Fotostudio Plange – Teil 17 – Unterhosenwechsel

Unterhosenwechsel

Tja, lieber Leser, zunächst einmal bitte ich um Nachsicht, dass ich euch so lange warten gelassen habe, aber die Arbeit geht nun einmal vor! Als kleine Entschuldigung ist dieser Teil der Geschichte von Igor, Marvin und mir etwas länger als gewöhnlich. Ich hoffe daher auf versöhnliche Töne in den möglichen Antworten *fg

Wo hatte ich geendet? Ach ja, Baustelle Igor! Ein Coming-Out ist niemals leicht, aber was Igor vorhatte, war ja auch eher der zweite, finale Teil dieses Prozesses, das Going Public, die öffentliche Bekanntmachung gegenüber der Familie. Ein nicht gerade leichtes Unterfangen, bedenkt man den Migrationshintergrund meines Liebsten.

Wir haben lange hin- und her überlegt, wo dieses Ereignis über die Bühne gehen sollte, denn die Wahl des Ortes ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei dem Ganzen, bedenkt man die möglichen Folgen dieser Offenbarung. Drei möglichen Arenen, sprich heimischer Behausung, elterlicher Wohnung oder an einem neutralen Platz, stehen drei mögliche Reaktionen gegenüber, positiv, negativ oder neutral; Mathematisch also neun Möglichkeiten. Aber bei einem positiven Verlauf überwiegt bei allen Beteiligen das gute Gefühl über das Gespräch als Solches, der Gesprächsort ist folglich eher Nebensache. Sollte die Tatsache jedoch, dass Junior auf Männer steht und darüber hinaus mit einem Vertreter diesen Geschlechts in einer gemeinsamen Wohnung zusammenlebt, nicht auf elterliche Gegenliebe stoßen, wird der negative Eindruck, egal auf welcher Seite, enorm verstärkt; Entweder verlässt Junior gesenkten Hauptes – mit dem Gefühl der Niederlage – sein Elternhaus oder Mama und Papa verlassen – in gleicher Weise – den Ort des Lasters. Gleiches gilt, wenn auch nicht ganz so stark, bei einem neutralen Ausgang, falls es einen solchen überhaupt geben kann. Von daher ist ein neutraler Ort vorzuziehen, es fühlt sich dann keiner als moralischer Sieger dieses (Streit-) Gesprächs. Wir entschieden uns für Costas, unseren Griechen. Allein aufgrund der Gäste im Restaurant, der anwesenden Öffentlichkeit sozusagen, konnte man eine gewisse Zurückhaltung auf beiden Seiten erwarten, bei temperamentvollen Russen kann man sich ja nie sicher sein.

Je näher der Samstagabend rückte, desto aufgeregter wurde er. Er war nicht mehr er selbst, war zu nichts mehr zu gebrauchen, ein Nervenbündel, ein Wrack. Bei dem kleinsten Geräusch schreckte er auf, geriet in Panik. Was sollte ich nur mit Igor Reichenbach machen? Am liebsten hätte ich ihn übers Knie gelegt, aber das ging ja nicht, Igor ist stärker als ich.

Wir saßen bereits um viertel vor acht bei unserem Griechen und warteten auf seine Produzenten. Ich bin mir sicher, alleine hätte er das Ganze nicht durchgestanden. Als wir losfuhren, bekam er eine SMS von seinem Bruder, dass er und seine Frau sich verspäten würden, ihr Babysitter wäre unpünktlich. Aber Bruder Alexander war gar nicht eingeplant, jedenfalls nicht von meinem Liebsten.

Auch das Ehepaar Reichenbach war überpünktlich, fünf Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt öffneten sie die Tür zum Griechen und traten in das Restaurant. Wir standen noch am Tresen und warteten, denn es war ja ein Tisch für vier Personen bestellt, mit seinem Bruder und dessen Frau waren wir aber zu sechst.

Mama Reichenbach umarmte ihren Sohn. „Jung, wo steckst du? Ich habe mir Sorgen gemacht! Ich wollte dich angerufen, aber niemand geht ans Telefon! Junge! Geht es dir gut? Bist du krank? Hast du was? Ist was passiert?“

„Ja Mamutschka, es geht mir gut. Es ging mir noch nie besser! Aber warum hast du mich nicht auf dem Handy angerufen?“ Mein Schatz wirkte gefasst.

„Das ist zu teuer! Außerdem geht er immer eine Dame dran, die sagt mir nie ihren Namen, das ist unhöflich!“ Die Frau hatte einen Sinn fürs Praktische, zumindest was den Preis an betraf, das andere wirkte etwas, sagen wir, weltfremd!

Die Begrüßung mit seinem Vater Peter fiel meiner Ansicht nach etwas spärlich aus, außer einem Händedruck und einem leichten Schulterklopfen zeigten beide keinerlei Gefühlsregungen. Ob sie etwas zueinander gesagt hatten, bekam ich nicht mit, denn in diesem Augenblick kam Costas auf mich zu und bedeutete mir, ihm zu folgen, unser neuer Tisch wäre nun frei.

Wir setzten uns. Die Kellnerin brachte uns die Karte und fragte nach Getränkewünschen. Wilhelmine Reichenbach lehnte jedoch ab, sie wollte auf ihren Sohn und ihre Schwiegertochter warten. „Junge! Was ist mit dir los? Was willst du uns sagen? Wieso hier? Hier kostet es Geld! Du bist Student und hast kein Geld!“ Die Frau dachte wirklich praktisch!

Mein Schatz schaute ziemlich betreten, suchte wohl nach Worten. „Mamutschka! Mach dir mal keine Sorgen um Geld! Warten wir noch auch Alexander.“

Wenigstens hatten wir etwas Zeit gewonnen, er konnte sich also etwas sammeln. Aber würde das viel bringen? Ich hatte da so meine Zweifel! Seine Mutter betrachte mich intensiv, sagte aber nichts, aber man konnte sehen, dass es in ihr arbeitete. „Igor! Wer ist der Mann? Junge! Sprich zu mir!“

„Mama! Das ist Stefan, er ist …“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment kamen Alexander und seine Frau Ilonka an den Tisch. Es folgte der Begrüßung zweiter Teil, die Mutter herzlich, der Vater beschränkte sich wiederum auf das Notwendigste. Beide Neuankömmlinge umarmten meinen Russen und gaben mir ihre Hand.

„Also Mama! Hier sind wir! Was ist los? Weshalb sollten wir hierher kommen?“ Alexander schien das Praktische von seiner Mutter geerbt zu haben.

Mein Schatz sammelte sich erneut, aber kam nicht weit. Die Bedienung brachte für die neuen Gäste die Speisekarten und fragte nach den Getränken. Da jetzt keinen Grund mehr zum Warten bestand, wurden die Wünsche notiert und die Dame im schwarzen Rock entfernte sich in Richtung Tresen.

