Traumschiff Kapitel 100, (Einhundert) Jubiläum
Nun ist es also soweit, der dreistellige Bereich ist erreicht und ich kann es kaum glauben. Es lief nicht so mit dem Schreiben, wie ich es mir gedacht habe. Eine weitere Infektion der Bronchen, das ganze weihnachtliche Treiben und andere persönliche Dinge haben mich vom Schreiben abgehalten, so dass es doch 2017 geworden ist, bevor ich mich mit Kapitel 100 für Eure Treue, für die Kommis und das ihr immer noch dabei seid, bedanken kann.
Danke an meine Beta und all die Kommischreiber und weiterhin viel Freude beim Lesen.
*-*-*
Alex Brunner, Samstag, 25.09. 09:00 Uhr, auf dem Bett liegend in Markus Wohnung.
Nach einer langen und sehr schönen Duschaktion, die mitten in der Nacht, um halb acht heute Morgen, begann, einem daran anschließenden gemeinsamen Frühstück und der Verabschiedung Markus ins Hilton, bin ich, im Jogginganzug, wieder auf dem Bett gelandet, um noch etwas zu chillen. Die Zeitverschiebung macht sich doch bemerkbar.
Heute ist für mich frei und morgen auch noch und gestern war ich etwa vier Stunden in der Klinik, habe dem Chef und dem Team von New York berichtet, über Robins erfolgreiche Behandlung informiert und die Unterlagen zu allem abgegeben. Der Chef war sehr zufrieden, will mit der Klinikleitung darüber verhandeln, ob und wie und ab wann wir uns an dieses Operationsverfahren heran trauen, es probieren und bestimmt auch hin kriegen werden, wenn die dazu notwendige Technik angeschafft wird.
Das scheint mir der größte Knackpunkt zu sein, aber da hoffe ich stark auf das Haus Remmers, auf Jerome, denn es wird wohl auf Grund des zeitlich geringeren Aufenthaltes drüben und der nur drei erforderlichen Operationen noch einiges an Geld von den überwiesenen Sechshunderttausend Euros zurück bekommen. Das wäre dann doch ein guter Grundstock zur Anschaffung der erforderlichen Gerätschaften und das was fehlt, könnte doch der Vater oder auch die Oma beisteuern.
Ich hoffe da sehr auf ein Entgegenkommen, wo doch der Erfolg mit Robin für alle deutlich sichtbar ist und die Tatsache, dass wir dann hier in Bremen die ersten sind in Deutschland, ja sogar in Europa meines Wissens nach, wird nicht unerheblich zur Attraktivität unserer Klinik beitragen und auch neue Patienten bringen. Das müsste der Leitung auch ein bisschen Geld wert sein, finde ich.
Markus ist mit meinem Auto zum Hilton gefahren, kommt von dort aus hierher zurück und erst um halb fünf fahren wir dann zu Remmers, zur Big Party, an der dieses Mal wohl noch mehr Leute teilnehmen, als es das letzte Mal der Fall war.
Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, bei Markus, ab Montag auch wieder in der Klinik, mit einem genesenden Robin, einem glücklichen Chris mit seinem Matze und mit der überglücklichen Mutter Wegmann, die wohl noch ein paar Tage braucht, um alles richtig zu begreifen.
Es ist optimal gelaufen in den Staaten, besser hätte es nicht sein können. Wenn wir diese Methode hier auch durch führen könnten, das wäre echt toll und Patienten gibt es immer.
Jetzt gehe ich mal rüber in meine Wohnung, die um ein Zimmer größer ist und in der wir in absehbarer Zeit dann wohl beide wohnen werden. Einen Teil meiner Möbel, sie sind noch aus der Augsburger Zeit, ersetzen wir durch Markus Möbel, das passt dann schon alles gut und dann ziehen wir zusammen.
Wir haben das gute Gefühl, das es mit uns beiden echt was ganz festes wird, etwas, das die Zeit überdauert und wir wagen es einfach, mit einem guten Gefühl und festem Willen.
Ich will nicht mehr allein sein, nach dem ich die Zeit drüben mit ihm zusammen war und auch er will es mit mir ernsthaft versuchen. Wir haben keine materiellen Sorgen und unsere Arbeit können wir so einrichten, dass wir genügend gemeinsame Zeit für uns haben. Die Voraussetzungen sind gut und wir werden unsere Chance nutzen, die Liebe zueinander wächst jeden Tag ein bisschen mehr und es geht uns gut zusammen.
Bei mir angekommen, packe ich mal meine Sachen aus, mach noch eine Maschine Wäsche und hole dann bei meiner Nachbarin die aufgelaufene Post, das ist bei mir nicht so viel. Zu meinen Eltern und Geschwistern habe ich keinen Kontakt, seit über fünfzehn Jahren schon nicht mehr. Mit einer Schwuchtel können sie nicht leben, haben die strengen Katholiken gesagt, als ich ihnen meinen Freund damals vorgestellt und mich geoutet hatte.
Seit diesem Tag gibt es keinen Kontakt mehr, aber das habe ich dann doch, meinem Freund sei Dank, gut verdaut. Er und seine Eltern haben mir meine Familie mehr als ersetzt, mir all die Liebe gegeben die ich nach dieser Enttäuschung gebraucht habe, bis zu dem Tag, als er verunglückt ist. Kontakt zu seinen Eltern, beide sind nun auch schon über sechzig, habe ich immer noch. Wir schreiben uns und rufen uns ab und zu auch an, sie wohnen in der Nähe von Augsburg, in einem kleinen Ort und haben immer voll hinter uns gestanden.
Bei Markus habe ich das Gefühl, das es so eine Liebe werden kann, wie ich sie schon einmal erleben durfte. Bereits bei unserem ersten Zusammentreffen, bei Remmers hat er einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht und dann wurde es ja auch schnell mehr. Als er dann in New York plötzlich vor der Türe stand, da wusste ich, dass es ihm ernst ist mit uns denn für ein bisschen Sex fliegt man nicht mal einfach so nach Amerika.
Die Tage dort mit ihm haben mir gezeigt, dass er der Mann ist, in den ich mich nach langer Abstinenz verliebt habe und der es auch wert ist, geliebt zu werden. Der Umgang, den er mit den Jungs hatte, hat mir gezeigt, dass er ein durch und durch guter Mensch ist und die Nächte mit ihm haben mich süchtig gemacht, weil wir uns geliebt und nicht einfach nur gefickt haben. Ich will ihn für mich und das für immer.
Eine SMS an ihn sagt ihm, dass ich in meiner Wohnung bin und er mich dort bitte abholen soll. Da wir das Wochenende in seiner Wohnung verbringen und ich Montag mit ihm zusammen zur Arbeit fahre, Markus hat Frühschicht, habe ich gestern auch nichts mehr eingekauft. Mein Kühlschrank ist immer noch aus und die Türe steht einen Spalt weit offen.
Seine Antwort kommt und er schreibt, dass er um eins hier bei mir sein will.
Die Waschmaschine ist fertig und ich packe den größten Teil in den elektrischen Trockner. Das, was nicht in diesen Trockner darf, hänge ich im Bad auf einen an der Wand befestigten Trockner auf und mache die Badheizung ein wenig an. Da es sich um Unterwäsche mit Elastan handelt, ist die auch schnell trocken.
Fertig, jetzt kann mein Markus kommen, dann fahren wir zu ihm, er bringt bestimmt was kleines zum Essen mit, wie ich ihn mittlerweile kenne und heute Abend gibt es ja bestimmt wieder feine Sachen auf der Partie. Bis zur Abfahrt zur Party können wir ja dann die Wiedersehensfeierlichkeiten noch ein bisschen fortsetzen und ich möchte dazu ein wenig an seinen Glocken läuten.
Jerome, Samstag, 25.09. 14:00 Uhr im dekorierten Fitnessraum im Badebereich mit Sergej, Wolfi und Kevin, Lex und Ralf und Martin.
Martin hat heute Morgen noch einiges an Dekorationsmaterial vom Dachboden der Garage geholt, das noch von früheren Partys da eingelagert war. Am besten war ein großes Stück Fischernetz, verschiedene Plastikfische und ein paar Bilder von Schiffen und Kuttern. Somit hat der Raum jetzt einen maritimen Charakter und draußen über der Tür hängt ein Schild mit dem Namen „Haifischbar“, das Wolfi auf seinem neuen Drucker gemacht hat. Es sieht toll aus hier drin und kommt bestimmt gut an.
Der Hammer ist Wolfis und Kevins neuer Haarschnitt, sie hatten ja heute schon sehr früh, um neun Uhr einen Termin bei Gerry in der Stadt. Beide sehen toll aus mit Undercut hinten, mit Muster, Kurzhaar an den Seiten und oben drauf länger mit einigen kleinen, blauen und grünen Strähnchen, modisch gegelt, einfach der Hammer eben. Alle sind voll begeistert und Sergej und ich wollen auch so was.
