Ein anderes Leben – Teil 8

„Was?“

Die Großmütter umringten mich und setzten sich zu beiden Seiten zu mir.

„Tut mir leid, Lukas…“, meinte So-Woi und setzte sich ebenfalls.

„Angezündet…?“

„Mit aller Wahrscheinlichkeit, denn zwei verschiedene Plätze einer Firma, fangen nicht zur gleichen Zeit, an zu brennen.“

Entsetzt starrte ich immer noch zu Hyun-Woo, der neben Jae-Joong stand. Mein Blick wanderte zu Großvater, der bisher kein Wort mehr gesagt hatte. Großmutter nahm meine Hand in die ihre.

„Junge, wo bist du nur da hineingeraten?“

Ich sackte in mich zusammen.

„Wenn ich das nur wüsste…, Großmutter, ich habe absolut keinen Schimmer.“

Ungläubig schüttelte sie den Kopf.

„Habt ihr schon meine Eltern…?“

Hyun-Woo nickte.

„Dein Vater kommt mit der nächsten Maschine geflogen…“, meinte er leise.

„Papa kommt her?“, fragte ich und Tränen stiegen in meine Augen.

„Was habe ich diesem Menschen nur getan, dass er zu solchen Mitteln greift?“

„… wenn du an die Person nicht heran kommst, dann schade seinem Umfeld“, sagte Jae-Joong in einem leicht sarkastischen Ton.

„Jae-Joong!“, kam es mahnend von So-Wois Grandma Shin-Sook, „dass war geschmacklos und du schaust zu viele Dramen.“

„In-Jook anscheinend auch, Grandma“, kam es von ihrem Enkel.

Im Normalfall hätten wir jetzt alle gelacht, aber keiner verzog den Mund, nicht mal zum Grinsen, dafür war die Sache viel zu ernst.

„Kann man ihn nicht einfach fest nehmen lassen?“, fragte Großvater.

„Dazu fehlen uns die Beweise, er ist sehr schlau und gerissen“, antwortete ihm Grandma Shin-Sook.

„Jeder macht mal einen Fehler!“, entgegnete er und wandte sich verbittert ab.

So wie mit seinen Kindern. Unser Gespräch von vorhin war unterbrochen worden. Dieses Thema über mich, stand nun zwischen uns. Großmutter schaute mich fragend an, aber ich schüttelte leicht den Kopf. Sie schien enttäuscht zu sein, ihr Blick ließ mich dies vermuten.

„Alles in Ordnung?“, wollte Grandma Shin-Sook wissen und schaute abwechselnd zu mir und Großvater.

Ich zuckte mit den Schultern. Mir war absolut nicht klar, wie ich aus all diesem heraus kommen sollte. Mich in den nächsten Flieger setzten und verschwinden, das war absolut keine Lösung.

Ich traute In-Jook zu, dass er mir seine Leute nach Deutschland hinterher hetzen würde. Ich musste dem Ganzen irgendwie ein Ende setzten. Ich stand auf.

„Ich geh zu In-Jook!“

„Ein Teufel wirst du! Du bleibst schön hier. Fehlt gerade noch, dass du ihm direkt in die Arme läufst!“, fuhr mich Hyun-Woo an.

Geschockt wich ich etwas zurück, so hatte ich ihn noch nie reden hören.

„Dein FREUND hat Recht, Lucas“, hörte ich Großvater hinter mir reden, „das wäre Schwachsinn.“

Er hatte das Wort Freund so sehr betont, also wusste er auch, dass Hyun-Woo mein Freund war. Wiederum klang es nicht danach, als hätte er etwas dagegen.

„Aber was soll ich sonst tun? Vielleicht warten, bis er euer Geschäft anzündet, oder das schöne Haus, oder er jemand von euch entführen lässt…, Tae-Young, Un-Sook oder Hong-Sik?“

Meine Stimme war leicht hysterisch geworden und mir blieb die Luft weg. Die letzten Worte waren nur noch ganz leise aus meinem Mund gedrungen. Ich spürte Hyun-Woos Hand auf meiner Schulter, der Druck verstärkte sich.

„Nicht…Lucas“, sagte er fast flüsternd.

Alle Blicke waren auf mich gerichtet.

„Was kann er sich noch alles erlauben, bis jemand eingreift? Ich habe nichts getan, ich weiß nicht, warum der Typ so scheiße drauf ist…“

Hyun-Woo trat an mich heran und drückte mich auf den Stuhl zurück, dann stellte er sich vor mich, legte seine Hände auf meine Schultern und sein Gesicht kam ganz nah.

„Lucas, ich verstehe dich und ich nehme an, jeder in dieser Runde tut das. Aber es bringt nichts, wenn du dich da jetzt hineinsteigerst, sonst landest du wieder im Krankenhaus. Irgendwann geht das alles nicht mehr so glimpfig aus und du wirst richtig heftig Schaden nehmen. Hör auf Lucas! Wie viel willst du noch in diesem kleinen Sturkopf ertragen? Irgendwann gibt dein Körper den Geist auf und dann? Ich werde das nicht zulassen, Lucas! Irgendwie finden wir zusammen eine Lösung…“

Seine Augen füllten sich mit Tränen. Ohne nachzudenken hob ich meine Hand und wischte die ersten Tränen aus seinen Augen.

„Alle Achtung“, hörte ich im Hintergrund Großvaters Stimme, während die Anderen schwiegen.

War das ein Lächeln in Großvaters Gesicht?

„Ihr könnt mich jetzt für verrückt erklären“, durchbrach Jae-Joong die Stille, „aber an Lucas Idee In-Jook zu treffen, ist etwas dran.“

„Ja, du bist verrückt“, sagte Hyun-Woo und unterstrich das damit, dass er ihm den Vogel zeigte.

„Wie kommst du auf den Gedanken?“, wollte nun So-Woi wissen.

„Da wir nicht wissen, warum er Lucas nachstellt, sollten wir ihn provozieren und was wäre besser geeignet, ihn direkt zu treffen, Lucas muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus platzen und ihn beschuldigen.“

„Der Gedanke sollte zu Ende gedacht werden“, kam es von So-Wois Grandma.

„Aber wird das dann nicht zu gefährlich für meinen Enkel“, warf nun meine Großmutter besorgt ein.

„Das Ganze muss eben gut durchdacht werden, dann wird dieser In-Jook sicher einen Fehler machen“, sagte Großvater.

„Damit bringen wir ihn unnötig in Gefahr“, widersprach sie, „denkt euch bitte etwas anderes aus und was für einen Grund sollte Lucas denn haben, diesen Mann aufzusuchen?“

„Da muss ich Großmutter Kil-Soon recht geben“, sagte Hyun-Woo, der nun wieder neben mir stand, aber meine Hand mittlerweile an sich genommen hatte.

Anscheinend war das Eis in ihm nun völlig gebrochen, denn so offen hatte er sich noch zu mir bekannt. Aber dass er mich unendlich lieben musste, bewiesen seine Worte. Er stand für mich ein, ohne über etwaige Konsequenzen nach zudenken.

„Hat jemand eine andere Idee?“, fragte Jae-Joong.

Ein Kopfschütteln ging durch die Runde. Tante Min-Ri tauchte auf, mit einem großen Tablett in den Händen. Sie stellte es auf den Tisch ab. Sie schaute von einem zum anderen.

„Ist etwas passiert?“, fragte sie verwundert.

„Die Räume von Lucas Vater sind in Brand gesteckt worden“, erklärte meine Großmutter.

„Um Himmels Willen, wer macht denn so etwas?“

Darauf gab ihr niemand eine Antwort.

„Wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte ich, „ich meine, wenn Papa keine Lieferungen mehr bekommt, wie soll er dann in Deutschland seine Praxis weiterführen.“

„Das ist das kleinste Problem, Lucas“, hörte ich So-Wois Grandma sagen und wandte mich zu ihr.

„Ich habe bereits Mr. Ri beauftragt, nach geeigneten Räumen sich umzuschauen.“

„Und wegen der Kräuter mach dir auch keine Gedanken…, ich habe genug Händler an der Hand, die ihm seine Kräuter direkt liefern können“, warf Großvater ein.

Ich schenkte ihm ein Lächeln, weil ich nicht wusste, was ich entgegnen sollte.

Tante Min-Ri goss den Tee ein und reichte die erste Tasse ihrem Vater, bevor sie beide Großmütter bediente. Hyun-Woo ging ihr zur Hand und auch wir bekamen unseren Tee. Dann verließ uns Tante Min-Ri wieder.

Dafür kamen zwei anderen Herren in den Garten. Ich erkannte einen der beiden. Onkel Min-Chul. Aber wer war der andere? Beide verneigten sich kurz.

„Hallo Vater…, Mutter… Mrs. Jeong.“

Er verneigte sich tief vor Si-Wois Großmutter.

„Ich wollte mich noch bei ihnen bedanken, dass sie es mir ermöglicht haben, dass ich eine Chance  bekomme, wieder meinen Dienst aufzunehmen. Darf ich ihnen meinen Chef Senior Inspektor Kim Jung-Koo vorstellen.“

Min-Chul war Polizist? War ich bisher der Meinung, in meinem Kopf herrschte das normale Chaos, warf diese Neuigkeit alles über den Haufen. Dieser Senior Inspektor trat vor, verbeugte sich ebenso tief und reichte So-Wois Grandma die Hand.

„Mrs. Jeong…, sie haben uns gerufen?“

„Ja, ich denke, sie sind mit der Situation vertraut?“

Mein Onkel und der Senior Inspektor nickten.

„Wir sind gerade dabei, eine Möglichkeit zu finden, diesen Back In-Jook zu überführen. Setzen sie sich bitte.“

Jae-Joong und So-Woi rückten zusammen, so dass die beiden Platz hatten. Hyun-Woo schenkte beide ohne zu fragen Tee ein. Der Senior Inspektor bedankte und räusperte sich.

„Normalerweise würde ich an dieser Stelle sagen, dies ist Aufgabe der Polizei… halten sie sich bitte zurück, aber in diesem besonderen Fall, sind wir um jede Hilfe glücklich.“

Grandma Shin-Sook nickte und lächelte. Ich hörte Stimmen und drehte mich um. So langsam wurde es voll. Onkel Sung-Ja erschien, mit Mr. Ri im Gefolge.

„Wir wären komplett“, hörte ich Grandma Shin-Sook sagen.

Mr. Ri verneigte sich und stellte sich hinter So-Wois Grandma.

„Bisher“, ergriff sie das Wort, „wurde nur der Vorschlag gemacht, dass Lucas direkt an Mr. Back heran tritt und ihn damit provoziert. Nur einen Grund dafür haben wir noch nicht gefunden.“

Danach war Schweigen angesagt. Ich schaute in die Runde. So langsam begriff ich, dass alle hier nur zu meinem Wohl da waren. Das Wort Familie bekam für mich einen neuen Stellenwert.

Der kleine Kreis meiner Familie zu Hause in Deutschland, war bisher immer mein Schutz und Ruhepol gewesen. In der Kultur meiner Vorfahren hier in Korea waren Ehre und Familie sehr hoch angesiedelt und wenn etwas anstand, versuchte man es gemeinsam zu lösen, in der Familie.

Gut es waren Fremde anwesend, aber ich fühlte mich so sicher wie noch nie, in dieser besonderen  Familie. Familie und Ehre. Angestrengt dachte ich darüber nach, wie man das Problem lösen könnte.

Das Wort Ehre wanderte mir unaufhörlich durch den Kopf. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich schaute zu So-Woi.

„Jack hat doch gesagt, dass alles was mit deinem Vater zu tun hat, In-Jook sofort informiert wird?“

„Ja, aber…?“

Ich hob die Hand und unterbrach ihn damit.

