Dass der zurückliegende Fall so viel Papierkrieg auslösen würde, war mir nicht bewusst gewesen. Die komplette Familie de Laura war Dingfest gemacht worden. Bis auf Daniele, er war als Hauptbelastungszeuge auf freiem Fuß.
Naja, richtig frei war er auch nicht. Bis zu den Verhandlungen war er mit Hilfe der Staatsanwaltschaft untergetaucht, um eventuellen Mordattacken zu entgegen. Uns war zu Ohren gekommen, dass ein hohes Kopfgeld für ihn angesetzt war.
Ich tippte den Absatz fertig und gönnte mir eine Pause. Mein Kaffee war mittlerweile kalt und ich wollte gerade zum Telefon greifen, um mir einen Neuen zu bestellen, als mein Telefon klingelte.
Ich nahm ab.
„Mordkommission Commissario Bronetti am Apparat.”
„Hallo Gabriel hier ist Davide. Setz deinen Hintern in Bewegung und komm so schnell du kannst. Hier ist ein junger Mann der dich dringend sehen will.“
Ich glaubte nicht was ich da hörte.
„… Gabriel?“
„Ja…?“
„Hast du mich verstanden? Till ist aufgewacht!“
Ich atmete tief durch und Tränen rannen mir die Wangen.
„… ich…, ich bin auf dem Weg. Bis gleich!“
Ich drückte das Gespräch weg. Endlich. Drei Wochen lag Till in diesem Zustand und keiner konnte sich dieses Koma erklären. Drei Wochen saß ich jeden Tag an seinem Bett hielt seine Hand und redete mit ihm.
Wie sehr man jemanden liebt, merkt man erst, wenn man ihn vermisst, oder verloren hatte. Ich zog meine Brieftasche hervor und kramte nach dem Kärtchen, das mir Tills Mutter da gelassen hatte. Wenige Minuten später hörte ich den Klingelton.
„Sekretariat Jansen guten Tag, sie sprechen mit Frau Müller.“
Ein paar Brocken Deutsch verstand ich, aber sprechen konnte ich keines, so antworte ich in meiner Muttersprache.
„Gabriel Bronetti am Apparat, könnte ich bitte Frau Jansen sprechen, es wäre dringend.“
„Kein Problem Seniore Bronetti, ich verbinde sich gleich weiter, einen Augenblick Geduld bitte“, antwortete die Dame im akzentfreien Italienisch.
Es spielte kurz eine Melodie auf, bevor eine andere Stimme zu hören war.
„Jansen!“
„Anna, hier spricht Gabriel…“
„Gabriel…, hallo, was für eine Freude deine Stimme zu hören…“
Wir waren seit dem letzten Besuch zu einem vertrauten Du übergegangen, nur waren mir diese Begrüßungsfloskeln im Augenblick egal und fiel ihr direkt ins Wort.
„…Till ist eben aufgewacht, ich werde gleich zu ihm fahren.“
„… was?“
„Doctore Domenico hat es mir telefonisch gerade mitgeteilt, dass Till aus seinem Koma erwacht ist und nach mir fragt.“
Während ich dies mit einem leichten Lächeln sagte, konnte ich ein leises Schluchzen am anderen Ende vernehmen.
„Danke Gabriel, ich werde mit dem nächsten Flug kommen…, danke, dass du mich gleich verständigt hast.“
„Nichts zu danken, Anna.“
„Ich muss dies gleich meinem Mann persönlich mitteilen, Gabriel. Ich werde mich wieder melden, wann meine Maschine ankommt.“
„Gut, ich werde dich dann persönlich abholen.“
„Danke Gabriel.“
Für einen Augenblick war Funkstille.
„Meine Nummer hat du ja…“
„Ja, Gabriel und nun los, Till wartet sicher schon auf dich.“
„Ja danke… bis später.“
„Ja…“
Sie legte auf. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und drückte das Gespräch weg. Danach griff ich mir meine Sachen und verließ mein Büro.
„… ähm… Till ist aufgewacht…, ich bin dann bis auf Weiteres im Krankenhaus. Wenn etwas wäre, bin dort zu erreichen.“
Alle lächelten mich an.
„… ach Matteo, könntest du bitte für mich meinen Bericht auf meinem PC abspeichern…“
„Geht klar Chef… zieh Leine, dein Kleiner wartet auf dich!“
Jetzt grinsten alle noch mehr. Wenige Minuten später saß ich in Tills Wagen und brauste ins Krankenhaus.
*-*-*
„Hallo Gabriel“, begrüßte mich Davide, als ich den Korridor betrat.
„Und ist mit Till alles in Ordnung?“
„Ja, keine Sorge. Wie schon gesagt, sind keine bleibende Schäden geblieben, nur vielleicht seine Müdigkeit, aber das vergeht auch wieder.“
Ich nickte, ließ Davide einfach stehen und lief zu Tills Zimmer. Nervös drückte ich die Türklinke hinunter und zog die Tür auf. Was ich vorfand war etwas ernüchternd. Wie die vergangenen Tage und Wochen lag Till mit geschlossenen Augen da.
Nichts hatte sich geändert, meine Laune fiel auf den Nullpunkt. Leise zog ich die Tür hinter mir zu, holte wie gewohnt einen Stuhl an Tills Bett und setzte mich zu ihm. Wie immer griff ich nach seiner Hand.
„Till?“
Doch zum Unterschied der letzten drei Wochen bewegte sich der große Mann, blinzelte mit den Augen.
„… mh?“
„Till? Hier ist Gabriel.“
Sein Kopf wandte sich zu mir, seine Augen öffneten sich vollständig. Ein breites Lächeln überzog sein Gesicht. Das typische Lächeln von Till, das ich so lange vermisst hatte.
„… Gabriel…“, hörte ich ihn leise sagen.
Ich beugte mich nach vorne und gab ihm sanft einen Kuss auf die Wange. Leicht streichelnd, spürte ich seine Hand auf meinem Kopf.
„… Gabriel.“
Ich konnte nicht anders und begann zu weinen. Till richtete sich etwas auf.
„Gabriel, was ist denn…?“, fragte Till verwundert.
Auf einmal fiel die ganze Anspannung ab. Mein Kopf sank auf seine Schulter und ich heulte einfach drauf los.
„Schhhhh…, mein starker Bär.“
Ich weiß nicht wie lange ich in dieser Stellung bei ihm stand, nach einem kurzen Durchatmen, richtete ich mich wieder auf. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und sah in Tills besorgte Augen.
„Ich dachte, ich habe dich verloren. Dieses Bild, wie du da am Boden lagst…“
„Gabriel, es geht mir gut…, na ja soweit ich das selbst beurteilen kann. Davide hat gesagt, dass ich keine körperlichen Schäden haben werde, außer vielleicht eine kleine Narbe an der Stirn.“
Ich nickte.
„Könntest du…?“
„Was?“
„Ich würde gerne etwas aufstehen…“
„Darfst du denn schon?“
„Der Doc hat nichts dagegen, meinte nur ich soll am Anfang es langsam angehen.“
„Okay.“
„Könntest du mir trotzdem etwas anderes zum Anziehen geben, dieses Hemdchen ist nicht ganz mein Stil!“
Ich musste grinsen. So lief ich an den Schrank, wo ich vor drei Wochen einige Kleidungsstücke von Till deponiert hatte.
„Shirt und Shorts?“
„Ja, bloß raus aus diesem Ding.“
„Ich habe übrigens deine Mutter verständigt, sie wird mit dem nächsten Flug hier ankommen.“
„Meine Mutter?“
Erstaunt sah er mich an. Ich gab ihm das Shirt und half ihm aus dem Hemdchen heraus.