Ausgeschlafen haben wir, bis zehn Uhr, dann duschen und danach ein gutes Frühstück. Das Mittagessen fällt aus, dafür wird ja heute Abend gut gefuttert, ich freue mich schon auf Ricos Fisch und Sergej sich auf die tollen Steaks von Markus Meinle. Das die zwei schon wieder für uns grillen, nach dem sie Fleisch und Fisch mariniert haben, ist einfach toll und das werde ich bei Gelegenheit auch wieder gut machen. Paolo hat zu Natascha gesagt, das Enrico froh ist, auch mal was für uns tun zu können nach der tollen Hilfsaktion mit der Wohnung und dem Job, wobei er das mit dem Job ja schon täglich durch seine Klasse beim Kochen rechtfertigt. Unsere beiden Köche sind einfach gut und auch beide zurzeit recht glücklich. Ich wünsche mir, dass es für sie immer so bleibt oder noch besser wird.
Die Anzahl der verkauften Essen im Hilton hat nach Aussage von Herrn Meinle spürbar zugenommen und auch der „außer Haus“ Verkauf von kalt-warmen Buffets erhöht sich von Woche zu Woche, hat Herr Meinle Papa erzählt. Rico war also schon ein Glücksgriff, beide Zwillinge eigentlich, denn von der beruflichen Qualifikation mal abgesehen, sind beide ganz tolle Menschen und super Freunde und Natascha und auch Noah sind glücklich mit ihrem jeweiligen Teil des Doppelpacks.
Mama bekommt ja jetzt auch so ein Doppelpäckchen, darauf sind Natascha und ich sehr gespannt und wir freuen uns sehr auf die Geschwister, obwohl Natascha bei der Eröffnung, das Mama noch mal schwanger ist, eher verwirrt als erfreut war. Das ist aber mittlerweile anders und ich habe mich vom ersten Augenblick sehr über den zu erwartenden Zuwachs gefreut. Sergej hat es seiner Mutter mitgeteilt und auch die Dresdener freuen sich mit auf den Zuwachs im Hause Remmers.
Das es bis dahin noch etwa sechs Monate dauern wird, das liegt wohl in der Natur der Sache und da ja auch noch Komplikationen auftreten können, ähnlich wie bei der zweiten Schwangerschaft mit Natascha, müssen wir jetzt erst mal Daumen drücken, Mama schonen und hoffen, das alles gut läuft mit den neuen Erdenbürgern. Das wird bestimmt zum Schluss hin für alle im Hause Remmers für Aufregung sorgen und jetzt, als junger Mann, erlebe ich das alles anders als damals bei Natascha. Dieses Mal nicht wie ein dreijähriger Pimpf, der ich bei Nataschas Geburt war, sondern als schon volljähriger, großer Bruder. Damals soll ich Martin gefragt haben, ob wir nicht lieber einen kleinen Hund haben könnten anstatt einer kleinen Schwester.
Papa wird sich auch mehr Zeit nehmen, als es ihm damals bei uns möglich war und das ist auch bestimmt gut für Mama und die Babys, denk ich. Aber, bis dahin wird noch ein bisschen Wasser die Weser runter laufen, also heißt es abwarten.
Der Badebereich ist jetzt fertig, die Sauna ist eingeschaltet und eine größere Menge Handtücher liegen bereit, auch diverse Badebekleidung. Jetzt noch ein wenig saubermachen und noch einen Läufer ausrollen vom Eingang, wenn man die Treppe runter kommt bis hin zum Fitnessraum „zur Bar“, damit die Leute von oben auch mit Schuhen den Raum erreichen können, normal ist hier ja Barfußbereich.
Der Kühlschrank ist gut bestückt, Gläser und alles, was man so braucht ist da und bereit. Auch Knabberzeug aller Art ist ausreichend vorhanden und auf den Stehtischen, fünf an der Zahl, die wir aufgestellt haben.
Wolfi und Kevin werden in der Bar beginnen, Paolo und Natascha werden sie dann ablösen und mal sehen, wer dann die dritte Schicht hinter der Bar machen möchte.
Es ist jetzt vier Uhr durch und bald werden nach und nach die Jungs und Mädels kommen. Offizieller Beginn ist Achtzehn Uhr, so dass wir ja noch Zeit haben, die Couchen bei mir und Natascha fertig zu machen und den Ruheraum hier unten als Schlafraum her zu richten. Die Liegen aus dem Ruheraum stellen wir am hinteren Ende des Beckens auf, so dass man sie zum relaxen nutzen kann. Später, so nach acht Uhr, wenn auch die letzten da sind, werden wir feststellen, wer alles einen Schlafplatz braucht.
Paolo und Enrico sind eben hier an gekommen und haben das vorbereitete Essen schon ausgeladen und auf der Terrasse in dem großen Kühlschrank eingelagert, Kai hat ihnen geholfen, der hat auch das Gas an den zwei Grills angeschlossen. Enrico hat einen Parka mitgebracht, den wird er beim Grillen draußen wohl anziehen, denn es ist schon frisch draußen. Hoffentlich hat Markus Meinle auch an was Wärmeres zum Überziehen gedacht. Markus und der Doktor Brunner werden wohl auch gleich eintreffen. Einzig Alwin und Gerry und Alwins Bruder Lars werden wohl später kommen, der Salon hat bis neunzehn Uhr geöffnet. Alwin könnte mit dem Lars ja auch früher kommen und Gerry dann um halb acht zu Hause abholen. Ich schreib ihm mal eine SMS, vielleicht ist er ja einverstanden.
Lis, Samstag, 25.09. siebzehn Uhr dreißig, auf der großen Ledercouch im Wohnzimmer.
Ein großer Teil der jungen Leute ist mittlerweile eingetroffen, Frau Wegmann ist mit Robin, Chris und Matze gekommen und sie hat sich gleich zu mir auf die Couch gesetzt. In den letzten Wochen sind wir uns ein gutes Stück näher gekommen und sie ist jetzt wie eine liebe Freundin für mich. Sie strahlt so eine Menge Glück und positive Energie aus, seit ihr Kleiner zurück ist, das ist fast unbeschreiblich. Wenn ich bedenke, wie lange und wie sehr sie unter der Krankheit des Kleinen gelitten hat. Ungefähr so, nur nicht so lange, denk ich, habe ich auch gelitten, als mein Großer diesen entsetzlichen Unfall hatte und jetzt, jetzt sind wir beide glücklich, so wie zur guter Letzt alles gekommen ist.
Die jungen Leute haben sich in Gruppen zusammen gesetzt und wuseln teilweise von einer Gruppe zur anderen. Jerome sitzt mit Sergej, Ole und Frank am Esszimmertisch, Noah und Enrico und Dirk und Mike sind auch dabei. Die Mädels sitzen alle zusammen am anderen Ende des großen Esstisches und haben die zwei neu dazu gekommenen unter ihre Fittiche genommen.
Da ist zunächst die Josefina Scarlotti, die fünfzehnjährige Schwester unserer Zwillinge, die ich bei dem Treffen in der neuen Wohnung der zwei Jungs spontan eingeladen habe, einmal, weil sie die beiden Jungs vermisst, sie fast nie sieht und auch, weil sie altersmäßig gut zu Natascha und Sigrid passt und wenig rauskommt zu Hause. Sie ist ein schlankes, gut gebautes, etwa eins fünfundsechzig großes, sehr hübsches Mädel mit schwarzen Locken, die ja schon ihre Brüder haben.
Ebenfalls neu dabei ist Sabine Weiden, die fünfzehnjährige, strohblonde Tochter von Rufus Weiden, Kevins Cousine, die der von einigen Kurzbesuchen in Bremen bei Rufus zu Hause schon etwas näher kennt.
Beim Treffen in der Alten Luneschleuse neulich habe ich sie, nach Rücksprache mit ihren Eltern, gefragt, ob sie Lust habe, heute zu der Party zu kommen. Auch sie ist sehr hübsch, trägt kurze Haare und sieht sehr sportlich aus. Kevin hat mal erwähnt, das sie Leichtathletik macht in Ihrer Freizeit, in einem Verein und dort auch recht gut ist. Ihre Eltern sind mit Carl August raus an den neuen Teich, schauen sich an, wie Robin mit Chris und Matze den Fischen Futtersticks zuwerfen. Auch Kevin und Wolfi sind mit dabei und alle haben Regenschirme aufgespannt, denn es nieselt im Moment.
Jetzt kommen Oma und Frieda, mit Paul und Rolf im Schlepptau, die wohl zuerst ihre Sachen in Pauls Zimmer gebracht haben. Rolfs Opa hat sie hergebracht, weil es „kein Rollerwetter“ ist, hat er gemeint.
Martin ist nach einem Anruf gekommen und hat gesagt, dass er den Tom und den Micha abholen geht, weil die ja auch nur den Roller haben. Sigrid und Torsten sind von Frau Gut mitgebracht worden, die nach den Vorbereitungen heute Morgen noch einmal nach Hause gefahren ist, zum frisch machen und umziehen und auch, um Sigrid und Torsten abzuholen. Die zwei sitzen nun auch bei den Mädels, zu denen sich Paolo jetzt auch gesellt hat.
