Traumschiff – Teil 137

Besuch… Ehe aus… Zeltromantik?… Urlaubspläne… Vereinsleben… Not und Nötigung… Teenieprobleme
Alwin, Samstagabend, 11.06.2011, fast 20:00 Uhr, in der WG nach dem Trainingstag vorm Abendessen mit den Freunden

Gut ausgepowert und sauber geduscht sitzen wir an dem großen Tisch zusammen und wollen jetzt gleich das feine, thailändische Essen genießen, das heute Ole bestellt hat, nach dem fest stand, wer alles mit her kommt zum Essen.

Bezahlt hat allerdings nicht wie so oft in letzter Zeit mal wieder Kevin oder Wolfi, auch nicht Jerome oder Robin, nein, Martin und Kai haben uns alle heute Abend eingeladen.
Außer uns, Gerry und mir, sind ebenfalls hier Jerome mit Sergej, Enrico mit Noah und Philipp, Lex mit Ralf, Robin und sein Roland, natürlich auch Kevin und sein Wolfi und neben Mike und Dirk auch noch Tom und Micha.

Ole und sein Frank sind auch da, sie haben alles vorbereitet, während wir noch in der Sauna und zum Schwimmen unten waren. Etwas ungewöhnlich ist die Anwesenheit von Martin und Kai, die in Begleitung von Kais Neffen Jens und dessen Freundes Giovanni. Jens und Giovanni sind mit einem Tiefkühlzug gestern Abend in Bremerhaven gelandet und haben erst Montag eine Rückfracht.

Deshalb nutzen sie die Zwangspause zum Besuch bei Kai und Martin. Finn ist nach dem Training wohl mit zum Jeremy gefahren, hat Ole vorhin erzählt. Finn ist wohl verknallt in den hübschen Jungen, der wohl ähnlich wie Kevin und Wolfi ein übles Erlebnis hatte vor ein paar Jahren.
Marvin und Marie, Natascha und Paolo, sowie Torsten, Sigrid und Lars und Sabine sind zusammen heute zu dem Griechen zum Essen, eingeladen von der Oma und der Tante, die partout nicht allein dort hin wollten.

Sie haben dann Natascha gebeten, bei den Pärchen zu fragen, wer denn heute um 20:00 Uhr mit ihnen dort zum Essen hin gehen möchte. Paolo durfte dann, da Kai und Martin hier bei uns sind und auch, weil sie Besuch haben, den Bentley fahren.

Ebenfalls wurden der Dr. Alex Brunner und Herr Meinle von Tante Frieda eingeladen.
Jeromes Eltern sind wohl mit den zwei Kleinen bei Matzes Wahleltern eingeladen. Dort sind dann auch noch Schroers mit der Oma und auch Robins Mama mit dem Kapitän.

Mit Matze habe ich nach dem Training heute kurz telefoniert, beide, Chris und er, wollen die Ferien, die es bald gibt, hier mit uns allen verbringen und wir sollen sie auch bei allem mit einplanen.
Kais Neffe und sein Partner scheinen echt voll OK zu sein, cool irgendwie, das der Jens wie sein Onkel auch auf Männer steht und seine Mutter deswegen zu Hause raus ist, wenn wohl auch nicht ganz freiwillig.

Wichtig ist jedenfalls, das der Rest der Familie und in erster Linie sein Vater, hinter ihm und wohl auch hinter Giovanni stehen. Das ist schon gut für die Beiden. Bei Giovannis Eltern gab es keine Probleme.

Giovanni hat erzählt, wie cool Jens den Tankstellenräuber mit dem Sixpack in den Wischerständer und in die Klinik gefegt hat, das hat allen am Tisch saugut gefallen und das es noch 2.000,- Euro Belohnung dafür gab, das ist doch obercool.

Durch diese Aktion sind die zwei wohl richtig zusammen gekommen und nun sind sie wohl fest zusammen. Gio, so sagt der Jens zu ihm, hat gerade erst sein Studium in Medizintechnik abgeschlossen und hat sich auf einige Stellen im Großraum Kassel beworben.

Nach dem nun alle fünfundzwanzig Leute satt sind, werden die Reste versorgt und nach dem die benutzten Geschirr- und Besteckteile in der Spülmaschine verschwunden sind, gibt es für Interessierte einen Film, der Rest spielt was oder redet einfach miteinander.

Martin, Kai und der Besuch fahren um Mitternacht nach Bremerhaven zurück, Kevin und Wolfi auch und hier geht es in die Betten. Auch wir bleiben heute hier, mein Gerry und ich. Rico, Noah und Philipp fahren jetzt auch nach Hause.

Finn, Sonntag, 12.06., Morgens, um 6:30 Uhr im Schlafsack mit Jeremy, in trauter Zeltromantik
Seit etwa ein einhalb Stunden singen und piepsen die Vögel um uns rum im Wald und schlafen ist bei der Musik nicht mehr drin. Außerdem genieße ich die Nähe von Jeremy, der seinen, in einer weißen Retropants verpackten Po, leicht an meinen gedrückt hat.

Durch den dünnen Stoff spüre ich seinen strammen Po deutlich und warm an meinem und das macht mich nicht gerade wenig an. Die Beule vorn in meiner etwas weiteren, bunten Shorts drückt gegen den Stoff aber die werde ich jetzt einfach ignorieren, auch wenn es schwer fällt.

Nach dem Duschen und umziehen gestern nach unserem Training sind wir mit Ralfs Auto hin zu Jeremy nach Hause gefahren.

Ich hatte ihm schon früh geschrieben, dass ich das Auto von Ralf bekomme und seine Mutter uns nicht abholen muss. Das ich jetzt auch über Pfingstmontag bleiben kann und ich ja dann am Dienstag früh von ihm aus zur Arbeit fahren kann, das freut uns natürlich beide sehr.

Die zwei Nächte hier im Zelt am Waldrand mit ihm, dem Hund und den Pferden, das war schon die Idee, uns noch näher zusammen zu bringen. Nach unserem Eintreffen auf dem großen Hof des Opas wurden wir zunächst von Hund Arko begrüßt, der an Jeremy hoch sprang und diesen fast umwarf.

Auch ich wurde durch intensives Lecken der Hände begrüßt und von der Hauskoppel her kam freudiges Gewieher der zwei Hannoveraner Ferdinand und Fridolin, die an den Zaun galoppiert waren und uns dann erwartungsvoll anschauten.

Mit unseren Sachen gingen wir ins Haus und dann gleich hoch in ihre Wohnung. Dort begrüßte uns seine Mama, die unsere verschwitzte Trainings und Unterwäsche verlangte, um diese gleich in die Waschmaschine zu befördern.

Da es schon fast 20:15 Uhr war, beeilten wir uns, nahmen das an Sachen, was noch nicht im Stall war, mit runter und dann holte Jeremy die Pferde, die wir nun zusammen sattelten und mit den Sachen für den Abend und die Nacht beluden.

Die Mama und auch Opa und Oma sahen uns zu, wie wir beide am Zaun auf die Pferde kletterten und im Schritt Richtung Wald und See davon ritten. Seine Mama will uns Morgen Nachmittag noch zusätzlich was zum Grillen bringen.

Nach anfänglicher Unsicherheit ging es dann ganz gut mit Fridolin und mir und als Ferdi dann ein bisschen zu traben begann, schloss Fridolin sich an und so erreichten wir nach etwa fünfzehn Minuten den Wald und auch den See.

Stolz darauf, nicht unfreiwillig abgestiegen zu sein, ließ ich mich, ebenso wie Jeremy, vom Sattel auf die Wiese gleiten. Die Wiese zog sich rund um den kleinen See und wurde durch den wohl schon etwas älteren Mischwald eingerahmt.

Nicht weit von dem Platz, den Jeremy zum Zelten ausgewählt hatte, ging ein Weg in den Wald hinein. Auch gab es hier eine wohl schon früher von ihm angelegte Feuerstelle, die mit Feldsteinen eingefasst war und um die einige Baumstücke als Sitzgelegenheiten lagen.

Etwa zehn Meter weg, direkt am Waldrand lag ein nicht gerade kleiner Haufen dürres Holz in verschiedenen Dicken und Längen, das wir für unser Lagerfeuer nutzen konnten. Davon holten wir später jeder eine Arm voll.

Zunächst aber luden wir mal die Sachen von den Pferden und auf Jeremys Geheiß entsattelten ich den Fridolin, während er den Ferdi vom Sattel befreite. Arko war bereits im See und die Pferde folgten ihm dorthin.

Wir begannen nun mit dem Zeltaufbau und waren dann auch schnell fertig damit. Nachdem alles verräumt war, begannen wir, ein Feuer anzumachen, das nach anfänglicher etwas stärkerer Rauchentwicklung dann auch munter vor sich hin brannte.

