Traumschiff – Teil 96

Einsichten… Tagebuch… Adoleszenz… Torjäger… Seemänner… Sehnsucht… Liebe ist… Mobbing

Ralf, Sonntag,29.08,  zweiundzwanzig Uhr, auf dem Bett, Alex im Arm.

Seit einer Stunde etwa höre ich meinem Schatz zu, der teilweise vor liest, zum Teil erzählt und erklärt, wie mit ihm und Uwe alles angefangen hat und es ist eigentlich eine tolle und auch sehr schöne Geschichte um die Beiden und ihre erste große Liebe.Nach der Erkenntnis, angetrunken auf der Wiese liegend, dass man schwul und in den jeweils anderen verliebt ist, beginnt für beide wohl die schönste Zeit in ihrem bisherigen jungen Leben.
Das gegenseitige Entdecken, erste sexuelle Aktivitäten, langsam mehr werdend, lassen sie schnell fest zusammen wachsen, von Grafens unbemerkt, von Buchmanns vermutlich geahnt, wächst ihre Zuneigung, wird schnell große Liebe und beschert beiden einen tollen Sommer.
Irgendwann, Anfang Juli endet das erste Buch und zu diesem Zeitpunkt ist bei Uwe und Alex alles eitel Freude und Sonnenschein. Es geht ihnen gut, sie sind total verliebt, achten aber trotzdem sehr darauf, nicht auf zu fallen, was beiden nicht immer leicht fällt.
„Alex“, sage ich zu meinem Schatz, „komm, lass uns jetzt duschen gehen. Es ist zehn Uhr durch und wir müssen morgen früh raus. Das zweite Buch lesen wir dann Morgen, OK?“
„Gut“, sagt er und legt das erste Buch zu dem zweiten auf den Nachttisch und steht auf. „Komm“, sagt er, „mit dir dusche ich eh am liebsten.“ Er beginnt, sich aus zu ziehen und ich tue es ihm gleich. Drei Minuten später prasselt das sehr warme Wasser auf unsere Nacktheit und die Nähe des Anderen bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen und beide werden wir steif.
Mit Liebe und schaumigen Händen bereiten wir uns nach dem Abdrehen des Wassers gegenseitig Lust und Entspannung und als es vorbei ist, waschen wir Schaum und Sperma ab und trocknen uns ab.
Zehn Minuten später, nach dem Zähne putzen, kuscheln wir im Bett aneinander, bevor wir kurz darauf einschlafen.

Chris, Montag, 30.08. 17:00 Uhr im Haus, mit Matze, Robin und Markus in der Küche.

Robin, der seit Dienstag ja nachmittags und nachts wieder bei uns im Haus ist, wollte Heute mit uns und Markus kochen. Mit Herrn Millers Hilfe haben wir einen Metzger gefunden, der nach deutschen Rezepten arbeitet. Dort haben wir Kassler Braten am Stück, etwa 1,5 Kilo gekauft und dort gab es auch Sauerkraut wie bei uns zu Hause. Dazu machen wie noch ein Kartoffelpüree von frischen Kartoffeln mit Butter und Milch, genau wie bei Mama.
Das Fleisch, das mit dem Kraut zusammen in einem Römertopf im Backofen gart, duftet so, dass mein Mund ganz nass ist innen. Alle freuen sich auf das typisch deutsche Essen.
Alex hat sich mit dem Spruch: „Zu viele Köche verderben den Brei“ auf die große Couch im Wohnzimmer zurück gezogen und chillt dort bei laufendem Fernseher.
Dienstagabend ist Robin zu mir und Matze ins Zimmer gekommen und hat, vor uns stehend, seine Hosen runter gelassen. „Tadaa, es wächst und sprießt endlich“, hat er gesagt und tatsächlich kam uns sein Pullermann größer vor und auch der Haarwuchs dort begann zu wachsen und wurde dichter. „Toll“, hab ich gesagt und Matze hat genickt, „das sieht ja gut aus.“ Stolz und mit leichtem Rotton hat er die Hosen wieder hoch gezogen und dann von der Zeigeaktion mit John Ephraim erzählt und das der beschnitten ist wie Matze.
Auch, dass der ihn anfassen wollte und sie beide steif waren, hat er verschämt berichtet. „Sind wir auch schwul jetzt, weil wir ja einem Steifen bekommen haben?“, wollte er wissen. Ich habe ihn aufs Bett gehoben und zwischen uns gelegt, Matze hat uns alle drei zugedeckt und dann haben wir mit ihm geredet.
Wir haben von unserer Pubertät erzählt, von häufigen Versteifungen, von feuchten Träumen. Davon, das Jungs in dem Alter gerne vergleichen, wer denn größten Pimmel hat und das bei solchen Anlässen auch schon mal gewichst wurde. Das ist für die meisten Jungs OK und die wenigsten von ihnen sind später auch schwul.
Ich allerdings, erzähle ich, wusste mit fünfzehn schon für mich, dass ich lieber Jungs mochte, während Matze es erst drei Jahre später gemerkt hat. Matze erzählte dann, dass er nie mit anderen Jungs verglichen, geschweige denn gewichst hat. Ihm und seinen Geschwistern wurde immer gesagt, das Sex, egal in welcher Form, auch in Gedanken, schlecht ist und Sünde sei, einzig ausgenommen sei der Akt zur Zeugung von Nachwuchs, der sei Gott gewollt und deshalb nicht sündig.
Als er dann schildert, wie verzweifelt er über die Entdeckung seiner Neigung hin zu Jungs war, nimmt Robin ihn in den Arm und sagt: „Du Armer, Chris und auch ich sind so froh, dass du auch schwul bist und nun mit meinem großen Bruder zusammen ein Paar bist. Ich mag dich ganz doll und bin froh, das ihr euch getraut habt, nach dem ich euch ein wenig auf die Sprünge geholfen habe.“ Jetzt lacht er verschmitzt, der Kleine und wir knuddeln ihn beide.
„Eigentlich könnte ich ja heute Nacht auch mal bei euch schlafen oder habt ihr noch was vor?“, sagt er und grinst frech. Ich schau zu Matze, lese ein OK in seinem Gesicht und sage dann: „OK, du darfst, heute Abend wird geschlafen und wenn wir was vorhaben heute Nacht, lege ich dich einfach auf den Teppich neben das Bett.“ Jetzt lachen wir alle drei und ich stehe auf und hole aus Robins Zimmer das Kopfkissen und die kleine Robbe von Steiff, die er jede Nacht, auch in der Klinik, immer im Schlaf an sich drückt.
John Ephraim hat einen Spiderman als Stoffpuppe in seinem Bett nachts, die Robbe würde ihm aber auch sehr gefallen, sagt er. Er und Robin verstehen sich gut und morgen, nach dem Mittagessen kommt er mit zu uns, schläft hier und zur Reha werden sie wieder zur Klinik gefahren. Seiner Mutter gefällt das gut. Sie hat gefragt, ob das auch für drei Tage ginge, dann könnte sie eine Schulfreundin besuchen, die in Babylon wohnt, etwa einhundertzwanzig Kilometer nördlich, an der Atlantikküste gelegen. Dort möchte sie, wenn ihr Sohn bei uns bleiben kann, zweimal übernachten.
Wenn es nicht ginge bei uns, müsste John Ephraim die Tage komplett in der Klinik bleiben was ihm nicht sonderlich gefallen würde.
Natürlich kann er bei uns bleiben und mit Millers hat Alex dann gleich mal ein Barbeque abgemacht für Übermorgen gegen Abend. Gutes Wetter ist gemeldet und John freut sich schon aufs Grillen am Mittwoch bei uns.
Als John dann am Dienstag kam, gefiel ihm unser Haus direkt und von dem Zimmer mit dem großen Bett und den schrägen Wänden war er voll begeistert. Sie wohnen im siebten Stock in einem großen und auch hohen Wohnblock, in dem überwiegend Weiße wohnen. So Häuser wie unseres hier gibt es in ihrem Stadtteil keine und dann noch der Garten und der Pool. Er ist hin und weg von allem hier.
Wir waren dann auch bis zur Abendinfusion draußen, sie waren auch unter Aufsicht von mir und Matze im Pool und da sie beide jetzt schon deutlich mehr Muskeln und Kondition haben, hat es viel Spaß gemacht und nachher waren die beiden auch nicht mehr so erschöpft.
Vor einem Monat hätte sie wohl die Anstrengung bestimmt fast umgebracht, also auch die körperliche Leistungsfähigkeit ist schon stark verbessert.
Seine Mutter hat dann angerufen, mit Alex gesprochen. Die Schulfreundin, bei der sie zu Besuch ist, ist hoch schwanger und das Kind kann jeden Moment kommen. Sie hat gefragt, ob John eventuell auch übers Wochenende bei uns bleiben könne, weil sie ihrer Freundin, deren Mann in Alaska arbeitet, noch ein paar Tage beistehen möchte. Jetzt bleibt John bei uns, bis sie zurück kehrt. Das freut uns alle, wir mögen ihn und beide Jungs kommen toll miteinander aus. Alex hatte nichts gegen einen längeren Aufenthalt einzuwenden und mir und Matze ist es recht, wenn Robin gleichaltrige Gesellschaft hat .Das wird bestimmt eine tolle Woche, auch für uns werden, haben wir doch auch mehr Zeit für uns beide. Markus bleibt noch bis Sonntag, dann muss er zurück fliegen. Das Flugzeug geht um fünf in der Frühe und landet Sonntagabend, gegen zwanzig Uhr Ortszeit in Hamburg. Zur Mittagsschicht am Montag will er dann wieder im Hilton sein. Zwei der drei Wochen seines Urlaubs hier sind schon vorbei, eine bleibt den Beiden noch, dann sind sie wieder getrennt für einen längeren Zeitraum, obwohl, Alex wird auch nicht unbegrenzt hierbleiben können. Sein Chef will ihn auch bestimmt bald zurück haben, obwohl Alex hier ja einiges gelernt hat. Ob und wie man das in Bremen Umsetzt und jetzt doch Operationen an älteren Kindern und Jugendlichen machen kann, bleibt ab zu warten.

