Welcome to Australia – Teil 21

Abbys Pferd scheute und rannte weg.

„Was war dass denn?“, fragte Berry ängstlich und sah sich um.

Auch wir anderen wusste im Augenblick nicht was los war. Ich verließ schnell die Koppel und verschloss das Gatter.

„Hat sich angehört wie ein Schuss“, meinte Lesley.

„Ach Quatsch, dafür war es viel zu laut“, meinte ich und gesellte mich zu Berry, der mich in den Arm nahm.

„Ich glaub ich geh lieber wieder ins Haus“, meinte Molly ängstlich.

„Kinder?“

Das war Abby.

„Wir sind am Stall“, rief ich.

Wenig später tauchte Abby auf.

„Oh, habt ihr sauber gemacht, dass ist aber lieb.“

Ich nickte.

„Ich bin nur kurz vorbei gekommen und wollte sagen, dass man Priscilla anscheinend festgenommen hat.“

„Und was ist mit Timothy?“

„Darüber kann ich nichts sagen, wir haben nur einen Anruf bekommen, Priscilla wäre in Darlington Point festgenommen worden, mehr wissen wir auch nicht. Die Polizei vor dem Haus wurde abgezogen und ihr könnt morgen wieder in die Schule.“

„Und der Knall eben?“, wollte Lesley wissen.

„Knall? Ach so, ihr meint sicher Mr. Flanigans Wagen. Der hatte eben beim Starten des Motors eine Fehlzündung.“

Molly atmete durch.

„Noch mal danke für das Sauber machen, ich muss zurück in die Praxis.“

Und schon war sie wieder verschwunden.

„Der arme Timothy“, sagte Molly.

„Ach was, den werden die schon finden!“, sagte Lesley.

„Was machen wir nun?“, fragte ich.

„Hätte jemand Lust auf die Hütte? Ich würde gerne etwas Rad fahren und die Hütte käm mir gerade recht“, sagte Lesley.

„Ich weiß nicht“, kam es von meinem Schatz.

„Ich kenne die Hütte noch gar nicht“, erwiderte ich.

„Schon ein Grund mehr, dorthin zu fahren“, kam es von Lesley.

*-*-*

Bob und Abby hielten es für eine gute Idee, dass wir zur Hütte fuhren und so etwas von der ganzen Sache abgelenkt wurden. Molly hatte einen wahren Fresskorb mitbekommen, den Lesley wegen seiner Schwere auf sein Fahrrad spannte.

Wir waren schon eine Weile gefahren, keine Häuser waren mehr zu sehen, nur noch Wiesen und Wald.

„Ich dachte hier ist überall Wüste um Griffith.“

„Nein“, antwortete Molly, „nur der nördliche Bereich grenzt an die Wüste. Hier im Süden herrscht schon ein anderes Klima. Griffith liegt auf einer Klimagrenze.“

Mein Blick ging automatisch nach oben, wo einige große Wolkenfelder durchzogen. Ich konnte es nicht beurteilen, wie das Wetter war. In den Staaten hätte ich jetzt auf ein bald folgendes Gewitter getippt.

Hier dagegen war ich völlig ahnungslos. Es könnte genauso ein Vorzeichen für einen Sandsturm sein, wobei es hier eigentlich nicht genug Sand gab, um diesen mit Material zu speisen.

Ein Stein, den ich überfuhr und mein Rad leicht hüpfen ließ, riss mich aus meiner Gedankenwelt.

„Mist“, sagte Lesley, „da kommt der nächste Regenguss.“

Er zeigte auf den Horizont, wo sich die Wolkenfelder zu einer großen Wolke verdichteten.

„Die ist doch weit weg“, meinte ich.

„Nicht weit genug“, sagte Berry neben mir, „ihre Ausläufer können uns noch erwischen.“

„Jetzt macht Tom keine Angst und zudem sind wir bald an der Hütte, die bietet wohl genug Schutz vor dem Regen“, mischte sich Molly ein.

