Regenbogenfamilie Teil 21 – Opas Akten werden digital

Ich wurde wach, als Marcus zu uns ins Schlafzimmer kam und meinte, es wäre Zeit langsam aufzustehen. Thomas drehte sich verschlafen um und erklärte: „Wie aufstehen, wir sind doch eben erst ins Bett.“

Der Blick zum Wecker verriet mir, dass wir mindestens acht Stunden geschlafen haben mussten. Die Ansage von Thomas also nicht stimmen konnte. Ich grinste ihn an und erwiderte: „Wenn du nach acht Stunden Schlaf eben erst ins Bett bist, frage ich mich doch was du in der ganzen Zeit getrieben hast.“

„Wie, so lange soll ich geschlafen haben, das kann gar nicht sein, da hat bestimmt einer den Wecker vorgestellt“ meinte Thomas. Marcus fing zu lachen an und belehrte ihn dann: „Wie soll das Gehen, euer Wecker wird durch Funksignale auf die aktuelle Uhrzeit eingestellt. Ach stimmt, Philipp hat sich eben mal schnell dorthin gebeamt, wo das Zeitsignal herkommt, und hat die Uhren umgestellt, damit ich euch aus dem Bett holen kann.“

Ich fing zu lachen an, während ich mir versuchte bildlich vorzustellen, wie mein Sohn sich dematerialisiert und nach Umstellung der Uhren wieder in der Küche materialisiert hatte.

Thomas der nicht wusste, warum ich lachte, schaute mich grimmig an. Erst als ich ihm erklärte, woran ich eben gedacht hatte, schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht. Marcus bekam einen Lachflash und brauchte einige Minuten, bis er sich wieder beruhigt hatte.

Immer noch kichernd erklärte er: „Wow, so habe ich das gar nicht betrachtet, als ich euch das eben hingeworfen habe. Peter, du bist ein unmöglicher Kerl, musst du dir immer gleich alles so bildlich vorstellen?“

Da ich nicht antwortete übernahm dies Thomas für mich: „So kenne ich ihn und das liebe ich an ihm. Genau deswegen werde ich meinen Peter auch nie hergeben. Ich wäre schön blöde, wenn ich das tun würde.“

Zuerst grimmig dreinschauen und dann eine Liebeserklärung hinterherwerfen, typisch Thomas.

„Okay Marcus, gib uns ein paar Minuten und wir folgen dir an den Frühstückstisch“ erklärte ich ihm. Er drehte sich um und verließ unser Schlafzimmer. Thomas erklärte mir: „So jetzt bin ich wach, raus aus den Federn, wir sollten Mutter und die Jungs nicht zu lange warten lassen.“

Wie versprochen standen wir zehn Minuten später im Ess­zim­mer, wo wir bereits sehnsüchtig erwartet wurden. Während des gemeinsamen Frühstücks wurde wenig geredet. Ich war bereits fertig und sagte zu Mutter: „Du fährst heute mit mir und Thomas ins Krankenhaus, da wir anschließend noch bei Pedro Garcia vorbeifahren, um den von ihm vorbereiteten Vertrag zu unterzeichnen.“

Sie nickte mit ihrem Kopf und biss gleichzeitig in ihr Brötchen. Thomas schaute mich fragend an und ich erklärte ihm wieso: „Ich kann den Vertrag nicht rechtskräftig unterzeichnen, das müssen derzeit noch Mutter oder Vater machen, sie sind die beiden geschäftsführenden Gesellschafter der spanischen Gesellschaft.“

Da Thomas und ich bereits fertig gefrühstückt hatten, standen wir auf und gingen nach oben, damit wir uns, für unsere heutigen Aufgaben, entsprechend ankleiden konnten. Mutter rief uns noch hinterher: „Ich bin in ein paar Minuten fertig, dann können wir aufbrechen.“

Unterwegs ins Krankenhaus informierte ich Mutter davon, dass wir gestern Abend noch alle notwendigen Daten an den Verwalter über­mittelt hatten und er uns am späten Vormittag zur Vertragsunterschrift erwartet.

Im Krankenzimmer angekommen fiel mir als erstes auf, dass in Vaters Zustand wieder eine Veränderung eingetreten war. Er lag apathisch in seinem Bett und hatte nicht mitbekommen, dass wir eingetreten waren. Auch Mutter hatte die Veränderung bemerkt und blickte mich fragend an. Ich zuckte mit meinen Schultern, was sollte ich ihr dazu begreiflich machen?

Wir saßen bereits längere Zeit am Krankenbett und unterhielten uns leise, bis Vater plötzlich mit schwacher Stimme meinte: „Oh, ihr seid schon hier, ich habe nicht mitbekommen, dass ihr ins Zimmer gekommen seid.“

Während meine Mutter mit Vater ein sehr langes Gespräch führte, saßen Thomas und ich nur daneben und hörten den beiden aufmerksam zu. Ihr Gespräch drehte sich in der Hauptsache um jene Dinge und Wünsche, die wir nach seinem Tod weiterführen sollten. Mutter erzählte ihm, dass wir nach dem Krankenbesuch noch zu Pedro Garcia weiterfahren würden, um den Verwalter­vertrag für die Finca zu unterzeichnen.

