Kapitel 14
Tessa war noch nicht ganz fertig, als sie David die Tür öffnete. Er stand in Pose da, als sie auf machte. Die Beine leicht auseinander gestellt, die Hüfte nach rechts geneigt, Blick über die Sonnenbrille auch.
„Spinner!“ lachte sie. „Komm rein! Ich brauch´ noch `nen Moment!“
„War ja klar!“ gab David frech zurück,, wobei er durch die Tür trat und sie umarmte.
Tessa verschwand wieder im Bad und David ging in ihr Zimmer.
Ein paar Minuten später steckte Tessa den Kopf durch die Tür: „Meinetwegen können wir los!“ sie grinste ihn an.
„Das wurde ja auch Zeit. Dass ihr Frauen immer so lange braucht!“
Während dessen ging er auf sie zu, ließ theatralisch seine Hand abknicken und rollte dabei gekünstelt mit den Augen.
Tessa konnte sich nicht halten und prustete los.
„Komm jetzt!“, sagte sie und zog ihn mit nach draußen, wo sie in Davids Auto stiegen und Richtung Tobi davon brausten. Sie waren mal wieder zu spät, aber das war die Clique von ihnen sowieso gewohnt.
„Wie soll das eigentlich werden heute mit Nico und dir? Meinst du, die Anderen merken was?“, fragte Tessa während der Fahrt.
„Tobi weiß es schon….. is halt Nicos bester Freund… und die anderen merken es oder eben nicht!“, gab David trocken zurück.
Er hatte beschlossen das auf sich zu kommen zu lassen und zu sehen, was sich ergibt.
„Meinst du nicht, sie werden geschockt sein?“, bohrte Tessa weiter.
„Ja, vielleicht. Aber sie sind alle unsere Freunde. Ich glaub nicht, dass sie das nicht verstehen!“
„Das seh ich ein bisschen anders… Ulli wird auch da sein….. und die ist… na ja… hoffnungslos verliebt in dich! Glaube es mir! Sie hat vorhin angerufen und mich gefragt, wie sie es dir sagen soll…. Ich konnte es ihr nicht erzählen…… das musst du dann schon selbst… aber es wird sie unheimlich verletzen…..“
Tessa schwieg und sah bedrückt zu Boden.
Na toll… jetzt hatte David doch noch ein schlechtes Gewissen.
Er würde trotzdem erst einmal sehen ob die Anderen verdacht schöpften. Dann konnte er sich immer noch versuchen zu erklären…
„Wenn sie was merkt, werd ich mit ihr reden, Okay? Ich mein… ich mag sie wirklich gern. Ich dachte immer, das mit ihr könnte echt was werden, aber Scheiße… Ich weiß es nicht!“
David konnte nicht leugnen, auch Ulrike eine gewisse Anziehungskraft auf ihn hatte. Darüber würde er sich noch klar werden müssen, aber das hatte erstmal noch ein wenig Zeit, auch wenn ihm jetzt ein wenig unwohl war.
Tobias begrüßte die beiden. Tessa bekam eine Umarmung, David einen freundschaftlichen Handschlag.
„Kommt rein ihr Zwei!“
Tobias ließ sich nicht anmerken, was er wusste. David hatte ja mit einer Anspielung, einem blöden Kommentar oder mit einem viel sagendem Grinsen gerechnet… Irgendwas, aber da war nichts. Gar nichts! Er verhielt sich wie immer. Auch gut!
David hoffte inständig, dass ihm das heute Abend auch so gelingen würde.
Diesmal waren sie nicht die letzten, die bei Tobias eintrafen. Anna und Ulrike waren schon da und auch Basti hatte kurz vor ihnen geparkt. Die drei saßen schon im Wohnzimmer mit Cola und Chips bewaffnet. Außerdem standen Salate und ein paar andere leckere Sachen auf der Bar, die heute sicher noch heftig geplündert werden würde. David und Tessa setzten sich zu ihnen und schnell kam eine angenehm gelöste Stimmung auf, wozu auch die ersten Drinks ihren Beitrag leisteten.
Als es wieder klingelte, wurde David etwas unruhig. Nur Nico fehlte noch und so war es klar, wer jetzt vor der Tür stand.