Boris, Montag, 09:30 Uhr, in der Frühstückspause in Opas Firma mit den Kollegen.

„Boris“, sagt Karl Brehm, ein etwas über dreißig jähriger Geselle, „Samstag haste ja echt bombastisch gespielt. Zum ersten Mal in der ersten Mannschaft, gleich zwei Tore gemacht und das Spiel für uns umgebogen. Klasse, Junge, astreiner Fußball, jetzt biste bekannt in Radebeuler Fußballkreisen, einfach super war dat. Dass wir das noch drei zu zwo gewinnen, hat wohl kaum einer geglaubt und alle haben sich jefreut, wie Bolle. Wat hat denn der Opa gesagt von deinem Spiel im Skodatrikot.“
„Opa war begeistert, klar doch und dann noch gegen den selbsternannten Meisterschaftsanwärter“, sag ich, „ich bin immer noch ganz happy.“
„Da hat die Kleene dich doch ganz bestimmt gut verwöhnt“, kommt es grinsend von Karl, „ ihr Vater ist ja auch ein Förderer des Vereins und war auch janz bejeistert von deinem zwanzich minütigen Auftritt in der Ersten. Mann det war aber auch zu geil, Alter, man ehi.“
Auf die Anspielung auf Anke gehe ich jetzt nicht weiter ein, die anderen Leute äußern sich zum Teil auch lobend zu dem Spiel am Samstagnachmittag bei uns hier in Radebeul, das wir nach zwei zu eins Rückstand zur Pause noch drei zu zwei gewonnen haben.
Der Aufstand und das Freibier hinter her waren mir zu viel und ich bin mit Anke hintendrauf ab zu Oma nach Hause. Dort habe ich der Oma meine Freundin vorgestellt und auch Flipp hat sie schwanzwedelnd begrüßt…tja, Hund müsste man sein, manch mal wenigstens.
Sexmäßig ist zwischen uns eigentlich noch nichts gelaufen, wenn man von einem bisschen fummeln über den Kleidern mal absieht, das wird schon noch kommen, denk ich. Wir waren auch noch nicht so oft allein für uns. Anke ist da schon sehr zurückhaltend und ich bin ja auch nicht gerade der Westentaschencasanova, der Frauen reihenweise aufs Kreuz legt. Schmusen und knutschen mit ihr ist schön und es kribbelt auch im Bauch. Alles andere wird kommen, wenn sie dazu bereit ist. Sie wollte mich dann nachher, wenn ich sie nach Hause bringe, ihren Eltern vorstellen, etwas das man meiner Meinung nach nur tut, wenn man etwas ernst meint und das freute mich und der Gedanke daran lässt es gleich wieder kribbeln im Bauch. Mama und Papa habe ich schon von Anke erzählt und beide freuen sich, das ich jetzt ein Mädel habe, das ich mag und die mich auch gern mag.
Ihre Eltern waren sehr nett zu mir am Samstagabend, als ich sie um zehn Uhr nach Hause gebracht habe. Ihr Vater schwärmte gleich von meinen Toren, die Mutter, denk ich, hat schon gemerkt, dass es zwischen ihrer Tochter und mir wohl gefunkt hat und so fragte sie mich ein wenig aus.
Opa kennen sie und auch Mama kennt sie noch aus der Schulzeit, Mama war eine Klasse über ihr, daran erinnert sie sich.
Um elf bin ich dann los, Anke brachte mich zur Tür und wir haben uns zärtlich und lange geküsst. Die Reaktion in meiner Hose hat sie gestreichelt und hat mir ins Ohr geflüstert: „Schön, wenn man so stramm begehrt wird. Ich träume von dir, Boris.“ Nach einem weiteren Kuss sagte ich dann: „Ich bin sehr verliebt in dich, Anke. Darf ich dich Morgen Mittag um zwei zum Eisessen abholen?“ „Ja“, haucht sie an mein Ohr, „ich freue mich drauf. Gute Nacht….mein Held“. Froh und mit vielen Schmetterlingen im Bauch und einem feuchten Fleck im Slip bin ich heimgefahren. Dass ich im Bett erst Ruhe fand, nach dem ich die Fantasie mit ihr einseitig ausgelebt habe, leugne ich nicht und es war übelst gut.
Die Pause ist um und der Gedanke an Samstag und den Sonntag, den wir zusammen verbrachten, zeigt Auswirkungen, die ich hier und jetzt nicht haben will. Ich denke an den alten, vergammelten Miststreuer, den ich mit Karl reparieren soll. Verschrotten wäre echt besser, das Teil ist ungepflegt und über fünfzehn Jahre alt und er stinkt bestialisch. Als Spaßbremse ist er aber gut geeignet und nach dem alles abgeschwollen ist, stehe ich auf und gehe wieder an die Arbeit.
Am Zustand der Landmaschinen kannst du sehen, wie es auf dem Hof des Besitzers aus sieht. Zunächst muss ich jetzt mal einen halben Zentner Kuhscheiße abkratzen mit einer Spachtel, dass wir an den Deckel kommen, unter dem die defekte Antriebskette sitzt. Ist der Deckel erst mal ab, ist der Rest ein Kinderspiel. Neue Kette drauf, fetten, spannen, Deckel wieder drauf…fertig. Halb elf ist der Streuer wieder einsatzbereit.
Als Nächstes kommt ein großer Traktor an die Reihe, ein Ami, John Deere, mit einhundert fünfundvierzig PS, ein richtiger Brummer also. Hier ist die einhundert Stunden Inspektion mit Ölwechsel und vielen anderen Kontrollen fällig. Das wird uns jetzt vorne weg drei Stunden beschäftigen, den Karl und mich. So ein Monster zu warten, das ist schon was und der hier ist auch sehr gut gepflegt.
Die Arbeit hier bei Opa ist abwechslungsreich und macht oft Spaß, wenn nicht gerade so ein vergammeltes Teil zu reparieren ist. Traktoren sind heute kraftstrotzende Alleskönner, die mehr kosten, als ein LKW. Dazu kommen viele verschiedene Anbauteile zum Arbeiten auf Acker und Hof. Die Maschinen im Weinbau unterscheiden sich von denen im Ackerbau, sind wesentlich leichter und anders aufgebaut. Auch solche Weinbergtrecker oder Lesemaschinen werden hier bei uns repariert und Karl ist einer der Spezialisten, von ihm lerne ich viel.
Bei Oma zu wohnen, das ist wie im Schlaraffenland, sie kocht täglich und es ist immer sehr gut, ich muss mich um fast nichts kümmern. Waschen, saubermachen, bügeln, wenn nötig, alles macht Oma und sie ist Topfit dabei. Ich helfe ums Haus rum, helfe Opa im Garten und kümmere mich voll um Flipp, gehe morgens und abends mit ihm raus und auch oft zwischen durch nehme ich ihn mit. Auch zum Joggen jeden zweiten Tag darf er dabei sein. So bleiben wir beide fit und gesund.

Enrico, Montag, 30.08. 10:30 auf der Frühschicht in der Hotelküche.

