Traumschiff – Teil 28

Umbau und Reisen

 

Donnerstag Mittag

 

Ole

 

Gestern Abend zu Hause habe ich mit Mutsch und Frank gesprochen und ihnen erzählt, welches Angebot mir Herr Remmers gemacht hat. Beide waren genau so erstaunt, wie ich es bei dem Gespräch war und wir haben dann über alles geredet. Letztendlich sagte Mutsch, wenn ich Ja sagen würde, bräuchte ich mir wohl beruflich und finanziell sicher keine Sorgen mehr zu machen.

 

 

Auch Frank war der Meinung und als er mir riet, ja zu sagen, habe ich mich endgültig entschlossen, Herrn Remmers Angebot anzunehmen und Jura zu studieren. Ich bin gespannt, was Jerome dazu sagt, mit dem ich gestern noch ein bisschen Mathe geübt habe.

Nach her treffen wir uns alle bei Remmers, Sergej holt Frank ab, Kai und Kevin sind eh schon im Wagen und dann kommen sie hier vorbei und holen mich auch noch mit. Der Architekt kommt mit dem Bauplan, der soll dann vorgestellt und besprochen werden, Jerome will dann einen Plan bei sich im Zimmer aufhängen und einer kommt zu mir, weil ich meistens mit Martin auf der Baustelle sein werde

Wenn Herr Remmers heute heim kommt, werde ich ihm meinen Entschluss mitteilen und ihm zu sagen. Sergej hat bei uns geklingelt und so lauf ich runter und spring ins Auto. Frank drücke ich durch das schon herunter gelassene Seitenfenster einen Kuss auf, bevor ich mich zu unseren frisch Verliebten auf die Rückbank setze. Sergej gibt Gas und los geht’s. Kai und Kevin sehen sehr zufrieden aus und haben fast nur Augen füreinander.

Das ist halt so und auch Frank und ich sind ja noch nicht so lange zusammen, um nicht zu wissen, das die Tage des gegenseitigen Entdecken und Erkunden die aufregendste Zeit einer jungen Liebe ist.

Das Anwesen der Remmers ist erreicht und wir steigen aus. Jerome begrüßt seinen Schatz an der Türe mit einem Kuss und uns mit einem „Hallo, Freunde“ und er führt uns ins Esszimmer, wo seine Mutter und Martin bei Herrn Knauer am Tisch stehen, Dort liegt ausgebreitet ein Exemplar des Bauplans.

 

Jerome

 

Der Mittwoch und die Zeit bis Donnerstag Vormittag läuft ohne besondere Ereignisse ab, wenn man mal davon absieht, das wir gestern Sergejs restliche Sachen aus seinem alten Zimmer geholt haben. Seine ehemaligen Mitbewohner haben schon einen Nachmieter gefunden, der nächstes Wochenende einziehen will.

Der Architekt ist mit den fertigen Umbauplänen vor einer Viertelstunde zu uns gekommen. Ole und Frank und auch Kai ist mit Sergej und Kevin soeben angekommen.

Auf dem Esszimmertisch liegt ausgebreitet der große Plan, auf dem das ganze Stockwerk aufgezeichnet ist. Außer uns Jungs stehen jetzt auch noch Martin und Mama mit am Tisch, als Herr Knauer für alle verständlich den Plan im einzelnen erklärt.

Alle meine Wünsche sind in dem Plan umgesetzt, alle technischen Einrichtungen sind auch berücksichtigt und auch die Möblierungen sind weitestgehend eingezeichnet.

Die an Hand von Erfahrung und Kalkulation ermittelte Umbausumme für die WG-Etage beläuft sich auf etwa vierhundert und achtzig tausend Euro, plus etwa zehn bis fünfzehn Prozent für Sonderwünsche und unvorhergesehene Probleme, wie sie bei Umbau von Altbauten des öfteren auftreten.

Bei Nennung der Summe spürte ich Sergejs Augen und ich erwiderte mit einem leichten Schulterzucken seinen Blick, der aber nicht etwa vorwurfsvoll, sondern eher erstaunt ist.

Die für das Gebäude anstehenden Wärmeschutzmaßnahmen einschließlich der notwendigen Dachisolierung belaufen sich auch nochmal auf etwa vierhundert bis fünfhundert tausend Euro inklusive Verputz und Anstrich.

Für die geplanten drei Doppelgaragen für Autos, Fahrräder und sonstiges waren noch mal sechzig tausend Euro eingeplant.

Ich beauftrage Herrn Knauer, noch Angebote einzuholen über eine Teilentsiegelung des Hofs hinter der Fabrik um ein Stück Rasen anzulegen und die Einrichtung von zwölf Baumscheiben, in die verschiedene Obstbäume gepflanzt werden sollen. Den Platz für die Bäume will ich vor Ort festlegen und die Wünsche des Mieters dabei berücksichtigen.

Alles in allem würde die Summe nach her wohl etwa eine Million Euro betragen von der aber Abschreibungen und Zuschüsse zur Wärmesanierung und zur Wohnraumbeschaffung ab gehen würden.

Beim Gedanken an den Stand meines erst neulich für mich real gewordenen, nicht kleinen Immobilienkontos, das dieser Hinnerk verwaltet hat, kommt mir die Summe durchaus angemessen und auch vertretbar vor.

Da der Plan so für mich in Ordnung ist und über bestimmte Dinge wie Bäder, Küche und Heizung noch Detailpläne geliefert werden sollen zum Anfang der nächsten Woche, beauftrage ich Herrn Knauer, die Arbeiten zu vergeben.

Ole weist darauf hin, das ab Montag in der Computerfirma der Schlüssel bereit liegt und ab diesem Tag bis zum Ende des Umbaus jeden Morgen um sieben ein Mitarbeiter vor Ort ist.

Herr Knauer will unten für die Bauzeit zwei Toiletten aufstellen lassen, da die Toilette oben dem Umbau zum Opfer fällt.

 

Sergej

 

Joachim Morbach hat mich heute während meiner Arbeit angerufen und mir mitgeteilt, das er die Bewerbung gestern an Hapag Loyd geschickt hat. Jerome, dem ich schon von dem Telefonat am Dienstag erzählt habe, will, wenn die Bewerbung vorliegt, mit seinem Vater reden. Nun muss ich ihm nach her sagen, wenn der Herr Knauer hier fertig ist, das die Bewerbung jetzt in der Firma angekommen sein müsste.

Jeromes Vater wird bestimmt noch Fragen an uns haben und wissen wollen, warum wir uns für den Doktor stark machen.

Gestern habe ich auch nochmal mit Mama und auch mit Opa in Radebeul geredet. Das Auto, das Jerome gekauft hat, ist soweit fertig und kann von Mama und Papa am Samstag mitgenommen werden. Opa hat noch vier Felgen mit Winterreifen hinten in den neuen Wagen gelegt, als kleine Zugabe für gute Kunden, hat er gesagt. Auch einen Verbandskasten, einen Feuerlöscher und das obligatorische Warndreieck sind an Bord.

Mama und Papa freuen sich auf den Besuch aus Bremerhaven und auch meine Geschwister sind gespannt auf den Rest der Verwandtschaft.

Das Vorstellen des Bauplanes und die Kosten haben mir wieder mal deutlich gemacht, was es bedeutet, viel Geld zu haben. Eine Million, eine für mich unvorstellbare Summe, hat mein Schatz jetzt einfach so eingeplant, um seinen, unseren Traum dieser WG mal eben Wirklichkeit werden zu lassen. Dass im Zuge dieses Umbaus auch noch das Gebäude wärmetechnisch saniert wird, spart auf Dauer gesehen einiges an Energie ein, so das die Investition sich auch irgendwann bezahlt macht.

Kevin war gestern das erste Mal in Therapie. Kai, der Große hat ihn und Lis dorthin gefahren, weil Martin den großen Achter fit gemacht hat für die Fahrt nach Dresden.

Jerome und ich haben sturmfreie Bude am Wochenende. Lis wollte Frau Gut kommen lassen, damit wir versorgt werden, aber Frau Jensen hat uns für Sonntag zum Mittagessen eingeladen und Frühstück und den Samstag werden wir im Kaffee, beziehungsweise im Restaurant essen gehen, mein Schatz und ich.

Samstag bei Werder können wir auch genug essen und trinken und anschließend gehen wir noch alle hier her. Armin, Denise und Mike und Dirk kommen auch mit zu Werder, da wird die Lounge wenigstens mal voll.

Kai, der Kleine muss dann Kevin im SUV auf den Schoß nehmen, damit alle Platz haben.

Werder hat übrigens am Samstag kein Bundesligaspiel, die Saison ist ja beendet. Es ist eher ein Freundschafts- oder besser ein Benefiz Spiel zu Gunsten der Jose Carreras Stiftung für Krebskranke Kinder. Aus diesem Anlass wird auch mit viel Prominenz gerechnet. Gegner ist Hannover 96 und Herr Remmers meinte, das der Schröder, der mal Bundeskanzler war, auch kommen würde.

Wir sind jedenfalls gespannt, wer dort alles hinkommt. Eigentlich müsste Carl-August dort auch erscheinen, aber diesmal muss Jerome ihn vertreten und das ist seinem Vater gerade recht.

 

Jerome

 

Herr Knauer verabschiedet sich und verspricht, morgen früh mit dem Chef der Firma, die den Ausbau macht, also die Wände setzt und so, vor Ort alles zu besprechen, so das am Montag die Baustelle eingerichtet werden kann, Das bedeutet auch, das Ole und Martin am Nachmittag dort hin müssen.

Ich muss für Ole noch eine Geldtasche mit Scheinen für das Trinkgeld machen, damit er den Handwerkern gleich zu Beginn die Baustelle schmackhaft macht und sie sich dort auch richtig Mühe geben. Der Tipp ist von Papa, der hat mir dazu geraten. „Wenn du am Anfang was gibst mit Aussicht auf mehr, dann geben sie sich Mühe und achten darauf, das alles nach Plan gemacht wird. Das spart letztendlich Zeit und Geld“, hat er zu mir gesagt, „Motivation ist ein sehr wichtiger Gesichtspunkt bei allem im Leben.“

Wir wollen jetzt erst mal nach oben gehen, wo ich einen der beiden Exemplare des großen Bauplanes aufhängen will. Der andere ist für Ole und Martin, damit sie vor Ort immer sehen können, ob alles richtig gemacht wird.

Sergej sagt mir, das Dr. Morbachs Bewerbung in der Reederei angekommen sein muss und wir mit Papa reden müssen. Etwas verwundert bin ich über Oles Ankündigung, auch noch mit Papa reden zu wollen. Ich sage Mama Bescheid, das wir drei noch unbedingt mit Papa reden müssen und sie verspricht, Papa zu informieren und uns, wenn es soweit ist, dann auch rufen zu lassen.