„Hey Dave… beruhig dich! Er ist doch auch nur ein Kerl…!“
Tessa hatte Davids aufkommende Aufregung gespürt und versuchte jetzt ihn im Flüsterton daran zu erinnern, dass er sich, wenn er so weiter machte, auch gleich ein Schild um den Hals hängen konnte.
Zum Glück schaffte es David irgendwie sich etwas zusammen zu reißen… bis Nico vor ihm stand. Der begrüßte alle nacheinander.
David ließ er sich zum Schluss. So konnte er, während der Rest dabei war, es sich wieder gemütlich zu machen, David beim inszenierten Schulter klopfen ein leises
„Hi mein Süßer!“ zu flüstern.
Diese wenigen Sekunden raubten David fast den Verstand. Nicos warmen Atem in sein Ohr hauchen zu spüren und das Flüstern, das für ihn eher wie ein Stöhnen klang, machte ihn unweigerlich an.
„Mein Gott…!“, dachte er. Wenn das so weiter ging, würden die beiden in einer halben Stunde nichts mehr vom Film oder ihren Freunden mitbekommen…
Nico setzte sich dann neben David. Sie machten es sich am äußeren Rand des Gelages gemütlich. Etwas daneben saßen Tobias und Anna, die sowieso nur Augen füreinander hatten. Basti und die beiden anderen Mädels schienen sich prächtig beim Film zu amüsieren und waren nebenbei in scheinbar interessante Gespräche vertieft.
Als David sich das Szenario so betrachtete, stellte er fest, dass es wohl nicht sonderlich auffallen würde, wenn Nico und er sich ein wenig berühren würden…. Das nutzte er dann auch und fing an, sich für das Ins-Ohr-säuseln zu revanchieren, indem er begann die Innenseite Nicos Oberschenkel leicht zu streicheln.
Dies erregte diesen sichtbar und er versuchte David davon abzubringen, das Spiel weiter fortzusetzen. Doch Nicos Blick bettelte dabei darum, dass es nie Enden möge. Und so fuhr David fort, wobei Nico sich fügen musste, um ein Handgemenge, das sicher die Aufmerksamkeit der Anderen auf sich gezogen hätte, zu vermeiden.
Nun wanderte auch Nicos Hand auf Davids Körper. Seine Finger bahnten sich langsam einen Weg unter Davids Hemd und erfühlten zuerst die Jeans, in der Davids Hintern so wahnsinnig gut aussah, am Bund.
Er ertastete den ledernen Gürtel und in seiner Phantasie überstürzten sich Szenen, was man damit alles anstellen könnte. Als er dann am Rand der Boxershorts entlang strich, traf er Davids Haut nur ganz leicht, was diesem jedoch sofort einen wohligen Schauer über den gesamten Rücken jagte.
Nicos Hand wanderte weiter hinauf und ließ dabei keinen Zentimeter mit seinen sanften Berührungen aus. David genoss diese Streicheleinheiten sehr und wünschte sich mittlerweile inständig, dass er allein mit Nico wäre.
Auf einmal hörte Nico auf David zu verwöhnen und zog seine Hand unter seinem Hemd hervor. Gleichzeitig deutete er David voller Ernst auch mit seinen Liebkosungen auf zu hören. David war verwundert. Hatte er denn irgendetwas falsch gemacht?
Doch Nico hatte ganz anderes vor.
„Kommt jemand mit eine rauchen?“, fragte er in die Runde, wohl wissend, dass alle entweder vertieft in den Film oder anderweitig beschäftigt waren, so dass sie jetzt absolut keine Lust darauf haben würden. Als er nur ein „Nö, jetzt nicht!“ in verschiedenen Varianten zur Antwort bekam, stupste er David an, der immer noch nicht begriffen hatte, worauf er hinaus wollte. Aber jetzt fiel der Groschen und David antwortete schnell, dass er auch eine gebrauchen könnte. Damit hatten sie sich ungefähr eine viertel Stunde Zeit allein verschafft.
Tobias hielt Nico, als sie gehen wollten unauffällig am Arm zurück: „Denkt an die Nachbarn!“, sagte er so, dass niemand außer Nico seine Worte verstehen konnte.
Dabei zwinkerte er den beiden grinsend zu…. ihm war klar, dass sie nicht vorrangig zum Rauchen das Weite suchten…..