Vater meinte ergänzend, es wäre an der Zeit, dass Mutter mit mir zu ihrem Anwalt fahren sollten, um mich als weiteren Geschäftsführer in die Gesellschaft einzutragen. Sie versprach ihm, sich umgehend darum zu kümmern, damit bereits vor unse­rer Abreise nach Deutschland alles Erforderliche geregelt sei.

Ich erzählte ihm von unserem Eindringen in sein Büro am gest­rigen Abend und unserem Abenteuer wegen seines Passworts am Computer. Vor allem fanden wir sein Passwort äußerst clever, auch wenn wir uns dabei köstlich auf Philipps Kosten amüsiert haben, als Marcus ihn frech fragte, ob Opa damit den Nagel auf den Kopf getroffen habe.

Opa lächelte, nachdem ich ihm das erzählte hatte. „Ihr seid mindestens genauso klug, denn immerhin habt ihr mein Versteck für das Passwort gefunden.“

Ich erklärte meinem Vater, dass das für mich im Grunde gar nicht so schwer war, ich brauchte mich nur an sei­ne sonst üblichen Eigenarten erinnern und damit wurde es einfach für uns, Schritt für Schritt an sein Passwort heranzukommen.

„Wenn ihr in meinem Büro gewesen seid, ist euch sicher auch aufge­fallen, dass ich in den letzten Monaten versucht habe alles so zu sortieren und abzulegen, damit ihr wichtige Unterlagen, nach meinem Tod sofort finden könnt“ erklärte mein Vater.

Ich be­stätigte ihm, dass mir dies sehr zügig aufgefallen sei und die Suche nach den Unterlagen der Gesellschaft erleichtert hat, die wir für den Vertragsabschluss mit Pedro Garcia benötigt hatten.

Inzwischen wirkte er wieder ziemlich entkräftet und so beschlos­sen wir, ihm die notwendige Ruhe zu geben, um sich etwas zu erholen. Wir ver­ab­schiedeten uns von ihm, mit der Androhung, dass heute Nachmittag die beiden Jungs und wir morgen wieder bei ihm vorbeikommen würden.

Er lachte und meinte: „Es erfreut mich jedes Mal, wenn ihr oder die beiden Jungs mich besuchen.“

Zusammen mit Mutter fuhren wir direkt ins Büro unseres neuen Ver­walters, damit Mutter die vorbereiteten Verträge unterzeichnen kann. Bei dem abschließenden Gespräch erklärte Mutter Herrn Garcia, dass ich in den nächsten Tagen als weiterer Geschäftsführer in die Gesellschaft aufgenommen werde. Ich versprach ihm die entsprechenden Unterlagen nach­zureichen, sobald sie mir vorliegen.

Beim Verlassen des Büros bat mich Mutter um mein Smartphone. Verwundert übergab ich ihr mein Gerät und sie tippte eine Ruf­num­mer ein und startete den Anruf. Nachdem sich auf der Gegenseite jemand meldete, erklärte sie kurz ihr Anliegen. Jetzt wurde mir klar, dass sie einen Termin beim Rechtsanwalt für die Änderung in der Geschäftsführung vereinbaren wollte.

Nachdem sie geendet hatte, fragte sie scheinheilig, ob wir jetzt noch genügend Zeit hätten, wir könnten sofort beim Rechtsanwalt vorbeikommen und alles erledigen. Ich sah fragend zu Thomas, der nur mit seinem Kopf nickte, dass wir damit kein Problem haben. Nach einer kurzen Pause, bei der ich mich vergewisserte, dass ich eventuell notwendige Ausweisdokumente bei mir hatte, sagte ich Mutter zu.

Sie lotste Thomas auf dem kürzesten Weg zur Anwaltskanzlei. Bei unserem Eintritt ins Büro, wurde Mutter sofort von der Sek­re­tärin, aufs herzlichste begrüßt. Wir warteten einige Minuten, bis wir ins Büro des Rechtsanwalts gebeten wurden. Zu meiner Überraschung wurden wir vom Anwalt direkt auf Deutsch ange­sprochen, ich hatte schon befürchtet, dass wir einen Dolmetscher dafür benötigen würden.

Er bat uns Platz zu nehmen und erklärte, seine Sekretärin sei dabei, das Schriftstück zweisprachig vorzubereiten, damit wir es nur noch zu unterzeichnen bräuchten. Er erklärte uns kurz welche Unterlagen er dafür benötigen würde. Als Erstes, einen Beschluss der beiden Gesell­schaf­ter, einen weiteren Geschäftsführer zu bestellen, dazu meine Ausweisdokumente und die Bestellungsurkunde, die von seinem Büro erstellt wird.

Er würde vermutlich noch am Nachmittag kurz ins Krankenhaus fahren und sich bei Vater die zweite Unterschrift für diesen Beschluss holen. Mit der offiziellen Bestellung zum Geschäfts­führer, die ich für meine Zwecke als Abschrift erhalte, kann ich mich legitimieren, bis alle Eintragungen im Gesellschaftsregister durchgeführt wären.

Er bat mich um meinen deutschen Personalausweis, den er direkt zu seiner Sekretärin brachte. Bis seine Mitarbeiterin die Unterlagen fertig vorbereitet hatte, klärte er mich noch über meine Rechte und Pflichten als Geschäfts­führer der spanischen Gesellschaft auf.