Oben hängen wir zunächst mal den Bauplan an die Wand. Kai und Kevin sind in Kevins Zimmer gegangen, kommen aber nach kurzer Zeit wieder zu uns rüber. Sergej hat von unten was zum Trinken geholt und ich habe Martin zur Bank geschickt, Geld für die Trinkgeldkasse zu holen. Er soll dann auch gleich eine geeignete Tasche für die Kohle mitbringen.

Frank hat die Musikanlage eingeschaltet, Radio Bremen angemacht und wir hören jetzt aktuelle Musik im Hintergrund. Rechner und Beamer hab ich angemacht, und wir suchen nach einer Couchlandschaft für das große, gemeinsame Wohnzimmer.

Als das Haustelefon geht, weiß ich das Papa da ist. Ich nehme an und Mama sagt, das ich mit Kevin, Sergej und Ole runter kommen soll. Ich rufe Sergej und Ole zu, das wir runtergehen und nehme Kevins Hand und ziehe ihn von Kais Schoß, was mir erstaunte Blicke einträgt. „Zu Papa“, sag ich, der will mit uns reden“, erkläre ich mein Verhalten und Kevin kriegt große Augen. „Hast du uns verpetzt, ich meine, das mit dem Pool gestern?“, will er erschrocken wissen.

Ich hebe ihn so hoch, das wir auf Augenhöhe sind und sage ernst: „Würdest du mir das wirklich zutrauen, das ich so was oder das ich dich überhaupt verpetzen würde?“ „Nein, aber was kann denn dein Vater sonst von mir wollen, ich habe doch nichts getan?“, fragt er ein bisschen verzweifelt.

„Es geht vermutlich um etwas anderes“, sag ich und lass ihn wieder runter, „du musst keine Angst vor Papa haben, der würde dir nichts böses tun, das solltest du doch eigentlich schon gemerkt haben. Komm einfach mit, wir werden sehen:“

Wir vier gehen runter und auf der Treppe nimmt der Kleine meine Hand und sagt: „Es tut mir leid.“ Ich lege meinen Arm um ihn und sag: „Ist schon OK, es ist halt alles ziemlich viel für dich im Moment, aber Sergej und ich, wie sind für dich da. Wir schaffen das alles, Kleiner.“

Unten im Wohnzimmer sitzt nur Mama und sie sagt zu uns: „Geht bitte ins Arbeitszimmer, Papa wartet dort auf euch.“

Im Arbeitszimmer setzen wir uns mit Papa auf die große Ledergarnitur und schauen erwartungsvoll zu ihm. Sergej und ich haben den Kleinen in die Mitte genommen, Ole und Papa sitzen im Sessel und der Zweisitzer gegenüber bleibt frei.

“Es gibt wohl von eurer Seite ein paar Dinge, die ihr mit mir besprechen wollt und ich habe auch einiges zu berichten“, sagt er, „wer möchte denn anfangen?“

Ole hebt kurz die Hand und sagt: „Wenn es Recht ist, fang ich an.“ „OK“, sagt Papa, „hier vor allen oder lieber unter vier Augen?“ Ich bin erstaunt, was hat er denn mit Ole für Geheimnisse. „Hier und jetzt“, sagt Ole, „vor meinen Freunden habe ich keine Geheimnisse und da es ja auch irgendwann Jerome und Sergej betrifft, ist es zeitsparend, hier jetzt alles zu erzählen.“

„Gut“, sagt mein Papa, „ zuerst die Vorgeschichte. Ich habe seit meiner Studienzeit zwei gute Freunde, die in leitender Position in unserem Konzern tätig sind. Das hat sich so bewährt, das ich mir für meinen Nachfolger“, er schaut mich an, „das gleiche wünsche. Das einer der beiden Jurist ist, war schon oft ein Segen für uns und die von ihm geleitete Rechtsabteilung ist mehr als gut für den Konzern.“

„Was hat das jetzt mit Ole zu tun?“, will ich von Papa wissen.

„Ganz einfach“, sagt er, „ich habe Ole gefragt, ob er sich schon entschieden hat, was er studieren will und als er das verneint hat, habe ich ihm von meinen Freunden erzählt und ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, Jura zu studieren, um dir später als Freund und Mitarbeiter zur Seite zu stehen.“

Jetzt schau ich Ole erstaunt an und frage dann: „Und, kannst du?“

„Nach dem ich mit Frank und Mutsch darüber gesprochen habe, komme ich ihrem Wunsch entgegen, Herr Remmers und schreibe mich für Jura ein“, sagt Ole und guckt dann erwartungsvoll zu mir. „Wow“, sag ich, „du willst aus Freundschaft zu mir Jura studieren, das ist ja, man, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“

„Nun denn, Ole“, sagt Papa, „ich habe mich nicht in dir getäuscht, was mich freut, nicht nur für mich, sondern auch für Jerome und Sergej. Ab heute hast du noch einen väterlichen Freund mehr und wenn du irgendwo Probleme hast, oder nicht weiterkommst, lass es mich bitte wissen. Falls ich da helfen kann, werde ich das tun.“

Ole bedankt sich bei Papa und dann bedanke ich mich bei Ole. Ich geh zu ihm, zieh ihn aus dem Sessel hoch und umarme ihn. Ganz fest drück ich ihn und flüstre ein „Danke, mein Freund“ in sein Ohr.

„So“, sagt Papa, wer ist jetzt dran?“ Sergej und ich schauen uns an und ich nicke ihm zu.

Er erzählt kurz die Vorgeschichte und sagt Papa dann, das Joachim Morbach eine Bewerbung als Schiffsarzt auf die MS-Europa geschrieben hat. Der Grund dafür ist ein Mann, der auf der MS-Europa als Zahlmeister fährt

Ole guckt jetzt ganz erstaunt und sagt dann: „Sprecht ihr hier über meinen Onkel Johannes, hab ich was nicht mit bekommen?“

Sergej erzählt, das er Morbach am Dienstag im Klinikpark getroffen hat und das der sich Abends mit Oles Onkel Johannes treffen wollte. Sie waren früher fest zusammen gewesen und Morbach hat Jo um der der Karriere willen verlassen. Allerdings hat er das schon sehr bald bitter bereut und ist vor zwei Jahren nach Bremerhaven zurückgekehrt.

In Oles Krankenzimmer hat er Johannes zufällig im Fernsehen gesehen und Torsten hat gesagt, das es Oles Onkel ist.

Von Ole hat er dann Johannes Handy Nummer bekommen und Kontakt aufgenommen.

Johannes hat einen neuen Versuch einer Partnerschaft am Dienstagabend davon abhängig gemacht, das Morbach sich auf die wohl bald freiwerdende Stelle als Schiffsarzt bewirbt. Morbach ist Oberarzt hier am Klinikum und Ole, Frank und auch Sergej kennen ihn, Ole als Patient, Frank als Vorgesetzten und Sergej als Kunden in der Cafeteria.

Wenn es mehrere Bewerber für den Job gäbe, hätte Dr. Morbach auf Grund seiner Erfahrung und auch auf Grund seiner Ausbildung bestimmt eine gute Chance, genommen zu werden.“

 

„Der derzeitige Schiffsarzt, ein Doktor Bröker, ist an Krebs erkrankt und kann deshalb in Zukunft keine Kreuzfahrten mehr mitmachen“, sagt Papa jetzt, „und da das Schiff der Zeit repariert wird, ist der Doktor auch in Deutschland und wird derzeit behandelt. So, wie es aussieht, wird er nicht mehr an Bord zurückkehren, so das Mitte Juni, wenn die Reparatur abgeschlossen ist, auch ein neuer Arzt an Bord gehen muss.

Die Europa wird von Singapur ohne Passagiere nach Genua fahren und dort Passagiere für eine achtzehntägige Mittelmeerkreuzfahrt an Bord nehmen. Nach dieser Fahrt kehrt sie nach Bremerhaven zurück und fährt drei Wochen später nach Norwegen, Finnland und Schweden.

Ich werde Dr., Morbach zu einem Vorstellungsgespräch bei unserm Personalchef einladen lassen und dann dort dazu stoßen. Der Personalchef ist der zweite Freund aus meiner Studienzeit und seine Meinung ist mir enorm wichtig. Mal sehen, was er von Dr. Morbach hält.“

Papa lehnt sich zurück und sagt zu mir: „Jerome, du weißt wo der Whisky und die Gläser stehen. Gib jedem ein Glas und einen Finger breit Whisky hinein, für Mama stell auch ein Glas hin und dann ruf Mama bitte her, bevor du dich wieder hin setzt.“ Ich bin erstaunt ob dieser Anweisung, mache aber alles so, wie Papa es möchte. Mama kommt und setzt sich uns gegenüber in den Zweisitzer. Eine gewisse Spannung liegt im Raum.

Papa räuspert sich und fängt dann an: „Also, es geht um Kevin, und wenn du, Kevin, lieber mit Lis und mir allein reden möchtest, dann sag es jetzt, dann schick ich die anderen Jungs hoch.“

Kevin ist rot geworden, wohl vor Aufregung und hektisch sagt er: „Ich möchte lieber, das alle hierbleiben, egal was jetzt kommt.“, und nimmt dann meine Hand. „Gut“, sagt Papa und fährt dann fort, „Wie wir ja alle wissen, ist unser Kevin, unser sag ich, weil Lis und ich jetzt das Sorgerecht bekommen haben und er mit dem Jugendamt nichts mehr zu tun hat, also das unser Kevin Waise ist und seine Eltern nie gekannt hat.

Das hat mich veranlasst, zusammen mit dem Anwalt Wagenknecht aus Dresden und einen Ermittlerbüro Nachforschungen anzustellen, ob nicht doch Spuren seiner Herkunft fest zu stellen sind.“

Es ist totenstill im Raum, nur das Atmen ist wahrzunehmen. Kevins Augen hängen bang an Papas Lippen und dann kommt ein kaum verständliches, zaghaftes „Und“, sonst nichts.

„Deine Mutter war eine Frau mit dem Namen Melanie Weiden und sie ist wohl an den Folgen einer Sepsis, einer Blutvergiftung, zwei Tage nach deiner Geburt in einem alten Berliner Mietshaus verstorben. Das du überlebt hast, ist dem Zufall zu verdanken, weil eine Nachbarin dein Weinen gehört hat. Deine Mutter war zum Zeitpunkt deiner Geburt zwanzig Jahre alt und wohnte allein in der kleinen Wohnung,

Du kamst in eine Klinik, ein Vater war nicht zu ermitteln und deine Mutter wurde bestattet, und dich brachte man in ein Heim.

