Traumschiff – Teil 42

Neues zu Hause, Dedektive, Genesung…………

Ole Donnerstag 4. Juni

Die nächste Pause ist da und ich erhalte vom Direx einen Ausdruck mit den Kopiererdaten, die das Ding in der fraglichen Zeit aufgezeichnet hat, nämlich Dr. Andreas Wertmüller. Der hat genau zu der Zeit kopiert, als Paul, Mike und ich beim Direx im Lehrerzimmer waren, kurz nach der großen Pause. Ich schau den Direx an und frage: „Gibt es irgendwelche Hinweise auf Homophobie bei dem Herrn?“ „Ich weiß das nicht so genau, der junge Mann ist erst seit 4 Monaten hier und unterrichtet in der Fünf und der Sechs, einmal Ethik und dann noch Latein und Spanisch in der Siebten und Achten.Deshalb kennen ihn auch die älteren Schüler kaum oder gar nicht.Er hat unter anderem Theologie studiert, ist katholisch und verheiratet. Er hat vorher in Münster unterrichtet. Ich werde den dortigen Rektor mal kontaktieren und horchen, ob dort etwas in der Richtung Homophobie bekannt ist. Ole, du musst wissen, das ich dir diese Daten nicht so einfach geben darf und das du mich, was die Datenbeschaffung angeht, nicht erwähnst, sonst kann ich echt Probleme bekommen. “

 

Ich falte den Zettel zusammen, bedanke mich, versichere, nur im dringenden Verdachtsfall was an dritte weiter zu geben und geh zurück in die Klasse. Ich muss heute auf der Baustelle gucken, ob Pauls Bruder da ist. Er muss für uns den Anrufbeantworter abhören und die unbekannten Nummern aufschreiben und auch wenn vorhanden, den Einzelverbindungsnachweis von Mai kopieren, wenn der kommt. Darauf könnte man eventuell sehen, ob Pauls Vater eine dieser Nummern zurück gerufen hat.zurückgerufen hat. Mike will natürlich wissen, ob der Direx was gefunden hat und ich vertröste in auf die Pause. Ich überlege gerade, wie ich den Freunden gegenüber jetzt mit meinem Wissen umgehen soll. Mal sehen, wie ich das hinkriege.

 

Joachim Morbach

 

Morgen früh hab ich frei genommen, fang erst um dreizehn Uhr an, weil ich die neuen Uniformen anprobieren muss. Ein Koffer voll neuer Kleider, für verschiedene Anlässe und auch für die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen während der Kreuzfahrten. Jo kommt mit, er hat auch noch was abzuholen dort.

Hoffentlich steht mir das, die Uniform, mein ich. Ich hatte noch nie eine an, den Wehrdienst habe ich verweigert damals.

Jo sieht toll aus in Uniform und er ist überzeugt davon, das mir das auch gut steht. „Du wirst ein echter Hingucker“, sagt er öfter. Es klappt gut mit uns beiden, es ist mittlerweile mindestens so wie früher zwischen uns und ich bin seit langer Zeit endlich wieder glücklich.

Am siebzehnten Juni fliegen wir morgens um acht von Hamburg ab nach Singapur, in Bangkok müssen wir umsteigen, also einmal um die halbe Welt. Soweit bin ich noch nie geflogen, höchstens in Europa und es ist schon etwas, das mich unterschwellig beschäftigt.

Ich habe Google schon bemüht und Wikipedia, um etwas über Singapur zu erfahren, auch über Bangkok. Ich muss Jo fragen, ob wir in Bangkok Aufenthalt haben oder ob wir am selben Tag weiterfliegen.

Jetzt geh ich mal nach Paul schauen, mit dem es seit dem die Remmers Damen hier waren, Ole und Frank viel mit ihm geredet haben und dann auch noch Jerome und der Kai, der, den sie Wolfie nennen, zu Besuch waren, doch sichtlich bergauf geht. Offensichtlich hat seine Zukunftsangst deutlich nach gelassen und er wird gespannt sein, wie es sein wird dort bei den Damen.

Auch ich bin ja voller neugieriger Erwartung, was mich dort auf dem großen Schiff erwartet und ich bin froh, das Jo bei mir ist. Paul wird sich wohl an Ole und die anderen Jungs halten, wenn ihm die gut gemeinte Fürsorge zu viel wird. Ich denke aber, die Oma wird ihn wohl nicht erdrücken mit ihrer Fürsorge und ich glaube fest daran, das es Paul in drei Monaten wieder gut geht.

Wo wir, Jo und ich wohl gerade in drei Monaten sein werden? Ich muss ihn mal fragen, er weiß das bestimmt.

 

 

Sergej

 

Ich habe den Kleinen und Wolfi abgeholt und wir sind mit dem Zug nach Bremen gefahren. Nachdem wir Wolfi verabschiedet haben, gehen wir ins Hotel, ich ins Büro, mein Schatz in den Service und beginnen unseren Arbeitstag. Das Hotel ist zur Zeit gut belegt und der Serviceleiter will im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft in Südafrika einen großen Fernseher oder einen Beamer mit großer Leinwand haben. Er spricht darüber mit dem Geschäftsführer und da das Gespräch im Büro der Angestellten stattfindet, bekommen die meisten das mit. Den Beamer aus dem Konferenzraum können sie nicht holen, der wird dort ja ständig gebraucht. Der Geschäftsführer beauftragt den Serviceleiter, sich darum zu kümmern. Als der geht und an meinem Arbeitsplatz vorbei kommt, spreche ich ihn an „Hallo, Herr Schommer. Ich habe eben den größten Teil ihres Gesprächs mit bekommen. Wissen sie schon, wo sie die Sachen kaufen?“sag und frag ich.

„Nein“, sagt er, „weiß ich noch nicht. Warum fragst du?“

„Kevins Onkel hat einen Computerladen hier in Bremen, die bauen und liefern auch Anlagen und bestimmt auch Beamer. Die Familie Remmers, also die vom Chef, die kaufen auch da“, sag ich. „Dann gib mir mal ne Adresse oder ne Telefonnummer“, sagt er.

Ich ruf Kevin auf dem Handy an und frag, ob er mal kurz kommen kann und drei Minuten später ist der da. Ich sag im kurz, um was es geht und er gibt dem Serviceleiter ein Kärtchen mit den Daten des Shops. „Ich kann meinen Onkel anrufen“, sagt Kevin, „der kommt bestimmt her, wenn sie ihm sagen , wann er kommen soll.“ „Okay“, sagt der Serviceleiter, „ruf an und frag bitte, ob er um Zwölf Uhr da sein kann. Es geht um einen Beamer und eine Leinwand für die Fußball WM, aber wir wollen das kaufen, nicht leihen.“ Kevin ruft an und erklärt seinem Onkel, um was es geht und fragt ihn, ob er um zwölf Uhr da sein kann hier im Hilton. Der Onkel Rufus sagt zu und Kevin gibt das an den Serviceleiter weiter. „Prima“, sagt der, „da brauch ich ja nirgendwo rum zu fahren und was zu suchen. Wenn jetzt der Preis noch stimmt, dann ist dein Onkel im Geschäft.“

Er geht zurück in seinen Bereich und der Kleine freut sich und geht zurück zum Service. Ich versuch derweil, tiefer in die Geheimnisse der Buchführung einzutauchen.

 

 

Jerome

 

Der Lehrer hat Neuigkeiten in Bezug auf mein Abi mit gebracht. Die Prüfungen beginnen am Montag, den einundzwanzigsten Juni um Neun Uhr morgens in Bremen und dauern die ganze Woche und noch zwei Tage in der Woche darauf.

Das bedeutet, noch mal alle Reserven zu mobilisieren und zu lernen. Ich muss Ole noch ein paarmal in Mathe bitten und Mama in englisch und spanisch, das ich als zweite Fremdsprache habe. Ich glaube, Sergejs Prüfungen sind in de gleichen Woche, dann sind wir beide voll im Stress.

Jetzt kommt dann noch Paul am Wochenende, wenn alles gut geht und dann am Montag Mamas Vierzigster mit Hally Gally im Haus und viel Besuch. Nicht zu vergessen, der Almauftrieb am darauf folgenden Samstag, alles Dinge, die vom Lernen ablenken.

