Adventskalender – Suddenly royal II – 22.Türchen

„Großmutter Sophie?“, blabberte Jayden mir nach.

„Hallo Jayden… Molly!“, sagte Grandma lächelnd und hielt sich immer noch an meinem Arm fest.

„Das ist deine Grandma, über die niemand spricht?“

Sabrina, ein Trampel wie immer!

„Ja, bin ich“, meinte Grandma, „darf ich mich zu euch setzten?“

Taylor stand sofort auf, zog einen Stuhl vom Nachbartisch hinzu und blieb dahinter stehen. Grandma ließ sich langsam darauf nieder, dann setzten sich Taylor und ich mich auch hin.

„Danke mein Junge!“, meinte sie zu Taylor, der sie breit anlächelte.

„Das ist also dein Freund Taylor… netter Junge!“

Stimmt, ich hatte ihr wirklich alles von mir geschrieben, auch die Sache mit meinem Schwulsein und Taylor. So wusste es auch Emily, die den Brief ja auch gelesen hatte. Und wenn ich es mir genau überlegte, die beiden lebten ja zusammen, also würde mich jemand besser verstehen, als die beiden?

„Ja, das ist er“, meinte ich stolz und nahm seine Hand in meine.

Emily kam zurück und stellte jedem seine Schokolade hin, Sophie gab sie einen Tee.

„Ich bin an der Theke“, meinte sie nur lächelnd und lies uns dann wieder alleine.

Emily war nicht wieder zu erkennen, auf alle Fälle hatte ich sie bis jetzt noch nicht lächeln sehen.

„Du bist unsere Grandma Sophie?“, kam es von Jayden, der wohl wieder seine Sprache gefunden hatte, Molly dagegen reagierte nicht, sondern starrte ihre Großmutter nur an.

„Ja, das bin ich und es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen treffen…“

„Wieso? Ich finde es sehr schön hier!“, kam es von Sabrina.

Leider saß ich zu weit weg von ihr, sonst hätte ich sie jetzt ans Bein getreten. Sie hatte aber auch irgendwie Recht. Ich sah meine Großmutter an.

„Es hätten keine besseren Umstände sein können Grandma“, sagte ich.

Sie sah mich fragend an.

„Ist es nicht besser, die beiden wissen, wer und wo ihre Großmutter ist? Du sagtest vorhin, hättest du, wäre – Es ist immer die eigene Entscheidung, die uns auf einen weiteren Weg bringt, mal richtig, mal falsch.“

Niemand von den anderen unterbrach mich.

„Ob es aber richtig oder falsch ist, weißt du nicht vorher. Aber ist es falsch, dass du die Person, die du liebst ablehnst, nur weil du an etwas gebunden bist, das dir nicht gefällt?“

Grandma schien zu wissen, von was ich redete, denn sie nickte leicht.

„Ich muss Jack Recht geben!“, warf nun Jayden ein, „es mag sich zwar schrecklich anhören, aber ich bin froh, dass meine Mutter weg ist. Es war eine gute Entscheidung, bei meinem Vater zu bleiben. Klar ist es traurig, aber ich habe dafür so viel dazu gewonnen, was ich eigentlich nicht mehr missen möchte!“

Hoppla, große Worte!

„Ich gebe meinem Bruder vollkommen Recht und es ist alleine deine Sache gewesen Grandma, ob du deinem Herzen gefolgt bist und nicht deinem Verstand.“

Onkel Henry wusste wohl auch Bescheid und hatte die Geschichte vom Bootshaus seinen Kindern erzählt.

„Kinder, ich bin stolz, solche Enkel zu haben!“, meinte Grandma strahlend.

Ich sah, dass Sabrina sich zu Jayden wandte und frech angrinste.

„Ich sollte mir vielleicht noch einmal überlegen“, sagte sie dann plötzlich zu Jayden, „ob ich deine Freundin bleiben will, wenn in deiner Familie immer alles in die Brüche geht.“

*-*-*

Leider viel zu kurz, war dieses einzigartige Treffen gewesen, denn wir wollten rechtzeitig zum Lunch zurück sein. Herrlich durch die Winterlandschaft zu reiten, trafen wir endlich am Stall ein.

