Traumschiff – Teil 83

Magdeburg……schlechtes……Dresden……Pläne……Sehenswertes……Enthüllung……Omas Erkenntnisse…


Danke für die dieses Mal doch zahlreichen Rückmeldungen, ich habe mich sehr gefreut.

Carl August

Um dreiundzwanzig Uhr verlassen wir die Messe und wir wollen schlafen gehen. Wir haben alle ein bisschen was getrunken, mit Alex, der beschwipst ist und deshalb bestimmt auch einschlafen kann, trotz der düsteren Gedanken, die ihm im Kopf rum gehen.
Er hat ein bisschen was aus der Zeit mit Uwe erzählt, so dass wir jetzt näher Bescheid wissen über seinen Freund und ihn. Ich denke, es hat ihm auch ein bisschen in seinem großen Schmerz geholfen und er hadert nicht mehr gerade so stark mit dem Schicksal. Beim Rausgehen ist er kurz bei dem jungen Stewart stehen geblieben und hat sich bedankt und hat ihn kurz umarmt, bevor er die Messe verlassen hat. Wir, Lis, Jerome und Natascha so wie Paolo und Sergej, sind die letzten, alle anderen Mädels und Jungs sind wohl schon früher in die Kojen und auch Frau Gut und Frau Jensen sind schon länger unter Deck gegangen.
Das Schiff macht immer noch Fahrt und bevor wir nach unten gehen, winke ich noch kurz zu Herrn Sundermann hinauf.
Martin und Kai sind gut zuhause angekommen und dort ist auch alles OK. Mit Ulf Schroer habe ich auch länger telefoniert, es läuft alles gut, auch ohne mich. Er hat mir von dem bevorstehenden Besuch seiner Schwiegereltern erzählt und das Noah sich denen gegenüber jetzt wohl outen und ihnen dann auch Enrico vorstellen will. Ich habe gesagt, dass ich das gut finde und dass ich hoffe, dass der alte Pfarrer gut mit der Sache umgeht.
Ulf hat gemeint, dass der wohl, wenn er Probleme machen sollte, in ihrem Haus nicht bleiben kann. Er und auch Irene stellen Noahs Glück an erste Stelle und wenn die Großeltern damit nicht leben können, dann müssen sie wieder nach Hause fahren. Ulf hat auch gesagt, dass die Van Straatens Rolf und Noah je fünftausend Euro geboten haben, wenn sie von einer Anzeige wegen schwerer Körperverletzung Abstand nehmen. Mir kommt das ein bisschen wenig vor und das habe ich Ulf auch gesagt. Schließlich entgeht der Sohn ja dadurch einer Freiheitsstrafe und das sollte ihnen schon etwas mehr wert sein.
„Hak mal nach“, hab ich gesagt, „siebenfünf sollten schon drin sein. Wenn er das nicht will, werden wir seine Dienste in Zukunft nicht mehr in Anspruch nehmen, das kannst du ihn durch die Blume ruhig wissen lassen und sag ihm, das der Noah mein Patenkind ist und ich das alles im Auge habe.“
Ulf hat gelacht und gesagt, dass er das machen wird. Ich finde, die Jungs haben einiges mit gemacht durch den Unfall und die Straatens haben ja auch Kohle genug, um das bezahlen zu können.
In der Kabine spreche Lis und ich noch ein wenig über den Alex, tauschen uns aus, wie wir seinen Zustand beurteilen und kommen zu dem Schluss, dass er wohl nicht akut Suizid gefährdet ist, wir wollen aber darauf achten, dass er nicht allein ist, vom schlafen mal abgesehen.
Es hat natürlich die Stimmung an Bord gedrückt, aber das ist weder Schuld des Jungen und schon gar nicht Oles Schuld. Dadurch, dass Ole uns vor Alex unterrichtet hat über das Drama, hätten wir ja auch sagen können, dass wir das dem Alex erst nach unserer Rückkehr nach Bremerhaven sagen wollen. Das wollten Lis und ich aber nicht, denn hier, auf engem Raum mit vielen Leuten dürfte es für Alex letztendlich besser zu ertragen sein, als zuhause.
Morgen Mittag, in Dresden, vorher werden wir wohl nicht dort sein, habe ich einen großen Bus bestellt, für fünf Tage, mit dem werden wir Dresden und das Umland bereisen und uns all das Sehenswerte anschauen. Sergej als Dresdener soll mit Jerome und Ole einen Plan machen, was wir alles anfahren und dann anschauen wollen.
Waltraud, Sergejs Mama will sich da auch mit einbringen. Das wollen sie Morgen früh vor bereiten.
Jetzt wird erst mal geschlafen, Lis und ich merken das Bier auch, lediglich Natascha und Paolo haben Wein getrunken, aber nur wenig. Das leichte Vibrieren der Maschinen begleitet uns in den Schlaf.

Boris

Nach dem Spielen heute Abend, nur zwei Runden Skibbo, bis viertel nach Zehn mit Matze und Chris, Tom und Micha so wie Robin bin ich mit Robin auch runter zum Schlafen gegangen. Einen nochmaligen Aufstieg zur Brücke konnte ich ihm ausreden.
Wir haben dann noch über die Sache mit dem Alex und dessen Freund geredet und auch Robin war schon geschockt, das dieser Uwe jetzt tot ist und der Alex so traurig. Auch darüber, wie die Familie mit dem Alex umgegangen ist, haben den Jungen schon etwas geschockt und sehr nachdenklich werden lassen.
„Meine Mama hatte mit Chris, ich meine damit, dass er schwul ist, überhaupt kein Problem“, sagt er zu mir, „Hauptsache, du bist gesund, hat sie zu Chris gesagt. Robin hätte ich lieber schwul und gesund, als so krank wie er ist.“ Er lacht leise: „Siehst du, selbst wenn ich nach den Operationen wirklich auf Jungs stehen würde, wäre das für Mama kein Ding, das sie aufregen würde.“
„Na ja“, sag ich, „das wird sich ja dann noch früh genug zeigen, für wen oder welches Geschlecht du was empfindest. Warte es einfach ab, werde erst mal gesund und dann siehst oder besser fühlst du ja, wo es drauf hinaus läuft und jetzt ab in die Falle.“
Schnell sind wir bettfertig, Zähne sind geputzt und ich wuschel dem Kleinen noch mal durch die Haare. „Schlaf gut, kleiner Steuermann“, sag ich, „träum von großen Schiffen und dem weiten Meer.“ „Schlaf du auch gut“, nuschelt er halb ins Kissen und ich lösche das Licht. Das sanfte Brummen der Maschinen, nur als Vibration zu spüren, lässt uns schnell einschlafen.
Im Wegdämmern denke ich, ich könnte ja auch meinen Roller auf das Schiff holen und ihn mit nach Bremerhaven nehmen, dann könnte ich an dem Sonntag nach der Party mit dem Roller nach Hause fahren. Mal sehen, ob Papa und Mama das erlauben. Das wäre doch eine Coole Tour, der Roller läuft fast Hundert und sonntags sind auch keine LKW unterwegs, in sechs Stunden oder sieben könnte ich zuhause sein, schneller ist die Bahn auch nicht.
Beim Einschlafen höre ich Geräusche, nur schwach aber wohl eindeutig und es stört mich auch nicht, wenn sich da gerade zwei Jungs ganz doll lieb haben. Neben uns liegen Chris und Matze auf meiner Seite und Tom und Micha auf Robins Seite. Scheinbar geht auf beiden Seiten ein bisschen die Post ab.
Das macht mich wohl ein bisschen an, obwohl ich eher auf Mädchen stehe. Der Kleine schläft, trotzdem ich leise ins Bad gehe und mir mal selber was Gutes tu. Seit wir mit dem Schiff unterwegs sind, habe ich nicht mehr gewichst, dem entsprechend viel läuft beim Kommen über meine Hand. Ich mache mich sauber, zieh die Shorts hoch und geh entspannt und zufrieden zurück in meine Koje. Das war gut und auch an der Zeit, jetzt geht es mir gut und ich schlafe ein.