„… und Jae-Joongs Vater hat sich offiziell für das Missverständnis mit Hyun-Woo entschuldigt.

Jae-Joong nickte, Si-Woi und Hyun-Woo schauten mich fragend an.

„Ich werde In-Jook nicht aufsuchen, sondern deinen Vater, So-Woi.“

„Aber wieso?“

„Weil ich es immer noch nicht Recht finde, dass Hyun-Woo wegen mir entlassen wurde“, sagte ich grinsend.

„Aber wir wissen doch, dass das In-Jook war“, meinte So-Woi.

„Weiß ich das? Kenn ich die Hintergründe, was zu diesem Dilemma geführt hat? Ich werde zu deinem Vater gehen und mich ganz offiziell beschweren und würde gerne den Grund von deinem Vater erfahren.“

„Damit stellst du ihn bloß, dass…“

Wieder unterbrach ich ihn, indem ich einfach weiterredete.

„Ich bin hier nicht aufgewachsen und mit den Gepflogenheiten der Familie und der Kultur so sehr vertraut, woher soll ich wissen, dass ich ihn mit meiner Frage blamiere?“

Weiterhin grinste ich.

„Lucas, du wirst mir immer sympathischer“, sagte Grandma Shin-Sook und lächelte ebenso.

Ich schaute zu Großvater, der das ganze bisher schweigend verfolgte.

„Großvater, wenn dir jemand das Messer an die Brust setzt, dann würdest du doch versuchen, alles klar zu stellen, um nicht dein Gesicht zu verlieren.“

„Lucas lernt schnell“, kicherte Jae-Joong, der es anscheinend nun auch begriffen hatte..

„Da gebe ich dir Recht mein Junge, aber bist du dir auch sicher, dass du das auch schaffst? Du hast erst das Krankenhaus verlassen und der Doktor betonte extra, du sollst dich in den kommenden Tagen noch schonen.“

Großvater schien zu wissen, auf was ich hinaus wollte.

„Danke, dass du dich so sehr um mich sorgst, Großvater, wie jeder hier am Tisch…danke! Aber ich muss das ja nicht gleich machen und außerdem habe ich meinen Bodyguard dabei.“

„Bodyguard?“, fragte Onkel Min-Chul.

„Ja, Hyun-Woo hier“, antwortete ich und zeigte auf ihn, der gerade dabei war, am liebsten in den Untergrund zu versinken.

„Du denkst also, mein Schwiegersohn würde, um nicht sein Gesicht zu verlieren, bestimmt nachforschen, warum das mit Hyun-Woo passierte und somit auf Back In-Jook stoßen. Ich könnte mir vorstellen, dein Vater“, an So-Woi gerichtet, „würde ihn darauf hin für diesen Fehler hinaus werfen. Er braucht immer einen Schuldigen.“

„Das würde aber auch heißen, In-Jook würde sämtlichen Zorn, der dadurch entsteht, auf Lucas richten“, warf Hyun-Woo ein.“

„Das ist auch viel zu gefährlich“, sagte Großmutter besorgt.

„Mutter, keine Sorge, wir sind ja auch noch da. Mr. Back wird im Augenblick rund um die Uhr überwacht. Er kann ohne unseres Wissen nicht handeln.“

„Min-Chul, das beruhigt mich in keinster Weise!“, meinte Großmutter streng.

Der Senior Inspektor schaute zu Min-Chul und lächelte, der wiederum tief durch atmete. Ich wandte mich an Großmutter und griff nach ihrer Hand.

„Großmutter, ich bin im Augenblick sicher, egal ob ich mich bei So-Woi aufhalte, oder bei euch, hier kann mir niemand etwas tun, ohne dabei gesehen zu werden.“

Sorgevoll und traurig schaute sie mich an und strich mit ihrer Hand über meine Wange.

„Ich möchte nur nicht, dass dir etwas passiert. Wir haben dich erst bekommen, da möchte ich dich durch so etwas nicht verlieren.“

Ich war gerührt, aber auch Großmutters Tränen ergriffen mich. Ein weiterer Einfall, ließ mich aber wieder lächeln.

„Da fällt mir noch eine Geheimwaffe ein…“

„Eine Waffe?“, fragte Großmutter entsetzt.

Grinsend schaute ich in die Runde.

*-*-*

Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Die Anzeige zeigte, dass Papas Flugzeug bereits gelandet war. Ich spürte Hyun-Woos Hand auf meinem Rücken, wie sie sanft auf und ab strich.

Natürlich war mir bewusst, dass das Ganze eine aberwitzige Idee war, aber etwas besser fiel mir im Augenblick nicht ein. Aber mit Hyun-Woo und meinem Vater an der Seite, war ich mir sicher, alles richtig zu machen.

Mit Papa bei Hyun-Woos oberen ehemaligen Chef aufzutauchen, kam mir erst, als Großmutter sich so sehr Sorgen um mich machte. Wenn mein Vater diese Beschwerde vortragen würde, war es noch effektvoller, als wenn ich es sagen würde.

Ich war mir sicher So-Wois Vater würde alles daran setzten um dieses Missverständnis aufzuklären, um nicht sein Gesicht zu verlieren. Die ersten Passagiere kamen durchs Gate, ungeduldig hielt ich nach Papa Ausschau.

Wenn Papa schon mal hier war, warum es nicht nutzen. Wie ich ihm das bei bringen sollte, ihn für meine Sache, meinen Vorschlag zu gewinnen, das war natürlich eine ganz anderes Problem, dass ich noch nicht gelöst hatte.

Ich hielt weiter Ausschau. Da, endlich kam er in Sicht und ich begann wie wild zu winken. Hyun-Woo hielt mich zurück, als ich versuchte, dabei auf das Geländer zu steigen. Papa lächelte breit, als er mich sah.

„Hallo Lukas!“, sagte er und umarmte mich fest.

„Hallo Papa…“

Ich genoss diese Umarmung und merkte, wie sehr sie mir gefehlt hatte, auch wenn es noch gar nicht so lange her war, dass Papa hier war. Er ließ mich los und wandte sich an Hyun-Woo.

„Hallo Hyun-Woo!“

Hallo Mr. Dremmler“, begrüßte Hyun-Woo Händeschüttelnd Papa.

„Hyun-Woo, ich wäre dankbar, du sagst Jürgen zu mir. Du bist der Freund meines Sohnes, also gehörst du zur Familie!“

„… ähm… danke… Jürgen.“

Ich strahlte über das ganze Gesicht. Dies war ein Moment, der sich sicher tief in meinem Herzen einbrannte.

„Darf ich den Koffer nehmen?“, fragte Hyun-Woo.

„Danke gerne!“, antwortete Papa und seine Koffer rollte Richtung Hyun-Woo, „ich soll euch beiden liebe Grüße von deiner Mutter sagen. Auch von deiner Schwester, okay… sie sitzt jetzt sicherlich zu Hause und ist stink sauer.“

„Wieso ist die sauer?“, wollte ich wissen.

„Weil ich dich das zweite Mal besuche und sie nicht mitdarf.“

„Der Grund deines Besuches ist wohl ein anderer…“, meinte ich traurig.

„… ja leider. Wie ich das auf die Schnelle alles bewerkstelligen soll, damit ich die Praxis nicht schließen muss, weiß ich noch nicht.“

„Es tut mir leid, Papa, dass du wegen mir so viel Ärger hast…“

Bevor ich weiter reden konnte, hielt er mir seinen Finger auf den Mund.

„Hyun-Woo, kann man hier irgendwo einen anständigen Kaffee bekommen?“

„Ja, im Empfangsbereich gibt es eine größere Cafeteria, die vierundzwanzig Stunden geöffnet hat.

„Gut, dann gehen wir dorthin, vielleicht werde ich dort auch eine Kleinigkeit zu mir nehmen, denn das Bordessen war…, naja reden wir nicht weiter darüber.“

So führte uns Hyun-Woo zurück in den Eingangsbereich und wenig später saßen ich und mein Vater an einem Tisch, während sich Hyun-Woo um die Getränke kümmerte.

„Lukas, erst mal will ich eins klarstellen! Ich würde dich nie verantwortlich machen, für das, was hier passiert ist. Also gib dir dafür nicht die Schuld. Schuld hat der, der meine Firma hier angezündet, oder der das in Auftrag gegeben hat!“

„Wie hat es Mama aufgenommen.“

„Die liegt zu Hause angekettet im Keller.“

„Was?“

Mein Vater fing an zu lachen. Hyun-Woo kam zurück an den Tisch und stellte die Getränke ab. Fragend schaute er zwischen uns hin und her, er hatte nicht gehört, was mein Vater vom Stapel gelassen hatte.

„Ein Kaffee für deinen Vater und für dich einen Johanniskrauttee…“, sagte er leise.

„Tee? Ich hätte aber lieber einen Kaffee…“

„Johanniskraut beruhigt!“

„Hör auf deinen Schatz, Sohnemann, er meint es nur gut mit dir!“

Hyun-Woo lief rot an, während ich immer noch etwas geschockt wieder zu Papa schaute.

„Ich habe deiner Mutter gedroht, falls sie sich nicht beruhigt und nicht zu Hause bleiben wird, kette ich sie im Keller an.“

„Das hast du wirklich zu Mama gesagt? Wie hat sie reagiert?“

„Sie hatte ein Einsehen, oder siehst du sie hier irgendwo?“

Ich wusste zwar, dass sie nicht hier war, aber trotzdem schaute ich mich um. Papa nippte an seinen Kaffee, ich schlürfte an meinem Tee, während Hyun-Woo ein Glas Wasser vor sich stehen hatte.

„Wärst du so nett und würdest mir Hyun-Woo für morgen ausleihen?“

„Da musst du ihn schon selbst fragen, aber für was brauchst du ihn denn?“

„Ich weiß nicht, wo ich mich überall, wegen dem Brandes hinwendet soll…“

„Brauchst du auch nicht, es ist alles schon geregelt.“

Nun machte mein Vater ein verblüfftes Gesicht.

„Mr. Ri hat sich um neue Räumlichkeiten gekümmert und über Großvater kannst du direkt deine Heilkräuter beziehen, dann fällt hier das Lager weg. Und wenn du den Handel mit Großvater ganz überlässt, könntest du dir vielleicht sogar die Räumlichkeiten sparen.“

Lächelt wuschelte mir Papa durchs Haar.

„He, du entwickelst dich ja langsam zu einem kleinen Geschäftsmann.“

Ich zeigte gespielt empört auf mich.

„Ich? Damit habe ich nichts zu tun, das hat alles So-Wois Grandma in die Wege geleitet.“

„Aber du bist der Grund, weswegen das alles gemacht wird.“

Ich seufzte. Klar war ich der Grund…, wäre ich nicht gewesen, wäre es erst gar nicht dazu gekommen. Plötzlich spürte ich einen heftigen Stich in meiner Seite und jaulte auf. Entsetzt wandte ich mich zu Hyun-Woo, der neben mir saß.

„Lucas Dremmler! Ich sehe dir an, was du denkst“, sagte er nur.

„Was denn…?“

„Du bist daran nicht SCHULD!“

„Er hat Recht!“, kam es von meinem Vater.

Ich gab mich geschlagen, gegen beide kam ich nicht an. Aber auch ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. Wie sehr ich diesen Kerl neben mir liebte, wurde mir immer mehr bewusst.

„Jürgen, sie… ähm du solltest dich morgen mit deinem Schwager Min-Chul treffen, er wird mit dir alles durchgehen“, sagte Hyun-Woo zu meinem Vater.