„Sie war mit deinem Onkel hier, kurz nachdem der Anschlag verübt wurde.“
„Anschlag?“
Ich hielt inne.
„Davide hat dir anscheinend noch nicht viel erzählt…?“
„Nein, nur dass es bei der Grillparty eine Gasexplosion gegeben hat…“, er zog sich das Shirt über den Kopf, „ich habe wohl sehr viel verpasst…“
Ich atmete tief durch.
„Till, lass uns nach draußen in den Park gehen, da erzähle ich dir gerne alles genau.“
Er nickte. Mich wunderte, dass er so ruhig blieb. Langsam schlüpfte er unter seiner Decke hervor. Ales er endlich an der Bettkante saß, griff er sich an den Kopf.
„Ist alles okay, Till?“
„Mir ist etwas schwindlig…“
„Willst du nicht so doch lieber liegen bleiben?“
„Ich war genug gelegen, ich will hier heraus!“, fuhr er mich an.
Ich wich etwas zurück und schaute ihn fassungslos an. So hatte ich Till noch nie erlebt. Er schien bemerkt zu haben, dass er sich im Ton vergriffen hatte. Er seufzte und schaute mich traurig an.
„Entschuldige Gabriel…, ich wache auf, denke es ist alles normal und finde mich im Krankenhaus wieder. Dabei erfährst du, dass du Opfer einer Gasexplosion geworden bist und drei Wochen der Welt entrückt.“
Er hob die Arme.
„Bitte…, nimm mich in den Arm…, drück mich fest an dich!“, sagte er mit fast weinerlicher Stimme.
*-*-*
„Hört sich nicht gut an. Wirkt wie eine leichte Depression auf mich“, sagte Davide, nach dem er einen kräftigen Schluck Kaffee zu sich genommen hat.
„Und du hast ihm alles erzählt?“
„Ja…, war das falsch?“
„Ich weiß es nicht, aber Till muss so schnell wie möglich zu seinem alten Leben zurück. Dass er eventuell leichte seelische Schäden davon tragen würde, damit war zu rechnen…“
„Wie kann ich helfen?“, fragte ich besorgt.
„Sei einfach für ihn da. Schläft er jetzt?“
„Ja, ich habe ihn zwar im Rollstuhl durch den Park geschoben, aber sein erster Ausflug aus dem Bett, war doch anstrengender, als er dachte.“
„Der Schlaf tut ihm gut!“
„Du ich muss los, Tills Mutter kommt in einer halben Stunde am Flughafen an.“
„Dann mal los, nicht dass du deine Schwiegermutter verpasst“, grinste Davide.
Wenig später saß ich in Tills Wagen und überlegte, ob ich nicht kurz nach Hause fahren sollte und mir den Alfa Romeo holen sollte, da der Wagen für Tills Mutter doch sicher recht unbequem war.
Noch rechtzeitig, trotz Wagenwechsels, kam ich am Flughafen an. Artig wartete ich bis der Flug als gelandet angezeigt wurde. Es dauerte etwas, bevor die ersten Fluggäste, den Schalter erreichten.
Ich versuchte Anna auszumachen, aber ohne Erfolg. Eine viertel Stunde später sah ich sie dann, in Begleitung eines jungen Mannes, der Till verdammt ähnlich sah. Till hatte mal etwas von einem älteren Bruder erwähnt, der in Amerika weilte und zu dem er so gut wie keinen Kontakt hatte.
Anna schien mich zu sehen und winkte mir zu. Mit einem Lächeln lief ich auf sie zu.
„Hallo Gabriel, nett dass du es einrichten konntest und uns vom Flughafen abholst.“
„Hallo Anna, das ist kein Problem, ich habe mir etwas frei genommen.“
„Darf ich dir meinen ältesten Sohn Ullrich vorstellen, er war so nett mich zu begleiten.“
Ich reichte ihm die Hand, aber schon hier merkte ich den ersten Unterschied zwischen Till und Ullrich. Sein Handgriff war viel kräftiger und fester als der von Till. Auch seine Art sich zu bewegen, oder wie er sich gab war aber definitiv eine andere.
„Hallo… nett, dass sie sich um meinen Bruder kümmern.“
Ich nickte und ließ seine Hand los.
„Du möchtest sicher direkt ins Krankenhaus“, fragte ich Anna.
„Das wäre mir sehr Recht Gabriel.“
„Eure Unterkunft könnt ihr euch aus suchen, Hotelzimmer oder in Tills Wohnung. Eine andere Möglichkeit wäre noch ein Gästezimmer bei mir.“
Anna wollte darauf antworten, aber ihr Sohn war anscheinend schneller.
„Sie besitzen Gästezimmer?“
Sein abwertender Ton fiel nicht nur mir auf, Annas Blicke sprachen Bände, doch ließ sie mich weiter reden.
„Ja ich habe am Strand ein kleines Häuschen wo ab und zu mal gute Freunde mich besuchen und ich mit meinem Sohn lebe.“
Ich ließ ihn stehen, lächelte Anna und stellte ihr Gepäck auf einen Wagen. Ich stoppte in meiner Bewegung und drehte meinen Kopf zu Ullrich.
„Draußen steht mein Wagen, da ich dachte Tills Audi wäre zu klein.“
Ohne weitere Worte schob ich nun das Gepäck vor mir her und hinter mir hörte ich Anna reden.
„Ich habe dir gesagt, Gabriel ist nicht der Typ Mann, mit dem Till sonst Gesellschaft hatte.“
„Das lass bitte meine Sorge sein, bisher hat mich mein Gefühl nie im Stich gelassen.“
Ich hatte nicht vor wegen diesem Schnösel mich oder meine Art zu ändern. Als wir später zum Wagen kamen, öffnete ich Anna die Wagentür, bevor ich das Gepäck verstaute. Ullrich beachtete ich nicht weiter hörte aber, dass er ebenfalls einstieg.
Wenig später waren wir in Richtung Klinik unterwegs. Es wurde kein Wort gesprochen, so konnte ich mich auf den Verkehr konzentrieren.
*-*-*
Ich spürte Annas innerliche Aufregung, doch hielt sie sich wacker. Ihr Sohn dagegen lief neben ihr mit einer eisernen Mine. Wie konnten sie zwei Brüder so unterscheiden. Ich zog die Tür zu Tills Zimmer auf, wo mein Schatz gerade dabei war sich ein anderes Shirt über zuziehen.
„Till, mein Junge… !“
Till hob die Arme und umarmte seine Mutter.
„Mutter“, lächelte er, welches aber sofort verschwand, als er die Person neben mir entdeckte.
„Ullrich.. Lange nicht gesehen.“
„Hallo Till, es ist auch nur kurz, heute Abend fliege ich weiter nach New York.“
„Gabriel, bekomme ich hier irgendwo einen Kaffee?“, fragte Anna.
Sie schnappte meinen Arm und zog mich aus dem Zimmer.
„Die zwei verstehen sich wohl nicht so gut miteinander.“
„Ein Eiswürfel ist wärmer…“, meinte Anna und schloss hinter sich die Tür.
*-*-*
Als ich später mit Anna ins Zimmer zurück kam, herrschte eisige Stille. Till starrte auf seine Bettdecke, hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, während Ullrich am Fenster stand und nach draußen schaute.
Anna atmete tief durch. Sie lief zu Till und setzte sich an sein Bett.