Igor unternahm einen neuen Anlauf. „Also neben mir, dass ist Stefan. Stefan ist mein Freund! Wir wohnen zusammen.“

Vier Augenpaare blickten erst ihn, dann mich an, teilweise neugierig, teilweise fragend, teilweise irritiert.

Mein Schatz räusperte sich. „Also, was ich damit sagen will, … was ich euch sagen will, … ich … ich liebe ihn, wir sind ein Paar, ich wohne bei ihm, ich bin aus Münster wieder zurück gezogen, zu ihm, zu dem Mann, den ich über alles liebe! So, nun ist es raus!“

Unter dem Tisch ergriff ich seine Hand und drückte sie. Igor wirkte sichtlich erleichtert, ich war es auch. Das, was zu sagen war, war gesagt worden. Das Unaussprechliche hatte den Mund verlassen und war in die Welt posaunt. Der Ball war nun bei der anderen Mannschaft! Die „Spieler“ in der anderen Hälfte des Feldes waren allerdings ziemlich überrascht, dass das Spielgerät nun in ihren Reihen war. Es dauerte jedoch etwas, bis ihnen diese Tatsache auch bewusst geworden war. Alexander war der Erste, der seine Sprache wieder fand. „Dann stimmt es also, was man sich so über dich erzählt?“

„Was erzählt man sich denn über mich?“ Hörte ich da eine gewisse Angriffslust in der Stimme meines Liebsten?

Er zuckte mit den Schultern. „Na! Das du …“

„Das ich ein Warmduscher bin? Stimmt! Das ich auf Männer stehe? Stimmt! Das Mama und Papa keine Enkelkinder von mir erwarten können? Stimmt! Ja, Bruderherz, ich bin schwul! Mit allem Drum und Dran! Was dagegen?“ Die Fassung, mit der er das vortrug, hatte ich nicht erwartet, aber ich war mehr als stolz auf ihn.

„Ein schwuler Schwager? Merkwürdig! Aber hat was!“ Die Augen wanderten auch Ilonka, die sich offensichtlich nicht der Tragweite ihrer Worte bewusst war.

Alexander grummelte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Die Augenpaare blickten nun zu ihm. Er stammelte mehr als das er sprach. „Ein schwuler Bruder … das … Papa … sag was! Du bist das Familienoberhaupt!“

Der Angesprochene war augenscheinlich immer noch mit dem Verdauen des Ausgesprochenen beschäftigt, er schnappte wie ein Fisch auf dem Trocknen nach Luft. Seine Frau jedoch schien sich gefangen zu haben, sie blickte mich an. „Stimmt das?“

„Ja! Ich liebe ihren Sohn und er liebt mich. Sie können diesen Punkt jetzt akzeptieren, tolerieren oder verteufeln, es ändert nichts an der Tatsache als solcher! Wir lieben uns und dagegen kann man nichts machen!“ Mein Schatz drückte nun mir die Hand.

„Papa! Lass uns gehen!“ Brüder können so doof sein!

Wenn ich daran denke, überrascht mich die Ruhe in ihrer Stimme immer noch. „Alexander! Halt die Klappe und Peter Reichenbach, wenn du auch nur einen Zentimeter mit einem Stuhl rückst, kannst du dir eine andere Frau suchen!“ Mein Schwiegervater in Spe blickte angstvoll zu seiner Frau, anscheinend hatte in der Familie Reichenbach die Frau die Hosen an.

„Mama! Wie stehe ich denn da? Mit einem schwulen Bruder …“ Alexander erhob sich, wirkte mit seinen knapp zwei Metern im Moment aber mehr als hilflos.

„Wie du dastehst? Jetzt wie ein Idiot, mein Sohn! Ich habe schon zwei meiner Söhne verloren, einen an eine Russin, den anderen an den Knast. Wenn mein Jüngster mir nun sagt, er liebt einen Mann, ist das schwer genug. Aber er ist und bleibt mein Kind und der ist und bleibt dein Bruder.“ Der Tonfall ließ mich leicht erschauern.

„Aber! Das geht doch nicht!“ Brüder!

„Nichts aber! Dem Mann hier scheint es ernst zu sein! Deinem Bruder auch, sonst würde er das Ganze hier nicht veranstalten! Lieber einen glücklichen Bruder als gar keinen Bruder!“ Ihre Stimme gewann an Schärfe und Klarheit.

„Mutter, aber er ist …“

„Er liebt einen Mann! Aber er hat kein Unglück über die Menschen gebracht wie dein Bruder Anatol mit seinen Drogen! Und jetzt ist Ruhe! Ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, um mich an die Gedanken zu gewöhnen, und wenn ich das kann, lieber Alexander, dann kannst du das auch! Und nun lasst uns essen!“ Die Frau hatte wirklich einen Sinn fürs Praktische!

Die Bedienung brachte die Getränke, die Speisen konnte sie noch nicht aufnehmen, wir hatten Besseres zu tun gehabt, als in die Karte zu blicken. Kurze Zeit später kam die Chefin persönlich, um unsere Wünsche entgegenzunehmen. „Den Salat nehmen sie sich bitte selber. Stefan, zeigst du deinen Gästen die Salatbar?“

Ich nickte ihr zu und erhob mich. Wilhelmine blickte mich fragend an. „Wird kein Salat gereicht?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, man nimmt sich ihn selber: Was man will und vor allen Dingen, wie viel man will. Darf ich voran gehen?“

Der Tross machte sich auf und kam mit vollen Tellern zum Tisch zurück. Da alle Anwesenden mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt waren, herrschte eine gewisse Stille am Tisch. Ilonka blickte mich mit ihren fast schwarzen Augen über ihre Gabel an. „Wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“

Igor blickte mich an und nickte mit dem Kopf, die Frage war ja an mich gerichtet. „Schuld daran ist eigentlich Marvin!“

„Ihr habt euch über einen anderen Mann kennengelernt?“ Böse Blicke trafen sie, sie ließ fast ihre Gabel fallen.

Igor lachte. „Ein Mann? Naja, das will er mal werden!“

Ich schaute die Frau des Starrkopfes an, sie hatte mehrere Fragezeichen in den Augen. „Aber um keine Gerüchte aufkommen zu lassen, Marvin ist mein Neffe und begeisterter Wasserballer und Igor hier ist sein Trainer. Daher haben wir uns ab und an gesehen, wenn ich Marvin zum Training gebracht oder abgeholt habe. Aber richtig kennengelernt habe ich deinen Schwager erst, als Marvin bei mir eingezogen ist und seinen Einzug gefeiert hat.“

„Und da hat es dann gefunkt?“ Die bösen Blicke, die von ihrem Mann ihr zugeworfen wurden, schienen sie nicht zu interessieren.