Dort stand jemand und wartete auf uns. Gregory. Ich glaube, wir sollten ein Gespräch mit Grandpa führen, damit er seine Pferde aufstockte, falls wir alle mal, gemeinsam ausreiten wollten.

„Hallo Gregory“, rief ich und winkte.

Er winkte zurück. Endlich am Stall angekommen, war ich doch froh, denn langsam spürte ich die Kälte.

„Wo wart ihr so lange?“, fragte Gregory, der nun mein Pferd festhielt, bis ich abgestiegen war.

„Wir sind in der Nähe eingekehrt und haben uns eine heiße Schokolade genehmigt“, quiekte Sabrina vor Freude, nachdem sie auch vom Pferd runter war.

Für ihre ersten Ausritt hatte sie sich wacker gehalten, dass musste man ihr lassen. Jayden half Taylor die Pferde in den Stall hinein zubringen, während die zwei Mädels ins Haus stürmten. Gregory stand neben mir und schaute den zwei ebenfalls nach.

„Hier in der Nähe? Ich stelle fest, ich kenne mich hier überhaupt nicht mehr aus“, meinte Gregory, der nun mein Pferd streichelte.

„Hier scheint wirklich immer etwas los zu sein.“

Ich schaute ihn an.

„Das ist aber noch nicht lange so…“, meinte ich leise, „aber warum bist du überhaupt hier, ich dachte du verbringst den Tag mit deine Großeltern.“

„Die haben Besuch bekommen und umringt von nur alten Leuten, nein, das muss ich mir nicht antun! Da kam mir Grandpas Anruf, mit einer Einladung zum Lunch, gerade recht.“

„Hier gibt es auch alte Leute!“, grinste ich ihn an.

Er stubste mir in die Seite.

„Du weißt schon, wie ich das meine.“

„Klar! …ähm macht es dir etwas aus, wenn wir hinein gehen, mir wird langsam kalt“

„Nein, kein Problem, aber willst du nicht auf deinen Taylor warten?“

„Mein Taylor…,“, wie er das betonte, „ich denke, der hat noch ein wenig zu tun, bis die Pferde alle versorgt sind.“

„Ach so. Schade, dass ich nicht mitkonnte, aber das wäre ja auch nicht gegangen, mit nur fünf Pferden.“

Ich hängte mich bei ihm ein und zog ihn Richtung Haus. Verwundert schaute er erst meinen Arm dann mich an.

„Vielleicht solltest du dich in nächster Zeit mal mit deinem Grandpa zusammen setzten.“

„Ich? Wieso?“

„Ihn überreden, dass er seine Herde Pferde vergrößert!“

*-*-*

Die Suppe tat so gut und sie schmeckte wie immer hervorragend. Sabrina sprudelte fast über, als sie von ihren ersten Reitversuchen erzählte, aber in einem Punkt hielt sie ihr Versprechen und schwieg darüber.

Wir hatten auf dem Weg nach Hause ausgemacht, nichts von Grandma zu erzählen, weil wir nicht wussten, wie die Erwachsenen darauf reagieren würden, besonders Grandpa. Grandma hatte noch erzählt, dass sie Henry nicht gesehen hatte, weil ihn Emily so wie mich beim ersten Besuch, abgewimmelt hatte.

Ob das gut oder schlecht war, konnte ich nicht sagen. Natürlich hatten wir Grandma auch von Sophia und Gregory erzählt, was sie wiedertraurig stimmte. Trotzdem mussten wir ihr Versprechen, bei unserem nächsten Besuch, ihn mitzubringen.

Am Tisch wurde sich über Sylvester unterhalten, nachdem Sabrinas Erzählgüsse geendet waren. So diskutierte man darüber, ob man ein Feuerwerk veranstalten sollte, oder nicht, denn es war hier eigentlich ganz unüblich.