„Was hat mein Schwager damit zu tun?“

„Papa, wusstest du, dass Onkel Min Chul Polizist ist?“

„Stimmt, deine Mutter hatte mal so etwas erwähnt, bevor er verschwunden ist, daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“

„Mama hat nie etwas erzählt…“

„Das hatte seine Gründe wie du weißt…“

Mehr sagte er dazu nicht.

„… und wie soll es jetzt weiter gehen, fliegst du mit mir nach Hause, oder…“

Entsetzt schaute ich meinen Vater an.

„Ich will nicht nach Hause…“

„Deine Mutter meinte, ich solle ja nicht ohne dich zurück kommen.“

Ich griff nach Hyun-Woos Hand.

„Ich will hier bleiben….“

„Ich will, gibt es schon gar nicht!“

„Aber Papa…“

„Nichts aber Papa!“

Sprachlos schaute ich meinen Vater an. Dann fing er plötzlich an zu grinsen.

„Es ist immer wieder schön dich sprachlos zu sehen, junger Mann.“

Hyun-Woo fing neben mir an zu kichern.

„Das ist nicht lustig!“, beschwerte ich mich.

„Das ist die Rache dafür, was ich wegen dir zu Hause alles ertragen musste. Deine Mutter machte mir die Hölle heiß, wenn wir hier keine Lösung finden und das so weiter geht wie bisher.“

„Ich darf bleiben?“

„Glaubst du, deine Mutter und ich kennen dich so schlecht. Klar wissen wir, dass du hier bleiben möchtest, aber deine Mutter hat eben eine Bedingung gehabt, nur wenn dieses Problem, mit diesem… Typen gelöst wird.“

Mein Lächeln kam langsam zurück.

„Ist auch schon geregelt“, sprudelte es aus mir heraus.

„Wie geregelt?“, fragte mein Vater.

„Dein Sohn hat die verrückte Idee, Back In-Jook zu provozieren“, kam es von Hyun-Woo, der sich bisher nicht in die Unterhaltung, wie gewohnt, eingemischt hatte.

„Bist du verrückt?“, fuhr mich mein Vater an.

Hyun-Woo kicherte verhalten.

„Nein, bin ich nicht“, antwortete ich deutlich leiser, als mein Vater, „Hyun-Woo hat das etwas unglücklich ausgedrückt.“

„Wie würdest du es dann nennen, wenn du für In-Jooks Entlassung sorgen möchtest?“

„Hyun-Woo! Ich habe nur gesagt, ich möchte, dass Papa sich in meinem Namen bei deinem Exchef für deinen Rauswurf beschweren soll.“

„Ich soll was?“

„Oh man, ihr zwei treibt mich in den Wahnsinn! Ich habe lediglich vorgeschlagen, dass wir zu So-Wois Vater gehen und zu fragen, warum Hyun-Woo entlassen wurde, er hat nichts Unrechtes getan.“

„Wie stellst du dir das vor und will Hyun-Woo wieder dort anfangen, ich dachte, er arbeitet jetzt für… diesen So-Woi?

Er verstand es nicht.

„Nein darum geht es doch gar nicht.“

„Um was dann?“

„So-Wois Vater zu fragen, warum Hyun-Woo entlassen wurde, soll doch nur dazu dienen, ihn in Zugzwang zu bringen. Ich dachte du hilfst mir dabei, die Frage vorzubringen, weil es dann mehr Gewicht hat. So-Wois Vater wird dann alles daran setzten, um vor dir nicht sein Gesicht zu verlieren und den Schuldigen, seinen Sicherheitschef entlassen.“

„Hyun-Woo hat Recht, du bist verrückt, das ist doch viel zu gefährlich. Wenn So-Wois Vater diesen Back In-Jook wirklich entlassen würde, wissen wir nicht, was er noch alles anstellen würde.“

„Papa ich bin doch sicher, Hyun-Woo und die anderen sind die ganze Zeit bei mir, ich bin nie alleine und siehst du die zwei Männer dort draußen in schwarz, dass sind Grandmas Shin-Sook Männer.“

Papas Blick folgte in die von mir gezeigte Richtung.

„Das beruhigt mich in keinster Weise… und ich glaube, du hast ein Problem vergessen.“

„Problem… vergessen? Welches Problem denn?“

„Du… du bist das Problem!“

Jetzt verstand ich gar nichts mehr.

„Warum bin ich ein Problem?“

„Kannst du mir sagen, wie du das schaffen möchtest?“

„… ähm… ich verstehe nicht.“

„Aus zuverlässiger Quelle, weiß ich, dass du vor kurzen noch im Krankenhaus warst.“

„Aber woher…?“

Ich schaute zu Hyun-Woo, der aber abwehrend die Hände hob und sie wild schüttelte.

„Dein Großvater hat uns angerufen, hast du vergessen, sonst wäre ich ja nicht hier?“

„… das…, das wusste ich nicht.“

Oh Shit, das hätte ich jetzt nicht gedacht.

„Hyun-Woo, in Zukunft, teilst du mir mit, was mein Sohn anstellt, egal ob er es möchte oder nicht!“

„Entschuldigung …Sir…“

„Jürgen… heiße ich!“

„Ähm ja…“

„Und nach dem Verlust unserer Firma hier, habe ich keine Lust einen kostspieligen Krankentransport nach Deutschland zu finanzieren!“

*-*-*

Papa war sauer. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Mittlerweile saßen wir im Wagen und fuhren zu Großvater. Papa sagte kein Wort und ich fühlte mich jetzt irgendwie schlecht. Hyun-Woo sagte auch nichts mehr und starrte zum Fenster hinaus.

Da ich zwischen beiden saß, wanderte mein Kopf von einem zum anderen. Plötzlich griff Papa nach meiner Hand.

„Lukas, ich meine es nur gut mit dir, wie alle anderen hier auch, aber ich habe einfach Angst, dir könnte etwas durchaus Schlimmeres passieren. Das mit der Dusche auf dem Campingplatz, dein unfreiwilliges Bad im Hafenbecken, das zeigt doch, wie dieser Back gestrickt ist. Er schreckt vor nichts zurück.“

Großvater schien ihm wirklich alles erzählt zu haben. Ich atmete tief durch und sackte in mich zusammen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was wir sonst tun könnten.

„Wir werden das so machen, wie du vorgeschlagen hast.“

Hyun-Woos Kopf fuhr herum und auch ich schaute meinen Vater auch verwundert an.

„Aber du wirst nicht dabei sein!

„Bitte? … aber ich…“

Ich werde dort alleine mit Hyun-Woo hingehen, du wirst schön bei Großvater bleiben“, fiel er mir ins Wort.

„Aber…“

„Nichts aber junger Mann…, du solltest langsam wissen, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, gibt es daran nichts mehr zu rütteln.“

„Ja, Papa…“, seufzte ich.

*-*-*

Die Wiedersehensfreude war natürlich groß. Der große Tisch in der Küche war vollgeladen mit herrlichem Essen. Später, als die „Erwachsenen“ über das weitere Vorgehen diskutierten wollten, wurde ich von meinen Cousins entführt.

Es war das erste Mal, dass ich in Hong-Siks Zimmer war. Hong-Siks bester Freund Chang-Ki war auch da. Anscheinend hatten sie sich wieder vertragen.

„Hong-Sik hat erzählt, du wirst hier als Model arbeiten?“, wollte Chang-Ki wissen.

„Nein, ich tu einem guten Freund nur ein Gefallen. Ich denke nicht, dass dies meine Zukunft sein wird.“

„Nicht, ich find dass absolut cool. Du siehst so super gut aus und jeder träumt doch davon, irgendwie berühmt zu werden und gutes Geld zu verdienen.“

„Also ich nicht“, sagte Tae-Young, „ich bleibe dabei und werde Tierarzt.“

„Ja, bleib du bei deinen Kühen und Schweinen“, meinte Hong-Sik und meine Cousine Un-Sook kicherte.

Selbst ich musste grinsen. Mein Blick wanderte durch die Runde und blieb an Hong-Sik hängen. Wie hatte er sich doch verändert. Wenn ich an unsere erste Begegnung dachte, wie hasserfüllt er mich angeschaut hatte und nun zierte sein Gesicht ein breites Grinsen. Plötzlich schaute er zu mir und sein Grinsen wich.

„Lucas…, ich habe mich… noch nicht bei dir bedankt. Ohne deine Hilfe hätte ich das niemals geschafft und ich hätte mich nie mit Chang-Ki“, er klopfte ihm lächelnd auf die Schulter, „ausgesprochen.“

„Nicht zu danken…, wir sind eine Familie und in der Familie steht man zu einander.

„Hong-Sik hat mir erzählt, du hast einen Freund?“, fragte Chang-Ki, „also ehrlich, du bist doch erst einen Monat da und ich suche schon so lange.“

Leicht verlegen, wusste ich nicht, was ich darauf sagen sollte.

„Keine Sorge, ab jetzt steh ich dir zur Seite und wir finden jemand für dich!“, meinte Hong-Sik und legte seinen Arm und Chang-Ki.

„… wir?“, fragte Chang-Ki.

„Ja, mit Tae-Youngs Menschenkenntnissen und Un-Sooks guten Geschmack für Jungs werden wir sicher fündig.

„Tae-Youngs Menschenkenntnissen…? Du weißt er will Tierarzt werden…“, warf Chang-Ki ein.

*-*-*

Papa war bei Großvater untergekommen und ich lag nun etwas müde in meinem Bett, in So-Wois Wohnung. Ich wusste nicht wie oft, die Bilder und Gespräche in meinem Kopf umher wanderten.

Es machte mich einfach fertig. Aber schlafen konnte ich dennoch nicht. Ich hörte im Nebenraum Geräusche, so entschied ich wieder aufzustehen. Als ich meine Tür zu So-Wois Wohneinheit öffnete, schlugen mir laute Stimmen entgegen.

„Du bist verrückt, vielleicht setzt du dich wieder hin!“, hörte ich So-Woi sagen, als er mit Jack und Hyun-Woo in mein Sichtfeld kamen.

Jack stand neben seinem Rollstuhl, abgestützt mit einer Krücke, während So-Woi versuchte ihn dazu zu bewegen, sich wieder zu setzten und Hyun-Woo Jack stütze.

Was bei dem Größenunterschied und Jacks Körperbau sicherlich kein leichtes Unterfangen war.

„Was macht ihr denn da?“, wollte ich wissen.

„Entschuldige Lucas, wenn wir dich mit unserem Krach geweckt haben sollten.“

„Habt ihr nicht…, ich kann nicht schlafen.“

Hilflos schaute mich Hyun-Woo an.

„Mein Prachtstück von Freund hat beschlossen, dass er dir tatkräftig zu Seite stehen will!“

Prachtstück von Freund, ich musste grinsen. Wieder etwas, was So-Woi früher nicht gesagt hätte. Die Vorstellung Jack beschützte mich mit einer wedelnden Krücke ließ mich breit grinsen.

„Was ist daran bitte schön so lustig?“, fragte So-Woi sauer.

„Ähm… entschuldige, aber ich hab mir grad vorgestellt…, wie mich Jack mit seiner Krücke verteidigt.“

Nun fing auch Hyun-Woo an zu kichern, verstummte aber sofort, als ihn So-Woi böse anschaute. Ich trat dicht an Jack heran. Seine blauen Flecken auf seinem nackten Oberkörper verblassten langsam, änderten ihre Farbe in grün und gelb.

Ich legte meine Hand auf seine Brust, hinter der sich ein kräftiger Herzschlag verbarg.

„Jack, es rührt mich wirklich, dass du mich beschützen willst…“

So ganz ohne grinsen konnte ich das nicht sagen.