Molly sollte Recht behalten. Nach dem nächsten Waldstück, kam eine größere Lichtung, auf deren Anhöhe eine Holzhütte stand. Lesley erreichte sie als erstes und stieg vom Fahrrad herunter.

Er hob den Fresskorb herunter und stellte das Rad seitlich gegen die Hütte.

„Nett!“, meinte ich, während die anderen grinsten.

„Pass aus wo du hintrittst, Schatz, hier hat es auch Schlangen.“

Sollte ich das nicht gleich auf dem Fahrrad bleiben. Eine unheimliche Begegnung mit diesen Viechern hatte mir vollkommen gereicht. Doch Berry grinste so komisch, was mir merkwürdig vorkam.

Molly gab ihm einen Stoß.

„Jetzt hör auf, willst du deinen Schatz zum Angsthasen machen?“, herrschte ihn Molly an.

Wir stellten unsere Fahrräder zu Lesleys.

„Was hat uns denn die gute Doreen eingepackt?“, fragte er und machte sich am Korb zu schaffen.

„Und so einer wundert sich, warum er nicht so eine gute Figur hat wie ich.“

Ich musste grinsen. Mir war klar, dass sich Brüder untereinander immer ärgerten, aber Berry war heute ganz besonders gut drauf. Ich lief etwas um die Blockhütte herum, um alles zu sehen.

Dabei fielen mir Spuren im Sand auf.

„Nutzt außer euch noch jemand die Hütte?“, rief ich.

„Nein, wie kommst du da drauf“, antwortete Lesley.

„Weil hier Reifenspuren sind.“

„Was?“

„Hier sind Spuren von Reifen“, wiederholte ich mich.

Kaum hatte ich meinen Satz beendet, stand Lesley schon neben mir.

„Komisch, sonst verirrt sich nie ein Wagen hier heraus“, sagte Lesley und bohrte mit seinem Schuh in der Spur.

„Jungs, esst ihr etwas mit?“

Das ließ sich Lesley nicht zweimal fragen, die Reifenspur war vergessen und er saß in null Komma nichts neben Molly.

„Hm…, Dorren hat wieder lauter leckere Sachen gemacht“, meinte er und griff nach einem gebackenen Hühnerschenkel.

Irgendwo in der Ferne war Gewitterdonner zu hören.

„Der nächste Platzregen lässt nicht lange auf sich warten“, meinte Molly.

„Wenn es zu arg wird, dann können wir immer noch in die Hütte“, merkte Berry an.

Stimmt die Hütte von innen hatte ich noch nicht gesehen.

„Warum gehen wir nicht gleich in die Hütte?“, fragte ich.

„Dann müssten wir erst alles auf machen und dazu habe ich jetzt keine Lust“, antwortete Lesley kauend auf meine Frage.

Ich drehte mich um und sah, dass sämtliche Fenster mit schweren Läden verriegelt waren. Auch ich bediente mich im Korb. Als ich gerade in das kalte Steak beißen wollte, stieg mir ein beißender Geruch in die Nase.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte mich Molly.

„Riecht ihr das auch?“

Nach meiner Frage, hob jeder die Nase in die Luft.

„Es riecht nach Rauch“, meinte Molly.

„Wird irgendwer in der Nähe ein Feuer gemacht haben“, warf Lesley ein.

„Ein Feuer, hier? Zu dieser Zeit? Du weißt, dass es verboten ist, um diese Jahreszeit keine offenen Feuer gemacht werden dürfen.“

„Wieso?“, wollte ich wissen, „es regnet doch oft, da kann sich bestimmt nichts entzünden.“

„Hast du eine Ahnung. Der Regen verdunstet im Boden gleich wieder. Hier ist alles so trocken, dass sich gleich alles entzünden würde.“

„Also brennt es hier irgendwo“, meinte ich.

Mittlerweile waren wir alle aufgestanden. Jeder schaute sich um, aber keiner konnte irgendwo eine Rauchfahne entdecken, geschweige denn ein Feuer.

„Ich sehe nichts“, meinte Molly.

