Traumschiff – Teil 27

Vergangenheit und Zukunft

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Jerome

In der Sauna erzählt Sergej noch mal in allen Einzelheiten von der Aktion mit seiner Ex Chefin. Richtig sauer ist er wohl geworden, nach dem sie mich einen Typen genannt hat, der ihn betatscht und begrabbelt.

„In dem Moment habe ich beschlossen“, sagt er, „ jetzt ist Schluss, jetzt reicht es aber und dann hab ich die Schürze ausgezogen und sie ihr mit dem Geld­beutel auf die Theke gelegt. Da hat sie dumm geguckt.“

Ich freue mich natürlich sehr über diese Entwicklung, wäre ja spätestens zum Studienbeginn sowie so fällig gewesen und jetzt, wo wir ja auch noch die Baustelle haben, passt das gerade sehr gut.

Ich werde jetzt immer dann für mein Abi lernen, wenn Sergej und Kevin im Hotel arbeiten, das muss ich gleich morgen mit meinen Lehrern besprechen und auch die Lernzeit mit Ole ein bisschen planen.

Für Englisch werde ich bei Bedarf Mama einspannen, die ist da voll fit und in Deutsch auch. Wenn ich mir Mühe gebe, wird schon alles klappen und wir, meine Lehrer und ich müssen gucken, wann und wo ich Abi machen kann.

 

Kai

Als Kevin um halb Fünf angerufen hat und mich bat, doch zu Remmers zu kommen, war ich sehr erfreut. Als dann aber mein Auto nicht ansprang, musste ich Not gedrungen ab sagen.

Allerdings dauerte es keine fünf Minuten, bis er wieder anrief und sagte, das Martin unterwegs wäre, um mich ab zu holen. Sofort kletterte meine Laune wieder aus dem Keller bis hoch auf den Speicher, ich lief runter und sagte Mama Bescheid, das ich zu Kevin fahren werde.

. „Ich denke, das Auto streikt“, sagt sie, „das hast du mir doch vorhin ganz enttäuscht gesagt.“ Ja, Mama, tut es ja auch“, sag ich zu ihr, „aber der Martin kommt mich abholen. Er ist schon unterwegs hier her.“

„Na, dann hast du ja Glück gehabt und siehst dein Schätzchen ja heute noch“, sagt sie und lacht. „Mama, Kevin ist noch nicht mein Schätzchen, auch wenn ich mir nichts lieber wünsche. Er hat in jüngerer Vergangenheit ähnli­ches erlebt wie ich und er wird bestimmt Zeit brauchen, bis er bereit ist, mein Schätzchen zu sein.“

„Ja, ja, der arme Junge“, sagt sie, „das tut mir ja auch sehr leid. Sei lieb zu ihm Kai und hilf ihm, ich weiß das du das kannst. Ich habe gese­hen, wie er dich anschaut und ich sage dir, das er dich auch sehr mag:“

„Derjenige, der ihm das angetan hat, der hat sich im Gefängnis umgebracht, Mama“, sag ich zu ihr, „vielleicht hilft ihm das ja, vor allem, weil ihm das Ge­richt und die Vernehmungen jetzt erspart bleiben und weil der ja auch nie wieder kommt. Für ihn ist es vorbei, es muss es nur verarbeiten. Ich hoffe, das ich ihm dabei helfen kann.“

Draußen hupt es kurz, das wird Martin sein. Ich gebe Mama einen Kuss und lauf raus ans Auto. Dieses mal ist es ein großer Audi SUV, mit dem Martin ge­kommen ist. Ich steige ein und grüße, schnalle mich an. Martin grüßt zurück und fährt dann los.

„Danke, das sie mich abholen kommen, Martin“, sage ich zu ihm, „mein elf Jahre alter Panda wollte einfach nicht anspringen. Papa wird nach her mal danach gucken und wenn möglich, reparieren, sonst komme ich morgen früh nicht auf den Bahnhof.“

„Sprich mit Sergej, der kann dich doch mit holen zum Bahnhof und den Klei­nen würde das bestimmt sehr freuen, wenn du mit im Auto bist“, sagt Martin und grinst mir kurz zu.

Ich krieg warme Backen, ist das hier für jeden so offensichtlich, das Kevin und ich uns mögen? Wartet jeder darauf, das wir zusammen kommen? Ist das für alle in unserem Kreis schon klar, dass es so kommt?

Martin schaut wieder kurz zu mir rüber, dann sagt er: „So wie wir, Sergej, Je­rome und ich das sehen, wollt ihr wohl zusammen kommen, aber es fehlt noch ein bisschen der Mut, was bei Kevins Vergangenheit auch verständlich ist. Wenn du vorsichtig bist und auf ihn eingehst, wird sich das aber schnell än­dern, denk ich.

Er war immer allein und hat wohl auch nie erfahren, was Liebe und Nähe be­deutet. Jetzt fühlt er sich aber wohl sehr stark zu dir hingezogen und merkt auch, das du ihn magst. Er wird sicher bald seine Angst und seine Scheu verlieren und dann klappt das bestimmt mit euch beiden.

Du musst das einfach verstehen, das er noch unter der Geschichte mit Ber­ger leidet. Das kann man nicht so einfach abschütteln.“

„Ich weiß sehr wohl, was in ihm vorgeht, besser als ihr alle“, sag ich zu Mar­tin, „aber ich hatte viel Zeit und Hilfe, das alles zu verarbeiten“

Jetzt schweigt er, und guckt kurz überrascht zu mir rüber, schnauft dann durch die Nase und fragt: „Du auch? Oh Gott, das war mir nicht bekannt. Ent­schuldige, das ich dir gute Ratschläge geben wollte, du wirst ja dann wohl besser wissen, wie du mit der Geschichte, vor allem, wie du mit Kevin umge­hen muss.“

Ich sage jetzt erst mal nichts, denk einfach über Martins Worte nach, über Kevin und auch über uns beide. Ich werde ihm zeigen und auch sagen, wie viel er mir bedeutet, ihm Mut machen, sich zu öffnen und auch in der Thera­pie alles auf den Tisch zu packen, was ihn bedrückt.

Wir sind da und Martin stellt das Auto vor dem Haus ab. „Ich fahre euch spä­ter noch alle nach Hause“, sagt er. Wir steigen aus und Martin nimmt mich mit ins Haus. „Geh ruhig gleich nach unten, sie sind in der Sauna, ich sag Frau Remmers Bescheid, das du jetzt auch da bist“, sagt er

Ich gehe die Treppe nach unten, schau mich kurz um, orientiere mich. Da ich erst einmal hier war, muss ich kurz überlegen, hinter welcher Türe Sauna und Schwimmbad sind. Dann weiß ich es wieder und klopfe an.

