Zoogeschichten I – Teil 41

Krankenbesuch

Robert

Alles, was um mich herum geschah, bekam ich nur aus der Ferne mit. Ich wurde mehrere Male untersucht, mein Kopf wurde geröntgt, bekam eine Fusion angelegt. Dann lag ich wieder alleine in meinem Bett.

Ich starrte gegen die Decke, beobachtete zwei Mücken, wie sie sich gegenseitig anflogen. Es klopfte und die Tür ging auf. Herein kam… Frau Gärleich?

„Hallo Robert, wie geht es ihnen?“, fragte sie.

„Bis auf die Kopfschmerzen besser“, antwortete ich und bekam die Hand geschüttelt.

„Sie wundern sich sicher, dass ich hier bin. Aber dies hier ist mein normaler Arbeitsplatz, um die Kinder kümmere ich mich in meiner Freizeit.“

Sie war also eine richtige Ärztin. Ich dachte immer, sie hätte diesen Doktortitel, weil sie irgendeine Arbeit geschrieben hatte.

„Wie lange muss ich hier bleiben?“

„Tja, junger Mann. Sie haben sich eine waschechte Gehirnerschütterung zu gezogen. Das Röntgen ist positiv verlaufen, wir haben keine weitere Verletzung feststellen können. Ich denke, wir behalten sie noch einen Tag zur Beobachtung hier.“

„Und dann?“

„Bleiben sie für eine Woche zu Hause und erholen sich.“

„Eine Woche? Ich will…“

„Robert, seien sie vernünftig! Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.“

Sie zog einen Stuhl ans Bett und setzte sich neben mich.

„Ich wollte ihnen aber auch danken… dass sie mir meinen Adrian…. wieder gegeben haben.“

Na toll… unter Einbringung meiner voller Kräfte… Resultat… Gehirnerschütterung.

„Nichts zu danken… Hauptsache, ihm geht es besser.“

„Gesundheitlich ja… aber seine Seele ist angegriffen und ich weiß nicht, wie lange er braucht, alles zu verarbeiten.“

„Darf ich fragen, was überhaupt passiert ist?“

Frau Gärleich atmete tief durch und nickte.