„…, aber So-Woi hat recht…, schon gar nicht mit der Krücke.“

Hyun-Woo prustete nun los und drehte sich weg. So-Woi schien es ähnlich zu gehen, denn er hielt nun die Hand vor seinen Mund. So richtig böse konnte er wohl nicht sein.

„Tut mir leid Lucas, aber mir fällt die Decke auf den Kopf, ich dreh hier noch durch. Irgendetwas muss ich doch machen!“

Ich schaute zu So-Woi, der aber wie Hyun-Woo nur mit der Schulter zuckte. Sanft drückte ich den Riesen in seinen Stuhl zurück.

„Wie wäre dieser Vorschlag? Ich bin wie du zu Ruhe verdonnert und kann auch nichts unternehmen.“

Hyun-Woo wollte etwas sagen, aber ich sprach einfach weiter.

„Wie wäre es denn, wenn wir zwei alleine zu So-Wois kleines Häuschen fahren und es uns dort gemütlich machen. Ich bin mir sicher, wenn wir lieb fragen, wird dort sicher jemand das Sofa im Wohnzimmer, durch ein richtiges Bett ersetzten. Wir sind dann auf Grandmas Shin-Sook Grundstück und somit auch sicher.“

Ich schaute zu den anderen beiden, die nun beide nichts entgegneten.

„Und wenn uns beiden die Decke auf den Kopf fällt, dann gehen wir beide einfach an den Strand. Deinen Pfleger nehmen wir natürlich mit, denn auf sein köstliches Essen, möchte ich nicht verzichten.“

„Aber…“, kam es verwirrt von So-Woi.

„Ihr zwei könnt euch beide hier selbst verpflegen“, sagte ich lächelnd und mich wieder an Jack wendete.

„Was hältst du von der Idee?“

„Nicht schlecht…“

„Aber?“

„… wenn So-Woi das erlaubt…“

Mein Blick fiel wieder auf den Genannten.

„Ich denke, So-Woi hat da sicher nichts dagegen, oder?“

Mit meinem berühmten Dackelblick versuchte ich ihn dazu zu bewegen, zuzustimmen.

„Also…, ich weiß nicht recht…“, begann er die Frage zu beantworten.

„Ich finde die Idee gut“, warf Hyun-Woo ein, „das ist nicht nur gut für Jack, sondern auch für Lucas. Er braucht Ruhe und die findet er dort bestimmt. Und ich brauche mir nicht mehr so viele Sorgen um ich machen…, es wäre jedem geholfen.“

„Und was ist mit mir? Wer hilft mir?“, kam es von So-Woi.

Ich lief zu ihm hin und nahm ihn einfach in den Arm.

„Schweren Herzens überlasse ich dir das wichtigste in meinem Leben, Hyun-Woo! Wenn etwas mit meinem Vater sein sollte, Jae-Joong ist ja auch noch da und der Rest meiner Familie…, also sag schon ja.“

Ich hatte ihn wieder los gelassen. Er zog eine Schmolllippe und grummelte.

„Wenn es denn sein muss…, okay einverstanden, aber wenn es Jack wieder schlechter gehen sollte, kommt ihr sofort zurück!“

„Ich bin mir sicher, in deinem Haus wird es ihm gut gehen.“

*-*-*

Natürlich wollte So-Woi das Ganze erst noch mit seiner Grandma besprechen, die ließ ihn aber nach seinen ersten Worten, nicht mehr weitersprechen und war von meiner Idee total fasziniert.

Über Lautsprecher konnte ich hören, welche Dinge alles, gegen Langeweile helfen würden, schon fast zu viel, etwas missmutig schaute ich zu Jack, der mich aber lächelnd anschaute. Trotz der fortgeschrittenen Abendstunde, wurde ausgemacht, dass uns Mr. Ri mit Gefolge noch heute Abend am Haus abholen sollte.

Ich verschwand in meinem Zimmer und schrieb meinem Vater eine kurze Nachricht, damit auch er Bescheid wusste. Während ich dann meine Sachen zusammen packte, bekam ich auch schon Antwort.

Wie So-Wois Großmutter, war auch er davon begeistert, so wäre ich ja aus der Schusslinie. Das letzte Wort seiner Nachricht, beunruhigte mich dann doch etwas. Schusslinie! Was ist, wenn In Jook vorhatte, auf mich zu schießen?

Verwirrt schüttelte ich den Kopf und verdrängte den Gedanken schnell wieder. Die Tür zu So-Wois Wohnbereich öffnete sich und Hyun-Woo kam herein.

„Kann ich dir noch irgendwie helfen?“

„Danke Hyun-Woo…, mir ist nicht zu helfen.“

Er verzog sein Gesicht.

„Hey!“, meinte ich und nahm ihn in den Arm.

„Schau nicht so ernst… das war nur Spaß.“

„Du und deine Späße“, sagte er vorwurfsvoll.

Lange schaute ich in seine Augen, die aufgeregt hinter seinen Brillengläsern zwinkerten.

„Ist was mit meinem Gesicht?“, fragte Hyun-Woo unsicher.

„Nein…, gab ich sanft von mir, „… mir ist nur eingefallen, was für ein Glück ich habe, dich als Freund zu haben.“

„Das fällt dir jetzt erst ein?“, fragte er leicht schmollend.

„Och komm, Hyun-Woo. Du weißt ganz genau wie ich das meine.“

Ich drückte ihm einen Kuss auf seine Nase.

„Deine Worte am Mittag…, ich war so gerührt…, du musst mich sehr lieben.“

„… tu ich…“, kam es ganz leise aus seinem Mund.

Ich zog ihn fest in meine Arme und drückte ihn so fest ich konnte.

„Lucas, du tust mir weh…“

Ich musste kichern und entließ ihn aus seinem engen Gefängnis, nicht aber ohne ihn noch einen sanften Kuss zu entlocken.

„Ihr hättet auch morgen früh fahren können…“, meinte Hyun-Woo etwas enttäuscht.

„Du könntest mitfahren.“

„Geht nicht! So-Woi und ich haben morgen früh einen wichtigen Termin.“

„Schade…“, meinte ich und gab ihm einen weiteren Kuss, „dann müssen wir wohl das auf weiteres verschieben.“

Er grummelte irgendetwas, was ich nicht verstand und drehte sich weg.

„Wenn etwas ist, dann rufst du aber sofort an“, kam es von ihm, abgewandt von mir.

„Ja, klar versprochen!“

Er drehte sich wieder zu mir und ich sah, dass er Tränen in den Augen hatte.

„Mir ist das Ernst Lucas, ich habe richtig Angst um dich!“

Ich nahm ihn wieder in den Arm. Sein Kopf sank auf meine Schulter.

„Das erste Mal in meinen Leben verliebe ich mich richtig, zwar in einen Jungen, aber es fühlt sich richtig an, es fühlt sich gut an!“

Er hob den Kopf und schaute mir in die Augen. Tränen rangen über sein Gesicht.

„Ich will dich einfach nicht verlieren, Lucas, dafür bist du mir viel zu wichtig“, kam es mit weinerlicher Stimme von ihm.

Natürlich ließ mich das nicht unberührt und mein Sichtfeld trübe sich ein.

„Bitte, Hyun-Woo, mach mir bitte nicht schlapp!“

Ich ließ ihn los griff nach der Papiertaschentuchbox und reichte sie ihm. Beide entnahmen wir eins und putzen uns beide die Nase.

„Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich nichts Unsinniges tun werde und alles mache, was man von mir verlangt, Hyun-Woo.“

„Danke…“

Ich musste kichern.

„Was?“

„Zwei erwachsene Kerle und heulen wie kleine Kinder…“

Auch über sein Gesicht huschte ein Lächeln. Es klopfte an meiner Tür und sein Lächeln verschwand wieder.

„Ja?“

Sung-Wong schaute herein.

„Der Wagen mit Mr. Ri wird in einer halben Stunde hier sein.“

„Danke Sung-Wong, fährst du auch gleich mit?“

„Ja“, lächelte er, „… ich werde Jack weiter helfen.“

Ich nickte und er ließ uns wieder alleine. Hyun-Woo setzte sich neben meine Tasche aufs Bett und spielte mit seinem Anhänger.

„… dann kommst du nach, sobald ihr beide nichts mehr zu tun habt“, meinte ich und warf zwei Paar Socken in die Tasche.

„Du glaubst doch nicht, dass Wo-Soi eine Nacht ohne sein Jack sein will“, grinste mich Hyun-Woo an, „spätestens morgen Abend werden wir uns wieder sehen.“

Ich lächelte zurück. Es klopfte erneut.

„Ja.“

So-Woi streckte den Kopf herein.

„Kann ich kurz deinen Allerliebsten ausleihen?“, fragte er.

„Ungern, aber wenn es sein muss?“

„Muss… muss!“

Er lächelte und verschwand, ließ aber die Tür offen stehen.

„Tja, dann werde ich mal hinüber gehen und sehen was So-Woi möchte.“

„Halt!“

Hyun-Woo fuhr zusammen.

„Du wirst mich hier doch nicht ohne einen Kuss zurücklassen.“

Seine Mundwinkel hoben sich.

„Doch, das hatte ich eigentlich vor.“

„… eigentlich?“, fragte ich verwundert.

Er trat auf mich zu, machte einen Kussmund und küsste mich auf die Nasenspitze.

„Wenn du brav bist, bekommst du nachher noch einen“, und mit diesen Worten ließ er mich sprachlos im Zimmer stehen.

*-*-*

Etwas unruhig saß ich auf dem Hocker an der Küchentheke und starrte zum Fenster hinaus.

„Hast du auch alles…?“

„Ja So-Woi“, konnte ich Jacks leicht genervte Stimme hören.

„Und du rufst an, wenn ihr dort seid.“

„Ja, mach ich versprochen.“

„… und…“

Verwundert drehte ich mich um, weil So-Wois Stimme plötzlich verstummt war. Ich sah einen Jack, der mit seinen starken Händen, So-Wois Gesicht festhielt und ihm einen innigen Kuss gab.

„Neidisch?“, hörte ich neben mir Hyun-Woos flüsternde Stimme.

Meinen Kopf drehend, schaute ich zu ihm.

„Ich neidisch, wie kommst du denn da drauf?“

„Ich dachte nur…, dein Blick“, antwortete er grinsend.

„Nie und nimmer!“

„Keinen Kuss?“

„Von Jack?“, sagte ich nun etwas lauter, was die anderen beiden veranlasste, voneinander Abstand zu nehmen.

Hyun-Woo antwortete nicht und wurde tiefrot, nachdem So-Woi und Jack ihn anstarrten. Ich dagegen kicherte. Das Läuten der Hausanlage rettete Hyun-Woo, er stand auf und betätigte die Sprechanlage.

„Mr. Ri ist eingetroffen, er wir gleich oben sein.“

„Dann werde ich mal schnell meine Tasche holen“, meinte ich und stand auf, aber nicht auf direkten Weg.

Ich lief zu Hyun-Woo, packte ihn, wirbelte ihn herum und küsste ihn innig auf den Mund. Dann ließ ich ihn wieder in seinen alten Stand zurück gleiten.

„Neidisch ich? Du siehst, ich kann das viel besser!“, sagte ich und verschwand in mein Zimmer.

*-*-*

Mr. Ri hatte mich gebeten in seinen Wagen zu steigen. Er bestand darauf, dass ich mein Kaputzenshirt überzog und somit meine blonden Haare verdecken konnte, dann bekam ich noch einen Mundschutz.

So vermummt trat ich ins Freie, umringt von vier Männern.  War das nicht etwas auffällig und der Schutz für die Katz? Unbehelligt konnte ich in Mr. Ris Wagen steigen. Jack und sein Pfleger folgten wenig später, normal angezogen und bestiegen den Van, der direkt hinter uns stand.