Die Türe wird von innen geöffnet und ein strahlender Kevin, nur mit einem Badeshorts bekleidet, sieht mich an. „Hi“ kommt es leise über seine Lippen und dann macht er einen Schritt nach vorn und legt seine Hände auf meine Schultern. „Schön, das du da bist“, sagt er und lässt meine Augen dabei nicht aus.

Seine Hände sind warm und er drückt leicht an meinen Schultern herum. „Ich freue mich auch, das ich da bin, vor allem aber, dich zu sehen“, sag ich, lege meine Hände nun an seine nackten Seiten und ziehe ihn näher zu mir.

Mir ist bewusst, das einige Augen auf uns ruhen, die Gespräche sind ver­stummt und es fängt an zu knistern.

Er sieht immer noch fest in meine Augen und ich kann keine Angst und keine Panik erkennen, als mein Mund immer näher an seinen kommt und dann be­rühren sich unsere Lippen, ganz zart, ohne Druck und ohne Zwang. Er weicht nicht zurück, hält ganz still, so als würde er in sich hinein horchen, was sein Herz, sein Gefühl von dieser so neuen Berührung halten.

Einen Moment später löst er sich, nimmt meine Hände und zieht mich in den Raum hinein und schubst die Türe zu. Er zieht mich zur Umkleide und sagt: „Komm, zieh dich schnell um, ich warte, bis du fertig bist. Wir gehen dann zu­sammen rein.“

Die Anderen sind alle nackt, haben ein Handtuch umgebunden. Sie ru­fen mir jetzt einen Gruß zu, den ich erwidere und dann geht das Gespräch weiter, ganz normal.

Kevin hat eine Badehose vom Regal genommen und hält sie mir durch den Vorhangspalt in die Kabine. „Was ist mit deinem Auto?“, fragt er. „Es ist nicht angesprungen, mein Vater muss danach gucken. Ich rufe später mal an und frage, ob er ihn reparieren konnte“, antworte ich und nehme die Hose aber nicht aus seiner Hand.

„Gib mir bitte ein großes Handtuch, die Hose brauch ich in der Sauna nicht“, sag ich. Nach kurzem Zögern verschwindet die Hose und dann kommt die Hand mit einem Saunatuch zurück. „Danke, Kevin“, sage ich und wickle das Tuch um meine Hüften. Ich schiebe den Vorhang zurück und trete hinaus, seine Blicke scannen mich und dann schnappt er ein Handtuch und geht in die Kabine.

Er lässt den Vorhang offen, streift mit dem Rücken zu mir die Hose runter und wickelt dann ebenfalls das Tuch um die Hüften. Sein Po ist WOW, treibt mein Blut nach unten, so heiß ist der Anblick. Dieses Bild wird mich verfolgen, meine Gedanken und mein Ding wohl nicht zur Ruhe kommen lassen.

„Das war nicht fair, mir deinen nackten Po hin zu strecken“, sag ich, „wie soll ich das Bild denn nun wieder aus dem Kopf kriegen?“ „Sorry, soweit hab ich jetzt gar nicht gedacht“, antwortet er, „ich wollt halt schnell sein, weil die An­deren schon drin sind in de Sauna. Los, komm“, und dann, “hat er dir wenigs­tens gefallen, mein Po?“

„Wenn du genau hin gucken würdest, wüsstest du, wie sehr mir der Anblick gefallen hat“, kann ich mir jetzt nicht verkneifen, zu antworten. Sein Blick streift die Beule in meinem Handtuch und er wird wieder ein bisschen rot und dann grinst er aber doch ein bisschen, frech sogar, würde ich sagen.

Er nimmt meine Hand und zieht mich auf die dicke Holztür zu, die uns von den anderen und von etlichen Grad Wärme trennt. Er zieht die Türe auf und wir gehen in die nur mäßig beleuchtete Sauna, in der unsere Freunde bereits schwitzen und setzen uns nebeneinander auf die mittlere Bank.

Das Gespräch ist bei unserem Eintritt kurz verstummt, lebt aber jetzt wieder auf und dreht sich immer noch um einen Trip nach Bad Schwartau, um Torsten in der Reha zu besuchen.

Sergej meint, das wenn wir freitags losfahren, es wohl zwei Übernachtungen sind und das wird bestimmt nicht so billig. Frank sagt: „Da gibt es doch be­stimmt auch eine Jugendherberge in der Nähe, da kostet eine Übernachtung so um zwanzig Euro.“

Jerome meint: „Ich muss mal Papa fragen, ob wir da in der Nähe kein Hotel haben, das ist doch eine beliebte Urlaubsregion. So mit vier Leuten im Zim­mer, das finde ich jetzt nicht so prickelnd, erotische Aktivitäten mit mehr als zwei Personen zählen bisher noch nicht zu meinen Vorlieben und Jerome ist es bestimmt auch lieber, wenn wir ein Zimmer für uns haben .“

Kevin stupst mich an und fragt: „Kommst du auch mit zu Torsten oder kannst du am übernächsten Wochenende nicht?“ „Ich komm mit, wenn du mit kommst, sonst nicht“, sag ich und schau ihm tief in die Augen „Und warum nicht ohne mich?“, fragt er.

„Ein ganzes Wochenende ohne dich nur einmal zu sehen, das will ich nicht“, sag ich, „es fällt mir schon schwer, wenn wir nachmittags auseinander gehen, eine ganze Nacht warten zu müssen, bis ich dich morgens wiedersehe.“

Ich beuge mich dicht an sein Ohr und sage leise:“ Ich habe mich in dich ver­liebt, Kevin und ich will das du das weißt. Ich habe viel Zeit, zu warten, bist du auch bereit bist, mich zu lieben. Ich möchte eigentlich immer in deiner Nähe sein, so gern hab ich dich mittlerweile.“

Sein Arm legt sich um mich, seine Augen fangen meine ein, bannen sie und dann kommt sein Mund auf mich zu. Ich schließe die Augen, geh ihm etwas entgegen mit dem Kopf und dann treffen wir uns, sanft zuerst, vorsichtig.

Und dann passiert es, seine Zunge stupst an meine Lippen, ein Schauer überläuft mich, wieder stupst er und wie in Zeitlupe öffne ich meine Lippen, warte darauf, das er weiter macht.

Seine Zungenspitze kriecht tastend in meinen Mund, erkundet absolutes Neuland, er atmet aus in meinem Mund, hat wohl vor Aufregung die Luft an­gehalten.