Wolfis Ausstellung findet auch ab dem sechsundzwanzigsten Juni statt, da werden Sergej und ich nicht viel helfen können, aber es sind ja noch andere Freunde da, die bestimmt gerne helfen und Martin und Kai werden bestimmt auch dabei sein. Vielleicht stellt Papa ja noch Leute zur Verfügung, aber ich glaube nicht, das dass notwendig wird. Wolfi muss sagen, ob noch Sachen zum Aufhängen und Aufstellen der Bilder benötigt werden. Ole soll ihm dann Geld geben, Papa gibt mir das Geld dann wieder, weil er diese Kosten voll absetzen wird. Ich werde Wolfi heute Abend fragen, heute sind alle Jungs bei Martin und Kai zum Essen eingeladen. Die zwei wollen was kochen für uns. Martin kann gut kochen, das weiß ich und Kai wohl auch. Vielleicht muss Kai auch nur die Kartoffeln schälen oder Gemüse putzen. Bei den Gedanken muss ich grinsen, die zwei mit ihren großen Händen beim schälen.

Das Abschweifen meiner Gedanken ist dem Lehrer nicht verborgen geblieben und er ermahnt mich zur Konzentration. Ich reiß mich zusammen, im Moment läuft aber auch wieder soviel nebenbei, da ist es einfach schwer, sich auf Mathe zu konzentrieren.

 

 

Ole

 

In der Pause wollen die Freunde dann auch gleich wissen, wer denn zu besagter Zeit kopiert hat. Ich erkläre kurz, wie es war beim Direx und auch, was er mir wegen der Daten gesagt hat. „Ich kann euch jetzt keinen Namen sagen, weil es ja nur Vermutungen sind“, sag ich, „wenn ich nachher mit Martin zur Baustelle fahre, werde ich Pauls Bruder suchen und ihn fragen, ob er den Anrufbeantworter für mich abhört und mir sagt ob jemand an dem besagten Tag angerufen hat. Wenn es Paul betreffend wäre, ob sein Vater zurück gerufen hat und ob der Anrufer eine Nummer hinterlassen oder sogar seinen Namen gesagt hat.“ Alle nicken verständnisvoll und geben sich vorerst damit zufrieden.

„Was machen wir denn, wenn wir rauskriegen, wer den Paul, wenn es denn so war, in die Pfanne gehauen hat?“, fragt Mike. „Kastrieren“, sagt Dirk prompt, „aber mit einem rostigen Konservendosendeckel, ich melde mich freiwillig.“ Gelächter ringsum. „Wir werden dem Direx die Beweise vorlegen, der Lehrer, der das getan hat, muss weg hier“, sag ich, „aber zuerst müssen wir es ja beweisen.“ Damit ist das Thema jetzt mal erledigt.

Nach der nächsten Stunde, wir haben mal wieder einen Film geschaut, kommt Martin mit dem SUV und holt mich ab zur Baustelle.Heute wird die Heizungsanlage geliefert, die aus mehreren Elementen besteht und nach der Inbetriebnahme über eine Computersteuerung verschiedene Energiequellen optimal nutzt. Erdwärme, Sonnenenergie und zusätzlich Gas bei Bedarf werden zum Heizen und zur Warmwasserbereitung genutzt. Die Bohrung für die Erdwärme hat schon am Dienstag begonnen.

Das Dach ist soweit fertig und auch die Außenisolierung dürfte morgen fertig werden. Mikes Vater hat den Auftrag für den Außenputz erhalten und sie wollen am Mittwoch nächster Woche beginnen. Alles in Allem läuft es gut auf der Baustelle, die Zimmer und Bäder sind im Rohbau fertig, die Fenster sind alle erneuert und jetzt fangen bald die Installationen im Elektro und im Sanitärbereich an.

Nach dem wir alles gesehen und ich noch diverse Trinkgelder verteilt habe, geht Martin ins PC Geschäft und ich rede mit Pauls Bruder. Der ist schließlich bereit, mir zu helfen und will das mit dem Anrufbeantworter bis morgen klären und mir dann Bescheid sagen. Ich geh, nach dem ich Pauls Bruder meine Nummer gegeben habe, dann auch noch in den Laden, begrüß Marvin mit „Hallo, schöner Mann“, und will dann zu Martin und Rufus ins Büro. Süß, wie Marvin bei solchen Komplimenten immer rot wird. Martin kommt wieder in den Laden zurück und Rufus gleich hinter her, mit Tasche in der Hand. „Ich muss leider jetzt weg, Ole, ins Hilton. Die haben einen Auftrag für mich. Sergej und Kevin haben mich dort wohl empfohlen, das Hilton will einen Beamer und eine Leinwand für die Fußball- WM . Jetzt hab ich da einen Termin mit dem Serviceleiter.Tschüss, bis bald.“ Und schon rennt er zur Tür hinaus. Martin und ich reden noch ein wenig mit Marvin, fragen nach den Fortschritten beim Führerschein, was mich schmerzlich daran erinnert, das ich zwar angemeldet bin, aber noch nicht mal angefangen habe. Das muss ich dringend angehen. Martin meint, wir könnten ja noch kurz dort in die Fahrschule fahren und schauen, ob jemand da ist, dann könnte ich ja gleich mal Termine machen und gucken, wann der Unterricht stattfindet. Damit bin ich sofort einverstanden.Wir sagen Marvin „Tschüss“ und fahren los zur Fahrschule. Eine Stunde später sind wir wieder bei Remmers. Meine erste Fahrstunde ist am Mittwoch nächster Woche, gleich eine Doppelstunde, ab dreizehn Uhr. Martin bringt mich hin, wenn wir von der Baustelle kommen. Unterricht ist Dienstags und Donnerstags um achtzehn Uhr.

Ich geh hoch zu Jerome, der an den Hausaufgaben sitzt. Mathe, also setz ich mich dazu und erkläre, wenn nötig, den Weg zur Lösung. Er ist schon besser geworden und dürfte beim Abi in Mathe schon durch kommen.Zwischen zwei Aufgaben erzähl ich vom Bau, später dann von der Fahrschule. Er will, das ich die Kosten für den Führerschein direkt vom Baukonto bezahle, so, wie er das versprochen hat neulich und ich bedanke mich. „Du brauchst dich nicht zu bedanken Ole, du verdienst dir das redlich und wenn einer Danke sagen muss, dann ich“, sagt er. Er gibt mir eine FIVE und sagt: „Brüder, für immer und ewig“, und ich wiederhole das gerne.

 

 

Sergej

 

In der Mittagspause esse ich heute nichts, Kevin auch nicht. Martin und Kai werden heute Abend uns Jungs mit einem Essen verwöhnen, so hat sich Martin ausgedrückt. Da sind wir alle sehr gespannt, was es da so Gutes gibt.Da Frank Frühschicht hat, sind alle Jungs heute Abend da. Dirk und Mike und auch Armin kommen mit Wolfi, den ich nachher zu Hause absetze. Kevin fährt mit nach Hause, er will seine zukünftigen Vätern unbedingt zur Hand gehen bei der Vorbereitung des Abends. Das es ein reiner Männerabend wird, haben die vier Mädels ohne Murren zur Kenntnis genommen und Lis hat dann die Mädels auf ein Essen beim Italiener eingeladen. Sie nimmt Jeromes Kombi, da gehen alle rein und nach dem Essen treffen wir uns alle bei Lis und Carl August im Wohnzimmer, von wo dann die Heimfahrt der Leute organisiert wird. Dort werden dann auch noch mal der Montag und der Samstag und der jeweilige Ablauf besprochen.

Die Arbeit im Büro ist ziemlich eintönig, manchmal sogar langweilig. Auf der anderen Seite sieht man dort auch mal, was so ein Hotel alles an Waren einkauft, an Personalkosten hat und wie viel Strom und Wasser verbraucht werden, um die Gäste zufrieden zu stellen. All das muss dann über die Zimmerpreise wieder herein gewirtschaftet werden, was nicht jeden Monat gelingt. Andere, bessere Monate müssen das ausgleichen und nach einem Geschäftsjahr sollte dann auch noch ein Gewinn übrig sein, damit auch in Zukunft alles auf einem guten Niveau gehalten werden kann.

Betriebswirtschaft, genau das werden Jerome und ich studieren, Ole Jura und Frank, was Frank jetzt genau studiert, muss ich ihn mal fragen. Da war mal von Sozialpädagogik die Rede, dann wieder vielleicht auch Betriebswirtschaft.

Manches mal, in einer ruhigen Minute, denk ich über Ole und Jerome, über ihr seit Tagen andere Verhältnis zueinander nach, Sie seien jetzt wie Brüder, hat mein Schatz mir gesagt. Ich glaube ihm natürlich, bin nicht irgendwie eifersüchtig, aber Gedanken mach ich mir schon. Ich mag Ole auch sehr gern, er ist einfach ein ganz Guter und ich möchte auch wie ein Bruder für ihn sein, jemand, der ihm so nahe steht, wie mein Schatz.

Ich werde bei Gelegenheit einfach mal auf ihn zugehen und ihn fragen, ob wir auch Brüder sein können. Mehr wie einen Korb kann ich ja nicht kriegen, obwohl ich nicht weiß, wie ich dann mit einer Absage umgehen soll. Ich hoffe, das er genau so für mich fühlt, wie ich für ihn.

