Adventskalender – Spieglein, Spieglein an der Wand – Teil 23

Man hatte sich während des Essens auf du und die Vornamen geeinigt, war ich doch der Freund von David. So wurde ich jedenfalls der Familie vorgestellt. So durfte ich nun auch Onkel Fenton und Tante Claire sagen.

Der Abend klang aus und ich war froh, nach diesem ereignisreichen Tag endlich ins Bett zu kommen. Gedanken verloren lag ich auf dem Bett, während David mal wieder im Bad weilte. Diese neue Umgebung, die Umstände, die das alles mit sich brachte, waren ein einschneidendes Kapitel in meinem Leben.

Vor Wochen dachte ich noch, ich würde ein normales Leben führen, aber gerade dieses Leben, war innerhalb kurzer Zeit komplett über den Haufen geworfen worden. Es zeigte mir aber auch, dass es eben kein normales Leben war.

Schob ich meine Probleme vor mir her? Dann gab es ja auch noch David, der gerade wieder das Zimmer betrat. Den Mann, in den ich mich verliebt hatte, oder hegte ich diese Gefühle schon seit langem und wollte sie mir nur nicht eingestehen?

Als ich an die Zeit zurück dachte, als er in London verweilte, wie oft erwischte ich mich dabei, dass ich da an ihn gedacht hatte. Habe ich irgendwie alles Positive verdrängt?

„Wo steckt dein kleines Köpfchen gerade wieder?“, entriss mich David meiner Gedankenwelt und legte sich zu mir.

„Wie lange ich schon in dich verknallt bin…“, grinste ich ihn an.

„So? Wie lange denn?“

„Hm, lass mich überlegen! Ich denke, in der Zeit, bevor du nach London gingst!“

Sein Lächeln verschwand, seine Augenbraun wanderten nach oben, die Augen wurden groß.

„Da schon, aber ich habe dich doch…“

„… ja jeden Tag geärgert, aber trotzdem gefielst du mir irgendwie, auch wenn ich dachte, dass ein Mann wie du, sicherlich keinerlei Interesse am gleichen Geschlecht hast.“

„Das tu ich schon seit meiner frühen Jugend…“

„Hast du aber geschickt versteckt!“

„Findest du?“

Ich nickte.

„Dafür bin ich eben der Spätzünder…“

„Ein liebevoller Spätzünder!“, meinte David und legte seinen Kopf auf meine Schulter.

„Echt? …ein liebevoller Spätzünder, der zu spät gemerkt hat, was alles zündhaftes um ihn herum geschehen ist…“

Wieder legte sich Davids Stirn in Falten.

„Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“

„Denke nicht. Was habe ich schon groß mitbekommen? Die Familie damals wurde mir damals total fremd, gut ist sie heute noch. Ich weiß nicht mal, ob ich mich selbst richtig kenne. Plötzlich ist alles so anders.“

David setzte sich auf.

„Denkst du, dass geht zu schnell mit uns beiden?“

Natürlich war sein ängstlicher Unterton nicht zu überhören. Ich konnte es auch regelrecht in seinen Augen sehen.

„Das habe ich nicht gemeint, David. Ich bin froh, dass du da bist, für mich da bist. Ohne deine Hilfe wüsste ich nicht, wie ich das alles durchstehen sollte.“

Jetzt musste ich grinsen.

„Aber zugeben musst du schon, wir sind etwas schnell, was das Bett teilen betrifft.“

David verdrehte die Augen, knuffte mich in die Seite und ließ seinen Kopf auf meine Schulter zurück sinken. Nun kicherte ich.

„So sind eben die Umstände, oder denkst du, ich spring gleich mit jedem ins Bett, den ich interessant finde.“

„Du findest mich interessant…?“

Er drehte den Kopf so, dass ich ihm in die Augen schauen konnte.

„Klar, hätte ich mich sonst so schnell in dich verguckt?“

„Hm… Ich glaube eher, dass deine Gefühle für mich, auch schon etwas länger bestehen.“

„Einbildung ist auch eine Bildung.“

Ich wackelte mit meinem Kopf und streckte ihm die Zunge heraus. Schneller als ich schauen konnte, zog er mich mit seiner Hand am Nacken zu sich und verschluckte regelrecht meine Zunge.

