende fand er die die steinharte Brustwarze, mit deren höchster Erhebung er sanft und zärtlich spielte, als wolle er sich selbst belohnen.
Der Tanz der Zungen schien beendet, der Waschlappen des Dunkelhaarigen machte sich über Kinn, Hals, Brust und Bauchnabel auf den Weg nach unten, der Blonde krümmte sich vor Lust. Er kniete nun vor dem langen Mann, sein Kopf schien sein Ziel endlich gefunden zu haben. Er umklammerte die schmalen Hüften, hielt sich daran fest wie ein Ertrinkender an einem Rettungsring.
„Geil!“ Roland atmete schwer, nahm alles, aber auch wirklich alles, fasziniert auf. Eine Hand spielte mit seinem Schwanz, die andere mit seiner Brustwarze, seine Augen beobachteten gebannt das lüsterne Geschehen im Vorgarten. Der Knieende beschäftigte sich jetzt fast ausschließlich mit dem ausgebeulten Innenleben der Boxershorts des blonden Mannes.
„Blas ihn! Blas ihn endlich!“ Die Aufforderung verhalte im leeren Raum, aber in Gedanken galt sie sowieso nur Robin, der wie kein anderer Mann verstand, einen Schwanz hart und zugleich zärtlich, sanft aber dennoch fordernd, zu bearbeiten. In der Vorstellung des Juristen kniete sein Mann jetzt vor ihm, leckte sich lustvoll seine Lippen, um sich dann das Schwert der Gerechtigkeit einzuverleiben. Spielte ihm seine Fantasie einen Streich? Spürte er tatsächlich die Feuchte des Mundes, der ihn heute Morgen zum Abschied nur flüchtig geküsst hatte?
Der unsichtbare Dritte stoppte urplötzlich alle körperlichen Aktivitäten, seine Hände fuhren wie entnervt durch seine kurz geschnittenen Haare. Betrog er mit dem, was er hier tat, etwa den Mann, mit dem er jahrelang zusammenlebte und den er liebte, indem er das öffentliche Liebesspiel zweier wildfremder Männer heimlich beobachtete und sich dabei einen von der Palme schüttelte?
Roland hielt kurz inne, grinste dann in sich hinein und setzte seine Handlungen an sich unbeirrt fort. Er würde wegen seiner Tat nie vor Gericht stehen, weder auf dieser Welt noch vor irgendeiner anderen Instanz; Selbstbefriedigung ist schließlich kein Betrug, egal was sie ausgelöst hat. Das auslösende Moment war aber immer noch im Gange, spielte sich direkt vor den glänzenden Augen des Anwalts ab und der konnte seinen Blick nicht von der atemberaubenden Szene wenden.
Der kniende Mann hatte seine Finger mittlerweile unter den Bund des Slips des Blonden geschoben, zog sie langsam nach unten. Der Lange ging ins Hohlkreuz, drückte seine Scham nach vorn, so als wolle er sie dem anderen in ihrer vollen Größe aufdrängen.
„Ja! Zieh sie runter! Saugt ihn aus!“ Der Anwalt zischte mehr als er sprach, zwirbelte seine rechte Brustwarze dabei so hart, dass er seine Lust am liebsten laut hinausgeschrien hätte. Der Dunkelhaarige setzte wohl zum finalen Akt an, das durchnässte Stück Stoff fiel zuerst in die Knie des Blonden, landete dann schlussendlich auf dem Boden. Der Anblick der nun freiliegenden und leicht zuckenden Zuckerstange raubte dem Spanner fast den Atem.
Der knieende Mann ergriff das Gemächt des Stehenden, umklammerte es mit seinen Händen, hielt und betrachtete den langen Schwanz wie eine Monstranz, die es anzubeten galt. Am Ende verleibten sich die Lippen dann aber doch das Brot des Lebens ein. Der Blonde kam ihm entgegen, so, als ob er ihn, wie einen Hungernden, füttern wollte. Roland hätte schwören können, dass er das Schmatzen des kleineren Mannes bis in sein Büro hören konnte. In dem gleichen Rhythmus, wie die Speisung des Hungrigen im Vorgarten der Kanzlei vonstattenging, wurde im zweiten Stock der Stock des Anwalts durch selbigen bearbeitet. Die Linke war diesmal jedoch nicht oberhalb des Bauchnabels unterwegs, nein, sie griff unten herum unterstützend ein, indem sie die Haut des Eiertragebehältnisses kräftig und intensiv massierte und walkte.