Stattdessen sang man Schlag vierundzwanzig Uhr, dieses alte Volkslied -Auid Lang Syne-, das jedes Kind von klein auf beigebracht bekam. Zwar konnte sich niemand den ganzen Text merken, aber wenn alle mitsangen, war das ein tolles Gefühl. Wenn dann noch jemand Dudelsack spielen konnte, setzte es dem ganzen die Krone auf.

Auch über das Essen wurde geredet und nach einem längerem, ob man nun klassisch, oder etwas modernes essen sollte, einigte man sich darauf, es bescheiden anzugehen. So riss der Gesprächsstoff während des ganzen Essen nicht ab.

„Vater, möchtest du noch einen Tee?“, fragte Tante Abigail.

„Gerne, aber ich werde ihn lieber drüben in der Bibliothek zu mir nehmen.“

„Wie du wünschst, Vater“, sagte sie und stand auf.

Damit war die Tafel wohl aufgehoben und alle konnten aufstehen. Da Grandpa doch noch etwas wackelig auf den Beinen war, half ich ihm auf und führte ihn das andere Zimmer. Als wir gerade an der Haustür vorbei kamen, öffnete sich diese und ein leicht eingeschneiter Taylor trat ein.

Er schüttelte seinen Kopf und ein paar Schneeflocken fielen zu Boden. Dann klopfte er auf der Matte an der Tür die Schuhe ab.

„Es scheint heftig zu schneiden“, sagte Grandpa lächeln.

Durch die bunten Fenster, neben der Haustür, konnte man nicht gut nach draußen schauen.

„Ja und es scheint nicht weniger zu werden“, entgegnete mein Schatz.

„Dann solltest du heute vielleicht hier bleiben, bei dem Wetter sollte niemand mehr Auto fahren müssen.“

„Ich habe meine Schwester bereits angerufen, sie meinte ebenso es wäre besser hier zu bleiben, sie und Julien haben keine Lust, dem Wetter durch die Nacht zu fahren,“

Ich führte Grandpa weiter zur Bibliothek und Taylor folgte uns.

„Du hast das Mittagessen verpasst“, meinte ich.

„Ich habe mit James gegessen, er hat etwas von zu Hause mitgebracht. Warum ich eigentlich hier bin, ich soll von James fragen, ob wie der alte Traktor in Betrieb nehmen können, denn James denkt, das der Räumdienst heute wohl nicht kommen wird.“

„Räumdienst?“, fragte ich.

„Ja, dein Großvater hat mit dem örtlichen Räumdienst eine Abmachung, dass wenn sie die Straße räumen, sie auch die Baumallee zum Haus Schneefrei machen.“

„Praktisch!“, meinte ich, während Grandpa sich setzte, „aber warum fragst du, ob ihr den Traktor nutzen könnt?“

„Weil das Ding schrecklich laut ist“, erklärte Grandpa, „aber das wirst du noch selbst hören.

*-*-*

Es war wirklich nicht übertrieben, selbst in meinem Zimmer, das zur anderen Seite lag, hörte man diese Höllenmaschine noch. Aber wenn es Taylor half, den Weg zur Straße frei zu legen, sollte es mir recht sein, umso früher bekam ich ihn wieder zu Gesicht.

Ich klappte mein Laptop zu und ging zu meinem Bett hinüber und gerade, als ich mich so richtig eigekuschelt hatte, klopfte es an der Badtür. Genervt schaute ich auf und rief „ja!“. Wer sollte es anders sein, Jayden natürlich.

„Hallo, was machst du?“

„Auf dem Bett liegen…“

„Mir ist langweilig…“

„Wo ist Sabrina?“

Ich schaute Richtung Badtür.

„Die und Molly wollen irgendetwas machen und mich nicht dabei haben.“

Ich musste grinsen, denn im Augenblick kam mir Jayden, wie ein kleines trotziges Kind vor.

„Keine Lust hinauszugehen?“, fragte er dann.

„Jayden, hast du mal raus geschaut?“

Sein Blick wanderte, wie meiner, Richtung Fenster und dicke Schneeflocken schwebten vorbei.

