Alles was bleibt – Teil 10

10. Ritter in roter Rüstung

Oh, was war ich geladen. Wenn ich diese Lisa, oder diesen Lars in die Finger bekomme, erwürge ich sie eigenhändig.

„Ruhig Junge, in einer guten Stunde sind wir da!“

„Paps ich bringe die um, wenn Luka was passiert!“

„Mach dir keine Sorgen, wir werden Luka schon wieder aufpäppeln.“

„Warum hilft ihr Luka eigentlich? Ich meine auch wenn er mein Freund ist, müsst ihr doch jetzt nicht…“

„Fred also nun mal zu mitmeißeln! Deine Mutter und ich tun es um Luka’s wegen. Der Junge macht genug durch und da braucht er Menschen die sich um ihn kümmern. Und Fred das ist ein Versprechen, wir werden ihn jetzt nicht im Stich lassen!“

„Ok, ok habe es verstanden… Sind wir jetzt bald da?“

„Hast du eigentlich diesen Micha angerufen und ihm gesagt das Luka sich gemeldet hat?“

„Nein wollte ich aber noch…“

„Na dann los… Ruf an!“

Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer von Luka’s Eltern.

Es klingelte einmal, dann zweimal, bevor jemand ranging.

„Ja bitte?“

„Hi hier ist Fred Luka’s Freund…“

„Warte Papa ist gleich dran. Geht es Luka gut?“

„Ach Lisa ja, na dich und dein Brüderchen rupfe ich noch! Darauf könnt ihr einen lassen!“

„Ja das haben wir wohl verdient…“

„Verdient??? Ihr seid das allerletzte ihr zwei! Wenn ich könnte würde ich euch in der Taiga aussetzen und dann könnt ihr sehen wo ihr bleibt.“

Ich rege mich echt auf. Mein Vater legt seine rechte Hand auf mein Knie. Sollte wohl bedeuten, dass ich ruhig bleiben soll. Hat ja recht, jetzt geht es erst mal um die Rettung von Luka.

„Hallo Fred, hier ist Micha! Habt ihr Luka gefunden?“

„Wir sind auf dem Weg. Er sitzt am Bahnhof in Günzburg. Hoffentlich!“

„Wir machen uns solche Vorwürfe…“

„Ist schon gut. Jetzt ist erst einmal wichtig Luka zu finden.“

„Lisa und Lars tut es leid wie sie sich benommen haben.“

„Ich glaube das hätten die beiden sich vorher überlegen sollen. Ich bin so was von sauer…“

„Ich weiß das macht es nicht besser und auch nicht einfacher. Ilse ist fix und fertig. Ruf bitte an wenn ihr ihn gefunden habt.“

„Mach ich und Micha, ich glaube das Luka jetzt auf Abstand geht zu euch.“

„Verstehe mich nicht falsch, aber ich werde um meinen Sohn kämpfen!“

„Verstehe! Ich lege dann mal auf und melde mich sobald wir Luka haben.“

„Danke Fred! Für alles!“

„Ja bis dann.“

Ich beendete das Gespräch und seufzte.

„Und was sagt dieser Micha?“ fragend sah mein Vater mich kurz an.

„Das es ihnen leid tut und das sie um Luka kämpfen werden.“

„Ich verstehe bloß nicht, warum die beiden Kinder sich so benehmen?“

„Ich auch nicht. Zumal beide ja nicht mehr in den Kindergarten gehen.“

Wir fuhren dann schweigend weiter und umso näher wir der Stadt kamen umso unruhiger wurde ich.

Endlich waren wir angekommen und standen vor dem Bahnhof.

„Soll ich mitkommen?“

Mein Vater sah mich ernst an.

„Ich denke ich suche ihn erst einmal. Wenn ich Hilfe brauche, dann melde ich mich!“

„Ok Sohnemann und ich bin echt stolz auf dich.“

Ich lächelte meinen Vater an.

„Das sind die Gene die vererbt bekommen habe…“, lachte ich gezwungen.

„Junge nun los such ihn…“

Ich stieg aus und ging auf das Bahnhofgebäude zu.

Von Luka war nichts zu sehen. Also ging ich in das Gebäude hinein und suchte dort weiter.
Und da fand ich ihn dann auf einer Bank sitzen. Ich ging schnell auf ihn zu und was ich dann sah, das war ganz und gar nicht gut. Er zitterte und reagierte überhaupt nicht.

„Luka…?!“, zaghaft fasste ich ihn an der Schulter an.