Vorausschauend erklärte er, für die Übernahme der Gesellschafts­anteile meines Vaters, sei nur noch eine beglaubigte Abschrift der Sterbeurkunde erforderlich, da alles andere bereits im Gesellschaftsvertrag geregelt sei. Ich müsste nur noch die Annahme der Übertragung an mich unterschreiben, wenn der Todesfall eingetreten ist.

Er war kaum fertig mit seinen Erklärungen, als sich die Tür öffnete und seine Sekretärin mit den vorbereiteten Unterlagen, eintrat. Er las uns als erstes den Text des Gesellschafter­beschlusses vor und lies Mutter diese unterschreiben. Das zweite Dokument, also die Bestellung zum Geschäftsführer wurde ebenso sorg­fältig vorgelesen. Mit dem Lesen fertig, wollte er wissen, ob ich noch Fragen habe. Da ich dies verneinte, durften Mutter und ich das Schriftstück unterzeichnen und gratulierte mir zu meiner neuen Tätigkeit als Geschäftsführer.

Thomas grinste und gratulierte mir ebenfalls mit der Bemerkung: „So jetzt bist du in einer Firma Geschäftsführer und in einer weiteren Firma Prokurist, hoffentlich bringst du zukünftig auch ein entsprechendes Gehalt mit nach Hause.“

Ich antwortete ihm: „Ich fürchte daraus wird es wohl nichts werden, im Geschäfts­führervertrag wäre vereinbart, dass ich diese Aufgabe ehrenamtlich übernehme.“

Wir mussten noch kurz warten, bis die Urkunden ausgefertigt war und ich das Schriftstück mitnehmen konnte.

Wieder im Auto, bat ich Thomas noch kurz im Supermarkt oder einem Computerladen vorbeizufahren, um die beiden dringend benötigten USB-Sticks zu besorgen. Im Laden kaufte ich dann zu den beiden Datenträgern noch eine Flasche Champagner, die wir heute Abend zur Feier des Tages öffnen werden.

Auf der Finca angekommen, warten Philipp und Marcus bereits mit dem Mittagessen auf uns. Ich drückte Philipp die beiden USB-Sticks in die Hand, damit sie in den nächsten Tagen die digitalisierten Daten speichern können.

Marcus informierte uns davon, dass sie heute Vormittag jede Menge Dokumente herausgesucht hätten und einiges davon bereits wieder digitalisiert ist. Thomas und ich können am Nachmittag mit dem Digitalisieren weitermachen und uns durch die nächsten Ordner lesen.

Bevor ich mich jedoch an den gedeckten Mittagstisch setzte, brachte ich die Flasche mit der teuren Sprudelbrause in die Küche und legte sie in den Kühlschrank.

Nach dem Mittagessen zog sich Mutter, wie jeden Tag, in ihr Zimmer zurück, um sich auszuruhen. Marcus und Philipp wollten sofort zu Opa fahren und so blieben Thomas und ich im Esszimmer zurück. Wir sorgten dafür, dass sowohl das Esszimmer als auch die Küche wieder manierlich ausschauten und wechselten anschließend in das kleine Arbeits­zimmer meines Vaters.

Im ersten Moment war ich erstaunte über die Systematik, mit der die beiden Jungs vorge­gangen waren, Sie hatten links oben im Regal begonnen und sich nach und nach durch die Ordner gearbeitet, die fertig bearbeiteten Ordner standen wieder im Regal und die Ordner mit Unterlagen zur Digitalisierung standen in einer Reihe auf dem Boden. Die zu scannenden Dokumente hatten sie in den Ordnern schräg eingehängt.

Thomas erklärte sich bereit die Digitalisierung zu übernehmen, ich soll mich weiter durch die Ordner lesen, da ich vermutlich schneller erkennen würde, welche Dokumente wichtig sein könnten. Ich soll doch, wie die Jungs, die zu scannenden Schreiben schräg stellen. Ich holte den nächsten Ordner aus dem Regal und setzte mich damit in die Besprechungsecke.

Während ich mich durch den Ordner las, startete Thomas den Computer und scannte die Dokumente ein, die die Jungs bereits ausgewählt hatten. Für die Namensgebung der Unterlagen hatten sich die Zwei auch etwas einfallen lassen, wie er mir freudig berichtete. Er bemühe sich seine gescannten Dokumente ebenfalls in dieser Logik abzuspeichern.

 

Er erklärte mir: „Am Anfang kommt das Datum des Dokuments beginnend mit Jahr, Monat und Tag, Danach haben sie den Absender verwendet und eine kurze Information zum Inhalt. Bei seinem aktuellen Dokument würde das so aussehen, 20021028 Grundbuchamt Las Palmas Auszug 14224.“

Ich antwortete ihm: „Hört sich gut an, damit kannst du bereits erahnen, um was es sich handeln könnte, ich tippe in diesem Fall auf einen Grundbuchauszug der Finca.“

Thomas lachte und sagte frech: „Schlaues Kerlchen, stimmt auffallend, ich habe eben den Grundbuchauszug der Finca vom achtundzwanzigsten Oktober 2002 eingescannt.“

Danach konnte ich mich wieder auf die Auswahl der Dokumente konzentrieren. Ich hatte mich inzwischen durch den zweiten Ordner durchgelesen und die wichtigen Dokumente ausgewählt, als an die Tür zum Arbeitszimmer geklopft wurde.