„Dass es bei euch nie ohne Streit geht…“
„Mein Bruder meint, ich wäre faul und würde hier nicht genug Kundschaft an Land ziehen. Lieber würde ich um die Häuser ziehen und ein zügelloses Leben führen.“
Till schaute mich im zweiten Teil des Satzes kurz an und ich wusste was gemeint war. So war sein Bruder wohl nicht gut auf Till Lebensart mit Männern zu sprechen.
„Ach Kinder vertragt euch wieder. Eurer Vater hat Till sehr gelobt, die Umsätze wären in Italien um einiges gestiegen.“
„Wohl nicht genug…“, kam es trotzig von Till, „… und jetzt markiere ich den Kranken…“
„Ullrich, dein Bruder lag drei Wochen in Koma, wie kannst du nur auf so einen Gedanken kommen?“
„Ich brauche frische Luft…“, kam es von Ullrich und verließ fast fluchtartig das Zimmer.
Anna schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
„Wie konnte ich nur denken, dass dein Bruder sich ändern würde…, es tut mir Leid Till, es wirklich keine gute Idee.“
„Daran hast du keine Schuld, Mutter. Mein lieber Herr Bruder müsste nur ein wenig seine Einstellung ändern.“
„Ihr entschuldigt mich kurz“, warf ich ein und verließ ebenso das Zimmer.
Ich begab mich nach draußen, wo ich bald Ullrich stehen sah, mit einem Zigarillo in der Hand.
„Was für ein Problem haben sie mit ihrem Bruder…“, fragte ich ihn direkt.
Etwas erschrocken drehte er sich zu mir, wahrscheinlich hatte er mich nicht kommen sehen.
„Probleme…, mit meinem Bruder…, ich wüsste nicht was sie das angeht!“
„Es geht mich deswegen etwas an, weil Till mein Lebenspartner ist und mir sein Wohlergehen wichtig ist!“
Er drehte sich wieder weg.
„Schwules Pack…, da kann ja nichts dabei heraus kommen!“
„Was hat denn Tills oder meine sexuelle Gesinnung mit unserer Arbeit zu tun?“
„Was sind sie von Beruf… Barkeeper… oder Rauswerfer…?“
„Stellen sie sich vor, ich bin bei der Polizei und sogar Commissario. Ihre Anmerkung könnte ich fast schon als Beamtenbeleidigung auffassen.“
Sein überraschter Blick fiel mir sofort auf, aber es folgten keine Gegenworte.
„Sie sollten ihre Grundeinstellung ändern und nicht jeden in die gleiche Schublade stecken. Wäre ich so wie sie, könnte ich auch denken, sie sind ein reicher verwöhnter Sohn, der auf andere herab sieht, die nicht seinen Standes sind!“
Er wollte etwas entgegnen, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Ihren Bruder auf sein sexuelles Liebesleben zu reduzieren…, da machen sie es sich sehr einfach. Er ist schwul und taugt nichts. Das sagt mir, dass sie ihren Bruder gar nicht kennen“, wieder wollte er etwas sagen, aber ich sprach einfach weiter.
„Versuchen sie wenigstens etwas Mitgefühl zu zeigen… Mensch das ist ihr einziger Bruder, der da fast ums Leben gekommen wäre, ist ihnen das völlig egal?“
Mit starren Augen schaute er mich an.
„Sie haben ebenfalls keine gute Meinung über mich, obwohl sie mich nicht kennen.“
„Was ich bisher von ihnen gesehen und gehört habe, lässt keinen anderen Schluss zu, entschuldigen sie bitte… so bin ich nun mal, schon von Berufswegen.“
„Ich möchte mich ebenfalls entschuldigen…, wegen dem schwulen Pack… Till macht es einem nicht einfach. Er war immer das Nesthäkchen und es wurde ihm immer alles durchgehen lassen. Ich dagegen, musste mir alles hart erkämpfen.“
„Das zeigt mir, dass sie wirklich nichts über Till wissen, auf alle Fälle, dass, was ich bisher von Till habe kennen lernen dürfen. Er ist ein besonderer Mensch, der mit Feingefühl, das Herz seiner Mitmenschen erobert, was ihrem Geschäft nur zuträglich ist.“
Eine kurze Stille war eingetreten und ich spürte deutlich, wie es in seinem Kopf arbeitete. Dann nickte er und ging zurück ins Zimmer, welches Tills Mutter wenige Augenblicke später verließ.
„Danke“, meinte sie lächelnd und hielt meine Hand.
*-*-*
„Danke für die letzten zwei Wochen“, meinte Till und griff nach meiner Hand.
Es war irgendwie zur Gewohnheit übergegangen, nachdem Till das Krankenhaus verlassen durfte, dass wir abends, nach dem Essen noch ein Stück am Strand entlang liefen.
„Till, da gibt es nichts zu bedanken. Du hast mich gebraucht und ich war einfach da.“
Er drückte mir einen Kuss auf die Wange.
„Mein großer starker Bär. Bescheiden wie immer. Ich weiß nicht wie du es hingekriegt hast, diesen Spagat zwischen Job und die viele freie Zeit mit mir, du hast es hingekriegt“, lächelte er.
„Nennen wir es einfach Abbau von unzähligen Überstunden. Mich wundert, dass du vom Polizeichef noch keinen Dankesanruf bekommen hast.“
Ich wollte gerade Till an mich heranziehen, als dieser stolperte. Halbwegs konnte ich ihn gerade noch auffangen.
„Au…“, kam es von ihm und schnell war die Stolperfalle entlarvt.
Vor uns lag der tote Körper eines Mannes, den wohl gerade die letzte große Welle angespült wurde und durch unsere innige Unterhaltung nicht bemerkt worden war.
Till wurde kreidebleich, während ich nach meinem Handy griff und Phillip an die Strippe zu bekommen. Als ich Till half sich langsam zu setzten, meldete sich endlich Phillip auf der anderen Seite.
„Chef, was liegt an?
„Ein Toter liegt vor mir…“
„Vor ihnen…?“
„Mensch Phillip, ja vor mir liegt ein Toter, wurde angespült. Verlasse alles Notwendige und komm dann her.
*-*-*
„Leider hat der Tote keinerlei Papiere bei sich Chef“, meinte Matteo, der sich auf unserer Terrasse eingefunden hatte.
Till saß schweigend auf seinem Stuhl und nippte an seinem Rotwein.
„Lediglich Tommaso stand auf dem Silberkettchen, dass er am Arm trug.“
„Jemand als vermisst gemeldet?“, fragte ich.
„Nein, aber Umberto meinte, er kann noch nicht lange im Wasser gelegen haben. Der Körper sei zwar kalt, aber die Leichenstarre hat noch nicht richtig eingesetzt.“
„Also kann man sagen der Tod ist vor sechs bis zwölf Stunden eingetreten.“
Matteo nickte.
„Auch einen?“, fragte ich ihn und zeigte auf den Rotwein.
„Später vielleicht. Der Tote hat eine starke Kopfwunde und Umberto vermutet, dass er ertrunken ist, aber genaueres kann er erst nach einer Obduktion sagen.“
„Danke Matteo.“
Matteo ließ uns wieder alleine.
„Geht es?“, fragte ich Till, der bisher keine Mine verzogen hatte.
Er nickte.
„Das ist ein gefährlicher Strand…“, sagte er leise.
„Sollen wir zu dir fahren?“
„Nein“, sagte er für meinen Geschmack etwas scharf.
Er hob den Kopf und seine blauen Augen funkelten mich an.