Jetzt schiebt sich meine Zunge ihm entgegen und er zuckt ein bisschen zu­sammen, als wir uns berühren mit den Spitzen. Schmetterlinge, gefühlte Zehntausend flattern in meinem Bauch, ein vorher nie gekanntes Glücksge­fühl macht sich in mir breit. Es ist totenstill.

Totenstill? Wieso eigentlich? Wir lösen uns langsam voneinander öffnen die Augen und dann…….kommt Applaus und freudige Bravo und Endlich Rufe von denen, deren Anwesenheit wir während unseres ersten richtigen Kusses total ausgeblendet haben.

Nun werden wir beide rot und die anderen klopfen uns auf die Schultern und wünschen uns Glück.

 

Jerome

Obwohl wir es alle gehofft und geahnt haben, das die zwei irgendwann zu­sammen kommen, so hat doch zum jetzigen Zeitpunkt keiner damit gerech­net, so kurz nach Dresden und Berger. Ich freue mich so für die Beiden und hoffe, das sie es hin kriegen. Sie passen einfach gut zusammen.

Wir gehen jetzt raus zum abkühlen, die beiden haben dann noch ein paar Minuten, um sich näher zu kommen, ich meine das nicht in sexueller Hinsicht sondern ganz einfach so.

Nach dem Abkühlen, die zwei sind jetzt wieder bei uns, gehen wir ein bisschen in den Pool. Sergej hat einen Ball geholt und wir werfen uns den wechselseitig zu. Kevin ist nicht so richtig konzentriert, fängt schlecht und wirft sehr ungenau. Er ist jetzt wohl erst mal mit sich selbst und mit Kai beschäftigt.

Ich bin gern im Wasser, da merke ich meine Behinderung kaum, fühle mich freier und nicht eingeschränkt. Ich schwimme zu meinem Schatz, der mich gleich in die Arme nimmt. „Du musst Kai anbieten, ihn abzuholen morgen früh“, sag ich, „wenn sein Auto noch nicht wieder läuft. Sag ihm nach her, er soll mal seinen Vater anrufen, ob er es reparieren konnte.“

Sergej nickt, grinst dann und meint: „Wenn ich ihn nicht mitnehmen würde, bekäme ich bestimmt Streit ist seinem neuen Lover. Ich bin gespannt, wann Kai das erste Mal hier nächtigt oder der Kleine bei ihm. Nähe scheint ihn ja nicht zu stressen, wenn es dann mehr wird, muss Kai sehen, wo es hinläuft.“

„Er studiert doch was Psychologisches und hat selber Trauma Erfahrungen, sie werden es schon hinbekommen, die Zwei“, mein ich und gib meinem Schatz einen Kuss.

Zum zweiten Gang trägt Sergej mich wieder in die heiße, große Holzkiste. Ich sitze ganz oben und habe meine Beine auf Sergejs Schoss. Auf der Bank unter mir sitzen unsere frisch Verliebten, obwohl wir das ja eigentlich alle noch sind. Kevin und Kai haben sich ganz dicht aneinander gesetzt und je einen Arm um die Hüfte des anderen gelegt.

Sie unterhalten sich flüstern und schauen sich gegenseitig an. Man sieht förmlich, wie es knistert. Sergej stupst Kai an, worauf dieser den Kopf dreht und hoch schaut. „Du rufst nach her mal bitte deinen Vater an, ob das Auto nochmal läuft“, sagt Sergej, „wenn nicht, kommen Kevin und ich dich morgen früh abholen.“

„Ok, das mach ich nach her“, sagt er und wendet sich dann wieder Kevin zu.

 

Kevin

Wir haben uns geküsst, so richtig und als ich seine Zunge mit meiner berührt habe, das war so irre gut, das hat bis tief in meinen Bauch gekribbelt. Als die anderen raus sind, haben wir es noch ein paar mal gemacht, aber als mein Glied anfing, steif zu werden, habe ich mich erst mal zurückgezogen,

Mit einem Steifen wollte ich jetzt nicht da raus gehen und auch vor Kevin war mir nicht so wohl dabei und das, obwohl er ja vorhin, als ich ihm in Ungedanken meinen nackten Po präsentiert habe, auch eine Latte gekriegt hat. Die Beule unterm Handtuch war mehr als deutlich.

Wir sind jetzt wieder draußen, bei den anderen und nach dem Abkühlen sind wir im Pool. Sergej hat einen Ball geholt und der wird nun hin und her gespielt. Ich bin nicht richtig bei der Sache, fange und werfe schlecht, bin in Gedanken bei Kai und mir.

Ich muss erst mal lernen, das man seine Gefühle dem Menschen, den man gerne hat, ruhig zeigen kann, ja auch zeigen soll. In Kai hab ich mich sehr schnell verliebt und seine Nähe macht mir keine Angst, bis jetzt jedenfalls nicht. Wenn es aber dann noch mehr Nähe gibt, wenn es auf Sex raus läuft, weiß ich nicht, ob es mir gelingt, die Sache mit Berger aus zu blenden.

Was ist, wenn Kai möchte, das ich ihn in den Mund nehme oder er mich in den Mund nimmt, Ich habe schon Angst, das dann Bergers Fratze auftaucht oder ich dann plötzlich meine, seinen beißenden Geruch wahr zu nehmen.

 

„Du bist so in Gedanken“, sagt Kai leise, der, nach dem wir zum zweiten Gang wieder in der Sauna gegangen sind, ganz dicht bei mir sitzt und seinen Arm um meine Hüfte gelegt hat.

„Lass uns später darüber reden bitte“, sag ich, “wenn wir allein sind. Es ist nicht für andere Ohren bestimmt, “Seine Hand reibt meine Seite und es kribbelt überall, wo seine Hand mich streichelt. Das macht mich wieder wuschig und so halte ich die Hand mit meiner fest, bevor ich wieder mit einem Steifen da sitze.

Ein Blick in seine Augen beruhigt ihn und sagt ihm, das nichts schlimmes in mir vorgeht. Er schaut zu den Anderen, hört ihnen zu und nimmt dann auch an deren Gespräch teil, das sich schon wieder um den Besuch bei Torsten dreht.

Jerome sagt noch mal, das er mit seinem Vater redet und wenn es dort ein Hotel in der Nähe gibt, will er dort Zimmer für alle mieten. Das wird akzeptiert von allen auch, weil er sagt, das er das mit den Kosten mit seinem Papa regelt.

Der zweite Gang ist rum und alle gehen raus zum abkühlen. Das kalte Wasser im Tauchbecken lässt dann auch den Rest meiner Beinahe-Latte endgültig verschwinden. Das jetzt doch alle nackt ins Schwimmbecken hüpfen, realisiere ich erst, als Kai mir das Handtuch weg zieht und mich in den Pool schubst.