Wir versuchen, heraus zu finden, von wo deine Mutter stammt, ob es Geschwister gibt oder noch Verwandte, woher und wer ihre Eltern waren. Da alles solange her ist, kann es dauern, bis wir Ergebnisse bekommen.

Papa greift jetzt zum Glas und sagt. „Wir trinken auf diese Nachricht hin erst mal einen Schluck, bevor ich weiter berichte.“ Kevin ist blass um die Nase und hat sich an mich gedrückt und gleichzeitig Sergej Hand genommen. Nun greift auch er zum Glas, um vorsichtig einen Schluck zu nehmen. Er muss husten und verzieht das Gesicht. Sergej klopft ihm au den Rücken.

Papa fährt fort: „Nach zwei Monaten wurdest du von einem Ehepaar adoptiert, das Balzer hieß, daher auch dein Nachname. Leider verunglückten beide, mit dir im Auto nur wenige Wochen später. Du bliebst wie durch ein Wunder in deiner Babyschale unverletzt, während sie noch an der Unfallstelle verstarben. Du kamst, nach dem man keine Verwandten finden konnte, wieder in ein Heim, jetzt aber als Kevin Balzer und dieses mal in Dresden.“

Papa greift wieder zum Glas, wie tun es ihm nach und diesmal hustet der Kleine nicht. Er hat Sergejs Hand fest in seiner und zittert jetzt ein bisschen. Ich streiche ihm beruhigend über den Rücken.

Papa sieht in an und redet dann weiter: „ Nach dem Vater suchen wir jetzt, aber auch nach Verwandtschaft deiner Mutter, jetzt wo wir wissen, wer sie ist und das sie wahrscheinlich aus Berlin stammt, ist es ja möglich, das es noch enge Verwandte, vielleicht Geschwister gibt. So bald wir was wissen, erfährst du es natürlich sofort. Du entscheidest dann, ob und wen von der Verwandtschaft du kennenlernen möchtest.“

Mama ergreift jetzt das Wort und sagt: „Du kannst selber entscheiden, was du willst, wir haben jetzt das Sorgerecht bis du achtzehn bist, aber du kannst selbstverständlich bei uns bleiben und auch im September mit Jerome und den anderen nach Bremen gehen, bei uns bist du immer willkommen.“

„Danke“, sagt er, „Danke an euch alle, ihr seid so gut zu mir. Wir werden halt abwarten müssen, was die Suche ergibt, aber ich glaube nicht, das ich von Euch weg will. Ich war noch nie so glücklich wie hier bei euch und seit ich jetzt auch noch Kai gefunden habe, ist alles einfach nur perfekt. Ich mag euch alle sehr gern und bin so froh, das Martin mich in Dresden angehört, mir geglaubt hat, das alles so gekommen ist, wie es jetzt ist.“

„Nun“, sagt Papa, „dann trinken wir jetzt den Rest auf eine gute Zukunft für dich und für uns alle. Prost!“ Alle trinken wir aus und dann meint Papa, das wir uns jetzt wieder unseren anderen Freunden widmen könnten, die bestimmt neugierig sind, was wir so lange hier unten gemacht habt.

Wir gehen wieder hoch und sehen, das auch Martin da ist. Martin will wissen, wann er die Leute wieder nach Hause fahren soll. Kevin nimmt meine Hand und zieht mich zur Seite.

Er nimmt mich an der Schulter und reckt sich hoch so dass er mir ins Ohr flüstern kann. „Meinst du, deine Eltern würden erlauben, das Kai heute bei mir schlafen kann?“, fragt er leise. Ich muss schmunzeln. „Warum hast du sie denn eben nicht gefragt?“, will ich wissen. „Ich habe mich nicht getraut“, sagt er und wird ein bisschen rot.

„Soll ich mit dir runter gehen zum Fragen?“, sag ich. Er schaut mich an, legt den Kopf ein wenig schief, guckt bettelnd: „Kannst du nicht für mich fragen gehen, bitte?“ will er wissen.

„Gestern“, sag ich, „da warst du so mutig und hast mir und Sergej erzählt, wie ihr ins Wasser gespritzt habt. Also musst du jetzt auch mutig sein, ich geh mit dir runter, aber fragen musst du. Wenn dir so viel dran liegt, dann schaffst du das und ich glaube auch nicht, das sie es nicht erlauben, Will Kai denn auch hier bleiben?“

„Ich kann ihn doch erst fragen, wenn er auch bleiben darf“, sagt er. „Gut, dann komm mit“, sag ich, „wir gehen runter.“

Zu Martin sag ich, er soll noch ein bisschen bleiben, dann geh ich mit dem Kleinen noch mal nach unten. Mama sagt, das Papa im Arbeitszimmer telefoniert und so sag ich zu ihr: „Kevin möchte noch was fragen.“ Sie schaut ihn an und er druckst ein bisschen rum, traut sich nicht so richtig. „Ja, er darf“, sagt Mama, „eigentlich habe ich am Dienstag schon mit der Frage gerechnet, ob Kai über Nacht bleiben darf.“ Ich muss immer wieder staunen über meine Mutter, sie hat eine Antenne für uns und unsere Stimmungen und Probleme.

Der Kleine ist baff, sein Mund ist leicht geöffnet und er schaut Mama entgeistert an. „Kevin“, sagt sie, „war es das, was du fragen wolltest.“ Erst nickt er nur heftig, dann kommt ein erleichtertes „JA“ aus seinem Mund und dann erinnert er mich wieder an eine tausend Watt Birne.

„Danke „sagt er und will sich umdrehen. „Du denkst aber an das, was ich mit Kai und dir am Dienstag besprochen habe“, sagt sie und macht damit aus der tausend Watt Birne eine zweitausend Watt Rotlichtlampe. Ich muss grinsen, das Safer Sex Gespräch, nehme ich an. Ich glaube nicht, dass die zwei schon soweit sind, das Kevin das überhaupt noch nicht zulassen wird und Kai das auch nicht erwarten würde. Er muss ja sowie so erst mal einverstanden sein mit der Übernachtung hier, mal sehen was er sagt.

Ich schnappe Kevins Hand und zieh ihn zur Treppe. Unterwegs fragt er: „Wieso hat sie gewusst, was ich fragen wollte?“ „Sie hat einen siebten Sinn für so was, sie liest es aus deinem Gesicht und aus deinem Verhalten ab. Sie hat Sprachen studiert und auch die Gebärdensprache und kann auch viel aus der Körpersprache ablesen. Mama ist Klasse, das kannst du glauben“, sag ich zu ihm und dann: „Nun frag erst mal Kevin, ob er überhaupt bleiben will.“

 

Kai

 

Kevin ist mit Jerome noch mal nach unten gegangen. Ole und Sergej haben erzählt, über was unten gesprochen wurde. Wieder so viele Neuigkeiten für Kevin, wieder nicht besonders gute.

Hoffentlich schafft er es, diese Informationen ohne runter ziehende Emotionen zu begreifen, zu erkennen, das sie zwar wichtig sind, aber sein derzeitiges Leben nicht negativ oder gar nicht beeinflussen. Hier bei Remmers ist er erst mal sicher und behütet und braucht sich keine Sorgen zu machen.

Jetzt kommen die beiden wieder rauf, Kevin hat ein bisschen Farbe im Gesicht, Jerome grinst vor sich hin und schiebt Kevin in meine Richtung. Der kommt jetzt auf mich zu und zieht mich ein Stück von den anderen weg.

Seine Hände legen sich an meine Seiten und seine Augen schauen mich an. „Möchtest du heute Nacht hier bei mir bleiben?, bitte“, fragt er leise. Ich bin überrascht und natürlich auch erfreut, habe ich doch zum jetzigen Zeitpunkt nie mit einer solchen Bitte gerechnet. Sein Blick fleht mich förmlich an, er wartet auf eine Antwort,

„Wenn Frau Remmers das erlaubt, bleibe ich liebend gern bei dir heute Nacht, Kevin“, sag ich und zaubere damit ein tolles Lächeln auf sein Gesicht. Spontan umarmt er mich und küsst mich und ich lass mich gerne darauf ein. Als er sich von mir löst, sagt er: „Sie hat es schon erlaubt, ich war mit Jerome runter und habe gefragt, das heißt, eigentlich hat sie es erlaubt, bevor ich mich getraut habe, zu fragen. Sie hat es mir im Gesicht abgelesen, was ich fragen wollte.“

„OK, dann bleib ich hier. Ich muss dann aber schnell noch zu Hause anrufen und meiner Mama sagen, dass ich heute nicht nach Hause komme“, sag ich und gebe im ein Küsschen auf den Mund. Er sieht immer ganz süß aus, wenn er so strahlt. Ich nehme mein Handy und rufe Mama an, die zunächst erstaunt ist, sich aber dann mit mir freut und uns eine gute Nacht wünscht.

Ole und Frank brechen jetzt mit Martin auf, nach dem wir uns voneinander verabschiedet haben. Jerome und Sergej gehen noch mit runter, während wir zwei Kevins Zimmer aufsuchen.

Er geht zum Schrank, legt ein Shorty für mich raus und auch frische Unterwäsche für morgen früh, zwei Garnituren. Dann sagt er: „Die anderen Kleider kannst du morgen früh raus suchen, ich mein, wenn du das, was du jetzt trägst, nicht noch einmal anziehen willst. Es ist genug da und alles dürfte dir auch passen. Wir gehen auch besser morgen früh duschen.“

„Zusammen?“, frag ich, eher scherzhaft und schau ihn an. Er wird wieder rot und auch ein bisschen verlegen aber dann sagt er: „OK, vielleicht zusammen, mal sehen“

Wir ziehen uns aus und machen uns fertig fürs Bett. „Du brauchst noch eine Zahnbürste“, sagt er und geht mit mir ins Bad. Er sucht in dem großen Spiegelschrank und gibt mir dann eine noch verpackte Zahnbürste.

Nebeneinander stehen wir nun vorm Waschbecken und putzen die Zähne. Im Spiegel schauen wir uns an, und ich denke, wie die Zeit seit der Party vergangen ist und wie schnell wir doch zusammen gekommen sind.

Hoffentlich überfordert ihn, nein uns das Tempo nicht.

Da es sich bei dem Zimmer eigentlich um ein Gästezimmer handelt, ist es mit einem großen Doppelbett ausgestattet, von dem allerdings nur das eine mit Kissen und Decke ausgestattet ist. Die andere Seite ist zwar bezogen, Decke und Kissen fehlen jedoch.