So langsam sind jetzt alle da und auch die Teichaktion ist beendet, alle kommen rein und suchen sich ein Plätzchen. Eigentlich schade, das heute so schlechtes Wetter ist. Jerome will aber den Pool, der ja temperiert ist, trotzdem einweihen, mal sehen, wer alles mit rein springt.
Jetzt kommt Noah mit zwei mir noch nicht bekannten Jungs zu mir an die Couch und sagt: „Tante Lis, ich stelle dir Alwin Schwertfeger und seinen Bruder Lars vor. Alwin hat mit mir die Schule gewechselt und will uns in der WG in Karate trainieren. Seine Eltern wohnen in Lehe, haben dort eine Zahnarztpraxis. Alwins Freund Gerry Sauer kommt später, der arbeitet zurzeit noch in Ihrem Frisörsalon.“ „Hallo, ihr Beiden“, sage ich, „schön, Euch kennen zu lernen. Noah kann euch alles zeigen und sich um euch kümmern. Gerry habe ich heute Morgen schon kennen gelernt. Er hat mir ganz toll die Haare gemacht. Wenn du ihn später abholst, sag ihm aber bitte nichts von mir, ich habe mich mit einem *bis heute Abend* von ihm verabschiedet und möchte ihn jetzt auch ein wenig überraschen, denn er hat sehr ungläubig geguckt auf meine Verabschiedung hin.“
Alwin guckt etwas erstaunt, grinst, sagt dann; „Haare machen, das kann er und auch bei ihnen hat er es ja ganz toll hingekriegt. Ich werde ihm nichts verraten, versprochen“, dann lässt er sich von Noah mit zu den anderen Jungs ziehen, die jetzt gerade alle aufstehen und unter Jeromes Führung nach unten gehen, ich nehme mal an, das jetzt der Pool draußen getestet wird.
Carl August kommt zu uns, sagt, dass jetzt ein Teil der jungen Leute den Pool draußen testen wollen, das Wasser, sagt er, hat siebenundzwanzig Grad, also über zehn Grad mehr, als es zurzeit draußen ist. Nach zehn Minuten, jetzt sind alle Gäste da, gehen wir auf die Terrasse, von dort können wir den Pool einsehen und schauen, wer denn mutig genug ist und baden geht.
Jerome wird von Sergej gerade ins Wasser gelassen, Noah, Paul und Rolf, aber auch Robin, Matze und Chris haben Badehosen an und gehen jetzt ins Wasser. Jetzt kommen auch noch Dirk und Mike, so wie Tom und Micha in Badehosen und hüpfen in das relativ warme Wasser. Kevin kommt mit Wolfi im Hucke Pack und lässt sich mit ihm seitwärts ins Becken hinein fallen. Kevin ist, seit er bei uns ist, ein gutes Stück gewachsen und etwas größer jetzt als es Wolfi ist.
Anfangs waren beide gleich groß, jetzt ist Kevin etwa eine Hand breit größer als sein Schätzchen. Überhaupt hat er sich sehr gut entwickelt, ich bin froh, dass wir ihn vor ein paar Monaten spontan mit zu uns geholt haben. Es war gut für ihn, aber auch für uns, vor allem für Martin und Kai, die den Jungen sehr lieb haben und den Wolfi mittlerweile auch.
Natascha kommt jetzt, mit Paolo, Marie und Marvin, die vier haben noch einen Ball mit gebracht und gehen nun auch ins Wasser. Lex kommt, mit Ralf, Alwin und seinem Bruder Lars, letztere tragen Badehosen aus dem Schwimmbad unten.
Jetzt sind bald alle im Wasser und es ist ihnen auch offensichtlich nicht kalt. Der Rest der jungen Leute zieht es vor, bei uns auf der Terrasse zu zu schauen, wie die anderen baden. Da es immer noch leicht regnet, stehen wir alle unter dem Dach. Es reicht, wenn die Schwimmer nass werden. Robin ist mittendrin dabei und es ist eine Freude, ihm zu zu sehen, beim Schwimmen, beim toben und beim Ball spielen. Martin kommt jetzt von unten hoch mit einem großen Stapel Badetücher und Kai bringt alle unten verfügbaren Bademäntel, damit die Jungs und Mädels nach dem Verlassen des Pools nicht frieren. Martin denkt immer an alles.
Enrico und Herr Meinle setzen gerade die beiden Gasgrills in Betrieb, alles, was sie brauchen, ist auf der Terrasse greifbar und Alex Brunner bringt den beiden Köchen je einen Radler zum Trinken. Um die anderen Getränke kümmern sich momentan Armin und Denise, nachher werden Martin und Kai das machen und später nach dem Essen kann sich jeder selber holen, denk ich. Wir Erwachsenen gehen nun zurück ins Haus, auch bei uns bilden sich Grüppchen und Gesprächsstoff ist ja genug vorhanden.
Sergej, Samstag, 25.09. 20:00 Uhr, unten in der Haifischbar
Nach der Pooleinweihung draußen, das Wasser war gar nicht so kalt und einem ersten Durchgang Essen sind alle Jungen und Mädchen runter und fast alle haben nun Badekleidung an und waren zum Teil auch schon im Becken hier unten. Zur Zeit ist auch die Sauna besetzt und der Rest ist hier in der Bar, in der Wolfi und Kevin dafür sorgen, dass alle was zum trinken haben. Gute Muke läuft auch und vor der Bar ist sogar Platz genug zum Tanzen, was zurzeit aber noch nicht wahrgenommen wird. Das kommt wohl später, im Laufe des Abends, denk ich oder auch oben, wo ja auch Platz genug zum Tanzen ist.
Robin ist mit Chris und Matze zum ersten Mal in seinem Leben in der Sauna, mal sehen, ob es ihm bekommt und wie es ihm gefällt, das wird er bestimmt kommentieren später. Noah ist dabei, Kevin und Wolfi auch und ich mache solange die Bar mit Jerome. Ole und Frank und Armin und Denise gehen auch mit rein in den heißen Kasten.
Robin hat sich schon sichtbar verändert, ist größer und auch einen guten Tick männlicher geworden, alles ist im Fluss bei ihm und auch in der Badehose scheint er gewachsen zu sein. Jetzt wird er glaub ich auch bald sechzehn, ich muss Chris mal fragen, wann der Robin genau Geburtstag hat. Ich erinnere mich noch gut an meine Pubertät, akribisch habe ich alle Veränderungen registriert und war stolz auf jedes Haar, das am Bauch über und am Penis sprießte und auch unter den Armen, jetzt trimmt und rasiert man und wäre ohne Bewaldung am Südpol und unter den Armen wohl deutlich zufriedener.
So wird es Robin wohl auch ergehen und er weiß ja auch zur Genüge, wie das fertig hinter her aus sieht bei Jungs, das hat er ja schon oft genug gesehen hier. Heute ist aber hier unten zumindest Badekleidung angesagt und oben Jogginganzug oder ähnliches.
Jetzt kommen sie aus der Sauna, der Kleine hat also die ganzen fünfzehn Minuten dort ausgehalten, ohne Probleme, wie es scheint, allerdings beim Verlassen der Kabine hat er wohl den Badeshorts verkehrt herum angezogen, was ihm wohl bis jetzt selber noch nicht aufgefallen ist.
Nun machen sich die nächsten Leute an der Sauna bereit, Natascha mit Paolo, Sigrid und Torsten, die zwei neuen Mädels, Lars und Alwin und Tom und Micha gehen nun in den heißen Kasten zum Schwitzen und auch Dirk und Mike schließen sich an.
Die anderen gehen zum Abkühlen und Robin hat jetzt wohl bemerkt, dass er die Shorts, die Lis ihm gekauft hat, verkehrt anhat. Ungeniert zieht er sie aus und dann richtig rum wieder an und grinst dabei. Hemmungen oder ausgeprägtes Schamgefühl, wie viele es in der Pubertät entwickeln, scheint er nicht zu haben, aber hier war er ja eh fast immer nackig und alle anderen auch. Ich habe mich damals sogar nicht mehr nackt ausgezogen, wenn Boris mit im Zimmer war.
Nach dem Abkühlen gehen sie nun ins große Becken, hier in der Bar ist außer meinem Schatz und mir niemand und so schmusen wir und fummeln auch ein wenig an uns rum, zumindest solang, bis es Beulen in den Badehosen gibt. „Wir müssen aufhören“, sagt Jerome, etwas zerknirscht und löst sich von mir, „Latte geht nicht hier, das muss bis später warten.“ „Später, im Becken vielleicht, so a la Kevin“, sag ich hoffend und grinsend.