Aber anstatt in einen tollen harmonischen, oder wilden Kuss überzugehen, spürte ich an der Zunge einen ganz leichten Schmerz. Erschrocken zog ich meinen Kopf zurück und schaute ihn mit großen Augen an.

„Hast du gerade versucht, mir in die Zunge zu beißen?“

David grinste breit.

„Ich? So etwas würde ich doch nie tun!“

Ich entzog ihm meine Schulter und schneller, als er reagieren konnte, saß ich auf ihm.

„Junger Mann! Hier wird nicht gebissen!“

Ich hätte dabei wohl lieber seine Hände festhalten sollen, denn wenige Sekunden später, spürte ich, wie sie sich in meine Seiten bohrten.

„David!“, jauchzte ich und fuhr etwas nach oben.

Aber anstatt aufzuhören, um fasste er meine Taille und griff nun mit beiden Händen zu. Natürlich kitzelte das und zuckte unkontrolliert in seinen Händen. Verbissen presste ich die Lippen zusammen, um nicht das ganze Haus zusammen zu schreien.

Aber wenn man sich auf etwas zu sehr konzentriert, vernachlässigt man anderes. So kam es, wie es kommen musste, ich kippte nach vorne, voll auf David drauf. Dessen Arme umschlagen mich, so dass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte.

„Finn Lennox, du bist seltsam. Normalerweise lässt man andere zappeln, um begehrlicher zu werden, aber du zappelst selbst! Ist das einen neue Masche von dir?“

Ich konnte mich immer noch nicht rühren, damit stand eindeutig fest, wer der kräftigere von uns beiden war.

„Macht dich das Gezappel an?“, fragte ich und versuchte weiter, mich aus seiner Umklammerung zu lösen.

„Wenn du mit deinem Hintern mit dem Gezappel an gewisse Stellen reibst, schon!“

„Deshalb hältst du mich jetzt fest?“

„Nein, ich finde es einfach nur schön, dich auf mir zu spüren!“

Seine Umarmung lockerte sich zwar, aber ich blieb trotzdem auf ihm liegen. Dafür gab ich ihm einen kleinen Kuss auf die Nase. Meine Hand wanderte zu seinem Gesicht und streichelte sanft über die Wange.

„Ich liebe dich David Mac Bain!“

Plötzlich wurde sein Gesicht nachdenklich.

„Was ist?“

David schob mich von sich herunter, das heißt, er hielt mich dennoch mit seinem Arm an sich gedrückt, ich lag nun an seiner Seite.

„Ach, ich mach mir schon seit Tagen Gedanken, über das Angebot von Paul und Glenda.“

„Welches?“

„Das mit der Adoption! Dieses Thema ist ja nicht nur einmal zur Sprache gekommen und ich den letzten Tagen, fiel so oft das Wort Sohn und auch ihr Handeln, als wäre ich schon lange ihr Sohn.“

„Und das stört dich?“

„Nein, eben nicht…, es gefällt mir immer mehr…“

„Dann gebe ihnen deine Zusage! Ich denke eine größere Freude vor Weihnachten, kannst du ihnen gar nicht machen. Dann heißt mein Freund eben David Morris und nicht Mac Bain. Oder willst du deinen Namen behalten?“

„Fragen, über Fragen, über die ich mir in den letzten Tagen meinen Kopf zerbreche.“

„Und warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“

„Ach… ich weiß auch nicht!“

„Es ändert nichts zwischen uns, ob du der Pflegesohn, oder der adoptierte Sohn der Morris bist. Fakt ist, dass sie dich beide lieben und voll hinter dir stehen!“

Er schaute mich lange an. Ich tippte sanft auf seine Stirn.

„Was geht da drinnen noch vor?“

David atmete tief durch.

„Es… es ist wegen Phillip, was wird er …“

Weiter kam David nicht, denn unten war der Türgong zu hören. Ich schaute zur Anzeige des Weckers, kurz vor zwölf.

„Nanu, wer klingelt so spät Nachts noch?“, fragte ich.

David schüttelte den Kopf. Beide befreiten wir uns von einander und standen auf. Er ging an seinen Schrank und zog nach einander, zwei Morgenmäntel heraus und war mir einen davon zu.

