Adventskalender 2021 – No one else III – Teil 7

„Zum einen mag ich es nicht, wenn Jakob hier wildfremde Personen anschleppt, das ist unser Privatbereich und zum andern, hatte ich Jakob klar gemacht, dass dieses Bild, das sich in unserem Schlafzimmer befindet, sehr persönlich ist und braucht nicht damit anzugeben!“

„Jetzt hab dich nicht so, es kennt doch eh jeder!“, meinte Emilio.

„… Placido hat dich auch gut getroffen“, kam es von Letizia.

„Ähm aber sagtest du nicht, es hat den Besitzer gewechselt…“, warf Emiliano ein.

„Stimmt, es gehört mir!“

Für mich war dieses Thema erledigt, auch wenn die Stimmung am Tisch fast auf null war.

„Also ich finde das Original besser, als das Gemälde!“, fügte Tomaso noch an.

Schon wurde es am Tisch wieder lauter, denn alle fingen an zu lachen und der junge Mann wurde tief rot, als er bemerkte, was er da gerade gesagt hatte.

*-*-*

Jakob schien immer noch etwas beleidigt zu sein, obwohl ich ihm ausführlich meinen Standpunkt klar gemacht hatte. Placido dagegen, fand das recht belustigend, als ich es ihm es am Telefon erzählte.

Auch informierte ich ihn über den Stand der Dinge, die Tomaso betrafen. Placido hatte mit großem Interesse das Ganze verfolgt. Eine Frage von ihm, warf mich jedoch fast von den Füßen.

Er wollte doch tatsächlich, was ich davon halten würde, wenn Tomaso für immer bei uns bleiben würde. Meine Antwort fiel dementsprechend karg aus. Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht, oder war erst gar nicht auf die Idee gekommen.

Placido hatte es mal wieder geschafft, mit ein paar Worten, das totale Chaos im meinem auszulösen. Mein Blick wanderte zu Tomaso, der tief und fest neben mir schlief. Wie auch in den vergangenen Nächten lag er auch diese Nacht in meinem Bett.

Heute, weil es so warm war, sogar ohne Shirt. Das hatte ich Placido bisher noch nicht erzählt.

„Bist du dir da ganz sicher?“, fragte ich leise.

„Warum nicht. Du sagtest selbst, zu seinen Eltern kann er nicht zurück, warum nicht die Verantwortung für ihn übernehmen. Er hat doch sonst niemand, was soll denn aus ihm werden?“

Auch wenn Placido jetzt mir nicht gegenüber saß, dieser Blick, wenn er etwas von mir wollte, hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Ich war mir fast sicher, dass er genau jetzt, diesen Blick drauf hatte.

„Ich weiß es nicht“, flüsterte ich fast, „darüber müssen wir genau nachdenken!“

„Also ziehst du die Möglichkeit in Betracht, dass wir uns eventuell um Tomaso kümmern?“

„Wie gesagt, ich weiß es noch nicht…“

„Wieso sprichst du eigentlich so leise, bist du heiser…, hast du dir eine Sommergrippe eingefangen?“

„Nein! Ich bin nicht alleine.“

„Wie du bist nicht alleine, du hast gesagt, du bist schon im Bett!“

War da etwas wie Eifersucht heraus zu hören? Ich musste grinsen.

„Der Junge schläft bei uns im Bett…“

„Wie, ich dachte der ist im Gästezimmer…“

„Nein Schatz, am Freitag ging es ihm nicht sonderlich, da ließ ich ihn bei mir schlafen. Und gestern und auch heute kam er schon automatisch zu mir.“

„Hätte ich auch getan, wer kann dir schon widerstehen!“

„Placido, er ist siebzehn!“

Das hatte ich etwas zu laut gesagt, denn Tomaso neben mir rührte sich, brummelte etwas, was ich aber nicht verstand.

„Na und? Sieht er wenigstens gut aus?“

„Ich würde sagen, er könnte einer deiner nächsten Musen werden“, meinte ich grinsend.