Noah

Der Wecker geht für Enrico, es ist viertel vor Sieben. Da Papa ihn mit nimmt mit dem Auto, können wir bei seiner jetzigen Schicht eine viertel Stunde länger schlafen. Ich küsse ihn wach, er grummelt zuerst immer aber wenn ich mit der Zunge in seine Ohrmuschel fahre, ist er schnell munter. Wir gehen zusammen duschen, entspannen gegenseitig das allmorgendliche Rheuma am Südpol und gehen dann auch zusammen runter zum Frühstück.
Heute kommen Opa und Oma und Mama ist nervös, im Gegensatz zu Papa und mir. Ich nehme Mama gleich mal in den Arm, drück sie und sage: „Wir schaffen das schon, Mama, es wird alles gut.“ Sie seufzt und meint: „Wäre es nur schon rum, diese Ungewissheit ist es, die mich so nervös macht.“
Mein Schatz ist ganz still und macht ein eher trauriges Gesicht. „Du hast keine Schuld, Enrico“, sag ich, wohl wissend dass er denkt, wenn er nicht mit mir zusammen wäre, gäbe es diese blöde Situation gar nicht. „Ich war schon schwul, bevor wir uns kennengelernt haben, alles ist easy und ich will dich halt immer bei mir haben, daran kann und wird kein Opa dieser Welt etwas ändern.“ Ich geh zu ihm, nehm nun auch ihn in den Arm und flüster gemein in sein Ohr: „Vorhin, als du in meiner Hand gekommen bist, war dein Gesichtsausdruck viel besser. Bitte guck doch wieder so, wie vorhin in der Dusche.“
Jetzt muss er lachen, mein Kleiner und Mama sagt spitz: „Ich möchte gar nicht wissen, was du ihm jetzt ins Ohr geflüstert hast.“ „Nur Gutes Mama, jetzt lacht er wieder“, sag ich und setze mich neben Rico. „Guten Morgen“, sagt Papa, als er rein kommt, er gibt Mama einen Kuss und uns beiden strubbelt er durch die Haare. Dass er das auch bei Rico macht, zeigt mir, dass er ihn gern hat und das macht mich froh und auch stolz auf meinen tollen Papa.
Mama hat jedem einen Becher Kaffee hingestellt und jetzt wird erst mal gut gefrühstückt.
„Noah“, sagt Mama, „wir fahren nachher noch schnell zum Einkaufen, heute ist Freitag und da muss Fisch her, Opa und Oma essen Freitags kein Fleisch. Ich brauch auch noch einige andere Sachen und auch zwei Kasten Getränke. Wir sind so rechtzeitig zurück, das du mit dem Roller zur Reha in die Klinik fahren kannst.“ „OK, Mama“, sag ich und esse mein Brötchen.
Zu Mittag, wenn der Besuch kommt, bin ich aus der Reha zurück und um vierzehn Uhr hole ich dann Enrico ab. Ob meine Großeltern dann noch da sind? Wer weiß.
Papa und Rico brechen auf und ich laufe noch mit bis zur Haustüre und gebe Rico einen Abschiedskuss und wink ihm noch. Ja, ich weiß, dass das uncool ist zu winken, aber das ist mir gerade mal scheiß egal. Ich laufe hoch und zieh mich zum Einkaufen an, nach dem Duschen habe ich nur einen Trainingsanzug angezogen und Mama meint immer, das das nur für den Sport ist und nichts für in die Stadt.
Nach Aldi, Lidl und Co bin ich um viertel nach Zehn unterwegs zur Reha, Rolf kommt auch mit Paul, der ist eigentlich immer dabei, weil er ja Ferien hat. Hinterher gehen wir immer noch in die Cafeteria und tauschen Neuigkeiten aus. Jerome und ich haben gestern Abend lange telefoniert und er hat viel Neues zu berichten gehabt, das ich an Rolf und Paul weitergebe.
Natürlich erzähle ich auch von Opa und was heute abgeht und beide wünschen mir Glück, das sie es so aufnehmen, wie es Rolfs Großeltern getan haben.
Wir reden auch noch über das morgen um elf Uhr statt findende Gespräch beim Ringverein, zu dem wir Rolf dann abholen. Paul bleibt aber dann bei Rolf zuhause oder er fährt schon früh mit Rolfs Opa in die Werkstatt, wo die Zwei mit noch zwei Lehrlingen samstags immer die Werkstatt aufräumen. Rolf will mich morgen früh rechtzeitig anrufen, ob wir ihn zuhause oder an der Werkstatt abholen sollen. Papa weiß, wo die Werkstatt ist, also ist es ja egal, wo wir Rolf dann abholen. Jetzt, es ist bald halb eins, fahre ich nach Hause.
Mit Mama habe ich vereinbart, das ich um halb eins zum Essen komme und auch, dass ich es den Großeltern sagen will. Ich will das selber sagen, weil es ja auch mich betrifft und ich will ihm ins Gesicht sehen, will seine Reaktion sehen, wenn ich es sage. Jetzt bin ich doch etwas aufgeregt als ich Opas Auto vor dem Haus stehen sehe und stelle den Roller ab.
Opa und Oma sitzen mit Mama im Esszimmer, der Tisch ist gedeckt und es riecht nach Fisch. Nach einer Begrüßung mit Umarmung und „Ach, bist du groß geworden“, setze ich mich auf meinen Platz, während Mama das Essen aufträgt. Seelachsfilet, Kartoffelpüree und Spinat…….. ich mag Spinat von Mama, der ist immer gut. Wasser und Gläser stehen auf dem Tisch, es kann los gehen. Opa spricht ein Tischgebet, dankt seinem Gott für das Essen, obwohl wir es gekauft und Mama es gekocht hat. Ein Gott war noch nie in unserer Küche, aber das diskutiere ich jetzt besser nicht hier am Tisch. Es wird eh noch lustig genug werden, denk ich bitter. Warum muss ich mich eigentlich rechtfertigen für etwas, auf das weder ich noch sonst wer Einfluss hat. Mein Blutdruck, denk ich, ist deutlich höher als normal.

Matze

Heute Morgen beim gemeinsamen Frühstück hoffe ich, das man Chris und mir nicht gerade ansieht, was gestern noch in der Kabine gelaufen ist. Da mein Po ein bisschen gestresst war, durfte ich mich nochmal in Chris versenken. Es war grandios, wir haben uns sehr viel Zeit gelassen, Chris hat mir erklärt, wie er es am liebsten hat, bei der Vorbereitung und auch beim Poppen und ich habe dann auch zum ersten Mal an einem Po geleckt.
Der war natürlich total sauber gewaschen und er hat auch zeitig vorher gespült, aber es war trotzdem etwas, das ich mir vorher eher nicht vorstellen konnte und so habe ich dann auf den strammen Halbkugeln meines Schätzchens angefangen und mich dann Stück für Stück nach innen zur Mitte hingeleckt. Je weiter ich nach innen kam, um so mehr hat er gestöhnt und als ich dann die hellbraune Knospe in der Mitte immer mit der Zunge gestubbst und dann auch darüber geleckt habe, ist er richtig laut geworden und total abgegangen.
Danach habe ich die Finger und Gel benutzt und ihn schön vorbereitet und dann ging schließlich die Post voll ab. Hoffentlich haben Boris und vor allem Robin uns nicht gehört, aber leiser ging es nicht. Es war so ein Wahnsinn und das ich das mit Chris erleben darf und ja wohl auch jetzt immer haben kann, wenn wir Lust drauf haben, das ist einfach sooo toll und ich bin total glücklich mit meinem Schatz, den ich da bei der Party so ganz zufällig gefunden habe.
Mein Leben, unser Leben hat sich stark verändert, unsere Liebe wächst mit guten Aussichten, Robins Schicksal wird sich hoffentlich auch bald zum Guten wenden und dann können Chris und ich zusammen Medizin studieren in Hamburg oder Berlin oder auch in Köln, mal sehen, bis dorthin ist ja noch ein Jahr Zeit und jetzt geht es ja bald in die Staaten.
Jerome erzählt, dass wir gute Fahrt machen, Robin schon wieder auf der Brücke sitzt und Boris bei ihm ist und dass wir etwa um zwölf Uhr in Dresden anlegen werden. Bei Boris müssen Chris und ich uns noch extra bedanken, weil er durch sein Kümmern um Robin uns den Freiraum geschaffen hat und wir uns nun endlich ganz nah gekommen sind, eins geworden sind mit wechselseitigen Rollen.
Boris ist schon ein ganz lieber Kerl und Robin mag ihn sehr aber auch Chris und ich mögen Sergejs Bruder und auch den Rest der Familie gern.
Onkel und Tante haben eine SMS geschrieben von Mauritius, es gefällt ihnen gut und sie wünschen uns alles Gute. Ich habe zurück geschrieben, dass wir total glücklich sind, das wird sie freuen.