Schnell war das Ding übergezogen und wenige Sekunden später waren wir schon auf dem Weg nach unten, wo wir auch Paul und Glenda antrafen, in ähnlichen Teilen, wie wir sie nun trugen.

„Wer kann das sein?“, fragte Glenda.

Ihre Stimme klang leicht ängstlich, sie klammerte sich auch an Pauls Arm.

„Das werden wir gleich wissen“, antwortete ihr Gatte.

Unten angekommen, entzog er sich ihrer Umklammerung und legte ihre Hand, auf meinen Arm. Dies sollte wohl heißen, dass ich mich um Glenda kümmern sollte, während Paul und David zur Tür gingen.

Ein leichtes Klopfen an der Tür ließen sowohl Glenda und auch mich zusammen zucken.

„Wer ist da?“, rief Paul laut, aber es kam keine Antwort.

David griff nach dem großen gusseisernen Schlüssel und begann ihn zu drehen.

„David pass bitte auf“, kam es von Glenda.

Wieder dieses Klopfen, aber dieses Mal schien es vom unteren Ende der Tür zu kommen. David nickte Paul zu und zog die Tür auf.

„Mein Gott…“, entfleuchte es Paul und Sekunden später waren David und Paul ins Freie verschwunden.

Glenda und ich sahen uns kurz an, dann liefen wir sehr langsam zur Tür hinüber.

„Komm hilf mir…“, hörte ich Paul rufen.

„Sollen wir nicht gleich den Krankenwagen rufen?“

Das kam von David. Was war da draußen los?

„Lass ihn uns erst hinein tragen… Finn Glenda…!“

Ich ließ Glenda los und lief zur Tür, da kam mir schon Pauls Rücken entgegen. Er und David trugen Phillip herein und sein Gesicht war Blut überströmt.

„Oh, mein Gott Phillip… was ist mit ihm“, schrie Glenda.

„Bitte Glenda, reiß dich zusammen…!“, rief Paul, „ich weiß nicht was passiert ist, aber bringen wir ihn erst mal ins Wohnzimmer! Finn bitte schließ die Tür hinter uns!“

„Ja“, sagte ich, schloss die Tür.

Glenda stand wie vereist noch am selben Platz und hielt ihre Hände vor den Mund. Tränen rannen über ihre Wangen.

„Glenda?“

Sie reagierte nicht richtig und ich nahm sie einfach in den Arm.

„Glenda?“

Ihr Kopf drehte sich leicht zu mir und schaute mich mit verängstigten Augen an.

„Glenda, habt ihr hier irgendwo Verbandszeug…?“

Glenda holte heftig Luft und atmete tief durch.

„Entschuldige…“

„Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen…, das ist dein Sohn, jeder würde…“

Ich brach ab, weil wieder schmerzlich die Erinnerung hoch kam, dass nicht jeder so reagieren würde.

„… in der Küche… in der Küche haben wir einen Verbandskasten?“

„Wo ist die Küche?“

Ich kannte mich in diesem Haus noch nicht aus.

„Komm, ich gehe mit dir.“

Gerade, als wir den Flur durch für mich eine unbekannte Tür verlassen wollten, kam David heraus gestürmt und wollte die Treppe hoch rennen.“

„Wir holen Verbandszeugs!“, rief ich.

„Phillip will nicht ins Krankenhaus…, deshalb will ich mein Handy holen, da habe ich eine Nummer von einem befreundeten Arzt abgespeichert.“

Da fiel mir Doc Barkley ein, weil mich ein übler Gedanke beschlich..

„Bring mein Handy mit herunter, ich kenne da jemanden, der sich mit so etwas auskennt…, er hat mir vor fünf Jahren auch geholfen!“

David hielt  auf der Treppe kurz inne, schaute erst verwundert, dann traurig und rannte aber dann nickend die Treppe hinauf.

„Glenda, wo steht der Verbandskasten?“

*-*-*

„Sieht schlimmer aus, als es ist. Nur ein Kratzer, über der Schläfe. Deshalb das viele Blut.“

Doc Barkley zog die Einmalhandschuhe von seinen Händen.

„Danke, dass sie schnell hier waren, Mr. Barkley“, meinte Glenda, die sich nun wieder in Pauls Arm befand.