Da fiel mir etwas ein, auch wenn wir ausgemacht hatten uns nicht zu sehen, weil die Sehnsucht dann noch größer werden würde, schaltete ich die Kamera dazu. Dann hielt ich mein Handy Richtung Tomaso.

Der lag halb aufgedeckt zu meiner Seite liegend. Dann schaltete ich die Kamera wieder aus und führte das Gespräch normal weiter.

„Wow! Ähm, wenn der älter ist, wird er die Männerherzen reihenweise brechen! Aber sag mal, macht es dir nichts aus, dass er so nackt neben dir liegt?“

„Er trägt eine Shorts! Aber ich müsste lügen, wenn ich sagte, es würde mich kalt lassen, besonders, wenn er sich an mich kuschelt.“

„Soso, kaum bin ich weg, suchst du dir ein anderes Kuschelkissen!“

„Du wirst doch nicht auf den Jungen eifersüchtig sein?“

„Ähm… etwas…“

Ich musste mir das Lachen verbeisen.

„… aber nur, weil ich nicht dabei liegen kann!“

„Da müssen wir uns wirklich etwas überlegen, mit deiner Idee.“

„Welcher Idee?“

„Ihn bei uns auszunehmen, sonst kommst du nämlich nie in den Genuss, neben ihm zu liegen!“

*-*-*

Diese Nacht war recht unruhig gewesen, denn immer wieder schreckte Tomaso aus dem Schlaf. Die Bitte des Commissario‘s  in die Prefettura di Polizia zu kommen, lag Tomaso überhaupt nicht.

So stand ich recht müde auf. Tomaso ließ ich schlafen, war er doch heute am ersten Schultag nach den Ferien eben aus diesem Grund vom Klassenlehrer befreit worden. Wie jeden Morgen fand ich Jakob in der Küche vor.

„Guten Morgen!“, meinte ich nur, als ich den Raum betrat.

„Morgen Davide, wie geht es Tomaso?“

„Eine sehr unruhige Nacht! Sol dir übrigens einen schönen Gruß von Placido ausrichten!“

„Danke, weiß er schon, wann er zurück kommt?“

„Frühestens in zwei Wochen…“, seufzte ich.

„So lange noch?“, fragte Jakob und stellte einen Kaffee vor mich.

„Danke… du sagst es, ich hätte ihn gerne hier. Der Besuch beim Commissario hätte ich gerne mit ihm gemeinsam gemacht.“

„Verständlich, aber ich denke, dass schaffst du schon.“

„Placido tritt ganz anders auf, wie ich. Ich steh sicher wieder da und es fällt mir nichts ein, wenn es darauf ankommt, Tomaso zu verteidigen.“

„Glaubst du wirklich, du musst ihn als Fürsprecher fungieren?“

„Jakob, ich weiß es nicht. In meinem Kopf haben sich die verrücktesten Szenarien abgespielt, was die Eltern der anderen Kids alles sagen werden. Ich bin mir sicher, sie werden Tomaso als Lügner abstempeln. Du weißt Kinder vom Heim haben keinen guten Ruf?“

„Na, na, übertreibst du da nicht etwas? Ihr habt doch genug Beweise, dass es nicht so ist.“

„Trotzdem mache ich mir Sorgen um Tomaso, wie er das durchstehen soll.“

„Dann macht er eben noch eine weitere schlechte Erfahrung!“

Jakob hatte sich mittlerweile zu mir gesetzt.

„So ist das Leben, Davide. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es in den Schulen zugeht, und das ist egal in welchem Land auf dieser Welt immer gleich! Es ist ein normaler Entwicklungsprozess, den die Kids durchlaufen.“

„Aber es ist unfair Tomaso gegenüber, hat er denn nicht schon genug gelitten?“

„Tomaso braucht ganz viel Liebe, dann kann er das wegstecken!“

*-*-*

Ich saß mit Tomaso im Wagen und war auf dem Weg zu Letizia. Ich hatte mich entschlossen, sie als Verstärkung mitzunehmen. Die Worte Jakobs gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, Tomaso braucht ganz viel Liebe.