Robin

Sehr früh waren Boris und ich schon wach und nach einer gemeinsamen Dusche, einem kurzen Imbiss für uns beide und Kaffee für Boris in der Messe hat er mit mir wieder die Brücke auf gesucht. Dort hat mich der Kapitän wieder auf seinen Stuhl gesetzt und mir von hinten die Hände auf die Schultern gelegt.
„Auf dem Fluss ist es etwas anderes als im Kanal zu fahren“, sagt er, „hier gibt es mehr Verkehr und auch Strömungen, die man berücksichtigen muss. Die Elbe hat hier oben viele Windungen und die sind nicht so einfach zu durchfahren, wie ein Kanal. Aber wir Zwei werden das schon schaffen. Das Echolot auch Sonar genannt, zeigt uns immer die Wassertiefe und die Flußbodenform an. In den Kurven ist der Fluss im Innenbogen seichter, also nicht so tief wie am äußeren Bogenufer.“
Jetzt sagt er mir immer genau, wie ich steuern muss und gibt auch Anweisungen runter in den Leitstand.
„Wir fahren gerade an Riesa vorbei und können, wenn alles gut läuft, bis halb eins spätestens in Dresden sein“, sagt er zu mir und Boris und dann zum Leitstand: „Beide voraus sechs“, und das Schiff wird etwas schneller. Die Stadt am Ufer hat einige an die Reling gelockt, bevor sie dann wohl frühstücken.
Neben dem Steuersegment ist rechts noch so etwas wie ein Joystick, mit einem roten Knopf oben drauf und ein Drehgriff ist auch drauf. Das ist für den Voit Schneider Antrieb, der im vorderen Drittel des Schiffes nach unten ausgefahren werden kann. Damit kann das Schiff in alle Richtungen bewegt und gesteuert werden. In den Flussschleifen schaltet der Kapitän diesen Antrieb zusätzlich ein, um dem Bogen des Stromes besser folgen zu können. Die Schraubenverstellung wird dann reduziert und über den Joystick wird gesteuert, das Ruder hinten wird jetzt nur unterstützend eingesetzt.
So fährt das Schiff immer im tiefsten Wasser bergauf und wir müssen sehr auf entgegen kommende Schiffe achten. Manchmal kommen sehr große Schubeinheiten, mit über hundert Metern Länge und die fahren auch im tiefsten Wasser. Das ist schon ein wenig aufregend für mich. Hinter Riesa kommen nur leichte Kurven, später dann schon einige recht enge Schleifen aber Herr Sundermann hat das voll drauf.

Boris

Ich geh mal, nach dem der Kapitän sein OK gegeben hat, wieder runter in die Messe, noch etwas frühstücken. Robin ist hier ja optimal aufgehoben. Vorhin habe ich Herrn Sundermann gefragt, ob wir von Dresden aus meinen Roller mit nach Bremerhaven nehmen können und er hat gemeint, das wäre kein Problem. Das freut mich und ich lasse die beiden jetzt allein auf der Brücke.
Wenn der Robin auf der Brücke sein darf, ist alles andere vergessen, da hat er eine Aufgabe, die ihm Spaß macht und der Herr Sundermann hat wohl einen Narren an Robin gefressen, aber das haben wohl alle Erwachsenen und wir jungen Leute mögen ihn natürlich auch sehr und ich wohl ganz besonders. Kein Wunder, er ist total lieb, aufgeweckt und für sein Alter und seine Krankheit voll cool und aussehen tut er wie ein Engel.
Hoffentlich kriegen die Amis das hin mit seinem Herz, das er endlich normal leben kann, das wäre für ihn und seine Leute wohl das Beste und wir alle wären dann auch froh, wenn unser Freund Robin dann an allem teilhaben kann, so wie wir es können.
In der Messe ist jetzt Hochbetrieb, fast alle sind da und ich setze mich zu Chris und Matze, die einen sehr zufriedenen Eindruck machen. Ich berichte von Robin und dass er wieder auf der Brücke ist, was keinen wundert. Eine Bemerkung über die wohl eindeutigen Geräusche gestern Abend verkneif ich mir, will die zwei, besonders Matze, nicht in Verlegenheit bringen mit Anspielungen, Hauptsache sie hatten Spaß, die Beiden.

Noah

Die Teller sind leer, es war gut, Mama hat da schon was drauf beim Kochen und jetzt fragt sie, wer denn einen Kaffee oder Espresso möchte. Möchten wir alle und Mama geht in die Küche, das Geschirr nimmt sie gerade mit auf dem Weg.
„Und, mein Junge“, fragt Oma, „hast du den Unfall gut überstanden, ist alles wieder OK mit dir?“
„Ich fahre noch jeden Tag zur Reha in die Klinik“, sag ich, „aber es geht schon fast wieder normal. Rolf, der auch mit dabei war, ein Freund aus dem Ringerclub, ist auch wieder fast OK.“
„Jetzt hast du schon wieder so einen Roller“, sagt jetzt Opa, „ist dir das denn nicht Lehre genug gewesen mit dem Unfall? Du hättest tot sein können. Ich habe schon mit deiner Mutter gemeckert, das sie dir wieder so ein Ding gekauft haben.“
„Opa, ich war nicht schuld an diesem Unfall“, sag ich, „ich habe nichts verkehrt gemacht und den neuen Roller bezahlt die Versicherung des Autofahrers. Das hätte auch mit dem Fahrrad passieren können. Der Fahrer war angetrunken und ist abgehauen, aber die Bullen haben ihn geschnappt und jetzt ist er dran. Da wir den Fahrer sogar kennen, haben seine Eltern Geld geboten, wenn Rolf und ich ihn nicht wegen schwerer Körperverletzung anzeigen.“
„Du wirst doch bald Volljährig, kannst dann ein Auto kaufen“, sagt er, „das ist lange nicht so gefährlich wie ein Zweirad.“ „Ich weiß, Opa“, sag ich, „aber zur Zeit darf ich nur Roller fahren und hab auch jetzt nach dem Unfall keine Angst und meistens fahre ich auch nicht allein, so dass ich besonders vorsichtig fahre.“
„Holst du immer deine Freundin mit?“, will Oma wissen und schaut mich neugierig und leicht lächelnd an. Upps, jetzt ist es wohl soweit, Farbe zu bekennen. „Ich habe einen Freund, Oma“, sag ich und schau sie an, „ Enrico heißt der und den hole ich um zwei von seiner Arbeit ab. Dann stell ich euch den vor.“
„Freund?“, fragt Opa und zieht die Augenbrauen hoch, dann schaut er Mama fragend an und die wird rot. „Ja, Opa, ich habe einen Freund“, sag ich mit fester Stimme, „wir lieben uns, sind also schwul und das haben wir uns nicht so ausgesucht.“ Totenstille……“Irene, was geht hier vor, wieso redet der Junge so ein Zeug daher“, fragt er jetzt nicht besonders freundlich. „Opa, ich bin schwul, Mama kann nichts dafür“, sag ich, „und da sie es nicht ändern kann und ich auch nicht, haben sie es akzeptiert, weil sie wollen, das ihr Sohn glücklich ist.“
„Glücklich? In die Hölle wirst du fahren mit diesen sündhaften Tun, das sagt schon die Bibel“, gibt er jetzt etwas lauter zum Besten, „Wie könnt ihr es gut heißen, das euer Sohn in Sünde lebt, Irene?“
„Ich lebe nicht in Sünde“, sag ich bestimmt, „ich liebe einen Menschen, so, wie du Oma liebst und wie Papa Mama liebt und es ist für mich keine Sünde. Wir lieben uns und daran wird sich auch nichts ändern. Du kannst es akzeptieren oder auch nicht, wenn nicht, dann habe ich eben keine Großeltern mütterlicherseits mehr. Meine Liebe und mein Lebensglück gebe ich nicht auf.“
Stille………
„Das ich das erleben muss“, sagt er entrüstet, „das hättest du mir schreiben oder aber am Telefon sagen müssen, Irene, dann hätten wir uns die Fahrt sparen können. Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich das akzeptiere und auch noch zuschaue, wie er hier seinen Freund anschleppt, der wohl schon so gut wie eingezogen ist. Sodom und Gomorra, nicht mit mir, Judith, wir reisen ab.“
„Du reist ab, Felix“, sagt Oma, „ich bleibe. Deine sturen Ansichten teile ich schon lange nicht mehr und mich stört Noahs Veranlagung überhaupt nicht, weil es so ist, wie er es gesagt hat. Er kann nichts dafür und wenn er glücklich ist, dann ist es gut.“
„He, was soll das, Weib“, motzt er die Oma an, „du kommst mit mir, schließlich bin ich dein Mann und die Bibel sagt schon im Alten Testament, das das Weib dem Manne Untertan ist.“ „Vergiss es Felix“, sagt Oma, „Untertan war gestern. Wenn du fahren willst, dann tue es, ich bleibe bei meiner Tochter und bei meinem Enkel.“
„Nun denn, wie du willst, Judith, des Menschen Wille ist sein Himmelreich“, sagt er, „dann bleibe hier in diesem Sündenpfuhl, ich nicht, Basta.“
„Du machst es mir einfach, Opa“, sag ich und steh auf, „wenn ich achtzehn bin, werde ich nicht nur den Führerschein machen, nein, ich werde auch aus dieser mittelalterlichen Sekte austreten und im Leben keine eurer Kirchen mehr betreten. Wer mich, so wie ich bin, nicht will, den will ich auch nicht und jetzt fahre ich Enrico holen und es wäre schön, wenn du weg wärst, wenn wir wiederkommen. Er hat schon genug Homophobie durch seinen Vater erfahren, auch aus überwiegend religiösem Wahn heraus. Gute Heimfahrt.“
Mit etwas größerer Wut im Bauch geh ich, nicht ohne an der Türe zu sagen: „Danke, Oma, du bist toll.“ An der Garderobe schnapp ich Lederjacke und Helm, Rico hat seinen in der Firma und los geht’s. Trotz seiner Reaktion bin ich erleichtert, dass diese Hürde genommen, das es vorbei ist. Jetzt konzentriere ich mich ganz aufs Fahren und eine viertel Stunde später bin ich vor Ort, etwas zu früh, wie ich feststelle. Die Zeit werde ich nutzen, Papa zu informieren wie es gelaufen ist, Omas Verhalten hat mich überrascht, damit hatte ich eher jetzt nicht gerechnet, aber ihre Parteinahme hat mich sehr gefreut und Opa sind fast die Dritten in die Kaffeetasse gefallen.
Mama wird zwar nicht gerade froh sein, aber dass ihre Mutter zu ihr und zu mir hält, das hat ihr doch bestimmt gut getan. Jetzt muss sich der alte Pfarrer was einfallen lassen, von Hausarbeit und kochen hat der keinen Schimmer, das war immer unter seiner Würde. Seiner Meinung nach sind Frauen für die, wie er findet, niederen Arbeiten da und wie die Bibel es sagt, sind sie dem Manne Untertan….. dem ist nichts mehr hinzu zu fügen. Der hat nie im Leben damit gerechnet, das Oma mal gegen ihn auf mucken würde, das wird seinen Machostolz tief getroffen haben und wenn er erst mal daheim im Chaos versinkt, dann gehen ihm die Augen auf.
Papa ist ebenfalls erstaunt, dass Oma sich widersetzt hat, findet es aber gut und auch, wenn sie jetzt wohl für längere Zeit bei uns bleiben wird, macht ihm das nichts aus. Jedenfalls meint er, das der Käse für uns halt jetzt gegessen ist und wenn das morgen beim Ringerclub rum ist, dann kehrt wieder Ruhe ein, egal wie das aus geht. Wir sind beide der Meinung, dass das mit dem Ringen ein auslaufendes Modell ist, da unter den Ringerkollegen bestimmt einige sein werden, die nicht mehr mit Rolf oder mir zusammen trainieren wollen, aber das wissen wir spätestens morgen Mittag.
Schatzi kommt und nach einem Kuss will er natürlich wissen, was abging mit Opa und Oma. Er lacht, als ich sage, das Oma noch da und Opa fort ist. Er setzt seinen Helm auf und wir fahren los, zu uns nach Hause. Ich bin gespannt, was Oma sagt, wenn sie Rico kennen lernt.