Die andere Tür wurde geöffnet und Mr. Ri stieg ein. Er war wie immer korrekt gekleidet, mit Anzug und glänzenden Schuhen.

„Es tut mir leid, Lucas, solche Sicherheitsmaßnahmen treffen zu müssen, aber wie mir ihr Onkel Park Min-Chul mitteilte, ist leider etwas bei der Überwachung schiefgelaufen und keiner weiß, wo sich dieser Back In Jook momentan aufhält.“

Kam es mir nur so vor, oder rutschte ich wirklich tiefer in meinen Sitz. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Mittlerweile fand ich die Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr überzogen und war froh, dass es draußen schon dunkel war.

Er konnte also tun was er wollte. Aber Vater hatte doch noch gar nicht So-Wois Vater aufgesucht? Fragen über Fragen machten sich in meinem Kopf breit.

„Wurde…, wurde mein Vater davon unterrichtet?“

„Darum wollte sich ihr Onkel selbst kümmern. Seien sie sicher, ihr Vater ist bei der Familie in guten Händen.“

Sein Wort in Gottes Gehör. Diese Information beschwichtigte mein Gehirn in keinster Weise,

eher das Gegenteil trat ein.

„Geht es ihnen gut, Lucas? Sie sind recht blass?“

„…äh was? Entschuldigen sie bitte Mr. Ri…, die Sache nimmt mich doch mehr mit, als ich mir zugestehen will.“

„Sollen wir umdrehen und…“

„Nein, nein, bloß nicht. Ich möchte die anderen auf keine Fall beunruhigen, sie sind schon besorgt genug.“

Mr. Ri lächelte. Dieses Lächeln konnte ich bei ihm oft sehen und es hatte seltsamerweise eine beruhigende Wirkung auf mich.

„Mrs. Jeong hat übrigends veranlasst, dass sie und Jack im großen Haus untergebracht werden, das Master So-Wois Haus doch in einem recht unübersichtlichen Teil des Grundstückes liegt. Ich hoffe es ihnen recht und bringt keine Unannehmlichkeiten.“

Ich schüttelte den Kopf, denn mittlerweile war mir alles egal, Hauptsache ich war sicher vor diesem Hirnamputierten Typ. Da nahm ich gerne in Kauf, meine Zeit mit So-Wois Grandma zu verbringen.

Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Meine Atmung war etwas schnell und die Hände feucht. Immer wieder kam das Warum zurück, warum tat dieser Kerl das? Krampfhaft überlegte ich, mit was ich ihn verärgert haben konnte.

Aber so sehr ich auch darüber nachdachte, es viel mit kein Grund ein. Vielleicht war meine Denkweise falsch. Warum sollte sich ein Mann rächen wollen, an jemand, mit dem er vorher nie etwas zu tun hatte.

Warum kam mir das Wort Rache in den Sinn? War es denn Rache? Hatte er den Auftrag von jemand bekommen, mir zu schaden? Dann müsste ich aber jemand, der über ihm stand, auf den Schlips getreten sein.

Was wiederum hieß, dass es sich doch um So-Wois Vater handeln musste, was ich mir aber nicht recht vorstellen konnte. Aber wenn doch? Aus welchem Grund? Da gab es nur eines, was mir spontan einfiel.

Sein Sohn erzählt ihm, er wäre schwul und stellt mich gleichzeitig als seinen Freund vor. Sollte er denken…, nein auf keinen Fall so aufgeklärt sollte selbst So-Wois Vater sein, dass ich seinen Sohn nicht schwul gemacht hatte.

So verwarf ich den Gedanken, über So-Wois Vater.

„Möchten sie ein Glas Wasser? Sie sehen wirklich nicht gut aus? Es tut mir wirklich leid, dass ihr Aufenthalt, mit dieser Sache, überschattet wird.“

… mit dieser Sache. Es hatte allein damit zu tun, dass sich So-Woi geoutet hat und ich  zufällig da mit hinein gezogen wurde. Sein Vater wusste vorher nicht Bescheid, niemand wusste es.

Außer vielleicht…, ich schaute zu Mr. Ri.

„Mr. Ri, entschuldigen sie, wenn ich nicht so reagiere, wie ich es tun sollte.“

Er hob abwehrend seine Hände.

„Ich mache mir krampfhaft Gedanken, über das Warum.“

„Möchten sie ihre Gedanken mit mir teilen, vielleicht kann ich ihnen weiter helfen.“

Ich lächelte.

„Der Gedanke kam mir auch gerade. Also, es fing alles damit an, das So-Woi seinem Vater sagte…, dass er homosexuell wäre.“

Mr. Ri nickte.

„So-Woi stellte mich als seinen Freund vor.“

„Aber wir waren doch schon so weit, dass Mr. Chung Master So-Wois Vater nichts mit der Sache zu tun hat.“

„Ja das stimmt, aber er ist nicht der einzige, der daran Anstoß nimmt. Aber auch nicht daran, dass So-Woi schwul ist, sondern, daran, dass er einen Freund hat.“

„Ich kann ihnen jetzt nicht ganz folgen.“

„Wie wir wissen, ist dieser In Jook immer bestens über alles informiert. Warum sollte er nicht schon vorher gewusst haben, das So-Woi lieber Männer zu getan ist?“

Mr. Ri schaute mich an, als wüsste er immer noch nicht, über was ich redete.

„Sie haben erzählt, dass In Jook in einem Jungeninternat war und das für sechs Jahre.“

„Ja, das stimmt.“

So langsam fügten sich die Puzzleteile zusammen.

„Meine Denkweise mag jetzt etwas schräg klingen, es ist auch alles rein hypothetisch.“

„Das ist kein Problem, Lucas…, wenn es irgendwie zur Lösung beitragen könnte.“

Er reichte mir ein Glas Wasser, von dem ich nicht wusste, wo er es so plötzlich hergezaubert hatte. Dankend nahm ich einen großen Schluck davon und behielt das Glas in den Händen.

„Ich weiß nicht, ob es überall so ist, dass, wenn man in jungen Jahren auf ein Internat kommt, dass man so etwas wie einen Mentor bekommt, einen älteren Schüler des Internates?“

„So ist es mir in vielen Fällen bekannt“, stimmte mir Mr. Ri zu.

„Ich gehe mal davon aus, das In Jook, mit seinen zwölf Jahren, den Tod seiner Eltern, nicht wirklich gut verkraftet hat und daher von Anfang recht verschlossen und in sich gekehrt war.“

Mein Gegenüber nickte.

„Und natürlich ist es toll, wenn dann da jemand ist, der für einen da ist, sich um einen kümmert. Was ist, wenn In Jook zu diesem jemand Vertrauen gefunden hat, eine Freundschaft entstanden ist?“

„Das wäre toll, aber erklärt aber immer noch nicht, warum Mr. Back so handelt.“

„Doch Mr. Ri, denken sie diesen Gedanken weiter. Zu so einer Person schaut man gerne auf, entwickelt Gefühle für ihn, wie man vorher vielleicht für die Eltern hatte.“

„Ein Elternersatz?“

„Nicht ganz. Ich denke eher, In Jook empfand so etwas wie Liebe diesem Mentor gegenüber…“

„Sie denken, Mr. Back ist ebenfalls homosexuell?“

Seine Überraschung über das Gesagte, zeigten mir seine weit offenen Augen.

„Ja, das würde alles erklären.“

„Lucas, ich gebe es auf, sie verwirren mich total.“

Ich musste lachen und spürte, dass es mir wieder etwas besser ging.

„Wenn Mr. Back schwul wäre und schon vorher wusste, das So-Woi genauso veranlagt ist… So-Woi sieht gut aus, ist eine gute Partie…“

„Sie meinen, er hat sich in Master So-Woi verliebt?“

„Ja. Wäre das so daneben? Wie lange kennen sich die beiden schon?“

„Master So-Woi war zwölf, als Mr. Back in die Dienste von Mr. Chung trat. Seit dem sind die beiden miteinander bekannt.“

„Er hat ihn also heran wachsen sehen. Waren die beiden eigentlich schon immer so spinnefeind miteinander?“

„Nein, anfänglich verstanden die beiden sich recht gut sogar, aber je mehr sich Vater und Sohn voneinander entfernten, umso schlechter wurde das Verhältnis zwischen Master So-Woi und Mr. Back.“

Ich fühlte meine Denkweise bestätigt. Der Fahrer räusperte sich. Hatte er die ganze Zeit unsere Unterhaltung mitgehört?

„Ich denke wir sind gleich da?“, hörte ich Mr. Ri neben mir sagen.

So schaute ich wieder nach vorne und konnte vor uns eine hell erleuchtete Einfahrt entdecken, genau die, an der wir schon einmal vorbei gefahren waren, als wir zum ersten Mal zu So-Wois Haus fuhren.

Der Wagen vor uns verringerte sein Tempo und auch wir bremsten. Das große Tor öffnete sich wie von Geisterhand und wir befuhren das Grundstück. Ich drehte den Kopf und sah den Van, in dem Jack saß, uns ebenso folgte.

Nach kurzer Zeit kam das große Haus in Sicht, das ebenfalls hell erleuchtet war. Davor konnte ich einige Leute entdecken. Wieder bremste unser Wagen ab und kam vor dem Haus zum Stehen. Meine Tür wurde geöffnet.

„Darf ich ihnen das abnehmen“, fragte Mr. Ri neben mir und zeigte auf das Glas Wasser, dass ich immer noch in meinen Händen hielt.

„Gerne, danke“, lächelte ich ihn an und reichte ihm das Glas.

Danach stieg ich aus und wurde von den wartenden Bediensteten begrüßt. Sie taten mir leid, es war doch sicher schon kurz vor zwölf. Wegen mir noch so spät arbeiten zu müssen. Überhaupt, dieses Aufgebot von Leuten und alles nur wegen mir.

Die Tür vom Van öffnete sich und Jack wurde von zwei Männern heraus geholfen, während Sung-Won den Rollstuhl aus dem Kofferraum holte.

„Ihre Zimmer sind gerichtet. Mrs. Jeong lässt sich entschuldigen, sie hat sich schon zurück gezogen“, meinte ein älterer Diener vor mir und verbeugte sich.

Ich wollte mich ebenso verbeugen, wurde aber von Mr. Ri zurück gehalten, in dem er seine Hand auf meine Schulter legte. Der Diener entfernte sich.

„Die Dienerschaft verbeugt sich vor ihnen, nicht sie vor ihnen“, flüsterte er mir leise zu.

Fragend schaute ich ihn an, aber wie schon bei Hyun-Woo wunderte mich nichts mehr. Ich war auch schon viel zu müde, um mir weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Wir wurden auf unsere Zimmer gebracht und ich war froh, dass ich direkt meins neben Jack hatte.

Als alle gegangen waren, saß ich auf meinem viel zu großen Bett und schaute mich um. Es war still im Haus, kein Laut zu hören. Seit meiner Ankunft, hatte ich nun in schon so vielen Zimmern geschlafen, aber hier kam ich mir vor, wie in einem luxuriösen Hotelzimmer.

Zwei weitere Türen konnte ich ausmachen, die gut getarnt, das gleiche Muster wie der Rest der Wände hatte. Hinter einer eben dieser Türen, war vorhin meine Tasche entschwunden, so war dies wohl ein begehbarer Kleiderschrank.

Hinter der anderen vermutete ich das Badezimmer. Der Druck auf meiner Blase machte sich bemerkbar und so entschloss ich mich, erst einmal das Bad aufzusuchen. Ich erschrak schon ein wenig, als ich nicht, wie erwartet in einem Bad stand, sondern Jack in seinem Bett sitzen sah.