Kapitel 15
Schnell verließen die Beiden das Wohnzimmer. Da zog Nico David stürmisch zu sich und küsste ihn leidenschaftlich. Seine Zunge drängte an Davids Lippen um eingelassen zu werden. Er öffnete sie ganz leicht und schon spielten ihre Zungen wild miteinander.
„Nicht hier!“, schaffte David in einer Luftholpause zu flüstern und zog Nico weiter Richtung Garten.
„Ich bin süchtig nach dir!“, keuchte Nico, während er David wieder an die Wand presste und weiter über ihn her fiel.
David war nicht wohl dabei, noch im Haus zu sein und so lenkte er Nico bestimmt nach draußen, wo sie hinter dem kleinen Geräteschuppen verschwanden, um nicht überrascht zu werden, falls sich doch noch jemand zu einer Zigarette entschloss.
Jetzt war auch David wieder vollkommen bei der Sache und ließ sich von Nicos Küssen berauschen. Dabei wanderten seine Hände an dessen Rücken hinunter und suchten den Rand des Muskelshirts, das er heute an hatte und in dem er verdammt sexy aussah.
Seine Hände glitten unter Nicos Shirt und rissen es ihm von Leib. Schnaufend und Stöhnend wollte auch Nico Davids Hemd öffnen, doch dieser ließ ihn nicht. Dafür überhäufte er Nicos Brust mit tausend wilden Küssen, die sich ihren Weg in tiefer liegende Gefilde bahnten. Als er Nicos Bauchnabel erreichte und diesen mit der Zunge umspielte, daran saugte, ließ Nico dabei vor Erregung seinen Kopf gegen die Schuppenwand schlagen. Das dumpfe Geräusch war gut zu hören…
David öffnete den Gürtel, der Nicos Hose hielt. Er öffnete den Knopf und auch den Reißverschluss und befreite Nicos bestes Stück, das schon darauf wartete beachtet zu werden, aus der engen weißen Boxer, die ihn sichtlich einengte.
David hatte wieder diesen leicht süßlichen Duft in der Nase, den Nico ausströmte und der ihn noch mehr erregte, als er es sowieso schon war.
Nico stöhnte laut auf, als Davids Zunge die Spitze seines Prinzen berührte. Noch einmal tippte David ihn nur leicht mit der Zunge an, was Nico fast um den Verstand brachte.
Ein „Oh, David!“ Ruf hallte durch die Nacht.
Langsam bekam es David mit der Angst zu tun. Was, wenn sie jemand hörte?
So ließ er von Nicos unterer Region ab und presste seine Hand auf dessen Lippen. Nico rutschte, da seine Beine ihn längst nicht mehr halten wollten, an der Wand hinunter und saß nun auf dem kleinen Vorsprung, den die Hütte auf Kniehöhe hatte.
David verschwand wieder zwischen Nicos Schenkeln, ohne die Hand von seinem Mund zu nehmen. Nicos Kehle entwichen nun immer wieder glucksende, stöhnende Laute, denn seine Erregung stieg, besonders gepusht durch die ihn zur Stille zwingenden Hand Davids, bis ins unermessliche. David selbst saugte noch immer göttlich an seinem Schwanz. Nico konnte sich nicht mehr zurückhalten und genoss das Beben, welches seinen Körper beim Abschuss durchfuhr.
In diesem Moment erschien Ulrike hinter dem Schuppen. Ihr Gesicht versteinerte sich, als sie Nico mit nacktem Oberkörper und offener Hose, völlig fertig an der Wand lehnend und David davor kniend sah. Zu eindeutig war diese Pose.
Tränen stiegen in ihr auf und ein immer größer werdender Klos bildete sich in ihrem Hals. Immer noch stand sie wie eine Statue da, unfähig sich zu bewegen.
David sah in ihre starren Augen. Er stand auf.
„Ulli……es… es tut mir so Leid!“ Er ging einen Schritt auf sie zu.
„Ich weiß, was du für mich empfindest, aber ich kann dir das nicht geben……… Nico und ich wir… na ja…. wir sind ein Paar.“
David sah zu Boden und wartete auf Ullis Reaktion. Die stand noch einige Sekunden wie gelähmt da, dann schien es, als währen Davids Worte zu ihr durchgedrungen. Sie drehte sich blitzschnell um und rannte, von ihren Tränen übermannt, in Richtung Haus.