„Tut mir Leid Gabriel, ich glaube ich lege mich etwas hin, war… alles etwas viel.“
„Soll ich mit nach oben gehen?“
„… nein, bleib ruhig hier unten.“
Ich sah ihm nach. Er war immer noch nicht vollkommen hergestellt. Zwei Wochen war er nun aus dem Krankenhaus, aber Davide hatte mir prophezeit, dass Till noch einige Zeit daran zu knabbern hatte.
Ich atmete tief durch und schaute hinaus an den Strand. Recht weit hinten sah in das Getümmel meiner Leute. Natürlich hatte es auch Schaulustige angezogen. Seit dem Attentat auf Andrea’s Geburtstag war die Gegend mehr besucht als mir lieb war.
Ich hörte drinnen die Tür und schaute auf. Andrea kam heraus sparziert, im Gefolge Brunos Sohn Alessio.
„Hallo ihr beiden, wie war der Abend?“, fragte ich.
„Schön“, kam es von meinem Sohn.
Sein Blick wanderte zum Strand hinunter.
„Was ist denn da vorne los?“
„Ein Toter…, haben Till und ich gefunden… beim Sparzieren gehen entdeckt.“
„Beim Sparzierengehen…? Wie geht es Till?“
„Der hat sich hingelegt.“
„Wollen wir hingehen?“, fragte Andrea Alessio.
„Mir wäre es recht, wenn ihr hier bleibt, da unten gibt es schon genug Schaulustige.“
Andrea und Alessio nickte beide gleichzeitig.
„Andrea, ich werde dann auch langsam gehen, mein Vater wird sich schon fragen, wo ich solange bleibe“, kam es von Alessio.
Ich musste grinsen, als würde Bruno über die Aktionen seines Sohnes nicht informiert werden.
„Sehen wir uns morgen wieder?“
Alessio nickte und Andrea legte seine Arme um ihn und küsste ihn innig zum Abschied.
„Gabriel“, meinte Alessio, nickte mir kurz zu und verschwand wieder im Haus.
Andrea folgte ihm und nach kurzer Zeit kam er wieder zurück, setzte sich zu mir.
„Mit Till wirklich alles in Ordnung?“, fragte er und nippte an meinem Rotwein.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, der Tote hat ihm doch ganz schön zu gesetzt.“
„Ich finde ihr beide solltet zusammen wegfahren, also ich meine nicht hier irgendwo, sondern richtig, ins Ausland.“
„Du willst doch nur eine sturmfreie Bude haben…“
„Als würde mich Oma alleine lassen… ich mein das Ernst Papa. Wann hast du das letzte Mal richtig Urlaub gemacht?“
Ich brauchte nicht lange überlegen, denn ich konnte es nicht beantworten.
„Es würde nicht nur Till guttun, sondern auch dir. Seit du öfter zu Hause bist, bist du viel besser zu ertragen!“
Ich strafte meinen Sohn mit einem bösen Blick.
„Komm, sei ehrlich, wie oft bis du früher schlecht gelaunt heimgekommen?“
Ich atmete tief durch.
„Du hast ja Recht, aber wo sollen wir denn hin?“
„Nach Rom zu Lutz und Rico, oder noch besser, warum besucht ihr nicht Anna, die hat euch auch eingeladen und in Deutschland warst du noch nie…, oder ihr verbindet beides miteinander.“
„Ich weiß nicht, ob ich so schnell einen Urlaub genehmigt bekomme und…“
„Papa, durch deine Ermittlungen wurden einige Mitglieder der Mafia festgesetzt, ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Chef dir diesen Gefallen nicht gewähren würde.“
An dem Gedanken war etwas dran und Till und ich wollten schon lange gemeinsam Urlaub machen, doch bisher hatten es unsere Jobs, besser gesagt mehr meiner nicht zu gelassen.
„Das muss ich erst mit Till besprechen…“
„Was musst du mit mir besprechen?“
Till war unbemerkt auf die Terrasse gekommen.
„Hallo Andrea“, meinte er und umarmte meinen Sohn.
„Das ihr beide Urlaub macht.“
„Urlaub? Meine Arbeit ist fünf Wochen liegen geblieben, ich weiß nicht…“
„Was seid ihr beiden nur für Sturköpfe! Ich glaube, ich werde das selbst in die Hand nehmen!“, kam es von meinem Sohnemann, der ins Haus verschwand.
Till sah mich verwundert an und ich zuckte mit den Schultern.
„Du kennst ihn ja, was er sich in den Kopf setzt, bekommt er auch.“
„Wie der Vater“, grinste Till und setzte sich wieder zu mir.
„Ich dachte du wolltest dich hinlegen.“
„Eine Dusche tat mir besser und deine Gesellschaft tut mir gut!“
Ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn. Sein Blick fiel auf den Strand.
„Scheinen fertig zu sein, sie packen zusammen.“
„Wird auch langsam Zeit…“
Unsere Blicke trafen sich kurz.
„Glaubst du auch, ein Urlaub würde uns gut tun?“, fragte Till und füllte sein Glas erneut mit Rotwein.
„Ich weiß schon gar nicht mehr was Urlaub ist, aber ich muss sagen, die freie Zeit mit dir, genieße ich in vollen Zügen.“
Till lächelte und nahm einen Schluck. Von drinnen konnten wir Andrea hören, der mit irgendwem telefonierte. Nun grinste ich auch.
*-*-*
Der Tote namens Tommaso war, wie soll man sagen, ein schwieriger Fall. Wir hatten keinerlei Anhaltspunkte, wer er war und woher er kam. Auch hatte der Körper mehrere Hämatome aufgewiesen.
Das wäre nicht spektakulär gewesen, wenn einer dieser Hämatome nicht älteren Datum gewesen wäre, also weit vor dem Tod eingetreten waren.
„Guten Morgen“, meinte Alfonetti vom Empfang, der gerade unser Büro betreten hatte.
„Morgen Alfonetti, was führt dich zu uns?“, fragte Costa, der mir zuvor kam.
„Da ist ein Mann, der eine Vermisstenanzeige aufgeben möchte.“
„Und warum kommst du dann zu uns? Das ist die falsche Abteilung!“, sagte Phillip.
„Er hat mir dieses Bild gegeben“, meinte Alfonetti und reichte es Costa.
Costa sah es sich an und dann mich. Wenig später hielt ich das Bild in meinen Händen. Unser Toter!
„Alfonetti, danke dass sie so einen guten Überblick haben. Bringen sie den Mann bitte zu mir“, meinte ich und lief in meinen Raum.
Etwa zehn Minuten später klopfte es an meiner Tür und Ambros brachte einen jungen Mann zu mir.
„Tommaso Bertoni“, sagte Ambros, was ich überraschend zur Kenntnis nahm.
„Setzten sie sich doch bitte“, meinte ich und bot Seniore Bertoni einen Stuhl an.
„Sie möchten also diesen Mann hier als vermisst melden?“, fragte ich und hob ihm das Bild entgegen.
Er nahm es.
„Ja, mein Freund hat sich nicht wieder gemeldet und ich erreiche ihn auch nicht.“
„Seit wann?“
„Seit zwei Tagen.“
„Und das ist noch nicht öfter vorgekommen?“
„Nein Commissario, das ist nicht seine Art. Wenn er nicht bei mir ist, meldet er sich immer bei mir.“
„Sie sagten Freund…“
„Ja…“, er senkte den Kopf, „wir lieben uns.“
Das kam sehr leise. Ich kramte in meiner Ablage, zog das Kettchen mit dem Namenszug hervor und legte es vor meinem Gegenüber.
„Das…das ist die Armekette, die ich ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt habe…, wo haben sie die her?“
Sein Gesichtsausdruck war ängstlich.