„Oh, entschuldige bitte Jack, ich dachte das wäre das Bad, ich wusste nicht, dass wir eine Verbindungstür haben.“

Jack grinste etwas unglücklich.

„Das ist die andere Tür, in deinem Zimmer.“

„Ich dachte, das ist die Ankleide…“

„… und zusätzlichem Bad.“

„Praktisch…!“

„Ja, stimmt… aber wo du schon da bist, könntest du mir helfen den Verband abzunehmen?“

„Wo ist denn Sung-Woo?“

„Den habe ich schon schlafen geschickt.“

„Okay, könntest du dich aber noch etwas gedulden, ich muss dringend auf die Toilette.“

„Das kann ich gerade noch aushalten…“, sagte er lächelnd.

So verschwand ich schnell in mein Zimmer und erkundete nun den anderen Raum, in dem meine Tasche verschwunden war. Ich fand meine Kleidungsstücke in Regalen fein säuberlich einsortiert.

Wie hatte die das so schnell einräumen können? Auch fand ich das von Jack erwähnte Bad und entleerte endlich meine Blase. Wenig später war ich zurück in Jacks Zimmer. Verwundert blieb ich kurz stehen, denn Mr. Ri war anwesend.

„Entschuldigen sie, Lucas. Ich hatte sie in ihrem Zimmer nicht vorgefunden und sah die offene Tür zu Master Jack Zimmer.“

Master Jack? Das war das erste Mal, dass ich jemand das sagen hörte. Mir schien aber auch, Jack ging diese nicht anders, denn er schaute Mr. Ri ganz verwirrt an. Ich nickte und lief zum Bett.

„Wir wurden leider durch die Ankunft hier, in unserem Gespräch unterbrochen. Um ehrlich zu sein, auch jetzt kann ich ihnen immer noch nicht richtig folgen.“

Jack sah mich fragend an.

„Jack, ich habe mir darüber Gedanken gemacht, über das warum…, warum In Jook solche Dinge macht. Ich denke, wir haben das Ganze aus einer falschen Sicht gesehen.“

Ich sah zu Mr. Ri, der immer noch am selben Platz stand.

„Mr. Ri setzten sie sich doch bitte, ich möchte während meiner Ausführung, Jack Verband abmachen, der eigentliche Grund meines Hier seins.“

Wie immer lächelte er und setzte sich auf einen der zwei Sessel, die nahe am Fenster standen, während ich mich daran machte, Jack von seiner juckenden Stofffessel zu befreien.

„Wie meinst du das, … aus einer falschen Sicht gesehen?“, nahm Jack den Faden wieder auf.

„Die ganze Zeit sind wir davon ausgegangen, dass ich irgendetwas gemacht habe, was In Jook verärgert haben muss.“

„Stimmt.“

Ich habe Mr. Ri vorhin im Auto versucht zu erklären, dass ich der Meinung bin, dass In-Jook während seiner Internatszeit zu sich selbst gefunden und dort sich in jemand verliebt hat.“

„In-Jook war auf einem Jungeninternat…“

„Genau.“

„Aber das würde ja heißen, dass In Jook…“

„… schwul ist! Ja! Und ich vermute, dass er inzwischen ein heißblütiger Fan von So-Woi ist.“

„Aber…, aber wie kommst du da drauf?“

„Es passt irgendwie alles so schön zusammen und erklärt alles.“

„Ich muss ehrlich sagen, mir geht es wie Mr. Ri, ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst.“

Lächelnd sah ich zu Mr. Ri, der nickte. Mittlerweile hatte ich den Verband entfernt und fand, trotz der vielen Blutergüsse, sah Jack wie immer verdammt gut aus.

„So-Woi stellte mich als seinen Freund vor, als er seinem Vater mitteilte, dass er wohl keine Schwiegertochter mit nach Hause bringen würde. Und wie auch du schon gesagt hast, bekommt In Jook immer alles mit, was bei So-Wois Vater so läuft.“

„Ja, aber…“

„In denke, In Jook ist eifersüchtig auf mich und will mich von So-Woi fernhalten und das wohl mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen.“

„Aber ich…“

Er brach ab und bekam einen roten Kopf. Mr. Ri stand auf und trat ans Bett.

„Master Jack, wie ich vorhin aus ihrem Gesichtsausdruck entnehmen konnte, waren sie sehr überrascht, dass ich sie Master nannte.“

Jack nickte. Jetzt fiel mir ein, dass So-Woi ein längeres Gespräch mit seiner Grandma geführt hatte und ihr natürlich erzählt haben muss, dass Jack nun sein Partner ist. Für So-Wois Grandma hieß dies sicher, dass beide gleich gestellt waren, so wurde aus Jack, Master Jack.

So ungefähr, erklärte dann auch Mr. Ri sein Verhalten, dass dies eine Anordnung der Chefin des Hauses war. Ungläubig schaute Jack zwischen Mr. Ri und mir hin und her.

„Aber wenn das dann jeder weiß…, wird So-Woi deswegen keine Schwierigkeiten  bekommen“, meinte er fast ängstlich.

Seine Augen wurden feucht.

„Master Jack, ich kann sie beruhigen, diese Order ging ausschließlich an mich und ich werde dieses Geheimnis waren, solange sie es wünschen.“

„He, jetzt mach nicht so ein unglückliches Gesicht. Das heißt nur, dass So-Woi ganz offiziell bei seiner Grandma für dich einsteht.“

Jack sagte darauf nichts.

„Sie meinen also“, kam es plötzlich von Mr. Ri neben mir, „dass Mr. Back dies alles getan hat, um Master So-Woi für sich alleine zu haben.“

„Ja.“

„Was ist mit den Wanzen?“, wollte Mr. Ri wissen.

„Was für Wanzen?“, fragte ich, weil ich ihm grad nicht folgen konnte.

„Wir haben doch Abhör – Wanzen in Master So-Wois Wohnung gefunden, meinen sie nicht, dass Mr. Back mitbekommen hat, dass nicht sie, sondern Master Jack, Master So-Wois Lebenspartner ist.“

„Wir wissen nicht, wie lange die Wanzen dort angebracht waren, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass vor meiner Ankunft in Korea, So-Woi bereits abgehört wurde. Er war ja bis zu diesem Zeitpunkt selbst nicht anwesend, sondern noch mit Jack in Amerika.“

„Da muss ich ihnen recht geben.“

„Und das Jack, so schwer verletzt wurde, liegt nur daran, weil er mich beschützen wollte, denn die Attacken galten alle nur mit.“

Mr. Ri nickte.

„Zu Bedenken wäre auch, dass ich, bevor alles so richtig losgegangen war, bei den Chois gewohnt hatte. Dass ich zu So-Woi gezogen bin, hat sich rein zufällig ergeben, das konnte In Jook nicht im Voraus wissen.“

„Auch in diesem Punkt muss ich ihnen recht geben. Wie es aussieht, haben wir wirklich den wahren Grund heraus gefunden, was mich aber gleich die nächste Frage aufbringen lässt. Was können wir dagegen tun?“

Mr. Ri hatte recht, wie wir das ganze beendeten konnten, wusste keiner von uns. Der Gedanke kam mit mir auf, dass dieses behütete Geheimnis zwischen So-Woi und Jack auch nicht mehr lange geheim bleiben würde und dann würden sich die Attacken gegen Jack richten.

Diesen Gedanken wollte ich nicht weiter überdenken und schon gar nicht laut äußern, was sicher für weitere Unruhe gesorgt hätte.

„Wenn es ihnen nichts ausmacht, werde ich mich nun zurück ziehen, es ist schon spät“, meinte Mr. Ri und erhob sich.

Ich stand sofort auf und verbeugte mich.

„Danke Mr. Ri, dass sie uns geholfen haben.“

„Gerne doch…, ich wünsche eine gute Nacht, erholen sie sich gut.“

„Danke…“, entgegnete ich und Jack nickte.

Nachdem Mr. Ri das Zimmer verlassen hatte, setzte ich mich wieder auf Jacks Bett.

„Das Ganze ist verrückt und mir eine Nummer zu hoch“, meinte Jack und lehnte sich vorsichtig an die Rückwand.

„Soll ich dir es noch einmal erklären?“

„Nein, das meinte ich nicht, ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich es nicht verstehen kann, dass ein Mensch solche Dinge tut und das im Namen der Liebe. Absolut unakzeptabel.“

Jack war immer für Überraschungen gut. Ich hatte ihn so noch nie reden hören. Ich konnte nicht anders und musste gähnen.

„Sei mir nicht böse Jack, aber ich geh zu Bett, ich bin Hundemüde.“

„Geht mir nicht anders, die viele Herumlauferei bin ich nicht mehr gewohnt.“

„Okay, gute Nacht… schlaf gut.“

„Du auch Lucas und wenn du dich dabei wohler fühlst, lass ruhig die Verbindungstür offen.“

„Hör auf in meinen Gedanken zu lesen“, grinste ich ihn an.

Ich stand auf, beugte mich vor, gab ihm einen Kuss auf die Wange. Danach tapste ich müde in mein Zimmer, ließ mich einfach aufs Bett fallen und wenige Augenblicke später, war ich schon in Morpheus Armen gefangen.

*-*-*

Nach meiner morgendlichen Toilette, hatte ich heraus gefunden, dass mein Zimmer über einen kleinen Balkon verfügte, auf dem ich jetzt stand. Ich ließ mein Blick über das Grundstück schweifen.

Überall konnte ich irgendwo leicht versteckt, Männer in schwarz entdecken. Ich versuchte darüber nicht weiter nachzudenken, dies sollte meine Stimmung nicht mindern.

„Lucas?“, hörte ich Jack rufen.

Ich drehte mich herum und lief in mein Zimmer zurück.

„Hast du gerufen, Jack?“

„Ja…, kannst du bitte mal kommen?“

So durchquerte ich mein Zimmer und stand wenig später bei Jack im Raum, wo ich auch Sung-Won entdecken konnte.

„Guten Morgen ihr beiden?“

„Guten Morgen, Master Lucas…“

„Sung-Won… bitte, auch für dich, nur Lucas…, bitte kein Master!“, sagte ich leicht genervt.

Er nickte.

„Und sag ihm auch gleich, er soll mich richtig anziehen, ich will aufstehen und nicht den ganzen Tag im Bett liegen, auch wenn dies So-Wois Wunsch war.“

„Du könntest dich auch unten auf die Terrasse legen, oder später an den Strand, Hauptsache du liegst, denn das ist auch mein Wunsch. Sung-Won, du kannst ihm ruhig helfen sich anzuziehen, denn ich denke, man wartet sicher mit dem Frühstück auf uns.“

„Wie sie wünschen, Ma… Lucas.“

Ich lächelte und ließ die beiden wieder alleine.

*-*-*

Wenig später saßen wir gemeinsam mit Grandma Shin-Sook am Frühstückstisch.

„Ihr müsste entschuldigen, dass ich euch beide heute Nacht nicht selbst empfangen habe.“

„Dafür müssen sie sich nicht entschuldigen. Sie sind sicher gewohnt, zu einer festen Zeit zu Bett zugehen, ich kenne das noch von meiner verstorbenen Großmutter.“

„Habt ihr gut geschlafen?“

„Danke der Nachfrage, ich habe tief und fest geschlafen.“

Jack nickte nur und sagte nichts. Er schien sich unwohl zu fühlen, was ich auch irgendwie verstehen konnte. Dies schien auch So-Wois Grandma zu merken. Sie legte ihre Hand auf die seine.