Es ist das erste Mal, das ich textilfrei bade und es ist schon irgendwie ein, freies Gefühl. Kai, der direkt nach mir ins Wasser gesprungen ist schwimmt auf mich zu.

Ich bin, nachdem er mich rein geworfen hat, an den Rand zurück geschwommen. Das Wasser ist nur einen Meter vierzig tief, so das ich gerade stehen kann und das Kinn und der Mund noch raus guckt. Kai stellt sich dicht vor mich, auch im geht das Wasser bis knapp unters Kinn.

Er ist höchstens noch eine Handbreit weg von mir und wir sehen uns tief in die Augen, seine Hände legt er rechts und links neben meinen Kopf auf den Beckenrand. Eine leichte Panik keimt in mir auf, ich atme tiefer ein, kämpfe gegen das Angstgefühl an.

Es ist Kai, sag ich mir, Kai, den ich gerne hab, der mir nichts Böses tut, Kai, der mich gern hat, in mich verliebt ist, der mich geküsst hat, mein Kai.

Das Panikgefühl geht zurück, mein Puls beruhigt sich langsam, ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Seine Augen beginnen, zu leuchten und er strahlt mich an.

Er hat mich genau beobachtet, gesehen, was in mir vorgegangen ist, hat gesehen, wer gewonnen hat und jetzt kommt sein Mund näher, seine Lippen sind leicht geöffnet, als sie sich sanft und zärtlich auf meine legen. Ich schließe meine Augen, lass mich küssen und als seine Zunge meinen Mund erkundet, muss ich einfach stöhnen. Nicht laut, aber so, das er es hört und auch fühlt bei seinem Kuss.

Eine Berührung an meinem Schwanz lässt mich erschauern, längst ist der nicht mehr klein, wächst weiter und berührt seinen Bauch und auch er stößt an meine Bauchdecke, hart und doch so zart. Wie von allein legen sich meine Hände auf seinen Po, ziehen in noch näher ran, bis die beiden Glieder zwischen unseren Bäuchen eingeklemmt sind.

So viel Nähe, so ein Gefühl, so ein Kribbeln habe ich noch nie verspürt. Seine Lippen schmusen über mein Gesicht, seine Hände liegen immer noch brav neben meinem Kopf. Langsam beginnt er, sein Becken hin und her zu bewegen.

Das reizt unsere beiden Glieder noch mehr und fühlt sich gut an. Gleichzeitig denke ich, das wir das hier im Wasser ja eigentlich nicht bis zum Ende kommen lassen sollten.

Kai sieht das offensichtlich anders, denn sein Reiben wird mehr, der Druck etwas mehr. Meine Vorhaut hat sich längst zurück geschoben und die empfindliche Unterseite der Eichel reibt auf seinem Bauch hin und her. Ich schnaufe durch die Nase und auch Kai gibt leise Stöhner von sich.

Die Kontrolle über unsere Handlung hat sich verabschiedet, das Gehirn hat sich weit nach unten verlagert, es ist nicht mehr aufzuhalten.

Ich komme als erster und um nicht laut zu stöhnen, geh ich mit dem Mund unter Wasser, stöhne dort, als es aus mir heraus schießt. Auch Kai ist jetzt soweit und taucht den Kopf ins Wasser, während sich unser Samen wolkenartig im Wasser ausbreitet um dann in der kühlen Flut auf zu gehen und nach und nach ganz zu verschwinden.

Meine Beine zittern, mein Gesicht ist rot und auch Kai hat Farbe im Gesicht, als er wieder auftaucht. Er küsst mich und dann flüstert er mir ins Ohr: „Ich liebe Dich, Kevin“. Mir schießen Tränen in die Augen. Seit ich denken kann, hat das noch nie ein Mensch zu mir gesagt. Ich schlinge meine Arme um ihn, drück ihn ganz fest und küsse ihn.

Wir verlieren den Boden unter den Füssen, ich verschlucke mich am Wasser und muss husten. Kai hält mich, lacht und klopft mir auf den Rücken, bis ich wieder normal atmen kann. Nun muss ich auch lachen. Als ich mich umsehe, stell ich fest, dass wir allein im Becken sind. „Wo sind die anderen?“, frag ich. „Ich weiß nicht, vielleicht wieder in der Sauna oder im Whirlpool“, sagt Kai, „komm, wir schauen mal nach.“ Er zieht mich zu sich ran, gibt mir einen Kuss und sagt: „Das eben, das war so schön mit dir, ich hoffe, es hat dir auch gefallen.“

„Es war wohl das schönste, was ich bisher erlebt habe und das du gesagt hast , das du mich liebst, das macht mich sehr glücklich“, sag ich zu ihm. „Ich glaube, ich liebe dich auch, das sagt mir mein Gefühl und obwohl es das erste Mal ist, das ich so fühle, bin ich mir ziemlich sicher, das es Liebe ist.“ Ich küsse ihn noch einmal sehr lange, dann steigen wir aus dem Wasser, wickeln uns in unsere Handtücher und suchen die Anderen. Wie Kai es vermutet hat, sitzen alle im sehr warmen Whirlpool und diskutieren über die Notwendigkeit einer Badewanne in der WG. Wir setzen uns dazu, nebeneinander und nackt und Kai hält meine Hand.

 

Onkel Jo

Nach einer ausgiebigen Dusche, und einer gründlichen Rasur steh ich nun vorm Kleiderschrank und suche was zum Anziehen. Einen Teil meiner Kleidung habe ich auf der MS Europa gelassen, allerdings ist auch hier noch zu viel im Schrank, um eine schnelle Entscheidung zu verhindern.

Man hat einfach immer zu viele Klamotten und ich kaufe auch immer noch das ein oder andere Teil in Übersee, wenn ich dort an Land gehe. Auch auf dem Schiff ist ein guter Kleiderladen, wo Besatzungsmitglieder Rabatt bekommen.

Ich will mich auch nicht zu stark aufbretzeln für das Treffen mit Joachim Morbach, zu dem ich eh schon mit zwiespältigen Gefühlen gehe. Er hat damals hinter meinem Rücken, obwohl wir fest zusammen waren, einen Job als Arzt in einer großen Münchner Klinik angenommen und gemeint, ich müsste mir dort einen Job in einem Hotel suchen.

Schlimm war für mich daran, das er mich vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, mich quasi zwingen wollte, mit ihm zu gehen, oder die Beziehung zu beenden. Er hätte damals auch einen Job als Arzt auf dem Schiff kriegen können, wenn er gewollt hätte, aber er hatte meinen Wunsch, auf einem Schiff zu arbeiten, nie wirklich ernst genommen.