„Die Idee gefällt mir“, sagt mein Hase und grinst nun auch, „schauen wir mal, ob das klappt.“ Jetzt kommen die ersten aus dem Pool zu uns, Alwin mit seinem Bruder vorweg und ich frage, was sie zum Trinken möchten. „Egal“, sagt Alwin, „für mich etwas ohne Alk, ich muss Gerry ja noch holen. Ich bin begeistert von der Location hier und Gerry wird das auch sehr gefallen. Es ist schon sehr geil hier alles. Wir haben auch einen Pool, aber im Freien, im Garten, beides, Pool und Garten sind ganz schön groß. Im Sommer können wir ja da mal was machen, ich denke, meine Eltern hätten nichts dagegen.“ „Cool“, sagt Lars, „das hatten wir noch nie, Party im Garten.“ „Sind Eure Eltern nicht für so was?“, fragt Jerome, „oder warum lief da noch nichts?“
„Das ist nicht mit drei Sätzen erzählt“, sagt Alwin, „eigentlich sind sie ganz OK, hatten aber schon Probleme mit meinem Outing und wollten keine ständig anderen Besucher im Haus. Wir beide, Lars und ich, haben auch sehr wenig Freunde in Lehe und sind auch selten bei anderen eingeladen worden. Wir sind nicht in Lehe aufgewachsen, sondern in Hamburg und sind erst her gezogen, als Papa die Praxis dort übernommen hat.“
„Wo habt ihr denn vorher genau gelebt?“, frag ich nach. „Schon in Hamburg, genauer gesagt aber in Hamburg-Bergedorf, einem Bezirk im Südosten von Hamburg, noch genauer, in Kirchwerder, einem Teil von Bergedorf. Mama ist dort geboren und Papa ist von Osnabrück nach Hamburg an die Uni, um Zahnmedizin zu studieren. Dort haben sich unsere Eltern praktisch im Hörsaal kennen gelernt.“ Lars grinst jetzt, sagt: „Papa ist beim reingehen in so eine Sesselreihe in dem Hörsaal gestolpert und hat sich vor ihrem Platz voll abgefratzt und sich dabei noch zwei Finger gebrochen, voll peinlich, aber dadurch sind sie letztendlich wohl zusammen gekommen.“ Er lacht kurz auf, Alwin ebenso.
„Wir wohnten dort ziemlich am Stadtrand eines relativ kleinen Ortes“, erklärt Alwin uns jetzt, „dort wohnen überwiegend alt eingesessene Leute, Opa hatte dort ein großes Haus, Ställe und Scheunen und war Landwirt. Papas älterer Bruder hat den Hof und wir waren als Kinder quasi auf dem Bauernhof zu Hause. In der Nähe stand eine intakte, toll aussehende Windmühle und viele Felder und Wald gibt es dort auch. Die Elbe ist nicht weit entfernt und rüber auf die andere Elbseite geht es nur mit der Fähre. Da Opa drüben auch noch Felder hat, fuhren in der Erntezeit, mit den Traktoren, mit voll bepackten Hängern mit der Fähre rüber zu uns.
Wir waren als Kinder natürlich immer dabei. Und wir hatten eine tolle Kindheit mit viel frischer Luft, Tieren und Baden in der Elbe. Dort haben wir heute noch Freunde und natürlich Verwandte und drei bis fünf Mal jährlich fahren wir auch für ein paar Tage dort hin. Opa lebt noch und Oma auch, sind noch fit und gesund. Opa war der Erste, dem ich von meinem Schwul sein erzählt habe. „Do kann man nix für, min Jung“, hat er gesagt, „wenn du mal Probleme hast damit, hier bei uns ist immer ein Platz für dich und lieb haben wir dich immer noch.“
„Das hat mir bei allem danach sehr geholfen und zu wissen, dass es einen Ort gibt, an dem du immer willkommen bist, das hat was, das sag ich Euch.“ Er fährt fort: „Mit vierzehn war mir dann endgültig klar, das ich mit den Mädels, was mehr als Freundschaft angeht, keinerlei Ambitionen habe und das fiel in die Zeit unseres Umzuges nach Lehe. Papa und Mama hatten bis dahin im Klinikum gearbeitet, Papa als Kieferchirurg und Mama im Zahnlabor. Die Praxis ging ganz gut und ein Jahr später noch deutlich besser und mit jeder Zahnspange wuchs der Patientenkreis und nach gerade mal zwei Jahren stellte Papa eine frühere Studienkollegin als dritte Zahnärztin ein und zur Zeit überlegt er, ob er noch jemanden suchen soll. Mittlerweile haben wir auch viele Patienten aus anderen Bremer Stadtteilen und es werden immer noch mehr.“
„Vielleicht gehen wir auch mal hin“, sagt Jerome, „unser Zahnarzt ist schon sehr alt und wollte schon vor zwei Jahren in den Ruhestand, da bietet sich ein Wechsel ja gerade an. Ich rede mal mit Mama darüber. Unser jetziger Zahnarzt ist mit Oma gut bekannt, schon ewig und auch wir sind immer nur zu ihm gegangen.“ „Das wäre gut“, sagt Alwin grinsend, „das könnte sich bei der Frage nach einem kleinen Auto für mich schon positiv auswirken. Ich nehme mal an, ihr seid alle privat versichert. Gleich sieben neue Privatpatienten zusätzlich durch unsere Bekanntschaft, das ist doch ein für mich gutes Argument in der Autofrage.“
„Ich glaube, du musst los, deinen Gerry abholen“, sagt Lars jetzt zu seinem Bruder. „OK, ich bin dann mal weg“, sagt der und geht nach oben.
„Seit er Gerry hat, ist unser eh schon gutes Verhältnis zueinander noch um vieles besser geworden“, sagt Lars zu uns, „er ist schon ein ganz toller Bruder und dass er mir mal eine Freundin ausspannt, ist ja gänzlich ausgeschlossen.“ Wir lachen gemeinsam über den Spruch.
Jetzt kommen Wolfi und Kevin, um die Bar zu machen und Schatz und ich werden jetzt mal mit Robin, Chris und Matze und noch ein paar anderen Freunden in die Sauna gehen. Für Robin wäre das jetzt der zweite Gang, sagt Chris. Nach dem Schwimmen war der Kleine zunächst im Whirlpool zum relaxen, jetzt ist er wieder dabei, ebenso wie Mike und Dirk und Ole und Frank.
Nach dem alle ihren Platz gefunden haben, Robin sitzt mit Chris und Matze auf der unteren Bank, kommt eine rege Unterhaltung in Gang, die drei schildern ihre Eindrücke, die sie in den USA gesammelt haben, wir berichten über den geplanten Karatekurs mit Alwin und über unser WG Leben, bringen uns gegenseitig auf den neusten Wissensstand und reden über die in nächster Zeit geplanten oder statt findenden Dinge und Termine.
Die Verpartnerung von Martin und Kai und auch Oles nun in der kommenden Woche anstehende Verhandlung wegen seines Unfalls, von Mamas Schwangerschaft mit Zwillingen und Wolfis Firma und auch über die heute anwesenden Neuen wird alles, was wir wissen, ausgetauscht.
Robin erzählt sehr ausführlich von Winston und auch von seinem Leidensgenossen John Ephraim, den er irgendwann in Kanada besuchen will. Die fünfzehn Minuten sind schnell um und so geht es raus, in die Abkühlphase. Die Sauna hat ihm wohl ganz gut getan, er sieht gut aus und hat keine Probleme. Ganz offensichtlich ist sein Herz jetzt ganz in Ordnung und das freut mich sehr und alle anderen bestimmt auch.
Ich habe meinen Schatz im Bereich mit den Duschen auf einen der an den Wänden befestigten Sitzen abgesetzt und im einen Schlauch, aus dem kaltes Wasser läuft, in die Hand gedrückt, mit dem er sich nun abkühlt, bevor er die ebenfalls kalt eingestellte Dusche benutzt. Ich mache es ihm nach und dann, als wir uns abgekühlt haben, trage ich meinen Reiter ins Becken, lasse ihn sanft hinein gleiten und folge ihm. Kurz drauf sind alle, die mit uns in der Sauna waren ebenfalls im Pool und schwimmen umher.
Ole hat einen Ball geholt und nun werfen wir den reihum zu und haben Spaß dabei. Auch hier ist Robin voll dabei und er hat in den USA wohl auch reichlich schwimmen geübt, denn er bewegt sich gut und sicher im Wasser, toll.
Ihn so hier zu sehen, gefällt mir und meinem Schatz und seiner Schwester wohl noch mehr. Das alles so gut und auch relativ schnell geklappt hat in den Staaten, das ist einfach genial.
Robin genießt seinen jetzigen Zustand und auch die gesteigerte Aufmerksamkeit, die er erfährt und er freut sich sichtlich, nun nicht mehr der arme, kleine Krüppel zu sein, der nichts darf und nichts kann. Er ist total gut drauf und die Freude über das neue Leben steht deutlich in seinem Gesicht geschrieben und auch Chris und Matze sieht man an, das jetzt alles stimmt für eine gemeinsame Zukunft und das es die gibt, daran zweifelt hier niemand.