„Jack, ich weiß, dies alles hier ist sehr ungewöhnlich für dich. Bisher warst du nur der Schatten meines Enkels. Aber du sollst wissen, dass ich mit So-Wois Entscheidung, dich als Partner auszuwählen, vollkommen einverstanden bin. Ich möchte das So-Woi glücklich ist und weiß, dass du ihn glücklich machen wirst!“

„… äh… danke…Chairwoman…“

„Jack, sag doch bitte Grandma zu mir.“

„Aber ich kann doch nicht…“

„Doch du kannst, du bist der Freund meines Enkels.“

„… äh okay…, Grandma.“

Grandma Shin-Sook strahlte über das ganze Gesicht. Jack würde sich an diesen Umstand nur langsam gewöhnen, zulange war er offiziell nur der Bodyguard.

„Versuche nur so schnell wie möglich gesund zu werden, damit du So-Woi wieder zur Seite stehen kannst. Er braucht dich, ich spüre das.“

Dann schaute sie zu mir.

„… und dir möchte ich für das danken, was du alles für So-Woi gemacht hast.“

Leicht abwehrend hob ich meine Hände.

„Ich hab wirklich nicht viel gemacht.“

„Doch, du hast meinem Enkel, obwohl er ein Wildfremder war, deine Freundschaft angeboten und du hast zu ihm gehalten, als er dich brauchte. Für mich ist dies etwas ganz Besonderes.“

Klar tat es gut, so etwas gesagt zu bekommen, dass ging runter wie Öl, aber dennoch war es mir unangenehm, so gelobt zu werden.

„Ich bin so erzogen worden, hilfsbereit zu sein…“

„Lucas, auch wenn in unserem Land die Hilfsbereitschaft hoch angesiedelt ist, ist es nicht immer selbstverständlich hilfsbereit zu sein…, manche machen es auch einfach nur, weil es ihr Job ist.“

„Nein, für mich ist es auch nicht selbstverständlich, aber es sollte so eigentlich immer sein.“

Sie nickte und nippte an ihrem Kaffee. Sung-Won hatte Jacks Schüssel befüllt und sich dann still schweigen entfernt.

Leicht genervt löffelte nun Jack an seiner Suppe herum.

„Wann bekommst du den Gips weg?“, fragte ich und zeigte auf seinen eingegipsten Arm.

„Nächste Woche… beide.“

„Aber trotzdem solltest du dann langsam machen, Jack.“

„Ich muss wieder anfangen zu trainieren.“

„Aber alles mit Maß“, mische sich Grandma Shin-Wook ein, die bisher unser Gespräch still verfolgte.

Jack zog etwas den Kopf ein und nickte schüchtern. Ich spürte, die Hochachtung, die er vor dieser Frau hatte. Dies ging mir aber nicht anders, die Frau war einfach spitze. Ich weiß nicht wie viel Millionen sie in ihrem Besitz hatte, sie zeigte es einfach nicht.

Auch wenn dieses Haus recht feudal war für asiatische Standards, das Frühstück vor uns, war recht einfach gehalten. Selbst das Geschirr war ohne jeden Schnörkel, was man hier eigentlich erwartet hätte.

Ich ertappte mich dabei, dass ich selbst den Vorurteilen über die Reichen zum Opfer fiel. Bisher hatte mich nie jemand spüren lassen, dass ich nicht erwünscht gewesen wäre, weil ich nicht der Etikette entsprochen hätte.

Eher das Gegenteil war der Fall, ich wurde immer sehr bevorzugt behandelt, so auch hier.

„Du bist so in deinen Gedanken versunken…“, riss mich Grandma Shin-Sook aus den Gedanken.“

„Entschuldigung…“

„Du brauchst dich nicht entschuldigen. Ich denke mir, dass du viel zu überdenken hast. Was ich bisher mitbekommen habe, was dir alles widerfahren ist, das würde mich sicherlich ebenso aus der Bahn werfen.“

„Aus der Bahn werfen…, würde ich es nicht mal nennen, es ist einfach eine riesige Menge an neuer Informationen, die ich alle auf einmal verarbeiten sollte, denn zum Großteil ist vieles hier neu für mich.“

Grandma Shin-Wook nickte.

„Was nicht heißen soll, dass ich nichts über das Land meiner Vorfahren wusste. Meine Mutter war immer bestrebt, mich und auch Mia so zu erziehen, wie sie es selbst, als Kind beigebracht bekommen hat. Aber dennoch sind zwischen der asiatischen und europäischen Kultur so viele Unterschiede, dass es mir schwer fällt, alles zu erfassen.“

„Es macht dir auch keiner einen Vorwurf, wenn dir ein Fehler unterläuft, Lucas.“

„Das behaupte ich auch nicht, aber mein eigener Ungerechtigkeitssinn meldet sich oft, weil ich denke es ist nicht recht, aber dennoch hätte ich zu schweigen, weil die Norm oder Regel in dieser Kultur vorherrscht.“

„Ja, das mit den Regeln ist so eine Sache. Du siehst es selbst an Jack, wie schwer es ihm fällt, weil sich für ihn die Regeln geändert haben. Er hat mehr Rechte, aber auch mehr Pflichten.“

Jack hielt inne, aber schaute nicht zu uns auf. Deutlich spürte ich, wie unbehaglich er sich fühlen musste.

„Aber auch So-Wois Denkweise muss sich gegenüber Jack ändern.“

„… So-Woi braucht sich nicht zu ändern…“, kam es leise von Jack, „ er ist recht, so wie er es ist.“

Da Jacks linker eingegipster Arm auf dem Tisch lag, konnte Grandma Shin-Sook ungehindert nach seiner Hand greifen.

„Doch Jack, er hat dich und deine Gefühle genauso zu respektieren, so wie er es von jedem anderen erwartet.“

„… ich…, ich möchte nicht, dass er sich verändert… ich habe ihn… so lieben gelernt, wie er ist.“

„Tja, das kannst alleine nur du entscheiden, Jack, aber dennoch finde ich es nicht richtig.“

*-*-*

Jack war nach dem Frühstück sehr in sich gekehrt. Wir hatten beschlossen, etwas an die frische Luft zu gehen und während Jack es sich auf einem Liegestuhl weitgehend bequem gemacht hatte, lief ich durch Grandma Shin-Sooks Kräutergarten.

Eine Welle von neuen Düften umhüllte mich, hier standen Gewächse, die ich bis heute noch nicht gesehen hatte. Zwar kannte ich mich in der Kräuterwelt nicht so gut aus, hatte aber durch Vaters Arbeit schon etwas mitbekommen.

Es kam öfter vor, dass ich ihm in der Praxis geholfen hatte, wenn eine neue Lieferung aus Fernost eingetroffen war. Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass meine Eltern den Kontakt hier her nie ganz abgebrochen hatten.

Nur mit Mamas Familie hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt, obwohl Papas Büroräume in der gleichen Stadt lagen. So hatte auch nie von Mamas Verwandtschaft her jemand versucht, Kontakt aufzunehmen.

Ich war froh, dass dies vom Tisch war, Vergangenheit und so gesehen hatte dieser Brand auch den Vorteil, dass Papa nun seine medizinischen Kräuter über Opa bezog, was die Familie noch mehr näherbrachte.

„Hallo Sohnemann!“

Überrascht drehte ich den Kopf zum Haus und sah Papa auf mich zulaufen.

„So im Gedanken?“, fragte er lächelnd und streckte die Arme aus.

„Ja, diese Ruhe und der Garten regen sehr zum Denken an.“

„Ich hoffe keine unangenehmen?“

„Nein“, antwortete ich und lies mich umarmen.

„Und über was, hat sich dein blondes Köpfchen sich Gedanken gemacht?“

Er wuschelte mir über die Haare und entließ mich aus diesem engen angenehmen Gefängnis, so dass ich ihm wieder in die Augen schauen konnte.

„Das ihr eigentlich nie richtig den Kontakt hier her abgebrochen habt, ihr wart immer mit diesem Land verbunden.“

„Stimmt, ich liebe dieses Land und deine Mutter selbstverständlich auch.“

„Was hat dich eigentlich nach Südkorea verschlagen? Es gibt viele asiatische Länder, die du hättest besuchen können.“

„Ein Studienkollege, er war Südkoreaner und hat mir viel von seiner Heimat vorgeschwärmt. Nach dem Studium bekam ich eine Einladung, zu ihm nach Hause und da ich zu der Zeit noch nicht gebunden war, weder Familie noch Praxis, habe ich die Einladung gerne angenommen.“

„Und wie bist du zur asiatischen Kräuterlehre gekommen?“

„Durch Young-Sungs, mein Studienkollege, Eltern, die besaßen damals eine kleine Farm mit vielen bis dato mir unbekannten Kräutern, durch sie wurde mein Interesse erst geweckt.“

„Und was macht dieser Young-Sung heute?“

„Ich weiß es nicht, wir haben uns irgendwie aus den Augen verloren.“

„Möchtest du ihn nicht wieder sehen?“

„Schon, aber im Augenblick fehlt mir die Zeit dazu und ich bin ja auch aus einem anderen Grund hier.“

Mein Blick wanderte durch den Garten und ich atmete tief durch.

„Es duftet herrlich.“

„Muss ich dir recht geben. Mrs. Jeong hat hier eine erlesene Kräutersammlung. Oh schau hier, Gynostemma pentaphyllum, bei uns Unsterblichkeitskraut genannt.

„So etwas gibt es?“

„Man wird zwar nicht unsterblich, aber sie ist gut für den Zuckerspiegel und für die Leber.“

„Sie kennen sich gut aus Mr. Dremmler. Guten Morgen!“

Grandma Shin-Sook war unbemerkt in den Garten gekommen. Papa verbeugte sich zur Begrüßung und streckte seine Hand aus.

„Guten Morgen, … ja nach zwanzig Jahren intensiver Lehre der asiatischen Heilkräuter, kann ich einiges an Wissen verbuchen.“

„Mr. Ri hat mir gesagt, dass sie hier sind und bereits ein Gespräch mit ihnen geführt hat.“

„Ja und noch mal danke für die schnelle Hilfe.“

„Worüber redet ihr?“, mischte ich mich ein.

„Mr. Ri hat heraus gefunden, dass das kleine Haus neben deines Großvaters Laden zum Verkauf steht, es beherbergt einen kleinen Laden und zwei Wohnungen“, erklärte Grandma Shin-Sook.

„Das ist ja cool, dann wären deine Probleme gelöst, aber was möchtest du mit den zwei Wohnungen?“, stellte ich meinem Vater die Frage.

„Alles schon geregelt.“

„Wie geregelt…?“

Papa und Grandma Shin-Sook lächelten.

„Da dein Onkel Min Chul wieder in die Nähe seiner Familie will, aber er nicht in sein altes Kinderzimmer zurück ziehen möchte, bot es sich an, ihm eine der Wohnungen anzubieten.“

„Und die andere?“

„Die gehört dann uns. Nachdem sich deine Mutter und dein Opa ausgesprochen haben, werden wir nun wieder öfter hier sein, aber jedes Mal das Gästezimmer zu bewohnen wird zu eng, du musst auch an Mia denken, die unbedingt her will.“

„Das hast du dir eben alles schon ausgedacht?“

„Nein, das mit einer Wohnung…, deine Mutter und ich haben uns in der letzten Woche nach unserer Heimkehr schon einige Gedanken darüber gemacht, dass es aber so schnell zu einer Lösung des Problems kommt, hätte selbst ich nicht gedacht.“

„Und das mit Onkel Min Chul?“

„Wir hatten gestern Abend noch ein längeres Gespräch, wo er mir erzählte, dass er wieder zur Familie zurück will. Im Augenblick wohnt er noch bei einem Kollegen, aber das ist ja auch kein Dauerzustand.“

Sprachlos schaute ich ihn an.