Ich wusste nicht, bevor Ole mich anrief, das er überhaupt wieder in Bremerhaven ist. Als Joachim mich dann anschrieb und um ein Treffen bat, kam alles wieder hoch und zuerst wollte ich mich auch nicht darauf einlassen.

Als aber dann feststand, das ich für einen Monat nach Hause fliegen würde, habe ich mir die Sache durch den Kopf gehen lassen und ihn, nachdem ich zu Hause war, angerufen und zu einem unverbindlichen Treffen im Dreams, einer Bar hier in Bremerhaven, bestellt.

Das Dreams ist eine Schwulenbar mit einem netten Ambiente und mit den zwei Betreibern bin ich locker befreundet. Immer, wenn ich zwischen den Reisen zu Hause war und Lust zum Fortgehen verspürte, war mein erster Weg dort hin. Es gefiel mir ganz gut dort und auch das Publikum war überwiegend OK und oft blieb ich den ganzen Abend vor Ort.

Eine Zeit lang war ich auch öfter mit Raschid dort, einem zehn Jahre jüngeren Besatzungsmitglied. Raschid stammte aus Sri Lanka, heuerte in Singapur an und war als Maschinenhelfer fast fünf Jahre an Bord, bevor er das Schiff und damit auch mich wieder verließ.

Er war nicht die große Liebe für mich und ich wohl auch nicht für ihn, aber wir waren sehr gute Freunde, die auch zusammen ins Bett gingen und auch dort harmonierten wir sehr. Als er ging, seine Familie braucht ihn, hatten wir beide Tränen in den Augen und wir haben immer noch Kontakt per Mail oder wir rufen uns an.

Jetzt habe ich mich endlich entschieden, was ich anziehen werde. An Bord trage ich immer Uniform, weiß natürlich und auch privat gehört weiß zu meinen Favoriten. Die dunkle, von Sonne und Meeresluft getönte Haut im Gesicht wird durch weiße Kleidung noch betont und kommt richtig zur Geltung.

Eine enge weiße Jeans mit bronzefarbenen Nieten und einem weißen Gürtel, ein weißes Shirt mit V-Ausschnitt und dreiviertel Arm sowie eine blass türkisfarbene Leinenweste ohne Ärmel mit aufgesetzten Taschen ziehe ich an. Weiße Turnschuhe von Nike, Made in Hongkong, runden das ganze nach unten ab.

So kann ich gehen, sag ich mir, nehme Handy, Geldbeutel und Schlüsselbund und verlass meine Wohnung.

Es ist zehn vor Acht und es ist noch ein Stück zu fahren bis zum Dreams.

Mein Auto, ein sieben Jahre alter Golf, ist bei meinen Reisen immer bei einem guten Bekannten untergestellt, der auch dafür sorgt, das er regelmäßig gefahren wird. Als ich losfahre, bin ich doch etwas angespannt, nervös. Nach über elf Jahren seiner ersten und auch einzigen großen Liebe wieder zu begegnen, das ist schon ein recht seltsames Gefühl. Ich bin gespannt, wie er heute aussieht, ob er sich viel verändert hat.

Er war ein sehr hübscher, sportlicher junger Mann in den ich mich beim ersten Zusammentreffen sofort verliebt habe. Er war das erste Mal in einem Club und schon im Eingangsbereich habe ich mich ihm auf gedrängt, was ihm aber wohl auch gefallen hat. Mal sehen, was der Abend bringt.

 

Sergej

Als Kai und Kevin in den Whirlpool kommen, schau ich ihnen nacheinander ins Gesicht und sehe, das es jetzt wohl beider Wunsch und Wille ist, mit dem anderen zusammen zu sein. Sie strahlen beide Zufriedenheit aus und ich glaube, sie sind auf einem guten Weg.

Die Badewannengespräche sind jetzt erschöpft, die drei Wohneinheiten mit den jeweils zwei Zimmern kriegen eine Wanne ins gemeinsame Bad und die anderen Zimmer je ein eigenes Duschbad, so wurde es beschlossen.

Ich stupse Kai mit dem Fuß an und sage zu ihm: „ Ruf bitte gleich mal deinen Vater an und frage, was mit deinem Auto los ist. Wenn es nicht läuft, holen wir dich morgen Früh ab und wir fahren zusammen zum Bahnhof.“

Jerome sagt:“ Guck mal, da vorn an der Wand hängt ein Telefon. Du musst eine Null vorwählen, dann kommt das Freizeichen und du kannst die Nummer eingeben. Kai krabbelt aus dem Pool und geht zum Telefon. Er spricht mit zu Hause und kommt dann wieder zu uns ins warme Wasser.

„Die Zündspule ist wohl kaputt und es dauert zwei Tage, bis eine neue da ist, sagt Papa, es wäre also gut, wenn ich mit euch fahren könnte“, sagt er und schaut mich an.

„OK, kein Problem“, sag ich und nicke dazu, „um fünf vor Sieben sind wir dann bei dir. Guck, das du dann fertig bist sonst wird die Zeit knapp.“ Kevin strahlt mal wieder vor lauter Freude, das Kai jetzt mit uns fährt und ich werde gerade das Gefühl nicht los, das dass auch dabei bleibt, auch wenn das Auto wieder ganz ist.

Jerome schaut auf seine Uhr und sagt: „Hey, Leute, wir müssen uns anziehen, es gibt gleich was zu essen. Papa kommt gleich nach Hause und dann sollten wir fertig sein.“ Wir verlassen alle den Pool und gehen nackt zur Umkleide, ich trage Jerome und belege mit ihm die Kabine, in der Max und Moritz stehen, Ole und Frank gehen zusammen und als wäre es nie anders gewesen, zieht Kevin den Kai mit in die dritte Umkleide.

Einige Minuten später sind wir auf dem Weg nach oben und Lis hat schon alles vorbereitet, Natascha hat wohl geholfen und alles steht auf dem Tisch.

Kevin geht zu Lis, spricht leise mit ihr, ihr Blick zu Kai verrät, das der Kleine wohl gerade erzählt, das er Kai gern hat und der ihn und das sie jetzt wohl zusammen sind.

Lis streicht Kevin über den Kopf und nimmt ihn kurz in den Arm. Sie winkt Kai zu sich und geht mit den beiden rüber ins Wohnzimmer. Ich denke, jetzt kommt die Sache mit Safer Sex und so und wie das mit Besuch und Übernachten ist und so.