Nachdem wir beide gleichzeitig „herein“ gerufen hatten, öffnete sich die Tür und Mutter stand im Türrahmen. Sie wollte von uns wissen, wie wir mit Walters neuem Ablagesystem zurechtkämen.

„Hervorragend“ antwortete ich ihr, „die Ordner sind aussagekräftig beschriftet, so dass man ungefähr erkennen kann, um welche Art von Unterlagen es sich handelt. Mir bleibt nur die Aufgabe jedes Dokument anzuschauen und zu entscheiden, ob es digitalisiert werden soll oder nicht. Thomas scannt die ausgewählten Dokumente ein und speichert sie auf dem Rechner ab.

Ich wähle vor allem diejenigen Dokumente aus, die wir eventuell in den nächsten Wochen dringend benötigen könnten. Wer weiß, wie lange es dauern wird, bis alles in Kisten verpackt und mit einem Container nach Deutschland verschickt werden kann. Vor allem erspart es weitere Flüge in dieser Zeit, um wichtige Unterlagen aus Mallorca zu beschaffen.“

„Wie lange wird es dauern, bis ihr alles eingescannt habt“ fragte mich meine Mutter.

„Ich denke, dass wir mit den wichtigsten Unterlagen in zwei bis drei Tagen fertig sein könnten, spätestens jedoch bis Freitag“ erklärte ich ihr.

Sie setzte sich zu mir in die Sitzecke und beobachtete mich beim Lesen und Auswählen der zu scannenden Unterlagen. Zwischendurch warf sie hin und wieder einen Blick zu Thomas, um ihn bei seiner Arbeit zu beobachten. Nach geraumer Zeit kam die nächste Frage von ihr: „Warum hat Walter die Dokumente nicht selbst eingescannt und abgespeichert.“

„Die Frage ist gut“ meinte ich, „aber leicht zu beantworten. Ver­mutlich hat er nicht gewusst, dass mit seinem Multifunktions­drucker so etwas möglich ist. Selbst, wenn es ihm bekannt war, die notwen­digen Programme dafür waren auf seinem Rechner nicht installiert. Das haben Philipp und Marcus gestern Abend nachgeholt. Vor allem hätte ihm vermutlich vorher einer erklären müssen, was er mit seinem Drucker alles anstellen kann, außer zu drucken.“

Nach einer längeren Pause sprach ich weiter: „Dafür hat Vater mit seinen Ordnern gute Vorarbeit geleistet, die uns jetzt die Auswahl gewaltig erleichtert. Mit seiner guten Arbeit ermög­licht er uns ein rascheres vorwärtskommen beim Sichten der Unterlagen.“

Sie nahm ihren Stuhl und setzte sich neben Thomas, der ihr genau erklären durfte, wie das mit dem Scannen der Dokumente funk­tioniert. Er zeigte ihr Schritt für Schritt wie die einzelnen Seiten digitalisiert und zusammengesetzt werden und die voll­ständige Datei abgespeichert wird.

Ich hörte Schritte und leise Stimmen aus dem Flur, was mich verwunderte, waren doch nur wir Drei im Haus und Marcus und Philipp konnten normalerweise noch nicht wieder vom Besuch bei meinem Vater zurück sein. Ich legte meinen Ordner beiseite und ging aus dem Arbeitszimmer in den Flur. Dort fand ich die beiden Jungs, die sich gerade ihrer Schuhe entledigten.

„Ihr seid schon wieder zu Hause, wieso das den“, fragte ich sie. Philipp blickt kurz zu Marcus, bevor er mir antwortete: „Wie soll ich dir das Erklären. Opa schlief als wir ankamen, nach ungefähr zehn Minuten wachte er auf. Bevor er noch zur Kenntnis nahm, dass wir beide im Zimmer standen, hatte er bereits den Klingelknopf an seinem Bett gedrückt.

Kurze Zeit später erschien der Pfleger und wollte wissen, warum er geklingelt habe. Er erklärte, dass etwas nicht stimme, da er große Schmerzen habe. Der Pfleger verschwand und zusammen mit dem Arzt kam er schnell wieder zurück. Wir mussten den Raum verlassen und sollten auf dem Flur warten.“

„Nach fast einer viertel Stunde erschien der Pfleger und erklärte uns, dass wir besser wieder nach Hause fahren sollten, der Arzt habe Opa ein starkes Schmerz- und Beruhi­gungsmittel gespritzt. Er wird jetzt wieder einschlafen und erst in paar Stunden wieder aufwachen. Marcus und ich haben beschlossen, den Anordnungen des Pflegers Folge zu leisten, statt im Krankenhaus nur herum­zusitzen.“

Ich bat sie alles für unsere nachmittägliche Kaffeerunde vorzu­bereiten und uns zu holen, wenn alles fertig sei. Während die beiden in die Küche gingen, kehrte ich zurück ins Arbeitszimmer und las mich weiter durch den angefangenen Ordner.

