No one else – 20.Türchen

Auch Placido musste grinsen, bevor er sich an mich wandte. Er griff nach meiner Hand.

„Davide, wie ich gerade Jakob erzählt habe, dass ich in Italien bleiben werde, habe ich dich dabei nicht vergessen. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass du damit einverstanden bist. Wenn ich Jakob diesen Vorschlag mache.“

Ich nickte wiedermal.

„Du wirst mich vielleicht für altbacken, oder altmodisch halten, aber ich möchte auch dies fest machen. Ich weiß, dass du mit schnellen Entscheidungen so deine Probleme hast.“

Ich schaute ihn fragend an, weil ich nicht wusste, worauf er hinaus wollte. Er griff in die Innentasche seines Blazers und zog eine kleine Box heraus. Meine Hand hatte er dabei nicht losgelassen.

„Davide, du bedeutest mir sehr, sehr viel und ich möchte keine Sekunde mehr ohne dich sein. Du bereicherst mein Leben, du beeinflusst mich zum Positiven, du machst mein Leben im höchsten Maße lebenswert. Mittlerweile ist ein Minute ohne dich, eine verlorene Minute.“

Oh Gott, war es wirklich das, was er da tat, was ich jetzt dachte? An den Nachbartischen war es ruhig geworden. Placido stand auf und kniete sich vor mich hin.

„Ich möchte mir dir mein restliches Leben verbringen, möchte mit dir alles teilen, was mich glücklich macht. Alle Hochs und Tiefs mit dir durchleben, die da noch auf uns zukommen werden. Ich möchte in dein Leben einbezogen werden, ein Teil von dir werden.“

Meine Augen wurden feucht, die erste Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange, so gerührt war ich über diese Worte Placidos.

„Ich habe mich schlau gemacht und weiß, dass man in Italien eine Partnerschaft zwischen zwei Männer eintragen lassen kann, mit allen Pflichten und anderen Dingen, die wichtig sind. Möchtest du dein Leben mit mir teilen, mein Mann werden?“

Ich versuchte nicht loszuheulen, denn dieser Antrag rührte mich zutiefst. Antworten konnte ich nicht, so sehr ich mir dies in diesem Augenblick auch gewünscht hätte. So begann ich an wild zu nicken und ließ dann meinen Tränen doch freien Lauf.

An den Nachbartischen fing man an zu grölen und zu klatschen. Auch Jakob lächelte und klatschte. Placido nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich.

„Kiss… Kiss… Kiss… Kiss!, fingen plötzlich die anderen an zu rufen.

Placido richtet sich auf, nahm die Box, öffnete sie und zum Vorschein kam ein herrlich geschliffener Silberring. Wo er den so plötzlich her hatte, war mir ein Rätsel. Er entnahm ihn der Box und streifte ihn über meinen Ringfinger.

Dann beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich innig. Den lauten Applaus um uns herum, nahm ich nur noch am Rande wahr. Ich spürte Placidos Lippen auf den meinen und war nur noch glücklich. Nichts konnte mir diesen Augenblick nehmen oder verderben.

Hand in Hand schlenderten wir später zum Hotel zurück. In der anderen Hand trug ich eine Rose, die mir vom Chef des Restaurants persönlich überreicht worden war. Noch nie hatte ich es dermaßen bereut, mal etwas nicht sagen zu können.

Placido mitzuteilen, wie glücklich ich jetzt war. Alle aufkommenden Zweifel waren verschwunden. Nichts hielt mich mehr ab, meinen Weg mit Placido gemeinsam zu gehen, nicht mein Herz, noch mein Verstand.

Jakob war unterdessen verschwunden. Er wollte so schnell wie möglich zu seiner Großmutter, um ihr von dem Vorschlag von Placido zu erzählen. Sein Entschluss stand schon fest, er wollte mit uns nach Europa.

Er wollte eigentlich nur den Segen seiner Großmutter. Am Hotel angekommen, nahm ich Placido noch einmal in die Arme und küsste mich innig.

„Ich liebe dich, Davide.“

Jetzt war mir alles egal.

„Ich… dich auch… Placido!“, krächzte ich heißer.

Sofort bereute ich es und griff mir an den Hals.

„Ich weiß nicht, ob ich dir jetzt böse sein soll, weil du das Sprechverbot gebrochen hast, oder glücklich darüber, weil du gesagt hast, was ich hören wollte“, meinte Placido und zog mich ins Hotel.

Lächelnd lief ich hinter ihm her. Wir ließen uns die Codekarte geben und verschwanden im Aufzug. Dort drückte mich Placido gegen den großen Spiegel und küsste mich innig. Seine Hände waren überall.