Heute in einer Woche kommt Markus schon wieder zurück, dann sind die drei Wochen auch wieder vorbei und hier geht es dann wieder normal weiter. Morgen sind es zwei Wochen, dass mein Schatz und ich unseren Streit aus der Welt geschafft haben. Ich glaube, dass wir beide gestärkt aus der Sache hervor gegangen sind, sensibler mit den Gefühlen des Anderen umgehen und seine Bedürfnisse berücksichtigen. Die Versöhnungsakrobatik war allerdings so gut, dass man auf den Gedanken kommen könnte, öfter mal einen kleinen Streit vom Zaun zu brechen. Wir haben uns beinahe das Hirn raus gevögelt und die Oma hat das ganz cool weg gesteckt.
Paolo ist ja dann Tags drauf bei Natascha geblieben, wohl auch, um nicht Nacht zwei der Versöhnungsfeierlichkeiten mit bekommen zu müssen. Ich hoffe für ihn, dass er dort auch seinen Spaß hatte, obwohl ich schon glaube, dass Natascha ihm einiges ab verlangt. Das tut meinem Brüderchen aber bestimmt ganz gut, dass er jetzt nicht mehr nur auf handwerkliche Aktivitäten zurück greifen muss.
Ja, die Scarlottizwillinge haben sich frei geschwommen, sind unabhängig, frei und verliebt, haben es geschafft, dem Diktat und den Launen des Alten zu entkommen und stehen nun dank der Hilfe durch die Familie Remmers auf eigenen Beinen fest im jungen Leben. Wir haben einen Berufsabschluss, beide einen guten Job, eine Wohnung und das wichtigste, einen Schatz, der uns liebt. Ein eigenes Auto bekommen wir auch bald und Paolo hat Herrn Remmers Zusicherung, auch uns dort im Autohaus zu unterstützen, wie er es bei Wolfi und jetzt auch bei Ralf gemacht hat.
So, jetzt muss ich mich auf die Arbeit konzentrieren.
Montags ist erfahrungsgemäß die Nachfrage nach Mittagessen nicht so, wie an den meisten anderen Wochentagen. Das lässt ein bisschen Zeit für das ein oder andere Experiment. Heute ist auf der Tageskarte zum ersten Mal Ossobuco Milanese, Kalbshaxe Mailänder Art, die Papa so gut macht. Ich traue mir das auch zu und habe alles für zehn Gerichte vorbereitet, mal sehen, was geht. Dazu gibt es Gnochi und etwas Rahmwirsing und einen Radichiosalat. Josch und ich haben es durch kalkuliert und es kostet Fünfzehn Euro achtzig und ist etwas preiswerter als bei meinem Erzeuger im Lokal.
Josch als stellvertretender Küchenleiter hat die Speisekartenänderung dem Direktor vorgelegt, weil Markus nicht da ist. Der Direktor hat gesagt, dass er das heute Mittag essen will, um zu sehen, ob es auch gut ist. Da bin ich mir jetzt ziemlich sicher, dass es gut wird.
Mama und unsere zwei Schwestern haben wir jetzt für den den übernächsten Samstag, das ist der elfte September, eingeladen. Da ist Markus wieder da und dann habe ich frei. Wenn ich die Prüfung beim ersten Mal schaffe, habe ich dann auch meinen Führerschein.
Rico und Natascha kommen selbstverständlich auch. Wir werden was feines Kochen abends und Oles Mama und Noahs Mama werde ich fragen, ob sie uns einen Kuchen backen. Paolo kann Mama und die Mädchen dann um drei Uhr am Nachmittag abholen und auch abends wieder nach Hause bringen.
Der Alte muss halt gucken, dass er Leute hat, die ihm an dem Abend helfen im Ristorante. Mein Pate wird bestimmt gern einspringen und die ein oder andere Tante auch.
In der Woche danach wollen Paolo und ich dann ein Auto kaufen und da er den Firmenwagen noch solange fahren darf, wie er dem Wilfried Nachhilfe gibt, habe ich das Auto meistens für mich. Ich hätte ja lieber einen Skoda, wie Jerome einen hat, diesen Yeti, der gefällt mit gut. Paolo ist eher für Audi A3 oder A4, mal sehen, was denn so im Angebot ist im Autohaus, in dem Micha arbeitet.
So, viertel nach elf, jetzt geht es ans Eingemachte, jetzt geht es richtig los.
Um zwölf gehen die ersten Essen raus, ein Vegetarisches ist dabei und ein Ossobuco. Das Essen für den Direktor bringt einer vom Service zu ihm ins Büro, ich bin gespannt, was er sagt später.

Frank, Dienstag, 31.08., 21:30 in Nordenham, in seinem Zimmer.

Ich habe soeben fast eine Stunde mit Ole telefoniert. Morgen fahre ich wieder zur Uni und danach mit in die WG. Wir haben beide Sehnsucht nach dem Anderen und wir haben vereinbart, mein Problem gemeinsam, mit dem Psychologen und im Kreis der Freunde anzugehen und auch zu bewältigen. Meine Sitzung gestern bei diesem Dr. Brinkmann, der auch Mama behandelt, war gut und hat mir Mut gemacht. Ich habe ihm alles erzählt, von Anfang an und weil ich der letzte Patient war, hat er mir viel Zeit gewidmet, über die normale Sprechzeit hinaus. Ich war über zwei Stunden bei ihm und er weiß jetzt alles über mich und auch über Ole.
Er meinte, wenn ich willens wäre, mein Fehlverhalten zu erkennen und es dann auch in den bisher kritischen Situationen kontrollieren lerne und meine dann vorhandene Eifersucht verbergen könnte, würde ich das im Laufe der Zeit alles in den Griff bekommen. Etwas Eifersucht steckt fast in jedem Menschen, sagt er und das ist eine normale Reaktion in Beziehungen. Bei mir ist das wohl arg aus dem Ruder gelaufen, durch Pauls Verhalten wohl mit ausgelöst. Daran, an allem, was mit Paul zusammen hängt, will er mit mir zunächst arbeiten, damit ich das richtig bewältigen kann.
Ole möchte er bei einem unserer nächsten Termine kennenlernen und auch mit ihm reden. Das finde ich gut und das habe ich meinem Schatz auch vorhin am Telefon erzählt. „Alles, was der Sache dient und mir meinen alten Frank zurück bringt, mache ich mit“, hat Ole gesagt und mir noch ein wenig mehr Zuversicht übermittelt damit.
Dr. Brinkmann hat mir, weil er es schon für dringend hält, für Donnerstag den nächsten Termin gegeben. „Das geht nur, weil ein Patient, der dort eingeplant ist, plötzlich verstorben ist. Dessen Termine“, meint er, „können Sie jetzt wahrnehmen. Dadurch sehen wir uns bis auf Weiteres Montag und Donnerstag jeweils in der letzten Stunde.“ Na, das hat ja echt gut hin gehauen, denk ich. Es ist schon gut, das jetzt sofort was passiert. Ich will meinen Ole wieder, er fehlt mir so, das macht mich richtig fertig.
Mama war auch sehr froh, dass das jetzt so gut anläuft für mich und nach dem ich jetzt meinem Schatz noch schnell eine SMS geschickt habe mit: „Ich liebe dich und vermisse dich so. Ich freue mich sehr auf Morgen, gute Nacht, mein Schatz. Schlaf gut und denk an mich“, mache ich mich Bett fertig, nehme ein leichtes Beruhigungsmittel ein, das mir der Hausarzt verschrieben hat und geh dann schlafen. Morgen sehen wir uns endlich wieder, mein Schatz und ich. Hoffentlich wird alles bald wieder gut mit uns beiden.

Onkel Jo, Dienstag, 31.08. kurz vor Mitternacht, auf der Brücke der MS Europa, auf der Höhe von Lissabon, auf der Heimfahrt von Genua nach Bremerhaven.

Unsere erste gemeinsame Kreuzfahrt ist zu Ende, seit zwei Wochen schon und alles ist gut gelaufen mit Joachim, seinen Patienten und mit mir. Es war teilweise stressig, aber es gab auch viele tolle Momente an Bord und auch an Land. Joachim gefällt es immer besser, seine Position als uneingeschränkte Nummer Eins in allen medizinischen Dingen zu sein, gibt ihm die für den Job nötige Motivation. Er ist mit Leidenschaft dabei und das Leben an Bord beginnt ihm richtig zu gefallen. Die Nähe zu mir gibt ihm all das, was er in den vergangenen Jahren vermisst und oft erfolglos gesucht hat und auch ich bin absolut glücklich und zufrieden mit ihm und der gesamten Situation.
In knapp 4 Tagen werden wir in Bremerhaven festmachen, eine Woche Urlaub genießen und dann eine Norwegen und Skandinavien-Kreuzfahrt vorbereiten, die am neunten September beginnt und bis zum neunzehnten September dauert. Danach wird das Schiff für eine Karibik Kreuzfahrt vorbereitet, die inklusive An- und Rückreise achtundvierzig Tage dauert. Ein gewisser Teil dieser Passagiere fliegt mit dem Flugzeug nach Miami, wo sie dann an Bord kommen und von wo sie auch später wieder nach Hause fliegen.
Etwa die Hälfte der Passagiere kommen aber in Bremerhaven an Bord und fahren auch wieder mit zurück, um den vollen Luxus der Schiffsreise aus zu kosten. Diese Reise beginnt am ersten Oktober und erst zum siebzehnten November laufen wir wieder in Bremerhaven ein.
Leer fahren wir dann wieder nach Genua, wo ab dem zwanzigsten Dezember eine Weihnachts- und Silvester-Kreuzfahrt im Mittelmeerraum stattfinden soll. Volles Programm, aber ich mag das sehr, vor allem zum Jahreswechsel ist echt was los auf dem Dampfer.
Jetzt werde ich mal Joachim in der Koje aufsuchen, der schläft schon fast zwei Stunden und schauen, dass ich auch noch eine Mütze Schlaf kriege.
Meine Wache ist jetzt zu Ende, die Ablösung ist gekommen und nach einem kurzen Gespräch über Wetter und Position des Schiffes und der gefahrenen Geschwindigkeit gehe ich zu unserer Kabine und krabble zu meinem Schatz unter die Decke.

Sergej, Mittwoch, 01.09., 17:15 in der WG Küche mit Jerome bei der Zubereitung des Abendessens.

