Kapitel I
Als Max aufwachte, nahm er etwas wahr, was die letzten Nächte nicht passiert war. Simon lag immer noch friedlich schlafend in seinem Armen und sah ungeheuer süß aus. In diesem Moment wünschte er sich fast schon bi, wenn nicht sogar schwul zu sein und diesem Jungen die Liebe zu geben, die er so intensiv suchte, aber nirgendwo fand. Diese Liebe konnte er ihm nicht geben, hier ging es um die Art von Liebe die Simon nur bei einem anderen Jungen erfahren konnte, der ihn mehr liebte als einen Bruder, eben wie einen Geliebten, Lover, oder wie man das auch immer nennen mochte. Simon öffnete die Augen und schaute Max mit einem Blick der, wie der ganze Simon an sich schon, zum Verlieben war an und doch liebte Max seine Marie und daran würde sich nichts ändern. Simon war eben sein Bruder, anders konnte man das nicht sagen.
„Lass uns aufstehen“, hauchte Max Simon zu.
„Nö, ich finde es gerade so bequem!“
Simon grinste Max an und, um es zu verdeutlichen, wie bequem er es fand, da so zu liegen, kuschelte er sich noch eine Spur stärker an seinen besten Freund.
„Heute ist es soweit, oder?“
Simon schaute Max doch recht unverständlich an.
„Ich meine, Kevin kommt aus dem Krankenhaus und zieht hier ein!“
„Jupps und ich freu mich schon richtig.“
„Ich weiß, aber ……..“
Max druckste etwas herum, bis Simon dann endlich wissen wollte, was Sache war.
„Na komm, rück raus mit der Sprache.“
„Na ja, ich hab Angst … wird alles so bleiben wie es ist? Ich meine zwischen uns?“
Simon schaute schon etwas verwirrt, bis ihm der ängstliche Blick von Max auffiel. Ja drüber nachgedacht hatte er schon einmal, aber seine Gefühle für Max waren so stark, dass er gar keine Veränderung im negativen zulassen würde und so ging es Max wohl auch. Er lächelte seinen Freund an.
„Niemals, du bist und bleibst mein Großer!“
Sowohl Max‘ Gedanken als auch seine Augen klärten auf und man konnte wieder diesen Glanz sehen, den Simon an Max so mochte und faszinierte.
Der Tag begann ruhig und gesittet im Bett, bis es plötzlich klopfte. Herein lugte ein blonder Wuschelkopf, es war Kevin. Offensichtlich hatten Simon und Max den Einzug verschlafen.
Simon sprang auf und rannte zu Kevin, ohne aber zu merken das er nackt war. Kevin grinste.
„Bekomme ich ab jetzt immer so eine Begrüßung?“
Dabei grinste Kevin Max an, der nur zurückgrinsen konnte und Simon stand etwas ratlos vor Kevin, bis er endlich bemerkte, was Sache war. Hochrot verschwand er ins Badezimmer, um kurz darauf wieder in einer Jogginghose zu erscheinen.
„Och, eigentlich hättest du auch im Adamskostüm bleiben können“, meinte Kevin spitzbübisch.
„Ja ja, das hätte dir gefallen, schon klar, aber was würde Sebi dazu sagen?“
„Nichts, bin ja nicht mit ihm zusammen. Außerdem bin ich nicht schwul sondern nur bi und habe eine Freundin.“
„Ahso, das hättest auch früher sagen können“, grinste es von Max, „Ich dachte schon, wir hätten unseren Kleinen endlich unter der Haube!“
„Ne du, so leicht ist das ja nicht. Außerdem bin ich ja ab jetzt der Bruder von Simon.“
„Auch wieder wahr.“
„Ich soll euch zum Frühstück holen. Übrigens, schlaft ihr immer so?“
„Eigentlich ja, außer meine Süße schläft hier, dann schlafen wir bekleidet, aber immer kuschelnd.“
„Hehe, da möchte ich ab jetzt aber beteiligt werden.“
„No Problem, bist ja offensichtlich genauso nen Lieber wie Simon.“
„Na das hoff ich doch und nun kommt, ihr beiden.“
Nach dieser doch etwas eigensinnigen, ersten Begegnung von Max und Kevin ging der Tag recht beschwingt voran. Kevin bedankte sich sehr für das eingerichtete Zimmer, allerdings hatte er etwas Angst, allein zu sein, also saßen Simon und Max die ganze Zeit bei ihm.
„Sag mal Kevin, wer hat dir das angetan?“
„Mmmmhh ich weiß auch nicht recht, ich weiß dass es eine Gruppe war, aber nicht was für eine. Als es passiert ist, dachte ich, dass ich eine der Stimmen erkannte, aber- na ja ich konnte nicht länger drüber nachdenken, die Tritte und Hiebe taten zu sehr weh.“
Simon ging zu ihm hin und nahm ihn in den Arm.