Dennis

Florian und seine Mutter verabschiedeten sich von uns. Der >Zoopfleger< versprach uns, uns wieder mal zu besuchen. Michael nahm mich von hinten in den Arm und knabberte mir am Nacken. „Du kannst gut mit Kindern“, meinte er. „Wieso? Willst du auch welche?“, sagte ich lächelnd. Er verzog das Gesicht, als würde er angestrengt nachdenken und schüttelte dann lächelnd den Kopf. „Es ist wahrscheinlich schön, Kinder zu haben. Aber es ist bestimmt auch schön, sie wieder an die Eltern zurückzugeben.“ Ich brauchte kurz, bis ich begriff, was er meinte, musste aber dann auch lachen. „Was steht heute noch an?“, fragte ich. „Schauen, ob alles beim Rechten ist, nach den Kleinen schauen und Ferdinand noch einen Besuch abstatten. Warum fragst du?“ „Ich würde nachher gerne noch Robert besuchen.“ „Stimmt ja. Du wolltest mir erzählen, was passiert ist.“ So erzählte ich in Kurzfassung das Geschehene. Bei Roberts Sturz sagte Michael kurz >Autsch<. „Kein Problem, da fahren wir zusammen hin.“ „Das ist lieb von dir“, meinte ich. „Du brauchst doch nur einen Fahrer!“ „Klar, die blöde Bimmelbahn bleibt mir dann erspart.“ Ich grinste frech und Michael nahm mich wieder in den Arm. „Ich liebe dich, Dennis Kahlberg.“ Boah dieser Blick… ich bekam wieder weiche Knie. „Ich dich auch!“ Robert „Adrians Freund hat… oder hatte ein kleines Problem mit dem Alkohol. Er trank gerne zuviel, wie auch bei der Poolparty, wo sie beide hingegangen waren. So wie ich erfahren habe, muss irgendwie ein Feuer ausgebrochen sein, weil einer der betrunkenen Gäste etwas Brennbares in den Grill geschüttet hatte… Adrians Freund stand zu dicht am Grill…. seine Klamotten fingen Feuer.“ Ich verzog das Gesicht. „Irgendjemand hat ihn dann in den Pool gestoßen. Aber durch den zu vielen Alkohol und die Einwirkung des Feuers, ertrank der junge Mann.“ „Und Adrian hat das alles gesehen?“ „Ja. Er hing sehr an Dominik, sie kannten sich von klein auf. Und weil er nicht helfen konnte, stürzte sich sein Hirn in diese Isolation, um es wahrscheinlich nicht weiter verarbeiten zu müssen. Er fühlte sich schuldig.“ „Tut es wahrscheinlich immer noch…“ Sie nickte. „Aber … warum ist er dann weggelaufen, nach dem ich gestürzt war?“ „Das weiß ich nicht genau… ich denke mal… das Wasser der Dusche? Was haben sie gemacht?“ Ich wurde rot. „Ich … ich habe ihn eingeseift, nach dem ich ihm den Taucheranzug ausgezogen hatte.“ „Es könnte die körperliche Berührung ausgelöst haben…“, meinte Frau Gärleich. Sie sagte das so, als wäre es normal, das ich mit ihrem Sohn nackt geduscht hatte… na ja, von einem gewissen Standpunkt aus ist es auch normal… viele duschen nach dem Sport gemeinsam… aber wie viel davon sind schwul…mein Kopfweh wurde wieder stärker. „Ich glaube, ich sollte sie wieder alleine lassen, das Gespräch beansprucht sie zu sehr“, kam es von der Gärleich, die wohl bemerkte, dass meine Schmerzen zunahmen. Ich schüttelte leicht den Kopf, weil ich froh war, Jemanden zum Reden zu haben. „Was macht Adrian jetzt?“, fragte ich. „Er sitzt draußen, in der Hoffnung, sie auch sehen zu können… er fühlt sich auch an ihrem Unfall schuldig.“ „Ist er doch nicht… ich hab mich nur erschrocken, weil er so geschrieen hat und bin beim… Zurückweichen ausgerutscht.“ „Er hat geschrieen?“ „Ja… als ich… als ich seine Badehose ausgezogen habe.“ „Aha…“ Hatte ich jetzt etwas Falsches gesagt? Dennis „Jetzt hört doch mal mit eurer Knutscherei auf“, meinte Sebastian, als er Michael und mich ertappte, wie wir uns schon wieder in den Armen lagen. „Du bist ja nur neidisch!“, meinte Michael. „Ne du… hättest du jetzt lange blonde Haare und eine geile, weiblich Figur - dann würdest du Sebastian besser gefallen“, erklärte ich. „Bitte?“ „Du hast bei Sebastian keine Chancen, er steht auf Mädels.“ Verwundert schaute Michael Sebastian an, der grinsend vor uns stand. „Ich dachte…“, begann Michael. „Das hatte ich auch gedacht“, meinte ich. „Also bei Michael…. würde ich eine Ausnahme machen, der ist schon eine Sünde wert“, meinte Sebastian mit einem schelmischen Grinsen. „Lass ja die Finger weg von meinem Michael, sonst werfe ich dich den Bären zum Fraß vor“, meinte ich gespielt empört. „Bevor ihr hier anfangt, eure Reviere durch Pinkeln zu markieren, geht ihr nach draußen!“, kam es trocken von Sabine, was uns alle in einen Lachanfall schob. „So, wir wären soweit fertig… Feierabend“, meinte Sabine. Wir schnappten unsere privaten Sachen und verließen das Bärenhaus. „Du bist richtig süß, wenn du so kämpferisch vor mir stehst“, meinte Michael leise neben mir. „Will der Herr sich jetzt wieder einschleimen, nach dem er mit Sebastian aufs Heftigste geflirtet hat?“, meinte ich. „Oh… da will einer wieder zurückerobert werden.“ „Ja! Dann mach mal!“ Robert „Hat Heike ihnen etwas erzählt?“ „Was meine sie?“, fragte ich. „Ich habe doch noch kurz mit Heike gesprochen, bevor ich sie verlassen hatte.“ „Ach so das meinen sie… nein. Danach hatten wir keine Zeit mehr zu sprechen, um was ging es denn?“ „Um Adrian…, mein Mann und ich vermuten schon seit einiger Zeit… dass mein Sohn… schwul sein könnte.“ Hola… bitte was? Mein Kopf begann, auf Hochtouren zu arbeiten. „Würde sie das stören?“, fragte ich einfach. „Nein, das nicht, aber es würde Vieles erklären.“ „Zum Beispiel?“ War ich jetzt zu neugierig? „Das sind so viele Kleinigkeiten, nicht mal etwas Großes. Wie er sich gibt, seine Wortwahl bei Gesprächen und vieles andere.“ „Meinen sie, das mit Dominik war mehr als nur eine normale Sandkastenfreundschaft?“ „Das nicht. Mag sein, dass er für ihn geschwärmt hat. Das würde auch erklären, warum er es mit diesem Junge so lange ausgehalten hat, aber verliebt…“, sie schaute angestrengt in die Luft, „nein, ich glaube, für Adrian kommt ein anderer Typ Kerl in Frage, nicht so einer wie Dominik.“ Das war jetzt eine Menge Input für mich, trotzdem hielten sich die Kopfschmerzen in Grenzen. „Was mich jetzt nur wundert… dieses riesige Interesse an ihnen, Robert.“ „Bitte?“, fragte ich erstaunt. „Seit ich Adrian von Heike angeholt habe, sind sie Dauerthema bei Adrian. Er hat mir tausend Fragen gestellt, wollte alles über sie wissen. Deswegen sitzt er jetzt auch draußen, er will sie auf alle Fälle sehen, selbst wenn sie nur bewusstlos daliegen würden.“ „Aber er kennt mich doch gar nicht… ich… die Zeit, die er mit mir verbracht hat… er war doch weggetreten.“ „Und dass sie schwul wären… davon kann er ja auch nicht ausgehen.“ Ich spürte, wie mir sämtliches Blut in den Kopf floss. Ich glaubte, es würde ihn zerreisen. „Robert… kann es sein, dass ich gerade in ein Fettnäpfchen getreten bin?“

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