„Da noch nicht, Ilonka. Bumm hat es erst auf Marvins Geburtstagsfeier gemacht. Stefan hat für seinen Neffen eine Überraschungsparty gegeben. Ich kann dir sagen, der Kleine war mehr als überrascht.“ Igor grinste.

„Sie haben Familie?“ Wilhelmine war anscheinend aus dem Reich der Stummen zurückgekehrt.

Ich schaute sie fragend an. „Natürlich, jeder Mensch hat Familie! Zwar ist meine nicht mehr ganz so groß, aber ich habe eine! Ein paar Cousins und Cousinen leben noch, aber die sind alle mindestens 20 Jahre älter als ich. Meine eigentliche Familie besteht nur noch aus meinem Bruder Klaus und seiner Frau Claudia und ihren Zwillingen Maximilian und Philipp. Marvins eigentlichen Vater kenne ich nicht, als mein Bruder seine Frau geheiratet hatte, hat er den Kleinen adoptiert. Und seit kurzem gehört ihr Sohn dazu.“

Mama Reichenbach nickte. „Und ihre Eltern?“

Normalerweise sind mir solche Fragen zu intim, als dass ich sie einem Fremden beantworten würde, und Igors Mutter hatte ich am heutigen Abend zum ersten Mal in meinem Leben gesehen. Aber Mama Reichenbach zeigte Interesse, also stand ich ihr gerne Rede und Antwort. „Sie sind beide verstorben, mein Vater vor knapp vier Jahren mit über 80, meine Mutter starb vor neun Jahren an Brustkrebs. Sie wurde nur 62.“

Sie blickte mich besorgt an. „Ihr Vater war aber alt.“

Auch in seinen Ansichten, aber das sagte ich ihr nicht. „Mein Vater war 47, als ich geboren wurde, meine Mutter 15 Jahre jünger als er.“

„Aber warum lebt ihr Neffe bei ihnen? Wie hieß er noch gleich? Marvin! Warum lebt er nicht bei seinen Eltern? Lieben sie den Jungen nicht? Wie alt ist der denn?“ Sie schien besorgt zu sein.

Ich blickte sie an, sie lächelte. „Der Große ist mittlerweile 17 und der Liebling seiner Eltern. Aber sie müssen wissen, mein Bruder ist von Beruf her Bauingenieur und hat sich acht Monate im Jahr auf den Baustellen dieser Welt herumgetrieben, war also fast nie zuhause. Seine Firma hat ihm vor einem Jahr das Angebot unterbreitet, die Filiale in Australien zu übernehmen. Zum ersten Mal in seinem Leben an einem festen Ort. Beide, er und Claudia, haben das Angebot angenommen.“

„Aber eine Mutter sollte ihr Kind nie im Stich lassen!“ Da sprach die Mutter aus ihr.

„Da stimme ich ihnen zu und Claudia es ist auch sicherlich nicht leichtgefallen, das können sie mir glauben. Die Zwillinge sind in der Grundschule und ziemlich pflegeleicht, aber Marvin kam in die Oberstufe und ist leider keine große Leuchte in Englisch! Außerdem hat er hier seinen Sport und in dem ist er ziemlich erfolgreich, da können sie ihren Sohn fragen. Für seine Zukunft war es wohl die beste Alternative ihn hier zu lassen, für seine Eltern war es wohl die schwerste Entscheidung in ihrem Leben!“

Sie nickte mitfühlend, hatte sie doch auch bei ihrem ältesten Sohn Wadim zu seinen Gunsten, sprich für seine Liebe, entschieden und nicht auf ihr persönliches Gefühl gehört. „Das Herz einer Mutter ist immer groß!“

Die Bedienung kam und brachte den Hauptgang. Wir wandten uns erst einmal dem Essen zu, die Gespräche ruhten. Aber Wilhelmine Reichenbach beobachtete ihren Sohn und seinen Liebsten, sprich mich, mit Argusaugen. „Junge! Wann kriege ich denn mal deine neue Wohnung zu sehen? Ich möchte wissen, wie du jetzt wohnst!“

Mein Schatz schaute mich an. „Wie wäre es, wenn wir nach dem Essen noch zu uns fahren?“

War die Frage an mich oder als Antwort an seine Mutter gerichtet? Es war zwar aufgeräumt, man hätte Gäste also mitnehmen können, aber wohl war mir bei dem Gedanken allerdings nicht so richtig. Aufgrund des Weihnachtsgeschäftes war die Hausarbeit etwas vernachlässigt worden. Ich zuckte mit den Schultern, aber seine Mutter erlöste mich. „Junge! Das wird heute zu spät. Dein Vater und ich gehen ja spätestens um elf ins Bett.“

„Wie wäre es dann, wenn sie morgen zum Kaffee kommen? Sagen wir um halb vier.“ Ich blickte sie an und sie nickte. Es wäre also genügend Zeit, etwaiges Belastungsmaterial verschwinden zu lassen.

Der Rest des Essens verlief relativ harmonisch, abgesehen von einigen Sticheleien Alexanders. Als er aber merkte, dass weder Igor noch ich auf seinen Schwachsinn – er wollte unbedingt wissen, wer von uns der Mann und wer die Frau in der Beziehung war – reagierten, gab er gelangweilt auf. Viel lieber hätte ich den Spieß ja umgedreht und ihn über seine Vorlieben ausgefragt, aber Mama und Papa Reichenbach saßen mit am Tisch, also konnte ich nicht so, wie ich gerne wollte.

Als wir uns um kurz vor zehn verabschiedeten, war das Thema des Weihnachtsessen noch mit keiner Silbe angesprochen worden. In weniger als 48 Stunden wäre aber das erste Festtagsessen gegessen gewesen. Eine Entscheidung eilte, denn zum Einkauf blieb nur noch der Montagmorgen. Ich hasse es, bei solchen Angelegenheiten improvisieren zu müssen. Nicht, dass ich es nicht könnte, aber an solchen Tagen verzichte ich lieber auf dieses Talent.

Als wir wieder im Wagen saßen, konnte man die Erleichterung meinem Schatz deutlich anmerken. Das Gespräch mit seinen Eltern war besser verlaufen, als er gedacht hatte. Zwar würde es noch einige Zeit dauern, bis aus Toleranz Akzeptanz würde, aber der Grundstein hierzu war gelegt worden, seiner Meinung jedenfalls. Aber war es wirklich ein anfängliches Verstehen, was seine Eltern da zeigten? Ich war mir unsicher, denn Vater Reichenbach hatte kaum etwas zum Tischgespräch beigetragen, ihn konnte ich überhaupt nicht einschätzen. Bei Igors Mutter hegte ich die Befürchtung, dass ihre fast positive Reaktion nur allein der Tatsache zu verdanken war, dass sie nicht noch einen Sohn verlieren wollte. Man würde also wohl oder übel abwarten müssen.