Wir setzten uns, nach dem Jeremy das Essen für heute Abend aus der Satteltasche geholt hat, zusammen an das Feuer und aßen. Kleine Schnitzel und auch Frikadellen, immer vier Stück, Brot, Käse und ein Klotz Weintrauben, jeder ein Bier, sogar recht kühl, dazu und alles in der frischen, immer noch über fünfundzwanzig Grad warmen Luft… einfach lecker und nur toll. Hund und Pferde waren aus dem Wasser zurück und lagen nun unweit von uns auf der Wiese und ruhten sie aus.

Vögel sangen im Wald und ab und zu wurde die glatte Wasserfläche von einem hoch springenden Fisch durch sich kreisförmig ausbreitende Wellen aufgelockert, Insekten tanzten im Sonnenlicht über der Wasseroberfläche.

Wasservögel, Enten wohl, schnatterten am gegenüberliegenden Ufer im Schilf und auch das ein oder andere Quaken ließ auf die Anwesenheit von Fröschen schließen, alles in allem Natur pur und die gesunde Luft, einfach ein tolles Erlebnis, das halt auch so nicht alltäglich war.

Mit ihm hier zu sein, das gefiel mir und ihm offensichtlich auch. Obwohl, ich hatte das Gefühl, das er sehr nervös, vielleicht sogar ängstlich war, bei dem Gedanken, mit mir im Zelt und so, wie es aussah, auch im gleichen Schlafsack die Nacht zu verbringen.

Ich merkte das besonders daran, das er in einer Tour redete, erklärte und auch die Hände redeten fleißig mit. Nach unserem Essen und dem Wegräumen der Sachen zurück in die Satteltasche, wir tranken das zweite Bier, kam ich dann in eine Redepause auch mal zu Wort.
„Jeremy“, sagte ich, „komm mal ein bisschen runter. Du musst nicht nervös oder ängstlich sein. Du bist hier bei mir sicher, es passiert hier nichts, absolut nichts, was du nicht willst. Ich werde dir niemals wehtun, werde dich zu nichts drängen. Ich bin so froh, mit dir hier zu sein und auch heute Nacht mit dir im Zelt in diesem großen Schlafsack wird nichts geschehen, was du nicht selber möchtest. Wir reden und schlafen, werden uns wieder ein Stück weit besser kennen lernen und es wird uns einander noch näher bringen, als es ja bereits ein Stück weit geschehen ist. Wir haben uns ja schon zärtlich geküsst, miteinander ein bisschen geschmust und das werden wir, wenn du möchtest, nach her auch im großen Schlafsack wieder tun.“

„Du hast ja recht, Finn, aber es ist alles sehr neu und auch sehr aufregend für mich. Seit damals war nie mehr jemand so nah, so nah an meinem Herzen oder noch weniger an meinem Körper“, sagt er.

„Meine gesamte Entwicklung zu einem selbstbewussten, offenen und neugierigen Teenie bis hin zu einem jungen, mutigen Mann, die hat quasi nach allem, was in Berlin mit mir passiert ist, nicht oder nur zögerlich stattgefunden. Viel Angst und falsche Scham haben die letzten vier Jahre meines Lebens ziemlich dominiert. Mama, ihre Familie und Otto haben versucht, mein Leben so normal, wie nur möglich sein zu lassen.

Aber der Dämon, der mich gezeugt hat, hielt mich fest in seinen Klauen. Immer wieder diese Bilder und die gefühlten Schmerzen. Der Anblick einer brennenden Zigarre löste Panik in mir aus. Jetzt möchte ich endlich wieder raus aus dieser tückischen Falle, in die mich zwei Menschen, denen ich blind vertraut habe, hinein gestoßen habe. Mit Wut, Dummheit und Gewalt haben sie einen Seelenkrüppel aus mir gemacht, der nun erstmalig seit damals jemand mag und mit ihm gerne zusammen sein möchte.

Mit dir, so sagt mir mein Herz, kann ich das alles überwinden, du sollst und darfst, du musst nach meiner Vorstellung einfach der Prinz sein, der meinen Dornröschenschlaf und die Alpträume weg küsst und jetzt, nach dem mein Herz dich will, kommt die Angst dazu, das es dir zu lange dauern könnte, bis wir uns so endlich so nahe kommen, wie du dir das bestimmt wünschst.“
Ich bin dann von dem Baumhocker aufgestanden, habe ihn vorsichtig umarmt, nachdem ich ihn hoch gezogen und an meine Brust gedrückt habe und dann haben wir uns wieder zärtlich geküsst und ich war überrascht, das plötzlich seine Zunge an meine Lippen stubste.

Freudig habe ich meinen Mund ebenfalls geöffnet und so Platz für unser doch sehr intensives gemeinsames Zungenspiel geschaffen und das haben wir dann auch einige Minuten still und froh genossen. Die Sonne verschwand langsam hinter dem Wald, es begann, zu dämmern und es war dann auch schnell dunkel.

Jeremy gab Arko Futter, die Pferde grasten in der Nähe und der Gesang der Vögel wurde nun ständig leiser und verstummte dann ganz. Das Feuer war fast ganz herunter gebrannt und wir beschlossen, ins Zelt zu krabbeln, um zu schlafen.

Im Zelt waren dann Shorts und Shirts schnell ausgezogen und nackt bis auf eine Unterhose krochen wir, ich zuerst, in den Doppelschlafsack. Berührungen lassen sich bei so was kaum vermeiden und es gab auch kein Problem damit, als Jeremy den Reißverschluss zu zog und sich mit dem Gesicht zu mir neben mich legte.

Es dauerte einem Moment, bis jeder seine Position gefunden hatte und so lag er nun hinter mir und mein Po zeigte zu seinem Bauch hin. Wir verschoben uns noch ein paarmal und letztendlich spürte ich seinen Bauch an meinem Po und seine Hand auf meiner Hüfte.

Er fragte mich noch eine Weile über die Zeit zu Hause aus, wollte viel über das Verhältnis zu meinem Vater wissen und erzählte im Gegenzug von seinem Vater und seinen Großeltern in den Staaten, bei denen sie wohl vor dem Missbrauch einige Male für mehrere Wochen gewesen waren.

Irgendwann später hat er sich dann umgedreht, seinen Po an meinen geschoben. Vorher gaben wir uns einige langen Gute Nachtzungenküsse und dann sind wir auch zeitnah eingeschlafen und das, obwohl in meinem Bauch gerade ein Falteraufstand stattfand.

Genau so bin ich dann gerade eben aufgewacht, geweckt wohl durch das FlyingSymphonie Orchester, dem wir zwangsläufig und kostenlos lauschen dürfen. Jeremy scheint auch wach zu sein.

„Noch nicht aufstehen“, nuschelt er, „ich kann jetzt noch nicht.“

„Wieso nicht?“, frage ich nach.

„Ich bin ganz steif da unten“, nuschelt er leise und verlegen, „ich glaub, ich schäme mich dann.“

„Quatsch, warum das denn“, sage ich, „das geht doch jedem jungen Mann fast jeden Morgen so, ich hab auch eine Latte.“

Er kichert und fragt: „Und jetzt?“

Große Augen sehen mich an, ein wenig Angst glaube ich zu erkennen.

„Aufstehen, bei drei“ sag ich, „und dann ab ins Wasser. Wer zuerst drin ist, hat gewonnen.“ Der Reisverschluss ziept und dann ist er auch schon raus und ich sehe nur noch seinen Po in der weißen Pants durch den Zelteingang verschwinden. Nix wie hinterher, denk ich und stemm mich hoch.

Während ich fast über den von links kommenden Hund stolpere, höre ich Jeremy bereits ins Wasser platschen. Mit Mühe und Not schaffe ich es, nicht zu fallen und folge ihm in das gar nicht mal so kalte, klare Wasser.

Philipp, Sonntag 12.06., 10:00 Uhr, noch im Bett in seinem Zimmer

Spät ist es geworden gestern Abend, fast Mitternacht war es schon, als wir, Noah, Rico und ich, von der WG nach Hause gekommen sind. Nach dem anstrengenden Training am Nachmittag waren auch viele Jungs mit in die WG gekommen.

Weil Martin und Kai mit Besuch dorthin kommen wollten und Kai, glaub ich, für alle Essen bestellt hatte. Thailändisch, wieder eine Premiere in meinem jungen Leben.

„So ein komischer Heidenfraß“, so hätte Opa da wohl wieder gewettert… so etwas gab es und gibt es nicht bei uns zu Hause in Harsum.

Da wurde nie was bestellt. Es war saulecker, fast alles, was ich probiert und gegessen habe. Bei solchen Sachen, oder überhaupt bei allem hier in Bremen, merke ich fast täglich, das ich wohl in Harsum gefühlt im Mittelalter zur Zeit der Inquisition gelebt haben muss.