Mein Blick fiel kurz ihm. Verkrampft rieb er seine Hände aneinander.

„Weißt du denn schon, was du nach der Schule machen möchtest? Welchen Job…, wo du unterkommst? Dein Aufenthalt dort ist ja leider im Heim zeitlich begrenzt.“

„Monsignore Viccario meinte, ich könnte erst einmal in einem Stift unter kommen, bis wir etwas Passendes gefunden haben. Aber ich weiß nicht…, ob ich das will.“

Das waren ja heitere Zukunftsaussichten. Ich wusste nicht, warum ich immer noch innerlich diesen Zwist mit mir selbst führte, warum immer wieder Kontrapunkte aufkamen, die gegen diese Entscheidung sprachen.

Eine Entscheidung, die ich längst gefällt hatte, ohne noch mehr mit Placido darüber zu diskutieren.

„Wie würde es dir gefallen, bei uns zu wohnen?“

Ich hatte die Frage gestellt! Aber wie war seine Reaktion darauf, denn noch war er ruhig und starrte stur nach vorne. Plötzlich atmete er tief durch, dass ich das Gefühl bekam, er würde denken, endlich hat er gefragt.

„Aber…, aber hat da Signore Romano…“

„…Placido!“, unterbrach ich ihn.

Noch einmal atmete er tief durch.

„Hat da Placido nichts dagegen?“

Seine Augen wanderten zu mir und ich sah den ängstlichen Blick.

„Das war sogar Placidos Idee!“

Sein Mund stand offen, mit der Antwort hatte er wohl nicht gerechnet.

„… w… wirklich?“

„Ja, er hat gestern Abend, als ich mit ihm telefoniert habe, diesen Vorschlag gemacht.“

Wieder wanderte sein Blick nach vorne, es kam keine weitere Reaktion und die Antwort blieb er mir schuldig. So schweigsam trafen wir dann beim Zeitungshaus ein.

„Lust mal die Zeitung von innen zu sehen?“, fragte ich.

Tomaso nickte.

„Dann komm!“

Wir stiegen gemeinsam aus und betraten das alte Gemäuer. Die ganze Zeit hielt sich Tomaso dicht bei mir auf, als würde er einen Angriff befürchten. Bei Letizia angekommen, brauchte ich nicht anzuklopfen, die Tür stand offen.

So schob ich Tomaso in den Raum, in dem Letizia gerade am telefonieren war. Sie sah uns, winkte und wies auf den einen noch freien Stuhl, auf den ich jetzt Tomaso schob.

„Ich brauche die Daten bis spätestens heute Mittag, sonst können wir den Bericht morgen nicht bringen! — Das ist mir egal, Paddy! Wenn er etwas dagegen hat, soll er es mir persönlich sagen, okay? — Wir sehen uns später…, ich bin für gut zwei Stunden nicht im Haus… ja ciao!“

„He, hallo, ihr zwei seid schon da, Moment noch, ich geh noch kurz auf die Toilette, dann können wir, okay?“

Tomaso nickte einfach, während Letizia mich kurz umarmte und mir die obligatorischen Begrüßungsküsschen auf die Wangen gab. Dann verschwand sie.

„Wie geht das?“, hörte ich Tomaso sagen.

„Hm? Was meinst du?“

„Wie findet sie sich in diesem Chaos zurecht?“, fragte er und zeigte zum übervollem Schreibtisch.

Ich konnte nicht anders und musste lachen.

„Wenn du voll in der Arbeit steckst, dann weißt du ungefähr wo was liegt und ab und zu kommt ein guter Geist und ordnet diese Fülle von Blättern und Notizen in irgendeinen Ordner.“

Erst vor kurzem war ich dieser gute Geist, aber davon sah man nichts mehr. Letizia kam zurück.

„So wir können, alles klar mit euch?“

Tomaso erhob sich recht schnell, nur mit Mühe konnte ich seinen Stuhl hindern, umzufallen.

„Es geht“, meinte ich nur.

Letizia schaute mich fragend an, aber ich schüttelte nur leicht den Kopf.