Zuhause angekommen erlebten wir eine Überraschung, Marvin kam uns, nur mit einer Unterhose bekleidet, im Flur entgegen. Ich war mehr als erstaunt. „Wie läufst du denn hier rum?“

„Wieso? Wir machen gerade Bilder!“ Er zuckte mit den Schultern.

Ich hing meinem Mantel an die Garderobe. „Wer ist wir?“

„Benny. Er fotografiert mich, du kommst ja deinem Versprechen nicht nach!“ Er klang beleidigt.

Ich erinnerte mich mit einigem Grausen. Versprochen hatte ich ihm die Bilder zwar nicht, er hatte sie mir mehr oder minder abgenötigt im Zuge von Igors Einzug, aber es stimmte, einen gemeinsamen Termin hatten wir noch nicht gefunden. „Seid ihr denn schon angefangen?“

„Nein, wir sind noch bei der Wahl der Unterhosen.“ Er grinste mich an.

Wir gingen ins Wohnzimmer und ich staunte nicht schlecht, auch Benjamin Münster stand nur im roten Slip dar. Er wurde etwas verlegen, als er mich und seinen Trainer sah. „Hallo Benny!“

„Äh, Stefan. Hallo Coach!“ Er ließ die Digitalkamera sinken.

Ich griff mir das Teil, die Hausmarke eines bekannten Discounters mit vier Buchstaben. Nur digitaler Zoom und alles ziemlich einfach gehalten. Ich schüttelte mich. „Deinem Aufzug nach zu urteilen, willst du auch abgelichtet werden.“

Er nickte. „Mit Bildern hat man mehr Chancen!“

Anscheinend war er auch auf dem blauen Seiten vertreten, eine Alterskontrolle scheint es dort nicht mehr zu geben, aber das ist ja nicht meine Sache. „Na dann wollen wir mal! Igor, bringst du bitte den beiden mal unsere Bademäntel. Wir gehen ins Studio, da haben wir mehr Möglichkeiten, als hier oben.“

Mein Schatz blickte mich ungläubig an, aber er machte sich auf den Weg ins Badezimmer. Marvin stand in der Tür und grinste, er hatte mich bei meiner Ehre gepackt: Ich pflege meine Versprechen nämlich zu halten. „Du kannst derweil deine Geburtstagsgeschenke holen, die werden wir gleich mit verarbeiten. Und zieh dir eine schwarze Retro an, die kommt besser rüber als die graue Boxer, die du jetzt an hast. Nimm aber auch zwei weiße Retros mit, ihr habt ja fast die gleiche Größe. Ich werde noch ein paar Sachen zusammenpacken und dann können wir unten loslegen.“

Er blickte mich leicht entsetzt an, während ich ihn diesmal angrinste. Ich gab ihm einen Klaps auf den Hintern, als ich an ihm vorbei ins Schlafzimmer ging, um zwei, drei Sachen zu holen. Ich wusste ja nicht, welche Art von Aufnahmen sie haben wollten. Bei gewissen Bildern sollte man es zu keinen unerwünschten Unterbrechungen kommen lassen.

Igor fing mich im Schlafzimmer ab, als ich an der Spielzeugliste war. „Willst du wirklich Bilder machen?“

Ich nickte. „Warum nicht? Wir müssen Marvin ja bei Laune halten, schließlich soll er morgen ja den braven Jungen spielen. Was für eine Unterhose hast du an?“

Mein Schatz schaute mich irritiert an. „Wieso?“

„Ich habe eine Idee für ein Motiv, aber dazu müsstet ihr alle die gleiche Unterwäsche tragen.“

„Ich soll mich mit den Beiden fotografieren lassen? Schatz! Ich glaube, jetzt übertreibst du wirklich! Ich bin doch kein Pornodarsteller.“ Er schüttelte den Kopf.

Ich grinste ihn an. „Und ich kein Pornofotograf! Vertrau mir einfach, eine Dreiergruppe lässt sich besser erotisch darstellen als ein Duo. Ist ja nur für den Notfall. Also! Was hast du drunter?“

Er öffnete seine Hose, zum Vorschein kam eine blaugrüngelb-gestreifte Boxershort. „Die geht wohl nicht, oder?“

„Fototechnisch gesehen ein Unding, mein Engel.“ Ich lachte ihn an und er fiel mit ein.

Vor meinen Augen zog er sich um, die weiße Retro verschwand unter seinem Trainingsanzug.

Zu viert machten wir uns dann auf ins Studio. An der Tür zum Laden bat ich Igor, er möge doch bitte in die Garage gehen und das lange Seil holen, wir würden es gleich brauchen. Benny und Marvin schauten etwas verlegen. Im Studio ließ ich die beiden Vereinskameraden sich auf das Sofa setzen, es waren erst einmal Lockerungsübungen angesagt. Ich schaltete die Anlage ein, Vivaldis vier Jahreszeiten erfüllten den Raum. Die beiden Schwimmer konnten mit der Musik wohl nicht viel anfangen, sie machten sich lustig und flachsten über meinen Musikgeschmack. Dass das Teil meines Plans war, konnten sie nicht ahnen.

„Ihr wollt also Bilder von euch?“ Die Frage war eigentlich überflüssig, aber Beide nickten. „Gut! Aber habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie ihr rüberkommen wollt?“ Ich blickte in erstaunte Gesichter.

Benny blickte mich an. „Wie meinst du das?“

„Ganz einfach! Ein Bild erzählt immer eine Geschichte. Ein und dasselbe Motiv kann, je nach Fokus und Blickwinkel, total verschiedene Assoziationen beim Betrachter wecken, vom willigen Opfer bis hin zum kühnen Eroberer. Wenn du eher der Aktive bist, dann bringt es nicht viel, wenn ich das Hauptaugenmerk auf deinen Hintern lege, denn das würde nämlich auf den passiven Part schließen lassen.“

Die beiden überlegten angestrengt, Marvin fand als Erster seine Stimme wieder. „Wir wollten eigentlich nur schöne Fotos haben, mehr nicht!“ Benny nickte bejahend.

„OK, dann einmal das Rundum-Sorglos-Paket. Wer will anfangen?“

„Wenn ich …“ Benny wirkte ziemlich schüchtern.