Küssend drückte er mich durch unsere Zimmertür, die wir nur mit großer Mühe aufbekommen hatten. So gerne ich jetzt weiter gemacht hätte, drückte ich Placido etwas von mir weg.

„Was ist?“

Mein leichtes Keuchen, weil ich Placidos Küsse geil fand, tat meinem Hals nicht gut. Ich griff nach meinem Hals und machte ein wehleidiges Gesicht, auch wenn mir das jetzt unheimlich leid tat.

„Dein Hals?“

Ich nickte.

„Okay, ab ins Bett mit dir, vielleicht ist es morgen ja schon besser.“

*-*-*

Es war einfach ein Traum in Placidos starken Armen zu erwachen. Sanft streichelte ich über seine Brust, was dem Herren, ein Brummen entlockte. Er öffnete die Augen und schaute mich an.

„Morgen mein Engel“, hauchte er und küsste mich auf die Nase.

„Morgen“, flüsterte ich leise zurück.

Er hob die Augenbraun.

„Schmerzen?“

Ich hob die Hand und drehte sie hin und her.

„Mal so, mal so?“

Nickend beugte ich mich vor und gab ihm auch einen Kuss.

„Also ist weiterhin stillschweigen angesagt.“

Ich kuschelte mich dich an ihn und er streichelte mir über den Rücken. Nur den Moment genießen, alles andere herum schien unwichtig zu sein.

„Hilft nichts, ich muss in die Agentur, etwas regeln, dass mit Richard geht so nicht weiter.“

Ich hob den Kopf und schaute ihn fragend an.

„Ach, ich hatte eigentlich schon länger Meinungsverschiedenheiten, nicht erst, seit ich mit dir zusammen bin. Er will die totale Vermarktung, aber das möchte ich nicht, sonst habe ich gar kein Privatleben mehr.“

„Was hast… du…?“

Weiter kam ich nicht, denn Placido hielt mir den Mund zu.

„Ich warne dich, wenn du weiterhin, das Sprechverbot vom Arzt missachtest, dann gibt es keinen Kuss mehr!“

Das konnte er nicht ernst meinen.

„Und falls du dich fragst, ob ich das ernst meine, wir können ja gleich zur Probe mal eine Stunde Kusslos verbringen.“

Konnte er Gedanken lesen? Ich grinste ihn schief an.

„Denkst du ich weiß nicht, was bei meinem Kleinen im Kopf vorgeht? So ich geh duschen, du bleibst schön im Bett.“

Ich nickte und sah zu, wie Placido das Bett verließ. Nur in knappen Shorts verschwand er im Bad, nicht ohne mit noch vorher einen Luftkuss zu zuwerfen. Hätte ich pfeifen können, dieses Mal hätte ich es getan.

Mir wurde etwas kalt, so griff ich nach meinem T-Shirt und zog es wieder über, bevor ich mich wieder in meiner Decke einkuschelte.

*-*-*

Als ich wieder wach wurde, was es ruhig in der Suite. Nur der Straßenlärm drang leise herein. Ich hatte wohl Placido verschlafen und er hatte mich nicht geweckt. Ich kämpfte mich aus dem Gewirr aus Decken und Kissen.

Auf Zehenspitzen düste ich ins Bad, denn der Boden war kalt. Ich versuchte mich etwas alttagstauglich herzurichten und betrat eine halbe Stunde später den Wohnbereich. Auf dem Tisch stand ein Frühstück.

Hunger hatte ich zwar keinen, aber Lust auf Kaffee. Ich war gerade dabei, mir die Tasse zu füllen, als das Surren des Türschlosses, wohl Placidos Rückkehr ankündigte. Aber nicht wie erwartet Placido kam herein, sondern Richard, Placidos Agent kam herein.

Hatte er auch eine Karte zu dieser Suite? Als er mich erblickte, kam er direkt auf mich zu.

„Und glücklich?“, fuhr er mich an.

Verwundert schaute ich ihn an, denn ich wusste absolut nicht, was er wollte. Er wandte sich von mir ab und lief durchs Zimmer.

„Es ist alles so gut gelaufen, bevor du kleine Dreckschwuchtel aufgetaucht bist!“

Meine Stimmbänder waren noch nicht fit, so konnte ich nichts sagen, aber auch so wäre ich in diesem Fall sprachlos gewesen. Plötzlich stürmte er auf mich zu und packte mich am Kragen.

„Weißt du wie viel Millionen mir wegen dir durch die Lappen gehen? Ich verspreche dir, dass wirst du bereuen, dass DU ihn mir weggenommen hast!“

Er griff nach meinem Brötchenmesser, und mir wurde bewusst, in was für einer Lage ich plötzlich war. Total steif vor Angst konnte ich mich nicht bewegen. Ich sah aus dem Augenwinkel heraus, wie seine Hand mit dem Messer nach oben ging.