Nach einem heute eher lockeren Uni-Tag bin ich mit meinem Schatz dabei, Pizza-Brötchen zum Abendbrot zu machen. Das Rezept für den Belag habe ich von Mama, die früher und wohl auch heute noch immer so leckere Brötchen gemacht hat.
Jerome hat die Brötchen, die wir frisch mit gebracht haben, aufgeschnitten und dann haben wir sie mit der nach Mamas Rezept gemachten Masse, zwei verschiedene Sorten, belegt und nun, nach dem noch etwas Reibekäse auf jedes Brötchen gestreut ist, schieben wir die drei Bleche in den Heißluftofen, wo sie im heißen Luftstrom gebacken werden.
Frank, der heute wieder an der Uni war und wohl auch wieder hier bei uns bleibt, ist sichtlich bemüht, seinem Ole und auch uns zu zeigen, dass er nicht mehr so eifersüchtig sein will. Sie haben sich heute Morgen auf dem Campus kurz umarmt und auch geküsst und sind auch, seit wir zurück sind, in ihrem gemeinsamen Zimmer zusammen, bei was auch immer. Wir hoffen alle, dass es zwischen den Beiden bald wieder so gut läuft wie vor dem Krach.
Am Donnerstag gehen sie beide zu Franks Psychologen, der wollte wohl Ole kennenlernen und ihn vielleicht mit einbeziehen, Franks Probleme zu lösen, hat Frank beim Mittagessen in der Mensa erzählt.
Montag ist ein großer Teil der Fitness Geräte gekommen, der Rest, ein Laufband und diverse Hanteln, kommen Morgen und nach dem Essen wollen wir runter und sie auspacken, aufstellen und anschließen. Ich bin gespannt, ob die teuren Geräte auch intensiv genutzt werden von uns allen.
Ole hat gestern Abend erzählt, das sei Onkel und Joachim Morbach mit dem Schiff auf dem Weg nach Bremerhaven sind und das sie nach dem Einlaufen am dritten oder vierten September eine Woche Urlaub haben. Da werden wir die beiden ja dann wohl auch mal zu Gesicht kriegen, denk ich.
Die haben die fertige WG ja noch gar nicht gesehen und Jerome kann die zwei ja mal einladen.
Bestimmt haben die beiden einiges zu erzählen von der Schiffsreise rund um die halbe Welt.
So, noch schnell einen Kuss und dann sind die Brötchen auch schon fertig.
Die anderen kommen jetzt nach einander in den Wohnraum und nehmen um den großen Tisch Platz, auf dem Jerome schon verschiedene Getränke und Geschirr und Gläser platziert hat. Ich hole die Brötchen raus und wir machen sie auf zwei Platten, die wir dann mit zum Tisch nehmen.
Pizzaduft erfüllt die Küche und den Wohnraum und dann wird erst mal zu geschlagen und Ruhe kehrt ein. Allen scheint es zu schmecken, die Idee mit Mamas Pizzabrötchen war also nicht schlecht.
jetzt, nach dem Essen, wollen wir alle noch runter, die bereits gekommenen Geräte auspacken. Wolfi will mit Kevin, Rolf und Paul in seinen Räumen Regale, einen großen Tisch und einen Schreibtisch, so wie einen Schrank Ich aufbauen. Das hatten wir ja neulich erst bei Ikea geholt und unten abgelegt. Martin und Kai sind auch zum Helfen gekommen und werden von Kevin freudig begrüßt, mit Küsschen und Umarmungen.
Mit so viel Hilfe geht es gut voran, der Verpackungsmüll wird in den Kombi gepackt, das werden wir Morgen entsorgen.
Jerome hatte vor der Bestellung bereits einen Plan erstellt, wo welches Gerät hinkommt und so stellen wir die Sachen dann auch gleich auf den Platz.
Rolf hat eine große Alukiste mit Werkzeug dabei, die hat Wolfi mit dem Auto bei ihm geholt am Montag. Da sind unter anderem zwei Akkuschrauber und ein Bohrhammer drin. Kai, der hier bei uns hilft, bohrt nun Löcher in den Boden und die Geräte werden mit Schrauben und Dübeln am Boden fixiert. Das klappt alles problemlos und gegen zwanzig Uhr dreißig sind wir, einschließlich saubermachen, mit allem fertig.
Wir schauen drüben bei Wolfi rein und sehen auch hier, das die Möblierung fast abgeschlossen ist und so gehen wir bis auf Kai, der bei Martin und den anderen unten bleibt, nach oben, um dort gemeinsam ein Feierabendbier zu trinken. Zwanzig Minuten später kommen auch die anderen hoch. Kai und Martin verabschieden sich, nach dem sie ein alkoholfreies Weizen getrunken haben.
Torsten, der eigentlich auch noch vorbei kommen wollte, hatte Ole gestern Abend angerufen, dass er krank ist mit Fieber und Schüttelfrost im Bett liegen muss und dass er wohl diese Woche nicht mehr vorbei kommen kann.
So klingt der Tag aus und alle verschwinden nach und nach in ihren Zimmern. Jerome und ich machen noch schnell klar Schiff, bevor auch wir im Zimmer und dann zum gemeinsamen Duschen im Bad verschwinden. Marvin wird dann wohl morgen die Geräte mit einem Laptop verbinden. Dann bekommt jeder eine Chipkarte und da werden alle Vorgaben und alle ausgeführten Übungen gespeichert, richtig professionell, das Ganze.

Alex, Mittwoch, 01.09., 21:00 Uhr mit Ralf auf ihrem Bett mit dem zweiten Tagebuch.

Heute um fünfzehn Uhr war der Herr Salm hier und hat etwa eine Stunde mit dem Onkel und mir im Arbeitszimmer des Onkels über das weitere Vorgehen geredet. Namen und Titel abzulegen, ist kein Problem, auch eventuelle Erbansprüche sind davon unberührt, aber von diesem Gesocks will ich nichts haben. Ralf war in der Zeit mit Martin das neue, gebrauchte Auto abholen, so dass wir jetzt mobil sind.
Nach dem ich meine Hausaufgaben gemacht hatte, um zwei Uhr, bin ich runter zu Tante Lis und wir haben zusammen den Brief verfasst, den sie meiner Mutter schicken wird. Gestern und Montag hatten wir enorm viel auf, so dass ich kaum Zeit hatte, mit ihr den Brief zu verfassen und ihr war das auch recht so. Es wird jetzt alles für die Namensänderung vorbereitet, eine Geburtsurkunde vom Standesamt meines Geburtsortes, Kassel war das glaub ich, ist von Amts wegen dort angefordert und wird dem hiesigen Standesamt zugeschickt. Sobald die da ist, wird ein Termin gemacht und dann ist der Graf gestorben und ich darf Remmers heißen. Das ist eine große Ehre für mich und ich bin froh, mit meiner Ex Sippe nichts mehr zu tun zu haben.
Wir, Ralf und ich sind heute gleich nach dem Essen um halb sieben hoch, haben sehr ausgiebig geduscht mit diversen lieben Aktionen und dann habe ich Ralf gefragt, ob er mit mir weiter in dem Tagebuch lesen will. Vorher habe ich selbstverständlich das neue Auto in Augenschein genommen und ich durfte sogar ein paar Runden auf dem großen Hof drehen. Nicht mehr lange und ich darf selber fahren, bald ist Prüfung.
Unsere Stimmung ist jetzt, nach dem langen Besuch im Bad gut und sehr entspannt, gerade richtig, um den Teil zu lesen, in dem wir plötzlich geoutet waren und der ganze Zirkus losging. Auch weiß ich ja nur sehr wenig, wie es Uwe danach ergangen ist und deshalb bin ich schon gespannt, wie es bei ihm weiter ging. Vorher kommt aber noch ein Teil unserer besten Zeit.
Das erste Buch hatte ja Mitte Juni aufgehört, etwa zwei Wochen, nach dem wir uns auf der Wiese geküsst hatten. Diese zwei Wochen haben wir intensiv genutzt, um uns gegenseitig zu erforschen, haben dann auch immer mehr Sex gehabt, aber erst später dann auch richtig miteinander gepoppt, was ich dann gleich auch aus der Sicht Uwes vorlesen will. Es war so eine tolle Zeit und die dauerte exakt bis zum neunzehnten Juli. Ich schlage das zweite Heft auf, wieder zwischen Ralfs Beinen sitzend, der mich wiederum mit seinen Armen umfängt.

Uwes Tagebuch, zweites Heft, erster Eintrag vierter Juni 2009

Zunächst erzähle ich Ralf, wie es mit uns weiterging.

Es ist einfach irre, wir sind zusammen und beide happy. Seit der wilden Knutscherei nach der Party, die zu Hause in seinem Zimmer weiterging und dort mit gegenseitigen Wichsen sehr spritzig endete, sind wir fest zusammen. Mit leichten Kopfschmerzen am nächsten Morgen haben wir dann alles beredet, was in der Nacht gelaufen ist. Wir waren beide froh, dass wir uns dem anderen anvertraut hatten und sahen eigentlich optimistisch in die Zukunft. An eventuelle Versetzung der Väter oder ein bekannt werden unserer Verbindung dachten wir eher nicht, berieten aber sehr wohl, wie wir unser Geheimnis schützen und bewahren wollten. Sex, wenn überhaupt zu Hause, dann nur bei Uwe, seine Mama ging am Nachmittag arbeiten und Silke, seine Schwester, ging fast täglich nach den Hausaufgaben zu einer Freundin eine Straße weiter und kam meist erst mit dem Dunkelwerden wieder nach Hause.
Mit dem Roller, mit einer Decke, Kondomen und Gel, fuhren wir in die umliegende Wiesen und Wälder außerhalb des großen Truppenübungsplatzes, fanden das ein oder andere stille Plätzchen und auch eine Feldscheune, wo wir unserer Leidenschaft für einander frönten und uns immer weiter vorwagten, was den Sex angeht. Wir hatten beide ja keinerlei Erfahrungen mit einem Partner und auch ein wenig Angst vor dem gepoppt werden, denke ich. Ich beginne zu lesen beim Eintrag vom fünften Juni, einem Samstag.