Ich grinste ihn an. „Dann mach dich mal warm! Und Marvin, du hilfst mir beim aufbauen!“

„Ich soll mich warm machen?“

„Genau! 20 Liegestütze und die gleiche Anzahl an Sit-Ups, dann kommen die Muskeln besser hervor.“

Er machte sich sofort an die Übungen, Marvin und ich gingen ins Lager. „Wir brauchen den kleinen Holzbock und die Platte, die da hinten steht.“

Er nickte und ich holte verschiedenfarbige Stoffballen aus dem Regal, die ich als Untergrund auf der Platte drapieren wollte. In der Zwischenzeit war auch Igor gekommen. Während er und der Große die Sachen schleppten und eine Schräge aufbauten, kümmerte ich mich um zwei andere Baustellen: Säule und Sofa. Hier richtete ich schon mal das Licht ein.

„So, Benny, das reicht. Leg dich jetzt mal auf das Kanapee und zieh das linke Bein an.“ Er tat sofort wie ihm geheißen.

Ich betrachte die Szenerie und schüttelte den Kopf. „Sorry, aber der rote Slip auf dem Weinrot geht überhaupt nicht. Am besten wäre jetzt eine schwarze Retro!“

„Ich hab aber keine!“ Er blickte auf meinen Neffen, der sofort reagierte. Er zog seine Unterhose aus und warf sie seinem Freund zu. Den Bademantel ließ er offen, seine Scheu hatte er wohl verloren. Benny stand auf und wechselte sein Outfit. Ich erhaschte einen Blick, er war blank rasiert, sein Teilchen ganz ansehnlich aus. Über die Länge kann ich leider nicht viel sagen, er oder es war nicht ausgefahren.

Der Anblick gefiel mir erheblich besser, der Kontrast war stärker. Ich bewegte mich in einer Art Halbkreis um den liegenden Azubi herum und schoss die erste Serie. Marvin machte derweil seine Übungen zwecks Muskelsichtbarkeit. Die beiden tauschten dann die Plätze und die Retro wechselte erneut ihren Träger. Der Torwart stand nun im Bademantel dar und betrachtete, wie ich seinen Sportskameraden ablichtete.

Danach folgten die Aufnahmen mit der Säule als Bildelement. Erst Benny, dann Marvin. Die schwarze Unterkleidung wechselte wiederum den Träger. Igor drapierte derweil den weißen Stoff auf die selbst gebastelte Schräge.

Die Aufnahmen dort begangen wieder mit Benjamin, den Wechsel des Stück Stoffes lasse ich jetzt einmal außen vor. Er lag zuerst auf dem Rücken, ich korrigierte seine Körperhaltung und betrachtete die 188 Zentimeter, die leicht lasziv vor mir lagen. Der kleine Benjamin hatte eindeutig an Größe gewonnen. Ich drückte den Auslöser.

Die Plätze wurden, wie auch zum x-ten Male die Unterhose, gewechselt. Der Wuschelkopf verzichtete mittlerweile in den Pausen ganz auf den Bademantel. Igor fuhr sich, wenn ich das richtig mitbekommen hatte, mit der Zunge über die Lippen. Ich grinste in mich hinein.

Nachdem die Aufnahmen von Marvin im Kasten waren, bat ich meinen Schatz den Stoff zu wechseln, für die nächste Serie wollte ich einen schwarzen, seidigen Untergrund. Die beiden Schwimmer schauten mich an, ich dirigierte sie erneut zur Säule. „Benny, dreh dich mit dem Rücken zu mir, deine linke Hand liegt auf den Marmor. Marvin, du stellst dich jetzt schräg hinter ihn, dein Rücken ebenfalls zur Kamera und deine Linke ruht auf Bennys Schulter.“

Sie kicherten erst, aber taten dann schließlich, was ich wollte. „Und jetzt leg mal deinen Kopf auf Bennys rechte Schulter. Gut so!“ Es erfolgte einen Positionswechsel, der Nackte nun hinter meinem Neffen. Ohne Aufforderung meinerseits wechselte die Retro erneut den Träger und die Aufnahmen begannen von vorn.

Igor war mittlerweile fertig und meldete Vollzug. „So, Jungs, nun ab in die weißen Retros!“

Mein kleiner Neffe grinste mich an, als er an mir vorbeiging, um die Unterhosen zu holen. Der kleine Marvin war fast voll ausgefahren, gleiches galt wohl auch für den kleinen Benjamin, denn der Torhüter kam nur mit Mühe aus dem schwarzen Stück Stoff, er stolperte fast.

Diesmal begann Marvin, er legte sich bäuchlings mit seinem Haupt nach oben auf das schräge Brett. Ich korrigierte nur kurz seine Kopfhaltung und drückte den Auslöser, während ich ihn mit der Kamera umrundete. Besonders gut gefiel mir der Anblick von der Kopfseite, es sah einfach nur geil aus. Er wollte schon aufstehen und den Platz für Benjamin frei machen, aber ich drückte ihn wieder nach unten auf das Holz. „Noch nicht! Jetzt mach mal bitte die Beine breit.“

„Was soll ich?“ Ich ging wieder nach unten und spreizte seine Beine.

Ich blickte den Torhüter an. „Benny, du legst dich jetzt halb auf Marv. Dein Gesicht auf seinem Rücken, oberhalb des Bundes!“

Münster Junior blickte mich erstaunt an. „Was soll ich machen?“

„Ihr wolltet doch auch was Erotisches und ich hätte jetzt gerne dein Gesicht von der Seite auf seinem Rücken! Ist das so schwer zu verstehen?“

„Äh, nein, …“ Ich packte ihn bei der Hand und dirigierte ihn in die entsprechende Position. Er atmete ziemlich schwer, während ich die Aufnahmen aus verschiedenen Positionen machte.

„Marv, wenn du magst, können wir das Ganze auch noch von der anderen Seite machen. Du auf dem Rücken, Bennys Gesicht in der gleichen Höhe!“ Er wollte, allerdings spannte das Stück Stoff etwas stärker, als der Auslöser gedrückt wurde.

„Positionswechsel, meine Herren!“ Ich wandte mich ab, denn die Kamera benötigte frischen Speicher.

„Münster, steh mal auf. Stef, wäre es nicht erotischer, wenn ich ohne … während Ben auf meinem Rücken liegt?“

Ich drehte mich um, der Kleine schien wohl Gefallen am Shooting gefunden zu haben. „Jungs! Es sind eure Bilder. Wenn du willst und Benny mitmacht? Warum nicht? Hat auf alle Fälle was!“

Er pellte sich aus der Retro und drehte sich um. Anscheinend wollte er Benny, der heute bei ihm übernachten sollte, wohl heiß machen. Würde aus den beiden doch noch ein Paar werden? Ich hätte nichts dagegen, denn der Sohn des Abteilungsleiters war ein ganz lieber und netter Zeitgenosse. Die Aufnahmen waren schnell erledigt, ich grinste. „Die andere Seite auch noch?“

Die beiden schauten mich entsetzt an, Marvin schüttelte mit dem Kopf. „Das geht im Moment nicht!“

„Wieso?“ Igor konnte ganz schön gemein sein!