*-*-*

Ich wusste nicht wie lange wir warten mussten, aber die geladenen Eltern der Zierde dieser Schule ließen sich wirklich Zeit. Pünktlichkeit schien nicht deren Stärke zu sein. Mein Bild über diese Personen wechselte von Minute zu Minute.

Dank Letizia war Commissario Lambardo davon abgekommen, die Eltern mit Tomaso direkt zu konfrontieren. Er saß mit einer Beamtin im Nebenraum, Es tat mir jetzt alles irgendwie leid, im Endeffekt musste er es doch alleine ausstehen, niemand konnte ihm gerade helfen.

Im Flur wurde es etwas lauter und der Commissario nickte mir zu. Während ich am Fenster stand, saß Letizia vor mir auf einem Stuhl. Deutlich spürte ich, wie sie sich anspannte. Es klopfte und ein Carabinieri schaute herein.

„Die gewünschten Personen sind da Commissario Lambardo!“

„Danke Luigi, bitten sie Herrschaften herein!“

Der junge Mann, dessen Uniform die wirklich enganliegen, seinen Körperbau abzeichnete nickte kurz, schob die Tür auf und bat um Eintritt. Als erstes trat ein Herr ein, der mir wohl bekannt war. Stadtabgeordneter Matteo Moretti, so wie die anderen auch.

Der Bösewicht aus dem Film Sherlock Holmes kam mir in den Sinn, hieß zwar Doktor Moriaty, also ähnlich. Ich musste mir ein Grinsen verbeisen.

„Commissario, dürfte ich erfahren, warum ich und meine Freunde hier vorgeladen wurden, das ist doch wohl ein schlechter Scherz!“, tönte es lautstark aus dem Munde dieses Herrn.

So waren dies also Freunde, kein Wunder hingen auch deren Söhne zusammen herum.

Stadtabgeordneter Moretti, Autohausbesitzer Dalla, Vizepräsident Vitale der Hausbank „Agenzia di Firenze“ und zu guter Letzt, Restaurantbesitzer Cattaneo, wobei es mir bei gerade diesem Herren leid tat, dass er dieser Runde angehörte.

In seinem Restaurant konnte man wirklich gut essen. Letizia sagte nichts, schaute mich aber kurz durchdringend an.

„Setzen sie sich bitte meine Herren!“, sagte Commissario Lambardo.

Er selbst erhob sich und umrundete seinen Schreibtisch und lehnte sich dann an diesen.

„… und auf ihre Frage zurückzukommen, Signore Moretti, ich denke sie wissen ganz genau, warum ich sie hier her bestellt habe!“

Oh, böse Welt, den Stadtabgeordneten ohne seinen Titel anzureden, das mochte dieser überhaupt nicht. Dies bewies Signore Morettis Gesichtsfarbe, die sich zornig rot färbte.

„Nur weil ein daher gelaufener Junge aus dem Waisenhaus behauptet, meine Familie hätte etwas mit dem Brand in diesem Heim zu tun? Ich bitte sie Commissario, wer schenkt dem so einem Glauben. Es weiß doch jeder, aus was für einem Milieu diese Kinder stammen!“

Die Augen des Commissarios verengten sich und er atmete tief durch. Letizia, vor mir, konnte ich gerade noch zurückhalten die aufspringen wollte. Ein fester Druck meiner Hand auf ihrer Schulter, ließ sie sogar stumm bleiben.

„Ich weiß nicht, woher sie diese Information haben, noch teile ich nicht ihre Meinung über das Waisenhaus, in dem Kinder, wie es der Name schon sagt, ohne Eltern aufwachsen müssen!“

Der Commissario stand wieder auf und ging zu seinem Platz zurück. Dann ließ er sich auf seinen Stuhl nieder, schlug dem vor ihm liegenden Ordner auf und begann darin zu blättern.

„Mit der Hilfe der hiesigen Presse ist es uns gelungen, fast lückenlos heraus zu finden, wer das Waisenhaus angezündet hat!“

Moretti schaute kurz hasserfüll, zu Letizia und mir. Damit konnte ich leben und hielt seinem Blick stand.