Es klopft und auf Kevins Herreinruf öffnet sich die Tür ein bisschen und Sergejs Kopf schaut rein. „Ich wecke euch morgen früh“, sagt er, „und mit Blick auf das Bett fragt er: „ist alles OK oder braucht ihr noch was?“

„Bettzeug, Kissen und Decke wären nicht schlecht“, sag ich. „Schau mal, unten am Fußende sind zwei Schubladen, da müsste alles drin sein. Gute Nacht, ihr beiden, schlaft gut“, sagt er und zieht die Türe von außen zu.

Schnell machen wir gemeinsam das andere Bett fertig und kriechen dann unter die Decken. Nach einem bisschen Schmusen und ein paar zärtlichen Küssen macht Kevin das Licht aus und wir wünschen uns eine gute Nacht.

Nach gerade mal zwei Minuten fragt er: „Kai, darf ich zu dir unter die Decke kommen?“

„Natürlich darfst du, komm“, sag ich und halte die Decke hoch. Er schiebt sein Kissen an meines und krabbelt zu mir, dreht sich mit dem Rücken zu mir und schmiegt sich dann an mich. Mein Arm liegt auf seiner Hüfte und mein Gesicht in seinen Haaren.

Mit seinem Geruch in der Nase schlafe ich ein.

 

Kevin

 

Als Sergej uns weckt, liege ich immer noch mit dem Rücken zu Kai, der sich allerdings gedreht hat und mit seinem Po an meinem liegt. „Wie ich sehe, hätte auch eine Decke gereicht“, sagt Sergej grinsend und dann: „in einer halben Stunde gibt es Frühstück, also raus aus den Federn.“ Dann geht er wieder.

Ich drehe mich rum und gebe Kai einen Kuss, als er den Kopf zu mir dreht. „Willst du zuerst Duschen, Kevin“, fragt er. Ein bisschen verlegen sag ich: „Ich möchte mit dir zusammen duschen, dich an mich drücken, vielleicht so, wie unten im Schwimmbecken, hast du Lust?“

Kais Augen werden groß und ein Lächeln überzieht sein Gesicht und mit einem Kuss unterstreicht er sein: „Ja, aber so was von, ich freue mich“ und wirft die Decke weg. In unseren Shorts hat sich alles zu einem Zelt aufgerichtet und bevor mich jetzt noch mein Mut verlässt, schnappe ich seine Hand und zieh ihn hinter mir her ins Bad. Die Dusche ist mehr als groß genug für uns zwei und als die Schlafklamotten auf dem Boden liegen, betrachten wir uns zum ersten mal gegenseitig in erregtem Zustand.

Erst schauende Augen, dann fühlende Hände, streicheln über heiße Haut, kneten stramme Backen, Münder stöhnen, Herzen rasen, Wahnsinn pur..soooo geil.

Ich schiebe ihn in die Kabine, mache hinter mir die Türe zu, stell das Wasser an. Der kurze kalte Schock weicht schnell unter dem nun heißen Wasser, unsere Bäuche berühren sich, klemmen die steifen Glieder ein. Wir drücken und reiben uns an einander, dabei gegenseitig den Po des anderen knetend, stöhnend. Heute Morgen dauert es etwas länger, bis uns der Orgasmus überrollt.

Zitternd vor Lust lassen wir uns runter sinken auf den Wannenboden , uns immer noch fest umklammernd, beginnt mich Kai zu küssen und es weitet sich zu einer Kussorgie aus und auch ein paar heiße Tränchen fließen, nicht nur bei mir.

Mein Kai, mein lieber Kai, ich bin so froh, das wir uns gefunden haben.

Die Zeit holt uns ein, macht uns bewusst, das Sergej auf uns wartet. Schnell seifen wir uns gegenseitig ab und spülen alles runter.

Abtrocknen, Küssen, Zähne putzen, frisch küssen, anziehen, alles hoppla hopp.

Als wir runter kommen, sehe ich, das wir noch zehn Minuten Zeit gehabt hätten. Die Erklärung von Sergej sagt mir dann, warum das so ist. „Ich habe euch vorsichtshalber etwas früher geweckt, weil ich aus Erfahrung weiß, das beim gemeinsamen Duschen oft die Zeit etwas knapp wird“, sagt er grinsend, „das geht Jerome und mir auch immer so.“

Unser beider Rot werden bestätigt seine Vermutung, aber es kommt kein weiterer Kommentar dazu.

Zwanzig Minuten später sitzen wir im Skoda und sind auf dem Weg zum Bahnhof. Kai und ich sitzen hinten und schmusen ein bisschen. Nach dem Aussteigen nach her sind es wieder lange acht Stunden, bis ich meinen Schatz wiedersehe.

Unterwegs im Zug erzählt Sergej von seinem ersten Besuch mit Jerome im Matchcenter bei Werder Bremen. Dann sind wir da und verabschieden uns von Kai und suchen das Hotel auf.

 

Jerome

 

Als ich um acht Uhr wach werde, ist der Platz neben mir kalt und leer. Sergej dürfe jetzt mit dem Kleinen im Hotel angekommen sein. Ich stehe auf und mach mich fertig, um neun kommt mein Mathe-Lehrer und nach Oles Crash-Kurs fühle ich mich der heutigen Thematik einigermaßen gewachsen, mal sehen. Das mit Ole und dem Jura Studium beschäftigt mich gedanklich schon ein bisschen.

Jura ist ja eigentlich ein furztrockenes Studium mit sehr viel Gesetzeslernerei und es ist schon eine weitreichende Entscheidung gewesen, das zu studieren. Das Papa überhaupt mit Ole geredet hat, wundert mich, weil er ihn ja auch erst ein paar Tage kennt. Aber Papa nutzt immer alle Informationsquellen, wenn er etwas über jemanden erfahren will und der hat auch bestimmt Oles Schule kontaktiert.

Das Ole jetzt auf Papas Wunsch eingegangen ist, beweist, das Papa mit seiner Einschätzung über Ole wieder mal voll im Ziel gelegen ist. Im Gegenzug hat Ole jetzt bei Papa einen Stein im Brett und ich habe mit Ole einen treuen und loyalen Freund gefunden, auf den ich mich verlassen kann. .Ole ist überhaupt der ruhigste von uns allen und ich denke auch der Schlauste in dem jetzt doch schon ganz respektablen Freundeskreis

Unten im Esszimmer treffe ich auf Mama und Natascha, die beim Frühstück sitzen. Mama fragt, ob alle gut auf gekommen sind heute Morgen und ich sage mal das ich davon ausgehe, weil ich nichts weiß, sondern fest geschlafen habe bis acht Uhr.

Mama sagt, dass sie jetzt für sich und Papa packen geht fürs Wochenende, Natascha hat schon gepackt. Sie fragt mich noch ein bisschen über Sergejs Geschwister aus, will wissen, wie sie so sind. Ich erzähle ihr alles was ich weiß, auch was mir Sergej so in Gesprächen gesagt hat, so das sie sich zumindest in etwa ein Bild machen kann.

Um fünfzehn Uhr wollen sie los, hat Papa gesagt und Martin wird ab elf das Auto beladen. Er hat schon einen zusätzlichen Sitz eingebaut für Natascha. Insgesamt kann man den großen Achter für acht Personen aufrüsten. Das macht Martin aber nur, wenn wirklich Bedarf ist.

Ich gehe hoch, mein Lehrer kommt gleich und ich muss noch meine Mathesachen raus legen, damit wir gleich beginnen können.

Heute Nachmittag will ich mit Sergej, Ole und Frank noch einmal auf die Baustelle fahren, wenn Papa mit den Anderen unterwegs ist. Kai und Kevin, die lassen wir dann ein bisschen allein, wobei ich mir auch vorstellen kann, das sie bei Kai zu Hause aussteigen und dort bleiben. Kais Mutter möchte Kevin bestimmt auch ein bisschen näher kennen lernen.

Mein Lehrer ist da und jetzt sind zwei Stunden Mathe angesagt, wohl oder übel, aber Dank Oles Hilfe gelingt es mir, dem Lehrer das ein oder andere, bisher eher seltene Lob in diesem Fach, zu entlocken. Anschließend gibt es noch zwei Stunden Englisch.

 

 

Frank

 

Heute Morgen hätte ich beinah den Bus verpasst, weil ich fast verpennt habe. Als wir Gesten Abend ins Bett sind, habe ich noch ein bisschen an Ole herum gefingert, bis der so spitz war, das wir doch noch einen Gummi verbraucht haben. Es war wie immer sehr schön und mein Po ist ein bisschen gestresst heute Morgen. In Zukunft müssen wir, wenn ich Frühschicht habe, die andere Rollenverteilung wählen, weil Busfahren mit einem gestressten Po gar nicht angenehm ist.

 

Nach Hugo, der schon da ist, als ich rein komme, läuft mir der Dr. Morbach über den Weg, der mich, zu Hugos Leidwesen, jetzt erst mal mit in die Cafeteria nimmt und einen Kaffee spendiert. Dem Aussehen nach hat er nicht so gut geschlafen und ich frage ihn, ob alles OK ist bei ihm.

„Du weist ja bestimmt, in welcher Situation ich mich der Zeit befinde“, sagt er, „mein Glück hängt an einem seidenen Faden. Ich hoffe, dass alles gut wird. Aber da muss ich zunächst mal auf eine Antwort der Reederei warten. Johannes hat zwar gemeint, das die Stelle bald frei wird als Schiffsarzt, das heißt aber noch lange nicht, das ich sie auch bekomme.“

 

„Jerome und Sergej haben mit Jeromes Vater darüber gesprochen“, sag ich zu ihm, „der will das mit dem Personalchef besprechen und wenn es mehrere Bewerber gibt, was wir ja nicht wissen, dann wird er schon was machen, der Herr Remmers. Es kann sein, das er Johannes auch hört dazu, weil das Oles Onkel und der Schwager von Oles Mutter ist, die ja auch bei Remmers arbeitet. Wenn der sich auch noch positiv äußert, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.“

„Ich hoffe sehr, das du recht hast mit deiner Einschätzung, Frank“, sagt er und winkt der Bedienung zum Bezahlen.

Die junge Dame kommt und kassiert und sagt dann zu mir: „Du kannst Sergej ausrichten, wenn du ihn siehst, das ich es zwar nicht gut finde, das er mich mit der Tussi hier allein gelassen hat, das ich ihn aber auch verstehen kann, das er Schluss gemacht hat hier. Sag ihm schöne Grüße und ich wünsche ihm alles Gute und seinem Freund auch.“

Wir gehen hoch und bald darauf sind wir wieder voll im täglichen Stress mit all den kranken und verletzten Menschen. Hugo ist leicht angepisst, weil der Doc mich mitgenommen hat.