Jetzt ruft Jerome den anderen zu, sie sollen sich was überziehen und dann hoch zum Essen gehen. Die, die Hunger haben, auch Schatz und ich, gehen jetzt im Jogging oder Hausanzug nach oben, um dort erneut etwas Gutes zu sich zu nehmen. Als wir hochkommen, kommt gerade Alwin mit seinem sehr schick angezogenen und gestylten Gerry zur Türe rein und Alwin zieht den staunend umher schauenden Gerry in Richtung Couch, dort hin wo Lis mit einigen anderen Frauen sitzt und plaudert.
Als Gerry Lis erkennt, werden seine Augen groß und er schaut sehr überrascht. „Darf ich euch den jungen Mann vorstellen, der für meine neue Frisur verantwortlich ist“, sagt Lis laut. Gerry wirkt etwas verlegen und wird auch rot, als aber alle Frauen applaudieren, beginnt er ganz süß zu lächelnd und drückt sich an Alwin, der auch prompt einen Arm um ihn legt. Sie geben ein echt tolles Paar ab und Jerome erlöst die beiden, in dem er sie nach draußen auf die Terrasse zieht, zu den Grills, auf denen lauter viele gute Sachen liegen und auf hungrige Esser warten.
Ich drücke jedem einen Teller in die Hand, hole für mich und Jerome auch einen und dann gehe ich mit Alwin zum Fleisch und Jerome mit Gerry zum Fisch und lassen uns ein schönes Stück auf die Teller legen. Mit den beiden im Schlepp geht es rein, zu den Salaten und dann an einen der Esstische und wir lassen uns das gute Essen schmecken. Die ersten Minuten genießen wir schweigend, dann beginnt Jerome ein Gespräch über das geplante Karatetraining, das am Montag um fünf am Nachmittag beginnen soll, drüben, in der WG in Bremen.
Montag wohl auch, weil Gerry dann frei hat und der schlägt dann auch vor, die zweite Trainingseinheit auf den Sonntagvormittag, ab zehn Uhr zu legen, damit er teilnehmen kann. Wenn das keine Zustimmung findet, dann müsste das zweite Training in der Woche nach neunzehn Uhr stattfinden oder Gerry müsste an einem Tag einfach früher frei machen. Diese Entscheidung vertagen wir auf den Montagabend, wenn alle die es betrifft, auch dabei sind. Jerome meint, das die Sonntagslösung wohl keine Mehrheit finden wird und das Gerry im Vorfeld mal mit den Eltern sprechen soll, welcher Wochentag am besten wäre, um zwei Stunden früher frei zu machen. Gerry sagt dann: „Da wird wohl nur der Mittwoch in Frage kommen.“ „Mittwoch wäre gut“, sagt, Jerome, „da hat auch keiner Fahrschule von denen, die noch nicht geprüft sind.“
Kevin und Wolfi, Dirk, Mike und auch Ole und Frank haben sich mit Essen jetzt zu uns gesellt und auch die Erwachsenen sitzen zum Teil schon an der zweiten Tischreihe und essen. Robin, Chris und Matze erscheinen nun auch, alle drei mit Fisch und setzen sich an unseren Tisch. Alex Brunner kommt, mit einem Steak und Salat und setzt sich neben Robin, redet während sie essen, leise mit ihm. Was immer der Doktor ihm gerade sagt, er hört angespannt zu, hat sogar aufgehört, zu kauen. Erst als sich ein Grinsen beim ihm einstellt, isst er weiter, der Kleine.
Jetzt kommen beide Köche von draußen rein, mit einem Teller in der Hand, gut gefüllt und sie setzen sich zu ihren Schätzchen. Bevor sie essen, gibt es, fast synchron, einen Kuss für den jeweiligen Schatz, einfach schön. Am anderen Tisch wird viel gelacht, Oma und Frieda erzählen mal wieder von früher und das ist eigentlich immer sehr lustig. Die weniger schönen Erinnerungen haben beide wohl mit Absicht verdrängt, da gibt es bestimmt auch einige davon. Alle scheinen sich gut zu unterhalten. Es geht auf acht Uhr zu und Kevin fragt Jerome nach einem Schirm, da er noch eine Runde mit dem Fiffi laufen muss, zwecks pinkeln und so und weil es immer noch regnet.
Jerome geht kurz in die Diele und holt aus einem der Garderobenschränke ein großer Schirm, wohl wissend, dass Wolfi seinen Schatz nicht allein da draußen rumlaufen lässt. Die zwei trennen sich zurzeit nur, wenn es äußere Umstände verlangen, ansonsten sind sie immer zusammen unterwegs. Kevin von Dresden mit hier her zu nehmen, war das Beste, was dem Jungen passieren konnte nach allem, was er dort erleben musste. Hier ist er jetzt zu Hause, bei Wolfi und seiner Familie, bei Martin und Kai und Remmers, Rufus Weiden und dessen Familie nicht zu vergessen. Es geht ihm und seinem heiß geliebten Wolfi einfach gut und beide haben das auch mehr als verdient, denn sie sind zwei ganz tolle Menschen und Superfreunde.
Die Erfahrung mit dem Missbrauch hat beide mit zusammen gebracht und sie haben alles Üble aus der Vergangenheit zusammen hinter sich gelassen, verarbeitet und Kevins Therapie soll Ende des Monats auslaufen. Seine beste Therapie heißt Kai Wolf, kurz Wolfi genannt, mehr braucht unser kleiner Page aus Dresden nicht mehr. Mittlerweile ist er ja auch gar nicht mehr so klein und Wolfi überragt er um etwa acht Zentimeter und auch etwas kräftiger ist er geworden. Fahrrad fahren und Schwimmen und auch der Matratzensport haben seiner Muskulatur gut getan.
Er hat einen göttlichen Knackpo, kein Wunder, das Wolfi so auf seinen Schatz abfährt. Selbst Jerome und ich lassen uns von diesem geilen Hintern gern inspirieren und ein intensiver Blick auf dieses heiße Teil lässt das Kopfkino anspringen und sorgt am Südpol für Aufregungen. Wenn beide vor uns her in ihr Zimmer gehen und Wolfis Hand an Kevins Po reibt, geht nicht nur bei den beiden, nein, auch bei uns die Post ab, sobald wir im Zimmer sind.
Jetzt gehen beide mit dem Schirm raus, wohl den Fiffi holen und dann einmal durch den Park, Gassi. In der Woche kümmern sich Kai, Martin, aber auch Natascha um das kleine, weiße Wollknäuel, dem geht es gut hier, besser als vorher im Hotel, wo er ja doch selten raus kam. Mittlerweile läuft er auch schon allein draußen herum, ohne dass ständig jemand bei ihm ist, das klappt ganz gut.
Ole, am Partyabend um halb neun, wieder unten in der Bar.
Nach dem tollen Essen, zwei Gänge haben wir bisher gemacht, sind die jungen Leute alle wieder runter in den Badebereich. Hier läuft jetzt die Muke etwas lauter und einige beginnen auch zu tanzen. Ein extra Programm, Spiele oder so was, hat Jerome dieses Mal nicht geplant, weil das im Haus schwieriger ist als draußen und weil ja die Leute auch meist in unterschiedlichen Räumen, im Whirlpool oder im Becken sind und alle Unterhaltung genug haben.
Der Doktor Brunner und sein Markus sind jetzt auch runter gekommen, haben nun eine Badehose angezogen und gehen mit Robin zusammen in das große Becken, nach dem sie unter der Dusche waren. Sie schwimmen mit Robin ein paar Bahnen, bevor sie sich mit ihm im Whirlpool nieder lassen. Alle drei machen einen sehr zufriedenen Eindruck und es geht ihnen wohl auch sehr gut. Die beiden Männer sind jetzt auch fest zusammen, hat Enrico erzählt und bald wollen sie sogar schon zusammen ziehen, in Alex Brunners Wohnung. Das hat sich gut entwickelt und wir alle sehen die beiden gern zusammen.
Onkel Jo schreibt auch immer, dass es ihm und seinem Joachim richtig gut geht und das macht Mutsch, Marie und mich als seine Restfamilie sehr zufrieden und freut uns für diese beiden tollen Männer. Bald kommen sie für einige Tage hier her zurück, bevor sie dann auf eine große Karibik und Latein-Amerika Kreuzfahrt gehen, die mehrere Monate dauern soll.
Auch bei den Beiden läuft es sehr gut, glaubt man dem, was Onkel Jo schreibt und sagt am Telefon. Joachim macht einen guten Job als Schiffsarzt, ist sehr beliebt an Bord und ist natürlich auch sehr froh, dass alles so gekommen ist und beide sind wohl glücklich jetzt.
Alles ist so gekommen, wie beide es gewollt haben und das freut uns sehr, Marie, Mutsch und mich, aber auch Frank und die anderen. Als sie in der ersten Septemberwoche hier in Bremerhaven waren, haben sie sich auch in der WG umgesehen und waren sehr angetan von unserer derzeitigen Behausung. Joachim hat bei der Gelegenheit noch bei Kevins Onkel ein neues Notebook erstanden, sein altes hat wohl den Geist endgültig aufgegeben.
