„… ähm, welche Leute?“
„Du bist doch der Amerikaner mit den Mafiaverbindungen…?“
Ich konnte nicht anders, als schallend laut anfangen zu lachen. So laut, das plötzlich Molly und Abby hinter mir standen.
„Alles in Ordnung?“
„Ja…, ich habe meinen Geldbeutel wieder“, meinte ich und winkte mit diesem.
„Und warum hast du so gelacht?“, fragte nun Molly.
„Mein schlechter Ruf als Mafiosi ist mir vorausgeeilt.“
Abby hob eine Augenbraue an und verschwand Kopf schüttelnd wieder in der Küche.
„Du bist Janno…, wenn ich mich richtig erinnere“, sprach Molly plötzlich den Typ an.
„Du kennst mich noch. Dachte im Center hast du mich nicht erkannt?“
„Da war ich mir nicht so sicher und wollte nichts sagen“, lächelte Molly.
Fragend schaute ich sie an.
„Janno und ich haben gemeinsam die Primary School besucht…“
„Aha…“
„Ich… glaube, ich geh dann wieder… ich wollte nur einen Fehler korrigieren“, meinte Janno plötzlich.
„Was für einen Fehler?“
„Mein kleiner Bruder Robin…“
„An den kann ich mich auch erinnern.“
„… meinte bei einer Mutprobe mit machen zu müssen und…“, er unterbrach und sah mich mitleidig an.
„… und hat… ähm Tom hier sein Geld geklaut… Ich hoffe…, er bekommt deswegen von euch keinen Ärger?“
Er hatte die Frage zwar an Molly gerichtet, aber sein Blick wanderte zu mir. Sah ich da so etwas wie Angst in seinen Augen? Mollys Blick wanderte nun auch zu mir. Ich hob die Hände.
„Ich habe mein Geld wieder… ich werde sicher nicht mehr zu den Offiziere gehen!“
„Und die anderen…?“, fragte Janno.
„Welche anderen?“, wollte Molly wissen.
Ich musste schmunzeln.
„Er meinte meine Verbindungen zur Mafia…“
Nun fing Molly ebenfalls an zu lachen. Janno schaute verunsichert.
„Janno… du darfst nicht alles glauben, was erzählt wird. Tom ist ganz normal und hat sicherlich keinerlei Verbindungen zu Mafia und ist auch nicht die Sünde eines Priesters und seiner Küsterin. Das ist alles nur Gerede!“
„Echt?“
Ich nickte und Molly schaute mich fragend an. Mir war bewusst, was sie wollte und ich nickte ihr zu.
„Tom hat seinen Vater verloren und seine Mutter war abgehauen, so musste er zu seinem nächsten Verwandten… und das war mein Vater.“
„Aha…“
„Nicht mehr und nicht weniger! Alles was du sonst von Tom hörst, ist schlichtweg erfunden, oder gelogen.“
„Okay…, aber ich muss trotzdem gehen.“
„Was machst du eigentlich jetzt?“, fragte Molly.
Ich wusste nicht, warum Molly so viele Fragen stellte.
„Ich habe in einer kleinen Werkstatt angefangen… lerne Automechaniker…“
„Gut zu wissen, Tom macht gerade den Führerschein und falls mal eine Delle…“
Ich piekte ihr in die Seite.
„Aua…“, kam es laut von Molly und fing an zu kichern.
„Molly hat Recht, falls du wegen deinem Wagen mal Hilfe brauchst, kannst du zu mir kommen“, warf Janno ein.
„Dazu müsste ich erst einmal einen Wagen besitzen.“
„Auch dass ist kein Problem, mein Chef verkauft auch Autos.“
„Da kommen wir drauf zurück, wenn es so weit ist.“
„… ähm okay… ähm… ich bin dann mal weg… Bye!“
„Bye Janno…“, sagte Molly.
„Bye!“, meinte ich und schob langsam die Haustür zu.
Molly lief ohne ein weiteres Wort zusagen in die Küche. Ich folgte ihr.
*-*-*
Berry
„Die Finanzierung lass mal mein Problem sein. Deine Mutter hat euch angemeldet. Also ich möchte davon nichts mehr hören, okay?“
Ich nickte Riley zu. Eine heiße Diskusion war entflammt, als wir auf die Fahrt nach Sidney zu sprechen kamen. Riley gab sein schlechtes Gewissen als Grund an, dass er uns allen drei, als Timothy, Lesley und mir die Fahrt zahlen wollte.
Ich dachte aber, dass er nichts dafür könne, dass seine Frau so war, wie sie war. Er war aufgestanden und hatte die Küche verlassen.