Wenige Minuten später wollte Mutter von mir wissen, warum ich vorher den Raum so fluchtartig verlassen hatte. Ich erklärte ihr kurz, dass Philipp und Marcus bereits wieder zurück seien und in der Küche sind, um uns mit Kaffee und Kuchen zu versorgen. Sie schaute mich fragend an und ich zuckte nur mit meinen Schul­tern, wobei ich mir dachte, es ist besser, wenn die Jungs ihr nachher erzählen, warum sie so schnell wieder zu Hause waren.

Ich hatte den Ordner immer noch nicht bis zum Ende durchgearbeitet, als plötzlich Marcus in der Tür stand und erklärte, dass wir zum Kaffee kommen könnten. Wir unterbrachen unsere Tätigkeiten und folgten Marcus durchs Wohnzimmer auf die Terrasse. Philipp saß bereits auf einem Stuhl und erwartete uns. Marcus schenkte allen frischen Kaffee ein, während Philipp für Thomas und meine Mutter noch einmal das erklärte, was er mir vorher bereits erzählt hatte.

Mutter stellte dann die Fragen, die ich eigentlich vorher schon stellen wollte, aber nicht gefragt hatte. Sie beantworteten ihre Fragen so gut sie konnten, nur das warum, da mussten sie passen, da ihnen der Pfleger nichts erklärt hatte und sie mit dem Arzt nicht sprechen konnten.

Um von dem Thema wieder abzulenken, erklärte Thomas, dass uns die Arbeit, also Dokumente auswählen und scannen, nicht da­von­­laufen würden. Er schlug vor, dass wir den restlichen Nach­mittag im Pool oder auf den Liegen verbringen könnten. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen und nachdem alle Kaffeetassen geleert waren, standen wir auf, gingen ins Haus, um unsere Badesachen zu holen.

Auf dem Weg nach oben meinte Marcus, ob wir beide ein Problem haben würden, wenn er und Philipp ohne Badehose herumlaufen oder plantschen würden. Ich schaute Thomas und Philipp, aber auch Marcus etwas komisch an, da der Vorschlag ausnahmsweise von Marcus kam. Mit so einer Ansage von ihm hatte ich nicht im Entferntesten gerechnet.

Thomas erklärte dann frech, wenn es sie nicht stören würde, würden wir uns dem Ganzen anschließen und ebenfalls ohne alles herum­laufen. Marcus nickte mit seinem Kopf, damit war alles gesagt.

Wir holten nur unsere Badetücher und wickelten uns damit ein, kehrten zu Mutter auf die Terrasse zurück und setzten uns zu ihr. Vorsichtshalber wies ich sie darauf hin, dass wir auf Marcus Nachfrage hin, beschlossen hatten heute unbekleidet zu baden. Sie lachte und sagte zu uns: „Wie mir scheint, hat sich bei Marcus die Einstellung zu seinem eigenen Körper verändert. In den letzten Tagen ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass er sich nicht mehr so verklemmt gibt. Was habt ihr nur mit dem armen Jungen angestellt?“

„Wir sind uns keiner Schuld bewusst, dass wir mit Marcus persönlichen Ver­änderung etwas zu tun haben“ erklärte Thomas. „Ich denke eher, dass ihm in den letzten Tagen die Einsicht gekommen ist, dass das, was ihm in jungen Jahren in seinem Elternhaus als Moralvorstellung eingebläut wurde, längst überholt ist und nicht mehr einem modernem Lebens­stil entspricht. Denk einfach darüber nach, wie es noch in deiner eigenen Jugend gewesen ist.“

Thomas war inzwischen aufgestanden und lief durch den Garten zu den Liegen. Ein Blick auf Mutter verriet mir, dass sie über das von Thomas gesagte nachdachte, erhob mich ebenfalls und folgte meinem Schatz. Er hatte es sich wieder einmal auf der Doppelliege bequem gemacht. Zuerst setzte ich mich nur auf die Liege und hielt Ausschau nach Philipp und Marcus. Die beiden haben doch nicht etwa eine Meinungsverschiedenheit bezüglich des Nacktbadens. Immer­hin kam der Vorschlag von Marcus und nicht von uns.

Irgendwann legte ich mich doch auf die Liege und kuschelte mich näher an Thomas. Nach kurzer Zeit wurde ich aufge­schreckt, die zwei Jungs waren lärmend in den Pool gesprungen und tobten jetzt im Wasser.

Später sah ich wie Mutter aufstand und ins Haus ging. Ich meinte ich hätte die Haustürglocke gehört, konnte mich aber nicht daran erinnern, dass wir heute noch Besuch erwarteten. Nach wenigen Minuten erschien sie mit Alejandro und Jorge auf der Terrasse. Ich fragte Thomas, ob wir etwa einen Termin übersehen hätten, er meinte dazu nur, dass er von einem Termin heute Nachmittag nichts wüsste.

Mutter unterhielt sich zuerst mit den Beiden, plötzlich verschwand sie kurz wieder im Haus und kam mit zwei Badetüchern für unsere Gäste zurück und drückte jedem eines davon in die Hand. Alejandro und Jorge verschwanden im Poolhäuschen, um wenige Minuten später mit um die Hüfte gebundenen Badetüchern wieder zurückzukehren.