„Kein Problem!“, antwortete er lächelnd, „sollte der junge Mann aber starke Kopfschmerzen bekommen, über Schwindel und Übelkeit klagen, dann sollte er sofort ins Krankenhaus, weil ich eine Gehirnerschütterung nicht ausschließen kann. Ich habe ihm eine leichte Beruhigungsspritze gegeben und auch Schmerzmittel. Er sollte eigentlich bis morgen durchschlafen!“

„Danke! Was sind wir ihnen schuldig?“, fragte Paul.

„Nichts!“

Paul starrte ihn fassungslos an und Doc Barkley lächelte wieder breit.

„Bringst du mich noch hinaus?“, fragte er mich, während er in seinen Mantel schlüpfte.

„Klar!“, meinte ich nur und ging schon zur Tür.

„Ich wünsche den Herrschaften noch eine restliche geruhsame Nacht und ich werde mich vom Acker machen, denke etwas Schlaf wird mir auch noch gut tun.

„Danke noch mal, Mr. Barkley!“, sagte Paul und Glenda nickte.

Er lächelte, zog seinen Hut auf und folgte mir nach draußen. Als ich wenig später wieder das Wohnzimmer betrat, saß Paul im Sessel neben der Couch und David kniete vor Phillip.

„Willst du jetzt die ganze Nacht bei ihm bleiben?“, hörte ich Paul fragen, als ich die Tür schloss.

„Soll er hier alleine liegen? Wenn etwas ist…, wir bekommen oben doch überhaupt nichts mit!“

„Dann trag ihn nach oben in dein Bett, dann kannst du in Ruhe auf ihn aufpassen und selbst vielleicht noch etwas Schlaf abbekommen“, mischte ich mich in deren Gespräch ein.

Glenda kam zurück, mit einer Decke über dem Arm.

„Und du?“, fragte David.

„Ich kann hier unten schlafen!“

„Kommt gar nicht in Frage“, meckerte David und schaute wieder zu Phillip, bevor Paul oder Glenda was sagen konnten.

Während Paul mich komisch angrinste, stand Glenda mit einem fragenden Blick neben mir.

„Okay, du trägst ihn nach oben und wir schlafen alle in deinem Bett, es ist schließlich groß genug!“

Paul hielt sich die Hand vor dem Mund, man sollte wohl das Grinsen nicht mehr sehen. Dafür schaute mich nun Glenda mit einem entsetzten Blick an.

„Das würde dir nichts ausmachen?“, fragte David deutlich leiser, als zu vor.

„Warum sollte mir das etwas ausmachen? Er ist immerhin dein Bruder!“

Unsicher schaute David zu Paul und Glenda.

„Komm, über dieses Thema reden wir ein anders mal, ich mache dir die Türen auf und du trägst ihn nach oben, du starker Mann.

Ein Grinsen konnte ich mir nun auch nicht verbeißen und Paul fing an zu kichern. Nur Glenda stand immer noch wie versteinert neben mir. Ich nahm ihr die Decke ab.

„Danke“, sagte ich und lief zur Tür.

*-*-*

Phillip war nicht wach geworden, auch nicht, als wir ihm umständlich die nassen Sachen auszogen.

„Der Kerl ist ja total kalt!“, schimpfte David, als er Phillip versuchte, ein Pyjamaoberteil anzuziehen.

Ich hängte Phillips Sachen über einen Stuhl und stellte diesen vor die Heizung.

„Wer weiß wie lange er schon da draußen war…, wir wissen ja nicht mal wie er hier her gekommen ist, geschweige denn wer es war.“

David nickte nur, sagte aber nichts dazu. Dass er sich aber darüber Gedanken machte, war ihm deutlich anzusehen. Warum mir plötzlich mein Bruder in den Sinn kam, wusste ich nicht. Aber ich verdrängte diesen Gedanken gleich wieder.

Er konnte es nicht sein, er saß in Haft. Zudem, was sollte er auch mit Phillip zu schaffen haben.

„Phillips Lo… ähm Freund. Ich habe dir doch gesagt, was ich gesehen habe…“

David schaute zu mir.

„Meinst du?“

„Ich weiß es nicht, solange Phillip uns nichts erzählen kann, können wir nur spekulieren! Ich weiß nur eins, wir sollten ins Bett gehen, deinen Bruder wärmen und versuchen, noch ein wenig zu schlafen.“

„Du willst ihn zwischen uns nehmen?“

„Warum nicht!“, lachte ich und löschte die Lampe am Schreibtisch.