Am kommenden Mittwoch, am neunundzwanzigsten, ist jetzt endlich meine Verhandlung wegen dem Unfall mit dem Fahrrad, der so viel in meinem Leben verändert hat. Gespannt bin ich, ist es doch meine erste Gerichtsverhandlung, in der ich eine Rolle spiele und nicht nur Zuschauer bin. Natürlich habe ich ein wenig in den Fachbüchern geblättert, um zu sehen, was da so in etwa laufen könnte. Da aber das Studium gerade erst angefangen hat, weiß ich natürlich nicht so recht, wo alles steht, was wichtig sein könnte. Verkehrsrecht ist sehr umfangreich und ich kann mich da ja auf meinen Anwalt verlassen, den mir Carl August zur Seite gestellt hat. Mit dem Anwalt Klaus Becker treffe ich mich am Dienstag nach der Uni, er kommt in die WG und wir reden noch mal über alles. Mit seiner Hilfe wird es bestimmt gut laufen.
Mit meinem Schatz läuft es auch wieder rund, sollte er noch auf wen auch immer, eifersüchtig sein, so merke selbst ich nichts mehr davon. Es war wohl nur eine Phase, deren Ursache wohl all die unverarbeiteten Dinge rund um Paul sind und waren und daran arbeiten wir jetzt sehr intensiv mit dem Psychologen und es bringt echt was. Es läuft wieder so gut wie vor dem Stress und wir können nicht genug voneinander bekommen. Seine Eltern, aber auch Mutsch und Marie, vor allem aber Frank und ich sind einfach froh, dass der Spuk jetzt wieder vorbei ist. Alles war sehr belastend für mich aber auch für Frank und jetzt läuft es endlich wieder normal.
Wir werden heute Nacht mit Mutsch nach Hause fahren, Marie fährt mit zu Marvin. Da Mutsch unten schläft, können wir morgen nach dem Aufwachen, vielleicht auch noch heute Nacht, ungestört und ungehört drauf los poppen, denn gestern und heute ist noch nichts gelaufen bei uns. Gestern waren wir einfach nur müde und heute Morgen hatten wir keine Zeit mehr, weil wir verschlafen haben und Mutsch schon gewartet hat auf uns. Also, ein Tag, ganz ohne Sex ist schon selten bei uns und es geht uns gut mit dem regelmäßigem mit einander rum machen.
Draußen vor der Bar wird jetzt getanzt, Jungs mit Jungs und Jungs mit Mädels und auch im Pool und im Whirlpool ist Betrieb. Alle, das sieht man, haben Spaß und sogar Tom und Micha tanzen eng umschlungen, das habe ich bisher so noch nie bei den beiden gesehen. Frank schnappt meine Hand und zieht mich ebenfalls hinaus auf die Tanzfläche. Zu der Musik von Linkin Park tanzen wir eng und zufrieden in den weiteren Abend hinein.
Alex Brunner, am Partyabend um neun Uhr, im Schwimmbecken mit Robin und Markus
Um acht Uhr hat Robin seine Tabletten genommen, das macht er jetzt selbstständig und vergisst es auch nicht. Jetzt ist er eine gute viertel Stunde immer zwischen Markus, der am anderen Beckenrand im Wasser steht und mir hin und her geschwommen. Immer zwei Bahnen Brustschwimmen, dann zwei Bahnen Kraul und dann noch zwei Bahnen Rückenschwimmen und dann wieder von vorn. Da er heute noch nicht richtig trainiert hat, muss er jetzt sein Pensum machen, das ist sehr wichtig. Ab der nächsten Woche soll er ja hier aufs Gymnasium gehen, ein Eingangstest soll Montag stattfinden, dann soll er immer mit dem Fahrrad von Chris von zu Hause aus in die Schule fahren. Der Weg dorthin ist verkehrstechnisch gut und relativ gefahrlos zu befahren, es sind fast überall Radwege bis hin zur Schule. Auch das ist ein gutes Training für Robin, der jetzt in dieser Phase der Genesung und des Wachsens einiges für eine gute Muskulatur machen muss und der das auch will und tut.
Das Rad von Chris ist eigentlich zurzeit noch etwas zu groß für Robin, vielleicht hat noch einer der Freunde hier ein sechsundzwanzig Zoll Rad, das würde besser passen. Ich werde Jerome nach her mal ansprechen, der kann dann bei den Jungs per SMS rund fragen, ich glaube nicht, dass wir alle zum Befragen heute Abend an einem Platz zusammen kriegen. Wenn Robin dann zum Jahresende entsprechend gewachsen ist, kann er ja dann auf das große Fahrrad umsteigen.
Einen Helm hat er von Matze bekommen, einen echt geilen, wie Matze sie beim Triathlon trägt, wenn er mit dem Rad unterwegs ist. Darüber hat sich der Kleine sehr gefreut, weil das schon ein cooles Teil ist, mit Sponsoren-Werbung drauf. Matze hat sein Training in der Zeit, in der wir in den Staaten waren, stark reduziert, war nur ab und zu laufen und will nun auch wieder richtig los legen. Im Pool war er allerdings täglich und Chris, der hat alles mit gemacht.
Chris will jetzt versuchen, so oft es geht, mit Matze zu trainieren, beide haben ja viel Zeit, obwohl Chris sich ja auch einen Job suchen will, um ein bisschen Geld dazu zu verdienen.
Er will im Laufe des Abends mal mit Jeromes Vater reden, ob der ihm bei der Jobsuche behilflich sein kann. Vielleicht gibt es ja was, das er und Matze zusammen machen können, das wäre doch ideal. Matze hat wohl auch schon seinen Onkel gefragt, ob der ihn bei der Jobsuche behilflich sein kann. Da beide Jungs einen Führerschein, Matze ein Auto und Chris den Roller hat, sind sie ja auch mobil und das erhöht die Chancen auf einen Job enorm.
Markus hat morgen frei, ich auch, also werden wir wohl mindestens bis mittags um zwei im Bett bleiben und das nicht nur zum Schlafen. Ein Sonntagmorgen im Bett schreit förmlich nach allerhand neckischen Spielchen und dabei werden wir bestimmt eine Menge Spaß und gute Gefühle haben. Das nebenbei auch noch die heute Abend zu viel gegessenen Kalorien verbrannt werden, macht alles doppelt gut. Am Montag beginnt dann für mich auch wieder der ganz normale Wahnsinn und dann kommt auch Robin zu mir in die Klinik, wird dem Chef und dem Team vorgestellt, ich werde die einzelnen OPs erklären und Robin soll aus seiner Sicht über den Aufenthalt in der Klinik berichten. Das kann er, das weiß ich und es ist für Ärzte oft sehr lehrreich, wenn Patienten aus ihrer Perspektive berichten.
Mit Herrn Remmers muss ich dann in der nächsten oder übernächsten Woche reden, wenn wir in der Klinik wirklich nach der amerikanische Methode operieren wollen. Die dazu notwendigen Geräte werden wohl ohne Sponsoring nicht erschwinglich sein, das Land wird nur einen Teil der nicht unerheblichen Kosten tragen, wenn sie es überhaupt genehmigen. Ich denke, den Antrag dazu muss man an Robins Krankengeschichte festmachen und auch in etwa ermitteln, wie viele Patienten in Deutschland oder in Europa eine solche Operation bräuchten.
Markus schwimmt jetzt zu mir her, mit Robin um die Wette und der Kleine gibt alles. Als er bei mir ankommt, ist er voll aus der Puste und ich nehme ihn in den Arm und halte ihn fest. „Genug für heute“, sag ich zu Robin und zu Markus, „ab in den Whirlpool.“ Genau dahin gehen wir jetzt und es reicht gerade noch für uns drei Platz mäßig in der warmen, großen Sprudelwanne. „Du schwimmst jeden Tag besser, Robin“, sag ich zu dem Jungen, „das hast du voll drauf.“ „Es macht auch viel Spaß, endlich mal nicht mehr nur Zuschauer zu sein, wenn die anderen schwimmen“, gibt er zur Antwort und strahlt dabei. Gut, das alles so einwandfrei gelaufen ist für diesen Jungen, der mir im Laufe der Jahre so sehr ans Herz gewachsen ist. Ihn gesund zu sehen und dann noch Markus an meiner Seite, das Schicksal meint es nach langer Zeit mal richtig gut mit mir.
Carl August, Samstagabend, halb zehn, im Wohnzimmer mit Matzes Onkel
Der Professor und ich sitzen etwas abseits und reden über den Matthias und den Chris, die ja jetzt nach Robins Genesung zusammen ein Medizinstudium aufnehmen wollen. Er hat da Bekannte an der Uni in Hamburg und dort will er mal nach hören, ob dort für die beiden Jungs im nächsten Jahr oder aber schon im Wintersemester eine Möglichkeit besteht, dort zu beginnen. Wenn das klappen würde, wäre das gut für die Zwei und man könnte auch zeitig eine Wohnung oder eine WG suchen. Durch ihr Zusammen sein bräuchten sie ja eigentlich nur einen gemeinsamen Wohnraum und der müsste ja zu finden sein. Auch ich habe natürlich Bekannte und Freunde und Geschäftspartner in Hamburg, da aber der Professor mit seiner Frau die Wohnung sponsern wollen, lasse ich ihm auch den Versuch der Beschaffung mit den Jungs zusammen und erst, wenn es nicht klappt, werde ich mich einschalten, das haben wir jetzt so vereinbart. Er hat sich im Nachhinein nochmal für die Einladung zur ersten Party bedankt, die zum Kontakt zwischen Matze und Chris geführt hat und letztendlich auch beide dann zusammen gebracht hat.