„Es wird alles gut, nun hast du uns und damit bist du auf jeden Fall besser dran als vorher.“
Simon lächelte Kevin aufmunternd zu und ihm fiel etwas ein.
„Sag mal Kevin, du hast morgen noch nichts vor, oder?“
„Ähm, nein, mich eingewöhnen, sonst eigentlich nichts, wieso?“
„Na, ganz einfach: jetzt hast du was vor, ist aber eine Überraschung. Also morgen um 10 Uhr fertig angezogen und abfahrbereit!“
Simon grinste über beide Backen und Kevin konnte nur nicken, umso besser, denn Simon wollte ihn schließlich überraschen.
Kapitel II
„Meine Güte, Kevin, du brauchst ja so lange wie Simon im Bad.“
Simon knuffte Max, für den Kommentar, liebevoll in die Seite.
„Aua, ist doch wahr! Wenn Marie halb so lange bräuchte, wären wir nie zusammen gekommen, das weißt du ganz genau.“
Ja, das wusste Simon und bei der Überlegung wie Max und Marie zusammengekommen waren, konnte er wieder einmal nur grinsen. Das war schon eine merkwürdige Geschichte. Auf einer Geburtstagsparty von einem gemeinsamen Freund der drei, stolperte Marie gerade aus dem Badezimmer und unmittelbar in Max Arme. Der wiederum fing dieses liebreizende Wesen mit dem größten Vergnügen auf, daraus entwickelte sich ein heißer Flirt und letztendlich eine gut haltende Beziehung. Simon war damals sehr neidisch auf Marie, war er doch heimlich schon immer in Max verliebt gewesen. Das allerdings legte sich, als er merkte, wie glücklich die beiden waren, und letztendlich war Max mehr geworden als jeder andere Mann je in seinem Leben, aber wollen wir uns wieder der Gegenwart zuwenden. Kevin kam aus dem Badezimmer und endlich konnte es losgehen. Die Drei machten sich auf den Weg und nur Simon wusste wo es hinging.
Kevin glaubte nach einiger Zeit die Gegend zu erkennen und tatsächlich: nur wenige Minuten später standen sie vor der Villa Kunterbunt, Kevins altem Heim und diesem dämmerte es.
„Also so macht ihr das? So wollt ihr mich zurück verfrachten?“
Simon schaute Kevin fragend an, dann dämmerte es ihm.
„Nein, Kevin, du bleibst bei uns da mach dir mal keine Sorgen, wir sind aus einem anderen Grund hier.“
„Ok, ich werde dir mal vertrauen.“
„Danke.“
Simon klingelte und es machte eine sehr freundlich aussehende Dame auf.
„Hallo, Kirstin, wie geht es dir?“
„Oh hallo, Kevin, das ist aber schön, mir geht’s blendend, aber wie geht es denn dir? Du siehst ziemlich mitgenommen aus, aber kommt doch rein. Sebi wird sich freuen, dich zu sehen. Dann bist du wohl Simon?“, fragte Frau Abel an Max gewandt.
„Leider muss ich Sie enttäuschen, dieser junge Mann ist Simon!“, sagte Max und zeigte dabei auf Simon, der etwas unruhig wurde.
„Na, da freue ich mich aber- ach so bevor ich es vergesse: Frau Heinrich arbeitet hier nicht mehr, also keine Sorge.“
„Da bin ich aber platt. Wieso haben Sie Frau Heinrich denn rausgeschmissen?“
Kevin wirkte sichtlich geplättet, aber man hörte am Tonfall, dass es kein Vorwurf war.
„Ganz einfach, mein lieber Kevin, diese Dame war etwas zu, nennen wir es antiquiert für eine Sozialarbeiterin, meinst du nicht auch? Und nun gehst du bitte hoch und holst Sebi?“
„Jepp, gern und …. danke.“
Kevin umarmte Frau Abel und ging dann ins Haus, gefolgt von den drei Zurückgebliebenen.
Kapitel III
Klopf …Klopf
Sebastian hob den Kopf, die verweinten Augen waren stark gerötet und man konnte sehen, dass er nun wirklich nicht in der Stimmung war, jemanden zu empfangen.
„Habe ich nicht gesagt, dass ich kein Bock auf euch habe?“
Leise öffnete sich die Tür und Sebi ließ es, ohne nochmals aufzublicken, geschehen. Dann setzte sich jemand auf sein Bett und plötzlich roch er einen vertrauten Duft. So konnte nur einer riechen. Sebastian hob langsam den Kopf und musste drei Mal hinschauen. Er erkannte seinen Kevin. Seinen kleinen Kevin. Der Einzige, der ihn je so genommen hatte wie er war. Sie fielen sich in die Arme und konnten die Tränen nicht halten.