Gemeinsam kamen sie zu uns zu den Liegen und setzten sich ans Fußende unserer Doppelliege. Alejandro erklärte, dass sie ei­gent­­lich nur kurz nach uns sehen wollten, von Mutter aber überredet wurden zu bleiben und den restlichen Nachmittag mit uns zu verbringen, wenn sie nichts anderes vorhätten.

Als Mutter erklärte, dass bei uns heute Nacktbaden angesagt sei, wollte Jorge kneifen und sofort wieder verschwinden. Mit Mutters Hilfe hätten sie ihn aber überzeugen können zu bleiben.

Ich lachte und fragte: „Hat er Angst davor, dass ihm einer etwas wegschauen könnte, oder eher eine grundsätzliche Abneigung gegen nackt zu baden?“

„Weder noch, wir waren beide schon mehrmals an den zugelassenen Stränden beim hüllenlosen Baden. Wenn ich das richtig ver­standen habe, beruht es eher auf der Tatsache, dass Mutter die Ein­ladung zum Nacktbaden in eurem Garten ausgesprochen hat. Außerdem hatte ich ihm doch erzählt, dass ich bei meiner letzten Poolpflege euch beide völlig unbekleidet im Garten vorgefunden habe.“

Alejandro unterhielt sich mit Jorge, wobei ich das meiste, in Ermangelung ausreichender Sprach­kenntnisse, nicht verstanden habe.

Nachdem die beiden geendet hatten fragte uns Alejandro, wa­rum in der Zwischenzeit unser Urwald unten herum ver­schwunden wäre, da er sich sehr gut daran erinnern könne, dass wir bei unserem ersten aufeinandertreffen, dort noch andere Verhältnisse herrschten. Ich erzählte ihnen kurz wie es dazu gekommen sei und dass wir von Marcus und Philipp dabei hereingelegt wurden.

Während er alles für seinen Freund wieder einmal übersetzte, grinste er, danach musste auch Jorge herzlich lachen. Er sagte etwas zu Alejandro, der dann für uns übersetzte, dass Jorge das auch probieren wolle, weil er es an euch beiden so sexy findet.

Ich fragte in die Runde wer Lust habe mit ins Wasser zu kommen, ich wollte mich endlich im Pool erfrischen. Wir gingen hinüber zum Pool und über die Stufen zu den beiden Jungs ins Wasser.

Philipp und Marcus staunten, als wir plötzlich zu viert im Pool bei ihnen aufge­taucht sind. Sie hatten vorher nicht mitbekommen, dass zwischen­zeitlich Besuch eingetroffen war. Sie begrüßten unsere Freunde, wobei sie verwundert feststellten, dass die beiden ebenfalls hüllenlos im Wasser standen.

Jorge grinste, sagte etwas zu Alejandro, der unsere Jungs dann fragte: „Peter hat gesagt, dass ihr die beiden Spezialisten seid, die für die Rodung ihres Urwaldes verant­wortlich sind und Jorge will von ihnen wissen, ob sie ihm da ein paar wertvolle Tipps für die Rasur geben könnten. Er fände das äußerst sexy und würde das ganze sowohl bei sich als auch bei Alejandro aus­probieren wollen.“

Marcus wurde kurz leichenblass im Gesicht und Philipp grinste sich einen ab. Thomas, der bisher das Ganze ohne eine Anmerkung oder einen Kommentar verfolgt hatte, nutze Marcus Schock, um sich an ihm zu rächen. Er schlug vor, dass Marcus und Philipp sich doch noch einmal als begnadete Intimfriseure betätigen könnten.

Jetzt wurde auch Philipp bleich im Gesicht, erkannte scheinbar doch schnell, dass Thomas wieder einmal zugeschlagen hatte. Er fing zu lachen an, schaute zu seinem Marcus und erklärte Alejandro, dass die Dienste als Intimfriseure nicht ganz billig seien. Darüber lachten wir jetzt alle.

Alejandro kletterte schnell aus dem Wasser und holte einen Ball aus dem Poolhäuschen und warf ihn ins Wasser mit den Worten: „Lasst uns ein wenig Wasserball spielen, wobei wir hier nicht auf Tore werfen, sondern jede Mannschaft den Ball immer möglichst lange in den eigenen Reihen halten sollte. Er schlug vor, dass er mit Philipp und Thomas das eine Team bilden und ich mit Jorge und Marcus das gegnerische Team seien.

Die Teams waren gleich gut oder gleich schlecht, denn das Ballbesitz­verhältnis gestaltete sich lange Zeit ausgeglichen. Da wir alle ohne Badehosen kämpften, hatte auch keiner die Möglichkeit, durch Herunter­ziehen derselben, dies zu seinem Vorteil auszunutzen. Wir hatten uns gut eine halbe Stunde im Wasser verausgabt als Thomas den Ball wieder an Land warf und meinte, dass langsam seine Kraft nachlasse und wir eine Pause einlegen sollten.