„Die Jungs“, sagt er, „verstehen sich einfach gut, Matthias ist verliebt und so gut drauf wie nie vorher. Chris ist uns lieb und teuer und beide zusammen machen uns viel Freude. Meine Frau ist so froh, dass unser Junge und das ist er eben für uns, dieses Negativtrauma, das sein Schwul sein für ihn hatte, überwunden hat, sich nun so mag, wie er ist und endlich mit Chris unbeschwert leben und lieben kann. Hinzu kommt diese tolle Gruppe an Freunden, in die die Beiden mit hinein gerutscht sind, wo einer für den anderen da ist und wo Schwule und Nicht Schwule miteinander Zeit verbringen, befreundet sind und zwar so richtig gut.“
Jetzt kommt der Dr. Brunner zu uns, mit einem Bier in der Hand uns setzt sich zu uns.
Matzes Onkel fragt den Doktor ein bisschen über die Amerikareise aus, erkundigt sich nach medizinischen Details und auch nach den Möglichkeiten, solche Operationen hier bei uns durch führen zu können. Wenn ich als weit gehender Laie alles verstanden habe, müssten, um hier so operieren zu können, schon einige teure Geräte angeschafft werden. Darüber hinaus müsste das OP-Team für solche OPs zusammengestellt und auch besonders geschult werden, damit alles klappt. Dr. Brunner hat jedenfalls drüben richtig mit gemacht bei den Operationen und würde sich das jetzt auch zutrauen, wenn die Voraussetzungen geschaffen wären. Darüber muss aber zunächst mal die Klinikleitung des Herzzentrums entscheiden und am Montag wird der Dr. Brunner dort über Robins OP berichten. Man muss also zu nächst mal abwarten, was sich ergibt.
Nun sprechen die beiden noch kurz über Chris und Matze, ihre Pläne, das Studium der beiden betreffend und Alex Brunner ist der Meinung, dass beide wohl zusammen studieren und auch wohnen wollen, so verliebt, wie sie sind.
Nun kommen wir auf die Neuigkeiten zu sprechen und da geht es um die Schwangerschaft und ich sage den beiden, dass es wohl Zwillinge werden und dass ich schon sehr überrascht war von allem. Es war ja eigentlich von medizinischer Seite nach Nataschas Geburt ausgeschlossen worden, das Lis noch mal schwanger werden kann. Vor allem, das es jetzt, nach so langer Zeit kommt, hat uns schon sehr gewundert und auch überrascht.
Auf die Frage von Dr. Brunner, wie die großen Kinder es aufgefasst hätten, sage ich: „Natascha war sehr überrascht, vielleicht auch ein wenig geschockt aber jetzt, nach ein paar Tagen freut sie sich mit ihrem Bruder, der von Anfang an sehr freudig reagiert hat auf die Geschwister. Meine Mutter und ihre Schwester sind total aus dem Häuschen und freuen sich sehr. Wenn sie wüssten, ob es Jungs oder Mädchen werden, wären sie bestimmt schon am Stricken oder häkeln. Da sie aber nicht wissen, ob es hellblaue oder rosafarbige Wolle sein muss, können sie ihrer Meinung nach noch nicht anfangen. Ich habe ihnen geraten, einfach mal andere Farben zu nehmen und diese Geschlechterklischees einfach außer Acht zu lassen.“ Wir lachen zusammen über die blau- rosa Geschichte, das war halt früher so und in vielen alten Köpfen ist das wohl noch immer.
Ich frage den Doktor Brunner, wie es denn jetzt mit dem kleinen Robin weiter geht. Auch wenn er schon ein Stück gewachsen ist, ist er für mich immer noch der Kleine.
„Er muss täglich seine Medikamente holen und auch ein bestimmtes Pensum an Aufbautraining leisten, um das Muskelwachstum nachhaltig zu unterstützen“, sagt der Doktor, „Am Montagmorgen bringt ihn seine Mutter auf das hiesige Gymnasium zu einem Eignungstest. Nach dessen Ergebnis wird dann die Klassenstufe festgesetzt, in die er ab Dienstag dann täglich geht. Da er sehr schlau und aufgeweckt ist, wird er wohl in die neunte, vielleicht aber auch in die zehnte Klasse eingestuft. Ich habe ihm gesagt, dass ich es für gut finden würde, wenn er mit der neunten Klasse beginnt. Dann besteht die Gefahr, dass er zu viel Lernstress hat, nicht so leicht und er kann sich besser in alles hinein arbeiten. Chris und Matze können ihn in der Startphase unterstützen, so dass er ein gutes Schuljahr absolvieren kann. Dann kann er im nächsten Jahr in der Zehnten auf einem guten Fundament aufbauen und in zwei oder drei Jahren das Abitur machen, das er für seinen Traumberuf „Kapitän“ unbedingt erreichen will.“
Ich erzähle, wie er dazu gekommen ist, Kapitän werden zu wollen, sage auch, dass der Herr Sundermann das schon ernst gemeint hat, das Robin Talent und Geschick hat, ein Schiff zu steuern und das er auch über das nötige Fingerspitzengefühl verfügt. Auch ich finde, dass er das Zeug dazu hat, diesen Weg zu gehen, der Wille dazu ist auf jeden Fall da.
Nun erzähle ich den beiden, dass Martin und Kai am kommenden Wochenende auf das Standesamt gehen, um sich offiziell zu Verpartnern. Das erweckt Dr. Brunners Interesse und er fragt mich, wie das abläuft und welche Dinge, Papiere und so man da zu braucht. Ich empfehle ihm, darüber mit Martin selber zu reden, weil die zwei das ohne mich gemacht haben und ich nicht sicher weiß, was man alles dazu braucht.
Wir überlegen, ob wir mal runter in die Bar gehen sollen, schauen, was das Jungvolk so treibt und ob alles OK ist. Also gehen wir dann mal nach unten. Rufus Weiden und seine Frau schließen sich uns an und so gehen wir zu fünft runter in den Badebereich.
Gerry Sauer, 22:30 in der Bar im Badebereich
Alwin und ich gehen jetzt nach ein paar Runden Tanzen mit Jerome, Sergej und noch einigen anderen in die Sauna. Es ist schon alles toll hier und edel und die Leute sind alle so was von OK, jedenfalls die, die ich bis jetzt kenne. Von meinem Besuch in der WG kenne ich ja schon einige der Jungs und Noah, Alwins Schulkamerad, will ja am Dienstag mit seinem Freund Enrico zum Haare stylen kommen. Kevin und Kai, den sie Wolfi nennen, waren heute Morgen da und ich habe mir sehr viel Mühe bei ihnen gegeben und es ist Sau geil geworden.
Das die Frau von gestern Jeromes Mutter ist, die die zu mir gesagt hat: „bis Morgen“, das hat mich sehr überrascht und der Applaus der anderen Damen, der hat mir gut getan. Ich denke, das ich die ein oder andere von ihnen bei uns im Salon bestimmt noch wiedersehen werde.
So geht Werbung, sag ich immer, gute Arbeit ist die beste Reklame und auch Alwins Haarschnitt trägt ja jetzt auch schon Früchte. Wolfis und Kevins Frisur werden ihr übriges tun und so freue ich mich auf neue Kundschaft.
Mit Noah und Enrico und seinem Bruder Paolo, heißt der, glaub ich, der am besten gleich mit kommen soll, kommen die nächsten Jungs, nämlich am Dienstag. Ich glaube, das nach Wolfi und Kevin, so wie Noah und Enrico, auch noch andere, die hier in diesem doch recht großen Freundeskreis sind, zum Haare machen zu mir kommen werden, das wird auch meine Eltern freuen. Die sind jetzt sehr froh, dass ich meinen Alwin habe und wir auch noch Anschluss an andere Jugendliche, die zum Teil schwul sind, wie wir, gefunden haben.
Vorher war ich viel allein, bin auch kaum fort, viel am Computer, habe auch selten etwas unternommen. Gut, die Ausbildung und auch die Meisterschule, das hat schon viel Zeit gebraucht, weil ich halt überall der Beste sein wollte. Das ist mir dann auch gelungen, landesbester Lehrling und dann auch Bester bei der Meisterprüfung, das wird man nicht vom Party machen.