05.06.2009, Kirmes in Soltau

Bereits um zwei Uhr sind wir, bei schönem und warmen Wetter, Richtung Soltau gefahren, wo heute und morgen große Kirmes ist.
Zunächst fuhren wir von Munster aus einen guten Feldweg entlang, dann durch ein großes Waldstück über den Willenbockel, auf einem guten Feldwirtschaftsweg zur B 71 und dann kam auch gleich schon Soltau.
Schon vor dem Willenbockel hat mein Schatz hinter mir begonnen, meine Mitte durch die Jeans zu reiben und zu kneten und wenn ich nicht einen nassen Fleck riskieren wollte, musste ich wohl anhalten, um die Textilien in Sicherheit zu bringen.
Ich bin dann nach rechts in einen kleinen Waldweg gefahren, der nach etwa siebzig Metern eine Kurve nach rechts machte, so dass man vom Hauptweg aus nicht mehr gesehen werden konnte.
Jetzt gab es kein Halten mehr, runter von der Karre, beide, Hosen runter und da stand zweimal die volle Pracht. Alex, hellhäutig mit einem roten Haarbusch um seinen wunderschönen, unbeschnittenen, recht stattlichen Phallus und ich mit einem von Haaren befreiten, etwa ebenso großen und etwas dickeren Schwanz, der auch nicht beschnitten war. Nass waren beide schon und meiner wurde gleich noch nasser, als er ihn, die Haut nach hinten schiebend, fast ganz in seinem Mund verschwinden ließ, nach dem er vor mir auf die Knie ging.
Viel zu schnell kam ich und er schluckte in seiner Geilheit alles, bevor er ihn wieder frei ließ. Nun war ich dran mit Blasen und gab mein Bestes für ihn und auch ich ließ nichts auf den Boden tropfen. Er sank zu mir runter und wir umarmten und küssten uns lang und zärtlich.
„Das war so toll“, sagte er und dann: „Willst du mich mal poppen Uwe?“ „Ja, schon“, sag ich, „aber nicht stehend zwischen den Fichten hier. Wir müssen einem besseren Platz finden für unsere Premiere, eine Scheune oder so was, die Decke ist ja immer dabei.
Ich will dich unter mir haben, deine Augen leuchten sehen, wenn du kommst, nackt. Und dann will ich meinen Samen auf deinen Bauch spritzen und alles mit deinem verreiben.“ Er lacht: „Ist das pervers?“, fragt er. „Quatsch, das hört sich geil an“, sag ich, bevor wir die Hosen wieder hoch ziehen. Dann sind wir zur Kirmes gefahren und haben uns dort mit Holger und den Anderen getroffen. Nach Hause sind wir dann mit den Anderen gefahren, nicht so spät, Kirmes ist auch Sau teuer und dann waren wir noch bei Jens, seine Eltern haben ein Gasthaus in Munster, mit Billard im Nebenzimmer, Flipper und noch ein paar Spielautomaten. Wir haben zusammen gelegt und Automat gespielt, Holger hat gedrückt, Peng, Goldene Serie……Spannung, Jubel bei jedem Gewinn. Zum Schluss sind es einhundert und achtundzwanzig Euro, die der Kasten ausspuckt, der Abend ist gerettet. Jeder kriegt zwanzig Mäuse, die restlichen acht gehen fürs Billard drauf. Jens Vater gibt uns noch zwei Runden aus, Uwe trinkt Cola, ich Bier. Wir bleiben heute Nacht bei ihm.

Ralf sagt: „Die Zeit am Anfang ist so toll, wenn man jemanden lieb hat. Man erinnert sich immer gerne an seine ersten Erfahrungen, wenn sie schön und liebevoll sind. Mir tun die Leute leid, die sich beim ersten Mal in einem Darkroom von einem fast unbekannten Stecher ficken lassen, schlimm.“
Ich wende ihm mein Gesicht zu und er küsst mich zärtlich. Durch das Vorlesen bin ich schon geil geworden, schließe das Heft, leg es zur Seite und ich schiebe seine Rechte nach unten, damit er spürt, was ich jetzt gerne möchte. Er kichert leise, beginnt dann, mit den Händen in meine Shorts rutschend, zart meine Eier zu kraulen und mit ihnen zu spielen. Mittlerweile weiß er, dass ich da voll drauf abfahre und mein Stöhnen unterstreicht das gerade.
Ich hebe meinen Po und Ralf schiebt meine Shorts runter bis auf die Knie. Meine rote Wolle, gerade vorhin noch von Uwe beschrieben, leuchtet ihm im Licht der Deckenlampe entgegen, im Kontrast zu meiner fast weißen Haut. Sein harter Prügel drückt fest und bereit gegen meinen Steiß.
„Ficken, jetzt“, stöhne ich und geh nach vorn auf die Knie.
Zum Weiterlesen kommen wir heute nicht mehr, versinken in einem Rausch von Lust und Liebe und sind nach her total erschöpft. Glücklich, satt und Sperma verschmiert schlafe ich mit nacktem Po an seinem geschrumpften Schniedel ein und freue mich auf die Morgenlatte, die mir zum Wecken in die Ritze drücken wird.
Schade, dass Morgen nicht Samstag ist, dann könnte man nahtlos weitermachen. Es ist alles so unglaublich schön hier in Bremerhaven und mein letzter Gedanke heute Abend gilt wieder einmal Kevin und seinem Wölfchen, die mich gerettet haben aus den Klauen der Idioten, die einmal meine Familie waren.