Der Große wurde kleinlaut. „Na, ich habe …“

Der angehende Sportlehrer lachte. „Meinst du ehrlich, Benny hat noch keinen Steifen gesehen?“

Unbeholfen drehte er sich um, der kleine Marvin war voll ausgefahren. Benny schluckte mehrfach, befeuchtete aber seine Lippen, als er versuchte, sein Haupt wieder auf Martins Bauch zu betten. Die Stange war einfach im Weg. Ich ging auf die beiden zu, nahm die Rechte des Torhüters und legte sie auf die Männlichkeit des Stürmers und bedeutete ihm, sie runter zu drücken für die Bilder, die folgen sollten. Mit leicht rotem Kopf erhob sich danach der Oberstufenschüler, er war sichtlich durcheinander. Er funkelte mich an, aber eher in einer liebevollen Weise. Aber er konnte sich jetzt etwas abregen, die Einzelaufnahmen des angehenden Versicherungskaufmanns waren an der Reihe.

Seine Verschnaufpause währte allerdings nicht lange. Sein Kopf wurde auf Rücken und Bauch und mit und ohne schützenden Stoffhülle des Torhüters gebraucht. Als seine Hand auf Benjamins Gemächte ruhte, schluckten beide Schwimmer. Igor hatte seinen Spaß, ich auch!

Als ich die Kamera wieder beiseite legte, schwiegen alle. „Benny! Könntest du bitte mit Igor hier abbauen? Für die letzten Aufnahmen brauche ich etwas mehr Platz. Marvin, wo sind deine Geschenke? Die brauchen wir jetzt.“

Der Kleine schaute mich etwas irritiert an, aber er ging zu der Tasche, die er mit runter gebracht hatte. „Hier!“

„Leg den Cockring an und komm!“ Ich schnappte mir den Plugg und den Barhocker, den ich neben die halbe Säule stellte, die kleine Rückenlehne nach hinten gewandt. Das Plastikteil stellte ich in die Mitte der Sitzfläche.

„Was soll ich jetzt machen?“ Er schaute mich fragend an.

„Du kletterst jetzt auf den Hocker, Füße auf die Fußstützen, den Rücken zu mir und den Hintern leicht absenken, als ob du dich das Teil setzen willst!“

„Und warum?“ War das so schwer zu verstehen?

„Tja, wenn du mal in einer passiven Phase sein solltest und einen Aktiven suchst, kannst du dem ja das Bild schicken mit dem Bemerken, du hättest es gerne, wenn es sein Teil wäre!“ Ich grinste ihn an.

„Gute Idee!“ Er grinste zurück, bestieg den Hocker, stellte sich die 15 cm Hartgummi zurecht und ließ sich herab, während ich die Kamera bediente. Ich traute meinen Augen nicht, dass Teil verschwand zur Hälfte in ihm, er schien naturfeucht zu sein. Er harrte etwas aus, entspannte wohl die Muskulatur, um sich dann vollends fallen zu lassen. Er stöhnte wollüstig, dann streckte er mir demonstrativ seinen Hintern entgegen, man sah nur noch den Fuß des Verschlusses in der Ritze. Ich hätte fast vergessen, den Auslöser zu drücken, aber nur fast. Er drehte sich um, seine halb entblößte Eichel triefte regelrecht vor Vorsaft.

Als Benny das sah, wollte er auch. Ich konnte Marvin gerade noch davon abhalten, dass Gummiteil aus sich herauszuziehen, um es seinem Freund zu geben. Ich ging an die Tasche, die ich mitgebracht hatte, und kam mit Melkfett und einem sauberen Verschluss zurück. Ich drückte beide Teile Marvin in die Hand, er sollte seinen Torhüter vorbereiten. Die Bilderserie erfolgte, allerdings musste sie zweimal wiederholt werden, das Teil verschwand einfach zu schnell in dem Wuschelkopf.

Igor schüttelte nur noch mit dem Kopf, allerdings hatte er ein gewisses Glänzen in den Augen. „Engel, wir brauchen jetzt das Seil. Ihr beiden stellt euch jetzt voreinander, so eng, wie es geht. Igor wird das Seil um euch winden, es soll aussehen, als ob ihr miteinander verbunden seid. Die Köpfe ruhen auf den Schultern des Anderen.“ Das Bild sah einfach nur göttlich aus, ich schoss aus allen Winkeln und was die Kamera hergab. „So, meine Herren, das war es! Ich danke für eure Mitwirkung!“

Drei Augenpaare blickten mich an. „Das war es schon?“ Marvin schien augenscheinlich Gefallen am Posieren gefunden zu haben.

„Ja! Mehr Bilder gibt es erst, wenn ihr 18 seid, denn dann sind wir aus der rechtlichen Grauzone heraus. Aber bis dahin …“ Ich fing an, die Ausrüstung einzupacken.

Benny befreite sich mit einem wohligen Laut von dem Plastikteil. „Das ist doch blöd! Sex mit euch könnten wir haben, wir sind ja beide über 16, aber Bilder sollen nicht erlaubt sein? Was soll dieser Schwachsinn?“

„Sorry, Benny, aber da irrst du. Die einzigen, die hier ungestraft ihren Gelüsten nachgehen können, sind Igor und ich. Er dürfte weder mit Marvin noch mit dir, denn ein findiger Anwalt könnte durch die Tatsache, dass er euer Trainer ist, ein Abhängigkeitsverhältnis konstruieren. Marvin und ich geht auch nicht, …“

„Ich weiß, wegen Inzest! Du bist ja sein Onkel!“ Da hatte jemand falsch im Rechtskundeunterricht aufgepasst.

„Wieder falsch! Ich bin zwar sein Onkel und ich habe sogar das Sorgerecht für ihn, somit wäre die enge Verwandtschaft gegeben, aber bei diesem Paragraphen müssen die Beteiligen verschiedene Geschlechter haben. Ich müsste mein Teil in seine Vagina einführen, oder es zumindest versuchen, aber wie du dich gerade selber überzeugt hast, fehlt ihm ein solches Körperteil, oder hast du eins gesehen?“ Er grinste mich frech an. Ich packte weiter ein. „Er ist mein Schutzbefohlener und daher vollkommen tabu für mich ist und ehe du jetzt auf dumme Ideen kommst, deine Eltern vertrauen mir, ich habe so etwas wie eine Art von Fürsorgepflicht für dich.“ Stimmte zwar nicht so ganz, wenn wir gewollt hätten, hätten wir gedurft, aber mir fehlte es allein schon am Willen, er war mir einfach zu jung. „Allein die Tatsache, dass das Shooting eine gewisse Reaktion bei euch ausgelöst hat, könnte mich in Teufels Küche bringen. Die Bilder sind ja nicht gerade alle jugendfrei!“

Marvin mischte sich in meinen Monolog ein. „Aber es war doch Kunst, was du gemacht hast! Und die ist ja frei, laut Grundgesetz!“

„Das mag für die meisten Aufnahmen zwar stimmen, aber die Bilder mit dem Plugg sind doch eher pornographisch, jedenfalls so, wie ihr sie aufgesaugt habt. So, und nun alle Mann ab nach oben.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen ging ich Richtung Ausgang.