Erschrocken sah Luka zu mir und als er mich erkannte, stand er auf und fiel mir in die Arme.

„Fred ich will nur noch weg von hier..“

Er fing in meinen Armen an zu weinen.

Meine Wut auf diese Familie wuchs in dem Augenblick ins unermessliche. Nachdem sich Luka etwas beruhigt hatte, nahm ich seine Tasche und führte ihn aus dem Gebäude heraus. Mein Vater wie ich sah stand am Auto und sah zum Bahnhof.
Als er uns entdeckt, machte er sich sofort auf den Weg zu uns.

„Lukas komm Junge wir bringen dich erst mal nach Hause.“

Mein Vater sah dabei bestürzt auf Luka, der wirklich nicht gut aussah.

„Ich habe kein zu Hause mehr… NICHTS habe ich..“

Luka fing schon wieder an zu weinen.

„Fred sie wollten mich gar nicht da haben!“

„Wer Luka?“ fragte ich nach.

„Lisa und dieser Lars! Und dabei wollte ich so gerne mit ihnen reden…“

„Ich weiß Luka! Komm wir fahren erst mal weg von hier und dann sehen wir weiter! OK?“

Luka war so in seiner Welt gefangen das er gar nicht zu hörte sondern weiter erzählte.

„Und Ilse und Micha die haben gar nichts gemacht. Dann waren da noch Mathilde und Ernst, ich wusste nicht das die beiden dazukommen sollten.“

„Wer sind die denn?“ fragte ich.

„Meine Oma und mein Opa. Die beide haben gar nichts gesagt. Keiner hat was gesagt. Dabei habe ich doch Geschenke mitgenommen.. Und dann das.. Ich will die nie wieder sehen!“

Wir waren endlich am Auto angekommen. Mein Vater öffnete wütend die hintere Autotür.

„Das ist das aller letzte. Der Junge ist vollkommen fertig. Wenn ich die sehe, die bekommen was zu hören!“

So wütend hatte ich meinen Vater noch nie gesehen.

„Fred du setzt dich nach hinten zu Luka. Wir fahren jetzt heim und dann werde ich diese Familie anrufen und ihnen meine Meinung sagen. Das kann nicht wahr sein..“

Ich setzte mich zu Luka und nahm ihn in dem Arm. Er weinte immer noch. Ich war auch so was von wütend. Mein stieg vorne in das Auto ein und kurz darauf fuhren wir Richtung Berlin davon.
Luka wurde irgendwann immer ruhiger und war dann wohl eingeschlafen.

„Fred ruf deine Mutter an, ich möchte dass ein Arzt wenn wir zu Hause sind Luka ansieht.“

„Mach ich..“ Ich griff zu meinem Handy und wählte die Nummer.

„Hallo?“ hörte ich kurz darauf ihre Stimme.

„Hi Mum ich bin es. Wir haben Luka bei uns und fahren jetzt zurück.“

„Gott sei Dank wie geht’s ihm?“

„Nicht gut. Papa sagt du solltest einen Arzt holen der sich Luka ansieht. Er sieht echt Scheiße aus.“

„So schlimm. Mein Gott was ist denn bloß passiert?“

„Diese Lisa und der Lars haben sich wohl sehr nett aufgeführt und seine Eltern haben dazu nichts gesagt oder getan.“

„MMMhhh kommt erst mal an. Wie lange braucht ihr?“

„Papa Mum fragt wie lange wir brauchen?“

„So wie es aussieht ist die Autobahn frei. Ich denke 5 Stunden vielleicht…“

„Mum 5 Stunden ungefähr!“

„Na gut wenn ihr da seid ist es ein Uhr früh. Wenn ihr da seid können wir immer noch überlegen ob wir einen Arzt holen..“

„Ok Mum ach und rufst du den Micha an und sagst ihm das Luka bei uns ist.“

„Ja mach ich. Fahrt vorsichtig.“

„Machen wir…“

Ich legte auf und sah zu Luka. Dieser hatte sich komplett an mich gelehnt und schlief. Ich legte meinen Arm um ihn und als ob er das merkte rückte er noch näher. Ich sah nach vorne und bekam so mit, dass mein Vater mich durch Rückspiegel ansah.

„Es wird alles gut Fred. Wir werden Luka helfen und das ist ein Versprechen!“

*-*-*

Es war nach Mitternacht als wir endlich bei uns zu Hause ankamen. Mein Vater sah auch geschafft aus. Luka der immer noch schlief, weckte ich vorsichtig.