David reagierte schnell und rannte ihr hinterher. Er erreichte sie noch vor der Terrasse und hielt sie auf, nahm sie fest in seine Arme. Sie ließ ihn und weinte sich an seiner Schulter aus. David versuchte sie zu beruhigen, was eher von wenig Erfolg gekrönt war.
Kapitel 16
In Ulrike brach eine Welt zusammen, als sie David vor dem halb nackten Nico knien sah. Sie konnte sich nicht rühren und wollte einfach nur weg. Als sie bemerkte, dass David ihr folgte, und er sie dann auch noch in den Arm nahm, wurde ihr noch einmal besonders schmerzlich bewusst, warum sie ihm so sehr verfallen war.
Sie genoss seine Berührung. Sie weinte hemmungslos, konnte einfach nicht anders. Langsam realisierte sie, was er ihr gerade eröffnet hatte. Sie würde nie eine Chance bei ihm haben… Sie spürte, wie David ihr über den Kopf strich. Sie sog seinen Geruch ein. Sie würde trotzdem nicht die Hoffnung aufgeben. Um ihn kämpfen, wenn es auch nur eine minimale Chance auf Erfolg gab, sie würde sie nutzen! Vielleicht war ja noch nicht alles verloren.
Langsam beruhigte sie sich. Mittlerweile war Nico auf dem Weg herüber zu den beiden. Er hatte noch ein Weilchen gebraucht, um zu begreifen, was gerade passiert war und bemerkte nur, dass David verschwunden war. Er vernahm ein Weinen, das aber nicht nach David klang. Nico suchte sein Shirt und zog es sich, immer noch ein wenig benebelt, über den Kopf. Auch seine Hose schloss er wieder.
Dann ging er David suchen und fand ihn, Ulli umarmend vor der Terrasse stehen.
Als David ihn sah, blickte er ihn entschuldigend an. Nico verstand immer noch nicht. Wut kroch in ihm hoch… wie konnte dieser Typ nur! Enttäuscht warf er David einen finsteren Blick zu und verschwand im Haus, wo er sich wieder zu den Anderen gesellte.
David hielt Ulli immer noch fest.
„Hey, nicht weinen! Ich mag dich wirklich sehr gern und du wirst es nicht glauben, aber letztens dachte ich noch, ich hätte keine Chance bei dir!“
Er strich ihr abermals sanft übers Haar. Was sie da hörte, hätte sie jetzt wirklich nicht gedacht. Nachdem sie gerade das mit Nico gesehen hatte……. aber umso besser für sie.
Langsam löste sich David von ihr. Er hielt sie an den Schultern und sah sie aufmunternd an: „Wieder besser?“
Ulli nickte nur, obwohl das nicht wirklich der Wahrheit entsprach.
„Na komm, lass und wieder zu den Anderen gehen. Die warten bestimmt schon.“
Ulli nickte erneut und ging dann David voraus, wieder nach drinnen.
Schon fast im Wohnzimmer hielt David Ulli zurück: „Ähm…“, fing er an, „…. Anna und Basti wissen es noch nicht…… Würdest du es ihnen gegenüber bitte für dich behalten?“
Ulli sah ihn nur kurz an – sagte aber nichts, drehte sich um und ging hinein. Wie sollte er diesen Blick jetzt deuten? Würde sie ihm diesen Gefallen tun? Er wusste es nicht, aber er hoffte.
David holte noch einmal tief Luft und ging ihr dann hinterher.
Ulli hatte sich zu Anna und Basti gesellt. Zum Glück schien sie sich nichts anmerken zu lassen, denn die drei amüsierten sich gerade über irgendetwas. Um ihn und Nico konnte es nicht gehen, denn um das zu erzählen hätte sie nicht die Zeit gehabt.
Nico saß mit Tessa und Tobi auf dem Boden. Auch die drei sahen so aus, als würden sie sich gut unterhalten, einzig Nico schien nicht ganz glücklich zu sein. Als sie David sah, winkte Tessa ihn gleich zu sich.