In Windeseile waren Marcus und Philipp aus dem Wasser und besetzten die Doppelliege. Wir Älteren holten unsere Bade­tücher von den Liegen und setzten uns zu meiner Mutter auf die Terrasse. Wir hatten uns kaum gesetzt als sie meinte: „Meinet­wegen hättet ihr euch die Handtücher nicht extra umbinden müssen, ich glaube kaum, dass es etwas zu sehen gibt, was ich nicht schon woanders gesehen habe. Auch, dass du und Thomas unten herum, seit gestern wie zwei Kleinkinder aussehen, ist mir nicht entgangen.“

Ich war sprachlos, Thomas erging es ebenso. Alejandro grinste und sagt zu Mutter: „Jorge und ich spielen mit dem Gedanken, dass wir beide ebenso Kahlschlag betreiben, da Jorge es vorher bei uns gesehen hat und ausgesprochen sexy finde.“

Um sich aus der Affäre zu ziehen, fragte Mutter vorsichtig, ob wir nicht durstig seien. Nachdem ihr keiner antwortete, stand sie einfach auf und ging ins Haus, um Getränke zu holen. Bis Mutter mit den Getränken zurückkam hatte Alejandro Jorge erklärt was er mit Mutter gesprochen habe. Ich war aufgestanden und hatte mein Badetuch entfernt und mich anschließend wieder ohne hingesetzt. Thomas zögerte nicht lange und tat es mir gleich, nur Jorge und Alejandro diskutierten das erst einmal ausführlich aus, bevor sie sich entscheiden konnten, sich uns anzuschließen.

Mutter hatte sich wieder zu uns gesetzt, nachdem alle, bis auf unsere Jungs, ihr Getränk vor sich stehen hatten, fragte ich die beiden, ob sie Lust hätten zum Abendessen zu bleiben, wir hätten genug Vorräte im Haus und würden wieder den Grill anwerfen. Wieder diskutierten die beiden Angesprochenen, bevor sie uns zusagten.

Ohne dass ich es vorher bemerkt hatte, plötzlich standen Marcus und Philipp mit zwei weiteren Stühlen am Tisch und baten uns etwas zusammen­zurücken, damit sie auch noch Platz in der Runde fänden. Mutter hatte vorsorglich mehr Gläser mitgebracht und so schenkten sich die beiden selbst zwei Gläser voll.

Philipp und Marcus freuten sich, dass unsere Freunde zum Essen bleiben wollten, wobei sie dabei den Eindruck vermittelten, als hätten die beiden noch ein kleines Attentat auf Alejandro und Jorge geplant, was sich später bestätigen sollte.

Vorher überzeugte ich jedoch alle noch einmal mit in den Pool zu kommen und eine weitere Runde des speziellen Wasserballspiels zu spie­len. Diesmal wurden die Teams neu gemischt. Alejandro, Marcus und ich bildeten das eine Team, der Rest die andere Mannschaft. Wie vorher gab es keinen wirklichen Sieger, da sich das Ganze wieder relativ ausgeglichen gestaltet hat.

Da wir uns inzwischen alle reichlich verausgabt hatte, setzten wir uns wieder zu Mutter an den Tisch, diesmal ohne unsere Handtücher umzu­binden.

Wir hatten uns etwas erholt, als Mutter erklärte, dass sie jetzt mit den Vorbereitungen fürs Abendessen beginnen wolle. Thomas schaute mich an, wir erklärten den anderen, dass wir ihr bei den Vorbereitungen helfen. Wir holten unsere Badetücher und banden sie um unsere Hüften.

Während Philipp mich angrinste, erklärte er Alejandro, dass sie Beide doch in der Zwischenzeit mit ihnen nach oben ins Bad kommen sollten. Marcus und er hätten vorher beschlossen, die beiden heute ausnahmsweise kostenfrei von ihrem Urwaldgestrüpp zu befreien. Während Alejandro dies Jorge erklärte, kam mein Kopfkino auf volle Touren.

Ich nahm Thomas bei der Hand und schleppte ihn hinter mir her, um uns schnellstens auf andere Gedanken zu bringen. Wie die Jungs mir später erzählten, wirkten Jorge und Alejandro im ersten Augenblick völlig geschockt. Nachdem sie den beiden versprochen hatten, sie dabei nicht zu verletzen, hätten sie endlich eingewilligt.

Wir waren bereits bei Mutter in der Küche und halfen ihr bei den Vorbereitungen und hörten wie die vier ins Haus kamen und nach oben gingen. Ich wusste, dass meine Mutter neugierig war und so erklärte ich ihr, dass die Jungs sich als Holzfäller betätigen wollen und den Urwald von Jorge und Alejandro lichten dürfen, so wie sie es bereits bei uns ausgeführt hatten.

Das Einzige was Mutter darauf erwidert war, dass wohl alle Männer ihr Leben lang sich wie kleine Kinder benehmen würden. Ich befürchte, so wie das betont hatte, dass sie dabei auch meinen Vater damit gemeint hat.

Wir waren mit den Vorbereitungen zum Grillen und Abendessen fast fertig, Thomas hatte be­reits den Grill in Gang gesetzt und den Tisch gedeckt, als ich Mutter mitteilte, dass wir beide jetzt kurz nach oben gehen und uns für den Anlass passend anziehen würden.

Wir klopften an die Badtür und öffneten sie, Marcus und Philipp hatten ihr Werk fast vollendet. Alejandro und Jorge sahen unten herum wie zwei jüngere Geschwister von uns aus. Sie cremten die beiden gerade ein, damit es bei ihnen nicht zu Haut­irritationen kommt, so wie sie es bei uns beiden ebenfalls gemacht hatten. Auch bei den Beiden ging das nicht spurlos vorüber, selbst Marcus und Philipp hatten damit wie auch schon vorgestern zu kämpfen.