„Kevin, wie geht das?“
„Ich weiß auch nicht, das kann nur Simon gewesen sein.“
„Wer ist denn Simon?“
„Simon ist mein neuer Bruder.“
„Dann muss ich mich wohl bei ihm bedanken, dass ich meinen Kleinen wiederbekommen habe.“
„Jupps musst wohl.“
Kevin lächelte Sebastian an, der wiederum beschloss endlich hier und jetzt reinen Tisch zu machen.
„Ähm, Kevin …. ich muss dir was sagen!“
Mit völlig verweinten Augen und gegenseitig in den Armen des Anderen verschlungen.
„Ja, was möchtest du mir denn sagen?“
„Ähm, Kev … ich … ich hab mich in dich verliebt.“
Kevin schaute in die Augen von Sebastian.
„Und was sagst du …“
Weiter kam Sebi mit seinen Worten nicht, von Tränen geschüttet und endlos glücklich versank Kevin noch tiefer in Sebis Armen und noch tiefer in diesen nie enden wollenden Kuss. Das sollte seine Antwort sein? Sebi und Kevin waren nie normale Freunde, irgendwie gehörten sie schon immer zusammen. Sie verfielen nicht in eine wilde Knutschorgie wie man vielleicht meinen mochte, sondern blieb es bei diesem zarten Kuss. Keiner der Beiden versuchte zu fordern, beide hatten Angst, dass dies alles nur ein Traum sei und wollten nicht riskieren, das sanfte Gebilde dieses wunderschönen Traumes zu zerbrechen, dann zog sich Kevin etwas zurück, um sich an Sebis Brust zu kuscheln.
„Ich liebe dich auch, Sebi. Schon lange liebe ich dich.“
Sebastian merkte, wie Kevin von neuen begann zu weinen und er schloss ihn tief in seine Arme. Auf einmal brach die Tür auf und herein kamen fünf Gestalten, allesamt die Älteren des Heims.
„Da sind ja unsere beiden Schwuchteln. Haben wir dir nicht eine genügende Lektion erteilt, Kevin?“
Kevin konnte nur zittern, er hatte die Stimme erkannt. Die Fünf waren die unbekannten Täter gewesen, die Kevin zusammengeschlagen hatten.
Arne, so hieß der offensichtliche Anführer, erhob schon wieder die Faust und traf damit tief in den Magen von Kevin. Dieser konnte nur aufstöhnen, für einen Schrei fehlte ihm die Luft. Dafür stieß Sebi einen Schrei aus, im nächsten Moment hatte er bereits einen schweren Fausthieb mitten in das Gesicht kassiert. Nun hörte Kevin nur noch ein surren und fühlte wie etwas Schweres seinen Arm traf und fiel in Ohnmacht. Beide kassierten extreme Fußtritte am ganzen Körper, als Sebastian hörte, wie jemand in das Zimmer kam, umgab ihn schon tiefe Dunkelheit.
Kapitel IV
Simon vernahm schweres Gerumpel und schon sprangen er und Max auf, während Frau Abel zum Telefon eilte und die Polizei rief.
Als die beiden in dem Zimmer im ersten Stockwerk ankam, zeigte sich ihnen ein unglaublich grausiges Bild. Kevin lag auf dem Boden, offensichtlich ohnmächtig, was für ein Glück für ihn, den sein Unterarmknochen ragte aus seinem Arm.
Simon sah wie fünf Leute auf einen weiteren Jungen eintraten, dieser wurde gerade ohnmächtig. Max war die blanke Wut anzusehen und die wollte eigentlich keiner bei ihm zu spüren bekommen. Er war regionaler June Fan Jeet Kune Do Meister (Von Bruce Lee, erfundener Freistilkampf). und genau als solcher ging er jetzt auf die fünf Typen los. Lange Rede kurzer Sinn: ca. 5 Minuten später stand nur noch Max da und die Anderen lagen am Boden. Simon eilte zu Kevin, der sich nicht rührte, da kamen auch schon die Polizisten und ein Krankenwagen. Kevin und Sebastian wurden abtransportiert und die anderen Fünf, da nicht wirklich verletzt, wurden festgenommen. Simon und Max machten ihre Aussagen und erfuhren, dass es ähnliche Überfälle schon des Öfteren in der Nähe gegeben hatte und dass sie wohl endlich die Bande hätten.
Simon rief seinen Vater an und fuhr dann ins Krankenhaus, dort erfuhr er von dem behandelnden Arzt, dass es nicht so schlimm war, die beiden waren wohl noch zur rechten Zeit erschienen. Das einzig Beunruhigende war der gebrochene Arm von Kevin, aber das bekamen die Ärzte schon wieder hin.