Sergej

Zu Viert sitzen wir an einem Tisch in der Messe, das Frühstück ist beendet und mit Schatz, Ole und Frank planen wir das Programm für Dresden, wo wir wohl kurz nach Mittag eintreffen werden. Wir wollen zunächst ein eher klassisches Programm machen und dann erst später das Umland mit einbeziehen.
Da wären Frauenkirche, Neumarkt und Zwinger, Semperoper, der Fürstenzug, Residenzschloß und Kathedrale, sowie der goldene Reiter und die Brühlschen Terrassen. Nicht zu vergessen das blaue Wunder und Pfunds Molkerei. Das sind eigentlich die Top Ten. der Kulturellen Schätze der Landeshauptstadt Dresden. Natürlich gibt es da noch einiges mehr, aber für heute Nachmittag und den Samstag dürfte es erst mal reichen.
Am Sonntag will Jerome das Karl May Museum in Radebeul besuchen, von dem ich ihm damals, als wir zum ersten Mal bei Opa waren, erzählt habe. Das findet auch Oles und damit auch Franks Beifall, so dass wir das für den Sonntag fest einplanen. Opa werde ich mit Oma als Orts- und Karl May Kundigen dazu einladen, er kennt dort alles und wird uns gerne führen. Dort ist Sonntag ab neun Uhr geöffnet bis achtzehn Uhr
Danach will Jerome noch alle zum Essen einladen und wir suchen ein passendes Lokal. Dabei stoßen wir auf das Hotel „Zum goldenen Anker“ in Radebeul und da es ganz toll aussieht, ruft mein Schatz dort an uns reserviert für achtunddreißig Personen für Sonntag um achtzehn Uhr dreißig. Somit steht unser Programm bis Sonntag. Die Besatzung ist immer mit eingeplant, obwohl zwei Mann als Schiffswache an Bord bleiben müssen.
Jerome erinnert mich an unser Versprechen, Vanessa gegenüber und schlägt für Montag einen Besuchstag im Zoo vor, was auch Frank und Ole gut gefällt. Für den Dienstag hat sich Jeromes Papa die Planung vorbehalten, ich denke, das hängt wohl mit Oles achtzehnten Geburtstag zusammen. Was er davor hat, der Carl August, hat er nicht gesagt.
Für Mittwoch planen wir dann einen Badetag ein, wir waren immer im Georg Arnold Bad in der Helmut Schön Allee, das ist direkt beim Stadion von Dynamo Dresden, wenn man Morgens bei Zeiten da ist, kann man im Liegebereich einen guten Platz ergattern. Dort ist alles, was man von einem guten Freibad erwartet und ein Restaurant ist auch dabei, falls einer zwischen durch was essen will.
Mittwoch, gegen Abend wollen wir dann die Heimfahrt antreten und Bremerhaven am Freitag erreichen, um dann Samstag ab siebzehn Uhr unsere Party mit Oles Geburtstag und der Verabschiedung von Robin, Chris und Matze und dem Doktor Alex zu feiern, die ja dann am zweiundzwanzigsten mit dem Firmenjet in die Staaten fliegen.
Zum Ende dieser Woche, am fünfundzwanzigsten dann soll auch die Endabnahme der Baustelle stattfinden und dann geht es auch langsam an den Umzug in die große WG nach Bremen, die wohl auch dann unter der Woche der Haupttreffpunkt für uns alle sein wird. Ich bin gespannt, wie das läuft.
Alle, die dann noch in Bremerhaven wohnen, sind irgendwie Mobil und auch die, die in Bremen nicht in der WG wohnen, sind mobil und können diese erreichen und was an den Wochenenden abgeht, werden wir ja dann sehen.

Carl August

Der Planungsstab für unsere Zeit in Dresden tagt vorne in der Messe, mal sehen, was da so dabei rauskommt, obwohl ich bin da eigentlich sehr zuversichtlich, dass die Jungs das hinkriegen. Für Dienstag muss ich selber planen, da wird Ole achtzehn und das soll schon was werden für ihn. Mir wird da schon was einfallen, denk ich.
Nicht weit von Dresden weg ist das Elbe Freizeitland Königsstein, ein kleiner Park für Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Sachen, wo man mit Kraft und Beweglichkeit klettern und springen und anderen Spaß haben kann und wo es auch für Vanessa und Barbara und Robin genügend Möglichkeiten gibt, sich zu vergnügen.
Minigolf kann man auch dort spielen und ein gutes Restaurant soll auch da sein, allerdings Achterbahnen oder große Fahrattracktionen sucht man da vergeblich. Zoran hat davon erzählt und auf dem Laptop habe ich mir ein Video angeschaut. Lis und ich finden das für den Tag ganz nett und Abends schwebt mir ein Essen im Hilton vor, aber Lis hat gemeint, dazu sollte ich erst mal mit Kevin reden.
Für ihn ist ja das Hilton nicht gerade der Ort zum Feiern, wenn er sich aber traut, er ist ja nicht allein, dann könnte ich das ja alles regeln. Ich werde ihn und Wolfi nachher mal dazu hören. Lis hat gemeint, dass er sich mit Wolfi zusammen bestimmt traut und die Anderen sind ja dann auch dabei. Alex hat bis Dienstag hoffentlich den ersten schlimmen Schmerz überwunden und kann auch wieder etwas Spaß empfinden.
Wenn wir nach Hause kommen, geht es ja dann auch gleich mit Party weiter. Ich muss mit dem Herrn Meinle telefonieren, dass die das Essen machen und er das dann mit Enricos und Noahs Hilfe zu uns raus bringt. Ulf soll sich mit darum kümmern. Wir Erwachsenen werden dann nochmal auf der Terrasse feiern, mal sehen, vielleicht feiern wir auch alle zusammen auf der Wiese am Baumhaus. Martin und Kai können sich darum kümmern. Lis liegt draußen in der Sonne, ich werde mal zu ihr gehen und sie bitten, meine Gedanken und Ideen mit ihr zu teilen und dann wohl auch Kevin und Wolfi dazu holen lassen.
Wenn das mit dem Hilton klar geht, werden Lis und ich Zoran und Waltraud informieren und wenn die auch einverstanden sind mit dem Park in Königsstein, dann werde ich den Herrn Kubis im Hilton anrufen und Oles Geburtstagsessen bestellen mit allem Drum und Dran. Frau Jensen werden ich vorher noch fragen, was so Oles Lieblingsspeisen sind, dann sollen die im Hilton mal was zaubern, die Köche.