Vieles, ja fast alles, ist hier neu und oft so anders, als es bei uns zu Hause war und jetzt, nach ein paar Wochen hier, ist alles um so viel cooler und wohl auch besser, als es in Harsum jemals war und wohl auch nie geworden wäre.

Das Wort „Sünde“ zählt hier nicht zum alltäglichen Sprachgebrauch und ein so dahin gesagtes „Gott sei Dank“ ist wohl eher der Gewohnheit geschuldet an statt irgendwelchen religiösen Absichten.
In der Schule, ich habe mich für das Alte Gymnasium entschieden, sind zur Zeit ja hier im Bundesland Bremen gerade noch Pfingstferien bis zum kommenden Mittwoch, halte ich mich sehr zurück. Ich sage nur selten was zu den gerade angesagten Themen, die da unter den Jungs und Mädels diskutiert werden.

Ich will mich, da ich von vielen Dingen zu wenig oder keine Ahnung habe, nicht durch altbackene Kommentare blamieren und ich höre immer sehr aufmerksam zu, wenn die anderen in der Klasse über mir unbekannte Dinge reden.

Der Unwissende, religiöse Spinner, der ich zu Hause in der Schule war, will ich hier nicht sein. Die meisten Jungs sind etwas größer und auch kräftiger, als ich es zur Zeit noch bin. So langsam hole ich aber auf und der viele Sport wirkt sich gut aus auf meine Muskulatur und meine Kondition.

Ich geh mal davon aus, das bestätigte neulich bei einer Nachuntersuchung auch Matzes Vater in der Klinik, das ich bis zum Herbst alle krankheitsbedingten Defizite aufgeholt habe, körperlich auf jeden Fall.

Hätte ich mehr auf Lucas gehört, wäre ich auch, was Sex und Mädchen angeht, nicht immer noch etwas hinter dem Mond zurück. Von Ronny, er ist der Klassensprecher und er sitzt neben mir in der Schule, bekomme ich öfter Infos, zum Beispiel, welche Mädels rasiert sind im Höschen und auch, wer sich da gern mal dran fahren lässt an die Pussy und auch, wer mehr als nur ein bisschen fingern zulässt.

Ronny kennt sich aus, ist der größte von der Statur her und da er noch ziemlich gut aussieht, hat er da bestimmt auch schon seine Erfahrungen gemacht, denk ich. Zu fragen traue ich mich aber nicht. Er meint es gut, denk ich und wenn er wüsste, das ich schwul und eine Klemmschwester bin, würde er bestimmt nicht dulden, dass ich jetzt neben ihm sitze.

Der Lehrer hat mich dort auf den freien Platz geschickt. Auf diesem Gebiet, also Sex und dann noch mit Mädchen, da fehlt mir dann ja auch jede Erfahrung und mit rotem Kopf musste ich Ronnys Frage, ob ich schon mal an einer feuchten Pussy gefummelt habe, verneinen und sein gönnerhaftes: „Das wird schon noch, Kleiner, bist halt ein Spätzünder“, hätte ich um ein Haar mit: „Im Leben nicht mehr“, beantwortet und damit hätte ich mich beim unserem Klassenexperten dann auch ungewollt geoutet.

Einige in der Klasse haben schon Freundinnen und gefummelt wird da bestimmt auch, Noah hat aber gemeint, die meisten würden bestimmt nur angeben und halt wie alle in dem Alter eher noch mit sich selber, höchstens mal mit einem Freund, wichsen.

Ich werde bei solchen Aussagen halt immer noch rot, da kann ich einfach nichts dafür. Wenn du fast vierzehn Jahre immer nur gesagt bekommst, dass Gott es nicht will, das man über solche Themen redet, dann ist das ja auch kein Wunder.

Tante Irene und Onkel Ulf haben auch ein oder zweimal Sex in der Woche, wenn ich die Geräusche richtig deute und nach Internetrecherche weiß ich nun auch, wie und was da zwischen Männlein und Weiblein abgeht beim Ficken, wie Noah und Rico immer dazu sagen.

Die Beiden haben öfter in der Woche, ja eigentlich fast täglich, Sex miteinander und dermaßen angeregt, ich mit mir mittlerweile auch und ja, endlich auch ohne schlechtes Gewissen. Maxi und ich skypen öfter miteinander, auch öfter mal nackt und ja, wir schauen dem jeweils anderen zu, wenn wir wichsen.

Mit Lucas skype ich auch aber seinen Aufforderungen, meine Hosen runter zu lassen, gebe ich immer noch nicht nach. Maxi ist mir da einfach genug, was Sex mit Zuschauen angeht. Meine Befürchtungen, ich könnte das alles übertreiben und mir dabei schaden, haben in einem Brudergespräch unter sechs Augen meine großen Brüder als Quatsch abgetan.

„Sex“, hat Noah zu mir gesagt, „ist gut und gesund und das gilt auch bei Sex mit sich selber.“ „Wofür hat man denn diese Organe“, hat Rico grinsend hinzugefügt, „wenn man sie nicht benutzen darf. Wenn man dann mal einen Partner oder auch eine Partnerin hat, gibt es natürlich andere Möglichkeiten, aber das wirst du ja irgendwann selber erfahren. Denk nur daran, immer schützen bei Sex zu zweit, das wirst du ja hoffentlich wissen und immer beachten. Wenn nicht, fragen oder googlen.“

Obercool, wie mir beide immer, wenn ich frage, alles genau erklären, mir dabei aber nicht das Gefühl geben, zu jung und dumm zu sein. Oh nein, das ist Beratung und Erklärung auf Augenhöhe und weil wir altersmäßig noch nicht so weit auseinander sind, finde ich das auch richtig toll mit den Beiden.

Tante Irene oder Oma, ja nicht mal Onkel Ulf könnte ich solche Dinge fragen, das war zu Hause auch absolutes „NO GO“ und hätte bestimmt ein paar Ohrfeigen und Hausarrest eingebracht.
Die kurzen Pfingstferien waren und sind noch von viel Training, Sauna und Schwimmen geprägt und Muskelkater kriege ich jetzt so schnell nicht mehr. Mit den Freunden und auch mit meiner neuen Familie komme ich bestens zurecht und alle nehmen mich für voll und akzeptieren mich so, wie ich bin.

Auch in der Schule bin ich mittlerweile gefühlt angekommen und Ronnys Nähe, er hat mich quasi unter seine Fittiche genommen, hilft mir dabei, mich überall zu Recht zu finden. Dabei gefällt er mir ganz gut und wenn er nicht hetero wäre… na ja, das ist aber so.

Jens, Montag, 13. 06. Pfingstmontagmorgen, 12 Uhr, Im Hafen, nach dem Verladen von Tiko-Fisch.

Nach dem uns Wolfi und Kevin um 8:00 Uhr zum Hafen gefahren haben, wurde trotz Feiertag geladen und da Papa für diese Fracht nach München eine extra Genehmigung eingeholt hat, um heute fahren zu dürfen, werden Gio und ich jetzt losfahren und wenn alles läuft, Dienstag in der Frühe in München abladen.

Es war mal wieder ein tolles Wochenende hier an der Küste und ich könnte mir sogar gut vorstellen, ganz hier zu leben. Keine oder nur vereinzelte LKW auf der Autobahn heißt natürlich, dass wir schneller voran kommen, als das an Wochentagen der Fall ist.

Beim Losfahren ruf ich Papa an und berichte kurz, das alles OK ist bei uns. Da ich gegen Ende der Herfahrt noch schnell getankt habe, ist jetzt erst mal Piste angesagt und mit „Linkin Park“ in Stereo geht es flott Richtung Süden.

740 km Strecke, davon 709 km Autobahn, das ist schon ein ordentliches Stück Weg und nicht in zwei Stunden erledigt. Über Bremen, an Hannover und Hildesheim vorbei, über Kassel, dann Richtung Würzburg und von dort über Nürnberg nach München.

Ich schätze, dass wir es schaffen können, in einer Lenkzeit, also in zirka neun Stunden, am Ziel zu sein. Um das zu schaffen, darf es keinen Stau oder ähnliche Verzögerungen geben unterwegs, sonst wird das nichts.

Da ja Feiertag ist, sind nur vereinzelt LKW-Kollegen unterwegs. Mit meinem Schatz an Bord macht mir das alles nichts aus, ich bin gut gelaunt und er auch, was will man mehr.
Zur Hälfte der Strecke, in der Nähe von Frankfurt, machen wir unsere fünfundvierzig Minuten Pause, essen und trinken was und fahren dann auch gleich weiter.

Es läuft gut, Papa fragt ab und zu nach und Gio ruht jetzt ein bisschen auf dem unteren Kabinenbett. Auf der Gegenfahrbahn ist mehr los, als auf unserer Seite. Das liegt wohl mit daran, dass die Pfingstferien Morgen zu Ende sind und alle wieder nach Hause müssen.