„Was war denn da draußen los?“, wollte sie sogleich wissen, „Hat Ulli etwa geweint?“
„Das kann man wohl so sagen…“, antwortete David etwas bedrückt. „… Ich glaube, sie wollte mich allein antreffen… hat sie aber nicht…“
„Sie hat euch…?“ Weiter kam Tessa nicht, da David ihr genervt ins Wort fiel: „Ja…. In flagranti erwischt sozusagen!“
David war total Verzweifelt…. Er wollte doch nicht, dass Ulli es so erfährt. Er hätte es ihr gern selbst irgendwie schonend beigebracht.
Nicos Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen und das nicht nur, weil ihm die ganze Sache peinlich war.
„Da… Davon hab ich gar nichts mitbekommen… Ich dachte… Ach egal…!“
„Was dachtest du?“, wollte David wissen.
„Dass du mich da so sitzen gelassen hast…“, antwortete Nico klein laut. „… und als ich dann gesehen hab, wie du Ulli umarmt hast…“
Nico sah zu Boden, wie konnte er David nur so etwas zutrauen?
„Du warst eifersüchtig?“, kam es ungläubig von David.
„Hey Süßer, Ich liebe nur dich!“
David nahm ihn in den Arm und drückte ihn liebevoll an sich. Am liebsten hätte er ihm jetzt einen innigen Kuss gegeben, aber die Chance, dass Anna und Basti etwas mitbekommen würden erschien ihm dann doch zu groß.
„Es tut mir so Leid… ich hätte dir das nicht einmal zutrauen dürfen! Ich liebe dich doch!“, flüsterte Nico, während er in Davids Armen versunken war.
„Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass uns jemand gesehen hat.“
Daraufhin musste David schmunzeln: „Da warst du auch gerade dabei zu explodieren……“
Obwohl auch David jetzt geflüstert hatte, sahen sich Tessa und Tobi grinsend an. Sie hatten David verstanden, trotzdem er so leise gesprochen hatte.
„Haben euch die Nachbarn wenigstens nicht gesehen?“, fragte Tobi, immer noch grinsend. Erschrocken ließ David von Nico ab und sah die beiden entgeistert an.
„So genau wollten wir es eigentlich gar nicht wissen!“, brachte Tessa giggelnd hervor und musste sich zusammen reißen, die beiden nicht noch mehr mit spitzen Bemerkungen vollkommen zu verunsichern.
Zwei große Augenpaare sahen sie an. Unschuldig mit den Schultern zuckend erwiderte sie: „Jungs, ihr müsste echt aufpassen, wenn ihr das geheim halten wollt oder ihr könnt euch gleich outen!“
Damit machte Tessa ihnen unmissverständlich bewusst, was ihnen noch bevor stand.
David musste zugeben, dass sie sich heute Abend wirklich nicht sonderlich vorsichtig verhalten hatten. Eher im Gegenteil… Vorhin, als sie vorm Fernseher saßen, hätte sich nur einer der Anderen umdrehen müssen und sie hätten nichts mehr zu erklären brauchen… so eindeutig war ihre Position.
„Vielleicht sollten wir das wirklich tun… wenigstens vor allen, die jetzt anwesend sind…..“
Nico hatte laut nachgedacht und damit auch Davids Gedanken ziemlich gut formuliert.
„Was meint ihr, wie Anna und Basti reagieren würden?“, fragte David jetzt.
„Na ja….. Anna, glaub ich, hätte kein Problem damit. Wie Basti reagiert… keine Ahnung!“, antwortete Tobias nach einem kurzen Überlegen.
„Basti kann ich da auch nicht einschätzen…..“, setzte Tessa nachdenklich hinzu.
„Vielleicht solltet ihr es einfach versuchen. Er ist schließlich mit euch befreundet. Mit dir David doch sogar schon seit dem Kindergarten!“
David und Nico sahen sich an. Sie waren sich einig, dass dies eine gute Idee war. Dann könnten sie sich wenigstens unter ihren Freunden so geben wie sie waren und mussten nicht bei jeder Bewegung darauf achten, dass nichts auffällt.
Doch wie sollten sie das Thema anschneiden? Einfach zu ihnen hinüber gehen und sagen: , Hallo, hört mal zu, wir sind schwul?´ oder sich einfach küssen und hoffen, sie würden es sehen? – Nein! Das wäre wirklich zu plump und obendrein auch noch feige!