 

Später, in der Pause rufe ich meine Eltern an, frage wie es geht und erfahre, das sie jetzt fast wieder fertig sind mit allem und morgen zum Möbel kaufen gehen wollen. Mit Ole spreche ich auch noch kurz. Sergej holt uns heute Mittag noch mal ab, wir fahren mit Jerome und ihm zur Baustelle, unter anderem, um noch Bilder zu machen von allem.

Jerome will auch noch mal mit dem jungen Mann aus der PC-Firma reden, der das mit dem Schlüssel regelt, und dem Chef wegen der Werbeflächen später auf dem neuen Außenputz.

 

Sergej

 

Auf der Arbeit lief heute alles ziemlich rund. Um halb eins wurde ich wieder mal in die Küche geschickt zum Zitronen schneiden, allerdings gleich mit dem Hinweis, doch dieses Mal nicht wieder Hände oder Finger aufzuschneiden.

Herr Meinle wollte denn auch, bevor er mir den Messerblock hinschob wisse, ob ich mit meinem Mädchen jetzt einig bin oder immer noch im Stadium des Verliebt seins. Ich überlegte kurz und sagte dann: „Es war kein Mädchen, das mit Schuld war an dem Schnitt in den Finger und es ist jetzt alles klar, wir sind fest zusammen.“

„Na dann“, sagt er, „kann ich dir ja das Messer und die Zitronen überlassen, wenn das geklappt hat.“ Er grinst, dann sagt er: „Das hätte ich jetzt zwar nicht vermutet, das es um einen jungen Mann ging, aber ich wünsche euch trotzdem oder besser gerade deswegen alles Gute.“ „Ich wusste selber vorher nicht, dass ich mich mal in einen Jungen verlieben würde, aber jetzt bin ich froh, das alles so gekommen ist und der Schnitt in die Hand hat es noch beschleunigt“, sag ich und fang an, konzentriert Zitronen in Scheiben zu schneiden.

Jetzt ist gleich Feierabend, dann geht es nach Hause. Carl August, Lis und Natascha und auch die beiden alten Damen fahren um fünfzehn Uhr los, nach Dresden und auch nach Radebeul, zu Opa, um das neue Auto zu holen und um meine Familie kennenzulernen.

Papa hat das Wochenende frei, fährt erst wieder am Montag los.

Mama freut sich, Jeromes gesamte Familie mal kennen zu lernen und auch die anderen sind gespannt auf die Familie meines Freundes.

Ich schau auf die Uhr, die Ablösung müsste jeden Moment kommen und auch Kevin hat jetzt gleich Schluss.

Als mein Kollege kommt, besprechen wir uns noch kurz, dann geh ich zur Personalumkleide, wo Kevin bereits beim Umziehen ist. Auch ich beeile mich, weil wir ja den Zug kriegen wollen, der als nächstes fährt.

Am Bahnhof stößt Kai zu uns und wir steigen gemeinsam in den Zug. Unterwegs sag ich, das ich mit Jerome, Ole und Frank noch zur Baustelle fahre, um dort unter anderem auch Bilder zu machen.

Auf Kai zeigend, meint Kevin: „Da sitzt der absolute Fotoprofi, seine Bilder müsstest du mal sehen.“ „Echt?“, frag ich und seh zu Kai rüber. „Es ist mein Hobby, Bilder zu machen, hauptsächlich in der Natur“, sagt er, „sollen wir mitkommen?“ „Es haben nicht alle Platz im Auto“, sag ich, „es sei denn, du nimmst Kai auf den Schoss bis nach Bremen. Oder Jerome sagt, das der große Kai auch mitfährt, dann haben wir Platz genug, ich ruf ihn mal an.“

Ich telefoniere mit Jerome und erzähle von Kais Hobby. Wir einigen uns darauf, das der große Kai zusammen mit Kevin den kleinen Kai mit seiner Ausrüstung um halb Vier abholt und auf die Baustelle kommt, wo wir auf sie warten. Wir müssen ja noch Frank und Ole holen, bevor wir nach Bremen fahren.

Nach dem ich Kai zu Hause abgesetzt habe, fahr ich mit Kevin zu uns heim. Dort herrscht gerade Aufbruchstimmung, alle sind im Wohnzimmer dabei, sich gerade von Jerome zu verabschieden. Wir werden dann auch noch mit einbezogen und die Litanei guter Ratschläge und Ermahnungen hält sich dankenswerter weise in Grenzen.

Lis sagt dann noch: „Sergej, du bist der Älteste, pass mir auf die beiden gut auf.“ Das Grinsen dabei zeigt, wie es gemeint ist und dann brechen sie auf. Der große Kai steht draußen am Auto und hat sich von seinem Martin verabschiedet. Papa spricht noch kurz mit ihm, wahrscheinlich wegen morgen, dann steigt Papa ein und Martin fährt los.

Wir gehen rein, der große Kai kommt auch mit und oben bei Jerome machen wir den Plan.

Jerome fährt mit Kevin zu Kai klein, schaut sich Kais Bilder an und kommt dann mit den beiden nach Bremen auf die Baustelle.

Ich fahre mit Kai groß zu Ole und Frank, die holen wir ab und kommen dann zur Baustelle nach Bremen. Jerome gibt mir die Kopie des Bauplans mit, die behält dann Ole, der auch die Trinkgeldkasse hat.

Nach dem alles besprochen ist, fahren wir los. Jerome geht als letzter raus und aktiviert die Alarmanlage, da jetzt das große Haus menschenleer ist.

Bei Jensens laden wir Ole und Frank ein und fahren Richtung Autobahn.

 

Jerome

 

Ich bin mit Kevin bei Kai angekommen und nach dem Klingeln öffnet eine etwa fünf und vierzig Jahre alte Frau, klein und schlank wie Kai, die von Kevin mit „ Guten Tag, Heide“, begrüßt wird. Ich stelle mich vor und nach den üblichen Begrüßungssätzen sagt sie, das Kai oben ist und wir doch hoch gehen sollen. „Kevin war ja schon mal da und kennt sich aus“,, sagt sie.

Der Kleine geht vor und führt mich oben in ein etwa zwanzig Quadratmeter großes Zimmer, mit hellen Möbeln und in Pastell-Tönen gestrichen. Das herausragende sind allerdings die großen, zum Teil in schwarz weiß gehaltenen Fotos von Natur und Tiermotiven, die in schlichten Rahmen an den Wänden hängen.

„WOW“, sag ich, „ hier könnte ich mich auch wohlfühlen, das ist ja ganz fantastisch, Kompliment.“ Kai freut sich sichtlich über meine Begeisterung und wird ein bisschen rot.

„Ich habe meine Ausrüstung schon fertig gemacht“, sagt er, „Kevin, du kannst das Stativ tragen, Jerome den Strahler und den Fuß dazu und ich nehme die Tasche mit Kameras und Zubehör. Ich zieh nur noch schnell eine Weste an, dann können wir los.“

„Können wir nicht“, sagt Kevin und schaut Kai an, „du hast noch was wichtiges vergessen. Von dem Mann, der heute Nacht in meinem Bett geschlafen hat, hätte ich gerne einen Begrüßungskuss. Vor Jerome und unseren Freunden brauchen wir uns ja nicht zu verstecken.“ „Okay, sorry“, sagt Kai und will ihn küssen, hält aber zwanzig Zentimeter vor Kevins Mund an und sagt: „Wenn du heute Nacht in meinem Bett schläfst, kriegst du zwei Küsse.“

Kevins Augen drehen sich fragend zu mir, ich nicke, sage aber dann zu ihm: „Du denkst daran, das du und Sergej morgen und am Sonntag arbeiten müsst, dann muss Kai früh auf stehen mit dir und Sergej muss dich hier abholen.“

Jetzt schaut er wieder Kai an und als der jetzt auch nickt, strahlt er, der Kleine und dann beginnen sich beide zu küssen.

Da es einen Moment länger dauert, es sind ja jetzt zwei Küsse, schau ich mir einige der Bilder aus der Nähe an. Die sind schon richtig professionell gemacht, das hat er voll drauf, der kleine Kai. Es ist bestimmt gut, ihn die Bilder in der Fabrik machen zu lassen.

Später, wenn alles fertig ist, haben wir ja einen großen Gang zwischen den Zimmerreihen, da ist viel Platz für Bilder, mal sehen, was Kai dazu sagt.

„Können wir jetzt bitte fahren“, sag ich, „küssen könnt ihr ja dann heute Abend noch genug.“

Ich nehme den Strahler und gucke beide fordernd an. Nun nehmen sie die Sachen und folgen mir nach unten zum Auto. Kais Mama steht in der Küchentür und wünscht uns viel Spaß. „Wir sind so gegen Acht zurück“, sagt Kai im Vorbeigehen, „und Kevin bleibt über Nacht, muss aber morgen früh zur Arbeit. Ich steh mit ihm auf und mache Frühstück.“

Nach dem die Sachen im Kofferraum verstaut sind, die Tasche mit den Kameras nimmt Kai auf den Schoß, fahren wir Richtung Autobahn und auf der nach Bremen.

Fast fünfzig Minuten später, es ist Freitagnachmittag, sind wir auf dem Fabrikgelände angekommen. Neben der Treppe nach oben ist bereits ein Bauaufzug aufgestellt worden und ein großer Container steht ebenfalls da.

Das scheint ja tatsächlich am Montag los zugehen mit dem Umbau. Wir gehen hoch, die große Türe ist offen und Kai groß, Sergej, Ole und Frank sind im hinteren Raum, da wo mal das Wohnzimmer sein wird. Kai klein fängt an, aufzubauen, Kevin hilft und die anderen kommen neugierig dazu. „Ole, wir beide gehen mal nach unten“, sag ich, „wir machen alles klar mit den Leuten, wegen Montag und auch wegen der Werbeflächen und der Bäume. Ihr anderen könnt, wenn nötig ,Kai ein bisschen zur Hand gehen und Frank und Sergej, ihr könnt mal die Einzäunung oder Mauern zu den Nachbargrundstücken abgehen und gucken , ob es Schäden gibt, die repariert werden müssen. Sergej, du kannst ja dann Bilder mit dem Handy machen, wenn was kaputt ist. Ihr könnt auch mal schauen, wo der beste Platz für die Garagen ist eurer Meinung nach.