Als sie wieder zurückkommen, ist Jeromes Papa auch dabei und es kann ja dann losgehen mit dem Essen. Natascha bringt einen großen Teller mit Wiener Würstchen rein und stellt den auf den Tisch. Beim Anblick der Wiener muss ich grinsend wieder an Torsten denken und Jerome liest in meinem Gesicht, was ich gerade denke.

 

Jerome

Papa tuschelt mit Mama, deren Gesichtsausdruck jetzt ernst ist. Ihre Augen wandern unbewusst zu Kevin und das sagt mir, dass es um den Kleinen geht.

Hoffentlich macht das Jugendamt keinen Stress, aber das würde Papa schon hinkriegen. Ich bin gespannt, um was es geht.

Papas Handy klingelt, er steht auf und geht nach nebenan, Mama blickt ihm nach, sie wirkt jetzt angespannt. Alle außer Sergej haben das nicht mit gekriegt, außer, das das Handy geklingelt hat. Wir essen weiter, Mama hat das Besteck weg gelegt, es muss also schon was wichtiges sein, das Papa da gerade bespricht am Telefon.

Ich denke, wir werden es noch früh genug erfahren. Ich frage Ole und Frank, wann sie nach Hause wollen und Ole sagt, das Frank das entscheidet, weil er als erstes aufstehen muss.

„Wenn wir um zehn losfahren, reicht das“, sagt Frank, „wenn das für Martin nicht zu spät ist.“ „Das ist für Martin OK, dem sag ich grade Bescheid“, sag ich und geh ans Haustelefon. Nach dem das erledigt ist, räumen wir unser Geschirr in die Küche, Papas Gedeck lassen wir stehen, ebenso den Nudelsalat und die Wiener, die wohl jetzt langsam kalt werden.

Mama bleibt noch sitzen und wir gehen ach oben, wollen jetzt die Badezimmerausstattung endgültig festlegen und die Sachen für den Architekten raus schreiben. Ole kriegt von mir einen Block und Sergej kontrolliert, ob genug Papier im Drucker ist.

Dann wird der Beamer wieder angemacht und los geht’s. Bis viertel vor Zehn ist alles aufgeschrieben und die Modelle ausgedruckt. Ole nimmt die Unterlagen an sich und wird das Morgen mit Martin, der Ole um elf an der Schule abholt, zum Architekturbüro bringen und das dort im Einzelnen erläutern.

Ole wird auch morgen mit Armin, Denise und Mike und Dirk reden und klären, ob sie in Bremen studieren wollen und eventuell in die WG einziehen möchten. Als ich Beamer und Rechner ausgemacht habe, klopft es und Martin kommt herein.

„In zehn Minuten können wir los“, sagt er und steckt damit den Zeitrahmen für Kevin ab, der ihm bleibt, um sich von Kai zu verabschieden, Ja, Martin ist schon ein Schatz, der denkt an alles. Der Kleine hat es plötzlich eilig, Kai sein Zimmer zu zeigen und wir sehen die zwei erst wieder, als es Zeit zum Fahren ist. Ihre Lippen sehen etwas strapaziert aus und die Haare von Kevin sind total verstrubbelt.

Sergejs Handy klingelt, das heißt, es macht Musik, und er geht ran. Er geht kurz rüber ins Schlafzimmer, spricht etwa zwei Minuten und kommt dann zurück. Ich höre noch, wie er sagt: „Ja, ich werde mit ihm sprechen und du musst schnellst möglich deine Unterlagen dahin schicken. Alles Gute und viel Glück, Joachim.“

Die anderen sind fertig zum Aufbruch. Natürlich gehen wir alle mit runter ans Auto und verabschieden unsere Freunde. Kevin leidet jetzt schon ein bisschen, als Kai neben Martin ins Auto steigt, nach dem sie sich noch einmal geküsst haben. Martin fährt los und wir nehmen den Kleinen in die Mitte und gehen mit ihm nach oben. Er und Sergej müssen auch schlafen gehen, sonst wird die Nacht zu kurz.

Ich sage zu meinem Schatz, das ich noch kurz runter gehe, vielleicht erfahre ich ja von Papa und Mama, was los ist.

Papa und Mama sitzen noch am Esszimmertisch als ich komme. Ich setze mich dazu und frage, ob etwas passiert ist.“ Was ich jetzt sage, darf Kevin vorerst noch nicht wissen“, sagt Papa, „ich habe Nachforschungen anstellen lassen, um zu erfahren, ob es Spuren von Kevins Eltern gibt.“

„Und, hast du was raus gefunden?“, will ich wissen. „Ja, aber das ist jetzt nicht erfreulich“, sagt er, „Kevins Mutter ist tot, das ist sicher, den Vater können wir hoffentlich noch finden, jedenfalls stehen die Chancen nicht schlecht. Ob der weiß, das er einen Sohn hat, wissen wir noch nicht, gehen aber davon aus, das er keine Ahnung von Kevins Existenz hat. Die Sache ist kompliziert und ich will erst abwarten, was die Ermittlungen weiter ergeben. Bis dahin werden du und Sergej darüber kein Wort verlieren, ist das klar“

„Klar, Papa, versprochen“, sag ich, „wann fahrt ihr denn nach Dresden, am Freitag schon?“ „Ja, Freitag um fünfzehn Uhr“, sagt er, „ mit dem Achter, Martin fährt und Oma und Frieda nehmen wir mit. Ihr könnt dann mit Kai ins Matchcenter fahren am Samstag. Mama hat mir erzählt, das Sergej jetzt mehr Zeit hat für Euch. Das ist ganz gut, jetzt wo ihr euch ums Studium und um die Baustelle kümmern müsst. „Kevin“, sagt Mama, „ist nun auch verliebt in Kai, da müssen wir uns in Zukunft mit zwei Kais auseinander setzen.“ „ Und du, guck das du ins Bett kommst“, sagt Mama, „ich kann mir nicht vorstellen, das Sergej ohne dich einschläft und der muss ja nun früh raus, Abflug.“

So fein hinaus komplimentiert, sehe ich zu, das ich hoch komme. Mein Großer liegt schon im Bett, allerdings wie Mama richtig vermutet hat, mit offenen Augen. Gespannt schaut er zu mir und fragt: „Was ist passiert, erzähl schon.“

„Gleich“, sag ich und zieh mich aus. Schnell bin ich fertig für die Nacht und krabble unter die von ihm hoch gehaltene Decke. Ich mache das Licht aus, frage ihn, ob er den Wecker gestellt hat und berichte dann, was Papa erzählt hat und das Kevin noch nichts davon erfahren darf.