„Hey ihr drei, ihr sitzt ja so abseits! Kommt doch rüber zu uns!“, rief Tobias Richtung Couch, auf der die Anderen saßen.
Damit hatte sich das Problem dann auch erledigt, denn Anna war sofort aufgesprungen und riss Basti mit sich. Sie kam freudestrahlend herüber und setzte sich gleich auf Tobis Schoß. Auch Basti suchte sich schnell einen Platz in der Runde. Ulrike hingegen gesellte sich nur widerwillig dazu und bedachte Nico und David mit einem bösen Blick, während sie sich neben Basti setzte.
David ließ das nicht so kalt, wie er gedacht hatte. Irgendwie spürte er einen kleinen Stich dabei….
Kapitel 17
Nach einer Weile war wieder eine lockere Atmosphäre entstanden. Sie alberten viel herum. Nico nahm unauffällig wieder Davids Hand und sah ihm in die Augen. Etwas Panik lag in in den Seinen und auch David schien ein wenig Angst zu haben. Trotzdem drücke er Nicos Hand ebenfalls und gab ihm damit noch das letzte Fünkchen Mut, dass ihm gefehlt hatte. Er wusste, egal wie die Zwei reagieren würden, zwischen ihnen würde das nichts ändern. So eng waren sie mit den beiden nun auch nicht befreundet…
Er atmete noch einmal tief durch und lenkte damit unfreiwillig die Aufmerksamkeit der Runde auf sich. Na egal, er wollte sich ja sowieso Gehör verschaffen.
„Was ist denn mit dir los?“ fragte Basti etwas besorgt.
„Basti, …… Ach Scheiße!……“ Nico stockte.
„Was denn Nico?….Raus mit der Sprache!“
Tessa und Tobias sahen sich unsicher an. Nico bekam kein Wort mehr heraus und so sprang David für ihn ein. Er legte seinen Arm um Nicos Hüfte und zog ihn noch etwas näher zu sich.
„Nico und ich sind zusammen.“, sagte er und lehnte sich an ihn. Lächelnd sah er Anna und Basti an und wartete auf eine Reaktion. Und die kam prompt.
Bastis Gesicht versteinerte sich und wechselte dann zu einem Abwertenden Blick.
Angeekelt sah er Nico und David an: „Wie kann man nur so krankhafte Triebe haben??? Ist ja eklig!!! Ist ja nicht mit anzusehen!!! Müsst ihr euch so angrabschen ihr Schwuchteln???“
Basti war dabei aufgesprungen und sah die Beiden bedrohlich von oben herab an.
Nico bekam eine Scheißangst, denn Basti war so jemand, dem man nachts nicht allein begegnen wollte, wenn man ihn nicht zum Freund hatte. David bemerkte, wie Nico zu zittern anfing. Er drückte ihn noch ein wenig fester an sich.
Auch er hatte etwas Angst, doch eigentlich traute er Basti nicht zu, dass er ihnen etwas tun würde. Dafür waren sie doch schon zu lange befreundet.
„Basti! Was soll das?“ schrie Tobi ihn an und sprang ebenfalls auf: „Was hast du denn für ´n Problem damit?“
„Du unterstützt die Arschficker auch noch??? Bist wohl selber einer?“, gab Basti in einem fiesen Ton zurück und jetzt war es Tobi, dem es die Sprache verschlagen hatte: „Raus!!!“ sagte er nur und wies mit dem ausgestreckten Arm zur Tür.
Wütend drehte Basti sich um und verließ das Haus, nicht ohne den Freunden noch einen abwertenden Blick zu zuwerfen. Ulrike stand ebenfalls auf, schüttelte den Kopf, sagte nichts und folgte Basti.
David sah ihr hinterher. Verübeln konnte er es ihr nicht, trotzdem schockierte ihn ihre Reaktion.
„Wie kann er nur…..! So ´ne Einstellung hätte ich ihm gar nicht zugetraut!“
Tobi war außer sich. Wild gestikulierend und im Zimmer umher laufend, empörte er sich über das Verhalten der beiden, jetzt fehlenden Freunde. Anna versuchte vergeblich ihn zu beruhigen. Sie hatte kein Problem mit Davids und Nicos Liebe zueinander. Das hatte sie schon klar gemacht.