Endlich bekomme ich was zu tun, ich soll zwei Einkaufsrechnungen mit den Lieferscheinen abgleichen. Nichts Welt bewegendes, aber alles ist jetzt besser, wie diese Grübeleien.

 

Wolfi

 

Die letzte Vorlesung für heute fällt aus und Volker, mein Studienfreund fragt, ob wir noch einen Kaffee trinken wollen. Er muss auch ein Stück in meine Richtung und unterwegs sind zwei Cafés, die überwiegend von Studenten besucht werden. Im ersten ist es voll, da sind wohl alle hin, deren Vorlesungen ausgefallen sind, also gehen wir noch hundert Meter weiter, zum nächsten Café. Das ist etwas kleiner und schon etwas altbacken, aber der Kaffee ist gut und die backen ihre Sachen noch selber, echt lecker, das Zeug.

Volker ist schon den ganzen Tag aufgeregt irgendwie und ich bin gespannt, was er auf dem Herzen hat.

Nachdem wir einen Zweiertisch gefunden haben und unsere Bestellung gekommen ist, fängt er an zu reden.

„Kai, ich brauch deinen Rat, ich bin total im Zweifel, was ich machen soll“, sagt er und schaut dabei auf den Tisch. Er klingt echt zerknirscht und ratlos. „Was ist denn passiert?“, frag ich.

Jetzt hebt er den Blick, schaut mich an und sagt leise:“Ich glaub, ich hab mich verliebt, aber….“er schweigt.

„In einen Jungen?“, frag ich lächelnd. „Nein, du Clown“, sagt er, „ich habe doch gesagt, ich bin nicht schwul. In eine ganz toll aussehende Studentin, aber , na ja, sie ist Zeugin Jehovas.“

Ich gucke erschrocken und sag: „Oh Je, und jetzt?“ „Ich weiß auch nicht, sie geht mir nicht aus dem Kopf und sie sagt, sie mag mich auch sehr. Aber ich kann so nicht leben, wie sie es tun, niemals.“

„Hast du ihr das gesagt?“, frag ich. „Nein, ich hab mich noch nicht getraut“, sagt er zerknirscht, „ich bin immer noch dabei einen Ausweg aus dem Dilemma zu suchen, aber mir fällt nichts ein.“ „Ich denke, auch wenn es weh tut“,, sag ich, „musst du ihr sagen, das du nicht bereit bist, zu konvertieren, ihren Glauben an zu nehmen. Dann wird sie dich in Zukunft ignorieren, denke ich. Es kommt sehr selten vor, das sie von ihrem Glauben und ihrer Überzeugung ablassen, darauf würde ich nicht spekulieren und wenn, werden sie, die Eltern und die Gemeinschaft, alles versuchen, das zu verhindern.“

Ich schau auf die Uhr, muss los zum Bahnhof. „Wir reden morgen weiter“, sag ich, „ich werde ein bisschen googeln, vielleicht findet man mehr über sie heraus, über die Zeugen, so richtig Bescheid wissen wir Außenstehende ja nicht.“ Ich leg Geld hin und verabschiede mich von ihm. Er tut mir jetzt ein bisschen leid, das hat er nicht verdient, der Volker.

Am Bahnhof treffe ich mein Schatzi und Sergej und bald darauf sitzen wir im Zug. Ich erzähle den beiden von Volker, ohne einen Namen zu nennen und Kevin will wissen, was es mit den Zeugen Jehovas auf sich hat.

„ Wir werden das mal bei Wikipedia nachlesen“, sage ich, „sie haben strenge Regeln, lehnen Sex außerhalb einer Ehe ab und Schwulsein führt zum Ausschluss aus der Gemeinschaft. Mehr weiß ich im Moment auch nicht.“ „Dann sind wir ja alle voraussehen“, sagt der Kleine verschmitzt und grinst, „wir taugen nicht zum zeugen.“ Erst als Sergej und ich an fangen, zu lachen, wird er sich der Doppeldeutigkeit seiner Aussage bewusst und fällt in unser Lachen mit ein.

In Bremerhaven angekommen, fährt Sergej mich heim, später werde ich mit meinem Auto mit Armin, Dirk und Mike rüber fahren und wir werden uns von den zwei Bärenvätern, wie wir sie unter uns oft nennen, bekochen lassen. Ich küsse meinen Schatz, bevor ich aussteige und sage: „Bis nach her, mein Schatz, ich hab dich lieb.“ Dann spring ich raus. „Ich dich auch“, hör ich noch, bevor die Türe des Autos zufällt.

Mama begrüßt mich und im Überschwang meiner Gefühle bekommt sie auch einen Kuss, was sie zum Strahlen bringt.Es ist einfach alles perfekt zur Zeit und wird wohl im Herbst mit unserem Einzug in die WG noch besser, denk ich. Dann ist mein Schatz jede Nacht neben mir im Bett, darauf freue ich mich schon jetzt sehr.

Ich will noch ein bisschen vorbereiten für das Wochenende, wir wollen noch Bilder vergrößern und auch noch ein paar auf Platten aufziehen. Rahmen habe ich auch noch welche, so das wir auch noch Bilder rahmen können, Kevin und ich. Außerdem wollte ich ja mal nach den Zeugen Jehovas googeln, schauen, wie die so ticken. Ich finde das ja schon bescheuert, wenn alles, was Spaß macht, als Sünde angesehen wird. Wir hatten zu Hause nie irgend einen besonderen Religionsbezug und sind auch nicht dauernd in irgend welche Kirchen oder Tempel gerannt. Darüber bin ich eigentlich ganz froh. Auch Kevin hat mir gegenüber noch nie verlauten lassen, das er einer bestimmten Religion abgehört und in eine Kirche wollte er bis jetzt auch nicht.

 

 

Mike

 

Nach der Schule, Olê wurde abgeholt, hänge ich auf dem Schulhof ab, bis Dirks Klasse Schluss hat. Wir treffen uns am Fahrradständer und fahren dann gemeinsam zu uns nach Hause. Dort will uns Wolfi am späten Nachmittag abholen, zum Essen bei Martin und Kai. Bei uns zu Hause ist zur Zeit keiner , Papa und Mama sind in der Firma. Mama hilft öfter mal im Büro aus, vor allem, wenn eine der beiden Damen dort Urlaub hat oder, was selten vorkommt, eine mal krank ist. Dreiundzwanzig Leute arbeiten bei uns in der Firma und wir haben gut zu tun.

Papa hat einen schönen Auftrag von Jeromes Architekten bekommen. Unsere Firma macht den kompletten Außenputz an dem Gebäude der WG und auch für den Innenputz gibt Papa ein Angebot ab.

Auch bei Jeromes Oma sind seit heute Morgen zwei Leute von uns beim tapezieren.

Ole hat das wohl geregelt, das dass so ist. Ole ist ein Freund, wie selten einer und von der Sorte hätte man gerne mehr. Zu Ole hat man vom ersten Augenblick an Vertrauen und auch das Gefühl, immer ernst genommen zu werden. Ole ist sehr beliebt, obwohl er sich meist bescheiden zurück hält. Er wollte auch nicht Klassensprecher werden, weil er als Überspringer eines halben Schuljahres gemeint hat, andere hätten da ältere Rechte und er würde auch die Leute noch gar nicht alle kennen.

Richtig interessant wurde Ole aber erst für mich, als Paul anfing, neben mir auch Ole als Schwuchtel zu beschimpfen. Hatte ich vorher nie den Eindruck, er könnte schwul sein, so fing ich jetzt an, ihn zu beobachten und als er dann aus dem Krankenhaus in die Schule kam, um an den Klausuren teil zu nehmen, kam ja von ihm auf Pauls Gelaber die Antwort mit dem Zivi.