*-*-*
„Was zum Teufel… ah… aua!“

Diese Worte rissen mich aus meinem Tiefschlaf. David schien es nicht anders zu gehen, unsere Blicke kreuzten sich.

„Phillip, wie geht es dir… ist dir schlecht…schwindelig?“, fragte David und setzte sich ebenso wie Phillip auf.

„Nein, aber es brennt!“, antwortete Phillip und hielt seinen Kopf an den Verband.

Dann schaute er plötzlich zu mir, dann zu David.

„Wie komm ich verdammt noch mal in euer Bett und was ist überhaupt passiert?“

Hoppla, hatte da jemand Gedächnisverlust?

„Das sollten wir dich fragen, du lagst gestern plötzlich blutüberströmt vor der Haustür“, antwortete David, „und weil du total kalt warst und wir dich nicht alleine lassen wollten, haben wir dich mit zu uns genommen.

Ich setzte mich nun auch auf und grinste Phillip an. Plötzlich wurden seine Augen groß.

„Scheiße“, entfleuchte es ihm, hielt aber seine Hand immer noch am Verband.

Anscheinend kamen die Erinnerungen zurück.

„Was ist passiert, Phillip? Wer war das?“

Phillip sank etwas in sich zusammen und schaute auf die Bettdecke.

„Georg…, er ist gestern etwas ausgetickt“, erklärte Phillip kleinlaut.

Georg war wohl sein Chef, mit dem ich ihn zusammen gesehen hatte.

„Etwas?“, entfuhr es David, der nun deutlich sauer war.

„Ja…, sonst ist er ein lieber Typ.“

„Lieber Typ? Dann verpasst er dir so eine Platzwunde am Kopf?“

„Ich bin ja selber schuld, ich weiß wie eifersüchtig er sein kann…“

Ah, daher wehte der Wind. Eifersüchtiger Prügler! Warum wollte ich jetzt grinsen?

„Was hast du wieder angestellt?“

„Nichts David, das musst du mir glauben, aber irgendwer hat Georg gesteckt, dass ich wohl wieder mit dir etwas angefangen hätte.“

„Mir?“

Ich schaute David vorwurfsvoll an, weil er für die Uhrzeit, ein blick verriet mir, es war kurz nach sechs, einfach zu laut war.

„Deshalb verprügelt er dich gleich?“, kam es nun deutlich leiser von David.

„Er hat mich nicht verprügelt“, seufzte Phillip und hielt seinen Kopf schief, „er hat die dumme Angewohnheit, wenn er etwas getrunken hat… Sachen nach mir zu werfen.“

„Der spinnt doch total! Ich werde gleich mit Paul reden, dass wir uns einen anderen Architekten…“

„Einen Teufel wirst du! Ich möchte nicht, das wegen meiner Dummheit, die Firma darunter zu leiden hat!“

Das war ein Wort, so etwas hätte ich Phillip gar nicht zu getraut.

„Aber so geht das nicht!“, wand David ein.

„Doch…, ich werde zu ihm gehen und mich entschuldigen!“

„Aber du hast doch gar nichts getan!“

Naja, David sollte bei der Wahrheit bleiben. Phillip hatte ihm mehr als einmal nachgestellt.

„Ich liebe Georg… und ich möchte ihn nicht auch verlieren…“

Über Phillips Wangen begannen Tränen ihren Weg zu bahnen.

„Ich habe bei dir schon einen riesigen Fehler begangen und ich will das nicht noch einmal wiederholen…“

Phillips Offenheit berührte mich, aber bevor ich mir weitere Gedanken machen konnte, fiepte mein Handy.

„Wer will denn um diese Zeit schon etwas von mir?“, fragte ich eher mich, als die anderen beiden.

War etwas mit Angus? War Blair schon so früh wach? Ich tippte mein Passwort ein und der Bildschirm wechselte zum Bild. Eine erhaltene Nachricht konnte ich lesen, die ich gleich öffnete.

„Meine Tante?“, sagte ich laut, lass die Mitteilung und wenige Sekunden später entglitt mir mein Handy.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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