„Fast lückenlos? Fehlen ihnen weitere Hinweise zu den Brandstiftern? Also ich bin es nicht gewesen, ich war in der Bank, was alle Angestellten der „Agenzia die Firenze“ sicherlich gerne bestätigen!“

Brandstiftern hatte Vitale belustigt gesagt, bisher war nur gemeldet worden, dass das Heim angesteckt wurde. Von der Person, oder den Personen, die daran beteiligt waren, wurde nichts erwähnt.

„Dank der Sicherheitsüberwachung am Nachbarhaus, einer Dashcam eines vor dem Waisenhaus parkendem Autos und einer Zeugin, können wir nachweisen, dass ihre Söhne an dieser Brandstiftung beteiligt waren.“

Darauf sagte keiner etwas. Morettis Gesichtsfarbe wechselte ins fahle.

„Ich setze sie davon in Kenntnis, dass gerade jetzt ins diesem Augenblick, Nino Della, Nevio Vitale, Cattaneo Leonardo und Andrea Moretti gerade dem Haftrichter vorgeführt werden!“

Das hatte gesessen, auch bei mir, denn Letizia und ich wussten nichts  von der Verhaftung.

„Aber Commissario, wegen eines dummen Kinderstreich, muss man doch nicht gleich unsere Söhne dem Haftrichter vorführen“, sagte Moretti, plötzlich in einem anderen Ton.

Die anderen drei Herren bejahten dies lautstark und nickten wild.

„Kinder?“, fragte Commissario Lambardo, „ihre Söhne sind siebzehn, also alle strafmündig! So werden sie wegen dieser Tat, bei der ein großer Sachschaden entstanden ist, zur vollen Rechenschaft gezogen! Einer der vier, wird sich außerdem des versuchten Mordes verantworten müssen!“

„Ver…sssuchten Mordes?“, stotterte ihm Moretti nach.

„Ja, ein siebzehn jähriger Heimbewohner wurde niedergeschlagen und wäre in den Flammen fast umgekommen!“

Aus dem Munde des Commissarios hörte sich das so dramatisch an.

„Fast…“, flüsterte der Bankmensch.

„Der Junge konnte uns nicht sagen, wer ihn niedergeschlagen hat, er wird gerade in den Nachbarräumen vernommen. Aber ich denke, es ist kein Zufall, so wie mir der Klassenlehrer der Schule, die auch ihre Söhne besuchen, mit diesem Jungen in eine Klasse gehen.“

„Diese kleine Dreckschwuchtel…“, hörte ich Moretti flüstern.

Aber nicht nur ich, sondern Letizia schien es auch vernommen zu haben. Sie stand auf und trat ins Blickfeld des Stadtabgeordneten.

„Darf ich sie in der morgigen Ausgabe zitieren, Stadtabgeordneter Moretti. Unsere Leser wird sicher interessieren, was für eine Meinung sie über die homosexuellen Mitbewohner in Florenz haben.“

Der Abgeordnete wollte gerade etwas sagen, aber Letizia sprach einfach weiter, ohne auch von Commissario Lombardo unterbrochen zu werden.

„Und wenn man eins und eins zusammen zählt, könnte man diese Handlung ihrer Söhne als Diskriminierung Homosexueller auffassen. Die wird in Italien mit Haft bestraft!“

Ich war mal wieder verblüfft, wie gut Letizia informiert war. Sie schaute zum Commissario.

„Bis zu sechszehn Jahre Haft…“, bestätigte Lombardo Kopfnickend.

„Aber… aber…“, stotterte Signore  Dalla, „damit hat mein Sohn nichts zu tun!“

„Meiner auch nicht!“, kam es fast gleichzeitig von den Herren Vitale und Cattaneo.

Nur Moretti schwieg. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Der Commissario erhob sich.

„Ich denke die Herren werden sich wohl nun um einen Anwalt bemühen wollen“, meinte er und wies auf die Tür.

So galant hatte ich noch keinen Rauswurf erlebt.

„Davide…?“

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