Da hab ich all meinen Mut zusammen genommen und ihn gefragt, ob er schwul ist und mich dann auch bei ihm geoutet und Dirk noch dazu. Dann wurden wir auf die Party eingeladen und auf einmal waren wir mittendrin in einem Freundeskreis, in dem noch einige schwule Jungs waren. Das ging alles sehr schnell und Dirk hat auch ein bisschen gebremst. Ich wäre schon mit an die Ostsee zu Torsten gefahren, aber Dirk hatte zu viele Bedenken, ihm ging das alles zu schnell. Jetzt hat er alles und Alle akzeptiert und das wir bei Jerome übernachtet haben, war letztendlich wohl eine der letzten Hürden , die mein Schatz genommen hat, um freier mit sich und uns umzugehen in der Gemeinschaft.Er wuselt jetzt ein bisschen im Zimmer rum bei mir, hat Schulsachen raus gelegt, um Hausaufgaben zu machen, fängt aber nicht an. „Schaaatz“kommt es lang gezogen von ihm. „Was ist denn, mein Hase?“, frag ich, „was kann ich denn für dich tun?“ „Kannst du nochmal……, na du weißt schon, wie bei Jerome“, sagt er. „Was denn?“, stell ich mich dumm und grinse ihn an. „Duu“, sagt er, „du weist genau, von was ich rede, morgens, als ich die Unterhose geholt habe.“ „ Ach so, ich soll dich ein bisschen wichsen und den Finger in deinen Po stecken, sag das doch gleich“, nehme ich ihn ein bisschen hoch, „du weißt doch, das du mich alles fragen und mir alles sagen kannst, ich bin doch dein schwuler Schatz und hab dich lieb.“

Ich geh zu ihm, nehme in in den Arm und küsse ihn. Mit der Hand streiche ich über seine Hose, die schon zum platzen gefüllt ist. „Zieh die Hosen aus und leg dich aufs Bett“, sag ich zu ihm. Schnell ist er untenrum nackt und er legt sich aufs Bett. Ich sperre vorsichtshalber die Türe ab und als ich ans Bett zurück komme, liegt sein imposantes Teil voll steif auf der Bauchdecke und erste Glitzertropfen quellen aus der kleinen Öffnung der Spitze und fallen, einen Faden hinter sich lassend, in die Kuhle um seinen Bauchnabel. „Seit wann denkst du denn schon daran?“, frag ich. „Seit der letzten Stunde an nichts anderes“, sagt er, „solange ist der schon geschwollen, in der Unterhose ist schon ein großer, nasser Fleck.“

„Na dann will ich dich mal erlösen, mein Hase“, sag ich, nehme in in die Hand und lutsche gleichzeitig meinen Mittelfinger der anderen Hand nass. Einmal spucke ich noch auf sein Poloch, dann dringe ich sehr vorsichtig mit dem Finger ein. Ein Grunzlaut kommt, als ich das erste mal an seine Prostata fahre, zart und mit Gefühl, immer weiter sein Glied reibend. Langsam erhöhe ich das Tempo, innen und außen und sein Stöhnen wird lauter. Jetzt reibe ich nicht mehr über die Prostata, sondern stupse sie im Rhythmus an, so wie es beim Poppen auch passiert. Er hat sich ins Laken gekrallt, stöhnt jetzt laut und anhaltend und flutet dann seinen Bauchnabel und dessen Umgebung mit seinem Sperma. Ich geh zum Schreibtisch, Tempos holen, gleich zwei Päckchen und mache seinen Bauch und seinen nun wieder schlaffen Schwanz sauber, nach dem ich zuerst meinen Mittelfinger ab geputzt habe, Dann geh ich ins Bad, entsorge die Tempos und wasche mich, bevor ich ins Zimmer zurück gehe. Er liegt immer noch auf dem Bett, hat die Augen geschlossen, atmet jetzt ruhig und in zufriedener Zug liegt auf seinem Gesicht.

„Wow“, sagt er, „das hat reingehauen. Beim nächsten Mal will ich das doch mal mit deinem Schwanz probieren, wie sich das anfühlt. Ich glaube langsam, Bottom wird mir auch gefallen.“ „Das wäre sehr schön, auch für mich“, sag ich, „man möchte ja schließlich auch mal geben und nicht immer nur nehmen und wenn es noch so gut ist.“ „Vielleicht können wir ja heute Abend bei Jerome schlafen, da laufen wir nicht Gefahr, gehört oder gestört zu werden“, sagt er, „ meinst du, der lässt uns?“ „Klar lässt der uns“, sag ich, „der wird grinsen, weil er genau weiß, das wir ungehemmt poppen wollen, aber Jerome gönnt uns das.“

Nachdem er seine Hosen wieder angezogen hat, kommt er zu mir, nimmt mich in den Arm und küsst mich. „Ich bin beim Sex wohl manchmal zu egoistisch“, sagt er und streicht über meine, bei der Aktion auch angeschwollene Hose, „aber ich versuche, mich dahingehend zu verändern. Komm, du hast ja auch einen Steifen, ich blase dir einen, zur Belohnung so zu sagen.“ Schnell hat er meine Hosen auf und herunter geschoben und er schiebt mich mit dem Po an die Schreibtischplatte. Jetzt geht er auf die Knie und schon spüre ich, wie seine warmen Lippen meine Eichel umschließen. Seine Zunge setzt sich in Bewegung und er beschert mir einen tollen Blowjob, das mir Hören und sehen vergeht. Als ich stöhnend komme, schluckt er meine Samen einfach runter. Das hat er vorher noch nie gemacht. Die Reste in seinem Mund schmecke ich, als ich ihn hoch zieh zu mir und heiß küsse. „Danke“, flüstre ich an sein Ohr, „Danke, das du mein Schatz bist, mein Hasi, den ich so liebe.“ Jetzt beginnt er, meine Unterhose hoch zu ziehen und bevor er sie ganz oben hat, küsst er meine Schwanzspitze und sagt: „Tschüss, bis heute Abend. Ich freue mich schon auf dich.“ Erst jetzt packt er in in die Hose und zieht dann auch meine Jeans hoch. Ich bin erstaunt, wie locker er auf einmal ist, er, der eine ziemliche Klemmschwester war am Anfang unserer Beziehung. Scheinbar ist es mir mit der Unterstützung der Freunde gelungen, das er bewusster und auch entspannter mit sexuellen Dingen umgeht. Ich freue mich so und nehme mir vor, seinen ersten Fick zu einem besonderen Erlebnis für ihn zu machen.

Jetzt widmen wir uns gemeinsam zunächst mal seinen Hausaufgaben.

 

 

Ole

 

Als Jerome fertig ist, frage ich, ob er mit mir zur Klinik fährt, Frank abholen und Paul besuchen. Natürlich will er und holt den Autoschlüssel und seine Papiere. „Wenn du Üben willst“, sagt er, „dann kannst du auf dem Hof an der Baustelle ruhig mal mit Martin üben, der macht das mit dir.“ „Cool, das werde ich bestimmt in Anspruch nehmen“, sag ich.

Frank kommt uns schon im Eingangsbereich der Klinik entgegen, freut sich natürlich, uns zu sehen und gibt mir einen Kuss. In der Cafeteria holen wir etwas Obst und Gebäck für Paul und eine Flasche Traubensaft. Dann gehen wir alle drei hoch und Jerome klopft an.

Auf Pauls „Herein“ betreten wir das Zimmer und Paul freut sich sichtlich, als er uns sieht. „Hallo, Paul“, kommt es von Jerome und mir, Frank war ja heute schon öfter bei Paul, und Paul antwortet mit Hallo zusammen, schön, das ihr mich besuchen kommt.“ Ich stell das Obst und Jerome das Gebäck auf Pauls Nachtschrank und Paul bedankt sich artig.Frank und Jerome holen sich einen Stuhl und ich setz mich wieder zu Paul aufs Bett. Jerome meint: Heute siehst du schon wieder besser aus wie gestern, es geht jeden Tag aufwärts und bald ist alles weg.“

„Es geht mir schon besser und ab heute morgen darf ich auch wieder aufstehen ab und zu und kann wieder allein ins Bad gehen auf die Toilette.Das in die Pfanne kacken, das geht mir nicht so ab“, sagt Paul und grinst.

„Das war für mich auch schlimm“, sagt Jerome, „später hab ich gelernt, mich selber aus dem Rollstuhl auf das Klo zu setzen, da gings mir gleich um Längen besser.“ „Rollstuhl?, Du?, wieso denn das?“ fragt Paul erstaunt. Jerome zieht ein Hosenbein bis zum Knie nach oben und hält das Bein in Pauls Richtung. „Ich hatte einen Unfall, bei dem ich beide Füße und einen Teil der Unterschenkel verloren habe. Das hier sind Spezialprothesen, mit denen kann ich fast wieder ganz normal laufen.“

„Oh heilige Scheiße, das da ist ja heftig“, sagt Paul, „das habe ich weder gewusst, noch ist mir irgendwas aufgefallen. Du gehst ganz normal.“

„Ja, jetzt wieder“, sagt Jerome und macht das Hosenbein wieder über den Max, „es hat gut geklappt, ich habe viel geübt und die Prothesen hier sind ziemlich neu und besser, wie die ersten Prothesen. Aber es war nicht immer leicht und manchmal war ich schon am Verzweifeln. In der Klinik hier habe ich dann Sergej kennen gelernt und dann sind wir zusammen gekommen.“

„Sergej kenne ich jetzt noch nicht und auch einige andere, aber das wird ja wohl noch kommen“, sagt Paul.