Ah, und dann noch was, wir haben ja jetzt zwei Kais und um Durcheinander zu vermeiden, schlag ich vor, wenn Kai Wolf einverstanden ist, das wir seinen Nachnamen zum Rufnamen umfunktionieren, also Wolf, oder besser noch, Wolfi zu ihm sagen“

Kevin ruft begeistert: „ Wolfi, ja das ist cool, bitte Kai, sag ja.“ Kai stimmt lachend zu und kriegt dafür von dem Kleinen einen Kuss.

 

Ich geh mit Ole nach unten und Sergej und Frank laufen uns nach die Treppe herunter.

Wir, Ole und ich betreten den Laden und schauen uns um. Ein junger Mann kommt auf uns zu und lächelt Ole an. „Guten Tag“, sagt er, „bringst du den Schlüssel?“ „Hallo, Marvin“, sagt Ole, weist dann auf mich und erklärt, „das ist der Bauherr, Jerome Remmers, Jerome, das ist Marvin Schäfer, der die Schlüsselsache übernommen hat.“ Wir reichen uns die Hand und ich sage:“Freut mich, Marvin, das du das für uns machst.“

Ole fragt nach dem Chef und Marvin bringt uns ins Büro, wo wir von Herrn Weiden empfangen werden. Wir informieren ihn in groben Zügen über den geplanten Bauverlauf und das alles rechtzeitig vor Eintritt der kalten Jahreszeit fertig sein soll.

Ole hat einen Kleinen Plan des Außengeländes mitgebracht, den er jetzt ausbreitet um über Baumscheiben zu reden.

An der Wand hinter dem Chefstuhl hängen diverse Bilder von Personen an der Wand, auch einige ältere mit halbwüchsigen und Kindern. Während Ole und Herr Weiden über den Plan gebeugt nach Standorten für die Bäume suchen, erregen die Bilder an der Wand meine Aufmerksamkeit. Das ein oder andere Gesicht erinnert mich an jemanden, kommt mir irgendwie bekannt vor aber ich kann es einfach nicht konkret einordnen. Dann wiederum denk ich mir, woher soll ich hier denn jemand kennen, ich täusche mich bestimmt, und dann wende ich mich auch wieder dem Plan und den beiden Anderen zu.

Wir beschließen, mal kurz raus auf den Platz zu gehen und dort fest zu legen, wo die Bäume hin sollen. Ole meint, das doch bestimmt ein Baumarkt in der Nähe ist, wo man ein paar Dosen Markierungsspray holen kann, um die Baumscheiben auf dem Betonboden des Hofes zu markieren. Herr Weiden sagt, das am Ende des Industriegebietes ein großer Baumarkt ist.

 

Sergej und Frank kommen gerade zurück von ihrem Rundgang und ich bitte Sergej, schnell zum Baumarkt zu düsen und drei Dosen Markierungsspray zu kaufen.

Frank sagt, dass er mitfährt, dann wissen schon zwei, wo der Baumarkt ist und er fragt mich, ob er auch mal das Autofahren darf. Ich werfe im den Schlüssel zu und Ole gibt Sergej fünfzig Euro und sagt ihm, das er einen Kassenzettel braucht, wegen der Steuer. Die zwei fahren los und wir gehen noch mal ins Geschäft.

Ole ruft über Marvin, der an einem Rechner arbeitet und als er da ist, gibt Ole ihm einhundert zwanzig Euro. „Das ist für die nächste Woche, das gibt es jetzt jeden Freitag im Voraus, dann kannst du unter der Woche deine Fahrstunden immer gleich bezahlen.“ „Danke, cool“, sagt der Junge, „damit habe ich jetzt gar nicht gerechnet. Das ist ja ein Superjob.“

 

Ole

 

So, das mit dem Geld ist erst mal erledigt, der Junge ist zufrieden und wir sind es auch. Sein Chef, der die ganze Zeit neben uns steht, sagt, als Marvin an seinen Arbeitsplatz zurückgegangen ist: „Der Junge ist absolut zuverlässig und sehr motiviert. Sie können beruhigt sein, er wird das alles richtig machen. Vielleicht geben sie ihm noch die nötigen Informationen, damit er sie auch erreichen kann, wenn es mal notwendig sein sollte.“

Jerome geht zu Marvin rüber und gibt ihm ein Kärtchen, nach dem er zuvor auch noch meine Handynummer drauf geschrieben hat.

Draußen wird es laut, so, als käme ein großer Lastwagen. Jerome und ich gehen raus.

Ein Sattelzug mit Kran, auf dem mehrere Paletten mit weißen Steinen stehen, ist in der Nähe des Bauaufzugs zum Stehen gekommen. Ein Renault Kleinbus ist auch da, aus dem jetzt mehrere Männer steigen.

Wir gehen auf diese Männer zu und einer von ihnen sagt; „Wir sind von der Firma Stiefel und Sohn und haben von Herrn Knauer den Auftrag für den Umbau bekommen. Wissen sie vielleicht, ob der Bauherr, ein gewisser Jerome Remmers auch hier ist?“

„Das bin ich“, sagt Jerome, worauf der Mann, der um die dreißig ist, ein bisschen erstaunt guckt. Vom Lärm angelockt sind jetzt auch die anderen von oben herunter gekommen, und der Mann wendet seinen Blick hilfesuchend an Kai, der mit Abstand der Älteste ist.

Kai, der die Situation offensichtlich schon richtig erkannt hat, schmunzelt und fragt: „Kann ich ihnen irgend wie behilflich sein?“ „Ich hoffe es, ich suche den Bauherrn“, sagt er und sieht dabei Jerome immer noch zweifelnd an.

„Nun“, sagt Kai und zeigt auf Jerome, „offensichtlich haben sie ihn ja schon gefunden, er steht doch vor ihnen.“

„Echt jetzt“, sagt er, „Entschuldigung, aber so einen jungen Bauherrn hatte ich noch nie. Jens Stiefel ist mein Name, guten Tag. Ich habe gleich vorab mal eine Frage. Bleibt diese Treppe oder wird die im Zuge der Arbeiten auch erneuert.“

Die Treppe aus verzinktem Stahl ist zwar nach statisch in Ordnung, sieht aber nicht mehr gut aus, und soweit ich weiß, ist auch im Plan eine Neue vorgesehen.

„Die Treppe wird erneuert“, sagt Jerome, „warum fragen sie.“ „Ich möchte oben ein Stück vom Geländer raus trennen, um die Paletten mit Steinen und Mörtel oben vor der Türe abstellen zu können, dann kann man die ganze Palette mit einem Hubwagen rein fahren.

Das spart viel Zeit.“

„Gut“, sagt Jerome, „machen sie das, sie müssen allerdings dafür sorgen, das da niemand

abstürzen kann, Herr Stiefel. Einen Unfall hier möchte ich auf keinen Fall haben.“

„Das machen wir, da kommt dann der Bauaufzug hin und das Geländer wird nur dann weggenommen, wenn etwas hoch transportiert wird. Wir richten das heute und morgen ein und schaffen schon Material nach oben“, sagt der Mann.

„Wann kommen sie denn morgen früh“, frag ich jetzt den Mann. „Um sieben Uhr sind wir da und schaffen bis dreizehn Uhr und am Montag um sieben geht es weiter“, sagt er.

„OK“, sag ich, „dann muss ich gerade mal noch klären, wie wir das morgen früh mit dem Schlüssel machen, ich sag ihnen nach her Bescheid.“ Ich gehe noch mal in den Laden und zu Marvin. „Musst du Morgen auch arbeiten, Marvin?“, frag ich ihn, als er von seiner Arbeit aufschaut. „ Ja, im Moment komme ich jeden Samstag, der Führerschein, du weißt schon“, sagt er, „ warum fragst du?“

„Die Bauarbeiter kommen morgen um sieben“, sag ich, „die richten alles vor für Montag. Könntest du dann auch morgen schon um sieben da sein, oder geht das morgen nicht.“

„Doch, kann ich, sagst du dann noch dem Chef Bescheid“, sagt Marvin. „Schön, mach ich“, antworte ich. Aus der Geldtasche nehme ich einen fünfzig Euro Schein und halte den Marvin hin. „hier, einmal für morgen und der Rest dafür, das du so spontan zugesagt hast, als Bonus für den Samstag so zu sagen.“ „Danke, man, ich werde noch reich mit dem Job“, sagt er, „die Baustelle sorgt dafür, das ich meinen Führerschein viel früher und ohne finanziell schwer lösbare Probleme bekomme.“

Ich sage Herr Weiden noch, das Marvin morgen schon um sieben Uhr da ist, weil die Bauarbeiter morgen kommen. Dem ist das recht und so gehe ich wieder raus, wo der Fahrer des LKW angefangen hat, die Paletten mit den Gasbetonsteinen ab zu laden.

Die Bauarbeiter beginnen gerade, einen Teil des Geländers oben mit einer Trennscheibe ab zu schneiden.

Sergej und Frank sind auch zurück und Jerome geht, mit zwei Sprühdosen bewaffnet, die Baumscheiben markieren. Kevin und Sergej gehen mit und messen jeweils mit einem Bandmaß die Abstände zur Mauer und untereinander aus.

Wolfi, so nennen wir Kai Wolf jetzt immer, packt seine Ausrüstung wieder in den Skoda und behält nur eine Kamera, mir der er einige Bilder von den Bauarbeiten macht und auch von den Jungs beim Markieren der Baumscheiben.

Ab und zu fahren Kunden des PC-Ladens auf das Gelände und besuchen das Geschäft. Ich denke, wenn alles fertig ist werden wir die Kundenparkplätze auf dem Boden markieren, damit nicht wie jetzt, jeder gerade parkt, wo er lustig ist. Ein paar große Pflanzkübel mit schönen Sträuchern könnten die Parkfläche der Firma rechts und links begrenzen. Mal sehen, was Jerome davon hält.

Ich sage dem Herr Stiefel, dass er den Schlüssel jeden Morgen um Sieben im PC-Laden bei Marvin abholen kann. Die zwei Leute, die das Geländer abgeschnitten haben, kommen mit dem Werkzeug die Treppe herunter. Ich gehe ihnen bis an den Lieferwagen nach und gebe jedem fünfzig Euro und sage: „Das ist ein kleiner Ansporn vom Bauherrn, wenn die Arbeiten gut voran gehen und ordentlich ausgeführt sind, gibt es das jede Woche und am Ende noch zwei extra, wenn alles OK ist.“

Erstaunte Gesichter sagen mir, das so was nicht allzu häufig vor kommt, aber es ist natürlich auch Freude in ihren Augen zu lesen. Sie bedanken sich und stecken das Geld ein, um dann zusammen mit ihrem Juniorchef den Bauaufzug so zu platzieren, das man oben am Treppenpodest mit dem Hubwagen auf die Plattform fahren kann.