„Ich dachte, wir gucken Taylor ein bisschen zu, wie er, mit dem Traktor den Schnee räumt.“

„Ich bin zwar gerne mit Taylor zusammen, aber bei der Kälte und bei dem Schneetreiben muss das nicht sein.“

„Okay…“, meinte Jayden und schaute sich im Zimmer um.

Er benahm sich irgendwie komisch, meistens aber nur, wenn etwas im Busch war.

„Ist irgendetwas, Jayden?“

„Nein…, nichts.“

Ich rückte etwas zur Seite und hob meine Decke an. Mit großen Augen schaute er mich an.

„Jetzt komm schon, so ist es viel wärmer!“

Langsam krabbelte er übers Bett, ließ sich neben mir nieder und ich schlug die Decke über ihn.

„So und jetzt erzähl mir bitte, was du wirklich auf dem Herzen hast.“

Er schaute mich lange an, dann senkte er den Kopf.

„Es ist wegen Sabrina…“, sagte er fast flüsternd.

„Was ist mit Sabrina?“, fragte ich erstaunt.

„Ich… ich mag sie wirklich gerne…, aber sie ist oft…“

„Laut!“, unterbrach ich ihn.

„…ja und so quirlig.“

„Und das ist dir dann zu viel.“

Jayden nickte.

„Hast du ihr das schon gesagt?“

„…nein…“, kam es leise von meinem Cousin.

„Und warum nicht?“

„Ich traue mich nicht…“

„Du hast vor Sabrina Angst?“

„Ich würde es nicht Angst nennen…, oder vielleicht doch…, ich möchte sie einfach nicht verletzen!“

„Meinst du wirklich, Sabrina ist verletzt, wenn du ihr sagst, sie soll ein paar Gänge zurück nehmen?“

Jayden zuckte mit den Schultern.

„Könntest…, könntest du vielleicht… mit ihr reden?“

„Ich?“, meinte ich erstaunt und zeigte auf mich.

„Ich werde mich sicher nicht in eure Beziehung einmischen.“

„Aber du bist doch ihr bester Freund, können Freunde sich nicht alles sagen?“

„Du bist ihr Freund! Also machst du das mal schön selbst.“

Er seufzte, krabbelte aus dem Bett und ging wieder in sein Zimmer hinüber.

*-*-*

Eng aneinander gekuschelt, lag ich nach dem Dinner mit Taylor im Bett. Heute Abend war mir nicht nach geselligen beieinander sein, auch wenn Gregory hier übernachtete. Jayden hatte sich bereit erklärt, sein Zimmer mit seinem Cousin zu teilen.

Es hatte nicht aufgehört zu schneien und es wäre unsinnig und gefährlich gewesen, Gregory noch nach Newbury zu seinen Großeltern zu bringen.

„Und du kannst Silvester wirklich nicht hier bleiben?“

„Tut mir leid Jack, aber an Sylvester feiern wir immer mit unseren Gästen im Haus. Das ist viel Arbeit und ich muss helfen.“

„Schade“, meinte ich traurig.

„Jetzt schau nicht so“, sagte Taylor und küsste meine Nase.

„Ich dachte nur, jetzt wo ich einen Freund habe, könnte ich mit ihm ins neue Jahr feiern.“

„Hm…, ich hätte ja gesagt, komm zu uns, aber du kannst hier auch nicht weg, oder?“

Ich schüttelte den Kopf.

Taylor atmet tief durch und schaute zur Decke.

„Dann müssen wir eben die restliche Zeit nutzen, bis du wieder nach London fährst.“

Ich winkelte meinen Arm an und stütze meinen Kopf auf der Hand ab.

„Und wie nutzen wir die?“

Taylor grinste und beugte sich zu mir herüber, so dass ich nach hinten fiel, oder er über mir war.

„Ich wüsste da etwas“, grinste er mich frech an.

Er begann mit kleinen Küsschen über mein Gesicht und Hals zu wandern.

„Taylor nicht…ah…, wenn jemand kommt…“

„Du hast beide Türen abgeschlossen! Wer soll da kommen?“, meinte er und küsste mich weiter.

 

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