Wir forderten sie auf sich zu beeilen, da das Essen inzwischen fast fertig sei und wir nur auf dem Weg sind uns mit angepasster Kleidung zu versorgen. Im Schlafzimmer meinte Thomas zu mir, lange hätten wir nicht mehr im Bad bleiben dürfen, sonst hätte sich sein Fahnenmast ebenfalls in die Senkrechte begeben. Ich gestand ihm gegenüber, dass ich das gleiche Problem habe, aber die beiden hätten in ihrem neuen Look so richtig zum Anbeißen ausgesehen.

Es klopfte an der Tür und Alejandro und Jorge traten mit ihrer Bekleidung in der Hand zu uns ins Schlafzimmer. „Wir dürfen uns doch bei euch anziehen, die Jungs räumen nur noch kurz im Bad alles weg und kommen nach zum Essen.“

Bevor sie ihre Unterwäsche anhatten, meinte Thomas plötzlich: „Ihr Zwei seht mit eurem abgeholzten Urwald so sexy aus, wenn ich nicht schon meinen Peter dafür hätte, könnte ich fast auf den Gedanken kommen, euch beide an seiner Stelle zu vernaschen.“

Alejandro wurde zuerst rot im Gesicht und konterte dann frech: „Das hat heute Nachmittag Jorge schon behauptet, wobei er aber euch beide vernaschen wollte.“ Frech erklärte ich „Wollen wir doch mal schauen, wer hier am Ende, wen vernascht.“

Jetzt war Thomas derjenige, der sich fast in eine Tomate ver­wan­delte, dass ich so etwas sagen würde, damit hatte er sicher nicht gerechnet. Er schaute mich an, wohl um festzustellen, ob ich das jetzt ernst gemeint hätte oder ihn auf den Arm nehmen wollte. Ich hatte vorsichtshalber mein Pokerface ausgesetzt, um ihm noch mehr zu verwirren. Ich beschloss, das ganze später mit ihm zu klären, wenn wir beide uns unter vier Augen dazu unterhalten konnten.

Angezogen verließen wir unser Schlafzimmer und kehrten zu Mutter auf die Terrasse zurück. Sie hatte zwischenzeitlich alles heraus­getragen und saß wieder auf ihrem Stuhl. Thomas ging gleich zum Grill und legte die ersten Fleischstücke und etliche Würstchen auf. Jorge, Alejandro und ich setzten uns zu Mutter an den Tisch und jeder schenkten sich ein Glas Wein ein.

Wenige Minuten nach uns tauchten auch Philipp und Marcus in angemessener Kleidung auf und setzten sich zu uns. Thomas meinte, die ersten Sachen sind bereits fertig, wer Hunger hat, soll zu ihm kommen und wählen. Ich griff nach Mutters Teller und fragte was ich ihr bringen solle. Sie meinte nur, dass alles sehr lecker aus­sehe und ihr das im Grunde genommen egal sei. Thomas legte für Mutter ein kleineres Fleischstück und zwei kleine Würstchen auf den Teller, den ich ihr an den Tisch brachte und vor ihr abstellte.

Gleichzeitig schnappte ich mir meinen Teller und stellte mich hinter Marcus in die Reihe. Bei Jorge und Alejandro hatte Thomas bereits die Teller beladen und die beiden gingen zum Tisch zurück. Während Philipp und Marcus ihre Portion erhielten ging ich wieder zum Tisch zurück und holte noch den Teller von Thomas, den ich im Eifer des Gefechts völlig vergessen hatte.

Nachdem er auch unsere Teller mit Fleisch und Würstchen bestückt hatte, setzten wir uns gemeinsam zu den anderen am Tisch und die Fütterung der ausgehungerten wirkenden Meute konnte be­gin­nen, diesmal stimmte es sogar, denn wir hatten uns im Laufe des Nachmittags bei unseren sportlichen Aktivitäten reichlich veraus­gabt.

Der gemütliche Abend auf der Terrasse endete damit, dass Alejandro und Jorge erklärten, dass es langsam Zeit werde, endlich nach Hause zu fahren. Bevor sie aufbrachen, erklärte uns Alejandro noch den wirklichen Grund ihres Besuches. Sie wollten von uns wissen, ob es von ihrer Seite eine unverschämte Forderung sei, wenn sie an Vaters Beerdigung teilnehmen möchten.

Ich überlegte kurz und erklärte ihnen: „Wenn der Tag gekommen ist, würden wir uns freuen, wenn unsere neu gewonnenen Freunde, die Trauer mit uns teilen wollen. Ihr seid herzlich eingeladen uns in Deutschland zu besuchen und an Vaters Begräbnis teilzunehmen. Ihr könnt in dieser Zeit in unserem Gästezimmer übernachten.“

Später, wir lagen bereits im Bett und Thomas hatte sich an mich angekuschelt, unterhielten wir uns über meine freche Anmer­kung, hinsichtlich des Vernaschens am frühen Abend, ohne jedoch eine Einigung zu erzielen.

 

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