Noah, Donnerstag, 02.09. 13:30 zu Hause im Esszimmer

Heute Morgen gleich hatten wir mal wieder Geschichte bei der alten Schirmer, die sich nun offensichtlich auf mich eingeschossen hat. Neun Mal wurde ich heute aufgerufen, musste irgendwas erklären, vorlesen oder anschreiben und ihre Kommentare, fast immer eher negativ, lassen die Vermutung zur Gewissheit werden, das sie mich disst, weil ich schwul bin. Für die Anderen in der Klasse, zumindest die meisten, schien das alles sehr spaßig zu sein und viele blöde Kommentare und auch hämisches Gelächter waren zu hören.
Ich überlege gerade, ob ich nicht einfach nach Bremerhaven aufs Gymnasium wechseln kann, zu Alex, Armin, Denise und Dirk in die Klasse und wo auch Torsten, Marie und Sigrid in die Schule gehen.
Ich werde mit Papa reden, notfalls muss mein Patenonkel Carl August seine Beziehungen spielen lassen, aber es geht bestimmt auch so. Das wäre jedenfalls voll cool für mich.
Mit dem Roller ist das ja kein Problem und im Winter kann Papa mich morgens fahren und zurück geht es mit der Bahn. Wenn das Wetter so schlecht ist, kann ich ja auch einfach bei Enrico und Paolo übernachten.
Wenn ich an meinem Geburtstag am elften November, den Führerschein bekomme, kaufe ich mir von dem zu erwartenden Schmerzensgeld ein kleines Auto oder die Mama leiht mir ihres. Bin mal echt gespannt, wann die Verhandlung ist, es wird langsam Zeit. Papa soll den Oliver in der Firma mal fragen, ob sich da bald mal was tut.
Ich schreibe Papa eine SMS, thematisiere das für meine Empfindung stattfindende Mobbing und bringe das andere Gymnasium zur Sprache. Er ruft zurück, erfragt genaueres und verspricht mir, mit Carl August zu reden.
Alles Weitere will er dann zu Hause mit mir, Mama und auch mit Enrico, bereden und dann will er mit mir zusammen eine Entscheidung treffen. Hier jedenfalls will ich nicht bleiben und wenn die anderen in der Klasse erst mal schnallen, das die Schirmer mich wegen meiner Homosexualität mobbt, dann geht das hier auch unter den Schülern los und das will ich mir nicht antun.
Die kleine Zecke aus dem Ringerclub hat mich hier geoutet und das werde ich dann den Herrn Altmann, den Trainer, mal fragen müssen, wie so die jetzt meinen Namen wissen, das war so nicht besprochen, das Rolf und ich da namentlich genannt werden. Ich bin jetzt richtig stinkig, das das hier so läuft und wenn es eine Chance gibt, zu wechseln, werde ich es tun.
„Ehi, Schroer, die alte Schirmer hat dich wohl jetzt auf der Muck, du wirst ihr persönliches Hobby“, werde ich von der Seite angesprochen. Ich dreh mich in Richtung des Sprechers und sehe, das es ist Alwin Schwertfeger aus meiner Klasse ist.
Eigentlich reden wir so gut wie nie mit einander, kennen uns kaum, wohl auch, weil er immer mit seinem jüngeren Bruder abhängt, der zwei Klassen unter uns ist. Alwin ist so wie so eher der Einzelgänger in der Klasse und fällt kaum auf. Immer Dunkel, meist schwarz angezogen, hält er sich geschickt aus allem raus in der Klasse. Er war auch noch nie mit auf Klassenfahrt.
Sein Vater ist Zahnarzt in Lehe, wo ich neulich mit dem Roller rum gefahren bin, als ich Streit mit meinem Schatz hatte. Seit ein paar Tagen hat er eine total neue Frisur, echt Sau cool, mit drei hellblauen Strähnen im schwarzen Haar.
„Sieht so aus, Alwin“, sag ich zu ihm, der jetzt fast neben mir steht. Er sieht mich an, zuckt mit den Schultern und sagt: „Die Alte ist braun, macht immer fleißig bei der NPD mit. Seit der kleine Winkler, die Made, dich hier geoutet hat, hast du bei ihr total verschissen.“
Irgendwie macht es jetzt alles Sinn und ich frage ihn: „Biste sicher, ich mein das mit der NPD?“ „Ja, die ist da stark engagiert. Sie wohnt bei uns, direkt in der Nähe“, sagt er, „da wird sie öfters von so Nazi Typen abgeholt. Wir haben das schon öfter beobachtet, weil wir uns gewundert haben, mit was für Typen die verkehrt. Die müssen immer an unserem Haus vorbei, wir wohnen in einer Sackgasse.“
„Ich werde die Schule wechseln“, sag ich, „ich geh nach Bremerhaven aufs Gymnasium.“ „Echt jetzt?“, fragt er, „geht das so einfach? Und warum nach Bremerhaven, hier gibt es doch mehr als ein Gymnasium?“
„Dort habe ich gleich vier Freunde in der Klasse und noch drei eine Klasse drunter, da ist man ziemlich tolerant gegenüber Schwulen. Erst im letzten Schuljahr ist ein homophober Lehrer gefeuert worden“, erzähle ich, „und ein Freund von mir hat ihn überführt.
Mein fester Freund wohnt auch in Bremerhaven und auch noch andere Freunde, von denen einige schwul sind. Ich habe da einige Beziehungen, das klappt bestimmt mit dem Wechsel.“
Die Pause ist um und wir schlendern zurück ins Gebäude. „Guckt mal da“, höre ich hinter uns jemanden sagen, „die Schwuchtel und der Freak, das ist ja mal ein tolles Paar, ob der Freak auch ein Homo ist? Ob die sich zusammen in den Arsch ficken?“
Ich dreh mich um und sehe in vier grinsende Gesichter von Leuten aus unserer Klasse, allen voran der dicke Olaf Stenger, ein echter Kotzbrocken. Alwin ist auch stehen geblieben, hat sich umgedreht und macht einen Schritt auf den Olaf zu. Der weicht blitzschnell hinter die anderen drei zurück, wohl weil er Schiss hat oder so.
Alle vier sind Leute, die mindestens eine Ehrenrunde gedreht haben, die wohl bald Probleme kriegen, wenn es ans Abi geht und die seit Jahre Stammkunde in der Schülerhilfe sind.
Warum sind eigentlich die meisten homophoben Typen auch noch dumm dazu. Ich glaube, dass Dummheit eine wesentliche Grundvoraussetzung ist für Homophonie, anders kann ich mir das nicht erklären. Wir gehen weiter in die Klasse.
Da der Platz neben mir seit dem Outing durch die Zecke Sven Winkler leer ist, kommt Alwin mit seinem Rucksack und setzt sich neben mich. „Schön, das du jetzt Solidarität zeigst“, sag ich, „aber denk an die Zeit, wenn ich nicht mehr hier bin, dann lassen sie ihre Dummheit an dir aus. Willst du das?“
„Das tun sie eh schon längst“, sagt er, „das fällt dir nur nicht auf, aber mir ist das egal. Angreifen werden sie mich bestimmt so schnell nicht mehr. Das haben sie einmal versucht und Zweien habe ich voll eins verpasst. Seit meinem siebten Lebensjahr mache ich Karate, vier Mal die Woche und mittlerweile trainiere ich andere darin. Seit damals, vor drei Monaten, nach der Geschichte, lassen sie mich in Ruhe.
Selbst das sie fünf gegen einen waren, hat ihnen nichts genutzt.
Dem Greiner habe ich die Nase gebrochen und dem dicken Olaf habe ich einen Fuß in die Eier getreten, der fiel um wie ein Sack Reis in Hongkong. Der Rest hat sofort die Fliege gemacht.“ Ich schau ihn von der Seite an, sehe, dass er nicht lügt. „Cool“, sag ich, „das du so eine Kampfmaschine bist, hätte ich nicht vermutet.“ „Ich habe Dan eins bis neun, einen schwarzen Gürtel, verstehst du und bald mache ich die letzte Prüfung zum zehnten Dan, das ist der weiß-rote Gürtel“, sagt er zu mir.

In der nächsten Pause fragt er, ob das mit Bremerhaven mein Ernst ist und ob das auch bei ihm so einfach gehen würde, mit wechseln und so. Erstaunt über sein Ansinnen sage ich, dass ich das wohl erst bis zum Wochenende weiß, mein Vater kümmert sich darum, wenn wir heute Nachmittag im Kreis der Familie darüber geredet haben. „Er soll mal gleich für mich mit fragen“, sagt er.
„Was hast du denn für einen Grund, jetzt im letzten Jahr noch zu wechseln“, will ich doch jetzt wissen.
Er schaut mich lang an, zögert und sagt dann: „Denk doch mal nach, vielleicht denselben, wie du. Ich bin auch schwul, habe jetzt aber zum ersten Mal seit vier Wochen einen Freund und hoffe, dass ich nach einem Wechsel dann auch zu ihm stehen kann. Hier würde mir ein Outing ebenso wenig gut tun, wie dir jetzt. Mein Freund, mein erster fester eigentlich, wohnt in Spaden, das ist dicht bei Bremerhaven. Und von hier aus zur Schule mit dem Zug, das geht doch eigentlich ganz prima. Die Verbindungen sind gut nach Bremerhaven. Meine Eltern wissen, dass ich schwul bin und es stört sie nicht mehr wirklich. Am Anfang war es schon etwas problematisch, aber jetzt, nach zwei Jahren ist alles gut.“
Das hätte ich jetzt nicht erwartet, dasser auch schwul ist, mir ist nie was aufgefallen.
„Mein Freund und ich, wir haben uns vor vier Monaten über das Internet kennengelernt. Er heißt Gerald Sauer, ist Frisör und seine Eltern haben in Bremerhaven einen großen Salon, wo mein Gerry auch arbeitet“, erzählt er mir. „Gerry ist zweiundzwanzig und hat gerade seine Meisterprüfung gemacht. Ich werde bald neunzehn, hab eine Ehrenrunde gedreht in der sechsten Klasse, hab schon einen Führerschein und vielleicht kauft Papa mir ja ein kleines Auto. Das wäre dann noch besser.“
„Wenn ich was Genaues weiß, sag ich dir Bescheid, Alwin“, sag ich zu ihm. Der Unterricht geht weiter, Mathe ist angesagt und wir passen nun auf, um nichts zu versäumen.
Weitere direkte Anfeindungen oder dumme Sprüche gibt es an diesem Vormittag nicht mehr. Um halb zwei bin ich zu Hause, wo ich mit Oma und Mama zu Mittag esse, bevor ich später meinen Rico abholen gehe.
Mama und Oma erzähle ich von heute in der Schule und Mama findet meinen Wechsel eigentlich gut, sie hat sofort wieder Angst, das andere mir gegenüber handgreiflich werden könnten.

Carl August, Freitag, 03.09., abends 19:30, mit Lis im Wohnzimmer, Oma und Frieda sitzen mit dabei.