Kevin

Wir liegen in der Sonne auf dem Vordeck, mein Wölfchen und ich. Wir sind noch etwas müde, die Nacht war anstrengend und so haben wir jetzt, nach dem wir uns gegenseitig eingecremt haben, die Augen geschlossen und dösen in der Sonne. Marianne, Sergejs Schwester, kommt zu mir, stubbst mich an und sagt, dass ich mit Wolfi bitte mal zu Lis und Carl August in die Messe kommen soll. Ich stubbse meinen Schatz, der das eben nicht mit bekommen hat an und sage, dass wir in die Messe kommen sollen. Wir ziehen ein Shirt über und gehen nach hinten.
Als wir in die Messe kommen, sitzen gleich beim Eingang Jeromes und Sergejs Eltern beieinander und Lis bittet uns, mit am Tisch Platz zu nehmen. Sergejs Eltern stehen jetzt auf und gehen nach draußen. Nach dem wir jetzt sitzen, kommt der Stewart und fragt, ob wir was trinken möchten und Wolfi und ich bestellen jeder einen Kaffee bei ihm, der dann auch schnell kommt.
Carl August sagt: „Ihr wisst ja, das Ole am Dienstag achtzehn wird und wir sind dabei, diesen Tag zu planen. Gegen Abend wollen wir ähnlich wie an Martins Geburtstag in Bad Schwartau ein gemeinsames Essen in einem separaten Raum, mit Musik, einplanen und für mich wäre das am besten im Hilton zu machen.“
Mich überläuft ein Schauer, will ich, kann ich da hingehen und feiern? Wolfis Hand drückt meine. Lis sagt jetzt: „Kevin, du musst uns sagen, ob du mit uns allen dort hingehen und feiern kannst, nach allem, was dir dort widerfahren ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es nicht geht und du musst das auch nicht sofort entscheiden. Besprich dich mit Wolfi, redet darüber und wenn es nicht geht, suchen wir was anderes. Fühl dich nicht unter Druck gesetzt, nur weil es für Carl August die bequemste Lösung ist. Sag uns später Bescheid, wenn wir in Dresden ankommen, wie du dich entschieden hast, OK?“
Ich nicke, steh auf und geh mit Wolfi an der Hand wieder nach draußen aufs Vordeck. Da sich aber echt viele Leute hier aufhalten, können wir nicht gut reden und so gehen wir nach unten in unsere Kabine. Auf seiner Koje eng beieinander liegend, fragt er leise: „ Fühlst du dich bereit, dort noch einmal hin zugehen mit mir oder hast du Angst, das alles wieder hoch kocht in dir?“ Er streichelt beruhigend über meinen Rücken, da wir auf der Seite und er hinter mir liegt, sonst wäre es zu schmal für zwei Leute.
„Ich weiß es nicht genau“, sag ich, ebenso leise, „ ich habe aber auch noch nicht darüber nach gedacht, weil ich nie vor hatte, noch mal dahin zu gehen.“
„Du musst einfach an das Gute denken, das dort begonnen hat, an Martin, der dir direkt geholfen hat, an Jerome und Sergej, die sich um dich gekümmert haben, an Lis und Carl August und Natascha, die dich direkt bei sich auf genommen haben und vor allem daran, dass wir uns ohne das Hilton hier in Dresden wohl nie gefunden hätten und jetzt lieben wir uns und sind fest zusammen, Du und Ich.“ Er küsst meinen Nacken und es überläuft mich und meine, aber wohl auch seine, wie ich spüre, Hose wird eng. Wir sind beide geil geworden und er fängt an, mein Glied durch die dünne Sommershorts zu kneten und seins reibt er fest an meinem Po.
Stöhnend nuschele ich: „Ficken, jetzt, bitte.“ „Oh, gerne doch“, sagt er, „und wie? Du mich oder ich dich?“ Ungeduldig ziehe ich meine Shorts runter. „Du mich zuerst“, sag ich, steh auf, streife alles ab und hole Kondome und Gel. „Reiten will ich“, stöhn ich und er, mittlerweile auch nackt, liegt auf dem Rücken und das Sattelhorn ist hart und fest. Schnell ist der Gummi übergestreift und Gel auf Po und Schwanz verteilt. Ich steige über ihn in die Koje und führe seine Spitze auf den Punkt. Langsam, den leichten Schmerz genießend rutsche ich auf dem Horn nach unten, bis ich fest auf ihm sitze.
Er hat die Augen geschlossen und ein genießerisches Lächeln umspielt seinen Mund. Als ich anfange, hin und her zu juckeln, stöhnt er auf, weil er da voll drauf abgeht. Erst, nachdem er richtig in Fahrt gekommen ist, gehe ich zur rauf und runter Bewegung über und ich stoße mir seinen Schwanz rhythmisch jedes Mal gegen die Prostata, was mich ebenfalls voll in Fahrt bringt. Das hier wird kein Marathon, nein, das wird ein schnelles Rennen und bald drauf mitten im heißen Ritt, beginnt er in mir zu zucken, während ich mich über die Schwelle reibe und seinen Bauch ordentlich besame.
In den heißen Saft hinein, lege ich mich und küsse ihn, meinen wundervollen Liebsten, der mir so wahnsinnig viel bedeutet.
„Wir gehen hin“, flüstere ich, „mit dir gehe ich überall hin, mein Schatz.“ Seine Erwiderung ersticke ich mit einem Kuss und schließ dann, die Nachwehen genießend meine Augen. Zart fahren seine Fingernägel über meinen Rücken, werden schnell neue Lust erwecken und dann darf er mich reiten.
Eine weitere Stunde und ein weiteres Gummi später, es ist halb zwölf, betreten wir frisch geduscht und gut gelaunt die Messe und ich sage Carl August und Lis, dass das mit dem Hilton OK geht und ich denke, das es mir keine Probleme macht, dort mit allen zusammen zu feiern. Berger ist tot, mein Leben ein ganz anderes heute und mit Wolfi an meiner Seite habe ich keine Angst, der schlimmen Vergangenheit im Hilton zu begegnen.
Beide freuen sich, dass ich bereit bin dazu und Lis steht auf und umarmt mich kurz und dann auch meinen Wolfi. Das hat sie bis heute noch nicht gemacht und für mich fühlt sich das jetzt an, als würde sie Wolfi damit zeigen, das sie unsere Liebe segnet, gut findet und hinter uns steht. Mein Schatz ist vor Freude rot geworden und murmelt sogar: “Danke“, er hat wohl die Umarmung ähnlich empfunden, wie ich.
Jetzt gehen wir beide aufs Vorschiff, denn bald wird Radebeul und dann auch Dresden in Sicht kommen. Bevor es dann später mit dem Bus los geht, wird noch an Bord gegessen.

Micha

Von der Party her waren wir ja schon über die tolle und zwanglose Atmosphäre erstaunt, aber hier auf dem Schiff ist alles noch besser. Alle gehen gut miteinander um, es ist immer so, das sich größere oder kleinere Gruppen bilden, die zusammen reden oder was spielen oder Oles Vorträgen über die Städte am Ufer und über die Landschaft lauschen.
Zwischen durch verschwinden wir beide oder auch andere Pärchen in den Kabinen, um sich liebend in den Laken zu wälzen. Es gibt tolles Essen, trinken satt und auch die Essen in den Restaurants, einmal in Berlin und das zweite Mal in Magdeburg waren schon ein Highlight. Dass es so gut wird, diese Tour, das übertrifft unsere Erwartungen sehr.
Tom und ich haben, losgelöst vom familiäreren Umfeld, in dem es doch immer noch Hemmungen gibt, hier an Bord einen freieren Umgang miteinander, als das zuhause je der Fall war und folge dessen ist auch unser Liebesleben freier und um einiges intensiver geworden. Unseren Kondom Vorrat müssen wir in Dresden unbedingt ergänzen, wenn wir auch in der nächsten Woche noch fleißig poppen wollen.
Unsere Liebe ist in dieser zwanglosen, total guten Umgebung gewachsen und wir zeigen das auch, sowie das hier fast alle tun und es ist für alle normal, wenn wir uns küssen oder schmusen. Selbst wenn ein Pärchen das Deck in Richtung Kabine verlässt, gibt es keine blöden Sprüche, eher ist es so, das dann andere Pärchen kurz drauf den gleichen Weg einschlagen, um sich in der Koje dann noch näher sein zu können.
War ich damals im Park anfangs noch dagegen, Sergej und Jerome anzusprechen, so bin ich heute Tom umso dankbarer, dass er sich nicht hat von mir abhalten lassen, die zwei anzusprechen. Dass es sich so entwickeln würde, haben wir zu keinem Zeitpunkt ahnen können, umso besser, dass es so gekommen ist.
Dass sogar in Berlin noch ein Cousin von Jerome und Natascha mit an Bord kam, war echt überraschend und als Kevin uns erzählt hat, wie das gelaufen ist, haben wir doch sehr gestaunt. Der arme Alex hat wohl auch einiges mitmachen müssen und das sein erster Freund nun auch nicht mehr lebt, war ein weiterer, ziemlich schwerer Schock für ihn.
Wenn ich so über die einzelnen Schicksale nach denke, von Kevin, Enrico, Paul und auch Matze, dann haben Tom und ich es ja noch gut getroffen und wir sind auch froh darüber. Nach dem wir nun auch out sind und eigentlich alle es gut aufgenommen haben, steht unserer gemeinsamen Zukunft wohl nichts mehr im Weg.
Mal sehen, was die nächsten Tage in Dresden so bringen, wir vermuten mal, das wir schon einiges an Sehenswürdigkeiten und Geschichtsträchtigem sehen werden, das aber auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen wird. Lassen wir uns überraschen. Jetzt sagt Sergej, dass wir an Radebeul vorbei fahren, wo seine Mutter herstammt und das wir in etwa zehn Minuten in Dresden anlegen werden. Die kleine Vanessa kommt jetzt und ruft laut: „Essen ist fertig“ und so strömt jetzt alles Richtung Messe.