Frank sagt, das Joachim gesagt hat, das Paul am Donnerstag Fäden gezogen werden, im Mund und am Auge und das er Samstag Morgen abgeholt werden kann in sein neues zu Hause.Er erzählt auch, das Joachim morgen früh seine Seemannskleider holen geht mit Onkel Jo. „Ich bin mal gespannt“, sagt er, „der sieht bestimmt Hammer aus in Uniform.“ Das glaube ich auch und beide zusammen, Johannes und Jo in Uniform, die sehen bestimmt ganz toll aus, ein schönes Paar, zwei echte Schnittchen.

„Früher, als ich Zehn war, hatte ich auch so einen tollen Matrosenanzug“, sagt Jerome, „ich muss mal schauen, ob es die in meiner Größe gibt, dann werde ich Sergej und mir einen kaufen. Auf so was fahr ich voll ab.“ Jetzt lacht er und Paul kommt gerade nicht ganz mit, für eine Jungfrau auch kein Wunder. Frank und ich lachen ebenfalls, was Paul noch mehr irritiert. „Paul“, sag ich, „wenn du bei Oma wohnst, bekommst du ein bisschen Nachhilfe, theoretisch natürlich nur, über schwule Lebensweisen und und Vorlieben und über Safer Sex. Das ist besser, wenn ich das mache als das sich Oma und Frieda oder Lis daran versuchen.“ Jerome guckt mich an und fängt dann an zu gackern, kriegt einen regelrechten Lachflash, wahrscheinlich sieht er gerade im Kopfkino Oma und Frieda bei der Aufklärung Pauls, jedenfalls kriegt er sich nimmer ein..

„O::OMA..ha ha…mit …ha ha …der Mö..ha ha…. Möhre..un…Frieda ….ha ha….mit… Kondom…ha ha… ha ha und Va..Va…. Vaseline, ha ha, ich schrei mich weg“, stammelt er lachend.

Das bringt uns jetzt alle zum Lachen und es dauert schon einen Moment, bis sich alle beruhigt haben.

Ich erzähle Paul, was ich beim Direx erreicht habe und das sein Bruder mir helfen will, die Telefondaten zu bekommen. Das sein Bruder helfen will, freut in sichtlich und er fragt: „Meinst du, der dürfte mich mal besuchen, wenn er das will?“ „Ich frag ihn, wenn ich ihn sehe und frag auch den Anwalt“, sag ich, „der muss dann für den Bruder das Kontaktverbot aufheben lassen.“

„Macht das mit dem Besuch aber am besten noch hier im Krankenhaus“, sagt Jerome, „sie sollen nicht wissen, das du später bei uns wohnst.“ „OK“, sag ich, „ich sehe ihn ja morgen, dann klär ich das.“ „Wenn das nicht geht, dann müsst ihr euch auf neutralem Boden, irgendwo im Café oder so treffen“, sagt Jerome. „ und Martin sollte auf jeden Fall dabei sein.“

Paul nickt vorsichtig und sagt:“OK, das leuchtet mir ein. Vielleicht will er ja auch gar nicht. Wenn der Alte das raus kriegt, schlägt er ihn auch oder schmeißt ihn raus.“

Wir wollen jetzt aufbrechen, Paul guckt ein bisschen traurig: „Es ist sehr langweilig hier, wenn keiner da ist.“

„Du kannst doch fernsehen, wenn du Langeweile hast“, sag ich. „Nee, das geht nicht“, sagt er, „das muss man unten im Eingangsbereich an einem Automaten freischalten, das kostet, aber ich hab überhaupt kein Geld dabei.“ Jetzt fällt es mir wieder ein, bei mir hat Mutsch das Telefon und wohl auch den Fernseher frei geschaltet. Frank sagt: „Mensch, Paul, warum hast du denn nichts gesagt. Ich lauf schnell runter und schalt es frei bis Samstag, dann kannst du wenigstens gucken.“

Kurz drauf ist Frank zurück, nimmt die Fernbedienung und schaltet den Fernseher ein. Kurz erklärt er Paul die Bedienung und dann verabschieden wir uns. Paul bedankt sich nochmal bei Frank und fragt, ob morgen vielleicht jemand kommt. „Mal sehen heute Abend, ich frag die Jungs. Oma und Frieda kommen bestimmt auch nochmal diese Woche. Lass dich überraschen Paul“, sag ich und dann gehen wir zum Auto und fahren zu Remmers. Da noch viel Zeit ist bis zum essen, wollen wir noch Sauna machen und Schwimmen gehen. Sergej, der ja auch schon zu Hause ist begrüßt uns und küsst seinen Schatz. Er sagt, das Kevin unten ist bei Martin und helfen will und Wolfi später mit den anderen Jungs herkommt. Also gehen wir runter in die Sauna.

 

 

Kevin

 

Meine beiden neuen Väter haben sich in der Küche breit gemacht und bereiten das Essen für heute Abend vor. Eigentlich wollte ich ja dabei helfen, aber sie wollen das wohl allein machen. Also habe ich den Tisch ausgezogen, zwei Tischdecken aufgelegt und alles eingedeckt, so wie ich es ja schon ein bisschen gelernt habe. Es gibt Antipasti und Krabbencocktail als Vorspeisen und dann Rindersteak mit Pfefferrahmsoße und Kroketten und Feldsalat und als Nachtisch Tiramisu, das hat Martin aber bei unserem Italiener bestellt und Kai hats mit gebracht. Jetzt steht es kühl.

Passend zum Essen gibt es für die, die mögen , Wein. Zu den Vorspeisen einen weißen Burgunder und zum Hauptgericht einen Barolo. Die Weine, je zwei Flaschen von jedem, hat Jeromes Vater spendiert. Bier ist auch da, Flaschenbier dieses mal und alkoholfreie Getränke gibt es auch reichlich. Der Tisch ist fertig eingedeckt und auch ein wenig dekoriert und ich geh zu den Beiden und frage, was ich noch machen kann. Sie schauen sich mein Werk an und sind sehr zufrieden mit meiner Arbeit. „Du kannst jetzt rüber zu den Jungs gehen, auch wenn dein Wolfi noch nicht da ist“, sagt Martin, „um halb Sieben wird gegessen.“ Ich lauf rüber und Lis, die mir die Türe aufmacht, sagt, das alle Jungs unten im Schwimmbad sind. Also geh ich auch runter, wo wohl schon alle in der Sauna sitzen. Schnell zieh ich mich aus, hab ich mich doch an das Nackt sein vor meinen Freunden gewöhnt und werde nicht mehr rot. Auch das fast automatische Hingucken auf die Pimmel der anderen ist überwunden, man weiß jetzt, das alle gut im normalen Bereich liegen, außer Dirk, der fällt eindeutig aus dem Rahmen. Ich möchte aber nicht tauschen mit ihm. Wolfi wäre bestimmt auch nicht glücklich mit so einem Prügel, dem ist meiner schon dicke genug*kicher*. Dirk seinen, den muss man erst mal wegstecken können und Mike scheint das wohl ganz gut hin zu kriegen, wenn ich alles richtig mitgekriegt habe.

Fertig mit duschen, das Handtuch um die Hüften zieh ich die Tür zur Sauna ein Stück auf und schlüpfe hinein. Wohlige Wärme umfängt mich und ein vierfaches „Hallo Kevin“ tönt mir entgegen. Ich setze mich oben hin neben Ole. Sergej fragt jetzt, ob ich schon fertig bin mit helfen. Ich erzähl, das ich nur den Tisch eindecken durfte und das sie mich aus der Küche verbannt haben. „Martin hat mich rüber geschickt, weil ich nichts mehr tun konnte und so bin ich jetzt da.“ „Schön“, sagt Ole, „wir waren vorhin noch mal bei Paul, Jerome, Frank und ich. Paul wird am Samstag Morgen von Jerome und mir abgeholt, Sergej fährt auch mit und dann helfen wir Paul, sein Zimmer einzuräumen.“

„Wolfi und ich sind ab morgen Nachmittag bis Sonntag Nachmittag bei Wolfi“, sag ich, „ Samstag ist Grillen mit Armin, Denise und Armins Eltern, da mussten wir versprechen, da zu sein. Also können wir Paul erst am Sonntag kennen lernen, ist das OK?“

„Sicher ist das ok, es sind ja genügend Leute hier erst mal, der kriegt sonst noch Angst, der Paul“, sagt Jerome, „da sind Oma und Frieda, Mama und dann noch Sergej, Ole, Frank und ich, das ist mehr als genug für den ersten und zweiten Tag.“

„OK, dann brauch ich ja kein schlechtes Gewissen zu haben“, sag ich , „und Wölfchen auch nicht.“

„Du und dein Wölfchen, das hat sich wirklich ganz toll entwickelt“, sagt Jerome, „wir freuen uns alle für euch und sind froh, das ihr zwei euch gefunden habt. Die Idee mit der Party, die Armin und Denise hatten, hat schon einiges in unserem Leben verändert, zum Positiven, wohl gemerkt. Ich hab schon überlegt, ob wir für Paul auch so was machen, was meint ihr denn dazu?“

„Das besprechen wir besser heute Abend, wenn alle dabei sind“, sagt Ole, „es stehen ja auch noch einige Geburtstage in unseren Reihen an. Marie hat am neunten Juni, zwei Tage nach Jeromes Mutter, Torsten hat am sechzehnten und Dirk am einundzwanzigsten Juni. Im Juli, am dritten haben Heiner und ich, am zwölften Wolfi und Denise am sechzehnten Juni. Ihr seht also, es gibt noch Party genug und wir müssen für Paul eigentlich keine Extra machen.“

Ich staune gerade über Ole, der das alles so gut behalten kann.