Papa hat bei einem Anruf am Samstag gesagt, dass meine Mutter ihre persönlichen Sachen abgeholt hat und in eine Wohnung nach Kassel gezogen ist. Das ist jetzt wohl das endgültige aus und es schien ihm nichts auszumachen.

Mit Verlaub gesagt, mir auch nicht. Das es mal so endet, war kaum voraus zu sehen allerdings liegt wohl jegliche Schuld bei ihr, finde ich. Dies tolle WG da in Bremen, das ist echt eine coole Sache und ich denke, so zu wohnen, das hat schon was und ich kann mir vorstellen, dass das so auch uns beiden gefallen würde.

Uns geht es aber auch nicht schlecht, meinem Schatz und mir und da seine und meine Restfamilie hinter uns stehen, ist auch bei uns alles OK. Wir kommen uns auch immer näher. Die Beziehung ist jetzt schon recht fest, sag ich mal und uns beiden geht es sehr gut dabei. Wenn Gio jetzt noch einen coolen Job findet, dann ist alles super gut.

Chris, Dienstag, 14.06., 09:00 Uhr mit Matze im Hörsaal in Hamburg.

Wir haben die drei freien Tage genutzt, Hamburg ein wenig besser kennen zu lernen. Zuerst wollten wir eigentlich nach Hause fahren zu Familie und Freunden, haben dann aber umdisponiert und uns entschlossen, hier alles etwas genauer zu erkunden.

Ein Besuch Samstagabend, abseits der Reeperbahn, wir waren im Stadtteil Sankt Georg, da hat sich im Laufe der Jahre ein insgesamt tolles schwules Viertel etabliert und wir sind dort, Hand in Hand, durch gebummelt. Jede Menge Läden und Kneipen, diverse Clubs und viel Publikum, es hat uns gut gefallen.

Im Restaurant „Kabul“ am Steindamm haben wir zunächst mal gut gegessen. Ein Menü mit afghanischen Spezialitäten, voll lecker und super preiswert haben wir zum Einstand des Abends zu uns genommen, es war echt gut.

“Die lange Reihe“, eine Straße hier im Viertel, ist durch schwules Leben und Vielfalt geprägt und auch baulich eine fantastische Sehenswürdigkeit. In dieser Straße, dem absoluten Muss eines Besuchs in „St. Georg“, ist der auch uns noch als Schauspieler der Kriegs und Nachkriegsjahre weltbekannte Hans Albers geboren.

Es war einiges los am Samstagabend und viele illustere Typen waren dort unterwegs. Hier kann man problemlos Händchen halten und auch küssen unter Männern ist offensichtlich ganz normal hier.

Leider ist das nicht überall so selbstverständlich und uns ist schon klar geworden, das wir mit dem Kreis an Freunden und deren Eltern in Bremerhaven und Bremen wirklich mehr als zufrieden sein können. So langsam kennen wir uns ganz gut aus, sind auch öfter unterwegs, um alles kennen zu lernen.

Der normale Alltag holt uns ein und es fühlt sich alles ganz gut an.
Der Kontakt nach Hause reißt nicht ab, wir werden nach wie vor über alles informiert und verfolgen auch alle Ereignisse in Bremen und Umgebung mit Interesse und nehmen teil an allem, was dort geschieht.

Armin und Denise haben sich wohl jetzt doch für ein Studium in Berlin entschieden, was in erster Linie wohl auf Denises Wunsch hin erfolgt ist. Sie will einfach mal weg aus dem sie begluckenden Elternhaus und Bremen war ihr nicht weit genug weg von dort.

Jetzt ist erst mal Pause und wir gehen raus an die frische Luft. Auf Grund der sommerlichen Temperaturen ist die Luft im Hörsaal nach zwei Stunden nicht mehr gut zu ertragen und deshalb strömt alles hinaus.

Nach Unischluss werden wir mal nach einer Badegelegenheit suchen. Bei dem Wetter muss das einfach sein. Es sind einige gute Freibäder in der Nähe, mal sehen, zu welchem wir dann immer gehen werden oder fahren.

Jeremy, Dienstag, 14.06., 16:30 Uhr im Training, Alwin trainiert sie, mit Finn und den Anderen aus der Trainingsgruppe

Das Bad im See am Sonntagmorgen war der Auslöser für ein weiteres Stück Zusammenrückens zwischen Finn und mir. Die Morgenlatte ignorierend, war ich aus dem Schlafsack heraus direkt die fünfzehn Meter zum Ufer gerannt und mit Schwung hinein gesprungen.

Finn kam, nach dem er fast über Arko gestolpert und hin geflogen wäre, dann etwas langsamer zum Ufer. Die Beule in seiner Hose war deutlich und ich hielt die Luft an, als er die Hose am Ufer einfach so abstreifte und nackt und halt auch mit einer aufragenden, recht ansehnlichen Morgenlatte zu mir ins Wasser kam.

Was ich da aus etwa zehn Schritte Entfernung zu sehen bekam, das gefiel mir schon und aufkeimende Bilder von gleich zwei steifen Gliedern meines Erzeugers und seinem Freund blinzelte ich weg, war selber erstaunt, wie problemlos das ging.

Hier das ist Finn, der will dir echt nichts böses, sagte mir mein Unterbewusstsein und aufkeimende Panik verflüchtigte sich. Er lächelte mich an mit seinem so verdammt süßen Lächeln und bevor ich richtig begriff, was er vorhatte, umarmte er mich schon.

Da uns das Wasser bis über den Bauchnabel ging, waren die Teile, die auch im kühlen Wasser steif blieben, nur undeutlich zu sehen. Durch die Umarmung aber drückten sie gegenseitig gegen die Bauchdecke und ich bekam trotz Unterhose eine richtige Gänsehaut.

„Er tut dir nichts böses, tut dir nicht weh“, sagte meine Vernunft im Kopf und es war auch kein unangenehmes Gefühl, so zu berühren und berührt zu werden.

Als er mit seinen Händen dann unter Wasser zum Po gehen wollte, hielt ich diese fest und legte sie hoch auf meine Schultern. Er begriff sofort, wollte zurücktreten und er sagte: „Sorry.“

Ich wollte aber den Kontakt unter Wasser nicht aufgeben, dazu war es zu gut und so neu. Ich hielt ihn, unter seinen Armen hindurch greifend, fest bei mir und dann, ganz mutig und wohl auch situationsgeil, rieb ich uns leicht hin und her.

„WOW, geil, gut, neu und ungewohnt“, dachte ich und der Po war ja auch außen vor dabei.

Das gefiel uns wohl beiden, denn auch er bewegte nun langsam sein Becken zart hin und her. Das war soo viel anders, so viel besser vom Fühlen her, als beim wichsen, das war Sex mit meinem Freund oder war da schon mehr?

Ich glaube schon, dass es mehr war, viel mehr, zumindest für mich, sonst würde ich das wohl so nicht zugelassen haben. Das Ende kam, bei gleichzeitigem Stöhnen, viel zu schnell und bei

uns beiden fast synchron.

Es war unbeschreiblich schön, mit ihm hier im Wasser, ohne Hände, zärtlich und, ja, schon liebevoll zu einem sehr heftigen Orgasmus zu kommen. Wir ließen uns beide stöhnend unter Wasser sinken.

Das Gefühl wurde auch nicht durch meine Unterhose geschmälert, obwohl es ohne bestimmt noch besser sein würde. Bald, mal sehen, für mich war das schon ein gewaltiger Schritt nach vorn.
Dann, nachdem die Erregung abgeklungen war, war ich natürlich froh, dass ich es trotz gewisser Ängstlichkeit zugelassen, ja sogar aktiv mit gemacht hatte. Stolz war ich auf mich und als er mich nach dem Auftauchen küsste, kamen schon ein paar Tränchen bei mir.

„Das war galaktisch gut und auch soo mutig. Ich bin so stolz auf Dich“, sagte er in mein Ohr

und ich konnte nur nicken.

Mein Herz quoll gerade über vor Glück und meine Gefühle für ihn waren einfach so rasant gewachsen und so stammelte ich dann: „Ich glaube, ich liebe dich und es fühlt sich so toll an.“

Ein weiterer Kuss von ihm belohnte die mutige Offenbarung meiner Gefühle und die Antwort: „ja, das geht mir wohl genauso jetzt und es hat eine rasante Dynamik angenommen“,  machte mich sehr froh.

Jetzt waren wir wohl zusammen, wenn es auch noch an Vollkommenheit fehlte, aber nach jetzt und hier war ich mehr als guten Mutes, das aus uns ein richtig tolles Wir werden würde.
„Jeremy“, Alwin ruft mich gerade, „machst du noch mit hier bei uns?“

Mit rotem Kopf nickte ich, einige lachten, Finn strahlte mich an. Er muss wohl an meinem Minenspiel gesehen haben, was mich gerade beschäftigt hat.