„Hätten sie Zeit für eine Tasse Tee?“, fragte Grandma Shin-Sook.

„Immer gerne“, antwortete meinen Vater lächelnd.

So liefen wir zurück zur Terrasse, wo Jack immer noch artig auf seinem Liegestuhl lag.

„Jack, hast du gehört, wir haben neue Büroräume gefunden, direkt im Haus neben meinem Großvater.“

Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihm nieder.

„Das freut mich zu hören.“

„Da gibt es sogar zwei Wohnungen, eine für meinen Onkel und eine für meine Familie.“

Jack schaute etwas unglücklich aus der Wäsche.

„Was ist? Schmerzen?“

„Nein…, ich dachte gerade an So-Woi…, du wirst doch dann sicher dorthin ziehen, solange du noch in Korea bist. Du musst wissen, So-Woi schätzt deine Nähe sehr und ist froh, dass du bei ihm wohnst…, das wird ihn traurig machen.“

„Jetzt mach mal halb lang, es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis ich dort einziehen kann und selbst dann, bin ich ja nicht aus der Welt.“

Jack nickte, aber ich merkte schnell, dass seine Sorge nicht ganz verschwunden war. Der Tee wurde serviert und ich reichte Jack eine Tasse. Papa hatte die Idee aufgebracht, aber nicht, dass es für mich selbstverständlich war, in diese Wohnung während meines restlichen Aufenthaltes hier auch ein zu ziehen.

„Mr. Ri berichtete mir, dass sich in diesem Laden früher ein Arzt praktizierte. Möchten sie dies wiederbeleben?“, kam es nun von Grandma Shin-Sook.

„Das weiß ich noch nicht. Ich selbst werde ich Deutschland bleiben, denn auch ich liebe meine Heimat und ob ich hier einen Arzt finde, der nach meinen Kriterien arbeitet, weiß ich nicht, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“

„Eine Zweigstelle in Korea, Papa, das hat nicht jeder Arzt.“

Grinsend nippte ich an meinem Tee. Dass es nun im Kopf meines Vaters arbeitete, saß ich deutlich.

„Mrs. Jeong, meinen sie es ist leicht eine Person hier in Seoul zu finden?“

Ich musste lachen, denn ich hatte ja Jack schon einmal die gleiche Frage gestellt. Papa sah verwundert zu mir.

„Papa, ich habe Jack schon mal die gleiche Frage gestellt, als ich nach Onkel Min Chul gesucht habe. Er meinte, das könnte sich schwierig gestalten, weil viele Koreaner den gleichen Nachnamen haben, sogar oft den gleichen Vornamen.“

„Lee Young-Sung ist so ein Name, du hast recht…“

„Wer ist Lee Young-Sung, wenn ich fragen darf“, kam es von Grandma Shin-Sook.

„Mein damaliger Studienkollege und guter Freund aus Deutschland, es ist zwanzig Jahre her, dass wir uns gesehen haben. Er träumte immer von einer eigenen Praxis, aber was er heute macht, weiß ich nicht, unser Kontakt ist leider abgebrochen.“

„Das ist schade, wie sagt man bei ihnen in Deutschland, aus dem Auge…, aus dem Sinn.“

Papa nickte. Grandma Shin-Sook hob kurz die Hand und wenig später kam ein Mann aus dem Haus gelaufen.

„Könnten sie Mr. Ri ausrichten, er möge doch bitte zu mir kommen.“

Der Mann verbeugte sich leicht und verschwand wieder.

„Wie kommen sie jetzt auf diesen Lee Young-Sung?“

„Lukas hat mich an ihn erinnert, als wir vorhin in ihrem wunderschönen Kräutergarten standen. Er fragte mich, was mich nach Korea brachte. Wie gesagt, wie belegten zusammen das Medizinstudium und er hatte mich damals hierher eingeladen. Seine Eltern handelten damals mit Kräutern, was da auch mein Interesse an der asiatischen Medizin weckte.“

„Eine schöne Geschichte. Wissen sie denn noch, wo sich der Wohnsitz seiner Eltern befand.“

„Leider nein, ich weiß nur noch, dass es in der Gegend von Siheung gelegen haben muss.“

„Siheung?“, fragte ich.

„Ja, südlich von Incheon“, antwortete Jack, „da sind wir vorbei gefahren, als wir deinen Onkel in diesem Nationalpark suchten.“

„Genau dort“, meinte Papa.

„Das engt den Raum der Suche ja etwas ein“, sagte Grandma Shin-Sook.

Mr. Ri erschien auf der Terrasse.

„Sie wünschen Chairwoman?“

„Mr. Ri, könnten sie für uns nach einer Person suchen, sein Name ist Lee Young-Sung.“

„Gibt es noch weitere Angaben?“

„Seine Eltern wohnten vor zwanzig Jahren in der Gegend von Siheung und betrieben einen Kräuterhandel“, antwortete mein Vater, „und er ist im Mai 1972 geboren.“

„Das hilft mir schon weiter, ich werde mich melden, sobald ich etwas in Erfahrung gebracht habe.“

„Danke Mr. Ri.“

Grandma Shin-Sook nickte und er verschwand wieder im Haus, sie wandte sich wieder an meinen Vater.

„Mr. Dremmler, ich hatte bisher noch keine Zeit gefunden, mich bei ihnen zu entschuldigen.“

„… zu entschuldigen? Für was?“, kam es verwundert von meinem Vater.“

„Dafür, dass ihr Sohn in diese unhaltbare Sache hinein gezogen wurde. Irgendwie sehe ich mich in der Verantwortung, dies nicht früh genug ernst genommen zu haben.“

„Mrs. Jeong, sie trifft keine Schuld daran und ich kenne meinen Sohn gut genug, dass auch er meiner Meinung ist. Wenn überhaupt jemand die Schuld trägt, dann allein dieser Mann, dessen verwirrter Geist, ihn zu solchen Taten geführt haben.“

„Es hört sich an, als hätten sie Verständnis für Back in Jook.“

„Verständnis würde ich es nicht nennen, aber er ist ein Mensch der liebt und sich nach Liebe sehnt, auch wenn er dadurch einen falschen Weg gewählt hat, diese Liebe zu bekommen.“

Es war interessant Papas Auslegung zu folgen, denn aus dieser Sicht hatte ich das bisher nicht gesehen.

„Mag sein, dass sie Recht haben, Mr. Dremmler, aber es entschuldigt nicht seine Handlungen.“

„Das habe ich auch nicht gesagt, besonders, da es sich auch um meinen Sohn handelt, dass er zum Ziel auserkoren hat. Nur Lukas fragte sich immer nach dem Warum und da wir dies nun wissen, wollte ich ihm eine Hilfestellung geben, die Situation besser zu verstehen.“

Grandma Shin-Sook nickte.

„Ich weiß nicht, welchem Glauben sie angehören und wie gläubig sie sind. Ich selbst bin da vielleicht auch kein Musterexemplar was dies betrifft, aber es gibt da einen Spruch in der Bibel, der mich schon immer beeindruckt hat…, die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“

Korinther 13, 4-8

„Papa, ich wusste nicht, dass du dich so gut in der Bibel auskennst.“

„Tu ich auch nicht, Lukas, es war der Hochzeitsspruch deiner Mutter und mir.“

Das wusste ich auch nicht.

„Sie haben Recht, Mr. Dremmler, die Liebe ist nicht böse, es ist alleine immer nur der Mensch und was er daraus macht, egal welcher Glaubenskonfession er angehört. Ich gebe ihrer Denkweise auch recht, dass Back In Jook nur liebt, aber sich den falschen Weg, dies zu zeigen, ausgesucht hat.“

*-*-*

Jack und ich waren mittlerweile an den Strand umgezogen. Papa war gegangen und Grandma Shin-Sook hatte sich ins Haus zurück gezogen. Jack schien zu schlafen. Seine Augen waren geschlossen, seine Atmung ruhig.

Ich sah aufs Meer hinaus, das heute sehr wellig war. Irgendwo da draußen hatte es sicher einen Sturm gegeben, denn frische Wind wehte mir ins Gesicht. … die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.

Die Worte meines Vaters hallten mir die ganze Zeit nach, der Grund warum ich so nachdenklich aufs Meer hinaus starrte. Früher hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was Liebe bedeutet.

Es gab keinen Anlass dafür. Doch seit ich hier war und ich ständig mit meiner Sexualität auseinander setzte, ich mich in Hyun-Woo verliebt hatte, war dieses Thema ständig präsent.

„Hab ich dich…!“, hörte ich es leise hinter mir.

Erschrocken sah ich mich um, sah In Jook vor mir stehen und sprang auf. Mein Blick fiel auf die Waffe, die er in der Hand hatte. Ich schielte zu Jack, aber der zeigte keinerlei Regung.

„Hat es nicht gereicht, dass du mir So-Woi genommen hast, willst du mich jetzt ganz zerstören, in dem du mir meine Arbeit, die ich ebenso liebe, nimmst? Was habe ich dir getan?“, sagte er genauso leise, vielleicht um Jack nicht zu wecken?

Irgendetwas lief hier falsch. Nicht dass In Jook jetzt vor mir stand, sondern was er gesagte hatte. Woher wusste er, was wir vorhatten und wie zum Teufel kam er hier unbemerkt an den Strand? Wo war die Herren in Schwarz?

„… mir getan?“, stammelte ich nach.

Sein Arm wanderte nach oben und er zielte mit der Waffe direkt auf mich.

„Ja, was habe ich dir getan, dass du mein Leben zerstören willst?“

Ich verstand nicht recht.

„Sie…, sie haben mir nichts getan…“

„Und warum dann das Ganze?“, fragte er ruhig.

„… ich verstehe ihre Frage nicht.“

Er lächelte komisch, die Waffe sank etwas und er sah sich um, als ob er sich vergewissern wollte, dass er nicht entdeckt worden war. Auch ich sah mich ängstlich um und entdeckte am Zaun zum Grundstück Kameras. Irgendwer musste uns doch sehen.

„Warum so scheinheilig? Aber das ist ja etwas, was man euch Europäern nachsagt. Gierig auf alles, was andere besitzen. Aber das ist jetzt egal, du kommst mir nicht mehr in die Quere.“

Wieder hob er die Waffe an und zielte erneut auf mich, dann fiel ein Schuss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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5 Kommentare

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    • Andi auf 12. September 2017 bei 10:09
    • Antworten

    Hallo Pit, es hat mir eine riesen Freude bereitet, den achten Teil zu lesen, er war wieder spannend und sehr interessant. Bin sehr gespannt wies weitergeht. Ich hoffe, dass es dir den Umständen entsprechend gut geht?

    VlG Andi

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    1. Danke Andi, seit mein Zuckerwert wieder normal ist und ich ein Medikament endlich weniger nehmen kann geht es mir etwas besser Liebe Grüße Pit

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        • Andi auf 13. September 2017 bei 06:09
        • Antworten

        Das ist doch schon mal was, freut mich zu hören.

        LG Andi

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    • wulf auf 16. September 2017 bei 11:53
    • Antworten

    Hallo pit, du kannst uns doch mit so einem clifhänger nicht warten lassen. Das ist ja so gemein 🙂
    VIELEN DANK.

    LG Wulf

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    • Dilis auf 21. September 2017 bei 20:48
    • Antworten

    Hallo pit. Da hast du wieder eine tolle Geschichte geschrieben. Bin gespannt wie es weitergeht. Hoffentlich findest du auch für in jook ein gutes Ende. Liebe Grüße von lissi

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