„Die Geburtstage im Juni feiern wir am besten zusammen, am Ende des Monats, wenn die Prüfungen vorbei sind“, sagt Ole jetzt weiter, „dann ist Torsten bestimmt auch wieder dabei und alle haben den Kopf frei und mehr Zeit zum Lernen.“

„Ja, das wäre auf jeden Fall besser“, sagt Sergej, „Und wir könnten dann bestimmt auch im Freien feiern, wettermäßig, mein ich.“ „Hier bei uns, wir mieten ein kleines Zelt zum Feiern und wer will und hat, kann ein Zelt mitbringen und hier übernachten“, sagt Jerome, hinten beim Baumhaus wäre ein schönes Plätzchen. Wir könnten schwimmen gehen runter, wenn es heiß ist und abends ein Feuer machen. Kevin kann Gitarre spielen und singen und eine Anlage zum Mucke hören ist auch da.“

„Cool“, sag ich, „ das klingt richtig gut und ich hab noch nie in einem Zelt geschlafen, ich freue mich jetzt schon drauf“

Alle gehen wir jetzt raus, abkühlen und dann schwimmen, schade, das Wölfchen noch nicht da ist, denk ich.

 

 

Wolfi

 

So, es ist jetzt viertel nach Fünf, ich fahre den Rechner runter und nehme zwei ausgedruckte Seiten über Jehovas Zeugen und mach die in meinen Rucksack. Es ist schon ganz schön heftig, wie die so ticken. Das sind schwule Jungs und Männer schnell ausgeschlossen. Regeln über Regeln, alles, was Spaß macht ist Sünde und ständig versuchen sie, andere Menschen zu missionieren. Armer Volker, am besten, er vergisst das Mädchen, das kann nichts werden, mein ich.

Ich muss los, die anderen holen. Vorher lade ich noch sechs gerahmte Bilder in den Kofferraum, die bekommt Jeromes Oma für Pauls Zimmer, drei sind Strand/Tiermotive und drei Stück aus dem Bereich Maschinenbau. Mal sehen, ob sie Paul auch gefallen.Umtausch geht immer.

Bei Armin drück ich kurz die Klingel und gleich kommt er raus. „Hallo“, sagt er, „wir müssen los und Dirk und Mike abholen. Die warten bestimmt schon auf uns.“ „Wir kommen schon noch pünktlich“, sag ich, „Essen gibt es erst um halb sieben, hat Kevin gesagt.“ Wir steigen ein und gleich beim ersten Versuch springt mein Westentaschenferrari an.

Ich bin erstaunt, das hat er schon lang nicht mehr gemacht. Ich muss Papa mal loben bei Gelegenheit, das er ihn immer noch mal hinkriegt, wenn er streikt. Jetzt fahren wir los und Armin dirigiert mich zu Mikes Wohnung oder besser gesagt, zu deren Haus. Die haben ein schönes Haus und an der Farbgestaltung kann man schon fast erahnen, das hier ein Malermeister wohnt.Alles ist farblich aufeinander abgestimmt, in Pastelltönen, beruhigend fürs Auge und sehr schön.

„Da fehlt noch ein Regenbogen“, sag ich zu Armin. „Für den schwulen Sohn meinste, oder“, sagt der, „musste Mike mal sagen, der macht glatt einen dahin.“ Er springt schnell raus und klingelt und Dirk und Mike kommen mit Rucksack raus gelaufen und steigen hinten ein. Ja, das geht echt bei dem Auto, denn vier Türen hat er, der Fiat.

Auf der Fahrt sag ich zu Mike, das die Farbgestaltung des Hauses sehr schön ist, das aber noch ein schöner Regenbogen fehlt. Er lacht, hat gleich geschnallt, warum ich das sage. „Ich spreche mit Papa“, sagt er, „wenn er zustimmt, mal ich einen hin, als Projektarbeit so zu sagen.“ Jetzt lachen wir alle vier. „Warum hast du den Rucksack dabei“, will Armin wissen.

„Je nach dem wie spät es ist, bleiben wir über Nacht dort“, sagt Mike, „ich nehme an, Wolfi bleibt auch bei Kevin, dann kannst du mit Wolfis Karre wieder heim fahren, oder, Wolfi? Ihr fahrt doch morgen früh dann wieder mit Sergej zum Bahnhof.“ „Ja, ich denke, das wir es so machen, Kevin wird mich nicht ohne weiteres fort lassen, ich will auch gar nicht und von morgen bis Sonntag sind wir eh dann bei uns zu Hause“, sag ich, „wir, meine Eltern, Kevin und ich grillen am Samstag mit Armins Eltern und Armin und Denise.“

„Oh man, eine Feier jagt die andere“, sagt Dirk, „das werden noch harte Zeiten obwohl Mike und ich ja nicht auf diesen Empfang müssen, wir sind da nicht eingeladen und da sind wir auch nicht traurig. Die Feier bei Remmers zu Hause, das reicht voll und ganz.“ „Denise und ich sind auch nur Montag dabei“, sagt Armin , „ das ist OK. Der Samstag im feinen Zwirn mit den ganzen Krallenmachern, nee, das muss nicht sein.

Ich muss lachen und sag dann: „Kevin und ich müssen schon hin, auch, damit Jerome, Natascha und Sergej nicht allein sind beim Almauftrieb, wie Jerome das immer nennt.“

„Wer bleibt denn in der Zeit bei Paul, Ole hat gesimst, das Paul jetzt am Samstag Morgen abgeholt wird. Die Oma und die Tante müssen doch bestimmt mit zum Almauftrieb nächsten Samstag“, sagt Mike jetzt, „die werden ihn nicht den ganzen Nachmittag und Abend allein lassen, denk ich.“

„Das musst du schon Jerome oder Lis fragen, wie sie das regeln“, sag ich, „vielleicht könnt ihr ihn ja betreuen in der Zeit. Wenn er fit ist, können sie Ihn ja auch mitnehmen, allerdings brauch er dann noch einen Anzug.“

„Erst mal hören, was geplant ist“, sagt Dirk, „melden dafür können wir uns ja immer noch. Paul kennt ja Mike auch schon lange aus der Schule, das Betreuen wäre wohl kein Problem.“

Fünf Minuten später, es ist jetzt achtzehn Uhr fünf, fahre ich bei Remmers vor. Wir gehen zunächst mal zur Haustüre und klingeln dort. Jerome, im Bademantel, macht auf und im Hintergrund hören wir auch die anderen, die wohl gerade aus dem Keller kommen. Kevin kommt gleich zur Tür gelaufen, als er meine Stimme erkennt. „Hi, mein Schatz, da bist du ja. Ich freue mich, das du da bist“, sagt er und umarmt und küsst mich. Wir gehen alle mit Sergej und Jerome nach oben, die beiden gehen sich anziehen, wir bleiben im Wohnzimmer und ich zieh Kevin zur Couch und setz mich mit ihm. Ole gibt einen kurzen Bericht zu Pauls Zustand ab und sagt noch einmal , das sie ihn am Samstag holen. Ich nehme Kevin bei der Hand und geh mit ihm runter zum Wagen. Wir holen die Bilder für Paul aus dem Kofferraum und tragen die hoch bis vor Omas Türe. Ich drücke die Klingel und kurz drauf öffnet Frieda die Türe.

„Hallo, ihr Beiden, schön, das ihr kommt. Was habt ihr denn da Schönes mit gebracht? Sind das etwa schon die Bilder für Pauls neues Zimmer?“, fragt sie, ohne Luft zu holen und ruft dann in die Wohnung hinein: „Gesine, die Jungs bringen die Bilder, komm schnell.“

Die Oma kommt nun ebenfalls aus dem Wohnzimmer in den Flur und begrüßt uns erfreut: „Das ist ja ein tolles Timing, der Maler ist vor einer halben Stunde fertig geworden. Wollt ihr die Bilder gleich aufhängen? Kommt rein, zeigt sie uns doch mal:“ Sie zieht mich und Frieda zieht Kevin ins Wohnzimmer, wo ich dann die Bilder auspacke, so das die Damen sie betrachten können.