Dann klopft es und ich mache das Licht noch einmal an. Kevin mit Kopfkissen und Dackelblick, ich winke ihm und Sergej macht die Mitte frei. Der Kleine krabbelt unter die Decke, sagt Danke und ich lösche das Licht zum zweiten Mal. Von jedem kriegt er noch einen Schmatz auf die Backe, dann kehrt Ruhe ein, dachte ich. Kevin ist unruhig, nervös und zappelig, da kann man nicht bei schlafen.

Ich mach das Licht wieder an, schau ihn an und frag:“ Was ist los?“ Auch Sergej hat sich wie ich auf die Ellenbogen abgestützt und guckt ihn an. „Also, Kai und ich“, sagt er. „Sind verliebt“, sagt Sergej. „Ja, man, aber darum geht es nicht“, sagt der Kleine. „Um was denn“, sag ich jetzt. „Na ja, es ist mir schon peinlich, aber ich will es nicht verschweigen“, sagt er leise mit rotem Kopf und dann kaum verständlich, „wir haben ins Schwimmbecken gespritzt.“

Zuerst weiß ich nicht, was er meint, erst Sergejs Grinsen bringt mich auf die richtige Spur. „Wann und wie“, frag ich in etwas strengerem Ton. „Er hat mich geküsst und dann hatten wir beide eine Latte unter Wasser, die er dann zwischen uns eingeklemmt hat, als ihr schon im Whirlpool wart. Dann haben wir uns aneinander gerieben und dann ist es einfach passiert.“

Sergej giggelt und ich kann nicht anders ich nehme den Kleinen fest in den Arm und frag an seinem Ohr: „War es schön für euch?“ Er guckt mich an, rot im Gesicht und sagt: „Unglaublich schön, sooo geil“ „Na dann ist ja gut“, sag ich, „wegen der paar Tropfen Sperma in dem großen Ozean unten im Keller, musst du dir keine Sorgen machen, das macht dem Wasser nichts. Aber wenn es so gut war, dann muss ich es mit Sergej auch einmal probieren. Und jetzt wird gepennt, aber dalli.“ Jetzt lösche ich das Licht wieder, jedoch gibt es vorher noch schnell ein Küsschen für meinen Schatz und auch eins für meinen kleinen Bruder, der uns schon sehr ans Herz gewachsen ist

 

Onkel Johannes

Zehn nach acht bin ich im Dreams angekommen. An der Theke werde ich von Peter, einem der Besitzer begrüßt und nach meinen Wünschen gefragt. Da ich mit dem Auto unterwegs bin, will ich vorerst mal nichts alkoholisches, sondern bestelle ein Weizen ohne, aber mit Bananensaft.

Ich schau mich um und sehe weiter hinten jemanden sitzen, der meinem Joachim von damals ziemlich gleicht. Ich nehme mein Glas und gehe in seine Richtung.

Kurz bevor ich ihn erreiche steht er auf, er ist nervös und unsicher, ist verlegen. Er grüßt mich mit belegter Stimme: „Hallo, Johannes, schön, das du gekommen bist.“ „Hallo, Joachim, guten Abend“, sag ich und setz mich ihm gegenüber auf einen dieser roten Stühle. Auch er setzt sich wieder und sucht nach Worten. Bisher sind nur wenige Plätze besetzt.

„Gut siehst du aus, Johannes, du hast dich kaum verändert“, sagt er und mustert mich eingehend. „Du siehst auch gut aus und hast dich auch kaum verändert“, sag ich, „ wir sind ein bisschen älter geworden und hoffentlich auch ein bisschen weiser.“

„Ich weiß heute, dass ich damals den größten Fehler meines Lebens gemacht habe, Johannes, als ich mich hinter deinem Rücken nach München beworben habe“, sagt er, „bereits zwei Monate später habe ich alles bitter bereut, aber ich war zu diesem Zeitpunkt noch zu stolz, das zu zugeben. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, viel Dienst gemacht, aber immer, wenn ich zur Ruhe kam, sah ich dein Gesicht vor mir, den verletzten Ausdruck darin, als ich dir das mit München gesagt habe.“

„Du hast mir sehr weh getan damals, und es hat lange gedauert, bis ich das verkraftet habe“, sag ich und sehe ihn an, „ ich habe dich so geliebt, von der ersten Sekunde an und ich sehe es noch heute, wie du in den Club kamst, dort im Eingangsbereich, unsicher, neu, zum ersten mal in einem Club, Jungfrau noch und dann habe ich mein Herz an dich verloren. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich so richtig verliebt.“

„Mir ging es ja fast genau so, als ich dich an dem Abend kennen lernte. Da habe ich mich genau so in dich verliebt“, sagt er, „auch du warst meine erste und bis heute einzige Liebe, Johannes, und ich liebe dich immer noch.“ Er schluckt, sieht mich mit bettelnden Augen an, wartet auf eine Antwort.

Ich hole tief Luft, das da nimmt mich jetzt schon mit, sein Geständnis, mich immer noch zu lieben.

„Nun, es ist lange her und ich fahre immer noch zur See“, sage ich, „immer noch auf meiner MS Europa und bin fast sieben Monate, manchmal acht, unterwegs in der ganzen Welt, das ist mein Leben.“ Ich trinke einen großen Schluck, weil mein Mund plötzlich ganz trocken ist.

„Manches Mal habe ich gedacht, was wäre, wenn du damals mit gekommen wärst“, sag ich weiter, „ du, gemeinsam mit mir, die große, weite Welt erkunden, nach Rio oder San Francisco, Sidney oder Kapstadt.

Das war es, was mir vorschwebte, etwas, das du nie so richtig ernst genommen hast. Dein Bestreben war es, Karriere zu machen als Arzt, Menschen aufzuschneiden und wieder zu zunähen. Auf dem Schiff werden selten Operationen gemacht, nur im Notfall auf hoher See, aber auch dort kann man durchaus Erfüllung finden in dem Beruf und es müssen nicht nur Tabletten gegen die Seekrankheit verschrieben werden.“

Ich trinke wieder von meinem Glas, muss mich ablenken, es macht mir doch nach all den Jahren noch sehr viel aus. Es ist wieder da, zumindest ein Teil von den Gefühlen von damals, er lässt mich nicht kalt.

„Unser Schiffsarzt Doktor Bröker wird wahrscheinlich das Schiff aus gesundheitlichen Gründen verlassen, er hat mir gesagt, dass er zu krank ist, um an der nächsten Fahrt teilnehmen zu können. Das mag jetzt Zufall sein, aber du könntest dich bewerben, bei der Reederei hier in Bremerhaven. Vielleicht hast du Glück und kriegst die Stelle, vielleicht hast du ja auch Beziehungen, die du nutzen kannst, wenn du es willst.