Wir sitzen nach dem Abendessen mit Mutter und Frieda bei einem Glas Wein und tauschen Neuigkeiten aus. Paolo und Natascha sind nach oben gegangen, Ralf und Alex sind vorhin bis Sonntag in die WG gefahren, auch weil Alex mit den Anderen heute Abend in die Fahrschule geht.
Beide haben das Abendessen für die WG mitgenommen. Ole hat wohl seine Mutter gebeten, Frikadellen zu machen und Lis hat dann von Frau Gut noch Kartoffelsalat machen lassen,
Martin und Kai, die mit uns gegessen haben, sind jetzt mit dem Hundchen auf dem Gelände unterwegs.
Heute wurde zunächst das Edelstahlbecken im neuen Pool montiert und alles angeschlossen. Zurzeit läuft jetzt Wasser in den Pool, langsam, so dass es über Nacht laufen kann. Auch die Teichanlage ist fertig, sogar schon bepflanzt und auch hier läuft langsam Wasser ein. Es ist echt toll geworden und wenn man auf der Terrasse sitzt, hat man den großen Teich mit dem Wasserlauf genau im Blick.
Dienstag soll der Besatz mit den ersten Fischen erfolgen, mit zunächst mal zehn Koikarpfen und ein paar Goldfischen und zwei Rotwangen-Schildkröten hat Lis mit bestellt. Robin wird staunen, wenn er zurück kommt und sieht, dass ich seinen Vorschlag in die Tat umgesetzt habe und dass er jetzt auch bei uns Fische füttern kann. Futter und sonstiges kommt dann auch mit. Wenn Pool und Teich voll und fix und fertig sind, werden wir eine Party feiern hier und alles entsprechend vorstellen.
Dass es drüben in NY für den Robin bisher so gut läuft, freut uns alle hier sehr und er schreibt auch fast täglich mit Lis und wohl auch mit Jerome. Lis hält engen Kontakt mit Robins Mama, die natürlich über den Verlauf der Behandlung überglücklich ist.
Morgen Früh erwarten wir die MS Europa zurück, die aus Italien kommend, für die nächste Zeit bis zur Skandinavien-Kreuzfahrt hier in Bremerhaven fest macht. Ich werde wohl mit Martin mal hinfahren, sobald die Meldung kommt, dass sie einlaufen. Nach der langen Abwesenheit, bedingt durch den Motorschaden, will ich mir das mal anschauen und mit dem Kapitän reden und aus erster Hand hören, ob jetzt alles OK ist mit unserem Dampfer. Bei der Gelegenheit werde ich dann auch mit dem Doktor und Oles Onkel ein paar Worte wechseln, hören ob jetzt alles passt bei den Beiden oder ob der Doktor seinen Entschluss bereut.
Ole hat zwar auf Nachfrage erzählt, dass es gut läuft mit dem Onkel und dem Doktor, aber fragen werde ich trotzdem. Auch den Kapitän werde ich fragen, ob er mit dem neuen Schiffsarzt zufrieden ist.
Für Samstag, den zweiten Zehnten um elf Uhr haben wir jetzt für Martin und Kai einen Termin auf dem Standesamt festgemacht und der Bürgermeister wird auf meinen Wunsch hin die Verpartnerung selber vornehmen. Anschließend fahren wir alle in die „Alte Luneschleuse“ zum Feiern, den Termin werde ich über Ole und Jerome an alle weiterleiten, denn die Mädels und Jungs sind ja wohl selbstverständlich alle eingeladen, wenn die lang angekündigte Zeremonie abläuft.
Nach Möglichkeit wollen wir zu diesem Termin das mit Kevins Adoption durch Kai und Martin hinkriegen und das dann im Anschluss an die Verpartnerung, so zu sagen als Sahnehäubchen oben drauf setzen und Oliver meint auch, dass wir das bis dorthin schaffen. Das wäre doch eine tolle Überraschung für die drei und auch für die anderen.
Mutter und Frieda sind begeistert, als ich unsere Pläne diesbezüglich erläutere und Oma sagt direkt: „Dann setzen wir die drei in die Protzkiste und Jerome fährt sie mit Sergej dann zur Schleuse.“ Eine tolle Idee, finden Lis und ich und auch Frieda ist hin und weg von Mutters Plan.
Ich erzähle von Ulfs Anruf, das Noah wohl von einer kurz vor der Pension stehenden Lehrerin namens Schirmer gemobbt wird und gerne aufs Gymnasium nach Bremerhaven zu den anderen in die Klasse wechseln will.
Frieda fragt mich: „Wie heißt diese Lehrerin, Schirmer?“ „Ja, so hat Ulf gesagt“, sage ich zu ihr.
„Da war eine Schirmer in meiner Klasse, die hatte so einen bescheuerten Vornamen, Friedgard Runhilde, ihr Vater, so hat unser Vater erzählt, war eine lokale Nazigröße hier im Bremer Land und hatte vor dreiunddreißig auf der Werft als Hilfsarbeiter gearbeitet. Er war wohl schon länger vor dreiunddreißig Parteigänger bei der NSDAP, hat auf der Arbeit geworben für Hitler und hat da bei denen eine kleine Karriere gemacht. Zunächst war er wohl in der SA und später irgendwo im Parteiapparat, der was mit der Deportierung der Bremer Juden, Sozis, Kommunisten und auch Schwulen zu tun hatte. Unser Vater wusste deshalb so viel über den, weil der ja bei uns gearbeitet hat und später auch bei der Verhaftung von Arbeitern auf der Werft mit dabei war.
Vom Kriegsdienst war er freigestellt, kämpfte verbissen an der Heimatfront und hat manchen braven Bürger ans Messer geliefert. Ende April fünfundvierzig haben ihn die Amis geschnappt, aber irgendwie hat er es geschafft, durch die Netze der Justiz zu schlüpfen und dann als entnazifiziert zu gelten. Tage später war ja dann der Nazi-Spuk endgültig vorbei. Die Amis übernahmen überall, auch auf der Werft und in den Fabriken, das Kommando.
Unser Vater wurde auch vorüber gehend inhaftiert als Besitzer eines Rüstungsbetriebes und wohl auch, weil ja auf der Werft und in den Werken Zwangsarbeiter beschäftigt waren. Allerdings wurden die, ihren eigenen Angaben zu Folge in den Remmers Werken ordentlich behandelt, was dazu führte, das Papa bald frei kam und später, im Jahr sechsundvierzig beginnend, die Führung über die Firma wieder übernehmen konnte.
Das da, Noahs Lehrerin, könnte seine Tochter sein, vom Alter her passt das und den Vornamen, der müsste doch raus zu kriegen sein.
Er wollte wohl noch mal zurück auf die Werft, aber da war ja fast alles kaputt und dann war er später bei der Stadt Bremen angestellt. Das Mädchen hat wohl nicht nur den Namen, sondern auch die Gesinnung aus der Zeit vor fünfundvierzig geerbt.“
Frieda ist fünfundvierzig geboren, im November, das könnte hinkommen und dann stände diese Frau wohl unmittelbar vor der Pensionierung. Ich werde mal ein wenig ermitteln lassen, was es auf sich hat mit Noahs Vermutungen. Ein Klassenkamerad hat erzählt, dass sie in der NPD sehr aktiv sein soll. Da wird sich ja dann schon was raus finden lassen, was ihren Abgang in die Pension beschleunigen würde.
Trotzdem werde ich am Montag an der Schule hier vorstellig werden und nach fragen, ob in der Klasse, in der Alex, Dirk und die Anderen sind, noch Platz für zwei Schüler ist. Eventuell werde ich dann vielleicht ein paar Laptops spendieren oder noch besser, was für den eher tristen Schulhof in Aussicht stellen. Vielleicht kann man das in den Rahmen eines Wettbewerbs der Klassen untereinander einbinden und den besten Vorschlag für einen schönen Schulhof mit einem ansehnlichen Zuschuss zur nächsten Klassenfahrt belohnen.
Ein paar Bilder von Wolfi für die Flure würde ich auch noch sponsern, wenn mir der Direx entgegen kommt. Vielleicht nehme ich Ole mit dorthin, der hat ja einen guten Draht zu dem Direktor seit der Werthmüller und Paul Geschichte, obwohl der ja zur Uni muss.
Nun ist es über dem Erzählen doch fast einundzwanzig Uhr geworden. Ich will noch mit der „Europa“ telefonieren und fragen, wann sie in etwa einlaufen. Martin muss ich dann sagen, wann wir los fahren Morgen in der Frühe.
Vom Schiff höre ich, das man gegen neun Uhr etwa einlaufen wird, das bedeutet, um acht Uhr Frühstück, anschließend los fahren. Ich werde noch kurz runter gehen zu den Beiden, Bescheid sagen. Martin öffnet auf mein klingeln und der Fiffi begrüßt mich schwanzwedelnd. Kai und Martin haben wohl beim Fernsehen im Wohnzimmer gesessen und eine angebrochene Flasche Rotwein steht auf dem Tisch. Nach dem ich, zum sitzen aufgefordert, Platz genommen habe, fragt Kai, ob ich ein Glas mit ihnen zusammen trinken möchte.
„Ja, gern“, sage ich und Kai holt ein Glas und schenkt mir ein. Wir trinken, nach dem wir auf das Wohl der Jungs angestoßen haben. Der Wein, ein Italiener, ist gut. Ich sage den Beiden, was ich vom Schiff weiß und bitte Martin, um acht hoch zu kommen und mit mir und Lis zu frühstücken. Kai biete ich an, mit zu fahren und auch mit zu frühstücken, er sagt aber, das er bereits mit Oma und Frieda um halb neun eine Fahrt in die Stadt machen muss, also nicht mit fahren kann. „Dann kommst du auf jeden Fall mit Martin hoch zum Frühstück“, sage ich.
Ich erzähle den Beiden dann von der Sache mit Noah und dann ist das Glas leer, es ist gleich zehn und ich verabschiede mich und geh dann hoch. Mutter und Frieda sind auch in ihre Wohnung gegangen, also frage ich Lis, ob sie mit mir ins Bett geht. Bei der Art, wie ich die Frage stelle, grinst sie wissend, nickt freudig und schiebt mich Richtung Schlafzimmer. Um viertel nach elf haben wir das Licht aus gemacht und sind zufrieden kuschelnd eingeschlafen.

Enrico, Freitag, 03.09. , abends um halb zehn mit Familie Schroer im Wohnzimmer.