„Egal, an was du gerade gedacht hast“, kam es jetzt von Alwin, „dafür ist später Zeit.“

Wenn der wüsste, grins. Heute bleibe ich in der WG, obwohl wir Morgen, am fünfzehnten. wieder zur Schule müssen. Für gerade mal drei Wochen ist jetzt wieder Schule, dann sind Sommerferien und für unsere Abiturienten ist dann Schluss mit Schule.

Für mich geht es dann ja noch weitere zwei Jahre dort hin, weil ich damals so viel versäumt habe. Ich denke, dass alle ihr Abi bestanden haben, jedenfalls war nichts Gegenteiliges im Gespräch. Ich muss meinen Finn, denn das ist er ja nun gefühlt, mal fragen, wann er denn Ferien hat in der Firma.

Wenn ich alles richtig mitbekommen habe, ist da ja auch eine Art Zeltlager, eine Woche, glaub ich, in Bremerhaven geplant, ich frage später mal Ole, vielleicht haben die anderen ja Lust, bei uns am See für eine Woche zu campen, Mama und Opa hätten nichts dagegen und bei Regen könnten wir in der Scheune im Heu schlafen.

Das wäre doch obercool und auch nicht teuer, mal hören später, wie die Pläne sind.
Finn hat heute früh mit seinem Bruder geschrieben und er hat mir vor Trainingsbeginn erzählt, dass seine Mama jetzt wohl die Scheidung will, sich aber nicht traut, ihrem Mann aus Angst vor Gewalt von ihrer Absicht zu erzählen.

Finn will sie treffen, am Donnerstag gegen Abend, da ist sein Alter wohl bei einer Sitzung des Gemeinderates. Er hat gefragt, ob ich ihn begleite und ich habe nach kurzer Überlegung zu gesagt.

Wir sind beide gespannt, was sie und der Bruder zum schwulen Freund sagen werden.
Es war ein fantastisches Wochenende und besonders freut es mich, dass ich aufkommende Panik durch zu viel Nähe gut beherrschen konnte und nicht durchgedreht bin.

Es ist halt ein Mensch, der mir eine gewisse Sicherheit vermittelt und keine Ängste in mir auslöst. Auch, wenn noch nicht sooo viel geschehen ist, zwischen uns, mein ich, waren es für mich ganz toll und auch wichtige Erfahrungen im Umgang mit Finn und vor allem, das ich das hin bekommen habe, da im Zelt und dann erst das im Wasser.

Mal sehen, wie viel ich darüber Mama oder Otto erzähle. Mama will bestimmt wissen, wie unser Camping am See verlaufen ist. Bis jetzt war noch keine Gelegenheit, was zu erzählen und bei Otto ist erst wieder am Donnerstag ein Termin.

Mama werde ich wohl morgen Abend davon erzählen. Dass etwas geschehen ist, hat sie bestimmt schon gemerkt, da ich seit Sonntag, als wir zurück kamen, auf Wolke sieben schwebe.

Am Abend haben wir dann alle zusammen gegrillt und auch Mamas Bruder mit seiner Familie war dabei. Die von mir dabei vorgeschlagene Zeltaktion in den Sommerferien, mit den ganzen Leuten aus der WG wurde von Opa und Mama erlaubt und meine Cousine will dann wohl auch mit dabei sein.

Opa und Mama wollen nur früh genug informiert werden, um einige Vorbereitungen treffen zu können. Bevor wir dann heim geritten sind, so nach 15:00 Uhr, konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, die Aktion von Sonntagmorgen zu wiederholen.

Dass er dabei unter Wasser meinen Po umfasste, meine Pants runter schob und mich noch dichter an sich zog, brachte noch mal kurz meinen Puls steil nach oben, aber sein Mund an meinem Ohr sagte immer wieder: „Es ist alles gut, tief atmen, ich bin bei dir.“

Ich atmete den verdammten Dämon weg und zwang mich zur Ruhe. Was folgte, war noch intensiver als es heute in der Frühe war, wohl auch, weil wie beide es so wollten. Heute Morgen, das war eher spontan, jetzt war es geplant und gewollt und echt geil und gut.

Die Dämonen der Vergangenheit bekamen wohl, wenn er mich hielt, keine Macht über mich, was mich zum Einen wunderte, zum Anderen auch mit einem extrem guten Gefühl bedachte und die Erkenntnis, dass er meine Ängste vertreiben konnte, war das Beste an unserem gemeinsamen Wochenende.

Den Abend nach dem Grillen verbrachten wir mit Pferdepflege, füttern und danach oben in meinem Zimmer. Wir hörten Muke und erzählten uns viel über uns und unsere Familien, redeten aber auch über uns, darüber, wie wir uns unsere Beziehung, auf die es ja wohl raus lief, vorstellten.

Monogam soll sie auf jeden Fall sein, darüber waren wir uns einig und reden wollten wir immer miteinander. Heute Morgen ist er dann nach einem kurzen Frühstück um 7:15 Uhr zur Arbeit gefahren. Allerdings waren wir zusammen in der Dusche, nackt, und haben uns erneut für einen tollen Moment ins Paradies der Gefühle gerieben.

Das das so geil ist, ganz ohne Hände… wow, wie wird das erst ohne die Dämonen werden.
Ich bin dann in den Stall, habe Ferdi gesattelt und bin zum See geritten, dorthin, wo es am Wochenende klar wurde, dass wir es nun miteinander versuchen wollten.

Nach meiner Rückkehr, Mama war schon nach Bremen, habe ich mit Opa und Oma zum zweiten Mal gefrühstückt und dabei auch ein bisschen über uns erzählt und vor allem, das wir jetzt zusammen sind.

Robin, Mittwoch, 15.06. 09:30 Uhr, kurz vor der großen Pause mit Roland in der Schule.
Die Ferien sind zu Ende und die nächsten Wochen, vier sind es glaub ich, ist wieder Schule und mein Roland und ich hatten eine tolle Zeit. Wir waren zehn Tage am Spaadener See in Körners Wohnwagen, nur wir zwei und es war sehr schön.

Natürlich waren wir auch immer im Training und haben unsere Freunde auch sonst nicht vernachlässigt, haben aber, da wir ja voll mobil sind, auch viel nur als Paar unternommen.
Einmal waren wir mit Alex Brunner und Markus Meinle in Peters Hähnchenkneipe.

Einen Tag haben wir eine Rollertour gemacht mit Torsten und Sigrid, Rolf und Phillip und Noah und Rico, Paul musste ja zur Uni und so waren wir im Umland unterwegs mit Picknick an der Geeste. Zwei weitere Werbefilme habe ich gedreht, einer davon mit Roland und zwei weitere sollen folgen.

Zu Chris und Matze halten wir täglich Verbindung und auch die Eltern kommen nicht zu kurz. „Dan zwei“ wurde mit Bravour abgelegt, Alle anderen, die „Dan zwei“ noch nicht haben, haben jetzt aber „Dan eins“ und ein bisschen verteidigen können wir uns schon jetzt.

Der Verein wächst, ebenso mein Bankkonto und Winston hat eine Anfrage, ob wir noch eine weitere Folge des Spiels machen können.

Das überlegen wir zurzeit und werden es wahrscheinlich tun, es läuft halt gut mit dem Verkauf und das Konto ist ganz schön Prall geworden. Die Herzstation ist so gut wie finanziert und bald soll es dort dann auch losgehen.

Eine medienwirksame Eröffnung ist für den 02.07. geplant, ein Samstag und da muss ich dann ja auch teilnehmen und es wird bestimmt toll werden. Alex ist schon etwas aufgeregt und es gab ja auch baubedingt ein paar Verzögerungen, jetzt ist aber alles fast fertig und der Termin steht fest.

Da werden denn wohl auch einige Promis aus Politik und Wirtschaft, sowie auch der ein oder andere Herzdoktor anwesend sein, Fernsehen, Presse, voll der große Rummel und ich da mitten drin mit meinem Roland, mit Mama und auch Chris und Matze wollen dort hin kommen.

Nicht zu vergessen, Familie Remmers und die Freunde, die Lust und Zeit haben.
Es soll ein größerer Event werden und das Land als Träger will das wie ein kleines Volksfest mit einem Tag der offenen Türe dort feiern.

Ein paar Ess und Trinkbuden soll es geben und auch eine etwa drei stündige Live-Übertragung von „Buten und Binnen“ soll es geben, wo auch der ein oder andere regionale Künstler, sprich Sänger und noch ein Shantychor aus Nordenham auftreten sollen, um das ganze musikalisch zu umrahmen.