Ich sah dafür, dass sich nun recht rasch, dunkle Wolken zusammen zogen. Aber dafür riecht es immer noch so stark, als wäre es dicht bei uns. Ein erneuter Donner ließ uns alle zusammenfahren.

Dieser war viel näher als uns dran, als der Vorherige.

„Ich glaube, wir sollten doch die Hütte öffnen“, meinte Molly im ängstlichen Ton.

„Sollten wir nicht lieber zurück fahren?“, fragte ich.

Berry lehnte sich an mich und nahm mich in den Arm.

„Nein Schatz,,. du siehst selbst, wie schnell dass auf uns zu zieht. Bevor wir zu Hause wäre, würde über uns die Sintflut hereinbrechen.“

Ich kannte mich hier nicht aus, also musste ich mich auf sein Urteil verlassen. Ich räumte mit Molly die Sachen zusammen, während Berry und sein Bruder sich daran machten, die Hütte zu öffnen.

Während Lesley sich an der schweren Holztür zu schaffen machte, öffnete Berry den ersten Laden.

„Du Berry, komm mal her.“

„Was ist? Bekommst du die Tür nicht auf?“

„Doch schon, aber jemand hat sich hier zu schaffen gemacht.“

*-*-*

Berry

Ich ließ den Laden los, ohne ihn zu verankern. Mit schnellen Schritten war ich bei Lesley. Auch Tom und Molly kamen zu uns.

„Die Tür ist nicht verschlossen“, sagte Lesley noch und drückte die Klinke hinunter.

Langsam drückte er die Tür auf, die unter lautem Knarren sich aufschob. Es war schon etwas gruselig. Sehen konnte ich nichts, denn es war dunkel in der Hütte, nur das Licht der offenen Tür und dem einen geöffneten Fenster fiel herein.

Zuwenig, wie ich bemerkte. Lesley lief einfach hinein.

„Ich mach weiter die Läden auf, sonst sehen wir gar nichts“, sagte Berry und verschwand wieder um die Ecke.

„Ich helfe dir“, meinte ich und folgte ihm.

Als ich um die Ecke kam, kam mir ein Laden entgegen und hätte ich nicht so eine schnelle Reaktion gehabt, wäre ich direkt hineingelaufen. So ließ ich mich nach hinten fallen und fand mich im Dreck wieder.

„Tom…, ist dir etwas passiert?“, fragte Berry besorgt, der mich anscheinend nicht kommen sah.

„Nein…“

„Entschuldige“, sagte er und half mir auf.

Er zog mich in seinen Arm und küsste mich.

„Sorry…, dass wollte ich wirklich nicht.“

„Ist ja nichts passiert…“

Das Fenster öffnete sich und Lesley schaute heraus.

„Ich dachte, du machst die Fensterläden auf und dabei stehst du da und knutscht mit deinem Tom.“

„Neidisch?“

„Auf Tom? Sicherlich nicht. Also los, ich will schauen ob jemand etwas geklaut hat.“

Ich musste grinsen.

„Ja du Sklaventreiber“, sagte Berry und ließ mich los.

So gingen wir gemeinsam zu nächsten Laden. Berry zog ein Schlüssel aus der Tasche und öffnete das Vorhängeschloss. Danach war es ein leichtes, den Laden aufzuziehen. Dies wiederholte sich so lange, bis wir alle Läden geöffnet hatten und wieder am Eingang standen.

„Es fehlt nichts“, meinte Lesley, als wir die Hütte betraten.

Vor mir tat sich ein großer Raum auf. In der Mitte stand ein großer Holztisch mit vier Stühlen dran. In einer Ecke konnte ich ein offenen Kamin entdecken, dich daneben einen alten Herd. In Regal waren Teller und sonstiges Geschirr, was man so zu Kochen und Essen brauchte.

In der anderen Ecke führte eine steile Treppe nach oben. Daneben stand eine alte Couch, die auch schon bessere Tage gesehen hatte. Molly, die, die Hütte verlassen hatte, kam mit dem Korb herein und stellte ihn auf den Tisch ab.

Ein Wimmern ließ uns alle erstarren.

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