„Seniore Bertoni, es tut mir Leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Freund tot aufgefunden wurde.“
„Was… tot…, das kann nicht sein, aber warum…“
Er sackte in sich zusammen und fing an zu weinen. Ich stand auf und reichte ihm ein Papiertaschentuch.
„Hatten sie irgendwie Streit, oder Ähnliches?“
„Wieso? Leonardo und ich trennten uns nach… er ging nach dem Frühstück. Seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen oder etwas von ihm gehört.“
„Ich weiß es ist hart für sie, aber können sie mir etwas über ihren toten Freund erzählen, denn wir haben keinerlei Daten über ihn.“
Erschrocken schaute Seniore Bertoni auf.
„Hat denn nicht seine Frau…?“
„Seine Frau…?“
Jetzt wurde es interessant. Mein Gegenüber atmete tief durch, wischte sich die Tränen aus den Augen und setzte sich aufrecht hin.
„Leonardo Mussetti…, so heißt mein Freund, er ist noch verheiratet, lebt aber in Scheidung…“
Der Name kam mir bekannt vor, so notierte ich mir den Namen, seine Adresse folgte gleich anschließend.
„Ging ihr Freund einer Arbeit im Hafen nach?“, fragte ich weiter.
„Leonardo? Leonardo ist… war Architekt und ein sehr gefragter…, warum fragen sie?“
„Ihr Freund wurde tot im Wasser gefunden.“
„Er besitzt eine Jacht… oh Gott… ich kann das nicht glauben“, und wieder fing Bertoni an zu
weinen.
Ich hatte genug Daten für den Anfang.
„Seniore Bertoni, soll einer meiner Kollegen sie nach Hause bringen?“
Er reagierte nicht recht, so stand ich auf und öffnete meine Tür.
„Costa, könntest du Seniore Bertoni nach Hause bringen.“
Costa sprang auf und zusammen mit Ambros führten sie das heulende Elend aus meinem Zimmer. Matteo betrat mein Zimmer.
„Und, können wir etwas mit den Angaben des Jungen anfangen?“
Ich schaute ihn an und nickte.
„Was ist?“
„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da irgendetwas nicht stimmt.“
„Du denkst, Bertoni hat seinen Freund selbst umgebracht? Ich habe doch richtig verstanden, die beiden waren zusammen.“
„Ja, die zwei waren ein Paar, was mich stört, ist, dass die Ehefrau ihren Mann nicht als vermisst gemeldet hat.“
Matteo sah mich verwirrt an.
„Ehefrau?“
„Ja der Tode, Leonardo Mussetti ist noch verheiratet.“
„Nun gebe ich dir allerdings Recht, dass gibt dem Ganzen, wie soll ich sagen, einen besonderen Aspekt.“
„Kommst du mit?“
„Wohin?“
„Seiner Frau, der Signora Mussetti einen Besuch abstatten.“
„Das will ich mir auf keinen Fall entgehen lassen“, meinte Mateo grinsend.
*-*-*
Matteo ließ den Wagen ausrollen.
„Nicht schlecht“, meinte er.
„Seniore Mussetti war Architekt von Beruf und scheint nicht schlecht verdient zu haben.“
Die Front des Hauses zierten drei Arkaden, in deren Mitte sich auch der Eingang befand. Die Backsteine setzten sich deutlich vom restlichen Weiß der Hauswand ab. Die großen Bogenfenster darüber waren um diese Zeit schon von dunklen, hölzernen Läden verdeckt, wie es jeder hier macht, um sich von der Sommerhitze zu schützen.
Matteo verlies den Wagen und ich folgte ihm.
„Möchtest du die Befragung führen?“
Erstaunt sah er mich an.
„He, irgendwann musst du mal damit anfangen.“
Er grinste und setzte sich in Bewegung Richtung Eingang. Eine kleine schwarzhaarige Frau öffnete uns die Tür.
„Sie wünschen?“
„Signora Viola Mussetti?“, fragte ich und zog schon meinen Ausweis hervor.
„Nein, ich bin Gonzela, die Governante des Hauses!“
„Mein Name ist Commissario Bronetti und das ist mein Kollege Sottotentende Lorenzo, wir hätten gerne Signora Mussetti gesprochen.“
„In welcher Angelegenheit?“
„In einer Privaten!“
Mein Ton war etwas schärfer geworden, weil mich dieser weibliche Wachhund nervte.
„Würden sie mir bitte folgen?“, fragte sie tonlos und öffnete nun vollends die Tür.
Wir traten in einen großen Vorraum, in dem sich eine große Treppe nach oben führte und unten, von mehreren Türen geziert war.
„Einen Augenblick bitte…“
Von oben konnte ich ein Kind hörte, dass wahrscheinlich etwas spielte. Die Dame ging zügig die Treppe hinauf und verschwand in einem Flur.
„Komische Tante“, meinte Matteo neben mir.
„Mit Haaren auf den Zähnen.“
Er nickte. Aus dem Flur oben erschien nun nicht diese Governante, sondern eine wohl gekleidete junge Frau. Das schwarze enge Kleid, welches sie trug, war mir für diese Tageszeit etwas zu gewagt, aber vielleicht wollte sie ja noch ausgehen.
Das Klackern ihrer Highheels hallte in Raum nach.
„Sie wünschen?“, fragte sie mit einem aufgesetzten Lächeln.
„Commissario Bronetti“, meinte ich und hielt erneut meinen Ausweis hoch, „Leonardo Mussetti ist ihr Mann?“
„Ja, ist etwas geschehen?“
„Es tut mir Leid ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Mann tot aufgefunden wurde.“
Ich war viel gewohnt, von einem schreienden Zusammenbruch, bis hin zum wilden umher schlagen, aber diese Frau vor mir, verzog in keinster Weise ihr Gesicht, nicht einmal die Augen wurden feucht.
„Ich weiß nicht, wie ich ihnen weiter helfen kann, ich habe meinen Nochehemann, schon ein paar Tage nicht mehr gesehen.“
„Verkehrt er hier noch regelmäßig?“, wollte Matteo wissen.
„In gewisser Weise ja, ihm gehört ja dieses Haus und zudem haben wir auch einen gemeinsamen Sohn, der seine Ansprüche hat.“
„Sohn?“
„Ja, mein Sohn Federico und ich bewohnen dieses Haus, mein Mann wohnt nicht mehr hier.“
„Das ist uns bekannt“, entgegnete ich.
Eine Augenbraue zuckte leicht nach oben, ich war mir sicher, dass sie der Meinung war, dass ich nach seiner neuen Anschrift gefragt hätte.
„Mama?“, schallte es durch Haus und ein kleiner Mann erschien oben an der Treppe, gefolgt von der anderen Frau.
„Federico, ich komme gleich zu dir.“
„Ich hätte nur noch eine Frage…, wann waren sie zum letzten Mal auf ihrer Jacht?“
Als würde ihre Stimmung kippen, veränderte sich kurzzeitig ihre Mimik und bevor sie antworten konnte, kam der Junge die Treppe herunter gerannt. Seine linke Hand war leicht verbunden.
„Gestern mit Papa“, rief er.
„Seid ihr raus aufs Meer gefahren?“, meinte Matteo, ging in die Knie um auf die Höhe des Sohnes zu gelangen.
„Ja…, aber plötzlich war Papa weg…“
Ich schaute Signora Mussetti an.