„Ganz toll“, ruft Oma und Frieda findet es Phantastisch. Ich sage: „Es wäre besser, meiner Meinung nach, wenn Paul beim Aufhängen der Bilder dabei ist, Schließlich ist es ja jetzt bald sein Zimmer und ihm muss es gefallen.“ „Da hast du natürlich auch wieder recht“, sagt Oma, „dann stellen wir sie rüber ins Zimmer, wir können sie ja aufs Bett legen, das ist ja groß genug.“

Im Zimmer steht ein tolles Bett, zwei Meter mal eins achtzig, also rechnet man damit, das Paul nicht ewig allein bleiben wird, auf jeden Fall ist man für alle Eventualitäten gerüstet. Ich muss schmunzeln, die zwei Omas hier, die sind nicht ohne. Wir legen die sechs Bilder auf dem Bett ab, ich schau mich um, das Zimmer ist echt toll geworden, wenn Paul sich hier nicht wohl fühlt, dann weiß ich es auch nicht.Das würde mir direkt gefallen.Helle, aus Massivholz gefertigte Möbel, zwei Wände tapeziert und zwei in Pastelltönen verputzt, tolle Vorhänge und ein Schreibtisch mit PC sowie ein schöner, moderner Teppich auf dem schon vorhanden gewesenen Massivholzboden aus Eiche, das passt alles prima.“Tolles Zimmer“, sagt jetzt auch mein Schatzi. Oma und Frieda strahlen. „Und tolle Bilder“,sagt Frieda, „darauf müssen wir anstoßen. Wir haben gerade, bevor ihr kamt, eine Flasche aufgemacht, also los, Jungs, ins Wohnzimmer, ein Glas Cremant geht doch immer.“

Oma geht vor und während Frieda einschenkt, kommt Oma mit der Geldbörse. „Was bekommst du denn für die Bilder, Kai“, fragt sie mich. „Der heißt doch jetzt Wolfi“, sagt Frieda zur Oma. „Oh“, sag ich, „ich habe etwa siebzig Euro ausgegeben für alles, Rahmen, Papier und so.“ Sie zählt jetzt vier hundertzwanzig Euro auf den Tisch und sagt: „So, mein Junge, da ist dein Geld.“ Ich bin platt, sage:“Siebzig Euro für alles, nicht für jedes Bild“, und schiebe ihr dreihundert fünfzig Euro zurück.

„Papperlapapp“, sagt sie bestimmend, „ich hab das schon verstanden, du hast mir gesagt, was das Material gekostet hat und ich habe deine Arbeit und dein Können mitgerechnet, Basta, und darüber wird auch nicht verhandelt, ist das klar.“ Ich bin rot geworden, soviel Geld für ein paar gerahmte Fotos von mir und dazu noch für Paul, mit so was habe ich nicht im Traum gerechnet. Sie schiebt mir die Scheine wieder hin und sagt: „Einstecken, und dann Prost. Warte erst mal, wenn du diese Ausstellung machst, da kommt schon was bei rum, denn die Bilder sind echt toll.“ Wir ergreifen die Gläser und stoßen an, ich nehme einen tiefen Schluck, den brauch ich jetzt gerade. Der Traum von einem neuen Auto scheint doch nicht so unrealistisch zu sein, denk ich.

Da man auf einem Bein nicht stehen kann, Originalton Tante Frieda, verabschieden wir uns nach dem zweiten Glas und als ich mich nochmals bedanken will, schiebt Oma mich die Türe raus in den Flur und sagt: „Bis später, Jungs, und lasst es euch gut schmecken.“ Dann schließt sich die Tür hinter uns.

Ich schau Kevin an und sage dann: „Kneif mich mal, das war doch geträumt, Oder?“ Der lacht jetzt und sagt: „Aber ein schöner Traum, oder nicht.“ Immer noch mit dem Kopf schüttelnd, gehen wir zu Jeromes Wohnzimmer, wo die Jungs nun alle da sind und eigentlich nur auf uns warten, um dann zusammen runter zu gehen in Martins und Kais Wohnung.

 

 

Martin

 

Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Vorspeisen sind servierfertig, und je eine Flasche Wein ist entkorkt, damit er atmen kann. Der Toast zum Krabbencocktail wird, wenn die Jungs runterkommen, getoastet. Ich hab mir bei Frau Jensen und Frau Gut noch je einen Toaster geborgt, das geht dann einfach besser und der Toast ist noch warm, wenn er auf den Tisch kommt, alles andere bedarf nach her nicht soviel Arbeit, einzig das Braten der Steaks und das Frittieren der Kroketten nimmt etwas Zeit in Anspruch, aber das kriegen Kai und ich gut hin. Wir sind auch in der Küche ein gutes Team und selten geht mal was daneben.

Wir haben die Jungs heute eingeladen, um uns auf diese Art und Weise für das zu bedanken, was sie für Kevin getan haben und auch für Ihre Freundschaft ihm, aber auch uns gegenüber. Seit dieser Kennen Lern- Party ist der Junge ein fester Bestandteil des Freundeskreis um Ole und Jerome und auch, um diese Freundschaft zu festigen und zu pflegen deswegen sind sie alle heute bei uns. Die Mädels gehen mit Lis, weil für noch mehr Leute ist einfach kein Platz bei uns und ein Herrenabend ab und zu, muss ja wohl auch mal sein.

Jetzt wird die Eingangstüre geöffnet und allen voran kommt unser Sohn, das wird er bald sei, hat mir Carl August heute noch mal im Auto gesagt. Wir haben für die Verpartnerung jetzt einen Termin und danach steht der Adoption nichts mehr im Wege, da Kevin ja auch mehr als einverstanden ist.

Als alle am Tisch sitzen, tragen Kai und ich die Vorspeisen auf, nach dem der Toast fertig ist. Es wird deutlich leiser und alle widmen sich ganz den Sachen, die nun auf dem Tisch stehen. Ein „lecker“ und auch „das ist aber gut“ ist so ziemlich das einzige, was während des ersten Ganges zu hören ist. Auch Kai und ich essen zuerst in Ruhe die Vorspeisen, bevor wir dann die Steaks braten und die Kroketten machen werden.

 

 

Paul

 

Ich darf jetzt wieder aufstehen, aber nicht länger,wie eine Stunde am Stück. Dann muss ich wieder mindestens eine Stunde liegen, hat der Doktor Morbach gesagt. Er war heute Nachmittag fast eine halbe Stunde bei mir. Nach der Untersuchung hat er lange mit mir gesprochen.Er hat erzählt, das er auch schwul ist und er mit Oles Onkel seit kurzem wieder zusammen ist. Er fliegt mit dem Onkel von Ole Mitte des Monats nach Singapur. Ich musste echt überlegen, wo das liegt, dann ist es mir nochmal eingefallen. Er soll dort als Schiffsarzt anheuern, so heißt das bei Seeleuten. Hier muss er bis einen Tag vorher arbeiten, weil er die Kündigungsfristen nicht eingehalten hat, aber das ist ihm egal. Er hat mich auch ein bisschen ausgefragt, seit wann ich weiß, das ich Jungs lieber mag und schwul bin.Ich hab gesagt, das ich das jetzt erst akzeptiert habe, dank Ole und Mike, vorher habe ich schwule Jungs gehasst und wenn immer möglich, gemobbt und gedemütigt. Das die Jungen um Ole überhaupt was mit mit zu tun haben, wundert mich sehr, hab ich ihm gesagt.

Er hat mir erklärt, das die meisten den Prozess des Outings so ähnlich durchleben, weil oft im Umfeld immer das Schwul sein als etwas sehr negatives dargestellt wird. Schwule sind krank, pervers, haben Aids und missbrauchen Kinder, so wird es doch gern begründet, was man Homophobie nennt. Wer will denn unter diesen Voraussetzungen schon eine Schwuchtel sein, wohl zunächst mal keiner. Das leuchtet mir ein, mir geht es ja genau so.

Letztendlich aber, spätestens dann, wenn man andere Schwule kennen lernt, oder sich zum ersten mal verliebt, nimmt man früher oder später sein Schicksal an und akzeptiert sich, wie man eben ist. Das ist wohl der schwierigste Schritt überhaupt im schwulen Leben und wenn dann im Umfeld oft gegen Schwule Stimmung gemacht wird, dann schiebt man das Outing vor anderen immer vor sich her, weil man Angst hat vor den Reaktionen.