„Hey Luka aufwachen. Wir sind angekommen.“

Luka gähnte und öffnete die Augen. Als er mitbekam, dass er an mich gekuschelt lag, fuhr er erschrocken hoch.

„Sorry das wollte ich nicht.“

„Alles in Ordnung Luka. Komm wir gehen hoch mein Vater glaube ich ist auch Bettreif…“

Luka und ich stiegen aus und ich nahm Lukas Tasche. Mein Vater schloss das Auto ab und dann machten wir uns auf. Meine Mutter wartete schon auf uns, an der Wohnungstür.

„Hallo Luka..“

Sie nahm ihn erst einmal in den Arm und streichelte über sein Haar. Luka war wohl immer noch angeknackst, denn er fing still an zu weinen. Selbst mir kamen die Tränen, als ich die beiden so betrachtete.
Selbst mein Vater räusperte sich und verschwand dann im Bad. Meine Mutter die Luka immer noch im Arm hielt sah zu mir mit einem traurigen Ausdruck.

„Fred, bring ihn in dein Zimmer, ich habe das Bett schon gemacht.“

Ich nickte und nahm Luka’s Hand und zog ihn in mein Zimmer. Dort angekommen begann Luka sich auszuziehen. Ich ging zu meinem Schrank und nahm ein Shirt raus was ich Luka gab.

„Leg dich schon mal hin. Bin gleich wieder da.“

Nachdem in aus meinem Zimmer getreten und die Tür hinter mir geschlossen hatte, hörte ich meine Eltern aus der Küche reden.

„Sie wollen morgen her kommen. Ich habe ihnen versucht das auszureden und das Luka in keinem besonders guten Zustand ist. Aber sie wollten nicht hören.“

„So wie wir Luka vorgefunden haben, ist das keine gute Idee. Der Junge braucht endlich Ruhe. Das geht nicht das er innerhalb von zwei Wochen das ganze verarbeiten soll. Er geht daran kaputt.“

Ich trat in die Küche. Meine Eltern sahen fragend auf.

„Er liegt glaube ich schon im Bett. Ich mach mir noch schnell eine heiße Tasse Kakao.“

„Brauchst du nicht! Hier Schatz..“

Meine Mutter schob mir eine Tasse heißen Kakao über den Tisch.

„Hab ich richtig gehört, Luka’s Eltern wollen morgen her kommen?“ fragte ich vorsichtig.

„Ja! Ich hab versucht sie davon abzubringen, aber sie wollten nichts davon hören.“

„Hast du Bärbel versucht zu erreichen?“ fragte mein Vater.

„Ja hab ich und ich habe mit ihr gesprochen. Sie kommt morgen zu uns, so schnell sie kann.“

Meine Mutter seufzte und rieb sich mit Hand über die Augen.

„Der arme Lukas er ist völlig durch den Wind. Wie kann man auch so etwas zu lassen. Die müssten doch ihre Kinder kennen?“

Mein Vater der das aussprach, schüttelte dabei den Kopf.

Ja da hatte er recht. Ich verstand es auch nicht. Dieses Verhalten von Lars und Lisa, das war das letzte von denen. Luka wollte sie doch nur kennenlernen und nicht gleich dort einziehen. Ich gähnte.

„Nacht Mam und Papa ich hau mich mal hin.“

„Tu das Fred…“ mein Papa lächelte müde mir zu.

„Und wir machen uns auch ab ins Bett Schatz.“

Ich schlich in mein Zimmer und zog mich aus. Danach schlüpfte ich in mein Bett zu Lukas.
Dieser schlief tief und fest und auch ich fiel kurz danach in einen unruhigen Schlaf.

*-*-*

Ich wurde durch Stimmen wach. Neugierig lauschte ich, aber verstand nichts. Daher stand ich auf. Leise um Luka nicht zu wecken zog ich mir eine Hose an und öffnete leise die Tür. Kaum hatte ich diese etwas geöffnet, waren die Stimmen lauter zu hören.
Luka bewegte sich hinter mir und murmelte etwas, was ich nicht verstand. Schnell schlüpfte ich durch die Tür und schloss sie leise. Wieder war die Stimme einer Frau zu hören.

„Ich werde es nicht zulassen, nach siebzehn Jahren ihn weiter hier zu lassen. Wir hätten nie darauf eingehen dürfen. Er ist unser Sohn…“

Also das musste dann wohl Ilse sein. Es klingelte an der Wohnungstür, also marschierte ich erstmal dahin, um nachzusehen wer da noch kam. Ich öffnete diese und sah Bärbel und Benn davor stehen.