„Ja…, wir waren draußen…, bis mein Mann plötzlich verschwunden war.“
„Und sie haben das Verschwinden nicht gemeldet?“
„Nein, warum auch, das Beiboot war ebenso verschwunden, wieso sollte ich mir da Gedanken machen.“
„Hatten sie Streit?“
Ich sah aus den Augenwinkeln heraus, wie Matteo, Federico seine Dienstmarke zeigte, der sie fasziniert entgegen nahm. Auch fiel mir auf, wie die Dame des Hauses, nervös ihre Finger knetete.
Als keine Antwort kam, schaute ich mich um.
„Könnten wir kurz dieses Gespräch unter vier Augen weiter führen?“
Sie nickte. Anschließend stieg sie nun die letzte Stufe herunter und führte mich eins der unteren Zimmer.
„Ich will ehrlich sein…“, begann sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte, „ja wir hatten Streit und mein Mann wurde Handgreiflich, ich habe mich gewehrt und er ist über Bord gegangen…“
Ich sah die Frau länger an. Diese Kälte, mit der sie dies gerade sagte, ließ es mir die Nackenhaare aufstellen.
„Würden sie mich bitte mit auf das Polizeirevier begleiten?“
„Einen kleinen Moment, ich muss Gonzela Anweisungen wegen Federico geben.“
*-*-*
Still saß ich hinter meinem Schreibtisch und überlegte. Das war alles irgendwie zu einfach, irgendetwas war nicht stimmig. Matteo betrat mein Büro.
„Du denkst nach?“
„Ja, irgendetwas stimmt nicht…, dass passt irgendwie nicht.“
„Wir haben das Geständnis der Frau, was soll da nicht stimmen?“
Costa betrat nun auch mein Büro.
„Der Befund von Umberto ist da?“, meinte er und reichte ihn mir.
Ich überflog ihn.
„Hm…“
„Was?“, fragte Matteo.
„Seine Frau sagte, sie hat ihn mit einer Flasche erschlagen.“
„Ja!“
„Das erklärt, die Wunde am Kopf, doch der Schlag wurde waagrecht von vorne durchgeführt, von links nach rechts und seine Frau ist wesentlich kleiner als er. “
„Vielleicht stand er nicht mehr auf seinen Füssen. Mir fiel während der Befragung nicht auf, dass sie eine Linkshänderin ist“, stellte Costa fest, der die Befragung über Monitor zugeschaut hatte.
„Der Junge…“, kam es von Matteo.
„Was ist mit dem Jungen?“, wollte ich wissen.
„Der kleine Junge ist Linkshänder, dass fiel mir gleich auf, als er mit meiner Marke spielte.“
„Der Junge ist fünf, der kann doch nicht seinen Vater geschlagen haben“, meinte Costa entsetzt.
„Es würde dieses Geständnis erklären…“, meinte ich und schaute die beiden an.
„Sie will ihren Sohn schützen?“, fragte Matteo.
„Das verstehe ich nicht…, er ist doch erst fünf Jahre alt, ihm würde doch nichts passieren“, sagte Costa.
„Das wird immer konfuser“, meinte ich.
*-*-*
Ich probierte die Nudeln, ob sie gar waren. Till saß schweigend an der Theke, während Andrea gerade die Treppe herunter gepoltert kam.
„So, alles fertig“, meinte er und setzte sich neben Till.
„Was meinst du?“, fragte Till.
Ich habe mit Lutz telefoniert, ihr könnt jederzeit kommen und hatte auch ein sehr lustiges Gespräch mit Anna, sie wäre sehr erfreut über euer Kommen. Hier auf dem Blatt stehen alle Daten über Flüge und Hotel die ihr braucht!“
Erstaunt sah ich meinen Sohn an. Till griff nach dem Blatt und lass es.
„Da steht kein Datum“, meinte Till und ließ den Zettel sinken.
„Ja, weil ich nicht weiß, wann genau ihr starten wollt, ach übrigens, Oma kommt gerne hier her und vertritt dich während deiner Abwesenheit, oder ich kann so lange auch bei Allesio unterkommen, Bruno würde sich sehr freuen.“
„So so, das hast du aber geschickt eingefädelt“, meinte ich und goss die Nudeln ab.
Till schaute mich an.
„Was meinst du dazu?“, fragte er.
„Gerne! Aber zuerst muss ich noch den Fall lösen, dann bin ich aber sofort bereit, mit dir überall hinzufahren, beziehungsweise zu fliegen.“
Till und Andrea lächelten um die Wette.
*-*-*
Am nächsten Morgen fiel es mir schwer auf die Station zu fahren. Matteo befuhr zur gleichen Zeit den Parkplatz.
„Morgen Chef, gut geschlafen?“
„Ja, aber zu kurz.“
„Lange Nacht?“, grinste er frech.
„Langer Abend. Till und ich haben uns über unseren Urlaub unterhalten, den Andrea uns herausgesucht hat.“
„Du willst Urlaub machen?“
„Zeit wäre es, ich habe schon lange keinen Urlaub gemacht.“
„Und wer vertritt dich in dieser Zeit?“
Ich blieb stehen und drehte mich zu Matteo.
„Du!“
„Ich?“
„Du bist der Dienstälteste und hast den höchsten Rang nach mir.“
„Aber ich bin noch nicht solange dabei wie die Anderen.“
„Ich vertrau dir da voll und ganz!“, grinste ich.
„Ob das mal gut geht. Ach wenn wir schon dabei sind, ich habe mir das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Es wurde in der Wunde keine Splitter von Glas festgestellt, ich habe Umberto extra deswegen noch einmal angerufen.“
„Sie hat mit allem gelogen, um ihren Sohn zu schützen. Warum sie das macht, kann ich dir aber nicht sagen und je mehr ich darüber nachdenke, umso undurchsichtiger wird das Ganze.
Würdest du mit Phillip zum Boot fahren und schauen, was eventuell die Tatwaffe gewesen sein konnte?“
„Kein Problem.“
*-*-*
Signora Mussetti war wieder auf freien Fuß. Ihre weinerliche zweite Aussage nahm ich ihr jedoch trotzdem nicht ab. Der Junge sei bei dem Streit dazu gekommen und nach kurzen Handgreiflichkeiten, hätte der Sohn sie nur beschützen wollen.
Matteo und Phillip waren auch zurück gekehrt. Die Tatwaffe, eine Statue eines Delphins aus Silber hatten sie gleich zu Umberto gebracht, ob noch irgendwelche Blutreste, des Opfers daran wären.
Das Gefühl. Dass etwas nicht stimmte, war ich dennoch nicht losgeworden. Ich erhoffte mir durch den Besuch bei Tommaso Bertoni, der Freund des Opfers eine Antwort zu bekommen. Die Adresse lag etwas außerhalb und ich war überrascht über das größere Anwesen, das sich nun vor mir befand.
Ich durchfuhr das offene Tor und nach kurzer, mit Bäumen eingefasster Allee, kam das Haus in Sicht. Das Haus selbst war nicht größer, als das Stadthaus, wo dieser Mussetti bisher gewohnt hatte, aber es war irgendwie eleganter und moderner.
Ich parkte den Wagen direkt vor dem Eingang und wurde wohl schon erwartet. Tommaso Bertoni stand bereits an der Tür. Ich nickte ihm zu und reichte ihm die Hand.
„Hallo Seniore Bertoni…, ein hübsches Anwesen haben sie hier.“
„Hallo Commissario. Ja, das habe ich von meinen Eltern bekommen, so zusagen als Wiedergutmachung…, aber das ist eine andere Geschichte. Sie wollten mich unbedingt sprechen… haben sie schon etwas über den Tod meines Freundes heraus bekommen?“
Er schien geweint zu haben, denn anders konnte ich mir seine roten noch feuchten Augen nicht erklären.