Die beiden verzogen sich sofort in Marvins Zimmer, sie wollten die Bilder noch überspielen. Igor und ich gingen ins Schlafzimmer, um uns nachtfertig zu machen. Während wir uns auszogen, blickte mein Schatz mich an. „Sag mal, sind alle deine Shootings so … anregend? Ich dachte, mir platzt gleich was!“

Ich blickte ihm in die Augen. „Was denn?“

„Was wohl!“ Er zog sich die Trainingshose samt Retro runter. Leichte Kampfbereitschaft war immer noch zu erkennen, ich grinste ihn an.

„Darum werde ich mich gleich kümmern.“ Ich fuhr mit der Zunge über meine Lippen, er warf mir seine Retro zu, ich roch an ihr und spürte die Feuchtigkeit besonders im vorderen Bereich.

„Will ich dir auch geraten haben, du bist schließlich schuld daran! Aber nun verrat mir mal, warum ich die gleiche Unterhose anziehen sollte?“ Er stand mittlerweile nackt vor mir.

„Ich dachte an so etwas wie eine Laokoon-Gruppe, aber es hatte auch so geklappt.“

Igor wurde bleich. „Aber die ist doch normalerweise nackt!“

„Deshalb wollte ich ja die Unterhosen, denn das, was da rauskommt, gehört nur mir.“ Ich ging vor ihm in die Knie und fuhr genüsslich mit der Zunge über seinen Schaft, der leichte Lebenszeichen in Form von Zuckungen von sich gab.

„Aber Stefan, die Idee mit der Gruppe ist wirklich nicht schlecht, vielleicht machen wir sie mal mit Servet und Gürkan. Wie ich die kenne, würden sie bestimmt mitmachen.“ Ich nuckelte an seinem Schwanz und er dachte an unsere Handwerker. Männer!

Mein Russe kuschelte sich eng an mich und gemeinsam sanken wir gegen drei, so lange dauerten die rhythmischen Zuckungen, die auch mich irgendwann überfielen, in Morpheus Arme.

Keine zwölf Stunden später stand in der Küche und backte Waffeln, Igor schlug mittlerweile den zweiten Becher zu Sahne zu Butter und Marvin war damit beschäftigt, die Kaffeetafel für neun Personen zu decken. Ich blickte auf meinen Liebsten und schüttelte mit dem Kopf. „Wir nehmen besser die Sprühsahne und deine Butter kommt morgen früh auf den Tisch. Wir haben nur noch einen Becher. Also morgen muss noch Sahne gekauft werden!“

„So ein Mist! Nicht schon wieder!“ Er blickte mich ziemlich verwirrt an und starrte auf die gelblichen Flocken in der weißen Masse.

„Pass mal bitte auf das Eisen auf, ich bin sofort wieder hier.“ Ich ging ins Badezimmer an den kleinen Schrank und kam mit zwei kleinen Tabletten in der Hand zurück, nahm ein Glas aus dem Schrank, füllte es mit Mineralwasser und stellte es vor ihm hin. Ich nahm ihn in die Arme und drückte ihn fest an mich. Meine Hand streichelte seinen Hinterkopf und ich stieß in meine Zunge in den Mund. Als ich von ihm abließ, führte ich meine Hand, in der die Tabletten immer noch lagen, zu seinem Mund und deckte ihn so ab. Ich spürte seine Zunge auf meiner Haut, die Pillen lagen auf seiner Zunge. Mit der anderen Hand griff ich das Glas und führte es an seine Lippen. „Trink!“

Er schluckte. „Was war das?“

Ich blickte ihn an. „Du musst etwas ruhiger werden und die Chemie wird dir dabei helfen!“

Sein dritter Versuch, Sahne zu schlagen, gelangten endlich. Ich dickte derweil die Kirschen an. Einen kleineren Teil für Christina und Paul, die Kinder von Alexander und Ilonka. Die weitaus größere Menge der Schattenmorellen verfeinerte ich mit einem kräftigen Schluck Wodka, allein des Geschmacks wegen.

Pünktlich wie die Maurer klingelte es um Halb an der Tür. Igors Familie war gekommen, seine neue Wohnung zu begutachten. Nach dem Ablegen der Oberbekleidung, die Garderobe war hiernach zum Bersten voll, führte Igor unsere Gäste in das Wohnzimmer, es begann eine allgemeine Vorstellung. Auf einen Blick von mir verschwand Marvin in der Küche und kam mit einem Tablett Sekt zurück. Die beiden Kinder bekamen selbstverständlich nur reinen Orangensaft. Mein Schatz wurde ruhiger.

Wir stießen an und ich bat nach der Hälfte des Glases die Meute zu Tisch. „Bitte Platz zu nehmen, eine Tischordnung gibt es nicht. Igor, hilfst du mir bitte beim Kaffee?“

Mein Schatz folgte mir in die Küche und ich drückte ihm eine Thermoskanne Kaffee und eine Tüte Milch für Paul und seine Schwester in die Hand. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und meinte, er solle schon einmal einschenken, ich würde mit den restlichen Sachen folgen. Er war jetzt die Ruhe selbst.

Bei Waffeln mit Sahne und heißen Kirschen nahm das erste Kaffeetrinken mit den Reichenbachs seinen Lauf. Igors Mutter bediente sich an den Kinderkirschen, ihr Gatte hielt sich an die andere Variante. Nach dem ersten Bissen blinzelte er mir zu, sie schienen ihm sichtlich zu schmecken. Alexanders Starrsinn schien wie verschwunden und ausgelöscht, entweder traute er sich nicht, weil seine Kinder anwesend waren, oder, was ich eher annahm, seine Ilonka hatte ihm gestern Abend noch gehörig den Kopf gewaschen.

Die ovale Vorlegeplatte, auf der sich zu Beginn ein knapp 15 cm hoher Stapel Waffeln befunden hatte, zeigte schon fast das Dekor. „Soll ich noch Waffeln machen?“

Ich erntete nur Kopfschütteln, alle schienen zufrieden, glücklich und gesättigt zu sein. Ich nickte Marvin zu, er sprang auf und eilte in die Küche. Mit einem Tablett Likörschalen und einer Flasche selbstgemachten Eierlikörs kehrte er ins Esszimmer zurück. Bis auf die beiden Kinder nahm sich jeder ein Glas.