Sergej

Nach dem uns Vanessa gerufen hat, geh ich noch kurz hoch auf die Brücke, unseren kleinen Steuermann einfangen, der seit heute Morgen halb neun die Brücke nicht mehr verlassen hat. Nur widerstrebend ist er bereit, mit zum Essen zukommen und erst nach Aufforderung durch Herrn Sundermann folgt er mir die Treppe nach unten und an meiner Hand weiter bis in die Messe, wo ich ihn bis zu seinem Platz neben Chris geleite. Dort plappert er gleich Chris und Matze ein Ohr ab und erzählt von seinem Vormittag.
„Den Busfahrer lässt du aber nachher seinen Bus selber fahren“, duzt Chris und Robins Antwort ist schlicht und einfach: „Arsch“ Dann lachen sie alle miteinander, sogar Alex lacht mit, zum ersten Mal seit er von Uwes Tod erfahren hat.
Es gibt Schnitzel, Pommes und Salat und zwei verschiedene Soßen zum Fleisch, alles wie immer super lecker und auch Majo und Ketchup fehlen nicht. Von Carl August weiß ich, dass wir einen Liegeplatz in einem Industrie Hafen mit dem Namen Alberthafen bekommen haben, wo das Schiff bis zum Auslaufen in Richtung Bremerhaven liegen bleiben kann. Dort wird uns auch später der Bus abholen, der uns die nächsten Tage rum fährt.
Während wir essen, erreicht das Schiff den Alberthafen und das Schiff legt an und wird festgemacht. Das leichte Vibrieren hört auf, die Maschinen verstummen. Dresden ist erreicht und nach dem Essen geht dann unser Programm an den Start. Genaueres wird Jerome oder Ole, sie waren sich noch nicht einig, im Bus erklären. Nach dem Essen gehen wir etwa hundert Meter bis zu einem Parkplatz, an dem ein moderner Reisebus steht und den besetzen wir jetzt. Meine Mama setzt sich nach vorn auf den Platz, der seitlich vom Fahrer ist und auf dem der Reiseleiter sitzt und ich setze mich mit meinem Schatz hinter sie.
Mama hat den Plan für heute von uns in der Hand und dirigiert den Fahrer jetzt zuerst Richtung Altstadt mit den vielen historischen Bauten, beginnend mit der bekannten Frauenkirche, dem Neumarkt und dann der Semperoper und vieles mehr. Sie dirigiert den Bus in die Köpkestraße, in die Nähe des Flusses auf einen Parkplatz und dann gehen wir zu Fuß über die Augustusbrücke direkt in die Altstadt. Vanessa sitzt auf meiner Schulter und Boris schiebt Robin mit dem Rolli, alles zu Fuß hätte er wohl kaum durchgehalten.
Hinter der Brücke links gehen wir über die Brühlschen Terrassen am Fluss entlang und biegen am Ende rechts ab Richtung Frauenkirche, die wir auf allgemeinen Wunsch, aber nur von außen begucken. An der Schloss Ruine vorbei gehen wir zum Zwinger und spazieren dort durch die großzügigen Anlagen und schauen uns die Gebäude an. Zum Ende der heutigen Tour gehen wir dann zur Semperoper, die nach ihrer Zerstörung im Krieg erst neunzehnhundertfünfundachtzig nach langem und teuren Wiederaufbau wieder eröffnet wurde. Dort machen wir eine Führung und anschließend schlendern wir durch die Altstadt zurück zum Bus, der uns dann wieder zum Schiff bringt.
Viel Kultur war das heute Nachmittag und nach einem kalten Abendbrot werden die Spiele rausgeholt und es bilden sich wieder verschiedene Gruppen. Es wird noch ein schöner Abend, um Neun soll es Frühstück geben und um Zehn soll es dann weiter gehen.
Ole hat dann beim Essen noch das Programm vorgestellt, morgen wohl noch viel Kultur und Geschichte, Sonntag dann „Karl May“, da kommen Opa und Oma bestimmt mit, obwohl sie das alles zur Genüge kennen.
Für Montag ist dann der Zoo geplant und Mittwoch dann das Schwimmen. Dienstag, da bin ich überzeugt, wird bestimmt auch ein toller Tag werden. Um wirklich alles in und um Dresden richtig sehen zu wollen, bräuchte man meiner Meinung nach mindestens drei Wochen und nicht vier Tage, aber das ist ja eigentlich egal. Wer wirklich mehr sehen will, kann ja jederzeit noch mal herkommen, etwas das mein Schatz und ich uns fest vorgenommen haben.