„Hallo Fred deine Eltern haben uns angerufen und gesagt das Lukas Eltern hier sind.“

„Kommt erst mal rein…“

Bärbel und Benn traten ein, sie ging vor und folgte wohl den Stimmen die aus der Küche kamen. Benn blieb vor mir stehen.

„Was ist mit Luka? Geht’s ihm gut?“

„Boah, als ob das dich interessiert“, zischte ich in seine Richtung.
Benn zuckte kurz zusammen.

„Das habe ich wohl verdient!“

„Oh ja weißt du was Luka durchmacht? Er war wie besprochen am Freitag bei ihnen um das Wochenende zu verbringen. Aber seine lieben Geschwister haben ihn so nett aufgenommen, dass er lieber das Weite gesucht hat. Und ehrlich er ist so durch den Wind und dann hast du ihn noch mit seinem Gefühlschaos allein gelassen. Auf wen meinst du, kann er sich noch verlassen?“

„Ja es tut mir leid, aber ich musste Abstand zu Luka nehmen. Das was ich zugelassen habe war nicht gerade professionell!“

„Ach ja? Aber egal, geh lieber zu Bärbel, ich glaube da bahnt sich was an, was für Luka nicht gut ist!“

Benn murmelte noch etwas, aber ging dann an mir vorbei hinter Bärbel her. Ich schloss die Wohnungstür und trottete dann auch zur Küche. Als ich dort ankam sah ich meine Eltern und Lukas Eltern am Küchentisch sitzen.

„Also kann mir erst einmal einer erklären was genau bei ihnen vorgefallen ist, als Luka am Freitag bei ihnen ankam?“

Bärbel die in der Küche stand sah zu Lukas Eltern.

„Also Lars und Lisa kommen nicht ganz damit klar, dass plötzlich ihr älterer Bruder aufgetaucht ist. Wir haben alles versucht, aber sie machen einfach dicht.“

Micha der das sagte sah zu Bärbel.

„Wenn es so ist, warum haben sie dann nicht angerufen und den Termin für das Wochenende abgesagt? Für Luka ist das alles eine Katastrophe.“

Bärbel schnaufte wütend. Lukas Mutter meldete sich zu Wort.

„Ich will das Luka jetzt mitkommt zu uns!“

„Das ist ja die Höhe, wollen sie etwa das Luka komplett zusammenbricht…“

Meine Mutter war richtig wütend, denn sie stand abrupt dabei auf.

„Ich mach Kaffee, sonst passiert hier noch ein Unglück.“

Damit ging sie zur Kaffeemaschine und fing an diese zu befüllen.

„Also wir beruhigen uns alle erst einmal und reden dann in Ruhe weiter..“

Bärbel sah dabei alle Anwesenden an.

„Wir gehen lieber in das Wohnzimmer, da haben wir mehr Platz.“
Mein Vater stand auf und alle folgten ihm, außer meiner Mutter die verkrampft bei der Kaffeemaschine stand.

„Mam alles ok?“

Überrascht drehte sie sich zu mir und wischte sich dabei eine Träne aus dem Gesicht.

„Ach Liebling ich habe gar nicht mitbekommen das du wach bist. Wo ist Luka?“

„Der liegt noch im Bett.“

„Gehe bitte zu ihm! Ich möchte nicht das er diesen Zirkus den die Eltern von ihm hier aufführen, mitbekommt!“

„Mach ich, aber erst mal brauche ich was zu trinken.“

Ich ging zum Kühlschrank nahm eine Wasserflasche heraus.

„Hier mein Schatz“, dabei drückte sie mir zwei Gläser noch in die Hand.

„Und nun geh, nicht das Luka wach wird und was Dummes tut!“

Daraufhin ging ich zurück zu meinem Zimmer, dabei hörte ich Bärbel wie sie gerade versuchte, die Stimmung wieder zu beruhigen. Ich öffnete leise mein Zimmer und lauschte hinein.
Alles war ruhig, also ging ich hinein stellte die Gläser auf meinem Schreibtisch ab und schloss dann die Tür.

„Fred?“

Erschrocken drehte ich mich zum Bett, wo sich Luka aufgerichtet hatte und mich ansah.

„Man Luka hast du mich aber erschreckt! Alles klar bei dir?“

„Geht schon. Was ist da draußen los? Ich hab Stimmen gehört!“

Lukas Stimme klingt ängstlich.