Nach der zweiten Runde des gelblichen Getränks erfolgte die große Wohnungsbesichtigung. Ilonka aber besonders angetan von unserem Badezimmer, Alexander bewunderte das Arbeitszimmer seines Bruders. Als wir alle einen Blick in unser Schlafzimmer warfen, meinte der kleine Paul mit seinen fünf Jahren, der sofort in das Bett gesprungen war, an mich gewandt: „Das ist ja so wie bei Mama und Papa! Bist du jetzt mein neuer Onkel oder meine neue Tante?“

Alles grinste, wohl eher aus Verlegenheit, aber das Eis schien gebrochen. „Dann zeig ich euch noch den Rest des Hauses, bitte einfach folgen.“

Wir gingen zur erst in den Keller, Papa Reichenbach war kaum aus dem Partyraum zu kriegen, ob das nun an dem Raum an sich oder an dem reichlich gefüllten Tresenregal lag, lasse ich jetzt einfach einmal dahingestellt. Alexander und seine Frau fanden die Idee einer eigenen Heimsauna ziemlich nachahmenswert. Ich gab ihnen später die Adresse meines Lieferanten.

Zum Schluss der Tour durch die Ludwigstraße 123 zeigte ich ihm noch den Laden. Der Besitzer des Supermarkts schien sich eher für meine Bürolösung zu interessieren, als für alles andere. Mama Reichenbach erblickte im Studio dass rote Sofa. Sie besprach etwas mit ihrem Mann und Peter kam auf mich zu. „Kannst du Bild machen von mir und meiner Frau?“

Ich nickte und führte ihn zum Kanapee. Er setzte sich neben seine Frau, ziemlich unbeholfen und der Abstand war meiner Ansicht nach etwas groß. Mit meiner Rechten drückte ich ihn näher an seine Gemahlin. Ich blickte Ilonka an. „Kannst du bitte mal eben deiner Schwiegermutter die Haare etwas richten?“ Sie nickte und brachte Wilhelmines Haare in Form.

Ich holte eine Kamera, richtete das Licht und fertigte einige Aufnahmen meiner Schwiegereltern. Als ich nach sieben Bildern den Apparat senkte, sprachen alle plötzlich nur noch Russisch und das ziemlich hektisch. Ich blickte auf Marvin, er schien ebenso ratlos wie ich und zuckte nur mit den Schultern.

Mein Liebster klärte mich auf: „Mama hätte gern ein Familienbild für Wadim und Anatol. Als zusätzliches Weihnachtsgeschenk für meine abwesenden Brüder. Kannst du das machen?“

„Kein Thema! Drapiert euch um eure Eltern.“ Sie setzten oder stellten sich um die Eheleute Peter und Wilhelmine Reichenbach, ich maß die neuen Lichtverhältnisse, es funktionierte auf Anhieb mit der Gruppenaufnahme. Die beiden Alten saßen auf dem Sofa, je einen Enkel neben sich, Alexander, Ilonka und Igor standen hinter der Lehne. Aber nach den ersten beiden Lichtblitzen winkte Mama Reichenbach ab. Ich senkte die Kamera erneut. Was sollte das denn nun? Erneut russische Töne.

Alexander kam auf mich zu. „Stefan, hast du einen Fernauslöser?“

Ich blickte ihn erstaunt an. „Natürlich! Wieso fragst du?“

Er schien sichtlich verlegen. „Mama möchte ein Bild der gesamten Familie!“

Entweder stand ich nun auf dem Schlauch oder ich sah vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. „Ihr seid doch komplett!“

„Nein! Du gehörst zu Igor und Marvin gehört zu dir, als gehört ihr beide zu uns. Kommt bitte mit aufs Bild! Mama und ich wollen es so!“ Es fiel ihm sichtlich schwer, aber er reichte mir zum Zeichen der Ernsthaftigkeit seines Angebots seine Hand, die ich gerne ergriff und herzlich schüttelte. Er drehte sich wieder um und ging zurück zu seiner Frau.

Während ich den Fernauslöser suchte und anbrachte, winkte ich meinen Neffen, der an der Tür stand, zu mir und erklärte ihm die Situation. Er grinste und nahm sofort den Platz zwischen Igor und dessen Schwägerin ein. Als ich die Funksteuerung angebracht hatte, gesellte ich mich neben meinen Liebsten, legte meine Hand um seine Hüfte und meinte beim Abdrücken nur: „Bitte lächeln!“

Wieder oben in der Wohnung machten wir uns über die dritte Runde Eierlikör her. Igor und Marvin bedienten, ich saß neben meiner Schwiegermutter. Wilhelmine blickte mit tief in die Augen. „Ich weiß jetzt, mein Sohn ist in guten Händen bei dir. Er hat jetzt eine eigene kleine Familie, mit der er Weihnachten feiern wird. Ihr kommt aber alle zum Kaffee am ersten Feiertag, ich will meine gesamte Familie um mich haben!“

„Versprochen! Und die Bilder sind bis dahin fertig!“ Wir gaben uns die Hand und blickten uns tief in die Augen.

In ziemlich gelöster Stimmung verließen uns die Reichenbachs gegen kurz nach sechs. Mein Schwiegervater schwanke zwar etwas, aber er nahm die Treppe ohne Probleme. Für Alexander galt allerdings die gleiche Schwankungsbreite! Nach dem Aufräumen setzten wir uns bei der Neige des gelblichen Getränkes im Wohnzimmer zusammen und leerten die Glasflasche zur Gänze.

Nachdem wir angestoßen und ausgetrunken hatten, fragte mein Russe mich, was ich ihm eigentlich gegeben hätte, um runter zu kommen; Die Pille hätten Wunder gewirkt!

Unsere Lippen vereinigten sich zum Kusse, ich blickte ihm tief in die Augen: „Es waren lediglich zwei Vitamin C Tabletten, nicht mehr um nicht weniger! Ich gebe dir doch keine Drogen! Was denkst du denn von mir?“

„Plazebo? Du hast mir nur Vitamintabletten gegeben? Nicht mehr? Aber die Wirkung passte! Du …“

„Ja?“

„Ich liebe dich!“

Tja, lieber Leser, das waren die Ereignisse kurz vor dem Fest der Liebe. Meine Befürchtungen ob der Familie Reichenbach schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Die Problematik Weihnachtsessen war endlich geklärt, auch einige andere Dinge erschienen nun in einem etwas anderen Licht. Da ich aber nicht glaube, dass es irgendjemanden interessiert, welche Begegnung Marvin nachdem Weihnachtessen der Planges hatte oder was beim Stephanus-Steinigen besprochen wurde, werde ich die Geschichte nun beenden. Wenn es doch den einen oder anderen unter euch geben sollte, der unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht, der soll sich dementsprechend melden!

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