Enrico

Als wir bei ihm zuhause ankommen und das Wohnzimmer betreten, zuhause fühle ich mich hier irgendwie auch schon, sitzen seine Mama und seine Oma dort bei einer Tasse Kaffee zusammen und reden. Beide unterbrechen das Gespräch und seine Mama sagt: „Mutter, das ist Enrico, Noahs Freund und der Anwärter auf einen Posten als Schwiegersohn bei uns.“ Zu mir gewandt sagt sie dann: „ Enrico, das ist Noahs Oma, meine Mutter Judith Rasmussen, die wohl die nächste Zeit bei uns bleiben wird.“
Die Oma ist aufgestanden und ich geh zu ihr und reiche ihr meine rechte Hand und verbeuge mich leicht: „Ich bin Enrico Scarlotti und seit ein paar Wochen fest mit Noah zusammen. Ich freue mich, seine Oma kennen zu lernen.“ „Mich freut es auch, dich kennen zu lernen, Enrico“, sagt sie, „und es stört mich nicht, das du kein Mädchen bist, obwohl um deine Haare würde dich wohl jedes Mädchen beneiden. Für meinen Mann entschuldige ich mich, wer weiß, ob er noch zur Vernunft kommt. Wenn nicht, wird er den Rest seines Lebens ohne mich auskommen müssen.“
Das hört sich aber jetzt sehr konsequent an und ist bestimmt kein leichter Schritt und vielleicht war der Auftritt ihres Mannes hier auch nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Hut ab vor der Oma, kann ich da nur sagen.
Noahs Mama sagt, dass ihr Mann sich um einen Platz für die Oma im Urlaubshotel kümmert und dass die Frau dann auch mit uns an den Garda See fährt.
Ich denke nicht, dass das Noah und mich irgendwie einschränkt oder belastet, sie sieht nicht wie eine Spaßbremse aus, find ich. Warten wir es ab. In Italien hat die Oma, die Nonna, einen sehr hohen Rang in der Familienhirachie, also ist die Oma im Haus für italienische Verhältnisse normal.
Heute ist noch mal Fahrschule und später am Nachmittag werden wir uns dort dann auch wieder mit Rolf und Paul treffen.
Herr Meinle hat mir für Morgen frei gegeben, dafür muss ich Sonntag bis zwanzig Uhr arbeiten, es ist eine größere geschlossene Gesellschaft im Haus. Das erzähle ich jetzt und frage Noah, ob wir dann Morgen mit Paul und Rolf mal ins Freibad fahren sollen bei dem super warmen Wetter. Noah meint, das wir ja dann nach dem Gespräch mit dem Trainer gleich los fahren können, wenn Rolf und Paul einverstanden sind. Wir können Paul ja dann an der Werkstatt von Rolfs Opa abholen, wenn Noah vom Trainergespräch zurück ist, mal sehen, das besprechen wir nach der Fahrschule, wir können ja noch kurz was trinken gehen zusammen. Um halb fünf, kurz bevor wir zur Fahrschule aufbrechen, kommt Noahs Vater nach Hause. Wir beide, seine Mama und die Oma sitzen bei Kaffee und Kuchen im Esszimmer, als Herr Schroer kommt. Er grinst und begrüßt dann zuerst seine Schwiegermutter recht herzlich, bevor er auch uns begrüßt, Irene mit einem Kuss und uns wuschelt er durch die Haare, was Noah wie immer mit einem etwas genervten Stöhnen quittiert. Mich freut das immer, es zeigt mir, dass er mich mag und das wird ja durch diese Geste auch für andere deutlich. Mit zwei, drei Strichen mit meinen Händen sind Noahs Haare wieder in Ordnung und er küsst mich kurz. Ein Lächeln huscht über Omas Gesicht, als er mich küsst. Sie ist mir sehr sympathisch.
Kurz drauf düsen wir los und sind pünktlich im Unterricht, wo heute schwerpunktmäßig die Vorfahrtsregelung auf dem Programm steht. Der Fahrlehrer, ein etwa fünfundzwanzig jähriger Mann, der Sven Dietloff heißt und der echt stark aussieht, bringt das sehr plausibel und auch mit Witz rüber, man lernt echt was bei ihm. Die anwesenden Damen ziehen ihn immer schon mit schmachtenden Blicken aus, aber er scheint das alles zu ignorieren. Ein Hingucker ist der schon, der junge Mann und auch bestimmt für den ein oder anderen männlichen Fahrschüler, Noah, Paul und ich ausgenommen, ein Anlass, zum träumen.
Um kurz vor neun beendet Herr Dietloff, der aber von allen Sven genannt werden will, den Unterricht und wir sind entlassen. Zusammen fahren wir noch zu einer nahe gelegenen Wirtschaft, in der überwiegend jüngere Leute verkehren. Dort gibt es Billardtische und Flipper in einem Nebenraum und coole Musik aus der Box und der Altersschnitt dürfte zwischen fünfundzwanzig und dreißig liegen, aber auch jüngere so wie wir sind hier zu finden. Ein Großbildfernseher und die Werderflagge an der Wand lassen hier schon etliche Werderfans vermuten, die bestimmt jedes Auswärtsspiel hier verfolgen.
Dort, in einer relativ ruhigen Ecke ganz hinten setzen wir uns an einen freien Sechsertisch, bestellen uns bei der jungen und recht gutaussehenden, männlichen Bedienung einen Radler, Rolf und Noah alkoholfrei und reden dann über Morgen.
Ich sitze mit dem Gesicht zur Theke, wo sich seitlich auch der Eingang befindet. Uns gegenüber an der Wand, ca. acht Meter von uns weg, sind die Zugangstüren zu den Toiletten, so dass ich jeden, der ins Lokal geht und auch jeden, der austreten muss, sehen kann. Nachdem wir unsere Getränke bekommen haben, werden erst mal Neuigkeiten ausgetauscht.
Noah erzählt von seinen Großeltern, dem sturen Opa und der coolen Oma und ich erzähle, was mir Paolo gestern am Telefon von sich und den anderen erzählt hat. Heute kommen sie wieder in Dresden an, wo sie bis Mittwoch bleiben wollen, bevor sie dann die Heimreise antreten.
Rolf sagt, dass Paul und er schon um halb acht morgen in der Werkstatt sind und das Noah und sein Papa ihn dort um viertel vor Elf abholen und nach dem Gespräch auch wieder dorthin bringen sollen. Von dort aus fährt er mit Paul zu sich nach Hause, wo wir die zwei ab dreizehn Uhr dann ja abholen können zum Schwimmen.
Bei einem Blick Richtung Theke erkenne ich Sven, den Fahrlehrer, der dort dicht bei der Bedienung steht und der seine Hand wohl auf den Po des jungen Kellners gelegt hat, während er mit ihm spricht. Ich stubbse Noah an, der neben mir sitzt und raune ihm zu: „Guck mal, Svenny, da an der Theke.“ Er schaut hin und fängt an zu grinsen, denkt wohl genauso über das, was er sieht, wie ich. Das erklärt auch zum Teil Svens Immunität gegenüber den weiblichen Flirtversuchen. Rolf fragt: „Was grinst du so?“ „Nicht umdrehen“, sagt Noah, „Sven, unser Fahrlehrer, steht an der Theke und seine Hand liegt auf dem, zugegebener Maßen hübschen Po unseres süßen Kellners.“ Paul dreht sich zu Rolf und dann den Kopf noch weiter, so dass er eben zur Theke sehen kann. „Jetzt wissen wir“, sagt er grinsend. „warum er auf die Flirterei der Mädels nicht reagiert, cool.“
Die Flaschen sind leer und wir wollen noch eins bestellen. Noah winkt zur Theke hin und der junge Kellner kommt. Wir bestellen und Noah sagt zu dem jungen Mann: „Gib bitte Sven an der Theke auch noch ein Getränk auf uns, wir sind Fahrschüler.“
Der junge Mann geht und kommt kurz darauf wieder mit den bestellten Sachen. Sven hat sich jetzt umgedreht und geschaut, zu wem der junge Kellner gegangen ist. Jetzt erkennt er uns wohl und kommt mit einer Flasche Radler in der Hand zu uns.
„Ihr seid das“, sagt er, „ich habe euch hier noch nie gesehen.“ „Wir hatten noch was zu besprechen für Morgen und das geht halt in einem Lokal am besten“, sagt Noah zu ihm. Sven hält die Flasche in die Mitte, sagt: „Danke und Prost“, und wir stoßen an. Rolf, der ja zurzeit kein Fahrschüler bei Sven ist, fragt ihn leise: „Der junge Mann, der hier bedient, ist das dein Schatz?“ Sven wird rot, Noah kichert und ich sage tadelnd zu Rolf: „Sowas fragt man aber nicht so direkt.“ Worauf Rolf antwortet: „Ich finde, sie passen sehr gut zusammen, so wie ihr oder Paul und ich. Setz dich doch Sven.“
Der guckt immer noch ganz verdattert aus der Wäsche und fragt jetzt: „Wie kommst du denn darauf?“ „Deine Hand lag eindeutig auf seinem doch recht tollen Po, da haben wir uns gedacht, dass ihr vielleicht zusammen seid“, sag ich jetzt zu ihm. Er setzt sich mit der Bemerkung: „Nur kurz.“ Wir schauen ihn erwartungsvoll an und dann sagt er, mit Farbe im Gesicht: „Ja, er ist mein Freund, aber ihr dürft das in der Fahrschule nicht erzählen, es könnte sein, das ich sonst meinen Job verliere.“
„Wir petzen nicht“, sagt Noah jetzt, „aber du solltest dann in der Öffentlichkeit mit den Händen von seinem Po wegbleiben, auch wenn es bei so einem hübschen Pöter schwer fällt.“
„Du hast ja recht“, sagt er, „aber wir haben uns zwei Tage nicht gesehen, da konnte ich nicht widerstehen, was anderes, küssen oder so geht ja noch weniger.“ „Er guckt jetzt ganz traurig“, sag ich, „geh zu ihm, bevor er eifersüchtig wird und sag ihm, das wir hier fest zusammen sind und nicht auf der Suche nach was anderem.“
Sven geht zurück zur Theke und wir trinken unsere Flaschen aus. Rolf und Paul müssen früh raus und es ist schon Zehn vorbei. Wir gehen vor zur Theke, stellen die Flaschen dort ab und ich bezahle, weil ich einen Job habe und Geld verdiene und weil ich bei Schroers ja quasi umsonst lebe.
Wir verabschieden uns und fahren los. Unterwegs nehme ich mir vor, Noahs Mama mal einen schönen Blumenstrauß zu schenken als kleines Danke schön für alles.
Um halb Elf, nach einer gemeinsamen Dusche und einem ereignisreichen Tag gehen wir schlafen, mal sehen, ob mein Schatz morgen noch Ringer ist.