Von oben runter wird mit einem Stromkabel der Aufzug angeschlossen und nach einem Probelauf wird die erste Palette mit Steinen nach oben gefahren und dann mit dem Hubwagen in die Halle hinein transportiert. Wolfi hat alles im Bild festgehalten, der Anfang des Umbaus ist dokumentiert. Wir alle, außer Jerome, Sergej und Frank haben natürlich zugesehen und als die erste Palette oben durch die Tür nach innen verschwindet, haben wir spontan applaudiert. Der LKW Fahrer ist fertig mit Abladen und lässt von Herr Stiefel den Lieferschein unterschreiben und will sich verabschieden.

Auf meine Frage, ob er oder seine Firma alle erforderlichen Baustoffe liefert, sagt Herr Stiefel: „Herr Knauer hat uns als Generalunternehmer eine Liste mit den Firmen gegeben, die die in den einzelnen Gewerken erforderlichen Sachen liefern. Für den kompletten Mauerbedarf zur Erstellung der Wände ist diese Firma hier zuständig.“ Darauf hin gebe ich dem Fahrer ebenfalls fünfzig Euro Trinkgeld.

Als der LKW vom Hof gerollt ist, kommen auch unsere Baumscheibenmarkierer wieder zurück.

Sie staunen, das ein Teil des Materials nun schon oben in der Halle ist und Jerome freut sich, das sich alles so gut anlässt. Der Chef der PC Firma ist auch heraus gekommen, um einen Blick auf den Anfang der Arbeiten zu werfen. Gerade wird eine Palette mit den Mörtelsäcken hochgefahren. Ich sehe den Mann jetzt im Profil etwa drei Meter neben mir stehen und in Verlängerung zwei Meter dahinter Kevin, der ebenfalls zum Aufzug guckt. Eine Ähnlichkeit springt mir ins Auge und dann fällt mir auch wieder ein, das Herr Remmers den Namen der Mutter genannt hat, nämlich Weiden, so, wie der Besitzer des PC Ladens heißt.

Ich schau mich nach Jerome um und winke ihm. Er sieht aber nicht her, dafür aber Sergej, den ich nun zu mir winke und mit Zeichen zu verstehen gebe, das er mit Jerome zu mir kommen soll. Die beiden kommen und wollen wissen, was ich möchte.

Gerade wird der Hubwagen mit einer Palette Steinen auf die Aufzugplattform gefahren und alle gucken dort hin.

Ich teile den Beiden meine Beobachtung mit und nun schauen sie auch zu Herrn Weiden und Kevin hinüber. Jerome schaut mich an und sagt: „Wir müssen mit Herrn Weiden reden und ich überlege gerade, ob wir nicht besser damit warten, bis Papa wieder da ist, weil es jetzt ja nicht so eilig ist und ich lieber Papa und auch Mama dabei hätte, wenn wirklich was dran ist an unserer doch noch sehr vagen Vermutung.“ Sergej und ich stimmen Jerome zu. Der macht aber jetzt doch mit seinem sehr teuren Handy einige Bilder von Kevin und Herrn Weiden.

 

Jerome

 

Ich stecke das Handy kurz weg und sage zu Sergej und Ole mit Blick auf Herrn Weiden:

„ Wenn ich heute Abend mit Papa und Mama telefoniere, schicke ich die Bilder hin, die können sie auf dem Laptop, den Papa immer dabei hat, gucken. Wenn ich jetzt in das Büro von Herr Weiden gehe, sorgt ihr bitte dafür, das er die nächsten zehn Minuten nicht rein kommt. Lasst euch was einfallen“, sag ich und gehe los.

Marvin hat Kundschaft und so gelingt es mir, ungesehen in das Büro des Chefs zu kommen. Hier fotografiere ich die Bilder an der Wand. Das ganze ist in fünf Minuten erledigt und ich gelange auch ungesehen wieder nach draußen.

Dort ist jetzt die letzte Palette auf dem Weg nach oben und nur die großen Mörtel Bütten, in denen sich das oben benötigte Werkzeug befindet, stehen noch unten. Das Interesse der Zuschauer lässt nach, nur Wolfi macht noch ein paar Fotos. Kai, Kevin und Frank kommen jetzt zu uns herüber und Herr Weiden geht zurück in sein Büro.

Es ist jetzt bald achtzehn Uhr, die Zeit ist schnell umgegangen. Der PC Laden ist bis neunzehn Uhr geöffnet und ich sage Herrn Stiefel, das er den Schlüssel dann dort bei Marvin abgeben soll.

Wolfi und Kevin steigen bei mir ein, die anderen bei Kai und dann geht’s ab nach Bremerhaven. Ich liefere die beiden bei Wolfi zu Hause ab und sage, das Sergej Kevin morgen früh wie immer abholt, und mit dem Skoda zum Bahnhof fährt. Später hole ich mit Kai den Skoda dort ab und dann auch Wolfi, Armin und Mike und Dirk. Denise will nicht mit zum Fußball und bleibt zu Hause. Kai holt dann noch Ole und Frank und dann fahren wir nach Bremen, wo Kai dann noch Sergej und Kevin am Hotel abholt. Dann geht es ab ins Stadion.

Mir ist es lieb, das Kevin bei Wolfi bleibt denn er soll von unserem Kontakt mit Papa heute Abend nichts mit bekommen, damit er nicht durch zusätzliche Spekulationen, von denen wir ja nicht wissen, ob sie überhaupt zutreffen, belastet wird. Eine erneute Nacht mit seinem neuen Schatz wird ihm gut tun nach all dem Stress und wird ihm auch helfen, sich auf mehr Nähe einlassen zu können. Wolfi ist jetzt die beste Therapie für Kevin, finden Sergej und ich.

Zu Hause angekommen, frag ich die anderen, ob wir Pizza bestellen sollen und Kai frag ich, ob er sie holen würde, weil wir normal nie den Lieferservice zu uns nach Hause bestellen. Wenn wir was bestellen, holt es Martin normal, aber auch öfter Kai, ab.

Wir suchen aus der Karte der Pizzeria, bei der wir immer bestellen, für alle was raus, mit Vorspeise und ich rufe an und bestelle. Es soll etwa zwanzig Minuten dauern, bis alles zur Abholung bereit ist und Kai muss dann in zehn Minuten los.

Sergej und ich, wir decken schnell den Tisch im Esszimmer und stellen auch Wein- und Wassergläser auf den Tisch. Sergej holt Mineralwasser und Cola, während ich einen Korkenzieher aus dem Barfach hole.

Es gibt bei einer bestimmten Bestellsumme immer eine Flasche Rotwein dazu und weil außer Kai keiner mehr fahren muss, werden wir den auch trinken.

Kai fährt los und wir gehen ins Wohnzimmer, wo ich Ole und Frank von unserer Vermutung, Kevin und Herr Weiden betreffend, berichte und auch, das ich nach dem Essen wohl auch meine Eltern informieren will. Jetzt ruf ich Papa erst mal an und frage, wann wir über Skype miteinander reden können. Ich sage ihm auch, das ich ihm jetzt vom Handy aus Bilder auf den Laptop schicke, damit er und Mama sich die mal anschauen können. Wir einigen uns auf einundzwanzig Uhr und ich lege auf. Nachher oben werde ich die Bilder mit dem Beamer an die Wand werfen und dann werden wir, Kai eingeschlossen, das für und wieder unserer Vermutung diskutieren.

Als Kai zurückkommt, essen wir und als wir fertig sind, ist auch der Wein alle. Nachdem wir alles in die Spülmaschine geräumt haben und die Verpackungen entsorgt sind, gehen wir hoch und ich ziehe die Bilder auf den Rechner. Mit dem Beamer werfe ich dann ein Bild nach dem Anderen an die Wand. Den großen Fernseher holen wie als zweiten Bildschirm dazu, so das man zwei Bilder sehen und mit einander vergleichen kann.

Es ist schon eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Kevin und Herr Weiden, aber auch mit einem Mädchen auf einem der Kinderbilder aus dem Büro. Auf diesem Bild ist ein etwa zwölfjähriges Mädchen mit einem Jungen abgebildet, der eine Schultüte trägt, wie Kinder sie bei der Einschulung bekommen.

Der Junge auf dem Bild könnte Herr Weiden sein, das Mädchen vermutlich eine Schwester. Ich bin jetzt schon ein wenig aufgeregt auf Grund der Betrachtung der Bilder, allerdings sind alles nach wie vor nur Spekulationen und wir werden ein Gespräch mit dem Mann führen müssen, unbedingt. Mal sehen, was Papa und Mama dazu sagen.

 

Kevin

 

Bei Wolfi, so sagen wir jetzt immer zu meinem Kai, um Verwechselungen mit Martins Kai zu vermeiden, werden wir gleich zum Abendbrot ins Esszimmer bugsiert. Seine Mutter hat quasi schon auf uns gewartet. Der Tisch ist gedeckt das mengenmäßig ruhig noch drei bis vier Personen mit essen könnten.

„Mama“, sagt Wolfi, „kommen noch Leute oder meinst du, wir wären am verhungern?“

„Ich weiß doch nicht, was Kevin gerne isst“, sagt Mama, „deswegen habe ich etwas mehr zur Auswahl hingestellt. Papa kommt auch gleich, der ist beim Duschen. Er hat dein Auto repariert und sah dementsprechend aus.“

Ich sage zu ihr: „Ich bin im Heim aufgewachsen und da wurde immer gegessen, was gerade auf dem Tisch stand, weil was anderes gab es nicht. Deswegen bin ich nicht verwöhnt, wobei in den letzten Tagen bei Remmers natürlich auch anders gegessen wird, wie das im Heim der Fall war.“

„Gefällt es dir dort bei den Leuten?“, will Heide wissen. „Sie sind alle wahnsinnig nett zu mir“, sage ich zu ihr, „Sergej und Jerome, Martin, dem ich verdanke, das die Sache mir Berger gut für mich ausgegangen ist und Jeromes Eltern haben jetzt sogar das Sorgerecht für mich übernommen, bis ich achtzehn bin .“

„Dann hast du es ja wesentlich besser als vorher, das freut mich für dich“, sagt sie und geht dann in die Küche, um den Tee zu holen. „Willst du was anderes trinken als Tee?“, fragt Wolfi. „Nein, danke“, sag ich, „Tee ist OK, den gibt es auch bei uns und auch aus dem Heim und aus dem Hotel in Dresden bin ich das gewohnt.“

Jetzt kommt Wolfis Vater rein und als er mich sieht, sagt er: „Guten Abend, ich bin Kais Papa und du kannst eigentlich nur Kevin sein. Schön, dich auch persönlich kennen zu lernen, wo du doch seit Tagen die meistgenannte Person in unserem Hause bist.“ Er grinst und sagt dann:“Da du ja, wie ich gehört habe, mit meiner Frau schon per Du bist, kannst du in Zukunft Alfred zu mir sagen, Fred wäre mir noch lieber.“ Er gibt mir die Hand, strubbelt Wolfi über den Kopf und setzt sich dann auch an den Tisch.