Das wird bestimmt eine tolle Sache und Alex hat schon gemeint, da müsste ich im feinsten Zwirn kommen und Roland auch. Mit Rolands Opa ist jetzt alles wieder so weit OK. Seit er bei seinem früheren Kollegen war, hat er wohl ein anderes, besseres Bild vom Schwul sein allgemein und bei Roland und mir hat er sich entschuldigt für sein „Vorsintflutiges Statement“, bezogen auf seinen Enkel und mich als dessen Freund.

Ob wir aber zu Weihnachten mit nach Berchtesgaden fahren, mein Schatz und ich, diese Entscheidung steht noch aus und ein Zimmer für uns ist nur unter Vorbehalt bestellt.
Kevin, Wolfi und wir zwei waren an einem Wochenende, an dem Kevin frei hatte, von Freitag bis Sonntagabend zusammen in Körners Wohnwagen am See und hatten eine tolle Zeit.

Das Wetter war gut und wir haben versucht, mit Rolands Surfbrett ein wenig zu üben, es war aber selten Wind genug dazu. Dabei haben wir auch Freunde von Rolands Familie kennen gelernt und der ein oder andere wird schon gemerkt haben, das wir zwei schwule Paare sind.

Stress gab es aber nicht deswegen und auch, wenn einige der älteren nach und nach etwas auf Abstand gingen, so haben wir aber mit anderen Beachvolleyball, Badminton und auch Fußball gespielt.
Samstagabend, wir haben gegrillt, war dann auch Ria mit ihrem Freund da und sie haben mit uns am Lagerfeuer gesessen. Kevin hatte seine Gitarre dabei und so haben wir an Feuer gesungen.

Das hat dann noch einige Camper angelockt und es war ein schöner Abend dort am See. Ole hat auf dem üblichen Kommunikationsweg mit geteilt, dass wir am Samstag nach dem Training einen Plan für die Ferien machen wollen.

Es stehen einige Optionen zur Auswahl, was genau, sollen wir am Samstag hören. Alle, die nicht kommen können, haben die Möglichkeit, über Skype dabei zu sein. Ich gehe davon aus, dass fast alle in die Wohngemeinschaft kommen werden, um mit zu planen.

Winston hat jetzt einen Führerschein, hat sich dann wohl auch gleich einen BMW Z3 gekauft und trifft sich regelmäßig mit Millers älterer Tochter, er schreibt, dass sie jetzt zusammen gehen.

Auch John Ephraim ist schwer verliebt in das Mädel, das er in Kanada kennen gelernt hat. Ein Besuch Winstons hier bei mir steht halt immer noch aus. Fahrschule und andere Dinge sind dazwischen gekommen, in diesem Jahr soll es aber noch klappen, schreibt er. Am fehlenden Kleingeld wird es jedenfalls nicht scheitern.

Chris und Matze fehlen mir schon aber da ich ja meinen Schnuckel Roland habe, ist es nicht so schlimm, wie ich es anfangs befürchtet habe. Darüber hinaus skypen wir fast täglich und es ist ja auch immer was los hier bei uns, so dass man meist abgelenkt ist und nicht dauernd darüber nachdenken muss.

Wir wachsen immer mehr zusammen, sind froh und glücklich miteinander und das Leben meint es verdammt gut mit uns. Hoffentlich bleibt es so und wenn Mama jetzt auch noch glücklich wird mit dem Kapitän, dann ist echt alles voll geil bei uns.

Auch Familie Körner ist zufrieden damit, dass es mit uns beiden so gut läuft und seit dem der Opa wieder normal tickt, ist alles OK. Das Roland und ich oft draußen am See sind und auch Ria und ihr Freund oft dorthin kommen, ist für alle in Ordnung und Besuch dort von den Freunden ist auch toll und wir haben oft viel Spaß da draußen.

Ole plant schon für die Sommerferien und es stehen verschiedene Aktivitäten im Raum. Eine große Partie am Baumhaus ist geplant mit Zelten an drei bis fünf Tagen. Auch ein etwa einwöchiger Ausflug zu Gerrys Opa ist im Gespräch und seit dem Wochenende auch eine Woche Zeltlager bei Jeremys Familie, die sogar einen eigenen See haben dort draußen.

Wenn das klappt, so hier in der Nähe, das ist doch einfach cool und kann ja auch öfter mal kurzfristig an einem Wochenende stattfinden und wenn das Wetter umkippen würde, könnten wir in der großen Scheune pennen, hat der Finn gesagt, der jetzt wohl mit dem sauhübschen und sehr netten Jeremy zusammen ist.

Der Junge, er ist schon neunzehn, hat wohl auch sowas wie Kevin und Wolfi erlebt, aber genaues ist uns da zurzeit nicht bekannt. Er ist schon länger in psychologischer Behandlung, kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit und Finn kann ihm hoffentlich mit daraus helfen und dann auch mit ihm glücklich werden.

Es wäre beiden zu gönnen, sie sind toll, gute Freunde und passen einfach zusammen.
Alex und Markus sind wohl sehr fest zusammen und ich habe das Gefühl, das sie, entweder noch in diesem, spätestens aber im nächsten Jahr aufs Standesamt nach Bremen gehen und sich dort das Jawort geben.

Ich freu mich für beide und bin froh, zusammen mit Rico, ein wenig dazu bei getragen zu haben.
Roland, Donnerstag, 16.06., 14:30 Uhr zu Hause, am Torfplatz, nach der Schule.
Ich bin zunächst mal allein nach Hause gefahren. Robin hat einen Zahnarzttermin bei Alwins Vater und da wollte ich nicht mit hin. Mama ist auch froh, mich mal allein bei sich zu haben. Später kommt Robin aber hierher und bleibt auch hier bei mir.

Als ich vor etwa zehn Minuten heim kam, hat Mama mir einen Brief gegeben. Zunächst esse ich aber, Mama hat Kartoffelpuffer gemacht, die esse ich am liebsten kalt mit Apfelmus oder auch Pflaumenkompott.

Heute ist es Apfelmus und es schmeckt sehr lecker. Nach dem Essen wasche ich mir die fettigen Finger ab und öffne dann das Kuvert, ein Din A 5 Kuvert mit einigen Blättern Inhalt. Absender fehlt und als ich die Bogen auseinander falte, ist dort ein Text, aus verschiedenen Zeitungsbuchstaben ausgeschnitten und zusammen gesetzt, mit einigen handschriftlichen Ergänzungen. Mit Schrecken lese ich folgenden Text.

„Hallo, Dreckschwuchtel, es stinkt uns, das du und dein Schwuchtelfreund euch hier am See einnistet und hier herum schwult. Auch der Besuch von anderen Homos hier draußen kotzt uns an. Bleibt in Zukunft weg, sonst könnte es sein, das eure schwule Rostlaube abgefackelt wird, am besten, wenn ihr euch gerade da drinnen in den Arsch fickt. Das ist die erste Warnung, seht euch vor. Keine Schwuchteln mehr am Spadener See.“

„Was ist los, Roland, du bist ja kreideweiß?“, fragt Mama aufgeregt.

Wortlos reiche ich ihr die Blätter und Mama liest es. Dass auch sie dabei blass wird, wundert mich nicht.

„Oh, mein Gott“, stammelt sie, „was ist denn das da.“

Ihre Hände zittern, als sie mir die Blätter zurück gibt. Es klingelt, das wir vielleicht schon Robin sein. Nach der Frage über die Sprechanlage lasse ich ihn ein. Mal sehen, was er davon hält.

Ich öffne ihm die Wohnungstür und erwidere seinen Kuss eher halbherzig.

„Was ist los, stinke ich etwa nach Zahnarzt oder warum küsst du so grottig?“, fragt er.

„Komm rein, ich zeig dir was“, sag ich und ziehe ihn zum Tisch.

Ich schiebe ihm die Blätter hin und schau ihm beim Lesen ins Gesicht. Auch er erbleicht, richtet seinen Blick auf mich.

„Und jetzt, was sollen wir tun?“

Er schaut zu Mama hin.

„Ich rufe jetzt zuerst Jerome, und dann seinen Vater und danach gleich Ole an. Wir brauchen Hilfe, das ist nicht ohne und es wird wohl auch die Polizei dabei ein Wörtchen mitreden müssen, aber das soll Herr Remmers entscheiden. Du kannst ja zunächst mal deine Vater informieren.“
Er ruft über sein Handy Jerome an und liest den Brief vor. Der sagt dann auch sofort, dass Robin seinen Vater sofort informieren soll, was der nun als nächstes tut. Was Herr Remmers sagt, kann ich nicht verstehen,

Robin nickt ein paar Mal und sagt dann: „Bis Später, wir kommen vorbei und Danke erst mal.“

Er legt auf und schaut dann zu mir und dann zu Mama.

„Wo ist das Kuvert?“, fragt er mich.

„Da liegt es auf dem Tisch“, sag ich, darauf zeigend.