Rolf

Paul und ich sind früh raus und obwohl wir bis fast zwölf noch heftig miteinander eine Reihe von erotischem Spielchen gespielt haben, sind wir schnell munter und nach einem kurzen Frühstück auch bald unterwegs zu Opas Werkstatt, wo bereits zwei Auszubildende mit dem Aufräumen begonnen haben.
Opa ist auch da und freut sich wie immer, dass wir helfen kommen. Ich sag ihm, das ich um kurz vor Elf abgeholt werde zu einem Gespräch mit dem Trainer, mit Noah und Noahs Vater zusammen und das der mich auch wieder herbringt danach. Ein bisschen nervös bin ich schon vor dem Gespräch mit unserem Trainer Herrn Altmann, aber da Noahs Papa mit dabei ist, wird es wohl keinen unnötigen Stress geben, so hoffe ich mal. Eigentlich kann der Trainer ja auch kaum allein entscheiden, wie das mit Noah und mir weitergeht, er muss schon mit der Mannschaft reden.
Herr Altmann, der selber mal Bundesliga gerungen hat, besitzt einen großen Rückhalt in der Mannschaft, vielleicht reicht das ja aus, die anderen davon zu überzeugen, dass wir nur aus sportlichen Gründen ihre Körper angreifen, ohne Hintergedanken und ohne jede sexuelle Absicht. Mal sehen, ob in unserem Verein wirklich Toleranz herrscht, wenn nicht, dann wars das wohl mit dem Ringen. Noah und mir würde das leidtun, aber es wäre ohne Rückhalt bei den Ringerkameraden auch auf Dauer nicht wirklich OK.
Wir haben die Restholzecke sortiert und alles, was das Aufbewahren nicht lohnt, zur Bandsäge gebracht, wo jetzt der ältere Azubi, er ist im dritten Lehrjahr und darf allein an die Maschinen, die Reste auf Schredder taugliche Größe schneidet, die Paul und ich dann zum Schredder fahren mit einer großen Schubkarre.
Wir tragen alle Gehörschutz, denn der Schredder macht übelst Lärm. Alle Stücke wandern in den großen Reißwolf für Holzreste und die Späne und Schnitzel werden in eine Art Silo befördert, aus dem dann die Heizungsanlage bestückt wird. So wird aus den Resten in der kalten Jahreszeit Wärme gewonnen, was Opa natürlich eine Menge Kosten spart.
Sollte der Silo vor der Heizperiode voll sein, so kann man noch Holzbrikett pressen, die Opa dann verkauft, zwanzig Kilo für drei Euro. Aus diesen Einnahmen zahlt er uns Lehrlingen für die Samstagsarbeit immer für vier Stunden jedem zwanzig Euro cash, ein schönes Taschengeld nebenbei und ein Frühstück um halb zehn gibt es noch dazu. Alle kommen immer gern am Samstag.
Zwanzig vor elf fährt Noahs Papa auf Opas Hof und ich blase schnell den Staub von meinen Kleidern. Paul guckt auch, ob ich hinten auf dem Rücken sauber bin, dann lauf ich raus steige hinten ein und grüße die beiden Schroers.
„Na, denn man auf in die Höhle des Löwen“, scherzt Herr Schroer und gibt Gas. Das Büro des Trainers in der Sporthalle ist mit vier Personen schon fast zu klein, aber jetzt sitzen wir hier und wollen uns outen. Herr Schroer und der Trainer duzen sich, kennen sich wohl von früher und nach ein bisschen Small Talk fragt der Herr Altmann dann auch, was der Grund für das Zusammentreffen heute ist.
Noah ist es, der das Wort ergreift und zu Herrn Altmann sagt: „Trainer, Rolf und ich, wir wollen nicht länger verheimlichen, das wir einen Freund haben, Freund also an Stelle einer Freundin. Das heißt dann wohl, dass wir schwul sind und bevor das durch einen Zufall oder Dritte raus kommt, möchten wir dass es die Mannschaft erfährt und dann auch entscheidet, ob sie uns weiter mit ringen lassen oder ob sie ein Problem mit uns haben. In diesem Fall müssten wir dann wohl vom Ringen Abstand nehmen und uns einen anderen Sport mit weniger oder gar keinem Körperkontakt suchen.“
Der Trainer guckt zunächst etwas ungläubig Noahs Vater an und als der nickt, abwechselnd uns beide.
„Oha“, sagt er, „das ist ja was. Da wage ich jetzt aber keine Prognose, wie die Mannschaften darauf reagieren. Da der Körperkontakt beim Freistil ja doch enorm ist, wird es wohl keine uneingeschränkte Zustimmung zum Verbleib in der Mannschaft geben und das kann ich auch nicht selber entscheiden. Da muss wohl auch der Vorstand gehört werden und eine generelle Lösung dieser Frage, was homosexuelle Ringer angeht, herbei geführt werden. Mehr kann ich für den Verein dazu jetzt nicht sagen. Mich persönlich stört es nicht, das ihr schwul seid und ich würde euer Ausscheiden aus dem Verein sehr bedauern.“
Wir sind erst mal etwas erleichtert, Noah und ich, dass er es ganz gut aufgenommen hat, unser Trainer. Ich befürchte aber, dass es innerhalb der Mannschaften schon Gegner geben wird, die nicht mehr mit uns ringen wollen.
Nach diesem relativ kurzen Gespräch fährt mich Noahs Papa zu Opas Werkstatt zurück und wir bekräftigen noch mal unseren Freibadtermin. „Um Eins bei uns“, sag ich zu Noah und steige aus und „Danke, Herr Schroer fürs mit nehmen.“
Die anderen sind mit dem Aufräumen fertig und auch der Schredder ist verstummt. Opa gibt jedem zwanzig Euro und entlässt uns ins Wochenende. Ich starte den Roller und wir brettern zu uns nach Hause, wo Oma und Mama mit dem Essen warten.
Später wollen wir dann ins Stadionbad fahren, das haben wir gestern so entschieden. Das ist ein tolles Bad, wo es an nichts fehlt. Da gibt es sogar einen zehn Meter Turm für ganz Mutige, nur nach dem Unfall dürfte es für solche Sprünge für Noah und mich noch deutlich zu früh sein, denn zu hundert Prozent OK sind die Beine noch nicht.

Onkel Jo

Es ist fünfzehn Uhr, als das Kanalende in Sicht kommt, Port Said, eine Stadt am Mittelmeer mit über sechshunderttausend Einwohnern. Gut eine Stunde später schwimmen wir im Mittelmeer und der Kapitän fährt Volle Kraft voraus, Kurs zweihundert siebzig Grad. Vier verschiedene Lotzen waren während der Kanalfahrt an Bord und das auf jedem der neun Schiffe, die mit uns durch gefahren sind.
Jetzt sind wir wieder frei und auch an keine Geschwindigkeitsbegrenzung gebunden und deshalb, aber auch, um die Maschine zu testen, gibt der Käpt’n richtig Gas jetzt und es geht gut voran.
Joachim ist im Sanitätsbereich, einer der Maschinenleute hat sich am Arm verbrannt und wird gerade behandelt.
Vorher waren wir beide lange auf der Brücke, haben unsere Ausfahrt aus dem Kanal verfolgt, die große Stadt gesehen mit der großen, weißen Moschee direkt am Wasser und auch die Stadt selber sieht vom Schiff aus sehr toll aus. Orientalisches mischt sich mit modernen Bauwerken und alles liegt in unmittelbarer Nähe des Wassers. Nun sind wir also schon fast wieder ganz in Europa und werden in sechs Tagen in Genua fest machen und mit dem Bunkern für die Kreuzfahrt beginnen.
Am Dienstag muss ich auf jeden Fall an Oles achtzehnten Geburtstag denken, wir werden Skypen mit ihm, das werde ich ihm früh genug per SMS mit teilen. Er ist ja zurzeit auch an Bord eines Schiffes, mit dem Chef unterwegs im Osten der Republik und wir haben schon einige Bilder gesehen, die er geschickt hat. Wir sind ziemlich auf dem Laufenden, was bei den Jungs und Mädels so läuft und die natürlich auch über uns.
Jetzt kommt Joachim und wir bereiten uns mal auf das Abendbrot vor, das in etwa einer Stunde serviert wird. Vorher werden wir mal noch duschen gehen und frische Kleider anziehen. Die gebrauchten und noch einige der letzten Tage werden wir vorm Essen noch in der Schiffswäscherei abgeben und dann kriegen wir das sauber bis übermorgen zurück. Die nächsten vier Tage werden wir wohl wieder nur Wasser sehen und erst, wenn wir den Stiefel Italien erreicht haben Fahren wir teilweise unter Landsicht. Ich freu mich schon auf Genua, das ich jetzt zum elften Mal anfahre. Da kennt man sich schon ein bisschen aus und ich werde meinem Schatz mal diverse Clubs und das Nachtleben zeigen. „Zieh dich aus, wenn du mit Duschen willst“, sagt der jetzt zu mir. Na, das muss er mir nicht zweimal sagen, denk ich, als meine Hose auf die Knöchel rutscht.

So, Leute, ich hoffe, ihr hattet Spaß. Über die Reviews hier und bei Pit, es waren insgesamt 18 und zwei Mails, habe ich mich sehr gefreut und es wäre schön, wenn das öfter so wäre…Danke

 

 

 

 

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2 Kommentare

  1. Huhu Hermann,

    diese Fortsetzung ist wieder gewohnt klasse geworden, das Thema Coming out zieht sich wie ein roter Faden durch die Folge hindurch. Echt gut geschrieben.
    Thema Reviews : Ich finde es auch sehr wünschenswert, wenn mehr Leser ihre Meinung kund tun, ist eine Anerkennung für die Arbeit der Autoren und Ansporn für mehr Stories und somit mehr zum Lesen. Und es interessiert mich persönlich, was andere so denken, worauf andere so achten.

    VlG Andi

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  2. Hallo Niffnase,
    Du hast die Geschichte toll weitererzählt! Auch hier zeigt sich wieder die Besonderheit der beteiligten Personen, insb. Noahs Oma aber auch der verständnisvolle Umgang mit Alex.
    Schön formuliert, toll zu lesen!
    LG Lothar

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