Mit Alwins Eintritt in mein Leben ist vieles anders geworden. Das Kennenlernen über einen Chat bei DBNA bis zum ersten realen Treffen war eine aufregende Zeit für mich. Er ist der Erste, dem ich auf das Posten eines von ihm gemachten Ganzkörpernacktfotos ein eben solches zurück geschickt habe, das ich aber zuerst noch machen musste. Sein Bild hat mich umgehauen und meins ihn wohl auch, aber um sicher zu gehen, das es kein Fake war, habe ich eine Sitzung über Skype, so mit Cam, gefordert. Dem hat er zugestimmt, unter der Bedingung, dass sie ebenso nackt wie auf dem Bild stattfindet.
Da kam ich dann wohl nicht mehr raus, aus der Nummer, wenn ich mehr von ihm wollte, also stimmte ich zu und das Ergebnis der Sitzung waren ein paar Batzen meines Spermas auf Schreibtisch und Tastatur und auch er ist voll gekommen und hat um sich gespritzt. Das war oberhammergeil und wir sind voll aufeinander abgefahren. Wir haben über eine Stunde geskypt und sind zum Ende hin noch mal voll geil gekommen. Dann haben wir ein Date aus gemacht und haben uns getroffen.
Es war alles noch viel besser, ihn real zu sehen, ihn anzufassen und auch dann zu küssen und wir waren ab da fest zusammen. Zweifel gab es zu keiner Zeit bei mir und für mich ist er der Einzige und der Richtige und ich glaube, ich bin das für ihn auch. Er ist mein Schmusebärchen, mein Hase, mein phantasievoller Lover, mein Held, der, auf den ich immer gewartet und gehofft habe, ich liebe ihn sehr.
Seine Familie, allen voran Lars, mögen mich mittlerweile auch und meine Eltern mögen Alwin sehr. Er ist gut zwei Jahre jünger als ich, macht nächstes Jahr Abitur und will dann studieren. In den Schulferien, die am neunten Oktober beginnen, will er mit mir für ein paar Tage zu seinem Opa nach Hamburg fahren.
Seinen Opa liebt er sehr und der war wohl auch der Erste, dem er gesagt hat, dass er schwul ist. Dem Opa hat das wohl nichts ausgemacht und ich bin gespannt, was er zu mir als dem Partner seines Enkels sagt. Da werde ich auch mal erleben, wie es auf einem Bauernhof zu geht und andere Tier in echt sehen. Außer Karlo, meinem pummeligen Katerchen, hatte ich noch nie Kontakt zu Huhn, Schwein und Rind und das wird sich ja dann wohl ändern.
Nun sitzen wir in der heißen Holzkiste, nackt, die Hosen haben alle ausgezogen und wir schwitzen vor uns hin. Thema sind zunächst mal meine Friseurarbeiten an Kevin und Wolfi, aber auch an Jeromes Mutter und es hagelt Lob über mich, macht mich in dieser Intensität eher verlegen als froh und ich bin froh, das Alwin das Gespräch auf das am Montag in der WG beginnende Karatetraining bringt.
Alle Jungs wollen an dem Schnupperkurs teilnehmen und Jerome bezweifelt, ob dir Fläche im Fitnessraum, die nicht mit Geräten belegt ist, ausreicht, wenn alle mitmachen wollen. Auf Alwins Frage hin, wie groß die Fläche der ist, meint Ole: „Etwa fünf mal vier Meter ist der noch freie Raum in der Mitte maximal und dafür sind mittlerweile auch die Matten da.“ „Nun, das reicht für ein Training, bei dem alle gleichzeitig was tun, nicht aus, aber am Anfang kann ich das schon so organisieren, das möglichst viele auf einmal was machen können“, sagt Alwin, „die anderen müssen dann zuschauen. Später, wenn wir das wirklich durchziehen wollen, können wir meinem jetzigen Verein beitreten oder einen eigenen, absolut Homophobie freien Karateclub gründen und eine Halle suchen, in der wir trainieren können. Da ich den rot weißen Gürtel habe, darf ich euch trainieren. Das können wir aber im Laufe des Schnupperkurses entscheiden.“
Das finden jetzt alle gut und wir ziehen uns die Hosen wieder an und gehen zum Abkühlen nach draußen. Sauna mit so vielen Leuten und dann noch lauter gut aussehende Jungs, das hat was und es wundert mich, dass ich das ohne eine Latte zu kriegen, überstanden habe.
Seit ich mit Alwin zusammen bin, habe ich viel Sex, er macht mich an, ist zärtlich und experimentierfreudig und wenn ich will, nimmt er mich gut hart ran. Ich bin ein wenig devot und dem wird er sehr gerecht, das heißt, er gibt mir alles und erst, wenn ich richtig platt gefickt bin, ist auch er zufrieden. Ich habe nicht viel Vergleichsmöglichkeiten, war bei Leibe keiner, der ständig irgendwo rum gevögelt hat, nein, aber ich bin überzeugt, dass es nicht viele gibt, mit denen der Sex so gut und befriedigend ist wie mit meinem Alwin. Dass ich ihn so liebe, wird auch eine Rolle dabei spielen und auch, dass er mich liebt, mir Freude und Befriedigung schenken will dabei, das macht es so unvergleichlich gut.
Ich hoffe, das unsere Liebe von Dauer ist, ich brauche ihn, das weiß ich, obwohl wir ja noch nicht ewig zusammen sind. Bei ihm fühle ich mich frei und geborgen gleichzeitig, er gibt mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein für ihn und für mich ist er das auch. Das sagen und zeigen wir uns auch immer, wenn wir zusammen sind und irgendwann, in absehbarer Zeit, frage ich ihn, ob er nicht zu mir ziehen will, in meine Wohnung, wir zwei und Karlo, das wäre die Erfüllung meines Traums für mich. Ich will das aber nicht überstürzen, will nicht, dass er das Gefühl hat, ich wolle ihn unter Druck setzen. Er schläft und wohnt ja fast immer vier und mehr Tage bei mir, seit er hier zur Schule geht und das läuft gut mit uns. Sonntags sind wir dann auch bei ihm zu Hause und fahren erst montags in der Frühe weg, wenn er zur Schule muss.
Ich werde warten, vielleicht will er ja von selber hier einziehen, mein Schatz, mit dem ich jetzt, abgekühlt und abgetrocknet, im Bademantel und Unterhose in die Bar gehe, wo wir einen Cocktail bestellen wollen bei Paolo, der jetzt mit Jeromes Schwester die Bar macht. Bevor ich bestelle, frage ich Alwin und Lars, ob sie hier übernachten wollen, weil andernfalls einer nüchtern bleiben muss. Lars flirtet mit einem sportlichen und schlanken, blonden Mädchen und ist zunächst nicht erfreut, dass ich ihn störe. Er sagt zu mir, dass es ihm egal ist, ob wir Heim fahren später oder bleiben. Mit Alwin an der Hand, frage ich jetzt Jerome, ob wir hier pennen können. „Es sind auf jeden Fall Betten oder Liegen frei“, sagt der, „ein abgeschlossenes Zimmer aber wahrscheinlich nicht, die sind wohl schon vergeben.“ „Das reicht uns“, sagt Alwin und bestellt jetzt zwei „Sex on the Beach“ bei Paolo.
Na dann, dann feiern wir mal.
6 Kommentare
Zum Kommentar-Formular springen
Herzlichen Glückwunsch zum 100. Teil. Es ist schon verrückt, wie sich so eine Geschichte entwickelt und auch ein Eigenleben dadurch entsteht.
Vielen Dank für die Zeit und Arbeit die du in die Geschichte investierst. Ich freue mich auf jede Fortsetzung.
Wünsche dir alles Gute für die Zukunft.
Liebe Grüße
Klaus
danke für eure rückmeldungen, ich freu mich drüber, auch, wenn es nur wenige sind
lg hermann
Hm, da hat Hermann 100 tolle Folgen geschrieben, zuletzt mit schwerer Krankheit und dann kommt so wenig Resonanz rüber😢 Echt traurig und schade…
Huhu Hermann, wow, kaum zu glauben, Folge 100 und gewohnt super. Was mir am meisten gefällt, ist die Vielzahl an Charakteren mit ihrer Geschichte und das immer mehr hinzukommen. Öfters noch mal eine Überraschung oder mal eine dramatische Wendung wären nicht verkehrt.
Ich wünsche dir bestmögliche Genesung und viel Kraft, anhaltende Kreativität und Ausdauer beim Schreiben, auf das Du uns Lesern noch viele Folgen bescheren magst.
VglG Andi
Hallo Hermann,
kaum zu glauben, dass es jetzt schon 100! Folgen sind, echt der Hammer. Vor allem gefällt es mir, dass es dir immer wieder gelingt, einen neuen Charakter mit seiner Geschichte einzubringen und es gibt immer wieder mal eine Überraschung. Gefällt mir sehr und ich wünsche und hoffe, dass du noch viel Kraft und Energie für weitere Folgen hast.
VglG Andi
Hallo Niffnase
GRATULATIN 100facht!!
Diese Geschichte ist reif für ein Buch¨!
Danke für Deine Schreiberei und Deine Arbeit
Gruss, werde wider Gesund und habe Kraft zum weiter Schreiben
Walter