„Ich brauche eine saubere Plastiktüte, um den Brief und das Kuvert einzupacken, wegen eventueller Spuren“, sagt er und Mama holt einen frischen Gefrierbeutel aus einer Schublade. „Sag schon, was hat er gesagt“, will ich wissen.

„Wir sollen beide“, antwortet Robin, „um 17:30 Uhr mit dem Brief in die WG kommen und möglichst viele Infos über unsere Nachbarn und Mitcamper aufschreiben und mitbringen. Alles, was in unserer Familie bekannt ist über die Camper, kann wichtig sein.

Er will den Herrn Rohleder mitbringen, wenn er ihn erreichen kann und dann will er mit uns und möglichst vielen Jungs und Mädels, aber auch mit Martin, Kai und Noahs Papa über das weitere Vorgehen beraten. Leute aus deiner Familie sind ebenfalls willkommen.

Der Wohnwagen sollte heute Tabu sein, erst, wenn wir einen Plan haben, was zu tun ist, kann er wieder benutzt werden.“

Papa, von Mama zwischenzeitlich informiert, ist auf dem Weg nach Hause und auch Ria mit ihrem Freund wird schnellst möglich her kommen. Das ist schon eine beschissene Situation und Mama und ich überlegen gerade, wer denn so extrem homophob sein könnte, da draußen am See. Mama erzählt dann, das es da schon mal ein schwules Paar gab, drei Reihen weg von uns und auch um einiges älter.

Sie wurden aber wohl zunächst geduldet, waren bestimmt über sechs Jahre regelmäßig dort und sind dann vor zwei Jahren weg gezogen. Ob und durch wen es da Mobbing gab, weiß sie nicht.

Papa könnte es wissen, da einer der beiden Männer, die waren so um die fünfunddreißig Jahre alt, bei Papa in der Versicherung gearbeitet hat und sie sich wohl auch besser kannten.
Als Papa da ist, beschließen wir, alle mit dem Auto zeitig in die WG zu fahren und Robin und ich können dann noch mit Ole und seinem Laptop alles über den Campingplatz und den Betreiber googlen, vielleicht bringt uns das ja ein bisschen weiter.

Versichert ist alles gut da draußen, aber was soll das schon heißen. Wenn du da schläfst und das Ding brennt, dann siehst verdammt alt aus, darauf kannst wetten. Scheißspiel. Bevor wir los fahren, ruft Papa noch bei Opa an und berichtet kurz, was geschehen ist.

Opa bietet spontan seine Mithilfe an und will an dieser Krisensitzung, das ist es für uns, teilnehmen und Robin sagt die genaue Anschrift, damit Opa es auch findet, dann, um 17:30 Uhr, fahren wir los.

Carl August, Donnerstag, 16.06. gegen 15:20 Uhr in seinem Büro in Bremen.

Beim Vibrieren meines Handys zeigt ein kurzer Blick aufs Display, das jetzt der Robin anruft. Das kommt eigentlich nur vor, wenn etwas aus der Reihe passiert ist. Also gehe ich mal ran. Nachdem er mir ganz aufgeregt erzählt hat, was geschehen ist, sehe ich natürlich einen sofortigen Handlungsbedarf.

Nach dem ich Robin und der Familie von Roland einige Anweisungen erteilt habe, rufe ich Ole an, mit der Bitte, jeden, der Zeit hat, in die WG zu kommen, für um halb sechs heute am frühen Abend, unverzüglich einzuladen.

Auf Oles Frage, was denn der Grund ist, sage ich: „Es ist etwas geschehen, das uns alle fordert. Näheres nicht am Telefon und sag allen, das es sehr wichtig ist.“

Jetzt rufe ich Herbert Rohleder an und schildere den Vorfall und auch, was jetzt unsererseits zunächst geschieht. Herbert sagt sein Kommen zu, bei ihm kann es aber nach 18:00 Uhr werden. Er ist zufrieden mit meinen Anweisungen und will ebenfalls alles Offizielle über den Campingplatz durch einen Mitarbeiter herausfinden lassen.

Ich denke, dass er und seine Leute oder Freunde da deutlich professioneller vorgehen können und werden, als wir es können. Eine solch komplizierte Situation ist auch für mich absolutes Neuland und deshalb ist Herbert eher der richtige Mann für so was.

Martin und auch Kai habe ich mit dem Achter für 17:00 Uhr hier in die Firma bestellt und jetzt fahren wir gleich rüber zur WG und Ulf nehmen wir auch mit, er fährt hinter uns her. Um viertel nach 17:00 Uhr fahren wir auf den Hof der WG und es sind schon etliche Autos dort, als wir ankommen.

Oben ist alles vorbereitet und auch Herbert ist mit einem Kollegen bereits vor Ort. Wir warten mal noch bis Halb, in der verbleibenden Zeit machen sich alle miteinander bekannt und Herr Körner übergibt Herbert das Erpresserschreiben.

Über einen Scanner in Mikes Zimmer schickt Herbert eine Kopie ins Präsidium macht ein paar Kopien und steckt das Original dann in eine Plastikhülle. Das wird dann wohl im Präsidium erkennungsdienstlich behandelt, auf Abdrücke und sonstige Spuren untersucht. Auch der Umschlag, in dem es geschickt wurde, ist sehr wichtig.

Falls die Briefmarke mit der Zunge befeuchtet wurde, sind auf jeden Fall DNA Spuren des Absenders vorhanden, das gilt auch für den Kleberand am Umschlag. Die Kopien gehen rund und Roland schildert kurz, wie das so war beim Öffnen. Eine gewisse Spannung liegt im Raum, als Herbert das Wort ergreift und das weitere Vorgehen erläutert.

„Also, Männer, das hier ist kein spannender Film oder ein Buch, das ist knallharte Realität und die daraus resultierende Gefahr ist nicht zu unterschätzen, also aufgepasst und immer vorsichtig herangehen an die Sache. Um eine reibungslose und vor allem erfolgreiche Ermittlungsarbeit leisten zu können.

Folgendes ist zu beachten; Punkt eins, es muss von allem absolutes Stillschweigen gewahrt werden gegenüber allen Personen, die nichts von der Sache wissen. Kein Facebook, kein Instragram und kein Twitter, das ist aus ermittlungstechnischen Gründen ein absolutes Muss.

Um es auf den Punkt zu bringen, es werden hier Handlungen angekündigt, die in schlimmster Konsequenz Menschenleben gefährden, ja, sogar kosten können.“

Jetzt geht die Klingel und Ole läuft nach vorn zum Eingang. Er kommt mit Rolands Opa zurück und der stellt sich kurz vor. Herbert scheint ihn vom Namen her noch zu kennen und die Jungs wissen jetzt, das dass der Opa ist, der früher bei der Sitte war.

Besondere Sympathiewellen schlagen dem Opa zunächst nicht entgegen, das hatte der auch wohl nicht erwartet. Herbert fährt jetzt fort.

„Punkt zwei, keine eigenmächtigen Aktionen, weder auf dem Campingplatz, noch in der Schule oder sonst irgendwo. Informationen, egal woher, die im Zusammenhang mit der Sache stehen, schreibt ihr bitte per SMS unverzüglich nach dem sie euch bekannt werden, an meinen Kollegen hier, ebenso an mich und an Herrn Remmers, die Nummern bekommt ihr nachher. Derzeit bitte keine Besuche durch euch Jungs dort draußen am Campingplatz, die Eltern und Großeltern nur, wenn nötig und nie alleine. Sollte ein Besuch dort unumgänglich sein, Info an mich, vorher bitte.

Punkt drei. Ab sofort möchte ich, das ihr, wenn ihr unterwegs seid, immer mindestens zu zweit zusammen seid, achtet auf Schulkameraden, die sich Euch gegenüber auffällig verhalten oder euch beschimpfen oder mobben.

Alle, die auf dem Campingplatz verkehren und euch auch sonst irgendwo öfter begegnen, möchte ich auf einer Liste, mit allem, was ihr über sie wisst. Wenn also eine Person mit Euch zur Schule geht und auch öfter da draußen ist, müssen wir das wissen. Je mehr Infos wir über diese Personen haben, umso besser können wir sie einordnen, das geht von verdächtig bis harmlos.
Der im Schreiben angedrohte Straftatbestand ist eine schwere Brandstiftung, vielleicht sogar versuchter Mord, etwas, das auch im Jugendstrafrecht mit einer Höchststrafe von zehn Jahren geahndet wird, wenn jemand ums Leben kommt oder schwere Verletzungen erleidet.

Noch mal, das ist kein Spiel und ein eventueller Täter, der in Gefahr läuft, hoch genommen zu werden, könnte schlimme Dinge tun, um die Tat zu vertuschen. Darüber hinaus will ich wissen, wer außer der Familie Körner und Robin von euch schon dort war und nach außen hin auch sein Schwul sein nicht verborgen hat, Küssen, Händchen halten und so, ihr wisst schon.
Punkt 4: Der Betreiber des Campingplatzes und auch die Dauerkemper übernimmt die Polizei und alles wird akribisch und sehr gewissenhaft überprüft werden.