Es lag eine gewisse Bestürzung in der Luft. Tessa war zu David herüber gekommen. Sie hatte gesehen, dass er ganz schön bedrückt war. David und Basti waren schon seit dem Sandkasten befreundet und auch wenn sich das über die Jahre ein wenig verloren hatte, war Basti für David immer sehr wichtig geblieben.
Sie nahm ihn in den Arm. Nico war aufgestanden, hatte David noch einen Kuss gegeben und war jetzt ebenfalls dabei, Tobias zu beruhigen, denn Anna allein schien das nicht so ganz zu schaffen.
Kapitel 18
Die Stimmung blieb bedrückt, nachdem Basti und Ulli so aufgebracht gegangen waren.
David, Tessa und Nico verabschiedeten sich dann auch bald von Tobias und auch von Anna, die bei ihrem Liebsten blieb.
David und Tessa wollten gerade ins Auto steigen, als Nico sie noch bat, ihn mitzunehmen, da er ansonsten die 3 Kilometer bis zu sich nach Hause hätte laufen müssen.
Also fuhren sie zu Dritt. David ließ Tessa zu Hause hinaus und nach einer herzlichen Verabschiedung inklusive „Gute Nacht“ – sagen verschwand sie im Haus. Die beiden Jungs fuhren weiter.
„Möchtest du nicht bei mir bleiben?“, bot David Nico an, als sie vor seiner Tür standen. „Du musst doch jetzt nicht noch `nen ganzen Kilometer durch die Nacht laufen!“ #
Nico wusste nicht so recht. Wenn David ihn nur aus Mitleid bei sich übernachten ließ, wollte er lieber zu sich nach Hause.
„Ich weiß nicht…“, sagte er deshalb nachdenklich und sah zum Fenster hinaus.
„Ich möchte doch nicht so allein schlafen müssen, wenn ich dich nun schon mal gefunden hab!“
David setzte sein unwiderstehlichstes Lächeln ein und so hatte Nico gar keine andere Wahl als zu zusagen. Außerdem hatte er wirklich keine Lust jetzt noch durch die Gegend zu wandern.
„Was werden denn aber deine Eltern sagen, wenn ich morgen früh bei dir aus dem Zimmer gekrochen komme?“, fragte Nico skeptisch. „Oder wissen sie es schon?“
„Nee, und eigentlich sollen sie es auch noch nicht wissen, aber sie kommen nur selten zu mir nach oben.“, antwortete David.
Nico war ein wenig verwundert und konnte sich das nicht so recht vorstellen wie das gehen sollte, wenn er doch bei seinen Eltern wohnte, aber er beschloss, David da zu glauben, schließlich waren es ja seine Eltern.
Außerdem war es schon kurz vor um eins in der Nacht und definitiv nicht mehr die richtige Zeit um sich in Grübeleien zu stürzen.
Die Beiden stiegen aus und Nico folgte David zur Haustür, die dieser gerade aufschloss. David deutete ihm, leise zu sein um seine Eltern nicht zu wecken. So schlich Nico also David hinterher.
Als dieser die Treppen nach oben hinauf gegangen und in sein Zimmer getreten war, sah er, wie Nico staunte, als er ebenfalls eintrat. Denn Nicos Eltern hatten zwar ein großes Haus mit allerlei Schikanen, aber David hatte die gesamte obere Etage hier für sich allein.
„Willkommen in meinem bescheidenen Reich!“
David breitete seine Arme aus und drehte sich zu Nico um. Davids „Reich“ war zwar nicht übermäßig groß, aber dafür hatte er sein Zimmer direkt unterm Dach.
Jetzt war Nico auch klar, warum sich David so sicher gewesen war, dass seine Eltern nicht unbedingt mitbekommen würden, dass er mehr als nur in Freund war, der hier übernachtete.
Er sah sich um. Auf jeder Zimmerseite hatte David zwei große Dachfenster, die am Tage sicherlich den ganzen Raum mit Sonne durchfluteten. Eine Sitzecke mit Couch und einem kleinen Tisch fand er in der rechten, ihm gegenüberliegenden Ecke.