„Wollen wir nicht hineingehen?“, fragte ich.
„Entschuldigens sie Commissario, ich bin etwas durcheinander die letzten Tage. Aber sie haben Recht, kommen sie doch bitte herein.“
Hier im Haus war es deutlich kühler und den Eindruck, den ich von außen gewonnen hatte, dieser Wohnstil ging hier weiter. Nur der Hang zu Delphinen, fiel mir hier besonders auf. Bilder und Skulpturen waren überall verteilt. Er führte mich in ein groß angelegtes Wohnzimmer und bat mich sich zu setzten.
Er erläuterte ihm unsere Ermittlungen, die er gefasst aufnahm, bis der Name Federico fiel.
„Federico?“, rief er entsetzt, „nie im Leben. Und das Leonardo Hand an seine Frau anlegt, das wäre mir neu. Sie ist doch diejenige, die immer wieder ihn geschlagen hat, ein Hauptgrund, warum die beiden in Scheidung leben.“
Erstaunt schaute ich ihn an.
„Nicht, weil sie und ihr Partner schwul sind?“
„Das war Viola schon bei der Hochzeit bekannt. Sie mussten heiraten, weil die Familien es so bestimmten. Als Architekt war er zwar von der familiären Firma unabhängig, aber durch die Fusion beider Firmen wurde die Konkurrenz zunichte gemacht.“
„Um was für eine Firma handelt es sich?“
„Weinhandel Romano & Mussetti.“
Daher kannte ich den Namen.
„Wann haben sie Seniore Mussetti kennen gelernt?“
„Kurz vor seiner Hochzeit, das war vor ungefähr sechs Jahren.“
„Und sie waren dann schon die ganze Zeit zusammen?“
„Nein, zusammen sind wir erst sein knapp ein…“, er schluckte schwer, „zusammen waren wir erst knapp ein Jahr.“
Er wischte sich eine Träne weg.
„Wie ist ihr Verhältnis zu dem kleinen Federico.“
„Ich liebe ihn abgöttisch, er ist so ein lieber Junge! Er hat hier sogar ein eigenes Zimmer im Haus.“
„Federico kennt sie?“
„Ja natürlich. Nach der Scheidung sollte er zu uns ziehen. Ich habe es zwar nie mitbekommen, aber ich bin mir sicher, dass Viola ihn auch geschlagen hat.“
Ich nickte und notierte mir alles. So langsam setzte sich Glied für Glied dieses Puzzles zusammen.
„Was passiert jetzt mit Federico?“
„Sie meinen?“
„Hat er wirklich seinen Vater niedergeschlagen…, mein Gott, ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen.“
„Die Tatwaffe wurde mit der linken Hand geführt und Federico ist Linkshänder.“
„Viola doch auch!“
„Seniora Mussetti ist Linkshänderin?“
„Ja, zumindest habe ich auf dem großen Familienfest der Romanos gesehen, wie sie das Fleisch mit der linken Hand schnitt, also ich meine das Essen von Federico.“
„Sie waren bei diesem Fest anwesend?“
„Ja, Leonardo machte kein Geheimnis daraus, als die Scheidung bekannt wurde, dass er mit mir zusammen ist.“
„Eine andere Frage, ich sehe hier jede Menge Bilder und Skulpturen von Delphinen. Kennen sie die Skulptur eines Delphins aus Silber, dass sich auf dem Schiff befand?“
„Klar, das war ein Geschenk für Federico, er liebt diese Figur.“
„Das war die Tatwaffe, wie die Untersuchungen ergeben haben, fand man Blut von Senior Mussetti auf ihr.“
Bertoni sah mich lange an.
„Das ist… unmöglich! Also ich meine, die Figur ist für Federico fiel zu schwer, er hat sie immer mit zwei Händen halten müssen.“
„Was meinen sie damit, es ist unmöglich? Er kann sie doch mit zwei Händen gehalten haben.“
Er schien etwas verlegen zu werden.
„Beim letzten Besuch von Federico vor ein paar Tagen hat er sich die Hand leicht verbrannt.“
Deswegen der Verband.
„Er kann mit der Hand unmöglich den Delphin gehalten haben.“
Da musste ich ihm Recht geben! Ich nickte ihm zu und erhob mich.
„Seniore Bertoni, sie haben mir sehr weiter geholfen, ich werde mich wieder bei ihnen melden.
„… was wird nun aus Federico?“, stellte er leicht weinerlich.
„Ihm passiert gar nichts, er ist erst fünf Jahre alt. Wie er selbst damit umgeht, was geschehen ist, wenn er älter wird, das kann ich ihnen nicht sagen.“
Ich schüttelte seine Hand und wenig später saß ich wieder in meinem Wagen. Ich zog mein Handy hervor und wählte Matteos Nummer, der sich auch wenig später meldete.
„Hallo Chef…“
„Matteo tu mir den Gefallen und bring mir Seniora Mussetti aufs Revier.“
„Warum?“
„Es haben sich da ein paar Punkte ergeben, über die ich sie gerne befragen möchte.“
„Gut ich nehme Ambros mit, wann bist du zurück?“
„Kann ich nicht genau sagen, aber ich bin jetzt auf dem direkten Weg zu euch.“
*-*-*
Wieder zurück im Büro, waren Matteo und Ambros noch nicht zu gegen. Costa und Phillip dagegen saßen emsig hinter ihren Computern.
„Chef ich habe noch etwas in den Finanzen von diesem Mussetti herumgeschnüffelt und dies hier heraus bekommen.“
Costa hielt mir eine Kopie einer Versicherung entgegen.
„Er war mit zehn Millionen Euro versichert, bei Todesfall! Begünstigter ist der Junge.“
„Und seine Frau wäre der Vormund“, sagte ich nachdenklich und betrat mein Büro.“
Mein Handy klingelte. Ich zog es hervor.
„Ja?“
„Chef? Seniora Mussetti ist weg, das Haus ist verschlossen und die Nachbarn sagen, sie hätte Koffer ins Auto gepackt und wäre eilig davon gefahren.“
„Scheiße… entschuldige…, habt ihr den Flughafen verständigt?“
„Haben wir!“
Ich lief zurück ins andere Büro.
„Costa, such mir bitte die Adresse vom Familiensitz der Weingüter Romano heraus und fahr mit Phillip dahin und schau ob du etwas über den Verbleib von Seniora Mussetti herausfindest.“
„Was hat die mit dem Weingut zu tun?“
„Sie ist eine geborene Romano! Und Matteo, wir treffen uns am Flughafen, ich mach mich gleich auf den Weg.“
„Chef, ich dachte der Fall wäre gelöst“, meinte Phillip.
„Nein ist er nicht!“, meinte ich und rannte in den Flur hinaus.
*-*-*
Wie üblich gab es kein Parkplatz am Flughafen und ich war froh meinen Dienstwagen dabei zu haben, so ließ ich ihn vor dem großen Eingang ausrollen. Wie ich im Rückspiegel erkennen konnte, war Matteo auch nicht mehr weit.
Ich hörte die Sirenen seines Wagens und wenig später sah ich auch das Blaulicht. Ich verließ den Wagen und rannte ins Gebäude. Einen alten Mann mit Gepäckwagen sah ich leider zu spät und so blieb es nicht aus, dass ich genau über diesen Wagen stolperte und mich auf dem Boden wiederfand.
Der alte Mann begann fürchterlich zu fluchen, was mir aber egal war. Eine helfende Hand zog mich nach oben.
„Chef, was machst du denn für Sachen?“, grinste mir Matteo entgegen.