Seine Augen waren Hasserfüllt und aus seinem Mund lief Sabber, den ich abbekam als er mich weiter anschrie.

„WENN ICH IHN NICHT HABEN KANN, KRIEGT IHN KEINER.“

Geschockt und angewidert, wollte ich schreien, aber es kam nichts, meine Stimme ließ mich weiter im Stich. Plötzlich wurde er von mir weggerissen und sah nur noch wie Placido ihn mit einem Faustschlag niederstreckte.

„Jakob, ruf den Sicherheitsdienst!“, hörte ich in sagen.

Dann kam er zu mir gerannt und kniete vor mich hin. Er griff nach meinen Händen, schaute total hektisch über meinen Körper.

„Bist du in Ordnung? Hat er dich verletzt?“, drang seine verzweifelte Stimme zu mir durch.

Ich war immer noch starr vor Angst, aber es liefen bereits die ersten Tränen über meine Wangen. Ich holte Luft, sackte in mich zusammen und fiel Placido um den Hals.

„Placido…“, krächzte ich heiser.

„Pscht…, mein Kleiner, es wird alles gut!“

An der Tür klopfte es laut und ich hob den Kopf. Jakob öffnete die Tür und drei Männer kamen herein.

„Mr. Romano, was ist passiert?“, fragte der eine Mann in Hoteluniform.

Placido erhob sich, wandte sich an den Mann.

„Mister Miller hat meinen Freund mit einem Messer angegriffen, könnten sie ihn bitte entfernen!“

„Mr. Mil…ler…?“, stotterte der Mann und gab den anderen zwei Männer ein Zeichen.

Wen es sich hier um den Hotelmanager handeln sollte musste er Placidos Manager auch kennen, wenn das Hotel seine dauerhafte Bleibe war. Dann war es verständlich, warum dieser Mann so geschockt reagierte.

„Ich weiß Andrew, ich weiß, ich war genauso geschockt. Ich habe ihn vor einer Stunde gefeuert, weil ich leider feststellen musste, dass er Firmenkapital veruntreut hat.“

Ich machte große Augen, da lag der Neffe zweiten Grades, oder was er auch immer war, gar nicht so falsch, nur war es der Manager, nicht Placido. Die anderen zwei Männer hatten Richard mittlerweile hochgezogen und aus dem Zimmer geschleift.

Erneut klopfte es an der Tür. Dieser Andrew ging höchstpersönlich an die Tür und öffnete. Einer der Pagen kam in Sicht und drückte Mr. Miller einen Umschlag in die Hand. Er sagte kurz etwas leise und der Page verschwand wieder.

„Mr. DE Luca, es ist ein Telegramm für sie gekommen…“

Ein Telegramm für mich, es wusste doch niemand wo ich war, außer Letizia und meine Schwester, aber die wussten nicht, wo ich untergekommen war. Placido nahm den Umschlag entgegen und Andrew verabschiedete sich, bevor er wieder verschwand.

„Es ist von Letizia“, kam es von Placido.

Fragend schaute ich ihn an.

„Ich habe Letizia unser Adresse gegeben, falls etwas passieren sollte“, erklärte Placido und reichte mir den Umschlag.

So öffnete ich den Umschlag und lass die Mitteilung. Geschockt lass ich die Zeilen mehrfach. Stand das da wirklich? Die Mitteilung glitt mir aus den Händen. Letizia teilte mir mit, dass mein Vater mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus gebracht worden war und meine Rückkehr erwartet wurde, weil es nicht gut um ihn stand.

„Davide, was ist…“, fragte Placido und hob die Mitteilung vor mir auf.

„OH Gott, Davide…“

Er nahm mich erneut in den Arm und drückte mich fest an sich.

„Jakob, könntest du dich unten informieren, wann die nächste Maschine nach Italien geht?“

„Klar Placido. Bin gleich wieder zurück.“

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3 Kommentare

    • Andi auf 20. Dezember 2016 bei 00:34
    • Antworten

    Hi Pit, wow, das reinste Wechselbad der Gefühle. Gefällt mir sehr. Bin gespannt wie das weitergeht.
    Hoffe, dass es dir gesundheitlich wieder etwas besser geht?

    VlG Andi

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    1. Danke Andi. Vertrage die neuen Tabletten jetzt etwas besser 🙂 Gruß Pit

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    • Andi auf 23. Dezember 2016 bei 14:28
    • Antworten

    Das freut mich.

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