Ein Blitz spaltete den Himmel und tauchte die mehr als erotische Szene in reines weißes Licht. Von oben war kein Zwischenraum mehr erkennbar, die Nase des Knieenden kitzelte augenscheinlich den Schambereich des Blonden, der seine Hände auf das dunkle Haar gelegt hatte. Wollte er noch tiefer in den eh schon weit geöffneten Mund eindringen?
„Ja!“ Das Organ der Rechtspflege konnte nur noch Grunzlaute von sich geben, seinen Schwanz bearbeitete er mittlerweile mit beiden Händen, das Tempo wurde immer schneller und das Gefühl dabei immer intensiver. Unten zog der Dunkelhaarige die Hüften des Blonden zu sich heran, der Lange drückte den Kopf des Kleineren immer noch tiefer auf seinen Lustspender. Es war einfach nur ein atemberaubender Anblick; schade eigentlich, dass es nur einen heimlichen Beobachter gab.
„Geil!“ Roland ächzte, anders konnte er seine Bewunderung für die oralen Fähigkeiten des Bläsers keinen Ausdruck verleihen. Die Bewegungen im Vorgarten wurden immer schneller, immer spastischer, immer heftiger. Der Körper des Blonden schien zu vibrieren, zu zucken. Aber auch innerhalb des Gebäudes war an einen geordneten Ablauf nicht mehr zu denken. Ein Donner grollte.
„Gib‘s ihm! Gib ihm deinem Saft!“ Der Brillenträger zischte nur noch. Der Kopf des Bläsers ging nach hinten, der Geblasene tänzelte nicht, wie gewohnt, nach vorn, sondern leicht nach hinten, der fleischliche Kontakt riss aber dennoch nicht ab. Die Zuckungen des Blonden wurden stärker, immer unkontrollierter. Es schien, als hätte er den Gipfel seiner Lust erreicht und das Gipfelkreuz direkt auf die Mandeln des Dunkelhaarigen gesetzt. Roland konnte nicht anders, auch er entließ seine Sahne in die Freiheit.
Aber, im Gegensatz zum Geschehen im Vorgarten, landeten seine Schwimmer nicht in der warmen Umgebung einer Mundhöhle, nein, sie platschten einfach profan und äußerst unromantisch auf das kalte Buchenparkett seines Büros. Es dauerte eine Weile, bis der Atem des Brillenträgers sich wieder normalisiert hatte.
Ein neuer Blitz erhellte den Himmel, der Donner folgte unmittelbar. Der angehende Partner, immer noch nicht wieder ganz fit, sah erstaunt nach unten: Die Szenerie hatte sich komplett gewandelt: Der Blonde hatte sich umgedreht oder war umgedreht worden, wer konnte das sagen? Er stützte sich jetzt mit beiden Händen an der Backsteinmauer ab, reckte sein recht ansehnliches Hinterteil dem kleineren Teil des dynamischen Duos entgegen. Er wackelte mit seinem Arsch, so als wollte er den anderen Mann entweder anmachen oder aber den Schlägen, die dieser mit seinem auch recht ansehnlichen Schwanz auf das wippende Hinterteil auszuteilen versuchte, entgehen.
Die ersten Tropfen fielen vom Himmel, aber der Blonde spielte sein unbarmherziges Spiel unbarmherzig weiter: Er wusste genau, dass er gleich gefickt werden würde, in den Arsch, im Regen, im Freien, in aller Öffentlichkeit. Ein Schlag noch mit der menschlichen Peitsche, dann war es so weit, der lange Blonde wurde von dem kleineren Dunkelhaarigen aufgebockt. Der Niederschlag, der nun immer dichter fiel, schien die beiden in ihrem Treiben nicht zu stören, im Gegenteil, er schien sie regelrecht anzuspornen. Der Brillenträger konnte seine Augen nicht von dem Paar lassen, das seine Gelüste offen auslebte.