Der alte Mann verstummte, als Ambros seinen Dienstausweis vor die Nase hielt.
„Wie gehen wir jetzt vor?“
„Wenn ich das mal wüsste…“, meinte ich.
Hier waren tausende von Leuten unterwegs, wie sollte wir da eine Mutter mit Kind finden.
„Ich geh zur Auskunft und ihr zwei durchkämmt die Läden. Bei einem überraschenden Abflug braucht man sicher noch irgendwelche Dinge die man vergessen hat.“
„Du weißt schon, dass wir nur zu zweit sind?“, fragte Matteo und schaute Ambros an.
„Verdammt ja, aber welche andere Möglichkeit haben wir gerade“, fuhr ich ihn an.
Er hob abwehrend die Hände, dann setzten er und Ambros in Bewegung, während ich zur Hauptinformation ging. Die große Schlage davor ignorierte ich einfach, ebenso wie das Gemecker der anstehenden Leute.
„Würde sie sich bitte hinten anstellen?“, wurde ich von einem jungen Mann an der Theke begrüßt.
Ich zog meinen Ausweis hervor und hob ihn dem jungen Mann unter die Nase.
„Commissario Bronetti! Ich brauche dringend ihre Hilfe.“
„Entschuldigen sie…“
Ich ließ ihn nicht weitersprechen und sagte gleich was Sache war.
„Können sie nachschauen, ob eine gewisse Seniora Mussetti einen Flug gebucht hat?“
Jemand tippte mich von hinten an. Ich drehte mich um.
„Kannst du dich nicht hinten anstellen, wie alle andere auch!“
Ein großer muskulöser Fleischberg hatte sich vor mir aufgebaut. Auch ihm hielt ich meinen Ausweis vor die Nase.
„Am besten stellen sie sich wieder auf ihren Platz, oder ich lasse sie wegen Behinderungen in einem Mordfall festnehmen!“
Das hatte gewirkt. Sofort verstummten die Stimmen um ihn herum und der Fleischberg zog von dannen.
„Es tut mir Leid“, meldete sich der junge Mann zu Wort, „aber ich kann keine Seniora Mussetti finden.“
Mist, was nun, war sie gar nicht auf dem Flughafen und hatte doch den Elterlichen Schutz vorgezogen? Ich griff nach meinem Handy und hielt dann doch inne.
„Wie ist es mit dem Namen Romano?“
Wieder fing der Mann an wie wild zu tippen.
„Hier liegt eine Buchung für drei Personen vor, Abflug in einer halben Stunde nach Rom.“
„Welches Terminal?“
„Sieben!“
„Danke! Wären sie vielleicht so nett, dem Sicherheitspersonal Bescheid zu geben, dass wir eine verdächtige Person suchen und sie zu Terminal sieben schicken?“
„Ähm… ja… sicher…“
Ich wählte Matteos Nummer, der gleich antwortete.
„Terminal sieben Matteo, einen Flug nach Rom, führ drei Personen!“
„Okay Chef, wir sind gleich da.“
*-*-*
Es war ein schwieriges Unterfangen, sich in einen vollen Flughafen schnell zu bewegen. Mehr als einmal stieß ich mit jemand zusammen. Zu meiner Überraschung war genug Sicherheitspersonal vorhanden, als ich am Terminal sieben ankam.
Ich wies mich aus und erklärte kurz die Sachlage, dann machte ich mich auf die Suche nach den Mussettis. Erst am Einlass vorne wurde ich fündig.
„Seniora Mussetti…?“, sagte ich leise und griff nach ihrem Arm.
„Was soll das…“, rief sie, wurde aber still, als sie erkannte, wer sie da festhielt.
„Wo wollen sie denn hin?“
„Wir wollen Onkel Fabio in Rom besuchen!“, antworte ein kleiner Mann von unten.
Matteo und Ambros waren mittlerweile, wenn auch atemlos, eingetroffen. Matteo kniete sich zu Federico hinunter.
„Bist du schon mal in einem Polizeiauto mitgefahren?“, fragte er den Kleinen, während ich mich wieder seiner Mutter zuwandte.
„Seniora Viola Mussetti, hiermit nehme ich sie wegen Mordes an ihrem Mann fest…“
„Aber es…“
„Ich finde es niederträchtig, seinem eigenen Sohn einen Mord in die Schuhe zu schieben…“
„Ich habe dass alles nur wegen Federico gemacht… Leonardo wollte ihn mir wegnehmen und er ist doch alles was ich habe…“
Ich schüttelte den Kopf.
*-*-*
„Was wird jetzt mit Federico?“, fragte Matteo, als er sich bei mir im Büro auf einen der Stühle niederließ.
„Nach Absprache mit dem Jugendgericht, wird er vorerst bei Seniore Bertoni bleiben. Natürlich wird geprüft, ob dies eine gute Lösung ist, denn ich denke, beide Familien werden ihre Rechte beanspruchen.“
„Armer kleiner Mann.“
Ich nickte. Draußen hörte ich es Klopfen.
„Hallo Alfonetti“, hörte ich Costa sagen, was verschafft uns die Ehre… noch ein Zeuge?“
„Nein, ich habe etwas für den Commissario abzugeben…persönlich!“
Wenig später tauchte Alfonetti in meiner Tür auf.
„Commissario, mit besten Wünschen vom Chef“; meinte er und hielt mir ein Blatt hin.
Ich nahm es und lächelte, als ich erkannte, was es war.
„Danke Alfonetti!“, meinte ich, der darauf meinen Raum verließ.
„Was ist das?
„Die Genehmigung für meinen Urlaub… ganze drei Wochen!“
„Du Glücklicher!“
*-*-*
„Ihr hätte wirklich nicht alle herkommen brauchen, man könnte ja meinen, ich komme nicht mehr zurück!“
Mein ganzes Team stand vor uns versammelt.
„Dein Sohn hat sich nur um eine Rückfahrgelegenheit gekümmert“, meinte Matteo und grinste Andrea an.
Till wuschelte Andrea über den Kopf.
„Lass uns kleine Klagen hören und wenn etwas ist anrufen…, oder wenn ich recht bedenke, schau da hast du vier ausgewachsene Männer, die du um Hilfe bitten kannst.“
Ich nahm Andrea noch kurz in den Arm, Till tat das gleiche.
„Ich melde mich, wenn wir gut angekommen sind.“
„Sag ganz liebe Grüße an Lutz und Rico!“
„Machen wir“, kam es von Till.
Er schob mich langsam in die Reihe der anderen Reisenden, als hatte er Angst, ich würde einen Rückzieher machen.
„Lass mir den Laden stehen“, rief ich meinen Leuten zu, die nun alle uns zuwinkten.
Lächelnd nahm ich Till in den Arm und freute mich auf das, was vor uns lag.
4 Kommentare
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Hallo pit. Das Kapitel ist wirklich super geworden. Lese mich zur Zeit mal wieder durch deine Geschichten und freue mich immer wenn ich etwas Neues entdecke.
Hallo Pit,
da ist meine Frage nach einer Fortsetzung bereits beantwortet.
Interessante Fälle. Kannte die Serie gar nicht. Macht Spaß sie zu lesen.
Mach weiter so!
Dir weiterhin alle Guten Wünsche!
Liebe Grüße aus Berlin
Joachim
Hi Pit, sehr cooler Krimi-mehrteiler, gefällt mir ungemein. Gibt’s irgendwann ne Fortsetzung?
wie gehts dir denn so?
Liebe Grüße aus Hahnstätten
Andy
Hallo Andy,
ja Bronetti wird definitiv weitergehen 🙂
Liebe Grüße
Pit