„Deine Eltern sind da und Bärbel und… BENN“

„Scheiße. Was wollen meine Eltern hier?“

„Kurz und knapp, sie wollen dass du jetzt komplett zu ihnen ziehst.“

„Nein? Das können die doch nicht machen?“

„Glaub mir das wird gerade geklärt.“

Ich öffnete die Flasche und füllte die Gläser.

„Hier trink erst mal…“

Ich reichte Luka ein Glas, das er mir abnahm.

„Wenn ich zu ihnen muss, dann haue ich ab.“

„Keine Bange meine Eltern kämpfen um dich.“

„Warum tun sie das?“

„Weil sie dich gerne haben, du mein bester Freund bist und weil sie dein bestes wollen! Reicht das?“

Luka lächelte mich an.

„Hab ich dir schon mal gesagt, wenn du nicht so Hetero wärst, würde ich dich auf der Stelle küssen!“

„Also Luka du bist mir schon ein schlimmer Finger!“

Wir lachten beide los und ich setzte mich zu Lukas aufs Bett.

„Danke mein Freund!“

Luka nahm mich in die Arme und drückte mich kurz an sich.

„He daran könnte ich mich gewöhnen!“, sagte ich lachend.

„Meinst du die Umarmung?“

„Blödmann wir sind Freunde und da kann man so was tun…“

Danach saßen wir beide still auf meinem Bett und lauschten dem Stimmenchor der vom Wohnzimmer zu hören war.

„Hat Benn was gesagt zu dir?“ fragte Luka nach einer Weile.

„Jepp der Volldepp hat sich entschuldigt bei mir und meinte was von, er brauchte Abstand.“
„Ist auch egal. Das Thema habe ich abgeschlossen.“

„Das ist gut, denn so jemanden brauchst du nicht, der gleich beim ersten Gewitter abzischt. Der ist so ein feiges Arschloch.“

Wütend ballte ich meine Hände zusammen.

„Lass gut sein und Fred ich gehe morgen mit dir in die Schule. Ich brauche Ablenkung!“

„Meinst du wirklich, das wäre klug?“

„He ich muss mein Abi schaffen und zwei Wochen war ich nicht da.“

„Das besprechen wir nachher, mit meinen Eltern und jetzt warten wir mal ab wie es bei diesem Gesprächsmarathon ausgeht.“

„Ok!“

Damit saßen wir wieder schweigen da und lauschten. Es war ruhig geworden. Plötzlich klopfte es an meiner Tür.
„Ja wer…“

Bevor ich weiter fragen konnte wer da zu uns rein wollte, öffnete sich die Tür und Bärbel kam herein. Nachdem sie in meinem Zimmer war, schloss sie die Tür und kam auf uns zu.

„Hallo Luka, geht’s dir gut?“

„Ging schon mal besser.“

Bärbel nahm sich den Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand und setzte sich auf diesen.

„Hat dir Fred gesagt, dass deine Eltern hier sind?“

„Ja und ich konnte es ja nicht überhören.“

„Sie wollen dich mit zu sich nehmen.“

„Was nein, das will ich nicht. Wir hatten etwas anderes abgesprochen…“

„Ich weiß Luka. Du bist siebzehn, da ist das was du möchtest wichtiger und hat auch mehr Gewicht. Ein Richter würde deine Meinung auch vor Gericht berücksichtigen. Also keine Bange, so schnell können sie dich nicht mitnehmen.“

Lukas atmete erleichtert auf.

„Es war schlimm. Lars hat kein Wort mit mir geredet und hat mich nur ab und an angesehen. Und Lisa war genauso und als beide verschwunden waren, ohne mit mir gesprochen zu haben, da war ich so etwas von enttäuscht…“

Luka blinzelte kurz und wischte sich mit einer Hand über die Augen.

„Ich weiß Luka, sie haben gedacht dass sie sich einfangen würden wenn sie dich erst einmal kennenlernen. Das ging dann nach hinten los das Ganze.“

Bärbel sah Luka mitfühlend an.

„Luka bevor sie gehen, wollten sie noch mit dir reden. Ich wollte dich nur fragen, ob du das auch willst?“

Luka sah zu mir und dann zu Bärbel.

„Ok aber nur wenn du dabei bist. Ich möchte jetzt nicht alleine mit ihnen reden.“

„Das bin ich Luka. Zieh dir etwas an und dann komm ins Wohnzimmer.“

Bärbel stand auf und verließ das Zimmer.