„Du weißt Berry, wenn mein Vater sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das durch.“
Timothy hatte Recht. In den vergangen Wochen bekam ich das häufiger zu spüren, als es um den Umbau des Hauses ging. Mum hatte keine Einwände, doch ihre Augen sagten immer etwas anderes.
Mein Handy meldete sich und ich griff in meine Hosentasche.
„Wer stört?“, kam es von Lesley.
„Tom… er hat seinen Geldbeutel wieder bekommen.
„Und was fehlt?“
„Hm…, das ist komisch…, alles ist da!“
„Wie ist er denn da dran gekommen?“
„Stand nicht mehr drin, in seiner SMS.“
„Das ist wirklich komisch, aber Hauptsache er seine Sachen wieder.“
„Stimmt.“
„Was hast du heute Abend noch vor?“
„Ich weiß es nicht.“
„Willst du mit uns ins Kino?“
„Uns?“
„Timothy und mir.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Keine Lust?“
„Nein, aber ich wünsch dir trotzdem viel Spaß.“
*-*-*
Tom
„He, ich vermiss dich“, flüsterte ich in mein Handy.
„Ich dich auch“, hörte ich Berrys Stimme.
Nun schwiegen wir beide und ich konnte Berrys Atem hören.
„Es… war eine blöde Idee.“
„Was?“, wollte ich wissen.
„Dass wir zu Riley gezogen sind. Seit ich hier bin, sehe ich dich so selten.“
„Wenn ich erst meinen Führerschein…“
„Das dauert noch ewig, Schatz. Ich will dich jetzt bei mir haben, dich umarmen und küssen!“
Ich seufzte.
„Morgen fängt das Wochenende an, dann schläfst du einfach bei mir…, okay?“
Nun seufzte Berry. Ich wollte ja auch bei ihm sein.
„Und nächste Woche Sydney, da musst du mir alles zeigen.“
„Sidney ja, da freue ich mich auch drauf. Dich stört es wirklich nicht, dass Lesley und Horaz bei uns im Zimmer sind?“
„Nein Berry. Mit wem sollen wir sonst auf das Zimmer liegen? Mit Timothy und Nathaniel? Zwei Liebespaare auf einem Zimmer…“
Berry fing an zu lachen.
„Da hast du Recht, könnte störend sein.“
„Ich liebe dich“, hauchte ich ins Handy.
„Ich dich auch“, kam es genauso leise zurück.
„Bis morgen…“
„… bis morgen…“
Ich hörte ein Kussgeräusch und gab dieses auch zurück. Dann tutete es, Berry hatte aufgelegt.
*-*-*
„Morgen Schatz“, begrüßte er mich, als ich mein Fahrrad in den Ständer schob.
Ich drehte mich herum und sah ihm direkt in die Augen. Obwohl ich ihn jetzt schon lang kannte, hatte ich immer noch dieses Kribbeln im Bauch, wenn er mich so anschaute.
„Morgen!“, hauchte ich und gab ihm einen flüchtigen Kuss.
„Nanu? So bescheiden?“, fragte er und kicherte.
Mit einem breiten Grinsen ließ ich den Rucksack zu Boden gleiten, legte beide Arme um seinen Hals und küsste ihn. Berry quittierte dies mit einem sanften Brummen.
„Das ist eine Begrüßung“, hörte ich hinter mir Molly sagen.
„Bist ja nur neidisch“, brummelte mein Berry.
„Da hast du ausnahmsweise mal recht!“, kam es von Molly und sah Lesley vorwurfsvoll an.
Der ließ es sich nicht nehmen, nahm Molly in den Arm und küsste sie genauso, wie ich gerade Berry geküsst hatte.
„Dass dein lieber Bruder mir immer alles nachmachen muss!“
„Stimmt nicht“, meinte Berry.
„Was? Dass er nachmacht?“
„Nein, dass er lieb ist.“
Berry fing an zu lachen und ich konnte auch nicht anders.
*-*-*
Die erste Stunde Kunst war schwieriger als ich dachte. Landschaften malen oder Gegenstände, dass ging ja noch, aber gleich ein Gesicht. Natürlich hatte ich Berry ausgewählt, aber je länger ich daran herum versuchte, um so mehrmutierte Berry zu einem Zombie.
Ich war schon kurz davor, das Blatt zu zerknüllen und in den Papierkorb zu werfen.
„Darf ich?“, hörte ich plötzlich die Stimme unsere Kunstlehrerin.
Ich drehte mich zu Mrs. Downhill und reichte ihr meinen Bleistift.
„Nimm da etwas Schattierung weg und versuche die Konturen des Gesichtes weicher zu zeichnen, dann triffst du Berry besser.
Wow, sie hatte Berry erkannt, aber woher kannte sie ihn?