Ein Regal trennte sie vom Rest des Raumes ab. Auf der linken Seite stand ein riesiger Schreibtisch genau unter einem der Fenster. Ein Computer mit Flachbildschirm stand darauf. Hefter und lose Blätter mit Übungsaufgaben füllten ihn. Daneben, in der linken Zimmerecke, stand eine hohe, runde Reispapierlampe.
Die gleiche, wie er auch schon neben der Couch entdeckt hatte. Dazwischen ein großer heller Kleiderschrank mit drei Türen. Man sah, dass David gerne shoppen ging.
Als Nico sich weiter nach links drehte, sah er noch ein niedriges Regal neben der Treppe, an deren Seiten, Wände aus Glasbausteinen hochgezogen waren.
Wobei eine dieser Wände zu einem kleinen Bad gehörte. Die andere, so sah er jetzt, bildete eine Nische, in der Davids breites Futonbett stand. Direkt über dem Bett gab es noch ein großes Dachfenster. David ließ sich also jeden Morgen von der Sonne wecken.
Was hätte Nico dafür gegeben, in so einem Zimmer wohnen zu dürfen…. Sein Eigenes war ja nicht schlecht, aber sehr, sehr gewöhnlich, wenn er es mit dem hier verglich.
„Und, meinst du, du kannst es bis morgen früh hier drin aushalten?“
Damit riss David Nico aus seinen Gedanken und ging an ihm vorbei. Er zog sein Jackett aus und warf es einfach mitten im Zimmer auf den Boden. Dann begann er sein Hemd auf zuknöpfen, entledigte sich seiner Jeans und ging, ohne Nicos Antwort abzuwarten, nur mit seiner schwarzen Boxershorts am Leib ins Bad.
Dort putzte er sich die Zähne und machte sich noch etwas frisch. Außerdem suchte er für Nico eine Zahnbürste heraus. Als er wieder hinaus kam, konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Nico stand immer noch mit offenem Mund mitten im Raum und starrte auf die Badezimmertür.
David ging zu ihm, fasste ihn sanft an den Oberarmen und sah ihm in die Augen.
„Komm, mach dich auch schnell fertig und dann ist in meinem Bett noch ein Platz neben mir frei.“
Das ließ Nico sich nicht zweimal sagen. Er beeilte sich im Bad und als er wieder ins Zimmer trat, sah er einen Warmen Lichtschein aus Davids Schlafecke dringen. David hatte viele kleine Teelichter auf dem Regalbrett, das an der Glaswand hing, angezündet und lag halb aufgedeckt und auf seinen Arm gestützt, wartend im Bett.
David wusste nicht, wie Nico darauf reagieren würde. Er hoffte nur, dass er nicht glauben würde, David würde ihn verführen wollen, denn eigentlich war ihm heute Nacht gar nicht mehr danach. Nachdem was bei Tobias vorhin passiert war, wollte er sich eigentlich nur noch ein wenig an Nico kuscheln, ein wenig reden vielleicht und dann einschlafen.
Nico sah schon sehr müde aus, als er David ansah. Er kroch nur noch zu ihm ins Bett, schmiegte sich an ihn und ließ sich von ihm umarmen.
„Was meinst du, wird Basti sich wieder einkriegen?“, fragte Nico nach einigen Minuten nachdenklich.
„Irgendwie war er heute so ganz anders…. So kenn ich ihn nicht! Eigentlich glaub ich nicht, dass er generell was gegen uns hat. Jedenfalls hat er sich noch nie abfällig über zwei liebende Jungs geäußert. Ich weiß einfach nicht was in ihn gefahren ist!“ David war wirklich ein wenig verzweifelt. Er hatte da so ein Gefühl, das ihm sagte, dass da noch etwas passieren würde.
„Hm… ich kenn ihn ja noch nicht so gut… Ich hatte vorhin wirklich Angst vor ihm. Aber lass uns jetzt nicht weiter grübeln. Wir kommen sowieso zu keinem Ergebnis! Also mach deine hübschen Äuglein zu und versuch wenigstens noch ein bisschen zu schlafen!“ Nico hatte seinen Kopf zu David umgedreht und gab ihm einen Kuss.
Er war wieder mal einfach nur pragmatisch. Ein Lächeln huschte über Davids Gesicht. „Ja, schlaf gut!“, war seine Antwort und dann kuschelte er sich dicht an Nico, küsste noch einmal seinen Nacken und schlief dann wirklich ein.