„Nach der anstrengenden Reparatur deines italienischen Nobelautos habe ich mir aber ein Bier verdient“, sagt er, „Sohnemann, bist du so lieb und holst mir eins aus dem Kühlschrank?“ „Klar, Papa“, sagt Wolfi und geht in die Küche. Zusammen mit Heide ,Bier und Tee kommen sie zurück und wir essen Abendbrot. Dabei werde ich dann auch ein bisschen befragt, wie das halt so ist, wenn man irgendwo neu ist, aber da Wolfi schon viel erzählt hat über mich, hält es sich in Grenzen.

Als Kai über die Nachforschungen nach meiner Herkunft erzählt und dabei auch sagt, das meine Mutter tot ist und meine Adoptiveltern ebenfalls gestorben sind, ist Heide doch etwas erschüttert. „ Mein armer Junge“, sagt Heide, „ da ist ja schon einiges schief gelaufen in deinem jungen Leben, da hoffen wir mal, das jetzt alles ordentlich läuft und du endlich mal ein bisschen glücklich sein kannst.“

„Im Moment bin ich sehr glücklich, mit Remmers, mit meinen neuen Freunden und meiner Arbeit in Bremen, aber ganz besonders mit Wolfi, den ich und der mich sehr, sehr gern hat.“

„Wolfi?“, fragt Heide etwas erstaunt und Kai fängt an, zu lachen. „Wolfi, Mama, bin ich“, sagt er, „der eine Fahrer bei Remmers heißt auch Kai und weil immer, wenn der Name Kai fällt, zwei Leute *Hier *rufen, hat Jerome den Vorschlag gemacht, unseren Familiennamen mit einem I hintendran zu meinem Rufnamen zu machen. Da Kevin ganz begeistert war davon, habe ich zugestimmt und bin jetzt für meine Freunde nur noch Wolfi.“

„So“, sagt Heide, „ihr habt euch also sehr, sehr gern. Das freut uns natürlich, Fred und mich, aber ihr wisst ja sicher auch…“ „ Stopp, Mama“, unterbricht sie Kai, „egal, was du jetzt sagen willst, das hat Lis uns schon alles vorgebetet, also lass es bitte. Erstens sind wir noch nicht soweit und zweitens bin ich alt genug und verantwortungsbewusst. Ich liebe Kevin, sehr sogar und wir wollen einfach nur zusammen glücklich sein.“

Ich bin mal wieder rot geworden, aber auch erstaunt und hoch erfreut, das er jetzt hier vor seinen Eltern gesagt hat, das er mich sehr liebt. Wie von selbst kommen mir die Worte über die Lippen: „Ich liebe Kai auch, so, wie ich es noch nie vorher gefühlt habe. Ich habe nicht so viel Liebe erfahren in meinem Leben und das jetzt mit Kai, das fühlt sich so gut an. Mein erster Gedanke gilt morgens ihm und mit seinem Bild vor Augen schlafe ich abends ein und tausend Schmetterlinge sind dabei in meinem Bauch.“ Mein Gesicht glüht, mein Wolfi strahlt und Heide wischt sich über die Augen.

Kai nimmt mich spontan fest in den Arm und küsst mich.

„Wer ist denn Lis?“, will Heide jetzt wissen. „Lis ist Frau Remmers“,erkläre ich das, „ Jeromes und Nataschas Mutter. Sie heißt eigentlich Elisabeth Freifrau von Salmuth, aber wir sollen sie Lis nennen, weil sie, Originalton, den Adelsklimbim für überlebt hält. Also, sie ist überhaupt nicht abgehoben und ihre Kinder, vor allem Jerome, lieben sie sehr und er lässt nichts über sie kommen. Ich mag sie auch sehr.“

„Erzählt doch mal ein bisschen über die Baustelle, was läuft denn da so jetzt?“, will Alfred wissen. Wir erzählen ein bisschen über den Plan, über den Tag heute und das es wohl am Montag so richtig losgeht. Wolfi sagt auch, das es nur vier Kilometer von der Uni weg ist und man bequem und ungefährdet mit dem Fahrrad dorthin fahren kann, wenn Wetter ist.

 

„Wenn alles fertig ist“, sage ich, „will Jerome eine Einweihungsparty machen, zu der am Nachmittag auch die Eltern de Bewohner eingeladen werden sollen. So hat er es jedenfalls vor und dann können alle gucken, was aus der Fabrikhalle geworden ist.“

Wolfi und ich helfen noch beim Abräumen, bevor wir hoch auf sein Zimmer gehen.

Dort, auf dem Bett schmusen wir miteinander und ich würde gern noch mal mit ihm duschen gehen, so wie heute Morgen. Ich überlege, wie ich ihn fragen soll, ohne das es so aussieht, als wollte ich Sex mit ihm.

„Duu, Wolfi“, sag ich, „ meinst du, es ist arg schädlich für die Haut, wenn man zweimal duscht am Tag?“ Ich liege auf ihm und schaue in seine Augen, als ich ihn so frage. Ein feines Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht und seine Augen funkeln. Er sagt nichts, hat meine Frage aber doch wohl richtig verstanden, denn die Antwort wächst gerade zwischen uns, das kann ich deutlich spüren und ich kann auch nicht verhindern, das da jetzt nicht nur ein Spargel wächst, weil meiner sich gerade denkt, was der kann, kann ich auch.

Allerdings ist wohl für unser beider Empfinden zu viel textiles Gewebe zwischen uns, so das ich mich von ihm runter wälze und ihn an der Hand ins Bad ziehe, „Stopp“, sagt er und zieht mich zum Schrank. Er gibt mir ein Shirt und ein weite Boxer und holt sich das gleiche. „Ich möchte nicht nackig mit dir über den Flur laufen, wenn wir aus dem Bad kommen“, sagt er und dann gehen wir Duschen. Dieses Mal lassen wir uns mehr Zeit und streicheln uns auch mehr mit den Händen am Schwanz.

Als er sich über meine Brustwarzen und den Bauch nach unten küsst, wird mir komisch und ich ziehe seinen Oberkörper wieder hoch. „Bitte nicht“, flüstere ich in sein Ohr, „ich kann das noch nicht, mein Wölfchen“, und knabbere ein wenig an seinem Ohrläppchen. Wir umarmen uns fest und reiben uns, so, wie wir es schon zwei mal gemacht haben und wieder ist es einfach geil und soo gut. Wieder sind wir auf den Wannenboden gesunken und dieses mal fängt Wolfi an, nach etwa fünf Minuten, meinen Penis erneut zu streicheln.

Seine Bemühungen sind nicht ohne Erfolg und auch sein Schwanz hat sich wieder aufgerichtet. „Noch mal wie eben oder mit der Hand?“, fragt er und ich sag: “Wie eben, es ist so schön, wenn du auf meinem Bauch kommst, wenn er zuckt und spuckt, das ist ein so irres Gefühl.“

Es dauert dieses mal viel länger, bis es zuckt und es ist noch intensiver, wie beim ersten mal. Dieses Mal brauchen wir länger als fünf Minuten, bis uns die Beine noch mal tragen und wir uns endlich waschen können.

Zufrieden, gewaschen und gut riechend ziehen wir dann die mitgebrachten Sachen an und gehen zurück in Wolfis Zimmer. „Sollen wir noch was gucken, Fernsehen oder einen Film, oder lieber im Bett kuscheln“, fragt Wolfi mich. „Ich muss früh raus, stell bitte den Wecker und mir wäre Kuscheln mit meinem Wölfchen am liebsten“, sage ich und an seinem Strahlen sehe ich, das er das auch am liebsten machen würde.

Wolfi deckt das Bett auf, das mit einem Meter und sechzig deutlich schmaler als meins, für zwei Verliebte aber immer noch breit genug ist. Ich krabbele als erster rein, er macht leise Musik an, stellt den Wecker ein und kommt dann zu mir unter die Decke. Er dreht sich mit dem Po zu mir und wir liegen eng aneinander, mein Arm auf seiner Seite. Mein Gesicht liegt dicht bei seinen Haaren, die so gut riechen und meine Sinne beruhigen. Seine Hand streichelt über meine, immer hin und her, in gleichbleibenden Rhythmus, streichelt mich in den Schlaf.

 

Jerome

Um einundzwanzig Uhr sitzen wir, auch Kai, alle oben und warten auf den Kontakt aus Dresden. Ich denke mal, das sie die Bilder schon gesehen haben und bin gespannt, was Papa und Mama sagen.

Dann sind sie da und wir begrüßen uns. Papa will wissen, ob alles OK ist und sagt, das sie gut in Dresden angekommen sind, Sie haben die Bilder betrachtet und sind der Meinung, das es da schon Ähnlichkeiten gibt. Da auch der Name Weiden im Spiel ist, sind genauere Recherchen erforderlich.

Papa will aber, das wir nichts unternehmen, bis er und Mama zurück sind und auch Kevin soll nichts von alle dem erfahren.

Morgen früh um zehn fahren sie dann mit allen zu Sergejs Eltern und gehen dann Mittags mit allen ins Hilton zum Essen. Anschließend wollen sie dann eine Shoppingtour mit den Kindern machen, Mama und Waltraud. Die Idee ist von Natascha und wenn Mama dabei ist, wird das lustig. Papa, Zoran und die beiden älteren Damen wollen in der Zeit irgendwo was trinken und spazieren gehen. Den Abend wollen sie dann bei Zoran und Waltraud verbringen und am Sonntag steht Vormittag Radebeul auf dem Programm und nach einem Mittagessen bei Oma ist für fünfzehn Uhr die Heimreise geplant, bei der dann auch das neue Auto für uns dabei ist.

So, was es mit Kevins Verwandtschaft auf sich hat, bleibt heute noch im Dunkeln. Wie der Umbau voran kommt, werden wir miterleben und auch, wie es im Stadion ausgeht. Wird Joachim Morbach die Stelle bekommen? Wird Johannes ihm Verzeihen, noch mal vertrauen? Viele Fragen bleiben offen bis zum nächsten Kapitel

 

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