Um halb drei hat mein Schatz mich abgeholt mit dem Roller. Um ein Haar wären wir noch nass geworden, denn es kam ein Gewitter und gleich, nach dem wir im Haus waren, öffnete der Himmel seine Schleusen. Es war ein kleiner Wolkenbruch und es platschte so richtig runter. Zunächst gingen wir hoch aufs Zimmer, wo er mir die Geschichte aus der Schule erzählte auch die Sache mit dem Alwin. Das er wechseln will, finde ich OK und so, wie er über den anderen Jungen geredet hat, brauch ich mir da auch nichts dabei zu denken.
„Der Freund von diesem Alwin kann mir ja bei Gelegenheit die Locken kürzen“, sag ich, „wenn Markus wieder kommt, sollte das eigentlich gemacht sein.“ „Da fahre ich aber mit“, sagt Noah, „aufpassen, dass du keinen Igel schneiden lässt und wenn wir schon mal da sind, Alwin hat einen geilen Undercut und drei hellblaue Strähnen in blauschwarzen Haaren, echt geil. So ein paar Stränchen und ein wenig in Form schneiden, das wäre doch nicht schlecht.“
Nach unserem nun schon immer nach meiner Frühschicht stattfindenden gemeinsamen Duschen mit Flötenmusik und manchmal auch mehr, machen wir uns fertig zur Abfahrt in die WG. Noah hat Jerome angerufen und gesagt, das wir zum Essen kommen und dann mit den Anderen zur Fahrschule fahren werden.
Als wir in der WG ankommen, ist der Tisch schon fertig gedeckt und es gibt heute Frikadellen und Kartoffelsalat, den hat Frau Gut gemacht und Frau Jensen die Frikadellen. Ralf und Alex haben das Essen dann von Remmers mit daher gebracht. Brot, Senf und Ketchup stehen ebenfalls auf dem Tisch und diverse Kaltgetränke und Tee. Auch zwei Gläser mit Gewürzgurken hat der Küchendienst, heute Ole und Frank aufgemacht und hingestellt.
Noah erzählt von der Schule heute und seinem Plan, zu wechseln. Dirk, der mit Mike auch übers Wochenende hier ist, freut sich und hofft, dass es klappt.
Noah und ich werden nach der Fahrschule zu uns in die Wohnung fahren, da sind wir ungestört, Paolo bleibt bei Natascha. Morgen und damit den Rest der Woche habe ich die Mittagsschicht und wir können morgen aus schlafen. Markus ist morgen und Sonntag noch nicht da ist, kommt aber wohl Montag dann zur Frühschicht und ich bin gespannt, was er erzählen wird.
Beim Essen herrscht rege Unterhaltung und auch Frank und Ole nehmen rege daran teil, so als würde es ihr Problem nicht mehr geben. Ole war ja gestern mit zum Psychologen, aber er hat noch nichts davon erzählt, ich denke, dass es das auch dem Frank überlässt, weil der ja der Patient ist.
Das es wieder in die Reihe kommt, das wünschen wir uns alle sehr und es macht ja auch Hoffnung, die beiden jetzt einträglich beieinander zu sehen.
Alle, die jetzt zur Fahrschule fahren müssen, brechen auf, die anderen bleiben noch sitzen, essen weiter und werden dann abräumen. Wolfi und Ralf fahren die Leute hin, Noah und ich nehmen den Roller, weil wir ja später zu uns fahren.
In der Fahrschule treffen wir uns wieder und unser Lieblingsfahrlehrer freut sich, dass wir so zahlreich erscheinen. Sieben schwule Fahrschüler, das ist bestimmt ein Rekord hier….lach, kein Wunder das sein Freund, der hübsche Kellner mit dem geilen Knackpo eifersüchtig ist und Angst um seine Beziehung hat, obwohl von uns keine Gefahr ausgeht.
Ole, Paul, Alex und ich werden am nächsten Freitagmorgen, ab elf Uhr geprüft, praktisch und vorher, um neun ist theoretische Prüfung. Dirk, Noah und Kevin werden in drei Wochen Prüfung haben und wenn von uns nächsten Freitag einer durchfällt, kann er dann mit den Anderen noch mal wiederholen.
Theorie haben und werden wir bis zum Erbrechen pauken in den nächsten Tagen und Fahren, na ja, das klappt schon ordentlich, aber wer weiß schon, was bei der Prüfung so läuft. Mit einem Quäntchen Glück wird es wohl klappen.
Heute gehen wir nach der Fahrstunde nicht mehr in die Wirtschaft, wir wollen das Allein sein in unserer Wohnung voll auskosten, an die Versöhnungsnummern anschließen und uns ganz doll lieben und glücklich sein. Der Streit hat uns schon sensibler werden lassen, wir teilen uns jetzt eigentlich alles mit, was uns bewegt und das ist schon ein guter Schritt, Streitigkeiten zu vermeiden. Dass ich in den Entscheidungsprozess um seinen geplanten Schulwechsel mit einbezogen werde ist toll und es freut mich auch. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg in eine dauerhafte, gemeinsame Zukunft.

Alex, Freitagabend, auf dem Bett in der WG, 21:45, in der bereits bekannten Lesehaltung mit Ralf zur dritten Lesung aus Uwes Tagebuch.

Streichelnde Hände auf meinem Bauch. Unter dem Shirt, beruhigen mich, denn jetzt kommt wohl der Teil des Tagebuches, in dem wir abrupt getrennt werden und er nicht weiß, was mit mir los ist.
Jetzt werde ich seine Gedanken lesen über mich, weil ich mich nicht gemeldet habe, vielleicht seine Enttäuschung spüren über den Alex, der doch die drei berühmten Worte gesagt hat und nun wie verschollen ist. Vielleicht auch Angst spüren, die er hatte um mich, nach dem er bei uns angerufen und sie ihn so erbärmlich beschimpft haben, das Schwein und auch mein Erzeuger.

Uwes Tagebuch, Band zwei, Eintrag am 19. Juli 2009, sonntags, elf Uhr dreißig.

Seit drei Tagen sind Ferien, wir waren die letzten Tage viel unterwegs mit dem Roller, zum Baden, allein aber auch mit den anderen, waren in den Wäldern, haben uns geliebt auf der Decke oder in eine Feldscheune in der Nähe, auf Heuballen, wir können nicht genug vom Anderen kriegen, alles ist so toll. Gleich fahr ich wieder zu ihm, nach dem Essen, wir treffen uns dann bei Ludger mit unseren Freunden, fahren zum Schützenfest nach Soltau
Das wird bestimmt gut, heute Abend will er bei mir schlafen, wenn er darf, aber das ging bis jetzt fast immer. Sein Bruder ist zu Besuch, ich weiß nicht, ob das was ändert.
Mama ruft, es gibt Essen und ich muss jetzt auf hören.

Alex
Ich sage zu Ralf, das ich von seinen Eltern weiß, das bei diesem Essen sein Vater den beiden Kindern von der bevor stehenden Versetzung nach Bonn erzählt hat. Die Konsequenzen vor Augen, dass wir getrennt werden, haben ihn wohl sehr schwer getroffen, sorgten aber wohl auch bei seinen Eltern für Gewissheit, dass zwischen uns längst mehr war als nur Freundschaft. Aufgewühlt und sehr unglücklich ist er dann später zu uns gefahren und da ist ihm dann das Herz übergelaufen und all unsere Geheimnisse flogen auf.
Das Unheil brach über uns hernieder wie ein Vulkanausbruch.

So, ich hoffe, es hat gefallen. Da ich Grippekrank bin, hatte ich mehr Zeit zum Schreiben und deshalb gibt es das neue Kap. Etwas früher als geplant. Bis bald, Niff

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7 Kommentare

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  1. Hallihallo Hermann, cool, die nächste Folge ist da👍 Bin gespannt was diesmal alles passiert…
    Ich wünsche dir gute Besserung.

    Viele ganz liebe Grüße

    Andi

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    • Prive01 auf 25. Oktober 2016 bei 21:58
    • Antworten

    hallo Niffnase

    einen grossen Dank für Kap. 95 u. 96. DANKE

    mit der Hoffnung dass Du wieder nach der Grippen Erkrankung erholt hast

    Grüss Dich aus der Schweiz
    Walter

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    • Smiley auf 28. Oktober 2016 bei 21:24
    • Antworten

    Danke für die Fortsetzung. Schön wieder etwas zum Lesen zu haben.

    Gruß Smiley

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  2. Also Hermann, das ist wieder eine gewohnt gelungene Fortsetzung, eine weitere Krise, dieso hoff ich, übrüberwunden wird und ein weiterer Charakter, super.
    Eine gute Besserung wünsch ich dir.

    VlG Andy

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    • claus auf 29. Oktober 2016 bei 09:51
    • Antworten

    Hallo Niffnase,

    hoffe auch dass du wieder wohl auf bist.

    freue mich auf weiter gelungene Fortsetzungen!

    Viele Grüße und großes Kompliment
    Claus

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  3. Hallo Hermann, hoffe dass es dir wieder besser geht. Das ist definitiv wieder eine gelungene Fortsetzung mit einem neuen Charakter,super. Bin sehr gespannt wie es weitergeht. Mach so weiter.

    VlG Andi

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  4. Hallo zusammen, danke für die Kommis.
    Ich bin an Folge 98, aber da ich jetzt richtig krank bin (Eitrige brochitis) mit allem Drum und dran, liege ich fast immer im Bett, esse brav Antibiotika und schwitze viel.
    Schreiben ist nicht drin zur Zeit, aber Pit kann ja die Folge 97 noch ein stellen für euch.
    Teil 98 ist 3500 Wörter lang und ruht jetzt.

    LG Hermann

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