„Denkst du es ist gut wenn du mit ihnen redest?“

„Fred es bringt doch nichts, irgendwann muss ich ja mit ihnen reden!“

„Da hast du wohl recht.“

Luka stand auf und ging zum Kleiderschrank. Ich hatte da einen Teil zusammengeräumt, so das Luka da seine Sachen verstauen konnte. Er zog sich ein neues Shirt an und eine Jeans.

„Na dann ich geh dann mal. Wenn ich in 20 Minuten nicht da bin rettest du mich!“

Ich grinste ihn an.

„Ach muss ich wieder den Superhero spielen??“

„Ja mein Held!“

Luka zwinkerte mir nochmals zu, ehe er aus dem Zimmer verschwand. Verrückter Kerl aber auch. Hoffentlich ging das Gespräch gut. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte ich Stimmen im Flur.

„Luka und du meldest dich?“

„Ja mach ich. Versprochen!“

„Junge mach’s gut und wir werden mit Lars und Lisa Tacheles reden. Versprochen!“

Das war eindeutig Micha seine Stimme. Kurz darauf wurde es ruhiger und dann hörte ich Lukas Stimme.

„Nein wir haben nichts zu bereden und nein ich will nichts mehr hören und Tschüss…“

„Aber ich…..“

„Ich habe Nein gesagt.“

In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen und Lukas stolperte herein, um sogleich die Türe zu schließen. Luka blieb an der Tür stehen und lies sich dann langsam auf dem Boden gleiten, dies alles immer noch gegen die Tür gelehnt.

„Was ist passiert Luka?“

„Benn ist passiert. Deine Eltern sitzen mit Bärbel noch im Wohnzimmer. Ich habe nur meine Eltern verabschiedet und dann kam Benn mir hinterher. Dieser Mistkerl wollte doch tatsächlich sich entschuldigen und fragt mich dann, ob ich ihm noch eine Chance gebe.. Dieser Mistkerl..“

Grimmig sah Luka zu mir.

„Das musst du wissen. Ich denke ich hätte auch so gehandelt. Erst dich ignorieren und dann wegrennen und jetzt wieder alles ist gut spielen. Nee geht gar nicht.“

Wir beide schwiegen und sahen uns nur an. Plötzlich fingen wir beide an zu lachen. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, war meine Neugierde wieder da, wie das Gespräch mit seinen Eltern ausgegangen ist.

„Und was ist nun mit deinen Eltern?“

„Ilse wollte nur eines das ich meine Sachen packe und sofort mit komme zu ihnen. Micha und Bärbel sind eingesprungen und versuchten sie davon abzubringen. Ich selber saß erst nur da und hörte zu. Bis es mir reichte und ich ihnen ins Wort gefallen bin.“

„Ja und weiter.“

„Na ich hab gesagt das ich nicht mitkomme und sie auch nicht besuchen werde, bis sie das mit Lars und Lisa geklärt hätten und das beim zweiten Anlauf wenn überhaupt, ich nicht alleine kommen werde, sondern das du dabei sein wirst.“

„OK und was haben sie gesagt?“

„Ilse drohte gleich mit Gericht und Aufenthaltsbestimmungsrecht… aber Bärbel ist eingeschritten und hat ihr erklärt, dass das nicht so einfach wäre in meiner Situation und sie so auch nicht mein Vertrauen erlangen könne. Ilse war dann ruhig und Micha hat sich bei mir für das was gestern passiert ist entschuldigt. Ich habe ihnen gesagt dass ich Zeit brauche um das alles sacken zu lassen. Tja das war es kurz und knapp.“

„Na bitte besser konnte es ja nicht laufen..“

„Ja mein bester und nun lass uns für morgen die Sachen packen. Ich komm mit in die Schule.“

„Was sagen meine Eltern dazu?“

„Sie wissen es noch nicht. Am besten ich spreche mit denen nachher.“

„Besser so…“

In dem Augenblick klopfte es Sturm an Freds Tür.

„Fred! Luka! Kann ich rein kommen?“

Das war meine kleine Schwester Nadine die bei unseren Großeltern über das Wochenende war.

Luka stand auf und öffnete die Tür. In dem Augenblick sprang sie auch wie ein Wirbelwind in mein Zimmer.

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2 Kommentare

  1. Hallo Joerschi,

    Eine sehr spannende Geschichte, sie könnte sogar in Wirklichkeit geschehen sei¨-

    Aber bitte schreibe weiter, deine Laser warten darauf.
    MFG
    Walter

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  2. Boah wird ja als krasser, da zerreißt es einem scho beim Lesen das Herz. Bitte bald eine Fortsetzung.

    LG Andi

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