Wir hätten dann die Möglichkeit, es noch einmal von vorne an zu versuchen, uns wieder neu kennen und vielleicht auch wieder lieben zu lernen Eine Garantie gibt es meinerseits allerdings nicht, das es nochmal so wird, wie es mal war.

Ich will es aber auch nicht ausschließen, das wir da noch mal hinkommen können. Das wird aber auf jeden Fall nur etwas, wenn wir nicht für Monate getrennt sind, also nur auf dem Schiff.“ Ich trinke mein Glas aus und winke zu Peter herüber, das er ein neues bringt. Ich sage zu Joachim, das ich kurz pinkeln geh und tu das dann auch.

 

Joachim Morbach

Johannes ist pinkeln, ich sitze hier, aufgewühlt und überlege krampfhaft, ob ich jemanden kenne, der Beziehungen hat zu der Reederei Hapag Loyd.

Ich will und werde mich bewerben, will meinen Johannes zurück und alles dafür tun.

Plötzlich fällt mir ein, dass der Vater von Sergejs Freund irgendwas mit der MS Europa zu tun hat. Ich muss Sergej fragen und da Johannes vorn an der Theke noch im Gespräch mit dem Wirt ist, rufe ich jetzt gleich an. Sergej bestätigt mir, das dieser Herr Remmers Anteilseigner bei der Reederei ist.

Ich erkläre Sergej die Lage, das es nur ein Happy End auf diesem Schiff geben kann und das ich mich bewerben werde.

Auch die Information, das der jetzige Schiffsarzt ausscheiden will, erwähne ich. Sergej will mit seinem Freund und auch mit dessen Vater reden und sagt, ich soll schnellstens meine Bewerbungsunterlagen an die Reederei schicken.

Sergej wünscht mit noch viel Glück, dann beenden wir das Gespräch.

Johannes kommt, ein gefülltes Weizenbierglas in der Hand, an unseren Tisch zurück.

Er sagt: „Entschuldige, es hat etwas länger gedauert, Peter hat mich aufgehalten, wollte einige Sachen wissen von mir.“ „Kein Problem, ich habe in der Zeit jemanden angerufen, der mir vielleicht helfen kann, den Job als Arzt auf deinem Schiff zu bekommen.“

„Du willst das jetzt echt machen?“, fragt er. „Ja, Johannes, ich möchte dich zurück“, sagt ich und greife nach meiner Hand, die locker auf dem Tisch liegt, „ich habe einmal den Fehler gemacht und nicht auf mein Herz gehört. Bitte gib mir eine Chance, dir zu beweisen, das ich dich immer noch, ja sogar noch mehr liebe, als damals.“

Er zieht seine Hand nicht weg, schaut in meine Augen und sagt dann. „Lass es langsam angehen, Joachim, überfahre mich nicht. Wenn du die Stelle bekommst, werde ich es noch mal versuchen, aber du musst mir schon Zeit lassen, über uns nach zu denken. Ich muss erst lernen, dir wieder zu vertrauen, bevor ich mich ganz auf dich einlasse. Das musst du einfach verstehen. Du hast mir damals das Herz gebrochen und lange Zeit habe ich schwer gelitten.

Erst Raschid, ein Mann aus Sri Lanka, hat mir damals über meinen Schmerz hin weg geholfen. Er kam zwei Jahre nach unserer Trennung in Singapur an Bord und wir waren fast fünf Jahre ein Paar, nicht so, wie wir es waren, aber doch ein Paar eben, mit Sex und allem halt. Und erst als er abgemustert hat, war es zu Ende.

Ich habe heute noch Kontakt, telefoniere oder maile mit ihm und es war einfach eine gute Zeit.“

Ich reibe seinen Handrücken mit meinem Daumen. „Es tut mir immer noch sehr leid“, sag ich leise, „ das ich so zu dir war damals und ich habe es schon oft bitter bereut. Ich hatte auch ein paar mal Sex, aber es war nie mehr als das und auch das ist lange vorbei. Jeden, der versucht hat, bei mir zu landen, habe ich mit Dir verglichen und keiner konnte dich aus meinem Herzen verdrängen.

Wenn es mir gelingt, die Stelle an Bord deines Schiffes zu bekommen, werde ich dir beweisen, das du mir vertrauen kannst, Johannes. Ich liebe dich noch immer, ja, mehr als damals und werde alles tun, damit wir wieder ein Paar werden.“

Und dann kommen wir so nach und nach in ein Gespräch, das sich um die Zeit damals dreht und viele alte Erinnerungen wach werden lässt. Johannes taut ein bisschen auf und wir lachen sogar mit einander. Mittlerweile sind auch wesentlich mehr Leute hier und der ein oder andere wechselt ein paar Worte mit Johannes. Mir werden interessierte Blicke zu geworfen, neugierig, manche ach nur gierig, aber es ist eine allgemein positive Art, wie ich gemustert werde.

Da ich Frühdienst habe, verabschiede ich mich um elf Uhr von Johannes, der aber auch das Lokal verlässt, um jetzt nach Hause zu fahren. Vor der Tüte verabschieden wir uns per Handschlag, nachdem wir noch die Visitenkarten getauscht haben. „Darf ich dich anrufen und können wir uns jetzt öfter mal sehen“, frag ich erwartungsvoll. „Ja, warum nicht“, sagt er, „ruf mich an, ich weiß ja nicht, wie du Dienst hast. Ich muss nur einmal für ein paar Stunden in die Reederei, was erledigen, ansonsten habe ich Urlaub.“

Ich halte seine Hand, sage: „Gute Nacht Johannes und Danke, das du gekommen bist. Ich hoffe, das unsere Liebe eine neue Chance bekommt und ich freue mich drauf, dich bald wieder zu sehen. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Joachim“, sagt er und geht dann zu seinem Wagen. Ich schau ihm nach und bin verunsichert darüber, ob er überhaupt noch was für mich empfindet. Ich weiß es nicht und kann es auch nicht abschätzen. Nachdenklich fahre ich nach Hause. Morgen Mittag, nach dem Dienst muss ich meine Bewerbung fertigmachen und wegbringen, nicht das die Stelle noch von anderen besetzt wird. Ich hoffe ja, Das Sergej was erreichen kann, bei dem Vater seines Freundes.

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So, das war Kapitel 28, in dem wir uns erstmals auch dem Schiff ein bisschen genähert haben. Ob das klappt mit den neuen Verpartnerungen????

Wir werden sehen ob Kap 39 Auskunft gibt und auch ob die Nachforschungen nach Kevins Eltern zu mindest, was den Vater betrifft, erfolgreich verlaufen.

Ich hoffe, es hat Spaß gemacht.

LG Niff­

 

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