Bei Ole und den Jungs verlief das weitgehend positiv, Elten und Großeltern sind tolerant und lieben ihre Kinder und Enkel. Wolfi und Kevin haben sehr schlechte Erfahrungen mit erwachsenen Schwulen gemacht, sind zu Dingen gezwungen worden, die sie so nicht wollten. Die Einbettung in die Gemeinschaft der Freunde war für beide das Beste, was ihnen passieren konnte und nun sind die zwei glücklich zusammen.

Dann, zum Abschluss sagt er noch: „Für dich ist es gut, das die Jungs sich um dich kümmern, das die Oma und ihre Schwester dich aufnehmen und du nicht in irgendein vollkommen fremdes Umfeld kommst.

Die Jungs, zumindest die schwulen Jungs, können nachempfinden, was in dir vorgeht, verstehen dich und helfen dir, immer wenn du sie brauchst. Und dann kommt irgendwann jemand, der mehr als nur Freundschaft für dich empfindet und du für ihn. Dann wirst du erfahren, welch große Kraft die Liebe ist und auch, wie schön sie sein kann und wirst dann auch glücklich sein. Ich jedenfalls wünsche dir alles Gute. Bis Morgen Paul, morgen kommen die Fäden raus.“ Dann geht er und ich denke lange über seine Worte nach.

Es war mir ja eigentlich schon im vorigen Jahr klar, das ich wohl schwul bin, aber wie schon gesagt, ich wollte es absolut nicht sein und habe geglaubt, wenn ich alles Schwule hasse, hört es irgendwann auf.

Google und Co durchforschte ich und dann wurde mir klar, das es keine Phase oder so was ist.

Ich fand, was ja nicht schwer ist, auch eine Seite mit schwulen Pornos und als ich dort sah, wie und was die Jungs und auch Ältere machten, wurde ich jedes mal knüppelhart, so erregte mich das. Das war für mich die endgültige Gewissheit, was ich wirklich wollte, nämlich einen Jungen zum Freund. Das durfte aber nicht sein, Papa und meine Brüder würden das nicht dulden, geschweige denn akzeptieren, also wurde ich noch homophober, als sie es waren.

Erst Ole und Mike brachten mich dazu, zu zu geben, das ihre Vermutung, ich wäre schwul, richtig ist. Das dann mein Vater, wohl von einer dritten Person informiert, mich regelrecht zusammen schlug und ich von zu Hause fliehen musste, damit hatte ich an diesem Tag nicht gerechnet, es traf mich völlig unvorbereitet.

Als Konsequenz aus allem liege ich jetzt hier in der Klinik und werde nicht mehr in mein altes zu Hause zurück kehren, wo ich achtzehn Jahre meines Lebens verbracht habe.

Die aufkommenden Tränen unterdrücke ich, sag mir, das alles besser wird, das ich jetzt studieren kann und nicht Steine oder Dachpfannen schleppen muss oder Zement. Maschinen will ich bauen, große und starke Maschinen, die den Menschen die Arbeit erleichtern. Ich glaube Ole einfach mal, das es Jeromes Papa gelingt, das ich einen Studienplatz bekomme in Bremen.

Ich glaube, ich geh mal runter und kauf mir eine Zeitschrift in der Cafeteria und ein Stück Kuchen Wäre auch nicht schlecht. Ole hat mir ja Geld geliehen gestern, als sie den Fernseher aktiviert haben.

 

 

Mike

 

Ich bin von dem Essen, das die beiden Männer da zubereitet haben, begeistert. Meine Mutter kocht sehr gut und wir gehen auch öfter mal raus, fein Essen. Ich habe also schon Vergleichsmöglichkeiten und schon manches Steak gegessen. Dieses heute hier war super und eins von den Besten auf meiner Liste. Auch die anderen Sachen waren topp und ich sage nach dem Nachtisch.

Wenn ihr mal nicht mehr als Fahrer hier arbeitet, macht bitte ein Restaurant auf, mich habt ihr dann als Stammkunden“, sag ich. „Schleimer“, kichert Dirk und kriegt dafür einen Knuff mit dem Ellenbogen. „Das wird nie passieren“, sagt Jerome, „selbst wenn Martin mal nicht mehr fahren will, weil er das Pensionsalter erreicht oder schon überschritten hat, fährt Kai ja noch weiter für uns und wenn es dann mal nach mir geht, erhalten sie beide hier das Wohnrecht. Das haben sie mehr als verdient und ich möchte auf ihre Gegenwart hier auch später einmal nicht verzichten.“ Er ist ein bisschen rot dabei geworden, aber das war so ehrlich, das Martin mit belegter Stimme sagt: „Das war das schönste Danke schön, was wir beide hier je bekommen haben, Danke Jerome“, und es ist einen Augenblick sehr still geworden im Raum.

Kevin nimmt sein Glas und hebt es hoch: „Ein Danke an meine zukünftigen Väter. Ich glaube, alle hier mögen Euch sehr und ich, ich hab euch ganz doll lieb, prost.“ Wolfi fängt an und klopft rhytmisch auf dem Tisch Beifall und alle ziehen sofort mit. Leise klingeln die Gläser aneinander und dann trinken wir auf diese beiden tollen Männer.

Martin und Kai haben jetzt auch Farbe bekommen und die kommt nicht vom Wein. Sie sind schon gerührt und nach einer kurzen Pause sagt Martin dann: „Die letzten Monate haben unser Leben hier gründlich verändert und auf gepeppt. Es fing mit Jeromes schwerem Unfall an, es war die Hölle, alle haben sehr unter der Situation gelitten,ich bin fast verzweifelt an Selbstvorwürfen. Warum war ich nicht bei ihm gewesen. Als er aus der Reha kam, hatte ich richtig Angst um ihn, Wohl auch, weil ich schon ein paar Monate der Meinung war, das er schwul ist.Verändert hat alles zunächst mal Sergej, der in unser Leben kam wie die Sonne am dunklen Morgen.

Die dunklen Wolken flohen und rosa Wölkchen zogen herauf.“ Kurzes Lachen unterbricht ihn. „Plötzlich war jemand da, gegen den alles Unglück der letzten Zeit in den Hintergrund gedrängt wurde. Es wurde wieder gelacht im Haus Remmers und auch geliebt. Nach unserem Ausflug nach Dresden kam auch unser Schatz hier, der Kevin mit ins Boot, gebeutelt von dem Schwein Berger wurde er hier auf genommen wie ein eigenes Kind und ihr wisst alle, wie es mit Kevin weiterging. Er we und wird demnächst von Kai und mir an Kindes statt angenommen. Dann kam auf Armins Idee hin die Party für Oles Freund Frank zustande und mit ihr erfolgte das Zusammentreffen der hier anwesenden Jungs, der Mädchen und nicht zu vergessen , Torsten. Es wurde schnell mehr draus als nur Partybekanntschaft, Freunde, hoffentlich fürs Leben ,sollt ihr sein und was Kai und ich dazu tun können, das werden wir tun. Wir sind immer für euch da.“

Martin bekommt noch mal Applaus für seine Worte. Sergej und Kevin räumen den Tisch ab und jetzt sitzen wir in lockerer Runde und so manches Erlebnis aus jüngerer Vergangenheit sorgt für Unterhaltung in der Runde. Der Wein hat ganz schön abgenommen und da wohl alle morgen früh noch mal raus müssen, wird um einundzwantig Uhr Schluß gemacht.

Armin fährt mit Wolfis Auto heim, nimmt Ole und Frank mit. Wolfi bleibt bei seinem Schatz und Dirk und ich gehen mit Jerome und Sergej hoch. Auf der Treppe fragt Jerome, ob wir noch irgendwas brauchen und grinst dabei.

„Wir haben heute schon dran gedacht, alles mit zu nehmen, aber trotzdem Danke für die Nachfrage“, grins ich zurück. Sergej und Jerome verschwinden in Jeroms Wohnung und wir wieder in dem schönen Gästezimmer.

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2 Kommentare

    • joachim auf 19. August 2015 bei 17:54
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    Hallo Niffnase,

    wieder ein schönes Traumschiff-Teil. Es macht immer noch Spaß sie zu lesen. Auch wenn ich nicht immer die Zeit habe die Story gleich bei erscheinen zu lesen.
    Danke an Dich Niffnase, für die viele Arbeit.

    Liebe Grüße aus Berlin

    Joachim

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  1. Hallo Niffnase,

    wieder eine sehr gelungene Fortsetzung!
    Freue mich schon auf den Einzug von Paul, die Fotoausstellung, auf die Geburtstagsfeier und den „Almauftrieb“ 🙂

    Viele Grüße Claus

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