Camper, zu denen ein besonders gutes, aber auch ein weniger gutes Verhältnis besteht, bitte ich auch aufzulisten.“

Ole meldet sich und fragt: „Kann nicht jemand, der dort nicht so bekannt ist, einen Stellplatz mieten und für eine Zeit dort wohnen, die Augen und Ohren aufhalten und alles Auffällige genauer beobachten?“

Herbert meint: „Das wäre sicher eine gute Möglichkeit, an Informationen zu kommen, sicher, aber es erfordert viel Zeit und Aufwand und ein Erfolg ist nicht unbedingt garantiert. Wir als Polizei können das, bei der jetzigen Situation nicht leisten, das käme einer vierundzwanzig Stundenüberwachung gleich. Für eine solche Maßnahme, die ein Richter anordnen muss, bestehen derzeit zu wenig Gründe.“

Rolands Opa meldet sich zu Wort.

„Vielleicht kann ich das ja übernehmen, zusammen mit einem ehemaligen Kollegen, der bestimmt dabei ist, wenn er weiß, um was es geht. Wir könnten einen Caravan mieten und hier aufstellen, auf seinen Namen, das würde wohl nicht auffallen.

Wir könnten angeln, baden und campen und gleichzeitig relativ gut und gründlich observieren. Wenn sich was Auffälliges ergibt, melden wir es. Mein Ex-Kollege macht da bestimmt mit.“

„Gut“, sagt Herbert, „du oder besser ihr, habt sicher ausreichend Erfahrung, um euch nicht in Gefahr zu bringen. Wenn das klappt, das wäre schon super, denk ich. Zwei erfahrene Kriminalisten hier zu wissen, das hat was für sich. Bis wann kann denn das über die Bühne gehen, Carl August, oder spricht etwas gegen diesen Plan?“

„Ich kann nicht sagen, bis wann das steht“, antworte ich, „aber wir werden es versuchen, wenn Opa Körners Kollege zugesagt hat. Für alle anderen gilt, was bereits gesagt wurde: Der Platz ist vorerst zu meiden, Augen und Ohren auf, Leute, alles im Zusammenhang mit dem Campingplatz und den Benutzern hier und auch im Alltag kann wichtig sein.
Alle Informationen laufen über Ole, der dann die Dinge an die Leute weitergibt, die das wissen müssen. Wer Ole nicht erreicht, ruft bei Jerome oder bei mir an. Wenn jetzt erst mal alles geklärt ist, können wir unser Meeting beenden. Ole gibt alles an die weiter, die heute Abend nicht hier waren. Und jetzt hätte ich gern ein Bier.“

Damit bin ich nicht allein und so bringen Sergej, Kevin und Ralf nun Getränke aus der Küche. Um 20:00 Uhr beginnt dann der Aufbruch derer, die nicht hier wohnen oder schlafen. Auch ich fahre mit Martin nach Hause.

Dort, wir werden schon von allen erwartet, gebe ich einen kurzen Lagebericht, dem alle interessiert lauschen. Frieda und Mutter, aber auch Lis, sind über diesen feigen Erpressungsversuch ziemlich erbost und Mutter meint, dass wir den Opa von Roland tatkräftig unterstützen sollen, wenn er und sein Kollege sich da so mit einbringen.

Ich werde morgen in der Frühe von meiner Sekretärin mal alle Firmen im Umkreis raus suchen lassen, die Wohnwagen vermieten. Jetzt im Sommer ist das bestimmt nicht so einfach und wenn mieten nicht geht, dann kaufen wir einen, das wäre doch gelacht, wenn es daran scheitern würde.

Am Samstag nach dem Training wollen wir uns dann nochmal in der Wohngemeinschaft treffen, Herbert, ich, Herr Körner mit seinem Vater und alle Jungs und Mädels, die Zeit haben.

Bis dorthin wird es ja schon Informationen über Personen geben, die im Umfeld der Körners campen und auch über den Betreiber und das Personal, das dort arbeitet. Unseren privaten Ermittler werden wir in Verdachtsfällen auch mit zum Einsatz bringen.

Robin, Freitag, 17.06. 14:00Uhr, bei Körners, mit der Familie am Esstisch.

Wir haben uns hier nach der Schule zusammen gesetzt und Körners haben alle Leute aufgeschrieben, die in den letzten fünf Jahren einen Stellplatz in ihrer Nähe gemietet haben oder hatten, mit denen sie ja dann auch über die Jahre viel Kontakt hatten.

Dabei einzuschätzen, wer Homophob sein könnte, ist nicht einfach und so direkt jemanden benennen können sie zurzeit nicht. Zwei Schüler, ein Junge von siebzehn und ein Mädel von dreizehn, die auf unsere Schule gehen, also durchaus wissen könnten, das Roland und ich zusammen sind, sind mit ihren Familien auch Camper dort am See.

Sie sind aber, der Junge eine Klasse über, das Mädel drei Klassen unter uns und wir haben mit beiden keinen direkten Kontakt. Im Supermarkt, in dem Körners immer einkaufen, ist der Marktleiter auch ein Sommerdauercamper am See und es liegen gerade mal neun Stellplätze zwischen den Wohnwagen.

Frau Körner findet den Mann nicht gut, weil er immer mit den Angestellten herum meckert und zwar heftig und vor Kunden. Der sollte, so meint sie, auf jeden Fall mal beobachtet werden.
Dass Rolands Opa mit seinem früheren Kollegen da auch mithelfen will, zeigt uns, das er wohl eingesehen hat, das wir zusammen gehören, mein Roland und ich. Diese gemeine Erpressung, die Drohung, uns mit dem Caravan abzufackeln, die ist schon heftig, macht uns Angst.

Sie zeigt aber auch, dass es offensichtlich in verschiedenen Gesellschaftsschichten gärt und das sich Homophobie, Fremdenhass und auch Rassismus in den Köpfen einiger Zeitgenossen zurück gemeldet hat und nun sogar wieder Menschen, die nicht in das Weltbild dieser Leute passen, bedroht und eingeschüchtert werden.

Wir hoffen heute Mittag alle hier, das wir zusammen bald herausfinden, wer hinter dieser Geschichte steckt. Die Bereitschaft der zwei pensionierten Kripomänner, uns dabei tatkräftig zu unterstützen, versöhnt uns endgültig mit dem Opa, der wohl heute Morgen schon den Christian Berg aufgesucht und mit dem alles besprochen hat.

Nach dem dieser seine Mithilfe versichert hat, hat der Opa Herr Remmers informiert und nun brauchen wir nur noch einen Wohnwagen. Ole hat wohl von Finn erfahren, das Jeremys Onkel da draußen auf dem Bauernhof noch einen intakten Wohnwagen hat.

In dem haben vier Erntehelfer aus Polen in den letzten zwei Jahren gewohnt. Nach einem Ausbau zweier Zimmer über dem Pferdestall ganz hinten, wird der Wohnwagen nicht mehr gebraucht.

Jeremy will fragen, ob der zur Verfügung steht, allerdings muss der wohl ringsherum und innen einer Reinigung unterzogen werden. Auch der technische Zustand müsste überprüft werden. Ole hat gemeint, dass wir das ja machen könnten.

Das Technische könnten Micha, Tom und Martin machen und die Reinigung, das können wir.
Morgen, nach dem Training kommen ja alle, die können, in die Wohngemeinschaft und dann klären wir das weitere Vorgehen ab.

Bis dahin wissen wir auch, ob wir den Caravan für ein paar Wochen ausleihen können. Jeremy meint, es wäre kein Problem. Ob es Morgen dann schon was Konkretes gibt, muss man einfach abwarten.

Nach dem über Ole von Finn die Nachricht kam, das wir den Wohnwagen von Jeremys Onkel benutzen dürfen, werden wir mit dem Reinigungs- und Reparaturteam morgen früh zu dem Hof von Jeremys Opa fahren, den Wohnwagen inspizieren und mit der Herrichtung beginnen.

Martin will zwei Kameras besorgen, die er dann bei Körners Wohnwagen versteckt anbringen will und die über einen Bewegungsmelder eingeschaltet werden.

Näheres will er mit Herbert Rohleder besprechen. Eine gewisse, unangenehme Spannung hat die direkt Beteiligten erfasst und alle hoffen darauf, den oder die Absender des Briefes zu schnappen und vor Gericht zu bringen.

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1 Kommentar

  1. Hey Hermann,

    wow, wirklich tolle Fortsetzung. Wieder klasse und spannend geschrieben. Bin echt gespannt auf die weiteren Folgen.
    Weiterhin alles Gute und lass dich nicht von Corona anspringen 😉

    VlG Andi

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