Blitz und Donner erfolgten gleichzeitig, aber die Naturgewalten schienen den beiden den Spaß, den sie hatten, nicht zu verderben. Erst als der Typ mit den dunklen Haaren auf dem Rücken des Blonden mehr oder minder zusammenbrach, ließen sie voneinander ab. Die beiden küssten sich innig, das Spiel der Arme und der Tanz der Zungen begann von Neuem, aber plötzlich, wie von unbekannter Hand gesteuert, ließen sie voneinander ab, griffen sich ihre Sachen, zogen sich an und suchten das Weite.
Roland starrte noch lange auf die Stelle, die gerade eben noch intimer Mittelpunkt der Zweisamkeit zweier Männer gewesen war, aber ein erneuter Donner ließ den Fachanwalt für Erbrecht erneut zusammenzucken. Die Spuren seines nächtlichen Treibens mussten behoben werden! Er ließ die graue Stoffhose, die immer noch in seinen Kniekehlen hing, nach unten gleiten, stieg aus den Beinkleidern. Die rote Schutzhülle seiner Männlichkeit landete direkt daneben. Fast nackt machte er sich auf den Weg in die Wasserspiele, um sich und sein Verkehrsgerät zu reinigen.
Nach erfolgter Säuberung, er verbrauchte mindestens 20 Blatt aus dem Papierspender, schlich er sich wie ein Dieb zurück in sein dunkles Büro. Nachdem er den Lichtschalter betätigt hatte, erwartete ihn dort zwar keine Katastrophe, nur natürliche Hinterlassenschaften waren auf dem hölzernen Boden erkennbar. Aber auch diese Spuren mussten beseitigt werden! Schnell zog er sich an, um wieder Papier aus dem Handtuchspender zu holen.
Als dieses nach Gebrauch in der städtischen Kanalisation verschwand und der Fachanwalt auch sonst keine verräterischen Spuren seines frivolen nächtlichen Treibens mehr entdecken konnte, beschloss er, den langen Arbeitstag, den er hinter sich hatte, zu beenden. Aber, wir an jedem Abend, ordnete er noch die Papiere auf seinem Schreibtisch, ehe er seinen Arbeitsplatz verließ. Er schaltete, nachdem er die Tiefgarage verlassen hatte, die Alarmanlage des Gebäudes noch scharf und machte sich um kurz nach elf endlich auf, heimatliche Gefilde anzusteuern.
Als Roland seinen Wagen abgestellt und die Tür zu seiner Wohnung aufgeschlossen hatte, war er ziemlich überrascht, dass noch Licht im Flur brannte; Robin musste also noch wach sein. Er fand den Mann, mit dem er Tisch und Bett teilte, im Badezimmer, ein Handtuch um die Hüften gewickelt, mit einem anderen Frottee trocknete er sich augenscheinlich die Haare.
„Was ist denn los?“ Der Anwalt tat ganz unschuldig. „Man könnte meinen, dass der Regen dich erwischt hat, der vor einer halben Stunde runter gekommen ist.“
Robin grinste und ließ das weiße Gewebe von seinem Kopf auf seine Schultern sinken. „Man könnte es nicht nur meinen, man kann es sogar mit aller Deutlichkeit sagen!“
Roland lächelte verhalten zurück, einerseits war er erleichtert, dass der Mann im Bad nicht wütend auf ihn und seine späte Heimkehr war, aber andererseits machte sich plötzlich ein flaues Gefühl in der Magengegend breit. „Äh, wieso könnte man das sagen?“
„Tja, Sören, der Student, der gerade sein Praktikum bei mir macht, hatte mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zu dem schwulen Kurzfilm-Festival zu gehen, das heute im alten Atrium angelaufen ist.“ Er lachte ihn an. „Erst wollte ich nicht, aber …“
Der Anwalt wurde neugierig. „Aber?“
„Du hast dich den ganzen Tag über ja nicht bei mir gemeldet, da … da habe ich Sören um halb acht noch angerufen und ihm dann doch noch …“ Er schüttelte seine immer noch feuchten dunklen Haare und Rolands schlimmste Befürchtungen schienen bestätigt zu werden. „… zugesagt. Den ersten Streifen haben wir zwar nur halb gesehen, aber die anderen Filme waren wirklich klasse! Wir wollten dich später noch im Büro überraschen, aber da … da kam uns der Regen in die Quere.“ Er lächelte seinen Partner geheimnisvoll an. „Aber das Festival noch geht noch ein paar Tage. Musst du morgen Abend auch wieder so lange arbeiten?“